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Magazin für Destinationsmarketing in Südtirol JULI / AUGUST / SEPTEMBER 2012 In caso di mancato recapito restituire al CPO di Bolzano - Bei nicht erfolgter Zustellung wird das Magazin an das OZP Bozen geliefert - Poste Italiane S.P.A. – Spedizione in A.B. – 70% NE/BZ, Tassa Pagata/Taxe Perçue AUF DIE BERGE, FERTIG, LOS! Wie Südtirol mit und von den steinernen Riesen lebt

M03-Magazin für Destinationsmarketing in Südtirol

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Suedtirol Marketing Destination Magazin

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Magazin für Destinationsmarketing in SüdtirolJ U L I / A U G U S T / S E P T E M B E R 2 0 1 2

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AUF DIE BERGE,FERTIG, LOS!

Wie Südtirol mit und von den steinernen Riesen lebt

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Dreitausender-Gipfel mit eigenem Namen ragen in den Südtiroler Himmel

» In ganz Österreich werden 973 Dreitausender gezählt. (Quellen: Hanspaul Menara / www.dreitausender.at)

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Südtirol kann hoch hinausDie Berge. Erhaben, majestätisch und beschützend wirken sie auf die einen, ein-engend, bedrohlich und schroff auf die anderen. Die Südtiroler haben von alters her gelernt, mit dem Wechsel von Höhe, Steilheit und Ebene umzugehen. Sie haben Fertigkeiten entwickelt, die anderswo nicht lebensnotwendig waren. Fer-tigkeiten, wie den Transport von Waren von unten nach oben zu manövrieren und umgekehrt, Fertigkeiten, auch kargen Böden noch etwas abzugewinnen, aus weni-gen und einfachen Zutaten nahrhafte Speisen herzustellen, Wasserkraft zu nut-zen und mit den oft extremen Wetterverhältnissen umzugehen.

Wer in den Bergen lebt, lebt nicht nur mit ihnen, sondern auch von ihnen. Der Tourismus in Südtirol mit knapp sechs Millionen Urlaubern im Jahr ist ein Bei-spiel dafür. Aber nicht nur. Südtirols alpine Kompetenz zunutze gemacht haben sich Südtiroler Unternehmen, die Seilbahnen, Pistenfahrzeuge und Beschnei-ungsanlagen bauen. Einige davon gehören in diesen Bereichen inzwischen zur Weltmarktspitze. Wir sind Meister in hangsicherer, stabiler Bauweise geworden. In den abfließenden Wassermengen liegt dank der gebirgigen Landschaft ein be-sonders hohes Energiepotential, das durch Wasserkraftwerke schon seit Langem genutzt wird.

Studien machen deutlich: 2050 werden mehr Menschen in Städten als auf dem Land leben. Die Folge: Eine immer größere Sehnsucht nach Natur und nach dem Erfahrungsaustausch mit Menschen, die in Naturlandschaften leben. Was das für Südtirol bedeutet? Eine echte Chance, wenn wir unsere Stärken ausbauen und gut vermitteln können. Bereits die britischen Alpinisten bezeichneten die Alpen als

„playground of Europe“. Eine gute Weiterentwicklung dieses einzigartigen Le-bensraums inmitten der Berge mit seinen unverwechselbaren mediterranen Ak-zenten ist unsere Verantwortung für die Zukunft.

Christoph Engl, SMG-Direktor

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NEUE ENERGIEN27.-29.09.12

AUTONOME PROVINZ

BOZEN - SÜDTIROL

Abteilung für Innovation

PROVINCIA AUTONOMA

DI BOLZANO - ALTO ADIGE

Ripartizione Innovazione

LANGE NACHT DER FORSCHUNG28.09.2012

ww

w.cu

rsiv

a.it

Stiftung für Forschung und Innovation

Fondazione per la Ricerca Scienti�ca e l’Innovazione

Unter der Schirm-herrschaft von

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Inhalt

BLS – Business Location Südtirol A.G., Dompassage 15, 39100 Bozen EOS – Export Organisation Südtirol, Südtiroler Straße 60, 39100 Bozen SMG – Südtirol Marketing K.A.G, Pfarrplatz 11, 39100 Bozen TIS – innovation park, Siemensstraße 19, 39100 Bozen

Verantwortlicher für den Inhalt: Reinhold Marsoner | Chefredaktion: Barbara Prugger | Redaktion: Maria C. De Paoli, Bettina König, Eva Pichler, Barbara Platzer, Cäcilia Seehauser, Gabriela Zeitler Plattner | Koordination: Ruth Torggler | Layout: Lukas Nagler | Design-Consult: Arne Kluge | Fotografie: Frieder Blickle, Ivo Corrà, Alex Filz, iStockfoto, Max Lautenschläger, Marco Marrè – Studio 29 | Illustration: Paolo D'Altan | Druckvorstufe: typoplus GmbH, Bozner Straße 57, 39057 Frangart | Druck: Karo Druck KG, Pillhof 25, 39057 Frangart | Zur Abbestellung dieses kostenlosen Magazins genügt eine E-Mail mit genauer Adressangabe an [email protected] | Eintragung beim Landesgericht Bozen Nr. 7/2005 vom 9. Mai 2005

TITEL: Berg & alpin

8 Zwischen Himmel und ErdeÜber Südtirols Bergkultur und die Kompetenzen, von denen die Wirtschaft profitiert.

14 Ausrüstung gestern und heuteImmer dünner und leichter heißt die Devise.

16 Wie ein VerlangenDer Extrembergsteiger Simon Gietl über die Faszination der Berge und die eigene Angst.

18 Zu wenig Mut zum BergImmer mehr Menschen zieht es in die Kletterhallen. Technik statt Abenteuer.

20 Im Bann der BergeÜber Menschen, die Südtirol als Wahlheimat auserkoren haben. Der Berge wegen.

24 Abenteuer Berg, Abenteuer FilmDas Spektrum der Bergfilme ist weit. Südtirol war und ist beliebter Drehort.

MARKETING

26 Arbeiten im Urlaubsparadies Südtirol ist auf hochqualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland angewiesen und hat dabei gute Karten.

28 Internationales NetzwerkDie Plattform alpitecture schafft internationalen Wis-senstransfer zwischen Technikern und Architekten.

32 Gut gebadet Heu-, Mineralwasser- und Latschenbäder berei- chern das Angebot in Südtiroler Wellnesshotels.

34 Gute Verbindungen suchen Strategische Produktentwicklung ist für die Weiter- entwicklung einer Destination überlebenswichtig.

Rubriken

6 mailbox 7 made in südtirol22 blick über den tellerrand25 meinung30 menschen 36 im visier der medien38 marktplatz

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delle. Im Rahmen des Festivals organi-siert die BLS ein Symposium zum Thema Standort, wo es um die Fragen geht, wie man einen erfolgreichen Standort für die Zukunft entwickelt, was er leisten muss und welche Art von Innovations-standort Südtirol werden soll. Mitdisku-tieren ist erwünscht. Am 28. September findet außerdem die Lange Nacht der Forschung statt, bei der die Bozner For-schungseinrichtungen und Denkwerk-stätten ihre Tore öffnen – und überall heißt es: „Anfassen ist erlaubt!“www.innovationfestival.bz.it

NETZWERKEN ONLINEServiceorientiertes BLS-Portal

STANDORT. Südtirols größte Daten-bank für Gewerbeliegenschaften ist seit Mai 2010 eine verlässliche Anlaufstelle für alle, die auf der Suche nach einer Ge-werbeliegenschaft im Lande sind. Inte-ressenten bekommen dort unkompli-ziert und kostenfrei einen Überblick über verfügbare Liegenschaften und können so genau jenes Areal finden, das auf ihre Bedürfnisse zugeschnit-ten ist. Seit Kurzem zeigt sich das BLS-Portal im neuen Kleid und kommt durch die vereinfachte Nut-zerführung seinen Usern entgegen: Über eine klar strukturierte Startsei-te können Interessierte die Kriterien für die ideale Liegenschaft eingeben und werden dann zu den entsprechen-den Angeboten weitergeleitet. Eine enge Kooperation mit Bauunterneh-mern und Immobilienmaklern garan-

HOCH LEBE WEISSES GOLDSüdtiroler Milchfest 2012

MARKETING. Die alpine und subalpine Landschaft Südtirols schafft beste Vor-aussetzungen für die Herstellung quali-tativ hochwertiger Milch und Milchpro-dukte. 6.000 Bauern mit über 1.500 Al-men und saftigen Wiesen in gesunder Bergluft produzieren tagtäglich das

„weiße Gold“ der Alpen. Alle zwei Jahre wird der kostbare Rohstoff gefeiert. Am 25. und 26. August stehen auf den safti-gen Weiden und den sonnenverwöhn-ten Almwiesen des uralten Almdorfes auf der Fane Alm in Vals/Mühlbach Spaß, Unterhaltung und vor allem umfangrei-che Information zum wertvollen Südti-roler Qualitätsprodukt im Mittelpunkt. Das Südtiroler Milchfest 2012 bietet zwei aufregende Milchwandertage für die ganze Familie. www.milchfest.it

ANFASSEN ERLAUBTInnovation Festival Bozen 2012

INNOVATION. Südtirol ist mehr als Speck und Berge, und der Beweis dafür wird vom 27. bis 29. September erbracht. Beim Innovation Festival Bolzano-Bo-zen geben sich Top-Referenten aus dem Innovationsbereich die Klinke in die Hand. Die Besucher erwartet rund um den Waltherplatz ein interaktives Pro-gramm zum Thema Neue Energien. Über neue Formen der Energiegewin-nung wird ebenso diskutiert und ge-brainstormt wie über neue Businessmo-

tiert einen noch besseren Überblick über den Südtiroler Gewerbeimmobili-en-Markt. Mehr als 250 Gewerbeimmo-bilien mit einer Gesamtfläche von fast 910.000 Quadratmetern sind derzeit im Liegenschaftsportal verfügbar. www.bls.info/liegenschaftsportal

TREND: PARTIZIPATIONTagungen auf der Messe Hotel 2012

MARKETING. Die SMG organisiert ge-meinsam mit der Messe Bozen, dem HGV und der HGJ zwei Tagungen im Rahmen der Messe Hotel 2012 , die vom 22. bis 25. Oktober stattfindet. Auf dem

„Social Media Forum 2012: Die Revoluti-on geht weiter“ dreht sich alles um Mar-keting im Web und bei „Kultur – Land-schaft – Bauen“ steht die Architektur im Mittelpunkt. Der Schweizer Architekt Gion A. Caminada spricht über den Stel-lenwert des Standorts, über Atmosphä-re und die richtige Anwendung von regi-onalen Materialien in der Architektur. Die italienische Journalistin Mafe de Baggis berichtet von ihren Erfahrungen als Bloggerin und liefert nützliche Web-tipps. Unterschiedlicher könnten die Thematiken der Tagungen nicht sein. Und doch kommen beide um einen sich abzuzeichnenden Trend nicht herum: Partizipation heißt das neue Schlagwort, das in beiden Branchen künftig immer wichtiger sein wird. Eine gekonnte Ge-staltung von Bauten in der Landschaft und der rechte Umgang mit Web 2.0 stellen Erfolgsfaktoren für Südtirol dar.www.smg.bz.it/de/messehotel

(gzp)

Ein Fest für die ganze Familie: das Milchfest auf der Fane Alm in Vals

Kommunikation 2012: Gut vernetzt und rasant schnell

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M A I L B OX

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Holz mit Seele: Mit seinen Skulpturen und Porträts beweist der Grödner Bildhauer Aron Demetz, dass Holz sich nicht nur für sakrale Kunst eignet, sondern sehr viel mehr kann: Leben einhauchen etwa. Besonderen Erfolg verzeichnet der Künstler mit Harzskulpturen, die auf der 53. Biennale von Venedig 2009 zu sehen waren. Andere Objekte, die das Lebendige des Baumes hervorbringen, stellte der Künstler in diesem Frühjahr im macro in Rom aus. Seit Jahren experimentiert Aron Demetz mit dem natürlichen Rohstoff und fügt Harze als Ausdruck für das Hei-lende hinzu und Pilze als Sinnbild für Krankheit. Die menschli-che Figur und das Keimen von Leben und Hoffnung, der Zerfall und die Erneuerung stehen dabei immer im Vordergrund. www.arondemetz.it

Bildhauer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aron Demetz, St. UlrichBesonderheit . . . . . . . . . . . Unkonventionelle Verarbeitung von HolzInhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Mensch und seine Vergänglichkeit

Objekt: Skulpturen aus HolzS T E C K B R I E F

M A D E I N S Ü DT I RO L

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zur Arbeit. Und damit fährt auch der Tierarzt, wenn es einen Notfall gibt.“ Al-bert Gamper kann sich aber auch noch an die Zeit vor dem Dieselmotor erin-nern. „Damals fuhren die Materialbah-nen bei uns hier mit Gegengewicht. Auf der einen Seite wurde Mist oder Holz auf-geladen, auf der anderen Wasser ,ge-tankt‘ – und schon ging es los.“

Kompetenzen genutzt

Mit 24 Streckenstützen und einer För-derleistung von 3.200 Kilogramm, mit Zehnergondeln und beheizten Ledersit-zen verbindet die neue Seilbahn Ried den Zugbahnhof von Percha mit dem Gipfel des Kronplatzes. Seit der Winter-saison 2011/12 ermöglicht das groß an-gelegte Projekt der Kronplatz AG das di-rekte Umsteigen der Skitouristen vom Zug in die Gondel. Umgesetzt wurde die Idee der Betreibergesellschaft von Leit-ner ropeways. Als Firmengründer Gabri-el Leitner um 1888 seine Werkstatt in Sterzing eröffnete, baute der gelernte Mechaniker neben Landmaschinen und Turbinen auch Materialseilbahnen wie sie damals wohl auch auf dem Gfallhof und auf vielen anderen Südtiroler Berg-bauernhöfen zu finden waren. 124 Jahre später zählt die Leitner AG zu den

Morgens um acht Uhr steht die frisch gemolkene Milch des Schnalser Gfall-hofes bereits an der Land-

straße – Winter wie Sommer, an sieben Tagen in der Woche. „Früher musste sie sogar schon um sechs Uhr bereit sein“, sagt Bauer Albert Gamper. „Damals nahm sie der Milcher auf seiner Hin-, heute hingegen auf der Rückfahrt mit.“ Die Kannen haben (Straßen-)Seite ge-wechselt, wofür allerdings auch die hof-eigene Materialseilbahn um einige Me-ter verlängert werden musste. „Die hat mein Vater Mitte der 50er-Jahre gebaut“, erzählt Gamper. „Früher wurde der Mo-tor allerdings mit Diesel, heute wird er mit Strom angetrieben.“ Ohne die Anla-ge wäre eine Milchproduktion auf dem 700 Jahre alten Bergbauernhof gar nicht möglich. Wie ein Adlerhorst liegt die Hofstelle auf 1.840 Metern hoch über Unsere Frau in Schnals. „Bis zu uns her-auf führt nur eine steile Forststraße, die im Winter wegen Lawinengefahr oft ge-schlossen werden muss“, sagt Gamper. Die Materialseilbahn war viele Jahre lang die einzige Möglichkeit, die Milch täglich frisch ins Tal zu befördern. Mitt-lerweile hat sich Familie Gamper auch eine kleine Personenseilbahn gebaut.

„Damit fahren die Kinder zur Schule und

„Der Berg hat die Menschen gezwungen, eine eigenständige Kultur zu entwickeln“, sagt Reinhold Messner. Eine Bergkultur und vor allem Kompetenzen, von denen die Wirtschaft gerade heute profitiert.

Text: Maria Cristina De PaoliIllustration: Paolo D'Altan

ZWISCHEN HIMMEL UND ERDE

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Nicht nur „getestet“, sondern in den Bergen produziert wird in Südtirol die Milch. Sie ist nach wie vor die Hauptein-nahmequelle vieler Bergbauernhöfe. Landesweit gibt es an die 6.000 Milch-bauern und 75.000 Milchkühe. Jährlich produzieren sie über 360 Millionen Kilo-gramm Milch. „Die Milchproduktion hat sich nach und nach vom Talboden in die Berge zurückgezogen“, sagt Anne-marie Kaser, Direktorin des Südtiroler Sennereiverbandes. „Dass unsere Milch fast ausschließlich von Höfen stammt, die auf über 1.000 Metern Meereshöhe liegen, ist ein unumstrittener Qualitäts-vorsprung, der in der Kommunikation auch berücksichtigt wird.“

Spirituelle Bedeutung

Allen Kulturen der Welt, so verschieden sie auch sein mögen, ist die Ehrfurcht vor der Größe der Schöpfung gemeinsam. Die Berge spielen dabei eine ganz beson-dere Rolle. Jahrzehntelang haben die Ab-origines in Australien um die Kontrolle über den Ayers Rock gekämpft. Der Fels-riese im geografischen Zentrum des Lan-des ist den Ureinwohnern heilig. Für mehr als eine Milliarde Buddhisten und Hindus auf der Welt ist hingegen der Kai-lash im Westen Tibets das Zentrum des Universums. Die Umrundung des Berges soll von den Sünden erlösen. Dabei um-gehen die Buddhisten den Kailash im Uhrzeigersinn, die Hindus in entgegen-gesetzter Richtung. „Ich schreibe derzeit an einem Buch über die heiligen Berge“, verrät Extrembergsteiger Reinhold Mess-ner. „In den vergangenen zehn Jahren habe ich weltweit die wichtigsten be-sucht und – soweit erlaubt – auch bestie-

weltweiten Marktführern für Seilbahn-technik. „Es ist wohl kein Zufall, dass die beiden stärksten Akteure auf diesem Sektor, Leitner und Doppelmayr, aus Südtirol bzw. Vorarlberg kommen“, ant-wortet Maurizio Todesco von der Leitner Gruppe auf die Frage nach der Bedeu-tung des Standortes und der Nähe zu den Bergen für das Unternehmen. „Leitner hat in der Nachkriegszeit auch von den Entwicklungen im Bergtourismus profi-tiert.“ Der erste Leitner-Lift wurde 1947 in Corvara gebaut. Inzwischen haben sich die Sterzinger auch in anderen Sek-toren etabliert, wobei der größte Zu-wachs in Zukunft im urbanen Kontext erwartet wird. Der Anteil der Bergseil-bahnen liege aber noch immer bei 80 Prozent des gesamten Bahngeschäftes, so Todesco.

Ähnliches berichtet auch Patrizia Pir-cher von TechnoAlpin in Bozen. Das Vor-zeigeunternehmen, das sich auf Be-schneiungstechniken spezialisiert hat, wurde 1990 gegründet. 2011 haben die 300 Mitarbeiter einen Umsatz von 100 Millionen Euro erwirtschaftet. Weltweit verfügt TechnoAlpin über 25 Niederlas-sungen und Handelspartner. „Produziert wird allerdings in Südtirol“, so Pircher. Denn einen guten Ingenieur finde man anderswo auch. Jemanden zu finden, der sich in den Bergen auskennt, sei jedoch viel schwieriger. „TechnoAlpin würde es ohne die heimischen Mitarbeiter und die Nähe zum Kernmarkt in dieser Form gar nicht geben.“ Seit Jahren kooperiert das Unternehmen mit Skigebieten in der Umgebung. „Hier sind unsere Kunden der ersten Stunde, und wir können so un-sere neuen Produkte testen“, sagt Pir-cher.

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gen. Das war mir aber gar nicht so wichtig. Vielmehr wollte ich erfahren, warum die Menschen seit Generationen eine Heilig-keit in diese Berge hineinleben.“

Die Verehrung der Berge ist auch in unseren westlichen Kulturen stark prä-sent. Die alten Griechen vermuteten ihre Götter auf dem Gipfel des Olymps. Moses musste auf den Berg Sinai steigen, um die Zehn Gebote von Gott zu bekommen, und Jesus verbrachte seine letzte Nacht am Ölberg. Keine Ausnahme sind da die Alpen. Viele der schmucken Kirchen und Kapellen, die heute auf Anhöhen und Hochplateaus stehen, wurden anstelle heidnischer Tempel gebaut. Diese wie-derum waren auf rätischen Kultstätten errichtet worden. Auch die zahlreichen Sagen rund um die Dolomiten tunken die „bleichen Berge“ in ein magisch-mys-tisches Licht. Sie erzählen von rachsüch-tigen Hexen und „zwiederen“ Männlein, von Zwergenkönigen und irrenden See-len. „Die Sagen sind der Versuch, be-stimmte Ereignisse und Phänomene zu erklären und die Angst vor den Bergen zu beschwören“, sagt die Bozner Sagenfor-scherin und Publizistin Brunamaria Dal Lago Veneri. In den Bergen zu leben be-deutete früher – vor allem in den Winter-monaten – Hunger und Armut. Dabei waren die Berge gleichsam Segen und Verderben. Hier entsprang das lebens-notwendige Wasser, das sich aber ur-plötzlich in tödliche Gefahr verwandeln konnte: Überschwemmungen, Stein-schläge und Lawinen vernichteten Exi-stenzen und Ernten.

Einzigartige Bergkultur

„Die harten Lebensbedingungen in den Bergen haben die Menschen gezwun-gen, eine eigenständige Kultur zu entwi-ckeln“, sagt Reinhold Messner. „Oben in den Bergen haben die Leute sehr viel länger als Selbstversorger gelebt als in den Städten. Sie waren völlig für sich verantwortlich.“ Und obwohl in Tibet Yaks und in Südtirol Ziegen, Schafe oder Rinder gehalten, obwohl hier Kartoffeln und dort Hirse angebaut werden, sei die Bergkultur weltweit ähnlich. „Überall haben die Menschen dieselbe Methode entwickelt, Butter zu schlagen oder den Boden zu bearbeiten.“ Leicht erkenn-bar sind die Analogien im jüngsten der

fünf Messner Mountain Museen, im Ripa in Bruneck. „Dort erzähle ich nichts anderes als die verschiedenen Bergkulturen, indem ich die Besucher in das Innere der Häuser schauen lasse“, so Messner. „Mich interessiert der Mensch, der in den Bergen lebt und überlebt – und zwar mindestens ebenso wie der Alpinist, der auf die Berge hin-aufsteigt.“ Immerhin habe sich die Bergkultur in rund 10000 Jahren entwi-ckelt, während der moderne Alpinis-mus knapp 250 Jahre alt ist.

Denn die großen Berge wurden erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts er-obert. Franzosen und Engländer folgten als erste ihrem Lockruf. Angeheizt durch ihre Heldentaten und die damit verbun-denen Sensationsmeldungen in der Presse machte der Bergtourismus seine ersten Gehversuche. Auch in Südtirol, wo der rasche Aufschwung nicht zuletzt der Intuition und dem Pioniergeist le-gendärer Wirte, Bergführer und Alpinis-ten zu verdanken war. Eine Persönlich-keit für alle: Schon früh erkannte Emma Hellenstainer, die Adlerwirtin in Nieder-dorf, die Bedeutung des erwachenden Alpinismus für den Fremdenverkehr.

„1869 wurde sie erstes weibliches Mit-glied des Deutschen Alpenvereins“, wie man auf der Homepage des Geschichts-archivs Pragser Wildsee lesen kann. Nie-derdorf war übrigens das einzige Dorf im deutschen Sprachraum, das neben gro-ßen Städten wie Berlin und München als Mitgründersektion dem Deutschen Al-penverein beitrat.

Knapp 150 Jahre später hält der Tou-rismus einen Anteil von 12,4 Prozent an Südtirols Bruttowertschöpfung (Quel-le: Astat, Stand 2008). Wobei die heimi-schen Berge und das enorme Angebot, das um sie herum entstanden ist, als Hauptmagnet für die Destination die-nen. „Wenn man heute im August in den Dolomiten unterwegs ist, merkt man so richtig, wie sehr sich der Berg-tourismus zum Massenphänomen ent-wickelt hat“, sagt die Sportpsychologin und ehemalige Leistungssportlerin Monika Niederstätter. Ähnliches gelte im Winter für Skifahrer und Skitouren-geher. Niederstätter kritisiert dabei den Druck, der viele zu immer schwierige-ren und risikoreicheren Touren drängt (siehe auch Artikel auf Seite 19). »

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zu lassen. Nur so werden die Menschen auch in 100 oder 1000 Jahren noch die Möglichkeit haben, sich der großen Na-tur zu stellen und die Berge als solche zu erleben.

Aus einer anderen Perspektive beob-achtet Martin Damian vom Vitalpina Ho-tel Cyprianerhof in Tiers die Szene: Die Einstellung vieler Bergtouristen habe sich in den vergangenen Jahren stark ge-ändert. Und zwar zugunsten sanfter Sportarten. „Als wir Mitte der 90er-Jahre das Profil unseres Hauses neu definie-ren wollten, war das Wandern total un-cool.“ Damals lag das Joggen im Trend, wobei Laufgurus das Tempo vorgaben. Nun habe sich der Rhythmus im tägli-chen Leben noch weiter beschleunigt.

„Und immer mehr Menschen brauchen und suchen einen Ausgleich.“ Damians Idee, sein Haus als Wanderhotel zu ver-markten, sei anfänglich belächelt wor-den. „Vor 15 Jahren boten wir eine ge-führte Wanderung pro Woche an.“ Heu-te seien seine Gäste täglich unterwegs.

„Das Wandern hält sie fit. Es macht aber auch ihren Kopf frei. Und nach der Tour muss man keinen loben. Die Belohnung liegt bereits in der Aussicht vom Gipfel und in der Tatsache, es geschafft zu ha-ben.“ Mittlerweile sei, so Damian, auch

„Wer heute unter eine Lawine kommt, ignoriert die Tatsache, dass der Schnee der Schwerkraft unterliegt und früher oder später vom Berg herunterkommt. Das ist ein Naturgesetz“, so Reinhold Messner. „Und wer heute abstürzt, dem passiert es, weil er glaubt, dass der Berg so sicher ist wie eine Kletterhalle.“ Klet-terhallen seien großartig. Sie seien aber reine Infrastrukturen mit genauen Re-geln und einem Verantwortlichen für die Sicherheit. „Da kann ich losklettern und auch hinunterfallen.“ Es passiere nicht viel. Und es sei auch immer lustig. „Die Natur ist aber nicht lustig. Im Gebirge kann ich klettern, wie ich will – ohne Re-geln und ohne eine genaue ,Straßenver-kehrsordnung‘. Dafür darf ich mir aber keinen Fehler erlauben und muss als Bergsteiger die gesamte Verantwortung übernehmen. Früher war das ganz selbstverständlich, heute nicht mehr.“ Es sei allerdings ein enormer Fehler, die Berge zu Infrastrukturen „aufzumotzen“ und ihnen ihre Gefahren zu nehmen.

„Denn dann sind es kein Berge mehr, son-dern Attrappen.“ Messner appelliert an die alpinen Vereine, besser über die Un-terschiede zwischen Kletterhallen und Gebirge aufzuklären. Er fordert aber auch auf, die Berge nach oben hin wild

das Verhältnis zu den Bergführern wie-der gut. „Sie sahen uns anfänglich als Konkurrenz, dabei ergänzen wir uns doch bestens.“ Überrascht ist der Tierser Hotelier auch über die Kondition und die Kompetenz der Urlauber. „Früher sind sie über jeden Stein gestolpert, heu-te sind selbst anspruchsvollere Touren kein Problem mehr.“

Dolomiten als Weltnaturerbe

Am 26. Juni 2009 hat die UNESCO Teile der Dolomiten zum Weltnaturerbe er-klärt. Der Prozess, der zu dieser hohen Anerkennung geführt hat, habe in Südti-rol jedoch bereits 30 Jahre früher mit der Ausweisung der einzelnen Naturparks begonnen, sagt Roland Dallagiacoma, langjähriger Leiter der Landesabteilung Natur und Landschaft und nun Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Stif-tung Dolomiten UNESCO, die das Erbe künftig „verwalten“ soll. „Grundvoraus-setzung für ein Weltnaturerbe ist die Be-schaffenheit des Gebietes. Und die Dolo-miten haben zweifelsohne Weltqualität. Darüber hinaus ist der gesicherte Schutz entscheidend.“ Das neue Prädikat wür-de diesen Schutz nun auch noch interna-tional verankern und die Dolomiten

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S I C H E R H E I T E X P O R T I E R E N S Ü D T I R O L E R B E R G R E T T U N G

Ende Februar war eine heimische Delegation in Peking, anschlie-ßend ging es weiter nach Südkorea, im März haben sich US-Exper-ten vor Ort informiert und im April kam sogar eine Gruppe aus Sü-damerika nach Bozen: Das Know-how der Südtiroler Bergretter ist zum Exportgut avanciert. „200 Jahre Bergtourismus und über 60 Jahre organisierte Bergrettung bedeuten viel Erfahrung und viel Wissen“, sagt Sebastian Mayrgündter, Manager des Clusters Zivil-schutz & Alpine Sicherheit im TIS innovation park. „In Südtirol wurden Kompetenzen aufgebaut, die selbst für etablierte, aber vor allem für aufstrebende Märkte wie Asien interessant sind. Dort fangen sie erst jetzt damit an.“ Bei ihrem jüngsten Besuch in China hätten die heimischen Bergretter sämtliche Themen angeschnit-ten – von der medizinischen Versorgung an der Unfallstelle über die Bergung bis hin zum Abtransport. „Außerdem wurde eine Lift-evakuierung simuliert, und zwar mit einem System, das vom Berg-rettungsdienst im Alpenverein entwickelt wurde.“ Südtirols Bergretter machen Schule. Die Wege und Pisten sind fast lückenlos beschildert. „Auch deshalb genießt unser Land Som-mer wie Winter den Ruf einer sicheren Destination“, sagt Mayr-

gündter. „Das Erlebnis Berg kann hier trotz Massentourismus ge-nossen werden.“ Dennoch gibt es immer noch Aufholbedarf: „Vor allem bei der Sensibilisierung jener Menschen, die über wenig Wis-sen und eine falsche Selbsteinschätzung verfügen“, so der Cluster-Manager. „Ich denke da an die klassischen Pilzesammler oder an die vielen Wanderer, die sich oft mehr zumuten als sie imstande sind.“ Immerhin seien extreme Situationen in Südtirol relativ sel-ten. Das Gros der Einsätze gelte Unfällen von Freizeitsportlern. Dass sich die Investitionen in die Prävention lohnen, das beweisen die Statistiken. Demnach liegt für Unfälle am Berg das Kostenver-hältnis zwischen Vorbeugung und Schadensbehebung bei 1:8. „Für jeden Euro, den wir in die Prävention stecken, könnten bis zu acht Euro für Folgekosten eingespart werden“, erklärt Mayrgündter. Abschließend noch einige Eckdaten zur Bergrettung in Südti-rol: Der Bergrettungsdienst im Alpenverein unterhält landesweit 34 Rettungsstellen. Weitere 22 Rettungsstellen werden von der Südtiroler Berg- und Höhlenrettung betrieben. Die insgesamt 2.600 Mitglieder bewältigen jährlich über 2.600 Einsätze. Beglei-tet und unterstützt werden sie dabei von 66 Suchhunden. Die Lan-desflugrettung ist mit zwei Hubschraubern ausgestattet. In der Hochsaison, also im Winter und im Sommer, kommt auch der He-likopter vom Aiut Alpin Dolomites dazu.

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hütten verfallen lassen, wird auch der Tourismus einbrechen.“

Zum Glück, möchte man sagen, gibt es in Südtirol immer noch Orte, in denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint und die als solche auch geschätzt wer-den. Seit einigen Jahren hat sich auch der Gfallhof in Schnals für Urlaub auf dem Bauernhof eingerichtet. Das Ange-bot kommt gut an. Die beiden Ferien-wohnungen und das kleine Gästehaus werden im Sommer und Herbst vermie-tet. „Allerdings nur so lange, bis zu viel Schnee liegt und die Straße gesperrt wer-den muss“, sagt Albert Gamper. Im Früh-ling hänge das Geschäft von der Witte-rung ab. „Da kann es dann schon passie-ren, dass wir kurzfristig doch noch eine Zusage machen können, weil die Lawi-nengefahr nachlässt und der Forstweg wieder sicher ist.“

dem Risiko kurzfristiger politischer Ent-scheidungen entziehen. Aus wirtschaft-licher Sicht dürfte vor allem der Touris-mus profitieren, wobei auch neue Gäste-schichten zu erwarten sind. „Weltweit spricht man von einem sogenannten UNESCO-Tourismus“, so Dallagiacoma. Die Stiftung, die von den Provinzen Bo-zen, Trient, Belluno, Pordenone und Udine getragen wird, müsse nun die Schutzinhalte definieren und die Sensi-bilisierungsarbeit sowie die wissen-schaftliche Tätigkeit vorantreiben. Et-was mehr Mut fordert Dellagiacoma bei einer Verkehrsberuhigung auf den Dolo-mitenstraßen bzw. bei einer Lösung für die Pässe. „Die Erfahrung zeigt uns, dass dieser Weg der richtige ist. Auch wenn sich viele dagegen sträuben.“ Auf der Seiser Alm oder der Plätzwiese sei die Stimmung anfänglich ebenso schlecht gewesen. „Und heute würde keiner mehr auf die Verkehrseinschränkungen ver-zichten.“

Appell an Touristiker

Auch Reinhold Messner ermahnt Politi-ker und Touristiker. Dabei unterschei-det er zwischen Natur- und Kulturland-schaft: „Dort, wo nichts herunterzuho-len ist, dürfen keine Infrastrukturen entstehen.“ Dort, wo der Mensch seit Ge-nerationen wirtschaftet, sollte er aller-dings auch weiterhin wirtschaften kön-nen. „Die Bergbauernkultur, die in Süd-tirol noch so sichtbar ist, die schönen Einödhöfe, die gemähten Wiesen, die landwirtschaftlichen Gründe, die zwi-schen der Talsohle und den Felsen lie-gen, sind für den Bergtourismus min-destens so wertvoll und wichtig wie die Berge selbst. Wenn also unsere Bauern ihre Höfe und den Berg verlassen, wenn sie die Wiesen zuwachsen und die Alm-

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Ausrüstung heute

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T I T E L : BERG & ALPIN | Infografik

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Für den Berg gerüstet

Während in Sachen Bergsport und Alpinismus heute in erster Linie Funktionskleidung und damit High-Tech-Materialien mit modi-schen Schnitten zum Einsatz kommen, erfüllten vor nicht einmal 30 Jahren Naturfasern wie Leinen, Filz, Wolle oder Loden ihren Zweck. Komfort spielte dabei eine untergeordnete Rolle – wer hinauf wollte, musste besonders bei Wind, Kälte und Regen tapfer sein

und wenn nötig, gleich mehrere Lagen tragen. Die Berge waren damals noch weniger Spielwiese für die große Masse. In Zeiten von Nachhaltigkeit und Green Living sind Retromaterialien – Stichwort gewalkte Wolle – wieder stark im Kommen. In der Regel verlassen sich die meisten Berggeher heute aber auf das Können und die Annehmlichkeiten von Allround-Materialien wie Softshell oder Polygiene, d. h. mit Silbersalz versehene Textilien, die federleicht, weich und atmungsaktiv sind.

Ausrüstung gestern

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Wie ein Verlangen. Der Ahrntaler Extremberg-steiger Simon Gietl über sein Verhältnis zu den Bergen, die Faszination des Gipfels und die wachsende Popularität des Klettersports.

zur person

Simon Gietl (Jg. 1985) ist geprüfter Berg- und Skiführer. Am liebsten widmet er sich alpinen Fels- und Eisrouten. Gemeinsam mit dem Schweizer Roger Schäli ist ihm im März 2012 die erste Winter-Überschreitung der Drei Zinnen gelungen. Gietl ist Mitglied des SALEWA alpine-Xtrem Teams.

Mit 27 Jahren zählst Du zu den besten Kletterern der Welt. Was stellt der Berg für Dich dar?Die Berge sind mein Leben. Sie sind stumme, jedoch gute Lehrmeister, de-nen ich mit viel Respekt begegne, denn sie zeigen mir meine Grenzen auf. In den Bergen fühle ich mich wohl, ganz egal, was mir der Weg zum Gipfel abver-langt. Berge sind für mich eine Art Tank-stelle für Kraft, Energie und Gedanken.

Die Eiger-Nordwand in nur vier Stunden und einer Handvoll Minuten, die erste Winterüberschreitung der Drei Zinnen, eine Big Wall in Grönland: Welche weite-ren Gipfelsiege werden wir in 20 Jahren in Deinem Routenbuch lesen?Als ich mit 18 mit dem Klettern begon-nen habe, war der Pusterer Bergsteiger und Bergführer Christoph Hainz mit seinen kühnen Erstbegehungen mein großes Vorbild. Ich habe mir vorge-nommen, einige seiner wagemutigen Touren zu wiederholen. Dass mir das gelungen ist, und ich diese Erfahrun-gen machen durfte, dafür bin ich dankbar. Heute suche ich meine eige-nen Wege, wobei es mir nicht nur um den Gipfel oder den Schwierigkeits-grad geht. Immer, wenn ich eine Zeit lang in einem warmen Bett geschlafen habe, zieht es mich wieder hinaus in die Berge. Es ist wie ein Verlangen. Da-bei suche ich nach Touren, die meinen Kopf ebenso beanspruchen wie mei-nen Körper.

Die Bergsteigergenerationen vor Dir haben unendlich viel geleistet. Was muss ein junger Alpinist heute wagen, um auf sich aufmerksam zu machen?Persönlich habe ich mich bisher im-mer von meiner Liebe zum Berg leiten lassen. Und ich bin überzeugt, dass das der Schlüssel für die Zukunft sein wird. Mit etwas Phantasie wird es auch noch in 50 oder 100 Jahren möglich sein, neue, schöne Linien zu klettern – in den Dolomiten ebenso wie anders-wo auf der Welt.

Dein Motto lautet: Fühl dich stark, aber nicht unsterblich. Wie geht man als Extrem-bergsteiger mit der eigenen Angst um?Vor jeder anstehenden Expedition trai-niere ich hart – Kopf und Körper, denn je besser ich mich vorbereite, desto si-cherer fühle ich mich. Und wenn ich von zu Hause weggehe und zu einem neuen Projekt aufbreche, dann immer mit einer großen Portion Respekt im Gepäck. Bei einer Expedition im De-zember 2011 in Patagonien sind wir in ein schnell aufziehendes, nicht vorher-sehbares Gewitter geraten. Um uns her-um hat es überall geblitzt. Alles war ge-laden. Da hatte ich plötzlich nicht mehr Angst vor dem Tod, sondern vor dem Sterben. Anschließend habe ich einige Tage gebraucht, um wieder klarzukom-men. Und da habe ich auch darüber nachgedacht, was mir das Bergsteigen gibt und was es mir nimmt bzw. neh-men könnte. Aber so lange die positi-ven Gefühle überwiegen, werde ich auch weitermachen.

Wie haben die neuen Technologien und Materialien das Bergsteigen verändert? Die neuen Technologien und Materiali-en haben das Bergsteigen sehr wohl ver-ändert und auch erleichtert. Denn es ist schon ein Riesenvorteil, wenn man, um nur ein Beispiel zu nennen, jederzeit den aktuellen Wetterbericht per Satelli-tentelefon abfragen kann. Ich glaube aber, dass sich vor allem die Bergsteiger

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T I T E L : BERG & ALPIN | Interview

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„Die Berge sind stille,

jedoch gute Lehrmeister.“

Simon Gietl, Extrembergsteiger

selbst verändert haben. Heute geht man nicht mehr nur am Wochenende in die Berge, sondern trainiert oft tagtäglich für die geplante Bergtour. Gute Materia-lien sind sehr wichtig. Der innere An-trieb und der Glaube an sich selbst sind aber ebenso ausschlaggebend.

Das Klettern ist heute Dein Beruf. Du lebst davon und Du finanzierst damit auch Deine neuen Expeditionen. Wie stark ist der Leistungsdruck?Abgesehen davon, dass ich mir den größten Druck sicherlich selber mache, bin ich in der glücklichen Lage, beruf-lich – als Bergführer und durch meine Vorträge – wie privat meine Liebe zu den Bergen ausleben zu dürfen und so meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Bei der Verwirklichung meiner Expedi-tionsträume werde ich zudem von Sponsoren unterstützt.

Kommen vor allem Bergsteiger zu Deinen Multivisionsshows oder auch Leute, die noch nie am Seil gehangen sind?Die Outdoor-Wirtschaft boomt – und zwar weltweit. Überall dort, wo es Berge gibt, interessieren sich immer mehr Menschen fürs Klettern – vor allem fürs Sportklettern und Bouldern, aber auch fürs Bergsteigen. Zu meinen Veranstal-tungen kommen die verschiedensten Menschen. Viele klettern selbst, viele sind ganz einfach vom Abenteuer faszi-niert. Entsprechend unterschiedlich sind auch ihre Fragen. Die Leute wollen alles wissen, sie wollen wissen, was wir essen oder wie wir aufs Klo gehen, wenn wir in der Wand hängen.

Wie viel kostet eine Expedition?Das hängt von der Tour ab, aber auch davon, ob man mit oder ohne Fotogra-fen unterwegs ist. Sponsoren legen Wert auf eine gute Dokumentation, da-für muss allerdings ein Teil ihrer Gelder eingesetzt werden. Persönlich bin ich der Meinung, dass die Leute auch ein verwackeltes Bild vom Endspurt auf den Gipfel akzeptieren. Es ist authen-tisch und wird auch als solches ge-schätzt.

Wohin führt Dein nächstes Projekt?Ins Himalaja-Gebirge, wir starten im September.

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Zu wenig Mut zum BergImmer mehr Kletterhallen, immer mehr Kletterwände, immer mehr Sportkletterer – auch in Südtirol. Was dabei auf der Strecke bleibt, ist das Gesamterlebnis Berg.

Um die Entwicklungen im Bergsport besser zu erklä-ren, liefert der Sterzinger Bergsteiger und Bergfüh-rer Hanspeter Eisendle

gleich ein Beispiel: „Der eine bestreitet einen Biathlon-Weltcup, der andere fährt mit denselben Langlaufskiern quer durch Grönland. Ohne Zweifel – das sind beides Höchstleistungen. Wer zu einer Grönlandexpedition aufbricht, muss sich jedoch ungleich mehr mit der Natur auseinandersetzen als ein Bi-athlet. Er muss das Wetter kennen, eine Karte lesen können und braucht darü-ber hinaus auch einen guten Orientie-rungssinn.“ So wie sich die zwei Spit-zensportler voneinander unterschei-den, so differenzieren sich auch die beiden großen Trends im Bergsport.

„Auf der einen Seite haben wir die stän-dig wachsende Zahl jener, die in Hallen und an Kunstwänden klettern oder nachts mit Tourenskiern über planierte Pisten jagen. Und ich ziehe meinen Hut vor jedem, der in der Halle gut klettert

oder sich dazu aufrafft, nach der Arbeit mit Stirnlampe über eine Skipiste zu laufen.“ Der Berg nehme hier allerdings eine sekundäre Rolle ein. „Er wird quasi zum Sportgerät.“ Demgegenüber stün-den jene Bergsteiger und Kletterer, die noch immer das Gesamterlebnis su-chen. „Damit sind Emotionen verbun-den, die schwer vermittelbar, jedoch umso stärker sind.“ Dass die breite Masse heute lieber eine künstliche Klet-terwand als einen Dolomitenturm em-porsteige, ist für Eisendle nichts Nega-tives: „Es liegt in der Natur der Berge, dass am Fuße mehr Platz ist als am Gip-fel.“

Sportklettern nimmt zu

Was Eisendle beschreibt, wird auch von Thomas Mair, dem Vorsitzenden der Hochtourengruppe im Südtiroler Al-penverein (AVS) bestätigt: „Seit Jahren verzeichnen wir großen Zuwachs gera-de bei Sportkletterern.“ Die Kurse für Kids und Jugendliche sind regelmäßig

ausgebucht, in den Hallen herrsche-Hochbetrieb. „Immer mehr Menschen finden so Zugang zum Klettersport. Was diese Leute allerdings nicht su-chen, ist das Abenteuer.“ Und zwar aus diversen Gründen. Zum einen sei es ein Zeitproblem. Hallen und Kletterwände seien jederzeit und leicht erreichbar.

„Zum anderen ist aber auch das wach-sende Bedürfnis nach Sicherheit ein Grund dafür, dass sich viele nicht hin-austrauen“, so Mair. Heute müsse alles kalkulierbar sein. Dabei stecke gerade in vielen Sportkletterern ein enormes technisches Potenzial. „Und es wäre sehr schade, dieses versiegen zu lassen.“ Auch deshalb versuche der AVS, vor al-lem junge Sportkletterer fürs Bergstei-gen zu gewinnen.

Wandern ist in

„Wenn man von Trends im Bergsport spricht, darf man heute auf keinen Fall das Wandern vergessen“, ergänzt Mair.

„Unsere Lehrgänge für Tourenleiter

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T I T E L : BERG & ALPIN | Sport

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T R E N D S P O R T A R T E N

SlacklineImmer öfter sind sie vor Berghütten und in Jugendcamps, in Parks und in den Bergen zu sehen, die bunten Gurtbänder zum Balancieren. Die Slackline eignet sich zum Training für Bergsteiger, Kletterer, Mountain-biker, Skifahrer, Surfer – und natürlich auch zum Selbstzweck. Für ein atemberaubendes Spektakel haben im Herbst 2011 der Österreicher Reinhard Kleindl und der Südtiroler Armin Holzer mit ihrer Highline-Expedition an den Drei Zinnen gesorgt.

Bouldern„Boulder“ heißt auf Englisch Felsbrocken. Unter „Bouldern“ versteht man das seilfreie Klettern in Absprunghöhe. Es wird am Fels wie an der Kunst-wand gebouldert. Die neue Trendsportart fasziniert vor allem die junge Generation. Anlässlich des Brixner Bergsportevents International Moun-tain Summit (IMS) veranstaltet der AVS alljährlich ein Boulder-Festival.

BasejumpingEigentlich sehen sie aus wie Flughörnchen, die sich im Turmspringen üben. Die Rede ist von den Basejumpern, die sich von Hochhäusern und Bergspitzen kopfüber ins Leere stürzen. Dabei tragen sie sogenannte

„Wingsuits“, also Flügelanzüge. Der Begriff Basejumping steht für Fall-schirmspringen vom festen Objekt. Drei Minuten dauerte der bisher läng-ste Basejump. Der Weltrekord gehört dem US-Extremsportler Dean Potter.

sind voll besetzt. Ja sogar junge Menschen haben das Wandern für sich neu entdeckt. Denn es macht Spaß, hält fit und ist dar-über hinaus kostengünstig.“ Ei-nen vergleichbaren Erfolg ver-buche derzeit das Skitourenge-hen: „Da sind gewaltige Massen unterwegs.“

Kaum ein Thema sind für „Puristen“ wie Eisendle und Mair dagegen die vielen Trendsport-arten, die aus den USA regelmä-ßig nach Europa überschwap-pen. „Slackline oder Basejum- ping haben mit dem Berg eigentlich nichts zu tun“, so Eis-endle. „Die Berge dienen hier lediglich als Bühne, weil es ein-fach spektakulärer ist, zwischen zwei Zinnen hin und her zu ba-lancieren als zwischen zwei Häuserblöcken. Ich bin aber im-mer wieder davon fasziniert, was die neuen Generationen für sich erfinden.“

L E I S T U N G S T A T T G E N U S S B E R G E U N D D I E P S Y C H E

Die einen können ihrer Faszination kaum widerstehen, andere wiederum fühlen sich von ihnen eingeengt, ja sogar bedroht: Die Berge lösen sehr unterschiedliche Gefühle aus. „Das sind allerdings äußerst subjektive Reaktionen“, sagt Andreas Conca, Primar des Psychia-trischen Dienstes in Bozen. „Es gibt ganz einfach muti-gere und ängstlichere Menschen. Das zeigt sich nicht nur im Verhältnis zu den Bergen, sondern auch und vor allem in der Bewältigung des täglichen Lebens. Entwe-der man hat die Courage, die Wand in Angriff zu neh-men, um über den Gipfel zu schauen, oder man hat sie nicht.“ Darüber hinaus erinnert Conca an die Entwick-lungen im 19. Jahrhundert, als die Medizin die Heilkraft der Berge für sich entdeckte. In den Sanatorien, die da-mals in den Alpen entstanden, wurden nicht nur die Tuberkulose, sondern auch die grassierenden Nerven-krankheiten behandelt. „Berge sind ein wichtiges Symbol in der Traumdeu-tung“, erklärt der Bozner Psychiater Rudolf Schöpf. Da-bei gehe man von der Position des Träumenden ge-genüber dem Berg aus. „Muss der Betroffene im Traum einen mühsamen Aufstieg in Angriff nehmen, steht er wahrscheinlich auch im realen Leben vor einer Heraus-

forderung.“ Und wer im Traum am Gipfel steht, der ist auch im Alltag mit sich selbst zufrieden. Weiters wür-den Menschen mit Depressionen den Berg oft als Bild benutzen, um ihren Zustand zu beschreiben. „Diese Patienten fühlen sich wie vor einem hohen Berg, den sie nicht überwinden können“, so Schöpf. „Immer mehr Menschen sind heute nur mit Stoppuhr und Pulsmesser in den Bergen unterwegs“, sagt die Sportpsychologin und ehemalige Leistungs-sportlerin Monika Niederstätter. „Das sind Leute, die oft alles riskieren und das Bergerlebnis gar nicht mehr genießen. Das Skitourengehen oder das Klet-tern wird quasi zur Sucht.“ Ein Trend, den es zu hin-terfragen gilt. „Gesundheitliche und gesellschaftliche Gründe sind die klassischen Motive für eine sportli-che Tätigkeit in den Bergen“, sagt Niederstätter. „Nun gibt es aber auch ein neues Motiv – den Lei-stungsdrang.“ Er spiele eine immer größere Rolle und bestimme nicht nur den beruflichen Alltag, sondern weitgehend auch die Freizeit. Oft gelte sogar: Je „risi-koärmer“ der Job, desto mehr brauche man den Ner-venkitzel nach Feierabend. Man suche die Gefahr und treibe sich selbst bis an die eigenen Grenzen. „Die Annahme, dass man heute nur mehr dann wertvoll ist, wenn man etwas leistet, ist jedoch ein gefährli-ches Spiel“, so die Sportpsychologin.

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Im Bann der Berge Immer wieder trifft man in Südtirol auf Menschen aus dem Ausland , die von den heimischen Bergen so fasziniert sind, dass sie jetzt hier leben. Das sind ihre Geschichten.

S I LV I A S I M O N I | I N G E N I E U R I N

Der Berg bestimmt Silvia Simonis (34) Leben – und zwar beruflich wie privat. „Ich bin in Bologna aufge-wachsen und war schon früh bei den Pfadfindern. Wir sind im Apennin herumgewandert, doch ich wollte mehr.“ Noch zu Oberschulzeiten folgten die ersten an-spruchsvolleren Touren. Die Leidenschaft für den Berg habe sie aber auch bei der Wahl der Uni beeinflusst. „Ich habe Ingenieurwesen studiert, und zwar die Fach-richtung Umwelt und Landschaft. Endlich konnte ich auch theoretisch erklären, was ich beim Bergsteigen beobachtete.“ Das Doktorat war schließlich Anlass, um von Bologna nach Trient und somit einen Schritt weiter in die Berge zu ziehen. Nach einem beruflichen Inter-mezzo in Lausanne hat Silvia Simoni 2007 die Mountai-neering GmbH in Bozen mitgegründet. Von der Erstel-lung hydrografischer Karten bis hin zur GPS-gesteuer-ten Gebietsanalyse entwickelt die Gesellschaft alle möglichen Dienstleistungen, um gefährdete Gebiete zu erkennen und nachhaltig zu sichern. „Die Zeit zum Bergsteigen ist mittlerweile recht knapp geworden. Aber ich kämpfe regelrecht darum, weil das die einzige Möglichkeit für mich ist, Energie zu tanken.“

A N D R E A H A R T L E BD E S I G N E R I N

„Ich habe mich bewusst nach einem Job in den Bergen umgesehen“, verrät die 28-jähri-ge Steirerin Andrea Hartleb. Nach dem Stu-dium in München war die junge Modedesi-gnerin für zwei Jahre nach Wien gezogen. Da habe sie allerdings nicht nur das regelmäßi-ge Klettern und Mountainbiken vermisst: „Mir ist am Montag im Büro sogar der mor-gendliche Plausch über die Skitour am Wo-chenende abgegangen.“ Als sich ihr die Möglichkeit bot, bei Salewa in Bozen einzu-steigen, habe sie sofort zugeschlagen. „Auch wegen meiner Freizeitinteressen bin ich nach dem Studium relativ schnell in die Out-door-Schiene ,abgerutscht‘. Beruflich hat mich Salewa also sehr interessiert. Ich hatte damals aber auch noch ein anderes Angebot, allerdings nicht in den Bergen.“ Mittlerweile habe sie sich in Südtirol gut eingelebt. „Ich habe mich einer Gruppe einheimischer Mä-dels angeschlossen, die mich sehr gut aufge-nommen hat. Jedes zweite Wochenende ma-chen wir eine Skitour mit einem Bergfüh-rer.“ Und wenn die Wintersaison vorbei ist, steige sie auf ihr Mountainbike oder schlüp-fe sie in die Bergschuhe. „In Südtirol lässt sich eben beides perfekt verbinden – mein Job und meine Passion für den Berg.“

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T I T E L : BERG & ALPIN | Porträts

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D A N I E L & J A N I N E PA T I T U C C IF O T O G R A F E N

„Schuld“ daran, dass Daniel „Dan“ Patitucci (43) vor fünf Jahren von Kalifornien nach Südtirol gezogen ist, war schlussendlich die Maratona dles Dolomites. Der Berg-, Sport- und Reisefotograf war schon früher beruflich oft in den Dolomiten unterwegs ge-wesen. Doch die Teilnahme am spektakulären Radrennen und die darauf folgenden Monate, die er als Tourist im Land unter-wegs war, ließen den Wunsch aufkommen, mehr Zeit in Südtirol zu verbringen. „Und so haben ich und meine Frau Janine – sie ist aus der Schweiz, aber wir haben uns auf der Fotografieschule in Kalifornien kennengelernt – ein Haus in Bruneck gemietet.“ Die Dolomiten seien die perfekte Kulisse für Patituccis Arbeit. „An über 300 Tagen im Jahr sind wir beruflich und privat in den Ber-gen unterwegs. Wir fahren Tourenski und Mountainbike, wir ma-chen Geländeläufe und Wanderungen. Und wir sind so fasziniert von den Dolomiten, dass wir unter www.dolomitesport.com so-gar eine eigene Website für englischsprechende Bergsportbe-geisterte geschaffen haben. Dabei ist es für uns ein ganz beson-derer Ansporn, für die eigene Internetseite Geschichten zu re-cherchieren und Fotos zu shooten.“ Einige seien bereits von Fachmagazinen in den USA, in Holland, Deutschland und der Schweiz übernommen worden.

R E I N E R G E R S T N E R | B R A N D & M A R K E T I N G D I R E C T O R

Wenn er von Südtirol spricht, dann rutscht Reiner Gerstner sogar das Wort Heimat heraus. Und das hat auch seine Gründe: Denn der 51-jährige Betriebswirt aus Bayern fühlt sich hier nicht nur wohl, son-dern richtig zu Hause. „Ich war mehrere Jahre lang in Aschheim bei München für die Entwicklung der Salewa-Marke Dynafit verantwortlich“, sagt Gerstner. „Als sich mir 2008 die Gelegenheit bot, ins Headquarter von Salewa nach Bozen zu wechseln, habe ich gleich Ja gesagt. Ich habe schon immer die Nähe zu den Bergen gesucht.“ Heute ist der passionierte Skitourengeher, Bergsteiger und Motorrad-fahrer als Group Brand & Marketing Director für die Markenführung und –entwicklung sämtlicher Salewa-Labels zuständig. In der Freizeit wird geklettert und Ski gefahren. Und auf die Frage, wie seine Liebe zur Natur mit der Leidenschaft fürs Motorrad vereinbar sei, antwortet er: „Ich gehöre zum Schlag der Genussfahrer.“ Die Familie ist Reiner Gerstner bisher noch nicht nach Südtirol bzw. nach Meran gefolgt, wo er seinen Wohnsitz hat. „Meine Tochter steht im Abitur. Sobald ihre Ausbildung ab-geschlossen ist, wollen sie und meine Frau ebenso umziehen.“

J Ö R G H O L Z A P F E L | I N T E R N E T B E R A T E R

2004 stand bei Jörg Holzapfel ein beruflicher Wechsel an. Der Internetberater (46) aus Frankfurt hatte dabei zwar zwei Optionen, jedoch keinen Zweifel: „Zwischen Hamburg und Bozen hab ich mich für die Berge entschieden.“ Ein Schritt, den der begeisterte Skitourengeher und Rennradfah-rer nicht nur privat nie bereut hat. Das Ja zu Südtirol habe ihm auch beruflich einiges gebracht. „In Bozen habe ich die Möglichkeit, Leidenschaft und Job miteinander zu verbinden.“ So seien die Tourencommunity www.hotknott.com und das Rennradportal www.rennradler.it – beide wurden von Holzapfel entwickelt – entstanden. „Durch das Berggehen habe ich aber auch viele wichtige Kontakte geknüpft. Heute zählen diverse Bergsportausstatter und Bergführer zu meinen Kunden.“ Die Liebe zu den Bergen hat Jörg Holzapfel nicht erst in Südtirol entdeckt. Immerhin hat er seine Frau vor Jahren in der Schweiz bei einer geführten Skitour kennengelernt. In Bozen sei jedoch sei-ne Begeisterung für den Rennradsport so richtig „groß geworden“. Vor zwei Jahren hat er einen Rennradführer für Südtirol veröffentlicht. Und in Kürze wird einer für das Trentino erscheinen.

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AM SICHEREN SEIL Flexibles Klettersteigset

Der Sicherheitsdämpfer Cable Vario ist das weltweit erste Klettersteigset, bei dem sich der Bremswiderstand auf das Gewicht des Benutzers einstellen lässt, ähnlich dem Z-Wert bei einer Skibindung. Die Vorteile lie-gen klar auf der Hand: Das Klettersteigset kann spezifisch auf das eigene Körperge-wicht eingestellt werden. Dadurch wird auch bei Kindern und leichtgewichtigen Personen ein deutlich längerer Bremsweg erreicht und der Fangstoß ist gerade noch so hoch wie unbedingt nötig. Schwerwiegende Verlet-zungen durch Nichtauslösen des Falldämp-fers werden damit vermieden. Somit ist das Cable Vario für Personen ab einem Körper-gewicht von 30 kg geeignet. Mit dieser Inno-vation revolutioniert der Bergprofi Edelrid den Markt für Klettersteigsets und wurde dafür mit dem ISPO-Award als Overall Win-ner im Bereich Hardware ausgezeichnet.Fazit: Eine vorbildlich geschlossene Sicherheits-lücke für Groß und Klein

ERFASSEN & TEILEN Multifunktionale Skibrille

Diese Ski- und Snowboardbrille kann fast alles. Der eingebaute Mini-Monitor gibt dem Skifahrer den Eindruck, auf eine zwei Meter entfernte Leinwand zu blicken, und stellt neben der Piste wichtige Informatio-nen kompakt dar: aktuelle Geschwindigkeit, Außentemperatur, Höhe und Uhrzeit. Die Brille hat einen eingebauten GPS-Empfän-ger, Beschleunigungs- sowie Temperatur- und Luftdruck-Sensoren. Man kann die Bril-le per USB an jeden beliebigen Rechner ansschließen und die zurückgelegte Strek-ke auf der Landkarte betrachten. Über ein Highlite-System lassen sich besonders schwere oder interessante Streckenab-schnitte markieren und dann an Freunde über Facebook, Twitter und Co. senden. Über Bluetooth kann der Fahrer sich mit ei-nem Musikplayer oder einem Smartphone verbinden. Fazit: Diese Skibrille ist ein Computer.

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Ausgezeichnete Produkte und Ideen rund um den Berg

T I T E L : BERG & ALPINBlick über den Tellerrand

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FUNCTION, FASHION, FEMININ

Allroundjacke für alle Fälle

Style und Funktion in perfekter Kombinati-on: Das vollständig recycelbare und umwelt-verträglich produzierte „3F Jacket“ über-zeugte die ISPO-Jury 2012 in der Kategorie Outdoor Style. Bei dieser Outdoor-Jacke für Frauen handelt es sich um ein feminines, cleveres und schön gearbeitetes Hightech-Funktionssystem, also um eine perfekte Kombination aus Style und Outdoor. Die Funktionsjacke ist atmungsaktiv, wind- und wasserdicht sowie klimaregulierend. Um-weltfreundlichkeit gehört zu ihrem Selbst-verständnis: Die Sympatex-Membran ist 100 Prozent recyclingfähig, bluesign®-zertifiziert und mit dem Öko-Tex-Standard- 100-Zertifikat ausgezeichnet. Das feminine Modell 3F mit der schmal ge-schnittenen Taille trägt die Handschrift der Jungdesignerin Sandra Dörfel. Fazit: Eine einzigartige Jacke für Menschen, de-nen Umweltfreundlichkeit, Funktionalität und Design wichtig sind.

MOBILE SCHUTZHÜTTE Caravan am Berg

Der Alpenverein CAI aus Turin hat 40 Jahre nach der letzten Renovierung der Schutz-hütte auf dem Monte Bianco ein neues Ba-sislager für Alpinisten gebaut, das eine Syn-these aus Komfort, Sicherheit und Verant-wortung gegenüber der Umwelt darstellt. Diese Attribute entspringen dem Umwelt-projekt „Leap“ (Living Ecological Alpine Pod). Die sandwichförmige Schutzhütte besteht aus einem modularen Baukastensystem und ist in vier Bereiche unterteilt: Eingang, Essraum, zwei Schlafräume mit zwölf Betten. Der Clou: Die Schutzhütte ist mobil. Mithil-fe modernster Technik aus dem Bereich der Nautik und der Luftfahrt wurde ein schlüs-selfertiges Objekt gefertigt, das den Anfor-derungen der Höhe bestens gewachsen ist und überdies ökologisch nachhaltige Richtli-nien verfolgt. Die Energie wird durch Photo-voltaiktechnik und Akkumulatoren der neue-sten Generation produziert. Fazit: Selbst in extremer Höhe ist flexibles Wohnen möglich.

WISSENSCHAFT AM BERG Höhenforschung auf der Zugspitze

Die Umweltforschungsstation Schneeferner-haus auf der Zugspitze ist Deutschlands höchst gelegene Forschungsstation. Der Wandel vom ehemaligen höchsten Hotel Deutschlands zur höchsten Forschungsstati-on des Landes könnte nicht größer sein. Hin-tergrund für die Schließung des Hotels nach 62 Jahren und die Umfunktionierung zu einer Forschungsstation im Jahr 1993 war die welt-weit in Gang gekommene Diskussion um die globale Erwärmung und ihre Folgen für Mensch und Natur. Damit war eine Höhen-forschungsstation geboren, die auf höch-stem Niveau wissenschaftliche Beiträge für eine zukunftsfähige Klimaschutzstrategie lie-fert. Bis heute bildet das Schneefernerhaus eine weltweit einzigartige Plattform für die kontinuierliche Beobachtung physikalischer und chemischer Eigenschaften der Atmo-sphäre sowie die Analyse wetter- und klima-wirksamer Prozesse. Fazit: Der Berg als wissenschaftliches Forschungsobjekt.

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„THE MOUNTAIN EAGLE“, der Bergadler, war der zweite Streifen in der langen Karriere des genialen britischen Regis-seurs Alfred Hitchcock. Der Stummfilm wurde 1926 am Timmelsjoch gedreht. Das Werk, auf das Hitchcock nicht über-mäßig stolz war, ist heute bis auf ein halbes Dutzend Standfotos verschollen. Knapp 40 Jahre nach Hitchcock war auch Luchino Visconti in Südtirol. In Seis am Schlern wurden einige Szenen seiner großartigen Verfilmung von Tho-mas Manns Novelle „Der Tod in Vene-dig“ gedreht. Unvergessen bleibt außer-dem die nächtliche Pferdeschlitten-fahrt über die Seiser Alm in Roman Polanskis Horrorkomödie „Der Tanz der Vampire“. Die Liste ließe sich belie-big fortsetzen. Denn Südtirol ist, cineas-tisch gesehen, keineswegs unbedeu-tend. Verschiedene internationale Pro-

duktionen spielten bisher zumindest teilweise an heimischen Schauplätzen. Darunter Klassiker wie Pier Paolo Pasoli-nis „Il Decameron“, Mario Monicellis „Il male oscuro“ und Ettore Scolas „La più bella serata della mia vita“, aber auch Blockbuster wie „Cliffhanger – Nur die Starken überleben“ von Renny Harlin mit Silvester Stallone.

Bergfilm nicht gleich Bergfilm

Wenn Südtirol zum Drehort wird, spie-len (meistens) auch die Berge eine Rolle. Was allerdings unter einem Bergfilm genau zu verstehen ist, erklärt Ferruc-cio Cumer, Mitbegründer der Film-schule ZeLIG in Bozen und Präsident der gleichnamigen Genossenschaft.

„Damit wurde ursprünglich ein ganz be-stimmtes Genre bezeichnet, das das

karge Leben in den Bergen und die ersten alpinistischen Leistungen zeig-te.“ Als Erfinder des dramatischen Bergfilms gilt der deutsche Filmpio-nier Arnold Fanck. Während der Auf-nahmen zu seinem „Der Berg des Schicksals“ Mitte der 20er-Jahre enga-giert Fanck einen jungen Mann aus Gröden – zunächst als Bergführer, dann als Darsteller. Es war Luis Tren-ker, der mit Streifen wie „Der verlore-ne Sohn“ und „Der Berg ruft“ schon bald zum wohl bekanntesten Vertre-ter der neuen Richtung avancierte. Gemeinsam mit der deutschen Regis-seurin Leni Riefenstahl („Das baue Licht“) bestimmten Fanck und Tren-ker fast zwei Jahrzehnte lang das Gen-re und die Szene.

Heute reicht das Spektrum der Bergfilme von Dokumentationen und modernen Expeditionsfilmen über Ac-tionmovies made in Hollywood wie eben „Cliffhanger“ bis hin zu Spielfil-men, in denen die Berge lediglich als Bühne dienen. Sie sind keine Protago-nisten mehr, sondern nur eine wun-derbare Kulisse für eine Handlung, die wohl auch anderswo spielen könn-te. „Was nicht heißt, dass es für den Standort nicht trotzdem funktioniert“, sagt Ferruccio Cumer. Bester Beweis dafür waren im Vorjahr die hohen Ein-schaltquoten für die Fernsehserie ‚Un passo dal cielo‘ mit Terence Hill, die von der BLS betreut wurde.

Abenteuer Berg, Abenteuer Film. Alfred Hitchcock, Luchino Visconti, Mario Monicelli und Roman Polanski sind nur einige der international bekannten Regisseure, die in Südtirol gedreht und die heimischen Berge als Kulisse für ihre Filme genutzt haben.

T I T E L : BERG & ALPIN | Film

Filme mit Luis Trenker in der Hauptrolle markieren den Beginn einer neuen und dramatischen Art des Bergfilms in den 20er-Jahren.

(mdp)

T R I E N T, D I E G R A N D E D A M E D E R B E R G F I L M F E S T I VA L SVon den 21 Festivals, die in der International Alliance for Mountain Film zusam-

mengeschlossen sind, gehören das Banff Mountain Film Festival in Banff (Kanada) und das Trento Film Festival in Trient wohl zu den bekanntesten; Trient ist mit seinen 60 Ausgaben auch das älteste und etablierteste der Festivals. In Deutschland wird seit 2003 das Bergfilm-festival Tegernsee veranstaltet. In Österreich sind das Berg- und Abenteuerfilmfestival Graz und das Salzburger Festival Abenteuer Berg – Abenteuer Film zu nennen. „Dabei ist es nicht immer ganz einfach, zu entscheiden, welche Filme zu einem Bergfilmfestival zugelassen werden sollten und welche nicht“, sagt Heidi Gronauer, Direktorin der Filmschule ZeLIG und Jurymitglied in Trient. „Genügt es, dass die Berge im Mittelpunkt stehen, wobei man akzeptiert, dass auch reine Dokumentationen präsentiert werden? Wir meinen, Nein: In Trient muss ein Bergfilm auch einen cineastisch-filmischen Wert haben.”

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T I T E L : BERG & ALPIN | Meinung

Der Berg und ich – eine Verkettung von Missver-ständnissen! Es muss damit zu tun haben, dass man nicht versteht, was einem zu nah ist und wozu man folglich keinen Abstand hat. In meiner Kindheit war ich Hüterbub, und

zwar ein guter – im Sinn, dass die Almherren, die ein zerstrit-tener Haufen waren, ausnahmsweise mich einhellig lobten. Trotzdem, die Almen geliebt? Ich frage mich manchmal: Wie habe ich das überlebt? Ich verstand die Touristen nicht, die damals schon scharenweise zuwege kamen und auf die höchsten Berge stiegen. Was hatten die dort oben zu suchen – wo sie doch nichts zu tun hatten? Es war die Sicht von uns Almern. Keiner meiner Sen-ner und älteren Hirtenkollegen war je auf einen der angeblich unwider-stehlichen Bergspitzen rundum ge-stiegen. Man hatte nichts zu tun da oben. Alpinismus, das wusste ich damals nicht, ist Städtersache. Was mich früher an Touristen ärgerte, amüsiert mich inzwischen. Begegnete ich letzten Sommer auf den Almböden zuhinterst im Ahrntal einer Ferragosto-Wandergruppe. Wie weit es denn noch sei „fino al confine“. Zur Grenze. Ich sah hinauf, von wo ich herkam, schätzte, sagte:

„anderthalb Stund“. Ungläubige Enttäu-schung in den Gesichtern der Italiener. Sie mussten sich bedeutend näher am Ziel gewähnt haben. Wie nach einem letzten Strohhalm greifend, traute sich schließ-lich einer zu sagen: „Ma noi intendiamo, fino al piede del confine.“ Welch hohe, welch kindlich respektvolle Auffas-sung vom Berg als Grenze! Vielleicht bin ich schon selber zum Städter verkommen. Traf ich unlängst bei Prad im Vinschgau auf eine alte Frau, die mit ihrem kleinen Enkel Autostopp machte. Macht nie-mand mehr, heutzutage, und natürlich nahm ich die beiden mit. Bis zum Schludernser Kreuz, beschied mir die Frau. Un-terwegs erfuhr ich, dass sie auf einen Berghof hoch über Lich-

tenberg mussten, und ich erbot mich, sie hinaufzubringen. Vergelts Gott, Vergelts Gott, wir redeten übers eine und ande-re, und je höher es bergan ging, den Ortler in aller Pracht vor mir, umso mehr kam ich ins Schwärmen. „Sie haben es aber schön hier“, sagte ich. Hätte ich nur nicht! „Schön wohl“, gab die Frau zurück, „und die Arbeit!“ Ich schämte mich. Wie ein Tourist hatte ich geredet. Ich schwieg betreten. Nach einem Weilchen fragte die alte Frau mich, wo ich denn herkäme. Ich sagte, aus Bozen. Es war, als hätte das der Frau die Sprache verschlagen. Endlich

sagte sie, sich entschuldigend: „Natürlich ha-ben wir viel Arbeit hier heroben, aber, ... aber

wenn ich denke, dass Sie da unten leben müssen!“ Erklärend fügte sie noch hinzu: „bei der Hitze!“ und „mit den ganzen Leu-

ten!“ Ich verstand nur: Nie wieder wird sich diese Frau über ihr Bergbäuerinnen-schicksal beschweren. Sie hat einen ge-troffen, „der da unten leben muss“. Und jetzt umgekehrt: Mein Vater war Bauer in Reischach und das anerkann-termaßen kein dummer. Da kam einmal, vor 50 Jahren muss es gewesen sein, der Doktor Lüfter auf den Hof. Der Mann war Zahnarzt in Bruneck und außerdem die treibende Kraft hinter dem Projekt, eine Seilbahn auf den Kronplatz zu bauen. Da-

für keilte der unternehmerische Lüfter Geld bei den Kaufleuten der Stadt und den Bauern

der Umgebung. Sie sollten Anteile zeichnen. Bei meinem Vater biss sich der Zahnarzt selber die Zähne aus. Ihn vermochte die Aussicht, den Kronplatz zu einem Winter-tourismus-Gebiet zu machen, nicht zu locken. „Im Sommer, bitte, lass ich mir sagen, da ist’s schön oben, da werden euch schon Leute hinauffahren, aber im Winter? Sicher nicht. Viel zu kalt!“ Der Kronplatz-Seilbahn-Pionier warb vergebens. Der Vater blieb Bauer – und ich leider ohne Kronplatz-Aktien.

Florian Kronbichler, 60, ist freier Journalist in Bozen. Seine Kommentare und Glossen erscheinen in deutschen und italienischen Zeitungen.

Berg, der; ist eine Geländeform, die sich über die Umgebung erhebt. Er ist meist höher und steiler als ein Hügel. Er sollte sich ferner durch eine gewisse Eigenständigkeit auszeichnen, also genügend Abstand von anderen Bergen und eine Mindesthöhe über einem Pass aufwei-sen. Gegenstück ist das Tal.

Bergeweise VorurteileFlorian Kronbichler macht deutlich, dass es in puncto Faszination Berg entscheidend ist, ob Menschen am Berg leben oder ihn zum Vergnügen besuchen. Über Senner, Touristen, Bergbäuerinnen und eine kapitale Fehleinschätzung des Wintertourismus.

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Kiki Rochelt radelt durch Bo-zen – wie fast immer, wenn die gebürtige Kölnerin von ihrer Wohnung in Gries zur

„Carambolage“ fährt – und freut sich über die kurzen Wege hier. Das Theater ist sozusagen einer ihrer Arbeitsplätze in Südtirol, denn die 47-Jährige ist Schau-spielerin und Regisseurin. Vor über zehn Jahren hat es die Deutsche mit ihrem Mann Gerd Weigel – gebürtiger Karlsru-her, auch er ein Schauspieler und Regis-seur – nach Südtirol gezogen. Warum ausgerechnet hierher? „Wir hatten ein Engagement in Südtirol, und die wun-derschöne Landschaft und das fantasti-sche Klima haben uns so beeindruckt, dass wir beschlossen haben, es einmal hier in Bozen zu versuchen.“

Diese beiden Faktoren nennt Ro-chelt noch heute als die größten Vorteile, die das Leben und Arbeiten in Südtirol mit sich bringt: „Sie schaffen einen sehr hohen Freizeitwert.“ Also arbeiten, wo andere Urlaub machen, als größtes Ar-

gument? Nicht nur, denn als positiv ver-merkt Rochelt auch die hohe Wirt-schaftskraft Südtirols, die „für kulturelle Projekte mehr finanzielle Mittel locker machen kann als anderswo“ – für die Schauspielerin natürlich ein nicht uner-heblicher Umstand. Einige Schwierig-keiten dagegen bereitete ihr die Menta-lität der Südtiroler: Die offene und kon-taktfreudige Kölnerin hat mit der „etwas mangelhaften Offenheit und Toleranz“ der Menschen hierzulande zu kämpfen:

„Zuerst fühlten wir uns von allen Seiten sehr freundlich und mit offenen Armen empfangen. Mit der Zeit merkten wir dann aber, dass es doch sehr viel länger dauerte, echte tiefe Freundschaften zu schließen.“ Dennoch ist das Resümee der beiden Deutschen unterm Strich po-sitiv; Freunden aus der Heimat würden sie jederzeit empfehlen, zum Arbeiten nach Südtirol zu kommen.

Ein konkretes Arbeitsangebot ist der Grund, warum Cataldo Losito aus Apuli-en seit einigen Jahren mit seiner Familie

in Bozen lebt. Der Ingenieur mit einem Hochschulabschluss in Elektrotechnik arbeitet als Verantwortlicher für den Be-reich Operation and Maintenance wind division bei Fri-el Green Power. Der Um-zug aus Taranto, wo Losito zuvor be-schäftigt war, fiel ihm nicht schwer: „Wir haben sofort eine Wohnung gefunden, und auch Kontakte zu knüpfen war kein Problem. Wir haben schulpflichtige Kin-der, da haben sich bald Freundschaften ergeben.“ An Südtirol schätzt Losito vor allem die wunderbare Landschaft, aber auch das hohe Niveau der Dienstleistun-gen und der Arbeit. Bozen biete zudem gute Infrastrukturen für Familien: „Die Stadt ist klein und sehr gut organisiert, deshalb ist sie für Familien ideal.“ Die deutsche Sprache ist derzeit noch ein Stolperstein für den Ingenieur aus Apu-lien, allerdings „nur für mich und meine Frau – unsere Kinder lernen sie ja jetzt in der Schule.“

Dass es ganz objektiv viele Gründe für einen Umzug nach Südtirol gibt, un-

Arbeiten im Urlaubsparadies Südtirol braucht immer mehr hochqualifizierte Arbeitskräfte. Weil der Bedarf im Land nicht zu decken ist, wird nun die BLS aktiv. Argumente für einen Umzug hierher gibt es genug.

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dass die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft so attraktiv wie möglich sei-en. „Wenn es bei den Unternehmen Be-darf an gut ausgebildeten Arbeitskräften gibt, dann wollen wir unseren Beitrag dazu leisten, Abhilfe zu schaffen, indem wir Angebot und Nachfrage einander nä-her bringen.“ Ein erster Schritt auf die-sem Weg soll die online Information

„Leben & Arbeiten in Südtirol“ sein. Die BLS hat gemeinsam mit der Abteilung für Bildungsförderung, Universität und Forschung des Landes die Inhalte dieses Themas erarbeitet, das auf der BLS-Web-site ww.bls.info zu finden ist. Vermittelt werden umfassende Informationen rund um das Thema: von der Frage „Wa-rum Südtirol?“ über die Aufenthaltsge-nehmigung und die Krankenversiche-rung bis zur Familienförderung und zum Bildungssystem.

Bei der Bereitstellung von Informati-onen im Internet will man es aber nicht bewenden lassen. Durch viele weitere Maßnahmen will man künftig verstärkt versuchen, Talente aus dem In- und Aus-land für Südtirols Unternehmen zu re-krutieren. Ulrich Stofner ist von dem Mehrfachnutzen dieser Bemühungen überzeugt: „Südtirols Unternehmen sol-len ihre qualifizierten Positionen gut be-setzen können. Und ein Lebens- und Wirtschaftsraum kann auf jeden Fall nur davon profitieren, wenn er mit fri-schen Ideen und neuer Kreativität von außen belebt wird.“ (bk)

terstreichen auch immer wieder zahlrei-che Statistiken: Sie bescheinigen dem Land Jahr um Jahr eine sehr gute Le-bensqualität, wie etwa die letzte jährli-che Studie zur Lebensqualität der re-nommierten italienischen Wirtschafts-zeitung Il Sole 24 Ore, bei der Südtirol hinter Bologna an zweiter Stelle landete. Hier schnitt Südtirol vor allem in den Be-reichen „Wirtschaft und Arbeit“ sowie

„Sicherheit“, aber auch im umfassenden Bereich „Dienste, Umwelt und Gesund-heit“ sehr gut ab. Auch das vor Kurzem veröffentlichte Ranking zur Lebensqua-lität der Tageszeitung ItaliaOggi und der Universität La Sapienza in Rom schlägt in dieselbe Kerbe. Südtirol erreichte auch hier den zweiten Platz im Gesamt-klassement, gleich nach der Nachbar-provinz Trient. Besonders interessant für potenzielle Arbeitnehmer des Lan-des: In der Kategorie „Business und Ar-beit“ nimmt Südtirol sogar den ersten Rang ein. Hervorgehoben wurden in die-sem Bericht auch die intakte Umwelt, die geringe Kriminalität, die funktionie-renden Dienstleistungen (Kreditwesen) und das gute Schulsystem.

Südtirol hat viele Bereiche, in denen es als Arbeitsstandort voll punkten kann, glaubt man bei der Business Location Südtirol (BLS). Die Südtiroler Standort-agentur beschäftigt sich mit der Frage, wie man qualifizierte und spezialisierte Arbeitskräfte nach Südtirol (zurück-)ho-len bzw. nach der Ausbildung im Land

halten kann. Wie? Rekrutierungsmaß-nahmen bei Vollbeschäftigung und in Zeiten der Krise? Was auf den ersten Blick unlogisch erscheint, hat handfeste Gründe: „Wir haben in Südtirol viele Un-ternehmen, die auf Top-Niveau arbeiten

– von Weltmarktführern bis hin zu Ni-schenanbietern. Sie alle benötigen qua-lifiziertes Personal", erklärt Stofner.

Gesucht: Top-Personal

Dazu kommt noch der zunehmende Be-darf an Fachkräften im Bereich der Wis-senschaft und Forschung – etwa an der Freien Universität Bozen, der Europäi-schen Akademie, dem Versuchszentrum Laimburg oder in Kürze im neuen Tech-nologiepark Bozen. "Auf dem heimi-schen Arbeitsmarkt kann dieser Bedarf nur schwer gedeckt werden, Unterneh-men haben zunehmend Probleme, ge-eignetes Personal zu finden. Deshalb müssen wir den Arbeitsstandort Südtirol auch außerhalb des Landes bekannt und schmackhaft machen und gleichzeitig hochqualifizierte Südtiroler, die im Aus-land arbeiten, zu einer Rückkehr bewe-gen“, erklärt BLS-Direktor Ulrich Stofner.

Die Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal sei zudem ein sehr wichtiges Kriterium für einen Wirtschaftsstandort, so Stofner weiter. Als Südtirols Standort-agentur habe die BLS den Auftrag, den Wirtschafts- und Arbeitsstandort aktiv mitzugestalten und dafür zu sorgen,

Südtirol punktet bei Arbeitskräften aus dem Ausland vor allem durch seine hohe Lebensqualität

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Internationales Netzwerk Bauen in den Alpen ist zunehmend Thema in Südtirol. Die Plattform alpitecture bemüht sich um internationalen Wissenstransfer über Alpen, Technologie und Architektur und bindet dabei heimische Unternehmen ein.

Südtirol lockt. Gerade im Frühjahr, wenn die Sonne schon etwas stärker scheint als in nördlicheren Regionen und die Apfelbäume kurz vor

der Blüte stehen. Südtirol lockt auch durch zeitgemäße Architektur, die mit aktuellster Technologie, niedrigem Energieverbrauch, neuen Materialien und mit einem Anspruch auf Umweltver-träglichkeit realisiert wurde.

Bereits zum vierten Mal trafen sich vom 22. bis 25. März international tätige Architekten auf der Plattform alpitectu-re zum gemeinsamen Wissenstransfer. Den Auftakt für die 200 angereisten Teil-nehmer lieferte unter anderem die Aus-stellung „Neue Architektur in Südtirol 2006 – 2012“ bei KunstMeran. Sich ein Bild von der Baukultur des Landes zu machen, in dem nur sechs Prozent der Landesfläche überhaupt bebaubar sind,

war für die Teilnehmer ein gelungener Einstieg in das komplexe Thema rund um das Bauen in den Alpen.

Alpitecture hat zum Ziel, ein interna-tionales, kreatives Netzwerk der Archi-nales, kreatives Netzwerk der Archi-tekten und Unternehmer in Südtirol zu etablieren. Geprägt durch ihr gemein-sames schöpferisches Potential gene-rieren Architekten, Unternehmen und Entscheidungsträger neue Produkti-onsverfahren und Produkte. Ein we-sentlicher Bestandteil von alpitecture ist dabei der Besuch von Partner-Unter-nehmen und ihren Referenzobjekten. An vier Tagen erhielten die Teilnehmer kompakte Informationen über das Land und seine Baukultur. Ein Ideen-workshop zur Präsentation Südtirols auf der EXPO 2015 in Mailand bildete einen der Schwerpunkte des vielfälti-gen Programms, in welchem die Quali-täten des Landes auf Basis einer weiter-

entwickelten Tradition vermittelt wur-den. Erstmalig wurde auch ein eintägiger Kongress angeboten: „Län-derübergreifende Projekte in der Archi-tektur der Alpenländer und darüber hi-naus“ lautete der Titel, unter dem 31 renommierte Architekten Faktoren auf-zeigten, um Architektur über die Grenze und für alle Beteiligten in eine gewinn-bringende Situation zu führen.

Workshop und Austausch

Rund 200 Gäste besuchten die Abend-veranstaltung im Veranstaltungszent-rum KiMM in Meran und nutzten die Gelegenheit eines Gedankenaus-tauschs mit Kollegen aus den angren-zenden alpinen Ländern. Anlass waren die Werkberichte von Kjetil T. Thorsen von Snøhetta und Professor Tobias Wal-lisser von LAVA.

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Neben Workshop und Expertenge-sprächen lernten die Gäste das Leis-tungsspektrum der aus einer hand-werklichen Tradition entstanden Unter-nehmen kennen: Die Firma Höller, spezialisiert auf qualitätsorientierte In-neneinrichtung, der Fassadenbauer Fre-ner & Reifer und der Holzbau-Spezialist Rubner stellten ihre Kompetenzen, ih-ren Anspruch an Qualität und Aus-führung und ihre Referenzen vor. „Die Erfahrung zeigt, dass Kooperationen mit Fachleuten aus derselben Branche Erfol-ge bringen können, für die man allein mehrere Jahre gebraucht hätte. Dieser Austausch zwischen Gleich- und durch- aus auch Andersgesinnten ermöglicht es uns, neue Impulse zu bekommen, Kontakte zu knüpfen und unsere soli-den, handwerklich gewachsenen Lei-stungen vorzuzeigen“, sagt Klaus Höller vom gleichnamigen Betrieb.

Auslandsaufträge erwünscht

Entstanden war alpitecture genau aus diesem Beweggrund heraus: „Exportier-te Dienstleistung, wie es etwa die eines Architekten sein kann, erhöht zwar nicht unmittelbar die Exportquote, da diese sich allein auf den Export einer Dienst-leistung beschränkt. Aber sie generiert allemal Wertschöpfung und in der Folge vielleicht auch Export von Waren: Über den Daumen gepeilt zieht jeder Euro, den ein Architekt im Ausland verdient, einen Umsatz im Wert von zehn Euro nach sich. Außerdem haben wir in Südti-rol ausgezeichnete Handwerks- und In-dustriebetriebe, die auch im Ausland gefragt sind – und Architekten greifen gerne auf bewährte und zuverlässige Fir-men zurück“, erklärt EOS-Vizedirektor Markus Walder.

Ideenwettbewerb für die Expo

Zurück nach Meran, wo im Rahmen der alpitecture ein Workshop angesagt war, bei dem die Gäste einen Beitrag durch den Blick von außen eingefordert wird. Dieses Jahr waren sie eingeladen, sich mit der „Architektur als Kommunikati-

on von Form und Inhalt Südtirols“ auf der EXPO 2015 in Mailand während ei-nes eintägigen Ideenwettbewerbs zu be-fassen. Drei Gruppen arbeiteten parallel an Variationen der Aufgabenstellung. Die erste Gruppe konzipierte einen Aus-stellungspavillon für Südtirol auf dem Gelände der EXPO 2015. Im Diskurs der Aufgabe spaltete sich die Gruppe in zwei Teams. Beide Teams rückten das Thema Apfelanbau in den Mittelpunkt ihrer Pa-villonkonzeption.

Auch die zweite Gruppe teilte sich in zwei Teams. Deren Aufgabenstellung war es, auf einer kleinen Fläche einen maximal zweistöckigen Pavillon zu en-twickeln, der auch in einer Halle aufge-baut werden kann. Beide Teams legten dabei den Schwerpunkt in eine Raumfol-ge, die in der Gestaltung emotional auf Südtirol einstimmt. Landschaft und Ge-nuss bilden den Rahmen der architekto-nischen Inszenierung.

Die dritte Gruppe hatte die Aufgabe, eine Intervention zu entwickeln, die auf Südtirol aufmerksam macht, ohne eine große Fläche in Anspruch zu nehmen. Einfache klappbare Bühnenelemente symbolisieren die identifikationsstiften-den Merkmale des Landes: Der alpine Charakter, das Landschaftsbild, städte-bauliche Strukturen sowie handwerkli-che Tradition, Qualitätslebensmittel und der mediterrane Einfluss spiegeln sich in dem Auftritt wider. Treffen die Elemente auf dem EXPO-Gelände aufei-nander, findet eine Inszenierung Südti-rols statt.

Buntes Kaleidoskop

Am Sonntag reisten die Gäste nach ei-nem Besuch der Franzensfeste ab, zurück bleibt ein buntes Kaleidoskop an Eindrücken, einige davon sind auf face-book.com/alpitecture gestellt. Der Aus-tausch zwischen den Fachleuten wirkte befruchtend und spannend auf die Teil-nehmer, auch deshalb, „weil dieser Aus-tausch sonst leider nicht stattfindet, er aber doch so wichtig ist“, meint Archi-tekt Martin Mutschlechner von stadtla-bor Innsbruck.

1 Angeregte Diskussionen2 Seilbahnstation Meran 20003 Produktive Workshops4 Kjetil Thorsen, Architekturbüro Snøhetta, Oslo (cs)

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Die Gastgeber. Die Faneshütte ist Südtirols höchster ganzjährig bewohnter Wohn-sitz. Max und Petra Mutschlechner lieben die besondere Energie inmitten der Dolomitengipfel, die ab-solute Stille und das bewusste Leben.

Text: Barbara PlatzerFoto: Max Lautenschläger

F A N E S H Ü T T E

39030 St. Vigil in EnnebergTel. 0474 501 [email protected]

„Es ist schwierig, Personal zu finden. Manche Menschen halten das nicht aus hier oben. Und manche bleiben.“

EIN AMPHITHEATER aus Stein und Fels, eine Bühne für Gämsen, Murmeltiere und Adler, eine Hochalm auf 2.000 Me-tern Höhe, die fast kreisförmig von den Gipfeln der Dolomiten des Naturparks Fanes-Sennes-Prags umschlossen ist. Lärchen und Zirben zieren das von Fels-schuppen durchsetzte Wiesengelände, Schneereste kauern in den Senken. Mit-ten in dieser Szenerie befindet sich die Faneshütte, der höchste ganzjährig be-wohnte Wohnsitz Südtirols. Und doch kann man in der Gaststube bisweilen vergessen, an welchem eindrucksvollen Ort man sich dort oben befindet. Das

liegt an den Hüttenwirten Petra und Max Mutschlechner. Und ihren Ge-schichten. Er, mehr Gefühls- als Ver-nunftsmensch, grauschwarzer Schnau-zer, blaue Augen, Motorradfahrer-Jacke, 58 Jahre alt, Lausbubenblick. Sie, mehr Vernunfts- als Gefühlsmensch, blonde Haare, grüne Augen, blauer Fleece, 46 Jahre alt, Lausbubenmaßregel-Blick. Je-denfalls: Wenn „der Max“ den großen Kochtopf voller Käsenocken auf den massiven Holztisch wuchtet und Petra die Flasche Rotwein öffnet, dann sollte man es nicht allzu eilig haben.

Max beginnt zu erzählen, wie er hier aufgewachsen ist, wie sie früher die Gäste des Hotel Post aus St. Vigil emp-fangen haben und sein Vater später die Faneshütte vom Hotel übernommen hat. Dann erzählt Petra, wie sie vor 26

ditiert eine Weile auf einem Felsen. Es gibt kein Mobilfunknetz und kein Inter-net auf der Faneshütte. „Wir möchten das Hüttenflair ja nicht ruinieren“, sagt Petra auf der Terrasse. Wolken drücken zwischen Zehnerspitze und Lavarela auf die Alm herunter. Es regnet leicht und ist still. Sie weiß genau, dass die Gäste auch wegen dieser Zivilisationsferne kom-men und dass das fehlende Mobilfunk-netz heutzutage schon wieder ein Luxus-gut geworden ist. „Diese Ruhe der Na-tur“, sagt Petra, „die spürt man einfach

– und das merkt man sehr schnell. Stress und Lärm haben die meisten Gäste in der Stadt ja genug. Und auch wenn die Hütte überfüllt ist, muss man nur eine halbe Stunde wandern, und schon trifft man keinen Menschen mehr.“

Auf der Faneshütte geben sich Wan-derer und Radler die Türklinke in die Hand. Das liegt an der Popularität des Dolomiten-Höhen-Wanderwegs Num-mer 1 und der Transalp, einer Alpenüber-querung mit dem Mountainbike. Die beiden Wege kreuzen sich vor der Hütte.

Am späten Nachmittag fahren wir wieder hinunter ins Tal, die Straße hin-aus Richtung St. Vigil, und auf etwa 1.400 Metern Höhe fangen die Handys an zu piepsen. Man möchte am liebsten gleich wieder umkehren.

Jahren das Tal unter sich gelassen hat und hinaufgezogen ist, zum Max, den sie schon als Kind kennengelernt hat, weil er der Bruder ihrer besten Freun-din war. Dann erzählt wieder Max von den beiden Töchtern, die auf der Hütte aufgewachsen sind, mittlerweile aber nicht mehr dort oben leben. „Als sie zur Schule gingen, haben wir sie jeden Tag hinunter nach St. Vigil gefahren. Im Sommer mit dem Jeep, im Winter mit der Schneekatze. Nur wenn zu viel Schnee gefallen war, sind sie oben ge-blieben – und durften schwänzen.“ Ein Grinsen. Noch Wein?

Es ist vermutlich die Weite und Grö-ße der Natur, die den Menschen auf der Faneshütte auf sich selbst zurückwerfen und ihm bewusst machen, dass vieles im Leben nicht selbstverständlich ist. Wär-me, Licht und Wasser zum Beispiel. Das Heizöl muss angeliefert werden, Strom kommt erst seit einigen Jahren aus St. Vigil (was zwar, wie Petra sagt, „nicht mehr so romantisch, aber viel sicherer ist“) und das Wasser aus einer Quelle un-ter der Neunerplatte. „Das Leben hier oben ist schon bewusster“, sagt Petra, und der Wind pfeift ihr in den Kragen. Doch der Ort entschädigt für alles. „Die-se Energie hier oben, das ist etwas ganz Eigenartiges, etwas, das man spürt, wenn man einmal hier war.“ Manchmal, wenn es in der Hütte zu stressig wird, geht sie einfach nach draußen und me-

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Petra und Max Mutschlechner sind Hüttenwirte aus Leidenschaft

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Die „Badln“ in Südtirol bli-cken auf eine lange Tradi-tion zurück: Bereits um die Jahrhundertwende gab es viele Bauern- und

Kurbäder, die bei in- und ausländischen Gästen sehr beliebt waren. Diese Traditi-on und das Wissen um den gesundheitli-chen Mehrwert dieser Bäder sind viel-fach jedoch in Vergessenheit geraten. Um diese einzigartigen, authentischen und regionalen Anwendungen wiederzu-beleben, haben sich zwölf Südtiroler Heu-, Mineralwasser- und Latschenbä-der zu einem Netzwerk zusammenge-schlossen. Unterstützt wird das Netz-werk durch den Cluster Alpine Wellbeing des TIS innovation park, der das Fachwis-sen zu den Themen Heu, Mineralwasser und Latschen in Form eines Kompetenz-zentrums vertieft. „Wissenschaftliche Studien werden genauso gesammelt wie historische Unterlagen, die dann den Netzwerkmitgliedern weitergegeben werden“, sagt Manuela Irsara, Manage-rin des Clusters. Die Betriebe, die dem Netzwerk angehören, sind sehr unter-schiedlich, sie reichen vom Urlaub auf dem Bauernhof bis zum Viersternehotel. Gemeinsam ist allen, dass sie langjähri-ge Experten auf dem Gebiet der traditio-nellen Bäder sind. Gemeinsam sind ih-nen auch die Ziele, die sie durch den Zu-sammenschluss im Netzwerk verfolgen: das traditionelle Wissen um die Bäder-kultur wiederzubeleben, eine transpa-rente und hohe Qualität zu garantieren sowie unter der gemeinsamen Marke

„Heu- und Wasserbäder Südtirol“ aufzu-treten. Das letztgenannte Ziel wurde be-reits erreicht: Die Badlbetriebe haben ein gemeinsames Logo und eine Home-

Gut gebadet Heu-, Mineralwasser- und Latschenbäder sind wichtiger Bestandteil der Südtiroler Wellness- und Kurgeschichte. Sie eröffnen Hotels und Wellnessbetrieben neue Möglich-keiten zur Bereicherung ihres touristischen Angebots.

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page, auf der zahlreiche Informationen zu Badln und Betreibern zu finden sind.

Entscheidend für die Qualität und Wirkung des Heus sind die Wirkstoffe der verschiedenen Kräuter, die im Heu vorkommen und je nach Lage sehr un-terschiedlich sein können. Alle Betrie-be des Badlnetzwerks verwenden aus-schließlich Südtiroler Qualitätsheu, das von ungedüngten Hochalmen stammt und einen sehr hohen Kräuter-anteil aufweist. Untersuchungen bele-gen, dass Heubäder unter anderem den Stoffwechsel anregen, Muskelverspan-nungen lindern oder sich positiv auf Verdauungs- und Schlafstörungen aus-wirken können.

Wellness statt Kur

„Früher wurden Heubäder als Kur von einem Arzt verschrieben“, erklärt Wal-ter Daldoss vom Berghotel Jochgrimm, dem wohl ältesten traditionell betriebe-nen Heubad in Südtirol. „Heute werden Heubäder aber nicht mehr als Kur ein-gestuft, sondern als Wellnessanwen-dung und haben leider an Wert verlo-ren“, so Daldoss. Nichtsdestotrotz kä-men immer noch viele Stammgäste ins Hotel, die auf die Wirkung der Heubä-der schwören. Im Berghotel werden die Heubäder noch nach altem traditionel-lem Ritual angeboten. Das bedeutet, es gibt vier Sitzungen pro Tag über einen Zeitraum von etwa neun Tagen, wobei immer an einem Tag ausgesetzt wird.

„Diese Bäder sind sehr zeitaufwändig, weshalb wir vermehrt auch kürzere, ein-zelne Bäder anbieten“, erklärt Daldoss, der ergänzt: „Im Vordergrund steht bei jedem Bad aber immer die Qualität des

Heus, das von unserer eigenen Almwie-se stammt.“

Beim Latschenbad wird entweder dem Badewasser Latschenölextrakt zu-gesetzt oder direkt inmitten heißer Lat-schenzweige gebadet. Ätherisches Lat-schenöl wird in der Volksmedizin schon seit Jahrhunderten verwendet: Es kann schleimlösend, schwach antiseptisch und durchblutungsfördernd wirken. Latschenbäder werden von einigen Badbetreibern zusätzlich zum Heubad angeboten.

Wasser marsch

In Südtirol gibt es 32 geprüfte Mineral-wasserquellen und Mineralwasser, die z.B. Sulfat, Magnesium, Kupfer, Eisen oder Radon beinhalten. Auch viele Süd-tiroler Trinkwässer haben Mineralwas-serqualität. Diese Wässer können ei-nerseits in Form von Bäderanwendun-gen genutzt werden, wo sie, je nach Zusammensetzung, entspannen, den Stoffwechsel anregen, chronisch-rheu-matische Erkrankungen lindern oder die Haut pflegen können. Andererseits werden auch Trinkkuren angeboten: Die Trink-Mineralwässer Südtirols eig-nen sich bei Nieren- und Darmstörun-gen zur Unterstützung des Stoffwech-sels und der Verdauung und weisen eine entschlackende Wirkung auf.

„Seit September letzten Jahres bieten wir Behandlungen mit dem Wasser un-serer Quelle an“, sagt Nicol Alberti vom Hotel Aqua Bad Cortina in St. Vigil in Enneberg. „Das Wasser unserer Quelle ist schwefelhaltig, was besonders gut für die Haut ist.“ Bei einem solchen Schwefelbad wird viel mehr als nur das gute Mineralwasser in die Wanne gelas-sen: Die Behandlung läuft nach einem ganz bestimmten Ritual ab, daneben er-klärt der „Badlmeister“ die wohltuende Wirkung des Wassers und versetzt den Gast in einen tiefen Entspannungszu-stand. Die Behandlung kombiniert, ne-ben dem Quellwasser, auch andere alpi-ne Ressourcen: Die Wanne ist aus Sil-berquarzit, einem Stein aus dem Pfitschtal, der eine wärmespeichernde Wirkung hat, und der Deckel aus Zirben-holz, das beruhigend wirkt.

Der Schwefelgehalt tut dem Ge-schmack keinen Abbruch, weshalb sich das Wasser ideal zu Trinkkuren eignet.

„Bei dieser Kur sollen die Gäste einfach während ihres Aufenthaltes täglich etwa einen Liter dieses Wassers trinken. Das Wasser tut der Verdauung gut und hat eine reinigende Wirkung“, unter-streicht Alberti. „Will man die volle Kraft des Wassers erleben, so sollte man sowohl im Wasser baden als es auch trinken. Nur so hat man wirklich gut gebadet.“ (ep)

Das Hotel Aqua Bad Cortina nutzt die hauseigene Quelle für Wasserbäder und Trinkkuren

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Spiri-tualitätGesund-

heit

Bildung Kultur

In Zeiten von Individualisierung, Selbstverwirklichung und Rück-besinnung stehen Werte wie Hinwendung zur Natur, Gesund-heit und Authentizität hoch im

Kurs. Es reicht nicht mehr aus, nur die Grundbedürfnisse seiner Kunden zu er-füllen. Das betrifft die Automobilbran-che genauso wie den Tourismus. In ge-sättigten Märkten, in denen es für jedes Produkt und jede Dienstleistung bereits einen Anbieter gibt, müssen Artikel ein Alleinstellungsmerkmal aufweisen und Exklusivität gewährleisten. Im Fachjar-gon wäre das der sogenannte USP (Unique selling proposition). Denn am Ende bleibt in der Erinnerung an ein Pro-dukt und an eine Dienstleistung nicht der Betrag, der ausgegeben wurde, son-dern das besondere Erlebnis. Diese Wer-te sind die Treiber von Entscheidungen – auch oder gerade im Urlaub. Die Ange-bote in einer Destination sind entschei-dend. Doch wie schaffen es touristische Destinationen ein Produkt zu entwi-ckeln, das sich von anderen ähnlichen Destinationen (Alpenregionen) unter-

scheidet? Mit dieser Aufgabe befasst sich die Südtirol Marketing Gesellschaft (SMG) seit rund zehn Jahren. Die Abtei-lung Destinationsmanagement der SMG ist in ständiger und enger Abstimmung mit Partnern, insbesondere den Touris-musverbänden und Hotelpartnern. Ziel ist es, gemeinsam mit diesen attraktive Angebote und Produkte zu gestalten, die dem Profil der Region gerecht werden und mit der Positionierung Südtirols im Einklang stehen. Dies geschieht vor dem Hintergrund eines sich ständig schnel-ler verändernden Produktmarktes und sich laufend wandelnder Bedürfnisse. Produktentwicklung muss einerseits die sich abzeichnenden Trends und einen Lebenszyklus von fünf bis zehn Jahren berücksichtigen.

Auslaufdatum inklusive

„Neue Produkte brauchen aber auch die Zeit, um sich entwickeln und sich am Markt bewähren zu können. Im Marke-ting gilt nach wie vor die Faustregel: Alle drei bis fünf Jahre sollte ein Produkt um

einen neuen Aspekt bereichert werden, um nicht in die Jahre zu kommen und deswegen seine Attraktivität einbüßen zu müssen“, erklärt Alexandra Mair, Lei-terin der Abteilung Destinationsma-nagement in der SMG. Die SMG hat in dieser Funktion die Aufgabe, Marktfor-schung und SWOT-Analysen (Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken-Untersu-chung) zu betreiben, und basierend auf diesen Ergebnissen strategische Impul-se zu setzen und gemeinsam mit Part-nern attraktive Angebote zu entwickeln, die dem Profil der Regionen gerecht wer-den und eine gute Entwicklung für den Lebensraum Südtirol bedeuten.

„Die Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, dass gute Produkte durch span-nende interdisziplinäre Zusammenar-beit entstehen: So etwa verbindet die Museum-Mobil-Card Mobilität mit Kul-tur, die Culturonda-Themenwege wie-derum vereinen das Naturerlebnis mit den Themen Dolomiten und Wein“, weiß Mair. Auf der Suche nach passen-den Querschnitten ist der SMG in Zu-sammenarbeit mit Partnern, Touris-

Gute Verbindungen suchen. Strategische Produktentwicklung ist für die Weiterentwicklung einer touristischen Destination nicht nur notwendig, sondern überlebenswichtig. Ein Überblick über Angebote, die auf Initiative der SMG umgesetzt wurden.

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TOURISMUS

Sport

Ernäh-rung

Wissen-schaft

durchspielen können: beim Outdoorpro-gramm, im Wohlfühlbereich und in der Küche“, erklärt Wolfang Töchterle, Be-treuer der Hotelgruppen Vitalpina und Bikehotels Südtirol. Auch die 2010 neu gegründete Angebotsgruppe Bikehotels Südtirol hat entschieden, sich in den Be-reichen Produktentwicklung, Vermark-tung und Verwaltung der SMG anzuver-trauen. Die 20 Bikehotels und die sieben angeschlossenen Bikeschulen haben viel umgesetzt und sprechen fünf verschie-dene Zielgruppen an: Mountainbiker, Rennradfahrer, Genussradfahrer, E-Bike-Fahrer und Freerider.

Auch aus der Zusammenarbeit mit diversen Ferienregionen entstehen gut funktionierende Produkte: Eisacktal – ‚Tal der Wege‘, so lautet das Kernthe-ma, dem sich die Ferienregion Eisacktal innerhalb der Positionierung Südtirols widmet. Fortlaufend entstehen so Rund- und Erlebniswege, die die Stär-ken des Eisacktales erlebbar machen und dessen zentrale Produkte Kastanie, Wein, Apfel und Milcherzeugnisse in den Mittelpunkt stellen. Der Touris-musverband Südtirols Süden bespielt in Zusammenarbeit mit der SMG die Themen ‚Wein und Rad‘. Zahlreiche Möglichkeiten für Besichtigungen von Weinkellereien, Burgen, historischen Ansitzen und Degustationen lokaler

Spitzenweine werden Wein-Interessier-ten auf den drei entwickelten Genuss-Radrouten an der Südtiroler Weinstra-ße geboten. „Produktentwicklung ist anspruchsvoll,“ erklärt Alexandra Mair. Angebote müssten an geeigneter Stelle buchbar sein, funktionieren und letzt-lich auch wirtschaftlich rentabel sein. „Produkte dürfen nicht nur kreiert wer-den, damit es neue Kommunikationsin-halte gibt“. Produkte müssten ehrlich sein und das Leben des Konsumenten bereichern. .

Auf Schlüsselthemen setzen

Die SMG hat die Vision entwickelt, Süd-tirol zum begehrtesten Lebensraum Eu-ropas zu machen. Dabei ist eine gute Weiterentwicklung der Bereiche Nach-haltigkeit, Architektur, Kultur, alpine Kompetenz und der regionalen Produk-te entscheidend. Aus diesem Grund hat das Destinationsmanagement der SMG neue Netzwerke ins Leben gerufen, um in enger Abstimmung mit Partnern und externen Fachgruppen neue Kommuni-kationsinhalte herauszuarbeiten, aber vor allem auch, um neue Produkte ent-stehen zu lassen. Solange Produktent-wicklung in Bewegung ist, solange wer-den Innovation und Fortschritt weiter-hin stattfinden.

musverbänden und Hotelgruppen sehr viel Spannendes gelungen, das aus der Tourismusregion Südtirol nicht mehr wegzudenken ist. Seit 2001 etwa betreut die SMG die Geschäfte der Angebots-gruppe Familienhotels Südtirol. Die 25 Familienhotels Südtirols haben sich ganz auf die Bedürfnisse großer und kleiner Gäste eingestellt. Ein daraus entstandenes Gemeinschaftsprodukt ist das Naturdetektivcamp, das unter dem Motto ‚Natur & Wissen für Famili-en und Kinder‘ spannende Themen rund um die Natur spielerisch aufberei-tet. Die Betreuer werden jedes Jahr neu geschultentwickeln immer wieder neue Ideen zum Thema ‚Natur erleben und begreifen‘.

Marketing = Produktentwicklung

30 Hotels, die Bewegung, Wohlbefinden und Wellness made in Südtirol zum The-ma ihres Urlaubskonzepts gemacht ha-ben, sind hingegen die Vitalpina Hotels Südtirol. Alle Gastgeber sind selbst ge-prüfte Wanderführer und führen die Gäs-te im Sommer und Winter durch die Süd-tiroler Bergwelt. „Mit dem jüngsten Ge-meinschaftsprojekt von SMG und Vitalpina Hotels ‚Durchatmen‘ haben wir ein Thema gefunden, das wir bei allen drei Säulen des Vitalpina-Konzepts

In gesättigten Märkten entste-hen neue Produkte häufig

durch die Verzahnung unter-schiedlicher Disziplinen

(gzp)

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Russland: Condé Nast Traveller Reisemagazin – Die russische Ausgabe der Monatszeitschrift Condé Nast Traveller nimmt seine Leser mit auf eine spannende Genuss-Ski-tour nach Alta Badia. Michelin-Sterne-Restaurants werden ebenso vorgestellt wie die zahlreichen Skihütten, deren Gerichte von den Dolomitici, den drei Michelin-Sterne-Köchen aus Alta Badia, und an-deren italienischen und internationalen Starköchen eigens arran-giert werden. Ausgabe Februar 2012

Schweiz: „Unterwegs“Fernsehsendung – Zehn Tage wurde für die 42-mi-

nütige Sendung im Schweizer Fernsehen SF1 „Un-terwegs“ gedreht: Die Themen reichten von Berg-

apfelsaft über Reinhold Messner, Ötzi, bäuerliche Welten, Biken an der Weinstraße bis hin zu Vespa-

Sammlern. 500.000 Schweizer se-hen sich im Schnitt diese Sendung

an, die einen Marktanteil von knapp 30 Prozent hält. Erstaus-

strahlung: Freitag 16.3. um 21 Uhr.

Italien: Yoga JournalYoga-Magazin – „Seit zweihundert Jahren lockt die

Stadt Meran mit Kur- und Wellnessangeboten“, schreibt die Redakteurin Rita Bertazzoni. Sie ist je-

doch wegen der anstehenden Merano Vitae und dem daneben stattfindenen Yoga-Festvial nach Meran ge-kommen und wollte mehr über das Wohlbefinden in

der Passerstadt erfahren. Ausgabe April 2012

Deutschland: AD Architectual Digest Architekturzeitschrift – Die Architekturzeitschrift AD lüftet historische Geheimnisse rund um die Festung Franzensfeste, in der sich Österreich einst gegen künftige Invasoren wappnete und unter Mussolini Ita-liens Gold versteckt wurde. Heute schuf laut AD der Meraner Architekt Markus Scherer neue Preziosen aus Beton und Stahl, die den Besuch der Burg zum ar-chitektonischen Erlebnis machen. Ausgabe April 2012

Österreich: InsidereiOnline-Reisemagazin

Das Lifestyle-Reisemagazin hat neuerdings auch Südtirol im Programm: Bereits mehrere

Charakterköpfe aus Südtirol ha-ben ihre Lieblingsplätze, Lieb-lingsrestaurants und Geheim-

tipps verraten. Interviewt wur-den unter anderen die

Komponistin Manuela Kerer, der Künstler Aron Demetz, die

Kunstfrau Letizia Ragaglia sowie der Starkoch Norbert Niederkof-

ler. Aber auch Menschen von nebenan mit dem gewissen Et-

was erhielten auf dem Online-Por-

tal eine tolle Plattform. Online

seit Januar 2011

Über Südtirol berichtet. Südtirols Vielfalt passt in Architekturzeitschriften, Frauenmagazine, Reisemagazine, Koch- und Lifestyle-Zeitungen, Abenteuersendungen, zu Web- und TV Auftritten – ein Land mit vielen Gesichtern.

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I M V I S I E R D E R M E D I E N

Page 37: M03-Magazin für Destinationsmarketing in Südtirol

Niederlande: Joie de Vivre Lifestyle-Zeitschrift – Die vier Mal jährlich erscheinende Hoch-

glanzzeitschrift aus den Niederlanden nimmt den Leser mit auf eine Reise nach Südtirol, erkundet Land und Leute, den Lebensstil

seiner Bewohner, ihre Kultur, Tradition und Küche. Ausgabe Sommer 2012

Deutschland: BrigitteFrauenmagazin –

Deutschlands größte Frauenzeitschrift verrät auf großzügigen 14 Sei-

ten 50 Südtiroler Ge-heimtipps: die besten Restaurants und Gast-

häuser, herrliche Un-terkünfte, tolle Aktiv-

Touren, Orte zum Träu-men und Insider-

Adressen in Meran – unglaublich vielseitig.

Ausgabe März 2011

Österreich: Woman Frauenmagazin – Laut Österreichs wichtigstem Frauen-magazin ist Südtirol ein guter Nährboden für starke Frauen: Auf vier Seiten werden starke Persönlichkeiten aus Südtirol porträtiert. Dazu zählen die Kultur-Power-frau Letizia Ragaglia, Modedesignerin Barbara von Pföstl, Choreografin und Filmemacherin Veronika Ritz und die Starwinzerin Elena Walch. Ausgabe März 2012

Großbritannien: „A Year of Adventures“Abenteuer-Fernsehsendung – In der BBC-Sendung

„A Year of Adventures“ wird Südtirols Traumland-schaft vorgestellt. Der Trailer auf YouTube lässt er-ahnen, welche Abenteuer der BBC-Moderator Ben

Fogle erlebt hat: vom Tandem-Pa-ragleitflug in den Dolomiten bis zum Drei-Zinnen-Alpin-Lauf, Ac-tion pur. Ausgestrahlt im März auf BBC Knowledge Italy

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BELGIEN TRIFFT SÜDTIROL: Welche Art von Liaison könnte fruchtbarer sein als jene zweier Regionen, die kulinarisch so viel zu bieten haben wie sonst kaum ein Fleckchen in Europa? Dies dachten auch zahlreiche belgische Fachjournalisten und folgten dem Presse-Get-To-gether der Südtirol Marketing Gesellschaft (SMG) im Weinlokal Etiquette in Brüssel. Thema des PR-Events im April: Klima- und Genussland Südtirol. SMG-Direktor Christoph Engl stellte Südtirols ehrgeizige Ziele in der Klimapolitik vor, der belgische Sommelier Filip Verheyden nahm das Weinland Südtirol unter die Lupe: Südtiroler Sauvignons wurden zu Spargelgerich-ten serviert. Zum Abschluss gab's Rosenmuskateller mit belgischer Spitzenschokolade.

B R Ü S S E L , B E L G I E N

Christoph Engl (rechts) im Gespräch mit dem belgischen Sommelier Filip Verheyden, dem Moderator des Abends

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M A R K T P L AT Z

Page 39: M03-Magazin für Destinationsmarketing in Südtirol

„Der Alpinismus ist kein Sport,

kein Wettkampf, sondern

eine Philosophie, eine Lebensform.“

Cesare MaestriKletterer und Alpin-Schriftsteller, * 1929

Page 40: M03-Magazin für Destinationsmarketing in Südtirol

www.suedtirolwein.com www.vinialtoadige.com