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beat 01 | 2010 09
INBEATEinstieg: Coverart Ordinary Heroes
Dass sich Künstler etwas einfallen lassen müssen, um auch im Zeitalter von
Downloads und Raubkopien noch Tonträger zu verkaufen, dürfte sich inzwi-
schen herumgesprochen haben. Und so sind exklusive Sammlerausgaben,
umfangreiche Exklusiveditionen und erweiterte Playlisten längst nichts Ungewöhn-
liches mehr. Trotzdem: Auch eine limitierte Aufl age ist letztlich ein Massenpro-
dukt – nur für eine kleinere Masse eben. Die britische Synthpop-Ikone Howard Jones
treibt die Individualisierung jedoch auf die Spitze: Eine Kleinaufl age von fünfh undert
Exemplaren seines neuen Albums „Ordinary Heroes“ wurde so originär gestaltet,
dass jeder Käufer ein absolut unverwechselbares Unikat in den Händen hält – jedes
Album enthält eine persönliche Widmung und Unterschrift von Howard selbst, und
auch das Artwork variiert.
Für dessen Umsetzung ist der Designer Ian Walden verantwortlich: „Papier ist
meine große Leidenschaft“, erklärt der Brite, „und dieses Projekt erlaubte es mir, diese
Liebe in eine wunderbare Gestaltung fl ießen zu lassen, indem ich handwerkliche
Drucktechniken verwandte, die die Schönheit der genutzten Pappe noch unterstrei-
chen.“ Doch das Material ist nur ein Teil des wertvollen Konzepts: „Wir haben drei-
zehn verschieden gefärbte Tinten genutzt. Jedes einzelne der fünfh undert Alben ist in
einer anderen Farbreihenfolge zusammengestellt. So kann es also sein, dass einige drei-
zehn verschieden eingefärbte Einlegepappen enthalten, während andere verschiedene
Kombinationen zum Teil gleicher Farben bekommen werden, wobei auch die einzel-
nen Songtexte in dreizehn verschiedenen Farben gedruckt wurden. Jede einzelne Pappe
wurde von Hand gedruckt, was bedeutet, dass die Farben im Gegensatz zum Digital-
druck variieren werden.“ Die Pappen werden von einer Klammer zusammengehalten,
und auch diese variiert farblich in dem genannten Rahmen. Auch die verwendete
Schriftart wurde exklusiv für „Ordinary Heroes“ entworfen.
Es verwundert nicht, dass die exklusiven Einzelstücke längst ausverkauft sind.
Wer keines mehr ergattern konnte, darf sich immer noch an den neuen Songs des
regulären Albums erfreuen, die Howard Jones als kompletten Songwriter in klas-
sischer Bandbesetzung präsentieren – der Synth musste diesmal ausgeschaltet
bleiben.
www.hush-creative.co.uk | www.howardjones.com
Hush Creative
Aus Liebe zum Papier
Jedem Käufer sein unverwechsel-
bares Exemplar: Ian Walden gestal-
tete das Artwork des neuen Howard-
Jones-Albums.
Foto: Hush Creative
18 beat 01 | 2010
BEATPERSONALITYPorträt: Kenneth Kirschner
PLUG-INS UNDPERÜCKEN
Kenneth Kirschner
Kenneth Kirschner ist ein Pionier der Netaudioszene. Als die Welt noch starr in Copyrights und Verwertungsketten verharrte,
bot Kirschner bereits sein gesamtes Schaffen kostenlos auf seiner Webseite an – und wurde kurzzeitig zu einem Bugbild für eine
Bewegung, die sich inzwischen zu einem weltweiten Netz zusammengeschlossen hat. Doch stellen neue Distributionsmethoden
nur den ersten Schritt seines Schaffens dar: Für Kirschner hat die Zukunft der Musik gerade erst begonnen. von Tobias Fischer
Dass Kenneth Kirschners Stimme inzwischen selbst dann
beachtet wird, wenn er an die Grenzen der Aufmerksam-
keitsspanne geht und sein Publikum radikal fordert, wird auf
seinem aktuellen Album „Filaments & Voids“ klar. Das über zwei-
stündige Werk besteht aus ebenso viel Klang wie Stille. Obwohl das
gesamte Material auch frei zum Download bereits steht, verkauft
sich das Album bemerkenswert gut – Kirschners Ansatz scheint sich
immer mehr durchzusetzen.
Beat / Ist der Erfolg von „Filaments & Voids“ für dich ein Beweis
dafür, dass man mit neuen Modellen der Distribution und Promotion
Erfolg haben kann?
Kenneth / Ich freue mich darüber, dass du das Album für einen Erfolg
hältst. Ich selbst bin da nie so ganz selbstbewusst. Genau wie jedes
Stück, das ich schreibe, ein Experiment darstellt, ist auch meine
gesamte Distributionsphilosophie eines. Bis jetzt ist es nicht kom-
plett fehlgeschlagen, aber vielleicht habe ich auch nur Glück gehabt.
Ich habe es aber tatsächlich geschafft, meine gesamte Musik einer-
seits kostenlos zur Verfügung zu stellen und gleichzeitig auch gele-
gentlich eine CD zu veröffentlichen.
Meiner Meinung nach ist es immer noch eine Herausforderung,
Leute dazu zu bringen, sich ernsthaft und aufmerksam mit einem
Stück zu beschäftigen, das ausschließlich im Netz veröffentlicht
wird – allein schon deshalb, weil es keinen Rahmen dafür gibt, sol-
che Werke zu besprechen. Ich bekomme nur Rezensionen, wenn ich
eine physische CD veröffentliche – was ironisch ist, denn die darauf
enthaltenen Titel sind zu dem Zeitpunkt zumeist schon längst auf
meiner Webseite frei verfügbar. Es besteht aber scheinbar immer
noch die Wahrnehmung, dass digital angebotene Musik nicht ganz
so „ernst“ oder „legitim“ ist wie Alben, die durch traditionelle Kanäle
vertrieben werden. Aber CDs stehen unweigerlich vor dem Aus, das
sollte sich inzwischen herumgesprochen haben. Und wir müssen
neue Wege finden, einen Pfad durch die Musik, die uns zur Verfü-
gung steht. Wir müssen nach Standards für diese neue Welt fahn-
den. Und das ist ein Teil dessen, was ich mit meiner Webseite zu tun
versuche: zu sehen, ob es möglich ist, einfach nur Musik zu schrei-
ben und darauf zu hoffen, dass die Leute, die sie mögen, sie auch fin-
den werden.
Fragen und Probleme führen zu Fragen und Problemen
Beat / Warum hat dich das Albumformat nie so richtig interessiert?
Kenneth / Ich denke als Komponist einfach eher auf Basis einzel-
ner Titel als in Alben. Jedes Werk stellt für mich eine Reihe von Fra-
gen und Problemen dar, die hoffentlich wiederum neue Fragen und
Pro bleme aufwerfen. Ich bin normalerweise nicht daran interes-
siert, dasselbe Stück zweimal zu schreiben, auch wenn das natür-
lich manchmal passiert. Und wenn ich an einem Titel arbeite, denke
ich meist nicht daran, wie er sich zu anderen Dingen verhält, die ich
geschaffen habe. Ich denke niemals: „Hey, ich arbeite an meinem
nächsten Album!“, sondern immer: „Ich arbeite an meinem nächsten
Stück“. Obwohl ich es mag, an der langen Erzähllinie eines Albums
zu feilen, ist da doch immer die Stimme in meinem Kopf, die sagt:
„Warum nur diese eine Auswahl, warum diese Reihenfolge? Warum
kann es nicht mehrere geben?“. Denn andere Kombinationen kön-
nen genauso gut sein. Und ich mache mir Sorgen darüber, dass die
Leute denken könnten, dies sei die einzige Reihenfolge, in der man
diese Kompositionen hören sollte – was natürlich nicht der Fall ist.
Das Beste wäre es doch, wenn jede CD ein Unikat wäre, das maßge-
schneidert ist für ihren jeweiligen Hörer.
Beat / Worin besteht dann für dich der Grund, überhaupt noch CDs
zu veröffentlichen?
Kenneth / Als Künstler habe ich nicht sehr viel Interesse an phy-
sischen Objekten – vielleicht, weil ich kein Designer oder bilden-
der Künstler bin. Ich bin wirklich nur ein Musiker. Und deswe-
gen habe ich mich extrem in Richtung Objektlosigkeit bewegt;
alles, was du von mir bekommst, ist eine Datei mit einem Titel –
und sogar dieser Titel ist nur ein Datum! Außer purem Klang ist
da nicht viel. Andererseits schätze ich die wunderschönen physi-
schen Objekte von anderen Künstlern sehr, und für mich wird die-
ser Aspekt oft Teil einer Zusammenarbeit. „Filaments & Voids“ ist
ein gutes Beispiel dafür: Taylor Deuprees Design ist zu einem inte-
gralen Bestandteil des Projekts geworden, Marc Weidenbaums
Text ebenso. Gerade arbeite ich an einem Projekt mit dem kana-
dischen Multimedia-Verrückten Herman Kolgen, und wenn du
skoltz_kolgens unglaublichen „Silent Room“ kennst – was so unge-
fähr die beeindruckendste Kombination aus physischen und digita-
len Gegenständen ist, die man sich vorstellen kann – wirst du ver-
stehen, warum ich so besonders darauf gespannt bin, wie dieses
physische Objekt aussehen wird.
Diskografie:2002 | October 22, 2000 2003 | 6 Track EP 2003 | Post_Piano 2003 | September 19,
1998 Et Al. 2004 | January 2,
1999 Et Al. 2004 | June 18, 1995 Et Al. 2004 | May 3, 1997 2005 | Post_Piano 2 2006 | '05 Compositions 2006 | August 10, 2005
(EKO Version) 2006 | Indeterminate Series 2006 | May 6, 2001 2006 | November.2006
Rope Swing Cities 2006 | November 18,
2004 Et Al. 2006 | Three Compositions 2006 | Unlit Cities 2007 | 10/19/06 Fragments 2007 | July 29, 2004 2007 | Maundered Souls 2007 | September 8, 2005 2008 | 04:46:26 (Excerpts
From Infinite) 2008 | March 20, 2007 Et Al 2008 | May 2008 | The Piano Sketches2008 | Filaments & Voids
»Musik ist ein dezentrales, kollektives System, das sich selbst durch uns remixt.«
beat 01 | 2010 19
BEATPERSONALITYPorträt: Kenneth Kirschner
Für Kenneth Kirschner ist seine gesamte Distributionsphilosophie eine Art Experiment.
20 beat 01 | 2010
BEATPERSONALITYPorträt: Kenneth Kirschner
Navigation in der Welt aus Klang
Beat / Du hast einmal gesagt: „Wenn ich eine Religion in meinem
Leben habe, ist es der iPod“. Wie haben Filesharing und digitale
Musik unsere Auffassung von Musik verändert?
Kenneth / Was mir am meisten auffällt, ist das schier unglaubliche
Volumen an Musik, das uns in jedem Moment zur Verfügung steht.
Es gibt Gigabytes an Daten allein auf meiner Festplatte. Und diese
unvorstellbare Menge an Musik ändert meiner Meinung nach auch
die Beziehung zu ihr. Sie ändert die Art, wie du hörst und wie du
über Musik denkst. Manchmal erscheint es mir so, als sei es mir nicht
mehr möglich, überhaupt noch ein bestimmtes Musikstück hören
zu wollen. Die Auswahl ist so überwältigend, dass man nicht mehr
weiß, wo man anfangen soll. Was tust du, wenn dir die gesamte
Musik der Welt zur Verfügung stünde, wenn du nur den Finger zu
bewegen bräuchtest und alles hören könntest – egal, wo du bist und
wie spät es ist? Wie findest du da einen Weg der Selektion, der Sinn
macht und eine Bedeutung hat? Und wie ändert dies unsere Auffas-
sung von Ästhetik sowie davon, was Musik ist und was sie sein kann?
Du musst neue Ansätze finden, neue Denkweisen und neue Arten
zu hören. Wir brauchen neue Methoden und Werkzeuge, um in die-
ser Welt aus Klang zu navigieren. Denk daran, was die Shuffle-Funk-
tion geworden ist: eine gänzlich neue Methode, unsere Musiksamm-
lung zu betrachten – ganz so, als ob wir alle einen kleinen John Cage
in unseren Computern sitzen hätten.
Im Moment höre ich Musik eher als Stream. Einerseits entziehe ich
mich damit dem Zwang, Entscheidungen treffen zu müssen, ande-
rerseits ist es eine Art Nostalgie in Bezug auf meine Pop-Phase in
den Achtzigern, als das Radio wie eine Drehscheibe für alle anderen
Bereiche wirkte. Und dann gibt es noch die Dance Music: DJs sind
ebenso Kuratoren wie Performer, und sie durchforsten einen riesigen
Wust aus Musik und machen ihn ihrem Publikum verständlich.
Beat / Open Source und Kollaborationen sind für dich sehr wichtig.
Interessiert dich die Frage des „Eigentums“ von Musik nicht so sehr?
Kenneth / Ehrlich gesagt interessiert mich diese Frage sogar unge-
mein. Auf einem philosophischen Level glaube ich nämlich nicht an
Komponisten. Wenn ich mich jemandem vorstelle, fühle ich mich
genötigt ihm zu sagen, dass ich ein Komponist bin – aber in Wahr-
heit weiß ich, dass das nicht wirklich stimmt. Es gibt so etwas wie
einen Komponisten nicht, jedenfalls nicht als diese magische Person,
die aus dem Nichts heraus Musik hervorzaubert. Musik ist ein dezen-
trales, kollektives System, das sich selbst durch uns remixt. Es gibt
einen einzigen, nicht nachvollziehbar komplexen Signalweg, der von
jedem Musikstück, das ich jemals gehört habe, in ein undurchsichti-
ges Bündel aus Neuronen und Sequenzern und Plug-ins mündet, auf
eine Webseite hochgeladen wird und dann ins Netz geschickt wird,
um von dort aus hoffentlich jemanden zu erreichen. Keine dieser
Stationen sieht auch nur annähernd wie ein Kerl aus, der eine Perü-
cke trägt und mit einer Vogelfeder stilisierte Symbole auf Bütten-
papier kritzelt. Wenn du dir diesen Typ aber genau ansiehst, sieht er
sogar mehr wie eine Effektkette oder eine Patchbay aus, eine kom-
plexe Maschine zur Rekombination aus Klangmustern.
Das Beste wäre es, Musik in ihrem puren, präpersonalen Zustand
wahrzunehmen. Sie mag auf eine spannende Art und Weise durch
verschiedene Personen wandern, aber schlussendlich ist sie kein
Spiel von Urhebern oder von Besitz – sie ist viel kollektiver und
unpersönlicher. Bevor ich damit angefangen habe, meine Musik zu
veröffentlichen, habe ich davon geträumt, soweit zu gehen, sie ohne
Nennung meines Namens zu publizieren. Das wäre wirklich ideal,
nicht nur aus einer philosophischen Perspektive heraus, sondern
auch als Herausforderung: Wie könnte man etwas derart Prägnan-
tes und Fesselndes schreiben, dass Leute sogar ohne einen Namen
darauf aufmerksam würden – dass sie geheime Strukturen oder ver-
steckte Systeme in diesem Körper aus unverbundenen Klängen ver-
muten? Das ist schwer, vielleicht sogar unmöglich. Ich hatte nie den
Mut, es zu versuchen. Und jetzt ist es dafür ganz eindeutig zu spät.
Kirschner würde seine Musik am liebsten anonym veröffentlichen und für jeden Hörer maßschneidern.
Der amerikanische Komponist
Morton Feldman …… ist für Kenneth Kirschner ein großes Vorbild. Genau wie bei
Feldman, dessen legendäres zweites Streichquartett geschla-
gene sechs Stunden dauert, schaffen sich Kirschners schwe-
bende, minimalistische Werke eine eigene Form, spielen mit
Stille und vor allem mit Zeit. Abendfüllende Dimensionen errei-
chen Kirschners Stücke dann meistens nicht – vor allem, weil er
seine gelegentlich epischen Skizzen nachträglich noch drastisch
kürzt. Dennoch ist sein aktuelles Album „Filaments & Voids“
wieder eine Herausforderung, ein monolithischer Brocken aus
kathedralen Klängen, eingebettet in einen Ozean aus Leere.
www.kennethkirschner.com
Equipment:
und Reaktor
String Studio
Loop Synth
Instruments-
kerphone und Periscope
»Was tust du, wenn dir die gesamte Musik der Welt zur Verfügung stünde? Wenn du nur den Finger zu bewegen bräuchtest und alles hören könntest – egal, wo du bist und wie spät es ist?«
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beat 01 | 2010 95
BEATREPORTMusik im Web
Musik im Web: MP3-Tipps des Monats zusammengetragen von Tobias Fischer und Thomas L. Raukamp
Nejmano: NoizolineDass sich in den vergan-genen Jahren eine sehr starke und äußerst krea-tive Netlabelszene auch in Osteuropa entwickelt hat, wurde bereits vom
Netaudio Festival 2009 in Berlin beleuchtet. Und tatsächlich scheinen wir erst am Anfang einer Achsenverlagerung zu stehen – Zeugnis davon liefert zum Beispiel das neu gegrün-dete CC-Label „Few Quiet People“, das mit einer exzellenten grafischen Präsentation und besonders durch seine feinen Ambient-produktionen zu begeistern weiß. Auf der nunmehr zweiten Release flechtet Labelmit-begründer Maciel Nejman dichte atmosphä-risch-verrauschte Strukturen, klar wie ein Wintermorgen, auf den man sich Stück für Stück einlässt, um dann im Glück zu versinken. Ein Erlebnis aktueller Klanggestaltungskultur.
Release: Noizoline | Artist: Nejmano | Stil: Ambient, Experimental | Label: Few Quiet
People | Format: MP3 | Creative Commons
Muhr: Farewell AnthologyWohl nicht wenige Netaudio-Enthusiasten erfüllte in den vergange-nen Wochen etwas Trau-rigkeit ob der Nachricht des Kreativpols Vincent
Fugère, sich in Zukunft andere Prioritäten zu setzen, weshalb er seine einflussreichen Label Camomille und Apegenine Recordings einstellte. Nun legt der Kanadier unter seinem etablierten Pseudonym Muhr zudem ein Album vor, dessen Name Programm ist: Die „Farewell Anthology“ beschäftigt sich mit den schweren Themen des Abschiednehmens und Verlassens, und man fragt sich unwillkür-lich, durch welche Niederungen der Künstler zuletzt gehen musste. Doch Schmerz war schon immer eine Quelle reichen Schaffens: Die 13 Titel des Albums wissen durch eine unvergleichliche Tiefe, schwere Flächen und Klangkonstrukte sowie tragende Streicher-arrangements zu berühren. Hoffen wir nur, dass Fugère dem Abschied eine musikalische Auferstehung folgen lässt.
Release: Farewell Anthology | Artist: Muhr | Stil: Ambient, Experimental | Label: Soft Phase | For-mat: MP3, FLAC | Lizenz: Creative Commons
gillycuddy: Music For MolesAudiophile Gemüter werden hier die Nase rümpfen: Mit der Memo-funktion eines Handys aufgenommen, klingen die melancholischen
Folk-Miniaturen von „Music For Moles“ wie ein altes Audiotape, das man auf dem Boden einer mit Spinnweben überzogenen Kiste voller Erinnerungen wiederentdeckt. Unter einer Decke aus grobkörnigen Skizzen verbirgt sich jedoch ein dunkles Geheimnis, das durch die Halbfertigkeit der Songs, ein surreales Konzept über Maulwürfe und die undurchdringlichen Titel noch verstärkt wird.
Release: Music For Moles | Artist: gillycuddy | Stil: Lo-Fi-Folk | Label: www.restingbell.net | Format: MP3 | Lizenz: Creative Commons
Christopher Hipgrave: DayEs gibt Tage, an denen selbst der Weg vom Sofa zur Küche zu lang erscheint und man sich am liebsten bei einer Tasse dampfendem Tees
unter der Decke verkriechen möchte. Christo-pher Hipgraves Debütalbum ist der passende Soundtrack für solche Stimmungen: Unglaub-lich zart, schwebend und schwerelos, fast nur aus feinen Obertönen und sanften Schwin-gungen gewoben, ist „Day“ zu einer Liebeser-klärungen an die kleinen Freuden des Lebens geraten. Und dennoch muss man sich ganz darauf einlassen – ein bezauberndes Album mit einer betörenden Langzeitwirkung.
Release: Day | Artist: Christoper Hipgrave | Stil: Ambi-
ent, Drones, Electronica | Label: www.homenormal.
com | Format: CD, MP3 | Lizenz: kommerziell
Birdy Nam Nam: Manual For
Successful RiotingVergleiche sind blöd. Aber mit ihrer kühlen Kompromisslosigkeit, dem schmutzigen Stra-ßenspirit, ihrer kristallklar
kanalisierten Wut und ihrem futuristischen Arsenal aus grell leuchtenden Samples, ana-log puckernden Sequenzen und schneiden-den Beats könnten Birdy Nam Nam für das neue Millennium werden, was The Prodigy für die Neunziger waren: ein Gegenentwurf zu einer zunehmend angepassten Musikwelt und lupenreinster digitaler Punk. Kraftwerk trifft Electro-Clash und Georgio Moroder tanzt im SM-Club – diesem unwiderstehli-chen Bastard kann man tatsächlich nur mit Vergleichen Herr werden.
Release: Manual For Successful Rioting | Artist: Birdy Nam Nam | Stil: Electro, Electro-Clash,
Hip-Hop | Label: www.sonymusic.fr | Format: CD, MP3 | Lizenz: kommerziell
Tobias Hellkvist & Dead Letters
Spell Out Dead
Words: White/Grey/
BlackIn nur 25 Minuten glei-ten die beiden schwedi-schen Ambient-Meister
durch gleißendes weißes Licht, graue Nebellandschaften aus Zen und Samt sowie schwarze Klangcluster aus dicht-gepackter Soundmaterie und beweisen dabei, dass Drones viel abwechslungsrei-cher sein können, als man ihnen gemeinhin nachsagt: Von flüsterleisen Passagen bis hin zu ekstatischen Crescendos aus Glo-ckenresonanzen und Vocoderschnarren werden hier alle Register gezogen.
Release: White/Grey/Black | Artist: Tobias
Hellkvist & Dead Letters Spell Out Dead Words | Stil: Ambient, Drones | Label: www.itsatrap.com
| Format: MP3 | Lizenz: Creative Commons
V.A.: FallDass Musiker zumeist zu eher melancholischen Gemütsverfassungen nei-gen, ist nicht Neues. Und so ist es besonders die wechselhafte, einschlä-
fernde und trotzdem bunte Zeit des Herbstes, die Künstler oft besonders inspiriert. Ein Spiegelbild dieser vertonten Regungen gibt die Netaudio-Kollektion „Fall“ wieder, eine wunderbare Sammlung von Perlen, die nur ein besonders aufmerksamer Kenner des Schaffens der Szene so geballt zusammenstel-len kann. Und tatsächlich mag man sich gar nicht satt hören an den verschiedenen Stü-cken, die irgendwo zwischen Folk, Folktronica und liebevoller Elektronik hin und her schwap-pen. Brauchen Sie noch einen Soundtrack, der auch den beginnenden Winter erwärmt, dann haben sie ihn nun gefunden.
Release: Fall | Artist: verschiedene | Stil: Folk,
Folktronica, Indie, Elektronik | Label: Metawelle
| Format: MP3 | Lizenz: Creative Commons
DJ Spinna: The Boogie BackGanz bestimmt trägt DJ Spinna maßgeschnei-derte Anzüge und ele-gante Sneaker, raucht Zigarre und trinkt gern edlen Espresso. So jeden-
falls stellt man sich jemanden vor, der gerade mit „The Boogie Back“ einen der geschmack-vollsten und stilsichersten Sampler der Sai-son vorgelegt hat. Auf zwei randvollen CDs präsentiert Spinna einen wahrhaft delektab-len Mix aus elegant groovenden Soul-, Soft-Funk- und House-Hymnen, die allesamt das Zeug zu Klassikern haben. Sexy und smooth ist das – und eine tolle Begleitung zum Espresso davor oder der Zigarre danach.
Release: The Boogie Back | Artist: DJ Spinna | Stil: Disco, Dub, Funk, Hip-Hop, House, Soul | Label: www.bbemusic.com | Format: CD, MP3 | Lizenz: kommerziell
Mike Hallenbeck: Just Before DiwaliLiebe geht durch das Ohr: Nach seiner Hochzeit hatte Mike Hallenbeck plötzlich Verwandte in Indien und unternahm eine ausgedehnte Tour
durch das Land von Ganges und heiligen Kühen. Im Gepäck waren ein Sony MZ-M10 Minidiskrekorder sowie ein Edirol R-09, und das Beste aus mehreren Stunden Audioma-terial ist nun auf „Just Before Diwali“ versam-melt. „Glocken und Feuerwerk“ bilden die Hauptinspirationsquellen, doch finden sich auf diesem spannenden Audiotrip natürlich auch lebhafte Impressionen aus dem kunter-bunten Straßenverkehr. Wer dabei die Augen schließt, kann sich das Flugticket sparen.
Release: Just Before Diwali - Field Recordings
from North India | Artist: Mike Hallenbeck | Stil: Field Recordings | Label: www.wanderingear.
com | Format: MP3 | Lizenz: Creative Commons
Robert Schroeder: 30 Years AfterFast zehn Jahre zog sich Robert Schroeder Ende der Neunziger zurück, um seine Enttäuschungen über die Musikbranche zu verarbeiten. Die Rückkehr
mit „Brainchips“ deutete 2005 bereits einen neuen, dynamischen, vielseitigen Stil an, der sich in diesem Jahr in gleich zwei hochkarä-tigen Alben manifestierte: dem rhythmisch pulsierenden „Taste It“ und dem schweben-den, sphärisch angehauchten Jubiläumswerk „30 Years After“. Auf Letzterem verbinden sich luftige Flächen und mystisch-opulente Chöre mit entspannt treibenden Loops und samtenen Sequenzerläufen – ein oft minima-listisches Werk, das dreißig Jahre Karriere wie ein Magnum Summum in sich vereint.
Release: 30 Years After | Artist: Robert Schro-
eder | Stil: Ambient, Electronica, Psychedelic | Label: www.news-music.de | Format: CD, MP3 | Lizenz: kommerziell
Tubular.net: Tubular Bells FinaleAuch das ist Netaudio: Fans von Mike Oldfield spielen, ohne sich jemals persönlich zu treffen, das berühmte Finale von „Tubular Bells“ selbst
ein. Herausgekommen ist dabei keine syn-thetische Kopie des orchestralen Werks, sondern eine instrumentale Interpretation, bei der die Beteiligten sogar Oldfields spe-zielle Spieltechniken, die Beschleunigung und Verlangsamung einiger Melodielinien zum Beispiel, übernommen haben. Das Ergebnis klingt bemerkenswert stimmig; und die höchstmögliche Zustimmung hat die Coverversion bereits bekommen: Mike Oldfield selbst war begeistert.
Release: Tubular Bells Finale | Artist: Tubular.
net | Stil: Instrumental, Neoklassik | Label: www.tubular.net/finale/ | Format: MP3 | Lizenz: Creative Commons
V.A.: The Brainslug ParadoxDer umtriebige Laridae-Labelkopf und photo-phob-Mastermind Her-wig Holzmann hat sich für „The Brainslug Para-dox“ etwas ganz Beson-
deres einfallen lassen: Als Sampler getarnt hat er alle zwölf Beiträge selbst einge-spielt. Was wie ein großer Spaß klingt, ist genau das: Old-School-Electrorhythmen treffen auf pumpende Technobeats, und der Ambientsound der Neunziger wird auf kreativ-gekonnte Weise geklont.
Release: The Brainslug Paradox | Artist: V.A. | Stil: EDM | Label: http://bp.bai-hua.org/ | For-mat: MP3 | Lizenz: Creative Commons
24 beat 01 | 2010
BEATPERSONALITYReportage: Route 66 Open-Source-Film
24 beabbbbbbbbb t 0ttt 001 | 2022200101111111111111111
Dreißigtausend Euro hat „Route 66“
gekostet – ein verschwindend gerin-
ger Betrag im Vergleich zu den Bud-
gets, die gemeinhin in Hollywood-Produk-
tionen verschlungen werden. Und dennoch
mussten die Macher dafür ihre Altersvor-
sorge, Girokonten und Ersparnisse plün-
dern. Nicht einmal von der Filmförderung
hätte man sich eine Subventionierung erhof-
fen dürfen, da das Projekt, wie Kluge es aus-
drückt, „den Status Quo der Filmindustrie ad
absurdum führt“. Vielleicht tut es das tat-
sächlich: Auch wenn „Die letzte Droge“, die
aktuelle Produktion aus dem Hause der VEB
Film Leipzig, noch nicht die Dimensionen
von X-Men erreicht, so hat der Film dennoch
300.000 Euro gekostet, und die Realisa-
tion ist ein weiterer Beleg für die Effektivität
neuer kollaborativer Modelle. Gern blicken
Stefan und Tom mit uns auf ihre beiden ers-
ten Produktionen zurück.
Beat / Vor der Idee der Open-Source-Lizen-
zierung stand zunächst einmal die Idee für
einen Film. Wie kam es zu Route 66?
Stefan / Route 66 handelt von diesem ver-
rotteten Oldtimer, den ich an der US-West-
küste von einem schäbigen Typen gekauft
habe. Wie ich feststellen musste, hatte der
Cadillac keinerlei Papiere, aber immerhin
ein Nummernschild. Er war also auf irgend
jemanden zugelassen – und darauf kam es
an. Der Wagen war einer der letzten ame-
rikanischen V8-Klassiker, und ich hatte vor,
damit ein Vierteljahr durch die Staaten zu
touren. Ich hatte eine Art Rückkaufgaran-
tie vereinbart und musste also zurück an
die Westküste. Auf diesen Cross-Country-
Trip lud ich zwei Freunde aus Deutschland
ein, die prompt ihre Kameras mitbrach-
ten. Was dann folgte, war ein zweiwöchi-
ger Kampf zwischen Mensch und Maschine,
aus dem wir auf einer Schotterpiste in der
Wüste New Mexicos schließlich als Verlie-
rer hervorgingen.
Viel Spaß mit der GEMA
Beat / Was hätte der „reguläre“ Weg, den
Film zu veröffentlichen, konkret für euch
bedeutet?
Stefan / Tom trat für den Film damals
extra aus der GEMA aus, was gar nicht so
einfach war. Andernfalls hätten wir für
jeden Download von unserem eigenen Ser-
ver mit der eigens für diesen Film produ-
zierten Musik eine Gebühr gezahlt. Das
wäre ein gepflegter sechsstelliger Betrag
gewesen, von dem man dann nach Abzug
der Verwaltungsgebühr und nach Anwen-
dung eines undurchsichtigen Verteiler-
schlüssels, der freundlicherweise auch
Michael Jackson und DJ Bobo berücksich-
tigt, später nur einen Bruchteil zurückbe-
kommen würde. Das kam mir besonders
absurd vor, weil ich mit der Unterhaltungs-
industrie vorher nichts zu schaffen hatte.
Aber es wurde noch unverschämter: Wie
man uns bei einem Majorlabel mitteilte,
würden wir entweder gezwungen sein,
sämtliche Populärmusik aus der Soundku-
lisse des Films zu entfernen, oder wir müss-
ten dafür die Rechte klären – und ich rede
von dreißigsekündigem Hintergrundkräch-
»Man muss erst einmal lernen damit umzugehen,
dass man übel beschimpft wird, wenn man
jemanden beschenkt.«
Open Source aus der VEB Film Leipzig
Filmhistorische Dimensionen„Route 66“ hat alles, was man von einem Film mit Kultstatus erwarten darf: eine abgedrehte Story, Millionen von Zuschauern,
unzählige Medienberichte. Was allerdings fehlt, sind teure Drehbuchautoren, millionenschwere Budgets und ein Medienim-
perium im Rücken. Stefan Kluge und Tom Bechholds haben sich bewusst gegen GEMA, nervtötende Rechteklärungen und
traditionelles Copyright entschieden und ihren Film als Creative-Commons-Projekt veröffentlicht. Damit haben sie einen
richtungweisenden Erfolg gelandet.
von Tobias Fischer
„Route 66“ ist die Geschichte eines verrotteten Oldtimers, einer Tour durch die
USA und einem zweiwöchigen Kampf zwischen Mensch und Maschine.
Route 66:kompletter Film
auf der Heft-DVD
BEATPERSONALITYReportage: Route 66 Open-Source-Film
BEEAAAAATTPPPPPPPPPPPPPPEEEEEEEEEEEEEEERRRRRRRRRRRRRRRSSSSSSSSSSSSSSSOOOOOOOOOOONNNNNNNNNNNNNNNAAAAAAAAAAAAAAAALLLLLLLLLLLLLITYReportage: Route 66 Oppppppppppppppppen-Sen-Seneen-Sen-Seen-Sen Se Sen SSeneeeen Seen SSSSeee Seeeee Sourcooooooooooooooourrrccrrce-Film
zen in gefühlten 4 Bit bei 11 kHz. Das Klären
von Rechten bedeutet in diesem Zusammen-
hang, Rechte an unserem Film im groben
Umfang abzugeben, sowohl die gestalte-
rischen wie auch die Verwertungsrechte –
also wäre kein freier Download mehr mög-
lich gewesen. Kurz gesagt, holt man sich
jemanden an den Tisch, den man nicht ein-
mal im Haus haben möchte. Das ist nicht
nur eine Frage des Geldes, es tangiert auch
die Meinungsfreiheit: Du kannst heute kaum
noch dokumentarisch filmen, ohne dass dir
Copyright-geschützte Werke in dein Bild und
deinen Ton hinein strahlen. Im Hintergrund
ist immer ein Fernseher, Radio – oder ein
CDU-Werbeplakat.
Beat / Kurzfristig hat dann der MDR noch
30.000 Euro angeboten, die ihr aber abge-
lehnt habt. Stand dieses Angebot denn unter
einem Vorbehalt?
Stefan / Wir hätten die Exklusivrechte am
Material abgeben müssen, damit wäre ein
Open-Source-Release schlicht nicht möglich
gewesen.
Beat / Wie viel Arbeit hat die akustische „CC-
Anpassung“ des Films denn gekostet?
Tom / Da ich sowieso den halben O-Ton
komplett rekonstruieren musste, weil mir
der Kluge immer nur grandioses Rauschen
und Windschlagen ablieferte, war das meine
kleinste Sorge. In der Phantom-Dog-Passage
des Films lief zum Beispiel diese herrlich
schwülstige Sony-Musik, womit natürlich
auch der Dialog des Texaners unbrauchbar
wurde. Ich rief dann einen Kumpel aus Bel-
gien an. Die können dort sowieso alle nicht
vernünftig sprechen – eine tolle Qualifika-
tion also, um einen Texaner zu dubben.
Beat / Ihr habt auf eurer Webseite berichtet,
dass euer Film nur einen Tag nach Bekannt-
gabe der CC-Lizenzierung plötzlich in den
Medien stand …
Stefan / Das war auf jeden Fall richtungwei-
send. Natürlich wurden wir auch fies gedisst,
damit muss man auch erst einmal umgehen
lernen – man ist es ja nicht gerade gewöhnt,
dass man übel beschimpft wird, wenn man
jemanden beschenkt. Andererseits kamen
dann etwa auch schon mal Privatspenden
in Höhe von bis zu 1000 Euro rein. Das hat
mir die netzpolitische Relevanz der Release
deutlich gemacht. Ich hatte diesen Spirit
zwar schon während meiner Homecompu-
terzeiten verinnerlicht, aber eher im Zusam-
menhang mit Software – „Free Culture“ war
auch mir noch einigermaßen neu.
Beat / Einen dieser ersten Privatsponsoren
habt ihr speziell hervorgehoben …
Stefan / Tommi Jannot war damals Chef
eines Lifestylemagazins. In dieser Position
wirst du natürlich dauernd von Künstlern
behelligt, aber wir waren halt die einzigen,
die „VEB FILM Leipzig“ heißen – Leipzig ist
Tommis Heimatstadt, aus der er in den Acht-
zigern floh. Wir stellten dann fest, dass wir
eine Schwäche für merkwürdige Fahrzeuge
teilen: Vor der Leipziger Oper wäre ich in einer
Linkskurve bei 60 fast aus seinem 7er-BMW
geflogen, weil die Türelektronik seit Monaten
im Arsch war. Ein paar Wochen vorher segelte
ihm auf der A8 sein 5000 Euro teurer Laptop
davon, als er mit seiner Hayabusa die 300er-
Marke geknackt hatte. Da fand er unsere
Geschichten vom „mit 160 Sachen durch das
Naturschutzgebiet tobenden und dabei fast
einen halben Liter pro Kilometer schlucken-
den roten Panzer“ natürlich auch witzig!
Beat / Bei Route 66 habt ihr eine umge-
kehrte Verwertungskette verwendet, bei der
das Kino an letzter Stelle steht. Was ist die
Logik hinter dieser Herangehensweise?
Stefan / Das Netz wirkt in diesem Zusam-
menhang wie ein Meinungsverstärker: Was
hier begehrt ist, für das ist auch offline
Bedarf da. Wenn sich also ein Film im Netz
bewährt, könnte er auch für ein TV-Publikum
taugen. Und was im Fernsehen gut läuft,
ist möglicherweise als Kinofilm machbar. In
gewisser Weise war diese Selektion schon
immer ähnlich, nur wird sie bei Internetpro-
duktionen nicht von den Produzenten, son-
dern von den Zuschauern entschieden. Das
wird langfristig sicher auch die Fernseh- und
Kinowelt verändern. Abgesehen von Block-
bustern werden die Perlen in Zukunft wohl
zunächst im Netz auftauchen.
Von 30.000 auf 300.000
Beat / Wärt ihr eurer nächstes Projekt auf
die gleiche Art, also als Open-Source-Ver-
öffentlichung, angegangen, wenn Route
66 – wie ursprünglich vermutet – eher ein
Geheimtipp geblieben wäre?
Stefan / Dann wäre es wahrscheinlich nie zu
einem Folgeprojekt gekommen. Ich würde
vielmehr heute als Informatiker im Geld
schwimmen und für Banken und Institute
arbeiten.
Beat / „Die letzte Droge“ hat sogar 300.000
Euro gekostet. Wie bekommt man eine solch
gigantischen Summe zusammen?
Stefan / Die 35.000 Euro Einnahmen aus
Route 66 waren ein hilfreicher Start, alle
weiteren Gelder haben wir privat quersub-
ventioniert. Das war möglich, weil alle im
Kernteam nebenbei als Freiberufler arbeiten.
Jeder Monat Arbeit am Film wurde also mit
etlichen Monaten des Schaffens an ande-
ren Projekten herausgearbeitet. Dadurch hat
die Produktion allerdings auch fünf Jahre
gedauert.
Beat / Welche konkreten Vorteile erga-
ben sich für „Die letzte Droge“ aus der
Open-Source-Herangehensweise? Ist es bei-
spielsweise einfacher, für ein CC-Filmpro-
jekt Geld und Helfer zu finden als für ein
traditionelles?
Stefan / Sehr viel einfacher. Durch die freien
Netzreleases können wir eine mittelfris-
tige Reichweite von mehreren Millionen
Zuschauern garantieren – das ist für einen
Low-Budget-Film anders praktisch unmög-
lich. Und damit wird er für Sponsoren und
die Presse überhaupt erst interessant. Hinzu
kommt, dass „Die Letzte Droge“ das der-
zeit aufwändigste Open-Source-Spielfilm-
projekt ist – damit bekommt das Ganze für
das Team auch noch eine filmhistorische
Dimension.
Beat / Was wäre für euch die schönste Beloh-
nung für die harte Arbeit?
Stefan / Ich werde mich darauf konzentrieren,
dass der Film tatsächlich als Open-Source-
Projekt genutzt wird; dass Remixe, neue
Sounddesigns und Übersetzungen entstehen
und Dinge passieren, die ich mir jetzt noch
nicht vorstellen kann. Cool wäre es, wenn mir
meine Tochter dann in 15 Jahren eine japani-
sche Manga-Version des Films zeigt.<
Route 66 …
… war das erste Pro-
jekt, mit dem die VEB
Film Leipzig auf sich
aufmerksam machte.
Aus dem spontan ent-
standenen Streifen
wurde Stück für Stück
ein ernstzunehmender
Film, der dank seines
Open-Source-Vertriebs
ein Publikum fand, von
dem andere Indie-Pro-
duktionen nur träumen
können. Mit „Die letzte
Droge“ melden sich
die VEB-Kreativen nun
eindrucksvoll zurück.
Ausschnitte wurden
auf dem diesjährigen
Netaudio Festival in Ber-
lin gezeigt. Stefan Kluge
dazu: „Der Film ist harte
Kost, die Leute waren
bisher immer ziemlich
sprachlos.“
www.vebfilm.net/free/
Beat / Wie viel Arbeit hat die akustische „CC-/
Anpassung“ des Films denn gekostet? den roten Panzer“ natürlich auch witzig!
B t / Bei Route 66 habt ihr eine umge/
-
Stefan / Sehr viel einfacher. Durch die freien /
Netzreleases können wir eine mittelfris-
i h ite von mehreren Millionen
beat 01 | 2010 25
40 beat 01 | 2010
SPEZIALBEATPreview: Pioneer CDJ-900 & 2000
Mit einer gelungenen Geheimhaltungspolitik und einer in
Printmedien und Internet zunächst mysteriös wirkenden
Anzeigenkampagne startete Branchenprimus Pioneer die
Produktankündigung einer neuen Spezies von Single-CD-Playern für
DJs. Hintergrund: Der bereits seit 2001 auf dem Markt befindliche
CDJ-1000 ist nach wie vor der unangefochtene Meister seiner Klasse
und wird nahezu ausnahmslos in allen Technical Ridern professionel-
ler DJs verlangt. Zwei Aktualisierungen hielten seitdem in den über-
arbeiteten MK2- und MK3-Modellen Einzug, die der primär Verfeine-
rung des Produkts dienten, jedoch keine wirklichen Quantensprünge
darstellten.
Für die Entwicklung der überfälligen neuen Serie haben sich die
Produktspezialisten des japanischen Traditionsherstellers nach eige-
nen Angaben nun drei Jahre lang die Bedürfnisse und Arbeitsweisen
von international agierenden Top-DJs angeschaut und deren Rück-
meldungen in ihre Neukreationen einfließen lassen. Die Ansprüche
sind wie immer sehr ambitioniert, da man einmal mehr die Markt-
führerschaft im Fokus hat. Mit den zwei neuerschaffenen Modellen
CDJ-2000 und CDJ-900 bieten sich somit auch zahlreiche innovative
Wege, digitale Musik wiederzugeben, ohne alte Zöpfe abzuschnei-
den. Die damit verbundene Rückwärtskompatibilität bei gleichzei-
tig zusätzlichen Integrationsmöglichkeiten bietet eine noch nie da
gewesene Flexibilität.
Wer die Innovationen der Player allumfassend nutzen möchte,
dem steht die zum Konzept gehörende Software Rekordbox bereit,
die der Analyse und Vorbereitung der Songs dient. Cue- und Loop-
Punkte können hier bequem im Vorfeld eines Gigs angelegt werden
und stehen bei Verwendung von mobilen Datenspeichern jederzeit
abrufbar zur Verfügung. Ein ebenfalls neuartiges Link-System lässt
eine Verbindung von bis zu vier CDJ-Geräten zu, die alle auf einen
gemeinsamen Songbestand zugreifen können und damit den logisti-
schen Aufwand für den Musikdarbieter auf ein Minimum reduzieren.
Der Preis für den CDJ-900 liegt bei knapp 1300 Euro, für den noch
professionelleren Bruder CDJ-2000 bei knapp 1800 Euro.
www.pioneer.de
Preview: Pioneer CDJ-900 & 2000
beat 01 | 2010 41
SPEZIALBEATDJ-Hardware-Kurztests
Kurztests DJ-Hardwarevon Boris Pipiorke
EKS
OtusDer vom finnischen Hersteller EKS stammende
DJ-MIDI-Controller Otus gehört mit seinen Maßen von
36 x 33 Zentimetern zu den beeindruckenden Exempla-
ren seiner Gattung. Die gewählte Größe erlaubt seine
Positionierung über einem Plattenteller und ermöglicht
damit seine problemlose Integration hinter einer DJ-
Kanzel. Zu seinen Ausstattungsmerkmalen zählen ein
berührungsempfindliches Jog-Rad sowie eine Vielzahl
an weiteren Bedienelementen in Form von Drehreglern
und Tastern. Eine Besonderheit ist der virtuell gestal-
tete Pitchregler, der durch Berührung mit nur einem
Finger gesteuert wird. Dank wechselnder Farbanzeige
kann der Controller eindeutig doppelt belegt und kom-
fortabel zur Steuerung von zwei Decks genutzt wer-
den. Die Stromversorgung und der Datenaustausch mit
einem angeschlossenen Mac- oder Windows-Rechner
findet per USB-Anschluss statt. Im Innern des alterna-
tiv mit matter oder glänzender Lackierung erhältlichen
Geräts befindet sich ein sechskanaliges Audiointerface
mit analogen und digitalen Ausgängen.
Wie Sie dem Digital-DJ-Workshop in der Dezember-
Ausgabe der Beat entnehmen konnten, lässt sich der
Otus sehr umfangreich und individuell programmie-
ren. In puncto Schnittstellen ist das Gerät nach vielen
Seiten offen und versteht sich mit allen MIDI-steuerba-
ren Applikationen. Anwender, die den Otus direkt aus
der Packung heraus nutzen möchten, können zwischen
den Programmen Traktor, Deckadance, DJDecks, Vir-
tual DJ und Ultramixer wählen, die den Controller ohne
manuelles Eingreifen unterstützen.
FazitEKS beweist mit dem Otus eindrucksvoll, dass DJ-MIDI-
Controller gleichermaßen funktional wie optisch über-
zeugen können. Die umfangreiche Ausstattung und die
besondere Bauform lassen den Finnen zu einem Über-
zeugungstäter werden. Sein Preis geht bei der langen
Funktionsliste und der hohen Qualität in Ordnung.
Numark
CDN 88 MP3Für mobile DJs oder auch zur Beschallung von Bars hat
Numark den Doppeldeck-CD-Player CDN 88 im Pro-
gramm, der in seiner aktuellen Ausführung um eine
MP3-Kompatibilität erweitert wurde. Das Gerät lässt
sich als Zweiteiler in ein 19-Zoll-Transportrack ver-
bauen und kann somit bequem und sicher mit auf Rei-
sen genommen werden. Die übersichtlich strukturierte
Bedienoberfläche erlaubt ein bequemes Abrufen der
gebotenen Funktionen. Pro Deck steht ein zweifarbiges
Display zur Verfügung, das den Anwender mit vielen
songspezifischen Informationen versorgt. Das Mixen
der Songs wird durch einen BPM-Counter und den inte-
grierten Beatkeeper unterstützt, der die Songposition
und Geschwindigkeit in Form von LED-Ketten abbildet.
In der kreativen Abteilung stehen zwölf mittels Jog-
Rad editierbare Effekte zur Auswahl. Gleich zwei naht-
lose Loopfunktionen hat Numark dem CDN 88 MP3
mit auf den Weg gegeben und ebnet dem Anwender
so den Weg zur Kreation einzigartiger Mixe. Der Pitch-
bereich lässt sich in mehreren Stufen auswählen und
beträgt maximal einhundert Prozent. Optional leis-
tet eine Tonhöhenkorrektur gute Arbeit, die auch bei
größeren Tempoänderungen zu gebrauchen ist. Die
Gehäusekonstruktion des CDJ 88 MP3 ist sehr robust,
und selbst starke Erschütterungen führen dank des
48-Sekunden-Anti-Shock-Puffers nicht zu Wiedergabe-
unterbrechungen. Die Unterstützung für MP3-Dateien
ist gut gelungen und stellt gerade für mobile DJs einen
sehr großen Vorteil dar. Große Musiksammlungen fin-
den damit auf wenigen Datenträgern den Weg zu den
Veranstaltungen.
FazitNumark hat mit dem CDN 88 MP3 ein durchdach-
tes Doppeldeckgespann auf den Weg gebracht, das
die praktische Arbeit eines mobilen DJs hervorragend
unterstützt. Die klar strukturierte Geräteoberfläche
sorgt für eine eindeutige Bedienung und wirft keine
Fragen auf. Die Arbeit mit dem Gerät kann auch ohne
Studium des Handbuchs sofort aufgenommen werden.
Otus CDN 88 MP3
Hersteller: EKS
Web: www.eks.fi
Preis: 832 Euro
Vertrieb: proaudio-technik.de
Hersteller: Numark
Web: www.numark.de
Preis: 629 Euro
Vertrieb: Fachhandel
Bewertung: Bewertung:
Audio 2 DJ Maya 44 USB U24 XL Phase 26 USB U46 XL Deux Saffire 6 USB Phase X24 FWHersteller Native Instruments ESI ESI Terrasoniq ESI Infrasonic Focusrite Terrasoniq
Web nativeinstruments.de www.esi-pro.de www.esi-pro.de www.musonik.de www.esi-pro.de www.m3c.de www.focusrite.com www.musonik.de
Analoge In/Out 0/2 4/4 2/4 2/6 4/6 2/4 2/4 2/4
Mic-Preamps - - - - 1 - 2 2
Inserts - - - - - - - -
Digitale In/Out - - S/PDIF, opt. & koax S/PDIF, opt. & koax - - - optisch, 96 kHz
Wandler 96 kHz; 24 Bit 48 kHz; 18/20 Bit 48 kHz; 24 Bit 96 kHz; 24 Bit 96 kHz; 24 Bit 96 kHz; 24 Bit 48 kHz; 24 Bit 192 kHz; 24 Bit
MIDI In/Out - - - 1/1 - - 1/1 1/1
Schnittstelle USB USB USB USB USB FireWire USB FireWire
Extras - - - - Hi-Z, Cinchbuchsen - Plug-in-Suite -
Preis/Euro 99,- 109,- 109,- 139,- 149,- 169,- 189,- 199,-
42 beat 01 | 2010
SPEZIALBEATÜbersicht: Audiointerfaces
Echo Audiofire 4Echo Digital Audio, bekannt als Her-
steller hochwertiger Soundkarten,
ergänzt mit den beiden Modellen Audio-
fire 2 und Audiofire 4 seine Serie mobi-
ler FireWire-Lösungen um zwei wei-
tere kompakte Interfaces für unterwegs,
von denen besonders das vierkanalige
für DJs interessant ist. Neben einer Auf-
lösung von 96 kHz bei 24 Bit bietet das
Audiofire 4 zwei Mikrofonvorverstärker
mit schaltbarer 48-Volt-Phantomspei-
sung, das obligatorische MIDI-Duo, eine
koaxiale S-/P-DIF-Schnittstelle sowie je
vier analoge Lineein- und -ausgänge plus
eine Kopfhörerbuchse als Miniklinke.
Technisch überzeugt es durch eine
hohe Linearität, eine gemessene Dyna-
mik von 108 dB[A] und sehr geringe Ver-
zerrungen. Der Frequenzgang bewegt
sich zwischen +0,01 und -0,03 dB und
kann damit als ideal gelten. Die hohe
Qualität hat allerdings ihren Preis.
Infrasonic DeuXAls Geheimtipp erweist sich das DeuX
des noch immer weitgehend unbekann-
ten koreanischen Herstellers SIMS, der
unter der Marke Infrasonic mit preiswer-
ten Mikrofonen, Aktivboxen und Inter-
faces auf dem deutschen Markt punkten
möchte. Im formschönen Alugehäuse
vereint das DeuX zwei symmetrische
Ein- und vier Ausgänge und erfüllt damit
die Grundanforderungen für den mobi-
len Einsatz im DJ-Setup. Unterstützt
werden Auflösungen bis 24 Bit und 96
kHz sowie latenzfreies Hardware-Moni-
toring mithilfe des eingebauten Kopf-
hörerverstärkers. Die Spannungsversor-
gung erfolgt per FireWire oder Netzteil.
Zwar bietet das DeuX nur das Nötigste,
das aber in höchster Qualität.
Unser Fazit: Sauberer Klang, lupenrei-
ner Frequenzgang und superfairer Preis.
Beide Daumen hoch. Kaufen!
ESI DuaFireMit einem fast unglaublichen Straßen-
preis von etwas mehr als einhundert Euro
legt ESI mit dem DuaFire ein kompaktes
FireWire-Interface vor, das mit praxisna-
her Ausstattung und guten inneren Wer-
ten sowohl dem anspruchsvollen Studio-
einsteiger als auch dem Live-DJ gefallen
will. Das Desktopinterface unterstützt 96
kHz bei 24 Bit, bietet neben zwei analogen
Ein- und vier Ausgängen auch einen Pho-
noeingang, einen Hi-Z-Instrumentenein-
gang sowie einen soliden Mikrofonvorver-
stärker mit 48 Volt Phantomspeisung. Die
Stromversorgung erfolgt wahlweise per
FireWire oder ein externes Netzteil.
Im Test überrascht das Interface mit
einem für diese Preisklasse unerwartet
sauberen Frequenzgang und einer Dyna-
mik von 99 dB. Wer auf MIDI verzich-
ten kann, erhält mit dem DuaFire einen
flexiblen Allrounder für zu Hause und
unterwegs.
Web: www.echoaudio.com
Preis: 339 Euro
Web: www.m3c.de
Preis: 169 Euro
Web: www.esi-pro.de
Preis: 249 Euro
Bewertung: Bewertung: Bewertung:
Acht Audiointerfaces für DJsNicht jedes mobile Interface ist für ein DJ-Setup geeignet und dem harten Cluballtag gewachsen. Bei der Arbeit an den
virtuellen Decks sind andere Qualitäten gefragt als im ruhigen Studio. Hier also unsere Top 8 für DJs.
Phase 26 USBEbenfalls schwer im Preis gefallen ist
das Phase 26 USB. Im stabilen Metallge-
häuse vereint der Hersteller zwei ana-
loge Ein- und sechs analoge Ausgänge
mit einem soliden Mikrofonvorverstär-
ker. Alle Lineanschlüsse sind als Cinch-
buchsen ausgeführt und mit Desktop-
oder DJ-Sets kompatibel. Auch an einen
Phonoeingang wurde gedacht, sodass
sich ebenfalls ein Plattenspieler in das
Setup integrieren lässt. Neben der MIDI-
Schnittstelle besitzt das Phase 26 USB
eine S-/P-DIF-Schnittstelle und unter-
stützt Sampleraten von 96 kHz bei 24
Bit, jedoch nur in eine Richtung.
Im Test liefert das Interface einen
nicht ganz linearen Frequenzgang mit
einer Senke im Bass unterhalb von 40
Hz. Auffälliger sind allerdings die deutli-
chen Abweichungen oberhalb von 7 kHz.
Das Phase 26 USB bietet dem Einsteiger
guten Klang auf Homerecordingniveau.
Web: www.musonik.de
Preis: 139 Euro
Bewertung:
01 / 10
PREIS-TIPPder Redaktion
01 / 10
PREIS-TIPPder Redaktion
Fast Track Pro Audio 4 DJ Duafire Audio Kontrol 1
Audiofire 4 Windy 6 Fast Track Ultra
FA-66
Hersteller M-Audio Native Instruments ESI Native Instruments Echo Infrasonic M-Audio Edirol
Web de.m-audio.com nativeinstruments.de www.esi-pro.de nativeinstruments.de www.echoaudio.com www.m3c.de de.m-audio.com www.edirol.de
Analoge In/Out 4/4 4/4 2/4 2/4 4/4 4/4 6/6 4/4
Mic-Preamps 2 - 1 1 2 2 4 2
Inserts 2 - - - - - 2 -
Digitale In/Out S/PDIF - - - S/PDIF; 96 kHz S/PDIF S/PDIF S/PDIF, 96 kHz
Wandler 48/96 kHz; 24 Bit 96 kHz; 24 Bit 96 kHz; 24 Bit 192 kHz; 24 Bit 96 kHz; 24 Bit 192 kHz; 24 Bit 96 kHz; 24 Bit 192 kHz; 24 Bit
MIDI In/Out 1/1 - - 1/1 1/1 1/1 1/1 1/1
Schnittstelle USB USB FireWire USB FireWire FireWire USB FireWire
Extras Software GND-Klemme, Cinchbuchsen
Phono-Eingang drei Taster, Encoder - Hi-Z DSP-Effekte Cinch-Buchsen, Mini-FW
Preis/Euro 213,- 229,- 249,- 279,- 339,- 359,- 399,- 399,-
44 beat 01 | 2010
SPEZIALBEATÜbersicht: Audiointerfaces
Infrasonic Windy 6Mit dem Windy 6 legt Infrasonic ein
weiteres FireWire-Interface zum Ein-
satz mit Windows oder Mac OS X vor.
Im Metallgehäuse mit halber Rackbreite
vereint der Hersteller zwei rauscharme
Mikrofonvorverstärker mit vier analogen
Ein- und Ausgängen, die durch je einen
S-/P-DIF-Stereokanal ergänzt werden.
Mittels Combobuchse an der Frontseite
können die Kanäle 1 und 2 wahlweise
mit Mikrofon-, Line- oder Instrumen-
tensignalen beschickt werden. Die Ein-
gangsimpedanz lässt sich entsprechend
der Last jedoch nur in der Software
des Treibers umschalten. Sowohl eine
48-Volt-Phantomspeisung als auch zwei
Insertwege zum Einschleifen von Effek-
ten stehen zur Verfügung. Nicht feh-
len dürfen auch das MIDI-Duo und ein
Kopfhöreranschluss.
Im Windy 6 setzt Infrasonic auf den
4620-Stereo-Codec von AKM, der nicht
nur 192 kHz und 24 Bit, sondern auch
einen linearen Frequenzgang und gut 113
dB Dynamik liefert. Mit einer maximalen
Abweichung von -0,04 dB wird das Inter-
face höchsten Anforderungen gerecht,
verzichtet aber auf die in dieser Preis-
klasse üblichen DSP-Effekte und -Mixer.
NI Audio 8 DJMit dem Audio 2 (siehe Kurztest) und
Audio 4 hat Native Instruments seine
Serie an DJ-Interfaces nach unten hin
ergänzt. Unangefochten an der Spitze
bleibt jedoch das Audio 8 DJ, das nicht nur
prima mit Traktor harmoniert, sondern
auch einem (späteren) Ausbau des Setups
noch gewachsen ist. Der Hersteller hat
das Interface speziell auf die Bedürfnisse
des rauen DJ-Alltags optimiert und alle
„Weichteile“ in ein stoßfestes Alugehäuse
eingebaut. Geboten werden auch hier 24
Bit und 96 kHz. Hinzu kommen satte acht
analoge Ein- sowie ebenfalls acht ana-
loge Ausgänge, alle konsequent in Cinch-
buchsen ausgeführt. Mit an Bord ist
ebenfalls ein Mikrofonvorverstärker mit
zugehöriger 48-Volt-Phantomspeisung,
ein MIDI-Ein- und -Ausgang sowie die für
den Anschluss von Plattenspielern nötige
Erdungsklemme. Die Datenverbindung
sowie die Stromversorgung erfolgt aus-
schließlich per USB.
NIs Audio 8 DJ bietet eine Fülle an
Anschlussvarianten und eignet sich glei-
chermaßen für den Vierdeck-Wizard und
den Timecode-DJ und ist auch einem sich
ändernden Setup jederzeit gewachsen.
Klanglich ist es sowieso über jeden Zwei-
fel erhaben.
Web: www.m3c.de
Preis: 359 Euro
Web: www.native-instruments.de
Preis: 399 Euro
Web: www.m-audio.de
Preis: 399 Euro
Web: www.esi-pro.de
Preis: 149 Euro
Bewertung: Bewertung: Bewertung: Bewertung:
M-Audio Fast Track UltraM-Audios Fast Track Ultra tritt die Nach-
folge des beliebten, technologisch aber
etwas in die Jahre gekommenen Fast Track
Pro an. Erstmals schleust der Hersteller nun
sechs hochaufgelöste analoge plus zwei
digitale Kanäle im Full-Duplex-Modus durch
eine USB-2.0-Verbindung zum Rechner und
zurück. Zwei Analogkanäle hat M-Audio
zusätzlich mit Insertwegen, ganze vier auch
mit hochwertigen Octane-Mikrofonvorver-
stärkern versehen, die das Interface nicht
nur zu einem flexiblen Begleiter für unter-
wegs, sondern auch zu einer leistungsstar-
ken Recording-Lösung im Studio machen.
Unterstützt werden 96 kHz und 24 Bit.
Mit an Bord sind außerdem eine S-/P-DIF-
Schnittstelle, eine Pad-Funktion, ein MIDI-
Duo, eine 48-Volt-Phantomspeisung sowie
zwei regelbare Kopfhörerbuchsen. Beson-
dere Erwähnung verdient der DSP-Mixer,
der alle analogen und digitalen Quellen
beliebigen Ausgängen zuweisen kann.
Das Fast Track Ultra überzeugt
durch gewohnt gute M-Audio-Qualität,
äußerste Linearität, den flexiblen Mixer
und ein durchdachtes Gesamtkonzept,
das nicht nur im Club, sondern auch im
Studio klaren Mehrwert bietet.
ESI U46 XLDas U46 XL ersetzt das beliebte ESI
U46DJ, ist aber nicht mehr ausschließ-
lich auf DJ-Anwendungen abonniert.
Das handliche USB-Audiointerface ist
geradezu prädestiniert für den mobi-
len Einsatz, lässt es sich doch vollständig
durch den USB-Port mit Spannung ver-
sorgen. An analogen Schnittstellen hat
es neben vier Line-Ein- und sechs -aus-
gängen auch einen XLR-Anschluss nebst
48-Volt-Phantomspeisung zum Betrieb
eines Studiomikrofons sowie einen Hi-Z-
Eingang und einen regelbaren Kopfhö-
rerausgang zu bieten. Alle Einzelkanäle
sind als Cinchanschlüsse ausgeführt,
integrieren sich damit also bestens in
ein DJ-Setup, der Main-Mix kann dar-
über hinaus auch mit Klinkenbuchsen
abgegriffen werden. Die integrierten
Wandler liefern mit 44,1 oder 48 kHz bei
16 Bit bewährte CD-Qualität.
Von der unbedeutenden Senke bei 15
kHz einmal abgesehen, zeigt das U46 XL
keine Schwächen und überzeugt durch
solide Dynamik und klaren Klang. Gegen-
über dem Vorgänger hat ESI leider auf
Phonoanschlüsse verzichtet, dafür aber
einen Mic-Preamp spendiert, was nun
auch Vokalaufnahmen möglich macht.
01 / 10EMPFEHLUNGder Redaktion
62 beat 01 | 2010
SOFTBEATTest & Interview: MetaSynth5
von Sebastian Johnson
Eckdaten Software zur Erzeugung und
Bearbeitung von Audiodateien
Klänge können aus Bildern und
Bilder aus Klängen erzeugt
werden
diverse, teils sehr innovative
Synthese- und Effektalgo-
rithmen
Batch-Rendering-Möglichkeit
Sampleeditor
Sequenzer- und Multitracker-
Funktionen
Test: U&I Software MetaSynth 5Virtuelle Klangerzeuger und Effekte findet man heutzutage in allen erdenklichen Ausprägungen an jeder
Software-Straßenecke. Ab und zu gibt es da aber die großen klanglichen Ausnahmen. Und dazu zählt ganz
klar MetaSynth.
Die Sounddesign-Software MetaSynth
kann man nur als innovatives und
sehr kreatives Werkzeug für Kreative
beschreiben. Das Instrument bietet zahlrei-
che Ebenen zur Klangerzeugung und -mani-
pulation. Diese Ebenen sind in so genannte
Räume eingeteilt, die im unteren Bereich der
in einem einzigen Arbeitsfenster Platz fin-
denden Software alternativ angezeigt wer-
den und denen jeweils spezifische Aufga-
ben zugewiesen sind. Fast alle diese Räume
laden das Ausgangssignal beim Rendering
automatisch in den Sampleeditor, der in
MetaSynth immer im oberen Bereich ange-
zeigt wird. Effekt- und Image-Filter-Räume
erhalten ihr Eingangssignal vom Sampleedi-
tor. Das technische Ergebnis der Arbeit sind
exportierte Audiodateien, die später in allen
erdenklichen Umgebungen einsetzbar sind.
Werfen wir nun also einen Blick in die ver-
schiedenen Räume.
Image- und Spectrum-SynthIm Image-Synth-Raum kann der Anwen-
der auf sehr leistungsfähige Synthese- und
sogar Kompositionswerkzeuge zurückgrei-
fen und mit zahlreichen Parametern nicht
nur Klänge, sondern ganze Musiktitel erzeu-
gen. Auf der Benutzeroberfläche findet man
nicht etwa die sonst üblichen Synthesizer-
parameter, sondern Sonogramme, also Bil-
der. Die einzelnen Pixel eines Bildes triggern
die virtuellen Instrumente von MetaSynth5,
wobei die Pixelfarbe die Position im Stereo-
bild, die Helligkeit hingegen die Lautstärke
definieren. Die vertikale Achse bestimmt
die Tonhöhe, die horizontale den Abspiel-
zeitpunkt. So entstehen aus Bildern Klänge.
Aber auch der umgekehrte Weg ist gangbar:
Klänge lassen sich mit einer Analysefunk-
tion in Bilder wandeln. Diese Funktion lässt
zum Beispiel auch aus Samples mithilfe der
Resynthese Synthesizerklänge entstehen
und ermöglicht somit die Vermischung meh-
rerer Bilder auch aus anderen Räumen, was
zu neuartigen Klängen führt.
Gemalt wird mit diversen Werkzeugen,
wie zum Beispiel Pinsel und Radiergummi.
Bilder können importiert oder ausgehend
von einem leeren Blatt Papier gemalt wer-
den. Das englischsprachige Handbuch und
zahlreiche Videos helfen beim Entdecken
der Möglichkeiten. So bekommt man mit der
Zeit ein Gespür dafür, wie Bilder „klingen“
und wie man gezielt Klänge malen kann.
Der Spectrum Synth verwendet die Spek-
tralanalyse, um aus Samples grafisch edi-
tierbare Objekte zu generieren, wobei
Sinusoszillatoren eingesetzt werden. Die
Image-Synth-Parametermöglichkeiten kön-
nen vorgenommene Bildeinstellungen klang-
lich extrem manipulieren. So kann aus einer
orchestralen Sequenz ein synthetisch-elekt-
ronisches Feuerwerk werden.
Effekt-RaumIm Effekt-Raum stehen über zwanzig per
Hüllkurven steuerbare DSP-Effekte bereit.
Neben gängigen Algorithmen wie Reverb,
Equalizer, Kompressor und Delay werden hier
auch kreativere Pfade ausgelotet, wenn man
beispielsweise auf die Waveshaper-, Ring-
Modulator-, Harmonizer- oder Resonatoref-
fekte zurückgreift. Außerdem sind extrem
ungewöhnlichere Kandidaten wie Grain oder
Shuffler in MetaSynth zu finden. Grundsätz-
lich bedürfen die Effekte, die auf Granular-
synthese basieren, einer besonderen Erwäh-
nung: Diese Synthesetechnik zerlegt Samples
in kleine Zeitscheiben, so genannte Grains.
Diese kleinen Scheiben werden im zweiten
Schritt gedehnt oder gestaucht, wiederholt,
interpoliert oder bezüglich ihrer Reihenfolge
umsortiert. Das dabei ungewöhnliche Resul-
tate entstehen können, liegt auf der Hand.
Ebenfalls äußerst spannend wird es mit
den Effekten auf Convolution-Basis: Hier
wird ein Sample um ein weiteres herum
gefaltet. Dabei entstehen sehr beeindru-
ckende Hybridklänge, die man mit anderer
Soft- oder Hardware kaum realisieren kann.
Die Effekte an sich lassen sich in Echtzeit
vorhören und auch als Batchprozess auf eine
Gruppe von Samples anwenden.
WeiteresMetaSynth verfügt über diverse virtuel-
len Instrumente. Dazu zählen Wavetable-,
Grain- und FM-Synthesizer, Sampler und
mehr. Auch im Image-Filter-Raum spielen Bil-
der eine zentrale Rolle: Hier lassen sich pixel-
basierte Einstellungen für einen umfangrei-
chen grafischen Equalizer vornehmen und
somit Frequenzen zeichnen.
Für die Erstellung von Sequenzen gibt es
den gleichnamigen Raum. Hier lassen sich
einfache Patterns entwickeln, wobei jedoch
das altbewährte MIDI-Format leider nicht
MetaSynth 5Hersteller: U&I Software
Web: www.uisoftware.com
Vertrieb: direkt
Preis: 599 US-Dollar
originärer Klang
imposantes Sounddesign-
Potenzial
hilfreiche Tutorials und Videos
hohe Lernkurve
Handbuch nur in englischer
Sprache
keine MIDI-Unterstützung
Bewertung:
Alternativen:Photosounder25 Euro
www.photosounder.com
NI Reaktor 5379 Euro
www.native-instruments.de
ie Sounddesign-Software MetaSynth
kann man nur als innovatives und
gen. Auf der Benutzeroberfläche findet man
nicht etwa die sonst üblichen Synthesizer-
5
5
5
6
6
6
Ein komplett neuer Ansatz für
Klanggestaltung und Komposition:
MetaSynth setzt auf visuelle und
konzeptionelle Ideen des Bryce3D-
Erfinders Eric Wenger auf.
beat 01 | 2010 63
SOFTBEATTest & Interview: MetaSynth5
Nachgefragt:
Edward SpiegelEdward Spiegel leitet das Unternehmen U&I Software,
arbeitet als Journalist und produziert elektronische Musik.
unterstützt wird. Eine entsprechende Inte-
gration zur spielerisch-haptischen Eingabe
von Noten und zur Steuerung von Meta-
Synth-Parametern via externem MIDI-Con-
troller wäre mehr als wünschenswert.
Im so genannten Montage-Raum lassen
sich schließlich auf bis zu 24 Spuren ganze
Musiktitel auf einer Zeitachse „montieren“.
Technisch betrachtet werden dabei geren-
derte Audiodateien abgespielt, die mit Echt-
zeiteffekten versehen werden können.
Praxis MetaSynth5 ist kein Programm „für zwi-
schendurch“, kein „Snack“ für die schnelle
Befriedigung des Hungers nach neuen Klän-
gen. Die Software bedarf einer gewissen
Lern- und Einarbeitungszeit inklusive Stu-
dium des Handbuchs, bietet dann aber die
Möglichkeit, klangliche Fünfsternegerichte
zu kredenzen. Diverse hilfreiche Tipps in
der Software selbst, Tutorials und Videos
erleichtern den Einstieg nachhaltig. Für
die einzelnen Räume sind Presets vorhan-
den, die sich ab Version 5 auch im laufen-
den Betrieb umschalten lassen und den Ein-
stieg in die Materie nachhaltig erleichtern.
Darüber hinaus liefern diese Presets zeitnah
beeindruckende klangliche Ergebnisse, was
bei einem Programm dieser Komplexität
äußerst hilfreich ist.
Zu den Highlights zählen die Analysefunk-
tionen sowie die Vielzahl der Manipulations-
möglichkeiten von MetaSynth 5. So lassen
sich aus unspektakulären Samples unge-
hörte Klangdimensionen erschließen wie
mit sonst keiner Software.
Fazit MetaSynth5 ist ein wirklich außergewöhn-
liches Klanggestaltungswerkzeug mit kon-
kurrenzlosen Bearbeitungsmöglicheiten –
vorausgesetzt, man bringt die notwendige
Geduld und den entsprechenden Ehrgeiz
mit, sich mit dem Programm auseinander-
zusetzen. Die Belohnung in Form exklusiver
Sounds ist aber mehr als sicher, wovon sich
jeder Klangakrobat überzeugen sollte.
Beat / Wann und wie ist MetaSynth entstanden?
Edward / MetaSynth wurde von Eric Wenger ent-
wickelt, der auch entscheidende Beiträge für die
Grafiksoftware Bryce 3D geleistet hat. Die spätere
Musiksoftware startete als sein persönliches Projekt
vor etwa zwanzig Jahren. 1997 wurde eine erste Ver-
sion veröffentlicht, die Eric mit dem Ziel entwickelte,
einen wirklich leistungsstarken Synthesizer zu realisie-
ren, bei dem sich die Hüllkurven aller Obertöne steu-
ern lassen. Zu dieser Zeit war die Software allerdings
noch nicht grafikbasiert. Eric stellte bald fest, dass Bil-
der als Klänge interpretiert werden können und dass
Grafiken die Manipulation von vielen harmonischen
Hüllkurven auf einen Schlag ermöglichen können
– MetaSynth war geboren. Gewachsen ist das Pro-
gramm, um Erics eigenen Ansprüchen an Musikpro-
jekten gerecht zu werden. Er ist in erster Linie Künstler
und erst an zweiter Stelle Entwickler.
Beat / Wie viele Leute arbeiten an diesem Produkt?
Edward / U&I Software besteht nur als Eric und mir.
Beat / Was ist in deinen Augen das Besondere an
MetaSynth im Vergleich zu anderer Musiksoftware?
Edward / MetaSynth verfolgt einen radikal anderen
Ansatz zur Produktion und Manipulation von Klängen
und Musik als andere Produkte am Markt. Mit Meta-
Synth lässt sich Audio wie eine Plastik „meißeln“. Es ist
sehr vielseitig durch seine unterschiedlichen Räume,
daher wird die Software von verschiedenen Anwen-
dern auch sehr unterschiedlich eingesetzt. Sowohl
musikalische Ausbildungsstätten und elektronische
Musikproduktionen als auch Film- und Sounddesigner
profitieren immens von MetaSynth.
MetaSynth wurde entwickelt, um zur Erforschung
neuer Wege der Klangmanipulation zu ermuntern, an
die man sonst nicht denken würde. Und es werden so
viele Wege geboten, dass eine Person ihr ganzes Leben
allein damit verbringen könnte, die Möglichkeiten der
Tonhöhenanalyse aus dem harmonischen Spektrum
eines Instruments und der weiteren Bearbeitung mit
Image-Synth und -Filter zu erkunden.
Zu den prominenten Anwendern gehören übrigens
Eric Persing von Spectrasonics, DJ Sasha oder Junkie XL.
Wenn ihr euch auf MetaSynth einlasst, versucht
bitte erst gar nicht, die Software so zu verstehen wie
andere Programme. Seid offen und vorbereitet für
Überraschungen, Verwunderungen, Begeisterung und
die ultimative klangliche Belohnung. Viele Anwen-
der fokussieren sich auf die Möglichkeiten von Image-
Synth, um Bilder zu importieren und diese in Klänge zu
verwandeln. Das ist aber nur ein Bruchteil des Potenzi-
als, das MetaSynth beherbergt. Die große Stärke sind
nicht die einzelnen Features für sich allein, sondern
das Zusammenspiel aller Möglichkeiten.
Beat / Warum gibt es derzeit noch keine MIDI-
Unterstützung?
Edward / MIDI war immer die Domäne unserer Soft-
ware Xx, die als eine Art MetaSynth-Begleiter zu ver-
stehen ist. Außerdem haben die Leute von Meta-
Essentials.com ein wirklich gutes MIDI-Interface
entwickelt. Damit lassen sich MIDI-Daten in Bilder
verwandeln.
Beta / Was ist dein bisher spannendstes MetaSynth-
Erlebnis?
Edward / Es gibt so viele spannende Momente.
Diverse Produzenten und Sounddesigner, deren
Arbeit wir wirklich respektieren, haben uns angespro-
chen, um uns mitzuteilen, wie wichtig MetaSynth für
ihre Arbeit ist. Ein Mitarbeiter eines großen Studios
erzählte uns zum Beispiel, dass er und seine Kollegen
denken, dass MetaSynth für ihren gewonnenen Film-
preis für den besten Sound verantwortlich war. Die
größte Befriedigung aber erlangen Eric und ich, wenn
wir großartige neue Klangtexturen für unsere eigene
Arbeit entdecken.
Beat / Wie schätzt du die Möglichkeiten von
Musiksoftware in fünf oder zehn Jahren ein?
Edward / Schwer zu sagen. Wir können unsere Arbeit
sehr kurzfristig gemäß neuer Visionen anders aus-
richten, da wir davon angetrieben werden, inspirie-
rende Werkzeuge zu entwickeln – mal sehen, was uns
morgen inspiriert. Wir haben keine fixe Roadmap wie
große Firmen, da wir glauben, dass so etwas die Krea-
tivität erstickt.
Im Image-Synth-Raum findet kreatives Sounddesign
statt – Klänge werden praktisch gezeichnet.
<
Free- und Shareware von Mario Schumacher
68 beat 01 | 2010
SOFTBEATAktuelle Free- und Shareware
NOVAkILL
PisscutterKiLL-O-RAMA, Balltearer, Ripsnorter, BRAINKiLLER –
die Namen der Plug-ins der australischen EBM-Band
NOVAkILL scheinen einem trashigen Horrorfilm ent-
sprungen zu sein. Eine der neuesten Kreationen der
Synth-Edit-Enthusiasten klingt dem provokanten
Namen Pisscutter zum Trotz eher bissig als „pissig“.
Die Klangerzeugung des Phase-Distortion-Synthesi-
zers erinnert dabei an die CZ-Synthesizer von Casio aus
den Achtzigerjahren. Bei dem Oszillator des monophon
und polyphon spielbaren Klangerzeugers können zwei
Wellenformen gleichzeitig eingestellt werden, deren
Phase sich sowohl von der Anschlagstärke als auch der
Modulationshüllkurve beeinflussen lässt. Im Gegensatz
zu den Casio-Synthesizern verfügt das Plug-in aller-
dings über eine Filtersektion mit den Typen Tiefpass
und Bandsperre. Für Panoramaeffekte steht die X-Pan-
Funktion bereit, während die beiden Overdrive-Effekte
für den gewünschten Dreck sorgen. Auch die Modula-
tionsmöglichkeiten von Pisscutter können sich sehen
lassen: Neben der obligatorischen Lautstärke- werden
eine Modulationshüllkurve mit Loopfunktion und ver-
schiedenen Kurvenformen, ein LFO sowie zwei unge-
wöhnliche Modulatoren angeboten: Zum einen ist hier
der „Sweeper“ zu nennen, ein spezialisierter LFO, der
sich besonders für Filtersweeps eignet. Nicht minder
pfiffig ist auch der „Randomator“, der zufällige Varia-
tionen zwei frei definierbarer Parameter erlaubt und
damit im Handumdrehen Leben in die Bude bringt. Zur
Steuerung verschiedener Parameter lässt sich überdies
das Modulationsrad verwenden.
FazitDie überfrachtet wirkende Gestaltung der Bedienober-
fläche von Pisscutter ist wie auch bei den anderen
Plug-ins der Entwickler sicher nicht jedermanns Sache.
Auf der Habenseite steht hingegen der druckvolle und
durchsetzungsfähige Klang des VSTs. Besonders, wenn
dreckige Sounds gefragt sind, kann der Synthesizer
nicht zuletzt dank seiner fein dosierbaren Verzerrung
seine Stärken voll ausspielen.
Pisscutter flexibler Phase-Distortion-Synthesizer
Hersteller: Novakill
Web: www.novakill.com
Preis: Freeware
Format: Win-VST
Bewertung:
2 OszillatoreinstellungenDie Wellenformen der beiden Oszillato-
ren kann man durch Anklicken der bei-
den Fenster über der Beschriftung A Wave B aus-
wählen. Die Oktavlage der beiden Oszillatoren
können Sie mithilfe des Oct-Schalters festlegen.
Noch klingt der Grundklang relativ unspektaku-
lär. Abhilfe schafft hier eine Phasenmodulation der
Oszillatorwellenformen.
4 Der UnisonomodusPassen Sie für einen perkussiven Bassklang
die Modulationshüllkurve wie dargestellt
an. So können Sie auch ohne das Filter zu bemühen
Klangverläufe erzeugen. Um dem Klang mehr Fülle
zu verleihen, machen wir nun von dem Unisono-
modus Gebrauch. Mit dem Uni-Regler legen Sie mit
dem inneren Ring die Anzahl der Stimmen und mit
dem äußeren die Verstimmung fest.
6 Das FilterAktivieren Sie dazu die Filtersektion. Der
innere Ring des linken Reglers bestimmt die
Grenzfrequenz, der äußere die Resonanz des Tief-
passfilters. Nun können Sie den Sweeper verwen-
den, um die Filterfrequenz zu modulieren. Klicken
Sie dazu auf den mittleren Schalter in der Sweeper-
Sektion, bis die mittlere LED blinkt, und drehen Sie
den rechten Regler voll auf.
1 VorbereitungenLaden Sie Pisscutter bitte als VST-Instrument
in Ihren Sequenzer und wählen Sie das Preset
Initializer an, das einen geeigneten Ausgangspunkt
für eigene Klänge darstellt. Um das unverfälschte
Oszillatorsignal zu hören, aktivieren wir die Filter-
sektion durch Anklicken des Filter-Schalters. In der
linken oberen Ecke der Bedienoberfläche befindet
sich die Oszillatorsektion.
3 PhasenmodulationDiese lässt sich mithilfe des PMOD-Reglers
erzielen. Dabei können Sie mit dem inne-
ren Ring die Intensität der hüllkurvengesteuer-
ten Phasenmodulation bestimmen, während der
äußere Ring bestimmt, in welchem Umfang die
Anschlagstärke die Phase beeinflusst. Drehen Sie
den äußeren Regler auf den Wert 0 und den inneren
Regler auf den maximalen Wert.
5 VerzerrungFalls der Klang zu laut wird, können Sie in
der VCA-Sektion seine Lautstärke (Vol) her-
unterregeln. In dieser Sektion finden Sie außerdem
die Lautstärkehüllkurve. Mehr Biss gefällig? Nichts
leichter als das: Wechseln Sie in die Drive-Sek-
tion und probieren Sie aus, wie sich die Verzerrung
klanglich auswirkt. Abschließend machen wir uns
mit den Filtermöglichkeiten vertraut machen.
beat 01 | 2010 69
SOFTBEATAktuelle Free- und Shareware
Iliadis Efthimia
Organ Auch über siebzig Jahre nach ihrer Erfindung hat die
von Laurens Hammond konstruierte elektromecha-
nische Orgel nichts von ihrer Faszination eingebüßt.
Als Hommage an das legendäre Instrument bietet der
Softwarebastler Ioannis Iliadis eine Simulation der
Hammond zum freien Download an. Die SynthMa-
ker-Kreation ist 147-fach polyphon spielbar und ver-
fügt über ein tiefes und ein hohes Manual mit jeweils
neun Sinuszugriegeln. Außerdem wird ein „Basspedal“
mit zwei Zugriegeln geboten. Dabei kann der MIDI-
Kanal der beiden Manuale und des Basspedals indivi-
duell festgelegt werden. Für zusätzliche Authentizität
sorgen ein Percussionoszillator mit einstellbarer Aus-
klingphase und Lautstärke sowie eine Keyclick-Imita-
tion für das hohe Manual der virtuellen Orgel. Zudem
wurden dem Plug-in mit Hall und Vibrato/Chorus typi-
sche Effekte in überzeugender Klangqualität spen-
diert. Dabei verfügt der Vibrato- beziehungsweise
Choruseffekt, der wahlweise das hohe, das tiefe oder
beide Manuale beeinflussen kann, über eine einstell-
bare Geschwindigkeit und Intensität. Schön wäre es,
wenn man mit dem Modulationsrad die Intensität des
Effekts steuern könnte.
Ein dickes Lob verdienen die mit Liebe zum Detail
gestaltete Oberfläche sowie die geringe CPU-Last des
Instruments. Positiv aufgefallen ist in unserem Test
ferner die musikalische Skalierung der Effektparameter.
FazitAbschließend stellt sich die Frage, wie Efthimia Organ
denn nun klingt. Unsere Antwort lautet: organisch
(wenn uns dieses Wortspiel gestattet sei)! Auch wenn
das letzte Quäntchen klanglicher Authentizität fehlt,
macht das virtuelle Instrument als Lieferant überzeu-
gender Orgelklänge dennoch eine gute Figur. Als effek-
tive Ergänzung sind Simulationen eines Rotationslaut-
sprechers und eines Gitarrenverstärkers zu empfehlen.
Togu Audio Line
TAL-ReverbVor der Einführung digitaler Hallgeräte nutzte man zur
Erzeugung von Nachhall bevorzugt Metallfedern und
-platten. Der spezielle Klang der Ende der Fünfziger-
jahre entwickelten Hallplatten veredelte insbesondere
in den folgenden beiden Dekaden viele Aufnahmen.
Kein Wunder also, dass noch heute die meisten Hall-
prozessoren entsprechende Algorithmen oder Impuls-
antworten enthalten. Mit TAL-Reverb bietet Patrick
Kunz alias Togu Audio Line ein auf die Simulation des
typischen Plattenhalls spezialisiertes Plug-in zum kos-
tenlosen Download an.
Der algorithmische Halleffekt präsentiert sich
mit einer aufgeräumten und klar strukturierten
Bedienoberfläche. Neben der Raumgröße ist auch das
Predelay einstellbar, wobei eine Verzögerung von bis zu
einer Sekunde möglich ist. Anschließend lässt sich das
Hallsignal nicht nur dämpfen, sondern auch mit einem
Hoch- und einem Tiefpassfilter mit einer Flankensteil-
heit von 12 dB pro Oktave bearbeiten. Die Grenzfre-
quenzen der beiden Filter sind frei regelbar. Des Wei-
teren kann der Benutzer die Stereobreite bestimmen
sowie die Pegel des unbearbeiteten und verhallten
Signals unabhängig voneinander regeln. Die VST-Ver-
sion des Plug-ins wartet zudem mit einer MIDI-Lern-
funktion auf. Während viele Software-basierte Hallef-
fekte zu einem scheppernden Klang tendieren, verfügt
TAL-Reverb dank einer subtilen Modulation der Delay-
zeit, die Artefakte im Nachhall verhindert, über einen
erfreulich sanften Klang.
FazitWie bei allen Plug-ins aus dem Hause Togu Audio Line
stehen auch bei dem Halleffekt ein hochwertiger Klang
und eine einfache Bedienung an erster Stelle. Zwar ist
TAL-Reverb im Vergleich zu Hall-Plug-ins mit mehre-
ren Algorithmen eingeschränkter, aber dafür glänzt es
besonders, wenn sanfter, dichter Nachhall benötigt
wird. So überzeugt es vor allem auf perkussivem Klang-
material, aber auch auf Gesang.
OrganEmulation einer Hammond-Orgel
TAL-Reverbalgorithmische Plattenhallsimulation
Hersteller: Iliadis
Web: www.iliadisorgan.com
Preis: Donationware
Format: Win-VST
Hersteller: Togu Audio Line
Web: kunz.corrupt.ch
Preis: Donationware
Formate: Win-VST, Mac-AU
Bewertung: Bewertung:
01 / 10EMPFEHLUNGder Redaktion
Zum guten Abschluss: Für eine überzeugende Mikrofon-aufnahme muss Ihnen zuallererst die Schallquelle selbstgefallen. Im Zweifel immer direkt vor Ort abhören; wenn‘snicht klingt: unbedingt verbessern, wenn’s sich nicht ver-bessern lässt: Finger davon. Ganz schlimm sind schlechteingestellte oder verstimmte Instrumente.
Dann genau hinhören – mit den eigenen Ohren undgeschlossenen Augen – wo bzw. in welchem Abstand zurQuelle das Signal am besten klingt: im Aufnahmeraumherumlaufen. Jetzt noch das Qualitätsmikro Ihrer Wahlpräzise auf diese Position gestellt und viel schiefgehenkann eigentlich nicht mehr.
Oft genug passiert natürlich das genaue Gegenteil: Einachtlos im Raum aufgestelltes Mikro wird aus Versehenmit aufgezeichnet und bildet später unter Umständeneinen wesentlichen Bestandteil des Gesamtsounds. . .
Trauen Sie nur dem, was Ihren Ohren gefällt.So einfach ist das.
RØDE wünscht Ihnen friedliche Feiertageund ein erfolgreiches Jahr 2010.
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78 beat 01 | 2010
HARDBEATTest: Sony PCM-M10 Minirekorder
Test: Sony PCM-M10Aufnehmen, Mitschneiden, Üben, Podcasten – kaum eine Disziplin, für die sich moderne portable
Rekorder nicht eignen. Ob Sonys neuer Alleskönner in dieser Liga mitspielen kann?
von Alexander Weber
Mit dem PCM-M10 legt Sony inner-
halb von zwei Jahren bereits sei-
nen dritten Minirekorder vor. Wäh-
rend das Flaggschiff PCM-D1, nicht zuletzt
aufgrund seines hohen Preises, ausschließ-
lich professionellen Anwendern im Broad-
cast-Bereich vorbehalten bleibt, richtet
sich der kleinere PCM-D50, aber vor allem
der neue PCM-M10 auch an ambitionierte
Heimanwender.
Der NeulingViele bewährte Profifunktionen, darun-
ter Lowcut-Filter, Limiter oder Fünf-Sekun-
den-Aufnahmepuffer, hat Sony von den gro-
ßen Brüdern übernommen. Dennoch hat
man mit dem M10 versucht, einen gesun-
den Kompromiss zwischen Ausstattungs-
vielfalt und Preis zu finden. Zudem bringt
der Neuling frischen Wind in die PCM-Fami-
lie: Neben dem proprietären Memorystick
unterstützt Sony nun erstmals auch das
MicroSD-Kartenformat bis 16 GB. Außer-
dem versteht der Knirps, wie schon der D50,
neben dem linearen PCM-Format mit bis zu
24 Bit und 96 kHz auch MP3s bis 320 kbps,
wodurch im Vollausbau satte 694 Stun-
Endlich stehen Preis und Leistung im Einklang: Sony konzentriert sich
beim PCM-M10 auf die wesentlichen Funktionen eines Minirekorders.
PCM-M10Hersteller: Sony
Web: www.sony.de
Vertrieb: www.hlaudio.de
Preis: 355 Euro
5 professionelle Wandlerauf-
lösung
5 Elektretmikrofone
5 Limiter
5 DSP-Funktionen
5 MicroSD-Unterstützung
6 keine XLR- oder 6,3-
Millimeter-Klinkenanschlüsse
Bewertung:
Alternativen:Zoom H4296 Euro
www.sound-service.eu
Tascam DR-1299 Euro
www.tascam.de
Olympus LS-10349 Euro
www.m3c.de
den Aufnahme- und Wiedergabezeit zur
Verfügung stehen. Daneben sind auch alle
anderen gängigen Auflösungen bis hinab
zu 22,5 kHz und 16 Bit möglich, die oft zum
Mitschneiden von Interviews oder musi-
kalischen Skizzen ausreichen und zudem
sparsam mit kleineren Speichermedien
umgehen. Als ausgesprochen praktisch
erweist sich in diesem Zusammenhang das
sogenannte Cross-Memory-Recording: Lang-
zeitaufnahmen lassen sich bei Bedarf ohne
Unterbrechung auf dem internen und dem
Erweiterungsspeicher realisieren.
Aufnahme läuft!Möglichkeiten, akustische oder elektroni-
sche Signale aufzunehmen, bietet der M10
reichlich, denn neben einem regulären Ste-
reo-Lineeingang besitzt das Gerät ebenfalls
eine Mikrofonbuchse, die zur Versorgung von
Ansteck- oder Tischmikrofonen auch Plug-
in-Power (5 Volt) bereitstellt. Hinzu kom-
men zwei eingebaute, für ihre Größe recht
ordentlich klingende Elektret-Kondensator-
mikrofone mit kugelförmiger Richtcharak-
teristik und breitem Übertragungsbereich.
Ihre Empfindlichkeit lässt sich einerseits
in zwei Stufen an die realen Pegelverhält-
nisse anpassen. Außerdem hat man dank
internem Limiter, Lowcut-Filter und auto-
matischer oder manueller Aufnahmepegel-
steuerung auch Rumpeln, Trittschall und
schwankende Lautstärken oder unerwartete
Pegelspitzen zuverlässig im Griff.
DSP-Effekte und BearbeitungIn puncto DSP-Effekte gibt sich der M10
nicht ganz so üppig ausgestattet wie seine
großen Brüder, bietet aber mit Bass-Boost,
digitaler Tonhöhenänderung und Key-Steu-
erung drei in der Praxis besonders nützliche
Funktionen. Wie der Name vermuten lässt,
behält die Tonhöhensteuerung die Tonhöhe
beim Verlangsamen (bis -75 Prozent) oder
Beschleunigen (bis +100 Prozent) der Wie-
dergabegeschwindigkeit bei. Die Key-Steue-
rung erlaubt hingegen, die Tonhöhe bei glei-
cher Wiedergabegeschwindigkeit beliebig
zu verändern. Einfache Transportfunktionen
wie Aufnahme, Pause oder Stopp können
auch mit einer kabelgebundenen Fernbedie-
nung bewältigt werden. Dass dies auch ele-
ganter geht, zeigt aber beispielsweise Olym-
pus mit einem IR-Empfänger.
HARDBEATTest: Sony PCM-M10 Minirekorder
HandhabungWie bei jedem Minirekorder, braucht man
auch beim M10 eine gewisse Eingewöh-
nung, bis man alle Funktionen überblickt und
sicher beherrscht. Danach fühlen sich jedoch
sowohl Rechts- als auch Linkshänder mit dem
Gerät, das sich problemlos mit nur einem
Daumen bedienen lässt, sehr wohl. Seine
Menühierarchie ist bewusst flach gehalten,
viele Statusfunktionen benötigt man – ein-
mal eingestellt – sowieso recht selten.
Im Test gibt sich der M10 zudem sehr praxis-
orientiert und weiß durch viele durchdachte
Details zu überzeugen: Neben cleveren Such-,
Kopier-, Edit- und Trackmarker-Funktionen ist
hier vor allem der praktische Fünf-Sekunden-
Aufnahmepuffer zu nennen. Zugriff auf die
Speichermedien erlangt man mittels schnel-
ler USB-2.0-Verbindung, die den PCM-M10 als
Massenspeicher ohne weitere Treiberinstalla-
tion unter Windows oder Mac OS X einbindet.
MarktsituationDer Markt der mobilen Rekorder ist heiß
umkämpft. Schließt man alle Exoten mit
ein, buhlen nahezu einhundert Geräte um
die Gunst der Anwender. Während
die Einsteigerklasse bis einhun-
dert Euro lediglich CD-Qualität
bietet, tummelt sich das Gros
der Geräte in der Mittelklasse.
Entsprechend kräftig ist der
Wind, der Sonys PCM-Serie
entgegen bläst: Tascam,
Zoom und Olympus sind
wohl die stärksten Mitbe-
werber, die dem M10 technisch
auf Augenhöhe begegnen, ihn in Teil-
bereichen gar übertreffen. Mit der Konzen-
tration auf das Wesentliche und seinem
anwenderfreundlichen Preis ist aber auch
Sony auf dem richtigen Weg.
FazitMit dem PCM-M10 ist es Sony gelungen, sein
bewährtes Rekorder-Konzept weiter zu opti-
mieren. Erfreulicherweise macht sich die
Reduktion vornehmlich in Hinblick auf Preis
und Design bemerkbar, denn der M10 ver-
abschiedet sich zwar von den ausladenden
Mikrofonkapseln, büßt aber in puncto Funk-
tionsumfang nicht spürbar ein. Beibehalten
Eckdaten: handlicher PCM-Rekorder
unterstützt 96 kHz bei 24 Bit
MP3-Modus
hochwertige Elektret-
Kondensatormikrofone
interner Monitorlautsprecher
flexible DSP-Wiedergabe-
funktionen
Cross-Memory-Aufzeichnung
Mikrofon- und Lineeingang
Lineausgang
Limiter
Lowcut-Filter
fünf Sekunden Pre-Record-Puffer
Bass-Boost-Funktion
Aufnahmepegelsteuerung
Remote-Anschluss
Memorystick- und
SD-Karten-Slot
USB-2.0-Schnittstelle
Passend zum PCM-M10 gibt es ein praktisches Laut-
sprechercase mit zwei passiven Zweizöllern, die dem
Klang zu hörbar mehr Fülle verhelfen.
wurden, neben dem soliden Leichtmetall-
rahmen, vor allem die rundum clevere Aus-
stattung und der Pro-Audio-Anspruch der
PCM-Serie. So bietet auch Sonys Kleinster
alle Merkmale, die man beim professionellen
Arbeiten zu schätzen weiß: Zuverlässigkeit,
hohe Audioqualität und ein schnörkelloses
Bedienkonzept. <
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Neue Synth-Plug-ins
60 beat 01 | 2010
SOFTBEATNeue Synth-Plug-ins
Image-Line
SawerBereits der Name der neuesten Entwicklung aus dem
Labor der DSP-Bastler von Image-Line verspricht pure
virtuell-analoge Power. Und auch in der Praxis ent-
täuscht Sawer nicht: Inspiriert von dem von 1982 bis
1990 produzierten sowjetischen Synthesizer Formanta
Polivoks setzt das Plug-in auf eine einfach zu bedie-
nende, aber eff ektive Struktur. Das Klangbesteck rekru-
tiert sich aus einem Hauptoszillator mit fest vorgege-
bener Sägezahnwellenform sowie einem Suboszillator,
der über die Wellenformen Sägezahn und Rechteck
verfügt. Durch einen Rauschgenerator sowie die Mög-
lichkeit zur Oszillatorsynchronisation und Ringmodu-
lation wird die Klangpalette eindrucksvoll ergänzt. Das
virtuelle Instrument ist monophon oder bis zu 24-stim-
mig spielbar und wartet mit einem bis zu vierfachen
Unisonomodus auf. Das Tief-, Band- und Hochpassfi l-
ter erlaubt kräftige Eingriff e in das Frequenzspektrum.
Sawer ist ferner mit zwei knackigen ADSR-Hüllkurven
ausgestattet, von denen eine zur Steuerung verschie-
dener Parameter zur Verfügung steht. Auch beim LFO
stehen verschiedene Modulationsziele zur Auswahl.
Ansonsten fallen die Modulationsmöglichkeiten
des Klangerzeugers leider etwas spartanisch aus: So
beschränkt sich die Matrix nur auf Zuweisungen zwi-
schen MIDI-Controllernummern und den zu steuern-
den Parametern. Ferner könnten der LFO etwas schnel-
ler und die Modulationsintensitäten größer sein. Der
Funktionsumfang des Instruments wird durch eine
Portamentofunktion, einen Arpeggiator sowie die gut
klingenden Eff ekte Chorus, Phaser, Delay und Reverb
komplettiert. Ein Verzerrer wäre allerdings eine will-
kommene Ergänzung des Eff ektarsenals.
FazitTrotz der genannten Einschränkungen ist Sawer viel-
seitig einsetzbar: Kraftvolle Bässe, schneidende Lead-
sounds, weiche Flächenklänge, perlende Arpeggios
und schräge Eff ektklänge sind eine leichte Übung für
das virtuell-analoge Kraftpaket. Außerdem begeistert
das Instrument mit seinem ausgesprochen präsenten,
druckvollen und lebendigen Klang.
Image-Line Sawer Fixed Noise KREATE Synful Orchestra
Hersteller: Image-Line
Web: www.image-line.com
Vertrieb: Eigenvertrieb
Preis: 99 Euro
Formate: VST, AU, unabhängig
Hersteller: Fixed Noise
Web: www.fi xednoise.com
Vertrieb: www.bestservice.de
Preis: 169 Euro
Formate: VST, AU, RTAS,
DirectX, unabhängig
Hersteller: Synful
Web: www.synful.com
Vertrieb: Eigenvertrieb
Preis: 414,12 Euro
Formate: VST, AU, RTAS,
DirectX
Bewertung: Bewertung: Bewertung:
[1] Siehe Beat 06|2005, nachzubestellen im www.falkemedia-shop.de
Fixed Noise
KREATEFür ihre Samplebibliothek KREATE konnten die
Klangspezialisten von Fixed Noise mit dem interna-
tionalen Top-DJ Jochem Paap alias Speedy J einen ech-
ten Experten für moderne Techno- und Minimalsounds
verpfl ichten. Auf den Käufer der 4 GB starken Samm-
lung warten fünfh undert spielfertige Instrumente für
den Kontakt Player 2, die sich aus sechs Kategorien rek-
rutieren. Einen großen Anteil der Bibliothek machen
die über einhundert Kits mit stark bearbeiteten Einzel-
drums und Percussionsounds aus, deren Ein- und Aus-
schwingphasen bei Bedarf angepasst werden kön-
nen. Eine gute Ergänzung dazu stellen die für Speedy
J typischen Loops-Kits dar, mit denen man im Hand-
umdrehen das Rhythmusgerüst eines Songs erstel-
len kann. Ein echtes Highlight sind auch die Sequen-
zen, bei denen der Benutzer dank der Nutzung der
Skriptfunk tionen des Kontakt Player 2 unter anderem
die individuellen Noten und Anschlagstärken sowie die
Schrittanzahl und Abspielrichtung beeinfl ussen kann.
Melodisch spielbare Klänge fi nden sich hingegen in der
„Tones“-Kategorie, darunter Bässe, Flächen und andere
Synthesizerklänge. Die Eff ektsounds, die auch Drones
und Atmos umfassen, stehen nicht nur technoiden,
sondern auch Ambientproduktionen gut zu Gesicht.
Leider bietet die für KREATE angepasste Version
des Kontakt Player 2 keine so weitreichenden Bearbei-
tungsmöglichkeiten wie vergleichbare Produkte. Etwas
störend fallen zudem die verspielten Hintergrundgra-
fi ken des Plug-ins aus, die von den Bedienelementen
ablenken.
Fazit Mit KREATE können Sie Ihr Samplearsenal um eine
eigenständige, stilsichere und äußerst inspirierende
Bibliothek für minimale Klänge erweitern. Dabei wis-
sen besonders das reichhaltige Angebot an perkussi-
ven und rhythmischen Elementen sowie die fl exibel
editierbaren Sequenzen zu gefallen. Die melodischen
Klänge sind hingegen mehr als eine nette Dreingabe
zu sehen.
Synful
Orchestra Der Wettbewerb um die Gunst des Käufers von
Orchesterbibliotheken gleicht einem Wettrüsten: Wer
bietet die größte Samplesammlung mit den meisten
Artikulationen an? Im Vergleich zu dieser Gigantoma-
nie mutet die nur knapp 140 MB umfassende Installa-
tionsdatei des Synful Orchestra geradezu lachhaft an.
Kaum zu glauben, dass das Plug-in den Zugriff auf die
wichtigsten Instrumente eines Orchesters in den ver-
schiedensten Spielweisen verspricht. Enthalten sind
die Instrumente Flöte, Oboe, Englischhorn, Klarinette,
Bassklarinette, Fagott, Kontrafagott, Waldhorn, Trom-
pete, Posaune, Violine, Viola, Cello und Kontrabass.
Seit der in Beat getesteten Version [1] hat sich bei dem
virtuellen Instrument einiges getan. So wurden nicht
nur neue Instrumente und Spielweisen spendiert, son-
dern auch die Bedienoberfl äche überarbeitet und
sogar eine neue Synthese-Engine entwickelt. Die Funk-
tionsweise des Instruments ist dabei gleich geblieben:
Synful Orchestra analysiert eingehende MIDI-Noten
und -Controllerdaten und setzt diese in eine authenti-
sche Spielweise des entsprechenden Instruments um.
Dabei werden zahlreiche Parameter wie die Dynamik,
die Spielweise von Notenübergängen sowie die Inten-
sität von Anschlag- oder Anblasgeräuschen und Vibra-
tos berücksichtigt.
Die klar strukturierte Bedienoberfl äche gibt in der
Multikanalansicht einen Überblick auf die bis zu 16
geladenen Instrumente. Der Benutzer kann dabei Ein-
fl uss auf die Klangeigenschaften der Instrumente und
Sektionen, die Position der Spieler und Zuhörer sowie
die Raumgröße nehmen.
FazitDie Stärke des Synful Orchestra ist seine dynamische
Spielbarkeit und Expressivität. Insbesondere, wenn
man mehrere Instrumente kombiniert und beim Ein-
spielen rege von MIDI-Controllern Gebrauch macht,
lassen sich mit dem Plug-in erstaunlich authentische
Ergebnisse erzielen. Aufgrund seines geringen Ressour-
cenbedarfs eignet es sich zudem bestens für den mobi-
len Einsatz mit Notebooks.
01 / 10EMPFEHLUNGder Redaktion
01 / 10EMPFEHLUNGder Redaktion
Nachgefragt:Synful
Eric Lindemann, Geschäftsführer und kreati-
ver Kopf hinter Synful Orchestra, im Gespräch
mit Beat.
Beat / Wie
übertragt ihr
die musikali-
schen Eigen-
schaften eines
Instruments
wie zum Bei-
spiel einer Vio-
line auf ein
expressiv spiel-
bares virtuelles
Instrument?
Eric / Zunächst
nehmen wir
verschiedene
Spielweisen
des Instruments auf – also keine Einzelnoten, son-
dern komplette Phrasen von Bach, Beethoven, Wag-
ner oder Strawinsky. Dann erstellen wir eine Daten-
bank mit den aufgenommenen Phrasen, die alle
möglichen Artikulationen und Phrasierungen reprä-
sentieren. Im Gegensatz zu herkömmlichen Sam-
ples sind diese Aufnahmen immer im Kontext von
echtem expressivem Spiel. Wenn Synful Orchestra
MIDI-Signale empfängt, analysiert es die Tonhöhe,
die Anschlagstärke, die Länge, den Abstand sowie
die Überlappung von Noten und Modulationen, um
zu bestimmen, welche Phrase gespielt werden soll.
Dabei werden hochentwickelte Algorithmen verwen-
det, um die Datenbank in Echtzeit nach passenden
Fragmenten wie Notenübergängen, Legatophrasen
mit Portamento, rapide Läufe, Regionen mit langem
Sustain und graziösem Vibrato sowie geräuschhaften
Elementen zu durchsuchen, die zusammengesetzt
werden können, um diese Phrase zu formen. Synful
Orchestra transformiert diese Fragmente, sodass die
gewünschte Spielweise wiedergegeben wird.
Beat / Was sind die Vorteile des Synful Orchestra im
Vergleich zu samplebasierten Orchesterbibliotheken?
Eric / Wenn man Klänge in einer traditionellen
Sample bibliothek aufnimmt, ist das, wie wenn man
eine Serie statischer Fotografien von einem sich
bewegenden Menschen macht und dann versucht,
eine überzeugende 3D-Animation daraus zu erstel-
len, indem man die Fotos clever arrangiert: Ganz
egal, was man macht, das Resultat wird immer nach
ein paar zusammengestückelten Fotos aussehen. Bei
traditionellen Samplern ist es dasselbe: Die Aufnah-
men können von außergewöhnlicher Qualität sein,
aber das Endresultat ist immer noch starr und leb-
los. Synful Orchestra greift zwar wie eine Samplebib-
liothek auf aufgenommene Klänge zurück, allerdings
nutzen wir Aufnahmen von expressivem Spiel, nicht
nur einfach von einzelnen Tönen oder auf- bezie-
hungsweise abwärts gespielten Notenfolgen. Dann
übersetzt das Plug-in diese Aufnahmen wie ein addi-
tiver Synthesizer in die Frequenzdomäne. So ist es
möglich, sie in der Zeit zu dehnen oder zu stauchen,
ohne dass die Tonhöhe beeinflusst wird, die Ton-
höhe oder das Vibrato der Originalaufnahme anzu-
passen oder einzelne Obertöne herauszufiltern sind.
Durch kontinuierliche Transformationen werden
feine Variationen in der Klangfarbe und der Phrasie-
rung erzeugt.
Für den Benutzer ist dieser Prozess ganz ein-
fach: Er muss nur ausdrucksstark spielen. Hinter der
Kulisse finden allerdings alle möglichen komplizier-
ten Operationen statt: Datenbanksuche, Transfor-
mationen in der Frequenzdomäne und ausgeklügelte
MIDI-Analysen.
Darüber hinaus lassen sich durch die Manipulation
des Klangs realer Instrumente kreative neue Sounds
erzeugen. Das virtuelle Instrument benötigt auch
weitaus weniger Arbeits- und Festplattenspeicher
als traditionelle Sampler und läuft insofern bestens
auf Notebooks und anderen kleinen Systemen.
Beat / Kannst du unseren Lesern ein paar Tipps
geben, wie man das Synful Orchestra effektiv spielt?
Eric / Wenn man das Instrument mit einem Keyboard
anspielt, würde ich empfehlen, ein Pedal oder einen
anderen Controller zur Steuerung des Expressions-
parameters zu verwenden. Dieser Controller verän-
dert nicht nur die Lautstärke von Noten, sondern auch
deren Klangfarbe, sodass ein höherer Wert auch einen
lauteren Klang und eine hellere Klangfarbe bedeutet.
Außerdem kann man mithilfe des Modulationsrades
beispielsweise die Vibratointensität steuern. Wenn
man gebundene Noten erzielen möchte, sollte man
diese wie auf dem Piano überlappend spielen.
Beat / Plant ihr, die in Synful Orchestra verwendete
Technik auch in andere Instrumente zu integrieren?
Eric / Wir werden die RPM-Technologie auf jeden Fall
weiterentwickeln und sind besonders daran inte-
ressiert, diese auf Jazz- und Rockinstrumente wie
Saxofone, Trompeten und Gitarren anzuwenden.
Außerdem arbeiten wir an neuen mit dem Bogen
angespielten Streichern. Dabei nutzen wir neue Auf-
nahmen und eine Technologie, die bereits bei dem
Waldhorn zum Einsatz kommen.
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