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Motohiko Hino – It`s There Vielleicht habe ich mit dem für diesen Monat ausgesuchten Album It`s There des 1999 im Alter von 63 Jahren verstorbenen japanischen Schlagzeuges Motohiko Hino wieder etwas aus den Tiefen meines Plattenschrankes hervorgeholt, das nur wenigen Hörern bekannt ist. Obwohl er ein international bekannter Jazzmusiker war, der lange Zeit mit seinem Bruder, dem renommierten Trompeter Terumaso Hino zusammen gespielt hat, ist er wohl nur Eingeweihten bekannt. Auf It`s There wird er von Topkünstlern der amerikanischen Jazz Szene begleitet: die zwei Gitarristen John Scofield und Mike Stern, Soprano Saxer David Liebman, dem Bassisten Steve Swallow und Carla Bley`s Tochter Karen Mantler an der breit angelegten, atmosphärischen Hammond. Das Album ist eine heikle Gratwanderung zwischen Eigenkompositioen und 5 Titeln von Led Zeppelin.

Vangelis – Rosetta

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Page 1: Vangelis – Rosetta

Motohiko Hino – It`s ThereVielleicht habe ich mit dem für diesen Monat ausgesuchtenAlbum It`s There des 1999 im Alter von 63 Jahren verstorbenenjapanischen Schlagzeuges Motohiko Hino wieder etwas aus denTiefen meines Plattenschrankes hervorgeholt, das nur wenigenHörern bekannt ist. Obwohl er ein international bekannterJazzmusiker war, der lange Zeit mit seinem Bruder, demrenommierten Trompeter Terumaso Hino zusammen gespielt hat,ist er wohl nur Eingeweihten bekannt.Auf It`s There wird er von Topkünstlern der amerikanischenJazz Szene begleitet: die zwei Gitarristen John Scofield undMike Stern, Soprano Saxer David Liebman, dem Bassisten SteveSwallow und Carla Bley`s Tochter Karen Mantler an der breitangelegten, atmosphärischen Hammond. Das Album ist eine heikleGratwanderung zwischen Eigenkompositioen und 5 Titeln von LedZeppelin.

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Hino`s Schlagzeugspiel liefert einen feinnervigenRhythmusteppich mit schönen Breaks und Fills, erinnert sehran Tony Williams oder ein wenig wie ein Vorgänger von VinnieCalaiuta. Man muß das Album ein, zwei mal anhören. Mich habenseinerzeit die zwei abwechselnd spielend Gitarristen sehrangesprochen, die von einem eleganten Rhythmusteppich ausDrums und dem Bass unterstützt werden. Das gilt auch heutenoch unverändert. Dem Album hört man seine fast 22 Jahrenicht an, es ist einfach zeitlos.

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All About Jazz – Go 100Der Sonntagabend wird kommen, an dem die Jazzsammlung bemühtwerden muß – sei es, weil die Stimmung danach ruft, ein Besucheingestimmt werden soll oder ganz einfach als Lautmalerei.Begleitung für Tabak & Pfeife, zum Whisky oder …….

100 repräsentative Jazz Songs, 9 Stunden voller Standards.

Vangelis – RosettaDer Weltraum. Unendliche Weiten. Es gibt auch Musik, zu der esnichts zu sagen gibt. Das hier ist das Album für unserenächste interstellare Reise.

Captain Vangelis, starten Sie.

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David Crosby – LighthouseErinnern Sie sich noch an Blood, Sweat & Tears? Die galten malvon 1967 bis zur Auflösung im Jahre 1981 als Avantgarde imJazz Rock. Jede Menge Musiker um den damals fantastischenSänger David Clayton Thomas. Das letzte Studioalbum „NuclearBlues“ von 1980 ist eines der besten seiner Art und immer nochein Ohrwurm bei mir. Nun aber muß man dieser Altherrenriegenicht groß nachtrauern, denn es gibt schliesslich SnarkyPuppy, ein bis zu 40-köpfiges Musikerkollektiv um denBassisten Michael League. Das ist derzeit das wohlangesagteste Rock-Jazz-Fusion Orchester mit einemüberwältigendem Erfolg. Ich komme bei Gelegenheit daraufzurück. David Crosby, einer meiner unverwüstlichen Helden derfrühen 1970er ist unverändert ein musikalischer Gigant. Unddas nicht nur mit den nicht tot zu kriegenden FormationenCrosby, Stills & Nash,sporadisch ergänzt um Neil Young oder imDuo mit Graham Nash.

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Crosby und Michael League trafen sich zufällig im Studio undzusammen mit den Crosby Freunden Jackson Browne und Mark Cohn(ja – der von Walking in Memphis) entstand das neue CrosbyAlbum Lighthouse, mit kleinem, aber edlem Besteck eingespielt.Ein Meisterwerk, audiophilen Anspruchen genügend. Zuätzlichgibt es für die Herrschaften mit den besonders wachen Ohreneine 180g Vinyl Schwergewichtpressung. Die gestern inDeutschland veröffentlichten 9 Songs (USA Oct 21) sind keineFrühstücksmusik, auf der Rolltreppe oder im Fahrstuhl kommensie ebenfalls nicht besonders gut.

Aber dann am Abend, wenn Pfeife, Tabak und ein 18-jährigerHighland Park bereitsteht, oder vielleicht der A.H. RiiseFamily Reserve Solera 1838, ein 25-jähriger Rum, zur BlauenStunde. Da bietet David Crosby mit Lighthouse das adäquateKonzert.

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Beady Belle | On My OwnBeady Belle hat als Band mit der Sängerin Beate S. Leschmittlerweile sechs durchwegs hörenswerte, abwechslungsreicheJazz und jazznahe Alben veröffentlicht. Die Norweger bewegtensich stilsicher im modernen Jazz, damit ist nicht der ModernJazz gemeint. Nun hat sich die Sängerin von ihrer Bandgetrennt und sich gänzlich auf den Produzenten, Arrangeur undKeyboarder Bugge Wesseltoft eingelassen, der den schmalen Gradzwischen klassischem Bar Jazz / Soul und norwegischer Folk-Annäherung à la Lars Danielson beherrscht. Das Beate S. Leschauf dem nun 7. Beady Belle Album auch von SuperSax JoshuaRedman und seinen Mitstreitern unterstützt wurde, spricht fürdie Dame.

Es groovt, es swingt, es machtSpaß.

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SuperHeavy – SuperHeavyDave Stewart, bekanntgeworden als der kreative Teil deserfolgreichen Duos Eurythmics mit Sängerin Annie Lennox,zählt zu den erfolgreichsten Musikern und Produzenten unsererZeit. Vielen Kritikern gilt er als Genie, obwohl ich dieseSpezies des Musikbetriebes wegen ihrer vielfach anzutreffendendillettantischen Elaborate eher mitleidig übergehe. Denmeisten fehlt die echte Freude an der Musik.

2011 hat Dave Stewart die Band SuperHeavy ins Leben gerufen,die tatsächlich das Prädikat Supergroup verdient, als die sievorgestellt wurde. So illustre Künstler wie Mick Jagger,Damian Marley, der jüngste Sohn von Bob Marley, A.R.Rahman(Komponist von Slumdog Millionaire) und die herausragende JossStone, mittlerweile wohl die beste R&B Sängerin unserer Zeit,bilden das Team um den Kopf Stewart.

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Und der sorgt dafür, das es kein Jagger-Album wurde, sondernein fantastischer Mix aus vielen Stilrichtungen. Jedes Stückdes SuperHeavy benannten Album ist anders, allen gleich aberist die herausragende künstlerische Qualität der Beteiligten.Das zu hören, macht richtig Spaß. Meine Ohröffner waren #1Superheavy, #16 Hey Captain und #4 Energy.

WOW!

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Leonard Cohen † – You want itdarkerDas letzte, am 21.Oktober 2016 veröffentlichte Album desgroßen kanadischen Dichters, Komponisten und Sängers LeonardCohen (1934-2016). Seine Lieder, ob von ihm selbst vorgetragenoder aber von anderen Künstlern interpretiert, begleitenGenerationen von Hörern, denen Texte nicht gleichgültig sind.Ich empfehle, einmal die Version eines seiner bekanntestenStücke Bird on the Wire, in den beiden Versionen von JoeBonamassa (Studio und live) anzuhören oder das intensive Towerof Power von der Legende Tom Jones. Zu hören hier.

Leonard Cohen – You want it harder, 9 Lieder, leider nurknappe 36 Minuten

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Norah Jones – Day BreaksErschienen am 07. Oktober: Norah Jones Day Breaks

Zurück zum Bar Jazz mit exzellenten Mitstreitern, darunterSaxophone Star Wayne Shorter und Dr. Lonnie Smith an derOrgel, Drummer Brian Blade

Songs von Horace Silver, Duke Ellington, Neil Young u.a. JetztCD in voller Länge anhören:

Infos

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Seasick Steve – sag mir, wodie Blueser sindÜber den Blues, die alten und die sogenannten kontemplativenProtagonisten, ist alles gesagt, alles geschrieben und allesnachzulesen. Sicher, der Blues ist unbestritten die Grundlagefür fast alle Musikstilrichtungen ab dem 19. Jahrhundert undohne ihn gäbe es wohl keine nennenswerte populäre Musik. Barder sozialen und menschenrechtlichen Situation, in der sichdie „Gründerväter“ befunden haben, hat sich der Blues heute ineine Komfortzone verwandelt, hat die reine Lehre vergessen.Sie ist heute ohnehin gegenstandslos, außerdem verlassen dieAlten unseren Planeten, wenn sie es nicht längst getan haben.

Zurück bleiben viele Alibi-Blueser, die – sobald sich Erfolgeinstellt- eine weichgespühlte Bluesart spielen oder sich zuAllroundern gewandelt haben, wie die Überflieger Joe Bonamassaund Robert Cray. Eric Clapton, sicherlich der beste Musikervon allen, hat mittlerweile den Blues ebenfalls glattgebügeltund somit zu Tode geritten, Kenny Wayne Shepherd und JonnyLang mutierten zu hervorragenden …… Rock`n Rollern. Dievielbemühten Robert Johnson und Muddy Waters sind vom heutigenGeschehen um den Blues weiter entfernt als Pink Floyd vonAndrè Rieu und Fleetwood Mac mag gerade mal als traurigstesBeispiel für den EU-Ableger des Blues taugen. Es stellt sichdie Frage, ob man den Blues nicht nur aus dem historischenBlickwinkel angehen sollte, um der bluesigen Langeweile aufden Plattentellern zu entkommen.

Wäre da nicht -unter wenigen anderen Musikern- Steve Wold,besser bekannt als Seasick Steve. Der 75 jährigespätberufenene Kalifornier machte erst 2004 im Alter vonknappen 60 mit dem Album Cheap auf sich aufmerksam. Irgendwie

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geriet er 2006 an Jools Holland und dessen populäre BBC live-Show „Later with Jools“. Und ab da ging die Post ab.

Von Xenus – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0,https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7026097

Seasick Steve ist vielleicht der letzte wahre „Blueser“.Gefühlte 100 Jahre als echter Hobo auf der Strasse unterwegs,

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ein teils kurioses Sammelsurium an selbstgebasteltenInstrumenten, der legendäre Fender Tweed , so bedient erungewollt das Klischee. Aber da steckt mehr dahinter, dennSteve ist ein schnörkelloser Erzähler, für den die sparsameMusik nur Transporter ist. Und was ein rastloser Wanderer zuerzählen weiß, kann auf mittlerweile 8 veröffentlichen Albennachgehört werden. Auch wenn er niemals eine Chance auf denLiteratur-Nobelpreis haben wird wie der alters-flegelhafteRobert Zimmermann (der ihn bestimmt nicht verdient hat), dazusind die Texte zu wenig intellektuell oder haben zu wenigfeine Lyrik. Tiefgang haben sie allemal.

Analog ist alles aufgenommen, rauh, erdig, rotzig, simpleSoundstrukturen, die aber unter die Haut gehen. Das sind keineMasterpressungen oder SACD Disks, das ist Musik.

Das ich so etwas noch mal antreffe, toll …….. und nun dasaktuelle Album Keepin’ the Horse Between Me and the Ground,veröffentlicht in diesem Jahr.

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Allen Toussaint | The BrightMississippiWas haben -neben ungezählten Musikern und Bands- Santana, JoeCocker, Little Feat, The Rolling Stones, The Band, GlenCampbell, Elvis Costello, The Meters, Bonnie Raitt, PaulMcCartney, die Pointer Sisters, Dr.John (Creaux), The Who, BozScaggs und die Yardbirds- gemeinsam ? Richtig, die im November2015 auf einer Europatournee 77-jährig in Madrid verstorbeneNew Orleans Legende Allen Toussaint. Komponist, Arrangeur,Produzent und selbst begnadeter Pianist. 2009 hatte er, derimmer lieber im Hintergrund stand und anderen Künstlern zuHits verholfen hat, wieder ein Album veröffentlicht, dasleider sein vorletztes sein sollte.

Auf The Bright Mississippi präsentierte Toussaint 12 Songs,die alle in der Tradition seiner Vorläufer stehen, Jazz-Größen, die ihr Genre im frühen 20. Jahrhundert formten unddie Aufmerksamkeit aller Ohren auf New Orleans lenkten: Luis

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Armstrong, Sidney Bechet, Jelly Roll Morton, Joe „King“Oliver, aber auch Zeitgenossen wie Django Reinhardt, DukeEllington und Thelonius Monk. Alle Arrangements, jede Note,jeder Ton gibt das Lebensgefühl seiner Stadt New Orleanswieder, die Stadt, für die er neben Fats Domino, Dr. John undden Neville Brothers in der neueren Zeit als musikalischesSynonym gilt.

Beeindruckend die Besetzungsliste: Klarinettist Don Byron,Trompeter Nicholas Payton, Gitarrist Marc Ribot, Bassist DavidPiltch und Percussionist Jay Bellerose. Zusätzlich erhielt erUnterstützung von Pianist Brad Mehldau und Saxophonist JoshuaRedman, die es sich nicht nehmen ließen, für jeweils einenSong ins Studio zu kommen.

Marie Carianna – originally posted to Flickr asAllen Toussaint, CC BY-SA 2.0,https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=9425247

Ich habe mir das Album sehr intensiv und wieder und wiederangehört: über die professionelle Soundmaschinerie im Studio,

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auf dem iPhone beim täglichen Stadtbummel am Abend und amSonntagnachmittag im Garten. Immer und überall das Gefühl, einDutzend unvergleichlicher, eingängiger, stimmungsvermittelnderNew Orleans Paradestücke zu hören. Zeitlos. Das Album ist einMuß für Musikliebhaber, nicht für Fans. Diese Beziehung gehttiefer. Es gibt kein Entrinnen. Jazz? Ja, und R&B, Blues,Swing, Dixie, Cajun, Latin und..und…und….

Ohrenfänger: das Titelstück (#9) Bright Mississippi

Allen ToussaintThe Bright MississippiAudio CD, erschienen 24. April 2009Label: Nonesuch (Warner)