Upload
jugendzentrum-stuwe
View
226
Download
1
Tags:
Embed Size (px)
DESCRIPTION
Die Zeitschrift des Jugendzentrums STUWE
Citation preview
In dieser Ausgabe:
Vorwort 2
Faschings-party 2009
6
Spielewoche 7
Summer-feeling
8
E-Team „Betriebs-
ausflug“
10
Hausband-abend
12
Firmlingstag 13
Fotostory 14
Baustelle 16
Plädoyer für Widerstand
17
Gesten 19
Seite 3-5
Juli 2009
Tugendliche?
Lebensarten und Widerstände
ConAction! ConAction! ConAction! ConAction! ConAction!
2 red
2
Aus der Redaktion
2 red
red
Liebe Leserin, lieber Leser!
Das Wetter zur Abfassungszeit des
Spezialtoasts ruft Widerstände hervor: Widerstand, mit kurzen Hosen ins Freie
zu gehen, Widerstand, morgens aufzu-
stehen, Widerstand, hinzunehmen, dass der Sommer im April stattgefun-
den hat … Vielleicht ruft auch der Titel des
„Spezialtoasts“, „Tugendliche“, Wider-stände hervor: Reimt sich „jugendlich“
auf „tugendlich“ oder wird Jugendlich-
keit nicht vielmehr mit Unangepasst-heit, Widerständigkeit und nicht
„Tugendhaftigkeit“ assoziiert? Nun hat ja der Tugendbegriff in seiner ur-
sprünglichen Variante nichts mit „Brav-
heit“ zu tun, wie das Wort „tugendhaft“ suggeriert: Fasst man Tugenden als
jene Fähigkeiten und Grundhaltungen auf, mit denen wir unser Leben führen
und gestalten, dann ist klar, dass man sich gar nicht früh genug darauf einen
„Reim“ machen sollte: Welche Fähigkei-
ten helfen mir, mein Leben zu meis-tern? Welche Haltungen braucht unsere
Gesellschaft? Welche Haltungen ma-chen mich widerstandsfähig in Krisen-
zeiten? In der Fastenzeit haben wir
versucht, ein paar Evergreen-Tugenden wieder salonfähig zu machen, darüber
auf den nächsten Seiten. Von „Widerstand“ ist auch in einem
höchst lesenswerten Beitrag von Anna
Sourdille (STUWE-Jugendliche und E-Team Mitglied) die Rede. Der Hinter-
grund: „Wandert die Jugend nach
rechts?“ Solche und ähnliche Fragen wurden in den vergangenen Wochen in
diversen Medien gestellt, die entspre-chenden Anlassfälle sind bekannt. Na-
türlich berührte uns dieses Thema –
haben wir doch im STUWE gelegentlich mit Jugendlichen zu tun :-) – es darf
einen eigentlich nicht unberührt lassen. Anna Sourdille setzt sich in ihrem Arti-
kel mit dem Themenkreis „National-sozialismus-Rechtsradikalismus-Wider-
stand“ auseinander.
Desweiteren ist in diesem „Spezial-toast“ noch von diversen, die Wider-
standskraft der Jugendlichen stärken-den Aktivitäten zu berichten: Vom Fa-
schingsfest, der Spielewoche, vom
STUWE-Summerfeeling, vom E-Team-“Betriebsausflug“, vom Hausband-
abend. Mit widerstandskraftstärkendem Geist ausgestattet besuchten uns im
April Firmlinge am Firmlingstag der Diözese Linz. Auch darüber wird berich-
tet. Jessica Gabriel führt in ihrer Foto-
story vor Augen, welchen Dingen man im STUWE auf keinen Fall widerstehen
kann. Widerständig haben wir uns auch gezeigt, was die Baustellenzufahrt über
den STUWE-Grund anlangt, leider nicht
ganz erfolgreich. Herzlich bedanken möchte ich mich bei
den Helferinnen im red-Team, Anna und Jessica.
In der Hoffnung, dass Sie auch diesem
„Spezialtoast“ nicht widerstehen kön-nen ... Mag. Josef Putz
2 red
3
Tugendliche
Lebensarten
Tugendliche
Flexibilität, Risikofreude, Leistungsori-
entiertheit, Spontaneität … Die Reihe „moderner“, gesellschaftlich relevanter
Tugenden/Haltungen/Fähigkeiten ließe sich wohl problemlos weiterführen. In
der diesjährigen Fastenzeit starteten
wir im STUWE jedoch den Versuch, einige „Klassiker“ wieder salonfähig zu
machen: Die vier sogenannten
„Kardinaltugenden“* Gerechtigkeit
(iustitia) – Tapferkeit (fortitudo) – Maß-halten (temperantia) – (sittliche) Klug-
heit (prudentia) sollten vom Staub der Geschichte befreit werden. Nicht jedoch
in erster Linie nach Art eines philoso-
phischen Diskurses, sondern vielmehr im Modus der Tat. Zu Beginn gab´s ein
Rätsel, das uns auf die Spur der vier
*Bereits Plato kannte vier Grundtugenden, der Begriff „Kardinaltugenden“ (virtutes cardinales) taucht
erstmals bei Ambrosius von Mailand auf. „Kardinal“ hat hier nichts mit der Tugend eines „Kardinals“ zu
tun, sondern leitet sich ab vom Wort „cardo“ (Türangel, Dreh- und Angelpunkt).
Was ist Tapferkeit (= fortitudo)?
2 red
4 Tugendliche
Tugenden führte. Um unsere Jugendli-
chen nicht gleich mit zuviel Tugendhaf-tigkeit zu überfordern – und nicht so-
fort gegen Tugend Nr. 3 (Maßhalten) zu verstoßen –, stand wöchentlich je-
weils eine Tugend auf dem Programm.
Gleich blieb jede Woche allerdings der Prüfstein für jede/n, der/die sich an-
schickt, tugendhaft zu werden: Der Mammon. 2x wöchentlich wurden die
Jugendlichen zur „Geldausgabe“ geru-fen. Just in der Finanzkrise verteilte das
STUWE Geldbeträge!! So galt es etwa
in der „Gerechtigkeitswoche“, den Geldbetrag gerecht zu verteilen. Die
Jugendlichen hatten 30 Minuten Zeit, zu überlegen, wer das Geld erhalten
soll. Nur ein einstimmiger Beschluss
wurde akzeptiert. Der/die Auserkorene durfte mit dem Geld machen, was er/
sie wollte, einzige Bedingung war, eine Woche später Rechenschaft abzulegen,
was mit dem Geld passiert war. Wie wurde entschieden? Nach langwierigem
Abwägen und Diskutieren ließen die
Jugendlichen das Los entscheiden. Eine „gerechte“ Entscheidung? Die Entschei-
dungsfindung bot Anlass zur Reflexion: Was empfinde ich als gerecht? Was ist
Verteilungsgerechtigkeit? Ist es
„gerecht“, wenn ein Richter per Losent-scheid ein Urteil fällt? Wäre es gerecht,
wenn jede/r gleichviel bekäme oder geht es nach Kriterien der Bedürftig-
keit? Das kleine Spielchen verdeutlichte
uns sehr schnell „reale“ Verteilungs-probleme und bot Anlass für so manche
Diskussionen. Neben den Geldsessions gab es noch
andere Aktionen, die unsere Tugend-haftigkeit prüften: Bei einer
„Gerechtigkeitswaage“ konnte man Je-
tons einwerfen, je nachdem, ob man
am jeweiligen Tag mehr gerecht ge-handelt hatte, als man Unrecht erfah-
ren hatte.
In der „Mäßigungswoche“ stellten wir
uns Fragen nach dem „Zuviel“ bzw. „Zuwenig“ unseres Lebens.
In der dritten Woche waren die Tapfe-ren gefragt: Mutige/couragierte Projek-
te mussten geplant werden und den
anderen vorgestellt werden. Die „Gewinner“ durften schließlich das Pro-
jekt durchführen. Moralische Dilemmata beschäftigten
uns in der „Klugheitswoche“: Verschie-
dene Geschichten mit ethischen Prob-lemsituationen mussten von den Ju-
gendlichen kommentiert und „gelöst“ werden.
Wie im „echten Leben“, so wurde auch in unserem kleinen Spielchen der
„Mammon“ zum wirklichen Prüfstein: So hatte sich nämlich eine kleine Grup-
pe gebildet, die versuchte, möglichst viel „Kohle“ zu scheffeln (z.B. indem die
Mitglieder das wöchentlich erhaltene
2 red
5 Tugendliche
Geld jeweils der eigenen Gruppe abga-
ben). Dies war durchaus legitim und durch die vorgegebenen „Spielregeln“
nicht unterbunden. Einziges Problem: Um sich einen Vorteil zu verschaffen,
sagten sie den anderen davon nichts,
und verstießen so gegen die Vereinba-rung, den anderen ehrlich Rechen-
schaft abzulegen, was mit dem Geld passiert sei. Wir hatten gar nicht ge-
glaubt, dass das Ganze so real werden
würde … Einhellig das Resümee vieler Jugendli-
cher, einiges dabei gelernt zu haben. Im Übrigen: Auch wenn die vier Tugen-
den schon etwas verstaubt zu sein
scheinen: Vielleicht sollte man sich nach der Finanz- und Wirtschaftskrise wieder
ein wenig auf sie besinnen. ???????
Losentscheid oder Ausdiskutieren? Was ist eine gerechte Entscheidung?
Was würde wohl „iustitia“ zu all dem sagen?
2 red
6
Ich lebe! Lasst uns feiern!
Faschingsparty 2009
Fasching
Fasching – die Zeit der Ausgelassenheit
und der Freude, die Zeit des Feierns und des lustigen Treibens, die Zeit des
Essens und Trinkens, die Zeit der Scherze und Verkleidungen, die Zeit
des Singens und Spielens, die Zeit des
Lachens und der Lebenslust, die Zeit, die den Alltag unterbricht ...
So auch im STUWE am 11. Februar 2009: der Eintritt wurde nur verkleide-
ten oder bunt geschminkten Personen
gewährt, die Lebenslust fand ihren Aus-
druck in Tanz und Gesang, wobei „Ich lebe“ von Christl Stürmer sich als abso-
luter Singstar-Hit entpuppte. Beim Krapfenbüffet und bei der Sektbar wur-
de auch den leiblichen Genüssen ge-
frönt und zu guter Letzt gipfelte die Ausgelassenheit im heiteren Gemein-
schaftsspiel, bei dem wir lernten, einen Esel zu besteigen.
2 red
7
Spiel, Satz und Mahlzeit!
Spielewoche im STUWE
Spiele
In der Woche von 26. – 30. Jänner
2009 konnte man im STUWE den Spiel-trieb so richtig ausleben. Alle waren
eingeladen, das STUWE in eine richtige Spielhölle zu verwandeln. Dafür wurde
täglich jeweils ein anderes Brett- oder
Kartenspiel angeboten. Für die Teilnah-me bei einem Spiel bekam der/die
SpielerIn nicht nur den Spaß am Mit-spielen, sondern auch einen Stempel.
Wer am Ende der Woche den vom E-Team entworfenen Spielepass vollstän-
dig abgestempelt hatte, der konnte sich
letztendlich an einem STUWE-Menü –
bestehend aus einem Toast, einem Ge-tränk, einer Schokolade und einer hal-
ben Stunde Billard – stärken. So wurde nun gezockt, gekartelt, getüf-
telt und gelacht.
Aber nicht auf das „Uno“-sagen verges-sen, wenn man die vorletzte Karte aus-
spielt, oder wer hat beim Activity die beste Erklärung dafür, was eine
„Mansube“ ist? Halten die Karten das, was das Pokerface verspricht?
2 red
8
Summerfeeling
Sommer
Der Sommer lässt sich in diesem Jahr
zwar ein wenig bitten, dennoch haben wir ein abwechslungsreiches
„summerfeeling“-Programm zusam-mengestellt. Dieses kann großteils –
wenn der Garten etwas zu regenwas-
serreich und zudem durch die angren-zende Baustelle etwas getrübt wird –
auch „indoor“ stattfinden. Die wenigen sonnenreichen Tage wurden jedenfalls
umso intensiver genutzt. An jedem Wochentag gibt es ein Spezi-
alangebot:
Für Sportliche eignet sich am besten der Montag, der Volleyballtag. Am
Dienstag kann sich jede/r ein STUWE-
Menü angeln, wobei die Geschicklich-keit zählt und nicht das beste Anglerla-
tein. Der Mittwoch ist der BBQ-Tag, an dem es heiß hergeht, wenn zu Mittag
gegrillt wird. Am Donnerstag heißt es
„shaken“ – zuerst den Hula-Hoop-Reifen, dann den Milchshake. Wer lie-
ber eine gemütliche Partie „Boccia“ spielt, der ist am Freitag herzlich will-
kommen. Und damit der STUWE-Sommer nicht nahtlos in die Ferien
übergeht, findet am 9. Juli 2009 noch
ein rauschendes Sommerabschlussfest statt.
Wasserschlacht
2 red
9 Sommer
2 red
10
„Betriebsausflug“ des E-Teams
E-Team
Am 21. Mai 2009 waren wir, das E-
Team, erstmals auf Betriebsausflug. Unser Ziel war der Hochseilgarten in
Kirchschlag. Um ca. halb zehn ging es los, Treff-
punkt war am Linzer Busterminal.
Im Bus bekam jeder der mitfuhr –Katharina, Jessica, Christoph, Anna,
Paul und Aurelius – eine kleine Stär-kung von Joe, nämlich eine Packung
Pez. In Kirchschlag angekommen beklagten
sich schon die ersten, weil wir einen
Hügel hochgehen mussten, damit wir unser Ziel erreichen. Ein paar kamen
sogar vor Joe ins Schwitzen! Im Hoch-seilgarten angekommen bekamen wir
eine kleine Einweisung von unserem
Tourguide, Christoph. Danach ging es auch gleich los. Paul
sicherte uns am Anfang alle, damit wir unbeschadet hochkamen. Insgesamt
hatten wir drei Gruppen: Paul und An-na, Jessica und Christoph und Kathari-
na und zu guter Letzt Joe und Aurelius.
Wir konnten wählen zwischen der blau-en und der roten Route, oder beide
nehmen. Alle außer Joe machten beide Routen,
der machte in der Zwischenzeit Fotos
von uns, wie wir in der Luft hingen. Wir brauchten ungefähr zwei Stunden
im Hochseilgarten. Nach ca. 4 Stunden waren wir wieder
am Linzer Busterminal.
Jessica Gabriel
2 red
11 E-Team
2 red
12
Hausbandabend
Bands
Eindrücke vom grandiosen Hausbandabend am 29.5.
mit „resonance“ und „flashback experience“
2 red
13
Wenn die Begeisterten das STUWE erfüllen
Diözesaner Firmlingstag im Jugendzentrum
Firmlingstag
Nach dem festlichen Gottesdienst im
Dom mit Rockmusik und Bischofspre-digt wanderten drei Jugendgruppen –
hungrig, aber guten Mutes – Richtung STUWE: Zwei Firmgruppen aus der
Pfarre Wels St. Josef und eine aus Zell
an der Pram. Zusammen 35 aufge-weckte Jugendliche mit ihren Gruppen-
leiterInnen hatten vor, den diözesanen Firmlingstag am 26. April in einem der
traditionsreichsten Jugendzentren zu genießen: dem altehrwürdigen STUWE.
Also wurde das für gewöhnlich sonn-
tags geschlossene Jugendzentrum ge-öffnet und mit Leben und Begeisterung
gefüllt: Kennenlernen des STUWEs bei der STUWE-Rallye, Gesellschaftsspiele,
Musizieren im Bandraum, Jonglieren,
Billard und „Wuzzeln“ und nicht verges-sen, miteinander Essen und Trinken –
das alles stand auf dem Programm. Und da sich bei so vielen Spielen letzt-
endlich auch Petrus nicht mehr heraus-halten konnte, spielte auch er mit, und
so kamen auch die Freunde des
Ballsports im Garten nicht zu kurz.
2 red
14
Ein ganz normaler Tag im STUWE ...
Fotoroman von Jessica Gabriel
Fotostory
Ein ziemlich normaler
STUWE–BÜRGER
Jaaaaaa!
Bei uns ist es immer lustig. Schmeckt es auch allen?
Nicht?
2 red
15 Fotostory
Hahaha-
hahaha
Er hat
wohl nichts
Besseres zu tun ...
… und wiederum
andere lachen über diese Geschehnisse
im STUWE.
Natürlich wird
im STUWE auch geteilt.
Aber wo sind die „STUWE-
behüter“ ??? … Hier sind sie! Also so einen Job möchte ich
auch haben, wenn ich „groß“ bin.
Alte Volksweisheit: Wen Lan-
geweile plagt, der sollte öfters ins STUWE gehen ...
Einen fröhlichen Tag noch wünscht Jessica!
2 red
16 Baustelle
Nur wenige Jugendliche verirren sich
diesen Frühling und Sommer in den STUWE-Garten: Statt dessen rattert
Lastwagen um Lastwagen durch unsere ehemalige grüne Oase in das benach-
barte Grundstück und wieder heraus.
Wo vorher unsere Gartenlaube stand, wo der alte Zwetschkenbaum und der
Kirschbaum blühten und Früchte tru-gen, führt nun eine Baustellenzufahrt
und so wird es bis in den späten Herbst sein.
Trotz intensiver Bemühungen des STU-
WE-Teams, des Vereinsvorstandes und der Diözese Linz konnte diese Baustel-
lendurchfahrt nicht verhindert werden. Der Paragraf 15 der Oberösterreichi-
schen Bauordnung ermöglicht es einem
Nachbarn, große Bauvorhaben, die über dessen eigene kleinere Zufahrt
nicht kostengünstig möglich sind, durch Benützung der angrenzenden
Grundstücke durchzusetzen. Immerhin konnten wir erreichen, dass
der Zugang für RollstuhlfahrerInnen
durch unsere Einfahrt trotzdem möglich ist, sodass wenigstens der i-treff STU-
WE ohne gröbere Einschränkungen weitergeführt werden kann.
Baustellenzufahrt statt STUWE-
Gartenbetrieb
Bauordnung schlägt Eigentümer
Vorher ...
… Nachher
2 red
17 An(n)alyse
Plädoyer für Widerstand
Anna Sourdille
Durch die Beschäftigung mit unserer
nationalsozialistischen Vergangenheit und der Problematik des Gehorsams im
Zuge einer schulischen Vertiefungsar-beit, wurden mir viele Parallelen zur
heutigen gesellschaftspolitischen Situa-
tion bzw. auch die allgemeine Weiter-führung problematischer Vorgangswei-
sen bewusst. Tradierte Manipulations-mechanismen wie das Schaffen von
Feindbildern zur Steuerung der Macht-habe sollten uns an die tragischen Kon-
sequenzen der Massenhetze Hitlers
erinnern und uns helfen, klar gegen jene Politiker Stellung zu beziehen und
vorzugehen, die mit derartigen Metho-den arbeiten und dadurch einen großen
Anteil der Wähler auf ihre Seite ziehen.
In Anbetracht unserer Vergangenheit, sollte man eine besondere Sensibilität
oder ein spezielles Bewusstsein für rechtsextreme Argumentationen und
rassistische Denkmuster erwarten kön-nen, der Rechtsruck dieser Jahre in
Österreich zeugt jedoch von einer ge-
genteiligen, besorgniserregenden Ten-denz.
Immer wieder stelle ich mir die Frage, wieso rechtsextreme Gruppierungen
und Parteien gerade unter jungen Men-
schen so großen Zulauf finden können. Den Jugendlichen wird dort anschei-
nend etwas gegeben, was sie in dieser Entwicklungsstufe dringend benötigen:
Bestätigung, das Gefühl wichtig zu sein,
etwas bewirken zu können, aber auch
einer Gruppe anzugehören und hinter sich einen „starken Mann“ zu haben.
Gerade unsichere Menschen – und in Phasen der Veränderung, wie die Pu-
bertät eine ist, neigt man zu Unsicher-
heit – streben zu Konformität, um nicht alleine mit diesen Problemen fertig
werden zu müssen. Erich Fromm schrieb dazu in seinem Werk „Die Kunst
des Liebens“: „Wenn ich so bin wie alle anderen, wenn ich keine Gefühle oder
Gedanken habe, die mich von ihnen
unterscheiden, wenn ich mich der Gruppe mit meinen Gewohnheiten,
meiner Kleidung und meinen Ideen anpasse, dann bin ich gerettet – geret-
tet vor der angsterregenden Erfahrung
des Alleinseins.“ Die Tatsache, dass es selbst zur Zeit
des Dritten Reiches, also während einer totalitären Schreckensherrschaft, ver-
einzelt junge Widerstandskämpfer gab, die den Mut hatten sich einem mörderi-
schen Regime zu widersetzen, gibt mir
allerdings Kraft und Zuversicht. Denn die Taten von beispielsweise den Ge-
schwistern Scholl waren ein Fanal und zeugen von der raren Fähigkeit, selbst
in scheinbar aussichtslosen Situationen
nicht zu resignieren, sich nicht unterzu-ordnen und zu gehorchen, sondern
stets der Stimme seines Gewissens zu folgen. Sie geben mir Mut zur Nonkon-
formität und zu Widerstand. Und den
2 red
18
Leben in einer Demokratie, die von der
aktiven Beteiligung ihrer Bevölkerung lebt.
An(n)alyse
brauchen wir auch, denn wenn wir er-
kennen, dass Gehorsam auch oft der psychologische Mechanismus ist, durch
den individuelles Handeln an politische Zwecke gebunden wird, so müssen wir
einsehen, wie wichtig gelegentlicher
Ungehorsam und Unangepasstheit sind.
Durch meine Beschäftigung mit dem
Thema kristallisierte sich für mich die Wichtigkeit der kritischen Betrachtung
meines Umfelds heraus und ich gewann
die Erkenntnis, wie gefährlich die un-hinterfragte Unterwerfung gegenüber
einer fremden Instanz sein kann. Da Autoritäten erst durch unsere Anerken-
nung geschaffen werden, müssen wir
uns immer wieder bewusst vor Augen halten, welche Systeme oder Diszipli-
nen wir unhinterfragt als „natur-gegeben“ höherstehend ansehen.
Selbständiges, kritisches Denken ist
außerdem eine Voraussetzung für das
Sophie Scholl
Hans Scholl
Franz Jägerstätter
2 red
19
Gesten
Fotos
Wir öffnen nach den Ferien wieder am 7. September 2009
Steingasse 5
4020 Linz
Telefon: 0732/779139
Fax: 0732/7791392
E-Mail: [email protected]
VKB-Konto: 10 621 118; BLZ 18600
ww
w.s
tuw
e.a
t
ConAction! Nr. 102 / 2009 Verlegt, gedruckt und herausgegeben in der EU
Impressum: Medieninhaberin und Herausgeberin: Diözese Linz, Katholische Jugend OÖ;
Redaktion: Jugendzentrum STUWE, Steingasse 5, 4020 Linz Fotos: STUWE (außer namentlich gekennzeichnet) Layout: Josef Putz
Grundlegende Richtung: Kommunikationsorgan der Katholischen Jugend Verlags- und Herstellungsort: Linz
Erscheinungsort und Verlagspostamt: 4020 Linz, P.b.b. Zeitungsnummer: GZ02Z033134M Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen!
… die Seele baumeln lassen ... Schöne Ferien!