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Qur’ān und Sunna in Relation von Abū-r-Riḍā’ Muḥammad Ibn Aḥmad Ibn Rassoul Islamische Bibliothek

Qur’ān - Den Islam entdecken! Way-to-Allah ... · Qur’ān Al-Karῑm" (Erläuterung des Al-Qur’ān Al-Karῑm in deutscher Sprache) in seiner 27., verbesserten und erweiterten

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Qur’ān und

Sunna in Relation

von Abū-r-Riḍā’

Muḥammad Ibn Aḥmad Ibn Rassoul

I s l a m i s c h e B i b l i o t h e k

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Qur’ān und Sunna in Relation

2

Buchinformation

Auflage:

1. Auflage, Al-Muḥarram 1429 (Februar 2008)

Reproduktion:

Die Vervielfältigung, der Nachdruck und die Übersetzung dieses Buches in eine Fremdsprache sind erlaubt,

wenn dabei auf diese Quelle hingewiesen wird.

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Qur’ān und Sunna in Relation

3

Ǧābir Ibn ‘Abdullāh,

Allāhs Wohlgefallen auf ihm,

berichtete:

”Der Gesandte Allāhs,

Allāhs Segen und Friede auf

ihm, sagte:

»Die besten Worte sind die

Worte Allāhs, und die beste

Rechtleitung ist die

Rechtleitung Muḥammads.«“

(Überliefert bei Muslim)

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Qur’ān und Sunna in Relation

4

I n h a l t s v e r z e i c h n i s

Abkürzungen 10

Erläuterung der Lautumschrift 14

Einleitung 17

Qur’ān und Sunna in Relation

Lies im Namen deines Herrn! 21

Der Feind Allāhs 23

Änderung der Gebetsrichtung 26

Muslime glauben an Allāh und an das, was herabgesandt worden ist 29

Das Hin- und Herlaufen zwischen Aṣ-Ṣafa und Al-Marwa 30

Verbergen von Beweisen und Rechtleitung 31

Esst von den guten Dingen 33

In der Wiedervergeltung ist Leben für euch 35

Die Schranken Allāhs 40

Gottesfurcht ist die beste Vorsorge 43

Wenn Übel größer ist als Nutzen 44

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Qur’ān und Sunna in Relation

5

Frauen als Saatfeld 47

Unachtsamkeit in Schwüren 50

Haltet die Frauen nicht davon ab, ihre Gatten zu heiraten 52

Haltet die Gebete ein 53

Zinsen verschlingen 55

Und ich habe sie Maria genannt 58

Ein geringer Preis 59

Spendet, was ihr liebt! 61

Muḥammad ist nur ein Gesandter 66

Die Gefallenen von Uḥud 68

Das Vermögen als Riesenschlange 70

Wahre Zeichen für die Verständigen 71

Heiratet zwei, drei oder vier! 74

Mann und Frau als Erben 79

Gerechte Lage für Frauen 83

Propheten als Zeugen 85

Betrunkenheit, Gebet und Reinheit 87

Der Prophet als Richter 89

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Qur’ān und Sunna in Relation

6

Gebet bei Furcht 91

Gleichgültigkeit des Ehemannes 93

Jesus und die Juden 95

Die seitliche Verwandtschaft 99

Die vollkommne Religion 101

Gehe du mit deinem Herrn und kämpft 103

Die ganze Menschheit töten 106

Leben um Leben 108

O du Gesandter! Verkünde! 109

Berauschendes und Glücksspiel 110

Fragt nicht! 115

Menschen, Vögel und Getier 117

Glauben und Ungerechtigkeiten 119

Satan will euch verführen! 120

Groll von Herzen entfernen 123

”Bin Ich nicht euer Herr?“ 124

Die Wurzel der Ungläubigen 126

Der Schlaf als Sicherheit 128

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Qur’ān und Sunna in Relation

7

Die Gefangegenen von Badr 132

Ihnen wird niemals verziehen 133

Kein Tadel trifft Schwache und Kranke 135

Keine Verzeihung für Götzendiener 137

Allāh bringt die Schöpfung hervor 139

Der Edle, Sohn des Edlen 141

Der Griff deines Herrn 142

Gute Taten tilgen die bösen 143

Yūsuf im Gefängnis 145

Allāh stärkt die Gläubigen 146

Hochmut, Untreue und Schulden 147

Heilmittel für die Menschen 148

Die Nachtreise 151

Gekommen ist die Wahrheit 154

Sie befragen dich über die Seele 156

Die wahre Führung zum Heil 157

Und erwähne im Buch Maria 159

Auf den Befehl des Herrn 160

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Qur’ān und Sunna in Relation

8

Die Fürsprache 162

Lobpreise deinen Herrn 165

Barmherzigkeit für alle Welten 167

Erfolgreich sind die Gläubigen 169

Der Mensch aus Lehm und Samentropfen 172

Wenn die Herzen beben 174

Wendet die Bestrafungen von den Muslimen ab 175

Der Fluch Allāhs 177

Gepriesen bist Du! 180

Wenn gesprochen wird: ”Kehrt um!“, dann kehrt um! 181

Um Einlass bitten! 183

Diener des Allerbarmers 185

Das Bittgebet 187

Allāh versorgt alle 189

Götzendienst ist gewaltiges Unrecht 191

Die Kenntnis des Verborgenen 194

Niemand weiß, welche Augenweide verborgen ist 198

Der Prophet als Vaterfigur 202

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Qur’ān und Sunna in Relation

9

Der Gesandte als schönes Vorbild 204

Frauenwürde 205

Der Herr erweitert und beschränkt die Mittel 207

Engel mit Flügeln 209

Der Prophet und die Gemeinde 212

Flüchtlinge und der Islam 215

Allāh verbietet euch nicht, gütig zu sein 219

Frauenhände schütteln? 221

Barmherzigkeit auf Moses 224

Der beste Versorger 226

Neidisches Verhalten 228

Du Bedeckter! 233

Wehe denjenigen, die das Maß verkürzen 235

Wenn der Himmel zerbricht 237

Schau zu den Kamelen 239

Hungrige, Kranke und Gefangene 242

Sprich von der Gnade deines Herrn 243

Eine Nacht als tausend Monate 247

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Qur’ān und Sunna in Relation

10

Abū Lahab ging zugrunde 249

Er ist Allāh, ein Einziger 252

Zuflucht zum Herrn des Frühlichts 255

Zuflucht zum Herrn der Menschen 260

Anhang

Erläuterungen der Termini 264

Fachliteratur 274

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Qur’ān und Sunna in Relation

11

A b k ü r z u n g e n

a.a.O.: am angegebenen Ort.

a.s.: "‘alaihi-s-Salām" bzw. "‘alaihā-s-Salām" (Friede auf ihm bzw. auf ihr). Wird von Muslimen bei der Nennung von Engeln, Propheten und manchen Frauen, wie z.B. Maria, ehrend hinzugefügt.

a.s.s.: "‘alaihi-ṣ-Ṣalātu wa-s-Salām" (auf ihm seien Segen und Friede) oder "ṣalla-llāhu ‘alaihi wa-sallam" (Allāh segne ihn und schenke ihm Friede). Wird von Muslimen bei der Nennung des Propheten Muḥammad ehrend hinzugefügt.

ad: adjektiv.

arab.: arabisch.

Bai: Überliefert bei Al-Baihaqyy.

Baz: Überliefert bei Al-Bazzār.

Bd.: Band.

Bde.: Bände.

Bot.: botanisch.

Bu: Ḥadῑṯ-Sammlung von Al-Buḫāryy.

bzw.: beziehungsweise.

d.h.: (bzw. D.h.) das heißt.

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Qur’ān und Sunna in Relation

12

d.i.: das ist.

Da: Ḥadῑṯ-Sammlung von Abū Dāwūd.

Dar: Ḥadῑṯ-Sammlung von Ad-Dāraquṭnyy.

dto: dito, dasselbe, ebenso.

Dy: Ḥadῑṯ-Sammlung von Ad-Dārimyy.

ebd.: ebenda.

etc.: et cetera / und so weiter.

f.: folgende (Nummer).

f: femininum.

FAZ: Frankfurter Allgemeine Zeitung.

ff.: fortlaufende (Nummer).

Gal: Tafsῑr Al-Ǧalālain von Ǧalālu-d-Dῑn As-Suyūṭyy.

Gät: Gätje, Helmut: Koran und Koranexegese, Zürich, Stuttgart 1971.

geb.: geboren.

gest.: gestorben.

gr.: gramm.

Ha: Ḥadῑṯ-Sammlung von Aḥmad Ibn Ḥambal.

Had: Ḥadῑṯ-Sammlung von Al-Ḥamῑdyy, Musnad.

Hag: Ḥadῑṯ-Sammlung von Ibn Ḥaǧar Al-‘Asqalānyy, Fatḥ Al-

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Qur’ān und Sunna in Relation

13

Bārῑ.

Haikal: Muhammad Husain Haikal: Das Leben Muḥammads, Siegen 1987.

Hak: Al-Ḥākim.

Hib: Ibn Ḥibbān.

Hkl: Das Leben Muhammads von Muhammad Hussain Haikal, 1987.

HmF: Handbuch der muslimischen Frau, Islamische Bibliothek.

Huz: Ibn Ḫuzaima.

i.S.: im Sinne.

i.w.S.: im weitesten Sinne.

IB: Islamische Bibliothek.

Ibn Ishaq: Das Leben des Propheten, aus dem Arabischen von Gernot Rotter, Tübingen 1976.

IZ: Islamische Zeitung, Berlin.

Jh.: Jahrhundert.

Kat: Tafsῑr Ibn Kaṯῑr.

Keys: Kieys, David: Als die Sonne erlosch. Die Naturkatastrophe, die die Welt verändert hat, München 2002.

Ki: Abū Yūsuf: Kitāb Al-Ḫaraǧ.

KstA: Kölner Stadt-anzeiger.

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Qur’ān und Sunna in Relation

14

Kulke: Kulke, Ulli: Die Krabbelgruppe, Die Welt 23. April 2002.

LAW: Lexikon der arabischen Welt, München 1972.

lt.: laut.

m: masculinum.

Ma: Ḥadῑṯ-Sammlung von Ibn Māǧa.

Mal: Ḥadῑṯ-Sammlung von Mālik: Al-Muwaṭṭa’.

med: medizinisch.

Mik: Ḥadῑṯ-Sammlung von Miškātu-l-Maṣābῑḥ.

Mu: Ḥadῑṯ-Sammlung von Muslim.

n.Ch.: nach der Geburt Jesu (a.s.).

n.H.: nach der Hiǧra (Auswanderung des Propheten Muḥammad, Allāhs Segen und Friede auf ihm, von Makka nach Al-Madῑna); die Hiǧra ist der Beginn der islamischen Zeitrechnung.

n.Ztw.: nach der Zeitwende = nach Jesus (a.s.).

Na: Ḥadῑṯ-Sammlung von An-Nasā’yy.

Naw: Ḥadῑṯ-Sammlung von An-Nawawyy.

Nia: Niazi, Kausar: Towards understanding the Qur’an, Lahore 1980.

Nr.: Nummer.

o.J.: ohne Jahresangabe.

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Qur’ān und Sunna in Relation

15

o.O.: ohne Ortsangabe.

pl: Plural.

Q: Qur’ān.

Qay: Ibn Qayyim Al-Ǧauziya, Zād Al-Ma‘ād.

qkm: Quadratkilometer.

Qud: Ḥadῑṯ-Sammlung von Ibn Qudāma, Al-Muġnῑ.

Qurt: Al-Qurṭubyy, Tafsῑr.

r: "raḍiya-llāhu ‘anh" bzw." ... ‘anhā" (Möge Allāh Wohlgefallen an ihm bzw. ... an ihr haben). Wird von Muslimen bei der Nennung der Prophetengefährten ehrend hinzugefügt.

r.A.: raḥimahu-llāh (Allāh möge Sich seiner erbarmen).

Raz: Faḫru-d-Dῑn Ar-Rāzyy, Tafsῑr.

Rtt: Gernot Rotter: Ibn Ishāq, Das Leben des Propheten, Tübingen 1976.

s.: siehe; siehe auch (→ ).

s.u.: siehe unten bzw. siehe unter.

Sa: As-Sayyid Sābiq: Fiqh As-Sunna.

Sab: Erläuterungen zur Sura Yā Sῑn von Muḥammad ‘Alyy Aṣ-Ṣābunyy (aus dem Titel: "Ṣafwat At-Tafāsῑr"), Karlsruhe 1420 / 1999.

Saf: Aš-Šāfi‘yy.

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Qur’ān und Sunna in Relation

16

Sak: Aš-Šaukānyy: Nail Al-Awṭār.

sing.: Singular.

sog.: sogenannt.

SS: Šarḥu-s-Sunna.

ST: Muḥammad ‘Alyy Aṣ-Ṣābūnyy: Ṣafwat At-Tafāsῑr (Auslese der qur’ānischen Erläuterungen), Beirut 1402 n.H. (1981 n. Chr.).

t: "ta‘ālā" = der Erhabene (wörtlich: Er ist Erhaben). Wird von Muslimen bei der Nennung Allāhs als Verherrlichung hinzugefügt.

Tab: Aṭ-Ṭabarānyy.

Tai: Ibn Taimiyya: Fatāwa.

Tay: Aṭ-Ṭayālisyy.

Ti: At-Tirmiḏyy.

u.a.: unter anderem; und ähnliche.

u.v.a.: und verschiedene andere.

ÜB: Übersetzung des Bavaria-Verlags.

usw.: und so weiter.

v.Chr.: vor Jesus (a.s.).

vdZ.: vor der Zeit, d.h. vor der Geburt Jesu (a.s.).

vgl.: vergleiche.

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Qur’ān und Sunna in Relation

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w.: weiblich.

z.B.: zum Beispiel.

z.Zt.: zur Zeit.

Zam: Tafsῑr Az-Zamaḫšaryy.

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Qur’ān und Sunna in Relation

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Erläuterung der Lautumschrift

In der Umschrift arabischer Wörter und Namen wurde das allgemein

gebräuchliche System benutzt. Nachstehend wird jedes arabische Schriftzeichen durch einen lateinischen Buchstaben mit oder ohne

Zusatzzeichen wiedergegeben.

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Qur’ān und Sunna in Relation

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Qur’ān und Sunna in Relation

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Gabriel hörte nicht auf, mich zu ermahnen,

dem Nachbarn Güte zu erweisen, bis ich dachte,

er würde ihn als erbberechtigt erklären.

Muḥammad, der Prophet Allāhs (a.s.s.)

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Qur’ān und Sunna in Relation

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E i n l e i t u n g

Im Namen Allāhs, des Allerbarmers, des Barmherzigen;

alles Lob gebührt Allāh, dem Herrn aller Welten, und

Allāhs Segen und Friede auf dem Propheten Muḥammad,

dem analphabeten Gesandten Allāhs, der uns das

göttliche Wissen durch seine Sunna in wunderbarer

Weise vermittelte, die in Relation, d.i. in wechselweisen

Zusammenhängen, Anlässen, historischen und

gesellschaftlichen Beziehungen in voller Harmonie mit

dem Qur’ān steht, und die man nur auf die segenreiche

göttliche Offenbarung zurückführen kann.

Demnach stellt der Leser aus den hier ausgeführten

Relationen zwischen dem edlen Qur’ān (Al-Qur’ān Al-

Karῑm) und der reinerhaltenen Sunna (As-Sunna Al-

Muṭṭahara) fest, dass es keine Differenzen in jeder

Hinsicht gibt.

Dieses Werk enthält auch einige Passagen aus dem

Abschnit "‘Umars Übereinstimmungen" (Muwāfaqāt

‘Umar), der dem Titel "Al-Fārūq ‘Umar Ibn Al-Ḫaṭṭāb"

(Allāhs Wohlgefallen auf ihm), von Halid Ünal,

entnommen wurde. Dieser besonders unter Qur’ān-

Kommentatoren bekannt gewordene Ausdruck bezieht

sich auf Meinung und Vorschläge ‘Umars, die durch den

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Qur’ān und Sunna in Relation

22

Qur’ān bestätigt worden sind: ‘Umar (r) nahm an den

Predigten des Propheten, Allāhs Segen und Friede auf

ihm, teil und äußerte seine Meinungen, wenn er nach

etwas gefragt wurde. Manchmal ging er im Auftrage der

Gemeinde zum Propheten, Allāhs Segen und Friede auf

ihm, wie es z.B. beim Konflikt des Propheten mit seinen

Frauen der Fall war und äußerte seine Meinung.

Derartige Ansichten wurden später, nach Angabe der

Historiker und Qur’ān-Kommentatoren, durch den

Qur’ān bestätigt.

Der Rest des vorliegenden Stoffes wurde dem Titel "Von

der Sunna des Propheten, Allāhs Segen und Friede auf

ihm" entnommen. Der hiesige Inhalt wurde verbessert

und durch andere Ḥadῑṯe aus zuverlässigen Quellen -

überwiegend aus den sogenannten "Al-Kutub As-Sitta"

(die sechs Bücher) erweitert.

Dieser Titel - als Nachschlagwerk für Qur’ān und Sunna -

ist der erste in seiner Art in deutscher Sprache, der

endlich eine Lücke, sowohl im wissenschaftlichen Bereich

als auch in der alltäglichen Praxis der Muslime, schließt.

Man kann den vorliegenden Stoff sowohl für die

Ausbildung der deutschsprachigen Imame in

Deutschland, Österreich und der Schweiz als auch für den

Schulunterricht in den hiesigen Ländern.

Die Übersetzung der hier angebrachten Qur’ān-Verse und

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Qur’ān und Sunna in Relation

23

deren Kommentierung wurden dem Titel "Tafsῑr Al-

Qur’ān Al-Karῑm" (Erläuterung des Al-Qur’ān Al-Karῑm in

deutscher Sprache) in seiner 27., verbesserten und

erweiterten Auflage (Islamische Bibliothek) entnommen.

Die Übersetzung derselben Qur’ān-Verse im Zuge der

Ḥadῑṯ-Überlieferung entstammt aber aus früheren

Übersetzungen, die in manchen Titeln in deutscher

Sprache vorhanden und hier ferner beibehalten sind, um

ihren Überlieferungscharakter nicht zu stören. Deshalb

findet der Leser einige stilistische Nuancen zwischen den

beiden Übersetzungen, die für die Benutzer ohne jegliche

Schwierigkeiten sind. In diesem Zusammenhang ist es

empfehlenswert, aus der bewährten Übersetzung des

Titels "Tafsῑr Al-Qur’ān Al-Karῑm" als maßgebend

auszugehen.

Was die Fundstellen angeht, so sind diese in der

Reihenfolge der Qur’ān-Verse numerisch angebracht,

auch dann, wenn die Überschriften verschieden sind und

die Themen mit einander in keinem Zusammenhang

stehen. Der Qur’ān-Text ist mittig in Fettdruck und Vers

für Vers durchgehend in der Weise so numeriert, dass die

Nummer der Sura vor dem Doppelpunkt, und die des

Verses nach dem Doppelpunkt erfolgt. Darauf erfolgen

die Überlieferungen aus der Sunna und anschließend

wird die Relation zum Qur’ān erläutert. Die hier

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Qur’ān und Sunna in Relation

24

vorliegende Auswahl stellt nur einige Beispiele dar, und

beinhaltet nicht das gesamte Volumen der Sunna bzw.

der Qur’ān-Stellen, das vorhanden ist.

Allāh, Dem Erhabenen und Glorreichen Schöpfer, bin ich

für Seine Hilfe unendlich dankbar, dass Er mir gerade in

meinem hohen Alter und durch meine chronische

Erkrankung, mir die Bearbeitung des vorliegenden

Stoffes ermöglicht hat. Ihn flehe ich in aller Demut und

fester Überzeugung von Seiner Allmacht an, Er möge

vorhandene Fehler und Unzulänglichkeiten verzeihen,

und diese - ohne jegliche Beanspruchung von Copyright

und Verlagsrechten - gemachte Arbeit an diesem Werk

annehmen; denn sie wurde nur zur Erlangung Seines

Wohlwollens geleistet.

Den Lesern und Benützern aber wünsche ich, dass sie

hiervon eine große Bereicherung ihres Wissens erlangen

und von der Rechtleitung der Sunna unseres gütigen

Propheten, Allāhs Segen und Friede auf ihm, einen neuen

Weg zum Heil - sowohl im Diesseits als auch im Jenseits -

einschlagen mögen.

Āmῑn! Abū-r-Riḍā’

Muḥammad Ibn Aḥmad Ibn Rassoul

Köln, in Al-Muḥarram 1429 / Februar 2008

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Qur’ān und Sunna in Relation

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Qur’ān

und

Sunna

in Relation

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Qur’ān und Sunna in Relation

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Lies im Namen deines Herrn!

Im Namen Allāhs, des Allerbarmers, des Barmherzigen! (1:1)

Alles Lob gebührt Allāh, dem Herrn der Welten (1:2), dem Allerbarmer, dem Barmherzigen (1:3), dem Herrscher am Tage des Gerichts! (1:4)

Dir allein dienen wir, und Dich allein bitten wir um Hilfe. (1:5)

Führe uns den geraden Weg (1:6), den Weg derer, denen Du Gnade erwiesen hast,

nicht den Weg derer, die Deinen Zorn erregt haben, und nicht den Weg der Irregehenden. (1:7)

‘Ubāda Ibn Aṣ-Ṣāmit berichtete, dass der Gesandte Allāhs,

Allāhs Segen und Friede auf ihm, sagte:

”Es zählt kein Gebet für denjenigen, der die Eröffnende

Sura des Qur’ān nicht rezitiert hat.“1

Und Abū Huraira berichtete:

”Der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm,

sagte:

»Wenn der Imām sagt ›ġairi-l-maġḍūbi ‘alaihim wala-ḍ-

ḍālῑn‹,2 so sagt ihr ›āmῑn‹; denn demjenigen, von dem

›āmῑn‹ gerade mit dem ›āmῑn‹ der Engel ausgesprochen

1 - Bu

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Qur’ān und Sunna in Relation

27

wird, werden alle von ihm in der Vergangenheit

begangenen Sünden vergeben.« ...“3

Aus dieser Kombination von Qur’ān und Sunna kommen

wir zu folgendem Ergebnis:

Die allererste Offenbarung des Qur’ān war in der Form

der ersten fünf Verse der Sura "Al-‘Alaq", welche mit dem

Wort "Lies!" anfangen; später wurde die oben

aufgeführten Sura "Al-Fātiḥa" offenbart und unser

Prophet (a.s.s.) wusste nicht von deren Anordnung im

Qur’ān-Einband, bis ihm Gabriel (a.s.) vor seinem Tod die

uns bekannte Folge der Suren beigebracht hat. Demnach

trägt die Sura "Al-‘Alaq" die Nummer "96" und die Sura

"Al-Fātiḥa" die Nummer "1".

Die Sunna belehrt uns, wie verbindlich die göttliche

Offenbarung für uns ist. Heute leben über 1,5 Milliarde

Muslime auf Erden, die verpflichtet sind, ihre Gebete mit

der ersten Sura zu verrichten und "Im Namen Allāhs, des

Allerbarmers, des Barmherzigen! ..." zu lesen, und zwar,

wie die allererste Offenbarung mit dem Imperativ "Lies"

erfolgte.

Wir sehen in dieser Relation zwischen Qur’ān und Sunna

eine Vollendung des göttlichen Willens, die sich kein

Mensch ersinnen kann. Zusätzlich erfahren wir durch die

2 - Qur’ān 1:7. 3 - Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

28

Sunna etwas aus dem Verborgenen, nämlich die frohe

Botschaft der "Sündenvergebung" und die Beteiligung

der Engel bei der Rezitation des Qur’ān. Eine derartige

Kunde kann uns keine Wissenschaft geben; denn es ist

nur durch das Prophetentum möglich.

Der Feind Allāhs

Sprich: ”Wer auch immer Gabriel zum Feind nimmt, so hat er ihn (den Qur’ān) doch mit Ermächtigung Allāhs in dein Herz herabgesandt als Bestätigung

dessen, was vor ihm war, und als Rechtleitung und frohe Botschaft für die Gläubigen.“ (2:97) Wer auch

immer zum Feind wurde gegen Allāh und Seine Engel und Seine Gesandten und Gabriel und Michael, so ist

wahrlich Allāh den Ungläubigen ein Feind. (2:98)

Diese Verse wurden wegen dem Rabbiner ‘Abdullāh Ibn

Ṣuriǧā’ herabgesandt. Er fragte den Gesandten Allāhs,

Allāhs Segen und Friede auf ihm, wer ihm die Eingebung

herabzubringen pflegte. Als der Prophet (a.s.s.) den Engel

Gabriel nannte, erwiderte jener: Dieser ist unser Feind. Er

ist mehrfach feindlich gegen uns aufgetreten, am

stärksten, als er unserem Propheten die Verkündigung

herabsandte, dass Nebukadnezar Jerusalem zerstören

werde. Wir haben damals jemand hingeschickt, der

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Qur’ān und Sunna in Relation

29

Nebukadnezar töten sollte. Als er ihn in Babylon fand,

wies ihn Gabriel von Nebukadnezar ab und sagte: "Wenn

euer Gott ihm befohlen hat, euch zu vernichten, wird er

euch keine Macht über ihn geben. Liegt aber kein solcher

Befehl vor, warum sucht ihr ihn dann zu töten?"

Es wird auch folgendes überliefert:

‘Umar (r) kam eines Tages in die Tora-Schule der Juden

und befragte diese über Gabriel. Sie antworteten:

"Das ist unser Feind, der Muḥammad Kenntnis von

unserem geheimgehaltenen Offenbarungswissen gegeben

hat. Er bedient sich jeder Niedrigkeit und Quälerei.

Dagegen hält es Michael mit der Fruchtbarkeit und dem

Frieden."

Als ‘Umar (r) nun fragte, welche Stellung sie bei Allāh

hätten, sagten die Juden:

”Gabriel steht an der rechten und Michael an der linken

Seite Allāhs. Zwischen beiden aber herrscht Feindschaft.“

Darauf entgegnete ‘Umar (r):

”Wenn es sich so mit ihnen verhält, wie ihr sagt, dann sind

sie nicht Feinde. Ihr seid wahrhaftig ungläubiger als die

Esel. Wer nämlich einem von ihnen feind ist, der ist Allāhs

feind.“

Als ‘Umar nun zu Muḥammad (a.s.s.) zuruckkam, fand er,

dass Gabriel schon vor ihm mit der vorliegenden

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Qur’ān und Sunna in Relation

30

Eingebung da gewesen war.4

Ibn Kaṯῑr5 berichtet:

”Ein Jude traf Umar Ibn Al-Ḫaṭṭāb, Allāhs Wohlgefallen

auf ihm, und sagte:

»Gabriel, den ihr als Freund bezeichnet, ist für uns ein

Feind.«

‘Umar sagte darauf:

»Wer ist ein Feind Allāhs?«

Die Entscheidung Allāhs darüber im Qur’ān wurde im 2.

Jahr n.H. in Al-Madῑna offenbart.“

Diese Überlieferung gehört zu den sogenannten "‘Umars

Übereinstimmungen" mit den qur’ānischen

Offenbarungen (arab.: "Muāfaqāt ‘Umar") in Verbindung

zu den historischen Anlässen der göttlichen Botschaft.

Wir lernen durch diese Relation zwischen Qur’ān und

Sunna die Möglichkeit einer Beteiligung der Gläubigen

selbst in ihrem Dasein, die von unserem Erhabenen

Schöpfer akzeptiert und nach Herzenswünschen

realisiert wird.

4 - Baid, Gät; vgl. Qur’ān 19:96-98. 5 - Tafsῑr I, 132.

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Qur’ān und Sunna in Relation

31

Dem Toten folgen dreierlei,

von denen zwei zurückkehren und eins bei ihm bleibt:

Ihm folgen seine Leute, sein Besitz und seine Taten, von denen seine

Leute und sein Besitz zurückkehren, und mit ihm bleiben seine Taten.

Muḥammad, der Prophet Allāhs (a.s.s.)

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Qur’ān und Sunna in Relation

32

Änderung der Gebetsrichtung

Und als Wir das Haus zu einem Ort der Einkehr für die Menschen machten sowie zu einer Sicherheit

(sprachen Wir): ”Und nehmt euch die Stätte Abrahams zum Gebetsort.“ Und Wir haben Abraham und Ismael

auferlegt: ”Reinigt Mein Haus für die es Umkreisenden und (sich dorthin) Zurückziehenden, die Sich-

Verneigenden und Sich-Niederwerfenden.“ (2:125)

Das Haus ist die Al-Ka‘ba in Makka;6 sie war immer ein

Wallfahrtsort, zu dem alle arabischen Stämme pilgerten

und Handelsgeschäfte betrieben. Dort fanden auch

Dichterwettbewerbe statt. Sie galt und gilt als

Schutzgebiet für alle Menschen, die die Sicherheit des

Ortes gleichermaßen respektierten.

Ferner ist die Al-Ka‘ba ein Ort, an dem sich die Stätte

Abrahams befindet. Die Umschreitung der Al-Ka‘ba ist

eine wichtige Handlung für die Gültigkeit der Pilgerfahrt.7

Über die Änderung der Gebetsrichtung zur Al-Ka‘ba sagte

‘Umar zum Propheten, Allāhs Segen und Friede auf ihm:

”Wenn wir doch den Standort Abrahams als Gebetsplatz

nehmen dürften!“ 6 - Über ihre Gründung und Wiederaufbau vgl. die beiden Titel: "Allāhs

Friede auf Ibrāhῑm" und "Zamzam, Geschichte eines Brunnens", Islamische Bibliothek.

7 - vgl. die Titel: "Lexikon der Pilgerfahrt" und "Labbaik, Bittgebete für Makka und Al-Madῑna", Islamische Bibliothek.

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Qur’ān und Sunna in Relation

33

Die Entscheidung Allāhs darüber im Qur’ān wurde im 8.

Jahr n.H. in Al-Madῑna offenbart. Die Al-Ka‘ba, wird

zumeist einfach als "das Haus" und eine "Stätte", an der

die Besucher Einkehr halten, bezeichnet. Oder: zu einer

Stätte der Belohnung, indem nämlich die Menschen dafür

den göttlichen Lohn erhalten werden, wenn sie diese

Stätte als Wallfahrer aufsuchen.

Man liest auch "zu Stätten der Einkehr", da es sich um

eine Stätte für jeden einzelnen Besucher handelt. Und zu

einer Sicherheit: und zu einer Stätte der Sicherheit, an der

die Menschen, die sich dort aufhalten, keiner Gefahr

ausgesetzt sind, wie Allāh (t) sagt: "Haben sie denn nicht

gesehen, dass wir im Gebiet von Makka einen heiligen

Bannbezirk gemacht haben, der sicher ist, während die

Leute in ihrer Umgebung mit Gewalt weggeholt werden."8

Oder: zu einer Stätte der Sicherheit, und zwar in dem

Sinne, dass die Menschen, die die Wallfahrt dorthin

unternehmen, vor der Strafe im Jenseits sicher sind, da die

Wallfahrt die vorangegangenen Sünden tilgt. Oder: zu

einer Stätte der Sicherheit, an der ein Verbrecher, der

dort Zuflucht sucht, solange nicht zur Rechenschaft

gezogen wird, bis er diesen Ort verläßt.

Die Stätte Abrahams ist der Stein, auf dem sich der

Abdruck seines Fußes befindet, und die Stelle, an der er

8 - Qur’ān 29:67.

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Qur’ān und Sunna in Relation

34

sich aufhielt, als er sich erhob, um die Menschen zur

Wallfahrt oder zur Errichtung des Hauses, der Al-Ka‘ba,

aufzufordern. Es handelt sich dabei um den Ort, der noch

heute als die "Stätte Abrahams" (Maqām Ibrāhῑm) gilt.

In einem Ḥadῑṯ ist es überliefert, dass Muḥammad (a.s.s.)

die Hand ‘Umars ergriff und sagte: "Dies ist die Sätte

Abrahams."

Da fragte ‘Umar: "Wollen wir ihn nicht zu einer

Gebetsstätte machen?", worauf der Prophet antwortete:

"Das ist mir nicht befohlen worden."

Kaum war indessen die Sonne untergegangen, da kam der

vorliegende Vers herab. Man sagt auch, dass es sich hier

um den Befehl zu der Verrichtung eines Gebets aus zwei

Rak‘a nach der 7-maligen Umschreitung (Ṭawāf) der Al-

Ka‘ba während der Pilgerfahrt handelt; denn Gābir hat

überliefert:

"Als der Prophet, Allāhs Segen und Friede auf ihm, mit

seinem Ṭawāf fertig war, begab er sich an die Stätte

Abrahams, verrichtete dort das genannte Gebet und

rezitierte:

›Macht euch aus der Stätte Abrahams eine Gebetsstätte.‹“"

Reinigt mein Haus!: Wir befahlen ihnen, das Haus zu

reinigen. Der Sinn des Wortes ist: Reinigt es von den

Götzenbildern, den Unreinlichkeiten und dem, was seiner

nicht würdig ist! Oder: Macht es frei für diejenigen, die

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Qur’ān und Sunna in Relation

35

die Umgangsprozession um dieses Haus herum machen

und sich dem Kult hingeben, also für diejenigen, die dort

weilen oder sich dort dem Kult widmen!9

Muslime glauben an Allāh und an das, was herabgesandt worden ist

Sprecht: ”Wir glauben an Allāh und an das, was uns herabgesandt worden ist, und was Abraham, Ismael,

Isaak, Jakob und den Stämmen (Israels) herabgesandt wurde, und was Moses und Jesus gegeben wurde, und was den Propheten von ihrem Herrn gegeben worden ist. Wir machen zwischen ihnen keinen Unterschied,

und Ihm sind wir ergeben.“ (2:136)

Abū Huraira, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, berichtete:

”Die Leute der Schrift pflegten die Thora in hebräischer

Sprache zu lesen und diese den Anhängern des Islam auf

Arabisch zu erklären. Der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen

und Friede auf ihm, sagte dann dazu:

»Glaubt den Leuten der Schrift nicht, haltet sie aber nicht

für Lügner und sprecht (zu ihnen): ›...Wir glauben an

Allāh und an das, was uns herabgesandt worden ist ...‹«“10

Darüber ist folgendes zu bemerken:

"Sprecht" ist ein Befehl, der an die Muslime gerichtet ist.

Hierdurch soll von ihnen die Überzeugung bekräftigt

9 - Baid, Gät (vgl. Qur’ān 22:26f.) 10 - Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

36

werden, dass alle Propheten zu diesem heilvollen Weg

gerufen haben. Die Einheit des Glaubens führt zur Einheit

der Menschen. "Wir machen zwischen ihnen keinen

Unterschied"11 ist ein göttliches Rezept für den

Weltfrieden.

11 - vgl. dazu Qur’ān 4:163.

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Qur’ān und Sunna in Relation

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Das Hin- und Herlaufen zwischen Aṣ-Ṣafa und Al-Marwa

Wahrlich, Aṣ-Ṣafā und Al-Marwa gehören zu den Kultstätten Allāhs; und wer zu dem Hause pilgert oder die ‘Umra vollzieht, für den ist es kein Vergehen, wenn

er zwischen beiden hin- und herschreitet. Und wenn einer freiwillig Gutes tut, so ist Allāh Erkenntlich,

Allwissend. (2:158)

‘Āṣim berichtete:

”Ich fragte Anas Ibn Mālik:

»Habt ihr es verabscheut, zwischen Aṣ-Ṣafa und Al-Marwa

zu schreiten?«

Er antwortete: »Ja, weil dies ein Kultbrauch der

ıāhiliyya12 war, bis Allāh folgenden Qur’ān-Vers

offenbarte: ›Wahrlich, Aṣ-Ṣafa und Al-Marwa gehören zu

den Kultstätten Allāhs; und wer zu dem Hause pilgert

oder die ‘Umra vollzieht, für den ist es kein Vergehen,

wenn er beide zwischen beiden hin- und

herschreitet..‹13«“

Hier handelt es sich um den Gang zwischen den beiden

Hügeln Aṣ-Ṣafā und Al-Marwa während der Pilgerfahrt; er

ist 395m lang und ist nicht weit von der Al-Ka‘ba in

12 - Unwissenheit in der heidnischen Zeit vor dem Islam. 13 - 2:158; Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

38

Makka entfernt. Die Offenbarung dieses Verses geschah

als die Muslime zur Zeit des Propheten Muḥammad

(a.s.s.) meinten, diese Handlung sei ein Überbleibsel aus

der heidnischen Zeit vor dem Islam.14

Verbergen von Beweisen und Rechtleitung

Diejenigen, die verbergen, was Wir von den klaren Beweisen und der Rechtleitung herabsandten, nachdem

Wir es den Menschen im Buch erklärt hatten, diese verflucht Allāh, und diese verfluchen auch die

Fluchenden (2:159); außer denjenigen, die sich reuevoll zuwenden, sich bessern und klarstellen, (was sie von der Offenbarung verbargen). Denen wende Ich Meine Gnade wieder zu; denn Ich bin der gnädig Sich-

wieder-Zuwendende, der Barmherzige. (2:160)

‘Urwa sagte, dass Ḥumrān folgendes berichtete:

”Als ‘Uṯmān seinen Wuḍū’ beendet hatte, sagte er: »Soll

ich euch etwas mitteilen, von dem ich euch niemals

mitgeteilt hätte, wenn ein Qur’ān-Vers15 nicht offenbart

worden wäre? Ich hörte den Propheten, Allāhs Segen und

Friede auf ihm, sagen: ›Niemals wird einer den Wuḍū’

14 - Für die Vorgeschichte vgl. den Titel: "Zamzam, Geschichte eines

Brunnens", Islamische Bibliothek. 15 - arab.: Āya.

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Qur’ān und Sunna in Relation

39

vornehmen, diesen in bester Weise tun und anschließend

das Gebet verrichten, ohne dass ihm die zwischen dem

ersten und dem zweiten Gebet begangenen Missetaten

vergeben werden; dies gilt entsprechend weiter, sobald

er das darauffolgende Gebet beendet hat.‹«“

‘Urwa sagte ferner:

”Die erwähnte Āya lautet: ›Diejenigen, die verbergen, was

Wir von den klaren Beweisen und der Rechtleitung

herabsandten ...‹“16

Der Anfang dieses Verses stellt eine bleibende Warnung

an alle Menschen zu allen Orten und Zeiten dar, die das

verheimlichen, was Allāh (t) in Seinem Buch - dem Qur’ān

- von den klaren Beweisen und der Rechtleitung

herabgesandt hat. Auf denjenigen, die trotz dieser

Warnung derartiges Verbrechen begehen, lastet der Fluch

Allāhs und der "Fluchenden", d.h. "der Engel und der

Menschen allesamt", deren Fluch dadurch wirksam wird,

weil sie die Übeltaten und das Unrecht gegen die

Menschheit verabscheuen.

Dies ist auch der Fall, wenn Menschen unterdrückt oder

ungerecht behandelt werden: Sie fluchen gegen den

Übeltäter und ihre Hilferufe steigen zu Allāh (t) empor

und rufen Seinen Zorn hervor.

Durch die tätige Reue und die Wiedergutmachung durch

16 - Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

40

Aufhebung der schädlichen Wirkung bleibt das Tor zur

Vergebung und Gnadenerweisung offen. Diese Aussage

des Qur’ān ist ein Beweis für die Barmherzigkeit Allāhs.

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Qur’ān und Sunna in Relation

41

Esst von den guten Dingen

O ihr Menschen, esst von dem, was es auf der Erde an Erlaubtem und Gutem gibt, und folgt nicht den

Fußstapfen Satans; denn er ist euer offenkundiger Feind. (2:168) Er gebietet euch nur Böses und

Abscheuliches, und dass ihr über Allāh sagen sollt, was ihr nicht wisst. (2:169)

Abū Huraira, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, berichtete:

”Der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm,

sagte:

»Allāh, der Erhabene ist gut und nimmt nur Gutes an.

Allāh hat den Gläubigen befohlen, was Er den Gesandten

befohlen hat, und der Erhabene hat gesagt: ›O ihr

Gesandten, esst von den guten Dingen und tut Rechtes‹.17

Und der Erhabene hat gesagt: ›O ihr Gläubigen, esst von

den guten Dingen, mit denen Wir euch versorgt

haben‹«.18 Danach erzählte er von einem Mann, der eine

lange Reise machte, mit ungekämmtem Haar,

staubbedeckt, der seine Hände zum Himmel streckte (und

rief): ›O Herr, o Herr!‹ »...und seine Speise war von

Verbotenem, sein Trank von Verbotenem, sein Gewand

von Verbotenem, und er war mit Verbotenem ernährt.

17 - vgl. Qur’ān 23:51. 18 - vgl. Qur’ān 2:172.

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Qur’ān und Sunna in Relation

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Wie sollte er da erhört werden!«“19

Mit diesen Worten werden nicht nur Gläubige, sondern

alle Menschen angesprochen. Das Gebot, von der guten

und erlaubten Nahrung zu verzehren, bedeutet, dass

derjenige, der eine schlechte Speise stehen läßt, keine

Sünde begeht. Denn manche Muslime zwingen sich - aus

Dankbarkeit gegenüber unserem Erhabenen Schöpfer -

und verzehren jede (erlaubte) Speise, auch wenn diese in

ihrer Güte zweifelhaft ist; damit wollen sie kein schlechtes

Gewissen haben. Die Werke Satans haben das Ziel, den

Menschen - auch in seiner Nahrung - irrezuleiten. Wir

nehmen den Alkohol als Beispiel dafür. Die reine Substanz

vor der Gährung ist erlaubt. Nach Verwandlung derselben

in Alkohol ist sie verboten. Nun versucht Satan, sich ans

Werk zu machen und inspiriert dem Menschen, der

Alkohol sei ein Medikament, sogar gesund; Bier sei gut für

die Nieren und Harnwege, und Wein gehört zum "guten

Ton der modernen Gesellschaft".

Dass Satan uns Böses und Abscheuliches gebietet, liegt auf

der Hand; denn wir wissen, was Alkohol für Unheil in der

menschlichen Gesellschaft verursacht.20

Als unser Prophet (a.s.s.) von einigen seiner Gefährten

nach der Einnahme des Alkohols als Medizin gefragt

19 - Mu 20 - vgl. zu diesem Thema den Titel: "Der Muslim lebt nicht vom Brot allein",

Islamische Bibliothek.

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Qur’ān und Sunna in Relation

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wurde, antwortete er, Alkohol sei Krankheit und keine

Medizin.21

21 - vgl. Qur‘ān 16:114-117.

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Qur’ān und Sunna in Relation

44

In der Wiedervergeltung ist Leben für euch

O ihr, die ihr glaubt! Es ist euch die Wiedervergeltung vorgeschrieben für die Getöteten: der Freie für den

Freien, der Sklave für den Sklaven, das Weibliche für das Weibliche. Doch wenn jemandem von seinem

Bruder etwas vergeben wird, so soll der Vollzug auf geziemende Art und die Leistung ihm gegenüber auf

wohltätige Weise geschehen. Dies ist eine Erleichterung von eurem Herrn und eine

Barmherzigkeit. Wer nun von jetzt an (die Gesetze) übertritt, dem wird eine schmerzliche Strafe zuteil sein. (2:178) In der Wiedervergeltung ist Leben für

euch, o ihr, die ihr einsichtig seid! Vielleicht werdet ihr (Allāh) fürchten. (2:179)

Anas, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, berichtete:

”Die Tochter des An-Nuḍur ohrfeigte ein

Sklavenmädchen und brach dabei einen seiner

Schneidezähne. Die Leute begaben sich deshalb zum

Propheten, Allāhs Segen und Friede auf ihm, und er

veranlasste die Wiedervergeltung.“22

Hier werden wir uns mit einigen Bestimmungen des

islamischen Strafrechts23 beschäftigen. Es muss aber

bemerkt werden, dass "Wiedervergeltung" nicht gänzlich 22 - arab.: Qiṣāṣ; Bu. 23 - arab.: Ḥudūd.

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Qur’ān und Sunna in Relation

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mit "Rache" identisch ist. Das islamische Recht zieht nicht

nur die Verantwortung des Tötenden für seine begangene

Tat in Betracht, sondern legt ebensoviel Nachdruck auf

die zivilrechtlichen Verpflichtungen des Täters den

Angehörigen des Getöteten gegenüber. Dementsprechend

wird Tötung - im Gegenteil zum Raubmord oder

Kollektivterror - nicht so sehr als Verbrechen gegen den

Staat betrachtet, sondern in erster Linie als Unrecht an

den Familienangehörigen des Getöteten, woraus sich das

Recht der Angehörigen ergibt, falls sie von der

Verhängung der Todesstrafe absehen und von einer

angemessenen Entschädigung Gebrauch machen wollen.

Somit lassen diese Bestimmungen Raum - sowohl für eine

Bestrafung als auch für Gerechtigkeit in der Form einer

Wiedergutmachung, in der Sicherheit für die

Allgemeinheit liegt, da sie eine wirkungsvolle Maßnahme

darstellt, das menschliche Leben zu schützen. Somit trifft

der Islam einerseits Vorsorge für die Vorbeugung von

Verbrechen, andererseits Güte und Verzeihung zu

erweisen.

Nach ‘Umar Ibn ‘Abdul‘azῑz und Mālik Ibn Anas darf ein

Freier nicht für einen Sklaven und ein Mann nicht für eine

Frau getötet werden, und zwar auf Grund dieses Verses.

Sie sagen, dieser Vers kommentiere das, was unklar sei in

Allāhs Wort "Wir haben ihnen darin (das heißt in der

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Qur’ān und Sunna in Relation

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Thora) vorgeschrieben: Leben um Leben, Auge um Auge,

Nase um Nase, Ohr um Ohr, Zahn um Zahn".24

Jener letztgenannte Vers sei nämlich offenbart worden,

um davon zu berichten, was in der Thora deren Leuten

vorgeschrieben ist. Hier hingegen würden die Muslime

angesprochen und bekämen das in diesem Vers Stehende

als Vorschrift.

Nach Qatāda und Abū Ḥanῑfa soll dagegen der vorliegende

Vers durch Allāhs Wort "Leben um Leben" getilgt sein.

Somit bestünde Wiedervergeltung zwischen einem

Sklaven und Freien sowie Mann und Frau. Sie ziehen

Folgerungen aus dem Wort des Propheten (a.s.s.) "In der

Blutschuld sind die Muslime einander gleich", und aus

dem Umstand, dass hinsichtlich der Seelen keine

gegenseitige Vorzugsstellung in Erwägung gezogen ist,

um zu beweisen, dass eine ganze Schar von Menschen,

wenn sie einen einzelnen totgeschlagen hätte, um

seinetwillen getötet werden könne.

In einem Ḥadῑṯ ist überliefert, dass zwischen zwei

arabischen Stämmen in vorislamischer Zeit Blutfehde

bestand. Dabei hatte der eine Macht über den anderen

und schwor:

"Wir werden den Freien von euch für den Sklaven von

uns, den Mann für die Frau und zwei für einen töten."

24 - Qur’ān 5:45

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Qur’ān und Sunna in Relation

47

Darauf wandte man sich mit dieser Angelegenheit an den

Gesandten Allāhs, und zwar zu der Zeit, da Allāh den

Islam brachte. Bei diesem Anlaß kam der vorliegende

Vers herab, und der Prophet befahl ihnen, sich gegenseitig

gleichzustellen.

"Und wenn einem der einen Totschlag begangen hat von

seiten seines Bruders, dem die Ausübung der

Wiedervergeltung obliegt, etwas nachgelassen wird": Der

Bruder ist der "Walyy"25 des Getöteten. Man nennt ihn

dessen Bruder, weil er ihm insofern nahesteht, sein

Bluträcher ist und seine diesbezüglichen Ansprüche

betreibt.

Oder Allāh (t) erwähnt den Walyy unter der Bezeichnung

einer Bruderschaft, damit der eine dem andern durch das

Denken daran zugetan sei, was zwischen beiden an

Gemeinsamkeit von Artverwandtschaft und Islam besteht.

"Soll die Betreibung des Blutgeldes durch den Rächer auf

rechtliche Weise und umgekehrt die Bezahlung an ihn auf

ordentliche Weise vollzogen werden": Dies ist eine

Anweisung, die denjenigen, dem Nachlaß gewährt wird,

und den Nachlaß Gewährenden gemeinsam betrifft. Das

heißt: Der Walyy soll den Totschläger auf rechtliche

Weise verfolgen, indem er ihn nicht zu hart behandelt und

von ihm nur das verlangt, was er auf gute Weise

25 - d.h.: der Beauftragte und Interessen-Inhaber.

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Qur’ān und Sunna in Relation

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verlangen kann. Und der Totschläger soll den Gegenwert

für das vergossene Blut auf ordentliche Weise erstatten,

indem er ihn nicht hinausschiebt oder vermindert. "Dies":

Der angeführte Entscheid über das Nachlassen und das

Blutgeld. Die Gemeinschaft der Muslime hat die Wahl

zwischen allen drei: Wiedervergeltung, Blutgeld und

Nachlassen, was eine Großzügigkeit und Erleichterung für

sie darstellt.

Nach Qatāda besteht die schmerzhafte Strafe darin, dass

man ihn mit Sicherheit töten und kein Blutgeld von ihm

annehmen wird, hat doch der Prophet gesagt:

"Ich werde dem keinen Nachlaß gewähren, der getötet

hat, nachdem er Blutgeld angenommen hat." "In der

Wiedervergeltung ist Leben für euch, o ihr, die ihr

einsichtig seid!": Der Sinn ist: In dieser Art von Regelung,

wie ihn die Wiedervergeltung darstellt, habt ihr

gewaltiges Leben. Man tötete nämlich vorher für einen

einzelnen Totschläger eine ganze Schar.

Wieviel hat doch der Dichter Al-Muhalhil für seinen

Bruder Kulaib getötet, sodass die Sippe von Bakr Ibn Wā’il

beinahe verschwunden wäre! Er tötete für den

Gemordeten auch solche Leute, die diesen nicht getötet

hatten. Dadurch kam es zu Bürgerkrieg und

gegenseitigem Zerfleischen.

Als nun der Islam das Gesetz der Wiedervergeltung

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Qur’ān und Sunna in Relation

49

brachte, lag darin das Leben jeglichen Lebens oder einer

besonderen Art von Leben, nämlich das Leben, das sich

daraus ergibt, dass man sich vor dem Totschlag

zurückhält, weil man weiß, dass am Totschläger

Wiedervergeltung geübt wird. Wenn dieser nämlich einen

Totschlag plant und weiß, dass er der Wiedervergeltung

verfällt, und sich so vom Totschlag abhalten läßt, dann ist

sein Gefährte vor dem Totschlag und er selbst vor der

Wiedervergeltung sicher. So ist die Wiedervergeltung die

Ursache für das Leben zweier Menschen.26

26 - Zam, Gät.

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Qur’ān und Sunna in Relation

50

Die Schranken Allāhs

Es ist euch erlaubt, euch in der Nacht des Fastens euren Frauen zu nähern; sie sind Geborgenheit für euch und

ihr seid Geborgenheit für sie. Allāh weiß, dass ihr gegen euch selbst trügerisch gehandelt habt, und Er wandte

euch Seine Gnade wieder zu und vergab euch. So pflegt nun Verkehr mit ihnen und trachtet nach dem, was

Allāh für euch bestimmt hat. Und esst und trinkt, bis der weiße Faden von dem schwarzen Faden der

Morgendämmerung für euch erkennbar wird. Danach vollendet das Fasten bis zur Nacht. Und pflegt keinen Verkehr mit ihnen, während ihr euch in die Moscheen

zurückgezogen habt. Dies sind die Schranken Allāhs, so kommt ihnen nicht nahe! So erklärt Allāh den

Menschen Seine Zeichen. Vielleicht werden sie (Ihn) fürchten. (2:187)

‘Umar Ibn Al-Ḫaṭṭāb, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, kam

einmal im Ramaḍān zum Propheten, Allāhs Segen und

Friede auf ihm, und sagte:

”Ich ließ mich verführen und wohnte meiner Frau bei,

nachdem ich geschlafen hatte. Ich will aber fasten.“

Er suchte damit die Erlaubnis um den Beischlaf in den

Nächten des Fastenmonats. Die Entscheidung Allāhs

darüber im Qur’ān wurde im 2. Jahr n.H. in Al-Madῑna

offenbart.27

27 - Ibn Kaṯῑr: Tafsῑr I, 220.

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Qur’ān und Sunna in Relation

51

Und ‘Adyy Ibn Ḥātim, Allāhs Wohlgefallen auf ihm,

berichtete:

”Als der Qur’ān-Vers ›..., bis der weiße Faden von dem

schwarzen Faden der Morgendämmerung für euch

erkennbar wird.‹ offenbart wurde, nahm ich einen

weißen und einen schwarzen Strick und legte die beiden

unter mein Kopfkissen. In der Nacht verglich ich laufend

die beiden gegeneinander und habe den Farbunterschied

nicht erkannt. Als der Morgen anbrach, suchte ich den

Gesandten Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, auf

und erzählte ihm dies. Er sagte zu mir:

»Damit ist nur die Finsternis der Nacht und die Helligkeit

des Tages gemeint!«“28

Bevor dieser Vers offenbart wurde, herrschte unter den

Muslimen allgemein die Ansicht, dass Geschlechtsverkehr

während des Fastenmonats - selbst nachts nach dem

Fastenbrechen - zu meiden sei, was jedoch besonders für

junge Ehepaare sehr schwer war. So gab es also heimliche

Übertretungen, gefolgt von schlechtem Gewissen. Hier

nun ist eindeutig festgelegt, dass während der Nächte des

Fastenmonats nichts Sündiges im Verkehr mit dem

Ehepartner zu sehen ist.

Wer ein sehr enges Verhältnis zur Natur hat, kennt die

bezaubernden Erscheinungen der frühen

28 - Bu, Mu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

52

Morgendämmerung. Zuerst tauchen weiße, undeutliche

Streifen im Osten auf, dann werden diese überzogen von

einer dunklen Zone, der eine rosig-weiße folgt, die sich

ganz klar von der Dunkelheit abhebt. Dies ist die echte

Morgendämmerung, mit der das Fasten beginnt.

"Bis zur Nacht" bedeutet "bis zum Sonnenuntergang". Mit

dem Ausdruck "... während ihr euch in die Moscheen

zurückgezogen habt" ist eine besondere, nicht

obligatorische Form der Andacht während der letzten

zehn Tage des Ramaḍān gemeint. Man zieht sich in eine

Moschee zurück und widmet sich ganz dem Gebet und

dem Gedenken Allāhs, zusätzlich zu den vorge-

schriebenen religiösen Pflichtübungen. Dabei enthält man

sich aller weltlichen Tätigkeiten, Wünsche und Begierden.

Man sollte versuchen, sich in sicherem Abstand von

diesen Schranken zu halten und sie, nicht einmal zu

berühren, weil dann die Gefahr besteht, sie zu

überschreiten.

Der Prophet (a.s.s.) hat dazu folgendes Beispiel ange-

rührt:

”Jeder König hat ein von Grenzen eingefasstes Land und

Allāhs umgrenztes Land ist durch die Schranken Seiner

Gebote gekennzeichnet; wer seine Herde nahe an der

Grenze weidet, läuft Gefahr, dass sich seine Tiere jenseits

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Qur’ān und Sunna in Relation

53

verirren.“29

29 - ÜB.

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Qur’ān und Sunna in Relation

54

Gottesfurcht ist die beste Vorsorge

Für den Ḥaǧǧ sind bekannte Monate (vorgesehen). Wer sich in ihnen zum Ḥaǧǧ entschlossen hat, der enthalte

sich des Beischlafs und begehe weder Frevel noch unziemliche Rede während des Ḥaǧǧ. Und was ihr an

Gutem tut, Allāh weiß es. Und sorgt für die Reise, doch wahrlich, die beste Vorsorge ist Gottesfurcht. Und

fürchtet Mich, o ihr, die ihr einsichtig seid! (2:197)

Ibn ‘Abbās, Allāhs Wohlgefallen auf beiden, berichtete:

”Die Leute des Yemen unternahmen gewöhnlich den

Ḥaǧǧ, ohne Reiseproviant mitzunehmen; sie (versuchten,

ihr Verhalten zu rechtfertigen, indem sie) sagten:

»Wir sind Leute, die sich auf Allāh verlassen.«

Wenn sie aber in Makka ankamen, bettelten sie die

Menschen an. Da offenbarte Allāh der Erhabene: ›Und

sorgt für die Reise, doch wahrlich, die beste Vorsorge ist

Gottesfürchtigkeit.‹«“30

Die Monate für die Pilgerfahrt sind: Šawwāl, Ḏu-l-Qa‘da

und Ḏu-l-Ḥiǧǧa. Den Pilgern wird ans Herz gelegt, für ihre

Nahrung zu sorgen, damit sie nicht in der Fremde aufs

Betteln angewiesen werden müssen. Die Gottesfurcht ist

auf jeden Fall die beste Vorsorge auf allen Reisen, sowohl

im Diesseits, als auch auf der uns bevorstehenden Reise

ins Jenseits.

30 - Bu.

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55

Wenn Übel größer ist als Nutzen

Sie befragen dich über Berauschendes und Glücksspiel. Sprich: ”In beiden liegt großes Übel und Nutzen für die

Menschen. Doch ihr Übel ist größer als ihr Nutzen.“ (2:219)

Die Entscheidung Allāhs darüber im Qur’ān wurde im 4.

Jahr n.H. in Al-Madῑna offenbart.31

Da Allāh (t) indessen auf die Frage mit einem Hinweis auf

die Sündhaftigkeit antwortet, liefert die spezielle

Ausrichtung der Antwort einen Beweis dafür, dass die

Frage sich auf die Erlaubnis und die Sündhaftigkeit

richtete. In dem Vers liegen verschiedene

Fragenkomplexe: Es wurde berichtet: Über das

Berauschende sind vier Verse herabgekommen. In Makka

kam folgendes Wort Allāhs herab: "Und Wir geben euch

von den Früchten der Palmen und Weinstöcke zu trinken,

woraus ihr euch einen Rauschtrank32 und schönen

Unterhalt macht".33

Nunmehr tranken es einige Leute, während andere es

unterließen. Damals lud ‘Abdurraḥmān Ibn ‘Auf einige

Leute ein, und sie tranken und wurden berauscht. Einer

von ihnen erhob sich, um das Gebet zu verrichten und

31 - Ibn Kaṯῑr: Tafsῑr I, 255. 32 - arab.: Sakar. 33 - Qur’ān 16:67.

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Qur’ān und Sunna in Relation

56

rezitierte falsch: "Sprich: Ihr Ungläubigen! Ich verehre"

(statt: Ich verehre nicht) "was ihr verehrt".34 Hierauf kam

herab: "Kommt nicht betrunken zum Gebet!",35 und die

Zahl derer, die das Berauschende tranken, nahm ab. Nun

kamen einige von den Al-Anṣār zusammen, darunter Sa‘d

Ibn Abῑ Waqqāṣ. Als sie betrunken waren, prahlten sie

und trugen sich gegenseitig Gedichte vor, bis schließlich

Sa‘d ein Gedicht hersagte, das eine Schmähung der Al-

Anṣār enthielt. Da nun einer der Al-Anṣār mit dem

Kinnknochen eines Kamels auf Sa‘d einschlug und ihm

eine tiefe Kopfwunde beibrachte, beklagte sich dieser

beim Gesandten Allāhs, und ‘Umar sagte:

"O Allāh! Gib uns eine zureichende Erklärung über die Al-

Ḫamr (das Berauschende)!"

Da kam herab: "Al-Ḫamr, das Glückspiel, die Opfersteine

und die Lospfeile sind ein wahrer Greuel und

Teufelswerk. Meidet es! Vielleicht wird es euch dann wohl

ergehen. Der Satan will ja durch Al-Ḫamr und das

Glückspiel nur Feindschaft und Hass zwischen euch

aufkommen lassen und euch vom Gedenken Allāhs und

vom Gebet abhalten. Wollt ihr denn nicht damit

aufhören?"36.

Abū Dāwūd hat weiterhin nach Nāfi‘ und dieser nach Ibn

34 - Qur’ān 109:1f. 35 - Qur’ān 4:43 36 - Qur’ān 5:90f.; vgl. Ibn Kaṯῑr: Tafsῑr I, 255.

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Qur’ān und Sunna in Relation

57

‘Umar folgendes überliefert:

Der Gesandte Allāhs hat gesagt, dass jedes berauschende

Getränk verboten sei. Der Sinn der Aussage des Gesandten

Allāhs besteht darin, dass jedes berauschende Getränk im

Hinblick auf die Sündhaftigkeit des Genusses zu

behandehn ist.

Von ‘Ā’iša (r), Gattin des Propheten (a.s.s.), wurde

folgendes überliefert:

”Man fragte den Gesandten Allāhs nach dem Bit‘-

Getränk,37 worauf er antwortete:

»Jedes Getränk, das berauscht, ist verboten.«“

Abū Dāwūd hat nach ıābir Ibn ‘Abdullāh ferner folgendes

überliefert:

”Der Gesandte Allāhs hat gesagt, dass von dem, welches in

großer Menge berausche, auch eine kleine Menge

verboten ist.“

Nach ‘Ā’iša (r) wurde ferner überliefert:

”Ich hörte, wie der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und

Friede auf ihm, sagte:

»Jedes Berauschende ist verboten. Was in der Menge eines

"Farq" berauscht, ist auch in der geringeren Menge einer

Handvoll verboten.«“

Al-Ḫaṭṭābyy hat gesagt, der Farq sei ein Maß, das

sechzehn "Raṭl" umfasse. Hier zeigt sich am

37 - Wein bzw. Alkoholischer Geträng bei den Arabern.

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Qur’ān und Sunna in Relation

58

allerdeutlichsten, dass die Sündhaftigkeit sich auf alle

Teile des berauschenden Getränks erstreckt.38

38 - Raz, Gät; vgl. dazu Qur’ān 4:43, 5:90 und die beiden Begriffe

"Berauschendes" und "Glücksspiel" im Titel: Handbuch der Zakāh und der islamischen Wirtschaftslehre", Islamische Bibliothek).

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Qur’ān und Sunna in Relation

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Frauen als Saatfeld

Und sie befragen dich über die Menstruation. Sprich: ”Sie ist ein Leiden. So haltet euch von den Frauen

während der Menstruation fern und kommt ihnen nicht nahe, bis sie rein sind; und wenn sie rein sind, dann

geht zu ihnen, wie Allāh es euch geboten hat. Wahrlich, Allāh liebt diejenigen, die sich (Ihm) reuevoll

zuwenden und die sich reinigen.“ (2:222) Eure Frauen sind ein Saatfeld für euch; darum bestellt euer Saatfeld

wie ihr wollt. Doch schickt (Gutes) für eure Seelen voraus. Und fürchtet Allāh und wisst, dass ihr Ihm begegnen werdet. Und verheiße den Gläubigen die

frohe Botschaft. (2:223)

Anas berichtete:

”Wenn eine Frau von ihnen menstruierte, aßen die Juden

gewöhnlich nicht mit ihr gemeinsam und hielten sich

nicht mit ihr zusammen in den Häusern. Da fragten die

Leute den Propheten, Allāhs Segen und Friede auf ihm,

und Allāh, der Erhabene, offenbarte: "Und sie befragen

dich über die Menstruation ..." Da sagte der Gesandte

Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm:

"Macht alles, mit Ausnahme des Geschlechtsverkehrs."39

Die kirchlichen Vorschriften für die Christen bestimmten:

"Wenn eine Frau Ausfluss hat, und zwar den montlichen

39 - Mu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

60

Blutfluss, dann bleibt sie sieben Tage in ihrer Unreinheit.

Jeder, der sie berührt, wird unrein bis zum Abend. Alles,

worauf sie während ihrer Unreinheit liegt, wird unrein,

ebenso wird alles unrein, worauf sie sitzt. Jeder, der ihr

Lager berührt, muss seine Kleider waschen und sich

baden; er ist unrein bis zum Abend."40

Im Gegensatz zu diesen Religionsgemeinschaften gab es

andere Leute, die sich ohne Bedenken geschlechtlich mit

menstruierenden Frauen verkehrten. Über diese Sache

suchten die Muslime Rat bei ihrem Propheten (a.s.s.). Die

Menstruation wird im Qur’ān sowohl als Leiden, als auch

Unreinheit bezeichnet; doch ist es lediglich das weibliche

Organ, das durch die Menstruation verunreinigt ist, nicht

der ganze Körper der Frau.

Die Muslime dürfen mit ihren Frauen essen und trinken

und sie während ihrer Periode auch umarmen und

küssen. Nur der Geschlechtsverkehr ist untersagt, und

zwar sowohl aus medizinischen wie auch aus

hygienischen Gründen. Hier handelt es sich nicht um eine

gesetzliche Vorschrift, sondern der natürliche Instinkt des

Menschen wird angesprochen, der ihm die richtige

Handlungsweise eingibt.41

Vor dem Ausdruck: "dann geht zu ihnen, wie Allāh es euch

40 - Leviticus 15:19-21. 41 - ÜB.

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Qur’ān und Sunna in Relation

61

geboten hat" müssen wir eine Weile stehen bleiben, um

herauszufinden, was damit gemeint ist. Denn der Qur’ān

lobt zwar an verschiedenen Stellen42 diejenigen, die ihre

Schamteile bewahren, eine offene Erklärung aber über die

Geschlechtsorgane, die für den Geschlechtsverkehr

zuständig sind, finden wir jedoch nicht. Wo steht also

dieses Gebot? Es liegt also auf der Hand; denn es steht in

der Schöpfungsart von Mann und Frau und in deren

Anatomie. Dort, wo man die Gefühle für einander hat, wo

die Erregung geschieht und wo das Verlangen für die

Befriedigung des Geschlechtstriebs möglich ist, so ist dort

die Stelle, die Allāh uns geboten hat. Mit anderen Worten

bedeutet all das, dass Homosexualität und Perversion, wie

z.B. der Anal- und Oralverkehr verboten sind.43

ıābir, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, berichtete:

”Die Juden pflegten zu sagen:

»Wenn der Beischlaf mit einer Frau von hinten (in der

Vagina) stattfindet, kommt das Kind mit schielenden

Augen zur Welt!«

Darauf wurde folgender Qur’ān-Vers offenbart: ›Eure

Frauen sind ein Saatfeld für euch; darum kommt zu

eurem Saatfeld wie ihr wollt ...‹“44

42 - vgl. 21:91; 23:5; 24:30-31; 33:35; 70:29; 66:12. 43 - vgl. dazu die Titel: "Handbuch der muslimischen Frau", Islamische

Bibliothek. 44 - Bu

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Qur’ān und Sunna in Relation

62

Das Saatfeld ist der fruchtbare Boden, in den der Samen

eingesenkt wird. Der Ausdruck ist ein höflicher Vergleich

für den Geschlechtsverkehr mit der Frau, mit der

unentbehrlich die Fortpflanzung der Menschheit gemacht

wird. Die Ausdrucksweise "wie ihr wollt" wird von

manchen Kommentatoren als "wann ihr wollt" erklärt,

und das ist falsch.

Damit ist jedoch gemeint, in welcher Körperlage der

Geschlechtsverkehr auch immer geschieht, so soll dieser

mit den normalen Geschlechtsteilen geschehen; denn der

Anal- und Oralverkehr sind verboten.45

Unachtsamkeit in Schwüren

Und macht Allāh nicht bei euren Schwüren zum Hinderungsgrund, ehrlich und gottesfürchtig zu sein und Frieden zwischen den Menschen zu stiften. Und Allāh ist Allhörend, Allwissend. (2:224) Allāh wird euch nicht Unachtsamkeit in euren Schwüren zum

Vorwurf machen, doch macht Er euch das zum Vorwurf, was eure Herzen erworben haben. Und Allāh

ist Allverzeihend, Nachsichtig. (2:225)

‘Ā’iša, Allāhs Wohlgefallen auf ihr, berichtete:

”Der Qur’ān-Vers ›Allāh wird euch keine Unachtsamkeit in 45 - Näheres vgl. den Titel: "Handbuch der muslimischen Frau" [unter

"Geschlechtsverkehr"], Islamische Bibliothek.

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Qur’ān und Sunna in Relation

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euren Schwüren zum Vorwurf machen [...]‹ wurde wegen

(der beiden Schwurformen) ›Nein, bei Allāh‹ und ›Doch,

bei Allāh‹ offenbart.“46

Unser Prophet Muḥammad (a.s.s.) hat gesagt:

”Wenn jemand einen feierlichen Schwur ablegt und dann

feststellt, dass etwas anderes die richtigere

Handlungsweise wäre, dann sollte er das tun, was

richtiger ist; er soll dann seinen Schwur brechen und

dafür Buße tun.“47

Für den Bruch eines Schwurs beträgt die Buße entweder

die Speisung von zehn Armen, oder die Einkleidung

derselben Zahl, oder die Befreiung eines Sklaven. Wenn

man bedüftig ist und die Mittel dazu nicht aufbringen

kann, so sind drei Fastentage einzuhalten. Unbedachte

bzw. "gerutschte" Schwüre sind nicht bußpflichtig.48

Grundsätzlich sollte man nicht den Namen Allāhs

missbrauchen, um billige Zwecke zu erreichen wie dies

die Götzendiener vor dem Islam zu tun pflegten.49

46 - Bu. 47 - Bu, Mu. 48 - vgl. Qur’ān 5:89; 16:91; 24:22. 49 - vgl. Qur’ān 5:89.

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Allāh hat keine Krankheit herabkommen lassen,

ohne dass Er für sie zugleich ein Heilmittel herabkommen ließ.

Muḥammad der Prophet Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf

ihm.

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Haltet die Frauen nicht davon ab, ihre Gatten zu heiraten

Und wenn ihr die Frauen entlasst und sie ihren Termin erreichen, dann haltet sie nicht davon ab, ihre Gatten zu heiraten, wenn sie sich in gütiger Weise einigen.

Dies ist eine Ermahnung für denjenigen unter euch, der an Allāh und an den Jüngsten Tag glaubt. Das ist besser für eure Lauterkeit und Reinheit. Und Allāh weiß, doch

ihr wisst nicht. (2:232)

Al-Ḥasan berichtete:

”Die Schwester von Ma‘qal Ibn Yasār wurde von ihrem

Mann geschieden, und er verließ sie solange, bis ihre

Wartezeit ablief; dann bat er (ihr Exmann) wieder um

ihre Hand, und ihr Bruder Ma‘qal lehnte es ab. Darauf

wurde folgender Qur’ān-Vers offenbart: ›..., dann haltet

sie nicht davon ab, ihre Gatten zu heiraten...‹“50

Mit dem "Termin" ist die gesetzliche Wartefrist gemeint.51

Unter "ihre Gatten zu heiraten" fällt entweder ein anderer

Gatte oder selbst der Ex-Ehemann, falls beide Parteien -

Mann und Frau - in einem neuen Ehevertrag in gütiger

Weise einigen. Diese göttliche Maßnahme gibt der Frau

eine freie Entscheidung über ihr eigenes Leben, und ist

damit besser und reiner für alle Beteiligten,

50 - Bu. 51 - vgl. Qur’ān 2:228.

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insbesondere, wenn sie Kinder aus der Ehe mit ihrem

Exmann hat.

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Haltet die Gebete ein

Haltet die Gebete ein, sowie das mittlere Gebet. Und steht in demütiger Ergebenheit vor Allāh. (2:238) Doch

wenn ihr in Furcht seid, dann betet zu Fuß oder im Reiten. Und wenn ihr in Sicherheit seid, gedenkt Allāhs,

wie Er euch das gelehrt hat, was ihr nicht wusstet. (2:239)

Zaid Ibn Al-Arqam berichtete:

”Gewöhnlich redeten wir während des Gebets zur Zeit

des Propheten, Allāhs Segen und Friede auf ihm, indem

der eine von uns seinem Gefährten vom eigenen Anliegen

erzählte. Da wurde der Qur’ān-Vers ›ḤāfiΩu ‘ala-ṣ-

Ṣalawāt ...‹ (Haltet die Gebete ein...) offenbart. Daraufhin

wurden wir zum Schweigen während des Gebets

aufgefordert.“52

Neben dem allgemeinen Befehl zur Einhaltung der fünf

Pflichtgebete im Islam, wird hier besonders die

Einhaltung des mittleren Gebets betont. Wenn man davon

ausgeht, dass das Morgengebet das erste der fünf Gebete

ist, so ist das Nachmittagsgebet nach dem Mittagsgebet

das mittlere. Geht man davon aus, dass der neue Tag im

islamischen Kalender nach dem Sonnenuntergang

beginnt, so ist das Abendgebet vor dem Nachtgebet das

52 - Bu.

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erste und das Morgengebet das mittlere. Beide Gebete -

Morgengebet und Nachmittagsgebet können als "mittleres

Gebet" genannt werden; sie fallen für den Betenden

schwer ein, weil das Nachmittagsgebet in der Freizeit der

Muse und Entspannung nach Beendigung der Arbeit

verrichtet werden muss, und weil man sich für das

Morgengebet aus dem Schlaf erheben und es in der

Morgendämmerung verrichten muss.53

Hier geht es ferner um das sog. "Gebet bei Furcht". In

derartigen Not ist man nach diesem Vers mit der

Einhaltung der Gebetsrichtung nicht gebunden. Die

vorgeschriebene Verbeugung und Niederwerfung im

Gebet kann dann nur angedeutet werden. Die Belehrung

hierzu gehört zum Wissen, das Allāh (t) uns in

Übereinstimmung mit der Sura 96:1ff. gegeben hat.

Es gibt unter den Menschen solche,

die von Allāh nicht geliebt werden,

und diese sind diejenigen,

die zank- und streitsüchtig sind.

Muḥammad, der Prophet Allāhs (a.s.s.)

53 - vgl. dazu den Titel: "Aṣ-Ṣalāh - das Gebet im Islam", Islamische Bibliothek.

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Zinsen verschlingen

Diejenigen, die Zinsen verschlingen, sollen nicht anders dastehen als wie einer, der vom Satan erfasst und zum Wahnsinn getrieben wird. Dies (soll so sein) weil sie sagen: ”Handel ist dasselbe wie Zinsnehmen.“ Doch Allāh hat den Handel erlaubt und das Zinsnehmen

verboten. Und wenn zu jemandem eine Ermahnung von seinem Herrn kommt und er dann aufhört - dem soll

verbleiben, was bereits geschehen ist. Und seine Sache ist bei Allāh. Wer es aber von neuem tut - die werden

Bewohner des Feuers sein, darin werden sie ewig bleiben. (2:275)

‘Abdullāh Ibn Mas‘ūd, Allāhs Wohlgefallen auf ihm,

berichtete:

”Der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm,

sagte:

»Zinsen, gleichwohl wieviel sie sind, führen nur zur

Verringerung des Vermögens.«“54

Und Abū Huraira, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, berichtete,

dass der Prophet, Allāhs Segen und Friede auf ihm, sagte:

”Haltet euch fern von den sieben vernichtenden Sünden.“

Die Leute sagten:

”O Gesandter Allāhs, und welche sind diese?“

Er sagte: 54 - Ma.

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Qur’ān und Sunna in Relation

70

”Diese sind: Die Beigesellung Allāhs, die Zauberei, die

Tötung eines Menschen, dessen Leben Allāh unantastbar

gemacht hat, es sei denn, dies geschehe nach dem Recht.

Ferner das Verzehren der Zinsen, das Verzehren des

Besitzes einer Waise, die Flucht am Tage der Schlacht und

die Verleumdung der unbescholtenen, gläubigen und

arglosen Frauen.“55

Ferner berichtete Abū Huraira, Allāhs Wohlgefallen auf

ihm:

”Der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm,

sagte:

Ȇber die Menschheit wird bestimmt eine Zeit kommen,

in der es keinen geben wird, der keine Zinsen nimmt. Und

wenn er nichts davon nehmen wird, so wird ihn ein

Hauch davon treffen.«“56

Und Abū Sa‘ῑd Al-Ḫudryy, Allāhs Wohlgefallen auf ihm,

berichtete:

”Der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm,

sagte:

»Gold für Gold, Silber für Silber, Weizen für Weizen,

Gerste für Gerste, Datteln für Datteln, Salz für Salz, ein

Gleiches für ein Gleiches, von Hand zu Hand. Wer mehr

gibt oder mehr verlangt, der hat bereits ein Zinsgeschäft

55 - Bu, Mu. 56 - Na.

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betrieben. Der Zinsnehmer und der Zinsgeber sind (in der

Schuld) gleich.«“57

Ibn ‘Abbās, Allāhs Wohlgefallen auf beiden, berichtete:

”Der zuletzt offenbarte Qur’ān-Vers war der Vers über

das Verbot der Zinsen (Ribā).“58

Und Ibn ‘Umar berichtete, dass der Gesandte Allāhs,

Allāhs Segen und Friede auf ihm, folgendes gesagt hat:

”Wenn die Menschen anfangen, mit ihrem Besitz zu

geizen und den Handel als Tarnmittel zum Zinsnehmen

missbrauchen; und wenn sie sich nur noch mit der

Landwirtschaft beschäftigen und den Kampf auf dem

Wege Allāhs unterlassen, dann wird Allāh sie mit einem

Unglück heimsuchen, welches nicht eher von ihnen

genommen wird, als bis sie zu ihrem Glauben

zurückgekehrt sind.“59

‘Abdullāh Ibn ḤanΩala, Allāhs Wohlgefallen auf ihm,

berichtete:

”Der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm,

sagte:

»Ein Dirham60 Zinsen, den man wissentlich nimmt, ist

schlimmer als sechsunddreißig unzüchtige

57 - Mu. 58 - Bu. 59 - Da, Ha. 60 - Silberne Münze, griechisch: Drachma.

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Qur’ān und Sunna in Relation

72

Handlungen.«“61

Und ıābir Ibn ‘Abdullāh, Allāhs Wohlgefallen auf ihm,

berichtete:

”Der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm,

verfluchte den Zinsnehmer, den Zinsgeber, sowie den

Schreiber und die Zeugen eines Zinsvertrags und sagte:

»Diese alle sind (in der Schuld) gleich.«“62

Und ich habe sie Maria genannt

Damals sagte die Frau ‘Imrāns: ”Mein Herr, siehe, ich gelobe Dir, was in meinem Leibe ist, zu weihen; so

nimm es von mir an; siehe, Du bist der Allhörende, der Allwissende.“ (3:35) Und als sie es geboren hatte, sagte

sie: ”Mein Herr, siehe, ich habe es als Mädchen geboren.“ Und Allāh wusste wohl, was sie geboren

hatte; denn der Knabe ist nicht wie das Mädchen. ”Und ich habe sie Maria genannt, und siehe, ich möchte, dass sie und ihre Nachkommen zu Dir Zuflucht nehmen vor dem gesteinigten Satan.“ (3:36) Und so nahm sie Allāh gnädig an und ließ sie in schöner Weise in der Obhut

des Zacharias heranwachsen. Sooft Zacharias zu ihr in den Tempel hineintrat, fand er Speise bei ihr. Da sagte er: ”O Maria, woher kommt dir dies zu?“ Sie sagte: ”Es ist von Allāh; siehe, Allāh versorgt unbegrenzt, wen Er

will.“ (3:37)

61 - Dar. 62 - Mu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

73

Abū Huraira, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, berichtete,

dass er den Gesandten Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf

ihm, folgendes sagen hörte:

”Es gibt unter den Menschen keinen Neugeborenen, der

nicht bei seiner Geburt von Satan berührt wird, und er

auf Grund der Berührung durch Satan zu schreien

beginnt. Nur Maryam (Maria) und ihr Sohn (Jesus) sind

die Ausnahme davon.“

Abū Huraira erwähnte darauf ›... und siehe, ich möchte,

dass sie und ihre Nachkommen zu Dir Zuflucht nehmen

vor dem verfluchten Satan.‹.63

Die Frau ‘Imrāns meinte innerlich, ihr Kind sei ein Knabe,

den sie Allāh (t) als Tempeldiener zur Verfügung stellen

will. Allāh wusste doch wohl, was sie geboren hatte; denn

der Knabe ist in seiner biologischen Funktion nicht wie

das Mädchen, das zu einer Frau wird und ein Kind in

ihrem Leib trägt.64

Die Kommentatoren berichten: Zacharias fand Obstsorten

bei ihr, die nicht ortsüblich und für die Jahreszeit

ungewöhnlich waren.

63 - Bu. 64 - vgl. 19:27f.; ferner den Titel: "Jesus, Sohn der Maria", Islamische

Bibliothek.

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Qur’ān und Sunna in Relation

74

Diejenigen Menschen, die am Tage der

Auferstehung am härtesten bestraft

werden, sind solche,

die die Schöpfung Allāhs nachahmen.

Muḥammad, der Prophet Allāhs (a.s.s.)

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Qur’ān und Sunna in Relation

75

Ein geringer Preis

Wahrlich, diejenigen, welche ihren Bund mit Allāh und ihre Eide um einen geringen Preis verkaufen, haben keinen Anteil am Jenseits, und Allāh spricht nicht zu

ihnen, und Er schaut sie nicht an am Tag der Auferstehung, und Er reinigt sie nicht, und ihnen wird

eine schmerzliche Strafe zuteil sein. (3:77)

‘Abdullāh Ibn Abῑ Aufa, Allāhs Wohlgefallen auf ihm,

berichtete, dass ein Mann einen Verkaufsstand auf dem

Markt erstellte und beim Feilbieten seiner Ware bei Allāh

schwor, dass er dafür weniger Geld verlange, als was er

dafür zahlte, um einen von den Muslimen in seine

Verkaufsfalle zu locken. Darauf wurde der folgende

Qur’ān-Vers offenbart: ›Wahrlich, diejenigen, welche

ihren Bund mit Allāh und ihre Eide um einen geringen

Preis verkaufen ...‹65

Und Abū Wā’il sagte:

”‘Abdullāh Ibn Mas‘ūd, Allāhs Wohlgefallen auf ihm,

berichtete uns, dass der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen

und Friede auf ihm, sagte:

»Wer einen festen Eid66 leistet, um für sich

ungerechterweise ein Stück aus dem Hab und Gut eines

65 - Bu. 66 - arab.: Yamῑn ṣabr.

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Qur’ān und Sunna in Relation

76

muslimischen Menschen abzuschneiden, der wird Allāh

(am Tage der Auferstehung) begegnen und vorfinden,

dass Allāh auf ihn zornig ist.«“

Diese Aussage wurde von Allāh durch folgende

Offenbarung bestätigt: ›Wahrlich, diejenigen, welche

ihren Bund mit Allāh und ihre Eide um einen geringen

Preis verkaufen, haben keinen Anteil am Jenseits‹«.

Da trat Al-Aš‘aṯ Ibn Qais ein und fragte:

»Was erzählt euch da Abū ‘Abdu-r-Raḥmān?«67

Wir sagten: ”Er sagte zu uns:

»Diese Offenbarung ist meinetwegen wie folgt

herabgesandt worden: Ich besaß seinerzeit einen

Wasserbrunnen auf einem Grundstück, das einem meiner

Vetter gehörte. (In einem Rechtstreit zwischen uns) sagte

der Prophet, Allāhs Segen und Friede auf ihm, zu mir:

»Entweder erbringst du den Beweis, oder er leistet den

Eid!«

Ich erwiderte:

›Dann soll er den Eid leisten, o Gesandter Allāhs!‹

Der Prophet, Allāhs Segen und Friede auf ihm, sagte

darauf:

›Wer einen Yamῑn ṣabr leistet, um für sich

ungerechterweise ein Stück aus dem Hab und Gut eines

muslimischen Menschen abzuschneiden, und dabei

67 - Ein Beiname von ‘Abdullāh Ibn Mas‘ūd

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Qur’ān und Sunna in Relation

77

schamlos handelt, der wird Allāh (am Tage der

Auferstehung) begegnen und vorfinden, dass Allāh auf

ihn zornig ist.‹«“68

68 - Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

78

Spendet, was ihr liebt!

Ihr werdet das Gütigsein nicht erlangen, solange ihr nicht von dem spendet, was ihr liebt;

und was immer ihr spendet, seht, Allāh weiß es. (3:92)

Anas Ibn Mālik, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, berichtete:

”Abū Ṭalḥa war unter den Al-Anṣār der reichste an

Palmen, und das ihm liebste Stück seines Vermögens war

das Gut von Bairuḥā’, das gerade gegenüber der Moschee

lag, und der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf

ihm, pflegte es zu betreten und von dem guten Wasser

dort zu trinken.

Als der Qur’ān-Vers: ›Ihr werdet das Gütigsein nicht

erlangen, ehe ihr nicht von dem spendet, was ihr liebt ...‹

offenbart wurde, stand Abū Ṭalḥa auf, begab sich zum

Gesandten Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, und

sagte:

»O Gesandter Allāhs! Wahrlich, Allāh, der Segensreiche

und Erhabene, sagt: ›Ihr werdet das Gütigsein nicht

erlangen, ehe ihr nicht von dem spendet, was ihr liebt ...‹,

und das mir liebste Stück meines Vermögens ist das Gut

von Bairuḥā’, das ich Allāh als Ṣadaqa (Mildtätigkeit)

widmen will, und das mir - wie ich hoffe - etwas Gutes an

Lohn von Ihm bringen mag; so nimm es an, o Gesandter

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Qur’ān und Sunna in Relation

79

Allāhs, und verfahre mit diesem in der Weise, wie Allāh

dich durch die Eingebung verfahren läßt.«

Der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm,

sagte:

»Gut getroffen! Das ist ein gewinnreiches Gut! Das ist ein

gewinnreiches Gut! Ich habe vernommen, was du sagtest,

und ich sehe, dass du es deinen nächsten Verwandten zur

Verfügung stellst.«

Abū Ṭalḥa sagte:

»Ich werde es tun, o Gesandter Allāhs!«

Abū Ṭalḥa teilte es dann unter seinen Verwandten und

den Söhnen seines Onkels.“69

In diesem Vers steht die Tugend im Allgemeinen nicht zur

Diskussion. Was du um der Sache Allāhs willen ausgibst,

wird als Lohn sofort in das Register deiner Taten

eingetragen. Selbst wenn du deinen Bruder mit einem

Lächeln grüßt, wird es Allāh als "Ṣadaqa" bewerten und

dir den Lohn dafür geben. Hier wird die höchste Form der

Tugend beschrieben. "Al-Birr" im Arabischen bedeutet

Gesamtheit des Guten oder das Wesen der Tugend.

Entsprechend diesem Vers liegt die Vollkommenheit der

Tugend darin, um Allāhs willen etwas zu geben, was man

sehr liebt. Dies schließt ein Wissen, Eigentum und Zeit,

wie auch Ansehen und Rangstufen.

69 - Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

80

Die Plantage von Abū Ṭalḥa gilt nicht als Maß für das

Spenden von Reichtum im Wege Allāhs. Denn eines Tages

rief der Prophet (a.s.s.) die Muslime zu Beiträgen auf.

Einige Muslime brachten die Hälfte ihres Vermögens,

einige gaben ihr ganzes Vermögen her. Die Moschee des

Propheten war gefüllt mit Gold, Silber und Getreide. Unter

diesem Zustand kam ein bedürftiger Muslim zum

Propheten mit einigen Datteln in den Händen und sagte:

"O Prophet Allāhs! Ich habe den ganzen Tag hart

gearbeitet; ich erhielt meinen Lohn in der Form dieser

Datteln. Ich gebe sie dir um der Sache Allāhs willen." Jene,

die zugegen waren, beobachteten, dass das Gesicht des

Propheten aufstrahlte vor Glück. Er verstreute diese

Datteln auf die Haufen von Gold, Silber und Getreide und

sagte: "Möge Allāh all die anderen Dinge wegen der

Datteln annehmen."

All dies lehrt uns, dass Ausgeben des Liebsten um der

Sache Allāhs willen abhängt vom eigenen Vermögen und

von eigenen Mitteln. Reinheit der Absicht und

Aufrichtigkeit ist dafür ein Test, und nicht vergebliches

Zurschaustellen oder die Begierde, Ruhm und Ansehen zu

erwerben.70

Ibn ‘Abbās, Allāhs Wohlgefallen auf beiden, berichtete:

”Die Mutter von Sa‘d Ibn ‘Ubāda, Allāhs Wohlgefallen auf

70 - Nia, vgl. Qur’ān 2:177.

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Qur’ān und Sunna in Relation

81

ihm, starb zu der Zeit, als er von ihr abwesend war. Er

sagte zum Propheten:

»O Gesandter Allāhs, meine Mutter ist in meiner

Abwesenheit gestorben. Würde es ihr etwas nützen, wenn

ich etwas als Almosen an ihrer Stelle ausgebe?«

Der Prophet sagte: »Ja!«

Da sagte Sa‘d:

»Ich mache dich dafür zum Zeugen, dass ich die beiden

Obstgärten von Al-Miḫrāf als wohltätige Stiftung in ihrem

Namen mache.«“71

Und Ibn ‘Umar, Allāhs Wohlgefallen auf beiden,

berichtete:

”‘Umar stiftete ein Gut von ihm zur Zeit des Gesandten

Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, das aus Palmen

bestand und Ṯamġ genannt wurde. (Auf die Idee dieser

Stiftung kam er, als er zum Propheten) sagte: »O

Gesandter Allāhs, ich erwarb ein Gut, das bei mir eine

besondere Wertschätzung hat. Nun möchte ich es als

Spende hergeben.«

Der Prophet, Allāhs Segen und Friede auf ihm, sagte:

»Stifte den Grund und Boden davon mit der Bedingung,

dass dieser weder verkauft noch verschenkt noch beerbt

werden darf, sondern, dass nur der Ertrag davon

ausgegeben wird.«

71 - Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

82

‘Umar (r) stiftete ihn dann, und diese seine Spende war

als solche auf dem Weg Allāhs für die Sklaven, die Armen,

die Gäste, die Reisenden und die Verwandten. Es ist für

den Verwalter des Gutes keine Sünde, wenn er auch

davon seinen Lebensunterhalt bestreitet, oder einen

Freund davon speist, der keine ungerechtfertigte

Bereicherung beabsichtigt.“72

72 - Bu, vgl. Qur’ān 2:177.

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Qur’ān und Sunna in Relation

83

Muḥammad ist nur ein Gesandter

Und Muḥammad ist nur ein Gesandter; schon vor ihm gingen die Gesandten dahin. Und ob er stirbt oder

getötet wird - werdet ihr auf euren Fersen umkehren? Und wer auf seinen Fersen umkehrt - nimmer schadet

er Allāh etwas; aber Allāh wird wahrlich die Dankbaren belohnen. (3:144)

Abū Salama berichtete:

”‘Ā’iša, Allāhs Wohlgefallen auf ihr, Gattin des Propheten,

Allāhs Segen und Friede auf ihm, sagte folgendes zu mir:

»Abū Bakr, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, kam von seiner

Wohnung in As-Sunḥ, geritten auf seiner Pferdestute. Er

stieg ab und betrat die Moschee, ohne mit einem

Menschen gesprochen zu haben. Er trat bei mir ein und

ging weiter in Richtung des Propheten, Allāhs Segen und

Friede auf ihm, der leblos in einem schönen Obergewand

lag. Abū Bakr machte das Gesicht des Propheten frei,

bückte sich und küsste ihn. Er weinte und sagte:

›Mein Vater und meine Mutter mögen für dich als Opfer

sein, o Prophet Allāhs! Allāh wird dich nicht zweimal

sterben lassen. Was das Sterben angeht, das Allāh für dich

vorbestimmt hat, das hast du jetzt erlebt.‹«

Auch Ibn ‘Abbās, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, sagte

folgendes zu mir:

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Qur’ān und Sunna in Relation

84

Abū Bakr, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, ging dann hinaus

und fand dort ‘Umar, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, zu den

Menschen sprechend vor. Abū Bakr forderte ihn auf sich

hinzusetzen, er aber lehnte es ab und blieb bei seiner

Ablehnung, als er von ihm zum zweiten Mal zum

Hinsetzen aufgefordert wurde. Da sprach Abū Bakr,

Allāhs Wohlgefallen auf ihm, das Glaubensbekenntnis

(Šahāda), und die Menschen begaben sich zu ihm, indem

sie ‘Umar verließen. Hier dann sagte Abū Bakr:

»Sodann, wer von euch Muḥammad anbetet, der soll

wissen, dass Muḥammad tot ist. Wer aber von euch Allāh

anbetet, (der tut Recht); denn Allāh ist lebendig und

unsterblich. Allāh, Erhaben ist Er sagt: ›Und Muḥammad

ist nur ein Gesandter; schon vor ihm gingen die

Gesandten dahin. Und ob er stirbt oder getötet wird,

werdet ihr auf euren Fersen umkehren? Und wer auf

seinen Fersen umkehrt - nimmer schadet er Allāh etwas;

aber Allāh wird wahrlich die Dankbaren belohnen.‹« Bei

Allāh, es sah so aus, als ob die Menschen nicht wüssten,

dass Allāh diesen Vers offenbart hatte, bis ihn Abū Bakr,

Allāhs Wohlgefallen auf ihm, rezitierte. Die Menschen

nahmen das von ihm auf, und im nachhinein gab es

keinen Menschen, der nicht diesen Vers rezitieren

konnte.“73

73 - Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

85

Unter dem Wortlaut der Offenbarung versteht man, dass

Muḥammad nur ein Gesandter ist; schon vor ihm gingen

die Gesandten dahin: Er wird wie sie durch einen

natürlichen oder gewaltsamen Tod dahingehen. Werdet

ihr denn etwa eine Kehrtwendung vollziehen, wenn er

stirbt oder getötet wird!

Hier wird in Abrede gestellt, dass die Gläubigen sich von

der Religion abwenden und abkehren werden, weil der

Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, durch

einen natürlichen oder gewaltsamen Tod dahingeht. Denn

sie wissen ja, dass auch die Gesandten vor ihm

dahinschwanden, dass aber deren Religion als etwas

überdauert hat, an dem ihre Anhänger festgehalten

haben.

Allāh wird demjenigen nicht barmherzig sein, bei dem die Menschen kein Erbarmen finden.

Muḥammad, der Prophet Allāhs (a.s.s.)

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Qur’ān und Sunna in Relation

86

Die Gefallenen von Uḥud

Und betrachte nicht diejenigen, die auf Allāhs Weg gefallen sind, als tot. Nein! Sie leben bei ihrem Herrn, und sie werden dort versorgt. (3:169) Sie freuen sich

über das, was Allāh ihnen von Seiner Huld gab, und von Freude erfüllt (sind sie) über diejenigen, die ihnen

noch nicht gefolgt sind, so dass keine Furcht über sie kommen wird und sie nicht trauern werden. (3:170)

ıābir Ibn ‘Abdullāh, Allāhs Wohlgefallen auf beiden,

berichtete:

”Der Prophet, Allāhs Segen und Friede auf ihm, ließ unter

den Gefallenen von Uḥud jeweils zwei Männer in ein

Totentuch hüllen. Er fragte:

»Wer von den beiden pflegte am meisten nach dem

Qur’ān zu leben?«

Nachdem man auf einen von den beiden (Toten) gezeigt

hatte, gab er diesem den Vorrang in der Grabnische. Er

sagte hinzu:

»Ich werde Zeuge sein für diese (Menschen) am Tage der

Auferstehung!«

Der Prophet (a.s.s.) gab dann seine Anweisung, dass sie in

ihrem Blut beerdigt werden sollten, ohne dass sie

gewaschen, oder dass für sie ein Totengebet verrichtet

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Qur’ān und Sunna in Relation

87

wurde.“74

Die Märtyrer freuen sich lt. Offenbarung über die

Herrlichkeit ihrer Rangstellung durch die Huld Allāhs und

erwarten ihre Kameraden, die noch folgen. Dem

Märtyrern wird nach der Sunna die Furcht vor dem

Weltuntergang und die Trauer über den Verlust seines

Vermögens und der Familienangehörigen genommen.75

Das Vermögen als Riesenschlange

Und diejenigen, die mit dem geizen, was Allāh (ihnen) von Seiner Huld gegeben hat, sollen ja nicht meinen,

das sei so besser für sie. Nein, zum Bösen soll es ihnen dienen. Als Halsband sollen sie am Tag der

Auferstehung das tragen, womit sie geizig waren. Und Allāhs ist das Erbe der Himmel und der Erde,

und Allāh kennt euer Tun. (3:180)

Hier wird ferner eine weitere Eigenschaft der Heuchler

aufgezeigt. Sie lieben Vermögen und weltlichen Reichtum

und horten diesen, statt ihn für die Sache Allāhs

einzusetzen.76

Abū Huraira (r) berichtete, dass der Gesandte Allāhs,

Allāhs Segen und Friede auf ihm, sagte:

74 - Bu. 75 - vgl. Qur’ān 2:154. 76 - vgl. 9:34f., 55

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Qur’ān und Sunna in Relation

88

”Wem Allāh Hab und Gut beschert, und er dafür keine

Zakāh entrichtet, dem wird sich sein Vermögen zu einer

Riesenschlange mit zwei kurzen schwarzen Hörnern

verwandeln, und ihn am Tage der Auferstehung

umschlingen, indem sie ihn an seinem Unterkiefer

anpackt und sagt: »Ich bin dein Vermögen, ich bin dein

Schatz.«“

Anschließend rezitierte er den Qur’ān-Vers: ›Und

diejenigen, die mit dem geizen, was Allāh (ihnen) von

Seiner Huld gegeben hat, ... ‹«“77

Wahre Zeichen für die Verständigen

Wahrlich, in der Schöpfung der Himmel und der Erde und in dem Wechsel der Nacht und des Tages, liegen

wahre Zeichen für die Verständigen (3:190), die Allāhs gedenken im Stehen und im Sitzen und (im Liegen) auf ihren Seiten und über die Schöpfung der Himmel und

der Erde nachdenken (und sagen): ”Unser Herr, Du hast dieses nicht umsonst erschaffen. Gepriesen bist

Du, darum behüte uns vor der Strafe des Feuers. (3:191)

‘Abdullāh Ibn ‘Abbās berichtete:

”Ich übernachtete beim Propheten, Allāhs Segen und

77 - Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

89

Friede auf ihm, und er stand in der Nacht auf, reinigte

seine Zähne, nahm den Wuḍū’ vor und sagte:

"Wahrlich, in der Schöpfung der Himmel und der Erde

und im Wechsel von Nacht und Tag sind Zeichen für die

Verständigen", und er las diese Verse bis zum Ende der

Sura. Dann erhob er sich und betete zwei Rak‘a, und blieb

lang bei Aufrechstehen, Beugen und Niederwerfung. Nach

dem Gebet schlief er tief und fest. Dies machte er dreimal,

sechs Rak‘a insgesamt, indem er die Zähne reinigte, den

Wuḍū’ verrichtete und jene Verse las.

Dann verrichtete er das Witr-Gebet mit drei Rak‘a. Dann

ertönte der Gebetsruf, und der Prophet begab sich zum

Gebet und sagte:

''O Allāh, gib Licht in mein Herz und Licht in meine Zunge

und Licht in meine Ohren und Licht in meine Augen und

Licht hinter mich und Licht vor mich und Licht über mich

und Licht unter mich. O Allāh, schenke mir Licht.''“78

In der Erklärung dieses Verses müssen zwei Aspekte

berücksichtigt werden: Der eine Aspekt bezieht sich auf

den Glauben und der andere auf die Praxis. Was den

Aspekt des Glaubens betrifft, sollte daran erinnert

werden, dass vor der Ankunft des Propheten (a.s.s.) die

Leute unzählige Objekte verehrten. Himmel, Erde, Nacht

und Tag waren auch Objekte der Verehrung. Der Qur’ān

78 - Mu; vgl. dazu Qur’ān 2:154-164; 9:112; 10:5-6.

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Qur’ān und Sunna in Relation

90

erklärt, dass dieser Glaube unbegründet ist. Himmel, Erde,

Nacht und Tag sind von Allāh erschaffen worden. Daher,

anstatt sie zu verehren, sollte ihr Schöpfer verehrt

werden. Dieser Vers lehrt uns, dass der Fortschritt der

Wissenschaft eines der Ziele des Qur’ān ist. Daher ist es

die Pflicht der Muslime, ausgezeichnete Kenntnisse der

Wissenschaft zu gewinnen.79

Als einige Nicht-Muslime zum Propheten (a.s.s.) kamen

und sagten:

”Alle Propheten brachten das eine oder andere

Wunderzeichen mit. Zum Beispiel hatte Moses den

wunderbaren Stab und die leuchtende Hand, die er

vorzeigen konnte, und Jesus heilte die Blinden und

Aussätzigen. Sag uns, was für ein Zeichen du uns zum

Beweis deines Prophetentums mitgebracht hast.“

Der Prophet rezitierte diese Verse und sagte:

”Ich habe dies mitgebracht.“80

Die Körperhaltungen werden hier als legetim aufgeführt,

um dessen Verbieten durch menschliche Willkür späterer

Generationen zu unterbinden, welche behaupten könnten,

"Allāhs gedenken im Stehen und im Sitzen und (im

Liegen) auf Seiten" sei unhöflich. Darüberhinaus werden

die Körperstellen erwähnt, die man zu dem genannten

79 - Nia; vgl. dazu Qur’ān 2:154-164; 9:112; 10:5-6 80 - ÜB; vgl. dazu Qur’ān 9:112; 10:5-6.

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Qur’ān und Sunna in Relation

91

Zweck benutzen darf; denn es gibt zwei Körperlagen, die

man nicht zum Liegen verwenden darf, nämlich die

Bauchlage und die Rückenlage.

Nach einem Ḥadῑṯ, ist die Bauchlage die von Allāh

gehasste Lage,81 und über die Rückenlage, durch die das

Gesicht des Liegenden gen Himmel richtet82, wird

folgender Ḥadῑṯ als Begründung wie folgt zitiert: Anas Ibn

Mālik berichtete:

”Der Prophet, Allāhs Segen und Friede auf ihm, sagte:

»Was wollen die Leute, die ihre Blicke während ihres

Gebets hoch gegen den Himmel richten?«

Diese seine Aussage wurde immer wieder heftiger, bis er

sagte:

»Entweder hören sie damit auf, oder es wird ihnen die

Sehkraft weggenommen!«“83

Ausgenommen davon ist die Notlage der Šarῑ‘a, wenn

jemand wegen eines Leidens unbedingt die Rücken- bzw.

die Bauchlage im Liegen verwenden muss. Hier dann ist

empfehlenswert, dass man ein Bittgebet um Vergebung

ausspricht.

81 - Überliefert bei Ibn Māǧa. 82 - vgl. dazu Qur’ān 2:164; 9:112; 10:5-6, 12. 83 - Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

92

Der Gläubige darf nicht

vom selben Loch zweimal gestochen

werden.

Muḥammad, der Prophet Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf

ihm.

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Qur’ān und Sunna in Relation

93

Heiratet zwei, drei oder vier!

Und gebt den Waisen ihr Gut, und tauscht nicht (euer) Schlechtes mit (ihrem) Guten ein, und zehrt nicht ihr

Gut zu dem eurigen hinzu; seht, das ist ein großes Verbrechen. (4:2) Und wenn ihr fürchtet, die

(weiblichen) Waisen nicht gerecht behandeln zu können, so heiratet, was euch an Frauen gut ansteht, zwei, drei oder vier. Doch wenn ihr fürchtet, sie nicht

gleich behandeln zu können, dann (heiratet) eine oder was im Besitz eurer rechten (Hand ist). So könnt ihr

am ehesten Ungerechtigkeit vermeiden. (4:3) Und gebt den Frauen ihre Brautgabe als Schenkung. Und wenn sie euch gern etwas davon erlassen, so könnt ihr dies

unbedenklich zum Wohlsein verbrauchen. (4:4)

‘Urwa berichtete, dass er sich bei ‘Ā’iša über den Qur’ān-

Vers erkundigte, in dem Allāh, Erhaben ist Er, sagt:

›Und wenn ihr fürchtet, nicht gerecht gegen die Waisen

zu sein, so heiratet, was euch an Frauen gut ansteht, zwei,

drei oder vier; und wenn ihr fürchtet, nicht billig zu sein,

(heiratet) eine oder was im Besitz eurer rechten (Hand

ist). So könnt ihr am ehesten Ungerechtigkeit vermeiden.‹

‘Ā’iša sagte zu ihm:

”Du, Sohn meiner Schwester! Es handelt sich dabei um

die Waisenmädchen, die sich in der Obhut ihres

Fürsorgeberechtigten befinden, und er die Heirat mit

ihnen wegen ihres Vermögens und ihrer Schönheit

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Qur’ān und Sunna in Relation

94

begehrt und will dazu eine geringere Brautgabe leisten,

als die sonst für ihren Stand nach der Sunna üblich ist.

Darauf erging das Verbot, dass Waisenmädchen nicht

ungerechterweise verheiratet werden dürfen, es sei denn,

ihr Brautgeld wird ihnen vollständig geleistet.

Anderenfalls erging der Befehl, dass sie (die Männer)

andere Frauen außer den Waisenmädchen heiraten

sollen.“84

Vor der Berufung des Propheten (a.s.s.) hatte die

Gesetzlosigkeit in jedem Bereich des Lebens um sich

gegriffen. Da waren auch die Waisen mit unsagbaren

Zuständen konfrontiert. Mit dem Erscheinen des

Propheten jedoch, verbesserte sich ihre Lage; die

Menschen begannen zu begreifen, dass auch die Waisen

ihre Rechte hatten. Auf diese Art wurden die Waisen von

ihrer Last befreit.

Der größte Gefallen, der ihnen durch den Islam erwiesen

wurde, ist die Tatsache, dass der Prophet selbst vor seiner

Geburt seinen Vater verlor, und nach einiger Zeit starb

auch seine Mutter. Sein Großvater nahm ihn danach unter

seinen Schutz, aber bald starb auch er. Schließlich wurde

er von seinem liebevollen Onkel aufgezogen. Welch

bedeutendere Unterstützung für die Waisen und Hilflosen

könnte man sich vorstellen, als dass der Prophet selbst

84 - Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

95

eine Waise war!

Als der Prophet (a.s.s.) seiner Berufung folgte, schützte er

die Rechte der Waisen und bestimmte, dass man ihnen,

sobald sie das Pubertätsalter erreichten, ihr Vermögen

aushändigen solle. Für den Fall, dass der Vormund

wohlhabend ist, solle dieser das Vermogen bis zur

Mündigkeit des Waisen verwalten, ohne dafür eine

Entschädigung zu verlangen. Falls aber der Vormund arm

ist, solle er eine Entschädigung nur bis zu der Höhe

verlangen, die erforderlich ist, um seinen eigenen

Lebensunterhalt zu bestreiten.

Der Qur’ān sagt, dass wenn man das Gut der Waisen

verzehrt, es dasselbe ist, als wenn man seinen Bauch mit

dem Höllenfeuer anfüllt.85 Auch sagte der Prophet, der

den Qur’ān erläuterte, dass die Menschen, die das

Vermögen der Waisen verschlingen, in der Art von den

Toten auferweckt werden, dass Feuerflammen aus ihren

Mündern hervorkommen werden. Auf der einen Seite

wurden diese Bestimmungen denen verordnet, die

Ausschweifungen mit dem Gut der Waisen begingen: so

sorgten nun rechtliche Schutzmaßnahmen für die

Sicherung des Vermögens.

Auf der anderen Seite wurde den Menschen, die die

Waisen gütig und freundlich behandelten, die gute

85 - Qur’ān 4:10.

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Qur’ān und Sunna in Relation

96

Botschaft zuteil, dass sie dadurch das Wohlwollen Allāhs

erlangen. Sie erfuhren, dass, wenn jemand als Zeichen der

Freundlichkeit seine Hand auf den Kopf einer Waise legt,

Allāh denjenigen für jedes einzelne Haar der Waise

belohnen wird. Der Prophet (a.s.s.) verkündigte auch,

dass das Paradies nur für diejenigen bereitsteht, die ein

weiches Herz haben; und der beste Weg, das eigene Herz

zu erweichen sei, die Waisen freundlich zu behandeln.86

Die Heirat von zwei oder mehr Frauen ist also demjenigen

freigestellt, der von sich selbst die Überzeugung hat, dass

er gerecht handeln wird, und zwar derart, dass er daran

nicht zweifelt oder dass er es vermutet und nur geringen

Zweifel daran hegt. Nachdem Allāh (t) gesagt hat "Doch

wenn ihr fürchtet, sie nicht gleich behandeln zu können,

dann (heiratet) eine ...", begründet Er das mit Seinem

Wort "So könnt ihr am ehesten Ungerechtigkeit

vermeiden", Unrecht zu tun, das heißt, so kommt ihr dem

Zustand am nächsten, in dem weder Ungerechtigkeit noch

Bedrückung gegeben sind. Somit hat Allāh (t) den

Umstand, dass man sich von der Ungerechtigkeit fernhält,

zu einer Voraussetzumg für Seine Gesetzgebung bezüglich

der Ehe gemacht. Dies bestätigt den Tatbestand, dass die

Gerechtigkeit als Bedingung auferlegt ist und dass die

86 - Nia; vgl. dazu Qur’ān 2:220.

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Qur’ān und Sunna in Relation

97

Pflicht besteht, sie anzustreben.87

Die Brautgabe gehört der Braut und nicht etwa ihren

Eltern. Sie hat keinerlei Beziehung zu der Unsitte des

"Frauenkaufs" die wir im vorislamischen Arabien und bei

sehr vielen anderen Völkern bis in die neueste Zeit hinein

antreffen. Dieser Vers gibt der Frau eindeutig das Recht,

über ihre Brautgabe persönlich zu verfügen, nach dem es

ihr in vorislarnischer Zeit auf verschiedenen Weisen

vorenthalten worden war. So bekam beispielsweise ihr

Vormund diese Brautgabe für sich selbst, als ob er eine

Ware zu verkaufen hätte, deren Eigentümer er war, oder

sie wurde im Tausch gegen eine andere Frau hergegeben.

Der Islam verbot diese und andere Praktiken und machte

die Heirat zu einer Vereinigung von zwei Seelen in

Harmonie und Übereinstimmung. Und mit diesem

Beschluss gab er der Frau das Recht über sich selbst und

über ihren Besitz, ihre Würde und ihre gesellschaftliche

Stellung zurück. Das heißt, freudig und bereitwillig, als

freies Geschenk. Bereitwillig aus eigenem Antrieb, ohne

dafür eine Gegenleistung zu erwarten. Zu beachten ist,

dass die Höhe der Brautgabe nicht vom Gesetz

vorgeschrieben ist, sondern von der Übereinkunft der

beiden Parteien abhängt.

Einigen authentischen Überlieferungen zufolge hat der

87 - Gät; vgl. Qur’ān 16:71; 33:51.

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Qur’ān und Sunna in Relation

98

Prophet (a.s.s.) erklärt, dass "selbst ein eiserner Ring"

genügt, wenn die Braut bereit ist, ihn anzunehmen, oder

sonst sogar "dass du deine Braut einen Vers aus dem

Qur’ān lehrst." Das heißt ohne jeden Druck oder Einfluss

von dritter Seite.88

88 - ÜB; vgl. dazu den Titel: "Handbuch der muslimischen Frau", Islamische

Bibliothek.

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Qur’ān und Sunna in Relation

99

Mann und Frau als Erben

Den Männern steht ein Teil von der Hinterlassenschaft ihrer Eltern und Verwandten zu, und ebenfalls den

Frauen steht ein Teil von der Hinterlassenschaft ihrer Eltern und Verwandten zu. Sei es wenig oder viel. (Das gilt) als vorgeschriebener Anteil. (4:7) Und wenn bei der Teilung die Verwandten und die Waisen und die

Armen anwesend sind, so schenkt ihnen etwas davon und sprecht freundliche Worte zu ihnen. (4:8) Und

fürchten sollen sich diejenigen, die, wenn sie schwache Nachkommen hinterließen, für sie bangen würden;

Allāh sollen sie fürchten und geziemende Worte sprechen. (4:9) Wahrlich, diejenigen, die der Waisen

Gut ungerecht aufzehren, die zehren (in Wirklichkeit) Feuer in ihre Bäuche auf und werden in einem

Höllenfeuer brennen. (4:10)

ıābir Ibn ‘Abdullāh, Allāhs Wohlgefallen auf ihm,

berichtete:

”Ich war krank, und der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen

und Friede auf ihm, und Abū Bakr statteten mir einen

Krankenbesuch ab. Sie kamen zu Fuß zu mir, als ich

bewusstlos da lag. Der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und

Friede auf ihm, wusch sich für das Gebet und goss das

Wasser von ihm auf mich; da kam ich wieder zu

Bewusstsein und sagte:

»O Gesandter Allāhs, wie soll ich mit meinem Vermögen

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Qur’ān und Sunna in Relation

100

verfahren? Wie soll ich darüber entscheiden?«

Er gab mir keine Antwort (und diese blieb solange aus),

bis der Qur’ān-Vers über die Erbschaft offenbart

wurde.“89

Dies ist der Grundsatz, mit dem der Islam vor mehr als

vierzehn Jahrhunderten der Frau grundsätzlich ein Recht

auf Erbschaft gegeben und auch die Rechte der

Minderjährigen beachtet hat, die in vorislamischer Zeit

untergraben worden waren. Damals sah man den

Menschen, je nach seinem Wert im Krieg und seinem

Nutzen für die Produktivität.

Der Islam aber sieht in ihm zuallererst den "Menschen"

schlechthin und dies ist in jedem Fall die Basis seines

Wertes. Von diesem Vers werden fünf Erbschaftsregel

abgeleitet:

1. dass sowohl Männer als auch Frauen Anteil haben;

2. dass die Erbschaft unter allen Erben verteilt werden muss, wie geringfügig sie auch sein mag; jedoch kann ein Erbe nach gegenseitiger Absprache die Anteile anderer Erben erwerben;

3. dass das Gesetz sich auf Eigentum aller Art bezieht;

4. dass das Recht auf Erbschaft erst wirksam wird, wenn der Verstorbene Eigentum hinterläßt;

89 - Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

101

5. dass es deutlich wird, dass sich das Erbrecht in erster Linie auf die nächsten Verwandten bezieht.

Das islamische Erbrecht ist ein Meilenstein in der

Geschichte legaler und gesellschaftlicher Reformen. Im

vorislamischen Arabien haben Frauen aller Altersgruppen

sowie minderjährige Jungen überhaupt keinen Anteil am

Erbe ihres Ehemannes oder Vaters, nach dem Prinzip,

dass nur waffenfähige Männer auch erbfähig seien.

Ehefrauen, Töchter und Schwestern waren somit

grundsätzlich ausgeschlossen, auch minderjahrige Söhne

und Brüder.

In diesem Wortlaut handelt es sich um eine Empfehlung,

eine Art "ans-Herz-legen" aus Pietätsgründen für die

anwesenden Verwandten, Waisen und Arme, die keinen

rechtlichen Anspruch auf die Hinterlassenschaft haben,

vorausgesetzt, dass man ihnen bei diesem mildtätigen

Handeln freundliche Wort spricht. Die derartige

freiwillige Abgabe setzt logischerweise das

Einverständnis des erbberechtigten Erwachsenen. Vom

Erbanteil eines Minderjährigen ist die derartige Abgabe

nach islamischem Recht nicht erlaubt.

Ferner werden die Gefühle der Eltern angesprochen, die

selbst kleine Kinder haben, mit der Vorstellung, ihre

eigenen schwachen Nachkommen könnten ungeschützt

und unversorgt bleiben, ohne jemanden, der Erbarmen

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Qur’ān und Sunna in Relation

102

mit ihnen hat und sie schützt. Auf diese Weise soll ihre

Sympathie mit den Waisen geweckt werden, die ihrer

Obhut anvertraut sind.90

Von Ibn ‘Abbās (r) wurde überliefert:

”Als der Vers »Wahrlich, diejenigen, die der Waisen Gut

ungerecht aufzehren...« offenbart wurde, beeilte sich

jeder, der eine Waise unter seiner Obhut hatte, und

trennte ihre Speise von seiner Speise und ihren Trank von

seinem Trank, und was daraus übrigblieb ließ er solange

stehen, bis sie es vezehrte oder es verdarb. Dies wurde

schließlich unerträglich, und man erwähnte es dem

Propheten gegenüber, woraufhin Allāh den Vers

offenbarte: ›Sie befragen dich über die Waisen.‹91. Seitdem

vermischte er seine Speise mit ihrer Speise und sein

Getränk mit ihrem Getränk.“92

90 - ÜB. 91 - 2:220. 92 - BÜ.

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Qur’ān und Sunna in Relation

103

Muḥammad, der Prophet Allāhs (a.s.s.)

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Qur’ān und Sunna in Relation

104

Gerechte Lage für Frauen

O ihr, die ihr glaubt, euch ist nicht erlaubt, Frauen gegen ihren Willen zu beerben. Und hindert sie nicht (an der Verheiratung mit einem anderen), um einen

Teil von dem zu nehmen, was ihr ihnen (als Brautgabe) gabt, es sei denn, sie hätten offenkundig Hurerei

begangen. Verkehrt gütig mit ihnen; und wenn ihr Abscheu gegen sie empfindet, empfindet ihr vielleicht Abscheu gegen etwas, in das Allāh reiches Gut gelegt

hat. (4:19) Und wenn ihr eine Gattin gegen eine andere eintauschen wollt und ihr habt der einen ein Talent (als

Brautgabe) gegeben, so nehmt nichts von ihm fort. Wollt ihr es etwa in Verleumdung und offenbarer Sünde fortnehmen? (4:20) Und wie könntet ihr es

fortnehmen, wo ihr einander bereits beiwohntet, und sie mit euch einen festen Bund schlossen? (4:21) Und

heiratet keine Frauen, die eure Väter geheiratet hatten, es sei denn, es geschah bereits zuvor. Wahrlich, es ist

eine Schande und eine Abscheu und ein übler Weg. (4:22)

Ibn ‘Abbās, Allāhs Wohlgefallen auf beiden, berichtete:

”Der Qur’ān-Vers: ›O die ihr glaubt, euch ist nicht erlaubt,

Frauen gegen ihren Willen zu beerben ... ‹ wurde

offenbart, da folgender Brauchtum üblich war: Wenn ein

Mann starb, hatten seine Erben Vorrecht über seine

Witwe. Wenn einer unter ihnen sie heiraten wollte,

konnte er es tun; und wenn die Erben sie an einen

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Qur’ān und Sunna in Relation

105

anderen verheiraten wollten, so konnten sie es auch tun.

Wollten sie es nicht, so stand es ihnen auch zu; denn sie

hatten mehr Recht auf sie als ihre eigenen

Familienangehörigen. Deshalb wurde dieser Qur’ān-Vers

offenbart.“93

In der vorislamischen Zeit war es Brauch, dass wenn einer

starb, sein nächster Verwandter kam und seinen Mantel

bzw. Gewandt über die Witwe warf und sie als sein

Eigentum bzw. seine Beute betrachtete. Falls sie hübsch

war, heiratete er sie, und wenn sie hässlich war, so hielt er

sie fest bis zu ihrem Tod, um sie zu beerben, oder sie

musste sich mit Geld loskaufen. Nach islamischem Recht

steht es der Frau zu, nach dem Tod ihres Mannes frei zu

wohnen, wo sie möchte und - nach Ablauf ihrer

Wartefrist94 zu heiraten, wen sie will. Mit den Worten: "...

und wenn ihr Abscheu gegen sie empfindet, empfindet ihr

vielleicht Abscheu gegen etwas, in das Allāh reiches Gut

gelegt hat" macht Allāh (t) von der Ehe eine soziale

Einrichtung. Ein Mann kam zum Zweiten Kalifen ‘Umar

Ibn Al-Ḫaṭṭāb (r) und begehrte die Scheidung von seiner

Frau mit der Begründung, er liebe sie nicht. ‘Umar sagte

zu ihm:

”Wehe dir, werden die Familien nur auf Liebe gegründet!

93 - Bu. 94 - arab.: ‘Idda.

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Qur’ān und Sunna in Relation

106

Und wo bleiben dann die sozialen Bindungen und

Verpflichtungen?“95

Wenn das Zusammenleben trotz aller Geduld nicht mehr

möglich ist und es zur Scheidung kommen muss, so erhält

die geschiedene Frau ihre aufgeschobene Brautgabe im

vollen Umfang. Hier appeliert Allāh (t) an die Männer, die

Frauen gerecht zu behandeln, und erinnert dabei an den

abgeschlossenen Ehebund mit ihnen, durch den sie (die

Männer) Zugang zu ihrer Weiblichkeit durch den

Geschlechtsverkehr gefunden haben. Damit hebt der

Qur’ān Missstände aus der Zeit der Unwissenheit96 vor

dem Islam auf.

Propheten als Zeugen

Und wie, wenn Wir aus jedem Volk einen Zeugen herbeibringen und dich als Zeugen gegen diese

herbeibringen? (4:41)

Abdullāh Ibn Mas‘ūd berichtete:

”Der Prophet, Allāhs Segen und Friede auf ihm, sagte zu

mir:

»Lies mir (etwas vom Qur’ān) vor!«

95 - vgl. dazu den Titel: "Die Scheidung nach islamischem Recht", Islamische

Bibliothek. 96 - arab.: ıāhiliyya.

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Qur’ān und Sunna in Relation

107

Ich sagte:

»O Gesandter Allāhs, soll ich dir von dem vorlesen, was

dir selbst offenbart wurde?«

Er sagte: »Ja!« Da las ich ihm die Sura An-Nisā’ vor, und

als ich den Vers ›Und wie, wenn Wir aus jedem Volk einen

Zeugen herbeibringen und dich (o Muḥammad) als

Zeugen gegen diese herbeibringen?‹ erreichte, sagte er:

»Hör auf zu lesen!«

Da sah ich, dass Tränen aus seinen Augen flossen.“97

Diese Offenbarung beschreibt die Szene im Jenseits, wo

Sich Allāh (t) am Jüngsten Tag dem Gericht widmen wird.

Allāh hat angekündigt, dass Er alle Gemeinschaften und

Völker am Tage der Auferstehung vor Sich versammeln

wird. Dann wird Er ihnen ihre Propheten und Gesandten

als Zeugen vorführen, um diese bestätigen zu lassen, dass

Seine Botschaft wirklich alle Gemeinschaften erreicht hat.

Diese Propheten werden daraufhin bezeugen, dass alle

Gemeinschaften dazu aufgefordert wurden, nur an Allāh,

den Einen Gott zu glauben, und dass ihnen kundgetan

wurde, was wahrhaft und was falsch ist. Schließlich wird

der Prophet des Islam, der als Letzter, als Siegel der

Propheten kam, ihre Aussagen bestätigen und

bekräftigen, und er wird so für alle diese Propheten

Zeugnis ablegen.

97 - Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

108

Eine weitere Deutung dieser Worte ist, dass sich "diese"

auf die islamische Gemeinschaft bezieht. Danach wird der

Prophet Zeugnis dafür ablegen, dass alle Menschen, die

nach seiner Ankunft bis zum Jüngsten Tag auf die Welt

kamen, von der Botschaft des Qur’ān unterrichtet und vor

der Bestrafung im Jenseits gewarnt worden sind.

Die Gefährten des Propheten (a.s.s.) sagten aus, dass

jedesmal wenn der Prophet diesen Vers vortrug, ihn sein

Verantwortungsbewusstsein so sehr überkam, dass ihm

die Tränen herunterliefen. Dieser Vers beinhaltet vieles,

worüber wir nachdenken müssen.98

Betrunkenheit, Gebet und Reinheit

O ihr, die ihr glaubt, naht nicht dem Gebet, wenn ihr betrunken seid, bis ihr versteht, was ihr sprecht, noch

im Zustande der Unreinheit - ausgenommen als Reisende unterwegs, bis ihr den Ìusl vorgenommen habt. Und wenn ihr krank seid oder euch auf einer

Reise befindet oder einer von euch von der Notdurft zurückkommt oder wenn ihr die Frauen berührt habt

und kein Wasser findet, dann sucht guten (reinen) Sand und reibt euch dann Gesicht und Hände ab.

Wahrlich, Allāh ist Allverzeihend, Allvergebend. (4:43)

Über das Verbot der Gebetsverrichtung bei Betrunkenheit 98 - Nia; vgl. ÜB; ferner Qur’ān 5:109; 28:74f.

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Qur’ān und Sunna in Relation

109

wurde die Entscheidung Allāhs darüber im Qur’ān im 5.

Jahr n.H. in Al-Madῑna offenbart. "...wenn ihr betrunken

seid" ist ein Sammelbegriff für jeden Zustand geistiger

Untauglichkeit. Dies kann durch vorübergehende

Beeinträchtigungen des Bewusstseins durch Alkohol,

Rauschgift, Medikamente, Schwindelgefühl,

Schlaftrunkenheit usw. geschehen.

Aus diesem Grunde lehrte der Prophet (a.s.s.), dass

jemand, der sich sehr müde und schläfrig fühlt, so dass er

beim Gebet immer wieder einnickt, sein Gebet abbrechen

und erst einmal schlafen sollte. Auf den Reisenden

bezogen bedeutet dieser Text, dass zwischen der

größeren Unreinheit, die eine Gesamtwaschung des

Körpers erforderlich macht, und der kleineren

Unreinheit, die eine Gebetswaschung erfordert, nicht

unterschieden wird. Das gleiche gilt für den Kranken.99

‘Ā’iša (r) berichtete:

”Ich nahm von Asmā’ leihweise eine Halskette und verlor

sie unterwegs. Der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und

Friede auf ihm, schickte einen Mann, um diese zu suchen,

und er fand sie doch wieder. Inzwischen wurde das Gebet

fällig, während kein Wasser für die Leute vorhanden war;

so beteten sie trotzdem, und als sie zurückkamen, klagten

99 - s. Ibn Kaṯῑr: Tafsῑr I, 255; was die Gebetswaschung angeht vgl. den Titel:

"Aṣ-Ṣalāh - das Gebet im Islam", Islamische Bibliothek; vgl. ferner Qur’ān 5:6, 90f.

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Qur’ān und Sunna in Relation

110

sie dies dem Gesandten Allāhs, Allāhs Segen und Friede

auf ihm. Auf Grund dessen wurde der Qur’ān-Vers über

den Tayammum offenbart.“

Und Usaid Ibn Ḥuḍair sagte zu ‘Ā’iša:

”Allāh möge dich mit Gutem belohnen; denn, bei Allāh:

niemals geschah etwas, das dich betrübte, ohne dass Allāh

es zum Anlaß machte, um dir und den Muslimen Gutes zu

bescheren.“100

Der Prophet als Richter

Und Wir haben keinen Gesandten geschickt, außer damit ihm gehorcht werde mit Allāhs Erlaubnis. Und wären sie zu dir gekommen, nachdem sie sich gegen sich selber vergangen hatten, und hätten sie zu Allāh

um Verzeihung gefleht, und hätte der Gesandte für sie um Verzeihung gebeten, hätten sie gewiss Allāh

Allvergebend, Barmherzig gefunden. (4:64) Doch nein, bei deinem Herrn; sie sind nicht eher Gläubige, bis sie

dich zum Richter über alles machen, was zwischen ihnen strittig ist, und dann in ihren Herzen keine

Bedenken gegen deine Entscheidung finden und sich voller Ergebung fügen. (4:65)

Es wird folgendes überliefert: Der Vers 4:65 wurde in

100 - Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

111

einem ganz bestimmten Zusammenhang offenbart. Zur

Zeit des Propheten (a.s.s.) hatten ein Jude und ein

Heuchler Streit miteinander. Der Fall wurde schließlich

dem Propheten zur Entscheidung vorgetragen, der die

Sache zugunsten des Juden entschied. Daraufhin trat der

Heuchler zusammen mit dem Juden an einen Gefährten

des Propheten (a.s.s.) heran und meinte, dass er mit dem

Urteil des Propheten nicht zufrieden sei. Deshalb ersuche

er nun den Gefährten, den Fall zu entscheiden. Als der

Gefährte des Propheten das hörte, sagte er, dass für den

Fall, dass eine Person sich Muslim nennt und trotzdem

nicht die Entscheidung des Propheten akzeptiert, die

Sache mit dem Schwert entschieden wird.

Nachdem er das gesagt hatte, erschlug er den Heuchler

mit seinem Schwert. Die Angehörigen des Erschlagenen

berichteten dem Propheten (a.s.s.) von dem Vorfall,

woraufhin aus diesem Anlaß der Vers offenbart wurde.101

Mit diesem Vers ist deutlich gemacht worden, dass es, um

ein wirklicher Muslim zu werden, nicht ausreicht, strittige

Fälle dem Propheten (a.s.s.) zur Entscheidung vorzulegen

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Qur’ān und Sunna in Relation

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oder sie mit Hilfe der Gesetzgebung des Propheten lösen

zu lassen.

Es ist darüber hinaus erforderlich, dass man, nachdem

eine Entscheidung getroffen worden ist, vollkommen mit

ihr zufrieden ist. Zwar ist es erforderlich, dass man ein

Gefühl von Unzufriedenheit im Herzen hat, wenn die

Entscheidung unvorteilhaft ausgefallen ist; doch sollte

man sowohl verstandesmäßig als auch vom Standpunkt

der islamischen Grundsätze her keine Einwände gegen sie

haben.

Die Rechtsgelehrten haben aus diesem Vers gefolgert,

dass man sich selbst außerhalb der Grenzen des Islam

stellt, wenn man Zweifel gegenüber einer Entscheidung

des Propheten (a.s.s.) hat oder es ablehnt, diese zu

akzeptieren. Natürlich darf man darüber diskutieren, ob

eine Vorschrift wirklich vom Propheten (a.s.s.) selbst

gegeben worden ist, und wenn ja, was ihr Sinn und ihre

Bedeutung ist. Doch sobald es außer Zweifel steht, dass

der Prophet diese Vorschrift wirklich gegeben hat, sollte

es keine weitere Fragerei darüber geben.102

101 - Die Entscheidung Allāhs darüber im Qur’ān wurde im 4. Jahr n.H. in Al-

Madῑna offenbart. 102 - Nia; vgl. dazu Qur’ān 4:80.

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Qur’ān und Sunna in Relation

113

Gebet bei Furcht

Und wenn ihr durch das Land zieht, so ist es keine Sünde für euch, wenn ihr das Gebet verkürzt, wenn ihr

fürchtet, die Ungläubigen könnten euch bedrängen. Wahrlich, die Ungläubigen sind eure offenkundigen

Feinde. (4:101) Und wenn du unter ihnen bist und für sie das Gebet anführst, so soll ein Teil von ihnen (für das Gebet) bei dir stehen, doch sollen sie ihre Waffen tragen. Und wenn sie sich niederwerfen, so sollen sie

hinter euch treten und eine andere Abteilung, die noch nicht gebetet hat, soll mit dir beten; doch sollen sie auf

der Hut sein und ihre Waffen bei sich haben. Die Ungläubigen sähen es gerne, dass ihr eure Waffen und

euer Gepäck außer acht ließet, so dass sie euch auf einmal überfallen könnten. Und es ist keine Sünde für

euch, wenn ihr eure Waffen ablegt, falls ihr unter Regen leidet oder krank seid. Seid jedoch (immer) auf der

Hut. Wahrlich, Allāh hat für die Ungläubigen eine schmähliche Strafe bereitet. (4:102)

Der Ausdruck: "Und wenn du unter ihnen bist" bezieht

sich in erster Linie auf den Propheten (a.s.s.) und dann auf

jeden Führer der Gläubigen nach ihm.

‘Abdullāh Ibn ‘Umar, Allāhs Wohlgefallen auf beiden,

berichtete:

”Wir zogen mit dem Gesandten Allāhs, Allāhs Segen und

Friede auf ihm, zu einer Schlacht in der Nähe von Naǧd.

Als wir uns dem Feind gegenüber sahen, stellten wir uns

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Qur’ān und Sunna in Relation

114

(für den Kampf) in Reihen auf. Der Gesandte Allāhs,

Allāhs Segen und Friede auf ihm, stand auf, um uns beim

Gebet zu leiten, und mit ihm stand eine Gruppe zum

Beten, während sich eine andere Gruppe in Richtung des

Feindes begab.

Der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm,

betete mit denjenigen, die mit ihm waren eine Rak‘a und

zwei Niederwerfungen; dann ging diese Gruppe zur Stelle

der anderen Gruppe, die noch nicht gebetet hatte. Als sich

diese (Kämpfer für das Gebet) hinstellten, betete der

Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, mit

ihnen eine Rak‘a und zwei Niederwerfungen, dann sprach

er den Taslῑm. Daraufhin standen die anderen, und jeder

von ihnen betete für sich eine Rak‘a und zwei

Niederwerfungen.“

Und Ibn ‘Umar fügte hinzu, bezogen auf die Anweisung

des Propheten, Allāhs Segen und Friede auf ihm:

”... und wenn (der Feind) eine größere Zahl (an

Kämpfern) aufweist, dann sollen die Muslime das Gebet

stehend und reitend verrichten.“103

103 - Bu; vgl. dazu den Titel: "Aṣ-Ṣalāh - das Gebet im Islam", Islamische

Bibliothek.

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Qur’ān und Sunna in Relation

115

Gleichgültigkeit des Ehemannes

Und wenn eine Frau von ihrem Ehemann rohe Behandlung oder Gleichgültigkeit befürchtet, so soll es

keine Sünde für beide sein, wenn sie sich auf geziemende Art miteinander versöhnen; denn

Versöhnung ist gut. Die Menschen sind auf Habsucht eingestellt. Tut ihr jedoch Gutes und seid

gottesfürchtig, dann ist Allāh eures Tuns kundig. (4:128) Und ihr könnt zwischen den Frauen keine

Gerechtigkeit üben, so sehr ihr es auch wünschen mögt. Aber neigt euch nicht gänzlich (einer) zu, so dass ihr die andere gleichsam in der Schwebe lasst. Und wenn ihr es wiedergutmacht und gottesfürchtig seid, so ist

Allāh Allverzeihend, Barmherzig. (4:129) Und wenn sie sich trennen, so wird Allāh beiden aus Seiner Fülle Genüge tun; denn Allāh ist Huldreich und Allweise.

(4:130)

‘Ā’iša, Allāhs Wohlgefallen auf ihr, berichtete:

”Beim Qur’ān-Vers ›Und wenn eine Frau von ihrem

Ehemann rohe Behandlung oder Gleichgültigkeit

befürchtet, ...‹ handelt es sich um eine verheiratete Frau,

deren Mann von ihr nicht genug haben kann, und er

demzufolge die Scheidung von ihr begehrt, um eine

andere Frau zu heiraten. Die Frau sagt dann zu ihm:

»Behalte mich und lasse dich nicht von mir scheiden und

heirate dennoch eine andere; denn du bist von meinem

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Qur’ān und Sunna in Relation

116

Unterhalt und von deinen ehelichen Verpflichtungen mir

gegenüber entbunden. Dies geht auch wie folgt (aus

demselben Qur’ān-Vers) hervor: › ...so soll es keine Sünde

für beide sein, wenn sie sich auf geziemende Art

miteinander versöhnen; denn Versöhnung ist gut..‹“104

Die Offenbarung verlangt weder Gleichbehandlung in der

Liebe noch absolute Gerechtigkeit zwischen den

Ehefrauen; denn Liebe ist eine Sache des Herzens, über

die der Mensch keine Herrschaft hat. Deshalb ist der

Ausdruck: ”Und ihr könnt zwischen den Frauen keine

Gerechtigkeit üben, so sehr ihr es auch wünschen mögt“.

Die absolute Gerechtigkeit kann nur durch die Macht

Allāhs möglich sein. Der Mensch kann nur versuchen,

gerecht zu sein - soweit dies in seiner materiellen Kraft

liegt. Beispiel dafür ist die Gleichbehandlung in der

geschlechtlichen Beziehung und vermögensrechtlichen

Dingen, wie z.B. in der Wohnungsart, in der gleichen Höhe

des Geldes zum Lebensunterhalt usw. Unser Prophet

(a.s.s.) sagte:

”Wenn ein Mann zwei Frauen hat und er sich nur einer

von ihnen zuwendet, dann kommt er am Tag der

Auferstehung mit einer schiefen Körperseite.“105

Wenn keine Versöhnung mehr möglich ist und es

104 - Bu; Zu diesem Vers vgl. den Titel: "Die Scheidung nach islamischem

Recht", Islamische Bibliothek; ferner Qur’ān 4:34. 105 - Ti; vgl. dazu Qur’ān 4:3.

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Qur’ān und Sunna in Relation

117

zwischen den Eheleuten keine Gerneinsamkeiten mehr

gibt, ist die Trennung ein erlaubter Ausweg. Der Islam

bindet Eheleute nicht mit Ketten aneinander, sondern mit

Barmherzigkeit und Güte. Wenn diese sich erschöpft

haben, befiehlt er ihnen nicht, in einem Gefängnis des

Hasses und der Abscheu zu bleiben oder ihre innerliche

Trennung durch den äußeren Anschein zu überdecken.

Allāh segnet den benachteiligten Partner entweder mit

einem guten Ehegefährten oder mit einem besseren

Zustand.106

106 - ÜB.

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Qur’ān und Sunna in Relation

118

Keiner ist mit dem Hören eines Übels geduldiger als

Allāh: sie behaupten, Er habe einen Sohn, und Er hält sie trotzdem gesund

und gibt ihnen den Lebensunterhalt.

Muḥammad, der Prophet Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf

ihm.

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Qur’ān und Sunna in Relation

119

Jesus und die Juden

Als sie dann ihren Bund brachen und die Zeichen Allāhs verleugneten und die Propheten widerrechtlich töteten und sagten: ”Unsere Herzen sind hinter einem Schleier“

- aber nein, Allāh hat diese wegen ihres Unglaubens verschlossen, so dass sie nur wenig glauben. (4:155)

Und wegen ihres Unglaubens und wegen ihrer Behauptung, die sie gegen Maria mit einer enormen

Lüge vorbrachten (4:156) und wegen ihrer Rede: ”Wir haben den Messias, Jesus, den Sohn der Maria, den

Gesandten Allāhs, getötet“, während sie ihn doch weder erschlagen noch gekreuzigt hatten, sondern dies wurde

ihnen nur vorgetäuscht; und jene, die in dieser Sache uneins sind, sind wahrlich im Zweifel darüber; sie

haben keine Kenntnis davon, sondern folgen nur einer Vermutung; und sie haben ihn nicht mit Gewissheit

getötet. (4:157) Vielmehr hat Allāh ihn zu Sich emporgehoben, und Allāh ist Allmächtig, Allweise. (4:158) Und es gibt keinen unter den Leuten der

Schrift, der nicht vor seinem Tod daran glauben wird; und am Tage der Auferstehung wird er ein Zeuge gegen

sie sein. (4:159)

In diesen Versen werden die Verfehlungen der Kinder

Israels aufgeführt, derer sie sich schuldig gemacht haben.

Das Verschließen ihrer Herzen ist eine Folge ihres starren

Verhaltens. Dadurch sind sie so unempfindsam geworden,

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Qur’ān und Sunna in Relation

120

dass sie dem Glauben nicht treu bleiben könnten.107

Die Juden haben nicht nur das Prophetentum Jesu

verleugnet, sondern auch falsche Behauptungen gegen

seine Mutter Maria (a.s.) verbreitet.

”Diese Verleumdung kommt besonders in dem

mittelalterlichen jüdischen Buch "Toledot Jeshu" zum

Ausdruck und wird auch im Talmud angedeutet.“108

”... und wegen ihrer Rede: »Wir haben den Messias, Jesus,

den Sohn der Maria, den Gesandten Allāhs, getötet«: Das

heißt, weil die Juden dies behaupteten. Es ist indessen

auch möglich, dass die Juden das nur spöttisch gesagt

haben, wie es in ähnlicher Weise bei dem Wort des

Pharao über Moses in 26:27, der Fall ist, und dass Allāh

(t) im Qur’ān diese Aussage der Juden wieder aufgegriffen

hat, um Jesus anschließend zu loben oder um ihren üblen

Bericht durch einen trefflichen zu ersetzen. Aber sie

haben ihn in Wirklichkeit nicht getötet und auch nicht

gekreuzigt. Vielmehr erschien ihnen ein anderer ähnlich,

so dass sie ihn mit Jesus verwechselten und töteten.

In einem Ḥadῑṯ ist es überliefert: Eine Gruppe von Juden

beschimpfte Jesus und seine Mutter, worauf dieser Allāh

gegen sie anrief. Als Allāh sie nun in Affen und Schweine

verwandelte, kamen die Juden überein, Jesus zu töten.

107 - vgl. Qur’ān 2:88; 3:21. 108 - ÜB; vgl. Qur’ān 19:27-28, 34-37; 24:4.

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Qur’ān und Sunna in Relation

121

Darauf gab Allāh (t) ihm kund, dass Er ihn in den Himmel

erheben werde.

Es wurde ferner berichtet: Ein Mann heuchelte vor Jesus

und ging fort, um ihn anzuzeigen. Darauf verlieh Allāh

diesem Mann eine ähnliche Gestalt wie Jesus, und man

ergriff und kreuzigte ihn. Ferner sagt man: Der Jude

Titanus betrat in verräterischer Absicht ein Haus, in

welchem Jesus war, konnte ihn aber nicht finden. Darauf

verlieh ihm Allāh eine ähnliche Gestalt wie Jesus. Und als

er nun nach draußen kam, glaubte man, er sei Jesus, und

ergriff und kreuzigte ihn.

Ähnlich außergewöhnliche Dinge, wie man sie für die Zeit

des Prophetentums nicht unwahrscheinlich finden darf,

sind zu diesem Thema noch mehr berichtet worden.

Wenn Allāh die Juden hier tadelt, dann nur deshalb, weil

ihre Worte zeigten, dass sie sich Allāh gegenüber dreist

benahmen, Seinen Propheten trotz der Bestätigung durch

überwältigende Wunder töten wollten, und dabei

frohlockten. Allāh (t) hat sie nicht deshalb getadelt, weil

sie die Behauptung, Jesus getötet zu haben als ihre bloße

Meinung kundgegeben haben.

Als dieses Ereignis der Kreuzigung eines anderen an Jesu

Stelle stattfand, waren die Leute uneins. Einige Juden

sagten, Jesus sei ein Lügner, wir haben ihn wirklich

getötet. Andere zögerten, und einige von diesen sagten:

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Qur’ān und Sunna in Relation

122

"Wenn dieser Gekreuzigte Jesus ist, wo ist dann unser

Gefährte, der ihn verraten wollte?"

Andere sagten:

"Das Gesicht ist das von Jesus, der Leib aber ist der

unseres Gefährten".

Diejenigen aber, die gehört hatten, wie Jesus sagte:

"Allāh wird mich in den Himmel erheben", sprachen: "Er

ist in den Himmel erhoben worden."109

Abū Huraira, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, berichtete,

dass der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf

ihm, sagte:

”Ich schwöre bei Dem, in Dessen Hand mein Leben ist,

dass der Sohn der Maria alsbald zu euch als

Schiedsrichter entsandt werden wird; sodann wird er das

Kreuz brechen, das Schwein töten, den Krieg einstellen,

und das Geld wird sich so vermehren, dass keiner es wird

annehmen wollen. Stattdessen wird eine einzige

Niederwerfung (zur Anbetung Allāhs) besser sein, als die

Welt und das, was auf ihr ist.“

Abū Huraira fuhr fort:

”Lest, wenn ihr wollt: ›Und es gibt keinen unter den

Leuten der Schrift, der nicht vor seinem Tod daran

glauben wird; und am Tage der Auferstehung wird er ein

109 - Baid, Gät; vgl. Qur’ān 3:55; 5:116-117, 120.

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Qur’ān und Sunna in Relation

123

Zeuge gegen sie sein.‹110“

110 - Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

124

Die seitliche Verwandtschaft

Sie fragen dich um Belehrung. Sprich: ”Allāh belehrt euch über die seitliche Verwandtschaft: Wenn ein Mann

stirbt und keine Kinder hinterlässt, aber eine Schwester hat, dann erhält sie die Hälfte seiner

Erbschaft; und er beerbt sie, wenn sie keine Kinder hat. Sind es aber zwei (Schwestern), dann erhalten sie zwei Drittel von seiner Erbschaft. Und wenn sie Geschwister sind, Männer und Frauen, kommt auf eines männlichen

Geschlechts gleichviel, wie auf zwei weiblichen Geschlechts.“ Allāh macht euch das klar, damit ihr nicht irrt; und Allāh weiß über alle Dinge Bescheid. (4:176)

Al-Barā’, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, berichtete:

”Der zuletzt offenbarte Qur’ān-Vers ist am Schluss der

(vierten) Sura An-Nisā’, in der Allāh sagt: ›Sie fragen dich

um Belehrung. Sprich: Allāh belehrt euch über die

seitliche Verwandtschaft ... ‹“111

Der Vers setzt die Bestimmungen des Erbrechts im Qur’ān

fort. Dieser Vers wurde lange nach der Offenbarung dieser

Sura herabgesandt, so dass einige Kommentatoren ihn für

den chronologisch letzten Vers des Qur’ān halten. Nach

authentischer Überlieferung wurde er jedenfalls im Jahre

9 der Hiǧra offenbart, als diese Sura bereits als ganze

rezitiert wurde. Aus diesem Grund wurde der Vers nicht

zu den übrigen Versen über Erbschaft hinzugefügt, 111 - Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

125

sondern als Nachtrag am Ende angehängt.

Die "seitliche Verwandtschaft" wird bereits erklärt: Es

handelt sich um eine Person, die weder Eltern noch

Kinder als Erben hinterläßt, sondern Brüder und

Schwestern mütterlicherseits. Bei der Erkrankung ıābir

Ibn ‘Abdullāhs, der weder Eltern noch Kinder aber

Geschwister väterlicherseits hatte, wurde eine Erklärung

bezüglich der Geschwister väterlicherseits und der

Vollgeschwister nötig.

Als ıābir den Propheten danach fragte, kam der Vers am

Ende der Sura als Vervollständigung des

Familienrechts.112

112 - Für ausführliche Information darüber vgl. ÜB; ferner Qur’ān 4:12, 13,

127.

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Qur’ān und Sunna in Relation

126

Jedem Menschen obliegt die Pflicht einer Ṣadaqa (Almosen) für jedes

Gelenk seines Körpers und an jedem Tag, an dem die Sonne scheint; und das Schlichten

zwischen den Menschen ist von ihm eine geleistete Ṣadaqa.

Muḥammad, der Prophet Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf

ihm.

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Qur’ān und Sunna in Relation

127

Die vollkommne Religion

Verboten ist euch das Verendete sowie Blut und Schweinefleisch und das, worüber ein anderer als

Allāhs Name angerufen wurde; das Erdrosselte, das zu Tode Geschlagene, das zu Tode Gestürzte oder

Gestoßene und das, was Raubtiere angefressen haben, außer dem, was ihr geschlachtet habt, ferner das, was

auf einem heidnischen Opferstein geschlachtet worden ist, und ferner (ist euch verboten), dass ihr durch

Lospfeile das Schicksal zu erkunden sucht. Das ist eine Freveltat. Heute haben die Ungläubigen vor eurem Glauben resigniert; also fürchtet nicht sie, sondern fürchtet Mich. Heute habe Ich euch eure Religion

vervollkommnet und Meine Gnade an euch vollendet und euch den Islam zur Religion erwählt. Wer aber

durch Hungersnot gezwungen wird, ohne sündhafte Neigung - so ist Allāh Allverzeihend, Barmherzig.

(5:3)

Von ‘Umar Ibn Al-Ḫaṭṭāb (r) wurde berichtet, dass ein

Jude zu ihm sagte:

”O Führer der Gläubigen, es gibt einen Qur’ān-Vers113 in

eurem Buch, den ihr rezitiert. Wäre er auf uns Juden

herabgesandt worden, hätten wir den Tag seiner

Offenbarung zu einem Fest für uns gemacht.“

Er (‘Umar) fragte:

113 - arab.: Āya.

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Qur’ān und Sunna in Relation

128

”Welche Āya ist diese?“

Der Jude nannte den Wortlaut wie folgt: ›Heute habe Ich

euch eure Religion vollendet und Meine Gnade an euch

erfüllt und euch den Islam zum Glauben erwählt...‹

‘Umar sagte:

”Wir kennen doch diesen Tag und wissen, an welchem

Ort diese Āya auf den Propheten, Allāhs Segen und Friede

auf ihm, herabgesandt worden ist! Es war an einem

Freitag während er in ‘Arafa stand.“114

Dieser Vers bezeichnet das nahende Ende der Wirkung

des Propheten Muḥammad (a.s.s.); er (der Vers) wurde

am Freitag, dem 9. Ḏul-Ḥiǧǧa (im Jahre 10 der Hiǧra) in

‘Arafāt offenbart, und zwar am Höhepunkt des Oferfestes,

als der Prophet Muḥammad (a.s.s.) mit 120.000 Muslimen

die sog. Abschiedspilgerfahrt vollzog.115

114 - Bu. 115 - vgl. dazu Qur’ān 2:173, 219; 5:90.

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Qur’ān und Sunna in Relation

129

Wenn Fāṭima, die Tochter

Muḥammads, gestohlen hätte,

würde ich ihre Hand

abschneiden.

Muḥammad, der Prophet Allāhs (a.s.s.)

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Qur’ān und Sunna in Relation

130

Gehe du mit deinem Herrn

und kämpft

Und (damals) als Moses zu seinem Volk sagte: ”O mein Volk, besinnt euch auf Allāhs Huld gegen euch, als Er

aus eurer Mitte Propheten erweckte und euch zu Königen machte und euch gab, was Er keinem anderen auf der Welt gegeben hat. (5:20) O mein Volk, betretet das heilige Land, das Allāh für euch bestimmt hat, und kehret (Ihm) nicht den Rücken; denn dann werdet ihr als Verlorene umkehren.“ (5:21) Sie sagten: ”O Moses, siehe, dort lebt ein tyrannisches Volk, und wir werden

es (das Land) nicht betreten, ehe jene es nicht verlassen haben. Doch wenn sie es verlassen, dann wollen wir dort einziehen.“ (5:22) Es sagten zwei Männer von denen, die gottesfürchtig waren, und

denen Allāh Seine Gnade erwiesen hatte: ”Zieht durch das Tor ein und wendet euch gegen sie; seid ihr eingezogen, dann werdet ihr siegreich sein. Und

vertraut auf Allāh, wenn ihr Gläubige seid.“ (5:23) Sie sagten: ”O Moses, nimmermehr werden wir es betreten, solange jene dort sind. Gehe denn du mit deinem Herrn

und kämpft; wir bleiben hier sitzen.“ (5:24) Er sagte: ”Ich habe nur Macht über mich selbst und meinen

Bruder; darum scheide Du uns von dem aufrührerischen Volk.“ (5:25) Er sprach: ”Wahrlich, es (das Land) soll ihnen vierzig Jahre lang verwehrt sein; sie sollen auf der Erde umherirren. Und betrübe dich

nicht wegen des aufrührerischen Volkes.“ (5:26)

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Qur’ān und Sunna in Relation

131

Mit diesen Worten nimmt der Qur’ān die Geschichte der

Kinder Israels wieder auf, dass sie ihren Bund gebrochen

und ihren Glauben geschwächt haben. Darüber hinaus ist

die Geschichte direkt mit dem Ausdruck verbunden,

indem Moses (a.s.) die Kinder Israels in seiner Eigenschaft

als Überbringer froher Botschaft und Warner anspricht.

Dies bezieht sich auf die lange Reihe der Propheten vor

Moses, beispielsweise Abraham, Isaak, Ismael, Jakob und

andere.116

Die mit dem Kampf verbundenen Unannehmlichkeiten

entsprachen nicht den Wunschvorstellungen der Kinder

Israels. Denn in ihren Herzen fehlte der Glaube.117 Auf

Allāh allein sollen die Gläubigen vertrauen. Gottesfurcht

und Menschenfurcht können nicht nebeneinander in

einem Herzen Platz finden.118 Die Kinder Israels befanden

sich im Aufstand gegen Moses und Aaron. Ihre Antwort

an Moses war eine Gotteslästerung im wahrsten Sinne.

Ibn Mas‘ūd berichtete:

”Ich erlebte von Al-Miqdād Ibn Al-Aswad etwas, das ich

mir von mir selbst gewünscht hätte. Ich wünschte, ich

wäre selbst derjenige gewesen, der eine solche Handlung

beging: Er kam zum Propheten, Allāhs Segen und Friede

auf ihm, während er ein Bittgebet gegen die Götzendiener

116 - ÜB. 117 - ÜB, vgl. dazu Qur’ān 5:12. 118 - vgl. Qur’ān 2:189.

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Qur’ān und Sunna in Relation

132

sprach, und sagte zu ihm:

»Wir (Muslime) werden zu dir nicht dasselbe sagen, was

die Leute des Moses zu ihm sagten ›Gehe denn du mit

deinem Herrn und kämpft. ...‹ Vielmehr werden wir auf

deiner rechten Seite und auf deiner linken Seite und vor

dir und hinter dir kämpfen!«

Ich sah den Propheten, Allāhs Segen und Friede auf ihm,

wie sein Gesicht strahlte und er sich über das freute, was

er sagte.“119

Diese ziellose Wanderung war eine Strafe für alle, die das

Gebot Moses' nicht folgen wollten und ihn nicht im Kampf

gegen die Amelekiter unterstützten. Die Wanderung

dauerte etwa 40 Jahre von 1440 bis 1400 v.Chr. Für die

jüngere Generation war es anscheinend eine Art Training,

bei dem sie sich an ein hartes Leben gewöhnen und

Qualitäten entwickeln sollten, die ihnen die Erfüllung

ihrer Aufgabe ermöglichten.120

119 - Bu. 120 - ÜB.

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Qur’ān und Sunna in Relation

133

Der wahre Starke ist nicht derjenige, der in einem Ringkampf

siegt, sondern der wahre Starke ist derjenige,

der sich in seinem Zorn beherrscht.

Muḥammad, der Prophet Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf

ihm.

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Qur’ān und Sunna in Relation

134

Die ganze Menschheit töten!

Und verlies ihnen in Wahrheit die Geschichte von den zwei Söhnen Adams, als sie beide ein Opfer

darbrachten, und es von dem einen angenommen und von dem anderen nicht angenommen wurde. Da sagte

dieser: ”Wahrhaftig, ich schlage dich tot.“ Jener erwiderte: ”Allāh nimmt nur von den Gottesfürchtigen (Opfer) an. (5:27) Wenn du auch deine Hand nach mir ausstreckst, um mich zu erschlagen, so werde ich doch

nicht meine Hand nach dir ausstrecken, um dich zu erschlagen. Ich fürchte Allāh, den Herrn der Welten. (5:28) Ich will, dass du die Last meiner Sünde und

deiner Sünde trägst und so unter den Bewohnern des Feuers bist, und dies ist der Lohn der Frevler.“ (5:29) Doch er erlag dem Trieb, seinen Bruder zu töten; also erschlug er ihn und wurde einer von den Verlierern.

(5:30) Da sandte Allāh einen Raben, der auf dem Boden scharrte, um ihm zu zeigen, wie er den Leichnam seines Bruders verbergen könne. Er sagte: ”Wehe mir! Bin ich nicht einmal imstande, wie dieser Rabe zu sein und den

Leichnam meines Bruders zu verbergen?“ Und da wurde er reumütig. (5:31) Deshalb haben Wir den

Kindern Israels verordnet, dass, wenn jemand einen Menschen tötet, ohne dass dieser einen Mord begangen

hätte, oder ohne dass ein Unheil im Lande geschehen wäre, es so sein soll, als hätte er die ganze Menschheit getötet; und wenn jemand einem Menschen das Leben

erhält, es so sein soll, als hätte er der ganzen

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Qur’ān und Sunna in Relation

135

Menschheit das Leben erhalten. Und Unsere Gesandten kamen mit deutlichen Zeichen zu ihnen; dennoch,

selbst danach begingen viele von ihnen Ausschreitungen im Land. (5:32)

Der Fall von den beiden Söhnen Adams, die im Qur’ān

nicht namentlich genannt werden, wird historisch als der

erste Mord in der Geschichte bezeichnet. Die Worte

zeigen die Belehrung Allāhs an den Menschen in hilflosen

Lagen. Hier geht es um das erste Menschenbegräbnis auf

Erden.121

‘Abdullāh, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, berichtete, dass

der Prophet, Allāhs Segen und Friede auf ihm, sagte:

”Kein Mensch wird ermordet, ohne dass der erste Sohn

Adams einen Teil derartige Schuld mitträgt!“122

Die Aussage des Propheten (a.s.s) stimmt mit dem Qur’ān

überein; denn dort wird dies mit dem Ausdruck

begründet: "Deshalb haben Wir den Kindern Israels

verordnet ...".

Man kann diese Schuld erst verstehen, wenn der erste

Mensch durch ein Unglück oder durch den Angriff eines

Raubtieres umgekommen wäre; hier dann wären die

heutigen Milliarden Menschen nicht zustande gekommen.

Mit dem Mord an einen Menschen wird seine 121 - Was die Belehrung des Menschen angeht, vgl. die Einleitung des Titels:

"Islam für Schüler", Islamische Bibliothek. 122 - Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

136

Nachkommenschaft von der Existenz auf dieser Erde

abgeschnitten.

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Qur’ān und Sunna in Relation

137

Leben um Leben

Wir hatten ihnen darin vorgeschrieben: Leben um Leben, Auge um Auge, Nase um Nase, Ohr um Ohr und

Zahn um Zahn; und für Verwundungen gerechte Vergeltung. Wer aber darauf verzichtet, dem soll das eine Sühne sein; und wer nicht nach dem richtet, was

Allāh herabgesandt hat - das sind die Ungerechten. (5:45)

Anas, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, berichtete:

”Ein Jude schlug zwischen zwei Steinen in seinen Händen

den Kopf eines jungen Mädchens; es wurde dann befragt:

»Wer hat das mit dir gemacht? Ist es der Soundso, oder

der Soundso?«

Als der Name des Juden erwähnt wurde, nickte es mit

dem Kopf. Der Jude wurde dann verhaftet, und er gestand

die Tat. Der Prophet, Allāhs Segen und Friede auf ihm,

ließ ihn dann abführen und seinen Kopf gleichermaßen

zwischen zwei Steinen schlagen.“123

Diese strafrechtlichen Bestimmungen der Thora gelten

entsprechend im islamischen Recht und werden in ihrem

Kern verwendet, jedoch unter Vorbehalt, dass das Opfer

einer verbrecherischen Tat dem Täter als Sühne für sich

selbst vergeben kann. Dies entspricht der

123 - Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

138

Vergebungslehre von Jesus und Muḥammad. Denn unser

Prophet (a.s.s.) sagte:

”Wenn jemand einen anderen verletzt und dieser auf die

Vergeltung verzichtet, werden ihm soviel von seinen

Sünden getilgt, wie seine Vergebung ausmacht.“124

O du Gesandter! Verkünde!

O du Gesandter! Verkünde, was zu dir von deinem Herrn herabgesandt wurde; und wenn du es nicht tust, so hast du Seine Botschaft nicht verkündigt. Und Allāh wird dich vor den Menschen schützen. Wahrlich, Allāh weist den ungläubigen Leuten nicht den Weg. (5:67)

Der Vers ist an Muḥammad, den Gesandten Allāhs, Allāhs

Segen und Friede auf ihm, gerichtet. Die Satzaussage

umreißt die Art des Verkündungsauftrags des Propheten.

Masrūq berichtete:

”‘Ā’iša, Allāhs Wohlgefallen auf ihr, sagte zu mir:

»Wer zu dir sagt, dass Muḥammad, Allāhs Segen und

Friede auf ihm, ein Teil dessen verschwieg, was ihm

offenbart wurde, so wisse, dass er lügt; denn Allāh sagt:

›O du Gesandter! Verkünde, was zu dir von deinem Herrn

herabgesandt wurde ...‹“125

124 - vgl. Qur’ān 5:47-48; 42:40-43. 125 - Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

139

Und von ıābir und Ibn ‘Abbās wurde überliefert, dass der

Prophet (a.s.s.) ständig von seinen Gefährten bewacht

wurde, und dass sein Onkel täglich zu seiner Bewachung

Männer der Banū Hāšim mit ihm geschickt hat, bis dieser

Vers offenbart wurde. Der Prophet selbst sagte dann:

”O Onkel, da Allāh mich beschützt, brauche ich deine

Männer nicht mehr.“

Mit dem Wort "Menschen" in diesem Vers sind jene

Ungläubigen gemeint. Hier wird Bezug genommen auf die

Ereignisse der "Hiǧra".126

Wenn ihr nur wüsstet, was ich weiß,

würdet ihr wenig lachen und viel weinen.

Muḥammad, der Prophet Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm.

126 - vgl. den Titel: "Der Weg nach Yaṯrib", Islamische Bibliothek.

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Qur’ān und Sunna in Relation

140

Berauschendes und Glücksspiel

O ihr, die ihr glaubt! Berauschendes, Glücksspiel, Opfersteine und Lospfeile sind ein Greuel, das Werk

Satans. So meidet sie, auf dass ihr erfolgreich seid (5:90); Satan will durch das Berauschende und das Losspiel nur Feindschaft und Hass zwischen euch

auslösen, um euch vom Gedenken an Allāh und vom Gebet abzuhalten. Werdet ihr euch denn abhalten

lassen? (5:91) Und gehorcht Allāh und gehorcht dem Gesandten und seid auf der Hut. Kehrt ihr euch jedoch von ihm ab, dann wisst, dass Unserem Gesandten nur die deutliche Verkündigung obliegt. (5:92) Denen, die

glauben und gute Werke tun, soll als Sünde nicht angerechnet werden, was sie aßen, wenn sie

gottesfürchtig sind und glauben und gute Werke tun, und abermals fürchten und glauben, dann nochmals

fürchten und Gutes tun. Und Allāh liebt jene, die Gutes tun. (5:93)

Ṣuhaib berichtete:

”Anas Ibn Mālik, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, sagte zu

mir:

»Wir kannten nichts Berauschendes außer eurem Fadῑḫ,

das ihr Al-Fadῑḫ nennt. Seinerzeit diente ich sowohl Abū

Ṭalḥa als auch dem Soundso und dem Soundso als

Mundschenk. Da kam ein Mann und sagte zu uns:

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Qur’ān und Sunna in Relation

141

»Habt ihr von der Nachricht gehört?«

Sie erwiderten:

»Worum geht es denn?«

Er sagte:

»Das Berauschende ist verboten worden!«

Darauf sagten sie:

»Vergieße den Inhalt dieser Krüge, Anas!«

Seitdem haben sie unmittelbar nach der Nachricht des

Mannes weder weiter gefragt noch danach getrauert.“127

Und Ibn ‘Umar berichtete:

”Ich hörte ‘Umar, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, sagen -

während er auf dem Podest des Propheten, Allāhs Segen

und Friede auf ihm - stand:

»Sodann, ihr Menschen! Wahrlich, das Verbot des Al-

Ḫamr (das Berauschende) ist offenbart worden, (und

dies ist) aus Weintrauben, Datteln, Honig (bzw. Sirup),

Weizen, Gerste; und Al-Ḫamr ist alles, was die

Geisteskraft des Menschen beeinträchtigt.«“128

Über das Alkoholverbot, wurde die Entscheidung Allāhs

darüber im Qur’ān im 6. Jahr n.H. in Al-Madῑna

offenbart.129 "Berauschendes" ist ein allumfassender

Begriff, der in diesem Vers Rauschmittel und alkoholische

Getränke einschließt. Glücksspiel, Opfersteine und

127 - Bu. 128 - Bu. 129 - Ibn Kaṯῑr: Tafsῑr I, 255.

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Qur’ān und Sunna in Relation

142

Lospfeile galten als Brauchtum aus der Zeit der

Unwissenheit vor dem Islam.130 Die Lospfeile wurden zum

Wahrsagen benutzt. Die Verbreitung der Glücksspielsucht

und ihre sozialen Folgen sind mit der Rauschgiftsucht zu

vergleichen.

Während aber der Drogensucht große Aufmerksamkeit in

der Öffentlichkeit zuteil werde, werde die Gefahr, die von

der Spielsucht ausgehe, unterschätzt. In Deutschland gibt

es nach Einschätzung etwa 2,5 Millionen Alkoholiker und

jeweils 100.000 Drogen- und Glücksspielabhängige. Die

Sucht nach dem Glücksspiel habe sich mit dem steigenden

Angebot von Spielhallen und Casinos ausgeweitet. Zu

Beginn dieses Jahrzehnts sei die Zahl der Abhängigen

noch auf 80.000 geschätzt worden. Während es 1974 erst

dreizehn Spielbanken in Deutschland gegeben habe, seien

es heute 42. Zwanzig weitere seien in Planung.

Allein in Hamburg soll es zehnmal so viele

Spielautomaten geben wie in ganz Bayern. Die

Glücksspielsucht sei als eigenständige Krankheit

anzuerkennen. Die stationäre Therapie koste je Einzelfall

mindestens 12.500 Euro. Jährlich ließen sich bis zu 1500

Süchtige stationär und bis zu 6000 ambulant behandeln.

Die Erfolgsquote liege mit 40% zwar nicht so hoch wie bei

Alkoholikern, aber höher als bei Rauschgiftsüchtigen

130 - arab.: ıāhiliyya.

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Qur’ān und Sunna in Relation

143

(25%). Der Spieler werde unfähig zur Abstinenz, das Spiel

werde zum zentralen Inhalt seines Lebens, er rutsche

womöglich in die Beschaffungskriminalität ab. Ein

abhängiger Automatenspieler verbringe im Durchschnitt

an fünf Tagen in der Woche vier bis fünf Stunden am

Automaten.

Der mittlere Tageseinsatz betrage 175 Euro. Der Spieler

werfe mehr als 2.500 Euro im Monat in Automaten ein.

Die Fachleute berichteten von einem leitenden

Bankmitarbeiter, der als Systemspieler zehn Millionen

Euro beim Lotto verloren habe. Aus ihrer Beratungspraxis

berichteten die Therapeuten aber von einem Mann, der

seinen Arbeitsplatz aufgegeben habe, um 25.000 Euro

Abfindung zu erhalten. Das Geld habe er innerhalb von

zwei Wochen beim Lottospielen gesetzt und verloren.

Schulden in Höhe mehrerer hunderttausend Euro wegen

der Spielsucht seien keine Seltenheit. Auch begingen

Spieler Diebstahl in der eigenen Familie. Eltern sollten

achtgeben, wenn ihre Kinder sagten, sie gingen zum

Billardspiel. Das Suchtpotential steige mit der

Geschwindigkeit der Spielfolge. Gefährdet seien

Besuchern von Spielhallen, Casinos oder

Pferdewettstationen. Meist gerieten Männer im Alter

zwischen zwanzig und dreißig Jahren in den Teufelskreis

der Spielsucht.

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Qur’ān und Sunna in Relation

144

In Spielhallen mit niedrigen Eintrittsbarrieren und auf

den ersten Blick niedrigen Spieleinsätzen sammeln sich

nach Angaben der Fachleute eher Angehörige der

Unterschicht oder der unteren Mittelschicht. Ein

Therapeut aus Süddeutschland schilderte den aus seiner

Sicht typischen Fall eines jungen Mannes, der regelmäßig

ein Drittel seines Nettoeinkommens von 750 bis 1.000

Euro verspiele. Irgendwann beginne für ihn der Zwang zu

spielen, weil er nur durch das Spiel den Geldverlust, den

er erfahre, meine ausgleichen zu können. Das

Einstiegsmotiv in die Spielsucht sei meist die Aussicht auf

Gewinn.

Dem Spieler werde vorgegaukelt, er könne mit den Tasten

am Gerät den Spielablauf entscheidend beeinflussen, in

Wahrheit stehe der Ausgang des Spiels aber fest. Das Spiel

selbst wecke Gefühle, es stimuliere, führe zu Euphorie,

erlaube die Flucht aus dem Alltag und versetze den

Spieler in einen Trancezustand, in dem er die Zeit nicht

mehr wahrnehme. Schließlich werde der Spieler

psychisch abhängig.131

131 - FAZ Nr. 267/97 (Geldsummen wurden hier zeitgemäß in Euro

umgewandelt); vgl. Qur’ān 2:219; 4:43; 5:4; ferner den Titel: "Handbuch der Zakāh und der islamischen Wirtschaftslehre", Islamische Bibliothek.

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Qur’ān und Sunna in Relation

145

Wem Allāh Gutes zuteil werden lassen will,

den prüft Er.

Muḥammad, der Prophet Allāhs (a.s.s.)

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Qur’ān und Sunna in Relation

146

Fragt nicht!

O ihr, die ihr glaubt! Fragt nicht nach Dingen, die, wenn sie euch enthüllt würden, euch unangenehm wären;

und wenn ihr danach zur Zeit fragt, da der Qur’ān niedergesandt wird, werden sie euch doch klar. Allāh

hat euch davon entbunden; und Allāh ist Allverzeihend, Nachsichtig. (5:101) Es haben schon vor euch Leute

nach solchen (Dingen) gefragt, doch dann versagten sie ihnen den Glauben.

(5:102)

Ibn ‘Abbās, Allāhs Wohlgefallen auf beiden, berichtete:

”Es gab einige Menschen, die dem Gesandten Allāhs,

Allāhs Segen und Friede auf ihm, Fragen nur aus Spott

stellten: Einer z.B. fragte ihn:

»Wer ist mein Vater?« Und der andere, dessen Kamelstute

sich verirrte, fragte: »Wo ist meine Kamelstute?«

Darauf offenbarte Allāh folgenden Qur’ān-Vers: ›O ihr

Gläubigen! Fragt nicht nach Dingen, die, wenn sie euch

enthüllt würden, euch unangenehm wären ... ‹“132

Die überflüssigen Fragen nach etwas, was Allāh (t)

niemandem auferlegt hat: In diesem Sinne ist der

Ausdruck "ihre überflüssigen Fragen" in dem Ḥadῑṯ

aufzufassen. Es kann sein, dass sich aus den betreffenden

132 - Bu; vgl. ÜB; ferner Qur’ān 2:204.

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Qur’ān und Sunna in Relation

147

Fragen entsprechende Verpflichtungen ergeben, die

Beschwerlichkeiten nach sich ziehen. Darauf zielen die

Worte des Propheten, Allāhs Segen und Friede auf ihm,

ab:

”Und Er (Allāh) hat euch aus Barmherzigkeit Dinge

verschwiegen. So fragt nun nicht danach.“

Von ‘Alyy, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, wird überliefert:

”Als der Qur’ān-Vers »Und die Menschen sind Allāh

gegenüber verpflichtet, die Pilgerfahrt nach dem Haus zu

machen, soweit sie sich auf den Weg dorthin machen

können«133 offenbart worden war, fragte ein Mann den

Propheten, Allāhs Segen und Friede auf ihm: »Jedes Jahr, o

Gesandter Allāhs?« Darauf wandte sich der Prophet,

Allāhs Segen und Friede auf ihm, von ihm ab, doch jener

wiederholte seine Frage zwei oder dreimal. Schließlich

sagte der Gesandte Allāhs:

»Ich bin nahe daran, "ja" zu sagen. Doch bei Allāh! Sagte

ich ja, so würde es zur Pflicht werden; und wenn es zur

Pflicht würde, könntet ihr sie nicht erfüllen. So lasst mich

(damit) in Ruhe, solange ich auch euch (damit) in Ruhe

lasse. Diejenigen aber, die vor euch waren, richteten ihre

überflüssigen Fragen und ihre

Meinungsverschiedenheiten mit ihren Propheten

133 - 3:97.

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Qur’ān und Sunna in Relation

148

zugrunde.134 Wenn ich euch nun etwas anordne, so führt

davon aus, so viel ihr vermögt. Wenn ich euch jedoch

etwas verbiete, so haltet euch davon fern.«

Daraufhin offenbarte Allāh (t) diese Worte. Dieses Verbot,

Fragen nach Dingen zu stellen, die einem nachher Leid

tun, galt nur für die Zeit des Gesandten Allāhs. Nachdem

aber das offenbarte Gesetz in Kraft getreten war und man

vor weiteren Hinzufügungen sicher sein konnte, war das

Verbot mit dem Verschwinden seines Anlasses

aufgehoben.135

134 - z.B. die Streitfragen, die die Kinder Israels Moses (a.s.) stellten; vgl.

Qur’ān 2:68-71. 135 - vgl. den Titel: "Ḥadῑṯ für Schüler", Islamische Bibliothek.

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Qur’ān und Sunna in Relation

149

Schürt keinen gegenseitigen

Hass unter euch. Seid auf

einander nicht neidisch. Wendet

euch nicht voneinander ab und

seid Allāhs Diener, brüderlich

zueinander. Es ist dem Muslim

nicht erlaubt, seinen Bruder

länger als drei Tage zu meiden.

Muḥammad, der Prophet Allāhs (a.s.s.)

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Qur’ān und Sunna in Relation

150

Menschen, Vögel und Getier

Sie sagen: ”Warum wird nicht ein Zeichen zu ihm herabgesandt von seinem Herrn!“ Sprich: ”Allāh hat die

Macht, ein Zeichen herabzusenden, doch die meisten von ihnen wissen es nicht!“ (6:37) Es gibt kein Getier

auf Erden und keinen Vogel, der auf seinen zwei Schwingen dahinfliegt, die nicht Gemeinschaften wären so wie ihr. Nichts haben Wir in dem Buch ausgelassen. Vor ihrem Herrn sollen sie dann versammelt werden.

(6:38) Die aber Unsere Zeichen leugnen, sind taub und stumm in Finsternissen. Allāh führt, wen Er will, in die

Irre, und wen Er will, den führt Er auf einen geraden Weg. (6:39)

Die Götzendiener stellen Fragen ohne zu begreifen, dass

Allāh (t) der Allmächtige Schöpfer und kein

Vollzugsgehilfe für ihre Wünsche ist. In der Schöpfung

selbst liegen genug Zeichen und Beweise für Allāhs Macht,

wie z.B. hier das Getier und die Vögel, die in ihrem

wunderbaren Gemeinwesen menschenähnliche

Funktionen haben. Dazu ist noch zu bemerken, dass zum

"Getier" verschiedene Arten, wie z.B. Wassertiere,

Landtiere, Insekten und viele andere mannigfache

Gattungen, gehören. Ebenso ist es der Fall mit den Vögeln.

Allāh (t) gibt jedem die Gelegenheit, den rechten Weg zu

finden und zu befolgen; wenn aber ein Mensch seine

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Qur’ān und Sunna in Relation

151

Augen, seine Ohren und seinen Verstand der Rechtleitung

verschließt, so gelten für ihn die Worte im Qur’ān.136

Abū Huraira, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, berichtete,

dass er den Gesandten Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf

ihm, folgendes sagen hörte:

”Eine Ameise biss einen der Propheten, der daraufhin

seinen Befehl gab, das ganze Ameisendorf zu verbrennen.

Und Allāh gab ihm folgendes ein: »Nur weil dich eine

einzige Ameise gebissen hat, hast du dafür eines der

Völker verbrennen lassen, das Allāh lobpreist?«“137

136 - vgl. Qur’ān 6:59; 7:203; 10:20, 41-44; 14:4. 137 - Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

152

Verrichtet einige eurer Gebete in euren

Wohnungen und macht sie nicht zu

Friedhöfen.

Muḥammad, der Prophet Allāhs (a.s.s.)

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Qur’ān und Sunna in Relation

153

Glauben und Ungerechtigkeiten

Die da glauben und ihren Glauben nicht mit Ungerechtigkeiten vermengen - sie sind es, die

Sicherheit haben und die rechtgeleitet werden. (6:82)

‘Abdullāh, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, berichtete:

”Als der Qur’ān-Vers ›Die da glauben und ihren Glauben

nicht mit der Ungerechtigkeit vermengen...‹ offenbart

wurde, empfanden die Muslime eine große Belastung und

sagten: »O Gesandter Allāhs, wer von uns begeht kein

Unrecht gegen sich selbst?«

Der Prophet sagte:

»Es ist nicht so; hier handelt es sich um die Beigesellung.

Habt ihr nicht davon gehört, was Luqmān zu seinem Sohn

sagte, indem er ihn ermahnte? Er sagte: ›O mein Sohn,

setze Allāh keine Götter zur Seite; denn Götzendienst ist

fürwahr eine schwere Sünde .‹138«“

Jede gute Tat ist ein Almosen. Muḥammad, der Prophet Allāhs (a.s.s.)

138 - Qur’ān: 31:13; Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

154

Satan will euch verführen!

Er (Allāh) sprach: ”Was hinderte dich daran, dich niederzuwerfen, nachdem Ich es dir befohlen habe?“ Er

(Satan) sagte: ”Ich bin besser als er. Du hast mich aus Feuer erschaffen, ihn (den Menschen) aber erschufst Du aus Lehm!“ (7:12) Er sprach: ”Hinab mit dir von hier; es ziemt sich nicht für dich, hier hochmütig zu

sein. Hinaus denn; du bist wahrlich einer der Erniedrigten.“ (7:13) Er sagte: ”Gewähre mir Aufschub bis zu dem Tage, da sie auferweckt werden.“ (7:14) Er

sprach: ”Dir sei Aufschub gewährt.“ (7:15) Er sagte: ”Darum, dass Du mich hast abirren lassen, will ich ihnen gewiss auf Deinem geraden Weg auflauern.

(7:16) Dann will ich über sie von vorne und von hinten kommen, von rechts und von links, und Du wirst die Mehrzahl von ihnen nicht dankbar finden.“ (7:17) Er

sprach: ”Hinweg mit dir, (sei) verachtet und verstoßen! Wahrlich, wer von ihnen dir folgt - Ich werde mit euch

allesamt Ǧahannam füllen.“ (7:18)

Ṯaubān, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, berichtete:

”Der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm,

sagte:

»Wer ohne Hochmut,139 Untreue und unbezahlte

139 - Hochmut stellt ein großes Übel im Leben des Menschen dar, und dieser

ist der Grund im Qur’ān 7:12ff.; 15:37, dass Satan von seinem Schöpfer verdammt und verstoßen wurde.

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Qur’ān und Sunna in Relation

155

Schulden stirbt, geht ins Paradies.«“140

Hier versucht das Geschöpf Iblῑs, sich anzumaßen und

kritisch gegen den Willen des Allmächtigen Schöpfers zu

argumentieren. Beachte, dass Iblῑs aus Feuer erschaffen

war, nicht aus Licht wie die Engel. Eine weitere falsche

Prämisse in seiner Argumentation. Feuer und Erde sind

beide träge materielle Substanzen, deswegen kann man

keine von den beiden als überlegen betrachten. Beachte

Iblis' tückische Argumentation; seinen Egoismus, der ihn

veranlasst, sich über den Menschen stellen zu wollen; und

seine Verlogenheit, mit der er die Tatsache ignoriert, dass

Allāh (t) nicht nur den Körper des Menschen aus Erde

erschaffen, sondern ihm auch eine Seele aus Seinem Geist

verliehen hat; mit anderen Worten, dass Er ihn das Wesen

der Dinge gelehrt und ihn über die Engel erhoben hat.141

Allāh (t) degradiert Iblῑs und verwehrt ihm den hohen

Rang mitten in der Gemeinschaft der Engel. Die

Beschaffenheit des Ortes, den Iblῑs verlassen musste, ist

im Qur’ān nicht in Details geschildert. Man kann davon

ausgehen, dass es sich entweder um das Paradies oder um

einen Ort der Wonne mit paradisichen Eigenschaften

handelt. Auch die Hochmütigen unter Menschen werden

dort keine Bleibe finden. Iblῑs bereute nicht einmal seinen

140 - Ti. 141 - ÜB; vgl. Qur’ān 7:11.

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Qur’ān und Sunna in Relation

156

Ungehorsam, sondern besteht auf seinen erwähnten

Standpunkt und verlangt Aufschub, der ihm auch gewährt

wurde. Gemäß diesem Aufschub wird Iblῑs ein Leben auf

dieser Erde bis zum Tage der Auferstehung gewährt.142

Dennoch erklärte Iblῑs seine Rache nach dem ihm

gewährten Aufschub, indem er behauptete, Allāh (t) habe

ihn irregeführt, während doch in Wirklichkeit seine

Auflehnung gegen Allāh die ewige Verdammung

hervorgerufen hat; er droht nunmehr, die Nachkommen

Adams gegen ihren Erhabenen Schöpfer aufzuwiegeln.

Dies hat zur Folge, dass er sie zur Hölle treiben will.143 Es

folgt kurz und bündig das ewige Urteil Allāhs über das

Schicksal Satans und dessen, der ihm folgt. Im Höllenfeuer

namens Ǧahannam144 gibt es genug Platz für alle

Verachteten und Verstoßenen.

142 - vgl. dazu Qur’ān 7:40, 15:34-38. 143 - vgl. dazu Qur’ān 15:39-40; 17:61-65. 144 - Einer von mehreren Namen des Höllenfeuers im Qur’ān.

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Qur’ān und Sunna in Relation

157

Allāh gab dem Menschen genug Zeit, um sich zu

entschuldigen, indem Er sein Lebensalter verlängerte, bis er sechzig Jahre alt wurde.

Der Gesandte Allāhs (a.s.s.)

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Qur’ān und Sunna in Relation

158

Groll von Herzen entfernen

Diejenigen aber, die glauben und gute Werke tun - Wir belasten keine Seele über ihr Vermögen hinaus, sie sind die Bewohner des Paradieses; darin sollen sie auf ewig verweilen. (7:42) Und Wir wollen alles hinwegräumen,

was an Groll in ihren Herzen sein mag. Unter ihnen sollen Bäche fließen. Und sie werden sagen: ”Alles Lob

gebührt Allāh, Der uns zu diesem (Paradies) rechtgeleitet hat! Wir hätten den Weg nicht zu finden

vermocht, wenn Allāh uns nicht rechtgeleitet hätte. Die Gesandten unseres Herrn haben in der Tat die

Wahrheit gebracht.“ Und es soll ihnen zugerufen werden: ”Das ist das Paradies, das euch zum Erbe gegeben wird für das, was ihr getan habt.“ (7:43)

Abū Sa‘ῑd Al-Ḫudryy, Allāhs Wohlgefallen auf ihm,

berichtete, dass der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und

Friede auf ihm, sagte:

”Die Gläubigen, die (am Tage des Jüngsten Gerichts) vor

dem Höllenfeuer gerettet worden sind, werden auf einer

Brücke zwischen dem Paradies und dem Höllenfeuer

angehalten. Dort erzählt jeder jedem über die

Beschwerden, die es einst zwischen ihnen im Diesseits

gab. Wenn sie zu dem Punkt gelangen, an dem sie ihre

diesbezüglichen Beschwerden abgeschüttelt haben und

von jedem Groll rein geworden sind, wird ihnen die

Erlaubnis zum Eintreten ins Paradies gegeben. Ich

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Qur’ān und Sunna in Relation

159

schwöre bei Dem, in dessen Hand das Leben Muḥammads

ist, dass jeder von ihnen den Weg zu seiner Wohnstätte

im Paradies noch genauer kennen wird, als einst den Weg

zu seiner Wohnung im Diesseits.“145

Im Gegenteil zur Szene im Vers 7:38-39 hat Groll in den

Herzen der Gläubigen im Zustand der Glückseligkeit

keinen Platz. Unser Prophet (a.s.s.) sagte:

”Groll bleibt draußen vor den Toren des Paradieses wie

der Liegeplatz der Kamelstuten. Allāh wird ihn aus den

Herzen der Gläubigen entfernen.“146

145 - Bu. 146 - Qurt.; vgl. Qur’ān 7:199-200; 15:45-50.

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Qur’ān und Sunna in Relation

160

Es wird auf die Menschen eine Zeit zukommen, in der das beste Vermögen eines muslimischen Mannes eine Schafsherde sein

wird, mit der er zu den Berghöhen hinaufzieht und zu

den Wasserstellen in den Tälern herabkommt, um mit seinem Glauben vor den Wirren zu

fliehen.

Muḥammad der Prophet Allāhs (a.s.s.)

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Qur’ān und Sunna in Relation

161

”Bin Ich nicht euer Herr?“

Und als dein Herr aus den Kindern Adams - aus ihren Lenden - ihre Nachkommenschaft hervorbrachte und

sie zu Zeugen gegen sich selbst machte (indem Er sprach): ”Bin Ich nicht euer Herr?“, sagten sie: ”Doch,

wir bezeugen es.“ (Dies ist so) damit ihr nicht am Tage der Auferstehung sprecht: ”Siehe, wir wussten nichts davon.“ (7:172) Oder (damit ihr nicht) sprecht: ”Es waren bloß unsere Väter, die vordem Götzendiener waren; wir aber waren ein Geschlecht nach ihnen.

Willst Du uns denn vernichten um dessentwillen, was die Verlogenen taten?“ (7:173) Und so machen Wir die Zeichen klar, auf dass sie sich bekehren mögen. (7:174)

Anas Ibn Mālik, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, berichtete,

dass der Prophet, Allāhs Segen und Friede auf ihm, sagte:

”Allāh, Der Hocherhabene spricht (am Tage der

Auferstehung) zu demjenigen unter den

Höllenbewohnern, der mit der geringsten Pein bestraft

wird: »Wenn du auf der Erde noch etwas besessen

hättest, würdest du dich damit freikaufen?«

Dieser sagt: »Ja!« Allāh spricht dann zu ihm:

»Ich verlangte von dir etwas Leichteres, als du noch in

den Lenden Adams warst, nämlich dass du Mir nichts

beigesellst, doch du hieltest dich an nichts anderem fest,

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Qur’ān und Sunna in Relation

162

als dass du Mir beigeselltest.«“147

Das Glaubensbekenntnis zur absoluten Einzigkeit Allāhs

ist in der Schöpfung bzw. in der natürlichen Veranlagung

des Menschen verankert; mit ihrer Antwort ”doch, wir

bezeugen es“ bestätigen sie diese Wahrheit in ihnen.148

Die Wurzel der Ungläubigen

Dies (genauso), wie dein Herr dich in gerechter Weise aus deinem Hause führte, während ein Teil der

Gläubigen abgeneigt war. (8:5) Sie streiten mit dir über die Wahrheit, nachdem sie (ihnen) doch deutlich kund geworden ist, als ob sie in den Tod getrieben würden

und (ihn) vor Augen hätten. (8:6) Und damals verhieß Allāh euch von einer der beiden Scharen, sie solle euch

zufallen, und ihr wünschtet, dass diejenige ohne Kampfkraft für euch bestimmt sei; Allāh aber will, dass die Wahrheit durch Seine Worte vollbracht werde und

dass die Wurzel der Ungläubigen ausgerottet werde (8:7), damit Er die Wahrheit an den Tag bringe und den Trug zunichte mache, mag es den Sündern auch

zuwider sein. (8:8)

Als der Prophet, Allāhs Segen und Friede auf ihm, sich vor

der Schlacht von Badr mit einem Gefährten beriet,

empfahl ‘Umar Ibn Al-Ḫaṭṭāb, Allāhs Wohlgefallen auf

147 - Bu; vgl. dazu Qur’ān -Vers 36:60. 148 - vgl. Qur’ān 7:101-102; 10:18, 19; 13:20ff.

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Qur’ān und Sunna in Relation

163

ihm, gegen den Feind aus Al-Madῑna auszuziehen. Die

Entscheidung Allāhs darüber im Qur’ān wurde im 2. Jahr

n.H. in Al-Madῑna offenbart, welche lautet: ”Dies

(genauso), wie dein Herr dich in gerechter Weise aus

deinem Hause führte, während ein Teil der Gläubigen

abgeneigt war.“149

Einige Anhänger des Propheten (a.s.s.) waren nicht damit

einverstanden, sich mit der Armee der Banū Quraiš

auseinanderzusetzen statt mit der leicht zu

bewältigenden Karawane, die darüber hinaus noch reiche

Beute versprach. Die Mehrheit war jedoch auf der Stelle

bereit, dem Propheten zu folgen, wohin auch immer er sie

führte. Der Qur’ān sagt, dass Allāh (t) von Anfang an dem

Propheten befohlen hat, auszuziehen und für die

Wahrheit zu kämpfen, indem sich die Muslime den Banū

Quraiš zur Entscheidungsschlacht stellen. Die

entsprechenden Beratungen fanden vor ihrem Aufbruch

aus Al-Madῑna statt, nicht unterwegs. Daher die

Todesangst dieser Menschen bereits zu Beginn des

Unternehmens.150

Den Muslimen standen nur etwa dreihundert schlecht

ausgerüstete Männer zur Verfügung. Indem sie die

gegnerische Armee schlügen, könnten sie die

149 - Ibn Kaṯῑr: Tafsῑr II, 287. 150 - ÜB.

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Qur’ān und Sunna in Relation

164

Vormachtstellung der Regierenden in Makka brechen.

Allāh (t) wollte durch die offene Konfrontation ihren

Glauben prüfen und ihren mächtigen Gegner aus dem

Weg schaffen. Der Sieg über die makkanische Armee bei

Badr war der erste Schritt zur Aufhebung aller

Feindseligkeiten gegen den Islam in seinem

Entstehungsgebiet im Laufe der nächsten paar Jahre. Auf

diese zukünftige Erfüllung des Versprechens Allāhs

beziehen sich diese Worte.151

Der Schlaf als Sicherheit

Da ihr zu eurem Herrn um Hilfe schriet, und Er euch erhörte und versprach: ”Ich will euch mit eintausend

Engeln nacheinander beistehen.“ (8:9) Allāh sagte dies nur als frohe Botschaft, damit eure Herzen sich

beruhigten. Jedoch die Hilfe kommt von Allāh allein; wahrlich, Allāh ist Erhaben, Allweise (8:10); denn Er ließ den Schlaf als eine Sicherheit von Ihm auf euch

niedersinken; und Er sandte Wasser auf euch aus den Wolken nieder, um euch damit zu reinigen und Satans

Befleckung von euch hinwegzunehmen, auf dass Er eure Herzen stärkte und (eure) Schritte festigte. (8:11) Da gab dein Herr den Engeln ein: ”Ich bin mit euch; so

festigt denn die Gläubigen. In die Herzen der

151 - ÜB; vgl. den Titel: "Muḥammad, Prophet der Barmherzigkeit", Islamische

Bibliothek, s.u. "Die große Schlacht bei Badr"; vgl. ferner Qur’ān 17:80f.

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Qur’ān und Sunna in Relation

165

Ungläubigen werde Ich Schrecken werfen. Trefft (sie) oberhalb des Nackens und schlagt ihnen jeden Finger ab!“ (8:12) Dies (war so), weil sie Allāh und Seinem

Gesandten trotzten. Wer aber Allāh und Seinem Gesandten trotzt - wahrlich, Allāh ist streng im Strafen.

(8:13) Dies sollt ihr kosten; und (wisst), dass für die Ungläubigen die Feuerspein bestimmt ist. (8:14) O ihr, die ihr glaubt, wenn ihr auf die Ungläubigen stoßt, die

im Heerzug vorrücken, so kehrt ihnen nicht den Rücken. (8:15) Und derjenige, der ihnen an solch einem

Tage den Rücken kehrt, es sei denn, er schwenke zur Schlacht oder zum Anschluss an einen Trupp ab, der

lädt wahrlich Allāhs Zorn auf sich, und seine Herberge soll Ǧahannam sein; und schlimm ist das Ende! (8:16) Nicht ihr habt sie erschlagen, sondern Allāh erschlug sie. Und nicht du hast geschossen, sondern Allāh gab

den Schuss ab; und prüfen wollte Er die Gläubigen mit einer schönen Prüfung von Ihm. Wahrlich, Allāh ist

Allhörend, Allwissend. (8:17) Dies - und (wisst), dass Allāh die List der Ungläubigen kraftlos machen will.

(8:18)

Abū Ṭalḥa, Allāhs Wohlgefallen auf beiden, berichtete:

”Ich gehörte zu denjenigen, die vom Schlaf am Tage der

Schlacht von Uḥud so überwältigt wurden, dass das

Schwert mehrmals aus meiner Hand herunterfiel. Es fiel

herunter, und ich nahm es wieder auf, und es fiel

abermals herunter, und ich nahm es wieder auf.“152

152 - Bu; vgl. dazu Qur’ān 3:154.

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Qur’ān und Sunna in Relation

166

Und Ibn ‘Abbās (r) berichtete:

”In der obigen gefährlichen Situation erhob der Prophet

(a.s.s.) seine Hände und sprach folgendes Bittgebet aus:

»O Herr, erfülle Deine Verheißung von Hilfe und Sieg! O

Herr, wenn diese Deine kleine Schar heute geschlagen

wird, dann nimmt der Götzendiest überhand, und

niemand mehr wird übrigbleiben, der Dich allein

verehrt.«

Da sagte der Engel Gabriel zu ihm:

»Nimm eine Hand voll Staub und wirf sie auf die Gesichter

deiner Feinde.«

Der Prophet tat dies und es gab keinen Götzendiener,

dessen Augen, Nase und Mund von diesem Staub nicht

getroffen gewesen wäre. So liefen sie davon.“153

In den fogenden Versen werden uns die Umgebung, die

Begleiterscheinungen und die Szenerie des Kampfes vor

Augen geführt. Dabei kommt der Zustand der Leute zum

Ausdruck, und wie Allāh (t) sie geleitet hat und wie der

Sieg im Grunde genommen durch Allāhs Planung

zustande kam. Es gibt viele Berichte, die über die Anzahl

und die Rolle der Engel in der Schlacht von Badr

detailliert erzählen. Unseren Grundsätzen gemäß wollen

wir uns nur auf die sicheren Quellen des Qur’ān und der

Sunna stützen. In diesem Vers wird ihre Anzahl mit

153 - Kat.

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Qur’ān und Sunna in Relation

167

tausend angegeben und in Sura 3:123-126 ist ihre Rolle

genau beschrieben.154

Dieselbe Erfahrung machten die Muslime bei der Schlacht

von Uḥud. In diesen beiden kritischen Situationen füllte

Allāh (t) die Herzen der Gläubigen mit Frieden und

Sicherheit.155 Der Regen, der für die Gläubigen ein Segen

darstellte, stellte für den Feind Probleme dar; denn sein

Lager befand sich in einem tiefen Teil des Tales, in dem

sich die Wassermengen ansammelten, den Grund in

Schlamm verwandelten und den Boden unter ihren

Füßen rutschig machten. Wir Muslime glauben an die

Existenz der Engel. Zusätzlich zu der Niederlage der

Ungläubigen im Diesseits ist die Feuerpein für sie im

Jenseits bestimmt.156

Diese qur’ānische Bestimmung ist ein unerlässlicher

Grundsatz für die muslimischen Kämpfer zu allen Zeiten

geworden. Die muslimischen Kämpfer sind demnach dazu

verpflichtet, bis zuletzt durchhalten und sich niemals dem

Feind als Kriegsgefangene zu ergeben. Tod oder Sieg heißt

die Parole. Davon gibt es Ausnahmen bei taktischem

Rückzug, um eine bessere Ausgangsposition zu gewinnen

oder den Gegner zu täuschen. Ferner, wenn sich einzelne

154 - ÜB; vgl. dazu Qur’ān 16:33-34; 54:45. 155 - ÜB. 156 - vgl. dazu Qur’ān 3:154; 25:48:50; ferner den Titel: "Was ist Islam?",

Islamische Bibliothek, s.u. "Der Glaube an die Engel".

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Qur’ān und Sunna in Relation

168

oder mehrere Kämpfer von der Truppe entfernen, um

sich ihren Kameraden neu anzuschließen bzw. zu

formieren. Im Allgemeinen verbietet der Qur’ān nicht den

ordnungsgemäßen Rückzug, wenn es die Strategie

erfordert. Unser Prophet (a.s.s.) sagte:

”Zu den großen Sünden gehört: Die Beigesellung Allāhs,

die Ungüte gegenüber den Eltern und die Flucht am Tage

des Kampfes.“157

Es ist historisch bekannt, dass die Makkaner den

Muslimen zahlenmäßig um das dreifache überlegen

waren. Auch bezüglich der Ausrüstung waren die

Muslime weit im Nachteil und konnten nur auf wenig

Erfahrung zurückgreifen, während die Banū Quraiš ihre

besten Krieger ins Feld schickten. Diese Tatsache der

Auswegslosigkeit bestätigt, dass nur die göttliche

Übermacht zum Sieg führte.

Die Gefangegenen von Badr

Einem Propheten geziemt es nicht, Gefangene zu (be-) halten, sofern er nicht heftig auf dieser Erde gekämpft

hat. Ihr wollt die Güter dieser Welt, Allāh aber will (für euch) das Jenseits. Und Allāh ist Erhaben, Allweise.

(8:67) Wäre nicht schon eine Bestimmung von Allāh dagewesen, so hätte euch gewiss eine schwere Strafe 157 - ÜB.

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Qur’ān und Sunna in Relation

169

getroffen um dessentwillen, was ihr (euch) genommen hattet. (8:68) So esst von dem, was ihr erbeutet habt,

soweit es erlaubt und gut ist, und fürchtet Allāh. Wahrlich, Allāh ist Allvergebend, Barmherzig. (8:69)

In der Schlacht von Badr nahmen die Muslime siebzig

Gefangene und beschlossen, ein Lösegeld für sie

anzunehmen. Unter den Gefangenen befanden sich Al-

‘Abbās, der Onkel des Propheten, und ‘Alyys Bruder ‘Aqῑl,

die später Muslime wurden. Al-‘Abbās war der Ahnherr

und Begründer der späteren Abbassidendynastie, die in

der islamischen Geschichte eine bedeutende Rolle gespielt

hat. In seinem Fall ging das im Vers 8:70 ausgesprochene

Versprechen voll in Erfüllung. Soweit in den Herzen der

Gefangenen Gutes war, führte sie ihr Kampf gegen den

Islam und ihre Gefangenschaft dazu, dass sie schließlich

den Islam annahmen.158

Über die Gefangegenen von Badr äußerten die Gefährten

des Propheten (a.s.s.) ihre Meinungen: Abū Bakr (r)

plädierte für Vergebung und Freilassung der Gefangenen

gegen Lösegeld mit der Begründung, ein solches

Verhalten würde einige von ihnen veranlassen, die

Wahrheit des Islam zu erkennen. ‘Umar Ibn Al-Ḫaṭṭāb (r)

plädierte dagegen für die Tötung der Gefangenen; er

sagte:

158 - ÜB.

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Qur’ān und Sunna in Relation

170

”Sie haben dich (o Prophet) geleugnet und vertrieben; so

stelle sie bereit und schlag ihnen den Kopf ab.“

Die Entscheidung Allāhs darüber in diesem Vers wurde

im 2. Jahr n.H. in Al-Madῑna offenbart.159

Muḥammad, der Prophet Allāhs (a.s.s.)

159 - vgl. den Titel: "Al-Fārūq ‘Umar Ibn Al-Ḫaṭṭāb", Islamische Bibliothek; vgl.

ferner Qur’ān 47:4 und Ibn Kaṯῑr: Tafsῑr II, 325; Musnad VII, 116.

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Qur’ān und Sunna in Relation

171

Ihnen wird niemals verziehen

Ob du für sie um Verzeihung bittest oder nicht um Verzeihung für sie bittest, oder ob du siebzigmal für sie

um Verzeihung bittest, Allāh wird ihnen niemals verzeihen. Deshalb, weil sie nicht an Allāh und Seinen Gesandten glaubten. Und Allāh weist den frevelhaften

Leuten nicht den Weg. (9:80)

Ibn ‘Umar, Allāhs Wohlgefallen auf beiden, berichtete:

”Als ‘Abdullāh Ibn Ubayy starb, kam sein Sohn ‘Abdullāh

zum Gesandten Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm,

und fragte, ob ihm der Prophet sein Hemd geben würde,

in das er den Leichnam seines Vaters hüllen könnte. Und

er gab ihm auch ein Hemd. Dann fragte der Sohn, ob der

Prophet das Totengebet für seinen Vater verrichten

würde. Da stand der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und

Friede auf ihm, auf, um für ihn das Gebet zu verrichten.

Gleich darauf stand ‘Umar auf, packte den Propheten an

seiner Kleidung und sagte:

»Betest du für ihn, wo dein Herr dir verbot, das

Totengebet für ihn zu verrichten?«

Der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm,

sagte:

»Wahrlich, Allāh stellte es mir zur Wahl, indem Er sagte:

›Ob du für sie um Verzeihung bittest oder nicht um

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Qur’ān und Sunna in Relation

172

Verzeihung bittest, oder ob du siebzigmal für sie um

Verzeihung bittest, Allāh wird ihnen niemals verzeihen.‹

Und ich werde für sie diese siebzigmal überschreiten.«

‘Umar sagte:

»Er ist doch ein Heuchler!«

Anschließend verrichtete der Gesandte Allāhs, Allāhs

Segen und Friede auf ihm, doch das Totengebet für ihn,

worauf Allāh folgenden Qur’ān-Vers160 offenbarte: ›Und

bete nie für einen von ihnen, der stirbt, noch stehe an

seinem Grab ...‹“161

Der Prophet (a.s.s.) war von Natur aus mildherzig und

bereit zu vergeben. Er betete sogar für seine Feinde um

Rechtleitung. Aber in einem solchen Fall macht ihre

ablehnende Haltung sein Gebet wirkungslos. Die Zahl

siebzig soll hier auf die Reichlichkeit seiner Fürbitte

hinweisen, nicht auf eine festgesetzte Zahl. Der Vers stellt

eine furchtbare Warnung für alle dar, die sich Allāhs

Sache in den Weg stellen.162

160 - 9:84. 161 - Bu. 162 - Bu; Ibn Kaṯῑr: Tafsῑr II, 378; Musnad VII, 116.

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Qur’ān und Sunna in Relation

173

Muḥammad, der Prophet Allāhs (a.s.s.)

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Qur’ān und Sunna in Relation

174

Kein Tadel trifft Schwache und Kranke

Kein Tadel trifft die Schwachen und die Kranken und diejenigen, die nichts zum Ausgeben finden, wenn sie nur gegen Allāh und Seinen Gesandten aufrichtig sind. Kein Vorwurf trifft jene, die Gutes tun - und Allāh ist Allverzeihend, Barmherzig. (9:91) Noch (trifft) jene

(ein Tadel), die zu dir kamen, damit du ihnen die Möglichkeit zu reiten verschafftest, und (zu denen) du

sagtest: ”Ich kann nichts finden, womit ich euch beritten machen könnte.“ Da kehrten sie um, während

ihre Augen vor Tränen überflossen aus Kummer darüber, dass sie nichts fanden, was sie hätten

ausgeben können. (9:92) Ein Vorwurf trifft nur jene, die dich um Erlaubnis bitten, obwohl sie reich sind. Sie

sind damit zufrieden, bei den Zurückbleibenden zu sein. Allāh hat ein Siegel auf ihre Herzen gelegt, so dass

sie kein Wissen haben. (9:93)

Zur Zeit des Propheten (a.s.s.) gab es keine regulären

Truppen und Ausrüstungen für die Kriegsführung. Er war

auf die Hilfe Allāhs und die Beteiligung der Gläubigen mit

ihrem eigenen Potential an Reittieren, Waffen und Gütern

angewiesen. Die Mittellosen, die weder über

Transportmittel (Pferde, Maultiere, Kamele), noch über

Ausrüstungen und Reiseprovianten verfügten, haben den

berechtigten Wunsch, sich für die ehrenvolle Beteiligung

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Qur’ān und Sunna in Relation

175

am Kampf zu melden. Einige von den Al-Anṣār in Al-

Madῑna kamen zum Propheten (a.s.s.) und baten

mindestens um Schuhe für den weiten Marschweg, den

sie nicht barfuß zurücklegen könnten. Der Prophet (a.s.s.)

entschuldigte sich, dass er keine Möglichkeit dazu hatte,

ihrem Wunsch zu entsprechen. "Da kehrten sie um,

während ihre Augen vor Tränen überflossen aus Kummer

darüber, dass sie nichts fanden, was sie hätten ausgeben

können."

Abū Huraira, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, berichtete:

”Ich hörte den Propheten, Allāhs Segen und Friede auf

ihm, folgendes sagen:

»Ich schwöre bei Dem, in Dessen Hand mein Leben ist,

dass ich - wenn keine gläubigen Menschen da wären, die

sich nicht wohlfühlten, wenn sie (für den Kampf) hinter

mir zurückbleiben müssten, weil ich nichts (an Reittier)

fände, auf dem ich sie tragen könnte,163 nie bei einer

Kampftruppe fehlen würde, die auf dem Weg Allāhs

aufbricht. Ich schwöre bei Dem, in Dessen Hand mein

Leben ist, dass ich mir so sehr wünsche, dass ich auf dem

Weg Allāhs umkomme, alsdann wieder lebendig gemacht

werde, alsdann auf dem Weg Allāhs umkomme und

wieder lebendig gemacht werde, alsdann auf dem Weg

Allāhs umkomme und wieder lebendig gemacht werde,

163 - vgl. Qur’ān 5:83.

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Qur’ān und Sunna in Relation

176

dann wieder auf dem Weg Allāhs umkomme.«“164

164 - Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

177

Keine Verzeihung für Götzendiener

Es kommt dem Propheten und den Gläubigen nicht zu, für die Götzendiener um Verzeihung zu flehen, und

wären es selbst ihre nächsten Verwandten, nachdem ihnen deutlich geworden ist, dass jene Bewohner der Al-Ǧaḥῑm sind. (9:113) Dass Abraham um Verzeihung

bat für seinen Vater, war nur wegen eines Versprechens, das er ihm gegeben hatte; doch als ihm klar wurde, dass jener ein Feind Allāhs war, sagte er

sich von ihm los. Abraham war doch gewiss zärtlichen Herzens und sanftmütig. (9:114)

Sa‘ῑd Ibn Al-Musayyab berichtete von seinem Vater, dass

dieser folgendes sagte:

”Als Abū Ṭālib im Sterben lag, trat der Prophet, Allāhs

Segen und Friede auf ihm, ein, während bei ihm Abū Ǧahl

und ‘Abdullāh Ibn Abῑ Umayya waren. Der Prophet, Allāhs

Segen und Friede auf ihm, sagte:

»Mein Onkel, sprich ›lā ilāha illa-llāh‹ (kein Gott ist da

außer Allāh), damit ich für dich bei Allāh eine

Rechtfertigung bringen kann.«

Da sagten Abū Ǧahl und ‘Abdullāh Ibn Abῑ Umayya:

»O Abū Ṭālib, willst du dich von dem Glauben des

‘Abdulmuṭṭalib abwenden?«

Der Prophet, Allāhs Segen und Friede auf ihm, sagte:

»Ich werde für dich um Verzeihung flehen, solange mir

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Qur’ān und Sunna in Relation

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deinetwegen kein Verbot (von Allāh) erteilt worden ist!«

Darauf wurde offenbart: ›Es kommt dem Propheten und

den Gläubigen nicht zu, für die Götzendiener um

Verzeihung zu flehen, und wären es selbst ihre nächsten

Verwandten, nachdem ihnen deutlich geworden ist, dass

jene Bewohner der Hölle sind .‹“165

Wie aus dem Zusammenhang hervorgeht, handelt es sich

um die Verstorbenen, das heißt um solche, die ohne Reue

und Umkehr gestorben sind, nicht um diejenigen, die

noch am Leben sind; denn eine Fürbitte für einen

lebenden Menschen kommt einer Bitte um Rechtleitung

für ihn gleich. Hierbei handelt es sich nach dem gängigen

Verständnis um Fürbitte für die Toten, wenn sie ohne

Reue gestorben sind, nachdem ihnen der Islam

nahegebracht worden ist; ferner, wenn sie bis zuletzt

aktiv gegen den Islam opponiert haben, und wenn dem

Betenden bekannt ist, dass aufgrund willkürlicher

Ablehnung mit Recht angenommen werden kann, dass

ihnen Allāhs Barmherzigkeit endgültig verschlossen ist.166

165 - Bu. 166 - Abrahams Versprechen seinem Vater gegenüber wird in 19:47-48 und

60:4 erwähnt, das tatsächliche Gebet in 26:86-87 (ÜB); vgl. ferner 5:116ff.; 19:46-48; 26:83-89.

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Qur’ān und Sunna in Relation

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Allāh bringt die Schöpfung hervor

Sprich: ”Ist unter euren Teilhabern etwa einer, der eine Schöpfung hervorbringt und sie dann wiederholen

lässt?“ Sprich: ”Allāh ist es, Der die Schöpfung hervorbringt und sie wiederholen lässt. Wohin also lasst ihr euch abwenden?“ (10:34) Sprich: ”Ist unter

euren Teilhabern etwa einer, der zur Wahrheit leitet?“ Sprich: ”Allāh ist es, Der zur Wahrheit leitet. Ist nun Der, Der zur Wahrheit leitet, nicht der Gefolgschaft

würdiger als der, der den Weg nicht zu finden vermag, es sei denn, er wird selbst rechtgeleitet? Was fehlt euch also? Wie urteilt ihr nur?“ (10:35) Und die meisten von

ihnen folgen bloß einer Vermutung; doch eine Vermutung nützt nichts gegenüber der Wahrheit. Siehe,

Allāh weiß recht wohl, was sie tun. (10:36)

‘Ā’iša, Allāhs Wohlgefallen auf ihr, berichtete, dass der

Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, sagte:

”Ihr werdet (am Tage des Jüngsten Gerichts) barfüßig,

nackt, und (bei Männern) mit der Vorhaut versammelt.“

‘Ā’iša, Allāhs Wohlgefallen auf ihr, berichtete weiter: ”Ich

sagte: »O Gesandter Allāhs, Männer und Frauen sehen

sich gegenseitig an?«

Der Prophet erwiderte:

»Das Ereignis wird gewaltiger sein, als dass sich die

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Qur’ān und Sunna in Relation

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Menschen dafür interessieren würden!«“167

Und Ibn ‘Abbās berichtete:

”Der Prophet, Allāhs Segen und Friede auf ihm, stand auf,

um uns eine Rede zu halten, und sagte: »Ihr werdet

wahrlich Allāh so begegnen: barfüßig, nackt, und (bei

Männern) mit der Vorhaut: ›Allāh ist es, Der die

Schöpfung hervorbringt und sie sich wiederholen läßt‹.

Es wird geschehen, dass Ibrahῑm Al-Ḫalῑl (Abraham der

Freund Allāhs) unter allen Geschöpfen der erste sein

wird, der bekleidet werden wird. Es wird auch

geschehen, dass einige Leute aus meiner Umma nach

links168 geführt werden, worauf ich sagen werde: »O Herr!

Diese sind doch meine Gefährten!« Und Allāh wird sagen:

»Du hast keine Kenntnis davon, was sie nach dir

begangen haben!« Ich werde dann die Worte sprechen,

die einst der rechtschaffene Diener169 Allāhs gesagt hatte:

›Und ich war ihr Zeuge, solange ich unter ihnen weilte,...‹

Danach wird mir gesagt: »Sie hörten nicht auf, sich davon

abzuwenden.«“170

Das Argument wird hier von einem andern Gesichtspunkt

her aufgenommen. Die falschen Gottheiten können

167 - Bu. 168 - Über die Leute der linken Seite am Tage der Auferstehung vgl. Qur’ān-

Vers 56:41. 169 - Diese sind die Worte Jesu, Allāhs Friede auf ihm, die im Qur’ān-Vers

5:117 vorkommen; es empfiehlt sich dort ab Vers Nr. 116 zu lesen. 170 - Bu; d.h. der Sache Allāhs den Rücken zu kehren.

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Qur’ān und Sunna in Relation

181

werder Dinge aus dem Nichts erschaffen noch die kreative

Energie aufrechterhalten, die die Welt in Gang hält. Sie

können auch keine Leitung und Führung anbieten, die

dem zukünftigen Geschick der Menschheit dienlich sein

könnte, im Gegenteil, sie brauchen (sofern es sich um

vergötterte Menschen handelt) selbst Leitung und

Führung. Der Qur’ān fragt nun die Götzendiener und all

die Menschen, die die Lehren des Propheten verwerfen:

Gibt es irgendeinen unter den Götzen, der euch zur

Wahrheit führen kann? Die Antwort kann offensichtlich

nur ein "Nein" sein.171

171 - ÜB; vgl. Qur’ān 5:104; 10:59-60; 27:64.

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Qur’ān und Sunna in Relation

182

Wer mir Gehorsam leistet, der leistet in Wirklichkeit

Gehorsam gegenüber Allāh; und wer mir Ungehorsam

leistet, der leistet in Wirklichkeit Ungehorsam

gegenüber Allāh.

Muḥammad, der Prophet Allāhs (a.s.s.)

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183

Der Edle, Sohn des Edlen

Und es kamen Unsere Gesandten mit froher Botschaft zu Abraham. Sie sprachen: ”Friede!“ Er sagte: ”Friede!“ und es dauerte nicht lange, bis er ein gebratenes Kalb

herbeibrachte. (11:69) Als er aber sah, dass ihre Hände sich nicht danach ausstreckten, fand er sie befremdend und empfand Furcht vor ihnen. Sie sprachen: ”Fürchte

dich nicht; denn wir sind zum Volk Lots entsandt worden.“ (11:70) Und seine Frau stand dabei und

lachte, worauf Wir ihr die frohe Botschaft von (ihrem künftigen Sohn) Isaak und von (dessen künftigem

Sohn) Jakob nach Isaak verkündeten. (11:71) Sie sagte: ”Ach, wehe mir! Soll ich ein Kind gebären, wo ich doch eine alte Frau bin und dieser mein Mann ein Greis ist?

Das wäre wahrlich eine wunderbare Sache.“ (11:72) Da sprachen jene: ”Wunderst du dich über den Beschluss Allāhs? Allāhs Gnade und Seine Segnungen sind über

euch, o Leute des Hauses. Wahrlich, Er ist Preiswürdig, Ruhmvoll.“ (11:73)

Die Boten waren Engel in Menschengestalt; deshalb

streckten sie ihre Hände nicht zum Essen, weil Engel

keine Nahrung zu sich nehmen. Die alte Sitte lautete:

Wenn ein Gast die Gastfreundschaft ablehnt, bedeutet dies

gewöhnlich keine gute Absicht gegenüber dem Gastgeber.

Die frohe Botschaft war die Ankündigung der Geburt

seines Sohnes Isaak und von (dessen künftigem Sohn)

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184

Jakob.172

Ibn ‘Umar, Allāhs Wohlgefallen auf beiden, berichtete,

dass der Prophet, Allāhs Segen und Friede auf ihm, sagte:

”Der Edle, Sohn des Edlen, Sohn des Edlen, Sohn des

Edlen, ist Yūsuf, Sohn des Jakob, Sohn des Isaak, Sohn des

Abraham, Allāhs Friede auf ihnen.“173

Der Griff deines Herrn

Und so ist der Griff deines Herrn, wenn Er die Städte erfasst, weil sie freveln. Wahrlich, Sein Griff ist

schmerzhaft, streng. (11:102)

Abū Mūsa, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, berichtete, dass

der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm,

sagte:

”Wahrlich, Allāh gewährt dem Frevler Aufschub. Wenn Er

ihn aber anpackt, so kann dieser nicht mehr entkommen.

So (sagt Allāh im Qur’ān-Vers): ›Und so ist der Griff

deines Herrn, wenn Er die Städte erfasst, weil sie freveln.

Wahrlich Sein Griff ist schmerzhaft, streng.‹“174

Zu den Freveltaten zählen: Götzendienst, Ungehorsam

172 - vgl. den Titel: "Allāhs Friede auf Ibrāhῑm" [s.u.: "Ibrāhῑm im Qur’ān],

Islamische Bibliothek; ferner Qur’ān 2:124; 15:51-56, 61-64; 29:28-30.

173 - Bu. 174 - Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

185

gegen die Gebote Allāhs, Mord, Unzucht, Homosexualität,

Gewalttaten gegen friedliche Mitmenschen, Raub, Ungüte

gegen die Eltern, Ausbeutung der Bevölkerung,

Unterdrückung der Schwachen, Vernachläßigung der

Armen und Hungrigen usw. Und all dies erleben wir

mitten in den meisten Gesellschaften unserer zivilisierten

Welt.

Gute Taten tilgen die bösen

Und verrichte das Gebet an den beiden Tagesenden und in den ersten Stunden der Nacht. Wahrlich, die guten

Taten tilgen die bösen. Das ist eine Ermahnung für die Nachdenklichen. (11:114) Und sei geduldig; denn

wahrlich, Allāh lässt den Lohn der Rechtschaffenen nicht verlorengehen. (11:115)

Abū Ḏarr Al-Ìifāryy berichtete:

”Der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm,

sagte zu mir:

”Sei gottesfürchtig, wo immer du bist, und lass der

schlechten Tat eine gute folgen; denn diese löscht die

andere aus, und behandle die Menschen mit gutem

Charakter.«“175

Und Ibn Mas‘ūd berichtete, dass ein Mann eine Frau

175 - Ti.

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Qur’ān und Sunna in Relation

186

(widerrechtlich) küsste, alsdann zum Propheten, Allāhs

Segen und Friede auf ihm, kam und ihm davon berichtete.

Darauf offenbarte Allāh ›Und verrichte das Gebet an den

beiden Tagesenden und in den Stunden der Nacht, die

dem Tag näher sind. Wahrlich, die guten Taten tilgen die

bösen ... ‹ und der Mann sagte:

”O Gesandter Allāhs, gilt dies auch für mich?“

Der Prophet antwortete:

”Für meine Umma allesamt.“176

Das Gebet verbindet den Betenden mit seinem

Barmherzigen Schöpfer. Der Vers erwähnt die beiden

Gebete am Anfang und am Ende des Tages und die Gebete

in den ersten Stunden der Nacht, da es sich hier um Zeiten

handelt, in denen der Mensch in aller Ruhe und Andacht

Allāhs Nähe suchen kann; denn die anderen Zeiten

gehören zur Bettruhe und zur Regsamkeit für den

Lebenserwerb und für weltliche Interessen. Zur

Einhaltung der Gebete zu bestimmten Zeiten ist die

Tugend der Geduld und Ausdauer erfoderlich, um diese

Pflicht zu erfüllen; denn Allāh (t) beschreibt diese

Aufgabe so: ”Und helft euch durch Geduld und Gebet; dies

ist wahrlich schwer, außer für Demütige, welche ahnen,

dass sie ihrem Herrn begegnen und zu Ihm heimkehren

176 - Bu; das Gebet gilt im Islam als die beste Tat, die der Mensch je begehen

kann.

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Qur’ān und Sunna in Relation

187

werden.“177

177 - vgl. 2:45-46; 17:78-79; 30:19; ferner den Titel: "Aṣ-Ṣalāh - das Gebet im

Islam", Islamische Bibliothek.

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188

Yūsuf im Gefängnis

Und der König sagte: ”Bringt ihn zu mir!“ Doch als der Bote zu ihm kam, sagte er: ”Kehre zurück zu deinem Herrn und frage ihn, wie es um die Frauen steht, die sich in die Hände geschnitten haben; denn mein Herr kennt ihre List recht wohl.“ (12:50) Er sagte (zu den

Frauen): ”Wie stand es um euch, als ihr eure Verführungskünste an Yūsuf gegen seinen Willen

ausprobiertet?“ Sie sagten: ”Allāh bewahre! Wir haben nichts Böses über ihn erfahren!“ Da sagte die Frau des Al-‘Azῑz: ”Nun ist die Wahrheit ans Licht gekommen. Ich versuchte, ihn gegen seinen Willen zu verführen,

und er gehört sicherlich zu den Wahrhaftigen.“ (12:51) (Yūsuf sagte): ”Dies (kommt ans Licht), damit er (Al-‘Azῑz) erfährt, dass ich in (seiner) Abwesenheit gegen

ihn nicht treulos war, und damit Allāh die List der Treulosen nicht gelingen lässt. (12:52) Und ich

behaupte nicht, dass ich unschuldig bin; denn das (Menschen-)Wesen gebietet oft Böses; davon sind jene

ausgenommen, derer mein Herr Sich erbarmt. Wahrlich, mein Herr ist Allverzeihend, Barmherzig.“

(12:53)

Nun befahl der König die Entlassung Yūsufs aus dem

Gefängnis. In aller Würde wollte Yūsuf das Gefängnis

nicht verlassen, bevor er völlig rehabilitiert worden ist.

Deshalb wollte er wissen, wie es jetzt um jene Frauen

steht, deretwegen er ungerechterweise einige Jahre im

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Qur’ān und Sunna in Relation

189

Gefängnis verbringen musste. Yūsuf (a.s.) wollte, dass der

König sich selbst um die Wahrheitsfindung kümmert.

Abū Huraira, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, berichtete,

dass der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf

ihm, sagte:

”Hätte ich solange wie Yusuf im Gefängnis gesessen, und

wäre dann der Bote zu mir mit der Einladung gekommen,

so hätte ich ihm gewiss Folge geleistet!“178

Allāh stärkt die Gläubigen

Allāh stärkt die Gläubigen mit dem fest gegründeten Wort, in diesem Leben wie im künftigen; und Allāh

lässt die Frevler irregehen; und Allāh tut, was Er will. (14:27)

Al-Barā’ Ibn ‘Āzib berichtete, dass der Gesandte Allāhs,

Allāhs Segen und Friede auf ihm, sagte:

”Wenn der Muslim (nach seinem Tod) im Grab gefragt

wird, so bezeugt er, dass kein Gott da ist außer Allāh, und

dass Muḥammad der Gesandte Allāhs ist. Dies geht aus

dem folgenden Wort Allāhs hervor: ›Allāh stärkt die

Gläubigen mit dem fest gegründeten Wort, in diesem

Leben wie im künftigen.‹179

178 - Bu. 179 - Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

190

Nach der Überlieferung bei Al-Buḫāryy sagte unser

Prophet (a.s.s.), dass mit dem in diesem Vers fest

gegründeten Wort das "Glaubensbekenntnis" gemeint ist,

das lautet: "Kein Gott ist da ausser Allāh, Muḥammad ist

der Gesandte Allāhs." Die Stärke der Gläubigen wird

besonders gewährleistet nach Eintritt des Todes, wenn

die Rechenschaft im Grab beginnt, wo die Ungläubigen auf

die Befragung der Engel keine Antwort auf zwei Fragen

finden: Wer ist dein Gott? und "Wer ist dein Prophet?"

Hochmut, Untreue und Schulden

Er sprach: ”Hinaus denn von hier; denn wahrlich, du bist verflucht. (15:34) Der Fluch soll auf dir lasten bis

zum Tage des Gerichts.“ (15:35) Er sprach: ”Mein Herr, so gewähre mir einen Aufschub bis zum Tage, an dem sie auferweckt werden.“ (15:36) Er sprach: ”Du bist unter denen, die Aufschub erlangen (15:37) bis zur

vorbestimmten Zeit.“ (15:38)

Iblῑs bittet um Aufschub bis zum Tag der Auferstehung,

aber nicht etwa um sein Vergehen zu bereuen,

wiedergutzumachen und um Vergebung zu bitten,

sondern um sich an Adam und seine Nachfahren zu

rächen. Die Versuchungen des Iblῑs haben keine Macht

über die aufrichtigen Diener Allāhs, die Ihm Gehorsam

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Qur’ān und Sunna in Relation

191

leisten und Seiner Rechtleitung folgen. Hier in diesem

Vers liegt eine Warnung an die Menschen vor.180

Hochmut stellt ein großes Übel im Leben des Menschen

dar, und er ist der Grund im Qur’ān,181 dass Satan von

seinem Schöpfer verdammt und verstoßen wurde.

Ṯaubān, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, berichtete:

”Der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm,

sagte:

»Wer ohne Hochmut, Untreue und unbezahlte Schulden

stirbt, geht ins Paradies.«“182

Heilmittel für die Menschen

Und dein Herr hat der Biene eingegeben: ”Baue dir Häuser in den Bergen und in den Bäumen und in dem,

was sie (die Menschen) errichten. (16:68) Dann iss von allen Früchten und folge den Wegen deines Herrn, (die Er dir) leicht gemacht hat.“ Aus ihren Leibern kommt

ein Trank, mannigfach an Farbe. Darin liegt ein Heilmittel für die Menschen. Wahrlich, hierin ist ein

Zeichen für Leute, die nachdenken. (16:69)

Ibn ‘Abbās, Allāhs Wohlgefallen auf beiden, berichtete,

dass der Prophet, Allāhs Segen und Friede auf ihm, sagte:

180 - vgl. 7:13-15; 14:22-23; 15:17; 38:81. 181 - 7:12ff. 182 - Ti.

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Qur’ān und Sunna in Relation

192

”Es gibt Heilbehandlungen durch drei Dinge: Durch einen

Eingriff für den Aderlaß, durch ein Getränk aus

Bienenhonig und durch Abbrennen (der krankhaften

Stelle). Meiner Umma verbiete ich aber das

Abbrennen.“183

Und Abū Sa‘ῑd berichtete:

”Ein Mann kam zum Propheten, Allāhs Segen und Friede

auf ihm, und sagte:

»Mein Bruder klagt über Bauchschmerzen!«

Der Prophet sagte zu ihm:

»Gib ihm Bienenhonig(-Wasser) zu trinken.«

Als der Mann zu ihm abermals mit derselben Nachricht

kam, sagte der Prophet zu ihm:

»Gib ihm Bienenhonig(-Wasser) zu trinken.«

Und als der Mann zum dritten Mal in derselben Sache zu

ihm kam, sagte der Prophet:

»Gib ihm Bienenhonig(-Wasser) zu trinken.«

Dann kam der Mann noch einmal und berichtete dem

Propheten, dass er dies doch getan hat (und sein Bruder

immer noch Schmerzen hat).

Da sagte der Prophet zu ihm:

»Allāh sagt die Wahrheit, und der Bauch deines Bruders

hat gelogen.184 Gib ihm Bienenhonig(-Wasser) zu

183 - Bu. 184 - Bei dieser Äußerung merkt man den Anstand des Propheten (a.s.s.) in

seiner Belehrung; denn er hat nicht gesagt: dein Bruder hat gelogen,

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Qur’ān und Sunna in Relation

193

trinken.«

Der Mann gab seinem Bruder endlich dieses Getränk, und

er wurde dadurch geheilt.“185

Wie Allāh (t) den Propheten, Gesandten und den

aufrichtigen Dienern Seine Botschaft eingibt, so gibt Er sie

auch den anderen Geschöpfen, hier z.B. der Biene, nach

der diese Sura genannt ist. Die Art und Weise, wie sie

unzugängliche Stellen in Gebirgen und Bäumen aufsucht,

ist eins der Wunder der Schöpfung. Die Neste, die sich die

Biene baut, werden hier "Häuser" genannt, weil deren

Konstuktion nach einem göttlichen Plan inspiriert

worden ist.

Die Biene sammelt die Säfte verschiedener Blumen und

Früchte und bildet daraus in ihrem Körper den Honig, den

sie in ihrem Leib aufspeichert. Die verschiedenen Arten

von Nahrung, aus denen sie den Honig bildet, ergeben

sowohl die verschiedenen Farben des Honigs, als auch

sein Geschmack und Aroma. Der Satz "... folge den Wegen

deines Herrn, (die Er dir) leicht gemacht hat“ bedeutet,

dass Allāh (t) ihr ihre Lebensaufgabe leicht macht. Unser

Prophet (a.s.s.) liebte den Honig und empfahl ihn uns als

oder du hast gelogen, sondern "der Bauch deines Bruders hat gelogen".

185 - Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

194

Heilmittel.186

Muḥammad, der Prophet Allāhs (a.s.s.)

186 - vgl. zu diesem Thema den Titel: "Der Muslim lebt nicht vom Brot allein",

Islamische Bibliothek.

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Qur’ān und Sunna in Relation

195

Die Nachtreise

Gepriesen sei Der, Der bei Nacht Seinen Diener von der heiligen Moschee zu der fernen Moschee, deren

Umgebung Wir gesegnet haben, hinführte, auf dass Wir ihm einige Unserer Zeichen zeigten. Wahrlich, Er ist

der Allhörende, der Allsehende. (17:1)

Abū Huraira (r) berichtete:

”Dem Gesandten Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm,

wurden während seiner Nachtreise (Isrā’) nach

Jerusalem zwei Trinkgefäße gebracht. Das eine von den

beiden enthielt Alkohol, und das andere enthielt Milch.

Der Prophet schaute die beiden an und nahm dann das

Gefäß mit der Milch. Darauf sagte Gabriel zu ihm:

»Alles Lob gebührt Allāh, dass Er dich zu der natürlichen

Veranlagung rechtgeleitet hat. Hättest du den Alkohol

genommen, so wäre deine Umma irregegangen!«“187

Man kann fragen: Das Wort "asrā" heißt doch an sich

schon nichts anderes als "eine nächtliche Reise

unternehmen". Was soll es dann bedeuten, wenn

außerdem noch von der Nacht die Rede ist? Darauf kann

erwidert werden: Mit dem Wort eines Nachts will Allāh

(t) die Dauer der nächtlichen Reise als gering hinstellen

187 - Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

196

und sagen, dass Er mit Seinem Diener die Reise von

Makka nach den Jerusalem, die sich sonst über vierzig

Nächte hinzieht, innerhalb einer einzigen Nacht ausführte.

Über den Ort, von dem die nächtliche Reise ausgeht,

besteht Uneinigkeit. Man sagt, dass es die heilige

Kultstätte von Makka selbst gewesen ist. Dies ist das

Wahrscheinliche; denn es ist vom Propheten (a.s.s.)

folgender Bericht überliefert:

”Als ich an der heiligen Moschee in den Gemächern bei

der Al-Ka‘ba zwischen Schlaf und Wachen war, kam

Gabriel mit dem Al-Burāq188 zu mir.“

Ferner sagt man, dass die Reise des Propheten von der

Wohnung seiner Base Umm Hāni’, der Tochter Abū Ṭālibs,

ausging. Dabei ist mit der heiligen Moschee der heilige

Bannbezirk von Makka (Al-Ḥaram) gemeint; denn dieser

schließt die Kultstätte ein und kann daher mit ihr

durcheinandergebracht werden.

Nach Ibn ‘Abbās ist der ganze unverletzliche Bannbezirk

eine Kultstätte. Weiterhin ist folgendes überliefert:

Muḥammad (a.s.s.) schlief nach dem Abendgebet in der

Wohnung von Umm Hāni’, da wurde er auf die nächtliche

Reise nach Jerusalem mitgenommen und kehrte noch in

derselben Nacht zurück. Sodann erzählte er Umm Hāni’

188 - Ein Reittier wie der Blitz, das seine Vorderbeine hinstellt, wo seine

Blicke enden.

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Qur’ān und Sunna in Relation

197

die Geschichte und sagte:

"Die Propheten haben sich mir gezeigt, und ich habe mit

ihnen das Gebet verrichtet."

Als er sich nun erhob, um zur Kultstätte zu gehen, hing

sich Umm Hāni’ an sein Gewand, und er fragte: "Was hast

du?" Sie antwortete: "Ich fürchte, dass deine

Stammesgenossen dich der Lüge zeihen, wenn du ihnen

das erzählst." Darauf erwiderte er: "Sollen sie mich doch

der Lüge zeihen!" und ging weg. Und als sich Abū Ǧahl zu

ihm setzte und der Gesandte Allāhs ihm die Geschichte

der nächtlichen Reise erzählte, sagte Abū Ǧahl: "Männer

der Banū Ka‘b Ibn Lu’ayy. Kommt her!" Nun gab

Muḥammad (a.s.s.) ihnen Bericht.

Während einige ihm Beifall spendeten, legten andere vor

Verwunderung und Missbilligung die Hand an den Kopf.

Manche Leute, die zuvor an den Propheten (a.s.s.)

geglaubt hatten, wandten sich jetzt von ihm ab. Einige

Männer aber liefen zu Abū Bakr, der auf ihren Bericht hin

sagte:

"Wenn Muḥammad das gesagt hat, dann hat er die

Wahrheit gesprochen."

Als die Männer nun fragten: "Also glaubst du ihm das?",

antwortete er: "Ich glaube ihm noch

Unwahrschenlicheres als das. Deswegen hat man Abū

Bakr den ›streng Wahrheitsliebenden‹ (Aṣ-Ṣiddῑq)

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Qur’ān und Sunna in Relation

198

genannt.

Unter den Anwesenden waren indessen einige, die schon

einmal nach jenem Ort gereist waren. Diese forderten

Muḥammad (a.s.s.) auf, eine Beschreibung davon zu

geben. Jerusalem stand ihm klar vor Augen, und er blickte

unverzüglich darauf und beschrieb es ihnen. Sie sprachen:

"Die Beschreibung trifft das Richtige", und setzten hinzu:

"Erzähl uns von unserer Karawane nach Jerusalem!" So

berichtete er ihnen von der Zahl ihrer Kamele und ihrem

Zustand und sagte: "Sie werden an dem und dem Tag bei

Sonnenaufgang ankommen, wobei ihnen ein graues

Kamel vorangehen wird. Am betreffenden Tage zogen die

Makkaner aus ihrer Stadt und liefen eilig nach dem

Passweg Aṯ-Ṯaniyya. Da sagte einer von ihnen: "Bei Allāh!

Die Sonne ist aufgegangen." Und ein anderer sagte: "Bei

Allāh! Da kommt die Karawane mit einem grauen Kamel

an der Spitze, genau wie Muḥammad es gesagt hat."

Trotzdem wurden sie daraufhin nicht gläubig, sondern

sagten: "Das ist nichts als ein offenkundiger Zauber".

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199

Muḥammad, der Prophet Allāhs (a.s.s.)

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Qur’ān und Sunna in Relation

200

Gekommen ist die Wahrheit

Und sprich: ”O mein Herr, lass meinen Eingang einen guten Eingang sein und lass meinen Ausgang einen

guten Ausgang sein. Und gewähre mir Deine hilfreiche Kraft.“ (17:80) Und sprich: ”Gekommen ist die

Wahrheit und dahingeschwunden ist die Falschheit; wahrlich, das Falsche verschwindet bestimmt.“ (17:81)

Allāh (t) lehrt uns so zu beten. Die beiden Verse sind zwar

an den Propheten (a.s.s.) gerichtet, stellen jedoch ein

eindrucksvolles Bittgebet für jeden Muslim dar.

Historisch gesehen bezieht sich dies auf den Ausgang aus

Makka, dass das Herz des Propheten (a.s.s.) kein Heimweh

empfindet. Ferner handelt es sich um einen friedlichen

Eingang in die neue Heimat Al-Madῑna, wie Qatāda meint.

Dieses Gebet zeigte auf jeden Fall, dass sich die Zeit der

Auswanderung (Hiǧra) näherte.

Die Vorhersage des Sieges wurde jedoch wahr, als zehn

Jahre später der Prophet wieder in Makka einzog und

gerade dies verkündete, während er die Götzen in der Al-

Ka‘ba zerbrach.189

Nach Ibn ‘Abbās soll dies ein Eintreten in den Tod

bedeuten. Demnach kann hier der Eingang in den Tod und

der Ausgang bei der Auferstehung gemeint sein. Bei einer

189 - ÜB; vgl. 8:8; 21:18 ; 42:24.

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Qur’ān und Sunna in Relation

201

Verallgemeinerung dieses Bittgebets kann man es für jede

Situation verwenden, wie z.B. für den Ausgang aus einer

Notlage und den Eingang in eine sichere, friedliche

Atmosphäre.

‘Abdullāh, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, berichtete:

”Der Prophet, Allāhs Segen und Friede auf ihm, zog in

Makka, am Tage ihrer Eroberung ein, als dort

dreihundertundsechzig Götzenfiguren um die Al-Ka‘ba

aufgestellt waren. Er fing an, diese mit einem Stock in

seiner Hand zu stoßen, indem er sagte: »Gekommen ist

die Wahrheit und dahingeschwunden ist die Falschheit.

Gekommen ist die Wahrheit und die Falschheit kann

weder etwas erschaffen noch dieses aus dem Tode

erwecken.«“190

190 - Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

202

Kein Leid trifft den Muslim, ohne dass Allāh ihm dies als

Sühne zurechnet, sogar wegen einem Dorn,

der ihn sticht.

Muḥammad, der Prophet Allāhs (a.s.s.)

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Qur’ān und Sunna in Relation

203

Sie befragen dich über die Seele

Und sie befragen dich über die Seele. Sprich: ”Die Seele ist eine Angelegenheit meines Herrn; und euch ist vom

Wissen nur wenig gegeben.“ (17:85)

‘Abdullāh, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, berichtete:

”Während ich mit dem Propheten, Allāhs Segen und

Friede auf ihm, in einem Palmenhain war, und er sich auf

einen blattlosen Palmenzweig stützte, kamen einige

Juden vorbei. Die einen von ihnen sagten zu den anderen:

»Befragt Muḥammad über die Seele!«

Ein anderer von ihnen sagte:

»Was hegt bei euch Zweifel über ihn?«

Die anderen sagten:

»Niemals werdet ihr von ihm das hören, was euch stutzig

macht.«

Einige sagten:

»Befragt ihn doch!«

Da stellten sie ihm die Frage über die Seele, und der

Prophet, Allāhs Segen und Friede auf ihm, schwieg für

eine Weile und gab ihnen keinerlei Antwort. Ich wusste,

dass er gerade dabei war, eine Offenbarung zu

empfangen. Da trat ich anstandshalber einen Schritt von

ihm zurück. Als die Offenbarung soweit war, rezitierte er:

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Qur’ān und Sunna in Relation

204

›Und sie befragen dich über die Seele. Sprich: ››Die Seele

ist eine Angelegenheit meines Herrn; und euch ist vom

Wissen nur wenig gegeben.‹‹‹“191

In manchen Übersetzungen und Erläuterungen wird für

das arabische Wort "Rūḥ" (Seele) auch das Wort "Geist"

verwendet. Darunter ist der "Heilige Geist", d.h. Gabriel

(a.s.) zu verstehen, der die Offenbarung bringt. Einige

Kommentatoren sind der Ansicht, dass sich dies hier

besonders auf die Offenbarung des Qur’ān bezieht, und

zwar als Antwort auf die Frage der Juden.192

Die wahre Führung zum Heil

Und der, den Allāh leitet, ist der Rechtgeleitete; die aber, die Er zu Irrenden erklärt - für die wirst du keine Helfer finden, außer Ihm. Und Wir werden sie am Tage

der Auferstehung versammeln, (und sie werden) auf ihren Angesichtern (liegen), blind, stumm und taub.

Ihre Herberge wird Ǧahannam sein; jedesmal, wenn es (das Feuer) nachlässt, werden Wir die Flamme noch

stärker anfachen. (17:97)

Die wahre Führung zum Heil ist nur Allāhs Rechtleitung.

191 - Bu. 192 - Für den historischen Hintergrund vgl. den Titel: "Muḥammad, Prophet

der Barmherzigkeit", Islamische Bibliothek; ferner Qur’ān 16:2; 40:15; 42:52.

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Qur’ān und Sunna in Relation

205

Er, gepriesen ist Er, ist für Seine Diener Helfer, Retter,

Versorger und Beschützer. Wer durch seine Auflehnung

von der göttlichen Rechtleitung abrückt, der gerät in die

Irreführung. Am Tage der Abrechnung werden solche

Menschen in aller Demütigung auf ihren Angesichtern

liegend zusammengeschart.

Auf die Frage seiner Gefährten: ”Wie werden die

Menschen auf ihren Gesichtern zusammengeschart“,

antwortete der Prophet (a.s.s.):

”Derjenige, Der sie auf ihren Füßen schreiten läßt ist auch

imstande, sie auf ihren Gesichtern laufen zu lassen.“193

Anas Ibn Mālik, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, berichtete:

”Ein Mann sagte:

»O Prophet Allāhs, wie wird ein Ungläubiger (am Tage

der Auferstehung) auf seinem Gesicht zum

Versammlungsort geführt?«

Der Prophet sagte:

»Ist Der, Der ihn in der Welt auf zwei Beinen laufen ließ,

nicht imstande, ihn am Tage der Auferstehung auf seinem

Gesicht laufen zu lassen?«

Qatāda meldete sich daraufhin und sagte:

»Doch, bei der Allmacht unseres Herrn!«“194

193 - überliefert bei Ibn Mālik, vgl. ÜB, a.a.O. 194 - Bu; vgl. den Qur’ān-Vers 25:34.

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Qur’ān und Sunna in Relation

206

Und erwähne im Buch Maria

Und erwähne im Buch Maria. Als sie sich von ihrer Familie nach einem östlichen Ort zurückzog (19:16) und sich vor ihr abschirmte, da sandten Wir Unseren

Engel Gabriel zu ihr, und er erschien ihr in der Gestalt eines vollkommenen Menschen (19:17); und sie sagte: ”Ich nehme meine Zuflucht vor dir zum Allerbarmer,

(lass ab von mir) wenn du Gottesfurcht hast.“ (19:18) Er sprach: ”Ich bin der Bote deines Herrn. (Er hat mich

zu dir geschickt) auf dass ich dir einen reinen Sohn beschere.“ (19:19) Sie sagte: ”Wie soll mir ein Sohn

(beschert) werden, wo mich doch kein Mann (je) berührt hat und ich auch keine Hure bin?“ (19:20) Er sprach: ”So ist es; dein Herr aber spricht: »Es ist Mir

ein leichtes, und Wir machen ihn zu einem Zeichen für die Menschen und zu Unserer Barmherzigkeit, und dies

ist eine beschlossene Sache.«“ (19:21)

Als Maria sich vor den Ihren abschirmte, um Gebete zu

verrichten, geschah es in diesem Zustand der Reinheit,

dass Gabriel ihr in Menschengestalt erschien.195 Hierzu ist

noch zu bemerken, dass Maria (a.s.) von ihrer Mutter dem

Tempeldienst geweiht worden war.196 So nahm sie ihre

Zuflucht beim Allerbarmers, bei Dessen Namen ein

Gottesfürchtiger erschauert. Die Sendung Jesu wird als

195 - vgl. dazu Qur’ān 6:9. 196 - vgl. Qur’ān 3:35-37.

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Qur’ān und Sunna in Relation

207

ein Zeichen für die Menschheit sein.197

Abū Mūsa, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, berichtete, dass

der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm,

sagte:

”Unter den Männern gibt es viele, die vollkommen waren;

und unter den Frauen waren nur Āsiya, die Frau des

Pharao und Maryam198 (Maria), Tochter des ‘Imrān,

vollkommen. Was aber die Vorzüglichkeit von ‘Ā’iša

angeht, so ist diese wie die Vorzüglichkeit eines

Fleischgerichts über alle anderen Speisearten.“199

Auf den Befehl des Herrn

”Wir (Engel) kommen nur auf den Befehl deines Herrn hernieder. Sein ist alles, was vor uns und was hinter uns und was dazwischen ist; und dein Herr ist nicht

vergesslich. (19:64) (Er ist der) Herr der Himmel und der Erde und all dessen, was zwischen beiden ist. So

diene Ihm, und sei beharrlich in Seinem Dienst. Kennst du etwa einen, der Ihm gleich wäre?“ (19:65)

197 - vgl. Qur’ān 16:38-40. 198 - Ihren Namen trägt die Sura 19 im Qur’ān. Diese Ehrung kommt von

ihrem Schöpfer Selbst, Der in dieser Sura eine Reihe von Propheten erwähnt. Dass sie ausdrücklich "Tochter des ‘Imrān" ist, wird noch eine Ehre durch ihre Abstammung hinzugefügt; denn Sura 3 trägt auch diesen Namen.

199 - Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

208

Allāhs Engel kommen auf Allāhs Geheiß entsprechend

Seinem allumfassenden Willen und Plan. Wenn Dinge

verzögert werden, dann geschieht dies in

Übereinstimmung mit einer weisen Voraussicht und

bedeutet nicht, dass Allāh (t) sie vergisst. Hier geht es um

den Engel Gabriel (a.s.), nachdem unser Prophet

Muḥammad, Allāhs Segen und Friede auf ihm, in eifriger

Erwartung über die langen Zwischenräume zwischen den

Offenbarungen geklagt hatte.200

Ibn ‘Abbās, Allāhs Wohlgefallen auf beiden, berichtete:

”Der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm,

sagte zu Gabriel:

»Willst du uns nicht noch häufiger besuchen, als du es

jetzt tust?«

Darauf wurde der Vers 64 aus (der 19. Sura) Maryam wie

folgt offenbart: ›Wir (Engel) kommen nur auf den Befehl

deines Herrn hernieder. Sein ist alles, was vor uns und

was hinter uns und was dazwischen ist.‹“201

Ibn ‘Abbās berichtete ferner:

”Der Prophet, Allāhs Segen und Friede auf ihm, rezitierte

das, was ihm befohlen wurde, und er verschwieg das, was

ihm befohlen wurde ›... und dein Herr ist nicht vergesslich

... ‹. ›Wahrlich, ihr habt an dem Gesandten Allāhs ein

200 - ÜB. 201 - Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

209

schönes Vorbild.‹“202

202 - Qur’ān 33:21; Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

210

Die Fürsprache

An jenem Tage wird keinem die Fürsprache etwas nützen - außer jenem, dem der Allerbarmer (dazu) die

Erlaubnis gibt und dessen Wort Ihm wohlgefällig ist. (20:109) Er kennt alles, was vor ihnen ist und was

hinter ihnen ist; sie aber können es nicht mit Wissen umfassen. (20:110) Und die Gesichter werden sich

demütig vor dem Ewiglebenden, dem Einzigerhaltenden, neigen. Und hoffnungslos wahrlich ist jener, der (die Last des) Frevels trägt. (20:111) Und der aber, der gute Werke tut und dabei gläubig ist, wird

weder Ungerechtigkeit noch Unterdrückung (zu) fürchten (haben). (20:112)

Anas, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, berichtete, dass der

Prophet, Allāhs Segen und Friede auf ihm, sagte:

”Die Gläubigen werden am Tage der Auferstehung

versammelt und zueinander sagen:

»Sollten wir nicht jemanden suchen, der für uns

Fürsprache bei unserem Herrn einlegt?«

Sie begeben sich bald zu Adam und sagen zu ihm:

»Du bist der Urvater aller Menschen, den Allāh mit Seiner

Hand erschuf und vor ihm die Engel sich niederwerfen

ließ. Er lehrte dich aber auch die Namen aller Dinge.203 So

lege für uns bei deinem Herrn Fürsprache ein, womit Er

203 - vgl. Qur’ān 32:31f.

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Qur’ān und Sunna in Relation

211

uns von dieser unserer Lage erlösen möge.«

Adam erwidert:

»Dazu bin ich nicht der Richtige für euch!«

Er erwähnt dann seine Sünde,204 schämt sich und fährt

fort:

»Sucht Noah auf; denn er ist der erste Gesandte, den Allāh

zu allen Bewohnern dieser Erde geschickt hatte.«

Wenn sie bei ihm ankommen, sagt er zu ihnen:

»Dazu bin ich nicht der Richtige für euch!«

Er erwähnt dann seine Bitte an seinen Herrn, worüber er

kein Wissen hatte,205 schämt sich und fährt fort:

»Sucht dann den Freund des Allerbarmers auf.«

Wenn sie bei ihm (Abraham) ankommen, sagt er zu

ihnen:

»Dazu bin ich nicht der Richtige für euch! Sucht Moses

auf; denn es handelt sich bei ihm um einen Diener, zu

dem Allāh sprach206 und ihm die Thora gab.«207

Wenn sie bei ihm ankommen, sagt er zu ihnen:

»Dazu bin ich nicht der Richtige für euch!«

Er erwähnt dann, dass er einen Menschen erschlug, ohne

dass dieser einen anderen erschlagen hatte, schämt sich

dann dafür vor seinem Herrn und fährt fort:

204 - vgl. Qur’ān 17:19ff. 205 - vgl. Qur’ān 11:45ff. 206 - vgl. Qur’ān 4:164. 207 - vgl. Qur’ān 2:53.

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Qur’ān und Sunna in Relation

212

»Sucht dann Jesus auf; denn er ist der Diener Allāhs, Sein

Gesandter, ein Wort von Allāh und ein Geist von Ihm.«208

Wenn sie bei ihm ankommen, dann sagt er zu ihnen:

»Dazu bin ich nicht der Richtige für euch! Sucht dann

Muḥammad, Allāhs Segen und Friede auf ihm, auf; denn

er ist ein Diener, dem Allāh vergangene und spätere

Sünden vergeben hatte.«209

Nunmehr kommen sie zu mir, und ich begebe mich

zunächst zu meinem Herrn, um die Erlaubnis dafür zu

erbitten, und Er erlaubt es. Und wenn ich dann meinen

Herrn sehe, falle ich anbetend nieder. (In diesem

Zustand) läßt Er mich, solange Er will. Dann wird zu mir

gesprochen:

»Erhebe dein Haupt und trage deine Bitte vor; denn diese

wird gewährt. Und sprich; denn dein Wort wird gehört.210

Und lege Fürsprache ein; denn von dir wird die

Fürsprache angenommen.«

Da erhebe ich mein Haupt und spreche Ihm ein Lob, das

Er Selbst mir beibringt.211

Danach lege ich Fürsprache ein, und Er legt mir eine Zahl

von Menschen fest, die ich das Paradies betreten lassen

208 - vgl. Qur’ān 4:171. 209 - vgl. Sura 48:1ff. 210 - vgl. Qur’ān 34:23. 211 - Ähnlich wie im Qur’ān 2:37 als Adam (a.s.) Wörter von seinem Herrn

empfing, die er aussprach und ihm wurde danach vergeben.

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Qur’ān und Sunna in Relation

213

darf. Dann kehre ich zu Ihm abermals zurück. Und wenn

ich meinen Herrn sehe, geschieht dasselbe, wie beim

ersten Mal. Wenn ich diesmal die Fürsprache einlege, legt

Er mir eine Zahl von Menschen fest, die ich das Paradies

betreten lassen darf. Ich lasse diese dann ins Paradies

eintreten und kehre zum dritten Mal zurück. Beim

vierten Male sage ich dann:

»Es gibt im Höllenfeuer keine mehr außer denjenigen,

deren Einsperrung im Qur’ān in aller Ewigkeit

vorbestimmt worden ist.«“212

Lobpreise deinen Herrn

Leuchtet es ihnen (denn) nicht ein, wie viele Geschlechter vor ihnen Wir schon vernichteten, in

deren Wohnstätten sie (jetzt) umherwandern? Darin liegen Zeichen für die Leute, die Verstand haben.

(20:128) Und wäre nicht zuvor ein Wort von deinem Herrn ergangen, so wäre es (das Strafgericht) fällig;

(genauso ist es) mit der festgesetzten Frist. (20:129) Ertrage denn geduldig, was sie sagen, und lobpreise

deinen Herrn vor dem Aufgang und vor dem Untergang der Sonne, und verherrliche (Ihn) in den Nachtstunden

und an den Tagesenden, auf dass du wahre Glückseligkeit finden mögest. (20:130)

212 - Bu; zu diesen Versen vgl. 2:255; 3:27; 6:31; 10:3; 16:96-97; 19:87; 21:28;

39:10; 53:26; 78:38.

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Qur’ān und Sunna in Relation

214

Dies bezieht sich auf das Leben in Bedrängnis, das denen

zuteil wird, die sich in ihrem irdischen Leben von Allāhs

Ermahnung abwenden. Die makkanischen Götzendiener

werden dabei an die Ruinen von ‘Ād und Ṯamūd erinnert,

die sie vor Augen sehen. Das Gebot der Geduld ist in

erster Linie an den Propheten (a.s.s.) gerichtet und

bedeutet, dass er wegen dem ausharren muss, was die

Ungläubigen an Spott, Ablehnung und Widerstand leisten.

Derartige Geduld wird durch die Lobpreisung des Herrn -

sowohl in der Stille des Morgengebets als auch zu

anderen Gebetszeiten - gestärkt.213

Ǧarῑr Ibn ‘Abdullāh berichtete:

”Wir befanden uns beim Propheten, Allāhs Segen und

Friede auf ihm, und sahen, wie er in der Nacht dem

Vollmond zuschaute und sagte:

»Mit Sicherheit werdet ihr euren Herrn so (deutlich)

sehen, wie ihr diesen (Mond) seht, ohne dass ihr beim

Anblick Schaden erleidet oder Zweifel hegt. Wann immer

ihr die Verrichtung des Gebets vor dem Sonnenaufgang

oder vor dem Sonnenuntergang verkraften könnt, so tut

es.«

Anschließend rezitierte der Prophet: ›... und lobpreise

deinen Herrn vor dem Aufgang und vor dem Untergang

213 - ÜB; vgl. Qur’ān 2:45-46; 17:78-79; 30:19.

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Qur’ān und Sunna in Relation

215

der Sonne ...‹.214“

214 - Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

216

Barmherzigkeit für alle Welten

Und Wir haben bereits nach der Ermahnung in den Zabūr geschrieben, dass das Land von Meinen

rechtschaffenen Dienern beerbt wird. (21:105) Hierin liegt wahrlich eine Botschaft für ein Volk, das (Allāh)

dient. (21:106) Und Wir entsandten dich nur aus Barmherzigkeit für alle Welten. (21:107)

Allgemein wird mit der "Ermahnung" sowohl der Qur’ān

als auch die Thora gemeint. Nach der chronologischen

Reihenfolge ist hier die Thora gemeint. Mit Az-Zabūr ist

das Buch Davids gemeint, das historisch nach der Thora

offenbart wurde. Der Name Davids wird ausdrücklich in

Verbindung mit Az-Zabūr in 4:163 und 17:55 genannt.

Diese Worte stehen hier im Einklang des göttlichen

Versprechens in 3:139. Dies bedeutet, dass durch den

Glauben und das rechtschaffene Handeln auf dieser Erde

der Boden unter den Füssen beerbt werden kann.

Der Schlussakt aller göttlichen Offenbarungen ist der

Qur’ān, dessen Empfänger Muḥammad, Allāhs Segen und

Friede auf ihm, ist. Demnach ist er der letzte (das Siegel)

aller Propheten (vgl. 33:40). Und mit Recht ist er damit

eine Barmherzigkeit für alle Welten.215

215 - vgl. dazu den Begriff der Barmherzigkeit im Titel: "Muḥammad, Prophet

der Barmherzigkeit", Islamische Bibliothek. Auf diesem Begriff beruht

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Qur’ān und Sunna in Relation

217

Abū Huraira, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, berichtete:

”Einer sagte zum Gesandten Allāhs, Allāhs Segen und

Friede auf ihm:

»O Gesandter Allāhs, bitte Allāh darum, Er möge Seinen

Fluch auf die Götzendiener herabsenden!«

Der Prophet, Allāhs Segen und Friede auf ihm, erwiderte:

»Ich wurde nicht als Fluchender, sondern als eine

Barmherzigkeit (für alle Welt) entsandt.«“216

Und Abū Mūsā Al-Aš‘aryy, Allāhs Wohlgefallen auf ihm,

berichtete:

”Der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm,

sagte:

»Ich bin zu den Hellhäutigen und Dunkelhäutigen

entsandt.«“217

ıābir Ibn ‘Abdullāh berichtete, dass der Gesandte Allāhs,

Allāhs Segen und Friede auf ihm, sagte:

”Mir sind fünf (Besonderheiten) gegeben worden, welche

keinem der anderen Propheten vor mir gegeben wurden:

Mein Sieg über den Feind wurde durch Schrecken

gemacht, dessen Wirksamkeit der Entfernung von einer

einmonatigen Marschreise entspricht. Die Erde wurde

mir sowohl als Gebetsstätte als auch als Reinigungsmittel

die Universalität der qur’ānischen Botschaft; vgl. ferner Qur’ān 7:158; 15:9

216 - Mu. 217 - Ha.

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Qur’ān und Sunna in Relation

218

gemacht; und wenn jemand von meiner Umma das Gebet

bei seiner Fälligkeit verrichten will, der kann es dort und

überall verrichten, wo er sich gerade befindet. Die

Kriegsbeute ist mir erlaubt; und im Gegensatz zu den

früheren Propheten, die nur zu ihren eigenen Leuten

entsandt wurden, bin ich für die Menschheit allesamt

entsandt worden. Und mir wurde die Fürsprache (am

Jüngsten Tag) gegeben.“218

Erfolgreich sind die Gläubigen

Wahrlich, erfolgreich sind die Gläubigen (23:1), die in ihren Gebeten voller Demut sind (23:2), und die sich

von allem leeren Gerede fernhalten (23:3), und die die Zakāh entrichten (23:4) und ihre Schamteile bewahren (23:5); außer gegenüber ihren Gattinnen oder denen, die sie von Rechts wegen besitzen; denn dann sind sie

nicht zu tadeln. (23:6) Diejenigen aber, die darüber hinaus etwas begehren, sind Übertreter. (23:7) Und diejenigen, die das ihnen anvertraute Gut und ihre

Verpflichtung hüten (23:8), und die ihre Gebete einhalten (23:9) - dies sind die Erben (23:10), die Al-

Firdaus erben werden. Auf ewig werden sie darin verweilen. (23:11)

Der Tenor in diesem Versblock gilt als eine Verheißung

218 - Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

219

Allāhs für die Gläubigen und ein Versprechen und eine

Sicherheit von Ihm, dass sie mit gutem Ausgang in allen

Dingen rechnen dürfen. Unser Prophet (a.s.s.) hat gesagt:

”Es ist wunderbar in allen Angelegenheiten eines

Gläubigen: Wenn ihm etwas Schlechtes widerfährt,

erträgt er es geduldig, und dies ist gut für ihn; und wenn

ihm aber etwas Gutes zuteil wird, dann ist er dankbar

dafür, und dies ist gut für ihn.“

Die Gläubigen, die dieses Privileg verdienen dürfen, sind

diejenigen, die in ihren Gebeten voller Demut sind, und

die sich von allem leeren Gerede fernhalten, und die die

Zakāh entrichten und ihre Schamteile bewahren. Ferner

diejenigen, die das ihnen anvertraute Gut und ihre

Verpflichtung hüten, und die ihre Gebete einhalten.

In der Verrichtung des Gebets der Gläubigen sind

wiederum zwei Merkmale vorhanden: Demut und

Regelmäßigkeit durch Einhalten der Gebetszeiten.

Historisch gesehen zur Zeit der Offenbarung war die Lage

wie folgt:

Auf der einen Seite standen die wohlhabenden und

erfolgreichen Führer von Makka, die Gegner des Islam,

deren Hauptbeschäftigung darin bestand, das Leben zu

genießen. Auf der anderen Seite standen die Muslime, die

in ihrer Mehrheit entweder von vornherein arm gewesen

waren oder deren Eigentum in der ständigen

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Qur’ān und Sunna in Relation

220

Auseinandersetzung mit den Gegnern des Islam

dahingeschwunden war.

Die Worte dieses Versblocks sollen den Ungläubigen

mitteilen, dass ihre Kriterien für Erfolg und Versagen

nicht den Tatsachen entsprechen. Die Anhänger des

Propheten (a.s.s.) hingegen, die sie als Versager

betrachteten, waren wirklich erfolgreich; denn da sie die

Einladung zur Rechtleitung annahmen, waren sie auf

einen Weg gegangen, der ihnen sowohl in dieser Welt als

auch im zukünftigen Leben wahren Erfolg und viel Glück

brachte.

‘Ā’iša (r), Gattin des Propheten (a.s.s.) wurde über seinen

Charakter gefragt, und sie antwortete:

”Lest ihr die Sura Al-Mu’minūn (Die Gläubigen)?“

”Ja!“, war die Antwort. Sie sagte:

”Dann lest mal vor!“

Darauf wurden ihr die ersten zehn Verse dieser Sura

vorgetragen. Damit meinte sie, dass diese Worte den

Charakter des Propheten (a.s.s.) wiederspiegeln.

Bei Frauen, die die Gläubigen "von Rechts wegen"

besitzen, handelt es sich um den Status der Sklavinnen im

islamischen Recht, mit denen der ehelische Verkehr

zugelassen ist und - wenn sie durch Heirat ihre Freiheit

erlangen, der freien Frau gleich zu behandeln sind. Es

gehört zu den Merkwürdigkeiten des Qur’ān, dass diese

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Qur’ān und Sunna in Relation

221

Verse sich allgemein auf Männer und Frauen beziehen,

was im Qur’ān oft der Fall ist. Nur in dem Vers 23:6 sind

ausschließlich die Männer damit gemeint. Daraus können

wir schließen, dass die Frau mit ihrem Sklaven keinen

Geschlechtsverkehr haben darf. Wenn sie ihn aber frei

gibt, so ist es ihr erlaubt, ihn zu heiraten.

In diesem Versblock wird abschließend Al-Firdaus als

Lohn für die Rechschaffenen erwähnt. Durch die

Erklärung unseres Propheten (a.s.s.) handelt es sich um

die höchste Ebene im Paradies. In der vorislamischen,

arabischen Literatur war es ein verbreitetes Wort.219

Der Mensch aus Lehm und Samentropfen

Und wahrlich, Wir erschufen den Menschen aus einer Substanz aus Lehm. (23:12) Alsdann setzten Wir ihn als Samentropfen an eine sichere Ruhestätte. (23:13)

Dann bildeten Wir den Tropfen zu einem Blutklumpen; dann bildeten Wir den Blutklumpen zu einem Fleischklumpen; dann bildeten Wir aus dem

Fleischklumpen Knochen; dann bekleideten Wir die Knochen mit Fleisch; dann entwickelten Wir es zu einer

anderen Schöpfung. So sei denn Allāh gepriesen, der beste Schöpfer. (23:14) Dann, danach, werdet ihr mit Gewissheit sterben. (23:15) Dann werdet ihr am Tage

219 - ÜB; der Qur’ān benutzt es in 18:107 als Bezeichnung für eine Vielzahl

von Gärten (vgl. 2:43; 21:105-106; 25:72; 87:14-15; 91:9-10).

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Qur’ān und Sunna in Relation

222

der Auferstehung erweckt werden. (23:16)

Als der Qur’ān-Vers über die Erschaffung des Menschen

offenbart wurde, sagte ‘Umar Ibn Al-Ḫaṭṭāb, Allāhs

Wohlgefallen auf ihm:

”Gesegnet sei Allāh, der Beste der Schöpfer.“

Die Entscheidung Allāhs im Qur’ān (56:39f.) wurde in

Makka 616 n.Chr. offenbart, in der ‘Umars Lobwort

offenbart wurde. Im Qur’ān heißt es: ”So sei denn Allāh

gepriesen, der beste Schöpfer.“220

Die allererste Erschaffung des Menschen (Adam) geschah

aus einer Substanz aus Lehm. Die Erschaffung seiner

Gattin (Eva) wurde aus ihm selbst gemacht.221 Durch die

natürliche Vermehrung (hier durch Samentropfen)

erfolgt jede weitere Erschaffung von Menschen. Die

natürliche Vermehrung läuft dann nach der

Gesetzmäßigkeit unseres Schöpfers wie folgt:

Der Samen befruchtet eine Eizelle, und diese ruht eine

bestimmte Zeit lang sicher im Mutterleib als "Ruhestätte"

für ihre weitere Entwicklung. Die erste Veränderung

bildet aus dem befruchteten Ei eine Art unförmigen

Klumpen, indem die Zellen wachsen und sich teilen; dann

entwickelt sich aus dieser Masse allmählich ein

ausgeformter Fötus. Darin entwickeln sich Knochen und 220 - Ibn Kaṯῑr: Tafsῑr III, 241; vgl. 15:28-33; 18:37-41; 30:20-21. 221 - vgl. dazu Qur’ān 4:1; 7:189; 39:6.

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Qur’ān und Sunna in Relation

223

Fleisch und Organe und ein Nervensystem.222

Allāh (t) haucht dem Menschen von Seinem Geist ein;223

dies muss nicht zu einem gegebenen Zeitpunkt der

Entwicklung stattfinden, sondern kann auch ein

parallellaufender, allmählicher Prozess sein. Der Mensch

wird geboren, wächst heran; er verfällt und stirbt mit

"Gewissheit". Dennoch ist der Tod zwar das Ende unseres

irdischen Lebens, gilt aber nicht als Ende des

menschlichen Daseins. Die Auferstehung kann so erklärt

werden, dass sie die letzte Stufe in diesem

Entwicklungsprozess des Menschen ist. Danach beginnt

das ewige Leben.224

Wenn die Herzen beben

Wahrlich, jene, die aus Furcht vor ihrem Herrn Sorge tragen (23:57), und jene, die an die Zeichen ihres Herrn

glauben (23:58), und jene, die ihrem Herrn nichts zur Seite stellen (23:59), und jene, die da spenden, was zu spenden ist, und jene, deren Herzen beben, weil sie zu

ihrem Herrn zurückkehren werden (23:60), sie sind es, die sich bei guten Werken beeilen und ihnen darin

voraus sind. (23:61)

222 - vgl. dazu die beiden Titel: "Ḥadῑṯ für Schüler" und "Der Mensch im Islam",

Islamische Bibliothek. 223 - vgl. Qur’ān 15:29. 224 - vgl. Qur’ān 22:5.

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Qur’ān und Sunna in Relation

224

Im Anschluss an das vorher erwähnte Bild der

Achtlosigkeit der Irrenden wird das entgegengesetzte Bild

der Gläubigen in ihrer Wachsamkeit und Vorsicht

gezeichnet.

‘Ā’iša (r), Gattin des Propheten, Allāhs Segen und Friede

auf ihm, berichtete, dass sie ihn über die in diesem Vers

erwähnten Menschen wie folgt gefragt hat:

”O, Gesandter Allāhs, sind sie diejenigen, die stehlen,

Ehebruch begehen und Alkohol trinken, während sie

gottesfürchtig sind?“

Der Gesandte Allāhs erwiderte:

”Nein, Tochter des Wahrhaftigen.225 Es sind diejenigen,

die beten, fasten und Zakāh entrichten, während sie

gottesfürchtig sind.“226

Wendet die Bestrafungen von den Muslimen ab

(Dies ist) eine Sura, die Wir hinabsandten und die Wir zum Gesetz erhoben, und worin Wir deutliche Zeichen

offenbarten, auf das ihr ermahnt sein mögt. (24:1) Peitscht die Unzüchtige und den Unzüchtigen

gegebenenfalls jeweils mit hundert Peitschenhieben aus; und lasst euch angesichts dieser Vorschrift Allāhs

225 - arab.: Aṣ-Ṣiddῑq = Beiname ihres Vaters Abū Bakr. 226 - ÜB.

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Qur’ān und Sunna in Relation

225

nicht von Mitleid mit den beiden ergreifen, wenn ihr an Allāh und an den Jüngsten Tag glaubt. Und eine Anzahl

der Gläubigen soll ihrer Pein beiwohnen. (24:2)

Es handelt sich hier ausdrücklich um ein

unwiderrufliches göttliches Gesetz. Demnach ist dieser

Befehl weder Ermessenssache noch eine Empfehlung für

gesetzgeberische Organe. Das Strafmaß gilt ausdrücklich

für männliches und weibliches Geschlecht in allen

Schichten der Gesellschaft zugleich.

Unzucht227 bedeutet Geschlechtsverkehr zwischen einem

Mann und einer Frau, die nicht miteinander verheiratet

sind. Das Wort bezieht sich somit sowohl auf Ehebruch,

als auch auf voreheliche und außereheliche Beziehungen

allgemein. Die Gesetzgebung bezüglich Heirat und

Scheidung ist im Islam einfach gehalten, so dass wenig

Versuchung besteht, außerhalb des ehelichen Rahmens

sexuelle Beziehungen zu suchen. Dies führt sowohl für

den Mann als auch für die Frau zu größerem

Selbstrespekt. Auch andere sexuelle Vergehen sind

strafbar, aber dieser Abschnitt bezieht sich nur auf Zinā.228

Die Härte im Strafmaß des islamischen Rechts ist durch

die Befolgung des Gebots und ein faires Gerichtsverfahren

abzuwenden. Dies ist aus dem Ḥadῑṯ des Propheten (a.s.s.)

227 - arab. Zinā. 228 - vgl. Qur’ān 4:15.

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Qur’ān und Sunna in Relation

226

zu entnehmen, der besagt:

”Wendet die Bestrafungen von den Muslimen ab, wenn ihr

die Möglichkeit dazu habt. Hat der Täter einen Ausweg, so

lasst ihn frei. Denn es ist besser für einen Führer,229 sich

bei einer Begnadigung zu irren als bei einer Bestrafung.“

Deswegen wird die Aussage von vier Augenzeugen

verlangt oder ein unwiderlegtes Eigengeständnis.230

229 - arab.: Imām. 230 - ÜB.

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Qur’ān und Sunna in Relation

227

Der Fluch Allāhs

Und (was) jene (betrifft), die ihren Gattinnen (Ehebruch) vorwerfen und keine Zeugen (dafür) außer sich selber haben - von solchen Leuten soll die Aussage des Mannes allein (genügen), wenn er viermal bei Allāh schwört, dass er die Wahrheit rede (24:6); und (sein) fünfter (Eid) soll sein, dass der Fluch Allāhs auf ihm

lasten möge, falls er ein Lügner sei. (24:7) Von ihr aber soll die Strafe abgewendet werden, wenn sie viermal den Schwur bei Allāh leistet, dass er ein Lügner sei. (24:8) Und (ihr) fünfter (Eid) soll sein, dass Allāhs Zorn auf ihr lasten möge, falls er die Wahrheit rede.

(24:9) Wäre nicht Allāhs Huld und Seine Barmherzigkeit über euch und wäre Allāh nicht

Vielvergebend, Allweise, (wäret ihr verloren gewesen). (24:10)

‘Abdullāh, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, berichtete, dass

ein Mann von den Al-Anṣār seine Frau des Ehebruchs

bezichtigte, und der Prophet, Allāhs Segen und Friede auf

ihm, ließ beide den Eid leisten und trennte sie

voneinander.“231

Und Sahl Ibn Sa‘d As-Sā‘idyy berichtete:

”‘Uwaimer Al-‘Aǧlānyy kam zu ‘Āṣim Ibn ‘Adyy Al-

Anṣāryy und sagte zu ihm:

231 - Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

228

»Du ‘Āṣim, was hältst du davon, wenn ein Ehemann einen

fremden Mann zusammen mit seiner Ehefrau findet. Soll

er ihn dann umbringen, und ihr richtet ihn (den

Ehemann) dann hin; oder wie soll er sich verhalten?

Frage doch du ‘Āṣim für mich über diese Sache beim

Gesandten Allāhs«.

Als ‘Āṣim den Gesandten Allāhs, Allāhs Segen und Friede

auf ihm, darüber fragte, sah er, dass der Gesandte Allāhs

mit einer solchen Frage unzufrieden war und diese für

schlecht erklärte. Auf Grund dessen, was sich beim

Gesandten Allāhs ereignete, wurde ‘Āṣim sehr betrübt.

Als er zu seiner Familie zurückkehrte, kam ‘Uwaimer zu

ihm und sagte:

»Was hat der Gesandte Allāhs zu dir gesagt?«

‘Āṣim sagte zu ihm:

»Deine Sache hat mir keinen Segen gebracht. Der

Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, war

mit einer solchen Frage unzufrieden und erklärte sie für

schlecht.«

‘Uwaimer erwiderte:

»Ich werde davon nicht ablassen, bis ich ihn darüber

gefragt habe!«

Danach kam ‘Uwaimer zum Gesandten Allāhs, während er

mit den Leuten da saß, und sagte:

»O Gesandter Allāhs, was hältst du davon, wenn ein

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Qur’ān und Sunna in Relation

229

Ehemann einen fremden Mann zusammen mit seiner

Ehefrau findet. Soll er ihn dann umbringen, und ihr

richtet ihn (den Ehemann) dann hin; oder wie soll er sich

verhalten?«

Darauf sagte der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und

Friede auf ihm:

»Allāh hat bereits über diese deine Angelegenheit und die

Angelegenheit deiner Gefährtin eine Entscheidung

offenbart. Geh dann nach Hause und bring deine

Gefährtin mit.«

(Als er mit ihr dort erschien,) vollzogen sie den Li‘ān,

während ich mit den Leuten beim Gesandten Allāhs saß.

Als die beiden damit fertig waren, sagte ‘Uwaimer:

»Es hätte bedeuten müssen, dass ich über sie gelogen

hätte, wenn ich sie weiterhin als Ehefrau zurückbehielte.«

Es geschah dann, dass er (‘Uwaimer) zuvor die dreifache

Scheidung von ihr aussprach, ehe der Gesandte Allāhs ihn

dazu (zum Li‘ān) aufgefordert hatte.

Ibn Šihāb sagte in diesem Zusammenhang:

»Und demnach wurde mit den Leuten des Li‘ān

entsprechend verfahren.«“232

Aus diesen Versen werden die Bestimmungen des sog.

Verfluchungseids233 des islamischen Rechts hergeleitet.

232 - Bu. 233 - arab.: Li‘ān; vgl. den Titel: "Die Scheidung nach islamischem Recht",

Islamische Bibliothek.

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Qur’ān und Sunna in Relation

230

Gepriesen bist Du!

Und warum sagtet ihr nicht, als ihr es hörtet: ”Es kommt uns nicht zu, darüber zu reden. Gepriesen bist Du! Dies ist eine arge Verleumdung.“? (24:16) Allāh ermahnt euch, nie wieder dergleichen zu begehen,

wenn ihr Gläubige seid. (24:17) Und Allāh erklärt euch die Gebote; denn Allāh ist Allwissend, Allweise. (24:18)

Als ‘Ā’iša, eine der Frauen des Propheten, Allāhs Segen

und Friede auf ihm, von den Heuchlern auf dem Rückweg

von der Schlacht von Banū-l-Muṣṭaliq verleumdet wurde,

meinte ‘Umar, dies sei eine große Verleumdung. Die

Entscheidung Allāhs darüber im Qur’ān wurde im 4. Jahr

n.H. in Al-Madῑna offenbart.234

Die Worte hier sind ein Tadel an die Gläubigen, die ihr

Missfallen nicht zum Ausdruck brachten gleich in dem

Moment, als sie davon Kenntnis erhielten. Der Ausdruck

"Gepriesen bist Du!" betont die Verpflichtung eines jeden

Gläubigen, sich an Allāh (t) zu erinnern, wenn immer die

Versuchung entsteht, eine Verleumdung zu hören oder

weiterzugeben.

234 - As-Suyūṭyy: Tārῑḫ 115.

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Qur’ān und Sunna in Relation

231

Wenn gesprochen wird: ”Kehrt um!“, dann kehrt um!

O ihr, die ihr glaubt, betretet keine anderen Wohnungen als die euren, bevor ihr nicht um Erlaubnis

gebeten und ihre Bewohner gegrüßt habt. Das ist besser für euch, wenn ihr euch ermahnen lasst. (24:27)

Und wenn ihr niemanden darin findet, so tretet nicht eher ein, als bis euch die Erlaubnis (dazu) gegeben

wird. Und wenn zu euch gesprochen wird: ”Kehrt um!“, dann kehrt um; das ist reiner für euch. Und Allāh weiß wohl, was ihr tut. (24:28) Es ist für euch keine Sünde,

wenn ihr in unbewohnte Häuser eintretet, die euch von Nutzen sind. Und Allāh weiß, was ihr kundtut und was

ihr verbergt. (24:29)

As-Sā‘idyy berichtete:

”Ein Mann guckte durch ein Loch in der Tür des

Gesandten Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, als er

(der Gesandte Allāhs) gerade einen spitzen Gegenstand in

der Hand hatte, mit dem er seinen Kopf kratzte. Als der

Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, ihn sah,

sagte er zu ihm:

»Wenn ich gewusst hätte, dass du mich beobachtest, hätte

ich dein Auge damit gestochen!«

Der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm,

fuhr dann fort:

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Qur’ān und Sunna in Relation

232

»Die Erlaubnis um Einlaß wurde aus keinem anderen

Grund zur Pflicht gemacht als wegen des Einblicks (in die

Privatsphäre eines Wohnbereichs).“235

In der vorislamischen Zeit war es üblich, ohne Erlaubnis

in fremde Häuser einzudringen. Erst nachdem der

Fremde bereits eingetreten war, machte er sich

bemerkbar.236 Somit bestand manchmal die Möglichkeit,

die Bewohner in einer prekären Situation zu bringen. In

diesem Versblock sorgt der Islam nunmehr für

Hausfrieden und Anstandsregeln, damit Eintracht und

Frieden in der islamischen Gesellschaft herrschen. Die

Bitte hier um freundliche Erlaubnis beschränkt sich nur

auf Häuser anderer. Bewohnt man selbst das Haus, so

genügt die Begrüßung der Mitbewohner und ein Zeichen,

um eventuell die Mutter oder die Schwester auf sich

aufmerksam zu machen; denn sie könnten in einem

Zustand sein, in dem die Anwesenheit Dritter

unangenehm für sie ist.

Nach einer Überlieferung von ‘Abdullāh Ibn Mas‘ūd (r)

soll man nach der Sunna des Propheten (a.s.s.) sogar bei

einem Besuch bei der eigenen Ehefrau im eigenen Haus

seine Ankunft ankündigen. Die Aufforderung "Kehrt um!"

bedeutet nach Ansicht der Rechtsgelehrten eine 235 - Bu. 236 - Bis heute noch findet man diese Unsitte in der amerikanischen

Gesellschaft vor.

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Qur’ān und Sunna in Relation

233

Aufforderung zum buchstäblichen Zurückgehen, indem

man auch von der Tür weggeht. Niemand hat das Recht,

den anderen zu einem Treffen zu zwingen oder in

Verlegenheit zu bringen, indem er vor dessen Tür

stehenbleibt. Dies sollte man auf der Stelle tun, ohne

Verzug oder Abwarten, auch ohne Anstoss daran zu

nehmen oder gar das Gefühl der Kränkung zu empfinden.

Bei den unbewohnten Häusern in 24:29 handelt es sich

um Läden, Lagerhäuser, Gasthäuser und ähnliches des

öffentlichen Lebens; also um Einrichtungen, die zu

anderen allgemeinen nützlichen Zwecken errichtet

worden sind.

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Qur’ān und Sunna in Relation

234

Solange ihr zu dritt seid, sollen nicht zwei davon

ein vertrauliches Gespräch unter Ausschluss des dritten

führen, bis ihr wieder mit anderen Menschen zusammenkommt;

denn dies macht ihn traurig.

Muḥammad, der Prophet Allāhs (a.s.s.)

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Qur’ān und Sunna in Relation

235

Um Einlass bitten!

O ihr, die ihr glaubt, es sollen (sogar) die, die ihr von Rechts wegen besitzt, und die unter euch, die noch

nicht die Reife erlangt haben, euch zu drei Zeiten um Einlaß bitten: vor dem Morgengebet, und dann, wenn ihr eure Kleider wegen der Mittagshitze ablegt, und

nach dem Nachtgebet - (denn dies sind) für euch drei Zeiten des Entblößtseins. Danach ist es für euch und für

sie keine Sünde, wenn die einen von euch sich um die anderen kümmern. So macht euch Allāh die Zeichen klar, und Allāh ist Allwissend, Allweise. (24:58) Und

wenn die Kinder unter euch den Zustand der Pubertät erreicht haben, dann sollen sie um Einlaß bitten,

gerade so wie die, die vor ihnen um Einlaß gebeten haben. So macht euch Allāh Seine Zeichen klar; denn Allāh ist Allwissend, Allweise. (24:59) (Was nun) die

älteren Frauen (betrifft), die nicht mehr auf Heirat hoffen können, so trifft sie kein Vorwurf, wenn sie ihre Tücher ablegen, ohne ihre Zierde zur Schau zu stellen. Aber wenn sie sich dessen enthalten, ist das besser für

sie. Und Allāh ist Allhörend, Allwissend. (24:60)

‘Umars Sklave trat einmal zu ihm ein, während er schlief

und seine Obergewänder abgelegt hatte; da sagte er:

”O Allāh, verbiete den Eintritt.“

Die Entscheidung Allāhs darüber im Qur’ān wurde im 4.

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Qur’ān und Sunna in Relation

236

Jahr n.H. in Al-Madῑna offenbart:237

In der Sura wurden zuvor die Gesetze erläutert, die den

Einlass in die Häuser verschaffen.238 Nun erfolgen die

Gesetze, die den Einlass innerhalb der Häuser regeln. Hier

folgen einige Verhaltensregeln im Familienkreis. Diener

und Kinder haben verhältnismäßig freien Zugang,

kommen und gehen zu jeder Tageszeit, und im Umgang

mit ihnen gibt es weniger Formalitäten. Aber auch für sie

gibt es Einschränkungen. Während der Nacht und vor der

Zeit des Morgengebets sollen sie diskret um Erlaubnis

fragen, bevor sie eintreten, teilweise weil sie Leute im

Schlaf stören, teilweise weil sie sie unbekleidet oder beim

Umziehen überraschen könnten. Dasselbe gilt für die Zeit

der Mittagsruhe und nach dem letzten Nachtgebet. Für

Erwachsene gelten strengere Regeln: Sie müssen zu jeder

Tageszeit um Erlaubnis bitten.239

In diesem Versblock werden Frauen erwähnt, die von den

üblichen Geboten aufgrund ihres hohen Alters

ausgenommen werden; für sie sind die Regeln für

Kleidung und Schmuck nicht so streng wie für jüngere,

aber auch sie werden zur Zurückhaltung aufgefordert,

weil diese an sich gut ist, und weil sie für jüngere

237 - As-Suyūṭyy: Tārῑḫ 116. 238 - s. den vorangegangenen Abschnitt. 239 - ÜB.

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Qur’ān und Sunna in Relation

237

Menschen ein Vorbild sein sollten.240

240 - vgl. Qur’ān 33:59.

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Qur’ān und Sunna in Relation

238

Diener des Allerbarmers

Und die, welche keinen anderen Gott außer Allāh anrufen und niemanden töten, dessen Leben Allāh

unverletzlich gemacht hat - es sei denn, (sie töten) dem Recht nach, und keine Unzucht begehen: und wer das

aber tut, der soll dafür zu büßen haben. (25:68) Verdoppelt soll ihm die Strafe am Tage der

Auferstehung werden, und er soll darin auf ewig in Schmach bleiben (25:69), außer denen, die bereuen und glauben und gute Werke tun; denn deren böse

Taten wird Allāh in gute umwandeln; und Allāh ist ja Allverzeihend, Barmherzig. (25:70) Und der, der

bereut und Gutes tut, der wendet sich in wahrhafter Reue Allāh zu. (25:71)

‘Abdullāh berichtete:

”Ich sagte: »O Gesandter Allāhs, welche Sünde ist am

schwersten?«

Er sagte:

»Dass du Allāh etwas ebenbürtig machst, während Er

dein Schöpfer ist.«

Ich sagte:

»Welche dann?«

Er sagte:

»Dass du dein Kind tötest, weil du befürchtest, dass es das

Essen mit dir teilt.«

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Qur’ān und Sunna in Relation

239

Ich sagte:

»Welche dann?«

Er sagte:

»Dass du Unzucht mit der Ehefrau deines Nachbarn

begehst.«

Zur Bestätigung der Aussage des Propheten, Allāhs Segen

und Friede auf ihm, offenbarte Allāh folgenden Qur’ān-

Vers: ›Und die, welche keinen anderen Gott außer Allāh

anrufen ...‹“241

Wir haben in Qur’ān 25:63-67 das positive Verhalten der

"Diener des Allerbarmers" kennengelernt; hier aber

finden wir deren Beschreibung bezüglich des negativen

Verhaltens, die in Qur’ān 25:72-74 fortgesetzt wird. Sie

rufen keinen anderen Gott außer Allāh an und töten

keinen Menschen; denn das Töten ist nur eine Aufgabe

des Staates, für den gerechte Gesetze gelten. Demnach

sind die "Diener des Allerbarmers" keine Terroristen,

sondern ehrbare Bürger eines ehrbaren, legitimen

islamischen Staates.

Die "Diener des Allerbarmers" begehen ferner keine

Unzucht. Unser Prophet (a.s.s.) wurde nach den

schlimmsten Vergehen gefragt und er antwortete:

”Es sind, wenn jemand Allāh falsche Götter gleichsetzt,

das eigene Kind aus Angst um den Lebensunterhalt tötet

241 - Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

240

und mit der Frau seines Nachbarn Ehebruch begeht.“

Dies ist offensichtlich keine vollständige Liste der

"schwersten Vergehen", sondern diese drei Fälle wurden

genannt, weil sie in der damaligen arabischen Gesellschaft

am weitesten verbreitet waren.242 Was aber die Reue

angeht, finden wir einiges in der Sunna unseres

Propheten (a.s.s.): Dort wird von Menschen berichtet, die

aufrichtige Reue zeigten und ihr Leben von Grund auf

änderten. Es wird ferner berichtet, wie unser Prophet

(a.s.s.) sie ermutigte und ihnen die frohe Botschaft von

Allāhs Vergebung kundgab.243

Das Bittgebet

Diese werden mit der höchsten Stätte (im Paradies) belohnt, weil sie geduldig waren; und Gruß und

Frieden werden sie dort empfangen. (25:75) Ewig darin verweilend: herrlich ist es als Ruhestatt und als Aufenthalt. (25:76) Sprich: ”Was kümmert Sich mein

Herr um euch, wenn ihr nicht (zu Ihm) betet? Ihr habt (Ihn) ja geleugnet, und das wird (euch) nun anhaften.“

(25:77)

Abū Huraira, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, berichtete:

”Der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, 242 - ÜB. 243 - vgl. Qur’ān 6:151; 17:33.

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Qur’ān und Sunna in Relation

241

sagte:

»Allāhs Zorn kommt auf denjenigen herab, der an Ihn

keine Bittgebete richtet.«“244

Den "Dienern des Allerbarmers"245 erfolgt hier die frohe

Botschaft über den gewaltigen Lohn, den sie zu erwarten

haben. Denn sie erfüllten nicht nur die Gebote, sondern

distanzierten sich auch von den Verboten.

Es geht um elf Gebote und Verbote, die zum Paradies

führen, und die wir hier am Ende dieser Sura

zusammenfassen: Bescheidenheit, Sanftmut, Beten in der

Nacht, Ehrfurcht vor Allāh (t), Verschwendung und

Geizen vermeiden, sich vom Götzendienst fernhalten,

außerehelichen Verkehr und Töten nicht begehen, von

Sünde und Falschheit ablassen, Ermahnungen der

Botschaft annehmen, demütig vor Allāh sein, und zu Ihm

Bittgebete sprechen. Denn Allāh (t) wird Sich nicht um

uns Menschen kümmern, wenn wir Ihn nicht anflehen

und bitten.

Die Folge, Ihn zu ignorieren, ist, dass Er uns auch

ignoriert, uns von Seiner Gnade und Barmherzigkeit

ausschließt und uns dafür bestraft.

244 - Ti. 245 - vgl. den vorangegangenen Abschnitt.

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Qur’ān und Sunna in Relation

242

Allāh versorgt alle

O Meine Diener, die ihr glaubt, Meine Erde ist weit. Darum verehrt nur Mich. (29:56) Jede Seele wird den Tod kosten; zu Uns werdet ihr dann zurückgebracht. (29:57) Und jene, die glauben und gute Werke tun,

beherbergen Wir in den oberen Gemächern des Paradieses, durch das Bäche fließen. Darin verweilen

sie auf immerdar. Herrlich ist der Lohn derjenigen, die wohltätig sind (29:58), die da standhaft sind und auf

ihren Herrn vertrauen. (29:59) Und wie viele Tiere gibt es, die nicht ihre eigene Versorgung tragen. Allāh

versorgt sie und euch. Und Er ist der Allhörende, der Allwissende. (29:60)

Sahl berichtete, dass der Prophet, Allāhs Segen und

Friede auf ihm, sagte:

”Wahrlich, die Bewohner des Paradieses werden zu

(ihren) Gemächern im Paradies hinschauen, wie ihr zu

den Sternen im Himmel hinschaut.“246

Dieser Vers ist offenbart worden, um die Gläubigen in

Makka zur Auswanderung247 anzuspornen. Als der

Prophet (a.s.s.) den Muslimen gebot, Makka zu verlassen

und nach Al-Madῑna auszuwandern, sagten diese:

”Wie sollen wir uns in eine Stadt begeben, in der wir keine

246 - Bu; vgl. dazu Qur’ān 34:37; 39:20. 247 - arab.: Hiǧra.

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Qur’ān und Sunna in Relation

243

Versorgung haben?“

Allāh (t) macht es ganz deutlich: Ihr Muslime seid Meine

Diener und dies ist Meine weite Erde, die für euch genug

Platz hat, um Mich allein zu dienen. Wenn ihr hier nicht in

der Lage seid, Mir zu dienen, so verlasst diese Enge und

rettet euren Glauben in Meiner weiten Erde.

Wenn wir die Tiere betrachten, so finden wir keines von

ihnen, das eine Vorratskammer oder einen Kühlschrank

auf seinem Rücken trägt. Die Vögel z.B. fliegen aus ihren

Nesten in der Frühe weg und kehren abends mit vollen

Futterbeuteln für ihre eigene Nahrung und für die

Nahrung ihrer Kleinen zurück. Allāh (t) gewährt denen

also, die Seinetwegen auswandern, nicht nur Unterkunft

in dieser Welt, sondern auch das Paradies als Ersatz dafür,

dass sie ihre Häuser verließen.248

248 - vgl. Qur’ān 3:185; 4:97; 16:41; 21:35.

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244

Speist den Hungrigen, besucht den Kranken

und lasst den Gefangenen frei.

Muḥammad, der Prophet Allāhs (a.s.s.)

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Qur’ān und Sunna in Relation

245

Götzendienst ist gewaltiges Unrecht

Und da sagte Luqmān zu seinem Sohn, indem er ihn

ermahnte: ”O mein Sohn, setze Allāh keine Götter zur Seite; denn Götzendienst ist wahrlich ein gewaltiges Unrecht.“ (31:13) Und Wir haben dem Menschen im

Hinblick auf seine Eltern anbefohlen - seine Mutter trug ihn in Schwäche über Schwäche, und seine

Entwöhnung erfordert zwei Jahre: ”Sei Mir und deinen Eltern dankbar. Zu Mir ist die Heimkehr. (31:14) Doch wenn sie dich auffordern, Mir das zur Seite zu setzen, wovon du keine Kenntnis hast, dann gehorche ihnen

nicht. In weltlichen Dingen aber verkehre mit ihnen auf gütige Weise. Doch folge dem Weg dessen, der sich zu

Mir wendet. Dann werdet ihr zu Mir zurückkehren, und Ich werde euch das verkünden, was ihr getan habt.“

(31:15)

‘Abdullāh berichtete:

”Als der Qur’ān-Vers249 ›Die da glauben und ihren

Glauben nicht mit Ungerechtigkeiten vermengen ...‹

offenbart wurde, sagten die Gefährten des Gesandten

Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm: »Wer ist unter

uns, der nicht Unrecht getan hätte?« Darauf offenbarte

Allāh den Vers ›...Götzendienst ist fürwahr ein schweres

249 - Qur’ān 6:82.

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Qur’ān und Sunna in Relation

246

Unrecht ‹.“250

Der Prophet (a.s.s.) sagte:

»Es ist nicht so; hier handelt es sich um die Beigesellung.

Habt ihr nicht davon gehört, was Luqmān zu seinem Sohn

sagte, indem er ihn ermahnte? Er sagte: ›O mein Sohn,

setze Allāh keine Götter zur Seite; denn Götzendienst ist

wahrlich ein gewaltiges Unrecht.‹251«“

Der Vater Luqmān will das Beste für sein Kind durch eine

liebevolle Anrede erreichen. Als erstes verbietet Luqmān

seinem Sohn den Götzendienst mit der Begründung, dass

dies ein gewaltiges Unrecht ist. Diese Wahrheit ist

dieselbe, die auch unser Prophet Muḥammad (a.s.s.)

seinem Volk immer wieder eingeprägt hat.252

Das Gebot, die Eltern zu ehren und gut zu ihnen zu sein,

kommt in der Sunna des Propheten (a.s.s.) und im Qur’ān

immer wieder vor.253 Die Mutter genießt dabei eine

besondere gütige Behandlung. Es wurde überliefert, dass

ein Mann seine Mutter auf den Schultern trug beim

Umschreiten der Al-Ka‘ba. Dann fragte er den Propheten:

”Habe ich damit meine Schuldigkeit ihr gegenüber

abgetan?“

Der Prophet (a.s.s.) antwortete:

250 - Bu. 251 - Bu. 252 - ÜB. 253 - vgl. Qur’ān 6:151; 17:23.

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Qur’ān und Sunna in Relation

247

”Nein! Nicht einmal für einen ihrer Seufzer!“

Also nicht einmal für einen Seufzer während ihrer

Schwangerschaft oder Entbindung. Nicht nur die

Schwangerschaft war die einzige Last für die Mutter; denn

die Entwöhnung des Kindes erfordert vierundzwanzig

Monate, d.h. noch mehr als die Zeitdauer der

Schwangerschaft von durchschnittlich neun Monaten. Die

Gelehrten sind von dieser qur’ānischen Frist

ausgegangen, dass sie für eine Frühgeburt die Stillzeit mit

den fehlenden Monaten der Schwangerschaft verlängern

müssen; Beispiel: Bei siebenmonatiger Schwangerschaft

beträgt die Stillzeit des Kindes 24+2=26 Monate. Nach

einigen Gelehrten bezeichnet der Begriff "Entwöhnung"

die gesamte Zeitspanne von Empfängnis,

Schwangerschaft, Geburt und frühe Kindheit, das heißt,

die Zeit, in der ein Kind völlig von der Mutter abhängig

ist.254

Aus diesen Worten werden auch rechtliche

Bestimmungen bezüglich der Milchverwandtschaft

hergeleitet, die die Heirat unter Milchgeschwister

ausschließt.255 Die Dankbarkeit gegenüber den Eltern, die

ihren Beitrag zu unserer Entstehung geleistet haben, ist

hier sozusagen ein Begleitumstand unserer Dankbarkeit

254 - vgl. Qur’ān 46:15. 255 - vgl. Qur’ān 2:233.

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Qur’ān und Sunna in Relation

248

Allāh (t) gegenüber.256 Unser Prophet (a.s.s.) hat gesagt:

”Ein Geschöpf ist zu keinem Gehorsam gegenüber seinen

Mitmenschen verpflichtet, wenn er dadurch gegenüber

Allāh Ungehorsam leistet.“257

Der Gehorsam gegenüber den Eltern ist zwar eine gütige

Behandlung, gilt aber nur in weltlichen Dingen. Ihre

Aufforderung zur Beigesellung Allāhs muss aber

kategorisch abgelehnt werden. Dennoch bleibt das Gebot

der gütigen Behandlung für die Eltern weiterhin

unberührt.258

Die Kenntnis des Verborgenen

Wahrlich, bei Allāh allein ist die Kenntnis der Stunde. Er sendet den Regen nieder, und Er weiß, was in den Mutterschössen ist. Und niemand weiß, was er sich

morgen zufügen wird, und niemand weiß, in welchem Lande er sterben wird. Wahrlich, Allāh ist Allwissend,

Allkundig. (31:34)

Abū Huraira berichtete:

”Der Prophet, Allāhs Segen und Friede auf ihm, ging eines

Tages zu den Leuten hinaus, da kam ein Mann zu ihm und

sagte: 256 - vgl. Qur’ān 17:23-24. 257 - Da, Ham, Ma, Mu, Na. 258 - vgl. Qur’ān 29:8.

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Qur’ān und Sunna in Relation

249

»Was ist Glaube?«

Der Prophet erwiderte:

»Der Glaube (Imān) ist, dass du an Allāh, an Seine Engel,

an die Begegnung mit Ihm, an Seine Gesandten und an die

Auferstehung glaubst.«

Der Mann fragte weiter:

»Was ist Islam ?«

Der Prophet sagte:

»Islam ist, dass du Allāh anbetest, Ihm nichts beigesellst,

das Gebet verrichtest, die vorgeschriebene Zakāh

entrichtest und im Ramaḍān fastest.«

Der Mann sagte:

»Was ist Güte?«259

Der Prophet sagte:

»Dass du Allāh anbetest, als ob du Ihn sähst; denn, wenn

du Ihn nicht siehst, so sieht Er dich doch.«

Der Mann sagte:

»Wann trifft die Stunde ein?«

Der Prophet sagte:

»Der Befragte ist diesbezüglich nicht wissender als der

Fragende selbst. Was aber deren Vorzeichen angeht, so

werde ich dir folgendes nennen: (Die Stunde ist nah,)

wenn die Sklavin ihren eigenen Herrn gebärt, und wenn

die ungebildeten Kameltreiber Hochhäuser bauen. Es gibt

259 - arab.: Iḥsān.

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Qur’ān und Sunna in Relation

250

noch andere fünf Vorzeichen, die nur Allāh kennt.«

Darauf rezitierte der Prophet, Allāhs Segen und Friede

auf ihm: ›Wahrlich, bei Allāh allein ist die Kenntnis der

Stunde ...‹.

Der Mann ging fort, und der Prophet verlangte, dass die

Leute ihn zurückbringen, aber sie sahen ihn nicht mehr.

Darauf sagte der Prophet:

»Dieser war Gabriel! Er kam, um die Menschen in ihrem

Glauben zu unterweisen.« “260

Mit diesen Worten endet diese großartige Sura unseres

Schöpfers. Er berichtet von dem Verborgenen, dessen

Kenntnis Ihm allein zusteht. Hier könnte man ein

Gegenargument erbringen, in dem man behauptet, die

Wissenschaft sei soweit, dass wir durch den Wetterdienst

und durch die Ultraschalluntersuchung wissen, wann der

Regen fällt und ob in dem Mutterschoss sich ein Junge

oder ein Mädchen befindet. Ein echter Widerspruch ist

dies nicht; denn die Kenntnis, wann der Regen fällt ist auf

dem Zustand der Wolken und der Windrichtung

aufgebaut, die Allāh vorher gesteuert hat. D.h. Allāh (t)

allein kennt das Verborgene schon vor der Bildung der

Wolken und vor der Entstehung der Windrichtung

überhaupt.

260 - Bu; Abū ‘Abdullāh (Al-Imām Al-Buḫāryy) sagte: »Er (der Prophet)

machte all dies zum Bestandteil des Glaubens«.

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Qur’ān und Sunna in Relation

251

Die Wissenschaft, die das Geschlecht des Kindes im

Mutterleib durch die Ultraschalluntersuchung feststellen

kann, versagt davor, wenn Auskunft über die Zukunft

dieses Menschen verlangt wird. Allāh (t) allein weiß um

jede Schwangerschaft wenn diese sich noch in den

Anfängen befindet und weder Maß noch Gewicht hat. Er

weiß auch um das Geschlecht schon im Augenblick der

Verschmelzung von Samen und Ei und Er kennt das

Aussehen des Embryos, seine Eigenschaften, seinen

Zustand und seine Anlagen. Nur Allāh allein weiß, wie

lange dieser Mensch leben wird, wie arm oder reich er

sein wird, ob er elend oder glückselig sein wird.

Ibn ‘Umar berichtete:

”Der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm,

sagte:

»Die Schlüssel der göttlichen Geheimnisse sind fünf, und

keiner kennt sie außer Allāh (t). Die Stunde, das

Herabfallen des Regens, was in den Mütterschößen ruht,

was ein Geschöpf in der Zukunft erwirbt und wo es

stirbt.«“

Den Zeitpunkt der Stunde jedoch kennt weder ein

Prophet noch ein nahestehender Engel noch ein

Wissenschaftler. Wann der Tod eintrifft und wo der

Mensch sterben wird, bleibt ein Geheimnis unseres

Schöpfers.

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Qur’ān und Sunna in Relation

252

Die folgende Pressemeldung bestätigt uns diese Tatsache:

”Am Freitag morgen sah es rund um die Unglücksstelle

aus wie vor 50 Jahren nach einem Bombenangriff. Auch

auf der Frankfurter Allee lagen noch Erd- und

Steinbrocken. Die bis dahin letzte Explosion einer

Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg hatte sich in

West-Berlin im Jahr 1983 ereignet. Damals detonierte in

Buckow im Bezirk Neukölln eine britische Fünf-Zentner-

Bombe. [...] Bei der Explosion einer Fünf-Zentner-

Fliegerbombe in einer Eigenheimsiedlung in Lehnitz bei

Berlin Anfang Dezember 1991 wurden zwei Menschen

schwer verletzt. [...] Der Blindgänger war von selbst

explodiert. In der Erde lagernde Bomben, Granaten und

Munition aus dem Krieg stellen immer noch eine ständige

Gefahr dar. Fachleute vermuten, dass in Berlin noch rund

15000 Blindgänger in der Erde liegen.“261

Eingeplanter Tod: Zur Zeit des Abwerfens der Bomben

vor ca. 50 Jahren waren ihre Opfer noch nicht geboren.

Auch manche von Ihnen sind im Nachhinein nach Berlin

umgezogen. Ihr Schicksal war auf diese Art und Weise

vorgesehen.

261 - FAZ Nr. 217/1994.

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Qur’ān und Sunna in Relation

253

Niemand weiß, welche Augenweide verborgen ist

Nur jene glauben an Unsere Zeichen, die sich, wenn sie an sie gemahnt werden, niederwerfen und das Lob ihres Herrn preisen; und sie sind nicht hochmütig.

(32:15) Ihre Seiten halten sich fern von (ihren) Betten; sie rufen ihren Herrn in Furcht und Hoffnung an und

spenden von dem, was Wir ihnen gegeben haben. (32:16) Doch niemand weiß, welche Augenweide für

sie als Lohn für ihre Taten verborgen ist. (32:17)

Von Mu‘āḏ Ibn Ǧabal, Allāhs Wohlgefallen auf ihm:

”Ich sagte:

»O Gesandter Allāhs, unterrichte mich über eine Tat, die

mich in den Paradiesgarten bringt und mich vom

Höllenfeuer trennt.«

Er antwortete:

»Du hast nach etwas Bedeutsamem gefragt, und dennoch

ist es ein leichtes für den, dem Allāh, der Erhabene, es

leichtmacht. Diene Allāh allein und geselle Ihm nichts bei,

verrichte das Gebet, entrichte die Zakāh, faste im (Monat)

Ramaḍān und pilgere zum Hause.«

Dann sagte er:

»Soll ich dir nicht die Pforten des Guten zeigen? Das

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Qur’ān und Sunna in Relation

254

Fasten ist ein Schutz, und das Almosen löscht die

Missetat, wie das Wasser das Feuer löscht, und das Gebet

eines Menschen mitten in der Nacht.«

Dann rezitierte er: »Ihre Seiten halten sich fern von

(ihren) Betten«, bis er die Stelle erreichte: »gegeben

haben«.

Darauf sagte er:

»Soll ich dir nicht über den Anfang der Sache berichten,

über ihre Säule und ihren höchsten Gipfel?«

Ich antwortete:

»Gewiss, o Gesandter Allāhs.«

Er fuhr fort:

»Der Anfang der Sache ist der Islam, ihre Säule ist das

Gebet und ihr höchster Gipfel ist der Ǧihād.«

Dann sagte er:

»Soll ich dir nicht mitteilen, was die Grundlage zu all dem

ist?«

Ich entgegnete:

»Gewiss, o Gesandter Allāhs.«

Da ergriff er seine Zunge und sagte:

»Halte dich damit zurück.«

Ich fragte:

»O Prophet Allāhs, werden wir getadelt werden wegen

dessen, was wir mit ihr sprechen?«

Er sagte:

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Qur’ān und Sunna in Relation

255

»(Es ist so ernst,) als ob deine Mutter dich verlieren

würde, o Mu‘āḏ! Was stürzt denn die Menschen auf ihre

Gesichter nieder in das Feuer« oder er sagte: »auf ihre

Nasen« außer der Ernte ihrer Zungen?«“262

Die Niederwerfung ist das Schlüsselwort dieser Sura, die

auch danach benannt ist. An dieser Stelle ist eine

Niederwerfung für den Leser des arabischen Textes

Pflicht.263

Diese Sura beinhaltet auch eine bildliche Darstellung der

Lagerstätten in der Nacht, die den Körper zum Hinlegen

zur Ruhe einladen und dazu, sich am Schlaf zu ergötzen.

Doch in diesem Körper finden sie keinen Widerhall. Er

widerstrebt dieser Einladung, wenn auch mit größter

Anstrengung, um sich seinem Herrn zuzuwenden. Die

Kommentatoren beziehen dies vor allem auf die

Tahaǧǧud-Gebete zwischen Mitternacht und den frühen

Morgenstunden. Dies bedeutet nicht, dass sie auf den

Schlaf verzichten, sondern dass sie einen Teil der Nacht

im Gebet verbringen und ihre Freizeit Seiner

Verherrlichung widmen.

Der Prophet (a.s.s.) sagte einmal zu Ibn Ǧabal:

”Soll ich dir nicht die Wege der Wohltätigkeit weisen? Es

sind: Das Fasten, das ein Schutz ist, die Almosenspende;

262 - Ti. 263 - vgl. dazu den Titel: "Aṣ-Ṣalāh - das Gebet im Islam", Islamische

Bibliothek.

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Qur’ān und Sunna in Relation

256

denn sie löscht die Sünde wie das Wasser das Feuer, und

das Gebet inmitten der Nacht.“

Der Gläubige tut dies in Furcht vor der Bestrafung und in

Hoffnung auf die Barmherzigkeit und das Wohlwollen des

Gnädigen Herrn.264 Kein Geschöpf kann sich die

Herrlichkeit des göttlichen Lohnes für diejenigen

vorstellen, die sich so wie in 32:16 verhalten haben.

Unser Prophet (a.s.s.) sagte in einem Ḥadῑṯ:

”Allāh spricht: »Ich habe für Meine rechtschaffenen

Diener Dinge bereitgehalten, die kein Auge je gesehen,

kein Ohr je gehört hat und keinem Menschen in den Sinn

gekommen sind.«“

Dieser Ḥadῑṯ ist von den Prophetengefährten immer als

Kommentar zu diesem Vers verstanden worden.265

264 - vgl. 25:63-67. 265 - ÜB; Bu, Ma, Mu, Ti.

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Qur’ān und Sunna in Relation

257

Der Prophet als Vaterfigur

Der Prophet steht den Gläubigen näher als sie sich selber, und seine Frauen sind ihre Mütter. Und

Blutsverwandte sind einander näher als die (übrigen) Gläubigen und die Ausgewanderten - gemäß dem Buch

Allāhs, es sei denn, dass ihr euren Schützlingen Güte erweist. Das ist in dem Buch niedergeschrieben. (33:6)

Abū Huraira, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, berichtete,

dass der Prophet, Allāhs Segen und Friede auf ihm, sagte:

”Es gibt keinen unter den Gläubigen, dem ich nicht am

allernächsten stehe, sowohl im Diesseits als auch im

Jenseits. Lest, wenn ihr wollt: ›Der Prophet steht den

Gläubigen näher als sie sich selber...‹ Wer also von den

Gläubigen stirbt und Vermögen hinterläßt, so geht dieses

an seine gesetzlichen Erben, gleichwohl wer sie sind. Wer

aber Schulden oder Bedürftige hinterläßt, so sollen diese

zu mir kommen; denn ich stehe ihnen am

allernächsten.“266

Abū Huraira, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, berichtete

ferner:

”Der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm,

stand auf, als Allāh, der Erhabene und Ruhmvolle den

266 - Bu, Mu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

258

Qur’ān-Vers267 ›Und warne deine nächsten Verwandten‹ offenbarte, und sagte: »Ihr Leute der Quraiš ... rettet eure

Seelen; denn ich kann euch vor Allāh nicht retten! O ihr

Söhne des ‘Abd Manāf, ich kann euch vor Allāh nicht

retten! O ‘Abbās Ibn ‘Abdu-l-Muṭṭalib, ich kann dich vor

Allāh nicht retten! O Ṣafiyya, Tante des Gesandten Allāhs,

ich kann dich vor Allāh nicht retten! Auch du Fāṭima,

Tochter des Muḥammad, verlange von mir aus meiner

Habe, was du willst, aber vor Allāh kann ich dich nicht

retten!«“268

Unser Prophet (a.s.s.) war für seine Gemeinde das Vorbild

in allen Angelegenheiten. Er verkörperte das Prinzip der

Brüderlichkeit und trug echte Sorgen um seine

Geschwister im Islam. Dieses Prinzip der Brüderlichkeit

unter den Gläubigen ist ein historisches Produkt des

Islam; es wurde vom Propheten (a.s.s.) nach der Hiǧra

eingesetzt, um den Zustand der Auswanderer abzuhelfen,

die in Makka ihre Familen und Hab und Gut

zurückgelassen hatten. Aber auch um solche Neu-Muslime

in Al-Madῑna zu unterstüzen, deren Beziehung zu ihrer

Familie aufgrund ihrer Annahme des Islam abgebrochen

war.269

In der Person des Propheten war die göttliche

267 - 26:214. 268 - Bu. 269 - ÜB.

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Qur’ān und Sunna in Relation

259

Barmherzigkeit zu spüren. In seiner Eigenschaft als

Staatsmann war er ein ideales Beispiel für die Führung

und sorgenvolles Wohlergehen seines Volkes. Darüber

hinaus war er eine Vaterfigur für die Schwachen, Frauen,

Kinder und Greise. Er war von den Muslimen so beliebt,

dass sie ihn mehr liebten als sich selbst und ihre eigenen

Familienmitglieder. Daraus entstand die

Opferbereitschaft der Muslime für ihn; sie waren bereit,

neben ihm zu kämpfen, zu sterben und alles für den

Glauben an Allāh (t) geduldig zu ertragen. Der Prophet

(a.s.s.) hat dies bestätigt, indem er sagte: ”Niemand von

euch hat wirklichen Glauben, solange ich ihm nicht lieber

bin als sein Vater, sein Kind und die gesamte

Menschheit.“270

Der Gesandte als schönes Vorbild

Wahrlich, ihr habt an dem Gesandten Allāhs ein schönes Vorbild für jeden, der auf Allāh und den

Letzten Tag hofft und Allāhs häufig gedenkt. (33:21)

Ibn ‘Abbās berichtete:

”Der Prophet, Allāhs Segen und Friede auf ihm, rezitierte

das, was ihm befohlen wurde, und er verschwieg das, was

270 - ÜB; vgl. ferner Qur’ān 8:75.

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Qur’ān und Sunna in Relation

260

ihm befohlen wurde ›... und dein Herr ist nicht vergesslich

... ‹.271 ›Wahrlich, ihr habt an dem Gesandten Allāhs ein

schönes Vorbild ‹.“272

Der Prophet ertrug selbst auf vorbildliche Weise jede

Mühe und Schwierigkeit. Er beteiligte sich am Bau des

Grabens für die gleichnamige Schlacht, und ertrug Hunger

und Anfechtungen ebenso wie die anderen Muslime.

Während der Belagerung verließ er nicht einen

Augenblick seinen Posten. Durch den Verrat der Banū

QuraiΩa geriet seine eigene Familie ebenso in Gefahr wie

die der anderen Muslime, aber er traf für sie keine

gesonderten Vorkehrungen, die nicht für andere möglich

waren. Wer also beanspruchte, sein Anhänger zu sein, der

sollte auch dem Beispiel folgen, das er vorgelebt hat. Dies

ist der Sinn dieses Verses.273

Frauenwürde

O Prophet! Sprich zu deinen Frauen und deinen Töchtern und zu den Frauen der Gläubigen, sie sollen

ihre Übergewänder reichlich über sich ziehen. So ist es am ehesten gewährleistet, dass sie (dann) erkannt und

nicht belästigt werden. Und Allāh ist Allverzeihend,

271 - Qur’ān 19:64. 272 - Qur’ān 33:21; Bu. 273 - ÜB.

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Qur’ān und Sunna in Relation

261

Barmherzig. (33:59)

‘Umar Ibn Al-Ḫaṭṭāb, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, sagte

zum Propheten, Allāhs Segen und Friede auf ihm:

”O Gesandter Allāhs, wahrlich es kommen zu deinen

Frauen der Rechtschaffene und Schamlose! Wenn du

ihnen doch befehlen würdest, sich zu verschleiern!“

Die Entscheidung Allāhs darüber im Qur’ān wurde im 5.

Jahr n.H. in Al-Madῑna offenbart.

Der Vers ist in Bezug auf die Frauen und die Töchter des

Propheten (a.s.s.) zeitgebunden; in Bezug auf die Frauen

der Gläubigen ist er aber zeitlos, und hat Gültigkeit zu

allen Orten und Zeiten. Allāh (t) gebietet dem Propheten,

den Frauen - insbesondere seinen Frauen und Töchtern

aufgrund ihres hohen Ranges - zu befehlen, ihre

Gewänder über sich zu ziehen, um sich mit diesem

Kennzeichen von den Frauen der vorislamischen Zeit klar

zu unterscheiden. Zielsetzung war nicht, die Freiheit der

Frauen einzuschränken, sondern sie vor Schaden und

Belästigungen unter den in Al-Madῑna herrschenden

Zuständen zu bewahren, ihnen Respekt und Hochachtung

zu verschaffen und als edle und keusche Frauen erkannt

zu werden.274

Von Umm Salama (r) ist überliefert:

274 - vgl. Qur’ān 24:31.

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Qur’ān und Sunna in Relation

262

”Als dieser Vers offenbart wurde, erschienen die Frauen

der Al-Anṣār, als ob sich Raben auf ihre Köpfen

niedergelassen hätten, mit einer inneren

gottentstammenden Ruhe, verhüllt in schwarze

Gewänder.“275

Muǧāhid sagte:

”Sie sollten sich so ankleiden, um als freie Frauen erkannt

zu werden und sich nicht der Gefahr auszusetzen, von

einem Ruchlosen belästigt oder in Verdacht gebracht zu

werden.“

Der Herr erweitert und beschränkt die Mittel

Und Wir entsandten zu keiner Stadt einen Warner, ohne dass die, die darin ein Leben in Wohlstand

führten, gesprochen hätten: ”Gewiss, wir leugnen das, womit ihr gesandt worden seid.“ (34:34) Und sie

sagten: ”Wir haben mehr Güter und Kinder (als ihr) ; und wir werden nicht bestraft werden!“ (34:35)

Sprich: ”Wahrlich, mein Herr erweitert und beschränkt dem die Mittel zum Unterhalt, dem Er will; jedoch die

meisten Menschen wissen es nicht.“ (34:36)

Sahl berichtete, dass der Prophet, Allāhs Segen und

Friede auf ihm, sagte:

275 - Ibn Kaṯῑr.

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Qur’ān und Sunna in Relation

263

”Wahrlich, die Bewohner des Paradieses werden zu

(ihren) Gemächern im Paradies hinschauen, wie ihr zu

den Sternen im Himmel hinschaut.“276

Diese Aussage weist indirekt auch die Vorstellung vieler

Menschen in der heutigen Zeit wie in der Vergangenheit

zurück, materieller Wohlstand sei eine Rechtfertigung

aller menschlichen Bestrebungen. Sie verstehen nicht die

Weisheit, auf der das System der Verteilung begründet ist,

und ziehen daraus die falsche Schlussfolgerung.277

Dies kann zweierlei bedeuten, und beides ist richtig:

1. Nicht Eigentum und Kinder bringen die Menschen Allāh näher, sondern Glaube und gute Werke;

2. Eigentum und Kinder können für einen solchen gläubigen, rechtschaffenen Menschen ein Mittel sein, Allāh (t) näher zu kommen, der sein Eigentum für Allāhs Sache einsetzt und seine Kinder zu gottesfürchtigen und rechtschaffenden Menschen erzieht.278

Die Wiederholung dieses Themas soll besonders betonen,

dass reichlicher oder knapper Unterhalt in diesem Leben

mit Allāhs Weisheit verbunden ist. Denn dies gilt hier

sogar für die Diener Allāhs, unter denen wir Arme, Reiche

276 - Bu; vgl. Qur’ān 2:126, 212; 6:123; 7:60, 66, 75, 88, 90; 9:55; 11:116;

13:26; 17:16; 18:34-43; 19:73-77; 20:131; 23:33-34; 29:58; 39:20. 277 - ÜB. 278 - ÜB; vgl. Qur’ān 30:39; vgl. ferner Qur’ān 27:87-90.

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Qur’ān und Sunna in Relation

264

und Unterbemittelte finden. Selbst in der scheinbar

ungleichen Verteilung der guten Dinge dieses Lebens liegt

ein guter und barmherziger Paln, zu dem gehört, dass die

Armen und Unterbemittelten im Dienst der Reichen

stehen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, und die

Reichen sind dazu verpflichtet, einen Anteil ihres

Vermögens an die Armen abzugeben, weil dies ihnen

zusteht.

Diese Angelegenheit gehört zu den vielen Aspekten der

innermenschlichen Beziehungen, um die soziale Bindung

unter Menschen aufrechtzuerhalten. Dieser rechtliche

Begriff des Qur’ān bedeutet, dass das, was die Reichen

abgeben müssen, kein Akt der freien Gnade, sondern ein

verbrieftes Recht der Armen, das Allāh ihnen

vorschreibt.279

279 - vgl. Qur’ān 30:38.

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Qur’ān und Sunna in Relation

265

Engel mit Flügeln

Alles Lob gebührt Allāh, dem Schöpfer der Himmel und der Erde, Der die Engel, mit je zwei, drei und vier

Flügeln, zu Boten gemacht hat. Er fügt der Schöpfung hinzu, was Ihm gefällt; Allāh hat wahrlich Macht über

alle Dinge. (35:1)

Abū Huraira berichtete, dass der Gesandte Allāhs, Allāhs

Segen und Friede auf ihm, sagte:

”Allāh läßt wahrlich einige Seiner Engel auf den Straßen

herumgehen, um denjenigen nachzuspüren, die Allāhs

gedenken. Wenn sie Leute finden, die Allāhs gedenken,

rufen sie sich gegenseitig zu und sagen: »Kommt her zu

eurem Anliegen!«

Da begeben sie sich zu ihnen und umschirmen sie mit

ihren Flügeln in der Weise, dass sie unmittelbar mit dem

ersten Himmel verbunden werden. Hier dann fragt sie

Allāh, Der Allmächtige und Erhabene - und Er ist wohl

wissender als sie:

»Was sprechen Meine Diener?«

Die Engel antworten:

»Sie preisen Dich, rühmen Deine Größe, loben Dich und

verherrlichen Dich.«

Er sagt:

»Haben sie Mich gesehen?«

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Qur’ān und Sunna in Relation

266

Sie sagen:

»Nein! Bei Allāh, sie haben Dich nicht gesehen.«

Er sagt:

»Und was würden sie tun, wenn sie Mich gesehen

hätten?«

Sie sagen:

»Wenn sie Dich gesehen hätten, würden sie Dich umso

mehr anbeten, Dich umso mehr verherrlichen und Dich

umso mehr preisen.«

Er sagt:

»Und worum bitten sie Mich?«

Sie sagen:

»Sie bitten Dich um das Paradies.«

Er sagt:

»Und haben sie es gesehen?«

Sie sagen: »Nein! Bei Allāh, sie haben es nicht gesehen, o

Herr.«

Er sagt:

»Und wie denn, wenn sie es gesehen hätten?«

Sie sagen:

»Wenn sie es gesehen hätten, würden sie kräftiger darauf

harren, stärker danach verlangen, und es mehr und mehr

begehren.«

Er sagt:

»Und wovor suchen sie Zuflucht zu Mir?«

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Qur’ān und Sunna in Relation

267

Sie sagen:

»Vor dem Höllenfeuer.«

Er sagt:

»Und haben sie es gesehen?«

Sie sagen:

»Nein! Bei Allāh, sie haben es nicht gesehen, o Herr.«

Er sagt:

»Und wie denn, wenn sie es gesehen hätten?«

Sie sagen:

»Wenn sie es gesehen hätten, würden sie mit aller Kraft

davon rennen und sich stärker davor fürchten.«

Er sagt:

»Ich mache euch zu Zeugen, dass Ich ihnen vergeben

habe.«

Einer der Engel sagt:

»Unter ihnen befindet sich doch einer, der nicht zu ihnen

gehört; denn er kam nur, um etwas zu erledigen.«

Allāh sagt zu ihm:

»Sie sind diejenigen, mit denen er gesessen hat; und

derjenige, der mit ihnen sitzt, soll nicht unglücklich

sein.«“280

Diese Sura trägt den Namen "Fāṭir" (Der Schöpfer),281

Dem hier alles Lob gebührt. Er ist Allāh (t), Der nicht nur

280 - Bu. 281 - vgl. Qur’ān 43:1.

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Qur’ān und Sunna in Relation

268

Himmel und Erde erschaffen hat, sondern auch die Engel,

über die Er hier etwas von ihrer Beschaffenheit entlüftet.

Dieser Vers bestätigt schon das, was die Menschen durch

viele Epochen hinweg angenommen haben, dass Engel

Flügel haben. Es gibt leider einige Muslime, die über

diesen Qur’ān-Vers nicht informiert sind und meinen,

Engel müssen nicht Flügel haben. Die Art und Weise, wie

die Flügel in ihrer Zahl auf der Gestalt des Engels geteilt

sind, ist nicht zu erfahren; denn Er fügt der Schöpfung

hinzu, was Ihm gefällt; Allāh hat wahrlich Macht über alle

Dinge.282

Der Prophet und die Gemeinde

Und was Allāh Seinem Gesandten als Beute von ihnen gegeben hat - ihr brauchtet weder Pferde noch Kamele

dazu aufzubieten; aber Allāh gibt Seinen Gesandten Gewalt über wen Er will; und Allāh hat Macht über alle

Dinge. (59:6) Was Allāh Seinem Gesandten gegeben hat, das ist für Allāh und für den Gesandten und für die

Verwandten und die Waisen und die Armen und den Sohn des Weges, damit es nicht nur bei den Reichen unter euch umläuft. Und was euch der Gesandte gibt,

das nehmt an; und was er euch untersagt, dessen enthaltet euch. Und fürchtet Allāh; wahrlich, Allāh ist

282 - vgl. Qur’ān 26:198; 79:1-3. Andere Aussagen über die Engel finden wir in

Qur’ān 21:18; 7:206; 66:6.

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Qur’ān und Sunna in Relation

269

streng im Strafen. (59:7)

Die Grundprinzipien für die Wirtschaftspolitik einer

islamischen Gemeinschaft werden hier darlegt. Hier

handelt es sich um das, was Allāh (t) dem Propheten vom

Eigentum des Gegners kampflos gegeben hatte. Von hier

bis Vers 10 dieser Sura wird erläutert, wie Ländereien

und Besitz, der nach der Ausweisung der Banū An-Naḍῑr

dem islamischen Staat zufiel, zu verwalten sein sollte.

Der Prophet (a.s.s.) durfte einen Teil behalten, von dem

er immer wieder für die gemeinschaftlichen Interessen

ausgab. Der Rest sollte wie weiter unten angegeben

verteilt werden. Hierzu ist noch zu bemerken, dass weder

der Prophet noch seine Verwandten von der Zakāh

nehmen durften. Dafür sollten sie von dem Fai’ einen Teil

bekommen, da sie zuvor besonders unter der Verfolgung

hatten leiden müssen.283

‘Alqama berichtete: ”‘Abdullāh sagte:

»Allāh verfluche diejenigen Frauen, die andere Frauen

tätowieren, sich tätowieren lassen, ihre Augenbrauen

entfernen, ihre Zähne abfeilen lassen, um deren

Zwischenräume kosmetisch zu vergrößern, und dadurch

Allāhs Schöpfung zu ändern pflegen!«

283 - vgl. dazu 8:41; vgl. ferner die einzelnen Bestimmungen im Titel:

"Handbuch der Zakāh und der islamischen Wirtschaftslehre", Islamische Bibliothek.

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Qur’ān und Sunna in Relation

270

Diese Äußerung bekam eine Frau aus dem Stamm Banu

Asad zu hören, die als Umm Ya‘qūb bekannt war. Sie kam

zu ‘Abdullāh und sagte:

»Ich erfuhr, dass du solche und solche verflucht hattest.«

Er entgegnete:

»Und warum soll ich nicht diejenigen verfluchen, die der

Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm,

verflucht hatte, und dies befindet sich doch im Buche

Allāhs!«

Die Frau erwiderte:

»Ich habe alles gelesen, was sich zwischen den zwei

Buchdeckeln befindet, und da fand ich nichts davon, was

du sagst.«

Er sagte zu ihr:

»Wenn du es wirklich gelesen hättest, so hättest du das

gefunden! Hast du darin folgendes nicht gelesen: ›Und

was euch der Gesandte gibt, das nehmt an, und was er

euch untersagt, dessen enthaltet euch ...‹?«

Sie sagte: »Doch!«

Er sagte:

»Er (der Prophet) hat dies doch verboten.«

Die Frau hielt ihm vor:

»Ich sehe, dass deine Frau dies tut!«

Er sagte zu ihr:

»Geh hinein und sehe selbst nach.«

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Qur’ān und Sunna in Relation

271

Da ging die Frau in sein Haus, sah nach, und fand nichts

von dem, was sie erzählte. Er fuhr dann fort:

»Wäre dies der Fall gewesen, so hätte ich mit ihr nichts

Gemeinsames gehabt!«“284

284 - Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

272

Flüchtlinge und der Islam

(Dies ist) für die armen Auswanderer, die aus ihren Heimstätten und von ihren Besitztümern vertrieben

wurden, während sie nach Allāhs Huld und Wohlgefallen trachteten und Allāh und Seinem

Gesandten beistanden. Diese sind die Wahrhaftigen. (59:8) Und jene, die vor ihnen in der Behausung (des Islam) wohnten und im Glauben heimisch geworden sind, lieben jene, die bei ihnen Zuflucht suchten, und

hegen in sich kein Verlangen nach dem, was ihnen gegeben wurde, sondern sehen (die Flüchtlinge gern)

vor ihnen selbst bevorzugt, auch wenn sie selbst in Dürftigkeit leben. Und wer vor seiner eigenen Habsucht

bewahrt ist - das sind die Erfolgreichen. (59:9) Und diejenigen, die nach ihnen kamen, sagen: ”Unser Herr, vergib uns und unseren Brüdern, die uns im Glauben vorangingen, und lass in unsere Herzen keinen Groll

gegen die Gläubigen. Unser Herr! Du bist wahrlich Gütig, Barmherzig.“ (59:10)

Vor der Besetzung des Gebietes der Banū An-Naḍῑr hatten

die Auswanderer keine permanente Bleibe und keinen

gesicherten Unterhalt. Deswegen wurde ihnen ein Anteil

an Fai’285 zugestanden, ebenso wie anderen Armen,

Waisen und Reisenden. Mit diesen Mitteln sollte all denen

geholfen werden, die gezwungen waren, für die Sache

285 - d.h.: Beute ohne Kampfhandlung.

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Qur’ān und Sunna in Relation

273

Allāhs und Seines Gesandten auszuwandern. Dies bezieht

sich nicht allein auf diesen historischen Zusammenhang,

sondern ist für alle Zeiten die Pflicht eines islamischen

Staates.286

Nachdem sich der Prophet, Allāhs Segen und Friede auf

ihm, mit seinen ausgewanderten Anhängern in Yaṯrib287

eingerichtet hatte, verfestigte sich der Islam dort. Das

Gebet war eingesetzt, die Zakāh und das Fasten zur Pflicht

gemacht, die gesetzlichen Strafen festgelegt und das

Erlaubte und das Verbotene vorgeschrieben.288 Der Islam

hatte in Yaṯrib seine Heimat gefunden. Und es waren diese

Helfer, über die Allāh im Qur’ān diesen Vers offenbarte.

Hier bezieht es sich auf die Helfer von Al-Madῑna,289 die

den Islam annahmen, als er in Makka verfolgt wurde, und

die den Propheten einluden, ihr Führer in Al-Madῑna zu

werden. Aufgrund ihres guten Willens und ihrer

großzügigen Gastfreundschaft wurde die Al-Hiǧra

möglich. Sie nahmen den Propheten auf und alle seine

Anhänger, die mit ihm kamen. Erstaunliche Bindungen

der Bruderschaft wurden zwischen den Mitgliedern der

beiden Gruppen geschlossen. Bis die islamische

Gemeinschaft über eigene Mittel verfügte, waren die Al-

286 - ÜB. 287 - dem späteren Al-Madῑna. 288 - arab.: Al-Ḥalāl wa-l-Ḥarām. 289 - arab.: Al-Anṣār.

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Qur’ān und Sunna in Relation

274

Anṣār die Gebenden und die Auswanderer290 die

Nehmenden. Als das besetzte Gebiet der Banū An-Naḍῑr

verteilt wurde, ging ein großer Teil davon an die

Auswanderer, wobei die Helfer keineswegs neidisch

wurden. Sie freuten sich über das Glück ihrer Brüder.

Ihrerseits wurden sie damit auch von Sorgen und

Pflichten befreit.291

Abū Huraira, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, berichtete:

”Ein Mann kam zum Gesandten Allāhs, Allāhs Segen und

Friede auf ihm, und sagte:

»O Gesandter Allāhs, ich bin sehr erschöpft!«

Da schickte der Prophet jemanden zu seinen Frauen, und

dieser fand dort nichts (zu essen). Der Gesandte Allāhs,

Allāhs Segen und Friede auf ihm, sagte:

»Gibt es keinen Mann, der ihn für diese Nacht aufnimmt,

auf dass Sich Allāh seiner erbarmen möge?«

Da stand ein Mann von den Al-Anṣār auf und sagte:

»Ich, o Gesandter Allāhs!«

Dieser ging dann (mit dem Gast) nach Hause und sagte zu

seiner Frau:

»(Dieser ist der) Gast des Gesandten Allāhs, so enthalte

ihm nichts vor!«

Sie sagte zu ihm:

290 - arab.: Al-Muhāǧirūn. 291 - ÜB; vgl. Qur’ān 7:43; ferner den Titel: "Die Brüderlichkeit im Islam",

Islamische Bibliothek.

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Qur’ān und Sunna in Relation

275

»Bei Allāh, ich habe nichts anderes, außer der Nahrung

für die Kinder!«

Er sagte:

»Wenn die Kinder abends essen wollen, so bringe sie erst

zum Schlafen, dann komm zu mir, lösche die Öllampe,

und lass uns den Gürtel auf unseren Bäuchen

festschnüren!«

Sie tat es, und der Mann kam am nächsten Morgen zum

Gesandten Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, der zu

ihm sagte:

»Allāh hat wahrlich die Tat des Mannes Soundso und der

Frau Soundso wohlwollend gesehen!«

Darauf hat Allāh, Erhaben und Ruhmreich ist Er,

folgendes offenbart: › ..., sondern sehen (die Flüchtlinge

gern) vor sich selbst bevorzugt, auch wenn sie selbst in

Dürftigkeit leben.‹“292

292 - Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

276

WWaahhrrlliicchh,, AAllllāāhh ggeehhöörrtt aalllleess,,

wwaass EErr nniimmmmtt uunndd wwaass EErr ggiibbtt,,

uunndd aalllleess iisstt bbeeii IIhhmm vvoorrbbeessttiimmmmtt..

Muḥammad, der Prophet Allāhs (a.s.s.)

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Qur’ān und Sunna in Relation

277

Allāh verbietet euch nicht,

gütig zu sein

Vielleicht wird Allāh Zuneigung setzen zwischen euch und denen unter ihnen, mit denen ihr in Feindschaft

lebt; denn Allāh ist Allmächtig und Allāh ist Allverzeihend, Barmherzig. (60:7) Allāh verbietet euch

nicht, gegen jene, die euch nicht des Glaubens wegen bekämpft haben und euch nicht aus euren Häusern

vertrieben haben, gütig zu sein und redlich mit ihnen zu verfahren; wahrlich, Allāh liebt die Gerechten.

(60:8) Doch Allāh verbietet euch, mit denen, die euch des Glaubens wegen bekämpft haben und euch aus euren Häusern vertrieben und (anderen) geholfen

haben, euch zu vertreiben, Freundschaft zu schließen. Und wer mit ihnen Freundschaft schließt - das sind die

Missetäter. (60:9)

Allāh (t) weiß, wie schwer es ist, die Beziehungen zu

Brüdern, Schwestern und anderen nahen Verwandten

abzubrechen. Darum tröstet Er hier die Gläubigen mit der

Hoffnung, dass eben diese Angehörigen eines Tages

Muslime werden und sich die gegenwärtige Feindschaft

wieder in Freundschaft wandelt. Niemand konnte damals

verstehen, wie das möglich sein könnte. Aber nur wenige

Wochen nach der Offenbarung dieses Verses wurde

Makka eingenommen, und die Banū Quraiš schlossen sich

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Qur’ān und Sunna in Relation

278

scharenweise dem Islam an, so dass die Muslime mit

eigenen Augen die Erfüllung dieser Verheißung erleben

konnten.293

Friedliches Zusammenleben ist die grundsätzliche Regel

in den Beziehungen des islamischen Staates mit andern

Staaten. Dieser Zustand endet nur, wenn der islamische

Staat militärisch angegriffen wird, und wenn die

Befürchtung besteht, dass ein Friedensabkommen von der

gegnerischen Seite gebrochen wird, was an sich eine

Angriffsdrohung darstellt, oder wenn die freie Ausübung

des Glaubens mit Gewalt unterbunden wird, was einen

Angriff auf die Menschenrechte darstellt. Der Muslim

streitet nicht um eigene Interessen und kämpft nie

aufgrund von Rassismus oder Nationalismus, Stammes-

oder Familienfehden. Er kämpft, nur damit das Wort

Allāhs Oberhand gewinnt.294

Asmā’ Bint Abῑ Bakr, Allāhs Wohlgefallen auf beiden,

berichtete:

”Meine Mutter kam wohlwollend zu mir, und dies

geschah zu Lebzeiten des Propheten, Allāhs Segen und

Friede auf ihm. Ich fragte den Propheten: »Soll ich die

Bindung zu meiner Mutter aufrechterhalten?« Und er

sagte: »Ja!«“

293 - ÜB. 294 - ÜB; vgl. Qur’ān 9:5, 23-24; 58:22.

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Qur’ān und Sunna in Relation

279

Ibn ‘Uyaina sagte:

»Darauf offenbarte Allāh der Erhabene: ›Allāh verbietet

euch nicht, gegen jene, die euch nicht des Glaubens wegen

bekämpft haben ...‹«“295

295 - Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

280

Frauenhände schütteln?

O Prophet! Wenn gläubige Frauen zu dir kommen und dir den Treueeid leisten, dass sie Allāh nichts zur Seite

stellen, und dass sie weder stehlen noch Unzucht begehen, noch ihre Kinder töten, noch Untreue begehen

zwischen ihren Händen und Beinen, die sie selbst ersonnen haben, noch dir ungehorsam sein werden in dem, was rechtens ist, dann nimm ihren Treueeid an und bitte Allāh um Vergebung für sie. Wahrlich, Allāh

ist Allvergebend, Barmherzig. (60:12)

‘Urwa berichtete, dass ‘Ā’iša, Allāhs Wohlgefallen auf ihr,

Gattin des Propheten, Allāhs Segen und Friede auf ihm, zu

ihm sagte:

”Der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm,

pflegte, diejenigen Auswanderer unter den gläubigen

Frauen nach folgendem Qur’ān-Vers zu prüfen: ›O

Prophet! Wenn gläubige Frauen zu dir kommen und dir

den Treueeid leisten, dass sie Allāh nichts zur Seite

stellen, und dass sie weder stehlen noch Unzucht begehen

noch ihre Kinder töten noch ein Unrecht begehen

zwischen ihren Händen und Beinen, das sie selbst

wissentlich ersonnen haben, noch dir ungehorsam sein

werden in dem, was rechtens ist, dann nimm ihren

Treueeid an und bitte Allāh um Vergebung für sie.

Wahrlich, Allāh ist Allvergebend, Barmherzig‹.

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Qur’ān und Sunna in Relation

281

Zu denen, die sich dann von den gläubigen Frauen zu

diesen Bedingungen verpflichtet hatten, sagte der

Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm:

»Ich nehme deinen Treueeid an.«

Dies war aber nur verbal. Bei Allāh, es geschah zu keiner

Zeit, dass seine Hand, bei der Leistung des Treueeids, die

Hand einer (fremden) Frau berührt hätte.296 Er nahm

ihren geleisteten Treueeid nur mit dem Satz entgegen:

»Ich nehme deinen Treueeid unter diesen Bedingungen

an!« ... “297

Über die Normentreue gegenüber dem Propheten (a.s.s.)

werden bei Al-Buḫāryy folgende Ḥadῑṯe überliefert:

Yazῑd Ibn Abῑ ‘Ubaid berichtete:

”Ich fragte Salama:

»Für was habt ihr dem Propheten, Allāhs Segen und

Friede auf ihm, am Tage der Al-Ḥudaibiyya den Treueeid

geleistet?«

Er sagte: »Für den Tod!«“

Und Ǧarῑr Ibn ‘Abdullāh berichtete:

”Ich leistete dem Propheten, Allāhs Segen und Friede auf

ihm, den Treueschwur für die Verrichtung des Gebets, die

Entrichtung der Zakāh und die Aufrichtigkeit gegenüber

jedem Muslim.“

296 - Hier liegt der Beweis vor für alle Muslime, Männer und Frauen, die nicht

glauben wollen, dass dieser Brauch im Islam nicht gestattet ist. 297 - Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

282

Auch ‘Ubāda Ibn Aṣ-Ṣāmit berichtete:

”Der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm,

sagte zu uns in einer Versammlung:

»Leistet mir den Treueschwur, dass ihr Allāh weder etwas

zur Seite stellt noch stehlt noch Unzucht begeht, noch

eure Kinder tötet noch Schändlichkeiten durch eure

Hände und Beine begeht und dass ihr euch bezüglich der

guten Werke nicht ungehorsam verhaltet. Wer von euch

dies erfüllt, der hat seinen Lohn von Allāh zu erwarten;

und wer immer etwas davon begeht und dafür eine Strafe

in dieser Welt erleidet, so gilt diese als eine Sühne dafür.

Begeht einer aber eine Tat davon und wird von Allāh vor

der Öffentlichkeit geschützt, so ist das Urteil bei Allāh:

Wenn Er will, bestraft Er ihn, und wenn Er will, vergibt Er

ihm.«

So haben wir ihm aufgrund dessen den Treueschwur

geleistet.“298

298 - vgl. dazu Qur’ān 6:151.

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Qur’ān und Sunna in Relation

283

Ein Muslim ist derjenige, vor dessen

Zunge und Hand die Muslime sicher

sind; und ein Auswanderer ist der,

der das verläßt,

was Allāh verboten hat.

Muḥammad, der Prophet Allāhs (a.s.s.)

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Qur’ān und Sunna in Relation

284

Barmherzigkeit auf Moses

Und da sagte Moses zu seinem Volk: ”O mein Volk, warum kränkt ihr mich, wo ihr doch wisst, dass ich Allāhs Gesandter bei euch bin?“ Als sie dann (vom Glauben) abschweiften, da ließ Allāh ihre Herzen

abschweifen. Und Allāh leitet kein frevelhaftes Volk. (61:5) Und da sagte Jesus, der Sohn der Maria: ”O ihr Kinder Israels, ich bin Allāhs Gesandter bei euch, der

Bestätiger dessen, was von der Thora vor mir gewesen ist, und Bringer der frohen Botschaft eines Gesandten,

der nach mir kommen wird. Sein Name wird Aḥmad sein.“ Und als er zu ihnen mit den Beweisen kam,

sagten sie: ”Das ist ein offenkundiger Zauber.“ (61:6)

‘Abdullāh berichtete:

”Der Prophet, Allāhs Segen und Friede auf ihm, verteilte

eines Tages etwas unter den Anwesenden, und ein Mann

von den Al-Anṣār sagte:

»Wahrlich, diese Verteilung ist keinesfalls solche, bei der

man das Wohlwollen Allāhs zum Ziel hatte!«

Ich sagte:

»Bei Allāh, ich werde deswegen zum Propheten, Allāhs

Segen und Friede auf ihm, gehen.«

Als ich bei ihm ankam, befand er sich unter vielen

Menschen; daher erzählte ich es ihm vertraulich. Er war

darüber so verärgert, dass sein Gesicht rot wurde. Er

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Qur’ān und Sunna in Relation

285

sagte dann:

»Allāhs Barmherzigkeit sei auf Moses, der mit mehr als

dies verletzt wurde und sich geduldig verhielt.«“299

Auf die Aussage folgt ein Beispiel aus der Verhaltensweise

der Kinder Israels, die ihren Propheten Moses und später

Jesus kränkten.300 Die Muslime sollen daraus lernen, wie

sie die Kränkung ihres Propheten vermeiden, indem sie

ihm gegenüber nichts sagen, was im Widerspruch zu

ihren Handlungen steht.301

Es wurde berichtet: Jesus hat gesagt "Ihr Kinder Israels"

und nicht "O mein Volk", wie es Moses getan hat, weil

Jesus keine Verwandtschaft mit ihnen hatte, durch welche

sie sein Volk gewesen wären. Nach Ka‘b Al-Aḥbār ist

überliefert, dass die Jünger Jesus fragten: Du Geist (Rūḥ)

Allāhs! Wird es nach uns noch eine andere

Religionsgemeinschaft geben? Darauf sprach Jesus: "Ja,

die Gemeinschaft Aḥmads. Sie wird aus Leuten bestehen,

die weise, wissend, fromm und gottesfürchtig sind, als

seien sie im religiösen Wissen Propheten. Sie werden

Allāh gegenüber mit geringem Unterhalt und er wird

ihnen gegenüber mit geringem Tun zufrieden sein."302

Jesu Auftrag galt seinem eigenen Volk, den Kindern

299 - Bu. 300 - vgl dazu Qur’ān 33:69. 301 - vgl. dazu Qur’ān 2:7, 67-71; 4:153; 5:20-26; 20:86-98. 302 - Zam, Gät.

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Qur’ān und Sunna in Relation

286

Israels. Aḥmad bzw. Muḥammad (der Gelobte) ist eine

fast genaue Übersetzung des griechischen Wortes

"Periclytos". Im heute vorliegendenden

Johannesevangelium303 steht das Wort "Tröster" für das

griechische Wort "Paracletos", das wörtlich jemanden

bezeichnet, der sich für jemanden einsetzt, jemandem

hilft, ihm ein lieber Freund ist. Unsere Gelehrten wandten

dagegen ein, dass "Paracletos" eine Entstellung des

Wortes "Periclytos" ist und in der ursprünglichen Aussage

Jesu unser Prophet mit dem Namen "Aḥmad" genannt

wurde. Aber selbst wenn das Wort Paracletos richtig ist,

kann es auf den Propheten Muḥammad (a.s.s.)

angewendet werden, der eine Barmherzigkeit für die

Welten304 und für die Gläubigen ist.305

Der beste Versorger

Doch wenn sie eine Handelsware oder ein Spiel sehen, dann brechen sie sogleich dazu auf und lassen dich (im Gebet) stehen. Sprich: ”Was bei Allāh ist, das ist besser

als Spiel und Handelsware, und Allāh ist der beste Versorger.“ (62:11)

303 - vergleiche Johannes 14:16; 15:26 und 16:7. 304 - vgl. Qur’ān 21:107. 305 - ÜB; vgl. ferner Qur’ān 3:81; 9:128; 74:24-25.

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Qur’ān und Sunna in Relation

287

ıābir Ibn ‘Abdullāh berichtete:

”Während wir das Gebet mit dem Propheten, Allāhs

Segen und Friede auf ihm, verrichteten, traf eine Kamel-

Karawane ein, die eine Lebensmittel-Ladung hatte. Die

meisten Leute beschäftigten sich sehr damit, so dass am

Ende nur zwölf Mann bei dem Propheten, Allāhs Segen

und Friede auf ihm, blieben. Daraufhin wurde folgender

Qur’ān-Vers306 offenbart: ›Doch wenn sie eine

Handelsware oder ein Spiel sehen, dann brechen sie

sogleich dazu auf und lassen dich stehen... ‹“307

306 - arab: Āya. 307 - Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

288

Muḥammad, der Prophet Allāhs (a.s.s.)

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Qur’ān und Sunna in Relation

289

Neidisches Verhalten

O Prophet! Warum verbietest du das, was Allāh dir erlaubt hat, um nach der Zufriedenheit deiner Frauen zu trachten? Und Allāh ist Allvergebend, Barmherzig. (66:1) Wahrlich, Allāh hat für euch die Lösung eurer

Eide angeordnet, und Allāh ist euer Beschützer; und Er ist der Allwissende, der Allweise. (66:2) Und als der

Prophet sich zu einer seiner Frauen im Vertrauen geäußert hatte und sie es dann kundtat und Allāh ihm davon Kenntnis gab, da ließ er (sie) einen Teil davon wissen und verschwieg einen Teil. Und als er es ihr

vorhielt, da sagte sie: ”Wer hat dich davon unterrichtet?“ Er sagte: ”Unterrichtet hat mich der

Allwissende, der Allkundige.“ (66:3) Wenn ihr beide (Frauen des Propheten) euch Allāh reumütig

zuwendet, so sind eure Herzen bereits (dazu) geneigt. Doch wenn ihr euch gegenseitig gegen ihn unterstützt, wahrlich, dann ist Allāh sein Beschützer; und Gabriel und die Rechtschaffenen unter den Gläubigen (sind ebenso seine Beschützer); und außerdem sind die

Engel (seine) Helfer. (66:4) Vielleicht wird sein Herr ihm, wenn er sich von euch scheidet, an eurer Stelle

bessere Frauen als euch geben, muslimische, gläubige, gehorsame, reuige, fromme, fastende (Frauen),

Ṯaiyibāt und Jungfrauen. (66:5)

Das ist ein wirkungsvoller und behutsamer Verweis für

den Propheten (a.s.s.), dass sein Bemühen darum, seine

Frauen zu erfreuen und zufriedenzusstellen nicht so weit

gehen darf, dass er sich etwas verbietet, was Allāh (t) ihm

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Qur’ān und Sunna in Relation

290

erlaubt hat. Und da er das tat, so soll er Allāh, Den

Barmherzigen, um Vergebung bitten und seinen Eid lösen.

Obwohl im Qur’ān nicht erwähnt wird, was der Prophet

sich selbst verboten hatte, erwähnen die Überlieferer und

Kommentatoren zwei Ereignisse: Eines davon bezieht

sich auf die Koptin Maria (a.s.) und ein anderes darauf,

dass er sich selbst das Essen von Honig verbot. Im Falle

von Maria (a.s.) geht es darum, dass der Prophet nach

dem Vertrag von Al-Ḥudaibiyya Briefe an die Herrscher

der benachbarten Länder schickte, von denen auch einer

an den Patriarchen von Alexandria gerichtet war. Dieser

nahm zwar nicht den Islam an, empfing aber den Boten

freundlich und schickte dem Propheten zwei Sklavinnen,

die auf dem Rückweg gläubig wurden. Eine davon, Maria

(a.s.), wurde in den Hausstand des Propheten

aufgenommen und gebar ihm im Jahre 8 nach der Hiǧra

seinen Sohn Ibrāhῑm. Eines Tages befand sich der Prophet

im Haus seiner abwesenden Frau Ḥafṣa, und Maria (a.s.)

gesellte sich zu ihm. Dies nahm Ḥafṣa ihm übel und

beklagte sich bei ihm, woraufhin er schwor, sich der

ehelichen Beziehungen zu Maria (a.s.) in Zukunft zu

enthalten. Die meisten der diesbezüglichen

Überlieferungen gehen auf Nachkommen der

Prophetengefährten zurück ohne jedoch direkt auf ihn

rückführbar zu sein, und in keiner der sechs

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Qur’ān und Sunna in Relation

291

authentischen Ḥadῑṯ-Sammlungen wird eine einzige

Version dieser Geschichte überliefert. Ein anderer

Zwischenfall wird bei Al-Buḫāryy, Muslim and anderen

berichtet, und zwar von ‘Ā’iša (r) selbst: Nach dem

Nachmittagsgebet besuchte der Prophet alle seine Frauen,

wobei es einmal geschah, dass er in Zainabs Haus länger

als gewöhnlich blieb; denn sie hatte von jemandem Honig

bekommen, den der Prophet sehr gern aß. ‘Ā’iša war

eifersüchtig und verabredete mit den anderen Frauen,

dass sie zu ihm sagen sollten: ”Du riechst nach Maġāfir.“

(dies ist eine Blume mit einem unangenehmen Geruch,

der auch auf den Honig übergeht, weil die Bienen davon

sarnmeln). Sie alle wussten, dass der Prophet eine feine

Nase hatte und unangenehme Gerüche verabscheute. Der

Streich hatte den gewünschten Erfolg, indem der Prophet

versprach, nie wieder bei Zainab Honig zu essen.

Namhafte Gelehrte halten diese letztere Geschichte für

authentisch. Dadurch, dass der Prophet sich selbst die

Sache verbot, könnte ein Ausmaß an Auswirkung

erreichen, dass auch seine Anhänger dies für verboten

gehalten oder gemeint hätten, es wäre nicht schädlich,

sich selbst etwas zu verbieten.

Die sanften Worte der Ermahnung, die in 33:28-34 an die

Frauen des Propheten gerichtet wurden, erläutern die

Situation weit besser als irgendein Kommentar. Wäre der

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Qur’ān und Sunna in Relation

292

Prophet ein gewöhnlicher Ehemann gewesen, dann hätte

er zwischen seinen privaten Gefühlen und seinen

öffentlichen Pflichten nicht das Gleichgewicht halten

können. Er war jedoch kein gewöhnlicher Ehemann und

gab seine Enhaltsamkeit auf, als er die höreren Pflichten

erkannte, die ihm auferlegt waren und die Versöhnung

forderten. Damit wird nicht nur der Prophet selbst

getadelt, sondern auch seine Frauen werden darauf

aufmerksam gemacht, dass sie in ihrer Eigenschaft als

Frauen des Propheten nicht die damit verbundene

Verantwortung richtig erkannt hatten.308

Über das neidische Verhalten einiger Gattinnen des

Propheten, Allāhs Segen und Friede auf ihm, sagte ‘Umar

Ibn Al-Ḫaṭṭāb, Allāhs Wohlgefallen auf ihm:

”Vielleicht gibt ihm sein Herr, wenn er sich von euch

Frauen scheidet, bessere Frauen!“

Die Entscheidung Allāhs darüber im Qur’ān wurde im 9.

Jahr n.H. in Al-Madῑna offenbart, welche lautet: ”Vielleicht

wird sein Herr ihm, wenn er sich von euch scheidet, an

eurer Stelle bessere Frauen als euch geben, muslimische,

gläubige, gehorsame, reuige, fromme, fastende (Frauen),

Ṯaiyibāt und Jungfrauen.“309

Die Ablösung von Schwüren dieser Art lautet: Wenn deine

308 - ÜB. 309 - Ibn Kaṯῑr: Tafsῑr IV, 389.

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Qur’ān und Sunna in Relation

293

Schwüre dich daran hindern, Gutes zu tun oder richtig zu

handeln oder zwischen Menschen Frieden zu stiften, dann

solltest du für diese Schwüre eine Sühne leisten, dich aber

nicht vom Guten abhalten lassen. Unter solchen

Umständen muss ein Schwur gebrochen und gesühnt

werden.310

Wer diese beiden Frauen waren und welche vertrauliche

Angelegenheit sie an die Öffentlichkeit dringen ließen,

wird nicht ausdrücklich erwähnt. Nach den authentischen

Überlieferungen reagierte der Prophet darauf, indem er

seine Frauen so lange mied, dass in der Öffentlichkeit der

Eindruck entstand, der Prophet hätte sich von seinen

Frauen geschieden. Dies teilte ein Freund ‘Umars in einer

Nacht mit. Er klopfte so heftig an ‘Umars Tür, dass dieser

erschrak, und ihn fragte, ob die Römer einmarschiert

wären. Der Freund sagte, nein, es sei etwas Schlimmes

passiert, der Prophet hätte sich von seinen Frauen

geschieden. Am nächsten Morgen ging ‘Umar zuerst zu

seiner Tochter Ḥafṣa. Sie konnte ihm nicht sagen, ob der

Prophet sich von ihr geschieden hatte. Daraufhin

versuchte er dreimal hintereinander vergeblich Einlass

zum Propheten zu bekommen. Dann bekam er die

Erlaubnis. Er fragte ihn, ob er sich von seinen Frauen

geschieden habe. Der Prophet verneinte dies. ‘Umar

310 - ÜB; vgl. dazu Qur’ān 2:224.

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Qur’ān und Sunna in Relation

294

versuchte dann, die Sorge des Propheten zu zerstreuen

und ihn etwas aufzuheitern. Er erzählte von den Frauen

der Al-Anṣār, die immer ihre Ehemänner dominierten,

und wie die Frauen der Auswanderer diese "Unsitte" von

den Frauen der Al-Anṣār lernten. Der Prophet lächelte.

Dann erzählte er ihm, wie er seine Tochter davor gewarnt

hatte, sich mit ihrer hübschen Nachbarin (gemeint ist

‘Ā’iša) zu messen.311

311 - vgl. den Titel: "Al-Fārūq ‘Umar Ibn Al-Ḫaṭṭāb", Islamische Bibliothek;

ferner Qur’ān 4:34; 9:112; 33:28-30, 35, 56; 42:38.

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Qur’ān und Sunna in Relation

295

Du Bedeckter!

O du Bedeckter! (74:1) Erhebe dich und warne (74:2) und verherrliche deinen Herrn (74:3) und reinige deine Kleider (74:4) und meide den Götzendienst (74:5) und sei nicht wohltätig in Erwartung von

persönlichen Vorteilen (74:6) und sei standhaft um deines Herrn willen. (74:7)

ıābir Ibn ‘Abdullāh Al-Anṣāryy sagte - indem er von der

Zeit erzählte, in der der Empfang von weiteren

Offenbarungen für eine Weile einen Stillstand erlebte:

”Er (der Prophet) sagte in seinem Bericht:

»Als ich unterwegs war, hörte ich eine Stimme vom

Himmel; ich richtete meinen Blick nach oben und sah,

dass der Engel, der mir in der Berghöhle von Ḥirā’

erschienen war, auf einem Stuhl zwischen dem Himmel

und der Erde saß. Ich erschrak vor ihm, kehrte zurück

und sagte: ›Hüllt mich ein.‹ Darauf sandte Allāh, der

Erhabene folgende Worte herab: ›O du Bedeckter! Erhebe

dich und warne! (usw. bis zu Seinem Wort:) ...und meide

den Götzendienst.‹« Danach ging es mit der Offenbarung

zügig und ohne Unterbrechungen weiter.“312

ıābir Ibn ‘Abdullāh hat vom Gesandten Allāhs folgenden

Bericht überliefert:

312 - Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

296

”Ich war auf dem Berg Ḥirā’, da wurde mir zugerufen:

Muḥammad! Du bist der Gesandte Allāhs. Ich schaute

nach rechts und nach links, sah aber nichts. Dann schaute

ich nach oben über mich und sah etwas.“

In der Überlieferung nach ‘Ā’iša (r), Gattin des Propheten,

heißt es vom Propheten (a.s.s.):

”Ich blickte nach oben über mich, und siehe, da saß

jemand auf einem Thron zwischen Himmel und Erde.“

Gemeint ist der Engel Gabriel, der ihn angerufen hatte.

”Ich erschrak und kehrte zu Ḫadῑǧa zurück und rief:

»Haltet mich warm in einem Diṯār,313 Haltet mich warm in

einem Diṯār! Da kam Gabriel und sagte: ›Der du in einem

Diṯār eingewickelt bist!‹«“ ("O du Bedeckter", nach dem

diese Sura genannt ist). Und deine Kleider, die reinige: Es

handelt sich um einen Befehl, die Kleider vor

Verschmutzung reinzuhalten; denn die Reinheit der

Kleider ist eine Bedingung für das rituelle Gebet, das ohne

sie nicht gültig ist. Die Reinheit ist auch außerhalb des

Gebetes der angemessenste und wünschenswerteste

Zustand, und es ist abscheulich, wenn ein guter Gläubiger

mit Widerwärtigem behaftet ist. Man sagt auch, hier liege

ein Befehl vor, die Kleider zu kürzen und anders zu tragen

als die Araber, die ihre Kleider lang hielten und Schleppen

trugen. Indessen ist man dabei nicht vor dem Eintreten

313 - Überwurfstoff bzw. warme Decke.

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Qur’ān und Sunna in Relation

297

von Verschmutzumgen sicher. Ferner sagt man: Es

handelt sich hier um einen Befehl, die Seele von

unsauberen Handlungen und verwerflichen

Gewohnheiten reinzuhalten. Man sagt: Der und der hat

saubere Kleider, Taschen, Schleppen und Ärmel, wenn

man ihn als jemand hinstellen will, der frei von Fehlern

und Charakterschwächen ist.314

Wehe denjenigen, die das Maß verkürzen

Wehe denjenigen, die das Maß verkürzen (83:1), die, wenn sie sich von den Leuten zumessen lassen, volles Maß verlangen. (83:2) Und dann jedoch, wenn sie es ihnen ausmessen oder auswägen, verkürzen sie es.

(83:3) Glauben diese nicht, dass sie auferweckt werden (83:4) an einem großen Tag (83:5), an dem die

Menschen vor dem Herrn der Welten stehen werden? (83:6)

Der Offenbarungszeitpunkt dieser Sura, der in die

makkanische Periode fällt, als die Muslime selbst arm und

machtlos waren, weist darauf hin, dass mit den Betrügern

die reichen, skrupellosen Angehörigen der Oberschicht

von Makka gemeint waren. Dennoch gilt diese Androhung

314 - Zam, Gät; vgl. dazu Qur’ān 73:1.

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Qur’ān und Sunna in Relation

298

alldiejenigen, die das Maß verkürzen zu allen Orten und

Zeiten.

Hier wird die Art und Weise des Maßverkürzens beim

Messen und Wiegen beschrieben. Hierzu gilt die

aufrichtige Regel, welche lautet: Geben und Nehmen

müssen gerecht und ausgewogen sein. Doch eigentlich

geht es darum, dass man in vollem Umfang geben muss,

was von einem erwartet wird, ob man nun von den

anderen dasselbe erwartet und wünscht oder nicht.315

Bei demjenigen, der dieses Unrecht begeht fehlt der

Glaube, dass er eines Tages vor seinem Herrn stehen wird,

Der ihn für seine Untaten zur Rechenschaft ziehen wird,

am Tag der Auferstehung, an dem alle Menschen dem

Erhabenen Schöpfer vorstellig sein werden.

Ibn ‘Umar, Allāhs Wohlgefallen auf beiden, berichtete,

dass der Prophet, Allāhs Segen und Friede auf ihm, in

Bezug auf ›..., an einem großen Tag, an dem die Menschen

vor dem Herrn der Welten stehen werden...‹ sagte:

”Jeder von ihnen wird bis zur Hälfte seiner Ohren in

seinem eigenen Schweiß stehen.“316

315 - ÜB. 316 - Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

299

WWeerr nniicchhtt bbaarrmmhheerrzziigg iisstt,,

ddeerr ffiinnddeett aauucchh kkeeiinn EErrbbaarrmmeenn..

Muḥammad, der Prophet Allāhs (a.s.s.)

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Qur’ān und Sunna in Relation

300

Wenn der Himmel zerbricht

Wenn der Himmel zerbricht (84:1) und seinem Herrn gehorcht und sich Ihm gefügig zeigt (84:2), und wenn

die Erde ausgebreitet wird (84:3) und herauswirft, was sie verbirgt, und sich (von allem) freimacht (84:4) und

ihrem Herrn gehorcht und sich Ihm gefügig zeigt. (84:5) Du Mensch! Du strebst mit aller Mühe deinem

Herrn zu; und du sollst Ihm begegnen. (84:6)

Abū Rāfi‘ berichtete:

”Ich verrichtete mit Abū Huraira das Nachtgebet, in dem

er ›iḏa-s-Samā’u-n-šaqqat‹317 rezitierte und auf Grund

derer eine Niederwerfung vornahm. Ich fragte ihn: »Was

ist das?« und er antwortete: »Ich machte eine derartige

Niederwerfung hinter Abū-l-Qāsim,318 Allāhs Segen und

Friede auf ihm, und ich halte diese solange ein, bis ich ihn

(am Tage der Auferstehung) wiedersehen werde.«“319

Und Abū Salama berichtete:

”Ich sah Abū Huraira, als er ›iḏa-s-Samā’u-n-šaqqat‹

rezitierte und sich dabei niederwarf.

Ich sagte zu ihm:

»O Abū Huraira, ich sehe, dass du dich niederwirfst!« und

317 - = "Wenn der Himmel zerbricht." 318 - Beiname unseres Propheten (a.s.s.), der ausschließlich nur für ihn

benützt werden darf. 319 - Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

301

er erwiderte: »Wenn ich nicht gesehen hätte, dass der

Prophet, Allāhs Segen und Friede auf ihm, sich

niederwarf, so hätte ich keine Niederwerfung

gemacht!«“320

Diese kraftvolle Eröffnung der Sura, die vor allem die

Unterwerfung unter den göttlichen Willen betont, ist eine

Art von Einstimmung auf das, was dann dem Menschen

gesagt wird, damit er Demut vor Allāh (t) empfindet,

erkennt, in welcher Lage er sich befindet, und sich seiner

letztendlichen Bestimmung bewusst wird, die ihn zu Allāh

(t) zurückführt.

Wir mögen den Eindruck haben, als sei der Himmel, wie

wir ihn über uns sehen, unendlich hoch, weit und

grenzenlos, ewig und zeitlos - etwas Unerschaffenes. Doch

Allāh (t) hat ihn entstehen lassen und solange es Sein

Wille ist, wird er bestehen bleiben, keinen Augenblick

länger. Wenn Sein Befehl ergeht, wird er gehorchen und

sich auflösen.321

Die Erde wird am Tage der Auferstehung alles

herauswerfen, was sie in ihrem Innern an Toten aus

vielen Generationen verbirgt; sie wird sich von der Last

der Gräber befreien und dem Befehl ihres Herrn

gehorchen und sich Ihm gefügig zeigen.322

320 - Bu. 321 - ÜB. 322 - vgl. dazu Qur’ān 15:19; 20:105-108.

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Qur’ān und Sunna in Relation

302

Du Mensch! Während du deine Lebensbedürfnisse auf der

Erde mit harter Arbeit befriedigst, schreitest du deinem

Lebensende zu. Der Abschluss aller Mühen ist aber immer

der gleiche, nämlich die Rückkehr zu Allāh (t), um

Rechenschaft abzulegen, was du in deinem irdischen

Leben getan hast.323

Schau zu den Kamelen

Schauen sie denn nicht zu den Kamelen, wie sie erschaffen sind (88:17); und zu dem Himmel, wie er

emporgehoben ist (88:18); und zu den Bergen, wie sie aufgerichtet sind (88:19); und zu der Erde, wie sie

ausgebreitet worden ist? (88:20)

Zaid Ibn Ḫālid Aǧ-Ǧuhanyy berichtete, dass der Prophet,

Allāhs Segen und Friede auf ihm, von einem Mann über

den rechtmäßigen Umgang mit einer Fundsache gefragt

wurde, und er folgende Antwort gab:

”Bewahre sie gut auf ... und mache dies bekannt für ein

Jahr lang. Danach benutze sie. Meldet sich ihr Eigentümer,

so gib sie ihm zurück.“

Der Mann sagte:

”Was ist mit einem verirrten Kamel?“

Der Prophet, der auf Grund dieser Frage verärgert war 323 - ÜB.

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Qur’ān und Sunna in Relation

303

und dessen Wangen sich rot färbten, sagte:

”Mit diesem hast du nichts zu tun! Es trägt sein eigenes

Wasser und hat seine eigenen Fußsohlen; es findet seinen

Weg zu den Wasserquellen und ernährt sich von wilden

Pflanzen. Lass es dann weiter so, bis sein Herr es

wiederfindet.“

Der Mann fragte weiter:

”Was ist mit einem verirrten Schaf?“

Der Prophet sagte:

”Dies ist für dich, für deinen Bruder oder für den Wolf

bestimmt.“324

Allāh (t) macht uns im Qur’ān auf die wunderbare

Schöpfung der Kamele aufmerksam: Die Tragezeit einer

Kamelstute dauert zwischen 11 und 13 Monaten. Die

Nahrung des Tieres besteht aus Dornensträuchern und

Steppenpflanzen mit sehr geringem Saftgehalt. Das Kamel

ist ein Wiederkäuer, speichert selbst seine Nahrung und

sein Wasser, und es besitzt eine große Unempfindlichkeit

gegen Wassermangel. Es kann zehn Tage lang ohne einen

Tropfen Wasser leben, wenn es aber trinkt, so nimmt es

durchschnittlich 135 Liter Wasser in zehn Minuten auf;

diese Menge entspricht etwa 13 Eimern Wasser. Bei sehr

harten Strapazen, Dürrezeiten und Hungerkatastrophen

überlebt das Kamel bei einem Gewichtsverlust von 35 %,

324 - Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

304

und dennoch bleibt sein Blut flüssig (beim Menschen z.B.

ist ein Gewichtsverlust von 10 % tödlich, da bei

Wasserverlust das Blut seine flüssige Konsistenz verliert).

All diese Eigenschaften lassen das Kamel als Lastenträger

(bis 400 kg) und Reittier in den trockenen Gebieten

geeignet sein, und es wird mit Recht ›Wüstenschiff‹

genannt. Es hat große Füße, deren Sohlen dick und

elastisch gefedert sind, so dass sie bei Eis, Schnee, Sand

und spitzen Steinen ohne Probleme schreiten können.

Gegen Sandstürme besitzt das Tier verschließbare

Nasenlöcher. Seine Augen tränen ständig, um den

Wüstensand auszuspülen. Es hat ein sehr gutes

Gedächtnis und findet von selbst zum Nomadenlager

zurück; es hat durch seine Körpergröße von 2,5 m Höhe

und 3 m Länge, sowie durch seine Stärke eine absolute

Überlebenschance; denn es wird gewöhnlich nicht von

Raubtieren angegriffen.

Zu den Wunderzeichen der Schöpfung gehört der

emporgehobe Himmel ohne Stützpfeiler, unter dem wir

leben und uns vor seinem Absturz sicher fühlen. Zu

diesen Zeichen gehören auch die Berge, die so

aufgerichtet sind, dass wir auf und neben ihnen noch

Wege und Zugänge zu anderen Tälern und Weideplätzen

finden, wo auch das Regenwasser von ihren Höhen in den

Rinnen in herrlicher Ordnung herabgleitet wird.

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Qur’ān und Sunna in Relation

305

Dieser Vers verrät die Form der Erde, deren Ausbreitung

nur durch ihre Kugelform möglich ist. Vor mehr als 1400

Jahren zur Zeit dieser Offenbarung haben die Menschen

geglaubt, die Erde sei eine flache Scheibe, an deren Ende

man in die Leere herabstürzen kann.

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Qur’ān und Sunna in Relation

306

Hungrige, Kranke und Gefangene

Und was lehrt dich wissen, was das Hindernis ist? (90:12) (Es sind:) das Befreien eines Nackens (90:13);

oder an einem Tage während der Hungersnot das Speisen (90:14) einer nahverwandten Waise (90:15) oder eines Armen, der sich im Staube wälzt. (90:16);

Dann wird er unter denen sein, die glauben und einander ermahnen zur Geduld und einander

ermahnen zur Barmherzigkeit. (90:17)

Abū Mūsa Al-Aš‘aryy berichtete, dass der Gesandte Allāhs,

Allāhs Segen und Friede auf ihm, sagte:

”Speist den Hungrigen, besucht den Kranken und lasst

den Gefangenen (bzw. Sklaven) frei.“325

Derjenige, der behauptet, er habe "viel Vermögen

verschwendet“ hat sich nicht einmal darum gekümmert,

dass die "Hindernisse" vor einem glücklichen Dasein des

Menschen beseitigt werden. Zu diesen Hindernissen

gehört, dass ein Mensch aus seiner Not durch die

Sklaverei von seinen Fesseln befreit wird; denn dieser

wird in manchen Fällen an seinem "Nacken" gebunden

und wie ein Tier geführt.

325 - vgl. Qur’ān 90:13; Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

307

Zu den genannten Hindernissen gehört ferner die

Beseitigung des Hungers, insbesondere zu jenen Zeiten

der Hungernot, in denen viele Menschen leiden und sich

vor Schmerzen im "Staub wälzen". Was nützt es, Sklaven

zu befreien oder Hungrige zu speisen, wenn dahinter kein

Glaube steht?326

Sprich von der Gnade deines Herrn

Beim Vormittag (93:1) und bei der Nacht, wenn alles still ist! (93:2) Dein Herr hat dich weder verlassen, noch verabscheut. (93:3) Wahrlich, das Jenseits ist

besser für dich als das Diesseits. (93:4) Und wahrlich, dein Herr wird dir geben und du wirst wohlzufrieden sein. (93:5) Hat Er dich nicht als Waise gefunden und

aufgenommen (93:6), und dich auf dem Irrweg gefunden und richtig geführt (93:7), und dich dürftig gefunden und reich gemacht? (93:8) Was die Waise

angeht, so unterdrücke sie nicht. (93:9) Und was den Bittenden angeht, so fahre ihn nicht an (93:10), und sprich überall von der Gnade deines Herrn. (93:11)

Ǧundub Ibn ‘Abdullāh, Allāhs Wohlgefallen auf ihm,

berichtete:

326 - ÜB.

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Qur’ān und Sunna in Relation

308

”Das Erscheinen Gabriels,327 Allāhs Friede auf ihm, blieb

beim Propheten (für eine Weile) aus, und eine Frau aus

den Quraiš sagte:

»Sein Šaiṭān328 hielt sich von ihm zurück.«

Aus diesem Anlaß wurde ›waḍ-ḍuḥa wallaili iḏā saǧā, mā-

wadda‘aka rabbuka wa-mā qalā ...‹329 offenbart.“

Dies ist eine Art Schwur, die Allāh (t) allein zusteht und

von uns Menschen nicht angewendet werden darf. Allāh

schwört beim Vormittag, den Er erschaffen hat und hinter

dem eine gewaltige Gesetzmäßigkeit der Erdumdreheung

vor der Sonne geschieht. Das herrliche und angenehme

Morgenlicht am Vormittag ist das Gegenteil von der

Nacht, die alle Dinge mit ihrer Dunkelheit verhüllt.

Mit diesem Schwur tröstet Allāh Seinen Propheten

Muḥammad, Allāhs Segen und Friede auf ihm, und

versichert ihm Seinen Beistand bei der Ausführung seiner

Aufgabe. Ferner wird betont, dass das Jenseits besser als

das Diesseits ist, sowohl für den Propheten selbst, als

auch für jeden Menschen, der an Allāh und Seine

Botschaft glaubt. Dort - d.h. im Jenseits - wird jeder

wohlzufrieden sein, sowohl der Prophet selbst als auch

jeder, der ihm folgt.

Hier zählt Allāh vor Seinem Propheten die Gnaden und

327 - arab: Ǧibrῑl. 328 - d.h.: Satan. 329 - Qur’ān 93:1f.; Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

309

Wohltaten auf, die Er ihm gewährt hat, und erinnert ihn

daran, dass Er es ist, Der seit Beginn seines Wachstums

nichts fehlen ließ. Muḥammad soll aus den

vorangehenden Gnadenerweisen ermessen können, was

er noch von Allāhs Güte zu erwarten hat, damit er sich auf

den besten Ausgang sowie das Zunehmen des Guten und

des Ansehens einstellen könnte und nicht kleinmütig und

ungeduldig würde. "Hat er dich nicht ... gefunden": Hier ist

vom Finden im Sinne eines Wissens um die Lage

Muḥammads die Rede. Gemeint ist: Warst du nicht ein

Waise? Muḥammads Vater starb nämlich, als Muḥammad

ein Embryo von sechs Monaten war, und seine Mutter

starb, als er sechs Jahre alt war. Darauf bestellte Allāh

Muḥammads Vaterbruder Abū Ṭālib zum Bürgen über ihn

und erweckte in Abū Ṭālib ein Gefühl der Zuneigung für

ihn, so dass Abū Ṭālib ihn gut erzog. "Auf dem Irrweg":

Gemeint ist, dass Muḥammad sich damals noch gegenüber

dem Wissen um die offenbarten Gesetze und dem, was

nur durch Belehrtwerden erkannt werden kann, auf dem

Irrweg befand und keine Ahnung davon hatte. So sagt

Allāh (t): "Du wusstest damals nicht, was die

Offenbarungsschrift ist."330 Indessen sagt man auch, dass

Muḥammad (a.s.s.) sich in seiner Jugend auf einem

Bergpfad bei Makka verirrte und dass Abū Ǧahl ihn zu

330 - Qur’ān 42:52.

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Qur’ān und Sunna in Relation

310

seinem Großvater ‘Abdulmuṭṭalib zurückbrachte. "Und

rechtgeleitet": und dich mit dem Qur’ān und den

offenbarten Gesetzen bekannt gemacht. Oder: und dafür

Sorge getragen, dass du deinem Großvater und deinem

Onkel väterlicherseits nicht länger durch Verirrung

entzogen warst. Wenn man behauptet, dass Muḥammad

vierzig Jahre hindurch genauso lebte wie seine

Stammesgenossen, und wenn man das in dem Sinne

meint, dass er genau wie sie der Wissenschaften

ermangelte, die man nur durch Belehrtwerden gewinnen

kann, so ist das gut. Wenn man es aber in dem Sinne

meint, dass er nach der Religion und dem Unglauben

seiner Stammesgenossen lebte, dann Allāh behüte! Denn

die Propheten müssen vor und nach dem Eintritt ihres

Prophetentums vor schändlichen Sünden schwerer und

leichterer Art bewahrt331 bleiben, und wie steht es da

wohl mit dem Unglauben und der Unkenntnis des

Schöpfers? Die Antwort darauf gibt das Wort: "Und wir

dürfen Allāh keine Teilhaber beigesellen."332 In den Augen

der Ungläubigen wäre es für den Propheten ein

hinreichender Mangel gewesen, wenn er vor dem Eintritt

des Prophetentums im Unglauben gelebt hätte. "Und reich

gemacht": und dich entweder durch das Vermögen deiner

331 - arab.: ma‘ṣūm. 332 - Qur’ān 12:38.

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Qur’ān und Sunna in Relation

311

Gattin Ḫadῑǧa oder durch die Beute, die Allāh dir

zukommen ließ, reich gemacht. Im letzten Sinne hat der

Prophet gesagt: Mein Unterhalt ist unter den Schatten

meiner Lanze gestellt. Indessen sagt man auch, es sei

gemeint: Allāh hat dir Zufriedenheit verliehen und dein

Herz reich gemacht.333

Diese Worte in diesem Versblock bilden ein

Gebotskomplex aus drei Punkten: Was die Waise angeht,

so unterdrücke sie nicht. Und was den Bittenden angeht,

so fahre ihn nicht an, und sprich überall von der Gnade

deines Herrn. Der Bittende, oder wörtlich der Fragende,

kann nicht nur ein Bettler sein, sondern jemand, der in

einer schwierigen Lage um Hilfe bittet, sei es nun

materiell, ideell oder nur zur Belehrung.334

Von Allāhs Wohltaten zu sprechen ist eine Art

Dankbarkeit Ihm gegenüber. Mit einer solchen

Verhaltensweise verschwindet die Geheimtuerei über das

Gehortete. Es sind Befehle, die sowohl an den Propheten

selbst, der sowieso sich im vorbildlichen Benehmen eines

Gesandten Allāhs verhält, als auch an jeden Menschen

nach ihm bis zum Tage des Weltuntergangs. Diese

Anweisungen spiegeln hier die Alltagsnöte wider,

insbesondere in einer von Gier und Materialismus

333 - Zam, Gät; vgl. dazu Qur’ān 6:94; 19:95. 334 - vgl. Qur’ān 80:1ff.

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Qur’ān und Sunna in Relation

312

zersetzten Gesellschaft.335

Muḥammad, der Prophet Allāhs (a.s.s.)

335 - ÜB.

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313

Eine Nacht als tausend Monate

Wahrlich, Wir haben ihn (den Qur’ān) herabgesandt in der Nacht von Al-Qadr. (97:1) Und was lehrt dich wissen, was die Nacht von Al-Qadr ist? (97:2) Die Nacht von Al-Qadr ist besser als tausend Monate.

(97:3) In ihr steigen die Engel und Gabriel herab mit der Erlaubnis ihres Herrn zu jeglichem Geheiß. (97:4) Frieden ist sie bis zum Anbruch des Frühlichts. (97:5)

Abū Huraira, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, berichtete,

dass der Prophet, Allāhs Segen und Friede auf ihm, zum

Anlaß des Fastenmonats Ramaḍān sagte:

”Ein gesegneter Monat ist zu euch gekommen. In ihm hat

Allāh das Fasten für euch zur Pflicht gemacht. In ihm

werden die Tore des Paradieses geöffnet, die Tore der

Ǧaḥῑm336 geschlossen und die Satane in Ketten gefesselt.

In ihm gibt es eine Nacht, die besser ist als "tausend

Monate."337 Wer den Segen dieser Nacht verpasst, der hat

(einen enormen) Verlust erlitten.“338

Dieser Versblock schließt sich in voller Harmonie mit der

Sura 96 an. Die Offenbarung des Qur’ān erfolgte an jener

Nacht, an der das Schicksal (Al-Qadr) der Menschheit

bestimmt worden ist. Es geschah dreizehn Jahre vor der

336 - Einer von mehreren Namen des Höllenfeuers im Qur’ān. 337 - vgl. Qur‘ān 2:185 (enthält den Ausdruck: "tausend Monate"). 338 - Bai, Ha, Na.

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Qur’ān und Sunna in Relation

314

Auswanderung des Propheten (a.s.s.) von Makka nach Al-

Madῑna.

Sie allein als "eine Nacht" ist in ihrem Wert besser als

tausend Monate, wenn man diese im Gebet verbringen

würde. Nach Angaben des Propheten (a.s.s.) war sie eine

der letzten zehn Nächte des Monats Ramaḍān. Nach der

gemachten Erfahrung mit ihr ist sie die Nacht zum 27.

Ramaḍān, d.h. am 26. Ramaḍān abends nach dem

Sonnenuntergang, mit dem der neue 27. Tag nach dem

islamischen Kalender beginnt. Die Muslime verstehen,

dass ihr genaues Datum dem Propheten wohl bekannt

war, er aber wollte sie in den letzten 10 Tagen des

Ramaḍān einschließen, damit die Muslime sich mehr und

mehr um das Wohlwollen Allāhs eifern und sich von

ihrem Segen bereichern.

Gepriesen sei Allāh, Der Herr aller Welten.

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Qur’ān und Sunna in Relation

315

Wie kommt das, dass der eine von euch seine Frau wie einen

Ochsen schlägt, alsdann sie danach vielleicht umarmt?

Muḥammad, der Prophet Allāhs (a.s.s.)

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Qur’ān und Sunna in Relation

316

Abū Lahab ging zugrunde

Zugrunde gehen sollen die Hände Abū Lahabs! Und (auch er selbst) soll zugrunde gehen! (111:1) Nichts

soll ihm sein Vermögen nützen, noch das, was er erworben hat (111:2); er wird in einem flammenden

Feuer brennen (111:3), und seine Frau wird das Brennholz tragen. (111:4) Um ihren Hals ist ein Strick

aus Palmfasern. (111:5)

Abū Lahab war ein Onkel des Propheten väterlicherseits,

und sein eigentlicher Name war ‘Abdu-l-‘Uzzā Ibn ‘Abdi-l-

Muṭṭalib. Er war in Makka sehr bekannt, nicht nur wegen

seines großen Reichtums, sondern auch wegen seines

leicht entflammbaren Zorns, und deshalb wurde er

allgemein Abū Lahab (Vater der lodernden Flamme)

genannt.

Seit der Prophet, Allāhs Segen und Friede auf ihm, damit

begonnen hatte, die Menschen zum Islam aufzurufen, war

Abū Lahab einer seiner erbittertsten Gegner, und er

nutzte jede Gelegenheit, dem Propheten, in dessen

unmittelbarer Nachbarschaft er in Makka wohnte, und

dem Islam Schaden zuzufügen: Er beschimpfte den

Propheten, bezichtigte ihn der Lüge und warf ihm vor, die

Menschen in die Irre führen zu wollen.

So mag auch sein flammender Eifer bei der Bekämpfung

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317

der Muslime zu seinem Spitznamen "Vater der lodernden

Flamme" beigetragen haben. Nach einem Ḥadῑṯ, der bei

Al-Buḫāryy überliefert wird, rief der Prophet eines Tages

die Banū Quraiš, denen er selbst angehörte, zu sich und

teilte ihnen von einem Hügel aus mit, dass er für sie ein

Warner vor gewaltiger Strafe sei. Daraufhin schrie Abū

Lahab ihn an:

”Hast du uns aus diesem Grund hier versammelt?

Verderben komme über dich!“

Da offenbarte Allāh (t) diese Sura als Antwort auf das

Verhalten Abū Lahabs. Diese Worte stellen aber nicht nur

das unumstößliche Urteil Allāhs fest, dass Abū Lahab

wegen seines Unglaubens und seines Kampfes gegen den

Islam der Strafe des Höllenfeuers unwiderruflich

verfallen ist, sondern beinhalten auch - zusammen mit

dem ersten Vers - einen klaren Beweis für das

Prophetentum Muḥammads, Allāhs Segen und Friede auf

ihm. Denn Abū Lahab lebte nach der Offenbarung dieser

Sura noch einige Jahre, und Muḥammad konnte von sich

aus nicht wissen, ob Abū Lahab noch zum Islam

übertreten würde oder nicht - viele Bewohner Makkas,

die den Propheten, zunächst aufs heftigste bekämpft

hatten, wurden später schließlich doch noch Muslime

und traten für den Islam mit ihrem Besitz und ihrem

Leben ein und stritten für ihn. So mag es sich der Prophet

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Qur’ān und Sunna in Relation

318

auch und gerade für seinen Onkel, trotz dessen

erbitterten Kampfes gegen ihn, aus ganzem Herzen

erhofft haben. Dadurch, dass Abū Lahab in diesem Vers

jedoch die endgültige Strafe des Höllenfeuers

bekanntgegeben wurde, wurde es auch als Tatsache

hingestellt, dass Abū Lahab bis zu seinem Tode ungläubig

bleiben würde, sowohl in seinem Herzen als auch durch

öffentliches Bekenntnis.

Dieses Wissen konnte Muḥammad jedoch nur durch die

Offenbarung Allāhs erlangen, und deshalb ist in diesen

Versen ein eindeutiger Beweis für Muḥammads

Prophetentum. In den letzten beiden Versen wird eine

weitere Person angesprochen, nämlich die Ehefrau Abū

Lahabs. Es handelt sich um Umm Ǧamῑl ‘Urwa Bint Ḥarb

Ibn Umayya, die Schwester des prominenten

makkanischen Führers Abū Sufyān, der seinerseits

ebenfalls an der Spitze der Feinde des Islam in Makka

stand, bis er im Jahre 8 n.H. selbst zum Islam übertrat.

Auch diese Ehefrau Abū Lahabs gehörte zu denen, die den

Propheten Muḥammad, Allāhs Segen und Friede auf ihm,

aufs heftigste bekämpften und ihm Schwierigkeiten

bereiteten, wo sie nur konnten. So trug Umm Ǧamῑl eines

Nachts Dornengestrüpp zusammen, wie man es als

Brennholz verwendete, und legte es auf den Weg zu

Muḥammads Haus, damit er sich im Dunkeln daran

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Qur’ān und Sunna in Relation

319

verletzte.

Die Kommentatoren erklären dahingehend, dass die Frau

Abū Lahabs in der Hölle selbst Brennholz herbeizutragen

habe, so wie sie im diesseitigen Leben Verleumdungen

unter die Leute trug. Die Frau Abū Lahabs bekämpfte

aber nicht nur selbst den Propheten Muḥammad, Allāhs

Segen und Friede auf ihm, und die Muslime, sondern

hetzte auch ihren Mann immer wieder gegen sie auf und

bestärkte ihn in seinem Unglauben und seinem

Widerstand gegenüber dem Islam. Und da sie ihm in

dieser Welt geholfen hat, soll sie nach Allāhs Willen als

Strafe im Höllenfeuer ebenfalls an seiner Seite stehen und

das Höllenfeuer für ihn schüren. Der Strick aus

Palmfasern ist eine zusätzliche Erschwernis für die Frau

Abū Lahabs; denn jener feine Bast ist besonders leicht

entzündbar. Unter anderem wird auch überliefert, dass

Allāh (t) es fügte, dass Umm Ǧamῑl mit einem Strick

erdrosselt wurde und so ihre irdische Strafe fand,

während im Jenseits um ihren Hals ein Seil aus Feuer

gelegt wird.

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Qur’ān und Sunna in Relation

320

Er ist Allāh, ein Einziger

Sprich: ”Er ist Allāh, ein Einziger (112:1), Allāh, der Absolute, (Ewige, Unabhängige, von Dem alles

abhängt). (112:2) Er zeugt nicht und ist nicht gezeugt worden (112:3), und Ihm ebenbürtig ist keiner.“

(112:4)

‘Ā’iša, Allāhs Wohlgefallen auf ihr, berichtete:

”Der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm,

pflegte - wenn er zu Bett ging - in seine beiden

Handflächen zu pusten, indem er ›qull hua-llāhu aḥad‹339

und die beiden Schutz-Suren340 rezitierte. Anschließend

strich er mit seinen Händen über sein Gesicht und überall

über seinen Körper, soweit seine Hände hinreichen

konnten. Als er aber erkrankt war, ließ er mich dies für

ihn tun.“341

Und Abū Sa‘ῑd Al-Ḫudryy berichtete, dass ein Mann einem

anderen zuhörte, als dieser ›qull hua-llāhu aḥad‹342

rezitierte und mehrmals wiederholte. Am nächsten

Morgen kam er zum Gesandten Allāhs, Allāhs Segen und

Friede auf ihm, und erzählte ihm in der Art und Weise

davon, als ob er diese Sura für gering halte. Der Gesandte

Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, sagte dann zu 339 - Sura 112 340 - 113 und 114. 341 - Bu. 342 - Sura Nr. 112.

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Qur’ān und Sunna in Relation

321

ihm: »Ich schwöre bei Dem, in Dessen Hand mein Leben

ist, dass diese Sura soviel ausmacht wie ein Drittel des

ganzen Qur’ān«343

Und Anas, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, berichtete:

”Ein Mann von den Al-Anṣār pflegte unsere Gebete in der

Moschee von Qubā’ zu leiten; er hat jedes Mal vor jeder

Sura zuerst mit der Rezitation von ›qull hua-llāhu aḥad‹

begonnen, und wenn er diese bis Ende rezitiert hatte,

rezitierte er anschließend dazu noch eine andere Sura; er

tat es so weiter in jeder Rak‘a. Seine Leute redeten mit

ihm darüber, indem sie sagten: »Du beginnst mit dieser

Sura und siehst nicht ein, dass sie für dich genug ist, so

dass du noch eine andere rezitierst. Entweder rezitierst

du nur diese oder du läßt diese und rezitierst eine

andere!« Der Mann erwiderte: »Ich werde diese nicht sein

lassen! Wenn ihr wollt, dass ich euch im Gebet mit dieser

Sura leite, werde ich dies weiter tun. Wenn ihr aber nicht

wollt, so werde ich (als Imām) euch verlassen.« Die Leute

aber wussten, dass er der Beste unter ihnen war, und sie

wollten nicht, dass ein anderer als er die Gebete für sie

leitet. Als der Prophet, Allāhs Segen und Friede auf ihm,

zu ihnen kam, erzählten sie ihm davon, und der Prophet

fragte den Mann:

»Du Soundso, was hindert dich daran, dass du das

343 - Bu.

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Qur’ān und Sunna in Relation

322

machst, was deine Leute von dir verlangen, und was

zwingt dich, die Rezitation dieser Sura in jeder Rak‘a

beizubehalten?«

Der Mann antwortete:

»Ich liebe die Sura!«

Und der Prophet erwiderte:

»Deine Liebe zu dieser Sura wird dich ins Paradies

bringen!«“344

Über den Vorzug dieser Sura gibt es viele Ḥadῑṯe. Al-

Buḫāryy überliefert z.B. folgenden Ḥadῑṯ Qudsyy:345 ”Allāh

(t) sagt:

»Der Mensch leugnet Mich, und er hat kein Recht dazu;

und er beschimpft Mich, und er hat kein Recht dazu; sein

Mich-Leugnen besteht darin, dass er behauptet, dass Ich

ihn nicht wiedererwecke, so wie Ich ihn anfangs

erschaffen habe; und sein Mich-Beschimpfen besteht

darin, dass er behauptet, Allāh hätte einen Sohn gezeugt.

Aber Ich bin der Ewige, Alleinige Herr, Der nicht zeugt

und Der nicht gezeugt worden ist, und niemand ist Mir

gleich.«“

Der Vorzug dieser Sura ist nicht erstaunlich; denn sie

beinhaltet grundlegende Glaubenssätze des Islam und

weist jedes Leugnen der Einheit und Unvergleichlichkeit

344 - Bu. 345 - "Heiliger Ḥadῑṯ"; Überlieferung von Allāhs Rede mit Seinen eigenen

Worten unabhängig vom Qur’ān.

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Qur’ān und Sunna in Relation

323

Allāhs von seiten der Juden, Christen und Götzenanbeter

entschieden zurück. Denn die Juden sagen, Esra sei Gottes

Sohn, was die Christen ebenfalls über Jesus behaupten,

und die heidnischen Makkaner, die die Existenz Allāhs

keineswegs abstritten, sich jedoch über Ihn völlig falsche

Vorstellungen machten und neben Ihm zahlreiche Götzen

anbeteten, insbesondere Al-Lāt und Al-‘Uzzā als

angebliche Töchter Allāhs und dachten, auch die Engel

seien Allāhs Töchter.

Zuflucht zum Herrn des Frühlichts

Sprich: ”Ich nehme meine Zuflucht zum Herrn des Frühlichts (113:1) vor dem Übel dessen, was Er

erschaffen hat (113:2), und vor dem Übel der Dunkelheit, wenn sie hereinbricht (113:3), und vor dem Übel der Knotenanbläserinnen (113:4) und vor

dem Übel eines (jeden) Neiders, wenn er neidet.“ (113:5)

‘Ā’iša, Allāhs Wohlgefallen auf ihr, berichtete:

”Der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm,

pflegte - wenn er zu Bett ging - in seine beiden

Handflächen zu pusten, indem er ›qull hua-llāhu aḥad‹346

346 - Sura 112.

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Qur’ān und Sunna in Relation

324

und die beiden Schutz-Suren347 rezitierte. Anschließend

strich er mit seinen Händen über sein Gesicht und überall

über seinen Körper, soweit seine Hände hinreichen

konnten. Als er aber erkrankt war, ließ er mich dies für

ihn tun.“348

”Sind dir nicht die Verse bekannt, die diese Nacht

offenbart wurden? Dergleichen hat man noch nicht

gehört: »Sprich: ›Ich nehme meine Zuflucht zum Herrn

des Frühlichts.‹« und »Sprich: ›Ich nehme meine Zuflucht

beim Herrn der Menschen.‹«“

Dieser Ḥadῑṯ, der bei Muslim überliefert wird, macht den

Stellenwert der beiden letzten Suren des Qur’ān-Textes

deutlich und läßt erahnen, welch ungeheuer tröstliche

und befreiende Wirkung diese Suren auf die Gläubigen

gehabt haben mögen, als diese Verse in Makka offenbart

und der noch kleinen islamischen Gemeinde von ihrem

Propheten Muḥammad, Allāhs Segen und Friede auf ihm,

verkündet wurden. Mit dem ersten Vers dieser Sura, mit

dem Allāh (t) Seinen Propheten Muḥammad, Allāhs Segen

und Friede auf ihm, und die Gläubigen auffordert,

bestimmte Worte zu sprechen, die Angst, Aberglauben

und alles Übel vertreiben. Dies bezieht sich insbesondere

auf jene Kräfte in der Schöpfung, auf die wir als Menschen

347 - Nr. 113 und 114. 348 - Bu; vgl. den obigen Abschnitt zur Sura Nr. 112.

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Qur’ān und Sunna in Relation

325

aus eigener Kraft keinen Einfluss haben, wie z.B. die Ǧinn,

den "Bösen Blick" usw.

Allāh (t) läßt in Seiner Güte die Gläubigen jedoch nicht

allein in Angst und Hilflosigkeit, sondern eröffnet ihnen

eine Möglichkeit, ihre Ängste abzulegen, Zuflucht in der

Rechtleitung Allāhs, im Bewusstsein und im Schutz Seiner

Allmacht zu suchen und somit in Sicherheit und

Sorglosigkeit zu leben. Als "Herr des Frühlichts" ist Er der

Herr über den Wechsel von Tag und Nacht, einen

Zeitenwechsel, der von der Drehung der Erde innerhalb

des Sonnensystems abhängig ist. "Herr des Frühlichts"

bedeutet also auch "Herr eines wohldurchdachten und

vollkommenen Systems", und in Qur’ān-Kommentaren

wird darauf hingewiesen, dass "Falaq" (Spaltung), nicht

nur "Frühlicht", sondern demnach auch "Gesamtheit der

Schöpfung" bedeutet. Falaq kann außerdem "Spaltung der

Dinge in zwei Komponenten" oder "Spaltung des

Samenkorns durch Entsprießen der Pflanze" bedeuten.

Vier Arten von Übel werden hier erwähnt - in diesem Vers

das allgemeine Übel in bestimmten Teilen der Schöpfung

und in den folgenden drei Versen drei weitere Arten,

nämlich das Übel der Dunkelheit, das Übel der

"Knotenanbläserinnen" und das Übel desjenigen, der

neidet. Allgemein können wir zunächst einmal zwei Arten

des Übels unterscheiden: das Übel, das von jemandem

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Qur’ān und Sunna in Relation

326

selbst ausgeht - nämlich die Sünden, die er begeht, und

das Übel, das einem zustoßen kann - sei es durch andere

Menschen, durch Ǧinn, durch Tiere oder durch

Naturereignisse. Beide Arten des Übels sind Gegenstand

der "Zufluchtnahme".349

Nach überwiegender Meinung der Qur’ān-

Kommentatoren ist unter "Dunkelheit" die Nacht zu

verstehen - demnach spricht dieser Vers also das Übel an,

das beim Hereinbrechen der Nacht auftaucht. Während

der Tag Licht, Wärme und Sicherheit verbreitet, ist die

Nacht die Zeit des Dunkels, der Kälte, der Unsicherheit

und der Angst. Die Nacht ist z.B. die Zeit der Diebe und

Verbrecher, die die Dunkelheit für ihre üblen, "dunklen"

Zwecke nutzen, und die Nacht ist, was für Menschen in

vielen Gebieten der Welt auch heute noch von größter

Bedeutung ist, die Zeit der Raubtiere - die Nacht ist also

die Zeit vermehrter physischer Gefahren, anders

ausgedrückt, Gefahren "körperlicher Übel", aufgrund

derer sich der Mensch unsicher fühlt und ängstigt. Aber

die Nacht ist auch die Zeit vermehrter irrationaler Ängste,

also "seelischer Übel". Bei diesen Knotenanbläserinnen

handelt es sich um eine Art Priesterinnen von Al-Lāt, die

von den heidnischen Arabern als Göttin verehrt wurde.

Die Knotenanbläserinnen galten als Zauberinnen; sie

349 - arab.: Isti‘āḏa.

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Qur’ān und Sunna in Relation

327

übten einen bestimmten "Knotenzauber" aus, indem sie

Stricke verknüpften und jeden einzelnen Knoten

anhauchten; damit sollten andere Menschen verhext

werden. Diese Zauberei war eine Art von Magie, und sie

steht hier in dieser Sura stellvertretend für Magie im

Allgemeinen. Die Erwähnung der Zauberei in diesem Vers

beweist, dass es Magie tatsächlich gibt und dass sie

Schaden anrichtet; es ist eine bekannte Tatsache, dass

Magie mit Täuschung, Betrug und Suggestion

zusammenhängt, dass dabei mit den Gefühlen und

Sinneswahrnehmungen der Menschen, ihrem

Aberglauben und ihren Ängsten gespielt wird. Dagegen

kann kein Mensch tatsächlich zaubern in dem Sinne, dass

er etwas von Allāh (t) Erschaffenes durch noch so

geschickte Vorgehensweise verändert oder etwas von

Ihm Gewolltes durch "magische Kräfte" oder Hexerei

beeinflusst. Den Neid kann man in drei Kategorien

einteilen: erstens in den Wunsch nach Aufhören einer

Wohltat oder Gunst, die einem anderen zukommt; dann in

den Wunsch, dass einem anderen gar nicht erst etwas

Gutes widerfährt; und schließlich in den Wunsch, dass

einen selbst dasselbe Wohlergehen trifft, ohne dabei dem

anderen zu wünschen, dass die Wohltat, die ihm zuteil

wurde, wieder verschwindet.

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Qur’ān und Sunna in Relation

328

Zuflucht zum Herrn der Menschen

Sprich: ”Ich nehme meine Zuflucht zum Herrn der Menschen (114:1), dem König der Menschen (114:2),

dem Gott der Menschen (114:3) vor dem Übel des Einflüsterers, der entweicht und wiederkehrt (114:4), der den Menschen in die Brust einflüstert (114:5), (sei

dieser) von den Ǧinn oder den Menschen.“ (114:6)

Diese letzte Sura des Qur’ān, eine der beiden sogenannten

Schutz-Suren, wurde nach überwiegender Meinung der

Geschichtsschreiber in Makka offenbart - zusammen mit

der anderen, obengenannten Schutz-Sura, Nr. 113.

Inhalt dieser letzten Sura ist ebenfalls die Zuflucht350 zu

Allāh (t) vor Übel, das den Menschen bedroht. Die drei

ersten Verse dieser Sura weisen zunächst noch einmal

darauf hin, dass Allāh (t) die einzige Zufluchtsmacht vor

allem Übel ist; dies sagte ja auch schon die vorhergehende

Sura aus. Allāh (t) wird in diesen drei Versen durch drei

Eigenschaften beschrieben: Er ist der Herr der Menschen,

ihr König und ihr Gott. Er ist also der "Besitzer" der

Menschen, ihr "Gebieter", "Eigentümer", "Leiter" und

"Erhalter", Derjenige, der Macht über sie ausübt und über

sie verfügt; dies alles bedeutet das arabische Wort "Rabb".

Und Er ist Derjenige, Der sie als "König" und "Herrscher" 350 - arab.: Isti‘āḏa.

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Qur’ān und Sunna in Relation

329

(Mālik) am Tag des Jüngsten Gerichts für ihre Taten auf

Erden zur Verantwortung ziehen wird. Die dritte hier

genannte Eigenschaft, "Ilāh" (Gott), bedeutet, dass einzig

und allein Allāh (t) es ist, Der angebetet werden darf, und

dass niemand und nichts Ihm zur Seite gestellt werden

darf. Die Lehre des Tauḥῑd351 wird also in den ersten

Versen dieser Sura noch einmal nachdrücklich betont. In

jedem dieser drei Verse wird das Wort "Menschen"

genannt. Dadurch werden zum einen die Eigenschaften

Allāhs besonders hervorgehoben, zum anderen zeichnet

Allāh (t) dadurch auch die Menschen aus; denn Allāh (t)

ist ja Herr der gesamten Schöpfung, von der die Menschen

nur einen kleinen Teil ausmachen. Einem Ḥadῑṯ zufolge,

der von Al-Buḫāryy überliefert wurde, drückte der

Prophet Muḥammad, Allāhs Segen und Friede auf ihm,

dies so aus:

”Satan hockt auf dem Herzen des Menschen; wenn dieser

nun Allāhs gedenkt, zieht er sich zurück, und wenn er

unachtsam ist, flüstert er Böses ein.“

Die Nennung dieser Eigenschaft des "Entweichens" weist

also auch unmittelbar auf die Wirkung der Isti’āḏa hin.

Auf welche Weise dieses "Einflüstern" vor sich geht, ist im

folgenden Ḥadῑṯ bei Al-Buḫāryy und Muslim geschildert:

”Fürwahr, Satan geht dem Menschen in Fleisch und Blut

351 - d.h.: Die Einheitslehre des Schöpfers.

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Qur’ān und Sunna in Relation

330

über.“

Und in einem anderen Ḥadῑṯ bei Al-Buḫāryy heißt es:

”Wenn zum Gebet gerufen wird, entflieht Satan und läßt

einen Wind streichen, damit er den Āḏān nicht hört. Wenn

aber der Āḏān beendet ist, kommt er zurück, bis die

Iqāma ertönt; dann entflieht er. Und wenn die Iqāma

beendet ist, kehrt er zurück, um dem Menschen in sein

Herz einzuflüstern: »Denk an dies, denk an jenes!« - Dinge,

an die er vorher nicht gedacht hat - bis der Mensch

schließlich nicht mehr weiß, wieviel er gebetet hat.“

Der Betende wird also durch Gedanken an andere Dinge

so vom Gebet abgelenkt, dass er sich schließlich nicht

sicher ist, ob er z.B. drei oder vier Rak‘a gebetet hat. Aus

diesem Grund empfiehlt Allāh (t) dem Gläubigen die

Isti‘āḏa als besonderen Schutz und befiehlt sie sogar vor

dem Rezitieren von Qur’ān-Versen.352

352 - vgl. 6:43; 16:98; 18:63; ferner den Titel: "Zum Verständnis des

Al-Qur’ān Al-Karῑm", Islamische Bibliothek.

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Qur’ān und Sunna in Relation

331

A n h a n g

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Qur’ān und Sunna in Relation

332

E r l ä u t e r u n g e n d e r T e r m i n i

Vorrangig außerhalb der alphabetischen Anordnung:

Allāh: Name des Einen Gottes, des Schöpfers aller Welten, Dem nichts und niemand gleichkommt, Der Propheten an die Menschen entsandte, unter ihnen Abraham, Moses, Jesus und →Muḥammad, Allāhs Segen und Friede auf ihnen allen. Auf die Wiedergabe des Erhabenen Namens "Allāh" durch das deutsche Wort "Gott" wurde hier verzichtet, da "Allāh" ein Eigenname ist und demnach nicht übersetzt werden kann.

*****

Beginn der alphabetischen Anordnung ohne Rücksicht auf Umlaute und diakritische Zeichen der arabischen Transliteration.

Geschlechtsform befindet sich zwischen Klammern unmittelbar hinter jedem Begriff.

*****

Abessinien: Um den Verfolgungen durch die Makkaner zu entgehen, wandern auf Anraten des Propheten Muḥammad (a.s.s.) im Jahre 615 die ersten Muslime nach Abessinien aus; eine größere Gruppe folgt ihnen bald. In Abessinien regiert zu dieser Zeit der Negus, ein christlicher Herrscher. In seinem Land werden die Muslime herzlich aufgenommen und können in Freiheit leben und ihre Religion ausüben. Als die Makkaner eine Abordnung, zu der auch ‘Amr Ibn Al-‘Āṣ gehört, nach Abessinien schicken, um die Auslieferung der Muslime zu verlangen, weist der Negus dies zurück; denn tief beeindruckt von den Lehren des Islam betrachtet er den →Qur’ān und das Evangelium als "Strahlen desselben Lichts". Nach der Hiǧra

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Qur’ān und Sunna in Relation

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verlassen die Muslime Abessinien, um ebenfalls in Al-Madῑna zu leben.

Abū Huraira (m): Abū = Vater; Huraira = Kätzlein, also: = Vater des Kätzleins; es handelt sich um einen bedeutsamen Gefährten des Propheten Muḥammad, Allāhs Segen und Friede auf ihm, der ihm diesen Namen deshalb gegeben hatte, weil er (Abū Huraira) ein Kätzlein in seinem Ärmel liebvoll trug; in manchen Ḥadῑṯen in diesem Buch nennt ihn der Prophet auch Abū Hirr = Vater des Katers.

Abū-l-Qāsim (m): Beiname (→Kunya) des Propheten, Allāhs Segen und Friede auf ihm, der ausschließlich für ihn verwendet werden darf.

Al-‘Aqaba (f): Ein enges, einsames Tal nahe bei Makka, Ort des bekannten "Treueschwurs von Al-‘Aqaba", den die abgesandten Muslime aus →Al-Madῑna dem Propheten Muḥammad (a.s.s.) insgeheim geleistet haben.

Al-Ka‘ba (f): Geheiligtes "Haus Allāhs" in Makka. Die Al-Ka‘ba wurde auf Befehl Allāhs (t) von Abraham (a.s.) und seinem Sohn Ismael (a.s.) auf den bereits vorhandenen Fundamenten erbaut.

Allāhu akbar: Allāh ist Größer, d.h. Größer als alles in Seiner Schöpfung und als jede von Seinen Geschöpfen gemachte Vorstellung und Beschreibung. Er, Gepriesen ist Er, ist der Schöpfer der Himmel und der Erde. Nach Sura 42, Vers 11, gibt es nichts Seinesgleichen; und nach Sura 112 ist Er ein Einziger, und keiner ist Ihm gleich (112:4).

Al-Madῑna (f): Etwa 480 km nördlich von Makka; Aufenthaltsort des Propheten Muḥammad (a.s.s.), nach der Hiǧra im Jahre 622 n.Chr. Als in Yaṯrib, dem späteren Al-Madῑna, der Islam schon Fuß gefasst hat, bietet die Stadt dem Propheten, der sich und seine Anhänger in Makka immer größeren Verfolgungen ausgesetzt sieht, ihren Schutz an. Im Jahre 622 ordnet der

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Qur’ān und Sunna in Relation

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Prophet (a.s.s.) die auf Allāhs Befehl nunmehr erlaubte Auswanderung nach Yaṯrib an, die Hiǧra. Die Al-Muhāgirūn werden von den yaṯribischen Muslimen brüderlich aufgenommen. Von nun an trägt Yaṯrib den Namen "Madῑnat an-Nabiyy" (Die Stadt des Propheten). Trotz des Widerstandes der dort lebenden Juden und arabischen Ungläubigen gelingt es dem Propheten (a.s.s.) in Al-Madῑna ein islamisches Gemeinwesen aufzubauen. Bis zum Jahre 656 n.Chr./36 der Hiǧra bleibt Al-Madῑna die Hauptstadt des sich ausweitenden islamischen Reiches.

Awwaliyāt: Handlungen, die erstmalig unternommen werden müssen (Awwaliyāt ‘Umar = ‘Umars erstmalige Entscheidungen).

Āyāt (pl): sing.: Āya (f)) = Zeichen, Beweis, Wunder. Jeder Vers des Qur’ān gilt als eine Āya, ein Wunderzeichen Allāhs. Als die Makkaner von dem Propheten (a.s.s.) verlangten, er solle Wunder vollbringen, wie die früheren Propheten, verwies er auf die Verse des Qur’ān, denen der kennzeichnende Name Āyāt beigelegt wird; denn kein Sterblicher könne - so heißt es im Qur’ān - gleiche oder ähnliche Āyāt und solches Wissen des Verborgenen wie im Qur’ān hervorbringen.

Badr (f): Ort ungefähr 125 km von Al-Madῑna entfernt; Schauplatz der siegreichen Entscheidungsschlacht des Propheten Muḥammad (a.s.s.) und seiner Anhänger gegen die heidnischen Makkaner im Jahre 624 n.Chr./2 der Hiǧra. Auch nachdem die Muslime Makka haben verlassen müssen und nach Al-Madῑna ausgewandert sind, werden sie noch immer von ihren Feinden verfolgt und tödlich bedroht. Bei Badr kommt es schließlich zum entscheidenden Kampf: 313 Muslime kämpfen tapfer an der Seite des Propheten Muḥammad (a.s.s.) gegen eine dreifache Übermacht der Makkaner. Schon der erste Angriff der Muslime, bei dem fast alle heidnischen Heerführer getötet werden, bringt für den Propheten (a.s.s.) und den Islam den Sieg.

Banū HāŠim: →Banū Quraiš.

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Qur’ān und Sunna in Relation

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Banū Quraiš: Die Quraiš sind ein großer, einflussreicher Stamm in Makka, zu dem die Sippe des Hāšim, die Banū Hāšim und die Sippe des Umayya, die Banū Umayya, gehören. Zwischen den beiden Sippen, den beiden am meisten angesehensten des Stammes, besteht eine alte Rivalität. Den Banū Hāšim entstammt Muḥammad (a.s.s.). Da die Sippe ihn während der Verfolgungen in Makka schützt, insbesondere sein Onkel Abū Ṭālib, werden die Anhänger des Islam drei Jahre lang aus Makka vertrieben und verbannt. Die Banū Hāšim werden auch "Haschimiten", die Banū Umayya werden auch "Umayyaden" genannt. Zu den Banū Umayya gehören beispielsweise Abū Sufyān, Mu‘āwyia und ‘Uṯmān.

Banū Umayya: →Banū Quraiš.

Bit‘ (m): arab. Wein bzw. alkoholischer Getränk aus Honig.

Dinār (m): Golgene Münze, griechisch/lateinisch: Dinarius.

Dirham (m): Silberne Münze, griechisch Drachma.

Diṯār (m): Überwurfstoff bzw. warme Decke.

Farq (m): Ein Maß aus 16 →Raṭl.

Fiṭra (f): bedeutet wörtlich "menschliche Natur" bzw. "natürliche Veranlagung". Auch der Islam selbst als Religion, gehört zu dieser Veranlagung des Menschen. Dies geht aus der Erklärung des Propheten, Allāhs Segen und Friede auf ihm, hervor, in der er sagte, dass jedes Neugeborene mit der Fiṭra zur Welt komme, und dass seine Eltern ihn zum Juden oder zum Christen machen.

Ǧihād (m): Die äußerste Anstrengung und das Wetteifern mit allen Mitteln auf Allāhs Weg. Auf der Spitze steht die Aufopferung des eigenen Lebens im Kampf gegen den Feind. In den Medien wird unkorrekterweise dafür "Heiliger Krieg" verwendet.

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Qur’ān und Sunna in Relation

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Ǧinn (f): Aus Feuer erschaffene und unsichtbare Lebewesen, die - wie die Menschen - Willensfreiheit und Entscheidungskraft haben.

Ǧuz’ (m): Für die Zwecke der Rezitation wird in der Regel der gesamte Text des Qur’ān in 30 Abschnitte (Ǧuz’, pl.: Aǧzā’), mitunter in 60 Teile (Aḥzāb, Sing.: Ḥizb) und jeder Teil wieder in die Hälfte bzw. ein Viertel gegliedert.

Ḥadῑṯ Qudsyy: "Heiliger Ḥadῑṯ"; Überlieferung von Allāhs Rede mit Seinen eigenen Worten unabhängig vom Qur’ān.

Haǧǧ (m): Pilgerfahrt nach Makka und die 5. Säule des Islam (→‘Umra)

Heiliger Krieg: Ein Begriff und Begleiterscheinung christlicher Geschichte aus der Zeit der Kreuzfahrer, um den Krieg zu rechtfertigen. Durch die Medien wird dieser Begriff dem Islam unterstellt, obwohl dieser weder im Qur’ān noch in der Sunna vorkommt.

Ḥiǧāz (m): geographische Hochebene, Bezeichnung des westlichen Landgebiets auf der Arabischen Halbinsel, das an das Rote Meer anschließt und zu dem die Stadt Makka gehört.

Hiǧra (f): Die islamische Zeitrechnung beginnt mit dem Jahr der Hiǧra, der Auswanderung des Propheten Muḥammad (a.s.s.) von Makka nach Al-Madῑna; genauer gesagt mit dem Anfang des Mondjahres, in welchem die Hiǧra stattfand. Der 16. Juli 622 ist daher der 1. Al-Muḥarram des Jahres 1. Das islamische Jahr ist ein reines Mondjahr und somit zehn bzw. elf Tage kürzer als ein Sonnenjahr; 100 Sonnenjahre der europäischen Zeitrechnung entsprechen also ungefähr 103 Jahren der islamischen Zeitrechnung. Die Reihenfolge der islamischen bzw. arabischen Monate ist: Al-Muḥarram, Ṣafar, Rabῑ‘u-l-Awwal, Rabῑ‘u-l-Āḫir, Ǧumādā-l-ūlā, Ǧumādā-l-Āḫira, Raǧab, Ša‘bān, Ramaḍān, Šawwāl, Ḏu-l-Qa‘da, Ḏul-Ḥiǧǧa.

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Qur’ān und Sunna in Relation

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Ḥūris (pl.): Hilfsweise ein Sammelbegriff für den prägnanten qur’ānischen Terminus "Ḥūri ‘aῑn". Dabei handelt es sich um herrliche jungfräuliche Paradiesmädchen mit schönen Augen, in denen das Schwarze und das Weiße deutlich zu sehen ist. Im Qur’ān werden sie als "keusche", "züchtigblickende" "Altersgenossinnen" mit "schwellenden Brüsten" beschrieben (Qur’ān 38:52; 44:54; 52:20; 55:72; 56:22, 37; 78:33).

Iblῑs (m): Name des verfluchten Satan (arabisch: Šaitān), der infolge seines Ungehorsams gegenüber dem göttlichen Befehl, sich vor Ādam (a.s.) niederzuwerfen, bis zum Tage der Auferstehung als "Einflüsterer" und "Verführer" des Menschen verflucht wurde.

Islam (m): Wörtlich "Unterwerfung", "Gottergebenheit", auch "völlige Hingabe" an Allāh. In Sura 3:19 Name der einzigen Religion, die Allāh für Seine Geschöpfe von Ādam bis zur Endzeit bestimmte. Wer aber eine andere Religion als den Islam begehrt, "nimmer soll sie von ihm angenommen werden." (Qur’ān 3:85). Historisch gesehen ist der Islam wieder von unserem Schöpfer durch die Botschaft des Qur’ān an den Propheten Muḥammad (a.s.s.) als Vollendung der Religion und Erfüllung Seiner Gnade bestimmt worden (Qur’ān 5:3), insbesondere nachdem die Menschen nach dem Verscheiden Jesu erneut vom wahren Glauben der Einehit Gottes, des Tauḥῑd abgekommen waren, indem sie die Schrift verfälschten (Qur’ān 5:12-19).

Isti‘āḏa (f): Zufluchtnahme.

Kalender: →Hiǧra.

Koran: Dieses in der deutschen Sprache üblich gebräuchliche Wort für das Buch Allāhs, das übrigens in Deutschland auch als Familienname gebräuchlich ist (vgl. das Kölner Telefonbuch 2000/2001), ist falsch. Es ist bedauerlich, dass fast alle Orientalisten und Übersetzer den Namen des heiligen Buches Allāhs in dieser Form verwendet haben. Die korrekte

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Qur’ān und Sunna in Relation

338

Schreibweise nach den anerkannten Regeln der internationalen Transliteration muss "Qur’ān" bzw. "Al-Qur’ān" mit dem arabischen Artikel "Al-" lauten.

Kunya (f): Beiname. Zu den verschiedenen Beinamen des Propheten, Allāhs Segen und Friede auf ihm, gehört der Beiname → "Abū-l-Qāsim", der ausschließlich für ihn vorbehalten ist und nicht von anderen zwecks Benennung gebraucht werden darf.

Lailatu-l-qadr (f): Nacht der Macht bzw. der Bestimmung, in der zum Beginn der Offenbarung die ersten 5 Verse der 96. Sura offenbart worden sind.

Li‘ān (m): Verfluchungseid, Ehescheidung, welche eine spätere Wiederverheiratung zwischen denselben Ehepartnern ausschließt. Li‘ān ist eine Art Verfluchungseid, der erstmalig in der Rechtsgeschichte der Menschheit, nach der Vorschrift des Qur’ān (24:6ff. / vgl. dort die Verfahrensweise) in Erscheinung trat. Davon kann nur Gebrauch gemacht werden, wenn ein Ehemann, der seine Ehefrau des Ehebruchs beschuldigt, nicht imstande ist, den nach dem Qur’ān (24:4) notwendigen Beweis von vier Zeugen zu erbringen.

Makka (f): Liegt etwa in der Mitte Westarabiens und ist zur Zeit des Propheten Muḥammad (a.s.s.) eine blühende Handelsmetropole wohlhabender Karawanenhändler. Der Prophet Muḥammad (a.s.s.) gehört - aufgrund seiner vornehmen Abkunft vom Stamm der Quraiš und seiner untadligen Lebensführung wegen - der Führungsschicht von Makka an. Als der Prophet (a.s.s.) aber den Islam zu verkünden beginnt und in zunehmendem Maße Anhänger um sich sammelt, zieht er den Zorn der Makkaner, die ihre Lebensweise und den gewinnträchtigen Götzendienst in der Al-Ka‘ba bedroht sehen, auf sich. Ihr Hass entlädt sich in grausamster Verfolgung der Muslime. Einige Gläubige finden Zuflucht in →Abessinien; die Zurückgebliebenen werden für drei Jahre in ein Tal bei Makka verbannt. Im Jahre 622 n.Chr. wandern der Prophet (a.s.s.) und seine Anhänger nach Yaṯrib

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Qur’ān und Sunna in Relation

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(dem späteren Al-Madῑna) aus. Trotzdem dauern die erbitterten Feindseligkeiten der Makkaner weiterhin an, und es kommt zu mehreren Schlachten (Badr, Uḥud, Grabenschlacht) zwischen ihnen und den Muslimen, die mit dem Friedensvertrag von Al-Ḥudaibiyya (im Jahre 628 n.Chr./6 der Hiǧra) ein vorläufiges Ende nehmen. Als dieser Friedensvertrag von den Makkanern gebrochen wird, zieht der Prophet Muḥammad (a.s.s.) mit einer Armee von über 12.000 Muslimen im Jahre 630 n.Chr. / 8 der Hiǧra nach Makka. Auf Anraten Abu Sufyāns, der den Islam angenommen hat, ergibt sich die Stadt kampflos. Der Prophet (a.s.s.) gewährt den Makkanern großzügig Straffreiheit, die daraufhin dem Islam scharenweise zuströmen. Die Al-Ka‘ba wird, nachdem sie der Prophet (a.s.s.) von den Götzen gereinigt hat, zum höchsten Heiligtum des Islam.

Muḥammad: Der Gesandte Allāhs und Letzter aller vom Schöpfer entsandten Propheten an alle Menschen. Sein Prophetentum wird von Jesus (a.s.) angekündigt (61:6). Die Bedingtheit des Glaubens an seine Botschaft ist in Sura 47 angegeben, die seinen Namen trägt (vgl. 3:144; 33:40; 47:1ff.; 48:29). Seine Entsendung gilt als eine Barmherzigkeit Allāhs an alle Welten (vgl. 21:107).

Nazarener: wird im Qur’ān als Sammelbegriff für "Christen" verwendet. Um Missverständnisse und Verwechslungen mit den gleichnamigen christlichen Sekten auszuschließen wird dafür das Wort "Christen" im deutschen Text verwendet.

Propheten: (arab.: Nabiyyūn, sing.: Nabiyy), sind von Allāh (t) an die Menschen mit der Botschaft der Hingabe an den Einzigen Schöpfer entsandt worden; sie werden im Qur’ān nicht alle erwähnt; ihre im Qur’ān vorkommenden arabischen Namen finden teilweise ihre Entsprechungen in der deutschen Sprache u.a. wie folgt: Ādam (Adam), Alyasa‘ (Elisa), Ayyūb (Hiob), Dāwūd (David), Ḏu-l-Kifl (Ezechiel), Hārūn (Aaron), Hūd, Ibrāhῑm (Abraham), Idrῑs, Ilyās bzw. Ilyāsῑn (Elias), ‘Īsā (Jesus), Isḥāq (Isaak), Ismā‘ῑl (Ismael), Lūṭ (Lot), Muḥammad,

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Qur’ān und Sunna in Relation

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Mūsā (Moses), Nūḥ (Noah), Ṣāliḥ, Sulaimān (Salomo), Šu‘aib (Jethro, bzw. Jitro), Yaḥyā (Johannes der Täufer), Ya‘qūb (Jakob), Yūnus bzw. Ḏu-n-Nūn (Jonas), Yūsuf (Josef), Zakariyā (Zacharias).

Quraiš: →Banū Quraiš

Qur’ān (m): Etymologisch ist das Hauptwort Qur’ān (in den europäischen Sprachen üblich →Koran) vom Zeitwort "qara’a" (er las) abgeleitet und bedeutet demnach "die Lesung" (par excellence). Der Qur’ān ist das Buch Allāhs, das Er Seinem Propheten Muḥammad (a.s.s.) in arabischer Sprache offenbarte.

Raṭl. (m): Ein Gewichtsmaß, das 449,28 gr. entspricht.

Šahāda (f): Martyrium, Zeugnis, Glaubensbekenntnis mit den Worten: →Ašhadu allā ilāha illa-llāh, wa ašhadu anna Muḥammad rasūlu-llāh: Ich bezeuge, dass kein Gott da ist außer Allāh, und ich bezeuge, dass Muḥammad der Gesandte Allāhs ist.

Salām (m): Friede (nicht verwechseln mit →Salam); Friedensgruß des →Islam mit dem Wortlaut: ”assalāmu ‘alaikum wa Raḥmatu-llāhi wa Barakātuh“ (der Friede sei auf euch und die Barmherzigkeit Allāhs und Seine Segnungen).

Ṣalātu-llail (f): arab.: Tahaǧǧud; das freiwillige Gebet in der Nacht (nicht verwechseln mit dem pflichtmäßigen Nachtgebet).

Šarῑ‘a (f): Gesetzgebung, die von Allāh (t) im Qur’ān und vom Propheten, Allāhs Segen und Friede auf ihm, in der Sunna - die ihrerseits auch von Allāh eingegeben bzw. inspiriert ist.

Ṣiddῑq (m), (w. Ṣiddῑqa): Wahrhaftiger bzw. Wahrhaftige, qur’ānische Bezeichnung (5:75; 12:46; 19:41) für die Propheten Ibrāhῑm, Idrῑs und Yusuf; sowie für Maryam (a.s.); auch als Beiname für →Abū Bakr (r).

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Qur’ān und Sunna in Relation

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Siwāk bzw. Miswāk (m): die erste Zahnbürste in der Menschheitsgeschichte; ist ein weichfasriges Ästlein aus gleichnamigem Baum, das der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, wegen seiner reinigenden Wirkung und wohlriechendem Duft zum Zähneputzen benutzte. Bis heute ist diese Sunna unter Muslimen in Gebrauch; ein Siwāk ist mit wenig Geld auf den Märkten der Muslime zu erwerben.

Ṣuffa (f): Die Leute der Ṣuffa sind die Gäste des →Islam, die von keinem etwas verlangen, weder von der eigenen Familie noch von den Wohlhabenden noch sonst von jemandem anderen. Wenn gewöhnlich ein Almosen zum Propheten gebracht wurde, schickte er es zu ihnen und nahm für sich nichts davon; und wenn ihm gewöhnlich ein Geschenk geschickt wurde, schickte er ihnen etwas und nahm für sich etwas davon und ließ sie sich dabei in der Regel beteiligen. Einige Sufis wollen den Ursprung ihrer Bewegung auf diese Leute zurückführen, was historisch und wissenschaftlich falsch und bereits widerlegt ist.

Sunna (f): Beispielhaftes und nachahmenswertes Verhalten des Propheten Muḥammad (a.s.s.); Dinge, die der Prophet (a.s.s.) getan, befohlen, empfohlen, oder stillschweigend gebilligt hat.

Ṣūr (m): Qur’ānischer Terminus, der in Zusammenhang mit dem Beginn des Weltuntergangs vorkommt. Kann hilfsweise und mit Vorbehalt mit "Horn" oder "Posaune" übersetzt werden, obwohl diese beiden Worte auf keinen Fall zu diesem gewaltigen Ereignis passen.

Sura (f): (Populär "Sure"), bedeutet wörtlich in der arabischen Sprache "eine Stufe" (die zu weiteren Stufen führt), oder kann auch mit "Erhabenheit" übersetzt werden. Als terminus technicus gilt sie für einen Qur’ān-Abschnitt bzw. Kapitel. Der Qur’ān enthält 114 Suren (pl.: Suwar).

Ṯaiyibāt (pl): Sammelbegriff für geschiedene oder verwitwte Frauen.

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Qur’ān und Sunna in Relation

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Talbiya (f): Verkündung der Pilger durch das Sprechen des Satzes: ”Labbaika-llāhumma labbaik. Labbaika lā Šarῑka laka labbaik. Inna-l-Ḥamda wa-n-Ni‘mata, laka wal-Mulk. Lā Šarῑka lak.“ Dies bedeutet: ”O Allāh, mein Gott, da bin ich eilend zu Dir gekommen; da bin ich. Da bin ich zu Dir gekommen, Teilhaber hast Du nicht, und da bin ich. Wahrlich, alles Lob gebührt Dir, die Gnade ist nur von Dir, und das Königreich gehört nur Dir. Teilhaber hast Du nicht.“

Tauḥῑd (m): Die Einheitslehre des Schöpfers.

‘Umra (f): Besuchsweise Pilgerfahrt nach →Makka, die zwar von Allāh (t) belohnt wird, aber den →Ḥaǧǧ nicht ersetzt.

Zamzam (f): ein Süßwasserbrunnen in Makka, der sich ganz in der Nähe der Al-Ka‘ba befindet, und von dem die Pilger trinken. Diesen Brunnen ließ Allāh, Der Erhabene, für Hāǧar und ihren Sohn Ismā‘ῑl und auf Grund des Bittgebets des Propheten Abraham, Allāhs Friede auf ihm, entspringen.

Yamῑn ṣabr (m): Fester Eid.

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Qur’ān und Sunna in Relation

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F a c h l i t e r a t u r

Abū Dāwūd: Sunnan Abῑ Dāwūd, Ḥadῑṯ-Sammlung, die zu den sechs Büchern (Al-Kutub as-sitta) gehört.

Abū Yūsuf, Ya‘qūb Ibn Ibrāhῑm Al-Anṣāryy: Kitāb Al-Ḫarāǧ, Kairo 1352.

Ad-Dārimyy, Abū Muḥammad ‘Abdullāh Ibn ‘Abdu-r-Raḥmān Ibn Al-Faḍl Ibn Bahrām: Sunan Ad-Dārimyy, Damaskus 1349 n.H.

Aḥmad Ibn Ḥambal: Al-Musnad.

Al-‘Aqqād, ‘Abbās Maḥmūd: ‘Abqariyāt ‘Umar, Kairo, o.J.

Al-Baihaqyy, Abū Bakr Aḥmad Ibn Al-Ḥusain Ibn ‘Alyy Ibn ‘Abdullāh Ibn Mūsā Al-Ḫusrauǧardyy Al-Ḫurasānyy: As-Sunan Al-Kubrā, 1. Auflage, Haidarabad 1352 n.H.

Al-Balādūryy, Abū-l-‘Abbās Aḥmad Ibn Yaḥyā Ibn ıābir Ibn Dāwūd Al-Baġdādyy, gestorben 892: Futūḥu-l-Buldān, Beirut 1957.

Al-Buḫāryy, Abū ‘Abdullāh Muḥammad Ibn Ismā‘ῑl Ibn Ibrāhῑm Ibn Al-Muġῑra Al-Ǧa‘gfyy (810-870): Al-ıāmi‘ Aṣ-Ṣaḥῑḥ, o.O. 1387.

Al-Ǧauzyy, Abū-l-Faraǧ ‘Abdu-r-Raḥmān Ibn ‘Alyy Ibn Muḥammad Al-Qurašyy Al-Baġdādyy: Sῑrat Al‘Umarain.

Al-Qasṭalānyy: Aḥmad Ibn Muḥammad Ibn Abῑ Bakr Ibn Abdil-Malik Ibn Muḥammad Ibn Al-Ḥusain Ibn ‘Alyy: Iršād As-Sāryy li-Šarḥ Ṣaḥῑḥ Al-Buḫāryy, o.O., o. J.

Al-Qurṭubyy: Abū ‘Abdullāh Muḥammad Ibn Aḥmad Ibn Abῑ Bakr Ibn

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Qur’ān und Sunna in Relation

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Farḥ Al-Anṣāryy Al-Ḫazraǧyy Al-Andalūsyy [gest. 1273], Werk: Al-ıāmi‘ li-Aḥkām Al-Qur’ān wal-Mubῑn limā taḍammanahu min As-Sunna wa Āy Al-Furqān, Kairo 1987, Bd. 7, S. 4949 ff.

An-Nasā’yy, Abū ‘Abdu-r-Raḥmān Aḥmad Ibn Šu‘aib Ibn ‘Alyy Ibn Sinān Ibn Baḥr Ibn Dinār: As-Sunan (Al-Muǧtabā), 1. Auflage, Ägypten 1964.

An-Nawawyy, Abū Zakariya Muḥyiddῑn Yaḥyā Ibn Šaraf: Al-Maǧmū‘.

Ar-Rāzyy, Muḥammad Ibn ‘Umar Ibn Al-Ḥasan Ibn Al-Ḥusain Ibn ‘Alyy At-Taimyy Al-Bakryy Aṭ-Ṭabaristānyy: Mafātiḥ Al-Ìaib.

Aṣ-Ṣābunyy: Muḥammad ‘Alyy: Ṣafwat At-Tafāsῑr (Auslese der qur’ānischen Erläuterungen), Beirut 1402 n.H. (1981 n. Chr.).

Aš-Šāfi‘yy, Abū ‘Abdullāh Muḥammad Ibn Idrῑs Ibn Al-‘Abbās Ibn ‘Uṯmān Ibn Aš-Šāfi‘yy Al-Qurašyy Al-Muṭṭalibyy: Kitāb Al-Umm, 1. Auflage, Ägypten 1321 n.H.

Aš-Šaibānyy, Muḥammad Ibn Al-Ḥasan: Šarḥ Kitāb As-Siyar Al-Kabῑr, Ägypten 1957.

As-Saraḫsyy, Šamsu-l-A’imma Muḥammad Ibn Aḥmad Ibn Abῑ Bakr (gest. 1097): Al-Mabsūṭ.

Aš-Šaukānyy, Abū ‘Abdullāh Muḥammad Ibn ‘Alyy Ibn Muḥammad Ibn ‘Abdullāh Ibn Al-Ḥasan Ibn Muḥammad Ibn Ṣalāḥ Ibn ‘Alyy Ibn ‘Abdullāh: Nail Al-Auṭār, 1. Auflage, Ägypten 1357 n.H.

As-Suyūṭyy, Ǧalāluddῑn: Al-Itqān fῑ ‘Ulūmi-l-Qur’ān, Kairo 1287 n.H.

Aṭ-Ṭabaryy, Abū Ǧa‘far Muḥammad Ibn Ǧarῑr Ibn Yazῑd: Tārῑḫ Al-Umam wal-Mulūk, Kairo 1939.

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Qur’ān und Sunna in Relation

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At-Tirmiḏyy, Abū ‘Īsā Muḥammad Ibn ‘Īsā Ibn Ṯaura Ibn Mūsā Ibn Aḍ-Ḍaḥḥāk As-Sulamyy, Aḍ-Ḍarῑr Al-Būǧyy At-Tirmiḏyy (825-892): As-Sunan, Kairo 1964.

Az-Zamaḫšaryy, Abūl-Qāsim Ǧārullāh Maḥmūd Ibn ‘Umar Ibn Muḥammad Al-Ḫawārazmyy: Al-Kaššāf ‘an Ḥaqā’iq At-Tanzῑl.

Bavaria: (Bavaria Verlag, München): Die Bedeutung des Korans (Tafsῑr Al-Qur’ān Al-Karῑm).

Haikal: Muḥammad Ḥusain: Das Leben Muḥammads, Siegen 1987.

Ḥamῑdullāh, Muḥammad: Maǧmū‘at Al-Waṯā’iq As-Siyāsiya, Kairo 1941.

Ibn Al-Aṯῑr, ‘Izzuddῑn Abu-l-Ḥasan ‘Alyy Ibn Muḥammad Ibn ‘Abdi-l-Karῑm Ibn ‘Abdi-l-Wāḥid Aš-Šaibānyy Al-Mauṣilyy Al-Ǧazaryy: Usdu-l-Ìāba fῑ ma‘rifat Aṣ-Ṣaḥāba, o.O., o.J.

Ibn Al-Qayyim Al-Ǧauziya, Abū ‘Abdullāh Šamsuddῑn Muḥammad Ibn Abῑ Bakr Ibn Ayyūb Ibn Sa‘d Ibn Hariz Az-Zar‘yy: I‘lāmu-l-Muwaqqi‘ῑn ‘an Rabbi-l-‘Ālamῑn, 1. Auflage, Ägypten 1955.

Ibn Ḥaǧar Al-‘Asqalānyy, Šihābu-d-Dῑn Aḥmad Ibn ‘Alyy Ibn Muḥammad: Ad-Dirāya fῑ Tārῑḫ Aḥādῑṯ Al-Hidāya, Kairo 1964.

Ibn Ḥambal, Aḥmad Ibn Muḥammad Ibn Hilāl Ibn Asad Ibn Idrῑs Ibn ‘Abdullāh Ḥayyān Ibn ‘Abdullāh Ibn Anas Ibn ‘Auf Ibn Qāsiṭ Ibn Māzin Ibn Šaibān Aš-Šaibānyy, Al-Marwazῑ, Al-Baġdādyy (Abū ‘Abdullāh): Al-Musnad, 3. Auflage, Ägypten 1949.

Ibn Hišām, Abū Muḥammad ‘Abdulmalik Ibn Ayyūb Al-Ḥumairyy Aḏ-Ḏuhalyy As-Sudūsyy Al-Ma‘āfῑryy: As-Sῑra An-Nabawiya (Biographie des Propheten).

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Qur’ān und Sunna in Relation

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Ibn Isḥāq: Sirat Raslūli-llāh (Biographie des Gesandten Allāhs).

Ibn Kaṯῑr: ‘Izzuddῑn Abi-l-Ḥasan ‘Alyy Ibn Abi-l-Karam Muḥammad Ibn Muḥammad Ibn ‘Abdi-l-Karῑm Ibn ‘Abdi-l-Wāḥid Aš-Šaibānyy: Al-Kāmil fi-t-Tārῑḫ, Beirut 1385 n.H. / 1965 AD.

Ibn Māǧa, Abū ‘Abdullāh Muḥammad Ibn Yazῑd Ar-Rab‘yy Al-Qazwῑnyy (824-887): As-Sunan o.O., 1952.

Ibn Taimiyya, Taqiyu-d-Dῑn Abū-l-‘Abbās Aḥmad Ibn ‘Abdu-l-Ḥalῑm Ibn ‘Abdi-s-Salām: Al-Ḥisba fil-Islam (in: Maǧmū‘at ar-Rasā’il) 1. Auflage, Ägypten 1323 n.H.

Mālik Ibn Anas Ibn Mālik Ibn Abῑ ‘Āmir Ibn ‘Amr Ibn Al-Hāriṯ Al-Aṣbaḥyy Al-Madanyy (Abū ‘Abdullāh): Al-Muwaṭṭa’ lil-Imām Muḥammad (Ibn Al-Ḥasan Aš-Šaibānyy), Aram-Baġ 1962.

Muslim Ibn Al-Ḥaǧǧāǧ Ibn Muslim Al-Qušairyy An-Naisābūryy, Abū-l-Ḥusain: Ṣaḥῑḥ Muslim, 1. Auflage, Ägypten 1330.

Qutb, Saiyed: Fῑ Ḏilāl Al-Qur’ān (Unter dem Schatten des Al-Qur’ān Al-Karῑm).

Rassoul, Abū-r-Riḍā’ Muḥammad Ibn Aḥmad Ibn: Autor und Herausgeber folgender Titel, u.a. bei IB: - Tafsῑr Al-Qur’ān Al-Karῑm - Auszüge aus dem Ṣaḥῑḥ Al-Buḫāryy - Die Scheidung nach islamischem Recht - Aṣ-Ṣalāh - das Gebet im Islam - Der Ǧihād - das Gesetz von Saat und Ernte - Jesus, der Prophet Allāhs - Die Rechtgeleiteten Kalifen - Muḥammad, Prophet der Barmherzigkeit - Lexikon der Pilgerfahrt - Labbaik - Von der Sunna des Propheten (a.s.s.)

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- Was ist Islam? - Zamzam, Geschichte eines Brunnens.

Rotter, Gernot: Das Leben des Propheten, aus dem Arabischen von, Tübingen 1976.

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Ende! Alles Lob gebührt

dem Herrn der Welt!

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