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This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution 4.0 International License. Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschung in Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht: Creative Commons Namensnennung 4.0 Lizenz. der Empfindlichkeit mit sich bringt, die aber durch das Evakuieren der Schicht aufgehoben werden kann. Bei Korntiefe-Entwicklung scheint der Effekt im all- gemeinen ziemlich groß auszufallen. Von Interesse scheint weiter zu sein, daß die Ein- wirkung der Luft auch während der Stabilisierungs- periode nach der Exposition deutlich merkbar sein kann. Möglicherweise übt die Luft außerdem einen Einfluß auf den Herschel-Effekt aus, auch wenn kein Desensibilisator anwesend ist. Diese Verhältnisse werden wir aber später eingehender untersuchen. Soweit wir wissen, hat man bisher keinen Einfluß der Luft auf die nach einer Exposition unter gewöhn- lichen Umständen erhaltenen Schwärzungen gefun- den. Wenigstens haben B l a u und W a m b a c h e r 5 , die sich mit Lufteinflüssen eingehend beschäftigt haben, mehrmals erklärt, daß sie eine solche Einwir- kung nur bei desensibilisierten Schichten bemerkt haben. Unseres Erachtens muß aber der Effekt in diesem Fall größer werden. Er dürfte aber denselben Grund haben und möglicherweise von Brombildung an der Kornfläche hervorgerufen werden. Über die Silberausscheidung durch Keime beim Silbersalzdiffusionsverfahren (Agfa-Copyrapidprozess) Von EDITH WEYDE Aus dem wissenschaftlichen Laboratorium der Agfa-Photofabrik, Leverkusen-Bayerwerk (Z. Naturforschg. 6 a, 381—382 [1951]; eingegangen am 4. April 1951) Herrn Professor Dr. John Eggert zum 60. Geburtstage gewidmet D ie neuen Silbersalzdiffusionsverfahren, deren wich- tigstes Anwendungsgebiet in der schnellen Her- stellung direkter Positive liegt, kann man als eine Modifikation der physikalischen Entwicklung ansehen. Bei dieser beschleunigen bekanntlich die durch Licht entstandenen Silberkeime nach Herauslösen des Halo- gensilbers die Reduktion gelöster Silbersalze (physi- kalischer Entwickler), wobei man ein negatives Silber- bild erhält. Bei den Silbersalzdiffusionsverfahren enthält dagegen die Schicht, in der das Positiv ent- stehen soll, von vornherein die Keime, und zwar gleichmäßig verteilt. Zur Bildentstehung kommt es, wenn man diese Positivschicht mit einer belichteten Halogensilberschicht der Negativschicht in engen Kontakt bringt, nachdem man beide Schichten mit einem photographischen Entwickler durchfeuchtet hat, der ein Halogensilberlösungsmittel, wie z. B. Natriumthiosulfat enthält. Die belichteten Halogen- silberkörner der Negativschicht werden dabei zu Silber reduziert, während sich das unbelichtete Halogen- silber auflöst. Diese in der Negativschicht gebildeten löslichen Silbersalze muß man dazu zwingen, zum Großteil in die Positivschicht abzuwandern, damit man dort ein genügend gedecktes Positiv erhält. Dies erreicht man am besten durch eine rasche Reduktion der Silbersalze in der Positivschicht, wodurch das Konzentrationsgefälle in bezug auf die gelösten Sil- bersalze zwischen den beiden Schichten während der Entstehung des Positivs groß bleibt. Auch in der Negativschicht sind Keime vorhanden, die die Reduk- tion der Silbersalze beschleunigen: an den mehr oder minder stark belichteten Stellen entwickeltes Silber, an den unbelichteten Stellen immer geringe Mengen Schleiersilber. Nach den Arbeiten von E g g e r t und A r e n s 1 ist aber für die Schnelligkeit der Reduktion der Silber- salze nicht die absolute Menge des Silbers, sondern nur die Anzahl der Silberkeime maßgebend. Danach muß man also bei den Silbersalzdiffusionsverfahren einerseits darauf hinarbeiten, der Positivschicht mög- lichst viel Keime einzuverleiben, so daß deren Anzahl in der Negativschicht keine Rolle spielt, andererseits muß die Menge des Keimsilbers in der Positivschicht sehr klein bleiben, da diese nicht angefärbt werden darf. Eine sehr schnelle Reduktion der gelösten Silber- salze in der Positivschicht ist übrigens auch notwen- dig, um scharfe Bilder zu erhalten, denn nur so kann man die seitliche Diffusion der Silbersalze beschränken. Für den speziellen Fall des Agfa-Copyrapid-Ver- fahrens das bekanntlich zur schnellen Herstellung 1 J. Eggert, Helv. chim. Acta 30, 1750 [1947]; H. A r e n s , Agfa-Veröffentlichungen III, S. 32 [1933] (daselbst siehe weitere Literaturangaben); J.Eggert u. H. A r e n s , Z. Elektroehem. angew. physik. Chem. 35, 728 [1929].

Über die Silberausscheidung durch Keime beim ...zfn.mpdl.mpg.de/data/Reihe_A/6/ZNA-1951-6a-0381.pdfHerrn Professor Dr. John Eggert zum 60. Geburtstage gewidmet D ie neuen Silbersalzdiffusionsverfahren,

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This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution4.0 International License.

Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschungin Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung derWissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht:Creative Commons Namensnennung 4.0 Lizenz.

der Empfindlichkeit mit sich bringt, die aber durch das Evakuieren der Schicht aufgehoben werden kann. Bei Korntiefe-Entwicklung scheint der Effekt im all-gemeinen ziemlich groß auszufallen.

Von Interesse scheint weiter zu sein, daß die Ein-wirkung der Luft auch während der Stabilisierungs-periode nach der Exposition deutlich merkbar sein kann. Möglicherweise übt die Luft außerdem einen Einfluß auf den Herschel-Effekt aus, auch wenn kein Desensibilisator anwesend ist. Diese Verhältnisse werden wir aber später eingehender untersuchen.

Soweit wir wissen, hat man bisher keinen Einfluß der Luft auf die nach einer Exposition unter gewöhn-lichen Umständen erhaltenen Schwärzungen gefun-den. Wenigstens haben B l a u und W a m b a c h e r 5 , die sich mit Lufteinflüssen eingehend beschäftigt haben, mehrmals erklärt, daß sie eine solche Einwir-kung nur bei desensibilisierten Schichten bemerkt haben. Unseres Erachtens muß aber der Effekt in diesem Fall größer werden. Er dürfte aber denselben Grund haben und möglicherweise von Brombildung an der Kornfläche hervorgerufen werden.

Über die Silberausscheidung durch Keime

beim Silbersalzdiffusionsverfahren (Agfa-Copyrapidprozess)

V o n E D I T H W E Y D E

Aus dem wissenschaftlichen Laboratorium der Agfa-Photofabrik, Leverkusen-Bayerwerk

(Z. Naturforschg. 6 a, 381—382 [1951]; eingegangen am 4. April 1951)

Herrn Professor Dr. John Eggert zum 60. Geburtstage gewidmet

Die neuen Silbersalzdiffusionsverfahren, deren wich-tigstes Anwendungsgebiet in der schnellen Her-

stellung direkter Positive liegt, kann man als eine Modifikation der physikalischen Entwicklung ansehen. Bei dieser beschleunigen bekanntlich die durch Licht entstandenen Silberkeime nach Herauslösen des Halo-gensilbers die Reduktion gelöster Silbersalze (physi-kalischer Entwickler), wobei man ein negatives Silber-bild erhält. Bei den Silbersalzdiffusionsverfahren enthält dagegen die Schicht, in der das Positiv ent-stehen soll, von vornherein die Keime, und zwar gleichmäßig verteilt. Zur Bildentstehung kommt es, wenn man diese Positivschicht mit einer belichteten Halogensilberschicht — der Negativschicht — in engen Kontakt bringt, nachdem man beide Schichten mit einem photographischen Entwickler durchfeuchtet hat, der ein Halogensilberlösungsmittel, wie z. B. Natriumthiosulfat enthält. Die belichteten Halogen-silberkörner der Negativschicht werden dabei zu Silber reduziert, während sich das unbelichtete Halogen-silber auflöst. Diese in der Negativschicht gebildeten löslichen Silbersalze muß man dazu zwingen, zum Großteil in die Positivschicht abzuwandern, damit man dort ein genügend gedecktes Positiv erhält. Dies erreicht man am besten durch eine rasche Reduktion der Silbersalze in der Positivschicht, wodurch das Konzentrationsgefälle in bezug auf die gelösten Sil-

bersalze zwischen den beiden Schichten während der Entstehung des Positivs groß bleibt. Auch in der Negativschicht sind Keime vorhanden, die die Reduk-tion der Silbersalze beschleunigen: an den mehr oder minder stark belichteten Stellen entwickeltes Silber, an den unbelichteten Stellen immer geringe Mengen Schleiersilber.

Nach den Arbeiten von E g g e r t und A r e n s 1 ist aber für die Schnelligkeit der Reduktion der Silber-salze nicht die absolute Menge des Silbers, sondern nur die Anzahl der Silberkeime maßgebend. Danach muß man also bei den Silbersalzdiffusionsverfahren einerseits darauf hinarbeiten, der Positivschicht mög-lichst viel Keime einzuverleiben, so daß deren Anzahl in der Negativschicht keine Rolle spielt, andererseits muß die Menge des Keimsilbers in der Positivschicht sehr klein bleiben, da diese nicht angefärbt werden darf. Eine sehr schnelle Reduktion der gelösten Silber-salze in der Positivschicht ist übrigens auch notwen-dig, um scharfe Bilder zu erhalten, denn nur so kann man die seitliche Diffusion der Silbersalze beschränken.

Für den speziellen Fall des Agfa-Copyrapid-Ver-fahrens das bekanntlich zur schnellen Herstellung

1 J. E g g e r t , Helv. chim. Acta 30, 1750 [1947]; H. A r e n s , Agfa-Veröffentlichungen III, S. 32 [1933] (daselbst siehe weitere Literaturangaben); J . E g g e r t u. H. A r e n s , Z. Elektroehem. angew. physik. Chem. 35, 728 [1929].

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von Photokopien dient, sollen hier noch nähere An-gaben gemacht werden.

Das Copyrapid-Negativpapier enthält einerseits auf gleiche Flächen berechnet etwa 1000-mal mehr Silber (als Halogensilber vorhanden) als das Copyrapid-Positivpapier (als Silberkeime). Andererseits ist — wie durch vergleichende praktische Versuche festgestellt wurde — das Keimsilber der Positivschicht 10-Millio-nen-mal aktiver als die entwickelten Silberkörner der Copyrapid-Negativschicht. Man kann näherungsweise annehmen, daß das Positiv- (gleich Übertrag-) Papier trotz seines geringen Silbergehaltes 10000-mal mehr Keime enthält als das Negativpapier und daß darauf die sehr rasche Silberausscheidung in dieser Schicht zurückzuführen ist. Andererseits kann man aber zei-gen, daß auch die „Keime" der Negativschicht die Reduktion der Silbersalze beschleunigen können. Ein unbelichtetes Copyrapid-Negativpapier, das man mit einem Natriumthiosulfat enthaltenden Entwickler be-handelt, ohne es dabei mit dem Positivpapier in Kon-takt zu bringen, verschleiert ziemlich stark. In diesem Falle wandern die sich bildenden löslichen Silbersalze nicht genügend rasch ab und werden daher durch die

2 In den dem Copyrapid-Verfahren zugrunde liegen-den Patenten wird erstmalig die Verwendung von Silber-keimen zur Beschleunigung der Silberabscheidung in der Positivschicht erwähnt. Siehe z. B. Schweiz. Patent 240472, Norweg. Patent 66994 der ehemaligen IG. Farbenindu-strie A.G. (Priorit. 24.1.1941).

Keime der Negativschicht, z. B. geringe Spuren Schleiersilber, beeinflußt.

Entwickelt man die Copyrapid-Negativschicht in Kontakt mit der Positivschicht, so tritt eine merkbare Reduktion der gelösten Silbersalze in der Negativ-schicht nur in den Mitteltönen ein. An diesen Stellen befinden sich in der Negativschicht neben verhältnis-mäßig vielen Silberkeimen (entwickeltes Bildsilber) gelöste Silbersalze in genügend hoher Konzentration. Praktisch bedeutet dies eine Gradationsveränderung des Copyrapid-Negativs gegenüber einem normal entwickelten und fixierten Bild des gleichen Papieres.

In den vorangehenden Ausführungen wurde an-genommen, daß die Keime der Positivschicht aus Sil-ber bestehen. Das ist aber nicht notwendig, denn als Keime wirken sehr viele Substanzen, wie verschiedene kolloide Metalle oder Metallsulfide. Man kann die Keime z .B. auch erst während des Prozesses entstehen lassen, indem man z. B. der Positivschicht einen Stoff zusetzt, der mit den eindiffundierenden Silbersalzen spurenweise Schwefelsilber liefert.

Für die Geschwindigkeit der Silberreduktion spie-len auch noch andere Faktoren eine Rolle, z. B. die Art des Bindemittels der Schichten sowie bestimmte Zu-sätze zur Emulsion usw. Für die praktische Verwert-barkeit der Silbersalzdiffusionsverfahren ist aber mit maßgebend die technische Möglichkeit, die Keime in den beiden Schichten hinsichtlich Menge und Anzahl günstig verteilen zu können.

Vertikaler Eberhard-Effekt und Schwarzschild-Effekt beim Agfacolorfilm

V o n W . B E H R E N D T

Aus dem wissenschaftlichen Laboratorium der Agfa-Photofabrik, Leverkusen-Bayerwerk (Z. Naturforschg. 6 a, 382—384 [1951]; eingegangen am 4. April 1951)

Herrn Professor Dr. John Eggert zum 60. Geburtstage gewidmet

Bei Mehrschichtenfarbfilmen wird bei verschieden starker Belichtung der einzelnen Schichten (stark gefärbtes Licht) die schwächer belichtete Schicht unterentwickelt. Dieser Effekt ist genau wie der normale Eberhard-Effekt (Nachbareffekt) zu erklären und wird daher als vertikaler Eberhard-Effekt bezeichnet.

Der Schwarzschild-Effekt wirkt sich in den einzelnen Schichten des Mehrschichtenfarbfilmes verschieden aus. Praktisch treten störende Farbverschiebungen bei langen Aufnahmebelichtungen mit Umkehrfilm und langen Kopierbelichtungen mit Positivfilm auf.

Im folgenden soll über zwei Effekte berichtet wer-den, die aus der Literatur der Schwarzweiß-Photo-

graphie bekannt sind, aber im Mehrschichtenfilm in spezifischen Wirkungen bemerkbar werden. Dabei wollen wir uns auf solche Wirkungen beschränken, die

praktisch eine gewisse Bedeutung haben und sich teils günstig bemerkbar machen, teils durch Gegen-maßnahmen bekämpft werden müssen.

Unter dem Namen Eberhard-Effekt (Nachbareffekt) versteht man die Tatsache, daß die entwickelbaren