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Kapitel 5- Die Makroökonomik der monetären Integration
Prof. Dr. Jochen Michaelis WS 2012 / 13 EWWU – Quo vadis? 1
5. Die Makroökonomik der monetären Integration
Beetsma, Roel und Massimo Giuliodori (2010): The Macroeconomic Costs and Benefits of the EMU and Other Monetary Unions: An Overwiew of Recent Research, Journal of Economic Literature 48(3): 601-643. Einige Essentials (BW Chapter 13) Ungedeckte Zinsparität: erwartete Rendite einer Inlands- und Auslandsanlage stimmen überein, wenn gilt: Inlandszins = Auslandszins + erwartete Wechselkursänderung (1) Berücksichtigung von Risiko: Zins auf riskante Anlage = Zins auf risikofreie Anlage + Risikoprämie
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Kaufkraftparität (PPP) Wechselkursänderungsrate = Inflation im Inland – Inflation im Ausland (2) Sobald (2) nicht gilt, setzt Arbitrage ein.
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Impossible Trinity Principle Lediglich zwei der drei folgende Ziele können simultan erreicht werden: Freie Kapitalmobilität Feste Wechselkurse Autonome Geldpolitik
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5.1 Die Theorie optimaler Währungsräume
BW Chapter 15 de Grauwe, Paul (2012), The Economics of Monetary Union, 9. Aufl., Part I. Krugman/Obstfeld/Melitz (2012), Kap. 20
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Nutzen einer Währungsunion: 1. Wegfall von Umtauschkosten
a. große Akteure: bid-ask-spread ungefähr 0,5%-Punkte b. kleine Akteure: bid-ask-spread ungefähr 3 %-Punkte c. Bean: bei Round-trip der 12 Währungen knappe Halbierung des Anlagebetrags
2. Preise leichter vergleichbar und damit größere Markttransparenz und stärkerer
Wettbewerb auf Gütermärkten (Effekt verstärkt durch Internet-Marketing) 3. geringere Preis- bzw. Erlösvolatilität verbessert die Allokationsfunktion der Preise
(effizientere Ressourcenallokation) 4.Forcierung des Wirtschaftswachstums durch Wegfall einer Risikoprämie für Investitionen
in Fremdwährung bzw. Auslandsanlagen (Reduktion des Realzinssatzes) Grenznutzen sinkt mit Zahl bzw. Größe der Länder
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Kostenseite: In einer WU entfallen Geldpolitik und WK-anpassungen als Stabilisierungsinstrumente, Konsequenz ist u.U. eine höhere Variabilität in Produktion und Beschäftigung Negativer AD-Schock:
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Flexible Wechselkurse: Bewegung von A nach B Währungsunion in Verbindung mit sticky prices: Bewegung von A nach C Langfristig Bewegung von C nach B, aber Anpassung über sinkende Löhne und Preise langwierig und “schmerzhaft” (Bsp.: Griechenland)
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Asymmetrischer (ideosynkratischer) Schock Länder A und B in Währungsunion mit gemeinsamen Wechselkurs gegenüber RoW
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Beste Antwort für Land A: Abwertung mit Bewegung von A nach B Negativer Effekt auf Land B: Abwertung sorgt für Nachfrageüberschuss Geldpolitik: lässt Abwertung zu: Land B geschädigt lässt Abwertung nicht zu: Land A geschädigt partielle Abwertung: Land A hat AS-überschuss, Land B AD-überschuss Bei ideosynkratischen Schocks kann mit einem Wechselkurs kein Gütermarktgleichgewicht in beiden Ländern generiert werden (Tinbergen: ein Instrument, zwei Ziele) = Preis der Schaffung einer Währungsunion Symmetrische Schocks mit asymmetrischer Wirkung: analog Gefahr asymmetrischer Schocks steigt mit Heterogenität der Länder , in Abb. 15.2 sind die Grenzkosten eine positive Funktion der Zahl/Größe der Länder
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Kriterien für einen optimalen Währungsraum 1. Mundell-Kriterium OCA gegeben, wenn Arbeitsmobilität sehr hoch Grund: asymmetrische Schocks werden ausgeglichen durch Wanderung der Arbeitskräfte zwischen den Ländern bzw. Regionen 2. Kenen-Kriterium OCA gegeben, wenn Länder eine ähnliche Produktionsstruktur haben und gut diversifiziert sind Grund: Wahrscheinlichkeit asymmetrischer Schocks sinkt (güterspezifische Schocks entweder symmetrisch, oder sie haben geringes Gewicht im Aggregat)
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3. McKinnon-Kriterium Offene Volkswirtschaften, die viel Handel miteinander treiben, bilden eine OCA. Grund: Konvergenz der Preise infolge intensiver Handelsbeziehungenbzw. Intensiven Wettbewerbs (Güterarbitrage); realer Wechselkurs ist unabhängig vom nominalen Wechselkurs Realer Wechselkurs = 4. Fiskaltransfers: Länder, die eine hohe Bereitschaft für Transfers zwischen den Regionen/ Ländern zeigen, bilden eine OCA. Länder bilden eine Versicherungsgemeinschaft gegen länderspezifische Schocks Transferwege: u.a. starker Zentralstaat oder gemeinsame Sozialversicherung
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5. Homogenität der Präferenzen (Konsens über Politikziele) Länder gewichten wirtschaftspolitische Ziele annähernd gleich, gemeinsame Ansichten über Wirkungsweise des wi-politischen Instrumentariums 6. Kriterium der Solidarität Bereitschaft zugunsten anderer auf eigene Vorteile zu verzichten
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Ist Europa ein optimaler Währungsraum? Kriterium Arbeitsmobilität (Mundell)
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Kriterium Produktions- und Handelsstruktur (Kenen)
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Offenheitsgrad (McKinnon)
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Transfers kein starker Zentralstaat wie in USA oder wie Bundesrepublik keine gemeinsame Sozialversicherung Kriterium eher nicht erfüllt homogene Präferenzen teilweise ja, aber deutlich schwächer als innerhalb der Länder
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Solidarität
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Zusammenfassung:
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Wird Europa ein optimaler Währungsraum werden? Kritik an den OCA-Kriterien: sie sind endogen! These: Währungsunion forciert den Handel baut Mobilitätshemmnisse auch für den Faktor Arbeit ab schafft gemeinsame Institutionen, wodurch Solidarität steigt und automatische
Transfermechanismen besser greifen Erfüllung der Kriterien nicht am Anfang des Prozesses überprüfen, sondern sie stehen am Ende eines erfolgreichen Integrationsprozesses „Lokomotivtheorie“: WU als Instrument zur Schaffung einer politischen Union; Euro als Lokomotive „Krönungstheorie“: Erst nach erfolgreicher Integration die gemeinsame Währung als letzten Schritt
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5.2 Zehn Jahre Euroland – ein Resümee BW Chapter 16 Michaelis und Pflüger (2002) Die fünf Eintrittskriterien 1. Inflation Inflationsrate darf maximal 1,5%-Punkte über den Durchschnitt der drei preisstabilsten Länder liegen
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2. Langfristiger Zins Langfristiger Zins darf maximal 2%-Punkte über den Durchschnitt der drei preisstabilsten Länder liegen. Weil in den langfristigen Zins die Inflationserwartungen eingehen, prüft dieses Kriterium die Einschätzung der Finanzmärkte nach der Dauerhaftigkeit des Einhaltens des Inflationsziels. 3. Stabile Wechselkurse Land muss Mitglied im EWS II sein und darf in den letzten zwei Jahren nicht abgewertet haben
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4. Budgetdefizit Neuverschuldung des Staates nicht größer als drei Prozent des BIP 5. Schuldenstand Schuldenstand des Staates nicht größer als 60 Prozent des BIP Die konkreten Prozentzahlen (3 und 60) sind eher beliebig gewählt, keine ökonomische Überlegung rechtfertigt gerade diese Zahlen. Vermutliches Zustandekommen der 60%: entspricht dem durchschnittlichen Schuldenstand der EU-Länder in 1991.
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Die Arithmetik von Budgetdefizit und Schuldenstand Budgetdefizit = Veränderung des Schuldenstands (1) Division durch : (2) Annahme: BIP wächst mit der Rate , d.h. (3) Einsetzen von (3) in (2) und Beachtung der Quoten und : (4)
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Annahme: die Schuldenstandquote soll konstant sein: (5) Maastricht: und : Dann liefert (5) die Wachstumsrate Wenn das nominale BIP jährlich mit der Rate von 5% steigt und der Staat eine Defizitquote von 0,03% des BIP realisiert, dann stellt sich langfristig einen Schuldenstandquote von 0,6 sein. Anders formuliert: nur bei einer Wa-rate von 5% sind die beiden Maastricht-Kriterien miteinander kompatibel. Wenn Inflationsrate ungefähr 2%, dann muss Wa-rate des realen BIP rund 3% betragen (sehr optimistisch!)
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Schulden und Defizite in 1998
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Das Eurosystem n Länder, n+1 Zentralbanken Beschlussorgan: EZB-Rat Ausführendes Organ: EZB-Direktorium EZB-Rat = Direktorium (bis zu 6) plus Präsidenten der (momentan 17) nationalen Zentralbanken Jedes Land hat eine Stimme, einfache Mehrheit ab 19 Euroländern: Rotationsprinzip
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oberstes Ziel der EZB: Preisniveaustabilität Definition Preisstabilität: Inflation knapp unter 2% EZB ist unabhängig von Weisungen der Regierungen Instrumente: insbesondere kurzfristiger Zinssatz für WPP Einlagefazilität Spitzenrefinanzierungsfazilität Strategie: Zwei-Säulen-Strategie 1. Säule: ökonomische Analyse aller auf das Preisniveau einwirkenden Faktoren 2. Säule: Entwicklung monetärer Aggregate wie M3
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Inflation in der Eurozone
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BIP-Wachstum in der Eurozone
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Der Dollar/Euro- Wechselkurs
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Asymmetrien in der Eurozone
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Änderungen des Preisniveaus relativ zur Eurozone