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Die Geschichte der Kunstpolizei
STAAT
MENSCH
BÖSE GUT
TAT
GUT
ABSICHT
TAT
BÖSE
GUT
ABSICHT
TAT
BÖSE
KUNST
AUSSTELLUNG
KÜNSTLER (WÄCHTER)
INSTITUTION («DO NOT TOUCH THE ART»)
«Look what they are doing. It‘s like a computer game. Do they wear 3d glasses? ––– It looks like Iraq. Amazing, like real! ––– I don‘t know, it is like, it is like... They are training or something. Now he shot a man, look! He‘s not dead yet. ––– It‘s horrible. ––– Why are they practicing things like this? ––– Oh, where is he from? Germany? ––– In-teresting. Let‘s go to the next room.
GUT
ABSICHT
TAT
BÖSE
MENSCH
STAAT
MENSCH
BÖSEGUT
TAT
Harun Farocki
KUNST
Ein Feldversuch in Amerika (Oder: In der Praxis sieht es anders aus) Der Künstler ist ein Wächter, indem er über die Vor-gänge innerhalb des Systems wacht und die Beobachtungen zu seinen Arbeitsthemen macht. Dementsprechend arbeitet Harun Farocki. Er beobachtet Prozesse, dringt in sie ein, do-kumentiert spezifische selektionierte Facetten und konstruiert daraus ein Bild. Dieses bleibt immer kommentarlos; Farockis Tendenzen zeichnen sich lediglich in der Themenwahl, also in dem, was gezeigt wird, sowie in dem, was nicht behandelt wird, ab. Harun Farockis Arbeiten können als Spiegelbilder angesehen werden, wobei er selber keinen direkten Einfluss auf das Gespiegelte hat, sondern lediglich entscheidet, was mit welcher Perspektive gespiegelt werden soll. Eine Wertung erfolgt von Seiten der Betrachter. Diese kann folglich stark variieren – je nach Situation (etwa im demografischen oder geografischen Sinne) des Ausgangspunkts der Betrachtung. Eine Arbeit von Harun Farocki zeigt Amerikani-sche Soldaten, sogenannte «GIs» nach ihrer Rückkehr aus dem Irak, wie sie in Begleitung von psychiatrischem Fachper-sonen ihre Traumabewältigung angehen. Gearbeitet wird mit der Konfrontationsmethode. Will heissen, die Patienten tra-gen spezielle Brillen und sehen wahrheitsgetreue Computersi-mulationen von örtlichen Gegebenheiten, an denen aufgrund spezifischer Geschehnisse das Trauma ausgelöst wurde. Die Geschehnisse werden möglichst der Wahrheit entsprechend simuliert. Die Patienten sollen die «Türen» zu ihren dunkels-ten Erinnerungen öffnen lassen, um diese verarbeiten zu kön-nen. Da die Simulation für den Betrachter der Arbeit sichtbar ist, öffnet Farocki auch ihm die Türen in die nahe Vergangen-heit der «GIs» und folglich in eine zeitlich nahe Geschichte, in der die Vereinigten Staaten von Amerika die Rolle des Pro-tagonisten einnimt. Im Museum of Modern Arts in New York wurde die eben erwähnte Arbeit Farockis gezeigt.
Reaktionen und Rückfragen bei Betrachtern zeig-ten – im Vergleich zu jenen im Kunsthaus Bregenz, wo die Arbeit im gleichen Jahr ebenfalls gezeigt wurde –, dass ein ganzes Land in die entsprechende Traumasituation invol-viert ist. Jedoch eröffnet sich im Zuge Farockis Ausstellung im Museum of Modern Arts die Fragestellung, wie diese In-stitution im Kunstbereich eingeordnet werden muss. Oftmals als «wichtigstes Kunstmuseum» angepriesen, ist es etwa von Touristen hoch frequentiert. Eine reflektive Kunstbetrachtung ist aufgrund des störenden Gesamtbetriebs beeinflusst durch ein starkes Konsumverhalten, der an jenen eines Freizeitparks erinnert, nur schwer möglich.
«IF YOU‘RE EVER IN BIG APPLE, MAKE
SURE TO GO TO THE MOMA, THE MUSEUM
OF MODERN ARTS. IT‘S ON THE 53RD STREET, CLOSE TO BROADWAY,
MANHATTAN. VERY RECCOMMENDED
EVERY FRIDAY AFTERNOON: FREE ADMISSION AFTER
5PM. AMAZING ART COLLECTION. FREE CHECKROOMS, NO
BACKPACKS ALLOWED IN THE EXHIBITION AREA (SHOPPING
BAGS ARE OKAY).»
«Look what they are doing. It‘s like a computer game. Do they wear 3D glasses?»
-«It looks like Iraq. Amazing, like real!»
-«Huran Furacky.»
-«I don‘t know, it is like, it is like... They are trai-ning or something. Now he shot a man, look! He‘s
not dead yet.»-
«Hrm.»-
«Why are they practicing this?» -
«What game is it?»-
«Oh, where are they from? Germany?»-
«Interesting.» -
«Let‘s go to the next room.»
2011Marco Kamber