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8/17/2019 Auburger Kloss Deutsche Sprachkontakte 1979
1/167
Leopold Auburger / Heinz Kloss Hgg.)
eutsche Sprachkontakte
n
Übersee
Nebst einem Beitrag zur Theorie er
Sprachkontaktforschung
8/17/2019 Auburger Kloss Deutsche Sprachkontakte 1979
2/167
FORSCHUNGSBERICHTE DES
INSTITUTS ÜR DEUTSCHE SPR CHE
M NNHEIM
herausgegeben von
Ulrich Engel und Gerhard Stickel
Schri leitu
ng
Leopold Auburger
Band 4
8/17/2019 Auburger Kloss Deutsche Sprachkontakte 1979
3/167
LEOPOLD UBURGER
HEINZ
KLOSS
Hgg.)
eutsche Sprachkontakte
••
n Ubersee
Nebst einem Beitrag
zur
Theorie
der
Sprachkontaktforschung
Gunter Narr
Verlag
. Tübingen
8/17/2019 Auburger Kloss Deutsche Sprachkontakte 1979
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CIP Kurztitelau/nahme der DeutsdJen Bibliothek
Deutsche Sprachkontakte n Übersee: nebst e Beitr.
zur
Theorie d.
Sprachkontaktforschung / Leopold Auburger; Heinz Kloss Hgg.) . -
Tübin
gen:
Narr,
1979.
Forschungsberichteiinstitut für Deutsche Sprache
Mannheim;
Bd. 43)
ISBN 3 - 87808 - 643 - 1
NE: Auburger, Leopold [Hrsg.]
© 1 ~ 1 9 . Gunter Narr Verlag Tübingen
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder Vervielfält igung auch
a u s z u g s w ~ i s e , in
allen Formen wie Mikrofilm Xerographie Mikrofiche
Mikrocard Offset verboten .
Druck:
Müller Bass,
Tübingen
Printed in Germany
ISBN 3 -
878 8
-
643
- 1
8/17/2019 Auburger Kloss Deutsche Sprachkontakte 1979
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INHALT
HEINZ K
LOS S:
Zur
Einführung
ROLF GRÜNER:
Brauchtum und Schu lun te r r i ch t in deutschen Siedlungen
Südafr ikas mit besonderer Berücksicht igung der
Verhä l t -
n i s se in
Kroondal
be i Rustenburg
(West t ransvaal) . . . .
KURT
KEHR:
7
15
Virg in ia German
between Shenandoah
and Potomac
. .
. . 41
H REX
WILSON:
Lunenburg Dutch
:
Fac t
and
Folklore
. .
.
.
. . . . .
PETER
MUHLHÄUSLER:
Bemerkungen zur Geschichte und
zum l inguis t i schen
St e l l
enwert des
Pidgind eutsch
ALBERT HEINRICH,
ERHARD
TREUDE:
Einige
Entlehnungen aus
dem
Deutschen
im
Labrador-
Eskimo
ROLF GRÜNER:
Umfrage
zur
Erforschung
der Sprachgewohnheiten der
deutschen Siedle rgemeinschaf t Kroondal bei
Rustenburg
51
59
89
(West t ransvaa l ) . Ein s oz io l ingu i s t i s c he r Fragebogen . . . . 95
LEOPOLD AUBURGER:
Zur
Theorie
der
Sprachkontaktforschung:
I s t
d ie
l i n -
gu i s t ique
externe
keine l i ngu i s t ique ?
.
. . . .
.
.
123
Bib l iograph ie . .
.
. .
.
. . .
157
Sachreg i s t e r
. . .
. . . . . . . .
.
. . .
165
5
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e ine ungle ich größere t rennende Wirkung ausübte a l s heute .
Dane
ben s ind
wei te re
übersee ische
Gegebenheiten
zu
nennen.
o Sprach
deutsche
a l s
Staatsangehör ige
i h res
übersee ischen
Wohnlandes
l e b
t en ,
da gehör ten s i e durchweg vergle ichsweise
jungen,
nur in e i
nem
Fa l l
(USA) in das
18.
Jh . ,
ni rg
e ndwo darüber h inaus zurückre i
chenden
Sprachgruppen an. Ein anderes
r e in
überseeisches
Phäno
men
war
d i e Tatsache ,
daß ze i twe i l ig (1884-1918)
e in
deutsches
Kolon ia l r e ich
bes tand,1 in
dem
Deutsch
d ie
e inzige Amts-
und d ie
vorherrschende
Schul
sprache war.
Eine
d r i t t e überseeische Beson
de rhe i t Tar
dar in
gegeben, daß
in Außereuropa
.Henschen deu tscher
Muttersprache in großem Umfange in Verbindung mit Völkerschaf ten
t r a t en , d ie h i ns i ch t l i ch i h re r mater i e l l en Z i v i l i s a t i o n
mehr
oder
weniger
wei t
h i n t e r
der Entwicklung der europäischen
Völker
zu
rückgebl ieben
waren
und
zu denen der
ku l t u re l l e
Abstand
erheb
l i ch größer war a l s der zu den europäischen
Nachbarn
deu tschspra
ch iger
Gruppen.
Die
wich t igs t e
Form d ie s e r
spez i f i s chen
übersee ischen
Kulturkon
t ak te
war gegeben in der
Form
der
chr i s t l i chen Hiss ionsa rbe i t .
Eine andere
Form
bes tand
in
Univer s i t ä ten oder Fachhochschulen
mit nichtdeutscher
Schüler - oder Studen tenschaf t ,
an denen
d ie
Unter r ich t s sp rache
Deutsch war
und
deren Gesamtgeschichte noch
e ine r absch l ießenden Dars te l lung bedarf ;
an diese r S te l l e
se ien
genannt d i e Deutsch-Chinesische Hochschule (1905 f f . ) , d ie Tung
chi-Hochschule in
Schanghai (1907
f f . ) , d ie Jesui ten-Hochschule
Jochi Daigaku in Tokio
(1913 f f . ) .
Die miss ionar i sche
Betä t igung
sowie der deutschsprachige Unter
r i ch t an
Fach-
und Hochschulen überschn i t t en
s i c h
z e i t l i c h und
räumlich s e lbs tve r s t ä nd l i c h
mit
den Auswirkungen der deutschen
Kolon ia lhe r rschaf t
auf d ie sprachl ichen
zustände
in ihrem Be
re ich .
Wir haben damit 4 Dimensionen deutscher Sprachkontak te in Uber
see aufgeführ t :
(1)
junge deutsche
Sprachgruppen;
(2) d i e Mis-
8
Daneben gab es ä l t e r e
Ansätze
in Venezuela
(1528-46) ,
dem
heu t igen Ghana
(Großfr iedr ichsburg ,
1683-1717) und auf den Nikobar
e n,
d ie 1778-83
e
in
e
ö
e r r e i c h i s c h e Kolonie
waren.
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s ions a rbe i t ;
(3) d ie
ehemalige
deutsche Kolon ia lhe r rschaf t ; (4)
Deutschspr
achige Hochschulen
für Menschen nichtdeutscher
Mutte r-
sprache .
Sie
bedeuten ebensovie le Dimensionen e ine r
möglichen
künf t igen Forschungsarbe i t des IdS, zumal se ine r
Abte i lung
Spra -
che und
Gese l l schaf t . Eine wei te re ,
f r e i l i c h noch n i c h t f o r -
schungsre i fe
Dimension
beginnt
s i ch e r s t
zu
e n t f a l t e n
mit der
Entstehung, Ausbre i tung und In tensiv ierung der deutschen
Entwick-
l ungs h i l f e in der Dri t t en Welt .
2. Zu den e inze lnen
Regiona lbe i t rägen
2.0 Zu zwei von den soeben aufgezähl ten 4 Themenkreisen
oder
Dimensionen überseebezogener
germanis t ischer
Untersuchungen
haben wir in unserem
Forschungsber icht repräsenta t ive
Bei t r äge
zusammengeste l l t , nämlich
zum
Themenkreis
Junge deutsche
Sprach-
gruppen (d ie
na tü r l i c h jung nur von Europa her gesehen s ind;
für
amer ikani sche
Verhä l tn i s se
st d ie Gruppe in V i rg in ien schon
rech t
a l t ) ; sp rach l i che
Nachwirkungen
der deutschen
Kolon ia lher r -
s c ha f t . um v ie r t e n oben aufgeführ ten Themenkreis,
nämlich
dem
der
f a s t a u s sc h l i e ß l i c h
in deutscher
Sprache arbe i tenden ,
s i c h
dabe i abe r f a s t aussch l i eß l i ch an nichtdeutsche Studenten
v/enden-
den Univers i t ä t en
und Fachhochschulen,
e ine r
Einr ich tung ,
wie
s i e z.B.
auch für
I ran
vorg
esehen i s t ,
hoffen wir
in einem sp ä t e re
Forschungsber icht e inen
Bei t r ag
vorlegen
zu
können.
2.1 .0
Zwei
der Bei t r äge be fa ssen s i ch
mit solchen
Nachkommen
deutscher Einwanderer
in Ubersee,
d i e
deutsche Sprachinseln
ge
-
scha f f en ha t t en . Schon in unserem e r s t e n
Forschungsber icht
(20/
1974) ha t t en
zwei dera r t i ge
Ber ich te
ges tanden, von denen der
e i n e
neben
anderen
deutschsprachigen
Gruppen
d ie
heute
f a s t
ausges torbenen
deut schen
Sprachinse ln in Aust ra l i en ,
der andere
d ie
ve rhä l tn i smäßig
noch krä f t igen deut schen Sprachinseln
in Süd-
b r a s i l i e n
behande l te .
Im
vor l iegenden Band begegnen wir e ine r
ähnl ichen
P o l a r i t ä t , jedoch
mit bemerkenswerten Zuspi tzungen. An
dem vom Gesichtspunkt der Spracherha l tung aus a l s pos i t i v zu be-
zeichnenden
Pol
st d ie S te l lung
der
deut schen Sprache im südaf -
r ikan i schen Kroondal ,
wie
s i e
in dem neuen Ber ich t beschr ieben
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Ko rrektur zur S. 9
2.0 Zu drei von den soeben aufgezählten vier Them enkreisen oder
“Dimensionen” überseebezogener germanistischer Untersuchungen
haben wir in unserem Forschungsbericht repräsentative Beiträge
zusammengestellt, nämlich zu (1.) “Junge deutsche Sprachgruppen”(die natürlich “jung” nur von Europa her gesehen sind; für amerika-
nische V erhältnisse ist die Gruppe in Virginien schon rec ht alt);
ferner zu (2.) “Missionsarbeit” und zu (3.) “Sprachliche Nachwir-
kungen der K olonialherrschaft”. Zum 4. w eiter oben aufgeführten
Them enkreis, näm lich dem der fast ausschließlich in deutscher Sprache
arbeitenden, sich dabei aber fast ausschließlich an nichtdeutsche
Studenten wendenden Universitäten und Fachhochschulen, einer
Einrichtung, wie sie z.B. auch für Iran vorgesehen ist, hoffen wir in
einem späteren Forschungsbericht einen Beitrag vorlegen zu können.
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wird, unverg le ich l i ch
i n t ak t e r
und
g e f e s t i g t e r
a l s d i e der deut
schen Sprache in Rio Grande do Sul , d i e in dem Ber ich t von 1974
gesch i lde r t wurde.
2.1 .1
Auf der anderen S e i t e
st die
S te l lung der deutschen
Sprache
oder
genauer die der penns i l f aan i schen
~ l u n d a r t
Pennsyl
vania Dutch) in Virgin ien USA) insofern noch ungünst iger a l s die
1974
gesch i lde r t e S i tua t ion
in
Südaus t ra l ien , a l s
d i e l1undart
dor t
und e r s t rech t in
West-Virginien,
j ah rzehn te lang
bere i t s
a l s
prak t i sch ausgestorben gegol ten
ha t t e ,
b is in den Jahren 1963-64
g le ich mehrere Veröffent l ichungen
2
der
e rs taun ten Öf f en t l i ch k e i t
mi t t e i l t en , daß es durchaus noch r e s t l i che penns i l faan ische
Sprachgruppen im
Shenandoah
-
Tal
und wes t l i ch davon
gebe.
Beson
ders überraschend war, daß die penns i l faan ische Mundart n ich t
bloß bei den
Amischen
fo r t ,l eb t e , bei denen man
das
a l l e n f a l l s
h ä t t e
vermuten
können oder
sogar müssen,
sondern
auch
bei
n ic h t
amischen und nichtmennoni t ischen Spl i t t e rg ruppen . übr igens
kann
damit
gerechne t werden, daß bei den
Amischen in
d ie s e r Gegend
auch noch
gewisse
Elementarkenntn i sse
e ines
a l te r tüml ichen
Schr i f tdeu t sch
vorhanden s ind .
3
über den Sonder fa l l
V i r g i n i e n ~
hinaus l i e g t d ie Bedeutung
d i e
ses
Bei t rags auch
da r in , daß
e r
die Vermutung e r l a u b t ,
wie h ie r
Reste e iner
aus
dem 18. Jh. stammenden kle inen Sprach inse l noch
im 20 . Jh. wiederentdeckt wurden, so werde von
den
so v i e l zahl
re iche ren kle inen übersee-Sprach inse ln
des
19 .
Jhs .
d ie
e ine
und
andere
auch
im 21.
Jh
.
noch
Reste deutscher Mundart aufweisen.
2 . 1.2
Gegenüber der
Lage
in
Virgin ien nebs t
West-Virginien)
mutet d ie La ge
in
Kroondal
wie
e ine Rückversetzung
in
die
Zei t
des Anfangs unseres Jahrhunder ts an. Damals
~ b es
in übersee
Dutzende,
nein
Hunderte von deutschen
Sprach inse ln , in
denen die
deutsche Sprache gepf leg t und hochgehalten wurde, und
in
denen
2 Vgl. d ie Fußnoten 4 und 5
in
dem Aufsatz von
KEHR in
diesem
Bande
.
3 Vgl. dazu KLOSS H.,
Die deutsche
Schr i
f t sprache
be i den Amischen;
in:
10
Deutsc h
a l s Mutte rsprache in
Kanada,
hg
. v . L. AUBURGER H. KLOSS, H.
RUPP,
Wiesbaden
1
97 7, 97 f .
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vor al lem
Schule
und
Kirche das
i h r e t a t en ,
um
s i e zu bewahren,
Wenn R. GRUNER zu Eingang
se ines
Aufsa tzes Famil ie ,
Schule
und
Kirche
a l s
d i e
dre i Hauptfaktoren nennt , d ie ein For t leben der
deutschen Sprache möglich machen, so b le ibe
daneben
n ich t
uner
vlähnt, daß es möglich und unter Umständen sogar notwendig se in
kann, s i e auch im beruf l i chen
Leben
zu pf legen.
4
2.1
.3
Wo in Ubersee d ie
deutsche
Schr i f t sp rache und
d i e
deu t -
sche Mundart
einmal
endgül t ig verschwunden
s ind ,
e rheb t s i ch d ie
Frage, wieweit s i e a ls
Subst ra t nacht rägl ich
noch
in der jenigen
Variante der
s i e
verdrängenden
Landessprache, d i e in der
f rühe
ren Sprachinsel gesprochen wird, wei terwi rken .
In
unserem Bande
br ingen
wir
h ie rzu einen
Bei t r ag
von R. WILSON. Der Ausdruck
Folklore in
der
Uberschr i f t
d ieses
Bei t r ages
bez ieh t
s ich
n ich t
etwa auf außer l ingu i s t i sche volkskundl iche
Gegebenhei ten,
sondern
wi l l andeuten,
daß
in
Bezug
auf d ie
Subst ra twirkungen
der deu t
schen Sprache im Engl ischen
von Lunenburg
s i ch
volks tüml iche
oder
ha lbwis senschaf t l i che Meinungen en twicke l t haben, d i e
unkr i t i s c h
von Mund zu
Mund,
ja u.U.
sogar
von Text zu Text
wei te rge re ich t
werden.
2
.2
Eine
d i e
meisten
Leser
d i e se r
Schr i f t
wohl
sehr überra
schende Welt
e röf fne t
der große
Bei t rag
von
P. 11UHLHÄUSLER
der
s i ch mit Redukt ionsvar ian ten der deutschen
Sprache, vornehmlich
im
Bereich des ehemal igen deutschen Kolonia l re ichs
und h ie r wie
der in
e r s t e r
Linie in der Südsee
befaß t .
Die Sprachproben, d ie
e r b r ing t ,
gewinnen e ine
zusä tz l i che wissenschaf t l i che Aktua l i
t ä t dadurch, daß wir P a ra l l e l e n entdecken zu den in den l e t z t e n
15 Jahren innerhalb der
Bundesrepubl ik
ents tandenen Behe l fs fo r
men
der
deutschen
Sprache,
wie
s i e
unte r
Gastarbei tern
in
Ge
brauch s ind .
Zugleich
wei te t MUHLHÄUSLER
unseren Bl ick , indem
e r
uns z u sä t z l i c h mit so verschiedenar t igen Erscheinungen bekannt
4 KLOSS:
Berufser fassung
und
Spracherha l tung,
in :
Der Auslandsdeutsche ,
10,
1927, H. 22, S .
754
-
756; sowie: Spracherha l tung,
in :
Archiv fü r Pol i t i k
und Geschichte
5,
1927,
H. 4, S.
456-462
. Vgl.
a .
KLOSS:
Geschichte der
l andwi r t schaf t l i chen Zusammenschlüsse der Sprachdeutschen in Übersee , hg.
v. Bremer Ausschuß
für
Ih r t schaf t s fo r schung ,
Braunsch\ ' /eig:
G.
~ e s t e r m a n n
in Kom.
1957,
z.B. S.
17-29 (Südwesta f r ika) ;
S. 37
(Kroondal) .
8/17/2019 Auburger Kloss Deutsche Sprachkontakte 1979
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macht
wie
der Bevorzugung der engl i schen Sprache
durch die
Deut
schen auf Samoa
vor
1914, den gelegent l ichen
Ansätzen
zu
einem
i m i t i e r t en Pidgin
in der B e l l e t r i s t i k und
zwei
Ansätzen aus dem
Jahre
1916 BAUMANN; SCHWOERER), e in ve re in fach tes Weltdeutsch
zu schaffen .
2.3 Wieder e ine andere
Welt e r sch l i eß t der Bei t rag
von
A.
HEIN
RICH und
E.
TREUDE. Er
sch i l de r t
Nachwirkungen der
deutschen
Sprache in
e ine r Variante
der jenigen Eskimosprache,
die
von
Grön
land b i s
zum nördl ichen Alaska gesprochen wird, und
die
man ge
wöhnlich
Inupiaq
oder
(se l tener)
Inup ia t
nennt ; diese st
zu
unterscheiden von Yupik oder
Jupik ,
dem Eskimoischen
des süd l i -
chen Alaska und Sib i r i e ns , das e ine se lbs tändige , wenn auch nah
verwandte Sprache d a r s t e l l t . Die Sprachvar iante von Labrador ,
d ie
dem
grönländischen
Inupiaq
sehr nahe s t eh t , weis t
e ine
An
zahl
deu tscher
Lehnworte auf ,
die
zurückgehen
auf
d i e
heute f a s t
vergessene Tä t igke i t
Herrnhuter
Miss ionare
unter
den Eskimos , d i e
s ich
ja n ich t nur in Grönland, sondern auch in Labrador l ange be
t ä t i g t haben;
wer
weiß
heute noch, daß der
k le ine Ort
Hopedale
ursprüngl ich Hoffenthai hieß.
5
Dieses Beispie l s tehe
h i e r
für
e ine Reihe verwandter und ähnl ich
unbekannter
Auswirkungen
: auch
die von etwa 50-70.000 Menschen Nikaraguas und Honduras gespro
chene Indianersprache Miski to weis t , übrigens ebenfa l l s
un te r
Herrnhuter
Einf luß , einen spürbaren deutschen Lehnwortschatz
auf
,
und a l s man vor rd . 100 Jahren mit
i h re r
Verschr i f tung begann,
waren
im Schr i f t b i l d zunächst
Merkmale
der
deutschen
Rechtschre i -
bung vorhanden,
d ie
spä te r
durch engl ische
und
in
jüngerer Zei t
durch spanische Orthographienormen e r s e t z t wurden .
6
3.
Zu
den
methodologischen
und
theore t i schen
Beit rägen
Dienen a l l e bishe r
aufgeführ ten Bei t räge
in
e r s t e r
Linie
der vor-
dr ing l i chen Erhebung von verläß l ichen Fakten,
so
kommt den beiden
5 Vgl . HANS IHNDEKILDE JANNASCH Unter Ho t ten to t ten und Eskimos. Das Leben
meines
Vaters
Lüneburg
19
Hel iand Ve r
lag
.
6 Zum 11isk i to
vg l . au
c h KLOSS
H.
McCONNELL G .
D. 1970
432-434.
12
8/17/2019 Auburger Kloss Deutsche Sprachkontakte 1979
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l e t z t en Bei t rägen unseres Bandes
methodologische
und t heore t i sche
Bedeutung zu. R. GRÜNER
h ä l t
s i ch
an d i e engere
Frages te l lung un
se res Bandes; e r bez ieh t s i ch auf d ie Sprachgewohnhei ten e ine r
deutschen
Siedlung in
Südafr ika ,
d ie e r durch
einen
Fragebogen
zu e rm i t t e ln suchte , z e ig t aber in den einführenden Bemerkungen,
d ie e r
diesem
Fragebogen
vorausschickt , grundsä tz l i ch wicht ige
Wege auf , wie man gerade un te r den besonderen übersee ischen Be
dingungen
e r fo lg r e i c h vorgehen
kann.
Haben es doch d ie dor t igen
Deutschen n ic h t nur
mit
zwei Staatssprachen
europä ischen Ur-
_
sprungs
Engl i sch und Afrikaans) zu tun ,
sondern
daneben
auch mit
Bantusprachen;
zudem s ind
in
ethnischer
Hins ich t i h r e Gesprächs
p a r t n e r
t e i l s
Weiße,
t e i l s
Schwarze, t e i l s Nischl inge
Klör l inge)
oder
auch ge legen t l i ch Inder .
Einen sehr v i e l
wei te ren Bogen
sch läg t
L.
UBURGER
in seinem Bei-
t r a g zur Theor ie der Sprachkontakt forschung. In
ihm scha f f t e r
gewissermaßen für
a l l e
Einze lbe i t räge unseres Forschungsber ichtes
e inen
umfassenden
theore t i schen Hinte rgrund der über d i e im
en-
geren Sinne
so z i o l i n g u i s t i s c h e n
oder
funk t ions l ingu i s t i schen
Fra-
ges te l lungen h ina us gre i f t
und
es zu einem Hauptanl i egen macht,
unt
e r Einbez
iehung
der
Tagmemik
Ansätze zu e ine r Korpus- und
Funk t ions l ingu i s t ik
umfassenden
Theorie
und
Methodologie
a l s
Bei
t rag zur Sprachkontakt forschung zu
entwicke ln . Für
d ie
empir i sche
Sprachkontakt forschung
st
d ie beg le i t ende Bearbei tung so lcher
a l lgemeineren Problemstel lungen aus
Theor ie
und
Methodologie der
Sprachkontakt forschung
im
Hinbl ick auf deren
noch
jungen
Entwick
lungss tand unentbehr l ich .
I n s t i t u t für
deutsche
Sprache
Mannheim, Oktober 1978
Heinz Kloss
3
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Rolf
Grüner
BR UCHTUM
UND SCHULUNTERRICHT
IN DEUTSCHEN SIEDLUNGEN
SÜDAFRIKAS MIT BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG
DER VERHÄLTNISSE
IN KROOND L BEI RUSTENBURG WESTTRANSVAAL)
Inhal t
1 Vorbemerkungen
2 Zur
Si tua t ion
des deutschen Brauchtums in Kroondal
3 Zum deutschsprachigen Schu lun te r r ich t in
Kroondal
Anmerkungen
5
8/17/2019 Auburger Kloss Deutsche Sprachkontakte 1979
17/167
1. Vorbemerkungen
In Südafr ika g i b t es
zwei
o f f i z i e l l e
Landessprachen:
Englisch und
Afr ikaans . Dagegen i s t hie r D e u t s c h die m
e is
t g
e -
s
pro
c h e n e V
0
1
k s g r u p p e n s p r
ach
e
.1
Nach
der
l e t z t en
Volkszählung
1970)
be t r ä g t die Zahl der
deu tschspra -
chigen
Einwohner
Südafr ikas , d.h . jener Menschen, die Deutsch a l s
Haus-
oder Muttersprache sprechen und vor al lem aus Deutschland,
der
Schweiz
und
ös t e r re i ch
stammen, 51.021 bei e ine r
weißen
Ge
samtbevölkerung
von 3.773.291) .2
Die
Nieder lassung
der deu tsch-
sprachigen Bevölkerungsgruppe konzen t r i e r t e
s ich
in Südafr ika
s t e t s auf
gewisse über das ganze Land
vers t r eu t e
Punkte und
n i ch t
auf
e in e i nhe i t l i ches geschlossenes Sied lungsgeb ie t . Daher s ind
die deutschsprachigen
Bewohner
Südafr ikas
n i
e a l s Einhe i t aufge
t r e t en ,
noch
s ind ihnen unter d iesen Umständen von s t a a t l i c h e r
Se i t e je i rgendwelche Sonderrech te eingeräumt worden, mit der
Ausnahme,
daß deutschsprachige
Schulk inder
die im Lande ents tan-
denen deutschen Schulen
3
besuchen können, in d enen
Deutsch
a l s
Unter r i ch t s sprache
e ine gewisse
Rolle s p i e l t .
Wie der
größte Tei l
der weißen
Bevölkerung Südafr ikas überhaupt ,
so
l e b t
heutzutage
auch
der
größte
Tei l
der deutschsprachigen
Einwohner in den Städten . Die Bevölkerungsballung in den Städten
begann in Südafr ika e ige n t l i c h
e r s t
in den
dre i ß i ge r
Jahren
des
20.
Jahrhunder t s , a l s in
zunehmendem Maße
e ine
Entwicklung e in -
se tz te , d ie Südafr ika in
wenigen
Jahrzehnten aus einem
Agrars taa t
in einen Indus t r i e s t aa t verwandel te . Obwohl die
deutschsprachige
Bevölkerungsgruppe in den Städten se i t he r immer
s t a rk
ve r t r e t e n
i s t ,
ist
s i e
dor t i n i h re r
Zusammensetzung
aber s t e t s im
Wandel
begr i f fen , indem s i e zwar durch immer
neue
deutschsprachige Zu
zügler
vor
a l l em aus dem Ausland einen Zuwachs e r fäh r t , an
de re r se i t s aber auch imm e r
wied
e r abbröckel t , weil deutschspra-
chige Stadtbewohner
von
der
zweiten
Generat ion an
meis t
a l lmäh
l i ch
im engl ischen
oder im bur ischen
Bevölkerungs te i l aufgehen.
Auf
dem Lande
dagegen ist d ie Zahl
der
weißen
Bevölkerung
in den
l e t z t en Jahrzehnten im al lgemeinen
entweder
d ie g le i che
gebl ie -
ben oder
hat
abgenommen. a
aber
g e s
hi
0 s sen e
d e u t s c h e
i
ed
I u n
gen
nur
in ländl ich
e n
Gegenden
6
8/17/2019 Auburger Kloss Deutsche Sprachkontakte 1979
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en ts tanden ,
hat
s ich
diese r
Entwicklungsprozeß
auch
nachte i l ig
.
auf
das
Wachstum
der
fe s t mit
dem
Boden verwurzel ten
deutschspra-
chigen Landbevölkerung ausgewirkt , und zwar urnso
ungüns t iger ,
a l s
s i ch nach dem Zweiten Weltkrieg
kaum mehr deutschsprachige
lnuni
granten auf dem Lande niedergelassen haben.
Geschlossene
deutsche
Siedlungen
wurden in Südafr ika nur durch
Einwanderer aus
D e u t s chI a n d ( in se inen Ausmaßen vor
dem Zweiten Weltkrieg) gegründet ; auch der
spä te re
Zuzug in d i e -
se Nieder lassungen stanunte f a s t ausschl ieß l ich
aus
diesem Land.
Daher venlende
ich
im Zusanunenhang mit so lchen S iedlungen Aus
drücke
wie
deutsch oder Deutscher und meine
damit
nur
auf
Deutschland bezogen
e ine
sprachl iche und abstanunungsmäßige Ver
bundenhei t , und
d ie s im
Gegensatz zu Termini
wie
deu tschspra -
chig ,
Deutschsprachiger ,
mit
denen
ich auf a l l e Länder, wo
Deutsch
gesprochen wird, bezogen
b i sher
nur eine
sprach l i che
Verbundenhei t andeute te .
Die Anfänge der
deutschen Niederlassungen
in Südafr ika gehen im
t
wesent l ichen auf d ie zwei te Hälf te
des
19. Jahrhunder ts zurück.
Als Motiv für d ie j ~ l i l i g Gründung
kam dabei
in Frage:
Kolonia
le Siedlungspol i t ik der südafr ikanischen Behörden, geschäf t l i che
Spekula t ion
pr i va t e r
Kreise oder
prakt i sche Miss ionsa rbe i t .
Viele
der Nieder lassungen haben im Laufe der Zei t durch Assimi la t ion
i h r e r Bewohner
an
eng l i s che oder bur ische Südafr ikaner den deu t -
schen Charakter
ganz
verloren , und andere wiederum bef inden s ich
heute
mehr
oder weniger in einem Zustand
der
Auflösung, wofür
die Abwanderung großer Tei le
der
deutschen Siedle r in
d i e
Städ te
mancheror t s
die ausschlaggebende Ursache war. Doch g ib t es auch
noch deutsche Siedlungen, die s ich in i h re r
Substanz
nur wenig
veränder t haben
und
in unserer Zei t
a l s
deutsche
Sprach inse ln
in
sons t
engl i schem
oder
afr ikaansem
Sprachgebie t in Erscheinung
t r e t en .
Wohl am
bes ten haben d ie
meisten
jener
Siedlungen
i h r
ur s p rüng l i -
ches Wesen bewahrt , die in Natal und in Transvaal durch d ie lu -
the r i sche er m a n n s
bur
ger M ss ion
ange leg t
worden s ind . Die Entstehung der
betref fenden
Nieder lassungen in
Nata l
c h a r a k t e r i s i e r t H.G. THORM Y R wie
fo lg t :
Die Hermanns-
17
8/17/2019 Auburger Kloss Deutsche Sprachkontakte 1979
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burger Miss ionsgese l l s chaf t • begann
ih re
Arbei t im Jahre 1854
in Nata l vl
s i e
d ie Sta t ion Hermannsburg nordös t l i ch von P i e t e r -
mari tzburg
durch ursprüngl ich
für Abessinien
bestimmte
Missionare
gründe te .
Diese wurden
von
Handwerkern und Bauern b e g l e i t e t
um
d ie
Arbe i t von Anfang
an
von Diens t le i s tungen der Schwarzen un-
abhängig zu machen
und
den
zu
bekehrenden Eingeborenen
in
Acker-
bau und Handwerk Lehrmeis ter und Vorbi lder zu geben. Im Laufe der
Jahre
nahm
der Siedlers t rom aus
Niedersachsen
und Westfa len s te -
t i g zu
und
es en t s t anden
d i e Gemeinden
Kirchhof,
Harburg,
Li l i en -
t ha l Wartburg, Münden, Verden und andere mehr.
u4
Ferner
gründe-
ten Hermannsburger Missionare und Kolonis ten im Raume
von
P i e t
Ret ie f Südos t t r ansvaa l
an
der Grenze zu Nata l e in ige weitere
Siedlungen, wie z.B.
Koburg,
Bergen
oder
Wittenberg. überdies
Itrurde durch Hermannsburger
Missionare
wei tab
von
den
genannten
Niederlassungen im west l ichen Transvaal e in
Netz
von Sta t ionen
aufgebaut .
Wohl
in
e r s t e r Linie wegen
der
großen
anfängl ichen
Nachschubschwier igke i ten
an
Menschen und
Mater ia l in d iese s t e p -
penar t igen
Weiten enb l i cke l t en s ich aber h ie r aus den Miss ions-
s t a t i one n abgesehen
von
dem 120 Kilometer west l i ch
von
Pre to r i a
gelegenen K r 0 0 n d a 1 keine
nennenswerten
deutschen
Sied-
lungen.
Die Hermannsburger
Gründungen
haben s i ch f a s t ausnahmslos
am
Le-
ben
ha l t en können, und
dazu noch in
der
Regel a l s weitgehend in -
t a k t e deutsche
Siedlungen.
Mit der
Zei t hö r te
a l l e rd ings d ie Mis-
s ions a rbe i t in
diesen
Niederlassungen ganz
auf ; doch
bes tehen
zwischen
ihnen und
der
Miss ionszentra le
in Hermannsburg Lünebur-
ger Heide) noch
immer
enge Beziehungen.
Auch heutzutage widmen
s ich d ie meis ten i h re r
Bewohner
wie eh
und
je der Landwir t schaf t .
Im
Rahmen
der
noch
bestehenden
deutschen
Siedlungen
in Süda f r ika
vor a l lem
der
be t re f fenden
Hermannsburger
Gründungen, w i l l
i ch
mich
im
folgenden
zum Brauchtum
und
zum
Schu lun te r r i ch t
in
Kroon-
da l äußern . . Dabei gehe ich auch auf
Bedingungen
e in d i e
meiner
Meinung
nach
e r f ü l l t se in
müssen, um d i e Exis tenz
der Bewohner
so lcher deutschen Siedlungen a l s Minderhei t b i s zu einem gewis-
sen
Grade zu
s i chern . Für
meine Betrachtungen
habe i ch Kroondal
desha lb
a l s Beisp ie l gewähl t ,
weil
mir d ie sp rach l ichen
und
ge
8
8/17/2019 Auburger Kloss Deutsche Sprachkontakte 1979
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s e I l s c h a f t l
i chen
Verhä l tn i s se
diese r Nieder l assu ng besonders
gu t
bekannt s ind durch Voruntersuchungen zu e i n e r Abhandlung mit dem
vor läuf igen
Ti te l Die deutsche Sied l ergemeinschaf t Kroondal
be i
Rustenburg (Westtransvaa l
) .
Ei n Bei t r ag zur Sprachinselforschung. S
Beizufügen
wäre
noch
,
daß
me
i
ne
Darlegungen
von
j e t z t
a n
im
we-
s e n t
l
ichen
auf dem
Manuskrip t
zu einem Vortrag bas ie ren , den ich
an läß l i ch der Schul ischen Arbei t sgemeinschaf t Natals
und
Süd-
os t t ransvaa ls am 9.
August
1975 in
Hermannsburg
(Nata l )
vor
Leh-
re rn und Pastoren
aus
Sied l
ungen
der Hermannsburger
Mission
ge-
h a l t e n habe.
Meine
folgenden Ausführungen s ind daher in
bezug
auf
Inha l t
und
Darbie tung zu einem
gewissen
Grade
durch d ie
In t e re s
sen
und d ie Vorkenntnisse d i e se r Zielgruppe geprägt . Das b e t r i f f t
u .a
.
auch
Angaben
demographischer
und h i s t o r i sche r
Natur
zu Kroon-
da l ,
d ie im wei te ren
nur
sporadisch in Andeutungen ersche inen ,
und d ie info lgedessen an diese r
S t e l l e
e ine r kurzen Zusammenschau
a l s
Einführung bedürfen
.
Die
e igent l i che
Gründung von
Kroondal
a l s
deutsche
Siedlung e r
fo lg te
im
Jahr 1889 , a l s fünf
Hermannsburger
Miss ionare
und
zwei
wei te re Einwanderer e ine Farm gle ichen Namens kauf ten
und s ich
h ie r
zusammen
mit ih ren
Fami l ien
n ieder l i eßen . Nie h a t dabei
Kroondal den
Sta tus
e ine r
se lbs tändigen
po
l
i t i s c he n
Gemeinde
an-
genommen : Es wird heute noch von dem ach t Kilometer wes t l i ch
ge-
legenen
Rustenburg verwal t e t . Kroondal war
und st
in
e r s t e r
Lin ie
e ine
Kirchengemeinde ,
d ie
dem Hermannsburger Flüge l der Evange-
l i s ch -Lu ther i schen
Kirche
im
Südl ichen Afrika
angehör t
. Als s o l
che zäh l t Kroondal
1978
an
d ie 600 Gemeindeglieder , von
denen
e t
wa zwei D r i t t e l
vers t r eu t
außerhalb der Nieder lassung
Kroondal
,
und
zwar vor a l lem
in
Rustenburg,
wohnen .
Das
Zentrum
der
Kir
chengemeinde
st
aber
nach
wie
vor
Kroondal
s e l b s t
,
wo
der Gottes
d i ens t abgeha l ten wird und s i ch auch d ie
deutsche
Schu l e befindet .
Zwar bes tehen mannigfa l t ige Beziehungen zwischen
den ausI'lärtigen
und
den e igen t l i chen
Kroondaler
Gemeindegliedern, mit Schwerge-
wicht auf den
dre i
Bereichen:
Famil ie ,
Kirche
und
Schule ; doch
s ind vor a l lem manche
soz ia le
und d ie kontaktsprachl i chen Umstän-
de in und außerhalb
von Kroondal
andere . Während
Kroondal a l s
qeographischer Komplex e ine l ändl iche Streus iedlung
mit kleinem
Dorfkern
und
umliegenden
Farmen d a r s t e l l t , wo s ich d i e deutschen
9
8/17/2019 Auburger Kloss Deutsche Sprachkontakte 1979
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Sied le r f a s t aussch l i eß l i ch mit Landwir t schaf t , d.h . mit dem An
bau von Tabak und
Getre ide und
mit Obstbau, beschäf t igen ,
ist
Rustenburg
heutzutage
e ine
aufs t rebende Stad t mit schon über
30.000
Einwohnern,
wobei diese - d ie Südafr ikadeutschen e inge-
schlossen -
vor a l lem
vom
Ver t r i eb
l a ndw i r t s c ha f t l i c he r Erzeug
n i sse
und vom Bergbau leben. Im e igen t l i chen
Kroondal,
auf
das
ich
mich be i meinen
Studien
in e r s t e r Lin ie
konzent r iere ,
wird
von e ine r homogenen Bevölkerung deutscher Herkunft
nur
Hoch
deutsch gesprochen; in Rustenburg dagegen, wo - wie f a s t übera l l
in Transvaal -
Afr ikaans d ie
Hauptverkehrssprache ist können
d ie
d o r t
ansäss igen
Kroondaler
ih r Deutsch
im t äg l i chen
Umgang
f a s t nur a l s Haussprache gebrauchen.
2 .
Zur
Si tua t ion
des deutschen Brauchtums in
Kroondal
Für
deutsche Siedlungen wie Kroondal , in denen d i e e ~ l o h n e r un -
t e r s i c h nur Deutsch sprechen , venlende ich
ge le ge n t l i c h
den
Aus
druck deutsche Sprachinseln . So stellt Kroondal e ine deutsche
Sprach inse l in
af r ikaansem
Sprachgebie t
dar .
Doch d ie Sprache ist
n ic h t
d ie
e inz ige Klammer, d ie beieinanderwohnende Sie d le r g l e i -
cher Herkunft zusammenhält , sondern
g le iches
Brauchtum im ~ i t -
s t en
Sinne.
Andere r se i t s
hat aber
auch
j ede Sprache Brauchcharakte r , und
zwar dadurch,
daß
z.B.
j ede Laut fo lge
und Bedeutung i rgende ines
Wortes
oder der
e inze lne
Satzbauplan auf
Trad i t ion
beruh t , d .h .
in e ine r Sprache B
r u
c h i s t ; und das Wesen der
Kommunika
t ion in e ine r best immten
Sprache
bes teh t in de r Aktua l i s ie rung
so lcher
durch
Trad i t ion
bekannte r
Bräuche
in
den
Sprechakten .
Wenn wir uns
f e rner
vor
Augen
ha l t en , daß n ich t sp rach l i che Bräu
che,
wie etwa
das
Feie rn
von Weihnachten mit einem Chris tbaum
Einzelerscheinungen s ind , j ede
sp rach l iche Mi t te i lung
aber aus
e i n e r Folge von
( 'Mikro ' ) -Bräuchen, ,6 bes teh t ,
l ä ß t
s ich
l e i c h t
abschä tzen, welche entsche idende Rolle das Sprachl iche in bezug
auf Brauchtum s p i e l t . Es s e i h ie r nur noch be ige füg t ,
daß wir
im
folgenden mit deutschem Brauchtum auch d i e deutsche Sprache
meinen.
2
8/17/2019 Auburger Kloss Deutsche Sprachkontakte 1979
22/167
Deutsches Brauchtum, das
ja g l e i chze i t i g
Vorbedingung und
Grund-
lage für den besonderen Charak ter der
be t re f fenden Siedlungen
in
Süda f r ika
i s t
kann
im wesent l ichen
nur dann
ex i s t i e ren
bzw. fo r t
bes tehen
wenn
d ie
Sprachinselbewohner gewisse Voraussetzungen
e r fü l l en .
Als e ine
der
wich t igs ten Voraussetzungen e r s c he in t mir
h i e r daß d i e Bewohner der
deutschen
Siedlungen den W i 1 1 e n
aufbr ingen
d i e
angestammte
Sprache
und Kul tur l ebendig zu ha l -
t en und auszubauen. Dabei
s ind
e ige n t l i c h zwei Dinge
notwendig ,
nämlich
d i e
Pflege deutschen
Brauchtums
im
eigenen
Kreise
und
d i e
Verte id igung desse lben
gegen
nichtdeutsches Brauchtum. Dieser
Wille l äß t
s i ch wohl
vom Einzelnen
e i n e r deutschen Sprach inse l
aufbr ingen
, wenn e r 1 s i ch besonders der deutschen Sprache und
Kul tur verbunden fühl t und 2)
auch n ich t in
seinem Inners t en
wünscht, etwas anderes zu se in
a l s
i rgendwie zum
deutschen Kul tur
kre i s gehör ig .
Eine Umfrage
be i
Schülern
der obers ten Klasse der
deutschen Schule in
Kroondal, deren
El te rn in
oder
um Kroondal
wohnen, ha t dazu i n t e r e s s a n t e Resu l ta te
g e l i e f e r t .
Von den 36
bef rag ten
Schülern diese r Kategorie fühlen s i ch 31, d .h . rund
85
im
besonderen
dem
deutschen Kul tu rk re i s verbunden,
se i es
nun a l s
Deutsche
bzw. Deutschstämmige in Südafr ika
oder
se i
es
a l s
Deutschsüdafr ikaner .
Das
k l i n g t beeindruckend.
Doch
auf
d ie
Frage
an d ie Schüle r ob s i e - f a l l s s i e d ie Wahl hä t t en - am
l i ebs t en mit dem deutschen Ku l t u rk
r e i s
verbundene Südafr ikaner
oder a f r ikaanse
bzw.
eng l i s che
Südafr ikaner
se in wol l t en ergab
s ich , daß 10 der Jugendl ichen oder 28 e ine
Exis tenz
a l s
a f r i -
kaanse oder
eng l i s ch e Südafr ikaner
vorziehen
würden.
Der
e ige n t -
l i che
Grund für das -
nennen wir
es einmal -
abweichende
\vunsch-
denken der 28
der
Befrag ten
l i e g t
v i e l l
e i c h t d a r i n
daß d iese
Jugendl ichen
n ic h t ganz den
Sinn e insehen , weshalb s i e in Südaf-
r i k a
an
deutschen
Tradi t ionen
f e s tha l t e n
so l l t en .
Daß d ie
Kinder
in d ie
deutsche Schule
ges teck t
werden,
st bestimmt für d ie Kin-
der
n ich t
Sinn genug. Vielmehr bedarf
d i e
Jugend in
diesem
Punkt
der
Aufklärung
durch
Schule und El te rnhaus ;
aber na tü r l i c h auch
fü r d ie
ä l t e r e n Sprachinselbewohner st es wicht ig daß s i e im
Fes tha l t en an
deutschen
Tradi t ionen einen Sinn
sehen
.
Die
Eins ich t d i eses S i n n s durch d ie Sprach inse lbew
ohner
st meiner Meinung nach d i e zwei te
wicht ige
Voraussetzung
für
2
8/17/2019 Auburger Kloss Deutsche Sprachkontakte 1979
23/167
das
Fortbes tehen der
deut schen Nieder lassungen in Südafr ika .
Bei
der
Frage des Sinns
sp ie len zwei
Gesicht spunkte e ine
Rol le näm
l i ch e i nen t e i l s der
Gesicht spunkt des südafr ikanischen Staa tes
be i dem
wir uns
n ich t l ange aufha l t en wollen und anderente i l s
der Gesichtspunkt der deut schen Siedle r . Beginnen
wir
mit e r s t e -
rem.
Ganz
a l lgemein g i l t daß
d i e
Exis tenz
von
deutschen Sprach
i n se ln für
den
südafr ikanischen Sta a t
solange
e inen Sinn ha t a l s
deren Fortbes tehen
für d i e
Gesamtentwicklung Südafr ikas
fö rder -
l i ch e rsche in t .
Inwiefe rn b ie t e t nun das Fortbes tehen deutscher
Sprachinse ln
für
den südafr ikanischen Sta a t Vorte i l e? Von den
verschiedenen Argumenten d ie
s i ch h ie r
anführen
l i e ße n se i
nur
eines genannt
nämlich
d ie Vermi t t lungs funkt ion der Bewohner
deutscher
Sprachinse ln . Als
südafr ikanische
Staa t sbürger
e ine r -
s e i t s
und
in
gewisser
Hins icht
zugle ich a l s
V e r t r e t e r der deutsch-
sprachigen Länder Europas s t e l l e n
s i e
ein wicht iges Bindegl i ed
zwischen
Südafr ika und eben den
deutschsprachigen
Staa ten
Europas
dar .
Welchen
Sinn ha t es aber heutzutage
für
die B e w 0 h
n e rd e u t s c
her
S p r ch
ins
eIn an
ihrem
deut schen
Brauchtum
f es tzuha l ten?
Besonders
für
j ene Siedle r
d i e
in
e ine r
der Sprachinse ln aufgewachsen s ind ist
das
Weite rbes te -
hen deut schen Brauchtums e ine Herzensangelegenhei t . Denn: Die be
st immte Sprachinsel
ist der
Heimator t
dem man
s i ch
verbunden
füh l t
und dessen
Brauchtum
im besonderen d ie Sprache man zum
mindesten bewahrt
haben
möchte. Die meis ten Menschen
s ind ja ge
fühlsmäßig
an einen Ort oder an
e ine Region
gebunden. Das kommt
be i sp ie l swe i se
in der Schweiz dadurch
zum Ausdruck daß dor t
s e l b s t nach dem Gesetz
j eder
Bürger
n ich t
in e r s t e r
Lin ie
Schwei
zer ist sondern Bürger
eines
best immten
Ortes normalerweise des
Gebur tsor tes . Ferner und das ist nun
e in
vers tandesmäßiges Ar
gument b ie t e t
s i ch
für
d ie
Bewohner
deutscher Sprach inse ln
in
Südafr ika der Vorte i l der Mehrsprachigkei t . Mit Mehrsprachigkei t
ve rhä l t
es
s ich wie
mit
einem Schraubenschlüsse l : Je mehr Schrau
benlöcher
e in
solches
Werkzeug aufweis t
umso
mehr
verschiedene
Schrauben können
damit
angefaßt werden; und je mehr Sprachen
e in
Mensch
beher rsch t umso größer kann se in mögl icher Wirkungskreis
se in .
Im
besonderen
mit
Deutsch
Engl i sch
und
Afr ikaans
ist
n ic h t
nur e ine Verständigung übera l l i n
Südafr ika
und Südwestaf r ika ge-
8/17/2019 Auburger Kloss Deutsche Sprachkontakte 1979
24/167
w ä hr l e i s t e t
sondern
s pe z i e l l Deutsch
scha f f t
- wie schon erwähnt
- e in e wicht ige Verbindung
zu Europa.
Natür l i ch
l äß t
s i ch d iese
Mehrsprachigkei t
un te r
anderem auch f i nanz i e l l
ausschöpfen,
so
etwa
im kommerziel len
Bereich
. Abgesehen von
solchem mater ie l lem
Nutzen
kann Dre isp rach igke i t
für
d ie
ent sprechenden Menschen aber
ebenso zu e ine r
Vergrößerung
i h res
ge is t igen Horizontes
be i t r a -
gen
,
haben
diese Menschen doch
Zugang
zu Informat ionsmedien
wie
Zei tungen, Büchern oder Radiosendungen aus
dre i
Kul tu rk re i sen .
Der Sinn
der heute noch bestehenden deut schen
Sprach inse ln in
Südafr ika e r g i b t s ich
vor al lem
auch aus
deren Geschichte . Be-
t rach ten wir zu diesem
Zweck
d i e Verhä l tn i s se in Kroondal . Wel-
ches
waren h i e r
d i e wicht igs ten
Umstände,
d ie zur Ents tehung bzw.
Weiterentwicklung
einer
deutschen Sprachgemeinschaf t
geführt
ha-
ben? Zunächst st daran zu
er innern
daß d ie Anfänge der deu t -
schen Besiedlung
Kroondals
im
l e t z t en
V ie r t e l des 19. Jahrhun-
der t s
auf e ine Miss ionss ta t ion der l u the r i schen Hermannsburger
Mission zurückgehen. Die l u the r i sche Kirche st
aber
wegen
der
Lutherbibel a l s i h re r wesent l ichs ten Grundlage in
hohem
Maße an
d ie deutsche
Sprache
gebunden
und
un te rsche ide t s ich
durch
d iese
s t a rke Verbundenhei t mit e ine r Sprache
von
den meis ten anderen
c h r i s t l i c h e n Glaubensr ichtungen, wie
etwa
von
der c a lv in i s t i s c he n
oder
der kathol ischen Kirche. Die l u the r i sche Kirche
in Kroondal
war
und
st daher noch heute an der Belebung bzw.
Bewahrung
der
deutschen
Sprache i n t e r e s s i e r t . Nicht von ungefähr hande l t es
s ich daher be i der deutschen Sprachgemeinschaf t in Kroondal in
e r s t e r
Lin ie
u
e ine
Kirchengemeinde. Als zwei te Stü tze der
deu t -
schen Sprache s ind h ie r
na tür l i ch d ie deutschen Sie d le r se l bs t
zu
nennen,
denen auch b i s zum heut igen Tag daran
l i e g t
im
Kreise
der
Famil ie an deutschem
Brauchtum f e s t z u h a l t e n
was
s e l b s t im Küchenzet te l zum Ausdruck kommen kann), und
den
Got tes -
d i ens t in deutscher Sprache
zu
er leben. Die l u the r i s c he
Kirche
und
d ie deut schen Sied le r bi lden a l so in bezug
auf
d ie Bewahrung
deutschen Brauchtums e ine enge In teressengemeinschaf t . Diese
In teressengemeinschaf t en tbehr t s e l b s t n ich t e ines gene t i schen
Ursprungs.
Von den s ieben Gründern der deut schen
Gemeinschaft
Kroondal waren ja
fünf Missionare , und
ungefähr 80
der
he u t i -
gen Bevölkerung Kroondals stammt von diesen Gründern und ein igen
23
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wenigen
anderen deu tschen Sied le rn
ab,
d ie
etwas
sp ä t e r hinzuka
men.
Die Kont inu i tä t deu tschen
Brauchtums e r f o r d e r t n a t ü r l i c h
en t sprechende Schulb i ldung de r Jugend l ichen . Schon 1892, d r e i
Jahre nach der
e ig en t l i ch en
Gründung Kroondals a l s deu tsche
Nie
de r l a s sung ,
wurde
dor t
d ie
e r s t e
Deutsche
Schule de r Sied le rge
meinschaf t e rö f fne t . Das deu tsche
Brauchtum
ru h t s e i t h e r
auf
d re i p f e i l e r n :
den Famil ien ,
d e r Kirche
und de r
Schule .
Nach dem
Wil len d e r
Bewohner
zur
Bewahrung e i n e r Sprach inse l und
der Ei n s i c h t der Bewohner in den
Sinn
so lche r Best rebungen w i l l
i ch noch a l s d r i t t e und
l e t z t e
Vorausse tzung für das For tbes t ehen
e i n e r
Sprach inse l
das
Z
us
m m e n
wir
k e n
s i
n e r
B
e
w
h n e r be i de r
Pf lege
und Weiteren twick lung des ange-
s tammten Brauchtums
nennen.
Abgesehen
von gemeinsamen
Leis tungen
wie
etwa d i e
Einr ichtung
und der
Bet r i eb
e i n e r
eigenen
Schule
g e
h ö r t
dazu
auch d i e
Unterha l tung
in
de r
und
fü r
d ie Gemeinschaft .
Wie
s t e h t es dami t in Kroondal? In Kroondal
g i b t
es zunächs t
e i n
mal Vere ine , so eb la e inen Spor t schü tzenve re in , e ine deu tsche
Jugendverein igung, kurz
d ie
Jugend
genannt ,
und e inen
Frau
e n-
vere in .
Ferner
wechseln
s i c h
so lche Vere ine ,
d i e
Kirche und
d i e
Schule in d e r Lei tung von ö f fe n t l i c h e n Verans ta l tungen fü r d i e
Kroondaler
Bevölkerung
ab,
wobei
d i e se
Anlässe
in de r
Regel
von
großem E r fo l g gekrön t s ind und auch zah l re iche
Gäste , vor
a l l em
deutsche ,
aus Nah und Fern an locken . Der Erfo lg d ie s e r Verans ta l
tungen ist zu einem großen Te i l da rauf zurückzuführen , daß
d i e
v e r an s t a l t en d e
Ins tanz fü r gewöhnl ich auf e ine rege Mita rbe i t
d e r ganzen Sied le rgeme inscha f t zäh len
kann. Manche
de r
V er an s t a l
tungen
s ind fü r die Kroondaler
f e s t e
Tr ad i t i o n geworden, so z .B.
i h r Deutscher Tag , der
auf
den süda f r ikan i schen F e i e r t a g
S e t t i e r s '
Day
f ä l l t ,
e in
Gemeinde
und
Schulbazar , der
norma-
l e rwe i se
im Jun i oder
J u l i abgeha l ten wird,
oder e in Schützen
f e s t ,
das
j ewei l s
einmal
irgendwann
im
Jahr s t a t t f i n d e t . Beizu
fügen
~ l ä r
noch,
daß
s i ch
s o l ch e Anlässe über
das ganze Jahr
v e r
t e i l en .
Auf den engen Zusammenhalt d e r Kroondaler S i e d l e r deutet u .a . e in e
d i e se r
Sied le rgeme inscha f t
e igen tüml iche BenennungSl eise.
Von
den J u g en d l i ch en werden a l l e
ä l t e r e n
weib l i chen Bewohnerinnen
24
8/17/2019 Auburger Kloss Deutsche Sprachkontakte 1979
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mit
Tante und a l l e ä l t e r e n männl ichen Bewohner mit OnkeZ
ange
sprochen,
wobei
d ie Alte r sg renze u a l s Tante
oder
Onkel zu ge l -
t en etwas über 20 l i e g t .
Wie
mir Herr Pas to r PAPE aus
Kroondal
e rk lä r t e geh t
d i e se r
Brauch auf
d i e
Gründerze i t der Sprachinsel
zurück,
und
zwar
wurden in
jenen
Jahren a l l e
ä l t e r e n Deutschen,
n ic h t nur d ie in Kroondal ansäss igen
so
b e t i t e l t wei l d ie e i -
genen
blut sverwandten Tanten
und
Onkel feh l t en und man s i ch d a-
her jedem der damals wenigen Deutschen in Südafr ika verwandt
scha f t l i ch verbunden fühl te .
Was n ic h t unmi t te lba r ex i s tenzwich t ig fü r
e ine
Sprachinsel ist
aber dennoch zum Gepräge
e i n e r
Sprach inse l be i t r äg t s ind
Flurna-
men,
Hausnamen
und Aufschr i f t en
in
der best immten Sprache und na
t ü r l i c h
der
Ortsname
se lbs t .
Ob\'lohl
Kroondal
ke ine
po l i t i s che Ge
meinde ist g i b t es doch e in Or t ssch i ld Kroondal . Dieser a f r i -
kaanse
Name ver rä t aber dem unvoreingenommenen
DurchreIsenden
n i ch t daß
es
s ich
u e ine
deutsche
Nieder lassung hande l t . Deut
sche Flurnamen g i b t es so gut wie keine und nur wenige Häuser
und
Farmen haben einen Namen, und dann auch n ic h t immer e inen
deutschen. Zu den deut schen Haus- oder Farmnamen gehören be s p ie l s -
weise rvoZfshöhZe Friesenhof Ste in fur t Bergheim
Heimat Haus
FaZkenburg
oder Haus
AZtonar
. Bei
s t a a t l i c h e n Einr ichtungen wie
dem
Postamt
fehlen deutsche Aufschr i f t en
und
an den wenigen Ge
schäf t en f i nde t man meis t nur a f r ikaanse und eng l i s che Beschr i f -
tungen.
Auch
inden Läden
ist kaum etwas auf Deutsch
ange
schr ieben .
In t e re s san t i s t daß
s e i t kurzem an einem Laden d ie
Firmenbezeichnung Metzgerei e r s c he in t doch paradoxerweise ge
hör t das Geschäf t einem
af r ikaansen
Südafr ikaner und d ie s e r
nennt s e in Geschäf t
zudem noch
Metzgerei
und n ic h t SchZachterei
wie
es
dem Sprachgebrauch der Mehrzahl der Kroondaler entspräche .
Diese Vernachläss igung deutscher Gebäudenamen und Anschr i f ten
s t e h t
e i gen t l i ch
in krassem Gegensatz zur sons t rege n Pflege
deutschen
Brauchtums
in
Kroondal.
Nach
meinen
b isher igen
Ausführungen
erscheinen d i e Kroondaler
f a s t a l s e ine
Art
deutsche Mustersprachinse lbewohner . Doch haben
auch
gewisse Faktoren zum
Wesen i h re r
Gemeinschaft be ige t ragen
d ie
s i c h n i c h t
oder kaum
auf Verdiens te der
Kroondaler Bevölke
rung
zurückführen
l assen .
5
8/17/2019 Auburger Kloss Deutsche Sprachkontakte 1979
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a
wäre
einmal d ie V e r k ehr s lag e
Kroondals
zu
nennen.
Kroondal
l i e g t
in e ine r abgeschiedenen Gegend; der e inz ige näher
gelegene Ort
i s t
das ach t
Kilometer
ent fe rn te
Rustenburg bis in
jüngs te Zei t
e in
unbedeutendes Nest
.
So un te rb l i eb e ine Vermi
schung der
Kroondaler
Deutschen mit der nichtdeutschen weißen
Bevölkerung der Nachbarschaf t in größerem Umfang.
Ferner
s p i e l t
die
rt
der Ein VI a n der u n g nach Südafr ika und d ie
rt der B e t ä
t g u n
g der
Immigranten in der neuen
Hei
mat
e ine Rolle.
Smle i t
mir bekannt i s t , stammen
die heut igen
Kroondaler
Siedle r entweder
von
f r e iwi l l i g nach Südafr ika ausge
wanderten Deutschen ab
oder es
handel t
s ich um in
jüngerer Zei t
f r e i w i l l i g in Südaf r ika eingewander te Deutsche d.h . die Einwan
dere r kamen n ich t a l s Flücht l inge , denen in Südafr ika
Asyl gebo
t en
wurde.
Flücht l inge
gle ichen
s ich
nämlich in
der
Regel
rascher
an die
Bräuche des
s i e aufnehmenden Gast landes an
a l s aus
f re i en
Stücken
eingewanderte Siedle r . Dazu kommt daß es s i ch bei der
Kroondaler Bevölkerung bis
vor
nicht a l l zu
langer Zei t
um
eine
re in bäuer l iche
Gemeinschaft handel te ;
Bauern
aber
hängen
für
ge
wöhnlich
s t ä rke r
an a l the rgebrach ten
Si t t en
und Bräuchen a l s
Stä d te r .
Kommen wir nun auf G e f a h ren zu sprechen die
die
Exis tenz
von deutschen Sprach inse ln in SÜdafrika
bedrohen
können. Obwohl
manche
Gefahren die man h ie r nennen könnte
mehr
al lgemeinen
Charakter haben
und
wohl
für
a l l e deutschen
Sprachinseln Südaf r i -
kas
ge l ten , e rg ib t
s ich
doch wahrsche in l ich be i j ede r der Sprach
inse ln e ine e igene Konste l la t ion gewisser Gefahren . Daher wollen
w r in diesem Zusammenhang
wiederum
d ie
spez i f i sche S i tua t ion
in
Kroondal kurz
be t rach ten .
Wie schon erwähnt l i e g t Kroondal
nur ach t
Kilometer von der
Kre iss tad t
Rustenburg
ent fe rn t .
Die Stad t Rustenburg
ha t aber in
den
l e t z t en Jahren
wegen
der
Entdeckung
von Bodenschätzen in
ih -
re r näheren und wei te ren Umgebung einen großen Aufschwung genom
men.
Direkt
an der Peripher ie
von Kroondal
befinden s ich
zwei
Minen nämlich eine Chrommine
und
eine P la t inmine, wobei l e t z t e r e
die zur Zei t
fündigs te der
ganzen
Erde
se in so l l . Bei e i ne r mög
l i chen Expansion des
Bergbaubetr iebes
auf
dem
Kroondaler Gebiet
droht
für d ie Sprachinsel die
Gefahr des
a l lmähl ichen
Verschwin-
26
8/17/2019 Auburger Kloss Deutsche Sprachkontakte 1979
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dens des
mit dem
Deutschtum
besonders
verbundenen Bauerns tandes
und
be i e ine r ~ l i t r h i n
so
raschen
Ausbrei tung Rustenburgs
wi rd
in absehbare r Zei t auch d ie Gefahr des vö l l igen
Aufgesogenwerdens
durch
d iese Kre i ss t ad t
akut .
Letz tgenannte
Gefahr
wird
noch durch
den
Umstand g e fö rd e r t
daß
Kroondal
keine
po l i t i s che Gemeinde
i s t .
Wohl a l s Ausdruck d ieses Näherrückens
von Rustenburg f inden
wir in
der Kirchgemeinde Kroondal heutzutage
immer mehr Ehe
schl i eßungen zwischen deut schen Kroondalern und n ich tdeu tschen
Südafr ikanern
zu
einem guten
Tei l
aus Rustenburg aber auch aus
anderen
Gegenden Südafr ikas . Dadurch kann es mit der Zei t
zu
e i -
ner f r i e d l i c he n Aushöhlung des deutschen Brauchtums in Kroondal
kommen
f a l l s
d ie neuen nichtdeutschen
Kroondaler
n i ch t
e n t sp re -
chend in das deutsche Brauchtum vor a l l em auch in d ie
deutsche
Sprache e ingeführ t werden. Als
l e t z t e s s e i
h ie r noch auf d ie
Gefahr verwiesen d ie s i ch aus dem
Umstand e rg i b t
daß d i e Jugend
l i chen
Kroondals
d ie
e ine höhere Schulbi ldung ans t reben
in E r-
mangelung
e ine r
deut schen Höheren Schule in
Kroondal
meis t d ie
a f r ikaanse Höhere Schule in Rustenburg besuchen wodurch d i e jun-
ge
In t e l l i genz
Kroondals zu einem gewissen Grade dem
deutschen
Brauchtum ent f remdet
wird.
Noch
haben
wir
uns
n ich t
eingehender mi t
der
d e u t s c h e n
prache
in den
deutschen prachinseln
S ü d a f r i k a s ause inandergese tz t .
Das
wollen wir j e t z t am
Beisp ie l Kroondals
nachholen. Wie schon
eingangs
erwähnt s tam
men d ie Hermannsburger S i e d l e r
vorwiegend
aus Niedersachsen und
Westfalen.
Entsprechend war deren
Umgangssprache ursprüng l ich
Niederdeutsch . Die Kroondaler
aber
gaben
ih r Niederdeutsch
wegen
der Gefahr des vö l l igen Untergehens im nahverwandten Afr ikaans
ba ld zu
Gunsten von
Hochdeutsch
auf
so
daß schon
d i e zwei te
Ge
nera t ion der
Kroondaler
Sied le r
kein Niederdeut sch
mehr sprechen
konnte und d ies im Gegensatz zu
den
meisten anderen Hermanns
burge r Gründungen wo man sp rach l i ch vor al lem mit dem s t ä rke r
verschiedenen Engl i sch
im Kontakt s tand. Trotzdem ha t das Hoch
deutsch in
Kroondal
gewisse
niederdeutsche
Eigentüml ichke i ten
be ibeha l t en
s e l b s t
ungeachte t der Tatsache daß
d i e Mehrzahl
der
spä te ren Zuzügler
aus
hochdeutschen Gegenden
kam.
In
bezug
auf
se inen n iederdeutschen Einschlag
weis t
das Kroondaler
Hoch-
7
8/17/2019 Auburger Kloss Deutsche Sprachkontakte 1979
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deutsch besonders
v i e l e
Ähnl ichkei ten
auf
mit demjenigen, das h eu t
zutage
in
der Lüneburger
Heide
verwendet wird
. Nach
der
Ortschaf t
Hermannsburg
in der
Lüneburger Heide,
dem Zentrum der Hermannsbur-
ger Mission,
wollen
wir d ieses Deutsch Hermannsburger Deutsch
nennen.
Dabei
lassen
s ich
zwei
Sprachschichten unte rsche iden: e ine
umgangssprachl iche
Form a l s All tagssprache und eine hochsprachl i
che Form a l s Pred ig t - und Schulsprache.
Bei
beiden
Sprachschichten
ze igen s i ch d ie Regionalzüge,
wie
s i e eben zu einem guten Tei l dem
Deutsch der Lüneburger Heide
e igen
s ind , vor a l lem in der Ausspra-
che
und im Wortschatz . So
sag t
be i sp ie l swe i se der durchschn i t t l i
che Kroondaler s -p i
t
ze r
S - t e
in im Gegensatz
zu
dem südl icheren
hochdeutschen s ch -p i t z e r ch - t e i n oder Sch lach te r
gegenüber
süd-
l i cherem t z g
er .
Doch
e ine
Sprache, d ie
von i h re r he imat l ichen Wurzel l o s ge lös t
i s t , en twicke l t s i ch in e ine r
neuen Umgebung
anders a l s s i e s i ch
g l e i c h z e i t i g in der Heimat
en twicke l t .
Das
s i eh t man be i sp ie l swe i
se in großem Haßstab
beim
kanadischen
Französ isch
im Vergle ich zum
Französ i schen
Frankre ichs
oder beim
amer ikanischen
Engl i sch im
Vergle ich
zum br i t i s c he n Engl isch.
So
haben
s i ch
ebenfa l l s d i e
Hermannsburger
Umgangssprache
und
Hochsprache in Kroondal von
den
entsprechenden
beiden
Sprachschichten
der
Lüneburger Heide
zu
einem gewissen Grade wegentwicke l t ,
und
zwar haup tsäch l ich wegen
der
t e i lw e i s e anderen
Umweltbedingungen in Südafr ika . Dazu
gehör t
besonders auch, daß das Hermannsburger
Deutsch
Kroondals
während
se ines
über
90- jähr igen
Bestehens (1976)
vor
a l lem
durch Afrikaans
und in ger ingerem
Maße
auch durch das südaf r ikan i sche
Engl i sch be-
e i n f l u ß t worden i s t .
Diese
Beeinflussung durch Afrikaans wurde und
wird dadurch e r l e i c h t e r t , daß das
Hermannsburger Deutsch Kroon-
da l s
und Afrikaans
sehr nahverwandte Sprachen
s ind . Denn: Das
Hermannsburger
Deutsch an s i ch we i s t
schon
e inen s ta rk
wes tn ie
derdeutschen
Einschlag auf , und das Afr ikaanse a l s Nebensprache
des Nieder ländischen könnte man im Hinbl ick auf se in e
wei t re ichen
den
Ähnl ichkei ten
mit dem
Westniederdeutschen summarisch
a l s e ine
westniederdeutsche
Sprache
bezeichnen.
Das
Best reben
der Kroondaler , ih r Deutsch auf umgangssprachlicher
und
hochsprachl icher Ebene möglichst re in
zu
ha l t en , wird s e l b s t -
8
8/17/2019 Auburger Kloss Deutsche Sprachkontakte 1979
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vers t änd l i ch dadurch
erschwert , daß
d i e Kroondaler normalerweise
t ä g l i c h gezwungen s ind ,
Afr ikaans zu sprechen,
zu hören, zu
schre iben
oder zu
l esen , und
d ies
be i sp ie l swe i se mit Bantuange-
s t e l l t en , in
Geschäf ten, beim Anhören von
Radiosendungen,
im
s c h r i f t l i c h e n Verkehr mit Behörden oder
beim
Lesen
von
Zei tungen.
Wie we it
der e inze lne Kroondaler se in
Deutsch und
Afr ikaans aus
e inanderzuhal ten vermag, hängt na tü r l i c h
s t a rk
von
seinem Sprach-
t a l e n t
und von
se i n e r Schulbi ldung ab. Ers taun l icherweise
sp re
chen
aber
t rotzdem
v i e l e
Kroondaler s e l b s t im
a l l t äg l i chen
Umgang
mit i h resg le i chen
e in
zieml ich
re ines
Hermannsburger
Deutsch ,
d.h .
mit
r e l a t i v
wenigen vermeidbaren af r ikaansen In te r fe renzen ,
wie z.B.
von
der Art ic h
ge
b e n ic h t um (entsprech'end
af r ikaansem
ek gee nie om n ie
für
es mach t mi r n i chts au s .
Mit
dem Fes tha l t en an
der deutschen
Mut te rsprache in deutschen
Sprachinseln ist noch
e in
besonderes
Problem
verbunden. Gelegent -
l i ch
hör t
man von Deutschsprachigen in deut schen Sprach inse ln
Südafr ikas d i e Klage,
s i e
füh l t en s i ch mit ihrem Deutsch a l s Mut-
t e r sp rache
iso I i e r t
obwohl
d ie
Betre ffenden auch
der a f
r ikaansen und engl i schen Sprache mächt ig s ind .
Worauf
beruht nun
Iolohl d ieses Gefühl d e s
I so l i e r t s e ins? Spä tes tens s e i t d e m Ersche i
nen der
Publ ika t ion
Mut te rsprache und Geis tesbi ldung von L O
WEISGER ER ist es
bekannt ,
daß j ede
Sprache
d ie Welt auf e igene
Weise g l i e
der t ,
oder mi t
anderen Worten:
e in
e igenes Weltbi ld
e n t wi r f t , und
daher
a l s
Mut te rsprache das
Denken der entsprechen
den
Menschen in hohem Maße
bee inf lußt . Das
kommt in e r s t e r Lin ie
im
Wortschatz zum Ausdruck. Während
man
etwa den
B e g r i f f 'Zei tmes
-
se r ' im
Deutschen mit
Uhr benennt , sag t der
Engl i schsprachige
für
den Zei tmesser , den e r am Handgelenk
t r ä g t , wat
c
h
und für a l l e
anderen
Zei tmesser c toc
k.
Umgekehrt un te rsche ide t das Deutsche
be i sp ie l swe i se zwischen r a t t e n
und
s tü r zen wo
das
Engl i sche nur
das
Verb to
ra
t Z kennt . S e l b s t v e r s t ä n d l i c h drück t
s ich jedermann
am l i e b s t e n und bes ten in se ine r
Mut te rsprache
aus ,
d i e
eben se in
Denken schon in
hohem
Maße vorformt . Doch d ie deutschen Sprachin-
selbewohner Süda f r ika s müssen
immer
wieder auf Afr ikaans oder
Engl i sch
umschal ten und dabe i i h r e
Gedanken
gle ichsam in e in
an-
deres
Wel tb i ld umsetzen, um
r i c h t i g
vers tanden oder zum mindesten
in
gewissen
Fäl len n i ch t be lä c he l t
zu werden. Das Gefühl des
I so-
9
8/17/2019 Auburger Kloss Deutsche Sprachkontakte 1979
31/167
l i e r t s e in s mancher deutscher Sprachinselbewohner grUndet daher
wohl auf zwei Tatsachen: 1 auf dem Bewußtse in , d ie e igene Spra
che
außer im
engs ten Kreise
nur
se l ten
gebrauchen zu können, und
2 auf der Ahnung, in den meisten Kommunikat ionssi tuat ionen auf
Afr ikaans oder Engl i sch
das
e igene
durch d ie
deutsche
Sprache
geformte
Gedankengut in e ine fremde gedankl i che
Form
umgießen zu
mUssen.
3 . Zum deutschsprachigen Schu lun te r r i ch t in Kroondal
Bevor wir zu
den
e igen t l i chen
Problemen
des
deutschsprachigen
Schu lun te r r i ch tes in
deut schen
Sprachinse ln wie der von Kroondal
eingehen, wol len
wir
kurz e in ige
al lgemeine
Bet rachtungen zu den
deut schen Schulen SUdafr ikas
ans te l len .
Wie im 1. Tei l d i eses
Aufsatzes
im
Zusammenhang mit
deutschen
Sprach inse ln
erwähnt wur
de, haben d ie deut schen Schulen fUr d ie deut schen Sprach inse lbe-
wohner vor al lem den Zweck, d ie
ge i s t i ge
Erziehung
d e r Kinder in
an
deutschem Brauchtum
o r i e n t i e r t e
Bahnen zu
l enken,
um
so dem
deut schen Brauchtum
Kont inu i tä t
zu verschaffen .
Dies
bedingt
aber daß s i ch fUr d ie Kinder der deutschen Sprachinselbewohner
e ine
deutsche
Schule
in e r re i chbare r Nähe bef inde t wobei es
n ich t
nur
um
den Typus
der Volksschule ,
sondern
auch
um den
Typus
der
Höheren
Schule geht . m Beisp ie l Kroondal haben wir gesehen,
daß in Kroondal wohl e ine deutsche Volksschule , abe r keine deu t -
sche Höhere
Schule
b e s t e h t
so daß
d ie Kroondaler Kinder , d i e
eine höhere Schulbi ldung ans t reben d ie
af r ikaanse Höhere Schule
in Rustenburg besuchen
müssen.
Doch
mit
der Frage des
Standor tes
e ine r deut schen
Schule
und der Frage der Spez ia l i s i e rung auf e i -
nen
Schul
typus
bzw.
der
Führung
be ider
Schul typen
st
natUr l ich
auch
d ie Frage der Finanzierung verbunden, und auf diesen Fragen
komplex wollen wir im fo lgenden
kurz
eingehen.
Bestimmt hängt d ie Exis tenz
j eder
Schule mit Sonders ta tus so
auch der
deut schen Schulen SUdafr ikas, in e r s t e r Lin ie von den
f i n a n z i e l e n i t tel n ab, d ie i h r zur
VerfUgung
s t e -
hen. Und
damit s t e h t natUr l ich
d ie
SchUlerzahl
in einem
engen
Zu
sammenhang,
wei l
man ja
n der
Regel auf d i e Schulg e
l de r
angewie-
3
8/17/2019 Auburger Kloss Deutsche Sprachkontakte 1979
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sen ist
. Manche
k le ine re
deutsche
Schule auf
dem Lande wie die
von Kroondal die es na tü r l i c h
h i ns i ch t l i ch
e ine r genügenden
Schülerzahl schwerer haben a l s deutsche Schulen in
den größeren
Städten Südafr ikas
haben
daher e in
Schülerheim
e i nge r i ch t e t u
den Mangel an
or t sansäss igen
Schülern durch
auswär t ige
Schüler
auszugleichen. Doch
d ie
Schulgelder
re ichen n ie aus u a l l e
Ko-
s ten zu decken
und
se lbs t wo der
südaf r ikan i sche
St aa t noch
Zu-
schüsse l e i s t e t
b le ib t
doch e in
Manko im Budget bestehen. Aber
d ie Hauptbedingung
u
noch
von d r i t t e r
Se i t e Unters tü tzung
zu
bekommen
ist
in der Regel
ein
e g e n ü g e n
de
c h ü 1 e r
z a h 1 durch die
aber vor
al lem
k le ine re
deutsche Schulen
in
i h r e r Exis tenz bedroht
werden
be i
denen
s i ch d ie
Schülerzah len
im
Lauf der J ah re
auf -
und
abbewegen können.
Damit aber
möglichst
jede bestehende
deutsche
Schule in Südaf r ika zu j eder Zei t
über
e ine
genügende
Anzahl Schüler
ver fügt
u
von
d r i t t e r Se i t e
Un-
t e r s tü tzung zu empfangen lohnt
es s i ch wahrschein l ich
daß
d ie
deutschen
Schulen in Südafr ika in
bezug
auf
Schülerzah len
reg io
nal und in
gewissen Fäl len sogar
überregional zusammenarbeiten.
Eine v ie l l e i c h t gangbare Lösung d ieses
Problems
sehe i ch in
e ine r
gewissen
Rot a t ion
von
Schülern an deutschen
Schulen
die
möglichs t
nich t a l l zu
wei t en t f e rn t voneinander l i egen . Für d ie
bestehenden deutschen
Schulen
in
bestimmten
Regionen
Südafr ikas
würde
das Konzent ra t ion und Spez ia l i s i e rung bedeuten. Was ist da-
mit
gemeint? Es
g ib t
wohl
in
manchen
Gegenden Südafr ikas zu v ie l e
deutsche
Volksschulen. Andere r se i t s
sche in t an deutschen Höheren
Schulen
ein Mangel
zu
herrschen. Unter
K n
zen
t rat ion
vers tehe ich nun d ie
Schl ießung
e ine r
deutschen
Volksschule pro
Region
in der
es genügend
v i e l e deutsche
Volksschulen g ib t un
-
t e r g l e i chze i t i ge r Einr ichtung
e i ne r
regionalen deutschen Höheren
Schule
in
der auf
diese
Weise
leers tehenden
deutschen
Volksschule.
Mit
S
p e
z i a 1 i sie run g andere rse i t s meine i ch
daß
in
e i ne r deutschen Schule nach Möglichkei t nur ein Schul typus ange-
boten
werden so l l e so fe rn in Reichwei te
eine
deutsche
Schule e i
nes ergänzenden
Schul typus
l i eg t . Zur Vervol l s tändigung se i h ie r
noch be ige füg t
daß
deutsche Schulen
in
Südafr ika
d ie we i t
en t
f e rn t von anderen deutschen Schulen l i egen na tü r l i c h be i
der
ge-
sch i l de r t en Konzent ra t ion
und Spez ia l i s i e rung
auszuklammern
s ind
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ja
daß solche i s o l i e r t e
deutsche
Schulen f a l l s s i e zur Zei t nur
Pr imarschu lun te r r i ch t anbie ten
be i genügend In te ressen ten
in
Zu-
kunf t
auch
e ine Höhere
Schule
e in r i c h t e n so l l t en damit auf d iese
Weise mögl ichs t a l len i n t e r e s s i e r t e n deutschsprachigen
Jugend l i -
chen
d ie
Gelegenhei t geboten wird
auch
e ine
höhere
Schulbi ldung
mi t t e l s deutscher
Unte r r ich t s sprache
erwerben
zu
können.
Im Be-
r e i c h der Höheren Schulen b e s t e h t übrigens in Süda f r ika noch e ine
Markt lücke.
Bekannt l ich wird
das südaf r ikan i sche
Abi tur in Deutsch
l and
und in anderen Ländern
Europas
n ich t
anerkannt .
Es würde s i ch
daher
v ie l l e i c h t
lohnen
e ine
Höhere Schule
nach dem Muster der
Bundesrepubl ik
e inzur i ch ten
deren Standor t
am
bes ten
in e ine r
der
größeren Städ te
Südafr ikas se in
s o l l t e wo es vor a l lem
auch
v i e l e po ten t i e l l e Rückwanderer nach den deutschsprachigen Staa ten
Europas
g i b t
oder Deut schsprachige
d ie
ih re
Kinder
an
e ine r
kon-
t inen ta leu ropä i schen
Univers i t ä t s tud ie ren l a s sen wol len .
Von nun an werden
wir
uns nur noch mit Pro b I e m en e s
d e u t s c h s p r ach i
gen
S c h u I u n t e r r
ich
t s befas -
sen und
zwar vor
al lem ausgehend
von der
Si tua t ion in der deu t -
schen Schule in Kroondal .
Wie schon an anderer Ste l l e
erwähnt
ruht
in
Kroondal
das deu t -
sche
Brauchtum
auf
den
dre i
Säulen:
deu t schsprach ige
Fami l ien
lu the r i sche Kirche und
deutsche Schule und
in d iesen
dre i
Krei -
sen wird
na tü r l i c h auch d ie deutsche Sprache gepf leg t . Doch ~ e n n
wir un te r Sprachpf lege d ie Pflege e ine r vo rb i ld l i chen Sprachform
vers tehen
so scheiden
d ie
Famil ien
zu
einem
gewissen
Grade a l s
Vorbi ld
aus wei l
man s i ch im Kreise der Fami l i en fü r
gewöhnlich
wohl
übera l l
auf der
Welt e i n e r
weniger anspruchsvol len Sprach-
form
bedient .
So kommt vor a l lem der
deut schen Schule d ie wich t i -
ge Aufgabe
zu
den Jugendl i chen
e in einwandfre ies
hochsprach l i -
ches Deutsch beizubr ingen . Dessen Erle rnung
e r fo rde r t
aber Zei t
und
da
eben
d ie Schule hierzu
den
einzigen
Ort d a r s t e l l t
i s t na-
t ü r l i ch d ie nzahl der Schulstunden wich t ig
in
denen
d ie Schüle r mit Deutsch
in
Berührung
kommen. Dabei
meine
i ch n ich t
nur
d ie e igen t l i chen
Deutschstunden
sondern d ie Schul -
stunden a l l e r Fächer d ie auf Deutsch
un t e r r i ch t e t
werden. Der
Schulvors tand der
Kroondaler deut schen Schule i s t
s i c h na tü r l i c h
der
Notwendigkei t bewußt in mögl ichst v ie len Stunden Deutsch a l s
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Unter r ich t s sp rache
~ i n z u s e t z e n
und
i s t im Rahmen
d e r
Schulgese t
ze von Traansval h i ns i ch t l i ch der Unter r i ch t s sprache zu e ine r r e -
l a t i v
glückl ichen Lösung
gekommen. Wie
der Lehrplan
von 1974 ze ig t
wird ~ s zum
Ende
des 4. Schul jahres in
a l l en
Fächern
deutsch ge
sprochen
und danach
vom 5. b i s 8.
Schu l jah r nimmt Deutsch
im
Vergle ich
zu
Afrikaans a l s
Unterr ichtssprache
noch immer
e ine do-
minierende Ste l lung
ein .
Als
wBseht l ich weniger
glückl ich
e rwei s t
s ich
dagegen der Umstand
daß der
Afr ikaansun te r r i ch t
schon mit dem 2. und
der
Engl ischun-
t e r r i c h t
schon mit
dem 3.
Schul jahr beginnt ;
aber
h ins i ch t l i ch
des U n t e r r i c h ~ s p e n s u m s der
L a n d e s s p r a ~ h e n Südafr ikas b l e i b t
dem
Schulvorstand
of fenbar keine andere Wahl.
Wohl ist in
Südafr ika
Deutsch im Gegensatz zu Afrikaans oder
Engl isch
keine Landesspra
che;
t ro tzdem sche in t
in diesem
Zusammenhang ein
Vergle ich mit
der v ie r sp rach igen Schweiz in
/ bezug auf das dor t ige
Verhä l tn i s
.von mutte rsprachl ichem
und
n ich t
muttersprachl ichem
Unter r i ch t
in
Landessprachen
angebracht zu se in.
In der
Schweiz
wird meines
Wissens ni rgends vor
dem
5. Schul jahr mit
dem Unte r r ich t
e ine r
2.
Landessprache -begonnen. Ebenso wicht ig wie
der
spä te re
Beginn
des
Fremdsprachenunter r ichts ist aber
auch
daß der Unte r r ich t der
Muttersprache - mit Ausnahme
von
Rätoromanisch - in den versch ie -
denen schweizer ischen Landes te i len s t e t s den
Vorrang gegenüber
dem
Fremdsprachenunter r icht genießt
was dadurch
zum
Ausdruck
kommt
daß
die U n t e r r
ich
t s s tun d e n z a h I der
Muttersprache
in
der
Regel doppelt
s o
hoch
angesetzt wird
wie die der nz l-
n e n F r e m d s p r ach
e
Auch in Kroondal nimmt nach Einse t
zen des
Fremdsprachenunter r ichts die
deutsche
Muttersprache
s tun-
denzahlmäßig eine Vorzugss te l lung e in
doch
vom 5. b i s zum
8.
Schu l jah r
wird
von
diesem
pr inz ip l e i de r
abgegangen.
Wie Sprachpsychologen f e s tg e s t e l l t haben beher rschen junge Men-
schen in der Regel e r s t im Alter von ungefähr vierzehn Jahren e i -
nigermaßen bef r ied igend ih re
Muttersprache
f a l l s s i e s tändig in
i h r e r Heimat wohnhaft s ind .
Die
Kroondaler Kinder können
aber
in
diesem Al te r
-
nach Abschluß
der
acht Jahre Volksschule
-
unmög-
l i ch die deutsche Sprache auf e ine solche Weise in den Gri f f be-
kommen wei l eben i h re Möglichkei ten im t äg l ichen
Leben in
der
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südafr ikanischen Umwelt
i h r
Deutsch
ent sprechend
anzUl',enden
und
einzuüben,
s t a rk begrenz t
s ind
und
s i ch d
Recommended