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Centre for Classical Studies at the Institute of Philosophy of the Czech Academy of Sciences is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Listy filologické / Folia philologica. http://www.jstor.org Centre for Classical Studies at the Institute of Philosophy of the Czech Academy of Sciences Zur Existenz des Kolonats im römischen Dalmatien Author(s): KAREL KURZ Source: Listy filologické / Folia philologica, Roč. 92, Čís. 3 (1969), pp. 260-263 Published by: Centre for Classical Studies at the Institute of Philosophy of the Czech Academy of Sciences Stable URL: http://www.jstor.org/stable/23466343 Accessed: 12-08-2015 10:37 UTC Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at http://www.jstor.org/page/ info/about/policies/terms.jsp JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. This content downloaded from 143.50.152.28 on Wed, 12 Aug 2015 10:37:49 UTC All use subject to JSTOR Terms and Conditions

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Zur Existenz des Kolonats im römischen Dalmatien Author(s): KAREL KURZ Source: Listy filologické / Folia philologica, Roč. 92, Čís. 3 (1969), pp. 260-263Published by: Centre for Classical Studies at the Institute of Philosophy of the Czech Academy

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Zur Existenz des Kolonats

im römischen Dalmatien

KAREL KURZ (PRAHA)

In der Landwirtschaft der römischen Kaiserzeit verwendete man anfangs vorwiegend die Arbeitskraft von Sklaven, nach und nach erlangte aber das Kolonatssystem das Übergewicht: — der allgemeine diesbezüglich verlaufende Trend läßt sich mit Sicherheit für das Imperium als Ganzes

festlegen;1 — die Existenz des Kolonats, nicht schon sein Entwicklungs prozeß, kann zuverlässig nur für einige Provinzen nachgewiesen werden, von denen sich markante Belege erhalten haben;2 — die Existenz des Kolonats wird schließlich in jenen Provinzen angezweifelt, woher sich keine Angaben oder nur spärliche Belege erhalten haben (vgl. ferner

hauptsächlich für Dalmatien, bzw. Pannonien). Aus dieser schematischen Übersicht über die Problematik kann folgende Frage abgeleitet werden:

korrigiert der Mangel an verläßlichen Belegen hinsichtlich der Existenz des Kolonats in einigen Provinzen unsere Vorstellung vom Verlauf des

allgemeinen Prozesses von der Sklavenwirtschaft zum Kolonat in diesen Gebieten? Ferner — existierte der Kolonat in diesen Provinzen tatsäch lich nicht oder hatte er lediglich einen unbedeutenden Platz im System der Produktionsbeziehungen in gewissen Teilen des Imperiums? Dem Wesen des angedeuteten Problems kann man meines Erachtens durch eine Darstellung der Situation im römischen Dalmatien, bzw. Pannonien,

näherkommen.

Der Kolonat in der römischen Provinz Dalmatien ist vorderhand in den historischen Quallen nicht direkt nachgewiesen. Die einzige epigra phische Angabe, aus der man einen Schluß auf die Existenz des Kolonats in dieser Provinz ziehen könnte, ist Gegenstand einer berechtigten Dis kussion: — der Epigraphiker Alföldy übernimmt die Lesart col(onorum seruusj oder einfach col(onus), woraus sich ergibt, daß in der Umgebung von Aquae S[ulphureae] (d.h. von Ilidza bei Sarajevo) colonl existier

ten;3) — der Epigraphiker Vidman erhob gegen diese Interpretation berechtigte Einwendungen, als er abzuleiten suchte, man könne hier eher die Lesart colfoniae servus) anbringen. Er verwies hierbei passend auf die Analyse Pasalics hinsichtlich des Statuts von Aquae S ..., was

1 Dazu vgl. ζ. В. J. В u г i a η, Vliv otrokäfskych vyrobnich vztahü na vyvoj kolonätu, Sbornik historicky 2, Praha 1954, 39—56; P. Oliva, Poöätky krise otrokärskeho rädu υ rimske fisi, Sbornik historicky 3, Praha 1955, 54—56; ders., Pannonia and the Onset

of Crisis In the Roman Empire, Praha 1962, 82—87. 2 Besonders für Africa vgl. M. Rostovtzeff, The Social and Economic History

of the Roman Empire, Oxford 19572: I 327, II 686 (A. 87). Weiter s. auch ζ. B. J. В ur i a n, op. cit., 50—51. Im Rostovtzeffs Werk werden auch die Quellenangaben für die anderen Provinzen angeführt.

3 CIL III 13858: Apollinfi] Tadeno / Charmidis / col(oniae) d(onum) dfedit/. G. А 1 f ö 1 d y, Bevölkerung und Gesellschaft der römischen Provinz Dalmatien, Buda

pest 1965, 162 (A. 53).

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ZUR EXISTENZ DES KOLONATS IM ROMISCHEN DALMATIEfJ

Alfoldy nicht berucksichtigt hatte.4 Vidman absolutisierte aber die epi graphische Argumentation und gelangte in der historischen Ebene in diesem Zusammenhang zuř Ansicht, es sei zwaifelhaft die Existenz des Kolonats in Dalmatien und iiberhaupt im Donaugebiet in Erwagung zu ziehen.s

Methodisch kann sicherlich als bezeichnend angesehen werden, daĎ die Epigraphiker aus „ihrem Material" vollig gegensatzliche Schluft folgerungen ableiten: der Kolonát hat entweder existiert oder hat nicht existiert (alles hangť lediglich von der Interpretation der Abkiirzung coZ. in der angefiihrten Inschritt ab). Hingegen erfordert die historische interpretation dieses komplizierten Problems eine komplexere und so zusagen vielleicht auch bedachtsamere Einstellung. Als charakteristisch kann in diesem Zusammenhang die Ansicht Olivas angesehen werden, die er fiir die Verhaltnisse in Pannonien aussprach: — durch Interpreta tion von Quellen mit allgemeiner Aussagereichweite (haupísSchlich von Rechtsquellen) gelangte er zu der eindeutigen Schlufitolgerung vom fortschreitenden Obergewicht des Kolonats;6 — bei der Analyse der epi graphischen Belege aus Pannonien zog er wohliiberlegt die epigraphi schen Ausfiihrungen Mócsys und Vidmans in Betracht;7 — trotzdem gibt er schlieftlich seiner ÍJberzeugung dahingehend Ausdruck, daft der Kolo nát in Pannonien letzlich doch das Obergewieht iiber die Sklavenwirt schaft gewann.8 — Angesichts der synthetischen Darstellung der ge samten Wirtschaft im romischen Pannonien hatte er allerdings keine Moglichkeit, sein Vorgehen detaillierter zu begriinden. Ich mochte daher an dieser Stelle kurzgefaftt Erwagungen iiber die Moglichkeit einer histo rischen Interpretation des Kolonats auch in jenen Provinzen anstellen, wo direkte Beweise nicht verfiigbar sind.

Als Ausgangspunkt bei der Erwagung hinsichtlich der Existenz des Kolonats in den Provinzen dieses Typs — konkrét gesagt, in Dalmatien und Pannonien — mufi der gegenwartige Forschungsstand angesehen werden. Die Inschriften, die allein Licht in dieses Problém bringen konnten, sind entweder strittig oder treffen iiberhaupt keine Aussage von den coloni; schlieMich muft betont werden, daft die Wahrscheinlich keit neuer iiberraschender Funde im groBen und ganzen gering ist. Der Teufelskreis kann meines Erachtens nur durch eine neue Einstellung zum Komplex aller bekannten Quellen durchbrochen werden. Eine kom plexe wirtschaftsgeschichtliche Analyse der einzelnen Landschaften in der Provinz — in unserem Fall in Dalmatien oder Pannonien — kann meines Erachtens verlaftliche Stiitzpunkte itir die Beantwortung der Frage liefern, ob hier der Kolonát existierte oder nicht.

Konkrét gesagt: in Síidostpannonien, in der Umgebung von Sirmium, kann man mit Fug und Recht ein unter der autochthonen Bevolkerung

4 L. V Id ma η, Byli υ Podunají kolonové?, Zprávy Jednoty klasických filologů 6, Praha 1964, 181—185. Si auch ders., Der Kolonát in den Donauprovinzen und dle,. Epigraphik, Helikon 2, 1962, 635—639. — E. Pašalič, Rimsko naselje и Ilidži kod

Sarafeva, Glasnik Zemaljskog Muzeja N. S. 14, 1959, 116. Zu dieser Inschrift vgl. auch M. Pavan, Ricerche sulla provincia romana di Dalmazta, Venezía 1958, 35. i

■ 5 L. V1 d m a n, op. cit. (1964) 182, 184; ders., op. cit. [ 1962), 638—639. 6 P. Oliva, op. cit. (1962), 82—87.

l ibid; 347. .·.=■·; j' V-i u: л '« 8 Ibtd., 348. Methodisch wichtig ist vor allem folgende Feststellung: „The Status óf

the Pannonian peásants does not seem t crha ve differed much from that of the coloni."

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KAREL KURZ

angewandtes Kolonatssystem voraussetzen, die am ehesten auf rdmischen GehĎften (villae) arbeitete9 — hingegen kann in Siidostdalmatien, in der Umgebung des heutigen Konjic, ein Bodeneigentumsrecht bei den lokalen Bewohnern nicht einmal verhaltnismafiig weit iiber die Kaiserzeit hinaus ausgeschlossen werden.10 Fiir diese Vorstellung bieten meines Erachtens zwei Komplexe historischer Tatsachen eine dementsprechende Stiitze: — die Existenz der romischen Kolonie Sirmium und demgegeniiber die Nichtexistenz eines romischen Stadtzentrums in der Umgebung von Kon jic; — im allgemeinan wenig markante AuBerungen eines autochthonen Substrats in der Kaiserzeit in der Umgebung von Sirmium und dem

gegeniiber eine vitale Kontinuitat des indigenen Elements in der Um gebung von Konjic. Schliefilich darf man die SpeziíitĚt der Entwicklung in diesen beiden Gebieten in der vorromischen Zeit nicht ubersehen: die verhaitnismSBig sozial unentwickelte Bevolkerung in der Umgebung von Sirmium im Gegensatz zum sozial-okonomisch fortgeschrittenen Milieu in der Umgebung von Konjic.11 Durch Kombination dieser einander strukturell bedingenden Erscheinungen kann man meines Erachtens zu der obangefuhrten Vorstellung gelangen: in der Umgebung von Sirmium war unter der urspriinglichen Bevolkerung wahrscheinlich vor allem der Kolonát verbreitet; in der Umgebung von Копдс existierte vielleicht ein Bodeneigentum unter den lokalen Bewohnern, auch wenn hierher der rčmische Einflufi aus der relativ nahegelegenen Stadt Narona reichte.12

Beweise unci vor allem eine logische Begrundung fíir diese Ansicht habe ich bereits friiher geliefert. Ich bin aber der Meinung, daB auch die abgekiirzte Vorbringung dieser Argumentation den Gedanken dahin gehend untersttitzt, dafi die Existenz des Kolonats nicht von der Hand gewiesen werden kann, bevor nicht alle Moglichkeiten — sowohl die jen gen des Materials, wie auch hauptsachlich jens der Interpretation! —

ausgeschčpft sind. Ich bin mir allerdings dessen bewufit, daB hier die

epigraphische Darstellung mit der auf eine strukturelle Darstellung der sozial-okonomischen Erscheinungen gesttitzten historischen Interpreta tion zusammentrifft. Die Entwicklung des Studiums wird offenbar eine

gewisse Zeit hindurch parallel (epigraphisch-historisch) verlaufen, denn man kann sich keine Illusionen daruber machen, dafi die wirtschafts historische Argumentation von den Epigraphikern akzeptiert wiirde. Nichtsdestoweniger glaube ich, dafi sich in der Zukunft die Ansicht von der Existenz des Kolonats13 auch in jenen Provinzen durchsetzen wird, wo die direkten Quellen davon schweigen — die Existenz dieser Erschei

nung kann aber mit vollem Recht auf Grund der durch die Struktur

zusammenhange in der lokalen Okonomik gegebenen Bedingungen an

genommen werden. Es wird selbstverstandlich notwendig sein, die Situa

9 К. Kurz, Wtrtschaftshistortsche Glossen zur Landwirtschaft der rómischen Pro vinzen an der Wende der Antike und des Mittelalters. /Zur Situatton in der Umgebung υοη Sirmiuml, Slmpozijum „Predslavenski etnlčkl elementl na Balkanu u etnogenezl Južnlh Slovena", Mostar 24.-26. 10. 1968 (Korreferat — im Druck).

10 K. Kurz, Die sog. illyro-keltische Renaissance. (Zur htstorlschen Definítlon dleses Prozesses unter Berilcksichtigung des okonomischen AspektesJ, Godišnjak knj. V, Centar za balkanološka ispitivanja knj. 3, Sarajevo 1967, 183 ff.

11 Slrmium: K. Kurz, op. ctt. (1968], 9 (= Maschinenschrift). Konjic: K. Kurz, op. cit. [1967), 184—185.

12 Slrmium: K. Kurz, op. cit. (1968), 10 (= Maschinenschrift). Konjic: K. Kurz,

op. ctí. (1967), 186. 4 13 Oder des fihnllcben Sozlalverháltnisses ,i— vgl. Olivas Feststellung (oben A. 8).

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ZUR EXISTENZ DES KOLONATS IM RČMISCHEN DALMATIEN

tion in den einzelnen reprSsentativen Gebieten dieser Provinzen zu dif ferenzieren. So wird es vielleicht gelingen, die Aussage der Quellen mit der generellen Reichweite der historischen Aussage (hauptsachlich der Rechtsquellen) hinsichtlich des allmahlich zunehmenden Obergewichts des Kolonats in Einklang zu bringen mit der Vorstellung von der tat sachlichen Situation in den einzelnen Provinzen, wie sie durch eine

komplexe wirtschaftsgeschichtliche Interpretation aller erreichbaren Quellen rekonstruiert wird.i*

К existenci kolonátu v římské Dalmácii RĚSUMÉ

KAREL KURZ

Kolonát lze předpokládat 1 v římské Dalmácii, popř. Pannonll, přestože z těchto

provincií nejs->u známy přímé doklady o jeho existenci. Hospodářsko-historický rozbor, vycházející г analýzy strukturních souvislostí v místní ekonomice, dostatečně podle názoru autora dokládá uvedené tvrzení.

14 In diesem Zusammenhang mOchte ich in der Zukunft auch dle Anslcht von Ε. M.

Š t a J e г m a n, Krtzts rabovladeVčeskogo strofa υ zapadnych provtnclíach rimskol Impe

rii, Moskva 1957, 250 (vgl. L. V id man, op. cit. (1964), 184) elner Revision unterzlehen.

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