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8/11/2019 yoga_aktuell_august_september_2008_typenpolare_atmung.pdf
1/544 au g u s t ' 08 | s e p t e m b e r ' 08y o g a ak t u e l l
Die Yogakraft er-schliet sich berden Atem und da-mit ber die Art,
wie wir Prana, dieLebensenergie, inuns aufnehmen.Die bungen desPranayama haben
zum Ziel, den Atem lang, fein und flie-end zu machen und dadurch den Geistzu klren. Es gibt bungen, die die Ein-
atmung und solche, die die Ausatmungschulen. Der Pranayama gehrt zu denltesten Formen der stlichen Yogatraditi-onen und umfasst neben den bungen ei-nen komplexen religionsphilosophischenberbau. Die komplementren Energien
von Mond und Sonne spielen hier vonBeginn an eine groe Rolle. Hatha Yogasetzt sich aus den Silben Ha (Sonne)und tha (Mond) zusammen. Das rechteNasenloch ist der Sonne zugeordnet, daslinke dem Mond. Der HA THA YOGAist die Verbindung beider Pole. Darber,
in welcher Weise die Ein- und Ausa-temkrfte zusammenwirken, wird hiernichts gesagt.
Die Entdeckung, dass jedoch auch unserAtemrhythmus in seiner Dynamik polarenPrinzipien folgt und die Erforschung derdamit verbundenen Auswirkungen aufden ganzen Menschen stehen im Westennoch am Anfang.
Die Entdeckung
der typenpolaren Atmung
Die Prinzipien der Polaritt der Atem-
dynamik sind kein zuflliges in-dividuelles Merkmal, sondern eine Ge-setzmigkeit. Der Forscher Erich Wilk
beobachtete, dass die auf die Erde ein-wirkenden polaren Krfte von Mond undSonne nicht nur das Wachstum und denRhythmus der Gezeiten beeinflussen,sondern auch die Dynamik des Atemver-laufs prgen. Sonne, Mond und Erde sindaufeinander bezogen in ihrem Verlaufund in ihrem rhythmisch wechselnden
Abstand zueinander. Die elliptische Um-laufbahn des Mondes ist der Grund fr
seine wechselnde Entfernung zur Erde. Sokommt es, dass relativ gesehen einmalder Mond, einmal die Sonne nher ander Erde sind.
Die Anziehungskraft des Mondes zeigtdehnende, die gegenpolige Energie derSonne verengende Wirkung auf die Erde,die sich auch auf den Organismus desMenschen auswirken. Im Moment derGeburt wird durch diese physikalische(!) Einwirkung der Gestirne entwederdie Einatmung (Dehnungsimpulse/Mond)oder die Ausatmung (Verengungsimpulse/
Sonne) aktiv untersttzt. Die folgendeAtemphase geschieht passiv in Reaktionauf die vorhergegangene Bewegung. So
wird im Atemverlauf entweder die Einat-mung/Einatemmuskulatur fhrend oderdie Ausatmung/Ausatemmuskulatur. Diedehnende Energie des Mondes macht Siezum lunaren Einatemtyp, die verengendeEnergie der Sonne macht Sie zum solarenAusatemtyp. Diese Prgung bleibt dasganze Leben ber erhalten!
D
er gesamte Organismus entwickeltsich entsprechend dieser Dynamik.
Jede Kraft fordernde Handlung wird andie aktiv fhrende Muskulatur gekoppelt.
Auf diese Weise arbeiten alle Muskelneiner funktionellen Muskelkette uersteffektiv zusammen und der Kraftaufwand
TypenpolareAtmung
TEXT ANNA TRKES
MARGARETE SEYD
Sind Sie ein solarer oder
lunarer Typ? Erkennen
Sie Ihren Atemtypen und
passen Sie Ihre Yoga-
Praxis entsprechend an.
Teil I: typgerechte
Sitzhaltungen.
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scheint uns mhelos. In derauf die Anspannung folgendenLsungsphase regeneriert sichder Organismus. Gesundheit,Leistungsfhigkeit und Rege-nerationsfhigkeit hngen da-
von ab, ob wir mit oder gegenunseren inneren Rhythmus
agieren.Sie knnen die Wirkung dieserDynamik erleben, wenn Sie z.B.einen Ball prellen: Geben Sieden Kraftimpuls in den Bodenhinein oder bringen Sie denBall mit ihrem Schwung dazu,
vom Boden abzuprellen?Hpfen Sie (mit oder ohne
Pezziball) mit Ihrem Gewichtin den Boden hinein (solargeprgtes Bewegungsprinzip)und federn dann leicht wie-
der nach oben oder nutzenSie den Boden, um kraftvollfedernd von ihm abzusprin-gen und kommen dann leichtwieder auf Ihre Fe zurck(lunar geprgtes Bewegungs-prinzip)?
Es stellt sich also immer dieFrage: Welche Bewegungsrich-tung untersttze ich aktiv, wel-che lasse ich geschehen?
Die polare Gewichtung derPhasen unterscheidet sichdurch die ihnen eigenen Qua-
litten im Sinne von leicht undschwer, passiv und aktiv. Erlebt
wird dieses Prinzip als passivesGeschehenlassen oder aktivesUntersttzen der Dynamik ei-ner Atem- oder Bewegungs-phase.
Neben der spezifischen Artdes Erlebens hat das im Yogaweitreichende Folgen fr dieQualitt der Bewegung so-
wie fr die Art des Atems. Sieverlangt individuelle Abwei-
chungen in der Krperhaltung
und vor allem in der Atemfh-rung bei der Durchfhrung derPranayamas und der eng mitihnen verbundenen Bandhas.
Dehnungs- und Veren-gungsrume des Kr-
pers
Die Auswirkungen derPolaritt der Atembewe-gung sind nicht alleine aufden Brustkorb beschrnkt.Muskelketten schlieen sichzusammen, um ein Hchst-ma an Stabilitt mit einemHchstma an Flexibilitt zu
verbinden.Um es an dieser Stelle noch-
mals zu benennen: Von denFen bis zur Haltung desKopfes folgt die Aufrichtungentweder dem dynamischenPrinzip der Einatemmuskel-kette (lunar) oder dem der Aus-atemmuskelkette (solar).
Das von Erich Wilk beobach-tete aktiv weitende Prinzip derlunaren Einatmung und dasaktiv verengende Prinzip dersolaren Ausatmung wird augen-fllig sichtbar in der weitendenoder nachgebenden Bewegung
des Brustkorbes. Welche Wir-kung hat diese Bewegung aufdie anderen Rume des Kr-pers?
Der Rumpf ist unterteilt inzwei Druckrume: den ge-schlossenen Bauch-Becken-raum und den offenen Brust-raum. Sie wirken synergetischzusammen:
Ein sich aktiv weitenderBrustraum hat zwingend einsich aktiv verengendes Becken
zur Folge ein sich aktiv wei-tender Beckenraum hat zwin-gend einen sich zentrierendenBrustkorb zur Folge.
(weiter auf Seite 48)
Wie die Abbildung zeigt,gehren die Arme des
lunaren Typs funktionell
zum Brustraum und sind
wie er eine Dehnungs-
zone. Ebenso sind die
Beine und der Hinterkopf
und der behaarte Schdel
mit den Ohren Dehnungs-
zonen. Das Becken, sowie
Gesicht und Hals sind die
Verengungszonen des
lunaren Typs.
Entsprechend gehrendie Arme des solaren
Typs zur Verengungs-
zone des Brustkorbes.
Auch die Beine, der
Hinterkopf und der
behaarte Schdel mit
den Ohren sind Veren-
gungszonen. Das
Becken, sowie Gesicht
und Hals des solaren
Typs sind Dehnungszo-
nen.
themautypenpolare atmung
ILLUSTRATIONEN:KARINA
ANTONS
8/11/2019 yoga_aktuell_august_september_2008_typenpolare_atmung.pdf
3/546 au g u s t ' 08 | s e p t e m b e r ' 08y o g a ak t u e l l
Das Sitzkissen sollte so ge-
whlt werden, dass die Knie
kaum tiefer als die Hftge-lenke sinken knnen, evtl.
auch ohne Sitzkissen.
Das Gewicht ist etwas hin-
ter den Sitzbeinhckern.
Nach oben wachsen,
indem der Widerstand des
Bodens genutzt wird.
Lassen Sie sich dem Emp-
finden nach im Becken
nieder.
Becken: Leichte Kontrak-
tion des mittleren Becken-
bodens halten (Annherung
der Sitzbeinhcker).
Einen festen Gelenk-
schluss im unteren Bereich
des ISG (Illeosakralgelenk)
halten, dadurch wird der
obere Kreuzbeinrand nach
hinten aufgespannt.
BWS/ LWS: Die LWS ist
gelst, der untere Rcken
ist leicht angelehnt.
Der Rcken ist insgesamt
wohlig nach hinten gedehnt.Der Brustraum ist weit, er
bleibt in jeder Bewegung fle-
xibel geweitet. Die Rippen-
Brustbein-Gelenke sind in
wohliger Dehnung.
Die Schultern sinken nach
hinten/ unten/ auen.
Arme: Die Oberarme sind
am Brustkorb, die Hnde
eher in den Scho legen.
HWS/ Kopf: Der Hinter-
kopf ist gewichtet, in flexib-
ler Balance im Oberkopfge-
lenk.
Der Nacken ist leicht
lordosiert.
Der Kiefer ist gelst; der
Oberkiefer hebt sich tenden-
ziell vom Unterkiefer weg(durch die Gewichtung des
Hinterkopfes).
Der Blick geht leicht ber
die Horizontlinie in den
Raum.
Der Krperschwerpunkt
liegt hinten, die dynamische
Richtung ist aufwrts, Bild:
dem aufsteigenden Strahl
des Springbrunnens folgend.
Atemfhrung: Der Ein-
atem strebt in die Diagonale:
LWS (= hinten unten zum
Becken)/ Brustbein (= vorne
oben)
und in die Breite des
Brustraumes, der Bauch
bleibt flach gelst.
Der Ausatem steigt passiv
auf wie Dampf aus einer
Schale.
Nicht gnstig
Am vorderen Rand einer
Decke/ Kissens sitzen, umdas Becken ganz aufzurich-
ten, das fhrt zum Sitzen vor
den Sitzbeinhckern
Mit dem Gewicht in den
Boden sinken
Lendenlordose
Sinkendes Brustbein
Langer Nacken
Ein Sitzkissen untersttzt
die Kippung des Beckens
Richtung Schambein und dieAufrichtung der LWS.
Das Gewicht liegt leicht vor
den Sitzbeinhckern.
Becken: Das Becken ruht
auf dem Dreieck: Sitzhcker
Schambein.
Der Beckenboden ist auf-
gespannt (Kontraktion des
inneren Beckenbodens),
der Beckenraum ist weit
und frei. Er bleibt in jeder Be-
wegung flexibel gedehnt.
Lassen Sie sich dem
Empfinden nach vor dem
Becken nieder.
BWS/LWS: Der Rumpf ist
durch diese Verankerung
leicht und mhelos mit lan-
gem Rcken aufgerichtet.
Flexibler Knick zwischen L4/
L5 (physiologisches Hohl-
kreuz erlaubt!).
Der Brustbeinbereich lehnt
sich vorne an die Luft an,
ohne nach innen einzusinken.Die Schultern hngen, die
Ellenbogen haben Gewicht.
Arme: Die Arme sind leicht
abgewinkelt.
HWS/ Kopf: Der Nacken ist
lang vom 7.HW aus gedehnt.
Die Muskulatur des Un-
terkiefers ist um das Gelenk
aktiv gelst durch eine Bewe-
gung Richtung Becken.
Der Gesichtsschdel, spezi-
ell die Stirn, ist gewichtet.
Der Blick geht leicht unter
die Horizontlinie weit voraus.
Der Krperschwerpunkt
liegt vorne, die dynamische
Richtung weist abwrts demGewicht folgend, ohne dass
dabei der Rumpf einsinkt
(der Brustkorb hngt an der
Wirbelsule).
Atemfhrung: Der Aus-
atem fliet einerseits in die
Tiefe des Krperraumes Rich-
tung Beckenschale, anderer-
seits vorwrts in den Raum,
gebndelt auf ein Ziel aus-
gerichtet. Der Brustkorb gibt
nach. Der Einatem erfolgt
durch Lsen des Dehnungs-raumes Bauch/ Becken passiv.
Dieser Sitz kommt dem Be-
drfnis der solaren Menschen
nach einer breiten Veranke-
rung im Becken durch die
gekreuzten Beine entgegen.
Allerdings mssen sie unbe-
dingt darauf achten, vor den
Sitzhckern zu sitzen.
Am besten gelingt dies mit
einem Halbmond Sitzkissen,
dessen Form Becken und
Rumpf fast automatisch ineine leicht vorgebeugte Hal-
tung bringt.
Nicht gnstig
Sitz hinter den Sitzbeinh-
ckern
Gerundete LWS
Gehobener Brustkorb
Nackenlordose
SITZHALTUNGENmit gekreuzten Beinen (Mukatasana, Sukhasana, Ardha Padmasana)
8/11/2019 yoga_aktuell_august_september_2008_typenpolare_atmung.pdf
4/5au g u s t ' 08 | s e p t e m b e r ' 08y o g a ak t u e l l 47
Nach Mglichkeit ein nicht
zu hohes Sitzkissen oder
Sitzbnkchen benutzen,damit die Kniekehlen nicht
zu stark gebeugt werden
mssen.
Das Gewicht ruht etwas
hinter den Sitzbeinhckern.
Nach oben wachsen,
indem der Widerstand des
Bodens genutzt wird.
Dem Empfinden nach
gleichzeitig im Becken nie-
dergelassen sein.
Becken: Leichte Kontrak-
tion des mittleren Becken-
bodens (die Sitzbeinhcker
nhern sich an) halten.
Einen festen Gelenk-
schluss im unteren Bereich
des ISG halten, dadurch wird
der obere Kreuzbeinrand
nach hinten aufgespannt.
BWS/LWS: Die LWS ist
gelst, der untere Rcken ist
leicht angelehnt.
Der Rcken ist insgesamt
wohlig nach hinten gedehnt.Der Brustraum ist weit, er
bleibt in jeder Bewegung fle-
xibel geweitet. Die Rippen-
Brustbein-Gelenke sind in
wohliger Dehnung.
Die Schultern sinken nach
hinten/ unten/ auen.
Arme: Die Oberarme sind
am Brustkorb, die Hnde
eher in den Scho legen.
HWS/Kopf: Der Hinterkopf
ist gewichtet, in flexibler Ba-
lance im Oberkopfgelenk.
Der Nacken ist leicht
lordosiert.
Der Kiefer ist gelst; der
Oberkiefer hebt sich tenden-
ziell vom Unterkiefer weg(durch die Gewichtung des
Hinterkopfes).
Der Blick geht leicht ber
die Horizontlinie in den
Raum.
Der Krperschwerpunkt
liegt hinten, die dynamische
Richtung ist aufwrts; Bild:
dem aufsteigenden Strahl
des Springbrunnens folgend.
Atemfhrung: Der Ein-
atem strebt in die Diagonale:
LWS (= hinten unten zum
Becken)/ Brustbein (= vorne
oben) und in die Breite des
Brustraumes, der Bauch
bleibt flach gelst.
Der Ausatem steigt passiv
auf wie Dampf aus einer
Schale.
Der Fersensitz ist der ideale
Meditationssitz fr lunare
Menschen, da in ihm das
Becken flexibel leicht hinter
den Sitzbeinen gewichtet
werden kann und die LWS
in ein freies, feines Bewe-
gungsspiel gehen kann.
Nicht gnstig
Auf dem vorderen Rand
einer Decke/Kissens sitzen,
um das Becken ganz aufzu-
richten, das fhrt zum Sitzen
vor den Sitzbeinhckern
Mit dem Gewicht in den
Boden sinken
Lendenlordose
Sinkendes Brustbein
Langer Nacken
Bei Bedarf ein Sitzkissen
verwenden, um Raum in den
Leisten zu gewinnen.Das Gewicht wird ber die
Oberschenkel an den Boden
abgegeben.
Becken: Das Becken ist
vor die Sitzhcker Richtung
Schambein gekippt.
Der Beckenboden ist auf-
gespannt (Kontraktion des
inneren Beckenbodens), der
Beckenraum ist weit und frei.
Er bleibt in jeder Bewegung
flexibel gedehnt.
Dem Empfinden nach vor
dem Becken niederlassen.
Der Rumpf ist durch diese
Verankerung leicht und
mhelos aufgerichtet. Der
Rcken schmilzt ber seine
ganze Lnge nach unten dem
weiten Becken zu.
BWS/LWS: Die LWS ist lang
bis zum Knick L4/L5.
Das Brustbein lehnt sich
vorne an die Luft an, ohne
nach innen einzusinken.Die Schultern hngen, die
Ellbogen haben Gewicht.
Arme: Die Arme sind leicht
abgewinkelt, die Hnde lie-
gen auf den Oberschenkeln
oder im Scho.
HWS/Kopf: Der Nacken ist
lang vom 7.HW aus gedehnt.
Der Unterkiefer ist im Ge-
lenk durch eine Abwrtsbe-
wegung aktiv gelst.Der Gesichtsschdel, spezi-
ell die Stirn, ist gewichtet.
Der Blick geht leicht unter
die Horizontlinie weit voraus.
Der Krperschwerpunkt
liegt vorne, die dynamische
Richtung weist abwrts dem
Gewicht folgend, ohne dass
dabei der Rumpf einsinkt
(der Brustkorb hngt an der
Wirbelsule).
Der Ausatem fliet einer-
seits in die Tiefe des Krper-
raumes Richtung Becken-
schale, andererseits vorwrts
in den Raum, gebndelt auf
ein Ziel ausgerichtet. Der
Brustkorb folgt nachgebend
dem Ausatem. Der Einatem
erfolgt leicht und passiv
durch Lsen des Dehnungs-
raumes Bauch / Becken.
Der Fersensitz ist aufgrund
der Beweglichkeit des Be-
ckens als Meditationssitz
fr solare Menschen gutgeeignet.
Nicht gnstig
Sitz hinter den Sitzbeinh-
ckern
Gerundete LWS
Gehobener Brustkorb
Nackenlordose
Fersensitze(Virasana , Vajrasana)
(Lunares Model: Michael Sander, Solares Model: Jana Darm-
stadt, Fotos: Matthias Groppe, Kleidung: at.one)
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5/548 au g u s t ' 08 | s e p t e m b e r ' 08y o g a ak t u e l l
Erich Wilk spricht von Dehnungs- undVerengungszonen, die sich als Polarittenim ganzen Krper wiederfinden (sieheAbbildung). In Untersuchungen fand er
einen Unterschied in der Struktur des Bin-degewebes. Dehnungszonen sind strkerdurchblutet und werden deshalb auchWrmezonen genannt.
Die Dehnungsimpulse des Gehirns be-wirken einen erhhten Bewegungsdrang.Das hat zur Folge, dass alle Dehnungs-rume von Natur aus bewegungsfreudigund nach auen (in die Dehnung) flexibelsind die Extremitten des lunaren Typssind Dehnungszonen.Verengungszonen sind weniger stark
durchblutet und werden deshalb auchKltezonen genannt. Die Verengungs-
impulse des Gehirns prdestinieren dieMuskulatur eher zu Haltearbeit und zen-trierten Bewegungen die Extremittendes solaren Typs zhlen zu den Veren-gungszonen.
Im Haltungsaufbau liefern die Veren-gungszonen Stabilitt, die Dehnungszo-nen sorgen fr optimale Flexibilitt.
Beim lunaren Typliegt die Stabilitt imzentrierten Becken. Die Dehnung derBrustwirbelsule ermglicht die freie Be-
weglichkeit der Rippen. Die Lendenwir-
belsule ist aufgrund ihrer Flexibilittber dem Kreuzpunkt (bergang Len-denwirbelsule/Kreuzbein L4/L/5-L5/S1)sowohl zur Lordose als auch zur Kyphosehin beweglich. Beine und Arme sind alsDehnungszonen bewegungsaktiv. Auf-richtung und Bewegung sind geprgt vonSchnellkraft und den sie bestimmendenschnellen, weien Muskelfasern.
Beim solaren Typliegt die Stabilitt imzentrierten Brustkorb und der in sichber dem Kreuzpunkt (L4/L5-L5/S1) auf-gerichteten Wirbelsule. Die Arme geh-
ren funktionell zum Brustkorb. Die Beinetragen als Verengungsrume das Gewichtdes ganzen Krpers und leiten es an denBoden weiter. Die statischen Qualittendes Solaren liegen in diesen Rumen.Das Becken ist als Dehnungszone bewe-gungsaktiv. Aufrichtung und Bewegungsind geprgt von einer zentriert fhren-den Kraft und Ruhe, die der Funktion derroten Muskelfasern entspricht.
Besonders interessant sind die ber-gnge die so genannten Zonengrenzen.Tatschlich haben wir es hier mit einerklaren Funktionstrennung von einem Pol
zum anderen zu tun. Die Trennung ver-luft im bergang
von den Beinen zum Becken durchdas Hftgelenk,
vom Becken zum Rumpf in Hhe derVerbindungslinie der Beckenkmme,vom Rumpf zum Hals am 7. Halswirbel,dem Vertebra prominens,
zwischen Gesichtsschdel und Hinter-kopf am behaarten Schdel, wobei dieOhren zum Hinterkopf zhlen.
Eine hohe Flexibilitt des Krpers ist andiesen bergngen wichtig. Sie ist die Vo-raussetzung dafr, dass jeder Krperraumseiner spezifischen Qualitt gem imGesamtzusammenhang wirken kann.
Kommt es hier zu einem Stau aufgrundvon Verspannungen oder dauerhaftenFehlhaltungen, sind Unterversorgung odermuskulre Fehlbelastung in angrenzendenBereichen die Folge. Die langfristigen
Auswirkungen sind schdigend fr dengesamten Organismus, da er von seinerFhigkeit zur Selbstorganisation und damitvon seinen regenerativen Krften abge-schnitten wird.
Die typenpolar angepasste Sitzhal-
tung als Voraussetzung fr das Ge-
lingen eines freien, regelmigen
und feinen Atems
Sitzhaltungen am Boden sind die Basisder bungspraxis aller Yoga-Traditi-onen. In der aufrechten Sitzhaltung wirdPranayama gebt und meditiert. Es heit,dass der aufrechte Sitz wie keine andereKrperhaltung erlaubt, den Geist zu sam-meln und ihn still werden zu lassen.
Seit je werden diese Sitzhaltungen so ge-lehrt, dass der bende direkt auf den Sitz-beinhckern sitzt, das Becken aufrichtet,die Wirbelsule in die Senkrechte strecktund der Kopf ber den Scheitelpunktnach oben strebt. Eine solche Haltung istjedoch weder eindeutig lunar noch solarund kann deswegen fr keinen der bei-den Atemtypen dazu fhren, in gelster
Spannkraft (sthirasukha) lnger im Sitz zuverweilen und den Atem in voller Kraftfrei flieen zu lassen.
Die hier vorgestellten lunaren bzw. so-laren Versionen weichen von diesem Ideal
bewusst ab, indem sie das Gewicht etwashinter (lunar) oder vor (solar) die Sitzbein-hcker verlagern und die restliche Statikder Aufrichtung dieser Verlagerung des
Schwerpunktes folgt. Wenn Sie bis jetztgewohnt waren, immer ganz aufrecht zusitzen, wird Ihnen das Ausprobieren der frIhren Atemtyp vorgeschlagenen Version
wahrscheinlich zunchst uerst merkwr-dig vorkommen. Wenn Sie jedoch bereitsind, sich mit Geduld und Entdeckergeistdarauf einzulassen, werden Sie mit grter
Wahrscheinlichkeit feststellen, dass nacheiniger Zeit Ihr Krper in der Lage sein
wird, berflssige Anspannung zu lsen,so dass Sie lnger und/oder mhelosersitzen bleiben knnen. Vor allem jedoch
werden Sie unserer Erfahrung nach
beobachten knnen, dass der Atem sichbefreit und sich allmhlich ein natrlichesWohlbefinden einstellt. Die Sitzhaltungfhlt sich dann von innen her richtigan, auch wenn sie nicht mehr 100% demIdeal entspricht. Man knnte sagen, dassder Eindruck entstehen kann, dass dieideale Haltung einen innerlich zunehmenderstarren lsst, whrend die atemtypischeSitzhaltung bei aller ueren Ruhe einGefhl groer Lebendigkeit, Wachheitund Klarheit frdert.
Es lohnt sich also, ber den Schatten
dieses eingefleischten Ideals zu springenund den lebendig pulsierenden Raumdahinter zu erkunden. Nur Mut!
Sobald sich diese Krpererfahrung in Ih-nen etabliert haben wird, werden Sie auchzunehmend in der Lage sein, bei anderenMenschen zu erkennen, ob ihre Sitzhaltungenergetisch stimmt. Wenn jemand immerbeim Sitzen mde und dumpf wird undzu schwanken beginnt, dann stimmt dieSitzhaltung einfach nicht! Wenn jemandimmer darber klagt, dass langes Sitzen inder Meditation zu Schmerzen fhr t, dannstimmt sie ebenso wenig! Das Ideal liegt
also wieder einmal in der intelligenten undfeinen Unterscheidung und dem Findender ganz eigenen idealen Haltung. (sieheSitzhaltungen Seite 46/47)
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Mehr Info
Man knnte sagen, dass die
ideale Haltung einen innerlich
zunehmend erstarren lsst,whrend die atemtypische Sitz-
haltung bei aller ueren Ruhe
ein Gefhl groer Lebendig-
keit, Wachheit und Klarheit
frdert.
themautypenpolare atmung