yoga_aktuell_august_september_2008_typenpolare_atmung.pdf

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    1/544 au g u s t ' 08 | s e p t e m b e r ' 08y o g a ak t u e l l

    Die Yogakraft er-schliet sich berden Atem und da-mit ber die Art,

    wie wir Prana, dieLebensenergie, inuns aufnehmen.Die bungen desPranayama haben

    zum Ziel, den Atem lang, fein und flie-end zu machen und dadurch den Geistzu klren. Es gibt bungen, die die Ein-

    atmung und solche, die die Ausatmungschulen. Der Pranayama gehrt zu denltesten Formen der stlichen Yogatraditi-onen und umfasst neben den bungen ei-nen komplexen religionsphilosophischenberbau. Die komplementren Energien

    von Mond und Sonne spielen hier vonBeginn an eine groe Rolle. Hatha Yogasetzt sich aus den Silben Ha (Sonne)und tha (Mond) zusammen. Das rechteNasenloch ist der Sonne zugeordnet, daslinke dem Mond. Der HA THA YOGAist die Verbindung beider Pole. Darber,

    in welcher Weise die Ein- und Ausa-temkrfte zusammenwirken, wird hiernichts gesagt.

    Die Entdeckung, dass jedoch auch unserAtemrhythmus in seiner Dynamik polarenPrinzipien folgt und die Erforschung derdamit verbundenen Auswirkungen aufden ganzen Menschen stehen im Westennoch am Anfang.

    Die Entdeckung

    der typenpolaren Atmung

    Die Prinzipien der Polaritt der Atem-

    dynamik sind kein zuflliges in-dividuelles Merkmal, sondern eine Ge-setzmigkeit. Der Forscher Erich Wilk

    beobachtete, dass die auf die Erde ein-wirkenden polaren Krfte von Mond undSonne nicht nur das Wachstum und denRhythmus der Gezeiten beeinflussen,sondern auch die Dynamik des Atemver-laufs prgen. Sonne, Mond und Erde sindaufeinander bezogen in ihrem Verlaufund in ihrem rhythmisch wechselnden

    Abstand zueinander. Die elliptische Um-laufbahn des Mondes ist der Grund fr

    seine wechselnde Entfernung zur Erde. Sokommt es, dass relativ gesehen einmalder Mond, einmal die Sonne nher ander Erde sind.

    Die Anziehungskraft des Mondes zeigtdehnende, die gegenpolige Energie derSonne verengende Wirkung auf die Erde,die sich auch auf den Organismus desMenschen auswirken. Im Moment derGeburt wird durch diese physikalische(!) Einwirkung der Gestirne entwederdie Einatmung (Dehnungsimpulse/Mond)oder die Ausatmung (Verengungsimpulse/

    Sonne) aktiv untersttzt. Die folgendeAtemphase geschieht passiv in Reaktionauf die vorhergegangene Bewegung. So

    wird im Atemverlauf entweder die Einat-mung/Einatemmuskulatur fhrend oderdie Ausatmung/Ausatemmuskulatur. Diedehnende Energie des Mondes macht Siezum lunaren Einatemtyp, die verengendeEnergie der Sonne macht Sie zum solarenAusatemtyp. Diese Prgung bleibt dasganze Leben ber erhalten!

    D

    er gesamte Organismus entwickeltsich entsprechend dieser Dynamik.

    Jede Kraft fordernde Handlung wird andie aktiv fhrende Muskulatur gekoppelt.

    Auf diese Weise arbeiten alle Muskelneiner funktionellen Muskelkette uersteffektiv zusammen und der Kraftaufwand

    TypenpolareAtmung

    TEXT ANNA TRKES

    MARGARETE SEYD

    Sind Sie ein solarer oder

    lunarer Typ? Erkennen

    Sie Ihren Atemtypen und

    passen Sie Ihre Yoga-

    Praxis entsprechend an.

    Teil I: typgerechte

    Sitzhaltungen.

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    scheint uns mhelos. In derauf die Anspannung folgendenLsungsphase regeneriert sichder Organismus. Gesundheit,Leistungsfhigkeit und Rege-nerationsfhigkeit hngen da-

    von ab, ob wir mit oder gegenunseren inneren Rhythmus

    agieren.Sie knnen die Wirkung dieserDynamik erleben, wenn Sie z.B.einen Ball prellen: Geben Sieden Kraftimpuls in den Bodenhinein oder bringen Sie denBall mit ihrem Schwung dazu,

    vom Boden abzuprellen?Hpfen Sie (mit oder ohne

    Pezziball) mit Ihrem Gewichtin den Boden hinein (solargeprgtes Bewegungsprinzip)und federn dann leicht wie-

    der nach oben oder nutzenSie den Boden, um kraftvollfedernd von ihm abzusprin-gen und kommen dann leichtwieder auf Ihre Fe zurck(lunar geprgtes Bewegungs-prinzip)?

    Es stellt sich also immer dieFrage: Welche Bewegungsrich-tung untersttze ich aktiv, wel-che lasse ich geschehen?

    Die polare Gewichtung derPhasen unterscheidet sichdurch die ihnen eigenen Qua-

    litten im Sinne von leicht undschwer, passiv und aktiv. Erlebt

    wird dieses Prinzip als passivesGeschehenlassen oder aktivesUntersttzen der Dynamik ei-ner Atem- oder Bewegungs-phase.

    Neben der spezifischen Artdes Erlebens hat das im Yogaweitreichende Folgen fr dieQualitt der Bewegung so-

    wie fr die Art des Atems. Sieverlangt individuelle Abwei-

    chungen in der Krperhaltung

    und vor allem in der Atemfh-rung bei der Durchfhrung derPranayamas und der eng mitihnen verbundenen Bandhas.

    Dehnungs- und Veren-gungsrume des Kr-

    pers

    Die Auswirkungen derPolaritt der Atembewe-gung sind nicht alleine aufden Brustkorb beschrnkt.Muskelketten schlieen sichzusammen, um ein Hchst-ma an Stabilitt mit einemHchstma an Flexibilitt zu

    verbinden.Um es an dieser Stelle noch-

    mals zu benennen: Von denFen bis zur Haltung desKopfes folgt die Aufrichtungentweder dem dynamischenPrinzip der Einatemmuskel-kette (lunar) oder dem der Aus-atemmuskelkette (solar).

    Das von Erich Wilk beobach-tete aktiv weitende Prinzip derlunaren Einatmung und dasaktiv verengende Prinzip dersolaren Ausatmung wird augen-fllig sichtbar in der weitendenoder nachgebenden Bewegung

    des Brustkorbes. Welche Wir-kung hat diese Bewegung aufdie anderen Rume des Kr-pers?

    Der Rumpf ist unterteilt inzwei Druckrume: den ge-schlossenen Bauch-Becken-raum und den offenen Brust-raum. Sie wirken synergetischzusammen:

    Ein sich aktiv weitenderBrustraum hat zwingend einsich aktiv verengendes Becken

    zur Folge ein sich aktiv wei-tender Beckenraum hat zwin-gend einen sich zentrierendenBrustkorb zur Folge.

    (weiter auf Seite 48)

    Wie die Abbildung zeigt,gehren die Arme des

    lunaren Typs funktionell

    zum Brustraum und sind

    wie er eine Dehnungs-

    zone. Ebenso sind die

    Beine und der Hinterkopf

    und der behaarte Schdel

    mit den Ohren Dehnungs-

    zonen. Das Becken, sowie

    Gesicht und Hals sind die

    Verengungszonen des

    lunaren Typs.

    Entsprechend gehrendie Arme des solaren

    Typs zur Verengungs-

    zone des Brustkorbes.

    Auch die Beine, der

    Hinterkopf und der

    behaarte Schdel mit

    den Ohren sind Veren-

    gungszonen. Das

    Becken, sowie Gesicht

    und Hals des solaren

    Typs sind Dehnungszo-

    nen.

    themautypenpolare atmung

    ILLUSTRATIONEN:KARINA

    ANTONS

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    3/546 au g u s t ' 08 | s e p t e m b e r ' 08y o g a ak t u e l l

    Das Sitzkissen sollte so ge-

    whlt werden, dass die Knie

    kaum tiefer als die Hftge-lenke sinken knnen, evtl.

    auch ohne Sitzkissen.

    Das Gewicht ist etwas hin-

    ter den Sitzbeinhckern.

    Nach oben wachsen,

    indem der Widerstand des

    Bodens genutzt wird.

    Lassen Sie sich dem Emp-

    finden nach im Becken

    nieder.

    Becken: Leichte Kontrak-

    tion des mittleren Becken-

    bodens halten (Annherung

    der Sitzbeinhcker).

    Einen festen Gelenk-

    schluss im unteren Bereich

    des ISG (Illeosakralgelenk)

    halten, dadurch wird der

    obere Kreuzbeinrand nach

    hinten aufgespannt.

    BWS/ LWS: Die LWS ist

    gelst, der untere Rcken

    ist leicht angelehnt.

    Der Rcken ist insgesamt

    wohlig nach hinten gedehnt.Der Brustraum ist weit, er

    bleibt in jeder Bewegung fle-

    xibel geweitet. Die Rippen-

    Brustbein-Gelenke sind in

    wohliger Dehnung.

    Die Schultern sinken nach

    hinten/ unten/ auen.

    Arme: Die Oberarme sind

    am Brustkorb, die Hnde

    eher in den Scho legen.

    HWS/ Kopf: Der Hinter-

    kopf ist gewichtet, in flexib-

    ler Balance im Oberkopfge-

    lenk.

    Der Nacken ist leicht

    lordosiert.

    Der Kiefer ist gelst; der

    Oberkiefer hebt sich tenden-

    ziell vom Unterkiefer weg(durch die Gewichtung des

    Hinterkopfes).

    Der Blick geht leicht ber

    die Horizontlinie in den

    Raum.

    Der Krperschwerpunkt

    liegt hinten, die dynamische

    Richtung ist aufwrts, Bild:

    dem aufsteigenden Strahl

    des Springbrunnens folgend.

    Atemfhrung: Der Ein-

    atem strebt in die Diagonale:

    LWS (= hinten unten zum

    Becken)/ Brustbein (= vorne

    oben)

    und in die Breite des

    Brustraumes, der Bauch

    bleibt flach gelst.

    Der Ausatem steigt passiv

    auf wie Dampf aus einer

    Schale.

    Nicht gnstig

    Am vorderen Rand einer

    Decke/ Kissens sitzen, umdas Becken ganz aufzurich-

    ten, das fhrt zum Sitzen vor

    den Sitzbeinhckern

    Mit dem Gewicht in den

    Boden sinken

    Lendenlordose

    Sinkendes Brustbein

    Langer Nacken

    Ein Sitzkissen untersttzt

    die Kippung des Beckens

    Richtung Schambein und dieAufrichtung der LWS.

    Das Gewicht liegt leicht vor

    den Sitzbeinhckern.

    Becken: Das Becken ruht

    auf dem Dreieck: Sitzhcker

    Schambein.

    Der Beckenboden ist auf-

    gespannt (Kontraktion des

    inneren Beckenbodens),

    der Beckenraum ist weit

    und frei. Er bleibt in jeder Be-

    wegung flexibel gedehnt.

    Lassen Sie sich dem

    Empfinden nach vor dem

    Becken nieder.

    BWS/LWS: Der Rumpf ist

    durch diese Verankerung

    leicht und mhelos mit lan-

    gem Rcken aufgerichtet.

    Flexibler Knick zwischen L4/

    L5 (physiologisches Hohl-

    kreuz erlaubt!).

    Der Brustbeinbereich lehnt

    sich vorne an die Luft an,

    ohne nach innen einzusinken.Die Schultern hngen, die

    Ellenbogen haben Gewicht.

    Arme: Die Arme sind leicht

    abgewinkelt.

    HWS/ Kopf: Der Nacken ist

    lang vom 7.HW aus gedehnt.

    Die Muskulatur des Un-

    terkiefers ist um das Gelenk

    aktiv gelst durch eine Bewe-

    gung Richtung Becken.

    Der Gesichtsschdel, spezi-

    ell die Stirn, ist gewichtet.

    Der Blick geht leicht unter

    die Horizontlinie weit voraus.

    Der Krperschwerpunkt

    liegt vorne, die dynamische

    Richtung weist abwrts demGewicht folgend, ohne dass

    dabei der Rumpf einsinkt

    (der Brustkorb hngt an der

    Wirbelsule).

    Atemfhrung: Der Aus-

    atem fliet einerseits in die

    Tiefe des Krperraumes Rich-

    tung Beckenschale, anderer-

    seits vorwrts in den Raum,

    gebndelt auf ein Ziel aus-

    gerichtet. Der Brustkorb gibt

    nach. Der Einatem erfolgt

    durch Lsen des Dehnungs-raumes Bauch/ Becken passiv.

    Dieser Sitz kommt dem Be-

    drfnis der solaren Menschen

    nach einer breiten Veranke-

    rung im Becken durch die

    gekreuzten Beine entgegen.

    Allerdings mssen sie unbe-

    dingt darauf achten, vor den

    Sitzhckern zu sitzen.

    Am besten gelingt dies mit

    einem Halbmond Sitzkissen,

    dessen Form Becken und

    Rumpf fast automatisch ineine leicht vorgebeugte Hal-

    tung bringt.

    Nicht gnstig

    Sitz hinter den Sitzbeinh-

    ckern

    Gerundete LWS

    Gehobener Brustkorb

    Nackenlordose

    SITZHALTUNGENmit gekreuzten Beinen (Mukatasana, Sukhasana, Ardha Padmasana)

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    4/5au g u s t ' 08 | s e p t e m b e r ' 08y o g a ak t u e l l 47

    Nach Mglichkeit ein nicht

    zu hohes Sitzkissen oder

    Sitzbnkchen benutzen,damit die Kniekehlen nicht

    zu stark gebeugt werden

    mssen.

    Das Gewicht ruht etwas

    hinter den Sitzbeinhckern.

    Nach oben wachsen,

    indem der Widerstand des

    Bodens genutzt wird.

    Dem Empfinden nach

    gleichzeitig im Becken nie-

    dergelassen sein.

    Becken: Leichte Kontrak-

    tion des mittleren Becken-

    bodens (die Sitzbeinhcker

    nhern sich an) halten.

    Einen festen Gelenk-

    schluss im unteren Bereich

    des ISG halten, dadurch wird

    der obere Kreuzbeinrand

    nach hinten aufgespannt.

    BWS/LWS: Die LWS ist

    gelst, der untere Rcken ist

    leicht angelehnt.

    Der Rcken ist insgesamt

    wohlig nach hinten gedehnt.Der Brustraum ist weit, er

    bleibt in jeder Bewegung fle-

    xibel geweitet. Die Rippen-

    Brustbein-Gelenke sind in

    wohliger Dehnung.

    Die Schultern sinken nach

    hinten/ unten/ auen.

    Arme: Die Oberarme sind

    am Brustkorb, die Hnde

    eher in den Scho legen.

    HWS/Kopf: Der Hinterkopf

    ist gewichtet, in flexibler Ba-

    lance im Oberkopfgelenk.

    Der Nacken ist leicht

    lordosiert.

    Der Kiefer ist gelst; der

    Oberkiefer hebt sich tenden-

    ziell vom Unterkiefer weg(durch die Gewichtung des

    Hinterkopfes).

    Der Blick geht leicht ber

    die Horizontlinie in den

    Raum.

    Der Krperschwerpunkt

    liegt hinten, die dynamische

    Richtung ist aufwrts; Bild:

    dem aufsteigenden Strahl

    des Springbrunnens folgend.

    Atemfhrung: Der Ein-

    atem strebt in die Diagonale:

    LWS (= hinten unten zum

    Becken)/ Brustbein (= vorne

    oben) und in die Breite des

    Brustraumes, der Bauch

    bleibt flach gelst.

    Der Ausatem steigt passiv

    auf wie Dampf aus einer

    Schale.

    Der Fersensitz ist der ideale

    Meditationssitz fr lunare

    Menschen, da in ihm das

    Becken flexibel leicht hinter

    den Sitzbeinen gewichtet

    werden kann und die LWS

    in ein freies, feines Bewe-

    gungsspiel gehen kann.

    Nicht gnstig

    Auf dem vorderen Rand

    einer Decke/Kissens sitzen,

    um das Becken ganz aufzu-

    richten, das fhrt zum Sitzen

    vor den Sitzbeinhckern

    Mit dem Gewicht in den

    Boden sinken

    Lendenlordose

    Sinkendes Brustbein

    Langer Nacken

    Bei Bedarf ein Sitzkissen

    verwenden, um Raum in den

    Leisten zu gewinnen.Das Gewicht wird ber die

    Oberschenkel an den Boden

    abgegeben.

    Becken: Das Becken ist

    vor die Sitzhcker Richtung

    Schambein gekippt.

    Der Beckenboden ist auf-

    gespannt (Kontraktion des

    inneren Beckenbodens), der

    Beckenraum ist weit und frei.

    Er bleibt in jeder Bewegung

    flexibel gedehnt.

    Dem Empfinden nach vor

    dem Becken niederlassen.

    Der Rumpf ist durch diese

    Verankerung leicht und

    mhelos aufgerichtet. Der

    Rcken schmilzt ber seine

    ganze Lnge nach unten dem

    weiten Becken zu.

    BWS/LWS: Die LWS ist lang

    bis zum Knick L4/L5.

    Das Brustbein lehnt sich

    vorne an die Luft an, ohne

    nach innen einzusinken.Die Schultern hngen, die

    Ellbogen haben Gewicht.

    Arme: Die Arme sind leicht

    abgewinkelt, die Hnde lie-

    gen auf den Oberschenkeln

    oder im Scho.

    HWS/Kopf: Der Nacken ist

    lang vom 7.HW aus gedehnt.

    Der Unterkiefer ist im Ge-

    lenk durch eine Abwrtsbe-

    wegung aktiv gelst.Der Gesichtsschdel, spezi-

    ell die Stirn, ist gewichtet.

    Der Blick geht leicht unter

    die Horizontlinie weit voraus.

    Der Krperschwerpunkt

    liegt vorne, die dynamische

    Richtung weist abwrts dem

    Gewicht folgend, ohne dass

    dabei der Rumpf einsinkt

    (der Brustkorb hngt an der

    Wirbelsule).

    Der Ausatem fliet einer-

    seits in die Tiefe des Krper-

    raumes Richtung Becken-

    schale, andererseits vorwrts

    in den Raum, gebndelt auf

    ein Ziel ausgerichtet. Der

    Brustkorb folgt nachgebend

    dem Ausatem. Der Einatem

    erfolgt leicht und passiv

    durch Lsen des Dehnungs-

    raumes Bauch / Becken.

    Der Fersensitz ist aufgrund

    der Beweglichkeit des Be-

    ckens als Meditationssitz

    fr solare Menschen gutgeeignet.

    Nicht gnstig

    Sitz hinter den Sitzbeinh-

    ckern

    Gerundete LWS

    Gehobener Brustkorb

    Nackenlordose

    Fersensitze(Virasana , Vajrasana)

    (Lunares Model: Michael Sander, Solares Model: Jana Darm-

    stadt, Fotos: Matthias Groppe, Kleidung: at.one)

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    5/548 au g u s t ' 08 | s e p t e m b e r ' 08y o g a ak t u e l l

    Erich Wilk spricht von Dehnungs- undVerengungszonen, die sich als Polarittenim ganzen Krper wiederfinden (sieheAbbildung). In Untersuchungen fand er

    einen Unterschied in der Struktur des Bin-degewebes. Dehnungszonen sind strkerdurchblutet und werden deshalb auchWrmezonen genannt.

    Die Dehnungsimpulse des Gehirns be-wirken einen erhhten Bewegungsdrang.Das hat zur Folge, dass alle Dehnungs-rume von Natur aus bewegungsfreudigund nach auen (in die Dehnung) flexibelsind die Extremitten des lunaren Typssind Dehnungszonen.Verengungszonen sind weniger stark

    durchblutet und werden deshalb auchKltezonen genannt. Die Verengungs-

    impulse des Gehirns prdestinieren dieMuskulatur eher zu Haltearbeit und zen-trierten Bewegungen die Extremittendes solaren Typs zhlen zu den Veren-gungszonen.

    Im Haltungsaufbau liefern die Veren-gungszonen Stabilitt, die Dehnungszo-nen sorgen fr optimale Flexibilitt.

    Beim lunaren Typliegt die Stabilitt imzentrierten Becken. Die Dehnung derBrustwirbelsule ermglicht die freie Be-

    weglichkeit der Rippen. Die Lendenwir-

    belsule ist aufgrund ihrer Flexibilittber dem Kreuzpunkt (bergang Len-denwirbelsule/Kreuzbein L4/L/5-L5/S1)sowohl zur Lordose als auch zur Kyphosehin beweglich. Beine und Arme sind alsDehnungszonen bewegungsaktiv. Auf-richtung und Bewegung sind geprgt vonSchnellkraft und den sie bestimmendenschnellen, weien Muskelfasern.

    Beim solaren Typliegt die Stabilitt imzentrierten Brustkorb und der in sichber dem Kreuzpunkt (L4/L5-L5/S1) auf-gerichteten Wirbelsule. Die Arme geh-

    ren funktionell zum Brustkorb. Die Beinetragen als Verengungsrume das Gewichtdes ganzen Krpers und leiten es an denBoden weiter. Die statischen Qualittendes Solaren liegen in diesen Rumen.Das Becken ist als Dehnungszone bewe-gungsaktiv. Aufrichtung und Bewegungsind geprgt von einer zentriert fhren-den Kraft und Ruhe, die der Funktion derroten Muskelfasern entspricht.

    Besonders interessant sind die ber-gnge die so genannten Zonengrenzen.Tatschlich haben wir es hier mit einerklaren Funktionstrennung von einem Pol

    zum anderen zu tun. Die Trennung ver-luft im bergang

    von den Beinen zum Becken durchdas Hftgelenk,

    vom Becken zum Rumpf in Hhe derVerbindungslinie der Beckenkmme,vom Rumpf zum Hals am 7. Halswirbel,dem Vertebra prominens,

    zwischen Gesichtsschdel und Hinter-kopf am behaarten Schdel, wobei dieOhren zum Hinterkopf zhlen.

    Eine hohe Flexibilitt des Krpers ist andiesen bergngen wichtig. Sie ist die Vo-raussetzung dafr, dass jeder Krperraumseiner spezifischen Qualitt gem imGesamtzusammenhang wirken kann.

    Kommt es hier zu einem Stau aufgrundvon Verspannungen oder dauerhaftenFehlhaltungen, sind Unterversorgung odermuskulre Fehlbelastung in angrenzendenBereichen die Folge. Die langfristigen

    Auswirkungen sind schdigend fr dengesamten Organismus, da er von seinerFhigkeit zur Selbstorganisation und damitvon seinen regenerativen Krften abge-schnitten wird.

    Die typenpolar angepasste Sitzhal-

    tung als Voraussetzung fr das Ge-

    lingen eines freien, regelmigen

    und feinen Atems

    Sitzhaltungen am Boden sind die Basisder bungspraxis aller Yoga-Traditi-onen. In der aufrechten Sitzhaltung wirdPranayama gebt und meditiert. Es heit,dass der aufrechte Sitz wie keine andereKrperhaltung erlaubt, den Geist zu sam-meln und ihn still werden zu lassen.

    Seit je werden diese Sitzhaltungen so ge-lehrt, dass der bende direkt auf den Sitz-beinhckern sitzt, das Becken aufrichtet,die Wirbelsule in die Senkrechte strecktund der Kopf ber den Scheitelpunktnach oben strebt. Eine solche Haltung istjedoch weder eindeutig lunar noch solarund kann deswegen fr keinen der bei-den Atemtypen dazu fhren, in gelster

    Spannkraft (sthirasukha) lnger im Sitz zuverweilen und den Atem in voller Kraftfrei flieen zu lassen.

    Die hier vorgestellten lunaren bzw. so-laren Versionen weichen von diesem Ideal

    bewusst ab, indem sie das Gewicht etwashinter (lunar) oder vor (solar) die Sitzbein-hcker verlagern und die restliche Statikder Aufrichtung dieser Verlagerung des

    Schwerpunktes folgt. Wenn Sie bis jetztgewohnt waren, immer ganz aufrecht zusitzen, wird Ihnen das Ausprobieren der frIhren Atemtyp vorgeschlagenen Version

    wahrscheinlich zunchst uerst merkwr-dig vorkommen. Wenn Sie jedoch bereitsind, sich mit Geduld und Entdeckergeistdarauf einzulassen, werden Sie mit grter

    Wahrscheinlichkeit feststellen, dass nacheiniger Zeit Ihr Krper in der Lage sein

    wird, berflssige Anspannung zu lsen,so dass Sie lnger und/oder mhelosersitzen bleiben knnen. Vor allem jedoch

    werden Sie unserer Erfahrung nach

    beobachten knnen, dass der Atem sichbefreit und sich allmhlich ein natrlichesWohlbefinden einstellt. Die Sitzhaltungfhlt sich dann von innen her richtigan, auch wenn sie nicht mehr 100% demIdeal entspricht. Man knnte sagen, dassder Eindruck entstehen kann, dass dieideale Haltung einen innerlich zunehmenderstarren lsst, whrend die atemtypischeSitzhaltung bei aller ueren Ruhe einGefhl groer Lebendigkeit, Wachheitund Klarheit frdert.

    Es lohnt sich also, ber den Schatten

    dieses eingefleischten Ideals zu springenund den lebendig pulsierenden Raumdahinter zu erkunden. Nur Mut!

    Sobald sich diese Krpererfahrung in Ih-nen etabliert haben wird, werden Sie auchzunehmend in der Lage sein, bei anderenMenschen zu erkennen, ob ihre Sitzhaltungenergetisch stimmt. Wenn jemand immerbeim Sitzen mde und dumpf wird undzu schwanken beginnt, dann stimmt dieSitzhaltung einfach nicht! Wenn jemandimmer darber klagt, dass langes Sitzen inder Meditation zu Schmerzen fhr t, dannstimmt sie ebenso wenig! Das Ideal liegt

    also wieder einmal in der intelligenten undfeinen Unterscheidung und dem Findender ganz eigenen idealen Haltung. (sieheSitzhaltungen Seite 46/47)

    Buchtipp:mehr zu diesemThema finden Sie in fol-gender Neuerscheinung vonAnna Trkes & MargareteSeyd: Yoga & Atemtypen.Fachbuch fr eine individu-elle Yogapraxis fr Lehrendeund Lernende, Aurum im J.Kamphausen Verlag 2008.

    Zu kaufen bei:www.yogishop.com

    Mehr Info

    Man knnte sagen, dass die

    ideale Haltung einen innerlich

    zunehmend erstarren lsst,whrend die atemtypische Sitz-

    haltung bei aller ueren Ruhe

    ein Gefhl groer Lebendig-

    keit, Wachheit und Klarheit

    frdert.

    themautypenpolare atmung