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Impulse der Open Education Bewegung für die Weiterentwicklung des Bildungsbegriffs Markus Deimann l FernUniversität in Hagen

Vortrag 7. Internationales Herbart Forum (Universität Duisburg-Essen)

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Mein Vortrag auf dem 7.Internationalen Herbart Forum 2013 in Essen.

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Impulse der Open Education Bewegung für die Weiterentwicklung des Bildungsbegriffs

Markus Deimann l FernUniversität in Hagen

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Agenda

● Gegenstandstheoretischer Zugang: Die Open Education Bewegung

– Historische Rekonstruktion

– Aktuelle Entwicklungen

● Grundlagentheoretische Rahmung

● Thesen zur Diskussion

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Bildquellenangabe: Clemens Schildberger/ pixelio.de

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Bildquellenangabe: Peter Smola/ pixelio.de

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22.03.13Folie 5Quelle: Peter & Deimann, 2013

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Eckpunkte der OE-Entwicklung

● 1960/70er Jahre: stark ideologisch und politisierend mit geringer empirischer Evidenz; Open als Kampfwort

● Danach: Abkehr von OE zugunsten traditioneller Lehrmethoden (Frontalunterricht)

● Revival seit 2001: Start der Open Educational Resources (OER) Bewegung; MIT, UNESCO

● 2007: Kapstadt Open Education Declaration: Gemeinsam das Potenzial von "Open Educational Resources (OER)" realisieren

● 2008: Massive Open Online Courses (MOOCs): xMOOCs vs. cMOOCs

● 2012: for-profit Unternehmen (z.B. Coursera): Kommodifizierung von Bildung

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„klassische“ Definition von Atkinson et al, 2007, p.4:

OER are teaching, learning, and research resources that reside in the public domain or have been released under an intellectual property license that permits their free use or re-purposing by

others. Open educational resources include full courses, course materials, modules, textbooks, streaming videos, tests, software,

and any other tools, materials, or techniques used to support access to knowledge.

Offener Zugang durch entsprechend liberale Lizenzierung ist entscheidend, muss daher nicht per se kostenfrei sein

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Potentiale von OER

● Ökonomisch: Kostenreduktion durch (lizenz-)freie

Lehrmaterialien

● Sozial: Chancengleichheit, Demokratisierung von Bildung

● Kulturell: Leitbild des Teilens und der Wiederverwertung

(entgegen dem Homo oeconomicus); Kollaborative Formen der Wissensbearbeitung (z.B. Wikipedia)

● Bildungstheoretisch/-philosophisch: neue Denkfiguren

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Die vier MOOC Prinzipien:1.Aggregate2.Remix3.Repurpose4.Feed Forward

Bildungsprinzipien nach Marotzki:1) Information muss in Wissen transformiert werden2) Refexion über dieses Wissen hinsichtlich(a) seiner Genese und Konstitution (b) seiner Reichweite (c) der gerechtfertigten Anwendung3) Artikulation der eigenen Haltung im öffentlichen Raum

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Ein Schritt zurück

● Durch die hohen TN-Zahlen wurden wirtschaftliche Begehrlichkeiten geweckt

● Sog. Open Courses, die nur vordergründig in der Tradition von OE stehen (Restriktion durch Standard-Urheberrecht)

● „Einsperren der Bestie OER“ auf einer (geschlossenen) Plattform zur besseren Vermarktung

● Moralische Fragen werden aufgeworfen: Bildung für alle verschiebt sich vom Zweck zum Nebeneffekt; Zweck sind nun allein neue Einkommensquellen

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Aus der Koalitionsvereinbarung der aktuellen NRW-Regierung:

“Gerade im Bildungsbereich wollen wir freie Medien und Software nutzen, um technische Vielfalt vorzuleben. Dazu soll es Modellprojekte zur Schaffung offener und freier Lehr- und Lerninhalte geben. Wir wollen die Prinzipien von Open Data und Open Government auch für den Hochschul- und Wissenschaftsbereich umsetzen.”

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Grundlagentheoretische Rahmung

● Annäherung: Bildung und OER als Seelenverwandte

– Bildung beschreibt den „Zweck des Menschen“ in klassischer idealistischer Form (Humboldt) lässt jedoch die konkrete Umsetzung offen

– OER schaffen freien Zugang zu kulturellen Ressourcen und stehen damit prototypisch für Bildung in der digitalen Gesellschaft lassen jedoch die philosophische Ebene unberücksichtigt

● Konkretisierung: Bildung als Fähigkeit zur Orientierung in offenen komplexen Räumen

– Bildung als Transformation der Grundfiguren des Welt- und Selbstverhältnisses (Koller, Marotzki)

– Massive Open Online Courses als Idealtypus zur Initiierung von Bildungsprozessen (inklusive Nebenwirkungen)

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Grundlagentheoretische Rahmung II

● Kritische Betrachtung von Bildung durch OER: Nicht nur Inklusion, sondern auch Exklusion (Foucault)

– MOOCs sind nur vordergründig weniger voraussetzungsvoll als traditionelle Bildungsangebote: Zwang zur Offenheit

– Ideologie des Teilens: Wie geht man mit „Trittbrettfahrern“ um?

● Moralische Betrachtung der Kommerzialisierung von Bildung (Sandel)

– Welche moralischen Implikationen gibt es?

– Wirtschaftliche Interessen können pädagogische Werte dominieren

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Thesen zur Diskussion

● Open Education als eine komplexe Reformbewegung, die prototypisch viele Trends der Digitalisierung katalysiert

● Komplementäre Beziehung zu bildungstheoretischen Konzepten

● Anschlussmöglichkeiten zur Weiterentwicklung von Denkfiguren

– Nicht mehr rein individualistisch: Leitbild des Teilens

– Openness als Voraussetzung für Innovationen

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