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SAMSTAG / SONNTAG, 15. / 16. AUGUST 2015 AUFLAGE 374 658 / TEL. 044 248 40 41 / [email protected] / WEITERE KADERSTELLEN: WWW.ALPHA.CH Reinhard Jung: «Business Engineering fusst auf einem konsequenten Outside-In-Denken.» DIGITALE TRANSFORMATION DURCH BUSINESS ENGINEERING Werkzeugkasten für «Veränderungsmanager» (Fortsetzung auf der letzten Seite) Was bedeutet Digitalisierung? Was müssen Unternehmen tun, um sich diesem Megatrend zu stellen? Von Prof. Dr. Reinhard Jung (*) Interessant ist, dass Start-ups prinzipiell identisch vorgehen. Sie haben jedoch einen entscheidenden Vorteil: sie müssen keine vorhandenen Strukturen, Produkte usw. in- frage stellen. Dieser «Ballast» führt in etab- lierten Unternehmen zu erheblichem Wider- stand gegen die Transformation. Business Engineering als Lösungsrah- men Das an der Universität St. Gallen entwi- ckelte Konzept des «Business Engineering» kann als Rahmen für die Digitale Transfor- nicht mehr wegzudenken. Die Kunden sind nahezu ständig online, sodass sich reale Welt und Online-Welt immer stärker verzahnen. 2. Web 2.0, soziale Netzwerke und Communi- ties: Das World Wide Web hat sich längst zu einer Kommunikationsplattform entwickelt. Aus einer unidirektionalen Kommunikation von Unternehmen zu Kunden ist ein echter Dialog geworden. Kunden können beispiels- weise andere Kunden erreichen, wodurch sich die Machtverhältnisse auf vielen Märk- ten völlig verändern. Es sind soziale Netz- werke und Communities mit ganz unter- schiedlichen Zielsetzungen entstanden. 3. Inhalte erzeugen und teilen: Die «digitalen» Akteure sind mehr und mehr bereit, Inhalte zu erzeugen und zu teilen. Konsumenten be- teiligen sich aus immateriellen Motiven an Innovationsprozessen oder erbringen sogar Services für andere Kunden. Die «Nachbar- schaftshilfe» Mila von Swisscom ist ein ein- drucksvolles Beispiel. 4. Differenzierungsdruck: Viele Märkte sind gesättigt. Der Verdrängungswettbewerb in gesättigten Märkten zwingt zu neuen We- gen der Differenzierung. Die hybride Wert- Als Schlagwort ist die Digitalisierung in al- ler Munde. Doch in vielen Unternehmen herrscht nur eine vage Vorstellung davon, was konkret darunter zu verstehen ist. Treiber der Digitalisierung Um Digitalisierung zu verstehen, müssen zunächst die Treiber dieses Megatrends be- trachtet werden: 1. Technische Vernetzung und Pervasive Com- puting: Die technische Vernetzung ist in- zwischen allgegenwärtig. Vor gerade acht Jahren wurde das iPhone auf den Markt ge- bracht, Smartphones sind aus dem Alltag schöpfung, also Bündelung von angestamm- ten Produkten und Dienstleistungen mit neuen, zumeist digitalen Zusatzleistungen, verbessert die Marktfähigkeit. 5. Erwartungshaltung: Klar zu beobachten ist, dass die Erwartungen der Kunden an ihre Marktpartner steigen. Wer keine erstklas- sige «User Experience» bieten kann, gerät schnell ins Hintertreffen. Der Wettbewerb ist intensiv und die Kundenloyalität nimmt tendenziell ab. 6. Neue Wettbewerber: Vielfach dringen Unter- nehmen in fremde Branchen vor. Zudem entstehen neue Unternehmen, die gezielt Wertschöpfungsstufen von etablierten Unter- nehmen adressieren und durch hoch-innova- tive Produkte und Dienstleistungen substitu- ieren. Ein Beispiel ist WhatsApp, das über Nacht den Kurznachrichtenservice der gros- sen Telcos (SMS) «kannibalisierte» und dort massive Umsatzeinbrüche verursachte. Das «Wesen» der Digitalen Transfor- mation Unternehmen, die konsequent auf die be- schriebenen Treiber reagieren und sich durch eine digitale Transformation für die neuen Umgebungsbedingungen fit machen, tun dies typischerweise ganzheitlich in fol- genden Handlungsfeldern: 1. Geschäftsmodell: Neue Produkte und Dienstleistungen werden gemäss veränder- ter Kundenbedürfnisse definiert, bestehen- de Produkte und Dienstleistungen durch Zusatzleistungen ergänzt (hybride Wert- schöpfung) oder sogar ersetzt. 2. Customer Experience: Ausgehend von Kun- denbedürfnissen oder sogar Kundenprozes- sen («customer journey») wird das Kunden- erlebnis zielgerichtet neu gestaltet. 3. Wertschöpfungsprozess: Der Wertschöp- fungsprozess wird soweit wie möglich digi- talisiert bzw. automatisiert, um «operational excellence» zu erreichen. IOP-Fachtagung vom 8. September Die diesjährige Veranstaltung im Stade de Suisse in Bern steht unter dem Thema «Herausforderung Wandel – Erfolgsfaktoren im Umbruch». Organisiert vom Institut für Organisation und Personal (IOP) und vom Kompetenzzentrum für Public Management (KPM) der Universität Bern richtet sie sich an Fach- und Führungskräfte aus Wirtschaft, Verwaltung und Politik. Es werden rund 300 Teilnehmende erwartet. Information und An- meldung: www.iop-fachtagung.ch DIE LETZTE SEITE Mobbing, Stress und Betriebliche Gesundheitsförderung – die Rubrik von Klaus Schiller-Stutz. Folge 3: Mobbing – was ist das eigentlich? Mobbing am Arbeitsplatz ist ein gesellschaftliches und auch ein persönliches Problem, weil in den modernen Industriestaaten der Beruf als identitäts- stiftender Mittelpunkt des Lebens angesehen wird. Aktuelle Bildungsangebote Alpha-Seminare

SAMSTAG / SONNTAG, 15. / 16. AUGUST 2015 AUFLAGE 374 … · (KPM) der Universität Bern richtet sie sich an Fach- und Führungskräfte aus Wirtschaft, Verwaltung und Politik. Es werden

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SAMSTAG / SONNTAG, 15. / 16. AUGUST 2015

AUFLAGE 374 658 / TEL. 044 248 40 41 / [email protected] / WEITERE KADERSTELLEN: WWW.ALPHA.CH

Reinhard Jung: «Business Engineering fusst

auf einem konsequenten Outside-In-Denken.»

DIGITALE TRANSFORMATION DURCH BUSINESS ENGINEERING

Werkzeugkasten für «Veränderungsmanager»

(Fortsetzung auf der letzten Seite)

Was bedeutet Digitalisierung? Was müssen Unternehmen tun, um sich diesem Megatrend zu stellen? Von Prof. Dr. Reinhard Jung (*)

Interessant ist, dass Start-ups prinzipiell identisch vorgehen. Sie haben jedoch einen entscheidenden Vorteil: sie müssen keine vorhandenen Strukturen, Produkte usw. in-frage stellen. Dieser «Ballast» führt in etab-lierten Unternehmen zu erheblichem Wider-stand gegen die Transformation.

Business Engineering als Lösungsrah-menDas an der Universität St. Gallen entwi-ckelte Konzept des «Business Engineering» kann als Rahmen für die Digitale Transfor-

nicht mehr wegzudenken. Die Kunden sind nahezu ständig online, sodass sich reale Welt und Online-Welt immer stärker verzahnen.2. Web 2.0, soziale Netzwerke und Communi-ties: Das World Wide Web hat sich längst zu einer Kommunikationsplattform entwickelt. Aus einer unidirektionalen Kommunikation von Unternehmen zu Kunden ist ein echter Dialog geworden. Kunden können beispiels-weise andere Kunden erreichen, wodurch sich die Machtverhältnisse auf vielen Märk-ten völlig verändern. Es sind soziale Netz-werke und Communities mit ganz unter-schiedlichen Zielsetzungen entstanden.3. Inhalte erzeugen und teilen: Die «digitalen» Akteure sind mehr und mehr bereit, Inhalte zu erzeugen und zu teilen. Konsumenten be-teiligen sich aus immateriellen Motiven an Innovationsprozessen oder erbringen sogar Services für andere Kunden. Die «Nachbar-schaftshilfe» Mila von Swisscom ist ein ein-drucksvolles Beispiel. 4. Differenzierungsdruck: Viele Märkte sind gesättigt. Der Verdrängungswettbewerb in gesättigten Märkten zwingt zu neuen We-gen der Differenzierung. Die hybride Wert-

Als Schlagwort ist die Digitalisierung in al-ler Munde. Doch in vielen Unternehmen herrscht nur eine vage Vorstellung davon, was konkret darunter zu verstehen ist.

Treiber der DigitalisierungUm Digitalisierung zu verstehen, müssen zunächst die Treiber dieses Megatrends be-trachtet werden:1. Technische Vernetzung und Pervasive Com-puting: Die technische Vernetzung ist in-zwischen allgegenwärtig. Vor gerade acht Jahren wurde das iPhone auf den Markt ge-bracht, Smartphones sind aus dem Alltag

schöpfung, also Bündelung von angestamm-ten Produkten und Dienstleistungen mit neuen, zumeist digitalen Zusatzleistungen, verbessert die Marktfähigkeit. 5. Erwartungshaltung: Klar zu beobachten ist, dass die Erwartungen der Kunden an ihre Marktpartner steigen. Wer keine erstklas-sige «User Experience» bieten kann, gerät schnell ins Hintertreffen. Der Wettbewerb ist intensiv und die Kundenloyalität nimmt tendenziell ab.6. Neue Wettbewerber: Vielfach dringen Unter-nehmen in fremde Branchen vor. Zudem entstehen neue Unternehmen, die gezielt Wertschöpfungsstufen von etablierten Unter-

nehmen adressieren und durch hoch-innova-tive Produkte und Dienstleistungen substitu-ieren. Ein Beispiel ist WhatsApp, das über Nacht den Kurznachrichtenservice der gros-sen Telcos (SMS) «kannibalisierte» und dort massive Umsatzeinbrüche verursachte.

Das «Wesen» der Digitalen Transfor-mationUnternehmen, die konsequent auf die be-schriebenen Treiber reagieren und sich durch eine digitale Transformation für die neuen Umgebungsbedingungen fit machen, tun dies typischerweise ganzheitlich in fol-genden Handlungsfeldern:1. Geschäftsmodell: Neue Produkte und Dienstleistungen werden gemäss veränder-ter Kundenbedürfnisse definiert, bestehen-de Produkte und Dienstleistungen durch Zusatzleistungen ergänzt (hybride Wert-schöpfung) oder sogar ersetzt.2. Customer Experience: Ausgehend von Kun-denbedürfnissen oder sogar Kundenprozes-sen («customer journey») wird das Kunden-erlebnis zielgerichtet neu gestaltet.3. Wertschöpfungsprozess: Der Wertschöp-fungsprozess wird soweit wie möglich digi-talisiert bzw. automatisiert, um «operational excellence» zu erreichen.

IOP-Fachtagung vom 8. SeptemberDie diesjährige Veranstaltung im Stade de Suisse in Bern steht unter dem Thema «Herausforderung Wandel – Erfolgsfaktoren im Umbruch». Organisiert vom Institut für Organisation und Personal (IOP) und vom Kompetenzzentrum für Public Management (KPM) der Universität Bern richtet sie sich an Fach- und Führungskräfte aus Wirtschaft, Verwaltung und Politik. Es werden rund 300 Teilnehmende erwartet. Information und An-meldung: www.iop-fachtagung.ch

DIE LETZTE SEITE

Mobbing, Stress und Betriebliche

Gesundheitsförderung – die Rubrik

von Klaus Schiller-Stutz. Folge 3:

Mobbing – was ist das eigentlich?

Mobbing am Arbeitsplatz ist ein gesellschaftliches

und auch ein persönliches Problem, weil in den

modernen Industriestaaten der Beruf als identitäts-

stiftender Mittelpunkt des Lebens angesehen wird.

Aktuelle Bildungsangebote

Alpha-Seminare

AKTUELLE BILDUNGSANGEBOTEmation dienen. Business Enginee-

ring als umfassender Ansatz für das Veränderungsmanagement zeigt den systematischen Weg durch die Transformation für alle Gestaltungs-ebenen des Unternehmens auf. Ganz wichtig sind dabei die Leadership-Aspekte, die so oft über Erfolg oder Misserfolg einer Veränderungsini-tiative entscheiden. So hilft Busi-ness Engineering, die Transforma-tion für alle Mitarbeitenden greifbar und nachvollziehbar zu machen. Für «Veränderungsmanager» stellt Busi-ness Engineering einen umfangrei-chen Werkzeugkasten für die Trans-formation zur Verfügung.Business Engineering fusst auf einem konsequenten Outside-In-Denken, von den Kundenbedürfnissen aus-gehend und nicht vom Produk-tionsprozess. Es stellt umfassende Methoden und Modelle zum syste-matischen und gestaltenden Um-gang mit dem Wandel zur Verfügung. Als Top-Down-Ansatz integriert es die unterschiedlichen Handlungsfel-der eines ganzheitlichen Wandels: Geschäftsstrategie, Geschäftspro-zesse und Produktionsinfrastruktur sowie die «weichen» Faktoren des Veränderungsmanagements (u. a. Leadership, Kommunikation, Unter-nehmenskultur). So kann das Busi-ness Engineering Framework mit sei-nem systematischen Vorgehen helfen, Veränderungsprojekte für die Digitale Transformation erfolgreich zu gestal-ten und umzusetzen.

(*) Prof. Dr. Reinhard Jung ist Professor für Business Engineering an der Universität St. Gallen ([email protected]). In dem von ihm geleiteten Executive MBA HSG in Business Engineering (www.embe.unisg.ch) machen sich Führungskräfte fit für die Transformation von Organisationen.

(Fortsetzung Leitartikel) MOBBING, ARBEITSPLATZKONFLIKTE UND BETRIEBLICHE GESUNDHEITSFÖRDERUNG – FOLGE 3

Von Klaus Schiller-Stutz (*)

Mobbing – was ist das eigentlich? Führung des VR-Sekretariats & Integr. ComplianceAufgaben, Kompetenzen und Verantwortung von VR-Sekretärinnen und VR-Sekretären.Datum: Freitag, 11. September 2015Dauer: 1 TagOrt: Radisson Blu Hotel, ZürichInfos: Swiss Board School am IMP-HSGwww.icfcg.org, Tel. 071 224 23 72

Dipl. Systemischer Coach WiWe/ECAEinfach wirksam sein – mit SystemischenStrukturaufstellungen und Lösungsfokussierung.Datum: Montag, 14. September 2015Dauer: Grundmodule 24 TageOrt: Appenzell, SternenbergInfos: WissensWert GmbHwww.wissenswert.ch, Tel. 079 620 30 30

Crashkurse BetriebswirtschaftMarketing und Strategisches Management? Rechnungswesenund Controlling? BWL kurz und kompakt in 1–2 Monaten.Datum: Dienstag, 15. September 2015Dauer: 2 MonateOrt: FernlehrgangInfos: Betriebswirtschaftliches Institut und Seminar Baselwww.bwl-institut.ch, Tel. 061 261 2000

Workshop In Form – informiertRefresher-Workshop für Stiftungsräte von Pensionskassen: 2 Tage Ausbildung, Diskussionen und Austausch.Datum: Dienstag, 22. September 2015Dauer: 2 TageOrt: Beau Rivage InterlakenInfos: VPS Verlag Personalvorsorge undSozialversicherung AGwww.schweizerpersonalvorsorge.ch, Tel. 041 317 07 07

Neue Konzepte für den Verwaltungsrat24. Durchführung des 6-teiligen VR-Programms 2016 mitAbschlusszertifikat.Datum: Freitag, 29. Januar 2016Dauer: 6 AbendeOrt: Radisson Blu Hotel, ZürichInfos: Swiss Board School am IMP-HSGwww.icfcg.org, Tel. 071 224 23 72

Detailinformationen und viele weitere Kurse ...www.alpha-seminare.ch

Prof. Heinz Leymann, Diplom-psychologe und Pionier in der Mobbingforschung, hat 1990 den Begriff «Mobbing» als Sy-nonym für «Psychoterror am Arbeitsplatz» an einer inter-nationalen Arbeitsschutzkon-ferenz in Hamburg eingeführt – mit Vorstellung seiner umfas-senden Studien über die Aus-

wirkungen von Arbeitsbedingungen auf die Gesundheit der Angestellten. Seither hat der Begriff in der Öffentlichkeit, in der Arbeitswelt und unter Fachleuten verschiedener Diszi-plinen zunehmend an Aufmerksamkeit gewonnen. Der Be-griff stammt vom englischen Substantiv «mob» und wird mit «zusammengerotteter Pöbel(haufen), Gesindel, Bande, Sipp-schaft» übersetzt. Der Begriff «Mobbing» ist auch die Ver-laufsform des englischen Verbs «to mob», was «anpöbeln, angreifen, attackieren, belästigen, schikanieren» bedeutet.

Geschichte der MobbingforschungDer Verhaltensforscher Konrad Lorenz verwendete 1958 den Begriff «Mobbing» für Gruppenangriffe von unterle-genen Tieren (z. B. Gänsen), um sich vor einem überlege-nen Tier (z. B. Fuchs) zu schützen. Anfang der 1970er Jahre machte der deutsche Psychiater Rudolf Bilz in seiner Publi-kation «Menschliche Anstossaggressivität (Mobbing)» auf einen destruktiv verlaufenden Gruppenprozess unter Er-wachsenen gegenüber einer einzelnen Person aufmerksam. Der schwedische Arzt Heinemann beschrieb in den 1970er Jahren in seinem Buch «Mobbing – Gruppengewalt unter Kindern» das rohe, aggressive Gruppenverhalten von Kin-dern gegenüber einem Kind, welches schliesslich in den Sui-zid getrieben wurde.

Definition von «Mobbing am Arbeitsplatz»Eine einheitliche internationale Definition von «Mobbing» gibt es nicht. Gemäss Leymann beschreibt der Begriff sys-tematische, wiederholte feindselige Handlungen von einer oder mehreren Personen gegen eine andere Person (= Sün-denbock) über einen längeren Zeitraum hinweg. In der

Regel gerät eine betroffene Person durch die Gruppen-dynamik eines destruktiven Konfliktverlaufes in eine unter-legene Position, aus der sie nur schwer alleine herauskom-men kann. Mobbing wird auch als ein Kampf um Positionen und strukturelle Macht (z. B. mit Machtgehabe, Abschieben von Fehlhandlungen auf andere etc.) mit unfairen Mitteln bezeichnet. Nebst dem «Mobber», der oftmals im Hinter-grund agiert, gibt es meist aktive Mitläufer sowie (passive) Zuschauer, welche – teilweise aus Angst oder Ohnmacht – das Geschehene zulassen, um nicht selber Opfer von Mob-binghandlungen zu werden. Daher ist Mobbing in einem sys-temischen Zusammenhang zu betrachten, anstatt linear im Sinne von: Da gibt es einen Täter, der schuld ist und ein Op-fer, welches geschützt werden muss.

Weitere Begriffe zur Beschreibung des PhänomensMobbing wird auch als «Bullying» (tyrannisieren, einschüch-tern, schikanieren) bezeichnet. Von «Bossing» spricht man, wenn Führungspersonen Mobbinghandlungen gegenüber Angestellte ausüben. «Staffing» bezeichnet das Ausüben der Mobbinghandlungen von Unterstellten gegenüber Füh-rungspersonen. Ein «Whistleblower» (von engl.: to blow the whistle, «in die Pfeife blasen»; im deutschen Sprachraum auch «Enthüller», «Skandalaufdecker» oder «Hinweisge-ber») ist eine Person, die innerhalb/ausserhalb ihres Be-triebs auf Missstände bzw. unethische oder illegale Prakti-ken (etwa Korruption) hinweist. «Whistleblowers» werden meist als illoyale Mitarbeiter und Denunzianten bezeichnet und sind daher oft Mobbinghandlungen ausgesetzt. «Cyber-Mobbing», ein zunehmend verbreitetes Phänomen, bedeu-tet das Benutzen von digitalen Medien (Internet, E-Mail, Mo-biltelefon), um anderen absichtlich Schaden zu zufügen.

(*) Klaus Schiller-Stutz ist Psychologe/Psychotherapeut FSP mit Pra-xis in Hedingen (www.schiller-stutz.ch) und Zürich im ZiSMed (www.zismed.ch). Er ist Berater mit dem Tool stressnostress.ch und Mit-glied im BGMnetzwerk.ch. Er hat langjährige Erfahrung in Beratun-gen bei Konflikt-/Mobbingsituationen von Einzelpersonen, Teams und Betrieben sowie als Einzel-, Paar- und Familientherapeut. Die nächs-te Folge dieser Kolumne unter dem Titel «Erkenntnisse aus der Stress- und Mobbingforschung – Teil 1» erscheint am 29. August 2015.