Upload
others
View
1
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
Operationstechnik Patellofemoralgelenk
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 2
Implantatbesonderheiten 3
Präoperative Beurteilung 4
Präoperative Planung 6
Hautschnitt und Zugang 8
Patellaresektion 9
Trochleapräparation 11
Abschließende Knochenpräparation 16
Probekomponenten 18
Präparation der Zapfenlöcher 19
Trochleaimplantation 20
Patellaimplantation 20
Zusammenfassung 21
Anhänge 22
Bestellinformationen 23
1
Abbildung 1
Abbildung 2
Abbildung 3
Ca. 10 % aller Patienten mit Kniearthrose
leiden unter einer isolierten patellofemoralen
Arthrose. Der Schlüssel für die erfolgreiche
Behandlung dieser Erkrankung durch einen
Patellofemoralersatz ist die Erkenntnis, dass es sich
NICHT um 1/3 einer Totalendoprothese handelt.
Das Weichteilbalancing beim patellofemoralen
Gelenkersatz unterscheidet sich grundlegend
im Vergleich zur Implantation einer Knie-
Totalendoprothese.1
Der patellofemorale Ersatz eignet sich für
Patienten, die an einer schmerzhaften primären
oder sekundären (d. h. posttraumatischen
oder durch dysplastische Veränderungen
entstandenen) hochgradigen Osteoarthrose des
Patellofemoralgelenkes leiden, welche konservativ
nicht therapierbar ist. Bei diesen Kniegelenken
ist der Gelenkknorpel der tibiofemoralen
Kompartimente intakt und kann normale
Belastungen tragen. Das Knie ist zudem stabil,
der Patient hat ausschließlich patellofemorale
Beschwerden (Abbildungen 1 und 2).
Nicht geeignet für einen patellofemoralen
Gelenkersatz sind Arthritiden, bakterielle
Infektionen, großflächige Chondrokalzinosen,
eine Patella infera sowie die symptomatische
Arthrose im Tibiofemoralgelenk. Patellofemorale
Schmerzen, die nicht durch eine Osteoarthritis
bedingt sind und sich als komplexes regionales
Schmerzsyndrom manifestieren, sind ebenfalls als
Kontraindikationen anzusehen.
Die patellofemorale Endoprothetik ist unter
Umständen nicht geeignet für Patienten mit
einer ausgeprägten Patella alta, rezidivierenden
Patellainstabilitäten mit oder ohne Patellakippen,
so wie chronischen lateralen Subluxationen der
Patella. In diesem Fall muss die entsprechende
Pathologie der Patellainstabilität bzw. der
chronischen, übermäßig lateralen Position, bei
der Implantation des patellofemoralen Ersatzes
mit korrigiert werden, z.B. in Form einer medialen
patellofemoralen Bandplastik (Abbildung 3).
Einleitung
2
Dieses patellofemorale (PF) Implantat der
3.Generation ist bewusst weniger geführt als
Implantate früherer Generationen. Es reduziert
Abrieb und Scherkräfte sowie das Risiko einer
Implantatlockerung. Die Patellakomponente ist die
bewährte ovale, kuppelförmige Komponente des
SIGMA®-Kniesystems. Die Trochleakomponente
des SIGMA HP Partial-Knies, unterscheidet
sich jedoch grundlegend von der bikondylären
SIGMA-Prothese. Sie wurde entwickelt, um den
besonderen Anforderungen der patellofemoralen
Endoprothetik gerecht zu werden. Durch das
dünne schlanke Design ist bei der Implantation
nur eine minimale Knochenresektion erforderlich.
Darüber hinaus kann die Komponente als
Inset- oder Onset-Version verwendet werden.
Dadurch wird auch die Gefahr eines Impingement
durch Überhang verringert, welches früher
als Grund für postoperativen vorderen
Knieschmerz galt. Da dieses Design die normale
Anatomie des Patienten nachempfindet, ist
das Weichteilbalancing äußerst wichtig.
Beim Ausbalancieren der Patella sind die
Bedeutung der medialen und lateralen
patellofemoralen Ligamente durch den
Operateur unbedingt zu berücksichtigen.
Um ein optimales Ergebnis zu erzielen, sollte
die normale Patellaführung mit diesem minimal
geführten anatomischen Design wiederhergestellt
werden. Diesbezüglich werden die Patienten
zu gegebener Zeit aufgeklärt, dass es durch die
postoperative Muskelaktivierung in manchen Fällen
zu einer leichten Veränderung der Patellaführung
kommen kann, so dass ein weiteres Balancing (und
somit ein weiterer Eingriff) erforderlich werden
könnte.
Implantatbesonderheiten
3
Abbildung 4
Zur optimalen Planung der Operation erweist sich
die folgende Einteilung der Patellofemoralarthrose
(PFA) als sinnvoll und hilfreich:
Isolierte patellofemorale Arthrose bei
normalen anatomischen Verhältnissen
Die bestehenden, in der Regel normalen
anatomischen Verhältnisse einer einfachen
patellofemoralen Arthrose ohne Instabilität,
werden am besten rekonstruiert, wenn die
Implantation der Trochleakomponente als Inset-
Variante erfolgt. Der Ersatz der Patellarückfläche
obliegt der Präferenz des Operateurs. Eine
progrediente tibiofemorale Degeneration kann
ursächlich für das Auftreten neuer Beschwerden
sein. Der Patient sollte hierüber ebenso präoperativ
aufgeklärt werden, wie über die Möglichkeit der
Implantation einer bikompartimentellen bzw.
totalen Endoprothese, bei intraoperativ unerwartet
vorgefundener tibiofemoraler Arthrose.
Isolierte patellofemorale Arthrose bei
patellofemoraler Dysplasie
Die anatomische Rekonstruktion der Trochlea bei
Patienten mit patellofemoraler Dysplasie ohne
Instabilität erfolgt idealerweise mit der Onset-
Technik. Da diese Form der patellofemoralen
Arthrose häufig mit einer Patella alta
vergesellschaftet ist, sollte diese ggf. überprüft und
entsprechend korrigiert werden. Typischerweise
zeigt sich keine ausgeprägte Degeneration des
tibiofemoralen Kompartiments (Abbildung 4).
Präoperative Beurteilung
Isolierte patellofemorale Arthrose bei bekannter Instabilität
Die Ursachen einer isolierten patellofemoralen Arthrose mit einer Instabilität können sehr mannigfaltig sein. Die Behandlung
dieses Erkrankungsbildes stellt durch den meist langen Leidensweg der Patienten eine große Herausforderung dar. Dieser ist oft
gekennzeichnet durch mehrere Luxationen, gefolgt von Operationen wie Chondroplastie, Tuberositasosteotomie, Raffung des
medialen und Release des laterales Retinaculum. Es können also mediale sowie laterale oder kombinierte Instabilitäten auftreten. Zur
optimalen Behandlung dieser Patienten reicht der alleinige Ersatz des arthrotischen patellofemoralen Kompartiments nicht aus, da
Instabilitäten wieder auftreten können, sofern diese intraoperativ nicht behandelt wurden. Anhang III enthält weitere Informationen,
die bei der Behandlung dieser komplexen Form der patellofemoralen Arthrose unbedingt Beachtung finden sollten.
4
Isolierte posttraumatische patellofemorale
Gelenkerkrankung
Die Behandlung der posttraumatischen
patellofemoralen Gelenkerkrankung ist seit langem
in der Diskussion. Patienten mit posttraumatischen
Zuständen können an einer Instabilität infolge des
Traumas oder posttraumatischer Veränderungen
leiden, unabhängig einer Fraktur. Eine
posttraumatische Arthrose infolge einer Fraktur
kann eine vergrößerte, formveränderte Patella
mit unebener Knochenstruktur aufweisen. Diese
Veränderungen sind unbedingt zu berücksichtigen
bei der Positionierung der Patellakomponente,
der Behandlung von Weichteilvernarbungen
und dem Weichteilbalancing. Als Ursache
der posttraumatischen Arthrose gelten auch
traumabedingte Knorpelschäden, welche zu
einem vorzeitigen Absterben der Chondrozyten
und somit zur Arthrose führen, auch wenn
keine Fraktur vorlag. Patienten mit bekannter
posttraumatischer Instabilität werden
entsprechend den Anweisungen im Kapitel
Instabilität behandelt.
Untersuchung
Nach der röntgenologischen Klassifizierung des
patellofemoralen Kompartiments werden folgende
Punkte präoperativ untersucht:
1. Patellaführung: Die Patellaführung sollte in
aktiver Flexion und Extension des Kniegelenks im Sitzen bzw. gegen Widerstand oder in der Hocke untersucht werden (sofern
letzteres nicht zu schmerzhaft für den Patienten ist).
2. Verlagerung der Patella: Eine mediale und laterale Verlagerung der Patella wird in Trochlea-Quadranten dokumentiert, ausgehend
von der zentralen Trochlea-Position. Ist die mediale und laterale Spannung insuffizient, sollte dieses dokumentiert und bei der
intraoperativen Planung berücksichtigt werden.
3. Patellakippen: Wenn bei 20°-Flexion die Patella nicht in die neutrale Position angeliftet werden kann, spricht man von einem
fixierten Patellatilt.
5
Im Gegensatz zur unikodylären oder KTEP wurde
in der Vergangenheit die klassische Planung
beim Patellofemoralersatz an Röntgenbildern
nur selten durchgeführt. Die präoperative
Beurteilung der knöchernen Anatomie und der
Stellung der Patella zur Trochlea sind jedoch
wichtig und hilfreich für die Festlegung von
Größe und Position der Prothesenkomponenten.
Folgende Röntgenuntersuchungen werden daher
empfohlen:
A/P-Röntgenaufnahme unter Belastung
Die A/P-Übersichtsaufnahme wird im Stehen oder
als P/A-Aufnahme in leichter Flexion angefertigt.
Diese Aufnahme wird in erster Linie dazu
benötigt das mediale und laterale tibiofemorale
Kompartiment zu beurteilen. Größe, Form und
auch Veränderungen an der Patella, wie z.B. nach
einer Fraktur sind ebenfalls gut erkennbar.
Bei fortgeschrittener ein- oder beidseitiger
Gelenkspaltverschmälerung, größerer
Osteophytenbildung oder anderen Anzeichen für
degenerative Veränderungen sollte die Indikation
zu einem PFE kritisch betrachtet werden.
Laterale Ansicht (true lateral view)
Die laterale Aufnahme (mit übereinstimmenden
Konturen der posterioren Femurkondylen) ist zur
Bestimmung der Patellahöhe unerlässlich (bei
einem Caton-Deschamps Verhältnis < 0,8 spricht
man von einer Patella infera und > 1,2 von einer
Patella alta). Weiterhin ermöglicht das seitliche
Röntgenbild die Beurteilung der retropatellaren
Arthrose (Größe und Position von Osteophyten
und Zysten, Qualität der Knochensubstanz)
sowie die weitere Diagnostik des tibiofemoralen
Gelenkspalts. Zudem ist diese Aufnahme hilfreich
bei der Klassifikation der Trochlea-Morphologie
und des Patellakippens (Abbildungen 5 und 6).
Abbildung 5: Laterale Ansicht (not true lateral view)
Abbildung 6: Laterale Ansicht (true lateral view)
Abbildung 7: A/P-Ansicht
Abbildung 8: P/A-Ansicht
P/A-Röntgenaufnahme in Flexion unter Belastung
Bei dieser Aufnahme als Ergänzung zur A/P-Aufnahme wird der Bereich der tibiofemoralen Kompartimente dargestellt, die bei einer
Arthrose am häufigsten mit einer Verschmälerung des Gelenkspalts einhergehen. Ein auf dem A/P-Bild normaler Gelenkspalt kann
auf dem in Flexion aufgenommenen P/A-Bild komplett aufgehoben sein (Abbildungen 7 und 8).
Präoperative Planung
6
Axiale Röntgenaufnahme
Diese Aufnahme ist unabdingbar zur Beurteilung
der Patellaform und ihrer Lagebeziehung zur
Trochlea. Die Tangentialaufnahme(n) wird bei
auf dem Rücken liegenden Patienten mit 30
bis 45° bzw. 50 bis 60° gebeugtem Kniegelenk
angefertigt. Obwohl Tangentialaufnahmen gut die
Morphologie der Trochlea wiedergeben, sollte man
bedenken, dass Trochleadysplasien auch auf guten
axialen Bildern leicht unterschätzt werden können
(Abbildungen 9a und b).
Interpretation der Röntgenaufnahmen
Die Bestimmung der Größe und die
Positionierung der Onlay-Patella erfolgt
standardmäßig durch eine direkte
intraoperative Messung. Tangentialaufnahmen
sind hilfreich für die präoperative Planung
der Komponentenpositionierung und zur
Entscheidungsfindung für In- oder Onset-Patella.
Zudem sind sie sehr aussagekräftig zur Planung
der Behandlung von Knochendefiziten.
In Kombination mit der lateralen Ansicht ist die
Tangentialdarstellung des Patellofemoralgelenkes
sehr nützlich zur Beurteilung der
patientenindividuellen Anatomie und somit zum
Ausschluss/Bestätigung einer Trochleadysplasie.
Anhand dieser Ergebnisse kann präoperativ die
Planung der Trochleakomponente als Inset- oder
Onset-Variante erfolgen. Die Inset-Variante
eignet sich eher bei normalen anatomischen
Verhältnissen, die Onset-Variante eher bei
dysplastischen Trochleae. Das seitliche Röntgenbild
dient darüber hinaus der Korrekturplanung eines
ausgeprägten Patellahoch- bzw. Patellatiefstandes.
Mit einer Tuberositasversetzung ist in diesem Fall
bei vollständiger Aktivierung des M. Quadriceps
fem. in Flexion und Extension ein angemessener
Kontakt der Patella in der Trochleagrube
gewährleistet.
Abbildung 10
Abbildung 11
Abbildung 9a
Abbildung 9b
CT und MRT
Hinweise bei der klinischen oder röntgenologischen Untersuchung auf eine lateralisierte Tuberositas tibiae können durch
CT- (Abbildung 10) oder MRT-Bilder (Abbildung 11) abgeklärt werden. Der Abstand zwischen der Tuberositas tibiae und der
Trochlearinne (TT–TG) gibt Aufschluss über die Lage der Tuberositas an der ventralen Tibia. Anhand dieser Parameter lässt sich
eine präzise Planung zur evtl. erforderlichen Medialisierung der Tuberositas tibiae durchführen. Die Messungen können auf jeder
normalen MRT- oder CT-Aufnahme des Kniegelenks vorgenommen werden, sofern auf diesen Bildern auch die Tuberositas tibiae
dargestellt ist.2
7
Der Hautschnitt erfolgt in den meisten Fällen auf
der Mittellinie. Er sollte lang genug sein, um eine
ausreichende Übersicht zu erzielen. Bei adipösen
Patienten wird die Inzision in der Regel etwas länger
sein, mit zunehmender Erfahrung des Operateurs wird
sie kürzer.
Tiefer Weichteilzugang
Der Zugang zum Kniegelenk erfolgt über
einen medialen oder lateralen parapatellaren
Standardzugang. Beim medialen Zugang besteht die
Möglichkeit, über die Anpassung der Spannung des
medialen patellofemoralen Ligamentum (MPFL), den
Patellalauf zu optimieren. Die mediale Kapselinzision
sollte im Bereich des oberen Patellarandes beginnen
und sich nach distal entlang dem medialen
Patellarand und der Patellasehne erstrecken. Zur
Verbesserung der Übersicht, z.B. bei adipösen
Patienten, kann dieser Zugang problemlos nach
proximal erweitert werden. Bei der Gelenkeröffnung
sollte eine Schädigung des Knorpels und der
Vorderhörner oder Bandstrukturen am Meniskus
unbedingt vermieden werden. Falls der Patient keine
Pathologie des MPFL aufweist, oder primär eine
übermäßige Spannung des lateralen Retinaculum
für die femoropatellare Pathologie verantwortlich
ist, kann der Zugang zum Gelenk alternativ auch
lateral erfolgen. Dieser erfolgt dann über eine laterale
parapatellare Inzision oder den weniger bekannten
lateralen Verlängerungszugang.3 Der laterale Zugang
ermöglicht eine direkte Behandlung einer abgekippten
Patella unter Schonung des Vastus medialis. Nach der
Eröffnung des Gelenks erfolgt eine Beurteilung der
Knorpelschädigung in allen drei Kompartimenten. In
Abhängigkeit vom Ergebnis erfolgt die endgültige
Therapiefestlegung. Bei Knorpelschädigung in den
tibiofemoralen Kompartimenten sollten je nach
Ausmaß und Lokalisation des Defektes weitere
Behandlungsoptionen erwogen werden. Hierzu zählen
z.B. ein osteochondraler Transfer zur Behandlung
von kleinen fokalen Defekten oder die Implantation
einer unikondylären Komponente, jeweils unter
Beibehaltung des patellofemoralen Ersatzes. Auch
die Implantation einer Knie-Totalendoprothese
kann erforderlich werden. Diese möglicherweise
notwendigen Therapieerweiterungen unterstreichen
die Wichtigkeit der präoperativen Planung und der
ausführlichen Aufklärung des Patienten.
Hautschnitt und Zugang
8
Onset-Technik
Die Präparation der Patella kann vor oder nach der
Trochleapräparation durchgeführt werden.
Der Vorteil der Patella-First-Technik ist,
dass diese für eine bessere Übersicht auf
die Trochlea subluxiert werden kann. Zur
Darstellung der Ränder der Patella und des
Ansatzes der Quadrizepssehne werden Faser-,
Fett- und Synovialgewebe sorgfältig reseziert;
Randosteophyten werden entfernt. Bei
gestrecktem Kniegelenk ist eine vollständige Sicht
auf die Patella ohne komplette Eversion möglich.
Die Patellastärke wird gemessen und die
Resektionshöhe berechnet mit Berücksichtigung
einer möglichen Asymmetrie und eines
Knochenverlusts (Abbildung 12).
Die Patellastärke mit Oberflächenersatz sollte der
Stärke der natürlichen Patella entsprechen.
Es ist jedoch darauf zu achten, dass die
Restpatella mindestens 12 mm stark bleibt und
in allen 4 Quadranten gleichmäßig stark ist.
Die Resektionsfläche soll parallel zum Ansatz
der Quadrizepssehne verlaufen. Operateure,
die einen ungeführten Sägeschnitt von Hand
bevorzugen, können auch die Ebene der
Quadrizeps- und Patellasehne als Referenz für
die Resektion verwenden, wenn hierdurch ein
reproduzierbarer und gleichmäßig flacher Schnitt
erzielt wird und die Patella mindestens 12 mm
stark bleibt. Die Patellastärke wird nach der
Resektion erneut gemessen, ggf. muss bis zum
Erreichen der berechneten Zielstärke nachreseziert
werden. Ein „Overstuffing“ des patellofemoralen
Kompartimentes ist unbedingt zu vermeiden.
Patellaresektion
Abbildung 12
Anterior
Posterior
25 mm
8.5 mm
16.5 mm
Abbildung 13 Abbildung 14
Abbildung 15
Beispiel (für eine 38 mm große
kuppelförmige oder oval/kuppelförmige
Patella): Von einer 25 mm dicken Patella
werden 8,5 mm der Gelenkfläche
reseziert, so dass 16,5 mm-Knochen
als Implantatbett für das 8,5 mm dicke
Implantat erhalten bleiben.
Größe 41: 11 mm resezieren
Größen 32, 35, 38: 8,5 mm resezieren
Messfühler für eine
verbleibende Knochendicke von 12 mm
Bei Resektion der Patella mit einer Resektionslehre wird diese zunächst wie oben beschrieben vorbereitet. Um die Resektion
der Patella gleichmäßig durchführen zu können, steht als Resektionslehre die Patella-Zange zur Verfügung. Quadrizeps- und
Patellasehnenansatz werden dabei als Kontrollreferenz verwendet. Der Patella-Höhentaster wird so ausgewählt, dass er der Höhe
des gewählten Implantats entspricht (Abbildung 13). Da die kleinste Implantathöhe 8,5 mm beträgt, müssen mindestens 8,5 mm
reseziert werden. Der „Restpatella“-Höhentaster (Abbildung 14) wird bei knöchernen Defekten angewendet. Er wird an der Patella-
Zange so angebracht, dass nach Resektion eine Knochendicke von 12 mm verbleibt (Abbildung 15).
9
Der gewählte Höhentaster wird in die Sägeblatt-
Führung der Resektionslehre geschoben. Als
Zielwert für die rekonstruierte Patella (Patella und
Implantat) werden bei einem 41 mm-Implantat
mindestens 23 mm angestrebt. Für alle anderen
Größen sollten 20,5 mm nicht unterschritten
werden. Zur Resektion wird das Bein in Extension
gelagert. Die Patella-Resektionszange wird mit
dem Höhentaster gegen die Gelenkfläche der
Patella positioniert. Dabei greifen die gezackten
Backen am proximalen und distalen Patellapol. Um
die Patella sicher zu umgreifen, sollten die Backen
fest geschlossen werden (Abbildung 16).
Die Patella wird nach lateral im Winkel von 40
bis 60° evertiert. Der Höhentaster wird entfernt,
und die Resektion wird mit einer oszillierenden
Säge durch die Sägeblatt-Führung bündig zur
Schnittoberfläche vorgenommen (Abbildung 17).
Bei vorhandenen knöchernen Defekten, die durch
die Resektion nicht ausgeglichen wurden (meist
lateral), kann eine kleinere Patellakomponente
etwas medialisiert in einem Bereich mit besserer
Knochensubstanz platziert werden. Eine
Auffüllung des Defektes ist ebenfalls möglich.
Anschließend wird die Stärke der Patella
gemessen, ggf. erfolgt eine Nachresektion.
Danach wird die Bohrschablone angelegt und
die drei Zapfenlöcher gebohrt. In sklerotischem
Knochen kann die Zementpenetration durch
Anbohren verbessert werden. Die fertig päparierte
Patella wird subluxiert und ein Patella-Protektor
der dem Schutz der resezierten Fläche dient, kann
von Hand aufgebracht werden.
Abbildung 16
Abbildung 17
Patellaresektion
10
Zur Rekonstruktion der natürlichen knöchernen
Anatomie werden zuerst alle Osteophyten aus der
Fossa intercondylaris so wie vom lateralen und
medialen Rand der Gelenkfläche entfernt.
Die korrekte Implantatgröße wird mit Hilfe der
transparenten Probeschablone bestimmt. Die
distale Spitze der Schablone sollte hierbei 2 mm
oberhalb des Apex der Fossa intracondylaris liegen
(Abbildung 18). In der Breite orientiert man sich
an den anatomischen Verhältnissen; ein seitlicher
Überstand der Schablone ist zu vermeiden. Der
proximale Rand der Probekomponente liegt
unmittelbar oberhalb des proximalen Randes der
Trochleagelenkfläche (Abbildung 19).
Anhand der Größe der transparenten
Probeschablone wird nun der zugehörige
anteriore Schnittblock gewählt. Somit kann
die OP-Schwester die anteriore Resektionslehre
montieren, während das intramedulläre Loch
gebohrt wird. Damit die Prothesenspitze später
2 mm oberhalb des Apex sitzt, wird die Spitze
des Bohrers dabei 7 mm proximal zum Apex der
Fossa intracondylaris positioniert (Abbildung 20).
Übermäßige Kraftanwendung beim Einbringen
des Bohrers kann zu Deformierungen des Knorpels
führen. Daraus resultiert im weiteren Verlauf der
Präparation eine sehr tiefe Sockelplatzierung,
welche eine zu tief eingebrachte Implantatspitze
zur Folge haben kann.
Merke: Der Eintritt des intramedullären
Bohrers liegt 7 mm oberhalb des Apex der
Fossa intercondylaris.
Trochleapräparation
Abbildung 18
Abbildung 19
Abbildung 20
5 mm2 mm
2 mm
11
Der distale Zapfen des anterioren Schnittblocks
wird in den o.g. Sockel gesteckt. Die Spitze
des Zapfens schließt bündig mit den oberhalb
der Fossa verbliebenen 2 mm-Gelenkknorpel
ab (Abbildung 21). Mit dem anschließend
befestigten Messfühler, der sich proximal über den
Gelenkknorpel der natürlichen Trochlea hinaus
erstrecken soll, wird die gewählte Größe des
Implantates bestätigt. Dieses wurde so konzipiert,
dass es sich proximal über die natürliche Trochlea
erstreckt, um eine leichte Patella alta ausgleichen
zu können (Abbildung 22).
Der anteriore Resektionsblock gibt weitgehend
die endgültige Position des Trochleaimplantats
vor. Die genaue Ausrichtung ist daher von großer
Wichtigkeit. Die Ansichten in der Fachwelt über
die anatomischen Bezugspunkte zur Positionierung
der Trochleakomponente sind nicht einheitlich.
Angewandte Referenzen sind: anatomischer
Femurwinkel, Epikondylärachse, Whiteside Linie,
etc.
Das gemeinsame Ziel ist eine korrekt platzierte
Trochleakomponente zur Wiederherstellung der
Kinematik des patellofemoralen Kompartiments.
1. Die distale Spitze schließt bündig mit dem
umgebenden Knorpelgewebe ab. Dies wird mit
der Platzierung des abgestuften Bohrersockels
sichergestellt.
2. Das distale Dreieck des Trochleaimplantats
ist entweder bündig oder leicht vertieft
eingebracht.
Abbildung 21
Abbildung 22
2 mm
Merke: Die natürliche Trochlea ist etwas asymmetrisch, mediale Trochlea und mediale Femurkondyle erstrecken sich weiter nach
distal als die laterale Seite. Der mediolaterale Krümmungsradius auf der Vorderseite des Implantats ist jedoch symmetrisch, da er auf
den ovalären domförmigen Patellarückflächenersatz abgestimmt ist. Aus diesem Grund wird es immer einen kleinen Unterschied
zwischen dem Implantat und der natürlichen Trochlea geben. Wie in Punkt 1 erläutert, wird der distale Teil durch den abgestuften
Bohrer bündig eingestellt. Die Feineinstellung der medialen und lateralen Bereiche des distalen Dreiecks erfolgt durch leichte Varus/
Valgus-Rotation des Zielbügels. Um einen bündigen Abschluss zu erhalten wird der proximale Teil des Blocks hierfür typischerweise
leicht nach medial gedreht.
Trochleapräparation
12
Zur bestmöglichen Rekonstruktion der natürlichen
Kniekinematik mit der nach lateral gerichteten
Trochleagleitfläche stehen Implantate für rechte
und linke Knie zur Verfügung.
3. Das Implantat sollte die anteriore
Femurkortikalis nicht notchen, aber auch nicht
über den Rand der alten Trochlea überstehen.
Damit das Implantat bündig abschließen
kann, wird der Arm des Messfühlers direkt auf
der anterioren Kortikalis des distalen Femur
platziert.
4. Die Rotation wird so gewählt, dass ein laterales
Impingement (Abbildung 23), übermäßige
Innen- (Abbildung 24) bzw. Außenrotation
ausgeschlossen sind. Bei normalen
anatomischen Verhältnissen wird die Lage des
Schnittblocks an die natürlichen Trochlearänder
angepasst. Ein flaches Instrument, wie z.B. ein
kleines Osteotom kann bei der Lagekontrolle
des anterioren Schnittblockes sehr hilfreich
sein. Hierzu wird dieses auf die mediale
oder laterale Schnittführung aufgesetzt
(Abbildung 25). Ein bündiger Abschluss der
Trochleakomponente wird erreicht, wenn die
Referenzhilfe plan auf dem Gelenkknorpel der
Trochlearänder aufliegt. Eine Lasermarkierung
am Schnittblock zeigt die Positionierung der
Trochleakomponente an und kann als Referenz
verwendet werden. Mit diesen Schritten wird
das Ausmaß der Varus-/Valguspositionierung
überprüft und kann wenn erforderlich
angepasst werden. Damit ist sichergestellt,
dass es keinen medialen (selten) oder lateralen
(häufiger) Überhang der Trochleakomponente
gibt. Sollte dies doch der Fall sein, müssen
die Arbeitsschritte 2 bis 4 überprüft werden
und die Prothese gegebenenfalls eine Größe
kleiner gewählt werden. Als nächstes wird die
Richtung des medialen und lateralen vertikalen
Sägeschnittes überprüft, um sicher zu stellen,
dass sie innerhalb der Gelenkfläche liegen und
die Inset-Technik (sofern geplant) möglich ist.
Abbildung 23
Abbildung 24
Abbildung 25
13
Bei einer Trochleadysplasie kann sich das in der
Größe korrekt ausgewählte Trochleaimplantat nach
medial oder lateral soweit erstrecken, dass nach
der anterioren Resektion kein natürlicher Knorpel
mehr verbleibt.
In diesem Fall wird die Rotation unter
Zuhilfenahme des distalen anterioren Femur
eingestellt und die distalen Ränder medial und
lateral entsprechend angepasst. Die meisten
Dysplasien haben einen Trochlea-”Vorsprung”,
sowie übermäßigen zentralen Trochleaknochen/-
knorpel, der prominenter ist, als die mediale und/
oder laterale Dysplasie.
Bei 90° gebeugtem Knie kann die Rotation des
anterioren Trochleaschnittes nochmals anhand der
Whiteside Linie und des Tibiaschaftes überprüft
werden. Der Schnitt erfolgt etwa rechtwinklig zu
diesen Referenzen.
Sobald sich der Schnittblock in der richtigen
Position befindet, wird er mit zwei Bohrpins
fixiert (einer durch das Pilotsockelloch und der
zweite schräg, siehe Abbildung 26). Mit Hilfe
der Referenzlehre kann der Sägeschnitt erneut
überprüft werden. Dabei ist darauf zu achten, dass
ein Notching des Femur vermieden wird.
Die medialen und lateralen Vertikalschnitte werden
mit der Saggitalsäge durchgeführt. Es ist darauf
zu achten, dass das Sägeblatt in der durch den
Schnittblock vorgegebenen Ebene bleibt und nicht
verkippt (Abbildung 27).
Der anteriore Schnitt wird mit einer oszillierenden
Säge (1,19 mm-Sägeblatt) vorgenommen
(Abbildung 28).
Abbildung 26
Abbildung 27
Abbildung 28
Trochleapräparation
14
Block und Pins werden entfernt. Die resezierte
Knochensubstanz entspricht der Stärke der
Komponente.
Der distale Zapfen der zweiten Resektionslehre
passender Größe wird in den Sockel der
Pilotbohrung gesteckt. Die Spitze des Zapfens
soll bündig mit dem verbleibenden Knorpel
genau oberhalb des Fossadaches abschließen.
Diese präzise Positionierung ist von großer
Bedeutung, da hier die Tiefe der endgültigen
Knochenresektion eingestellt wird (Abbildung 29).
Die Resektionslehre wird mit Pins (ohne Anschlag)
gesichert. Es wird empfohlen, die proximalen Pins
als erste einzusetzen (Abbildung 30).
Abbildung 29
Abbildung 30
15
Abbildung 32
Abbildung 33
Abschließende Knochenpräparation
Die folgende Knochenresektion wird mit
einer Kugelfräse durchgeführt, welche so
konstruiert ist, dass sie mit einem Standard-
Hochgeschwindigkeitsbohrer verwendet werden
kann.
Die Plastikscheibe an der Fräse wird so eingestellt,
dass Knochen bis zu der Tiefe entfernt wird,
die für das Implantat erforderlich ist. Vorsicht
ist besonders geboten, wenn der zu fräsende
Knochen sehr sklerotisch ist. Wir empfehlen
in diesem Fall dem Operateur seine Hand
abzustützen und mit der Kante und nicht mit
dem flachen Ende des Bohrers in den Knochen zu
fräsen (Abbildung 31).
Es wird so viel Knochen reseziert, bis die
Plastikscheibe bündig auf der Resektionslehre
aufliegt (Abbildungen 32 und 33).
Merke: Der Operateur sollte unbedingt der
inneren Führung der Resektionslehre folgen.
Die Kugelfräse darf an dieser Stelle nur in
der Schiene und NICHT frei Hand verwendet
werden.
Abbildung 31
16
Anschließend wird die Resektionslehre entfernt
und mit der transparenten Probekomponente das
Resektionsergebnis überprüft (Abbildung 34).
Die Probekomponente hat dieselbe Form und
Größe wie das Implantat. Zur Überprüfung
der Positionierung gibt es Markierungen
für die anatomische Femurachse und die
Patellazugrichtung. Die Probekomponente hat
keine Zapfen oder Zementtaschen.
Bei nicht bündigem Sitz der Probekomponente
ist ggf. eine zusätzliche Knochenglättung
mit einer Feile oder einem Luer erforderlich.
Das Implantatbett wird erneut mit der
Probekomponente beurteilt bis die korrekte
Passform und Ausrichtung erreicht sind. Ziel
ist es, dass die distale Spitze bündig auf dem
umgebenden Knorpel aufliegt, das distale Dreieck
an beiden Seiten bündig abschließt und die Patella
proximal einen weichen Prothesen/Knorpel-
Übergang hat (Abbildung 35). Akzeptabel ist
auch, wenn eine Seite bündig und eine Seite leicht
vertieft abschließt.
Merke: Die abgerundeten Ränder der
Probekomponente und des Implantats können
optisch zwar bündig erscheinen, tatsächlich
aber leicht überstehen. Die Einbringtiefe von
Probekomponente bzw. Implantat kann sehr
gut mit der flachen Seite eines Osteotoms
geprüft werden. Dazu wird dieses über die
Probekomponente gelegt und überprüft, ob
die Probekomponente bündig bzw. leicht
vertieft im umliegenden Gelenkknorpel liegt
(Abbildung 36).
Abbildung 34
Abbildung 35
Abbildung 36
17
Sofern die Patella noch nicht präpariert wurde,
erfolgt nun die Präparation in der vorher
beschriebenen Technik (Seite 9 und 10).
Im Anschluss werden die Probekomponenten
eingebracht und das Kniegelenk über den
gesamten Bewegungsumfang durch bewegt.
Beachte:
1. Glatter Übergang der Patella von der Trochlea
in die intertrochantäre Notch (Abbildung 37).
2. Weicher Eintritt der Patella in die
Trochleakomponente in Extension (Abbildung
38).
3. Bei proximalem Zug auf die Quadrizepssehne
sollte die Patellakomponente bei maximal
gestrecktem Kniegelenk Kontakt mit der
Trochleakomponente haben. Bei einer Patella
alta, bei der die Patellakomponente die
Trochleakomponente in voller Extension nicht
berührt, ist eine Distalisierung der Tuberositas
tibiae erforderlich.
4. Beim passiven Bewegen des Kniegelenkes
sollten keine abrupten Bewegungen der Patella
nach medial oder lateral auftreten.
5. Beurteilung der Patellakippung (später
nochmals beim Wundverschluss).
6. Beurteilung des Medial- oder Lateralversatzes
der Patella (in einigen Fällen ist unter
Umständen eine temporäre Fixierung mit einer
Naht erforderlich, die endgültige Korrektur
erfolgt dann nach der Zementierung der
Komponenten).
Abbildung 37
Abbildung 38
Probekomponenten
18
Abbildung 39
Abbildung 40 Abbildung 41
Abbildung 42
Verriegelungsstab
Bohrführung
Verriegelungsbereich an der Probekomponente
Als nächstes werden die Zapfenlöcher gebohrt.
Die Bohrführung wird an der Probekomponente
befestigt, indem der Verriegelungsstab durch das
zentrale Loch der Bohrführung gesteckt und mit
der Probekomponente verschraubt wird. Hierbei ist
darauf zu achten, dass die korrekte Bohrführung
verwendet wird (“Left” für die linke bzw. “Right”
für die rechte Komponente, Abbildung 39).
Nach der Montage (Abbildung 40) wird zuerst das
distale Zapfenloch mit dem Zapfenbohrer gebohrt.
Mit einem Stabilisierungspin (Abbildung 41) wird
die Position der Probekomponente gesichert.
Das Bohren und Einsetzen des zweiten
Stabilisierungspins erfolgt analog (Abbildung 42).
Nachdem das dritte Loch gebohrt wurde, wird die
gesamte Vorrichtung entfernt.
Präparation der Zapfenlöcher
19
Abbildung 43
Trochleaimplantation
Der Knochen wird mit Hilfe der Jet Lavage von
Blut- und Fettresten gereinigt und anschließend
sorgfältig getrocknet. Bei sklerotischen
Knochenverhältnissen wird empfohlen, zusätzlich
kleine Löcher zu bohren. Diese verbessern die
Zementpenetration und somit die Haltbarkeit
der Prothese. Der Knochenzement wird auf die
posteriore Fläche der Trochleakomponente und mit
dem Finger auf die Resektionsfläche aufgetragen.
Dann wird die Komponente eingebracht und mit
dem Einschläger impaktiert (Abbildung 43). Dabei
ist besonders darauf zu achten die drei Zapfen
richtig in den Fixierungslöchern zu platzieren.
Ausgetretener Zement wird mit einem scharfen
Löffel entfernt.
Falls ein Patella-Protektor verwendet wurde, wird
dieser nun entfernt. Die Resektionsoberfläche wird
mit der Jet Lavage sorgfältig gereinigt. Nachdem
Knochenzement auf die Schnittfläche und das
Implantat appliziert wurde, wird die Komponente
eingesetzt. Der Silikon-O-Ring wird über der
Gelenkfläche des Implantats zentriert, wobei die
Metall-Rückenplatte auf der anterioren Kortikalis
der Patella sitzt, so dass keine Haut eingeklemmt
wird. Wenn das Implantat bündig aufliegt, werden
die Griffe geschlossen und mit der Sperre bis zum
vollständigen Aushärten des Zementes fixiert.
Ausgetretener Zement entfernt man mit einem
scharfen Löffel. Die Klemme wird geöffnet, indem
der Verschlusshebel mit der Aufschrift “Lock”
entriegelt und die Griffe zusammengedrückt
werden. Anschließend wird die Patella reponiert,
und das Gleitverhalten der Patella in der
Trochlea überprüft. Ziel ist ein uneingeschränkter
Bewegungsumfang bei guter Patellaführung.
Patellaimplantation
20
Wie bei vielen Kniesystemen ist das
patellofemorale Implantat postoperativ stärker
als präoperativ (Knochen- und Knorpelverlust
wurden mit Metall- und Kunststoff-Komponenten
ausgeglichen), obwohl die Komponenten
technisch nicht zu stark sind.
Die Spannung der umgebenden Weichteile, die
sich über lange Zeit eingestellt hat, wird durch
die neue Stärke des Patellofemoralgelenkes leicht
überspannt. In Flexion verändert sich die Länge
der Weichteilstrukturen, die laterale Seite wird
straffer und die mediale Seite lockerer. Durch
das Implantat wird also auch bei einer technisch
korrekten Implantatstärke Zug auf die lateralen
Weichteilstrukturen ausgeübt, was in Flexion zum
Abkippen der Patella nach lateral führen kann.
Die leichte Außenrotation der Femurkomponente,
die bei einer Knie-Totalendoprothese in der
Regel erforderlich ist, um Beuge- und Streckspalt
auszubalancieren, ist bei einer patellofemoralen
Endoprothese nicht erforderlich. (Ursächlich hierfür
ist bei der KTEP-Implantation der in relativem
Valgus ausgeführte Tibiaplateauschnitt, welcher
beim Patellofemoralersatz entfällt). Daher kommt
es bei einer patellofemoralen Prothese häufiger
zu einer lateralseitig erhöhten Weichteilspannung
in Flexion. Somit muss nach einem
Patellofemoralersatz häufiger eine Reduktion der
lateralen Weichteilspannung erfolgen, als nach
Implantation einer Knie-Totalendoprothese. In der
Nachuntersuchung sollte auf dieses Phänomen
besonders geachtet werden. Tangentialaufnahmen
sind hierbei sehr hilfreich.
Zusammenfassung
21
ANHANG I - Rehabilitation
Initial liegt der Schwerpunkt der Nachbehandlung in der
Kontrolle der Schwellung. Um diese möglichst gering zu
halten sollte ein Kompressionsverband angelegt und das Knie
gekühlt werden, ohne die Funktion des M. quadriceps zu
beeinträchtigen. Am ersten postoperativen Tag beginnt der
Patient mit leichten Bewegungs- und Spannungsübungen.
Ab dem zweiten Tag darf das Bewegungsausmaß allmählich
auf 90° gesteigert werden bis hin zum Erreichen des vollen
Bewegungsumfanges in der vierten postoperativen Woche.
Bei geschwollenem Kniegelenk ist darauf zu achten, dass das
Bewegungsausmaß nur in dem Maße geübt wird, soweit die
Schwellung es zulässt. Der Patient darf das Kniegelenk voll
belasten. Es wird empfohlen bis zum Erreichen eines sicheren
physiologischen Gangbildes Unterarmgehstützen zu verwenden
sowie Bewegungs- und Muskelkräftigungsübungen als
begleitende Maßnahmen bis dahin fortzuführen.
ANHANG II - Distale Neuausrichtung
Bei einigen Patienten liegt die Tuberositas tibiae lateralisiert. Dies
führt zu einem vergrößerten lateralen Kraftvektor mit Tendenz
zur Patellasubluxation. Eine Korrektur ist durch das proximale
Weichteilbalancing nicht immer möglich.
Anhand von präoperativen CT- oder MRT-Aufnahmen lässt sich
ein entsprechender klinischer Verdacht bestätigen. Des Weiteren
können Lagebeziehungen ausgemessen werden. Man bestimmt
die Position der Tuberositas relativ zur Trochlearinne (Tuberositas
tibiae - Trochlearinne oder TT-TG-Abstand). Dies kann anhand
von MRT- oder CT-Aufnahmen mit der von Shoettle et al
beschriebenen Technik errechnet werden.2 Normalerweise liegen
die Werte zwischen 10 und 13 mm, wobei Werte über 20 mm
als abnormal gelten. Wenn der TT-TG-Abstand präoperativ
erhöht ist und die Lateralisierungstendenz der Patella nach
einem korrekten Weichteilbalancing weiter besteht, sollte
eine Tuberositasosteotomie erfolgen und die Tuberositas nach
medial verlagert werden, um den TT-TG-Abstand (10 bis 13
mm) zu normalisieren.4 Diese Technik, welche nicht nur in der
patellofemoralen Endoprothetik angewandt wird, erfordert eine
Überprüfung des proximalen Weichteilbalancing in der neuen
Position der Tuberositas.
ANHANG III - Medial proximale Weichteilstrukturen
Neuere Untersuchungen unterstreichen die Bedeutung des
medialen patellofemoralen Bandes (MPFL) für die Führung der
Patella. Bei Bedarf kann eine selektive Raffung dieser Struktur
statt einer nichtanatomischen globalen medialen Raffung oder
einer Verlagerung des M. vastus medialis vorgenommen werden.
Auch rezidivierende laterale Patellainstabilität erfordern eine
Überprüfung des MPFL. Befindet sich die Pathologie patellanah,
kann eine direkte Raffung am Ort der Schädigung durchgeführt
werden. Bei Schädigung des MPFL am Femuransatz, ist eine
Refixation am Femur möglich. Ist der Ort der Schädigung unklar
muss unter Umständen eine MPFL-Rekonstruktion erfolgen. Eine
mögliche Fixierungsoption stellt die Naht-/Anker-Konstruktion
dar.1
Achtung: Wenn bei dem Patienten in der weiteren
Vergangenheit eine laterale Instabilität vermutet wird, ist
es möglich, dass in den vergangenen Jahren das schlechte
Gleitverhalten der Arthrose die Instabilität verdeckt hat. Die
medialen Gewebestrukturen scheinen dann weit genug, um
das MPFL an der Patella zu raffen. Im Laufe der Zeit allerdings
können die nach lateral gerichteten Kräfte durch das neue
Implantat mit sehr gutem Gleitverhalten das geschädigte
Weichteilgewebe dehnen, und somit zu einer lateralen
Subluxation führen.
1. Bei einer solchen Vorgeschichte sollten die medialen
Strukturen sorgfältig überprüft werden. Im Zweifelsfall wird
das MPFL augmentiert oder rekonstruiert.
2. Die Möglichkeit der Eingriffserweiterung (MPFL-
Rekonstruktion) sollte vor der Operation mit dem Patienten
besprochen werden, damit er die Schwierigkeiten beim
Weichteilbalancing versteht.
ANHANG IV – Laterale proximale Weichteilstrukturen
Die lateralen proximalen Weichteilstrukturen sind wie erwähnt,
in Flexion häufig straffer als die medialen. Das Ziel ist es, eine
gute Balance zu erzielen. Da die Stärke des lateralen destruierten
patellofemoralen Kompartiments durch die Implantation des
patellofemoralen Ersatzes rekonstruiert wird, muss man davon
ausgehen, dass postoperativ eine größere Länge bei den
Weichteilen erforderlich ist. Empfohlen wird daher bei intakten
medialen Strukturen eher einen lateralen Zugang zu wählen, um
eine Schädigung des M. vastus medialis zu vermeiden.
Die größere Weichteillänge kann mit Hilfe eines titrierten
lateralen Release (Release, das gerade groß genug ist, um
ein umgekehrtes Abkippen zu ermöglichen) erzielt werden,
bei welchem die lateralen Strukturen am Ende des Eingriffs
teilweise offen bleiben. Alternativ ermöglicht der laterale
Verlängerungszugang den Gelenkverschluss. Die lateralen
Strukturen tragen nicht nur dazu bei, eine übermäßige
Medialisierung zu verhindern, sondern begrenzen darüber
hinaus auch eine übermäßige Lateralisierung der Patella.
Anhänge
22
SIGMA High Performance Partial-Knie, patellofemoral
1024-03-100 Trochlea, links, Größe 1, 29,6 mm M/L
1024-03-200 Trochlea, links, Größe 2, 31,6 mm M/L
1024-03-300 Trochlea, links, Größe 3, 33,8 mm M/L
1024-03-400 Trochlea, links, Größe 4, 36,2 mm M/L
1024-03-500 Trochlea, links, Größe 5, 38,7 mm M/L
1024-04-100 Trochlea, rechts, Größe 1, 29,6 mm M/L
1024-04-200 Trochlea, rechts, Größe 2, 31,6 mm M/L
1024-04-300 Trochlea, rechts, Größe 3, 33,8 mm M/L
1024-04-400 Trochlea, rechts, Größe 4, 36,2 mm M/L
1024-04-500 Trochlea, rechts, Größe 5, 38,7 mm M/L
BestellinformationenImplantate
Bei einer medialen Arthrotomie können beide lateral
releasenden Techniken angewendet werden, wobei besonders
auf die Erhaltung der Blutzufuhr zur Patella zu achten ist.
Alternativ kann bei Patienten mit einer zu erwartenden geringen
lateralen Spannung eine ausreichende patellare subperiostale
Resektion hilfreich sein.
(z.B. ein auf der Röntgenaufnahme normal erscheinendes
patellofemorales Kompartiment mit ausgeprägter Chondrose/
Degeneration - wie bei vielen bikondylären Arthroplastien,
bei denen sich die größte Pathologie am tibiofemoralen
Kompartiment befindet).
23
Oberes Sieb
1 2024-65-100 Probetrochlea,Metal, 1L
2 2024-66-100 Probetrochlea,Metal, 1R
3 2024-65-200 Probetrochlea,Metal, 2L
4 2024-66-200 Probetrochlea,Metal, 2R
5 2024-65-300 Probetrochlea,Metal, 3L
6 2024-66-300 Probetrochlea,Metal, 3R
7 2024-65-400 Probetrochlea,Metal, 4L
8 2024-66-400 Probetrochlea,Metal, 4R
9 2024-65-500 Probetrochlea,Metal, 5L
10 2024-66-500 Probetrochlea,Metal, 5R
11 2024-67-100 Probetrochlea, transparent, 1L
12 2024-68-100 Probetrochlea, transparent, 1R
13 2024-67-200 Probetrochlea, transparent, 2L
14 2024-68-200 Probetrochlea, transparent, 2R
15 2024-67-300 Probetrochlea, transparent, 3L
16 2024-68-300 Probetrochlea, transparent, 3R
17 2024-67-400 Probetrochlea, transparent, 4L
18 2024-68-400 Probetrochlea, transparent, 4R
19 2024-67-500 Probetrochlea, transparent, 5L
20 2024-68-500 Probetrochlea, transparent, 5R
BestellinformationenInstrumente
21 2024-85-004 Trochlea-Knochenfeile
22 2024-60-021 Stabilisierungspin
23 2024-63-000 Zapfenbohrer
24 2024-60-020 Bohrführung und Verrieglungsstab
25 2024-85-005 Trochlea-Impaktor
26 96-6515 Pin-Extraktor für Steinmann-Pin
1
8
2
3 4
5 6
7
1413
12
15
9
11
10
16
17 18
19 20
21
22
23
24
24
25
26
22
24
Unteres Sieb
1 2024-73-100 Trochlea-Block, anterior, 1L
2 2024-74-100 Trochlea-Block, anterior, 1R
3 2024-73-200 Trochlea-Block, anterior, 2L
4 2024-74-200 Trochlea-Block, anterior, 2R
5 2024-73-300 Trochlea-Block, anterior, 3L
6 2024-74-300 Trochlea-Block, anterior, 3R
7 2024-73-400 Trochlea-Block, anterior, 4L
8 2024-74-400 Trochlea-Block, anterior, 4R
9 2024-73-500 Trochlea-Block, anterior, 5L
10 2024-74-500 Trochlea-Block, anterior, 5R
11 2024-62-100 Trochlea-Endbearbeitungslehre, 1R
12 2024-61-100 Trochlea-Endbearbeitungslehre, 1L
13 2024-62-200 Trochlea-Endbearbeitungslehre, 2R
14 2024-61-200 Trochlea-Endbearbeitungslehre, 2L
15 2024-62-300 Trochlea-Endbearbeitungslehre, 3R
16 2024-61-300 Trochlea-Endbearbeitungslehre, 3L
17 2024-62-400 Trochlea-Endbearbeitungslehre, 4R
18 2024-61-400 Trochlea-Endbearbeitungslehre, 4L
19 2024-62-500 Trochlea-Endbearbeitungslehre, 5R
20 2024-61-500 Trochlea-Endbearbeitungslehre, 5L
21 2024-80-011 Trochlea-Größenbestimmung 1-2
22 2024-80-012 Trochlea-Größenbestimmung 3-4
23 2024-80-013 Trochlea-Größenbestimmung 5
24 2024-80-004 Pilotbohrer, distal
25 9505-02-071 HP Power-Pin-Führung, mit
Schnellkupplung, Hudson-Anschluss
26 1801-18-000 Bohrer, 3,2 x 127 mm
27 96-6530 Ausrichtlehre, Kontrolle
28 2024-99-111 Handgriff
29 9505-02-072 HP Power-Pins 3,2 mm, mit
Bohrgewinde, ohne Anschlag, 6 Stück
30 9505-02-089 HP Power-Pins 3,2 mm, mit
Schraubgewinde, mit Anschlag, 6 Stück
31 86-9117 Steinmann-Pins, ohne Kopf,
Länge 78 mm, 10 Stück
Optional
2024-610-10 HP Kugelfräse (steril)
2024-650-00 HP Trochlea-Sieb
1 2
3 4
56
9
78
11
12
15
10
13
14 16
17
18
19
20
21
22
23
24 2526
27
2829
30
31
BestellinformationenInstrumente
25
Literatur
1. J. Farr, D. Barrett. Optimizing Patellofemoral Arthroplasty. The Knee 2008;15(5):339-347.
2. P. B. Schoettle, M. Zanetti, B. Seifert, W. A. Pfirrmann, S. F. Fucentese, J. Romero. The Tibial Tuberosity – Trochlear Groove Distance; A Comparative Study Between CT and MRI Scanning. The Knee 2006;13(1):26-31.
3. R. M. Biedert, S. Albrecht. The Patellotrochlear Index: A New Index for Assessing Patellar Height. Knee Surgery, Sports Traumatology, Arthroscopy 2006;14:707-712.
4. R. Kuroda, H. Kambic, A. Valdevit, J. T. Andrish. Articular Cartilage Contact Pressure After Tibial Tuberosity Transfer. A Cadaveric Study. Journal of Sports Medicine 2001;29(4):403-409.
0086
DePuy Orthopädie GmbHKonrad-Zuse-Straße 1966459 KirkelGermanyTel: +49 (0) 6841 1893-4Fax: +49 (0) 6841 1893-633E-Mail: [email protected]
DePuy Orthopaedics, Inc.700 Orthopaedic DriveWarsaw, IN 46581-0988USATel: +1 (800) 366 8143Fax: +1 (574) 267 7196www.depuy.com
Johnson & Johnson AGDePuyRotzenbühlstrasse 558957 SpreitenbachSwitzerlandTel: +41 (0) 56 417-3333Fax: +41 (0) 56 417-3556E-Mail: [email protected]
Johnson & JohnsonMedical Products GmbHDePuy Vorgartenstraße 206B1020 WienAustriaTel: +43 (0) 1 36025-0Fax: +43 (0) 1 36025-550E-Mail: [email protected]
DePuy International LtdSt. Anthony’s RoadLeeds LS11 8DTEnglandTel: +44 (0)113 387 7800Fax: +44 (0)113 387 7890
DePuy Orthopaedics EMEA ist ein Geschäftsbereich von DePuy International Ltd.Geschäftssitz: St Anthony’s Road, Leeds LS11 8DT, EnglandRegistriert in England Nr. 3319712
www.depuy.de
©DePuy International Ltd. und DePuy Orthopaedics, Inc. 2011.Alle Rechte geschützt.
9075-22-004 Version 1 Ausgabe: 08/11