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Netzsprache – ein neuer Mythos Christa Dürscheid (Version vom 8.3.2003) 0. Einführung 1 Als Ausgangspunkt meiner Überlegungen dient das Buch Language and the Internet, in dem David Crystal, Autor so bekannter Werke wie Cambridge Encyclopedia of the English Language (1995) oder Language Death (2000), das Internet aus linguistischer Sicht behan- delt. Es ist ein Buch, das weit hinter den anderen Arbeiten von Crystal zurück bleibt. Ich verweise hier nur auf die kritische Rezension von Peter Schlobinski (2001), die onli- ne verfügbar ist. 2 So bemängelt Schlobinski mit Recht, dass im Klappentext behauptet wird, es handle sich um das erste Buch eines Sprachwissenschaftlers zu diesem The- ma. Selbst wenn man, wie Crystal es tut, die gesamte medienlinguistische Forschung im deutschsprachigen Raum ignoriert, gibt es genug angloamerikanische Arbeiten, die hier zu nennen wären. Doch darum geht es mir hier nicht, mein Punkt ist ein anderer: Crystal legt seinem Buch die Annahme zugrunde, es gebe eine sog. Internetsprache. Diese bezeichnet er – in direkter Anlehnung an die von George Orwell gebrauchte Be- zeichnung ,Newspeak‘ (vgl. Crystal 2001: 17) – als Netspeak. 3 Netspeak stelle, so Cry- stal (2001: 92), eine eigene sprachliche Varietät dar („a genuine language variety“). Be- kanntlich steht Crystal mit dieser Annahme nicht alleine da. Sieht man die Literatur daraufhin durch, dann ist da die Rede von einer „Sondersprache des Internets“ (Haa- se et al. 1997: 53), vom „Net Jargon“ (Kreisel/Tabbert 1996), vom „Cyberslang“ (Abel 2000), vom „Cyberdeutsch“ (Bär 2000) oder auch vom „E-Hochdeutsch“ (Bär 2000), wo- bei <E> u.a. als Variable für das Deutsch im Zeitalter der Elektronischen Kommunika- tion steht. 4 Es gibt also einige Arbeiten, in denen, meist implizit, von einer spezifischen 1 Für wichtige Hinweise zum vorliegenden Manuskript bedanke ich mich bei den Teilnehmern und Teil- nehmerinnen der AG ,Text- und Diskursstrukturen in der internetbasierten Wissenskommunikation’ (DGfS-Tagung 2003) sowie bei Petrea Bürgin, Nadio Giger und Jürgen Spitzmüller. 2 Zu weiterer Kritik vgl. Schmitz (2002) und Döring (2002). Mit Blick auf Crystals Annahme, E-Mail stelle eine eigene sprachliche Varietät dar, schreibt Ulrich Schmitz (2002: 37) z. B. mit Recht: „Je genauer man (und auch Crystal) allerdings hinschaut, desto fragwürdiger wird diese These“. 3 Wörtlich stellt Crystal (2000: 18) fest: „There is a widely held intuition that some sort of Netspeak exists – a type of language displaying features that are unique to the Internet“ (Hervorhebung von mir, C. D.). 4 E-Hochdeutsch steht für dreierlei (vgl. Bär 2000: 31): Deutsch im Zeitalter der Elektronischen Kom- munikation, Deutsch unter dem Einfluss des Englischen und Deutsch im Kontext der Europäischen 1

Netzsprache -- ein neuer Mythos

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Netzsprache -- ein neuer Mythos0. Einführung1
Als Ausgangspunkt meiner Überlegungen dient das Buch Language and the Internet, in dem David Crystal, Autor so bekannter Werke wie Cambridge Encyclopedia of the English Language (1995) oder Language Death (2000), das Internet aus linguistischer Sicht behan- delt. Es ist ein Buch, das weit hinter den anderen Arbeiten von Crystal zurück bleibt. Ich verweise hier nur auf die kritische Rezension von Peter Schlobinski (2001), die onli- ne verfügbar ist.2 So bemängelt Schlobinski mit Recht, dass im Klappentext behauptet wird, es handle sich um das erste Buch eines Sprachwissenschaftlers zu diesem The- ma. Selbst wenn man, wie Crystal es tut, die gesamte medienlinguistische Forschung im deutschsprachigen Raum ignoriert, gibt es genug angloamerikanische Arbeiten, die hier zu nennen wären. Doch darum geht es mir hier nicht, mein Punkt ist ein anderer:
Crystal legt seinem Buch die Annahme zugrunde, es gebe eine sog. Internetsprache. Diese bezeichnet er – in direkter Anlehnung an die von George Orwell gebrauchte Be- zeichnung ,Newspeak‘ (vgl. Crystal 2001: 17) – als Netspeak.3 Netspeak stelle, so Cry- stal (2001: 92), eine eigene sprachliche Varietät dar („a genuine language variety“). Be- kanntlich steht Crystal mit dieser Annahme nicht alleine da. Sieht man die Literatur daraufhin durch, dann ist da die Rede von einer „Sondersprache des Internets“ (Haa- se et al. 1997: 53), vom „Net Jargon“ (Kreisel/Tabbert 1996), vom „Cyberslang“ (Abel 2000), vom „Cyberdeutsch“ (Bär 2000) oder auch vom „E-Hochdeutsch“ (Bär 2000), wo- bei <E> u. a. als Variable für das Deutsch im Zeitalter der Elektronischen Kommunika- tion steht.4 Es gibt also einige Arbeiten, in denen, meist implizit, von einer spezifischen
1 Für wichtige Hinweise zum vorliegenden Manuskript bedanke ich mich bei den Teilnehmern und Teil- nehmerinnen der AG ,Text- und Diskursstrukturen in der internetbasierten Wissenskommunikation’ (DGfS-Tagung 2003) sowie bei Petrea Bürgin, Nadio Giger und Jürgen Spitzmüller.
2 Zu weiterer Kritik vgl. Schmitz (2002) und Döring (2002). Mit Blick auf Crystals Annahme, E-Mail stelle eine eigene sprachliche Varietät dar, schreibt Ulrich Schmitz (2002: 37) z. B. mit Recht: „Je genauer man (und auch Crystal) allerdings hinschaut, desto fragwürdiger wird diese These“.
3 Wörtlich stellt Crystal (2000: 18) fest: „There is a widely held intuition that some sort of Netspeak exists – a type of language displaying features that are unique to the Internet“ (Hervorhebung von mir, C. D.).
4 E-Hochdeutsch steht für dreierlei (vgl. Bär 2000: 31): Deutsch im Zeitalter der Elektronischen Kom- munikation, Deutsch unter dem Einfluss des Englischen und Deutsch im Kontext der Europäischen
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1. Pro und contra Netzsprache 2
sprachlichen Varietät ausgegangen wird. Crystals Buch ist aber das einzige linguisti- sche Fachbuch, in dem auf über 250 Seiten für die Existenz einer solchen Netzsprache geworben wird. Dies ist umso erstaunlicher, als das Buch zu einem Zeitpunkt, näm- lich im Jahr 2001, erschien, in dem die Diversität der über das Internet distribuierten Textsorten (und Diskursarten, s. u.) bereits unüberschaubar geworden ist. Mit dem Be- griff ,Netzsprache’ versucht Crystal damit ausgerechnet in dem Medium eine Einheit zu konstruieren, das heterogener als alle Medien zuvor ist.5
An diesem Punkt möchte ich im Folgenden anknüpfen. In einem ersten Schritt wer- de ich darlegen, was Crystal dazu veranlasst, eine solche Netzsprache anzunehmen – und was meines Erachtens dagegen spricht (Abschn. 1). Dann werde ich zeigen, dass das Neue in der Internetkommunikation weniger in der Verwendung bestimm- ter Ausdrucksmittel als vielmehr in den Kommunikationsbedingungen selbst liegt (Ab- schn. 2). Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen wird dafür argumentiert, dass das Mündlichkeits-/Schriftlichkeitsmodell von Koch/Oesterreicher (1994) um eine Ebene ergänzt werden muss, die den neuen Kommunikationsbedingungen Rechnung trägt (Abschn. 3). Das Fazit schließlich ist ein Plädoyer dafür, die über das Internet distribu- ierten Text- und Diskursarten in den Mittelpunkt der linguistischen Analyse zu stellen (Abschn. 4).
1. Pro und contra Netzsprache
Damit komme ich zum ersten Punkt, zu den Argumenten für und gegen eine Netz- sprache. An dieser Stelle ist zunächst eine Begriffsklärung erforderlich: Was versteht man überhaupt unter Netzsprache, Websprache, Cyberdeutsch, Cyberslang? Crystal verwendet den Terminus ,Netzsprache‘ auf zweierlei Weise, reflektiert den Unterschied aber nicht (vgl. 1):
(1) a) Netzsprache1: Sprachgebrauch im Internet b) Netzsprache2: Verwendung fachsprachlicher Bezeichnungen
Die Lesart in 1a) ist zweifellos die gebräuchlichere, und nur auf diese werde ich mich im Folgenden beziehen. Vorweg aber noch ein Wort zur zweiten Lesart: Als Beispiel für diese Art von Netzsprache lassen sich Wörter wie Browser, Shareware, Screenshot etc. anführen, aber auch solche, die lediglich mit neuer Bedeutung belegt sind, um neue Sachverhalte zu beschreiben. Crystal (2001: 82 f.) erwähnt in diesem Zusammenhang Ausdrücke wie file, edit, view, paste (vgl. auch die deutschen Beispiele Maus, Virus, Ver- zeichnis). An anderer Stelle nennt er metaphorische Äußerungen: „It’s my turn to down- load now (i. e. I’ve heard all your gossip, now hear mine)”, „Let’s go offline for a few
Einigung. Nach Bär ist E-Hochdeutsch die geeignete Bezeichnung für die jüngste Periode in der deut- schen Sprachgeschichte im Anschluss an Alt-, Mittel-, Frühneuhochdeutsch und Neuhochdeutsch. Da- mit komme das Spezifische dieser Sprachperiode besonders gut zum Ausdruck.
5 Heterogen ist das Medium auch in technischer Hinsicht. Erstmals können sowohl alte als auch neue Kommunikationsformen (Telefon, Fax, Brief, Videokonferenz, E-Mail, Chat, Newsgroups, Instant Mes- saging u. a.) in nur einem Medium kombiniert werden.
1. Pro und contra Netzsprache 3
minutes (i. e. let’s talk in private)“ oder „He started flaming me for no reason at all (i. e. shouting at me)“ (vgl. Crystal 2001: 19). Diese machten deutlich, dass Sprecher selbst dann internetspezifische Ausdrücke verwendeten, wenn der Kontext es gar nicht er- fordere. Solche Äußerungen scheinen mir aber (noch) nicht sehr frequent zu sein. Von
„downloaden“ ist mittlerweile zwar oft die Rede, nicht aber im übertragenen Sinne. An- dererseits weist Crystal mit Recht darauf hin, dass das Kürzel <E> immer häufiger gebraucht wird. Wortbildungen vom Typ E-Mail, E-Learning oder E-Banking sind Bele- ge dafür. <E> steht hier bekanntlich als Kurzschreibung für das Basislexem elektronisch bzw. electronical, es ist aber kein Präfix, wie Crystal (2001: 21) meint, sondern ein Adjek- tiv (z. B. electronical banking), das zum Erstglied eines Kompositums wurde. Vergleichba- re Wortbildungen sind U-Haft und O-Saft, wobei hier allerdings nicht nur die Kurzform, sondern auch das Basislexem Teil eines Kompositums ist (vgl. Orangensaft).
Dass internetspezifische Schreibungen außerhalb des Internets immer populärer wer- den, sieht man auch an der zunehmenden Verbreitung des @-Zeichens sowie an der Binnen.punktsetzung und der BinnenGroßschreibung (vgl. Dürscheid 2002). Was die Schreibung von @ betrifft, so lassen sich zwei Verwendungsweisen unterscheiden: Zum einen tritt <@> als Allograph zu <a> auf. Beispiele hierfür sind Wörter wie Multimedi@, Internetc@fé, Cybersl@ng, aber auch solche, die keinen direkten Bezug zum Internet ha- ben (z. B. Liter@tur). Zum anderen fungiert <@> als selbständiges Sprachzeichen. Dann steht es entweder für das Wort E-Mail (vgl. @-Adresse), als graphisches Kürzel für die Buchstabenverbindung at (vgl. das Projekt „sprache@web“ oder den Buchtitel „Busi- ness @ the speed of thought“, Bsp. übernommen von Crystal 2001: 21) oder aber als Hinweis darauf, an wen ein Beitrag im Chat gerichtet ist (z. B. „@Timmy“). Die Set- zung eines Punkts im Wortinnern (vgl. ver.di, bahn.comfort, ZDF.Reporter, Ki.Ka) ist an- gelehnt an die Kennzeichnung von Internetadressen und Dateinamen. Meist sind es Produktbezeichnungen, die so gestaltet werden. Der Grund liegt auf der Hand: Man will sich den Anschein des Modernen und Fortschrittlichen geben. So trägt ein Haar- pflegeprodukt der Marke Biotherm den Namen HAIR RE.SOURCE. Hier wird die Kon- notation, die an den Binnenpunkt geknüpft ist (modern, weltoffen), durch die Kombi- nation mit den englischen Wörtern Hair und Resource noch verstärkt. Zu vermuten ist, dass solche Schreibungen zunehmen werden – und zwar nicht nur in der Werbung, wo graphostilistische Merkmale ohnehin eine wichtige Rolle spielen, sondern auch im alltäglichen Schreibgebrauch.6 Crystal selbst erwähnt die ,Binnen.punktsetzung‘ – sit mihi venia verbi – nicht. Immerhin führt er aber die BinnenGroßschreibung an, die ursprünglich ebenfalls computerbedingt war (vgl. Dürscheid 2000), mittlerweile aber ebenfalls in anderen Kontexten auftritt (vgl. InterCity, KulturKalender, UniversitätsSpital, GaumenSchmaus).
Die genannten Beispiele zeigen, dass es computerspezifische Ausdrucks- und Schreibweisen gibt, die bereits einen Einfluss auf den Sprach- bzw. Schriftgebrauch haben. Dies freilich ist nicht zu verwechseln mit der Frage, welche sprachlichen Aus- drucksmittel im Internet selbst verwendet werden. Eine solche Verwechslung liegt bei
6 So ist es beispielsweise denkbar, dass wir künftig analog zu Ki.Ka (Kinderkanal) auch Ki.Ta (Kindertages- stätte) schreiben.
1. Pro und contra Netzsprache 4
Crystal vor. So schreibt er, das Verwenden von Kurzwörtern gehöre zu den charakteris- tischen Merkmalen der Netzsprache (vgl. „The various types of abbreviation found in Netspeak have been one of its most remarked features“, Crystal 2001: 84). Als Beispiel führt er Akronyme wie HTML, FAQ, URL an, also solche Ausdrücke, die auf neue, mit dem Internet verbundene Sachverhalte referieren (= Netzsprache2). Im selben Absatz nennt er aber auch Beispiele wie WDYS (What did you say?), CU (see you), AFAIK (as far as I know), ROTFL (rolling on the floor laughing) und LOL (laughing out loud).7
Dabei handelt es sich um Kurzschreibungen, die in der Internetkommunikation ge- bräuchlich sind (= Netzsprache1) und für ganze Propositionen stehen, nicht aber um fachsprachliche Bezeichnungen, die auf das Internet Bezug nehmen. Die Akronyme sind also funktional verschieden. Daran ändert auch nichts der Umstand, dass beide Formen in einer Äußerung zusammentreffen können. Ein Beispiel hierfür ist die Kurz- schreibung RTFAQ (Read the Frequent Asked Questions), ein Rat, der Neulingen in Newsgroups gelegentlich gegeben wird. In diesem Fall wird in ein Akronym vom Typ Netzsprache1 (= Sprachgebrauch im Internet) ein Akronym vom Typ Netzsprache2 (= Verwendung fachsprachlicher Bezeichnungen) integriert.
Ein solcher Fall ist sicher selten; dass die Kommunikationspartner im Internet auf fachsprachliche Bezeichnungen zurückgreifen, kommt aber häufig vor. In der Kommu- nikationspraxis stehen die beiden Ebenen also in enger Verbindung, in der theoreti- schen Beschreibung aber sind sie klar zu trennen. Eine solche Trennung wird in der linguistischen Literatur meist nicht vorgenommen. Dies ist nicht nur bei Crystal der Fall, dies gilt auch für andere Arbeiten. So schreibt Bär (2000: 16) in seinem Aufsatz zum E-Hochdeutsch: „Entsprechend gibt es eine eigene ,Computersprache‘ [. . . ], für die am besten Ausdrücke wie Cyberslang [. . . ] oder auch Cyberdeutsch geeignet er- scheinen. Diese Sondersprache weist einen spezifischen Wortschatz auf“. Als Beispiele nennt Bär Wörter wie Scanner, Browser, Software (= Netzsprache2). An späterer Stelle ist zu lesen, kennzeichnend für dieses Cyberdeutsch sei die Verwendung von „spe- zifischen morphologisch-syntaktischen Strukturen [wie z. B. Inflektivkonstruktionen, C. D.] und sogar eigenen Höflichkeitsformeln“ (Bär 2000: 17). Damit bezieht er sich auf den Sprachgebrauch im Internet (= Netzsprache1), nicht mehr auf das Sprechen über den Computer/das Internet.
Halten wir fest: Zwischen der Kommunikation im Internet und der Kommunikation über das Internet ist zu trennen. Im Folgenden geht es nur noch um Ersteres, um die Kommunikation im Internet. Um diese geht es ja auch vorrangig in dem Buch von Cry- stal. Zunächst eine grundsätzliche Bemerkung: Crystal subsumiert sowohl den Sprach- gebrauch in der E-Mail- und Chatkommunikation als auch den Sprachgebrauch im
7 Crystal listet hier ebenso wie in seinen Ausführungen zur SMS-Kommunikation (vgl. Crystal 2001: 228–231) nicht nur gängige, sondern auch völlig ungebräuchliche Abkürzungen wie z.B. SOHF (sense of humour failure), TMOT (trust me on this) und HHOJ (Ha, Ha, only joking) auf. Dadurch entsteht beim Leser der Eindruck, solche Abkürzungen würden tatsächlich häufig verwendet. Dem ist nicht so (vgl. Schlobinski 2002, Döring 2002). Nicola Döring sagt es deutlich: „Crystal stützt seine Beschreibung offensichtlich auf anekdotische Beispiele und die SMS-Ratgeber-Literatur, womit er die Verbreitung von lexikalischen Kurzformen im realen SMS-Austausch – zumindest vor dem Hintergrund der hier präsen- tierten Daten – bei weitem überschätzt“ (Döring 2002: 108).
1. Pro und contra Netzsprache 5
World Wide Web unter dem Stichwort ,Netzsprache‘. Dies ist nicht zulässig. In den Hy- pertexten des WWW steht die dialogische Komponente meist völlig im Hintergrund; al- lein daraus resultiert ein anderer Sprachgebrauch. Außerdem bietet die HTML-Technik in der Kombination von Bild, Ton und Schrift weitaus mehr Möglichkeiten zur gestalte- rischen Präsentation als die E-Mail- und Chat-Software. Die Tatsache, dass E-Mails mit multimedialen Dateianhängen verschickt werden können, spielt dabei keine Rolle. Der Body der traditionellen E-Mail ist weiterhin schriftbasiert – und nur um diesen geht es im Vergleich mit den Seiten des WWW.8
Ich beschränke meine Argumentation im Folgenden also auf einen der beiden An- wendungsbereiche des Internets, auf das Internet als Kommunikationsmedium. Gibt es hier Ausdrucksmittel, die dazu berechtigen, von einer neuen Varietät zu sprechen? Crystal listet einige Merkmale auf, die seines Erachtens kennzeichnend für die E-Mail- und Chatkommunikation seien. Dazu zählt er das Auftreten von Smileys und die Ver- wendung von Akronymen (s. o.), aber auch spezifische Schreibweisen wie die Buch- stabeniterationen (z. B. Wie schaaade), die Reihung von Satzzeichen (z. B. Wann kommst du????) und die konsequente Groß- bzw. Kleinschreibung. Auch auf den Vergleich der Internetkommunikation mit der Face-to-Face-Kommunikation geht er ein. So schreibt er: „What makes Netspeak so interesting, as a form of communication, is the way it relys on characteristics belonging to both sides of the speech/writing divide“ (Crystal 2001: 28). Crystal nennt in diesem Zusammenhang einzelne Merkmale der gesproche- nen Sprache (Spontaneität, informeller Sprachgebrauch), die sich in E-Mails und im Chat finden, den Ansatz von Koch/Oesterreicher (1994) und die in diesem Kontext so nützliche Unterscheidung von konzeptioneller und medialer Mündlichkeit erwähnt er aber nicht. Sein Fazit ist das folgende: „Although Netspeak tries to be like speech, in its e-mail, chat-group, and virtual world incarnations, it remains some distance from it“ (Crystal 2001: 41).9
Damit komme ich zurück zu der Ausgangsfrage. Was spricht trotz des Vorkommens solcher Ausdrucksmittel dagegen, von der Existenz einer eigenen Netzsprache auszu- gehen? Meines Erachtens sind es zwei Punkte, die hier genannt werden müssen:
1. Viele der für das Internet als typisch genannten sprachlichen Merkmale treten auch in anderen Verwendungskontexten auf.
2. Selbst wenn es internetspezifische Ausdrucksmittel gibt, so werden diese nicht generell, sondern nur situations- und sprecherabhängig verwendet.
Was den erstgenannten Punkt betrifft, stütze ich mich auf die Arbeiten von Stephan Elspaß und Jörg Kilian. Vor allem Elspaß’ Aufsatz mit dem bezeichnenden Titel
8 Einschränkend sei angemerkt, dass E-Mails mittlerweile auch im HTML-Format verschickt werden können. In einer HTML-E-Mail gibt es weitaus mehr Möglichkeiten der Seitengestaltung als in einer traditionellen Text-E-Mail. So können in den Body der E-Mail animierte Bilder und Audiodateien ein- gebettet werden.
9 Diese Äußerung wird hier auch deshalb zitiert, um einen Eindruck davon zu geben, wie weit die Hypostasierung der Netzsprache bei Crystal geht. Vgl. auch sein Schlusswort zum Buch: „The arrival of Netspeak is showing homo loquens at its best“ (Crystal 2001: 242).
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„Alter Wein und neue Schläuche?“ ist in diesem Zusammenhang interessant. Darin weist Elspaß nach, dass eine Reihe der sprachlichen Phänomene, die gemeinhin als Charakteristikum der Internetkommunikation gelten, bereits in der Privatkorrespon- denz des ausgehenden 19. Jahrhunderts zu finden sind. Als Quelle dienen ihm Brie- fe deutscher Nordamerika-Auswanderer und deren Angehöriger. In diesen Briefen gibt es Ausdrucksmittel, die als typisch für die Sprache in den neuen Medien ge- nannt werden (Assimilations- und Reduktionsformen, Satzabbrüche, umgangssprach- liche Ausdrucksweisen, Gespächspartikeln, Interjektionen, Dialektismen) – jedoch mit dem einen, zentralen Unterschied, dass die Menschen damals „vermutlich nicht ,besser’ schreiben konnten“ (Elspaß 2002: 27). Bei den meisten E-Mail-Schreibenden und Chat- tern sei hingegen davon auszugehen, „dass sie genau dazu in der Lage wären, sich jedoch bewusst über Sprachnormen hinwegsetzen“ (Elspaß 2002: 27). Ob dieser Bruch mit den Normen im Einzelfall tatsächlich bewusst geschieht oder lediglich als Reflex schnellen Schreibens in Kauf genommen wird, sei hier dahingestellt. Elspaß hat auf jeden Fall Recht, wenn er schreibt, dass der Sprachgebrauch in den neuen Medien so neu nicht ist. Neu seien weniger die Sprachgebrauchsformen als vielmehr die Sprach- gebrauchsnormen.10
Auch Jörg Kilian betont, „bei der ,geschriebenen Mündlichkeit’ in der computerver- mittelten Kommunikation handle es sich keineswegs um etwas völlig Neuartiges“ (Ki- lian 2001: 61), es gebe lediglich „neue Anwendungsbereiche“ (Kilian 2001: 65). Um dies zu belegen, führt er Beispiele aus der fiktionalen Literatur an, genauer aus der Sturm- und Drang-Zeit und dem Naturalismus. So zeigt er, dass in dem Drama „Die Familie Selicke“ von Arno Holz und Johannes Schlaf zahlreiche Ausdrucksmittel auftreten, die auch in der Chat- und E-Mail-Kommunikation zu finden sind. Der von ihm gewählte Textauszug ist zwar sehr anschaulich; überzeugender erscheint mir dennoch der An- satz von Elspaß, der nicht-fiktionale Texte als Belege heranzieht. In naturalistischen Dramen finden sich zwar viele Beispiele für die Verschriftung von Mündlichkeit, doch sollen damit ja Dialoge simuliert werden. Die Schreibweisen dienen also als Stilmittel, sie sind nicht ,echt‘. Denkbar ist allerdings, dass auch in der Internetkommunikation sprechsprachliche Ausdrucksweisen bewusst als Stilmittel eingesetzt werden. Sie re- sultieren dann nicht aus der Spontaneität und Schnelligkeit des Schreibens, sondern möglicherweise aus dem Bedürfnis heraus, es den andern gleichzutun, sich als grup- penzugehörig auszuweisen.
Damit komme ich zum zweiten Punkt meiner Argumentation. Ich frage nun, ob es nicht doch Ausdrucksmittel gibt, die internetspezifisch sind. Selbst wenn es diese geben sollte, sind sie, so meine These, nicht charakteristisch für das Internet, sondern lediglich für bestimmte Verwendungskontexte im Internet. An einem Beispiel möchte ich dies zeigen, an der Verwendung von Inflektivkonstruktionen (vgl. Schlobinski 2001). Dazu zähle ich Konstruktionen vom Typ hungrigsei oder aufdentischsteh, also Verbindungen
10 Das wird im Übrigen auch in einer Anmerkung von Gundolf Freyermuth (2002: 30) deutlich, der be- hauptet, er würde E-Mails gelegentlich mit ein paar typischen Tippfehlern versehen, damit sein Inter- esse an der jeweiligen Angelegenheit nicht allzu deutlich werde.
1. Pro und contra Netzsprache 7
aus dem Verbstamm und einer oder mehrerer VP-Konstituenten.11 Das Verb steht da- bei meist in Endposition. Möglicherweise hängt dies damit zusammen, dass nur auf diese Weise die Illokution der Äußerung eindeutig ist. Bei Verberststellung könnte die Konstruktion fälschlich als direktiver Sprechakt interpretiert werden (vgl. seihungrig, stehaufdentisch).
Inflektive selbst sind natürlich nicht neu, sie sind bereits aus der Comicsprache be- kannt (würg, ächz etc.). Neu ist, dass sie nicht mehr nur als isolierte lexikalische Einhei- ten auftreten, sondern syntaktisch erweitert werden und dadurch den Charakter von reduzierten Sätzen bekommen. Häufig werden solche Konstruktionen zusammenge- schrieben. Dies veranlasst Schlobinski (2001: 211–215) dazu, von inkorporierten Struk- turen zu sprechen und zu untersuchen, unter welchen Bedingungen eine solche Inkor- poration auftritt. Die Zusammenschreibung kann in der Tat ein Indikator für eine In- korporation sein, es wäre aber falsch, ausgehend vom Schriftbild auf die grammatische Struktur der Konstruktion zu schließen. Eine Inkorporation liegt nämlich nur dann vor, wenn das inkorporierte Element keinen referentiellen Bezug mehr aufweisen würde und in die Nähe eines Verbmodifikators gerückt wäre. Eben dies ist bei vielen Inflektiv- konstruktionen aber nicht der Fall – und zwar unabhängig davon, ob sie zusammenge- schrieben werden oder nicht. So handelt es sich in den Beispielen laszivmitderhüftewackel und am tee nipp bei den vorangestellten VP-Konstituenten mitderhüfte bzw. am tee um de- finite, referentielle NPs, sie sind also nicht, wie dies etwa bei staubsaugen der Fall wäre, in das Verb inkorporiert.
Inflektivkonstruktionen dieser Art erinnern an die aus Grammatiken bekannten Zi- tierformen (vgl. ein Buch lesen, jemandem einen Brief schreiben). Gemeinsam haben bei- de, Inflektivkonstruktion und Zitierform, dass das Subjekt nicht in die Konstruktion eingebettet ist und das Verb am Ende steht. Während in der Zitierform aber eine voll- ständig explizierte VP auftritt, ist die Inflektivkonstruktion reduziert. Das Verb steht meist ohne Flexionsmorphem (vgl. aber dasrevierverlässt, abend zusammen nur kurz rein schauen), und auch Artikelwörter können wegfallen (vgl. kurzvorwochenendehallo rüber- werf statt kurz vor dem wochenende ein hallo rüberwerf, gebannt auf bildschirmschau statt gebannt auf den bildschirmschau, Bsp. von Runkehl/Schlobinski/Siever 1998: 110). Dass das Subjekt in diesen Strukturen fehlt, überrascht nicht. Da solche Äußerungen immer auf den Schreiber Bezug nehmen, ist die Realisierung des Subjekts an dieser Stelle re- dundant. Es wäre ohnehin immer dasselbe Wörtchen: ich.
Inflektivkonstruktionen kommen, dies hat bereits die Untersuchung von Runkehl/ Schlobinski/Siever (1998) gezeigt, primär in der Chatkommunikation vor, gelegentlich sind sie aber schon in der SMS zu lesen und auch in der gesprochenen Sprache zu hören. Häufig haben sie eine Kommentarfunktion. Ein Auszug aus einer Chatsequenz, der die Verwendung einer solchen Konstruktion anschaulich macht, ist in (2) gegeben (Beispiel übernommen von Schlobinski 2001: 209):
(2) <marcel> aah..ich habe es wieder geschafft..wieder jemand der denkt ich sei lieb :) *guterschauspielersei*.
11 Ein Beispiel, in dem das Verb bzw. der Verbkomplex um zwei VP-Konstituenten erweitert wurde, ist laszivmitderhüftewackel, ein anderes mal eben rtl schauen muß.
1. Pro und contra Netzsprache 8
Inflektivkonstruktionen sind insofern interessant, als es sich hierbei tatsächlich um ein spezifisches Ausdrucksmittel handelt, das in älteren Textsorten nicht belegt ist. Und trotzdem kann ein solches Phänomen nicht als Argument für die Existenz einer Netz- sprache herangezogen werden. Denn es findet sich – wie nicht anders zu erwarten – nicht in allen Texten des Internets, ja, nicht einmal in allen Chats. Manche Schreiber ma- chen extensiv davon Gebrauch, andere gar nicht. Ohnehin kann es bei der Vielzahl von Texten, die heute im Internet geschrieben werden, gar keine verallgemeinernden Aus- sagen zum Auftreten bestimmter sprachlicher Mittel mehr geben. Dies mag in den An- fängen der Internetkommunikation noch möglich gewesen sein, als bestimmte Mittei- lungen noch nicht über E-Mail verschickt werden konnten (z. B. Bewerbungsschreiben, Traueranzeigen, Gratulationsschreiben) und es den Chat vorzugsweise im Freizeitbe- reich gab. Heute aber ist – um ein Diktum von Ulrich Schmitz (2002) aufzugreifen – fast alles möglich, fast alle Textsorten kommen vor. Schmitz stellt fest: „Tatsächlich scheint mir der Zustand längst erreicht, in dem Sprache in E-Mails nicht mehr in irgendeiner verallgemeinerbaren Weise von Sprache in anderen rein (maschinen-)schriftlichen Zu- sammenhängen unterschieden werden kann“ (Schmitz 2002: 37).
An dieser Stelle soll nun aber nicht der Eindruck entstehen, dass erst in jüngster Zeit das Neue an den neuen Medien in Frage gestellt würde. Schon Runkehl/Schlo- binski/Siever (1998: 209) haben sich in ihrem Buch ,Sprache und Kommunikation im Internet’ gegen den Versuch ausgesprochen, „die sprachliche Variation und kommu- nikative Vielfältigkeit zu homogenisieren und neue Schriftlichkeit zu postulieren, weil sprechsprachliche Aspekte medial umgesetzt werden.“ Deutlich sagt es auch Schlobin- ski (2000: 77): „Es zeigt sich, dass sprachliche Elemente und Versatzstücke aus diversen Diskurswelten zu einem spezifischen Stilmix zusammengebastelt werden, so dass we- der von der Internetsprache noch von einer ,sondersprachlichen Varietät‘ ausgegangen werden kann.“ Stilmix sei ein Phänomen der Alltagskommunikation, und ein solcher Stilmix liege nun eben auch im Internet vor.
Halten wir also fest: Es gibt keine Netzsprache. Das, was in dem Buch Jugendspra- che. Fiktion und Wirklichkeit zu lesen ist, gilt auch für Untersuchungen zur Sprache im Internet. Im folgenden Zitat wurde lediglich das Wort Jugendsprache durch Netzspra- che ersetzt: „Es nährt sich der Mythos von der Netzsprache nicht nur deshalb, weil irreführende Buchtitel eine durchschlagende Wirkung haben, sondern auch deshalb, weil trotz detaillierter Einsichten in das Phänomen ,Netzsprache’ sprachwissenschaft- liche Untersuchungen zu dem Thema immer wieder die Fiktion bestätigt haben, an- statt das Phänomen mit der sprachlichen Realität zu konfrontieren“ (Zitat abgeändert nach Schlobinski/Kohl/Ludewigt 1993: 12). Crystals Buch gehört zu den sprachwissen- schaftlichen Untersuchungen, die die Fiktion bestätigen, anstatt das Phänomen mit der sprachlichen Realität zu konfrontieren.
2. Synchrone, quasi-synchrone und asynchrone Kommunikation 9
2. Synchrone, quasi-synchrone und asynchrone Kommunikation
Was ist nun das eigentlich Neue an der Internetkommunikation? Ich betrachte im Fol- genden nur die schriftbasierte Internetkommunikation, klammere also Video- und Te- lefonkonferenzen aus. Zwei Punkte möchte ich hier nennen:
1) Noch nie war es dem Schreiber möglich, schriftliche Mitteilungen in Sekunden- schnelle, ja quasi in Echtzeit zu übermitteln. Zwar mag man einwenden, dass auch das Fax eine solch schnelle Datenübermittlung gewährleistet, doch sind hier die Produktions-, Distributions- und Rezeptionsbedingungen andere. In der computervermittelten Kommunikation werden die Nachrichten am Computer ge- schrieben, verschickt und gelesen, in der Faxkommunikation dient das Faxgerät nur zur Distribution der Daten; geschrieben und gelesen werden die Mitteilun- gen auf Papier.12 Dies gilt im Übrigen auch für das Telegramm, das zudem nicht selbst verschickt werden konnte, sondern in Auftrag gegeben werden musste.13
Ein Novum der computervermittelten Kommunikation ist also, dass ein und das- selbe Medium sowohl der Produktion, der Distribution als auch der Rezeption des Textes dient. Die Vermutung liegt natürlich nahe, dass dieser Umstand einen großen Einfluss auf die Präsentation der Texte hat. Ob und wie sich das Medi- um auf den Schreib- und Leseprozess auswirkt, ist allerdings noch weitgehend ungeklärt (vgl. Jakobs/Merker 2003: 832).
2) Erstmals in der Geschichte der schriftbasierten Kommunikationsmedien ist es möglich, Produktion und Rezeption der Äußerung unmittelbar aneinander zu koppeln. Dies gilt nicht für die E-Mail, aber für den Chat. Wer eingeloggt ist, kann unmittelbar auf die Nachricht antworten; er kann den anderen zwar nicht unterbrechen, kann aber direkt (re-)agieren und muss nicht erst eine Verbindung herstellen.14 Insofern klassifiziere ich den Chat als Diskurs, schließe mich also der Argumentation von Angelika Storrer (2001) an, die Chats als getippte Gesprä- che und nicht etwa als dialogische Texte auffasst. Es gilt: Liegt der Äußerung eine wechselseitige Kommunikation zugrunde, handelt es sich um einen Diskurs, wenn nicht, um einen Text – und zwar unabhängig davon, ob gesprochen oder geschrieben wird. Dieser Befund ist wichtig für die Einordnung der E-Mail- und Chatkommunikation. Das gemeinsame Bindeglied von E-Mail und Chat ist zwar die Tatsache, dass sowohl die Produktion, die Distribution als auch die Rezeption über dasselbe Medium erfolgt, über den Computer. Diese Gemeinsamkeit darf
12 Dass Faxschreiben auch über den Computer verschickt werden können, soll in dieser typisierenden Gegenüberstellung unberücksichtigt bleiben.
13 Die Verwendung des Präteritums ist – zumindest was die Schweiz betrifft – berechtigt: Der Service wurde im Jahr 2000 eingestellt, Telegramme können nicht mehr verschickt werden.
14 Wenn es Verzögerungen gibt, dann resultieren diese aus technischen Schwierigkeiten oder eben aus der Tatsache, dass die Beiträge nach der Reihenfolge ihres Eingangs angezeigt werden. Dies ändert aber nichts daran, dass sich die Chatter in einem gemeinsamen Kommunikationsraum befinden (vgl. Dürscheid 2003).
2. Synchrone, quasi-synchrone und asynchrone Kommunikation 10
aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich um unterschiedliche kommuni- kative Praktiken, um Texte bzw. Diskurse, handelt. Pointiert gesagt: Die E-Mail- Korrespondenz ist Gegenstand der Textlinguistik, die Kommunikation im Chat Gegenstand der Gesprächs- bzw. Diskursanalyse.15
An dieser Stelle ist allerdings ein Punkt zu bedenken: Die Kommunikation im her- kömmlichen Chat ist zwar wechselseitig, sie ist aber im strengen Sinne nicht synchron. Die Beiträge werden nicht während ihres Entstehens, sondern erst nach ihrem Entste- hen angezeigt. Dies ist im mündlichen Gespräch anders. Hier hört der Kommunikati- onspartner Wort für Wort, er kann intervenieren, simultan sprechen und ggfs. reagieren, bevor der andere seine Äußerung zu Ende gebracht hat. Doch auch diese Variante der Kommunikation gibt es mittlerweile im Internet. Im sog. Online-Chat, der in speziel- len Programmen (z. B. ICQ) angeboten wird, kann der Adressat sehen, wie der andere schreibt, wie er seine Mitteilungen eintippt. Jeder Korrekturvorgang, jedes Umformulie- ren, jedes Löschen ist sichtbar. Der Schreibvorgang ist also nicht mehr länger privat, er wird beobachtet. Nun mag man einwenden, dass dies bei Kopräsenz von Schreiber und Leser (etwa bei einem Tafelanschrieb) ja schon immer so war. Doch gibt es wesentliche Unterschiede: a) In einer Face-to-Face-Situation kann der Leser auch mündlich interve- nieren, im Chat nicht. b) Befinden sich Schreiber und Leser in einem Raum, dient das Schreiben in der Regel zur Visualisierung von Sachverhalten, nicht zum dialogischen Austausch. c) Bei Kopräsenz nimmt der Leser das ganze Umfeld des Schreibens wahr; in der Chatkommunikation dagegen sieht er nur den Schreibvorgang, nicht aber den Schreiber und seine Umgebung.
Ein Ausschnitt aus einem Synchron-Chat ist im folgenden Screenshot (vgl. Abbil- dung 1 auf der folgenden Seite) gegeben. Im oberen Fenster stehen die eigenen Äuße- rungen, im unteren die des Kommunikationspartners. Die Darstellung ist unübersicht- lich, da bei der nachträglichen Lektüre nicht deutlich wird, wie die Beiträge gegliedert sind. Falsch wäre anzunehmen, dass jeder Abschnitt für einen Gesprächsschritt stehen würde. Vielmehr kann es sein, dass innerhalb eines Abschnitts mehrere Sprecherwech- sel stattfinden. Das ist z. B. der Fall im oberen Fenster, wo der vierte Abschnitt mit dem Wort „Stimmt“ endet. Diese Äußerung wurde nicht im unmittelbaren Anschluss an den vorangehenden Satz geschrieben, sondern als Antwort auf eine Feststellung, die zuvor gemacht wurde („man kann zwar löschen, aber nicht mehr einfügen“, siehe im unte- ren Fenster, unterhalb der Mitte). Die im Folgenden konservierte Darstellung ist also nur bedingt dazu geeignet, die Zuordnung der Gesprächsschritte und das Überlappen einzelner Beiträge wiederzugeben. Ein solch statisches Bild kann die Dynamik dieses Schriftgesprächs im Prinzip gar nicht darstellen. Dies wäre allenfalls mittels einer Parti- turschreibung möglich, wie sie aus der Transkription von Gesprächen bekannt ist, oder aber – besser noch – mittels einer Videoaufnahme.
15 Den Terminus ,Diskursanalyse‘ fasse ich analog zu ,Gesprächsanalyse‘. Ich lege also den angloameri- kanischen Diskursbegriff zugrunde und nicht den soziologisch-philosophischen, wie er beispielsweise von Heinemann/Heinemann (2002) verwendet wird. Die Autoren verstehen darunter eine „Menge von Texten/Äußerungen, die pragmatisch und/oder semantisch aufeinander bezogen sind“ (vgl. Hei- nemann/Heinemann 2002: 113, siehe auch Adamzik 2001: 254).
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Abbildung 1: Beispiel für einen Synchron-Chat
Was Johannes Schwitalla (1997: 30) in seinem Buch Gesprochenes Deutsch als Charakte- ristikum für das Sprechen ansieht, nämlich „daß beim Sprechen Korrekturen nicht ver- borgen bleiben, daß falsche, später zurückgenommene oder einfach blind auslaufende Gedankengänge hörbar bleiben“, gilt nunmehr also auch für die schriftliche Kommu- nikation: Der Leser kann im Synchron-Chat die „allmähliche Bedeutungsherstellung“ (Schwitalla 1997: 31) mitverfolgen, er kann die „Spuren der Gedankenbildung“ (Schwi- talla 1997: 30) sehen. Wenn er es schafft, zu tippen, ohne auf die Tastatur zu sehen, kann er beim Lesen schon mit dem Schreiben beginnen, dem anderen also gewissermaßen ins Wort fallen. Anders als in der mündlichen Kommunikation, wo man in der Regel das Ende eines Gesprächsschritts abwartet, bevor man das Rederecht in Anspruch nimmt, kommt ein solches Parallelschreiben sogar sehr häufig vor. Interessanterweise wird es auch als weniger unhöflich empfunden. Dies mag daran liegen, dass das geschriebene Wort unaufdringlicher ist. Man kann den anderen nicht ,übertönen‘; der Kommunikati- onspartner kann ungehindert weiterschreiben. Meise-Kuhn (1998: 224) vermutet, dass
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das Parallelschreiben gar als „ökonomischer Vorteil angesehen und geschätzt werden“ könnte.
Ein weiterer Grund für das häufige Überlappen der Beiträge mag sein, dass nicht im- mer offensichtlich ist, ob der andere seine Äußerung bereits beendet hat. Im Gespräch gibt es dafür Anhaltspunkte, ein Heben der Stimme, ein Wechsel im Blickkontakt, eine Änderung der Körperhaltung, eine Pause.16 Ein anderer Grund ist der, dass das Schrei- ben viel mehr Zeit in Anspruch nimmt als das Sprechen. Das, was sich in einer Minute sagen lässt, braucht beim Schreiben mehr als drei Minuten (vgl. Schwitalla 1997: 23). Hinzu kommt, dass der Leser – anders als der Hörer – keine weiteren Sinnesreize hat. Er sieht das Aneinanderreihen von Buchstaben, nichts anderes. Weder kann er auf die Mimik noch auf den Tonfall seines ,Gegenübers‘ achten, noch kann er sich Gedanken über dessen Frisur, Kleidung oder Körperhaltung machen. Es kostet den Leser also viel mehr Geduld, abzuwarten, bis der Schreiber seinen Beitrag beendet hat. Auch deshalb fällt es schwerer, den anderen nicht zu ,unterbrechen‘. Eine Studentin im Synchron- Chat sagt es treffend:
<annabus> ja das finde ich schwierig mit dem abwarten.– ich weiss auch nicht so recht, ob der andere das wohl jeweils erwartet oder nicht?! ich meine, zuvorkom- men sollte man dem anderen ja schon nicht immer, aber wenn man genau weiss, was er/sie sagen will, ist es ja zeitverschwendung,wenn man wartet....
An dieser Stelle sei angemerkt, dass es unter dem Betriebssystem Unix schon seit den 80er-Jahren die Möglichkeit gab, synchron zu kommunizieren. Diese Möglichkeit wur- de in der Regel aber nur von Computerexperten genutzt. In der linguistischen Litera- tur hat diese Kommunikationsform denn auch kaum Beachtung gefunden. Die einzi- ge Ausnahme stellt meines Wissens die eben erwähnte Arbeit von Katrin Meise-Kuhn (1998) dar. Sie analysiert Ausschnitte aus einem „Talk“ im Hinblick auf die Organisati- on des Sprecherwechsels und den Sprachgebrauch. Dabei kommt sie zu der interessan- ten Schlussfolgerung, dass der entscheidende Faktor für einen bestimmten Sprachge- brauch die Interaktivität der Kommunikationsform und nicht in erster Linie das Medi- um sei (1998: 233 f.). Diesen Punkt werde ich im nächsten Abschnitt wieder aufgreifen.
Abschließend bleibt festzuhalten: Innerhalb der Kommunikationsform Chat ist zu unterscheiden zwischen Schriftgesprächen, die wechselseitig und synchron sind, und solchen, die wechselseitig, aber nicht synchron sind. Beide Formen, Synchron-Chat und Quasisynchron-Chat, sind Diskurse. Für den Quasisynchron-Chat wurde dies bereits gezeigt. Dass der Synchron-Chat ebenfalls als Diskurs einzustufen ist, liegt auf der Hand. Die Äußerungen sind hier nicht nur Teil einer wechselseitigen Kommunikati- on, mehr noch: Wie in einem mündlichen Gespräch kann der Leser das Entstehen der Äußerung mitverfolgen. Er ist, in Analogie zum Zuhörer, ein ,Zuleser‘.
16 Selbst eine Pause ist in der Chatkommunikation kein zuverlässiger Indikator für das Ende eines Ge- sprächsschritts. Es könnte ja sein, dass der andere nur kurz inne hält, um nachzulesen, was auf dem Bildschirm steht, oder dass er von dritter Seite im Schreiben unterbrochen wird. Hier zeigt sich ein grundsätzlicher Unterschied zur mündlichen Kommunikation: Anders als der Hörer hat der Leser kei- nerlei Anhaltspunkte, in welcher Situation sich der Schreiber gerade befindet.
3. Textsorten und Diskursarten im Modell von Koch/Oesterreicher 13
3. Textsorten und Diskursarten im Modell von Koch/ Oesterreicher
Abschließend werde ich dafür argumentieren, dass das Mündlichkeits-/Schriftlich- keitsmodell von Koch/Oesterreicher (1994) um eine Ebene ergänzt werden muss, die den eben geschilderten neuen Kommunikationsbedingungen Rechnung trägt (vgl. Ta- belle 1). Ich schlage vor, auf medial schriftlicher Ebene zwischen asynchroner, quasi- synchroner und synchroner Kommunikation zu unterscheiden. Medial schriftlich und synchron ist z. B. der Online-Chat, medial schriftlich und asynchron die Kommunikati- on über E-Mail. Eine analoge Unterscheidung nehme ich auf medial mündlicher Ebene vor, hier allerdings nur zwischen synchroner und asynchroner Kommunikation. Medi- al mündlich und asynchron ist beispielsweise das Sprechen auf den Anrufbeantwor- ter oder eine Bahnhofsdurchsage, medial mündlich und synchron das Telefongespräch (vgl. Dürscheid 2003).
Tabelle 1: Erweiterung des Modells von Koch/Oesterreicher (1994)
konzeptionell konzeptionell
mündlich schriftlich
←−−−−→ medial mündlich
synchron Diskurs
asynchron Text
medial schriftlich
synchron quasisynchron
asynchron Text
Innerhalb dieses medialen Rahmens (,medial‘ im doppelten Sinne des Wortes) lassen sich die verschiedenen Diskurs- und Textarten einordnen. Ein Geschäftsbrief z. B. ge- hört zu den Textsorten, die im medial schriftlichen, asynchronen Bereich verortet wer- den, ein Beratungsgespräch zu den Diskursarten im medial mündlichen, synchronen Bereich. Findet das Beratungsgespräch im ,herkömmlichen‘ Chat statt, dann fällt diese Diskursart in den medial schriftlichen, quasisynchronen Bereich.
Wie wir sehen, steht bei dieser Erweiterung des Modells von Koch/Oesterreicher (1994) die Frage im Mittelpunkt, ob eine Kommunikation synchron oder asynchron ver- läuft. Denn die (A-)Synchronie der Kommunikation hat einen Einfluss darauf, welche Ausdrucksmittel verwendet werden, und davon wiederum hängt es ab, an welcher Stel- le im Kontinuum von konzeptioneller Mündlichkeit und Schriftlichkeit eine Diskurs- bzw. Textart eingeordnet werden kann (vgl. Dürscheid 2003). Mit anderen Worten: Je ,synchroner‘ die Kommunikation, desto eher weist die Äußerung Merkmale auf, die Koch/Oesterreicher (1994) der konzeptionellen Mündlichkeit zuschreiben (Gebrauch
4. Schlussbemerkung 14
von Gesprächspartikeln, Satzabbrüche etc.). Damit komme ich zurück zu der Feststel- lung von Katrin Meise-Kuhn, dass der entscheidende Faktor für einen bestimmten Sprachgebrauch die Interaktivität der Kommunikationsform und nicht in erster Linie das Medium sei (s. o.). Das entspricht auch meiner Auffassung. Der Computer schafft zwar die Möglichkeit einer synchronen bzw. quasi-synchronen Schriftkommunikation. Welche sprachlichen Mittel verwendet werden, hängt aber nicht vom Computer, son- dern von der Interaktivität der Kommunikation ab. Schreibt ein Kommunikationspart- ner in dem Bewusstsein, dass der andere im nächsten Moment darauf reagieren wird; ja, dass er schon darauf reagieren kann, während er selbst schreibt, dann formuliert er seine Beiträge spontaner, informeller als in der asynchronen Kommunikation.
4. Schlussbemerkung
In den vorangehenden Abschnitten wurde gezeigt, dass es nicht möglich ist, pauschale Aussagen über den Sprachgebrauch im Chat oder in der E-Mail oder gar im Internet zu machen. Um es noch einmal deutlich zu sagen: Den Sprachgebrauch im Internet gibt es nicht, die Netzsprache gibt es nicht. Mein Schlusswort ist deshalb ein Plädoy- er dafür, das Augenmerk von der Makroebene auf die Mikroebene zu richten. Statt weiter allgemeine Beobachtungen zur Sprache im Internet anzustellen, sollte künftig der Schwerpunkt auf die Analyse einzelner Text- und Diskursarten im Internet gelegt werden. Dabei stellt sich natürlich die Frage, ob hierfür neue Beschreibungsverfahren erforderlich sind oder ob es möglich ist, an bisher verwendete Methoden in der Textlin- guistik und Gesprächsanalyse anzuknüpfen. Diese Frage kann hier nicht beantwortet werden, sie soll Gegenstand einer weiteren Untersuchung sein.
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EinführungFür wichtige Hinweise zum vorliegenden Manuskript bedanke ich mich bei den Teilnehmern und Teilnehmerinnen der AG ,Text- und Diskursstrukturen in der internetbasierten Wissenskommunikation' (DGfS-Tagung 2003) sowie bei Petrea Bürgin, Nadio Giger und Jürgen Spitzmüller.
Pro und contra Netzsprache
Textsorten und Diskursarten im Modell von Koch/Oesterreicher
Schlussbemerkung
Literatur