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Schweizerischer Kanu-Verband (SKV) Swiss Canoe Federation (SCF) Fédération Suisse de Canoë-Kayak (FSCK) JUNIOREN-EUROPAMEISTERSCHAFTEN WILDWASSERABFAHRT 2014 Ort Fluss Vrbas bei Banja Luka (Bosnien und Herzegowina) Datum 12. Juli – 21. Juli 2014 AthletInnen Selina Zimmermann Kajak Damen Flavia Zimmermann Kajak Damen Linus Bolzern Kajak Herren Urs Zimmermann Kajak Herren Alistair Smorthit Kajak Herren Samuel Müller Kanadier Einer Herren Benjamin Müller Kanadier Einer Herren Teamleitung Heinz Wyss Trainerin Kristin Amstutz Schläppi Assistenztrainerin Annalena Kuttenberger Physiotherapeut Thijs Waasdorp

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Schweizerischer Kanu-Verband (SKV)

Swiss Canoe Federation (SCF)

Fédération Suisse de Canoë-Kayak (FSCK)

JUNIOREN-EUROPAMEISTERSCHAFTEN WILDWASSERABFAHRT 2014

Ort Fluss Vrbas bei Banja Luka (Bosnien und Herzegowina) Datum 12. Juli – 21. Juli 2014 AthletInnen Selina Zimmermann Kajak Damen Flavia Zimmermann Kajak Damen Linus Bolzern Kajak Herren Urs Zimmermann Kajak Herren Alistair Smorthit Kajak Herren Samuel Müller Kanadier Einer Herren Benjamin Müller Kanadier Einer Herren

Teamleitung Heinz Wyss Trainerin Kristin Amstutz Schläppi Assistenztrainerin Annalena Kuttenberger Physiotherapeut Thijs Waasdorp

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SCHWEIZERISCHER KANUVERBAND -2- RESSORT ABFAHRT

Bericht JEM 2014

Strecke Die ca. 4 km lange, klassische Strecke führt von einem kleinen Cam-

pingplatz über einige kleinere Flächen, die aber immer ordentliche Strömung aufweisen, in eine Schlucht namens Tijesno, die mit kurz aufeinanderfolgenden Schwällen und z.T. recht hohen Wellen und vielen, nicht einfach zu befahrenden, Schiebewassern aufwartet. Im Mittelteil der Schlucht durchquert man das Herzstück der Strecke, den Sprint, wonach die Schwierigkeiten wieder etwas abnehmen, aber dennoch immer wieder kurze Schwälle für Abwechslung sorgen. Auf dem letzten Kilometer gilt es dann die Reserven anzuzapfen, da der Schlussteil bis ins Ziel über flaches Wasser führt. Das Ziel befindet sich beim Raftingcenter Kanjon (ca. 12 km flussaufwärts ab Banja Lu-ka).

Die Sprintstrecke befindet sich wie erwähnt inmitten der Schlucht Tijesno auf einem Abschnitt, auf dem auch schon einige Slalom- und Raftinggrossevents ausgetragen wurden und zwei Weltcups in der Wildwasserabfahrt in den letzten Jahren stattgefunden haben. Die Strecke wurde sehr kurz ausgesteckt, was dazu führte, dass Zeiten nur knapp über 30 Sekunden gefahren werden. Die Strecke ergibt mit dem schnellfliessenden, wuchtigen Wasser sehr kleine Zeitdiffe-renzen unter den besten PaddlerInnen, kleinste Fehler führen aber sofort zu einem grossen Rückstand und sind nicht mehr wettzuma-chen.

Allgemein Aufgrund der langen und beschwerlichen Anreisezeit (ca. 14 h Reise-zeit mit Bus und Anhänger) und der nicht allzu schwierigen Strecke hatten wir im Vorfeld auf ein Trainingslager vor Ort verzichtet. Um das Team trotzdem auf den Grossanlass einzustellen, wurde Ende Juni mit den Selektionierten in der Aareschlucht bei Brugg zusammen mit der Nationaltrainerin der letzte Schliff geholt. Da fürs JEM-Team nebst einigen schon erfahrenen AthletInnen auch vier neue Talente selektioniert worden waren, versuchte man an einem Trainingswo-chenende auf dem innehalb der Schweiz dem Vrbas ähnlichsten Ge-wässer einerseits der Umgang mit Schiebewassern noch ein letztes Mal näher gebracht, aber auch der Ablauf der direkten EM-Vorbereitung und die Gepflogenheiten im Team durchgespielt.

Die Anreise an den JEM-Austragungsort Banja Luka wurde in zwei Etappen in Angriff genommen, um eine allzu grosse Vorermüdung wegen der langen Reisezeit zu vermeiden. Am frühen Sonntagnach-mittag, den 13. Juli 2014 kam das Team in Banja Luka an. Die Unter-kunft befand sich am Ende der Stadt, nahe der Strasse Richtung Wettkampfstrecke. Das Hotel hatte angenehme Zimmer und ent-sprach unseren Bedürfnissen recht gut. Leider war die Küche (trotz vorherigen Abklärungen durch einen Bekannten aus der Schweiz, der aus Banja Luka stammt) nicht unseren Vorstellungen entsprechend. Wir lösten das Problem dann dadurch, dass wir die Abendessen ab-bestellten und in einer Pizzeria im Zentrum der Stadt weit besseres

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Bericht JEM 2014

Essen geniessen konnten. Die Lage des Hotels war nicht schlecht, be-dingte aber immer 20 Minuten Anreisezeit zur Wettkampfstrecke. Es hätte einige Unterkünfte noch etwas näher an der Strecke gegeben, die etwas ruhiger gelegen gewesen wären und auch etwas bessere Möglichkeiten mit schattigen Plätzen am Fluss für die Erholungsse-quenzen geboten hätten.

Mit der Ankunft am Sonntagmittag blieb genügend Zeit, die Athle-tInnen bis zum Wettkampfstart am Donnerstag auf die Strecke ein-zustellen und das Wildwasser zu lernen.

Angenehm war die Rennabfolge aufgeteilt. Pro Wettkampf war ein Tag eingeplant in der Reihenfolge: klassisches Rennen Einzel (Do-nerstag), klassisches Rennen Team (Freitag), Sprint Einzel mit 2 Quali-fikationsläufen (besserer Lauf zählt) und einem Finallauf (Samstag) und Sprint Team in zwei Läufen (besserer Lauf zählt) (Sonntag).

v.l.: Annalena Kuttenberger, Kristin Amstutz, Linus Bolzern, Urs Zimmermann, Samuel Müller, Selina Zimmermann, Michael Reber, Benjamin Müller, Flavia Zimmermann, Alistair Smorthit, Thijs Waasdorp

Kommentar Mit Selina Zimmermann, der amtierenden Juniorenweltmeisterin aus dem Jahr 2013, und dem JWM-Bronzemedaillengewinner Alistair Smorthit hatte das Team zwei AthletInnen da-bei, die ihr Potenzial im 2013 schon bewiesen hatten. Mit zwei Goldmedaillen in Klassik und Sprint übertraf Selina ihr Resultat vom letzten Jahr sogar noch. Alistair konnte, nachdem er sich im Frühling durch die Maturaprüfungen einen Trainingsrückstand eingehandelt hatte, im klassischen Rennen nicht an den Erfolg vom letzten Jahr anknüpfen, zeigte aber mit ei-nem tollen 5. Platz im Sprint und nur einem Zehntel Rückstand aufs Podest, dass unter bes-seren Bedingungen in der Vorbereitung weiterhin mit ihm zu rechnen ist. Absoluter Shoo-tingstar und die Überraschung der Woche war Flavia Zimmermann, die sich als jüngstmögli-che Athletin eher knapp für die Junioren-Europameisterschaften qualifizieren konnte. Auf den Gewinn der Bronzemedaille im Sprint hätte im Vorfeld wohl niemand gewettet. Die jün-gere Schwester von Selina konnte nach der schon als Topleistung gewerteten Qualifikation

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Bericht JEM 2014

für den Final völlig unbelastet ans Werk gehen und tat dies mit einer solchen Leichtigkeit, dass viele erfahrenere Athletinnen sich die Zähne an ihrer Zeit ausbissen.

Flavia und Selina Zimmermann haben soeben realisiert, dass sie Gold und Bronze gewonnen haben (Sprint)

Einzel-Rennen:

Nach der Goldmedaille an den JWM im 2013 war die Ansage von Selina Zimmermann klar: sie wollte Europameisterin und somit Nachfolgerin von Melanie Mathys (Goldmedaille 2012 in Solkan, SLO) werden. In der klassischen Disziplin hat sich die Schweiz seit 2009 zur absolu-ten Grossmacht entwickelt, holte Selina in der Frauenkategorie nun doch schon die 6. Goldmedaille in Folge für den Schweizerischen Kanuverband. Selina fuhr einen Start – Zielsieg, konnte sie sich doch von der ersten Zwischenzeit von der vor ihr gestarteten Konkurrenz leicht absetzen. Mit drei Zwischenzeiten hatte der Schweize-rische Betreuungsstab für ein vierzehnminütiges Rennen eine recht engmaschige Betreuung geplant, man wollte den Startplatz auf der letzten Position nutzen, um Selina mehrmals über den Stand im Rennen informieren zu können. Dies machte sich neben Selinas unglaub-lich solider Wettkampfleistung bezahlt, konnte Selina doch auf dem flachen Schlussteil ih-rem Vorsprung nochmals vier weitere Sekunden hinzufügen. Etwas weniger rund lief es zu Beginn des Sprintwettkampfs am Samstag: im ersten Qualifika-tionslauf musste Selina nach einem Fahrfehler tief stützen und verletzte sich dabei leicht im unteren Rücken. Ihre Position war dementsprechend unter den Erwartungen. Zwar konnte sie im 2. Lauf nach intensiver Behandlung durch den Physio eine ordentliche Fahrt zeigen, von den erhofften Medaillenrängen war sie mit dem 10. Qualifikationsrang aber noch mei-lenweit entfernt. Das Team begab sich zum Abkühlen (die Schlucht war sehr sonnenexpo-niert und es hatte nur ganz wenige Schattenplätze, die etwas kühlere Temperaturen boten) und um den Kopf frei zu bekommen zwischen den Qualifikationsläufen und dem Final an den Klassikstart, wo ein kurzes Bad im angenehm kühlen Fluss und viele schattenspendende Bäume dazu beitrugen, dass sich Selina sichtlich entspannte. Zwar plagten sie weiterhin die Verletzung im Rücken, weitere physiotherapeutische Unterstützung und die lockerere Ath-mossphäre liessen sie aber wieder mit freiem Kopf den Fokus auf den Final richten. Durch das eher schlechte Abschneiden in der Quali ging Selina als Dritte ins Finalrennen. Es gelang ihr ein sauberer Lauf, jedoch war es etwas schwierig abzuschätzen, was ihre Zeit wert war, lag sie doch über der Bestzeit der Qualifikationssiegerin. Eine Fahrerin nach der ande-

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ren reihte sich hinter ihr ein und einige der ärgsten Konkurrentinnen strauchelten nun im Final und mussten Fahrfehler in Kauf nehmen. Zum Schluss reichte es tatsächlich zu einer weiteren Goldmedaille!

Selina Zimmermann

Die zweite Athletin, die bei den Kajak Damen gestartet war, Flavia Zimmermann, zeigte ebenfalls eine sehr gute Leistung bei ihrem Einstand im internationalen Zirkus. Ihr 14. Platz ist für eine so junge Athletin eine beachtliche Leistung und ihr Rückstand auf Schwester Selina hatte sich im Vergleich zu den Vorbereitungsrennen deutlich verkleinert. Waren Betreuercrew und Flavia schon mit dieser Leistung im klassischen Rennen sehr zu-frieden, konnten sie die Leistung im Sprint kaum fassen: Flavia startete eher verhalten in den ersten Lauf und fuhr ins Mittelfeld. Für eine Qualifikation unter die besten zwölf Fahre-rinnen hätte es so nicht gereicht. Im zweiten Lauf meisterte sie das Wildwasser deutlich besser und schaffte zu aller Überraschung mit Rang 12 den Einzug ins Final. Dieses unerwar-tete Resultat und der minimale Rückstand auf ihre Schwester schienen die Fünfzehnjährige zu beflügeln. Völlig ohne Druck fuhr Flavia den Finallauf und zeigte vom wildwassertechni-schen Aspekt her eine optimale Fahrt. Im Zielbereich war nun die Aufregung stetig grösser, schon kurz danach zeigte sich, dass Flavia wiederum nur einige Hundertstel auf Selina verlo-ren hatte – waren beide nicht so gut gefahren oder hatte Flavia sich selbst übertroffen. Eine Fahrerin nach der anderen konnte die optimale Leistung nicht abrufen und so brachten es die Zimmermann-Schwestern fertig, zum ersten Mal in der Abfahrtsgeschichte Gold und Bronze für die Schweiz zu holen!

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Flavia Zimmermann

Leider nicht zufrieden war der schnellste der Schweizer Herren Kajak Einer nach dem Klas-sikrennen, Alistair Smorthit. Er hatte sich Anfang Saison klar zum Ziel gesetzt, an den Erfolg vom letzten Jahr anzuschliessen und wollte im klassischen Rennen einen Medaillenrang er-paddeln. Es wurde aber schon im Laufe der Saison ersichtlich, dass er nachdem er sich bis im Februar absolut bestens entwickelte, ein klarer Leistungsabbruch durch den Fokus auf die Matura an einer internationalen Schule in Zug abzeichnete. Zwar versuchte Alistair in den letzten Wochen vor dem Saisonhöhepunkt die Scharte wieder wettzumachen, aber der Trainingsrückstand war doch schon zu gross und die Konkurrenz schläft nicht (der Sieger Bram Sikkens aus Belgien hatte z.B. seinen Schulabschluss um ein Jahr verschoben, um in seinem letzten Junioren-Jahr voll auf die Karte Sport zu setzen). Alistair fuhr auf den 12. Rang, was im Herrenfeld immer noch ein Achtungserfolg ist, war aber auch mit dem Renn-verlauf nicht zufrieden, da er seine Leistungsgrenze nicht voll ausschöpfen konnte. Ein Top-Resultat gelang Alistair am Samstag im Sprintrennen. Nachdem er sich über seinen zweiten Lauf für den Finaldurchgang der besten 15 Kajak Herren qualifizieren konnte, zeigte er im Final noch einmal eine deutliche Leistungssteigerung. Lange lag er auf den Medaillen-rängen, bis ihn die letzten Fahrer noch auf Platz 5 verdrängten. Es war schwierig, nicht et-was enttäuscht zu sein, dass es nicht für eine Medaille gereicht hatte, nur eine Zehntelsse-kunde fehlte schliesslich auf die Bronzemedaille. Dennoch ist der 5. Platz eine Spitzenleis-tung und zeigt, dass das Niveau der Schweizer Junioren in den letzten Jahren deutlich ange-stiegen ist.

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Bericht JEM 2014

Alistair Smorthit

Etwas ähnlich erging es Alistairs Klubkollegen Urs Zimmermann: bis kurz vor den Europa-meisterschaften befand er sich mitten in den Lehrabschlussprüfungen als Zimmermann, die er mit Auszeichnung bestand. Es zeigte sich aber schon im Vorfeld, dass eine Topleistung in Beruf und Sport schwer zu erreichen ist und so musste sich Urs nach Steigerung von Jahr zu Jahr an int. Grossanlässen (JWM 2011 31. Rang, JEM 2012 20. Rang, JWM 2013 14. Rang) erstmals mit einem schlechteren Resultat als im Vorjahr zufrieden geben. Der 21. Platz be-deutete gerade noch eine Platzierung in der ersten Ranglistenhälfte und entsprach somit seinem Minimalziel. Mit seinen 6 Sekunden Rückstand auf Platz 10 zeigt sich aber auch die grosse Leistungsdichte bei den Herren und dass Urs trotz zu wenigen Trainingskilometern Einiges mit seiner Erfahrung und der Kraft, die er sich aufgrund seines Berufes erarbeitet hat, wettmachen kann. Im Sprint vom Samstag gelang Urs zwar mit dem zweiten Qualilauf eine klare Steigerung zum ersten Lauf, den er mit dem 30. Zwischenrang beendet hatte, dennoch reichte Platz 20 leider nicht für eine Finalqualifikation. Wiederum waren die Abstände aber sehr knapp, eini-ge Hundertstel schneller und Urs hätte die Qualifikation der besten 15 Herren geschafft.

Urs Zimmermann

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Der dritte Kajakfahrer, Linus Bolzern, ist mit seinen 15 Jahren wie Flavia ein sehr junger Paddler, der sich mit herausragenden Resultaten im Laufe der Saison und einer stetig stei-genden Leistungskurve für die Europameisterschaften empfahl. Es reichte ihm nicht nur zur Selektion an die EM, wo bis 18jährige teilnehmen können, sondern er konnte mit einem 25. Platz gleich einen tollen Einstand geben und verpasste bei 47 Startenden die erste Ranglis-tenhälfte nur knapp. Noch besser gelang ihm der Sprint. Trotz seines jungen Alters zeigte er schon sehr starke Nerven und fuhr nach einem völlig missglückten ersten Lauf (Zwischenrang 43) im zweiten Lauf auf den sensationellen 18. Schlussrang. Nicht nur platzierte er sich somit in den Top 20, er verpasste den Final um ganze 6 Hundertstel!

Linus Bolzern

Samuel Müller

Noch ohne grossen Erwartungsdruck stiegen die Gebrüder Müller in der Kategorie der Ka-nadier Einer ins Rennen. Beide paddeln erst seit gut einem Jahr konsequent in dieser Kate-gorie, nachdem sie ihre Grundausbildung im Kajak absolvierten. In der Schweizer Kanuszene gab es in den letzten Jahren nur ganz vereinzelte Kanadierfahrer und seit 2011 hatte die Schweiz keinen Kanadier Einer oder Zweier mehr an einem Juniorengrossanlass. Um der Kategorie etwas Schub zu verleihen, wurde durch die Fako Abfahrt eine etwas erleichterte Selektionshürde eingeführt. Es zeigte sich, dass zu den führenden Kanadiernationen Kroa-tien, Italien und Frankreich noch eine recht grosse Distanz da ist, Samuel konnte aber im-merhin mit einem 15. Rang im klassischen Rennen schon einige Fahrer hinter sich lassen.

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Dies obwohl er im Wildwasser noch sehr viel Verbesserungspotenzial hat und somit im fla-cheren Anfangs- und Schlussteil eine sehr gute Leistung vollbrachte. Benjamin gelang das Klassik-Rennen leider nicht nach seinen Wünschen, er konnte es nach einem Fahrfehler im Mittelteil der Strecke nicht vermeiden, zu eskimotieren, verlor so den Rennrhythmus und musste sich mit dem 21. Rang begnügen. Gerade umgekehrt verlief es dann im Sprint. Nun zeigte sich, dass Benjamin schon besser mit dem Wildwasser umgehen kann. Nachdem er wie viele seiner Teamkollegen den ersten Lauf in den Sand setzte, konnte er im zweiten Lauf zeigen, dass Potential in ihm steckt und platzierte sich auf Rang 17. Samuel konnte im für ihn schwierigsten Teil noch nicht über sich hinauswachsen und war diesmal am Ende auf Platz 21.

Benjamin Müller

Teamrennen: Da die Schweiz nur im Kajak Einer mit drei Athleten angereist war, konnte sie nur in dieser Kategorie in den Teamrennen mitmischen. Leider hatte am Freitag der jüngste Teamfahrer, Linus Bolzern, schon am Morgen mit Übelkeit und Kopfschmerzen zu kämpfen. Dement-sprechend konnte das Team auch nicht über sich hinauswachsen und musste sich mit dem enttäuschenden 8. Schlussrang begnügen. Zum Glück erholte sich der junge Luzerner schon aufs Sprintrennen vom Samstag wieder und nachdem er im Einzelrennen schon gezeigt hat-te, dass er seinen Teamkollegen in Nichts nachstand, gelang den Dreien am Sonntag ein tol-ler erster Lauf. Zwar wusste man, dass unter den favorisierten Nationen einige grobe Fahr-fehler gemacht hatten, dennoch liess der 3. Zwischenrang aufhorchen. Würde es gelingen diesen Platz zu verteidigen? Auch den Schweizern gelang der zweite Lauf nicht geplant und sie konnten nicht taktisch noch etwas optimaler Vorgehen. Ihre Zeit des ersten Laufes wür-de also für die Endabrechnung genügen müssen. Fast hätte es für die Sensation gereicht: nur Slowenien konnte sich im zweiten Lauf zusammenraufen und die Schweizer noch vom Podest drängen. Der vierte Schlussrang, wiederum mit einem Zehntel Rückstand auf Bronze, war ein Glanzresultat für die drei Zentralschweizer, konnten sie doch namhafte Nationen, die rechnerisch drei stärkere Einzelfahrer hatten, durch eine kompakte Teamleistung hinter sich lassen.

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Bericht JEM 2014

Urs Zimmermann im Teamrennen dicht gefolgt von Linus Bolzern

Fazit und Ausblick Es wird schon beinahe zur Gewohnheit, dass wir mit mehreren Titeln und Medaillen nach Hause reisen können. Trotzdem ist dies nicht selbstverständlich! Wir arbeiten mit kleinerem Budget und weniger personellen Ressourcen als einige Nachbarländer und sind auf viele freiwillige Helfer angewiesen. Auch haben wir das Glück das in einigen wenigen Kanuclubs in der Schweiz hervorragende Nachwuchsarbeit für die Wildwasser-Abfahrt geleistet wird und sich immer wieder junge Talente durch die TrainerInnen vor Ort dazu bringen lassen, unzäh-lige Wochenstunden für ihr umfangreiches Training zu investieren. Trotz vielen neuen AthletInnen im Team, hatten wir wieder eine tolle Gruppe an den Euro-pameisterschaften, die trotz aller Individualität super zusammenspannt und die Grundlage dafür gibt, dass alle ihr optimales Leistungspotential abrufen können. Die Zusammenarbeit in der Betreuungscrew verläuft ebenfalls sehr harmonisch und es gelingt uns immer wieder zusammen mit den AthletInnen eine lockere Stimmung und trotzdem sehr professionelle Vorbereitung auf die Wettkämpfe verbinden zu können. Es zeigte sich auch, dass die jungen AthletInnen, die noch 3 Jahre an Junioren-Wettkämpfen teilnehmen können, schon ein be-achtliches Niveau erreicht haben und es lässt natürlich auf weitere Spitzenplatzierungen in den kommenden Jahren hoffen. Im 2015 werden Alistair Smorthit und Urs Zimmermann in die Elitekategorie wechseln müssen, alle anderen können mindestens noch ein Jahr weiter als JuniorInnen starten. Die Junioren-Weltmeisterschaften 2015 werden in den USA statt-finden und erstmals wird dort auch eine U23-WM durchgeführt. Wir freuen uns schon jetzt, das Abenteuer mit einer erfahrenen Crew und hoffentlich auch einigen neuen Talenten in Angriff zu nehmen. Ein riesiges Dankeschön an alle Teammitglieder, Fans, Eltern, Kameramänner und Fotogra-fen für die grossartige Unterstützung! Oberdorf, September 2014 Kristin Amstutz Schläppi

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Alle Fotos wurden der Nationalmannschaft freundlicherweise durch Neil Smorthit zur Verfü-gung gestellt!

Beilage: Anhang mit Resultaten

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Resultate Junioren-Europameisterschaften Wildwasser Abfahrt 2014: Teilnehmende Nationen: Belgien, Bosnien und Herzegowina, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Irland, Italien, Kroatien, Luxemburg, Niederlande, Schweiz, Serbien, Slowakei, Slowenien, Tschechische Republik Klassisches Rennen: Kajak Einer Damen (32 Athletinnen am Start) 1. ZIMMERMANN Selina SUI 13:51.81 2. SATKOVA Martina CZE 14:00.05 +8.24 3. BROZOVA Tereza CZE 14:11.07 +19.26 14. ZIMMERMANN Flavia SUI 14:37.37 +45.56 Kajak Einer Herren (47): 1. SIKKENS Bram BEL 13:08.13 2. NEUBERT Adam CZE 13:14.20 +6.07 3. MATTIELLO Riccardo ITA 13:15.12 +6.99 12. SMORTHIT Alistair SUI 13:31.73 +23.60 21. ZIMMERMANN Urs SUI 13:35.75 +27.62 25. BOLZERN Linus SUI 13:48.12 +39.99 Kanadier Einer Herren (21): 1. VIENS Theo FRA 14:34.22 2. KRISTEK Vaclav CZE 14:34.66 +0.44 3. QUINTARELLI Mattia ITA 14:38.66 +4.53 15. MÜLLER Samuel SUI 15:25.83 +51.61 20. MÜLLER Benjamin SUI 15:46.33 +1:12.11 Team Kajak Einer Herren (13): 1. MORET Hugues / LERICHE Cyprien / CHAMBARD Thomas FRA 13:29.01 2. PIASKOWSKI Joshua / VON HARTZ Ole / KOCH Benjamin GER 13:35.91 +6.90 3. OLEJNIK Jan / NEUBERT Adam /ZAPLETAL Vojtech CZE 13:37.01 +8.00 8. SMORTHIT Alistair / ZIMMERMANN Urs / BOLZERN Linus SUI 14:15.36 +46.35

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Sprintrennen: Kajak Einer Damen (31): 1. ZIMMERMANN Selina SUI 37.25 2. DUPRAS Phenicia FRA 37.55 +0.30 3. ZIMMERMANN Flavia SUI 37.63 +0.38 Kajak Einer Herren (46): 1. REITH Aaron GER 34.23 2. URANKAR Anze SLO 34.34 +0.11 3. JAKSE Zan SLO 34.35 +0.12 5. SMORTHIT Alistair SUI 34.45 +0.22 18. BOLZERN Linus SUI 35.21 (Qualifikationszeit) 20. ZIMMERMANN Urs SUI 35.46 (Qualifikationszeit) Kanadier Einer Herren (22): 1. SMOLDAS Michal CZE 36.07 2. OBADIC Luka CRO 36.92 +0.85 3. QUINTARELLI Mattia ITA 37.51 +1.44 17. MÜLLER Benjamin SUI 39.30 (Qualifikationszeit) 21. MÜLLER Samuel SUI 40.62 (Qualifikationszeit) Team Kajak Einer Herren (12): 1. MORET Hugues / PARISCOAT Gwendal / CHAMBARD Thomas FRA 35.64 2. URANKAR Anze / JAKSE Zan / NOVAK Tim SLO 36.37 +0.73 3. OLEJNIK Jan / NEUBERT Adam /ZAPLETAL Vojtech CZE 37.00 +1.36 4. SMORTHIT Alistair / ZIMMERMANN Urs / BOLZERN Linus SUI 37.10 +1.46 Alle Ranglisten auf www.kanu-events.ch (Ranglistenarchiv)