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Veröffentlichung des Instituts für Kunsttechnik und Konservierung am Germanischen Nationalmuseum, Band 9 Verband der Restauratoren (VDR) e.V.

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Veröffentlichung desInstituts für Kunsttechnik und Konservierungam Germanischen Nationalmuseum,Band 9

Verband der Restauratoren (VDR) e.V.

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Beiträge der internationalen Tagung der Fachgruppe KunsthandwerkimVerband der Restauratoren e.V.

vom 10. bis 12. Januar 2008im Germanischen Nationalmuseum

Projektleitung: Annika Dix

Verlag des Germanischen Nationalmuseums, Nürnberg 2011

Heiß diskutiert

GeschichteTechnologie

Restaurierung

Kachelöfen

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Impressum

HerausgeberGermanisches NationalmuseumGeneraldirektor G. Ulrich Großmann

Projektleitung Tagung und PublikationAnnika Dix

Wissenschaftliches LektoratFrank Matthias Kammel

Editorische BetreuungChristine Kupper, Eva Niebel (†), Christine Dippoldmit den PraktikantinnenPauline Lieder,Monika Uliarczyk

Fotografiensiehe Bildnachweise am Ende der Beiträge;Abbildungen auf dem Einband:S. 122, Abb. 12, und S. 123, Abb. 13

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in derDeutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sindim Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.ISBN 978-3-936688-55-9

GesamtherstellungPassavia Druckservice GmbH, Passau

Schrift Thesis TheSansPapier BVS matt, 135 g/qm

Verlag des Germanischen Nationalmuseums, Nürnberg 2011www.gnm.de

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G. Ulrich GroßmannAnnika Dix

Matthias Henkel

Harald Rosmanitz

Frank Matthias Kammel

Edgar Ring

Matthias Mayerhofer

Jan Mende

Josef MagetReinholdWinklerMichael Pittroff

Klaus Hufnagel

Barbara Nahstoll

Barbara Benedikt

Bettina Bombach-Heidbrink

Eva SulzerNina Frankenhauser

Ulrike Rothenhäusler

Vorwort

Mashup – Ofenkacheln als Gegenstandkulturhistorischer ForschungVom Fragment zum Kachelofen –die Stecknadel im HeuhaufenKachelöfen und Ofenkachelnim Germanischen NationalmuseumVon der Grafik zum Kachelofen.Beispiele aus der Hansestadt LüneburgItalienisches Renaissanceflair in Dachau.Die wiedergefundenen Kachelöfendes ehemaligen SchlossesDie Kachelöfen der Berliner Tonwarenfabrik Feilner.Beispiele aus dem Königsbau der Residenz MünchenDie Kachelöfen und Heizsysteme in der Venusgrottevon Schloss LinderhofDie Rekonstruktion eines Kachelofensim Augsburger RathausHerstellungsfehler und Schadensphänomenean Oberflächen historischer KachelnZur Restaurierung herrschaftlicher Kachelöfenin Landshut undMünchenDie Restaurierung eines Kachelofens aus Schloss Hofin NiederösterreichWiederaufbau des Renaissanceofens von Hans Krautin der Dauerausstellung des Badischen LandesmuseumsKarlsruheGeklammert und verschraubt.Aufbau eines Rokokokachelofens mit Metall-Innenkonstruktion im Keramikmuseum LudwigsburgDie Restaurierung undMontage von Ofenkachelnim Schweizerischen Nationalmuseum

Zusammenfassungenin deutscher und englischer SpracheVerzeichnis der Autoren

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Inhalt

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Zu den grafischen Vorlagen

Während die grafischenVorlagen der biblisch-religiösenMo-tive vor der Mitte des 16. Jahrhunderts entstanden, datierendie Porträts in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts und um1600.Deutlichwird,dass besonders einigeModel verblüffendgenau der grafischenVorlage folgen.Die grafischenVorlagenentstanden imUmkreis von Albrecht Dürer (1471– 1528),GeorgPencz (1500– 1550) oder Lucas Cranach dem Jüngeren (1515–1586) (Abb. 2–4).

Julia Hallenkamp-Lumpe schreibt in ihrer 2006 erschiene-nen Dissertation bezeichnenderweise: „Die Suche nach Gra-fischenVorlagen für Ofenkacheln istmeistens aufwendig undnicht immer allzu ertragreich, da es aufgrund der entspre-chenden Modifikationen bei der Umsetzung in Keramikschwierig ist, direkte Vorlagen der Vorbilder ,dingfest‘ zu ma-chen.Die Suche lohnt sich aber dennoch,da die Identifikationvon Vorlagen nach und nach ein Kunstschaffen der Zeit undvon Beziehungen der verschiedenen Formen des Kunsthand-werks untereinander vermittelt.“7

Die Suche nach grafischen Vorlagen lohnt sich nicht nur,sie ist Voraussetzung zumVerständnis,warumder Kachelofenals herausragendes Ausstattungsstück eines Hauses reichmit

Bildern verziert wurde,welchen Inhalt diese Bilder haben,woihre geistesgeschichtlichen Wurzeln liegen. Leider erfolgthäufig noch nicht einmal die Identifikation eines Motivs aufeiner Ofenkachel. So stellte Giannina Schindler jüngst eine in-teressante Serie der Lebensjahrzehnte einesMannes aufWis-marer Ofenkacheln vor.8 Neben den zum Teil gut erhaltenenund daher leichter zu identifizierenden Kacheln dieser Seriewird ein Kachelfragment publiziert und lapidar wie folgt be-schrieben: „Auf der einen [Kachel] ist in einem eierstabver-zierten Rahmen eine sitzende, mit einem um die Hüfte ge-schlungenen Tuch bekleidete Person, zu deren Füßen eineHarfe liegt, dargestellt. Der linke Ellenbogen ist auf einemTischmit aufgeschlagenemBuch gestützt, ein stehender Eberbefindet sich zwischen Tisch und den Beinen der Person.“9

Auf demTöpfereigrundstück„Auf der Altstadt 29“ in Lüne-burg wurde ein Modelfragment geborgen, das dasselbe Bild,allerdings noch fragmentarischer zeigt. Schon die Harfe istein Hinweis auf das Motiv, dann aber auch der Eber, der imGegensatz zumWismarer Kachelfragment auf dem Lünebur-ger Exemplar nicht erhalten ist (Abb. 3). Es handelt sich umdie Darstellung des Gehörs (Auditus) aus der Serie der FünfSinne nach einem um 1544 entstandenen Kupferstich vonGeorg Pencz.10

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Abb. 1 Porträt Herzog JohannWilhelm I. von Sachsen-Weimar (1530–1573):Grafische Vorlage von Lucas Cranach d.J., 1551, aus:T. Falk (Anm. 6), S. 430, Nr. 139;Model- und Ofenkachelfragmente, Hansestadt Lüneburg, Auf der Altstadt 29.Hansestadt Lüneburg, Stadtarchäologie

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Abb. 2 Darstellung der Träume Josefs:

Grafische Vorlage von Georg Pencz, 1544, aus: D. Landau (Anm. 10), S. 83, Nr. 8;

Model und Ofenkachel-Fragmente, Hansestadt Lüneburg, Auf der Altstadt 29.

Hansestadt Lüneburg, Stadtarchäologie

Von der Grafik zum Kachelofen 61

Abb. 3 Darstellung des Gehörs (Auditus):

Grafische Vorlage von Georg Pencz, um 1544, aus:D. Landau (Anm. 10), S. 135, Nr. 104;

Modelfragment, Hansestadt Lüneburg, Auf der Altstadt 29. Hansestadt Lüneburg, Stadtarchäologie;

Abbildung der Nachzeichnung eines Kachelfragments, HansestadtWismar, Papenstraße 2a, aus: G. Schindler (Anm. 8), S. 87, Abb. 7c

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Abb. 10–12 Perspektivische schematische Darstellung eines Kachelofen; Schematische Darstellung der Heizgasführung; Schematische Darstellung derWarmluftführung

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als warme Luft ist. Durch Erwärmen wird das Volumen derLuft vergrößert, sie wird dadurch leichter und strömt nachoben.

Mir ist kein weiterer historischer oder zeitgenössischerOfenmit vergleichbarer Bauart bekannt. Bedauerlicherweisehat sich diese leistungsstarke und ökonomischeOfenart nichtdurchgesetzt.

Die Bauteile

Die Öfen in der Venusgrotte bestehen im Inneren komplettaus Schamottesteinen unterschiedlicher Formate. In der Au-ßenschale dagegenwurden, je nach Anwendungsbereich, ver-schiedene andere keramische Bauteile verwendet. Das sindVollziegel, Biberschwanzdachziegel (Abb. 13) und unglasierteund schon in Serie gefertigte Kachelnmit dem PrägestempelSCHMIDSCHE KGL. HOF OFEN-FABRIK MÜNCHEN (Abb. 5, 6).Im Lehmmörtel,mit dem der Ofen aufgesetzt war, fand manauch eine Armierung aus„Gerstenkraden“ (Gerstenspreu). Zuden wenigen metallischen Bauteilen gehören eine massiveHeiztür aus Eisen, ein schwerer Eisenrost sowie Bandeisen,

Grundkachelöfen mitWarmluftführung

Mit derWiederentdeckung der Bauart dieser Öfen ist ein geis-tiger Schatz gehoben worden. Als Grundkachelofen bezeich-net man eine Speicherfeuerstätte, die von Grund auf gemau-ert ist. Die Wärmeabgabe erfolgt imWesentlichen über dieäußere Ofenoberfläche perWärmestrahlung.Hier ist auf eineNeuerung hinzuweisen: Während Grundöfen damals wieheute so erstellt werden wie eben beschrieben, verfeinerteman für die Venusgrotte den Grundofen und dessen konven-tionelle Bauart, indem man ihn mit einer innen liegendenWarmluftführung versah, was die Effizienz der Wärmever-teilung innerhalb der Grotte verbesserte. Diese Warmluft-führung gab, zusätzlich zur Wärmeabstrahlung über dieOfenoberfläche, auch noch erwärmte Luft aus dem Ofenin-neren ab.Diese veränderte Bauart war also zumBeheizen vongroßen Räumen besser geeignet.Warmluftführung bedeutet,dass Raumluft durch Öffnungen im unteren Bereich ange-saugt und dann imOfen erwärmt wird, um schließlich durchweiter oben sitzendeÖffnungenwieder auszutreten (Abb. 13).Dies funktioniert über Schwerkraft, da kalte Luft schwerer

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Kachelöfen der Venusgrotte von Schloss Linderhof 85

welche als statisch benötigte Konstruktion verbaut wurden.Diese Bandeisen bildeten im Bereich des Feuerraums einEisenkorsett (Abb. 4, 14). Alle Bandeisen hatten die wichtigeAufgabe, den sich beim Beheizen in alle Richtungen ausdeh-nenden Ofen dauerhaft zusammenzuhalten. Als Verbin-dungsstück zwischen Ofen und Kamin diente ein viereckigesRauchrohr, welches zwar in den Rechnungen aufgeführt,aber nicht mehr in der Grotte zu finden war.19

Technologische Besonderheiten der Öfen

1. Reinigungsöffnungen zumSäubern der Züge sind nicht vor-handen.Dies deutet daraufhin, dass die Öfen entweder nichtfür eine längere Nutzungsdauer konzipiert waren oder dassdie Erkenntnisse des Ofenbauers beimBau vonHeizgaszügennoch nicht soweit fortgeschrittenwaren, Reinigungsöffnun-gen in solche Öfen einzuarbeiten.2. Rußablagerungen in den Öfen waren nicht zu finden. Rußist reiner Kohlenstoff und brennbar.Dass die Öfen im Innerenan ihrer kältesten Stelle eine so hohe Temperatur erreichten,welche die Rußablagerungen verbrennen ließ, ist ein Indiz fürdas Überhitzen der Öfen. ImGegensatz dazuwar nicht brenn-bare Flugasche reichlich abgelagert.3. In den horizontalen Fugen der Kachelnwaren Bandeisen alsZugeisen eingearbeitet und an den Enden nach oben und un-ten um ca. 90° umgebogen (Abb. 8, 15). Dagegen waren dieKacheln nicht geklammert,wie es sonst eigentlich üblich ist.4. Die unglasierten Kacheln tragen den Prägestempel„SCHMIDSCHE KGL.HOFOFEN-FABRIKMÜNCHEN“.Man hat-

te die Kacheln teilweise behauen und zugeschliffen, um siemöglichst ohne Fugen zu versetzen.5.Grundsätzlich sind alle Feuerräume und deren äußere Kon-struktion identisch. Nur die darauf gesetzten Heizgaszügesind in der Anzahl und in den Querschnitten unterschiedlicherstellt.Welchen Zweck die Erbauer mit diesen Abänderun-gen der Heizgaszüge verfolgt haben, ist unklar.Die Heiztürenhaben ebenfalls unterschiedliche Formate.6. Die Feuerraumdecke wurde als Gewölbe ausgebildet(Abb. 16).Der Druck von oben lastet auf den Seiten undwurdemit einem stabilen Eisenrahmengestell abgefangen und zu-sammengehalten (Abb. 4, 14). Dieses Korsett war technischsinnvoll in dieWarmluftführung des unterenOfenteils einge-baut, sodass es durch die permanente Luftzufuhr gut gekühltwerden konnte.Weil Eisen eine höhere Ausdehnung als dierundum verbauten keramischen Materialien besitzt, be-stünde sonst die Gefahr, dass der Ofen bei voller Auslastungdurch das darüber gemauerte Gewicht der Heizgaszügeund der dann noch einwirkenden Hitze schon ab der Feue-rung statisch instabil würde.

Wie bereits erwähnt, bestehen die Kachelöfen in derVenusgrotte überwiegend aus keramischen und wenigen

Abb. 13 Warmluftöffnung mit Biberschwanzdachziegel gemauert, rechtseine Umbrandöffnung vom 4. in den 5. Zug

Abb. 14 Eisenkorsett um die Feuerung von Kachelofen Nr. 7

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Matthias HenkelMashup – Ofenkacheln als Gegenstand

kulturhistorischer Forschung

Wie kaumein anderesObjekt hat die Entwicklung des Kachel-ofens die mitteleuropäischeWohnkultur seit demMittelalterverändert. Der Blick in die Forschungsgeschichte offenbart,dass das Feld der traditionellen Kachelforschung deutlich vonkunstgeschichtlichen Aspekten dominiert worden ist. Seit derzweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zeigen interdisziplinäreHerangehensweisen jedoch, dass sowohl unterschiedlichsteQuellengattungen als auch unterschiedlichste Disziplinen er-heblich zumErkenntnisgewinn imHinblick auf die historischeWohnforschung beitragen können. Der Fächerkanon reichtvon Kunstgeschichte über Archäologie undVolkskunde sowiedie archivalische Quellenforschung und historische Bildquel-lenforschung bis hin zur Mentalitätsgeschichte. Um For-schungs- und Analyseansätze aus diesen unterschiedlichenFachdisziplinen zu kolorieren und zu kompilieren, ist die Ent-wicklung einer einheitlichen Sprachregelung elementareGrundlage.Auf der Basis eigener Forschungsarbeit wird exem-plarisch ein Kanonmöglicher Fragestellungen entworfen.

Harald RosmanitzVom Fragment zum Kachelofen –

die Stecknadel im Heuhaufen

Obwohl sich meist nur ein verschwindend geringer Teil desursprünglichen Kachelofens oder der Ausstattung einer Töp-ferei bis in unsere Tage erhalten hat, spiegeln die bewahrtenOfenkeramiken verschiedene Aspekte des Alltags wider. Siebieten in ihrer Gesamtheit, aber auch bei der Betrachtung vonEinzelstücken weitreichende Einblicke in vergessene Lebens-und Denkgewohnheiten. Bei der Erforschung von Ofenkera-mik geht es darüber hinaus darum, zeitlich und räumlich klareingrenzbare Verbraucher- oder Herstellermilieus heraus-zuarbeiten. Dazu bedarf es eines Abgleichs der Beständekleinerer und größerer Sammlungen mit archäologischemFundgut. Ein zeitgemäßes Hilfsmittel dafür ist die seit2004 kontinuierlich aufgebaute und erweiterte Datenbank

Mashup – The Stove Tile as an Area of Research

for the Cultural Historian

The tile stove is almost unequalled in terms of its impact onCentral European domestic culture since theMiddle Ages.Thehistory of traditional stove and tile research reveals that thisfield has been clearly dominated by art historical aspects.However, since the second half of the 20th century inter-disciplinary approaches have shown that the most diversetypes of sources as well as disciplines can contribute signifi-cantly to our knowledge of historical dwelling culture. Thedisciplines involved range from art history to archaeologyand cultural anthropology, and take in the study of archivalsources and historical pictorial sources as well as the historyof mentalities. The development of a standardized ter-minology is fundamental for fleshing out and compiling newapproaches to research and analysis that derive from thesevarious disciplines. On the basis of my own research workexamples of possible lines of enquiry will be set forward.

From Fragment to Tile Stove –

Looking for a Needle in a Haystack

Although usually only a negligible amount of the original tilestove or the equipment of a stove-fitter's workshop has sur-vived to the present day, the stove ceramics that have beenpreserved nonetheless reflect various aspects of everyday life.Taken either altogether or individually they offer far-reachinginsights into forgotten ways of living and thinking. Further-more, research into stove ceramics also involves working outdetailed, clearly circumscribed – in terms of dating and loca-tion – consumer and producermilieus.A pre-requisite for thisis a comparison of the holdings of museum collections, bothlarge and small, together with archeological finds. Here ap-propriate help can be found in the FurnArch database,whichhas been continually built up and expanded since 2004.

Zusammenfassungen in deutscher und englischer SpracheÜbersetzungen von Karen Christenson

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Zusammenfassungen 149

FurnArch.Mit rund 36.700 Patrizen,Modeln und Kacheln ausSüddeutschland liefert FurnArch bestandsübergreifend Aus-künfte zu Motiven und Techniken und bietet darüber hinauseinen raschen Zugriff auf nur schlecht erschlossene Beständeaus archäologischem Kontext. Am Beispiel einer Ofen-bekrönung mit Samson als Löwenbezwinger gibt uns dievorliegende Abhandlung eine Vorstellung davon, wie loh-nend eine fächerübergreifende Analyse der zu Unrecht nurwenig beachteten Ofenkeramik sein kann.

Frank Matthias KammelKachelöfen und Ofenkacheln

im Germanischen Nationalmuseum

DasGermanischeNationalmuseumbesitzt eine der umfang-reichsten Sammlungen historischer Kachelöfen und Ofenka-cheln in Deutschland.Wesentlichen Anteil an ihrem Aufbauim letzten Drittel des 19. Jahrhunderts hatte Museumsdirek-tor August Essenwein. Als Architekt sah er im Ofen nicht nureinen wichtigen Aspekt historischer Wohnkultur, sondernauch einen integralen Bestandteil von Architektur mit archi-tektonischen Qualitäten. Daher ordnete er die Bestände zurSammlung historischer Bauteile und strebte einen repräsen-tativen Überblick zur Gestalt des Kachelofens im deutschenSprachraum zwischen dem 14. und dem 17. Jahrhundert an;später erweiterte er das Sammelgebiet bis in das 18. Jahr-hundert. Zu den bekanntesten Prunkstücken gehört ein um1622 entstandenes Werk der Nürnberger Hafnerei Leupoldmit Bildkacheln von Georg Vest, das vermutlich Teil der weit-gehend verlorenen Originalausstattung des NürnbergerRathausneubaus von JacobWolf d.J. war. Die jüngere Muse-umspolitik maß der Gattung Ofen bei Weitem geringerekulturgeschichtliche Bedeutung zu. So wurde in der Zwi-schenkriegszeit aufgrund von Umstrukturierungsmaßnah-men desMuseums eine Reihe vonÖfen veräußert.Die zweiteHälfte des 20. Jahrhunderts zeichnete sich hinsichtlich Prä-sentation und Erweiterung der entsprechenden Beständeebenfalls durch starke Beschränkung aus. Inzwischen er-fährt die Sammlung allerdingswieder wachsendes Interesse,das sich im Ausbau vor allem hinsichtlich bislang vernach-lässigter Aspektewie den Produkten des Historismus äußert.

With around 36,700 punches,molds and tiles from southernGermany FurnArch provides information spanning variouscollections on motifs and techniques; moreover, it also pro-vides rapid access to archaeological holdings that have as yetreceived little study. Using the example of a stove crowndepicting Samson Slaying the Lion, this paper gives an ideaof just how rewarding an interdisciplinary analysis of the un-justifiably so neglected stove ceramics can be.

Tile Stoves and Stove Tiles

in the Germanisches Nationalmuseum

The Germanisches Nationalmuseum preserves one of themost extensive collections of historic tile stoves and stovetiles in Germany. August Essenwein, the museum’s director,played an important role in building up the collection in thelast third of the 19th century. An architect himself he saw thestove not only as an important aspect of historical domesticculture, but also as an integral component of architecturewith architectonic qualities. Hence, he assigned the objectsto the collection of historical architectural elements, aimingto achieve an overview of the form of the tile stove in theGerman-speaking world between the 14th and the 17th cen-tury;he later extended the collection to cover the 18th century.One of the finest and best-known items is a stove created in1622 by the Leupold stove-fitters' works in Nuremberg withpictorial tiles by Georg Vest, which was probably part of theoriginal furnishings, now essentially lost, of the new sec-tion of the Nuremberg Town Hall built by Jacob Wolf theYounger. Later museum policies attributed considerablyless significance to the genre of the stove in the context ofGerman cultural history. Hence, a number of stoves weresold off in the period between the two World Wars in thewake of a restructuring process within the museum. Thesecond half of the 20th century is also marked by a very re-strictive approach in terms of the presentation and extensionof the collection. In the meantime, however, the collectionis again attracting growing interest. This can be seen in anexpansion of the collection – above all,with regard to hither-to neglected aspects, such as the products of historicism.

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Edgar RingVon der Grafik zum Kachelofen.

Beispiele aus der Hansestadt Lüneburg

Innerhalb der Erforschung von Ofenkacheln werden zuneh-mend archäologische Funde publiziert. Besonders im Rahmender Archäologie der Reformation hat die Identifizierung derDarstellungen auf Kacheln und deren grafischen Vorlagengroße Bedeutung. Die archäologische Erforschung einerLüneburger Töpferei erbrachte ein breites Spektrum anOfen-kacheln der zweitenHälfte des 16.und des frühen 17. Jahrhun-derts mit Darstellungen von Herrschern und biblischen Sze-nen,die im Zusammenhangmit der Reformation stehen undauf grafischeVorbilder aus demUmkreis derWerkstätten vonAlbrecht Dürer, Georg Pencz oder Lukas Cranach zurück ge-hen. Die Töpfer arbeiteten mit dem Lüneburger Künstler Al-bert von Soest zusammen, der besonders in seinen Schnitz-werken im Lüneburger Rathaus Arbeiten von Georg Penczzitierte. Anhand der Funde in der Lüneburger Töpferei ist da-von auszugehen, dass Albert von Soest Holzreliefs nachgrafischen Vorlagen fertigte, welche die Töpfer zur Produk-tion von Modeln und Ofenkacheln nutzten.

Matthias MayerhoferItalienisches Renaissanceflair in Dachau. Die wieder-

gefundenen Kachelöfen des ehemaligen Schlosses

Im Sommer 2002 und Frühjahr 2003 wurden während bau-archäologischer Untersuchungen in Schloss Dachau circa dreiKubikmeter durchweg grün glasierte Kachelofenfragmentegeborgen.Der spektakuläre Fund,der in einmaligerWeise denGesamtbestand der Ofenausstattung einer Schlossanlageaus der Renaissancezeit widerspiegelt,wurde dem Institut fürKunstgeschichte der Ludwig-Maximilians-Universität inMünchen zur wissenschaftlichen Einordnung in den histori-schen Kontext übergeben. Im Zuge der sich anschließendenForschungen konnte der Autor die historischen Umständeaufzeigen, die zu einer derart prächtigen und in diesem Aus-maßweder für die Region noch für die Zeit typischen Ausstat-tung mit Kachelöfen führten, sowie den Fund fotografierenund katalogisieren. Die Glanzstücke der Keramiken wurdendurch Restauratoren der BayerischenVerwaltung der staat-lichen Schlösser, Gärten und Seen in München geklebt undgesichert. Sie befinden sich heute im Treppenhaus vonSchloss Dachau.

From Prints to Tile Stoves.

Examples from the Hanseatic City of Lüneburg

Archeological finds are increasingly being published withinthe context of stove tile research. The identification of theimages on tiles as well as the prints they are based on is ofgreat significance, notably in the context of Reformationarchaeology. The archeological study of a Lüneburg potteryproduced a wide spectrum of stove tiles from the secondhalf of the 16th and early 17th century.They depict rulers andBiblical scenes which can be seen against the backdrop ofthe Reformation and traced back to prints from the circle ofthe workshops of Albrecht Dürer, Georg Pencz or LucasCranach. The potters there worked together with the Lüne-burg artist Albert von Soest, who in turn drew upon worksby Georg Pencz, particularly in his carvings in the LüneburgTownHall. Based on the finds in the Lüneburg pottery,we canassume that Albert von Soest produced wood reliefs basedon prints which the potters used in the production of moldsand stove tiles.

Italian Renaissance Flair in Dachau. The Rediscovered Tile

Stoves of the Former Palace

Duringwork carried out by building archaeologists in DachauPalace in the summer of 2002 and spring of 2003 ca. threecubic meters of tile stove fragments were excavated, all ofthem with a green glaze. The spectacular find, which reflectsin a unique way the entire collection of stove furnishings ina Renaissance residential building, was handed over to theInstitute of Art History at Ludwig-Maximilian University inMunich so that the fragments could be classified scientificallyin their proper historical context. During the research thatfollowed the author was able to identify the historical condi-tions that led to such splendid tile stoves being used, some-thing that was not typical to that extent either for the regionor for the time period.The finds were also photographed andcataloged. The outstanding pieces were glued together andstabilized by the conservators of the Bavarian Department ofState-Owned Palaces, Gardens and Lakes in Munich. Todaythey can be found in the staircase of the Dachau Palace.

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Zusammenfassungen 151

Jan MendeDie Kachelöfen der Berliner Tonwarenfabrik Feilner.

Beispiele aus dem Königsbau der Residenz München

Die BerlinerTonwarenfabrik Feilner gehört zu den bedeutend-sten deutschen Terrakotta- und Tonwarenherstellern des 19.Jahrhunderts. Protegiert durch preußischeMinisterialbeamteund unterstützt von führenden Künstlern erlangte die Fabrikrasch einen hervorragenden Ruf.Vor allem die Zusammenar-beit des langjährigen FabrikinhabersTobias Christoph Feilnermit dem Architekten Karl Friedrich Schinkel führte zu einerProduktentwicklung,die technisch und künstlerisch stets aufder Höhe der Zeit stand.Neben derWiederbelebung der Back-steinarchitekturmit von Bauterrakotten geschmückter Sicht-ziegelfassade entsprang vor allem der sogenannte BerlinerOfen dieser Kooperation. Entwickelt um 1810 fand diesesOfenmodellmit seiner kastenförmigenGrundgestalt und sei-nen glänzend weißen Kacheln in ganz Deutschland, in Eng-land, Italien und Russland Absatz. Am Beispiel von fünf Öfen,die 1856 anscheinend auf Betreiben Königin Maries im Kö-nigsbau der Münchner Residenz aufgesetzt wurden, ist dasGrundprinzip der späten Feilnerschen Öfen sichtbar. Das bie-dermeierlicheModell des fast schmucklosen einfachenOfensist hier überzogen mit dekorativen und figürlichen Zierele-menten im Stil des späten Klassizismus und der Neorenais-sance. Da diese Kachelöfen beim rekonstruierendenWieder-aufbau des kriegsgeschädigtenGebäudes keineVerwendungfanden, sind ihre Bruchstücke in einemDepot der BayerischenVerwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen ein-gelagert.

The Tile Stoves of the Feilner Pottery Factory in Berlin.

Examples from the King’s Tract of the Munich Residence

The Feilner Pottery Factory in Berlin is one of themost impor-tant 19th century terracotta and pottery manufacturers inGermany. Supported by Prussian ministry officials andpromoted by leading artists, the factory quickly acquired anoutstanding reputation. Mainly, the cooperation over manyyears between the factory ownerTobias Christoph Feilner andthe architect Karl Friedrich Schinkel led to the developmentof productswhichwere of the very best technically and artis-tically. The revival of brick architecture with fair-faced brickfacades decorated by architectural terracotta, and, above all,the so-called Berlin Stove resulted from this cooperation. De-veloped ca. 1810, this stove model, with its basic box-shapedform and shiny white tiles, was sold all over Germany, Eng-land, Italy and Russia. Using the examples of five stoves setup in the King's Tract of the Munich Residence, ostensiblyprompted by Queen Mary, the basic principle of the lateFeilner stoves becomes apparent. The Biedermeier model ofthe almost completely unadorned plain stove is covered herewith ornamental and figural decorative elements in the lateNeo-Classical andNeo-Renaissance style. Because no usewasfound for these tile stoves during the reconstruction of thewar-damaged buildings, their fragments are stored in a depotof the BavarianDepartment of State-Owned Palaces,Gardensand Lakes in Munich.

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The Tile Stoves and Heating Systems in the Venus Grotto

of Linderhof Palace

Comprehensive investigations of theVenusGrotto in the parkof Linderhof Palacehavebeenmade in 2006–2011.Theplanningconsiderations also involved seven tile stoves which werelocated behind thewalls of the grotto,a kind of cave-like back-drop constructed of iron bars, canvas and plaster. They werepart of a complex heating system for theVenusGrotto of KingLudwig II of Bavaria and probably already served before thatto heat the construction site. Through the combination ofbasic tile stove with hot air duct they were especiallyefficient and produced a high heat output. Today they are inan extremely poor state of preservation and several had to bedismantled owing to their ruinous state. Before beingdismantled the constructionmethod andmode of operationwere studied, and drawings and photographic documenta-tion made with the finds being placed in the context of thebuilding’s overall architectural history.

The Reconstruction of a Tile Stove

in the Augsburg Town Hall

In 2005 the splendid Mannerist stove in the southwestFürstenzimmer (Princes' Room) of the Augsburg Town Hall,whichwas destroyed inWorldWar II,was reconstructed basedon historical measurements and pictures. The master tilestove builder who carried out the work describes the individ-ual stages of the reconstruction, which began with a searchfor historical prints and drawing plans. This was followed bydetermining suitable clay bodies for sculpting the requiredmolds, producing the molds and selecting different ceramic-modeling techniques for the various stove elements.After thefinished tiles were fitted, their surfaces were then blackenedwith graphite to achieve a surface appearance akin to theoriginal.

Josef Maget und ReinholdWinklerDie Kachelöfen und Heizsysteme in der Venusgrotte

von Schloss Linderhof

Von 2006 bis 2011 wurden umfangreicheVoruntersuchungenfür eine Restaurierung der Venusgrotte im Park von SchlossLinderhof durchgeführt. Die planerischen Überlegungen be-trafen auch sieben Kachelöfen, die von den kulissenartig ausEisengittern, Leinwänden und Gips konstruierten Höhlen-wänden verdeckt werden. Sie waren Teil eines komplexenHeizsystems für dieVenusgrotte König Ludwigs II. von Bayernund dienten vermutlich zuvor bereits als Baustellenheizung.Durch die Kombination als Grundkachelöfen mit Warmluft-führung waren sie besonders effizient und erzielten einehohe Heizleistung. Heute sind sie in einem sehr schlechtenErhaltungszustand und mussten zum Teil wegen Baufällig-keit abgetragenwerden.Vor der Demontage erfolgtenUnter-suchungen zu Bauart und Funktionsweise, eine zeichnerischeund fotografische Dokumentation sowie die Einbindung derBefunde in den baugeschichtlichen Kontext.

Michael PittroffDie Rekonstruktion eines Kachelofens

im Augsburger Rathaus

Der im ZweitenWeltkrieg zerstörtemanieristische Prunkofenim südwestlichen Fürstenzimmer des Augsburger Rathauseswurde 2005 auf Grundlage von historischen Aufmaßen undAbbildungen rekonstruiert.Der ausführende Kachelofenbau-meister beschreibt die Arbeitsschritte der Rekonstruktion,diemit der Suche nach historischen Bildvorlagen und Planzeich-nungen begann. Dann folgten die Ermittlung einer geeigne-ten Tonmasse für die Modelmodellierung, die Herstellungvon Arbeitsformen und die Auswahl der unterschiedlichenTechniken der keramischen Formgebung für die verschiede-nenOfenelemente.Nach demVersetzen der fertigen Kachelnerhielten diese abschließend eine dem mit Graphit ge-schwärzten Original nahekommende Oberflächenbehand-lung.

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Manufacturing Defects and Damage on the Surface

of Historical Tiles

Historical stove tiles display a range of damage and surfacedefects which can be attributed to a great variety of causes.Mechanical and thermal stress is the major problematicalfactors of an external nature,but others include inappropriatestorage or locations.However, causes can also bemistakes oc-curring at the time ofmanufacture, such as during the dryingor firing process, or the incorrect composition or applicationof the glaze.

On the Conservation of Tile Stoves from Royal Residences

in Landshut and Munich

As a ceramics conservator at the Bavarian Department ofState-Owned Palaces, Gardens and Lakes for over ten yearsthe author has also been in charge of the handling and studyof tile stoves – a type of object which, considering the manytasks facing Heritage Preservation Departments, has rarelybeen the center of attention. This paper provides insights intothe practice of excavation, conservation, reconstruction andstorage of historical stoves commensurate with museumrequirements. The conservation work on tile stoves in theso-called Birkenfeld Rooms of the Landhut Residence servesas an example for describing the individual steps, from thebeginning to the final reconstruction. How the conservationand restoration work on tile stoves can be successfullyaccomplishedwithin a short period of time, startingwith thedesolate condition of the objects when discovered up to theirproper storage, is illustrated on the basis of a comprehensivetile find in the cellar of the Munich Residence.

Klaus HufnagelHerstellungsfehler und Schadensphänomene

an Oberflächen historischer Kacheln

Historische Ofenkacheln zeigen vielfältige Schadensbilderund Oberflächenfehler, die auf unterschiedlichste Ursachenzurückzuführen sind. Insbesonderemechanische und thermi-sche Belastung sowie unsachgemäße Lagerung oder Stand-orte sind äußere problematische Faktoren. Ursachen könnenaber auch schon Fehler beim Herstellungsprozess sein, bei-spielsweise bei der Trocknung oder beim Brennvorgang,falsche Zusammensetzung oder Handhabung der Glasur.

Barbara NahstollZur Restaurierung herrschaftlicher Kachelöfen

in Landshut und München

Die Autorin ist seit über zehn Jahren als Keramikrestauratorinder BayerischenVerwaltung der staatlichen Schlösser,Gärtenund Seen auchmit der Bearbeitung und Erforschung von Ka-chelöfen betraut – einer Objektgattung, die bei den vielenAufgaben der Denkmalpflege bisher selten im Mittelpunktstand. Der Beitrag gibt Einblicke in die Praxis der Bergung,Restaurierung, Rekonstruktion und Einlagerung historischerÖfen gemäß musealen Anforderungen. Die restauratorischeBearbeitung der Kachelöfen in den sogenannten Birkenfeld-zimmern der Landshuter Residenz dient als Beispiel, um dieeinzelnen Schritte bis zumWiederaufbau zu schildern.Wieinnerhalb eines knappen Zeitraums die konservatorische undrestauratorische Bearbeitung von Ofenkacheln von einer de-solaten Fundsituation bis zur sachgemäßen Deponierung zubewältigen ist,wird anhand eines umfangreichen Kachelfun-des im Keller der Münchner Residenz aufgezeigt.

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The Conservation of a Tile Stove from Schloss Hof

in Lower Austria

The subject of the author’s diploma thesis at the Institute forRestoration and Conservation of the University for AppliedArts inViennawere three 18th century tile stoves fromSchlossHof in Lower Austria.They have been in the possession of theAustrianMuseum for Applied Arts inVienna since 1928,wherethey were stored in a dismantled state. The conservationassessment is the starting point of the thesis. One stove,dating from 1770/80, was chosen for model conservation. Atechnique was developed making it easy to dismantle andre-assemble the stoves. Because the stove was intended tobe displayed again in Schloss Hof, architectural-technicalinvestigations were carried out to determine the originalposition of the stove. The re-installation and integration ofthe tile stove within the existing heating system was alsopart of the thesis. Comprehensive scientific analysis ofmate-rials was used to determinewhich pieces originally belongedto the stove and to identify unrelated pieces. At the con-clusion of the conservation some parts were reconstructed,thus offering a basis for possible reinterpretation.

Reconstruction of the Renaissance Stove of Hans Kraut in

the Permanent Exhibition of the Badisches Landesmuseum

in Karlsruhe

The Badisches Landesmuseum opened up its new Renais-sance Department in November 2006. During this processthe tile stove of Hans Kraut from 1586/87 was reinstalled. Ina daily journal the ceramics conservator describes how,underconsiderable time pressure, the reconstruction of the five-story rear-loading stovewas accomplished.Thework involvedranged from the conservation of individual tiles to planningthe transportation of the stove and its load-bearing frame allthe way to the remounting of the individual sections on site.

Barbara BenediktDie Restaurierung eines Kachelofens aus Schloss Hof

in Niederösterreich

Gegenstand der Diplomarbeit der Autorin am Institut für Res-taurierung und Konservierung der Universität für angewand-te KunstWienwaren drei Kachelöfen des 18. Jahrhunderts ausSchloss Hof in Niederösterreich. Sie zählen seit 1928 zum Be-stand des ÖsterreichischenMuseums für angewandte Kunstin Wien, wo sie in Einzelteile zerlegt deponiert waren. Einekonservatorische Bestandsaufnahme bildete den Ausgangs-punkt der Arbeit. Ein Kachelofen von 1770/80 wurde modell-haft restauriert und zusätzlich eine Methode entwickelt, umihnmit geringemAufwand auf- und abzubauen.Da erwiederin Schloss Hof präsentiert werden sollte, wurden dort bau-technische Untersuchungen durchgeführt, um die ursprüng-lichen Aufstellungsorte der Öfen zu überprüfen. Auch dieNeunutzung beziehungsweise Einbindung des Kachelofensin das Heizsystem war Teil der Aufgabenstellung. Naturwis-senschaftliche Untersuchungen umfassten umfangreicheMaterialanalysen und leisteten Hilfestellung bei der Bestim-mung von originalen und nicht zugehörigen Teilen. Zum Ab-schluss der Restaurierung wurden Teilbereiche rekonstruiertund damit ein Vorschlag zur Neuinterpretation geliefert.

Bettina Bombach-HeidbrinkWiederaufbau des Renaissanceofens von Hans Kraut

in der Dauerausstellung des Badischen Landesmuseums

Karlsruhe

Das Badischen Landesmuseumhat imNovember 2006 seineneu eingerichtete Renaissance-Abteilung eröffnet. Im Zugedessen kam es zur Wiederaufstellung des Kachelofens vonHans Kraut von 1586/87. Tagebuchartig schildert die Ke-ramikrestauratorin den unter Zeitdruck stehenden Wieder-aufbau des fünfgeschossigenHinterladers, von der Restaurie-rung der Einzelkacheln über die Planung des Transports unddes statisch tragenden Gerüsts bis zum Aufbau aller Einzel-teile vor Ort.

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Clamps and Screws. Rebuilding of a Rococo Stove

with Interior Metal Construction in the

Ceramics Museum of Ludwigsburg

In 2004 in the context of setting up the Ceramics Museumas a branch museum of the LandesmuseumWürttemberg,Stuttgart, a 3.30 m high Rococo tile stove from around 1770was erected in Ludwigsburg Palace. A particular challengewas the specification to construct the stove "reversibly", sothat it could, if necessary, be dismantled to be displayedelsewhere. In cooperationwith ametal construction firm theconservators developed a steel interior construction consistingof a base platewith a centralmetal pipe and aluminumplateson several levels, on which the separate stove tiles are fixedwith the aid of clamps. In some places special solutions hadto be developed.This interior framework remains invisible tovisitors to the ceramics exhibition.

The Conservation and Assembly of Tile Stoves

in the Swiss National Museum

The progress report summarizes the 2007–2010 projectson tiles and tile stoves for the Swiss National Museum.The author illustrates various conservation options for a tilestove, including reconstruction. Preliminary ideas and finalassembly for the presentation of individual tiles in the newpermanent exhibition "Gallery Collections", in the NationalMuseum of Zurich are discussed in a further section.

Eva Sulzer und Nina FrankenhauserGeklammert und verschraubt. Aufbau eines

Rokokokachelofens mit Metall-Innenkonstruktion

im Keramikmuseum Ludwigsburg

Im Jahr 2004wurde im Rahmen der Einrichtung des Keramik-museums als Zweigmuseumdes LandesmuseumsWürttem-berg, Stuttgart, ein 3,30 m hoher Rokoko-Kachelofen aus derZeit um 1770 im Residenzschloss Ludwigsburg aufgestellt.Eine besondere Herausforderung war dabei die Vorgabe, denOfen„reversibel“ aufzubauen,um ihn gegebenenfalls wiederabbauen und an anderer Stelle zeigen zu können.Gemeinsammit einerMetallbaufirma entwickelten die Restauratoren desLandesmuseumsWürttemberg eine Stahl-Innenkonstruktion,bestehend aus einer Grundplatte mit zentralem Metallrohrund Aluminiumplatten auf mehreren Ebenen, an denen dieeinzelnen Ofenkacheln mit Hilfe von Klammern fixiert sind.An einigen Stellenmussten Sonderlösungen entwickelt wer-den. Für die Besucher der Keramikausstellung bleibt diesesInnengerüst unsichtbar.

Ulrike RothenhäuslerDie Restaurierung und Montage von Ofenkacheln

im Schweizerischen Nationalmuseum

Der Erfahrungsbericht fasst die Projekte zu Kacheln und Ka-chelöfen des Schweizerischen Nationalmuseums der Jahre2007–2010 zusammen. Exemplarisch zeigt die Autorin anHand eines Kachelofens verschiedene Restaurierungsmög-lichkeiten bis zumWiederaufbau auf. Ein weiterer Abschnittstellt Vorüberlegungen undMontage für diemuseale Präsen-tation von einzelnen Kacheln in der neuen Dauerausstellung„Galerie Sammlungen“ im Nationalmuseum Zürich vor.

Zusammenfassungen 155