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Malen mit Musik – Martin Klimas’ Sonic Sculptures Sounds of Peace – wenn das Hören Frieden macht Feist – die Kraft aus der Stille Anziehend abgelichtet! Irving Penn und Issey Miyake Die Stimme von João Gilberto DAS MAGAZIN FÜR HÖR-KULTUR NUMMER EINUNDZWANZIG KT TUNSTALL FOTOGRAFIERT VON B RYAN ADAMS HEAR THE WORLD DEUTSCHLAND 6 EURO ÖSTERREICH 6,90 EUR SCHWEIZ 9 CHF ISSN 1863-9747 74099 4 197409 906005 21

German No. 21 HEAR THE WORLD

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www.hear-the-world.de // www.facebook.com/canyouheartheworld "Leider erkennt man erst dann, wenn man bereits ein Problem hat, wie kostbar das Gehör ist", so beschreibt die Musikerin KT Tunstall ihre Motivation sich als Botschafterin für Hear the World zu engagieren. Um in der Welt der Musik zu bleiben: das Vegetable Orchestra hat das musikalische Potenzial von Obst und Gemüse wieder entdeckt und hat bereits die dritte CD herausgebracht. Gibt es Töne und Klänge, die uns friedlich stimmen? Gehen Sie auf die Suche nach "gehörtem Frieden"! Zudem erzählen wir die Geschichte des Bossa-Nova und seines Erfinders, João Gilberto, der eine Variante des Cool Jazz geschaffen hat, die das Gefühl der Sehnsucht mit musikalischer Raffinesse und Originalität verbindet. Und nur in dieser Ausgabe: die grosse Hear the World Studie HÖREN IST LEBEN. Lesen Sie die dies und vieles mehr in HEAR THE WORLD 21 – erhältlich ab 04.01.2012. Magazin Copyright @ Trademark Publishing

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Malen mit Musik – Martin Klimas’ Sonic SculpturesSounds of Peace – wenn das Hören Frieden machtFeist – die Kraft aus der Stille Anziehend abgelichtet! Irving Penn und Issey MiyakeDie Stimme von João Gilberto

DAS MAGAZIN FÜR HÖR-KULTUR NUMMER EINUNDZWANZIG

KT TUNSTALLFOTOGRAFIERT VONBRYAN ADAMS

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Editorial 5

Hear the World Initiative

Hear the World Sound Academy 6

Ausstellung CHANCES* in Hamburg 7

COME AGAINNews

Schweigen ist Gold 10

Frequently Asked Questions 12

What’s that sound?

Das Kratzen von Schlittschuhen auf Eis 14

Produkte 16

HEAR THE WORLD„Alle mal herhören!“ – wie Dynamic Soundfield

auch Problemschüler aufhorchen lässt 22

Fiep follows function – wie Wecktöne zu einer

musikalischen Hommage an den Gestalter

Dieter Rams wurden 26

Das House of Hearing in São Paulo –

schon erstaunlich, wie viel man in einer

Oase der Stille zu hören bekommt 28

Malen mit Musik – Martin Klimas’ Sonic Sculptures 30

SAFE AND SOUNDSanfter shoppen – Design, Klang und Konsum

im Tokyo Midtown Center 36

Sounds of Peace – wenn das Hören

Frieden macht 42

EASY LISTENINGMit Essen spielt man nicht? 48

HÖREN IST LEBEN

Eine Studie von Hear the World 50

KT Tunstall – die Ego-Archäologin 52

Feist – die Kraft aus der Stille 56

Anziehend abgelichtet!

Irving Penn und Issey Miyake 58

Die Stimme von João Gilberto 64

IMPRESSUM 66

4 HEAR THE WORLD

HEAR THE WORLD NUMMER EINUNDZWANZIG

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HEAR THE WORLD 5

EDITORIAL

Liebe Leserin, lieber Leser,

ZUM TITELBILD

KT Tunstall wurde fotografiert von Bryan Adams. Beide Künstler unterstützen die Initiative Hear the World.

„Leider erkennt man erst dann, wenn man bereits ein Prob -lem hat, wie kostbar das Gehör ist“, so fasst die MusikerinKT Tunstall, unsere neue Hear the World Botschafterin,ihre Erfahrung zusammen. Die weltbekannte Künstlerinleidet an einem Tinnitus und hat einen leichten Hörverlustauf einem Ohr – was sie umso stärker motiviert, sich fürunsere Initiative zu engagieren. Vor allem will sie jungenMusiker-Kollegen eine Botschaft mit auf den Weg geben:Achtet auf euren wichtigsten Sinn, werdet nicht leicht -sinnig, wenn es um Lautstärken und Überbelastung geht!Und steuert rechtzeitig dagegen, wenn Ihr Beeinträch ti -gungen des Hörver mögens spürt. Es gibt heute wunder bareHilfen, um diese zu kompensieren. – Willkommen, KT, beiHear the World!

Um in der Welt der Musik zu bleiben: Wahrscheinlich wardas älteste Musikinstrument der Welt ein Perkussions -instrument – vielleicht ein ausgehöhlter Kürbis oder eineandere getrocknete Frucht, der sich rhythmische Trommel-oder Rasseltöne entlocken ließen. Nun hat das VegetableOrchestra das musikalische Potenzial von Obst undGemüse wieder entdeckt – und funktioniert Auberginen,Gurken und sogar Möhren zu Instrumenten um. Vonwegen „Mit Essen spielt man nicht!“ Die witzigen Musikerhaben inzwischen bereits ihre dritte erfolgreiche CD mitdem Titel Onionoise herausgebracht. Guten Appetit!

Gibt es Töne und Klänge, die uns friedlich stimmen? Sindauch akustische Symbole geeignet, uns an die überragendeIdee des Friedens zu erinnern und uns helfen, diesen aktivzu bewahren und zu gestalten? Offenbar ja – wir könnendas Friedliche in bestimmten Geräuschen hören, etwa imWispern des Grases, durch das der Wind streicht, oder im Gurren einer Taube. Lesen Sie den Essay von MaxAckermann in diesem Heft und gehen Sie mit ihm auf dieSuche nach „gehörtem Frieden“!

Das Universum des Hörens ist unerschöpflich – die Weltder Klänge, der Sprache(n) und der Musik zu erleben undsie möglichst optimal genießen zu können, ist das zentraleThema dieser Zeitschrift. Dabei präsentieren wir Ihnenimmer wieder gerne ein Stück Musikgeschichte. Was fastimmer auch eine Erzählung über Lebensgefühle und Hör-Kulturen ist: Ulrich Rüdenauer stellt Ihnen in dieser Aus -gabe die ganz besondere Spielart einer Nouvelle Vague,einer Neuen Welle vor: nämlich die Geschichte des Bossanova und seines Erfinders, João Gilberto. Dieser begnadetebrasilianische Sänger hat zeitlebens das Ideal „vollkom-mener Musik“ angestrebt – und eine Variante des CoolJazz geschaffen, die das Gefühl der Sehnsucht mit musi -kalischer Raffinesse und Originalität verbindet.

Nicht zuletzt möchte ich den ausführlichen Report unsererStudie „Hören ist Leben“ Ihrer Aufmerksamkeit empfehlen.Welche Bedeutung hat das Hören in den verschiedenenLebensbereichen? Wie wichtig ist das Hören für die Partner -schaft, für die Beziehung zu Freunden und Familie oder beider Arbeit? Welchen Einfluss hat das Hören auf unsereFreizeitgestaltung, welchen Einfluss auf unsere Gesund -heit und unser Wohlbefinden? Fragen wie diese haben unsim Rahmen dieser Studie beschäftigt.

Lassen Sie sich mit dieser Ausgabe von HEAR THE WORLDwieder zu vielen intensiven und spannenden Hörerleb -nissen inspirieren! Ich wünsche Ihnen viel Freude beimLesen und Nach-Hören,

Herzlich,Ihr

Alexander Zschokke

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Das Zwitschern der Vögel am Morgen, das Plätschern einesBaches, das Zirpen der Grillen – diese ganze Band breite anunterschiedlichsten Geräuschen macht unsere Wahrneh -mung eines Ortes erst wirklich vollständig. All diese Klänge,von laut bis leise und in den verschiedensten Tonhöhen,formen in uns ein Bild von unserer Umwelt, die Geräuscheunserer Umwelt samt allen Assoziationen komplettierenden Eindruck, den wir von unserem jeweiligen Aufent -haltsort erhalten.

Das Naturwunder Grand Canyon ist eigentlich einer derschönsten Orte der Erde, um eine eindrucksvolle Klang -kulisse zu erleben und ihre Bedeutung zu erfahren. Ausdiesem Grund hat sich im August 2011 ein Team von 17nor mal hörenden Jugendlichen und jungen Leuten mitHör verlust dieses Ziel ausgesucht, um – im Rahmen derHear the World Sound Academy – zusammen mit Wissen -schaftlern und Mit ar beitern des Nationalparks eine Wocheim Canyon zu verbringen. Gemeinsam haben sie akustischeDaten für ein Podcast zusammengetragen, das derNational Park Service veröffentlichen will.

Inmitten dieser imposanten Natur, umgeben von den mo -numentalen, steil aufragenden Felsen und über dem Kopfnur der klare blaue Himmel, dazu einfach nur Stille, nichtshören außer dem Rauschen des Flusses und vereinzeltemKreischen der Vögel – ein schlichtes, aber beeindrucken-des Bild, das Größe und Gewalt der Natur veranschaulichtund den Menschen auf seine bloße Existenz zu rückwirft.Alle Jugendlichen, die diese sogenannten „Sound scapes“erforscht haben, waren fasziniert und be geistert.

Doch das Naturwunder Grand Canyon ist auf dem bestenWeg seine imponierende Klangwelt zu verlieren und damitseinen ganzen Charakter zu verändern. An manchen Tagendröhnen die Rotoren der Hubschrauber auf ihren Rund -flügen über das Tal hinweg und übertönen jeglichesWasser rauschen und Vogelgezwitscher – die rasant stei-gende Lärmbelastung durch die touristische Nutzung ver-ändert die akustische Wahrnehmung der Canyon-Besucherkomplett. Orte der Ruhe sind selten geworden.

Neben Wissenschaft und Forschung hatte die Sound Aca demy auch das Ziel, die Gemeinschaft undKommunikation der Jugend lichen zu fördern. DieGespräche mit Gleich gesinnten über Schul alltag undAlltagsprobleme sorgten für viel Spaß und Leich tig keit inder grandiosen Umge bung. Die 16-jährige Hanna ausColorado kehrte jedenfalls sehr begeistert von ihrem Tripzurück: „Noch nie in meinem Leben habe ich mich so freiund glücklich gefühlt, weil ich immer das Gefühl hatte, dass die anderen Leute michnicht richtig verstehen können. Ich konnte mich hier zumersten Mal wirklich so geben, wie ich bin – ohne Angst vorVorurteilen.“

Ob in der Natur oder im Gespräch – genaues Zuhören isteben an jedem Ort der Welt wichtig!

Lesen Sie mehr zu den Erlebnissen im Canyon auf

http://www.hear-the-world.com/sound-academy

6 HEAR THE WORLD

HEAR THE WORLD INITIATIVE

Hear the World Sound AcademyDie Klangwelt des Grand Canyon

Können Sie sich vorstellen, wie das ist: Sie wachen morgens auf und hörennichts? Was manch lärmgeplagtem Stadtbewohner wie der Friede auf Erdenerscheinen mag – kein Autolärm, kein Gehupe, keine Fahrradklingeln –, istinmitten der Natur eine traurige Sache. Viele der Teilnehmer der Hear theWorld Sound Academy erleben dieses Defizit jeden Tag.

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HEAR THE WORLD 7

Rathmer reiste gemeinsam mit Hear the World Bot schafterPatrick Nuo im Mai 2011 zu einem Projekt der Hear theWorld Foundation nach Nairobi / Kenia (wir be richtetendarüber in Ausgabe 19 und 20). CHANCES* heißt die Foto ausstellung, die allein schon bei der Vernissage am 16. November 2011 über 400 Gäste begeisterte.

Mal ein verschmitztes Grinsen, mal trotzig gerunzelteAugenbrauen oder auch ein schüchternes Lächeln – jederBlick der 19 großen dunkelbraunen Augenpaare offenbarteine einzigartige Persönlichkeit und eine bewegendeLebensgeschichte: Alle diese Kinder sind von Hörverlustbetroffen und benötigen dringend Hilfe, um überhaupt eineChance auf ein weitgehend normales Leben zu erhalten.Sie alle besuchen die Joymereen Gehörlosenschule inKenias Hauptstadt Nairobi. Nachdenklich, manchmal trau-rig, oft aber auch frech, aufgeweckt und voller Hoffnungauf eine echte Chance blicken sie dem Betrachter derPorträts entgegen!

Dem Fotografen Philipp Rathmer, der schon Models wie EvaPadberg, Sportler wie Wladimir Klitschko und Musiker wieLady Gaga vor der Linse hatte, ist es auf eine schlichte undklare, aber umso eindrucksvollere Weise gelungen, die Aus -strahlung dieser 19 Kinder im Alter von 3 bis 17 Jahreneinzufangen. Im Laufe der Ausstellung konnten mit demVer kauf der Fotografien 28.000 Schweizer Franken einge-nommen werden, die zu hundert Prozent in die Versor gungvon Kindern mit Hörverlust in Nairobi fließen.

Seit 2008 engagiert sich die Hear the World Foundation inNairobi. In enger Zusammenarbeit mit Cargo Human Carehat die Stiftung ein Hörzentrum in Nairobi eingerichtet.Die deutsche HNO-Ärztin Dr. Michaela Fuchs bietet dortregelmäßig unentgeltlich Sprechstunden an und führtHörtests durch.

„Man kann sich das nicht vorstellen, ohne uns haben dieseKinder meist keine Chance im Leben, sie werden von denmittellosen Eltern oftmals einfach weggesperrt und wer-den nie eine Schule besuchen“, berichtet Dr. Fuchs.Deshalb versorgt die Hear the World Foundation vor Ortbedürftige Kinder mit Hörgeräten, die vom SchweizerHörgerätehersteller Phonak gespendet werden – die laufendbenötigten Batterien für die Geräte steuert VARTA Micro -battery bei. So erhalten unter anderem die Schüler derJoymereen Gehörlosenschule und auch Kinder im MathareValley, dem zweitgrößten Slum Nairobis, kostenlose Hör -geräte, die in Kenia für weite Teile der Bevölkerung uner-schwinglich sind. Um eine nachhaltige medizinische undaudiologische Versorgung der Kinder sicherzustellen, hatdie Hear the World Foundation einen Betreuungsring mitlokalen und internationalen Partnern aufgebaut.

Die über 400 Gäste der Vernissage am 16. November 2011,darunter natürlich auch der Botschafter und Projektpatevon Hear the World Nuo und der Fotograf Philipp Rathmerselbst, aber auch zahlreiche andere Prominente wie TimMälzer, Mimi Müller-Westernhagen und Jorge Gonzales,zeigten sich beeindruckt von der Ausstellung. „Wenn manselbst mal vor Ort in einem Slum war, ist es ganz andersals alle Bilder, die man aus dem Fernsehen kennt, das gehtecht unter die Haut“, erzählt Nuo von seinem Afrika-Besuch. Neben den Schwarz-Weiß-Porträts präsentierteRathmer auch farbige Fotografien im Reportage-Stil ausdem Alltag in Kenias Hauptstadt, die – trotz des Elends –das bunte und auch fröhlich-chaotische Leben in allenFacetten anschaulich machen.

Weitere Informationen unter

www.hear-the-world.com/chances

Unterstützen Sie die Hear the World Foundation und helfen

auch Sie mit! Ein leistungsfähiges Hörgerät kann das Leben

eines Kindes verändern, dem Kind neue Welten eröffnen

und seinen Bildungs- und Berufsweg nachhaltig prägen!

Die Hear the World Foundation ist in der ganzen

Schweiz steuerbefreit.

Bankverbindung für Spenden:

UBS AG Zürich, Konto: Hear the World Foundation,

SWIFT: UBSWCHZH80A, IBAN: CH12 0023 0230 4773 8401U

Herzlichen Dank für Ihre Spende!

Ausstellung CHANCES* in Hamburg 19 Gesichter – 19 Chancen

Betrat man im November 2011 die Flo Peters Gallery in Hamburg, wurdeman von 19 riesigen Schwarz-Weiß-Porträts empfangen – jedes mehr alseinen Quadratmeter groß. An den Wänden der Galerie blickten die Besucherin die Gesichter afrikanischer Jungen und Mädchen – fotografiert vom deutschen Fotografen Philipp Rathmer.

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Der No Music Day soll uns zumindest für einen Tag dieFreude an der Stille zurückbringen. Und uns die Mög -lichkeit bieten, über die Musik, ihre Wirkung auf uns undihre Bedeutung in unserem Alltag nachzudenken und sieso vielleicht auch wieder mehr wertzuschätzen und unse-ren Anspruch an sie zu überdenken.

Ursprünglich 2005 als „A Five Year Plan“ entwickelt undsomit 2009 abgeschlossen, lebt die Idee des umtriebigenKünstlers länderübergreifend weiter und macht in zahlrei-chen öffentlichen Aktionen auf sich aufmerksam. VieleUnternehmen und Privatpersonen beteiligen sich am NoMusic Day und verzichten freiwillig einen Tag lang aufMusik und Geräusche – kein iPod säuselt am Ohr, keinRadio trällert und auch Plattenläden und der Proberaumder Rockband bleiben dicht. Selbst einige Radiostationenschließen sich inzwischen an und senden 24 Stunden langein musikfreies Programm.

Merkwürdig zwar, dass wir einen Anlass, einen vorgegebe-nen Tag brauchen, um etwas zur Ruhe zu kommen unduns der allgegenwärtigen Berieselung zu entziehen, aberwarum nicht? Ernährungsbewusste legen schließlich auchvon Zeit zu Zeit Fastenwochen oder einen Gemüsetag ein,um wieder in Balance zu kommen. Folgen wir also demSchrei nach Stille und huldigen der Schutzpatronin derMusik – der heiligen Cäcilia – am 21. November, dem Vor -tag ihres Ehrentages, jedes Jahr aufs Neue. Lautlos und in aller Stille.

Sandra Spannaus

www.nomusicday.com

NEWS

No Music Day – Schweigen ist Gold

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Viel zitiert und besungen, scheint die Sehnsucht nach Stille in Zeiten, in denenunser hektischer und lauter Alltag uns zum Entspannen in Medi ta tionszentrenund Yogakurse treibt, stärker denn je. Das hat der für seine exzentrischen Ak -tionen bekannte britische Ex-Popmusiker Bill Drummond früh erkannt und be -reits vor Jahren den No Music Day ins Leben gerufen.

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Schwerhörigkeit kann ganz unterschiedliche Ursachen haben. Eine Ursacheist die sogenannte Presbyakusis, also eine normale Altersdegeneration.Ob und in welcher Ausprägung diese Altersdegeneration eintritt, ist eineindivu elle Veranlagung. Daher kann man bis ins hohe Alter ein normalesGehör haben oder auch schon frühzeitig unter einer zunehmenden Schwer -hörig keit leiden. Andere Ursachen für Schwerhörigkeit können Lärm,Infektio nen, Schädeltraumen, toxische Schäden oder auch Tumore sein. Vor einer Altersdegeneration kann man sich leider nicht schützen. Mansollte das Gehör allerdings vor Lärm schützen, um eine zusätzlicheSchädigung zu vermeiden.

Dr. Michaela Fuchs, HNO-Fachärztin sowie diplomierte Reise- und Touristikmedizinerin

FREQUENTLY ASKED QUESTIONS

Wie kommt es eigentlich, dass einige Leute bis ins hohe Altergut hören und andere nicht? Ich habe gelesen, dass Lärm zuSchwerhörigkeit führt. Aber das trifft ja nicht auf alle zu, dienicht mehr gut hören. Und einige, die ihre Ohren nicht geschonthaben, hören trotzdem gut. Kann man also etwas tun, umlange gut zu hören, oder ist das dem Schicksal überlassen?

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Ja, es gibt genetisch bedingte Schwerhörigkeiten, die isoliert oder im Rahmeneines Syndroms auftreten können (Usher-Syndrom, Alport-Syndrom, Pendred-Syndrom, Waardenburg-Syndrom). Insgesamt sind weit über 100 Syndromebekannt, die mit Hörstörungen einhergehen.

Dr. Michaela Fuchs, HNO-Fachärztin sowie diplomierte Reise- und Touristikmedizinerin

Ist Gehörlosigkeit vererbbar?

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WHAT’S THAT SOUND?

Das Kratzen von Schlittschuhen auf Eis

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Die bewährten Pflegeprodukte des australischen Kosmetik -unternehmens Aesop zeichnen sich durch hochwertigeQualität auf pflanzlicher Basis und gute Verträglich-keit aus und leisten so seit Jahrzehnten einen Beitrag zu ge sundem und ausgeglichenem Leben – so wie auchMusik unser Wohlbefinden fördert und die Stimmung zuheben vermag.

Auf der CD „105 minutes“ hat Aesop gesammelt, wasberührt, Emotionen freisetzt, an Vergangenes erinnert,zum Tanzen verführt oder einfach ans Herz geht. Und indie Fremde entführt – von orientalischen Klängen vonMercan Dede und Hüsnü Senlendirici über melancholischeTango- und Walzerklänge von Boris Kovac aus Serbien bishin zu mitreißend tanzbarer Musik des rumänischenEnsembles Fanfare Ciocarlia ist auf dieser Compilationländerübergreifend zu finden, was gute Laune macht undentspanntes Urlaubsfeeling in heimische Wände bringt.

Aesop trägt diese Musik von seinen Läden aus in die Weltund wir sollten es gleichtun. Passend zu jedem Anlass istdiese Auswahl willkommene musikalische Begleitung an allunseren Lieblingsplätzen. „105 minutes“ pure Lebens freudesind erhältlich in den Aesop-Shops und online bestellbar.

www.aesop.com

PRODUKTE

Aesop – 105 minutes

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Die Verwendung von Glöckchen ist in Japan verbreiteterals hierzulande und außerdem Bestandteil einer langenTradition. Über ihren Nutzen als Spielzeug hinaus erfüllensie sowohl bei Tisch als auch in der Meditation seitJahrhunderten ihre Signalfunktion.

Dass Produkte aus Holz unbedenklich und natürlich sind,ist wohl hier wie dort bekannt. Der japanische Komponist,Songschreiber und Umweltaktivist Ryuichi Sakamotoenga giert sich in diesem Sinne mit seiner More-Trees-Initiative zum Schutz der Bäume als CO2-Absorber undstand Pate für die bell-orgel-Collection des japanischen De -sign unternehmens Nendo für die Isetan Department Stores.

Die aus japanischem Zypressenholz hergestellten Glöck -chen der Nendo-Kollektion laden zum Anfassen undBefühlen ein und geben natürlich auch musikalisch Laut.Als Stand-, Hänge- und Handmodell von Nendo entworfen,wurden die Glocken von 57 verschiedenen Designern oderDesigngruppen auf unterschiedlichste Weise dekoriert.Ent standen sind auf dieser Spielwiese der Kreativenaußergewöhnliche Exemplare – wild und schlicht, ver-spielt und nüchtern, bunt und uni oder völlig abgewandeltin Tier- oder Kopfform. Die hochwertig gearbeiteten höl-zernen Glocken sind in dieser Form ein echter Hinguckerund in ihrer Verwendung variabel.

www.sitesakamoto.com

www.more-trees.org

PRODUKTE

Nendo – Jingle bells, jingle bells…jingle all the way!

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In minimalistischem Design und auf den ersten Blick un -spektakulär, überrascht Loewes „Air Speaker“ mit techni-scher Finesse und überaus benutzerfreundlicher Hand -habe. Drahtlos mit einem Fingertippen wird Musik vomiPhone, iPod, iPad oder über iTunes auf den Air Speakerübertragen – dies erfolgt über WLAN, LAN oder auchPowerline. Im Prinzip ist natürlich auch die Übertragungper Kabelanschluss möglich, aber absolut überflüssig undder Ästhetik zudem nicht zuträglich. Dieser AirPlay-Laut -sprecher, den Loewe als einer der ersten Anbieter auf denMarkt bringt, bietet mit zwei Subwoofern und zwei Hoch-und Mitteltonlautsprechern Innovation im praktischenGewand, alltagstauglich und dekorativ zugleich.

Den persönlichen optischen Präferenzen sind kaumGrenzen gesetzt – die Intarsie auf der Oberseite desGerätes ist in vielen unterschiedlichen Farben erhältlichund mit dem Alu Schwarz oder Alu Silber des Außen -gehäuses individuell zu gestalten. Der „Air Speaker“ bringtMusik zurückhaltend und elegant in unsere Räume undlässt sich unauffällig im Sideboard oder auf dem Regalplatzieren. Das kompakte Klangwunder, das zum wahrenKlassiker taugt, ist im Handel erhältlich.

www.loewe.de

PRODUKTE

Loewe Air Speaker – heiße Klänge in kühlem Design

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Wie gut verstehen Sie Ihre Mitmenschen? Können Sie Ge -sprächen auch in einer geräuschvollen Umgebung folgen,wie zum Beispiel bei Meetings mit vielen Teilnehmern oderbei Partys mit lauter Hintergrundmusik? Für Menschenmit Hör verlust sind solche Hörsituationen besonders an -spruchsvoll. Sie können dem Gesprächsverlauf kaum folgenund sich nur bedingt an der Konversation beteiligen.Trotz dem tun sich immer noch viele von ihnen mit der Ent -scheidung schwer, ein Hörgerät zu tragen – oft aus ästhe-tischen Gründen.

Für sie ist Phonak nano die richtige Lösung. Es ist daskleinste maßgefertigte Im-Ohr-Hörgerät von Phonak undnahezu unsichtbar zu tragen. Mit Hilfe modernster digi -taler Design- und Produktionstechnologie wird es für jeden Träger individuell hergestellt und verschwindet sotief wie möglich im Gehörgang. Auch dank des hohenTrage kom forts kann man das Hörgerät einfach einsetzenund vergessen.

Das winzige Gerät bietet neben den Vorteilen für Ästhetikerauch hervorragende Klangqualität. Darin steckt nämlichder leistungsfähigste Soundprozessor, den die Hör techno -logie-Branche derzeit zu bieten hat. Das Schweizer Quali -tätsprodukt verbindet maximale Hörleistung mit minimalerGröße – für eine perfekte Klangqualität ohne Verzicht aufkosmetisches Design.

Für weitere Informationen:

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Phonak nano – das Hörgerät für Ästhetiker

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1844 schrieb und illustrierte der Frankfurter Arzt Dr.Heinrich Hoffmann den heute weltweit bekannten„Struwwel peter“ als abschreckendes Beispiel für Kinderund als märchenhafte Erziehungshilfe für Eltern. Er wusste zwar noch nichts von „Hyperaktivität“ und „zentralenWahrnehmungs- und Verarbeitungsstörungen“, aber ertraf mit seiner „Geschichte vom Zappel-Philipp“, der dieEr mahnungen seiner Eltern gar nicht wahrnimmt, genauins Schwarze der ADS/ADHS-Symptomatik. Die Ursachen -forschung tappt noch im Dunkeln, woher die vom zentralenNervensystem (ZNS) ausgehenden Defizite stammen. Feststeht nur, dass sie nicht auf eine angeborene Hör -minderung oder einen Hörverlust durch Krankheit zurück-zuführen sind. Einige Wissenschaftler nehmen an, dassetwa fünfzig Prozent aller Fälle genetisch bedingt sind.Andere machen eher neurobiologische Fehlentwicklungenverantwortlich. Eine Ursache von auditiven Störungen, diedas Verstehen von Sprache erschweren, kann z.B. dieBeeinträchtigung oder Schädigung des sogenanntenWernicke-Areals im Gehirn sein, das für das Sprach ver -ständnis zuständig ist. Doch Beweise dafür gibt es nicht.

Auffällig ist, dass die zu beobachtende Zunahme von ADSund ADHS Hand in Hand geht mit der ebenfalls zunehmen-den Reizüberflutung von Kindern, deren Gehirn sich nochin der Entwicklungsphase befindet. Der Bremer Neuro -wissen schaftler Gerhard Roth stellt fest: „Das Gehirn gehtunter, wenn man es überflutet. Stimuliert man es zu wenigoder zu viel, läuft das dem natürlichen Reifungsprozess auf irrwitzige Weise entgegen.“ Und der KinderpsychiaterProfessor Gerd Lehmkuhl von der Universitätsklinik Kölnsagte in einem Interview: „Das Risiko, an ADHS zu erkran-ken, erhöht sich durch Umwelteinflüsse, zum Beispiel,wenn das Kind einer Reizüberflutung ausgesetzt ist undunter hohem Anpassungsdruck steht.“ Man sollte deshalbbei der Suche nach den Ursachen für die zentralen auditivenStörungen auch davon ausgehen, dass Überforderungendurch elektronisch-digitale Medien und die Überförderungder Kinder durch leistungsorientierte, überehrgeizigeEltern eine beträchtliche Rolle spielen, wenn Kinder mitEntgleisungen des neuronalen Systems reagieren.

Kinderköpfe brauchen Ruhe vor den Zumutungen

des digitalen Zeitalters

Ein Mann, der sich viel damit beschäftigt hat, ob undinwiefern sich digitale Kommunikationsmittel und Spieleauf die Entwicklung des Gehirns und das Verhalten vonKindern auswirken, ist der amerikanische Computer wis -sen schaftler David Gelernter, der mit seinen For schungendie Grundlagen des World Wide Web geschaffen hat unddessen Name eng mit dem Siegeszug des digitalen Zeit -alters verbunden ist. Er fordert: „Kinderköpfe brauchenRuhe. Gebt ihnen ein Handy erst, wenn sie vierzehn sind.Sorgt dafür, dass Kinder kein ‚iSpielzeug‘ in die Händebekommen, sonst landen sie im elektronischen Fegefeuer.“

Über die Auswirkungen des Internets, gegen dessen Ein -satz an amerikanischen Grundschulen sich Gelernter ver-geblich aussprach, sagt er: „Ich habe den Eindruck, dassdas Internet allein durch seine Struktur – ein Klick aufeinen Hyperlink und schon ist man in einer anderenCyber welt – die Aufmerksamkeitsspanne der Kinder ver-kürzt. Kinder lernen nicht mehr, bei einem schwierigenThema nicht gleich das Weite zu suchen. Aber inzwischensind SMS und das ständige Telefonieren noch perfektergeeignet, das elektronische Kind in den Protagonisteneiner Slapstick-Komödie zu verwandeln, in der es ständigzu Unterbrechungen kommt.“ Wenn man diesen Sätzenzu stimmt, mag es eine logische Konsequenz sein, dassAufmerksamkeits- und Wahrnehmungsstörungen – mitund ohne Hyperaktivität – besonders in den westlichenIndustriestaaten den Lehrkräften zunehmende Problemebereiten. Unsere elektronische Lebensweise könnte so da -zu führen, dass solche Lernstörungen – im wahrsten Sinnedes Wortes – „vorprogrammiert“ sind. ›

WISSEN

„Alle mal herhören!“ – wie Dynamic SoundField auchProblemschüler aufhorchen lässt

Etwa fünf bis zehn Prozent aller Schulkinder sind heute von auditivenAufmerksamkeits defizit-Störungen (ADS) betroffen. Wenn hyperaktives Ver -halten hinzukommt, spricht man von ADHS. Dieser Mischtyp kommt amhäufigsten vor. Der schwer zu differenzierende Symptomkomplex stellt eingroßes Hindernis für einen erfolgreichen Schulbesuch dar.

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Die Amerikanische Akademie für Pädiatrie (AAP) hat des-halb Leitlinien formuliert, die besagen, dass Kinder unterzwei Jahren nicht vor den Bildschirm gehören, d.h. TV,DVDs, Computer und Computerspiele sollten tabu sein.Kindern von zwei Jahren und darüber werden täglichmaximal zwei Stunden kindgerechtes Fernsehen zugestan-den. Schon werden Workshops für Eltern mit dem Titelangeboten: „Brauchen wir eine ADHS-Schule?“ Ob es abersinnvoll ist, lauter hyperaktive Kinder in einer Klasse zuver sammeln, darüber lässt sich sicherlich streiten. Ande -rerseits beeinträchtigen die auditiven Aufmerk sam keits-und Verarbeitungsdefizite von Schülern ja nicht nur ihreeigene Lernfähigkeit und schulische Leistung, sondern len-ken auch ihre Mitschüler durch Störungen des Unterrichtsab, verkürzen dadurch die Zeit der Lernstoffvermittlungund strapazieren nicht nur die Stimme der Lehrkraft, sondern auch ihr Nervenkostüm auf unzumutbare Weise.Wenn man davon ausgeht, dass statistisch gesehen dieMöglichkeit besteht, in jeder Klasse mit 25 bis 30 Schülernein ADS/ADHS-Kind anzutreffen, kann man sich vorstellen,was das für Lehrkräfte und Mitschüler bedeuten kann.Zwar springen nicht alle diese Kinder über Tische undBänke, aber dadurch, dass die meisten ihre Impulse nichtkontrollieren können, unaufgefordert sprechen und meistensunaufmerksam oder in Bewegung sind, stellen sie einenpermanenten Unruheherd dar, der auch die Kon zentra -tions fähigkeit ihrer Klassenkameraden stark beeinträchtigt.

Dynamic SoundField – ein neues Hör-System

macht auf sich aufmerksam

Die Diskussion darüber, ob ADHS-Schulen notwendig sind,ist zwar verständlich, aber solche Einrichtungen hättenden großen Nachteil, dass auditiv verarbeitungsgestörteKinder jeden Typs ausgegrenzt und in die Ecke einer Be -hinderung gestellt würden. Auf der Basis der pädagogi-schen Methode des „natürlich hörgerichteten Ansatzes“hat Phonak für Schulkinder ein System der Klassen -zimmer-Beschallung entwickelt, das es ermöglicht, be-sonders Kinder mit zentraler Fehlhörigkeit besser in dennormalen Schulalltag zu integrieren. Das Hauptproblemder Betroffenen besteht darin, dass sie nicht in der Lagesind, dem Lehrstoff zu folgen, wenn in der Klasse Unruheherrscht und es laut zugeht, da es ihnen schwerfällt odersogar unmöglich ist, die Stimme der Lehrerin oder desLehrers aus der ständig wechselnden Geräuschkulisseheraus zufiltern und sie von anderen Stimmen zu unter-scheiden. Das Dynamic-SoundField-System mit seiner draht -losen FM-Übertragung des Schalls löst dieses Problem aufeinzigartige Weise, indem es die Lautstärke der Lehrkraftautomatisch an das Auf und Ab des Geräuschpegels imKlassenzimmer anpasst. Dadurch ist der Pädagoge für alleSchüler immer in der gleichen Verständlichkeitsqualität zuhören – selbst wenn die Geräuschkulisse über das normaleMaß hinaus zunimmt. Denn Dynamic SoundField ist in derLage, die Stimme der Lehrerin oder des Lehrers auf bis zu20 dB zu verstärken.

Hinzu kommt, dass der Signal-Rausch-Abstand (SNR) – soder Fachausdruck für das Verhältnis zwischen Sprach -signal und unerwünschten Hintergrundgeräuschen – allenanderen herkömmlichen SoundField-Systemen überlegenist. Das heißt: Auch Schüler mit ADS und ADHS haben dieChance, sich voll auf die Stimme der Lehrkraft konzentrierenund dem Unterricht folgen zu können. Die schulischen Vor -teile von Dynamic SoundField sind also eine optimaleErkennung von Wortfolgen und Sätzen, erhöhte Aufmerk -sam keit, bessere Mitarbeit und Zusammenarbeit derSchüler und letzten Endes ein schnelleres Erlernen derGrund voraussetzungen für die weitere schulische Fort -bildung: Lesen, Schreiben und Rechnen. Die Lehrkräftepro fitieren von Dynamic SoundField, weil der Unterrichtmit fokussierten Schülern flüssiger und störungsfreier ver-läuft. Ihre Stimme wird geschont und Ausfälle durchÜberbeanspruchung und zeitweiliger Stimmverlust kön-nen vermieden werden. Insgesamt werden die Pädagogenin die Lage versetzt, ihren Beruf wesentlich stressfreierauszuüben, was wiederum ihren Schülern zugute kommt.Zusätzlich leistet Dynamic SoundField einen bedeutendenBeitrag, dass sich die Mitschüler bisher unaufmerksamer,wegen ihrer Defizite frustrierter und ständig unruhigerKinder à la Zappel-Philipp viel besser auf den Unterrichtkonzentrieren und effektiver lernen können.

Problemlose Installation und Handhabung –

perfekte Performance

Die Grundausstattung des Dynamic-SoundField-Systemsbesteht aus dem preisgekrönten inspiro-Sender mit einemMini-Schwanenhals-Mikrofon – oder auch einem Ansteck -mikrofon – und einem Lautsprecher pro Klassenzimmer.Er übermittelt die Stimme der Lehrkraft direkt und ohnestörende Echos, Hall und Rückkopplungen an die Emp -fänger, wobei sich das Stimmsignal und seine Lautstärkeimmer exakt an die wechselnde Geräuschkulisse des Unter -richtsraums anpasst. Um eine optimale Leistung zu erzielen,sollte der stabförmige Lautsprecher entweder mit einerWand halterung oder auf einem Ständer im vorderen Be -reich des Klassenraums platziert werden. Da der inspiro-Sender mit FM-Empfängern kompatibel ist, die auf Phonak-Hörgeräte gesteckt werden, können auch Schüler mit Hör -minderung von Dynamic SoundField profitieren. BesondersSchüler mit einseitigem Hörverlust werden in die Lage ver-setzt, dem Unterricht ohne Schwierigkeiten zu folgen.

Anno Bachem

www.isense.phonak.com

www.dynamicsoundfield.com

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JBL On Air™ Wireless ermöglicht eine völlig neue Art des kabellosen Musikgenusses. Das System überträgt Deine gesamte iTunes 10-Musik vom Mac, PC, iPod, iPhone oder iPad - über Wi-Fi®-Netzwerk in jedes Zimmer Deines Hauses. Mit dem JBL On Air kannst Du Dich von Deiner iPod-Musik wecken lassen, Radio hören und es zeigt Dir beim Streamen über AirPlay sogar das Albumcover auf seinem LCD-Farbdisplay, während Du die Musik von Deinem iPhone unter Kontrolle hast. Für all das musst Du nun nicht mal mehr aufstehen - es sei denn, Du möchtest tanzen.

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© 2011 HARMAN International Industries, Incorporated. Alle Rechte vorbehalten. JBL ist eine Handelsmarke von HARMAN International Industries, Incorporated, eingetragen in den Vereinigten Staaten und/oder anderen Ländern. JBL On Air ist eine Handelsmarke von HARMAN International Industries, Incorporated. Apple, AirPlay, das AirPlay-logo, iPad, iPhone, iPod, Mac und iTunes sind Marken der Apple Inc., eingetragen in den Vereinigten Staaten und/oder anderen Ländern. iPad, iPhone und iPod nicht im Lieferumfang. Alle Leistungsmerkmale und Spezifi kationen sowie das mechanische Design können sich ohne vorherige Ankündigung ändern. Wi-Fi ist eine eingetragene Handelsmarke von der Wi-Fi Alliance. Änderungen und Irrtümer vorbehalten.

SOFA-DJs.

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Ein Filmbericht über die Moderne muss immer von sperri-gem Jazz oder enervierender Zwölftonmusik begleitet wer-den, um deren experimentellen Anspruch zu unterstrei-chen, aber immer auch, um das Andersartige und Be fremdliche zu betonen, das viele der progressiven Ent - würfe für die Menschen einst darstellten – und es oft nochheute tun.

Obwohl in den Fünziger- und Sechzigerjahren viele musi-kalische Produkte Designgeschichte schrieben, wie etwader berühmte „Schneewittchensarg“ von 1956, die Radio-Phono-Kombination Braun SK4, haftet den funktions-betonten und formal reduzierten Entwürfen der Design -moderne in der öffentlichen Wahrnehmung nicht unbe-dingt eine musikalisch-beschwingte Heiterkeit an. Dochgerade die formale Strenge und Einfachheit der Entwürfe,die Rams als Chefdesigner von Braun schuf, scheint immerwieder Inspirationsquelle für Musiker zu sein: Bereits1996 veröffentlichte der deutsche Künstler JohannesWohnseifer seinen Longplayer „Braunmusic“, für den ervon befreundeten DJs Samples aus den Wecktönen vonBraun-Weckern entwickeln ließ. Vor Kurzem hat nun auchder britische Musiker und Komponist Jon Brooks eineReihe kurzer Musikstücke entwickelt, die auf dem ein-dringlichen Fiepen eines Braun-Weckers basieren, und sieunter dem Titel „Music for Dieter Rams“ veröffentlicht.

Die Kompositionen, die als Hommage an einen der ein-flussreichsten Gestalter des 20. Jahrhunderts und seineDesignhaltung zu verstehen sind, spiegeln eine neu er -wachte Begeisterung für die Moderne: Lange Zeit hattendie schlichten Produktdesign-Entwürfe des deutschenFunktionalismus und speziell die Entwürfe von DieterRams als emotionslos, allzu nüchtern und zweckbetontgegolten. Doch in den letzten zwanzig Jahren wurden siewiederentdeckt: Viele Entwürfe der Fünfziger- und Sech -zigerjahre von Rams für Braun dienten erfolgreichenApple-Produkten als formale Vorbilder. Rams wurde inden vergangenen Jahren auf der ganzen Welt mit großenAusstellungen als einer der bedeutendsten Designer unse-rer Zeit gefeiert. Seine Entwürfe gelten nun als Muster bei -spiele für langlebiges Design. Denn Jahrzehnte nach ihremEntstehen haben sie eine fast schon vergessene Geschichtezu erzählen: Sie berichten von der Suche nach dem Lang -lebigen, Einfachen und Besseren, aus dem die Design-Disziplin einstmals entstanden war. Sie vermitteln etwasvom Glauben an das Gute, der im Zeitalter von Ökonomieund Marketing beinahe schon als Spinnerei abgetan wor-den war. Und manchmal liefern sie sogar die Inspirationfür Komponisten.

Jon Brooks, der sein Mini-Album als eine Studie in Sachenbegrenzte Mittel bezeichnet, nahm zunächst mithilfe vonKontaktmikrofonen am Braun-Wecker Töne auf, die er an -schließend am Synthesizer weiter bearbeitete, um darausneun kurze Musikstücke zu entwickeln. Als deren Be zeich -nungen wählte er deutsche Phrasen wie „Zukunft als Kon -zept“ oder „Zurück zum Puren, zum Einfachen“, die ihm inBüchern über Rams und Braun-Design gefielen. Er nanntesie „Regie“, „Feldstärke“, „Aus – Ein“ oder „Elek tro nischeSchaltungen“ und weckt damit bewusst Assoziationen anElektromusik und deutsche Bands wie Kraftwerk. Obwohldas gesamte Album auf den Tönen des Weckers basiert,hört man den meist meditativ-minimalen Elektrostückenihre Herkunft nicht an. Was zählt, ist vielmehr dieGeschichte, die Brooks zu Entstehung und In spiration derStücke erzählt und auch das Deutschland-Klischee, daszusammen mit den Titelnamen entsteht: Die deutscheSprache ist kantig, deutsches Design ist streng, zweck -rational und geradlinig und alle Braun-Entwürfe stammenselbstverständlich immer von Dieter Rams!

Tatsächlich aber wurde der Wecker AB 30, mit dessenTönen Brooks seine Hommage entwickelte, 1982 vomBraun-Gestalter Dietrich Lubs entworfen, freilich unterRams’ Ägide als Chefdesigner. Heute aber ist der schlichteWecker ein Stück Designgeschichte, das sich trotz seinernüchternen Form sogar als Projektionsfläche für Klischee -vorstellungen und Leidenschaften eignet. Und aus desseneindringlichem Weckton, den viele kennen und wenige lieben, nun eine plausible Hommage wird – selbst wennDieter Rams der Musik nur wenig abgewinnen dürfte.Brooks’ Ramsmusik ist keine Parodie, kein ironischerKom mentar zur Moderne. Die neun Stücke sind vielmehrkleine musikalische Aperçus, die sich dem Design enthusi -asten anbieten und die von der neuen Begeisterung für dieModerne profitieren. Wie es das Klischee von einem funk-tionalen Entwurf erfordert, muten sie dabei betont kantigund rational an. Aus – Ein. Fiep.

Markus Frenzl

http://jonbrooks.bandcamp.com/album/

music-for-dieter-rams

DER KLANG DER DINGE

Fiep follows function – wie Wecktöne zu einer musikalischenHommage an den Gestalter Dieter Rams wurden

Moderne – das klingt für die meisten noch immer nach nüchternen, emotionslosen und kalten Entwürfen aus Architektur und Design. Kaum vorstellbar, dass eine Dokumentation über das Bauhaus oder die UlmerHochschule für Gestaltung mit schwelgerischen Walzerklängen unter-legt würde.

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Für das Phonak House of Hearing (Espaço Phonak – Tecno -logia em Audição) könnte es also kaum einen besserenStandort geben. Schließlich hat man es sich hier zur Auf -gabe gemacht, einen einzigartigen Raum zu schaffen. EinenOrt, an dem sowohl professionelle Anwender wie auch dieinteressierte Allgemeinheit so ziemlich alles zu denThemen Hören und Hörgeräte erfahren können. Von derTheorie bis zur Praxis, von der Technik bis zum Design.Kurz: Das House of Hearing bietet ein umfassendes Hör-und Informationserlebnis und ist viel mehr als ein bloßerFlagship Store.

Konsequenterweise steht das elegante Gebäude an derAvenida Rebouças – einer der Hauptverkehrsadern derStadt, täglich befahren von Tausenden von Fahr zeugen.Wobei „befahren“ eigentlich zu viel gesagt ist. Viel mehrschleicht der Fahrzeugstrom hier oftmals in einem quä -lenden Quetschen und Quietschen durch die Metropole.

Klarheit und Offenheit

Direkt vor dem Eingang des House of Hearing lässt sichder aktuelle Lärmpegel deutlich an einer großen, unüber-sehbaren Sound-Säule in Dezibel ablesen. Doch durch diezweistöckige Glasfassade blickend, lässt sich erahnen, dassman nun eine wahre Oase betritt. Bereits das gepflegteWasserbecken im Eingangsbereich vermittelt die Ruhe,Klarheit und Offenheit, die man in allen Räumen desHauses vorfindet. Eine stilvolle Lounge mit Fernseher undKamin zeigt deutlich, dass man es hier nicht mit einemgewöhnlichen Akustik-Laden zu tun hat. Vielmehr geht esdarum, Hörqualität als Lebensqualität erfahrbar zumachen und aufzuklären. Ganz im Sinne der InitiativeHear the World, deren berühmte Botschafter, fotografiertvon Bryan Adams, die Galerie des Empfangsbereichs bilden.

An einem Tresen können sich die Besucher an acht iPadsüber die neuesten Techniken und Produkte sowie überDienst leistungen zum Thema Hören und Hörgeräte infor-mieren. Und natürlich lassen sich an verschiedenen De -mon strationspunkten auch direkt eigene Hörer fah rungenmachen. Ganz ohne Ablenkung durch den Lärm derGroßstadt, dafür mit Blick auf einen beruhigenden Indoor-Garten. Ebenso exklusiv ist der Einblick in die DigitalProduction – eine Technik zur Herstellung von In-dem-Ohr-Modellen (IdO) mittels eines digitalisierten 3-D-Bildes vomOhrabdruck des Kunden.

Den Besuchern, seien es Anwender, Journalisten, Stu den -ten, Mütter mit ihren Kindern oder ältere Mit menschen, stehen auf Wunsch professionelle Hörakustiker bei allenFragen mit Rat und Tat zur Seite. Denn das House ofHearing ist – neben einer Quelle der Information – auch eine Platt form für einen gegenseitigen Gedanken-und Erfahrungsaustausch.

Vorträge und Veranstaltungen

Im ersten Stockwerk befindet sich das Auditorium, dersogenannte Sound Experience Room. In regelmäßigen Ab ständen finden hier Vorträge und Veranstaltungen zutechnischen wie auch zu allgemeinen Fragestellungenrund ums Thema Hören statt. Viele der Termine sind hier-bei speziell auf eine bestimmte Zielgruppe ausgerichtet,um in Ruhe auf spezifische Fragen eingehen zu können.

Sämtliche Veranstaltungen sowie weitere Informationenzum House of Hearing sind auf der eigenen Website abruf-bar. Des Weiteren verfügt das House of Hearing über Be -sprechungszimmer, Räume für Produktneuvor stel lungenund eine voll ausgestattete Küche. Selbstver ständ lich sindsämtliche Räume auch für Menschen mit Behinderungbequem zu erreichen. Dem Gebäude angeschlossen ist einExtra-Trakt, in dem sich zwei Hör akustiker direkt um dieBeratung von Kunden und um die An passung von Hör -geräten kümmern.

Sie vermissen noch etwas? Natürlich steht Ihnen bei einemBesuch im House of Hearing auch eine kleine Bar mit Er -frischungen zur Verfügung. Und – Sie ahnen es bereits –selbst an den Piano-Spieler für Live-Musik hat man ge -dacht. Kurz: Das House of Hearing ist ein Ort, an dem jederwillkommen ist, nur der Lärm muss draußen bleiben.

Frank Hatami-Fardi

www.espacophonak.com.br

ARCHITEKTUR

Das House of Hearing in São Paulo – schon erstaunlich, wie viel man in einer Oase der Stille zu hören bekommt

São Paulo, eine Metropole, die niemals zu ruhen scheint. Über 10 MillionenMenschen leben und arbeiten hier, Pendler und Bewohner der Peripherienoch längst nicht mitgerechnet. Das ansonsten modern-romantische Grund -rauschen der Großstadt schlägt hier schnell um: in Lärm.

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Klimas findet immer neue Darstellungsformen und landetschließlich bei der Musik. Die Zusammenführung von Klangund Bild in seinen Sonic Sculptures ist bewundernswert.

Martin Klimas’ Kunst ist eine Kunst des Augenblicks: DerFotograf hält immer wieder aufs Neue einen unwieder-bringlichen Moment fest. Fast so wie Eadweard Muybridgein seinen Studien von den Bewegungsabläufen bei Pferdenspielt Dynamik in seinen Fotografien eine bedeutende Rolle.Bekannt geworden durch seine „erschossenen“ Vasen, auf - wendige Blumenarrangements in dekorativen Kris tall -gefäßen, ist Klimas der neue Meister der Darstellung vonBewegung in Starrheit. Dabei schießt der Künstler mithoher Geschwindigkeit auf zerbrechliche Vasen, währendder Knall des Gewehres das Blitzlicht auslöst, das dieMomentaufnahme der tödlich getroffenen Vase möglichmacht. Dabei zelebriert er exakt diesen fotografischenMoment als aktionsreiches Stillleben.

Mit technischer Perfektion schafft Klimas im kontrolliertenStudioumfeld ein Abbild einer fragmentierten Realität, diegleichsam Destruktion und Kreation, Schönheit, Gewaltund Chaos verkörpert. Immer wieder neue Aus drucks -möglichkeiten findet Klimas auf der Basis dieses Versuchs -aufbaus: In seiner Serie temporärer Skulpturen zeigt erfallende Gegenstände, Porzellanfiguren zum Beispiel.Fotografiert mithilfe von Stroboskoplicht, wird aus demObjekt im freien Fall ein Bild zwischen der noch wahrnehm-baren ursprünglichen Integrität der Miniatur skulpturen,ihrer Vergangenheit, dem Moment ihrer Zer störung in derGegenwart und ihrer zersplitterten Wirklichkeit der sichbereits abzeichnenden nahen Zukunft. Die Figurinen – vonasiatischen Kung-Fu-Kämpfern bis zur Rokoko-Kokotteaus Bisquit-Porzellan – verbleiben auf dem fotografischenAbbild in einer Art Suspension, eingefroren zwischenihren möglichen Daseinszuständen.

Dabei perpetuiert Martin Klimas nicht endlos diesesscheinbar so einfache Prinzip, er erfindet permanent neueRepräsentationen des flüchtigen Augenblicks, des epheme-ren Moments. In seiner neuen Serie der „Sonic Sculptures“zeigt der in Düsseldorf lebende und arbeitende Künstlerimmer wieder andere Bilder tanzender Farben. Klimasnutzt Farben auf einer Lautsprecher membran, um Musikunterschiedlicher Genres in immer wieder anderer Artund Weise auf Film zu bannen. Die Klangwellen der Stückevon so verschiedenen Musikern und Komponisten wie PaulHindemith, Carl Orff, Karlheinz Stockhausen, Mouse onMars oder Kraftwerk erwecken durch ihre Vibration dieFarbmaterie zum Leben. Die entstehenden Farbblobszeichnen sich durch ihre immer neue, lebendige, aktiveund sprunghafte Formensprache aus und lassen dasSchaffen bedeutender Künstler der Musik im Werk des bil-denden Künstlers Klimas auch visuell erfahrbar werden.Und diese Art des dreidimensionalen Malens mit Musik hatselbst meine neunjährige Nichte sogleich als aufregenderkannt: „Guck’ mal da, die Musik“, sagt sie und belegt mitihrem natürlichen Blick, dass Schauen und Hören keineGegensätze sind und man sich zeitgenössischer Kunstnach wie vor auch auf diesem Wege nähern darf.

Marcel Krenz

www.martin-klimas.de

KUNST

Malen mit Musik – Martin Klimas’ Sonic Sculptures

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Spätestens seit Beginn des 20. Jahrhunderts ist uns klar, dass mit dem Ein zug der Fotografie als künstlerisches Medium auch Bewegungsdarstellungeine neue Dimension erhalten hat. In diesem Zusammenhang ist die Foto grafiedes Künstlers Martin Klimas, die von der Momentaufnahme dynamischerProzesse lebt, ganz besonders interessant.

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Wenn der Tag nicht so gut gelaufen ist, der Partner nervtoder der Chef die eigenen Qualitäten nicht erkennt, tröstetman sich mit einem Einkauf. Der Akt des Einkaufens stehtfür den kleinen oder großen Luxus, den man sich gönnt, ervermittelt Trost und Belohnung, suggeriert die Teilhabe aneinem besseren Leben und gibt einem das Gefühl, mit derrichtigen Marke auch das entsprechende Lebensgefühl derReichen und Schönen kaufen zu können. Shopping – dieamerikanische Konzeptkünstlerin Barbara Kruger hat esmit ihrem „I shop therefore I am“ auf den Punkt gebracht –ist für viele längst Lebenszweck und Daseins berechti gung.Es hat in unserer Kultur religiöse Funktionen wie Heilsver -sprechen und die Aussicht auf ein besseres Leben über-nommen. Die Kathedrale dieser Religion ist seit Mitte des20. Jahrhunderts die Shopping-Mall.

Der drittwichtigste Ort

Entstanden aus der bereits vor Jahrhunderten aufgekom-menen Idee, mit Überdachungen, Arkadengängen, Markt -hallen oder Passagen den Einkauf unabhängig von denWetterbedingungen zu machen und damit zu ausgiebigeremKaufverhalten zu verführen, sind die riesigen Shopping-Center zu Symbolen einer konsumfixierten Gesellschaft ge -worden. Das Einkaufszentrum ist „The Third Place“ – nachWohnung und Arbeitsplatz der drittwichtigste Ort für denMenschen unserer Zeit. Die Shopping-Mall ist zum Aus -druck der artifiziellen und oft auch verlogenen Werbe- undMarkenwelten geworden. Sie stellt ein voll klimatisiertesParalleluniversum dar, in dem der Branchenmix ausge -klügelter, die Abläufe perfekter, die Wege sauberer und dieFassaden schöner sind als in Wirklichkeit. Hier geltennicht mehr die üblichen Gesetze, sondern die mutmaßlichbesseren Regeln des Center-Managements, das bei Bedarfvon seinem Hausrecht Gebrauch macht. Im Film „Scenesfrom a Mall“ von 1991 (deutsch: „Ein ganz normaler Hoch -zeitstag“), der sich komplett in einem Shopping-Center ab -spielt, übernimmt der Konsumtempel sogar kathartischeFunktionen: Bei einem Ehepaar, gespielt von Bette Midlerund Woody Allen, brechen lange schwelende Konflikte end -lich aus, es gesteht sich auf den Rolltreppen Betrüge, strei-tet und trennt sich, um nach zahlreichen Margaritas unddem Kauf eines teuren Kleides, befreit von Problemen dieMall wieder zu verlassen und zum Alltag zurückzukehren.

Natürlich gehört zur artifiziellen, von allen Unbilden be -frei ten Welt der Shopping-Mall auch eine eigenständigeKlang welt, die versucht eine heitere und unbekümmerteAtmosphäre zu schaffen. Tatsächlich aber besteht sie meistaus einer Dauerberieselung aus seichter Fahr stuhlmusik,die sich mit Popmusikrhythmen mischt, die hin und wiederaus Geschäften dröhnen, mit Werbebot schaften auf denTV-Monitoren des Technik-Centers oder der Durchsage,dass die kleine Cindy von ihren Eltern aus dem Kinder -paradies abgeholt werden möchte. Kein Wunder also, dasszeitgenössische Konzepte für Shopping-Center nicht nurbei der Architektur, sondern auch bei Akustik und Klangneue Wege beschreiten: Bei Tokyo Midtown, einem 2007im Tokioter Stadtteil Roppongi eröffneten Gebäude kom -plex, wurde besonders großen Wert auf ein Beschal lungs -system gelegt, das sich optisch in die Architektur einfügt,gleichzeitig aber einen möglichst unverfälschten Klangbietet. Drei Jahre dauerte es allein, den Anforde rungs -katalog an die Klangwelt des Komplexes zu entwickeln.Schließlich galt es beispielsweise, in der weitläufigen Main Conference Hall sowohl die Akustik einer Konzert -halle zu ermöglichen als auch dann einen natürlichenKlang zu gewährleisten, wenn der riesige Raum in kleinereEinheiten unterteilt wird.

Tokyo Midtown gilt in der Fachwelt als einer der gelun -gensten urbanen Großgebäudekomplexe mit gemischterNutzung der letzten Jahre. Nachdem zu Beginn des Jahr -tausends durch den Wegzug des Hauptsitzes der japani-schen Verteidigungsbehörde mitten in der Stadt eine Flächevon 69.000 Quadratmetern Größe frei geworden war, wur-den von einem Konsortium aus sechs Unter neh men dreiMilliarden US-Dollar für die Errichtung eines neuen inner-städtischen Zentrums investiert. Zahlreiche Architektur -büros, darunter SOM, Nikken Sekkei oder Tadao Ando,waren an der Entwicklung dieser „urbanen Revitalisie -rungs maßnahme“ beteiligt. Es entstand eine Stadt in derStadt, die unterschiedliche Nutzungen ermöglicht undRäume des Arbeitens, Wohnens, Entspannens und natür-lich vor allem für das Shopping definiert. Der gesamteKomplex besteht aus sechs Gebäuden und einer für eineneue innerstädtische Bebauung erstaunlich großenParklandschaft. Der markanteste Teil des Komplexes istder 248 Meter hohe Midtown Tower, der auf seinen 53Stockwerken nicht nur Geschäfte, Büros und Restaurants,sondern mit dem Ritz-Carlton auch eines der teuerstenHotels der Stadt beherbergt. ›

REISEN

Sanfter shoppen – Design, Klang und Konsum im Tokyo Midtown Center

Noch vor hundert Jahren zählte das Einkaufen der für das Leben notwendigenDinge zu einer Tätigkeit, die man gerne dem Personal überließ. Angetriebendurch die Glücksversprechen der Werbung wurde Shopping aber im 20. Jahr -hundert zu einer immer bedeutenderen Handlung, zu einer gesellschaftlichrelevanten Betätigung, ja zu einer Identität stiftenden Kulturtechnik.

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Design und Kunst spielen in Tokyo Midtown eine bedeuten-de Rolle, ja sie gelten quasi als Leitthema des Ensembles.Mit dem Suntory Museum of Art, das sich japanischerKunst und japanischem Kunsthandwerk widmet, ist tat-sächlich ein veritables Museum Teil des Einkaufs -erlebnisses. Ein paar Stockwerke höher bietet der „DesignHub“ mehreren japanischen Designorganisationen Platzund ist zum Beispiel auch Ausstellungsraum für die jähr-lich mit dem „Good Design“-Award ausgezeichnetenEntwürfe. Am Rande der großen Grünfläche des Gebäude -komplexes befindet sich außerdem die „21_21 DesignSight“, ein von Tadao Ando entworfenes Designmuseum.Von dessen drei Direktoren Issey Miyake, Taku Satoh undNaoto Fukasawa, die allesamt selbst große Namen in ver-schiedenen Bereichen der japanischen Designszene sind,werden Ausstellungen konzipiert, welche die japanischeDesignkultur und ihren Einfluss auf die westliche Design -welt abbilden, aber immer auch einen Blick in die Zukunftder Branche wagen.

Land der Produktkultur

In einem Land, in dem die Produktkultur eine ganz andereRolle spielt als im Westen, in dem auch dem kleinsten Dinggrößte Aufmerksamkeit geschenkt wird und in dem Hello-Kitty-Ramsch problemlos neben teuerstem Kunst hand -werk steht, scheint die Nähe von Design, Kunst undKommerz keine hochgezogenen Augenbrauen hervorzu-rufen. Trotz der Nähe zum Shopping werden Kunst undDesign im Tokyo-Midtown-Komplex nie zum Themenpark-Motto degradiert. Obwohl natürlich auch hier eine artifi-zielle, unwirklich heile Welt geschaffen wird, haben Be -treiber und Gestalter es geschafft, den Eindruck zu ver-meiden, dass der thematische Schwerpunkt nur als Deck -mäntelchen für einen Konsumtempel herhalten muss. Undauch die Geräuschkulisse, die den Besucher an einem ganznormalen Einkaufstag im Tokyo Midtown umgibt, über-rascht das vom Werbewahn abgestumpfte westliche Ohr.Wer beim Schlendern von einem der feinen Geschäfte zumnächsten ganz genau hinhört, merkt, dass irgendetwasanders ist als in anderen Shopping-Malls: Es ist ruhig.

Markus Frenzl

www.tokyo-midtown.com

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Wenn man hört, wie jemand laut oder leise den Bruder -kuss vollzieht, wenn eine Taube gurrt und man dabei aneine Friedenstaube denkt, wenn ein Lamm mäht und ineiner Kirche steht oder Palme, Ölzweig und Lorbeerrascheln, so könnten auch diese Geräusche als akustischeZeichen gelten, ob ganz nah am oder weiter weg vomFrieden, gebunden an Konkretes oder Symbolisches.

Doch wer hört, wenn Gräser im Wind wispern, schonFrieden heraus? Obwohl doch so manche, oft Jahrzehntewährende Blutrache mit dem rituellen Überreichen vonGrasbüscheln beendet wurde. Auch die winzigen Ge -räusche, wenn jemand Kränze flicht, das Reiben vonBändern und Gestrüpp, sind nicht für allzu viele zumInbegriff des Friedlichen geworden. Zumal es über Jahr -hunderte hin unklar war, ob ein Kranz nun Friedens- oderSiegeszeichen ist: Vielleicht schon deshalb, weil Friedennur als Nicht-Krieg verstanden wurde, als nur allzu kurzeZeit, zwischen einem Sieg und der nächsten Gelegenheitzum Kampf.

Friedensklänge aus den Tiefen unserer Kultur

Aber tiefer in den Katakomben der Kulturgeschichte hörtman Deutlicheres, …wenn man Ohren dafür hat. Seit derAntike flüstern dort die Stimmen von Eirene und Pax, denVerkörperungen von Ruhe und Frieden. Jemand stampftmit dem Kerykeion auf den Boden, einem von zweiSchlangen umwundenen Friedensstab, dem Zepter desgriechischen Gottes Hermes oder des ägyptischen Thot,dem Stab eines Unterhändlers. Und wenn Löwen brüllen,so denken jedenfalls die mit den entsprechenden Themenbefassten Religionswissenschaftler, Rabbiner und einigeZeugen Jehovas auch an den Seher Daniel, der zu Babylonin eine Löwengrube geworfen wurde und von dem es heißt,dass allein sein Glaube die hungrigen Tiere befriedet habe.

Auf dass das Hören Frieden mache

Die Idee, es könne Frieden geben, ist schon älter – unteranderem verdankt sie sich einigen Religionen, in derenNamen selbst immer wieder zu den Waffen gerufen wurde.Erst zwischen dem 18. und dem 19. Jahrhundert aber be -schritt man den Weg von der Idee zur Organisation desFriedens. Und mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts ver sprachen erst der Völkerbund und dann die UNO, dasfriedliche Zusammenleben dauerhaft zu sichern.

Jüngst nannte der britische Guardian den PsychologenSteven Pinker die „optimistische Stimme der Wissen schaft“und hätte ihn doch eine der umstrittensten Stim men nennen können. Warum? Weil der Harvard- Professor inseinem Buch „The Better Angels of Our Nature“ be haup tet,dass die Gewalt im historischen Maßstab abge nom menhabe. So sei ein gewaltsamer Tod heute statistisch wenigerwahrscheinlich. Vor allem in Europa seit der Auf klärungsei das so, und das, obwohl die monströsen Welt kriege des20. Jahrhunderts in die nicht ganz belastbaren Vergleichemit eingerechnet wurden. Jedenfalls begründet Pinkerseine Rede vom Sieg des Friedens mit „Verände rungen inunserem kulturellen und materiellen Milieu“.

Zweifelsohne aber wäre es eine maßlose Überschätzung,eine heillose Überforderung von Material und Geschichte,glauben zu wollen, dass das Hören Frieden machen könne,man könnte auch gleich behaupten, es sorge dafür, dassdie Menschenrechte umgesetzt würden, und – ganz im Tondieses Hochmuts – für eine bessere Welt. Aber bevor mansich schüttelt, um diesen Irrtum loszuwerden wie ein nasserHund das Wasser im Ohr, zögere man kurz. Denn … tat-sächlich gibt es politische Prinzipien, einzelne Phäno meneund Initiativen, abseits ein Quäntchen Medienarbeit, fernabeine bestimmte Musik zu einer bestimmten Zeit, die dieseVerbindung zumindest bedenkenswert macht.

Wem die Ohren vom Lied des Krieges klingen

Die Gewalt hat ihre Cheerleader und der Krieg seine Blas -kapellen, die mit Hörnern „Auf in den Kampf“ rufen unddas Halali zum Tod blasen. So entstammen ganze Musik -genres dem Kampf, etwa das musikalische Schlachten -gemälde, die „Battaglia“, beliebt von der Frühen Neuzeitbis weit ins 19. Jahrhundert. Einst wandelte sie sich voneiner aristokratischen Musikform zu einem Teil bürger-licher Festkultur, und das umso schneller, je mehr niedereStände nicht nur Wehrdienst leisteten, sondern auch dieKriege finanzierten.

Für die Operation „Wüstensturm“ im Jahr 1991 gab eskeine eigene Musik, so beschallte man die Truppen kurzer-hand und von Hubschraubern aus mit Popmusik aus demVietnamkrieg. Anthony Swofford beschrieb das in seinemBuch „Jarhead. A Marine’s Chronicle of the Gulf War andOther Battles“ und meint, der Effekt sei der gewünschtegewesen. ›

DIE WELT DER SINNE

Sounds of Peace – wenn das Hören Frieden macht

Wenn einst im Kalten Krieg das rote Telefon läutete, das die VereinigtenStaaten mit der Sowjetunion verband, dann war das, und mittlerweile weißman es zu würdigen, ein Garant für den Frieden und ein Zeichen gegen denKrieg. Denn in der Tat gab es keinen.

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Kriege entwickeln sich und es gibt Muster in ihrem Auf -kommen und Verlauf, die einer schrecklichen Mode ähnelnund mit den Jahrzehnten zu Geschichte eindampfen – undschlimmer noch: all die Menschen vergessen machen, diegelitten haben oder jetzt gerade leiden. Viel gäbe es an-zuführen, das unser gegenwärtiges Verständnis charak-terisiert: Vielleicht, dass es überall brennt, dass es mehrKriege gibt als solche, die auch so heißen oder heißen dürfen. Dass die Zahl der Söldner zunimmt und immermehr Kindersoldaten in die Schlacht ziehen. Dass es aufder einen Seite deutlicher geworden ist, dass Kriege auswirtschaftlichen Gründen und um Ressourcen geführt wer-den, auf der anderen Seite aber, dass immer häufiger von„notwendigen“ und „gerechten“ Kriegen die Rede ist, vonKriegen aus humanitären Gründen etwa, für die Demo -kratie, für Rechte und zum Schutz der Zivilbevölkerung, jaso gar für den Frieden selbst.

Krieg war und ist hörbar, schon seine bloße Möglichkeit ist es. So galt der Überschallknall in Zeiten des KaltenKrieges als „Klang der Freiheit“. Und der Sinn für dasHören beförderte den Krieg, ob „heilig“ oder nicht, durchTrom meln und Schreie, durch Lärm als Teil der psycho-logischen Kriegsführung, durch Dudelsäcke, Kampfjodler,Kriegs lieder und Marschmusik, sogar durch Sounddesignund „Sonic Warfare“, über Schiffsrümpfe und Folter bishin zu akustischen Waffen und Kommunikationstechniken,Lausch anlagen zu Land und zu Wasser und Medien wieTelefon, Funk und Radio.

Medien können Kriege begründen, befeuern und mitrasanten „Specials“ oder Propaganda darauf reagieren. Der moderne Krieg ist einer der Visualisierungen undauch die Kriegsberichterstattung scheint eines der Bilderzu sein. Im Kino laufen Action Movies, die als Kriegs- oderAnti-Kriegs film firmieren.

Und auch das Radio spielt in Konflikten eine entscheidendeRolle, ist es doch ein relativ einfach zu nutzendes Mediummit einer enormen Reichweite. Verdienstvoll wirken hierdie großen World Services, aber auch viele kleine Projekte.2008 machte die UNO mit dem Doku mentar film „Schock -wellen“ über die Arbeit von Radio Okapi im Kongo aufmerk -sam. Und im Süden des Sudans versucht Radio Bakhitasoziale Konflikte zu lösen. Hilfreich ist es zudem, die rich tigeMusik zu senden.

Musik für den Frieden

Dieter Senghaas, ein Konfliktforscher, hat sich mit Musikbefasst: Den Werken von Bach, Alban Berg, Jean-PhilippeRameau und Olivier Messiaen machte er „Friedensvor -stellungen“ aus, bei Mozart, Bruckner und György Ligetifand er „Friedensfantasien“, bei Guillaume Dufay, ArnoldSchönberg und Kurt Weill „Frieden als politisches Projekt“.Ob in der Oper „Simplicius Simplicis simus“, in BenjaminBrittens „War Requiem“ oder in dem Lied „A Voice fromGuernica“, die Musiktradition trägt dazu bei, Trauer

über den Krieg und Protest gegen ihn zu artikulieren. Ein typisches Muster besteht darin, hierzu auf die Musik derGegner oder Opfer zurückzugreifen. Ein anderes, Musik alsetwas Universales ins Feld zu führen. Seit 1995, anlässlichdes 50. Jahrestages der Vereinten Nationen, gibt es einWorld Orchestra for Peace, das meist in krisengeschütteltenRegionen auftritt.

Während der Belagerung von Sarajevo trafen einmal umvier Uhr nachmittags mehrere Mörsergranaten eineGruppe von Menschen, die an der Vase Miskina um Brotanstanden. Mehr als 60 wurden verletzt, 22 Menschenkamen ums Leben. Das war am Mittwoch, den 27. Mai1992. An den darauf folgenden 22 Tagen spielte der CellistVedran Smailovic an dieser Stelle zu Ehren der Toten: dasAdagio in g-Moll von Albinoni.

Im März 2008 trafen sich Zehntausende zu einemFriedenskonzert in Kolumbien. Der musikalische Leiterdes Seoul Philharmonic Orchestra, Chung Myung-whun,hat mit nordkoreanischen Offiziellen vereinbart, ein Or -chester zu bilden, das zu gleichen Teilen aus Nord- undSüdkoreanern besteht.

Und die britischen Friedensaktivisten von Inter nationalAlert veröffentlichten im Herbst 2011 ein Video mit derMusik von Massive Attack und dem Titel „Peace Talks“.Übrigens soll es helfen, die Botschaft zu verbreiten, dass esWörter sein sollten, die Konflikte lösen.

Frieden heißt auch Zuhören

Die berühmte schwedische Kinderbuchautorin AstridLindgren schrieb einmal: Vom Frieden zu sprechen, heiße,von etwas zu sprechen, das es nicht gibt. Nach dem Jah -res bericht des Stockholmer Friedensforschungs institutsSIPRI liegen die weltweiten Militärausgaben derzeit bei 1,6 Billionen US-Dollar, die Ausgaben für Formen einerfried lichen Lösung von Konflikten sind dagegen schwererzu beziffern.

„Wer ruft zum Frieden, dass die Welt es hört, zu hören ge zwungen ist? Dass alle Völker darüber froh werdenmüssen?“, formulierte es Dietrich Bonhoeffer in seinerFriedens predigt während der Jugendkonferenz desWeltbundes auf der Nordseeinsel Fanø. Kaum zehn Jahrespäter starb er im Konzentrationslager Flossenbürg alsVer treter des Widerstands gegen den Nationalsozialismus. Die Macht des Faktischen lässt sich nicht übersehen. Und:Hören allein macht noch keinen Frieden. Andererseitsschadet es kaum und nützt zuweilen spürbar, das Hören sozu nutzen, die Erfolge interkultureller Kommunikation undglobaler Friedensarbeit zeigen das. „Der Frieden gelingtdurch Verständigung, nicht durch Vereinbarung“, heißt esim Arabischen. Aber dergleichen umzusetzen, ließe sichgewiss nicht machen, ohne einander zuzuhören.

Max Ackermann

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DANKE.Ihr Beitrag hilft Kindern, wieder hören zu können.Unterstützen Sie unser Projekt «Zukunftschancen für Kinder in Nairobi»: Dort ermöglichen wir ein Versorgungsnetz für Kinder mit Hörverlust – von Diagnostik und Anpassung von Hörgeräten bis zu Sprachtherapie und einer Selbsthilfegruppe für die Eltern.

Gemeinsam schenken wir Kindern die Chance für eine bessere Zukunft.

Spendenkonto: UBS AG Zürich • Konto: Hear the World Foundation • Kennwort: Nairobi IBAN: CH12 0023 0230 4773 8401 U • SWIFT: UBSWCHZH80A • www.hear-the-world.com/foundation

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KLASSIK

Mit Essen spielt man nicht?

Eingekauft wird frisches Gemüse auf dem Wochenmarkt.Das ist bei besagtem Orchester auch so. Wo im Normalfallaus knackigen Karotten, bunten Paprika, saftigen Gurken,bissfesten Radieschen und Sellerie, mit etwas Petersilieverfeinert, ein vitaminreicher Rohkostsalat entsteht, überrascht das Ensemble aus Österreich aber mit einerganz anderen Variante. Wie der Name bereits verrät, ver-wandeln die Klangkünstler Gemüse in Instrumente undmusizieren darauf. So werden Karotten aufgebohrt,Auberginen geschält, Kürbisse entkernt und Gurken aus-gehöhlt und es entstehen Hunderte von verschiedenenInstrumenten wie Flöten, Schlagzeuge, Tröten, Rasseln,Bongos und vieles mehr.

Miteinander kombiniert werden so selbst Marimbas,Gitarren und diverse Hörner imitiert. Spinnerei, mag manmeinen, aber erstaunlicherweise entlocken die Akteureihren Gewächsen tatsächlich Töne. Und diese stehen man-chen auf herkömmlichen Instrumenten gespielten Stückender modernen Musik in nichts nach. Zugegeben, es entste-hen beim Salatblätterrascheln und Zucchiniklopfen teil-weise recht ungewöhnliche Geräusche von düster überschrill bis geradezu funky, aber im Zusammenspiel wirktes letztendlich doch stimmig.

Das Vegetable Orchestra erregt Aufsehen, erzielt großeErfolge und hat bereits seine dritte CD mit dem bezeich-nenden Namen „Onionoise“ auf den Markt gebracht. Auchauf Festivals weltweit sind die Gemüsefreunde gern ge-sehene Gäste. So bunt wie ihr Arbeitsmaterial ist auch der künstlerische Hintergrund der Orchestermitglieder: Sosteuern beispielsweise professionelle Musiker ebenso wieArchitekten, Designer und Autoren ihre Ideen bei. Aus soviel Kreativität entsteht Gute-Laune-Musik in außerge-wöhnlich natürlichem Ambiente – und da die Instrumentedes Ensembles von Natur aus begrenzt haltbar sind, lan-den die noch verwertbaren Kohlköpfe, Lauchstangen undPetersilienpinsel nach dem Konzert im Kochtopf und esgibt Suppe für das Publikum! Somit ein wahrhaft ge -schmackvoller Ausklang eines besonderen Erlebnisses …

Sandra Spannaus

www.vegetableorchestra.org

Diese Ermahnung stößt bei den Mitgliedern des Vegetable Orchestra wohl auf taube Ohren, denn sie tun genau dies!

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KT Tunstall – die Ego-Archäologin

Bei allem, was sie tut, spielt ihre eigene Sinnes wahr neh -mung die entscheidende Rolle. Als Botschafterin der Hearthe World Initiative will Tunstall ihre Erfahrungen ausanderthalb Jahrzehnten als Live-Musikerin weitergebenund zur Aufklärung beitragen – ohne erhobenen Zeige -finger, aber jederzeit bereit, jüngeren Musikern einen gutenRat zu geben.

„Klang ist ein sehr wichtiger Teil meines Lebens und etwas,

das ich schmerzlich vermissen würde, wenn es jemals durch

eine Dummheit beeinträchtigt würde.“

Kate Victoria Tunstall wächst als Adoptivkind in einem un -musikalischen Akademiker-Haushalt in der beschaulichenUniversitätsstadt St. Andrew auf. Schon als Sechsjährigebeginnt sie mit Flöten- und Klavierunterricht, als Teenagerbringt sie sich selbst das Gitarrespielen bei. Ihr letztesHigh school-Jahr verbringt sie dank eines Stipendiums inden USA, wo sie bald mit Musikern verschiedenster Couleurin Kontakt kommt. Zurück in England, studiert Tunstallam exklusiven Royal Holloway College Musik und tauchtbald in die lebendige Musikszene ihrer schottischenHeimat Fife ein, wo sie unter anderem mit den Musikerndes angesagten Fence Collective spielt und eine Zeit langmit Gordon Anderson von der Beta Band zusammenlebt.Deren eklektischer „Folktronica“-Sound übt großen Ein -fluss auf sie aus. Eine weitere wichtige Station ist dieKlezmer-Band Oi Va Voi. Obwohl sie nicht zum offiziellenLine-Up gehört, ist Tunstalls Präsenz als Sängerin und Co-Autorin auf deren gefeiertem Album-Debüt „LaughterThrough Tears“ unüberhörbar und nachhaltig.

Zu diesem Zeitpunkt wird KT Tunstall bereits mit NellyFurtado, aber auch mit Sheryl Crow verglichen, ihr Talentspricht sich herum und ihre Solo-Ambitionen tragenFrüchte. Mit „Eye to the Telescope“ erscheint Ende 2004ihr Debütalbum, das zunächst auf Platz 73 der Hitliste lan-det und somit als netter Achtungserfolg zu gelten hat.Doch das Schicksal meint es weiterhin gut mit KT. Sie wirdals „Ersatz“ für den Rapper Nas, der kurzfristig abgesagthat, in die BBC-Kultsendung „Later… with Jools Holland“eingeladen. Mit ihrem blues-inspirierten Song „BlackHorse and the Cherry Tree“ liefert die Neo-Folk-Diva einePerformance ab, die alles andere als hausbacken wirkt. KTbegleitet sich selbst mit Chorstimme, Tambourin undGitarren-Riffs, die sie allesamt mit einem digitalenSampler live aufnimmt und als Loops abspielt. In fernseh-kompatiblen dreieinhalb Minuten spannt sie einen drama-turgischen Bogen, durch den sie das Publikum im Sturmerobert und zugleich neugierig auf mehr macht. Kurz nach

der Sendung wird „Eye to the Telescope“ erneut veröffent-licht und klettert diesmal bis auf Platz drei der britischenCharts. Auch der US-Release wird zu einem durchschla-genden Erfolg, nicht zuletzt dank der Casting Show„American Idol“. Die Kandidatin (und spätere Zweit -platzierte) Katherine McPhee singt „Black Horse and theCherry Tree“ im Finale und verhilft dem Song und dessenUrheberin damit zu einem gewaltigen Schub. Das zweiteAlbum gilt bekanntlich als Messlatte für eine ge lungeneKünstlerkarriere. Mit der aufwendigen Pro duk tion „DrasticFantastic“ macht KT scheinbar alles richtig, denn Platz dreiin den britischen und Platz neun in den US-Charts sprechenkommerziell eine deutliche Sprache. Stolz präsentiert sicheine etablierte Folk-Pop-Songwriterin jetzt eben bürtig mitSuperstars. Rückblickend scheint KT Tunstall allerdingsnicht restlos glücklich mit „Drastic“, beschreibt sie dochden Entstehungsprozess ihres aktuellen dritten Albums alsSprung aus dem „Hamsterrad“.

Musikalisch stellt „Tiger Suit“ einen klaren und bewusstenBruch mit dem folkigen Singer-Songwriter-Stil dar, der ihrden großen Erfolg gebracht hat. Der deutlich in RichtungDance floor tendierende Sound, den sie selbst als „ NatureTechno“ bezeichnet, sei aber kein absolutes Neuland fürsie, sondern komme ihr vor wie „eine archäologische Aus -grabung meines Selbst“. Denn sie hatte ja schon ihre prä-genden Jahre mit elektrifizierten Klängen verbracht, aberauch aktuelle tanzbare Musik von Bands wie Phoenix undLCD Soundsystem hat die Künstlerin auf dem Radar. Dass„Tiger Suit“ in jeder Hinsicht inspirierter und vielschichti-ger klingt als der Vorgänger, mag nicht zuletzt auch demUmstand zu verdanken sein, dass das Album in den BerlinerHansa Studios entstanden ist. Dort nahm David Bowie Endeder 1970er-Jahre seine legendäre Berlin-Trilogie mit denAlben „Low“, „Heroes“ und „Lodger“ auf. Depeche Modemischten 1983 in den ehrwürdigen, aber mit modernsterTechnik ausgestatteten Räumen ihr bis dato intelligentestesAlbum „Construction Time Again“ ab. Und keine Geringe -ren als U2 spielten im Oktober 1990 „Achtung Baby“ imMeistersaal der Hansa Studios ein. So wie Bowie, U2 undDepeche Mode sich in Berlin neu definierten, ist auch KT Tunstall nach den „Tiger Suit“-Sessions in den HansaStudios nicht mehr dieselbe. Mit ihren Songs hat sie zwarnicht das sprichwörtliche Rad neu erfunden, aber es machtviel Spaß, ihr dabei zuzuhören, wie sie zugleich „archäolo-gisch“ und höchst innovativ an ihrem Sound arbeitet.

Christian Arndt

KT Tunstall ist eine erfolgreiche Musikerin mit schottisch-irisch-chinesischenWurzeln. Ihr jüngerer Bruder war von Geburt an taub, sie selbst leidet anTinnitus und leichtem Hörverlust auf einem Ohr. Im Interview mit HEAR THEWORLD sagt sie selbstkritisch: „Leider erkennt man erst dann, wenn manbereits ein Problem hat, wie kostbar das Gehör ist.“

(Quellen: Allmusic.com, Rollingstone.com, BBC.CO.UK) Interview-Zitate: ArtisanNewsService, 20. Juli 2010)

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Interview mit KT Tunstall

Wie war das Fotoshooting mit Bryan Adams?

Bryan ist ein Teil meiner Klangwelt, seit ich denken kann.Die ganze Sache war wirklich aufregend, es war fantastisch.

Warum haben Sie sich entschieden, Botschafterin für die

Hear the World Initiative zu werden?

Weil es eine großartige Sache ist. Ich freue mich sehr, Teil einer Kampagne zu sein, die nicht nur Menschen da -bei hilft, Lösungen zu finden, die ihre Lebensqualität ver-bessern, sondern die auch Aufklärungsarbeit im großenStil leistet und in der Bevölkerung ein Bewusstsein dafürschafft, wie wichtig die Erhaltung des Klanggefühls für denEinzelnen ist. Mein jüngerer Bruder ist völlig ge hör los aufdie Welt ge kommen, daher bin ich mit einem ausgeprägtenBewusst sein dafür aufgewachsen, wie es sein muss, alsGehörloser in einer Welt von größtenteils Hörenden zuleben. Ich habe mir immer vorzustellen versucht, wie es fürmeinen Bruder wohl ist, zu meinen Konzertauftritten zukommen, damit ich besser verstehe, wie er so etwas erlebt.Das ist sehr interessant.

Hatten Sie jemals Probleme mit dem Hören?

Ich leide unter Tinnitus und habe eine leichte Hörminde -rung in einem Ohr. Leider erkennt man erst dann, wenn manbereits ein Problem hat, wie kostbar das Gehör ist unddass wir es immer für selbstverständlich erachten. Klangist ein sehr wichtiger Teil meines Lebens und etwas, dasich schmerzlich vermissen würde, wenn es jemals durcheine Dummheit beeinträchtigt würde. Das zeigt sehr deut-lich, wie ich mich als Heranwachsender hätte verhalten sol-len und was ich nun tun kann, um mein Gehör zu schützen.

Glauben Sie, dass Ihre Hörprobleme etwas mit Ihrer

Karriere als Musikerin zu tun haben?

Sicherlich, vor allem wenn man bedenkt, dass ich miteinem Ohr immer am Schlagzeug war. Ich benutze kein In-Ear-Monitoring, ich bin vielmehr ein überzeugter Be -nutzer von Wedges, speziellen keilförmigen Boxen für dieBühne, denn ich muss die Lautstärke fühlen können. Aberman muss da sehr vorsichtig sein.

Hat Ihre Karriere als Musikerin eine intensivierte

Wahrnehmung von Klang bewirkt?

Auf jeden Fall! Es gab einen solchen Moment, als meinTinnitus sehr schlimm wurde. Glücklicherweise habe ichdas jetzt unter Kontrolle, denn mit einem Problem wieTinnitus fühlt man sich ohnmächtig. Es gibt nicht wirklichetwas, das man dagegen tun kann. Eine Zeit lang fiel esmir zum Beispiel schwer, meine Gitarre zu stimmen, da dasGe räusch im Ohr so stark war … überraschenderweise istdieses Geräusch auch ganz interessant, denn es ist ein c,das heißt ich könnte meine Gitarre immer auf dieses cstimmen. (lacht)

Wenn Sie die Zeit zurückdrehen könnten, würden Sie

dann besser auf den Schutz Ihres Gehörs achten?

Ja, ich wäre auf jeden Fall vorsichtiger. Wenn ich auf derBühne wäre und es mir in den Ohren schmerzte, dannwürde ich etwas dagegen tun.

Das heißt, Sie gehen jetzt entschieden bewusster damit

um?

Absolut!

Würden Sie sich einmischen, wenn Sie einen jungen

Musiker auf der Bühne sehen, der die Musik auf gehör-

schädigende Lautstärke hochgedreht hat?

Ich würde anderen sicherlich gerne von meinen Er fah -rungen berichten und ihnen den ein oder anderen Ratgeben. Den sicheren Geräuschpegel habe ich erst durchErfahrung einzuschätzen gelernt, denn niemand setztdiese Grenze für einen. Der Tontechniker steht nicht vordir, man muss nach ihm fragen und dann tut er, worumman ihn bittet. Das heißt, man braucht einfach ein gewis-ses Selbstbewusstsein.

Welche Klänge lieben Sie besonders?

Meine Lieblingsgeräusche sind Vogelstimmen und zwar vonden in Großbritannien einheimischen Vögeln. In Londongibt es das Phänomen der massiven Ausbreitung von Sit -tichen, was mich total nervt, da sie sehr laut und störendsind, es ist ein ohrenbetäubendes Gekreische und manmöchte am liebsten schreien: „Schnabel halten!“ Die ein-heimischen Vögel haben wunderbare Stimmen. Ich magdas Geräusch der Krähen, und der Gesang der Amseln isteinfach unglaublich schön. Als mein jüngerer Bruder vorein paar Jahren ein Cochlea-Implantat bekam, war eserstaunlich, was er plötzlich hören konnte, aber da er ge -hör los geboren war, konnte er die neuen Geräusche umihn herum nicht zuordnen. Er hörte mehr, aber er fragteständig: „Was ist das?“ Und es war natürlich nicht immerjemand da, der ihm antworten konnte – das ist derRasenmäher, das ist die Wasch maschine und so weiter. Erist Tennistrainer und ich bin nach der Arbeit einmal mitihm nach Hause gefahren. Er parkte sein Auto und sagteplötzlich „Was zum Teufel ist das nur für ein Geräusch?!Jedes Mal, wenn ich nach Hause komme und es höre, frageich mich, was das ist.“ Es stellte sich heraus, dass es dienistenden Krähen in den Bäumen über der Stelle waren,wo er immer sein Auto parkte. Hunderte der Vögel be -schwerten sich dann immer mit ihrem Krah Krah Krah …Das war ein völlig neues Geräusch für ihn, und weil er nicht hochschaute, konnte er es sich nicht erklären. (lacht)Er war froh, als er dann Bescheid wusste.

Welche Geräusche mögen Sie nicht?

Akustische Rückkopplungen sind wirklich ätzend. Außer -dem mag ich es nicht, wenn Leute Schleim im Rachenhochziehen!

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„ICH MAG DASGERÄUSCH DERKRÄHEN, UND DER GESANG DERAMSELN IST EIN-FACH UNGLAUB-LICH SCHÖN.“

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Feist – die Kraft aus der Stille

Und damit überträgt sich still und leise – auf nahezu wun-dersame Weise – die Stille, in der Feist ihre Musik kompo-niert hat. Dazu die Erkenntnis, hier einen wahren Anti-Superstar-Star zu hören. Überhaupt verhält sich die 35-jährige Kanadierin anders, als man das mittlerweile vonPop stars gewohnt ist. Soziale Netzwerke und ständigeMitteilungen via Twitter sind so gar nicht ihr Ding, sie hatstattdessen wieder angefangen Briefe zu schreiben undbevorzugt lange Gespräche von Angesicht zu Angesicht.Viel leicht ist das einer der Gründe, warum sich ihre Songsanfühlen, als ob sie direkt an den einzelnen Hörer gerich-tet sind. „Man muss in sich hineinhören, ganz alleine, umetwas herauslassen zu können“, sagt sie dazu.

Feist nahm sich nach gut sieben Jahren, in denen sie viel Zeitim Flugzeug verbracht hat und auf Bühnen, in TV-Showsund letztendlich mit ihrem Superhit „1,2,3,4“ auch in derSesamstraße zu sehen war, eine Auszeit. Auch wenn siedieses Leben „on the road“ zuvor einfach als das ihre an -ge nommen hatte. Hätte ewig so weitergehen können, dieAlben „Let It Die“, „Open Season“ und schließlich „The Re -minder“ (alle: Polydor) erfreuen sich bis heute einer im -mer größer werdenden Anhängerschaft und dazu sind ihreLive-Auftritte mit mehrköpfiger Band einzigartig. Doch siewollte sich nicht mehr wiederholen und immer wieder die -selben Songs spielen, auch wenn die Anfragen für Auf trittenicht weniger wurden. Stecker raus, zurück nach Hause indie Garage, die sie im Garten ihres Hauses in Torontoextra für das einsame Komponieren eingerichtet hat.

„Wenn man auf Tournee ist, hat man so viel Output“, meintFeist dazu, „und in der Zeit danach war ich wie einSchwamm – ich habe versucht so viel aufzusaugen, wie ichin den Jahren davor veröffentlicht und abgegeben habe.Ich habe die Füße ganz bewusst stillgehalten, habe ver-sucht zu lernen, wie das geht, wie man einfach mal still istund sich klarmacht, dass so eine Stille nichts Schlechtessein muss. Manchmal, wenn vorher alles laut und vollerBe wegung war, können einem diese Ruhe und dasSchweigen ja richtig Angst machen.“ Die Stille und selbstgewählte Einsamkeit führten letztendlich zu sehr tiefge-henden, meist leisen Songs. Die gewisse Leichtigkeit derSongs auf „The Reminder“ wich dann bei den Aufnahmenzum neuen Album einer Monumentalität, die nicht er -drückt, aber durchaus reifer klingt. Aufgenommen wurde„Metals“ in Livesessions, zusammen mit Streichern, Chor,und ihren langjährigen Weggefährten und sehr gutenFreunden Mocky, Chilly Gonzales sowie dem ProduzentenValgeir Sigurðsson, der schon mit einer von Feists frühenInspirationen, Björk, arbeitete. Dabei war auch Beck-Key -

boarder Brian LeBarton, der neben seinem Spiel auch dieAr rangements zusammenführte. Als Aufnahmeort wähltesie eine völlig abgeschiedene Farm in Kaliforniens Big SurNationalpark. Feist verbrachte dort vier intensive Wochenim Februar 2011 zusammen mit den Musikern, sie liebt dieseSituationen des gemeinsamen Aufstehens, Diskutierensund Essens in Abgeschiedenheit – eine Art verschworeneGemeinschaft, die gemeinsam lebt und arbeitet. Und die Umgebung spielte eine nicht kleine Rolle dabei: „Auf -nahmen können eine ganz leichte und unbeschwerteAngelegenheit sein, die nichts mit dem Alltag zu tun hat,und darum suche ich mir auch immer Orte aus, die der-artige Stimmungen begünstigen, wo allein das Szenarioeinen dazu bringt, eben nicht die Dinge zu tun, die mannormalerweise tun würde. Diese klare Trennlinie zwischenFestland und Meer am Big Sur und dieses Gefühl, nicht wiebeim Atlantik gleich wieder Europa auf der anderen Seitezu haben, sondern eher so à la ,da lang geht’s in eineGegend, in der ich noch nie war‘, das war schon extreminspirierend“, meint Feist. „Dazu kommt, dass es ein Ortist, der sich noch vollkommen unentdeckt anfühlt, obwohler schon in so vielen Büchern auftauchte. Steinbeck hatgewissermaßen 1.000 Alben dort aufgenommen, HenryMiller und Anais Nin haben wahrscheinlich exakt dieseTrennlinie zwischen Land und Meer betrachtet. Und oben-drein haben wir dort den perfekten Raum gefunden, umdarin ein Studio einzurichten – ganz oben auf der Klippe.Ein gewaltiger Raum, der vollkommen leer war.“

Beim Hören eines der stärksten Stücke des Albums,„Caught A Long Wind“, hat man diese Landschaft unbe-wusst vor Augen, den Horizont, der viel Platz für Stille undZwischentöne lässt. Und so viel Wärme verbreiten kann.Feists Songs treffen und berühren dort, wo sonst nur sehrgute Freunde hingelassen werden: in Herz und Seele. Diesist eine sehr seltene Fähigkeit, die nur wenigen vorbehal-ten ist. Auf jeden Fall denjenigen, die es ehrlich meinen.Und denen hört man zu, ohne sich ablenken zu lassen.Persönliche Botschaften, erneut mit dem Potenzial, genauausbalanciert auf dem schmalen Grat zwischen Independ -ent und Mainstream empfangen und anerkannt zu werden.Leslie Feist hat ihr nächstes Kapitel zur Geschichte der rele -vanten Popmusik geschrieben. Per Hand und persönlich anuns adressiert.

Michael Rütten

Eindrücke von den Aufnahmen und der Umgebung

in Big Sur gibt es hier zu sehen und zu hören:

www.listentofeist.com

Eines der größten Komplimente für Musik ist, wenn man diese pur hören möchte.Ohne Multitasking, nicht nebenbei mit den Gedanken schwirrend zu etlichenDingen, die man noch erledigen muss oder gar als Hintergrund-Beschallung in öffentlichen Räumen. Dieses Kompliment, diese Zuneigung stellt sich beimHören der Songs von Leslie Feists aktuellem Album „Metals“ (Polydor) ein.

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Anziehend abgelichtet! Irving Penn und Issey Miyake

Eigentlich also eine Selbstverständlichkeit, dass diese bei-den Künstler bereits vor vielen Jahren im Zuge einesModeshootings Kontakt zueinander aufnahmen und diesenin diversen Kooperationen festigten. Penn fotografierte ab1987 Miyakes Kollektionen über letztendlich 13 Jahre hin-weg und eröffnete dem Meister der Stoffe durch seineAufnahmen neue Sichtweisen. Miyake ließ Penn, der übri-gens nie einer von Miyakes Schauen leibhaftig beiwohnte,völlig freie Hand und vertraute ihm nahezu blind. Die beiden Künstler inspirierten einander und hatten eine sehrbesondere berufliche Beziehung, die wohl ohne viele Worteauskam. Ihren intensiven „visual dialogue“ pflegten sie überall die Jahre.

Eindrücke und Momentaufnahmen sowie natürlich Zeug -nisse der immensen Begabung beider Künstler zeigt nundie im September angelaufene und bis April 2012 geöffneteAusstellung „Irving Penn and Issey Miyake: Visual Dialogue“des Museums 21_21 Design Sight in Tokio.

Mal in geradezu kreischenden Farben, mal eher leise indunklen Tönen gehalten, bieten 69 äußerst ausdrucks-starke Bilder Einblick in Miyakes Modewelt und Pennsfotografisches Gespür. Untermalt wird die Ausstellung voneinem abwechslungsreichen Programm aus Installationen,Filmen sowie Gesprächsrunden mit bekannten zeitgenös -sischen Künstlern, zusätzlich werden Workshops für Kinderangeboten.

Sandra Spannaus

„Irving Penn and Issey Miyake: Visual Dialogue“

16. September 2011 bis 8. April 2012

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9-7-6 Akasaka, Minato-ku, Tokyo, JAPAN

Irving Penn war einer der größten Fotografen unserer Zeit – er starb 2009 in New York. Issey Miyake ist bis heute einer der außergewöhnlichsten underfolgreichsten Modeschöpfer. Weder Penns Fotografien noch Miyakes Mode -krea tio nen stehen für Zurückhaltung. Ihr Schaffen spiegelt jeweils für sich dieKreativität und Individualität ihrer Schöpfer bis ins kleinste Detail wider.

ISSEY MIYAKE Collection Poster, 1987.

Photograph by Irving Penn.

Poster design and typography by Ikko Tanaka.

Photograph copyright by The Irving Penn Foundation

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ISSEY MIYAKE Collection Poster, 1989.

Photograph by Irving Penn.

Poster design and typography by Ikko Tanaka.

Photograph copyright by The Irving Penn Foundation

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ISSEY MIYAKE Collection Poster, 1994.

Photograph by Irving Penn.

Poster design and typography by Ikko Tanaka.

Photograph copyright by The Irving Penn Foundation

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ISSEY MIYAKE Collection Poster, 1995.

Photograph by Irving Penn.

Poster design and typography by Ikko Tanaka.

Photograph copyright by The Irving Penn Foundation

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ISSEY MIYAKE Collection Poster, 1998.

Photograph by Irving Penn.

Poster design and typography by Ikko Tanaka.

Photograph copyright by The Irving Penn Foundation

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Die Stimme von João Gilberto

Sie scheint sich ganz auf eine unmittelbare Nähe einzu-lassen: João Gilbertos Stimme klingt so, als würde sie sichimmer dichter an den Zuhörer heranschmeicheln, bis derSängermund nur noch wenige Zentimeter vom Hörerohrgetrennt ist. Wo andere Stimmen kraftmeierisch Eindruckschinden wollen, duckt die von João Gilberto sich ein biss-chen weg. Wo andere schmachten, spricht aus ihr derZauber wahren Sentiments.

Geboren wurde diese Stimme 1958 in einem Badezimmer.Der damals 27-jährige Gilberto hatte sich nach einer per-sönlichen und musikalischen Krise zu Verwandten in einenkleinen Ort namens Diamantina im brasilianischen Bundes -staat Minas Gerais geflüchtet. Monatelang soll er sich imwinzigen Badezimmer seiner Gastgeber eingeschlossenhaben, um an seinem Gesang und seinem Gitarrenspiel zuarbeiten. João Gilberto wurde erst hier zum Musiker, zueinem Innovator. Den Bossa nova erfand er in dieser Ab -geschiedenheit, weit weg vom Treiben in Rio de Janeiro,nebenbei gleich mit. Zusammen mit dem KomponistenAntônio Carlos Jobim verfeinerte er seine Ideen, und derBossa nova wurde zum Exportschlager, zur brasiliani-schen Variante des Cool Jazz. Im Badezimmer erfand er„die Formel“, wie der Autor Marc Fischer das in seinemBuch „Hobalala“, einer wunderbaren literarischen Liebes -erklärung an Gilberto, nennt. „Eine Gleichung zwischenGesang und Gitarre, Atem und Akkorden, mit der Gilbertoaus jedem Lied einen Bossa nova machen kann.“ Tat -sächlich: Nicht weniger wichtig als seine Stimme war dieneue Art, auf perkussive Weise die Rhythmen des Sambaauf die Gitarre zu übertragen. Bei keinem anderenMusiker sind Stimme und Gitarre so harmonisch miteinan-der verschmolzen.

Die Stimme vibriert dabei geradezu vor Sehnsucht.Vielleicht ist die Sehnsucht der einzige Zustand, der einenam Leben hält und das Leben ertragen lässt. Wem sich dieDinge erfüllen, der dürfte der Hölle näher sein als demHimmel. Sehnsucht bedeutet Wachheit, Überreizung, Da -sein in der Schwebe, Bewegung, Leidenschaft, zuweilenein Zurückgeworfensein auf die Vergangenheit. DerSehnende möchte etwas erreichen, von dem er vermutlichschon vorab weiß, dass es unerreichbar bleibt. Undmanchmal sucht er etwas, um schließlich etwas ganzanderes zu finden. Diese Sehnsucht ist der Rhythmus desBossa nova – und Gilberto ihr magischer Interpret.

Drei legendäre Platten nahm er damals in rascher Folgemit Antônio Carlos Jobim auf, er ging nach New York, warTeil des legendären Bossa-nova-Abends in der CarnegieHall 1965, war verheiratet mit Astrud Gilberto, ließ sichscheiden, wandte sich ab von der Popularisierung desGenres zu einer seichten Easy-Listening-Soße und machtein immer größeren Abständen immer leisere Platten.

Der Sänger wurde so im Lauf der Jahrzehnte zu einergeheimnisumwitterten, sagenhaften Gestalt. Je weiter ersich aus der gewöhnlichen Welt zurückzog, desto mehrAnekdoten und Geschichten kursierten über ihn. Heutelebt er, inzwischen ein alter Mann von 80 Jahren, alsNacht mensch in Rio de Janeiro, angeblich ohne seineWohnung je zu verlassen, ohne Interviews zu geben, ohnesich um das zu kümmern, was um ihn herum geschieht.Nur mit der Plattenfirma EMI ficht er einen langen Streitum die Qualität der CD-Veröffentlichungen seiner erstenAlben. Nachts soll er zuweilen zehn, manchmal zwölfStunden lang Gitarre spielen, geleitet vom Willen zur Per -fektion. Mit einer Journalistin, die vor ein paar Jahren eineDokumentation über ihn drehen wollte, hat er ein Kind –den Film gibt es allerdings bis heute nicht. Es existieren nurwenige Menschen, die ihn zu Gesicht bekommen. Selbstseine Tochter Bebel, inzwischen ebenfalls eine bekannteSängerin, soll Schwierigkeiten haben, ihm leibhaftig zubegegnen. Gilberto ist ein Phantom.

Man kann diesem Phantom allerdings durch seine Plattenauf die Spur kommen, und ganz besonders durch eine, die1973 erschienen ist. Das sogenannte „Weiße Album“ nähertsich wohl am ehesten João Gilbertos Ideal vollkommenerMusik an: Es gibt nur noch den Sänger und seine Gitarre,ganz schutzlos liefert er sich aus. Die „Sehnsucht selbst“hat Marc Fischer im Gesang João Gilbertos entdeckt. Einereinere Verstimmlichung dieses Gefühls lässt sich kaumvorstellen.

Ulrich Rüdenauer

Es gibt wenig Stimmen, die näher an der Stille sind. João Gilbertos Stimme scheint allem Lärm des Alltags ihre unbedingte Sanftheit entgegen-setzen zu wollen; es gibt keinen Anflug von Virilität oder Macht in ihr. Die schwebende Leichtigkeit ist ihre Stärke.

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66 HEAR THE WORLD

Verlag

Trademark Publishing, Westendstr. 87, 60325 Frankfurt am Main, Deutschland

Verlagsleitung

Armin J. Noll

Herausgeber

Alexander Zschokke

Redaktion

Maarten Barmentlo, Heiko Ernst, Markus Frenzl,Christian Gärtner, Antonia Henschel (V.i.S.d.P.G.), Karl W. Henschel, Christine Ringhoff, Elena Torresani

Titelfoto

Bryan Adams

Mitarbeiter dieser Ausgabe

Bryan Adams, Max Ackermann, Christian Arndt, Anno Bachem, Markus Frenzl, Frank Hatami-Fardi,Hennie Haworth, Marcel Krenz, Stefan Kugel, Daniel Lachenmeier, Céline Meyrat, Malin Rosenqvist,Ulrich Rüdenauer, Michael Rütten, Sandra Spannaus,Daniela Tewes

Art Direction

Antonia Henschel

Produktion

Oliver Selzer

Übersetzungen

Jeremy Gaines

Druck

pva, Druck und Medien-Dienstleistungen GmbH,Landau/Pfalz, Deutschland

www.hear-the-world.comISSN 1863-9747

HEAR THE WORLD IMPRESSUM

Anzeigenverkauf

Publicitas GmbH, Falkensteiner Str. 77, 60322 Frankfurtam Main, Deutschland, Tel.: +49 (0)69 719 149 29, Fax:+49 (0)69 719 149 30, E-Mail: [email protected],www.publicitas.com/germany

Das Magazin HEAR THE WORLD erscheint vierteljährlich.Einzelpreis 6,– EUR (Österreich 6,90 EUR), 9,– CHF, 8,– USD

Vertriebsbetreuung Einzelverkauf

SI special-interest MD & M Pressevertrieb GmbH & Co. KGNordendstr. 2, 64546 Mörfelden-Walldorf, DeutschlandTel.: +49 (0)6105 975 060

Abonnement

Abonnieren Sie HEAR THE WORLD – Das Magazin fürHör-Kultur unter www.hear-the-world.com. Der Jahres -abopreis beträgt 29 EUR, 47 CHF bzw. 39 USD inklusiveVersandkosten. Das HEAR THE WORLD Magazin erscheint4 x im Jahr. Jedes Abonnement dient einem guten Zweck.Der Netto erlös wird der Hear the World Foundation zurVerfügung gestellt, welche Projekte unterstützt, die sichMenschen mit Hörminderung widmen. Mehr zu denAktivitäten der Hear the World Foundation erfahren Sieunter www.hear-the-world.com.

Das Magazin ist über ausgewählte Zeitungskioske erhältlich.

Die im HEAR THE WORLD Magazin veröffentlichten Bei träge sind

urheberrechtlich geschützt. Nachdruck – auch auszugsweise – nur

mit schriftlicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert

eingesandte Manu skripte und Fotos übernehmen weder Heraus -

geber noch Redak tion oder Verlag die Verantwortung. Bei Briefen

an die Re daktion wird das Recht zur – auch auszugsweisen – Ver -

öffent lichung vorausgesetzt. Anzeigen und Werbe beilagen sind

außerhalb der Verantwortung des Herausgebers.

Im nächsten Heft:

Nathalie Miebach

Geräusche der Nacht

Was ist ein Audiologe?

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Mehr als nur ein nahezu unsichtbares Hörgerät. Phonak nano ist die perfekte Kombination von maximaler Hörleistung bei minimaler Größe.

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Malen mit Musik – Martin Klimas’ Sonic SculpturesSounds of Peace – wenn das Hören Frieden machtFeist – die Kraft aus der Stille Anziehend abgelichtet! Irving Penn und Issey MiyakeDie Stimme von João Gilberto

DAS MAGAZIN FÜR HÖR-KULTUR NUMMER EINUNDZWANZIG

KT TUNSTALLFOTOGRAFIERT VONBRYAN ADAMS

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HEAR THE WORLDDEUTSCHLAND 6 EURO ÖSTERREICH 6,90 EUR SCHWEIZ 9 CHFISSN 1863-9747 74099 4 197409 906005 21

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