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40 41 MANAGEMENT & KARRIERE Neue MS-Zertifikate Computerworld 9/18. Mai 2012 www.computerworld.ch Ein Cloud-Spezialist muss auf der obersten Ebene über zwei grundlegende Kompetenzen verfügen: breite IT-Kenntnisse und ein Ver- ständnis für Prozesse. Die Endanwender der Cloud definieren den Dienst nicht nach techni- schen Standards. Es ist ihnen ganz egal, ob die Konfiguration des Servers den höchsten Anfor- derungen genügt. Sie wollen einen effizienten, IT-unterstützten Prozess, der ihnen das Arbei- ten einfacher macht. Beim Anwender soll der Dienst als möglichst einfach zugänglich sein. Im Gegensatz dazu steigt jedoch im Hintergrund für den IT-Spezia- listen die Komplexität der Systeme. Die isolierten Hardware-Boxen, die je- weils nur eine Komponente in der IT-Landschaft dar- stellen, haben ausgedient. Die Bausteine einer Private Cloud greifen ineinander über, weisen mindestens eine physikalische sowie eine virtuelle Ebene auf und bestehen aus Netz- werk, Storage, CPU, Memory, die alle gleichzei- tig als «Fabric» verwaltet werden. Ein Cloud Computing Engineer muss das Zusammenspiel verschiedenster Technologien beherrschen, sich in TCP/IP ebenso auskennen wie in Hyper-V- Troubleshooting. Zu allem Überfluss erhöhen sich auch noch die Anforderungen hinsichtlich Sicherheit, Single-Sign-On, Performance und Skalierbarkeit. TRENDS IN DER AUSBILDUNG Ein Blick auf die bei Xing ausgeschriebenen Fähigkeiten und Jobtitel zeigt, dass Spezialisten in diesem neuen Tätigkeitsgebiet rar sind. Dabei ist die Nachfrage, zum Beispiel auf jobs.ch, durchaus vorhanden. Ein kleines Angebot steht hier also einer grossen Nachfrage gegenüber. Aus der Sicht agiler IT-Professionals bedeutet dies eine immense Chance. Denn es werden in Zukunft sicher nicht weniger IT-Fachleute benö- tigt, aber auf jeden Fall anders ausgebildete. Wie schon Darwin feststellte: Es überleben nicht die Starken oder Intelligenten, sondern die An- passungsfähigen. Der «Cloud Computing Engineer» wird sich als Berufsbild etablieren – wie auch immer der Titel genau lauten wird. Die jetzigen Bildungs- angebote im quartären Sektor, also in der Nach- diplom- und Seminarausbildung nach einer abgeschlossenen Ausbildung, zeigen klar in diese Richtung. Die Berner Fachhochschule bie- tet zum Beispiel einen Nachdiplomstudiengang mit Abschluss «Certificate of Advanced Studies (CAS) in Cloud Computing» an. «Cloud Computing Engineer» oder «Software Engineer Cloud Computing» mit je einem Tref- fer marginal aus. Interessanterweise ergibt sich bei den auf Xing ausgeschriebenen Stel- lenangeboten ein ganz anderes Bild: 147 Job- ausschreibungen mit dem Wort «Cloud». Er- fahrung in diesem Bereich ist also für viele neue Jobs eine notwendige oder zumindest gewünschte Voraussetzung. DIESE FÄHIGKEITEN SIND GEFRAGT Für IT-Professionals bedeutet der Trend zu mehr Cloud Computing eine gewaltige Chance, um sich auf dem Arbeitsmarkt als gefragter Experte zu positionieren. Aber welche Fähigkeiten zeich- nen einen Cloud-Experten aus? Was muss ein IT-Pro können, um als Cloud-Spezialist wahrge- nommen zu werden? Und wie kann er sich über Zertifikate und Diplome ausweisen? MICROSOFT-ZERTIFIKATE: CLOUD BUILT-IN Noch klarer zeigt sich der Trend bei den neuen Microsoft-Zertifikaten mit dem Label «Cloud built-in»: Sie weisen ausgeprägte Kompetenzen und ein tiefes Verständnis der Cloud-System- plattformen nach und definieren sich nicht mehr nur nach einer Technologie, sondern nach Lösungen wie Private Cloud, Data Platform oder Business Intelligence. Das neue Microsoft-Zertifikat «Microsoft Cer- tified Solutions Associate» (MCSA) richtet sich an Junior IT-Professionals und ist Vorausset- zung, um den «Microsoft Certified Solutions Ex- pert» (MCSE) zu erlangen. Der MCSE und «Micro- soft Certified Solutions Developer» (MCSD) sind die Vorzeigeabschlüsse für erfahrene IT-Profes- sionals oder Entwickler und können zu einem Master ausgebaut werden, dem «Microsoft Cer- tified Solutions Master» (MCSM). Der Software- Riese bietet damit bereits einen eigenen inter- nationalen Bildungsweg für Cloud Computing an, der laufend ausgebaut wird – und Microsoft hat im Bereich der Herstellerschulungen bisher immer die Vorreiterrolle gespielt. Die Anforderungen an die Ausbildungswil- ligen nehmen mit der Cloud zu. Dies hat aber den Vorteil, dass sich IT-Profis mit einer «Cloud- built-in»-Zertifizierung besser differenzieren können – eine perfekte Ausgangslage für alle, die akzeptieren, dass es in der IT nur Ver- schnaufpausen gibt, niemals aber Stillstand. «Für IT-Professionals gibt es keinen Stillstand, allenfalls kleine Verschnaufpausen» Oliver Ryf «Cloud built-in» für IT-Profis Ob Public, Private, Storage oder Virtual Cloud: Die Verbreitung der neuen Technologien beeinflusst auf jeden Fall das Berufsbild von IT-Professionals. Wie sich die Jobanforderungen ändern und welche Fähigkeiten in Zukunft gefragt sind. BILD: ISTOCKPHOTO.COM/PESKYMONKEY Oliver Ryf ist Product Manager für Microsoft-Kurse bei Digicomp, Microsoft Certified Trainer und Certi- fied Cisco Systems Instructor www.digicomp.ch zepte hingegen ist unaufhaltsam. Dem auf- merksamen Beobachter der IT-Entwicklung ist nicht entgangen, dass die Trends zur dynami- schen Erweiterung von Services und die Vernet- zung der IT-Komponenten seit zehn Jahren schnurgerade verlaufen. Die Gartner Trend- studie 2012 enthält mit Virtualisierung, Cloud Computing und Big Data gleich drei Trends, die ins Gesamtumfeld von Cloud Computing ge- zählt werden können. Flexibilität, Serviceorien- tierung, Skalierbarkeit und Agilität lauten die Ziele, die mit diesem Ansatz verfolgt werden. NEUES BERUFSBILD Ein IT-Professional oder Software Engineer, der weiss, wie er diese Ziele erreichen kann, ist ein gefragter Mann. In den USA existieren auf Job- portalen längst eigene Rubriken zu Cloud Com- puting. Die Betreiber von www.thecloudjobs. com haben sogar ein eigenes Portal zur Ver- mittlung entsprechender Skills lanciert. Auf Jobs.ch ergibt die Suche nach «Cloud» 34 Tref- fer mit Angeboten in der Schweiz, eine der Stel- len ist sogar explizit als «Software Engineer Cloud Computing» ausgeschrieben – eine ganz neue Berufsbezeichnung. Der Arbeitsmarkt- service unserer österreichischen Nachbarn hat unter der Rubrik «Jobs mit Zukunft» inzwi- schen den neuen Titel «Cloud Computing Engi- neer» eingeführt. Unter den arbeitssuchenden IT-Profis hat sich das aber offensichtlich noch nicht herum- gesprochen: Eine kleine Analyse auf Xing zeigt, dass diese neuen Jobbezeichnungen bei der Selbstdarstellung noch keine Rolle spielen. Während bei einer Suche nach «IT-Administ- rator» mehr als 10000 Treffer angezeigt wer- den, fallen die Ergebnisse für die Begriffe Erleben Sie den neuen SQL Server 2012 live am 31. Mai bei Digicomp Zürich. Ausserdem erwarten Sie Informationen zum neuen Microsoft-Zertifizierungs- programm für SQL Server 2012 «Cloud Built-in» für Data Platform und Business Intelligence. Computerworld ist Medien- partner von Digicomp. Datum: 31. Mai 2012 Ort: Digicomp Zürich Programm und Anmeldung unter: www.digicomp.ch/sqlday SQL SERVER 2012 DAY VON OLIVER RYF D as, was man früher schlicht Server- raum oder Rechenzentrum nannte, fungiert heute oft unter dem Etikett Cloud. Die Serverräume in den Firmen werden neu als Private Cloud, die Rechenzent- ren beim Outsourcer als Public Cloud bezeich- net. Was man selbst installiert und betreut, nennt sich nun On Premise und ausgelagerte Services befinden sich ganz selbstverständlich in the Cloud. Klar ist, Cloud ist ein Modewort. Sollen IT- Professionals also einfach abwarten, bis der Hype wieder abklingt? Klare Antwort: nein. Cloud als Begriff mag eine Zeiterscheinung sein, der Erfolg der zugrunde liegenden IT-Kon-

Fachartikel Cloud built-in für IT Profis

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40 41management & karriere Neue MS-Zertifikate Computerworld 9/18. Mai 2012 www.computerworld.ch

Ein Cloud-Spezialist muss auf der obersten Ebene über zwei grundlegende Kompetenzen verfügen: breite IT-Kenntnisse und ein Ver-ständnis für Prozesse. Die Endanwender der Cloud definieren den Dienst nicht nach techni-schen Standards. Es ist ihnen ganz egal, ob die Konfiguration des Servers den höchsten Anfor-derungen genügt. Sie wollen einen effizienten, IT-unterstützten Prozess, der ihnen das Arbei-ten einfacher macht.

Beim Anwender soll der Dienst als möglichst einfach zugänglich sein. Im Gegensatz dazu steigt jedoch im Hintergrund für den IT-Spezia-listen die Komplexität der Systeme. Die isolierten Hardware-Boxen, die je-weils nur eine Komponente in der IT-Landschaft dar-stellen, haben ausgedient. Die Bausteine einer Private Cloud greifen ineinander über, weisen mindestens eine physikalische sowie eine virtuelle Ebene auf und bestehen aus Netz-werk, Storage, CPU, Memory, die alle gleichzei-tig als «Fabric» verwaltet werden. Ein Cloud Computing Engineer muss das Zusammenspiel verschiedenster Technologien beherrschen, sich in TCP/IP ebenso auskennen wie in Hyper-V-Troubleshooting. Zu allem Überfluss erhöhen sich auch noch die Anforderungen hinsichtlich Sicherheit, Single-Sign-On, Performance und Skalierbarkeit.

Trends in der AusbildungEin Blick auf die bei Xing ausgeschriebenen Fähigkeiten und Jobtitel zeigt, dass Spezialisten in diesem neuen Tätigkeitsgebiet rar sind. Dabei ist die Nachfrage, zum Beispiel auf jobs.ch, durchaus vorhanden. Ein kleines Angebot steht hier also einer grossen Nachfrage gegenüber. Aus der Sicht agiler IT-Professionals bedeutet dies eine immense Chance. Denn es werden in Zukunft sicher nicht weniger IT-Fachleute benö-tigt, aber auf jeden Fall anders ausgebildete. Wie schon Darwin feststellte: Es überleben nicht die Starken oder Intelligenten, sondern die An-passungsfähigen.

Der «Cloud Computing Engineer» wird sich als Berufsbild etablieren – wie auch immer der Titel genau lauten wird. Die jetzigen Bildungs-angebote im quartären Sektor, also in der Nach-diplom- und Seminarausbildung nach einer abgeschlossenen Ausbildung, zeigen klar in diese Richtung. Die Berner Fachhochschule bie-tet zum Beispiel einen Nachdiplomstudiengang mit Abschluss «Certificate of Advanced Studies (CAS) in Cloud Computing» an.

«Cloud Computing Engineer» oder «Software Engineer Cloud Computing» mit je einem Tref-fer marginal aus. Interessanterweise ergibt sich bei den auf Xing ausgeschriebenen Stel-lenangeboten ein ganz anderes Bild: 147 Job-ausschreibungen mit dem Wort «Cloud». Er-fahrung in diesem Bereich ist also für viele neue Jobs eine notwendige oder zumindest gewünschte Voraussetzung.

diese FähigkeiTen sind geFrAgTFür IT-Professionals bedeutet der Trend zu mehr Cloud Computing eine gewaltige Chance, um sich auf dem Arbeitsmarkt als gefragter Experte zu positionieren. Aber welche Fähigkeiten zeich-nen einen Cloud-Experten aus? Was muss ein IT-Pro können, um als Cloud-Spezialist wahrge-nommen zu werden? Und wie kann er sich über Zertifikate und Diplome ausweisen?

MicrosoFT-zerTiFikATe: cloud builT-inNoch klarer zeigt sich der Trend bei den neuen Microsoft-Zertifikaten mit dem Label «Cloud built-in»: Sie weisen ausgeprägte Kompetenzen und ein tiefes Verständnis der Cloud-System-plattformen nach und definieren sich nicht mehr nur nach einer Technologie, sondern nach Lösungen wie Private Cloud, Data Platform oder Business Intelligence.

Das neue Microsoft-Zertifikat «Microsoft Cer-tified Solutions Associate» (MCSA) richtet sich an Junior IT-Professionals und ist Vorausset-zung, um den «Microsoft Certified Solutions Ex-

pert» (MCSE) zu erlangen. Der MCSE und «Micro-soft Certified Solutions Developer» (MCSD) sind die Vorzeigeabschlüsse für erfahrene IT-Profes-sionals oder Entwickler und können zu einem Master ausgebaut werden, dem «Microsoft Cer-tified Solutions Master» (MCSM). Der Software-Riese bietet damit bereits einen eigenen inter-nationalen Bildungsweg für Cloud Computing an, der laufend ausgebaut wird – und Microsoft hat im Bereich der Herstellerschulungen bisher immer die Vorreiterrolle gespielt.

Die Anforderungen an die Ausbildungswil-ligen nehmen mit der Cloud zu. Dies hat aber den Vorteil, dass sich IT-Profis mit einer «Cloud-built-in»-Zertifizierung besser differenzieren können – eine perfekte Ausgangslage für alle, die akzeptieren, dass es in der IT nur Ver-schnaufpausen gibt, niemals aber Stillstand.

«Für IT-Professionals gibt es keinen Stillstand,

allenfalls kleine Verschnaufpausen»

Oliver ryf

«Cloud built-in» für it-ProfisOb Public, Private, Storage oder Virtual Cloud: Die Verbreitung der neuen Technologien beeinflusst auf jeden Fall das Berufsbild von IT-Professionals. Wie sich die Jobanforderungen ändern und welche Fähigkeiten in Zukunft gefragt sind.

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Oliver ryf ist Product Manager für Microsoft-Kurse bei Digicomp, Microsoft Certified Trainer und Certi-fied Cisco Systems Instructor www.digicomp.ch

zepte hingegen ist unaufhaltsam. Dem auf-merksamen Beobachter der IT-Entwicklung ist nicht entgangen, dass die Trends zur dynami-schen Erweiterung von Services und die Vernet-zung der IT-Komponenten seit zehn Jahren schnurgerade verlaufen. Die Gartner Trend-studie 2012 enthält mit Virtualisierung, Cloud Computing und Big Data gleich drei Trends, die ins Gesamtumfeld von Cloud Computing ge-zählt werden können. Flexibilität, Serviceorien-tierung, Skalierbarkeit und Agilität lauten die Ziele, die mit diesem Ansatz verfolgt werden.

neues beruFsbildEin IT-Professional oder Software Engineer, der weiss, wie er diese Ziele erreichen kann, ist ein gefragter Mann. In den USA existieren auf Job-portalen längst eigene Rubriken zu Cloud Com-puting. Die Betreiber von www.thecloudjobs.

com haben sogar ein eigenes Portal zur Ver-mittlung entsprechender Skills lanciert. Auf Jobs.ch ergibt die Suche nach «Cloud» 34 Tref-fer mit Angeboten in der Schweiz, eine der Stel-len ist sogar explizit als «Software Engineer Cloud Computing» ausgeschrieben – eine ganz neue Berufsbezeichnung. Der Arbeitsmarkt-service unserer österreichischen Nachbarn hat unter der Rubrik «Jobs mit Zukunft» inzwi-schen den neuen Titel «Cloud Computing Engi-neer» eingeführt.

Unter den arbeitssuchenden IT-Profis hat sich das aber offensichtlich noch nicht herum-gesprochen: Eine kleine Analyse auf Xing zeigt, dass diese neuen Jobbezeichnungen bei der Selbstdarstellung noch keine Rolle spielen. Während bei einer Suche nach «IT-Administ-rator» mehr als 10000 Treffer angezeigt wer-den, fallen die Ergebnisse für die Begriffe

Erleben Sie den neuen SQL Server 2012 live am 31. Mai bei Digicomp Zürich. Ausserdem erwarten Sie Informationen zum neuen Microsoft-Zertifizierungs- programm für SQL Server 2012 «Cloud Built-in» für Data Platform und Business Intelligence. Computerworld ist Medien-partner von Digicomp.

Datum: 31. mai 2012Ort: Digicomp Zürich

Programm und Anmeldung unter: www.digicomp.ch/sqlday

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Das, was man früher schlicht Server-raum oder Rechenzentrum nannte, fungiert heute oft unter dem Etikett Cloud. Die Serverräume in den Firmen

werden neu als Private Cloud, die Rechenzent-ren beim Outsourcer als Public Cloud bezeich-net. Was man selbst installiert und betreut, nennt sich nun On Premise und ausgelagerte Services befinden sich ganz selbstverständlich in the Cloud.

Klar ist, Cloud ist ein Modewort. Sollen IT-Professionals also einfach abwarten, bis der Hype wieder abklingt? Klare Antwort: nein. Cloud als Begriff mag eine Zeiterscheinung sein, der Erfolg der zugrunde liegenden IT-Kon-