Upload
others
View
2
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
Besuchen Sie unsere Internetseite
www.esch-brand.com und melden Sie sich
für unseren Online-Newsletter an.
The future is bright, the future is Orange.Seite 2
Die Marke im Handel: Zurück in die ZukunftSeite 10–13
Customer Touchpoints: In Berührung mit dem KundenSeite 6–9
Quick Takeaways:Wie gut ist Ihr Customer Touchpoint Management?Seite 9
20 Jahre in Sachen Marke: Lessons Learned (Teil 2)Seite 3–5
com
.hau
sgro
ss.d
e
NEWSLETTER 1/2012
Esch_Newsletter_05_2012:Esch_Newsletter_2012 21.05.2012 14:03 Uhr Seite U1
Der Umkehrschluss gilt auch. Dennoch:
In den meisten Werbeagenturen wird die
Marke meist erst zum Schluss in eine Wer-
beanzeige oder in einen Spot integriert.
Sie zerstört ganz offensichtlich das
Gesamtkunstwerk. Sie bezahlen aber für
Wirkung, nicht für Kunst.
Ich wünsche Ihnen wie immer eine
beschweppende Lektüre – nicht immer
süß, aber spritzig und inspirierend.
Ihr
Prof. Dr. Franz-Rudolf Esch
The future is bright, the future is Orange.
Marken markieren ihr Territorium,
manche besser, manche schlechter.
Starke Marken sind Meister im Markieren.
Manche Muster sind subtiler als andere,
aber sie sind immer da. Schotten erkennt
man eben auch am Schottenrock – und
der ist immer kariert, wenn auch immer
anders, aber eben nicht gepunktet oder
geblümt.
Der Telekomanbieter Orange färbt die
Zukunft ein, wir lernen, dass Segelschiffe
grüne Segel haben, erkennen einen Com-
puterchip am Soundlogo und riechen eine
Bekleidungsmarke wie Abercrombie &
Fitch.
Markieren ist wichtig: Bienen bestäuben
Blumen nur dann, wenn Sie bestimmte
Merkmale aufweisen. Wichtig ist hier der
Blumenstempel.
Wie gut markieren Sie Ihr Territorium?
Nutzen Sie die gesamte Palette der Berüh-
rungspunkte mit den Kunden? Sagen Sie
unmissverständlich, wofür Sie stehen?
Erkennt man schon von weitem, wer Sie
sind, wie dies bei den Evergreen-Contai-
nern der Fall ist? Besitzen Sie in den Köp-
fen der Kunden ein Wort oder – besser
noch – ein Bild?
Diese Fragen sind mehr als nur ein Selbst-
zweck:
Wer stark markiert, wird unverkennbar
und spart Geld.
2
Seminare 2012Seminar Kommunikation am
19. und 20.09.2012
Seminar Behavioral Branding &
Employer Branding am 07. und
08.11.2012
Weitere Informationen und
Anmeldebedingungen unter:
www.esch-brand.com
Esch_Newsletter_05_2012:Esch_Newsletter_2012 21.05.2012 14:03 Uhr Seite 2
3
20 Jahre in Sachen Marke: Lessons Learned (Teil 2)
Rückblick Teil 1: Lessons Learned
Die einfachsten Fragen sind die Besten,
oder:
Erst kommt die Pflicht, dann die Kür.
Das Geschäftsmodell prägt die Marke,
die Marke prägt das Geschäftsmodell.
Bewahren heißt nicht beharren,
sondern mit Augenmaß entwickeln.
Profitables Wachstum kommt aus dem
Kern, nicht aus der Peripherie.
Wahren Sie die Signale ihrer Marke.
Menschen sind Augentiere: Natürlich neh-
men wir viele Informationen visuell auf,
Schätzungen zufolge bis zu 83 Prozent.
Starke Marken leiten hierbei unsere Wahr-
nehmung und stützen diese. Sie weisen
meist klare Signale auf, die einen Weg zur
Marke bahnen: Das McDonald’s M ist
unverkennbar, der Color-Code von Kinder
Schokolade oder der Telekom ebenso.
Burberry erkennt man an dem Muster und
Beck’s am grünen Schiff. Solche Signale
referenzieren entweder auf die Markenbe-
kanntheit (der Bogen von McDonald’s)
oder auf das Markenimage (das Schiff von
Becks).
Allerdings sollten wir auch die anderen
Sinne nicht vernachlässigen. Mehr noch: Die
multisensuale Ansprache wird immer wich-
tiger, sie schafft eine sensorische Verstär-
kung, die die Marken noch tiefer in Herz
und Hirn der Kunden verankert. Die Coca-
Cola Flasche kann man auch mit verbunde-
nen Augen ertasten, ebenso eine Packung
Toblerone oder Ritter Sport. Einen Rimo-
wa-Koffer kann man an den Rillen erken-
nen. Chanel No. 5 kann man riechen, bei
Abercrombie & Fitch sind die Stores ebenso
beduftet wie die Produkte selbst. Der süße
Geruch ist für die Fans ein klares und un -
verkennbares Markensignal (siehe Abb. 1).
Singapore Airlines hat mit Floridan Waters
einen eigenen Duft für die Airline entwik-
kelt. Einen Porsche kann man am Klang
erkennen, Flensburger Bier am „Plopp“
beim Öffnen des Verschlusses, Intel und die
Telekom am Sound-Logo erkennen und
hören. Der Bacardi Song ist ebenso ein-
drücklich mit Bacardi verknüpft wie der
Langnese Song. Maggi, Tabasco und Red
Bull hingegen sind unschwer schmeckbar.
Welche unverkennbaren Signale sendet
ihre Marke? Arbeiten Sie an solchen
Markensignalen? Hüten Sie diese Signa-
le? Gehen Sie damit vorsichtig um?
Es gibt Evidenzen dafür, dass dies nicht nur
sinnvoll, sondern oft erfolgsnotwendig ist.
Ritter Sport hat mit jeder Markendehnung
und der Einführung neuer Produkte Schiff-
bruch erlitten, wenn man sich von der qua-
dratischen Form des Produktes entfernt
hat. Ist es für Coca-Cola wirklich gut, dass
man die klassische Flaschenform zuneh-
mend ersetzt durch Dosen und Plastikfla-
schen mit einer anderen Form, die sich
auch anders anfühlen? Reicht hier die rote
Farbe als Stütze? Kann Beck’s auf das
grüne Schiff verzichten, ohne dass sich das
Markenimage verwässert? War es sinnvoll,
Bueno unter Kinder einzuführen, wenn es
den Beweis „Milch“ in der Bueno-Mischung
erkennbar nicht gibt?
Manche Experten behaupten mit Bezug
auf „neuronale Erkenntnisse“: Ja, man kann
darauf verzichten. Der Grund: Wenn erst
einmal solche Signale gelernt sind, dann
reicht eine andere Referenz, z. B. der Mar-
kenname Beck’s oder die Beck’s Flasche, um
den Weg zu diesen Signalen zu bahnen,
also das Bild des grünen Schiffes wieder
hervorzurufen. Das klingt plausibel, wer
möchte auch „neurowissenschaftlichen“
Erkenntnissen widersprechen? Niemand,
trotzdem ist es falsch.
Richtig ist: Was wir einmal gelernt haben,
wird dauerhaft im Gedächtnis memoriert.
Allerdings haben wir ein Zugriffsproblem.
Die Gedächtnisinhalte verblassen, wenn
man nicht dauerhaft den Weg dazu bahnt.
Der Grund ist einfach: Es gibt so viele neue
Informationen, die auf uns einströmen,
dass die gelernten Informationen dadurch
überlagert werden, der Zugriff zwangsläu-
Abb. 1: Markensignale sind über alle Sinne wahrnehmbar
Sehen Fühlen Hören Riechen Schmecken
Esch_Newsletter_05_2012:Esch_Newsletter_2012 21.05.2012 14:03 Uhr Seite 3
4
fig schwächer wird und deshalb die Kraft
dieser Markensignale verblasst. Genau dies
ist bei Beck’s passiert, als man in der Kom-
munikation auf das Schiff verzichtet hat –
mit fatalen Folgen (siehe Abb. 2). Jetzt
kommt das Schiff zurück – zaghaft zwar,
aber es kommt. Schade um das Geld, das
hier sinnlos verbraten wurde.
Deshalb: Wahren Sie Ihre Markensignale.
Überlegen Sie, wie Sie neue Markensignale,
die zur Marke passen, aufbauen können.
Und: Machen Sie dies konsequent über alle
Sinnesorgane. Singapore Airlines hat das
Singapore Girl 1973 eingeführt. Das Singa-
pore Girl transportiert klar, wofür die
Marke steht. Über die Jahre wurde konse-
quent daran gearbeitet: Es gibt eine lan-
destypische Kleidung, die Purser dürfen ein
bestimmtes Alter, eine bestimmte Größe
und ein bestimmtes Körpergewicht nicht
überschreiten. Die Anforderungen an das
Aussehen sind hoch: Sie sollten idealerwei-
se den Damen für die Anzeigenmotive ent-
sprechen. Die Ausbildung ist hart und bis
ins kleinste Detail abgestimmt. Die Singa-
pore Girls dienen ihren Fluggästen, die
Abweichungen im Service sind kaum wahr-
nehmbar. So etwas ginge bei der Luft -
hansa ohne Frage nicht, es wäre nicht iden-
titätskonform. Aber es zeigt, wie
konsequent man eine Markenidentität
durch Markensignale vermitteln kann: klar,
unverkennbar und dauerhaft, ohne dass
sich die Botschaft abnutzt.
Marken können nicht alles.
Und das ist auch gut so.
Glauben Sie einem Menschen, wenn er
behauptet, alles zu können? Spitze im
Sport, super in Mathe, ein Sprachgenie,
herausragende intellektuelle Fähigkeiten,
künstlerisch hochbegabt? Und dann natür-
lich noch gut aussehend?
In dem Buch „Die Sieger“ von W. Schneider
analysierte der Autor die Muster erfolgrei-
cher Menschen. Wesentliches Erfolgskriteri-
um ist deren Konzentration auf einen
bestimmten Bereich, für den diese Persön-
lichkeiten dann unwiderruflich standen.
Viele dieser Persönlichkeiten hatten viele
verschiedene Begabungen, aber durch
Konzentration auf einen Bereich wurden
sie erst wirklich groß.
Natürlich ist die Verführung groß, starke
Marken immer weiter zu kapitalisieren und
zu dehnen. Doch irgendwo ist die Schmerz -
grenze erreicht. Was nicht zur Identität
passt, sollte man tunlichst lassen. Pflege
ist eben nicht Schönheit und dekorative
Kosmetik. Das musste Nivea schmerzhaft
lernen. (Süße) Smoothies passen eben nicht
zu dem Bild, das Menschen von Knorr
haben, und das mit Würze verknüpft ist.
Und wenn Sie über Jahrzehnte gelernt
haben, dass Tempo ein Papiertaschentuch
ist, darf es nicht verwundern, dass der
Absatz von Toilettenpapier bei überschau-
baren 1,6 % Marktanteil dümpelt.
Wir denken einfach, wir handeln einfach.
Was wir denken, wurde durch Marken
geprägt: Hätten Sie die Wahl zwischen
einer Canon Ixus und einer Fujifilm Finepix
Digitalkamera, würde sicherlich die über-
wältigende Mehrheit Canon wählen,
obwohl beide Kameras in Tests identisch
abschneiden. Wir wissen, warum.
Instrumente und Methoden ändern
sich, Markengesetze bleiben.
Barack Obama meinte: „Wir müssen uns
bewusst werden, dass wir den Herausfor-
derungen nicht mit den alten Gewohnhei-
ten und starrem Denken begegnen kön-
nen.“ Sicherlich hat er Recht. Man muss mit
der Zeit gehen, Veränderungen erfordern
Anpassungen. Ohne das Internet und Face-
book wäre es sicherlich nicht zum Umbruch
in Ägypten gekommen, das steht außer
Frage. Doch heißt dies, dass auch alle
Gesetze zur Markenführung außer Kraft
gesetzt werden? Wohl kaum. Hubertus von
Lobenstein stellt in diesem Kontext richtig
fest: „Erst kommt die Marke, dann I like.“
Auch die neuen Medien, allen voran Social
Media, müssen so gestaltet werden, dass
sie die Marke nicht sinnentleeren, sondern
mit Sinn füllen.
Hypes ersetzen auch das Denken nicht:
Wenn man sich die Porsche Facebook-Seite
anschaut und sich die Kommentare durch-
liest, dann fragt man sich zwangsläufig, ob
diese „Fans“ schon alle einen Führerschein
haben und sich jemals selbst einen Porsche
leisten können. Zudem beobachten wir
vagabundierende Fans, also Kunden, die
eine Facebook-Seite dann bevölkern, wenn
es etwas zu gewinnen gibt, aber genauso
schnell auch wieder weg sind. Und manche
Marken sind auch bei Facebook ziemlich
autoritär: Bei Red Bull kann nur die Marke
Abb. 2: Beispiel Beck’s
Esch_Newsletter_05_2012:Esch_Newsletter_2012 21.05.2012 14:03 Uhr Seite 4
5
Bilder und Videos posten, die Fans können
brav Kommentare dazu abgeben. Aus Sicht
der Marke ist dies übrigens auch gut so,
denn nur so kann man die fantastische
Qualität der teilweise atemberaubenden
Sportszenen gewährleisten.
Die Instrumente und Methoden ändern
sich, die Gesetze bleiben.
Wenn man auf der Allianz Facebook-Seite
über Bayern München diskutieren kann,
wo taucht man dann ein: In die Marke Alli-
anz oder in die Marke Bayern München?
Vielleicht ist dies aber auch die Aufgabe
eines Sponsors, wer weiß. Sie wissen ja: Die
einfachsten Fragen sind die Besten (siehe
oben).
Wie man auch bei neuen Methoden und
Instrumenten seiner Marke treu bleibt,
zeigt das Beispiel Starbucks: Starbucks
möchte die Menschen Tasse für Tasse und
in jeder Umgebung inspirieren und fördern
und ein unvergessliches Kaffeeerlebnis lie-
fern.
Deshalb ist der Kontakt vor Ort so wichtig,
das Erleben und das Spüren der Marke.
Starbucks verlängert dieses Gefühl aller-
dings sehr geschickt auf seiner Facebook-
Seite: Hier lädt man zu Lesungen in Star-
bucks Geschäften ein, man möchte Kunden
mit neuen Gebäcklecke reien verwöhnen
und fragt nach den Geschmacksrich tungen
usw. (siehe Abb. 3). Das passt.
Menschen treiben die Marke.
Und: Die Marke treibt die Menschen.
Ich fragte einmal Rolf Kunisch, den ehema-
ligen Vorstandsvorsitzenden von Beiers-
dorf, was er denn als seine Hauptaufgabe
im Unternehmen sieht. Er meinte sinnge-
mäß: „Wissen Sie, ich komme mit vielen
Managern von Nivea in der ganzen Welt
zusammen und erläutere diesen immer im
persönlichen Gespräch oder in einem Vor-
trag – was ist Nivea und was ist Nivea
nicht.“ Die Menschen treiben die Marke. In
starken Systemen treibt aber die Marke
auch die Menschen. Es sind sich selbst
regulierende Systeme mit einer starken
Kultur, in der die Markenwerte gelebt wer-
den, denn: Markenführung ist zwar Chef-
sache, aber der Chef kann nicht alles alleine
regeln. Es kommt darauf an, jeden Mitar-
beiter zum Markenbotschafter zu machen.
Dies ist allerdings der in vielen Unterneh-
men am stiefmütterlichsten behandelte
Bereich. Ansonsten könnte es nicht sein,
dass laut Gallup 87 % der Mitarbeiter in
Unternehmen keine Bindung an dieses
haben. Hier gibt es noch viel zu tun.
Autor: Esch, F.-R.
Abb. 3: Stimmiger Markenauftritt von Starbucks auf Facebook
Esch_Newsletter_05_2012:Esch_Newsletter_2012 21.05.2012 14:03 Uhr Seite 5
Customer Touchpoint Management
entscheidet über den Erfolg oder Miss-
erfolg einer Marke.
Touchpoints sind gedankliche Fingerab-
drücke, die eine Marke im Kopf des Kun-
den hinterlässt. Im Buying Cycle gibt es
eine Vielzahl von Touchpoints in der Vor-
kauf-, Kauf- und Nachkaufphase. Jeder
Kontakt mit der Marke – bewusst oder
unbewusst – hinterlässt Spuren in den
Vorstellungswelten der Konsumenten. Sei
es ein TV-Spot, der Anruf des Kundenser-
vices oder die Nutzung eines Produktes
selbst. Jeder dieser Kontaktpunkte kann
einen positiven oder negativen Beitrag für
die Marke leisten und die Wahrnehmung
sowie das Image entscheidend beeinflus-
sen.
Aus diesem Grund wird ein ganzheitlich
ausgerichtetes Customer Touchpoint
Management immer wichtiger und gilt als
zentraler Faktor für den Erfolg einer
Marke. Nichtsdestotrotz vernachlässigen
die meisten Unternehmen bis heute das
Thema Customer Touchpoints im Zuge
ihrer Marketingaktivitäten sträflich.
Die wichtigsten Kontaktpunkte werden
häufig übersehen.
Die wenigsten Unternehmen sind sich all
ihrer Touchpoints bewusst. Marketingver-
antwortliche zeigen sich erstaunt, wenn
sie erfahren, dass für ihre Marke mehr als
100 Kontaktpunkte identifiziert werden
können. In Umfragen führen einseitige
Kontaktpunkte (welche vom Unterneh-
men direkt an den Kunden gerichtet sind)
die Ranglisten der Nennungen an (z.B. TV-
Spots, Imagebroschüren, Plakate oder
Printanzeigen). Weniger auf dem Radar
der Interviewten sind hingegen zweiseiti-
ge Kontakte wie Telefonhotlines und
Beratungsgespräche. Nimmt man jetzt
noch vernetzte Kontaktpunkte hinzu
(Homepage, Social Media, Online-Wer-
bung, etc.) fällt es vielen Marketingverant-
wortlichen häufig wie Schuppen von den
Augen. Ein systematisches Management
all dieser Touchpoints findet in der Regel
nicht statt. Wenig überraschend ist des-
halb die Feststellung, dass entscheidende
Kontaktpunkte häufig übersehen werden.
Für Online-Versandhäuser sind beispiels-
weise nicht nur die eigene Internetseite
und Bestellvorgänge entscheidend, son-
dern ebenso das Versandpaket. Vergleicht
man in diesem Kontext Amazon und
Zalando, hat letzteres Unternehmen die
Nase vorn. Das weiße Zalando-Paket mit
den orangen Fußspuren hebt sich klar von
anderen Versandhäusern ab und schafft
einen starken Wiedererkennungswert.
Stromanbieter schenken häufig der Rech-
nung wenig Beachtung. Führt man sich
jedoch vor Augen, wie aufmerksam Kun-
den ihre Rechnungen studieren und wie
leicht Unübersichtlichkeit zu Verärgerung
führt, besteht hier in vielen Fällen Opti-
mierungspotential. Als Best-Practice Bei-
spiel kann die formal integrierte Rech-
nung von Yello angesehen werden, in
welcher der Kunde kurz und übersichtlich
alle wichtigen Daten auf einen Blick
erfasst. Im Bereich Bohrmaschinen erkann-
te HILTI den wichtigsten Touchpoint hin-
ter der Bohrmaschine selbst – den Bohr-
maschinenkoffer. Der HILTI-Koffer
vermittelt durch eine einzigartige Haptik
und Gestaltung ambitionierten Hand- und
Heimwerkern ein Gefühl von Stolz und
Kraft (siehe Abb. 1).
Unternehmen können relevante
Kontaktpunkte selbst schaffen.
Die Berührung mit einer Marke kann
spontan und überall erfolgen. Öffnet man
den Horizont und denkt über konventio-
nelle Berührungspunkte hinaus, lassen sich
innovative Ansätze für neue Kontakt-
punkte mit dem Kunden entdecken.
So staunten Mitarbeiter von MAN und
VOLVO Trucks nicht schlecht, als diese
nach erfolgter Taxibestellung plötzlich von
6
Customer Touchpoints:In Berührung mit dem Kunden
Abb. 1: Positiv- und Negativbeispiele für häufig übersehene Touchpoints
Esch_Newsletter_05_2012:Esch_Newsletter_2012 21.05.2012 14:03 Uhr Seite 6
dem neuen ACTROS vom Konkurrenten
Mercedes-Benz abgeholt wurden. Über-
kommt einen am Frankfurter Hauptbahn-
hof der Hunger, so zieht man sich spontan
eine Pizza Salami für 4,80 Euro aus dem
neuen Pizzaautomaten von Dr. Oetker.
Überfällt einen der Hunger zu Hause, lädt
man sich schnell die neue App von Maggi
mit Rezeptideen und Kochanleitungen
herunter.
Doch nicht nur mit außergewöhnlichen
Ideen lässt sich punkten. Auch herkömmli-
che Kontaktpunkte können so ausgestal-
tet sein, dass der Konsument immer wie-
der mit diesen in Berührung kommt. So
hat IKEA mit seiner blauen Tüte einen
wahren Kult gesetzt. Mit der IKEA-Tüte
kommt man ständig in
Kontakt, egal ob beim
Einkaufen als Einkaufs -
tütenersatz, im Fitness-
studio als Sporttaschen-
ersatz oder sogar als
Outfit für den abendli-
chen Diskothekenbe-
such. Die IKEA-Tüte ist
zum universellen Weg-
begleiter für viele Men-
schen geworden (siehe
Abb. 2).
Zusammenfassend:
Kommt der Konsument
immer wieder mit einer
Marke in Kontakt, hat
diese aufgrund des Mere-Exposure Effek-
tes einen klaren Wettbewerbsvorteil
gegenüber der Konkurrenz.
Nicht alle Kontaktpunkte sind steuerbar.
Kontaktpunkte lassen sich aufteilen in
direkte Kontaktpunkte und indirekte Kon-
taktpunkte. Direkte Kontaktpunkte (z.B.
Verpackung oder TV-Spots) sind vom
Unternehmen steuerbar, indirekte (z.B.
Mund-zu-Mundpropaganda) hingegen
nicht oder nur schwer. Nichtsdestotrotz
sollten Marketingverantwortliche indirekte
Kontaktpunkte stets im Auge haben.
Betrachtet man die BMW-Community
„BMW Syndikat“ mit knapp 150.000 Mit-
gliedern und weit über 2.000.000 Beiträ-
gen, lässt sich der mögliche Impact dieser
Community allein anhand dieser Zahlen
erahnen. Wie viel Aufregung Social Media
verursachen kann, musste im letzten Jahr
Henkel am eigenen Leib erfahren. Per
Facebook waren kreative Köpfe dazu auf-
gerufen, Vorschläge für das neue Fla-
schendesign der Spülmittelmarke Pril zu
entwerfen. Neben farbenprächtigen Blü-
ten und Schmetterlingen machte jedoch
ein etwas unkonventionellerer Vorschlag
das Rennen: Ein Grillhähnchen mit dem
Slogan „Pril – Schmeckt lecker nach Hähn-
chen“. Jedoch entschied sich die Fachjury
einen anderen Vorschlag zum Sieger zu
küren. Es hagelte Beschwerde- und Pro-
testaufrufe der sich übergangen gefühl-
ten Community (Quelle: Spiegel online /
t3n) (siehe Abb. 3). Bedeutet: Auch
wenn vereinzelte Kontaktpunkte nur
schwer oder kaum zu steuern sind, sollten
Marketingverantwortliche diese ständig
beobachten, denn sensible Kontaktpunkte
können einer Marke auch schaden.
Professionelles Touchpoint Manage-
ment als zentraler Erfolgsfaktor.
Customer Touchpoints sind derzeit in aller
Munde. In Publikationen, in Vorträgen
oder auf Kongressen wird das Thema
umfassend diskutiert. Wie ein ganzheitli-
ches Management der Touchpoints funk-
tioniert, wird hingegen in den seltensten
Fällen erklärt.
7
Abb. 2: Mit IKEA kommt man ständig in Kontakt
Abb. 3: Kreativ-Wettbewerb per Facebook-Abstimmung von Pril
Esch_Newsletter_05_2012:Esch_Newsletter_2012 21.05.2012 14:03 Uhr Seite 7
8
Ein systematisches Customer Touchpoint
Management erfolgt in fünf Schritten
(siehe Abb. 4):
1) Internal Touchpoint Audit: Die interne
Analyse offenbart, welche und wie
viele Berührungspunkte es mit der
Marke überhaupt gibt und wie deren
Wichtigkeit aus interner Sicht einge-
schätzt wird. Es gilt der Grundsatz:
Nichts auslassen und nüchtern
bewerten!
2) External Touchpoint Audit: In der exter-
nen Analyse erfolgt die Erhebung der
Bedeutung der Touchpoints aus Kun-
densicht. Häufig ergeben sich hier
bereits starke Differenzen zwischen der
internen Wahrnehmung und der tat-
sächlichen Relevanz für den Kunden.
Nimmt man den Facebook-Auftritt von
Merck mit ca. 2164 likes und vergleicht
diesen mit über 39.000.000 likes von
Coca-Cola stellt sich die Frage, ob hier
eine Social Media Präsenz überhaupt
sinnvoll ist. Es gilt der Grundsatz: Es
zählt, was der Kunde denkt! Viele
Unternehmen setzen aufs falsche
Pferd!
3) Touchpoint Evaluation: Aus der Syn -
these des internen und externen Touch-
point Audits ergeben sich die wichtig-
sten Kontaktpunkte für die Marke.
Diese können nun anhand einer inter-
nen und externen Qualitätsmessung
bewertet werden und somit Klarheit
über die derzeitige Wirkung geben.
Des Weiteren lassen Berechnungen
zum Return on Investment Schlüsse
über das Kosten-/Nutzenverhältnis zu.
Es gilt der Grundsatz: Wirkung zählt!
4) Touchpoint Action Plan: Ist die Wirkung
sowie das Kosten-/Nutzenverhältnis
aufgedeckt, folgt im vierten Schritt die
Erarbeitung eines detaillierten Aktions-
plans. Hier werden in einem systemati-
schen Prozess Maßnahmen zur Opti-
mierung, Ergänzung, Verstärkung oder
Eliminierung je Kontaktpunkt definiert.
Es gilt der Grundsatz: Erst denken,
dann handeln!
5) Touchpoint Tracking: Der letzte Schritt
beinhaltet die regelmäßige Kontrolle
der entscheidenden Key Performance
Indicators. Sind diese einmal festgelegt,
lässt sich die Wirksamkeit der einzelnen
Touchpoints kontinuierlich überprüfen.
Es gilt der Grundsatz: If you can’t
measure it, you can’t manage it.
Touchpoint-Management offenbart
erhebliche Einsparpotentiale.
Ein ganzheitliches Touchpoint Manage-
ment bedeutet: Kurzfristig Geld in die
Hand nehmen, mittel- und langfristig ein
Vielfaches einsparen. Wird Touchpoint
Management richtig betrieben, werden
erhebliche Einsparpotentiale identifiziert.
So geben Versicherungsunternehmen
jährlich viel Geld für Broschüren aus. Scha-
de nur, dass die meisten dieser Broschüren
„im Müll“ landen. In Fokusgruppenstudien
konnte festgestellt werden, dass von
mehr als 60 Broschüren lediglich 2 genutzt
werden, selbst von den eigenen Versiche-
rungsvertretern. Glaubt man einer Studie
der Absatzwirtschaft, so erzielte im Sep-
tember 2011 Zalando mit einem Budget
Abb. 4: Customer Touchpoint Management
WirkungWahrneh-mung in %
KostenSpendingsin Mio. €
Abb. 5: Werbewirkung pro Spendings im September 2011
Esch_Newsletter_05_2012:Esch_Newsletter_2012 21.05.2012 14:03 Uhr Seite 8
9
von ca. 500.000 Euro die gleiche Werbe-
wirkung wie VW mit einem Budget von
ca. 23.000.000 Euro (siehe Abb. 5). Eine
Studie mit 9 ausgewählten Touchpoints
innerhalb der Telekommunikationsbran-
che offenbarte, dass Radiospots der
betrachteten Unternehmen bei hohen
Kosten so gut wie keine Wirkung auf den
Endverbraucher hatten. Gutes Touchpoint-
Management setzt die Wirkung von
Touchpoints ins Verhältnis zu den Kosten.
Die Ergebnisse lassen erkennen, wo Touch-
points gehalten werden können, die Wir-
kung zu optimieren ist, die Kosten zu
reduzieren sind oder gar Touchpoints auf
den Prüfstand gestellt werden müssen.
Fazit:
Alle Kontaktpunkte leisten in irgendeiner
Form einen Beitrag für die Marke und
zahlen auf das Markenkonto ein. Wird
Customer Touchpoint Management ganz-
heitlich und systematisch durchgeführt,
ergeben sich zahlreiche Benefits. Kunden
werden auf den entscheidenden Kanälen
erreicht, Einsparpotentiale identifiziert,
Schwächen erkannt und Verbesserungen
kontinuierlich realisiert. Kontaktpunkte zu
vernachlässigen, bedeutet Chancen sträf-
lich zu vergeben. Im Extremfall kann dies
sogar zur Beschädigung der Marke füh-
ren. Customer Touchpoints lassen sich mit
einem bekannten Song von Klaus Lage
vergleichen, in dem es heißt: „Tausend Mal
berührt, …“ Was passiert entscheiden Sie.
ESCH. The Brand Consultants führen
derzeit eine Management-Studie zum
Status des Customer Touchpoint
Managements bei renommierten Unter-
nehmen in Deutschland durch. Falls Sie
Interesse an den Ergebnissen der Studie
haben, schreiben Sie uns einfach eine
E-Mail an [email protected].
Autoren: Esch, F.-R.; Kochann D.
Quick Takeaways:Wie gut ist Ihr Customer Touchpoint Management?
Esch_Newsletter_05_2012:Esch_Newsletter_2012 21.05.2012 14:03 Uhr Seite 9
10
Die Marke im Handel: Zurück in die Zukunft
Die Marke im Handel: Zurück in die
Zukunft
Die Zukunft ist nicht berechenbar. Gerade
dies macht ihre Faszination aus. Dennoch
ist es für Unternehmen notwendig, künfti-
ge Entwicklungen abzuschätzen und zu
prognostizieren. Daraus resultiert das
Bedürfnis, einen Blick in das künftige
Geschehen zu wagen. Im Auftrag von
Markant und in Kooperation mit der GfK
wurde in der Studie „Die Zukunft der
Marke, die Marke der Zukunft“ mit einem
aufwendigen Online-Delphi von rund 40
Experten aus Handel, Industrie und Wis-
senschaft sowie einer Befragung von über
5.000 Verbrauchern ein Zukunftsszenario
für die Marke durchgeführt, um dieser
Frage nach zugehen. Ziel war es, zu ermit-
teln, welche Rolle die Marke künftig im
Handel spielt, welche Anforderungen an
die Marke der Zukunft gestellt wird und
ob Hersteller- oder Handelsmarken
zukünftig die Nase vorne haben werden.
Die Marke ist auch künftig in der Pole
Position.
Zunächst die gute Botschaft vorab: Egal
ob Handels- oder Herstellermarke – die
Marke wird auch zukünftig die zentrale
Rolle für Kunden spielen, und das noch
vor dem Preis. Die Marke bietet Kunden
eine Vertrauensfunktion, sie ist die Orien-
tierung im Dschungel der Angebote und
prägt Präferenzen.
Die Marke von morgen muss alle Krite-
rien erfüllen.
Die Erwartungen an die Marke erhöhen
sich deutlich. Soziale Verantwortung,
Nachhaltigkeit, Gesundheitsbewusstsein,
die Übereinstimmung mit den eigenen
Werten sowie Transparenz und die Bereit-
stellung wichtiger Produktinformationen
sind künftige Anforderungen an die
Marke. Anders als bei den Experten sind
Qualität und Innovation aus Kundensicht
keine wesentlichen Anforderungen an die
Marke der Zukunft. Qualität wird erwar-
tet, Innovationen werden häufig nicht als
solche wahrgenommen. Zwar stimmen
Experten wie Kunden bei der künftigen
Bedeutung von Nachhaltigkeit und sozia-
ler Verantwortung überein, allerdings sind
Kunden nicht bereit, auch dafür zu bezah-
len: Nachhaltigkeit generiert kein Preispre-
Abb. 1: Relevanz künftiger Markeneigenschaften
Abb. 2: Marke & Preis
Esch_Newsletter_05_2012:Esch_Newsletter_2012 21.05.2012 14:03 Uhr Seite 10
11
mium. Zudem darf sie bei den Kunden
auch nicht zu Lasten der Convenience
gehen. Man kann somit den Eindruck
gewinnen, das Themen wie Nachhaltigkeit
und soziale Verantwortung von den Kon-
sumenten künftig als notwendige Bedin-
gung erachtet werden, ebenso wie eine
gegebene Qualität. Wer dagegen ver-
stößt, würde demnach bestraft werden.
Somit müssen Marken hier Mindesterwar-
tungen erfüllen. Dem Großteil der Marken
wird es allerdings kaum gelingen, sich
über Dimensionen wie Nachhaltigkeit und
soziale Verantwortung so profilieren zu
können, wie beispielsweise die Marke
„Frosch“ hinsichtlich der Umweltfreund-
lichkeit. Dies bleibt nur einigen Vorreitern
und Überzeugungstätern vorbehalten
(Abb. 1).
Der Preis bleibt heiß.
Die mangelnde Preisbereitschaft für Nach-
haltigkeit deutet schon auf die künftige
Rolle des Preises hin. Experten glauben
zwar, dass die Preissensibilität nicht zuneh-
men wird, doch bei 69 Prozent der
befragten Verbraucher dominiert der Preis
an zweiter Stelle nach der Marke bei der
Kaufentscheidung. Der Preis bleibt somit
wichtig (Abb. 2).
Die Marke muss für den Konsumenten-
dialog gewappnet sein.
Zusätzlich zeigen sich weitere Verschie-
bungen in der Kommunikation. 68 Pro-
zent der Konsumenten geben an, ihre
Produktwahl nicht aufgrund der Werbung
bekannter Marken zu fällen. „Bewertun-
gen von anderen Verbrauchern werden
immer wichtiger” prophezeit hier ein
befragter Experte. Menschen werden sich
zunehmend an den Meinungen und Emp-
fehlungen ihrer Mitmenschen orientieren.
Auch aufgrund erhöhter Verbraucher -
skepsis erlangen neutrale Informationen
zukünftig einen noch höheren Stellen-
wert. Und hier kommen der Trend der
zunehmenden Digitalisierung und die Ent-
wicklung der sozialen Medien ins Spiel, die
den Word-of-Mouth Trend katapultieren
werden. Die Kommunikation zwischen
Verbraucher und Hersteller wird durch die
neuen Möglichkeiten des World Wide Web
komplexer und intensiver. Doch diese Ent-
wicklung ist Fluch und Segen zugleich:
Die Vernetzung eröffnet eine neue Inter -
aktion und Partizipation mit dem Ver -
braucher, macht Unternehmen aber auch
transparent und damit krisenanfällig bei
Fehlverhalten. Die klare Schlüsselerkennt-
nis also: Die Marke von morgen muss ver-
trauenswürdig und authentisch sein, sonst
bleibt sie auf der Strecke (Abb. 3).
Es zählen die guten Erfahrungen und
das Vertrauen mit der Marke.
85 Prozent der Verbraucher geben an,
dass sie ihre Kaufentscheidungen auf-
grund guter Erfahrungen und dem Ver-
trauen in Marken fällen. Es ist der wichtig-
ste Kauftreiber für Kunden – auch in der
Zukunft. Offensichtlich ist es den Kunden
aber egal, ob es sich um eine Hersteller-
oder Handelsmarke handelt. Mehr noch:
Handelsmarken wie „gut & günstig“,
„Rewe Feine Welt“ und „Tandil“ werden
Abb. 3: Marke und Werbung
Abb. 4: Marke & Handelsmarke
Esch_Newsletter_05_2012:Esch_Newsletter_2012 21.05.2012 14:03 Uhr Seite 11
nach Experten- und Verbraucher -
meinungen immer bedeutender. „Das
Verschwimmen der Grenzen in Hinblick
auf die Differenzierung von Hersteller-
und Handelsmarken wird zunehmen“,
sagt ein Experte voraus. Verbraucher
würden künftig in der Tendenz sogar
weniger auf Handels- als auf Hersteller-
marken verzichten wollen. Dies ist ein har-
ter Schlag für Herstellermarken wie Lindt,
Ariel, Nivea und Co. (Abb. 4; Abb. 5).
Qualität und Innovation sind kein Diffe-
renzierungsmerkmal.
Geht man auf Ursachensuche, so zeigt
sich, dass Experten zwar an die Innovati-
onskraft und die Qualität von Hersteller-
marken glauben, Konsumenten aber klar
anderer Meinung sind: Bei 44 Prozent der
Deutschen ist die Qualität kein Grund, die
Herstellermarke gegenüber der Handels-
marke vorzuziehen. Auch über 50 Prozent
der Konsumenten unterscheiden nicht in
punkto Innovation zwischen Hersteller-
und Handelsmarke. Auch wenn insbeson-
dere Hersteller die Innovationskraft als
deutliches Differenzierungsmerkmal anse-
hen, für die Verbraucher spielt dies keine
Rolle. Entweder sind Neuentwicklungen
nicht für sie relevant oder sie nehmen
Innovationen schlicht und ergreifend
nicht wahr. Dafür spricht auch die hohe
Flopquote neuer Produkte, die die GfK
schon heute mit 70 Prozent beziffert.
Künftig müssen Innovationen demnach
noch stärker vom Kundenbedarf her
gedacht und wahrnehmbar vermittelt
werden (Abb. 6).
Handelsmarken kommen auf die Über-
holspur.
Diese Entwicklungen spielt Handelsmar-
ken in die Hände: Je mehr gute Erfahrun-
gen Verbraucher mit Handelsmarken
machen, umso mehr werden diese in der
Zukunft präferiert. Zudem wird das Han-
delsmarkenmanagement immer weiter
professionalisiert. Die Führung von Han-
delsmarken wird künftig so systematisch
erfolgen wie die Führung von Hersteller-
marken. Dies ist auch eine klare Ansage
für schwache Herstellermarken der Kate-
gorie B und C. Herstellermarken müssen
sich nicht nur warm anziehen, Mittelmaß
wird tödlich sein. Marken, die keine Rele-
vanz für den Verbraucher darstellen, wer-
den von den Handelsmarken verdrängt.
Marken von morgen müssen eine attrak-
tive Einzigartigkeit mit emotionalen und
funktionalen Nutzen bieten. B- und C-
Marken, die dies nicht leisten, sollten sich
unter das Dach eines großen Herstellers
begeben oder Handelsmarken-Konzepte
unter der Regie großer Handelsunterneh-
men entwickeln. Daneben behalten nur
einige lokale Marken sowie Hidden
Champions mit besonderen Spezialitäten
in klar abgegrenzten Bereichen ihre
Daseinsberechtigung. Nur Marken mit
einer klaren Identität und differenzieren-
den Positionierung werden morgen
erfolgreich sein.
Entscheidend für die Verbraucher ist, ob
es sich um eine starke oder schwache
Marke handelt und nicht, wo die Wurzeln
Abb. 5: Marke & Vertrauen
Abb. 6: Marke & Differenzierung
12
Esch_Newsletter_05_2012:Esch_Newsletter_2012 21.05.2012 14:03 Uhr Seite 12
13
der Marke liegen: im Handel oder beim
Hersteller.
Konsumenten sehnen sich nach Emotio-
nen und Erlebnis.
Hersteller sind gut beraten, Erlebniskon-
zepte sowie die Vermittlung von Emotio-
nen bis hin zu eigenen Storewelten, ob
real oder im Internet, im Kampf gegen
Handelsmarken zu forcieren. „Ich liebe
meine Marke nicht nur, weil sie vermeint -
liche Eigenschaften hat, sondern weil ich
diese erlebe“, schwärmt ein Experte. Die
Branchenstrategen sind sich einig, dass die
Herstellermarke durch die Schaffung eines
Zusatznutzens und bei hohem Involve-
ment punkten kann. Auch die befragten
Konsumenten machen ihren Wunsch nach
Herstellermarken mit emotionaler Kompe-
tenz laut. Verbraucher mit einer hohen
Affinität für Herstellermarken sehnen sich
auch mehr nach inspirierenden Einkaufser-
lebnissen. Die Marke von morgen erzählt
Geschichten. Sie entführt in aufregende
Erlebniswelten und weckt Emotionen.
Red-Bull Events, Maggi Kochstudios und
die Swarovski Kristallwelt sind heute schon
die Vorbilder von morgen.
Hersteller am Tropf des Handels oder
friedlicher Austausch?
Und wie wird das Spannungsverhältnis
zwischen Hersteller und Händler im Jahr
2030 aussehen? Obwohl einige Markenar-
tikler mit einer Abkopplung aus dem
Abhängigkeitsverhältnis zum Handel lieb-
äugeln, ist eine Partnerschaft doch der
erfolgversprechendste Weg für die
Zukunft. „Man sollte es in 20 Jahren
geschafft haben, dass es ein gutes Mitein-
ander gibt, dass man sich austauscht und
gemeinsam versucht, den Verbraucher zu
binden und eine Zufriedenheit beim Ver-
braucher zu erreichen“, empfiehlt ein
Experte. Die Bündelung des Know-how
des Handels beim Category Management
und der Expertise im Markenmanagement
der Hersteller eröffnet revolutionierende
Chancen und einen enormen Wettbe-
werbsvorteil. Darüber hinaus mündet eine
enge Zusammenarbeit in der Realisierung
von Synergien und Schaffung von Innova-
tionen, nicht nur im Sortiment, sondern
auch in Logistik, Service, Vertrieb und Pro-
zessen. In der Idealvorstellung einer gelin-
genden Kooperation würde dies für den
Konsumenten eine vollkommene Bedürf-
nisbefriedigung bedeuten.
Niemand ist eine Insel: Eine fruchtbare
Kooperation zwischen Hersteller und
Handel ist besser als Konfrontation.
Zur Studie:
Im Auftrag der Markant Handelsorganisa-
tion haben ESCH. The Brand Consultants
in einem aufwendigen und einzigartigen
Studienkonzept das Erwartungsprofil der
Marke der Zukunft insbesondere im Hin-
blick auf Fast Moving Consumer Goods
ermittelt. In Zusammenarbeit mit der
Gesellschaft für Konsumforschung (GfK)
wurden führende Strategen aus dem
gesamten deutschen Lebensmittelhandel
und der Markenartikelindustrie nach der
Delphi-Methode zum Erwartungsprofil
der Marke von morgen befragt. In der
nächsten Studienphase folgte eine reprä-
sentative Verbraucherbefragung, bei der
Konsumenten die Thesen und Einschät-
zungen der Experten bewerten mussten.
Schlussendlich wurden beide Perspektiven
gegenübergestellt und Zukunftsszenarien
für die Markenlandschaft 2030 abgeleitet.
Zu MARKANT: Aufgabe der Handels -
kooperation MARKANT AG mit Sitz in
Pfäffikon (Schweiz) ist die Sicherung der
Eigen- und Selbstständigkeit und damit
der Zukunft des unabhängigen Handels.
Angeschlossen sind über 200 eigen -
ständige internationale Groß- und Einzel-
handelsunternehmen. Diese sind überwie-
gend tätig in den Branchen Lebens mittel-
handel, Drogeriemärkte, Bau- und Garten-
märkte, Kaufhäuser, Pharmagroßhandel.
Die vollständige Publikation finden Sie
unter: www.markant.com/markenstudie
Autoren: Esch, F.-R.; Fröhling R.
Esch_Newsletter_05_2012:Esch_Newsletter_2012 21.05.2012 14:03 Uhr Seite 13