Einfhrung in Kants Anthropologie
Bearbeitet vonMichel Foucault, Ute Frietsch, Andrea Hemminger
1. Auflage 2010. Taschenbuch. 140 S. PaperbackISBN 978 3 518 58547 4
Format (B x L): 12,1 x 20,3 cmGewicht: 196 g
Weitere Fachgebiete > Philosophie, Wissenschaftstheorie, Informationswissenschaft >Philosophie: Allgemeines > Westliche Philosophie: Deutscher Idealismus
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Leseprobe
Foucault, MichelEinfhrung in Kants Anthropologie
Aus dem Franzsischen von Ute Frietsch Mit einem Nachwort von AndreaHemminger
Suhrkamp Verlag978-3-518-58547-4
Suhrkamp Verlag
SV
Michel Foucault
Einfhrung inKants Anthropologie
Aus dem Franzsischenvon Ute Frietsch
Mit einem Nachwortvon Andrea Hemminger
Suhrkamp
Titel der Originalausgabe:Michel Foucault Introduction a lAnthropologie de Kant
(Genese et structure de lAnthropologie de Kant) Librairie Philosophique J. Vrin, Paris 2008
http://www.vrin.fr
Diese Ausgabe wurde unter der Leitung vonDaniel Defert, Francois Ewald und Frederic Gros herausgegeben.
Die Verffentlichung erfolgt mit freundlicher Untersttzungdes Franzsischen Ministeriums fr Kultur
Centre National du Livreund der Maison des sciences d lhomme.
Ouvrage publie avec le concoursdu Ministere francais charge de la culture Centre National du Livre
et la Maison des sciences de lhomme.
Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation
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Erste Auflage 2010 der deutschen Ausgabe Suhrkamp Verlag
Berlin 2010Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das
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Satz: TypoForum GmbH, SeelbachDruck: Druckhaus Nomos, Sinzheim
Printed in GermanyUmschlag: Werner Zegarzewski
ISBN 978-3-518-58547-4
1 2 3 4 5 6 15 14 13 12 11 10
Inhalt
Vorwort der Herausgeber7
Michel FoucaultEinfhrung in Kants Anthropologie
13
Andrea HemmingerNachwort
119
Vorwort
Ergnzungsschriften zu Doktorarbeiten (theses complemen-taires) wurden blicherweise nicht verffentlicht. Bei ber-setzung, Einfhrung und Anmerkung zu Kants Anthropo-logie in pragmatischer Hinsicht handelte es sich nun aber umdie Ergnzungsschrift Foucaults zu seiner Doktorarbeit.1
1 Der doctorat detat, den Foucault ablegte, entsprach in etwa einer deut-schen Habilitation (Anm.d..).
Wahnsinn und Gesellschaft, der Hauptteil, mute zunchsteinen Verleger finden, bevor er einer Kommission vorgelegtwerden konnte. So war die Bestimmung vor 1968. FoucaultsSchwierigkeiten, dieses Werk zu verffentlichen, sind be-kannt.2
2 Michel Foucault, Schriften in vier Bnden. Dits et Ecrits, hg. von DanielDefert und Francois Ewald unter Mitarbeit von Jacques Lagrange, Band 4,Nr.348, Frankfurt am Main 2005, S.799-807, hier: S.799-800.
Die Kommission fr die Ergnzungsschrift, die ausJean Hyppolite und Maurice de Gandillac bestand, regteFoucault auerdem an, die Verffentlichung seiner berset-zung und die seines Kommentarteils zu trennen, da sie indem Kommentar den Auftakt zu einer eigenstndigen Schrifterkannte. Foucault kam dieser Anregung mit durchschla-gendem Erfolg nach: Er schrieb Die Ordnung der Dinge.
Foucault fhrte seine Recherche zur Einfhrung in KantsAnthropologie zwischen 1959 und 1960 in Hamburg durch,als er dort, unweit von Rostock, wo die AufzeichnungenKants verwahrt waren, das Institut Francais leitete. Er gibtmehrmals die Varianten zwischen den Handschriften undder Edition von Nicolovius an. Dennoch gibt es keinen Be-leg dafr, da dieser groe Archivschnffler direkt an denHandschriften gearbeitet htte. In der kurzen Einleitung zuseiner bersetzung, die er 1964 verffentlichte,3
3 Emmanuel Kant, Anthropologie du point de vue pragmatique, traductionfrancaise par Michel Foucault, Paris 1964; wiederaufgelegt 1970 sowie als
przisiert
7
Taschenbuch 1991, 1994 und 2002. Vgl. Michel Foucault, GeschichtlicherAbriss, in: Michel Foucault, Schriften in vier Bnden. Dits et Ecrits, hg. vonDaniel Defert und Francois Ewald unter Mitarbeit von Jacques Lagrange,Band 1, Frankfurt am Main 2001, S.391-397 (Anm.d..).
Foucault, da die wichtigsten Lesarten in der groen Kant-ausgabe der Preuischen Akademie der Wissenschaften ver-zeichnet sind, die er benutzte.4
4 Foucault arbeitete sowohl in seiner bersetzung von Kants Anthropologie inpragmatischer Hinsicht wie in seiner hier vorliegenden Einfhrung in KantsAnthropologie mit der Akademieausgabe: Kniglich Preuische Akademieder Wissenschaften (Hg.), Kants gesammelte Schriften, 29 Bnde, Berlin1910-1983; die Referenzen der Akademieausgabe sind im folgenden abge-krzt als AK mit lateinischer Band- und arabischer Seitenangabe (Anm.d..).
Seine anderen Quellen findensich in den elf Bnden der Cassirer-Ausgabe von 1922, die erin Deutschland erstand und in seinem Besitz behielt.5
5 Die Referenzen der Cassirer-Ausgabe sind im folgenden durch Referenzender gngigeren Weischedel-Ausgabe ersetzt: Wilhelm Weischedel (Hg.),Immanuel Kant. Werkausgabe in XII Bnden, Frankfurt am Main 1977-1995; die Referenzen der Weischedel-Ausgabe sind abgekrzt als WA mitlateinischer Band- und arabischer Seitenangabe (Anm.d..).
Die tiefe Geologie von Kants Text, der ber 25 Jahrehinweg als Unterrichtsthema die Entstehung des kritischenDenkens begleitete, wird von Foucault mittels der Katego-rien der Genese und Struktur befragt, eine Hommage andas groe Werk des Betreuers der Arbeit, Jean Hyppolite,ber Hegels Phnomenologie. Nur der Anfang und dasEnde des Essays von Foucault sttzen sich indes auf dieseKategorien, das Herz der Studie rekurriert eher auf die Heideggersche Kategorie der Wiederholung. Die Anthro-pologie in pragmatischer Hinsicht ist weder Ergebnis nochTeil des kritischen Unternehmens von Kant, sondern derVersuch, die empirische Anthropologie so, wie sie sich im18.Jahrhundert konstituiert mit der kritischen Philosophiein Einklang zu bringen. Die Untersuchung Foucaults ver-folgt dabei in der Tat eine Frage, die fr ihn seit den 1950erJahren wesentlich ist und die schon von Husserl aufgewor-fen wurde: die wachsende Anthropologisierung der Philoso-
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phie, von der Heideggers Denken, das niemals zitiert wird,das aber dennoch sehr prsent ist, vielleicht selbst nichtunversehrt geblieben ist.
Bereits Menschenkenntnis und transzendentale Refle-xion (Connaissance de lhomme et reflexion transcen-dantale), eine Vorlesung, die Foucault 1952-1953 an derUniversitt Lille hielt 97 handschriftliche Bgen, der l-teste philosophische Text, der von Foucault erhalten ist ,zeichnet das Schicksal des anthropologischen Themas in derPhilosophie des 19. Jahrhunderts nach: Kant, Hegel, Feuer-bach, Marx, Dilthey, Nietzsche. Von Kant wird dort nur derkurze Text der Logik, verffentlicht 1800 durch GottlobBenjamin Jsche bei Nicolovius, kommentiert.
Seit 1952 liest Foucault de[n] grosse[n] Chines[en] vonKnigsberg, [der] selbst nur ein groer Kritiker [war]6
6 Friedrich Nietzsche, Jenseits von Gut und Bse. Zur Genealogie der Moral(1886-1887), in: Giorgio Colli und Mazzino Montinari (Hg.), Nietzsche.Werke. Kritische Gesamtausgabe, Band 2, Berlin 1968, Aphorismus 210,S.148.
mitNietzsche und seit 1953 Kant und Nietzsche mit Heidegger.Das Vorwort zu Binswanger von 19547
7 Michel Foucault, Introduction, in: Ludwig Binswanger, Le Reve et lExi-stence (Traum und Existenz), Paris 1954; wiederaufgenommen in: Foucault,Schriften in vier Bnden, Band 1, S.107-174.
und das letzte Kapi-tel von Wahnsinn und Gesellschaft, der AnthropologischeZirkel, bezeugen dies. Als Foucault 1964 auf den Rat vonGeorges Canguilhem seine bersetzung von Kants Anthro-pologie dem Verlag Vrin anbietet, ist er in der Lage, in einerFunote eine baldige Untersuchung der Beziehungen zwi-schen dem kritischen Denken und der anthropologischenReflexion anzukndigen.8
8 Vgl. Michel Foucault, Geschichtlicher Abriss, in: Schriften in vier Bnden,Band 1, S.391-397, hier: S.397, Funote (Anm.d..).
Im November 1963, anllich einer langen Kontempla-tion zu dem Gemlde Las Meninas im Prado, erahnt Fou-cault dann aber die groen Linien einer Geschichte des
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bergangs vom Zeitalter der Reprsentation in das Zeital-ter der Anthropologie. Den zweiten Teil seiner Doktorarbeitzu verffentlichen, der diese Geschichte bereits ankndigt,ohne ber eine geeignete Methode zu verfgen, wre nunkontraproduktiv gewesen. In einer noch jungen Konfigura-tion des Wissens einem Wissen der Produktion, der Lebe-wesen und der Sprachen , und nicht im Schicksal der moder-nen Philosophie, situiert er nun das Auftauchen und daswahrscheinliche Verschwinden der Figur des Menschen, dieim 18. Jah
