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Kristin Bührig, Bernd Meyer Die dritte Person: Der Gebrauch von Pronomina in gedol- metschten Aufklärungsgesprächen1 Universität Hamburg – Sonderforschungsbereich Mehrsprachigkeit The paper examines the relevance of the institutional setting for bilingual doctor- patient-communication and its consequences for ad hoc interpreting. Focusing on linguistic forms such as passive constructions, indefinite pronouns (man, ‚one‘), and personal pronouns (wir, ‚we‘), we will show that the ways in which doctors and ad hoc interpreters refer to medical agents differ systematically not only due to the contrast between source and target language (German and Portuguese), but also be- cause of the position of the interpreters within the institutional framework. 1. Einleitung Untersuchungen des sprachlichen Handelns in Institutionen zeigen, dass in- stitutionelle Kommunikation spezifische Charakteristika aufweist. Ein Aspekt, an dem sich viele Untersuchungen orientieren, ist der Unterschied zwischen den Repräsentanten einer Institution, den Agenten 2 , und ihren Klienten. Es gibt sicherlich einen Konsens darüber, dass dieser Unterschied vielfältige Konsequenzen für den Gesprächsverlauf, den Turnwechsel und die Wissens- verteilung hat (vgl. Sarangi/ Roberts 1999, Drew/ Heritage 1992). Die systematische Unterscheidung zwischen den Agenten einer Institution und ihren Klienten ist für eine handlungstheoretische Analyse institutioneller Kommunikation grundlegend. Der handlungstheoretische Ansatz bezieht sich 1 Die vorliegende Arbeit wurde im Rahmen des SFB 538 Mehrsprachigkeit von der Deut- schen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt liegt bei den Autoren. Für wertvolle Anregungen und konstruktive Kritik möchten wir an die- ser Stelle Kurt Braunmüller, Gisella Ferraresi, Angelika Gärtner, Maria Goldbach, Ludger Hoffmann, Imme Kuchenbrandt, Jürgen Meisel, Erkan Özdil, Jochen Rehbein, Esther Rinke und Jan ten Thije danken. 2 Zum Begriffspaar ‚Agent‘ und ‚Klient‘ vgl. Ehlich/ Rehbein (1979 bzw. 1994).

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Kristin Bührig, Bernd Meyer

Die dritte Person: Der Gebrauch von Pronomina in gedol-metschten Aufklärungsgesprächen1

Universität Hamburg – Sonderforschungsbereich Mehrsprachigkeit

The paper examines the relevance of the institutional setting for bilingual doctor-patient-communication and its consequences for ad hoc interpreting. Focusing onlinguistic forms such as passive constructions, indefinite pronouns (man, ‚one‘), andpersonal pronouns (wir, ‚we‘), we will show that the ways in which doctors and adhoc interpreters refer to medical agents differ systematically not only due to thecontrast between source and target language (German and Portuguese), but also be-cause of the position of the interpreters within the institutional framework.

1. Einleitung

Untersuchungen des sprachlichen Handelns in Institutionen zeigen, dass in-stitutionelle Kommunikation spezifische Charakteristika aufweist. Ein Aspekt,an dem sich viele Untersuchungen orientieren, ist der Unterschied zwischenden Repräsentanten einer Institution, den Agenten2, und ihren Klienten. Esgibt sicherlich einen Konsens darüber, dass dieser Unterschied vielfältigeKonsequenzen für den Gesprächsverlauf, den Turnwechsel und die Wissens-verteilung hat (vgl. Sarangi/ Roberts 1999, Drew/ Heritage 1992).Die systematische Unterscheidung zwischen den Agenten einer Institution undihren Klienten ist für eine handlungstheoretische Analyse institutionellerKommunikation grundlegend. Der handlungstheoretische Ansatz bezieht sich

1 Die vorliegende Arbeit wurde im Rahmen des SFB 538 Mehrsprachigkeit von der Deut-

schen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt liegtbei den Autoren. Für wertvolle Anregungen und konstruktive Kritik möchten wir an die-ser Stelle Kurt Braunmüller, Gisella Ferraresi, Angelika Gärtner, Maria Goldbach, LudgerHoffmann, Imme Kuchenbrandt, Jürgen Meisel, Erkan Özdil, Jochen Rehbein, EstherRinke und Jan ten Thije danken.

2 Zum Begriffspaar ‚Agent‘ und ‚Klient‘ vgl. Ehlich/ Rehbein (1979 bzw. 1994).

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auf verschiedene wissenschaftliche Traditionen, für die Sprache und sprachli-ches Handeln einen zentralen Bezugspunkt darstellen: Sprachpsychologie(Bühler 1934), Entwicklungspsychologie (Wygotski 1934/ 1986), Philosophie(Austin 1962), und marxistische Gesellschaftstheorie (Althusser 1975,Poulantzas 1975). Ehlich/ Rehbein (1977, 1986) haben am Beispiel der Schulediese unterschiedlichen Traditionen für die Analyse des sprachlichen Han-delns in Institutionen fruchtbar gemacht und gezeigt, wie der Zweck als einegesellschaftlich geprägte und überlieferte Entität das sprachlichen Handelnvon Agenten und Klienten steuert. Institutionen sind nach dieser Auffassung‚gesellschaftliche Apparate‘, die gesellschaftliche Verhältnisse in das Handelneinzelner Individuen vermitteln. Vor allem in Institutionen der individuellenReproduktion (Krankenhäuser, Kirchen, Familien) und in politisch-juristi-schen Institutionen (Staat, Verwaltung, Justiz) wird diese Vermittlung zu ei-nem wesentlichen Teil sprachlich geleistet.In Bezug auf das Dolmetschen im Krankenhaus stellt sich die Frage, inwie-weit es dolmetschenden Personen gelingt, die Funktion sprachlicher Mittel iminstitutionellen Diskurs zu reproduzieren. Wir untersuchen diese Frage anhandeines bestimmten Diskurstyps, dem ‚Aufklärungsgespräch‘. In der Analyseeines Korpus von 19 Aufklärungsgesprächen (monolinguale und deutsch-por-tugiesische) zeigt sich, dass Ärzte in ihren Beschreibungen des Verlaufs einermedizinischen Handlung häufig das Passiv oder das Indefinitpronomen ‚man‘wählen, um auf die Aktanten dieser Handlung (sie selbst oder ihre Kollegen)sprachlich Bezug zu nehmen. Dolmetschende Personen tendieren dazu, dieseVerfahren durch Verwendung anaphorischer Ausdrücke zu ersetzen (vgl.Abb.1).

'wir'

'man'

Passiv

DOL 3. Person Plural

Deutsch Portugiesisch

Abb.1: Unterschiedlicher Aktantenbezug beim Dolmetschen von Aufklärungsgesprächen(Deutsch-Portugiesisch)

In der Analyse gehen wir der These nach, dass Ärzte nicht zufällig zwischendeiktischen Personalpronomina (‚wir‘), Indefinitpronomina (‚man‘) unddeagentivierten Konstruktionen (Passiv) wechseln. Die überwiegende Ver-wendung der dritten Person Plural durch dolmetschende Personen hat Auswir-

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kungen auf die Handlungsqualität des ärztlichen Beschreibens der medizini-schen Methode. Eine Einflussgröße, die den Wechsel im Pronominalgebrauchmit bedingt, ist nach unserer Auffassung das Nichtvorhandensein eines demdeutschen Pronomen ‚man‘ entsprechenden Ausdrucksmittels im Portugiesi-schen.

2. Stand der Forschung

Bisherige Forschungen zum Gesprächsdolmetschen thematisieren in ersterLinie die Prozesse der Gesprächsorganisation unter den Bedingungen derSprachbarriere. Wadensjö (1992) konzentriert sich in ihren Untersuchungenauf die Bedeutung der dolmetschenden Person für das Zustandekommen derInteraktion. Mit Bezug auf Goffmans Konzept des ‚participation framework‘werden verschiedene Rollen der dolmetschenden Person bestimmt und dieFunktionalität dieser Rollen für die Ermöglichung der Interaktion herausgear-beitet. Bolden (2000) zeigt am Beispiel von Frage-Antwort-Sequenzen in An-amnesegesprächen, dass „the interpreters’ actions are primarily structured bytheir understanding of the ongoing activity“. Die Annahmen des Dolmetschersüber die Zwecke des Anamnesegesprächs sind demnach wichtiger für ihrsprachliches Handeln als normative Vorstellungen über ‚gutes Dolmetschen‘.Cambridge (1999) stellt im Unterschied dazu in simulierten gedolmetschtenAnamnesegesprächen einen „loss of information“ und einen „mismatch ofmessages“ fest, der zum Teil aus der Unkenntnis der Dolmetscher hinsichtlichder „routines and procedures of medical consulations“ resultiere. Die Rele-vanz des Diskurstyps für das Dolmetschen betonen auch Tebble (1999) undPöchhacker/ Kadric (1999). Meyer (2000) kommt zu der Schlussfolgerung,dass der Transfer medizinischer Termini durch ad hoc-Dolmetscher (Kranken-schwestern oder Angehörige) von dem Wissen abhängt, dass die Dolmetscherüber die Erwartungen und Kenntnisse der jeweiligen Hörer haben. Die Anpas-sung von Fachwissen an das Alltagswissen der Patienten durch ungeschulteDolmetscher wird auch in der Fallstudie von Rehbein (1985) diskutiert. EinenÜberblick über die Vor- und Nachteile, die mit dem Einsatz verschiedenerDolmetschertypen (bilinguale Angestellte, Angehörige der Patienten, ge-schulte Dolmetscher) verbunden sind, gibt Pauwels (1994).Auf den besonderen Pronominalgebrauch von ungeschulten Dolmetschern(‚mediators‘) wurde bisher lediglich in den Arbeiten von Knapp/ Knapp-Potthoff (1985, 1986) hingewiesen. Diese Autoren betonen ebenfalls die chan-gierenden Rollenübernahmen von Gesprächsdolmetschern und weisen daraufhin, dass die dolmetschenden Personen durch Pronomina deutlich machen

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können, ob und inwieweit sie die Autorenschaft für das Gesagte übernehmen.Durch Matrixkonstruktionen (wie „Er sagt, dass...“) können solche Sprach-mittler deutlich machen, dass sie nicht die Urheber des im subordinierten Teilder Äußerung verbalisierten Gehalts sind (Knapp/ Knapp-Potthoff 1986, 153).Bührig/ Rehbein (2000) betonen, dass dieses Verfahren der besonderenKonstellation im Konsekutivdolmetschen geschuldet ist, bei der die dol-metschende Person zur Überbringerin von sprachlichen Handlungen der pri-mären Aktanten wird.

3. Wie Ärzte medizinische Handlungen ankündigen und beschrei-ben: qualitative und quantitative Aspekte

Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht die Translation von sprachlichen Mitteln,mit denen ein Bezug zu den Aktanten einer Konstellation ausgedrückt wird.Zu diesen Mitteln gehören Personalpronomina, Indefinitpronomina, Passiv-konstruktionen, Medial-Konstruktionen, oder, in so genannten Null-Subjekt-Sprachen, die Kongruenzmorphologie am Verb. Es geht darum, wie institutio-nelle Agenten, in diesem Fall Ärzte, ihre Beteiligung an medizinischenHandlungen sprachlich vermitteln. Die Beispiele (B1-B6) sind an authentischeFälle aus unserem Korpus angelehnt (A= Arzt, D= dolmetschende Person).

(B1) (Personalpronomen)A: Wir wollen noch eine Magenspiegelung machen.

(B2) (Indefinitpronomen)A: Und dann kann man den Magen angucken.

(B3) (Passiv)A: Es soll noch eine Magenspiegelung gemacht werden.

(B4) (‚Pseudopassiv‘)A: Sie kriegen einen Schlauch. Den müssen Sie schlucken.

(B5) (Medial-Konstruktion)D: Faz-se uma pequena raspagem. (Man macht eine kleine Schramme)

(B6) (Null-Subjekt)D: Vão lhe fazer Ultraschall. (Sie werden bei dir Ultraschall machen)

K. Bührig/ B. Meyer: Die dritte Person: der Gebrauch... 5

In allen diesen Beispielen geht es um Handlungen, die von Ärzten ausgeführtwerden. Nur in einem Fall (B1) wird die Agensrolle des Verbs so besetzt, dasseine definite Menge von möglichen Aktanten durch das Pronomen fokussiertwird. In allen anderen Fällen können diejenigen, die die Handlung ausführen,möglicherweise vom Patienten inferiert werden. Eine explizite Fokussierungdes Hörers auf eine bestimmte Person oder Personengruppe durch sprachlicheMittel findet jedoch nicht statt.3 In Beispiel (6) erscheint zwar in der engli-schen Übersetzung ein Subjektspronomen, nicht jedoch in der portugiesischenÄußerung des Dolmetschers. Dort wird lediglich durch die Flexionsmorpholo-gie eine Aktantengruppe charakterisiert, die jedoch weniger konturiert ist alsin Beispiel (1). In Beispiel (1) wird mit ‚wir‘ eine Gruppe von Aktanten derSprechsituation fokussiert, die den Sprecher einschließt. Die dritte Person Plu-ral in (6) hingegen hat keinen notwendigen Bezug auf einen oder mehrereAktanten der Sprechsituation. Dieser Bezug muss vom Hörer inferiert wer-den.4

Die verschiedenen sprachlichen Mittel zur Besetzung der Agensrolle haben inAufklärungsgesprächen eine besondere Funktionalität. In Einzelstudien (Büh-rig/ Meyer/ Durlanık 2000; Meyer 2000, Meyer 2002) wurde herausgearbeitet,dass Aufklärungsgespräche an verschiedenen Punkten des institutionellenHandlungsablaufs im Krankenhaus lokalisiert sind. Es können daher verschie-dene Typen von Aufklärungsgesprächen unterschieden werden, die aufgrundihrer Position im Handlungsablauf jeweils eine besondere Struktur haben. DerArzt, der das Gespräch führt, ist nicht notwendigerweise an der Durchführungdes Eingriffs beteiligt. Da auf Seiten der Institution verschiedene Aktanten ander Interaktion mit den Patienten beteiligt sind, ist zu erwarten, dass sich dieseinstitutionelle Arbeitsteilung auch sprachlich in der Verwendung verschiede-ner Pronomina oder anderer Mittel niederschlägt.Auch die Tatsache, dass mit Aufklärungsgesprächen besondere kommunika-tive Zwecke umgesetzt werden, wirkt sich, wie wir zeigen werden, auf dieVersprachlichung institutioneller Aktanten aus.5

Wir untersuchen in erster Linie Aufklärungsgespräche vor diagnostischenEingriffen. Diese Aufklärungsgespräche sind durch zwei institutionelle Not-wendigkeiten geprägt: Der Arzt muss dem Patienten ankündigen, dass eine

3 Die Beispiele (5) und (6) sind die von einem ad hoc Dolmetscher ins Portugiesische

transferierten Äußerungen eines Arztes.4 Zum Zusammenhang von Sprechsituation und Person/ Numerus-Merkmalen vgl. Redder

(1992).5 Es können Aufklärungsgespräche vor diagnostischen Eingriffen, vor therapeutischen

Eingriffen, vor ambulanten Behandlungen und vor Anästhesien unterschieden werden.

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bestimmte Methode geplant ist. Diese Methode muss beschrieben werden, sodass der Patient in der Lage ist zu kooperieren. Darüber hinaus muss jedochder Patient der Methode auch noch zustimmen. Das bedeutet, dass auch diemit der medizinischen Handlung verbundenen Risiken angesprochen werdenmüssen.6 Die Zustimmung des Patienten zur Durchführung der Methode solldadurch zustande kommen, dass Risiken und Ziele der medizinischen Hand-lung miteinander abgewogen werden. In der Grafik 2 sind die verschiedenensprachlichen Handlungen und die mit ihnen verbundenen Zwecke zusammen-gefasst.Wie Abbildung 2 zeigt, dienen die Ankündigung und die Beschreibung dergeplanten medizinischen Handlung der Orientierung des Patienten im Hand-lungsablauf. Der Patient muss erfahren, a) dass eine medizinische Handlunggeplant ist, b) wie sie gemacht wird und was sein Anteil daran ist, und c) wa-rum die Untersuchung gemacht wird. Die sprachlichen Handlungsmuster, diehierbei relevant sind, sind das ‚Ankündigen‘ und das ‚Beschreiben‘.7

Abb.2: Kombination sprachlicher Handlungen in Aufklärungsgesprächen

Im folgenden konzentrieren wir unsere Analyse auf die sprachliche Kenn-zeichnung der institutionellen Agenten (der Ärzte) in diesen sprachlichenHandlungen. Anders gesagt: In welcher Form machen Ärzte den Patienten dieBeteiligung von Ärzten an den geplanten medizinischen Handlungen deutlich?Wir betrachten zunächst ein konkretes Beispiel und geben dann eine Übersichtüber die quantitative Verteilung in unserem Korpus. Die quantitative Analysebasiert auf der Auswertung von 19 bisher transkribierten Aufklärungsgesprä-chen, von denen 15 gedolmetscht und 4 monolingual sind.

6 Zugleich geht es auch darum, dass der Patient den geplanten Eingriff billigt. Dieser As-

pekt wird jedoch erst in der zweiten Phase des Gesprächs deutlich, in welcher auf die Ri-siken des Eingriffs hingewiesen und diese illustriert werden. Zur Versprachlichung vonRisiken eines Eingriffs bzw. Nebenwirkungen und ihrer Verdolmetschung vgl. auchTebble (1999), Bührig (2001).

7 Zu den genannten Formen sprachlichen Handelns vgl. Rehbein (1981, 1984).

Ankündigen Beschreiben Hinweisen Illustrieren Monitoren

Gesprächsverlauf

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3.1 Agentenbezug in Aufklärungsgesprächen – ein empirisches BeispielIn dem Beispiel (B7) spricht die Internistin (A) mit einem portugiesischenRentner (P), der von seiner Nichte (D) begleitet wird. Der Patient hält sichschon länger im Krankenhaus auf. Bei ihm werden diverse Untersuchungendurchgeführt. Obwohl er schon lange in Deutschland lebt, sind seine Deutsch-kenntnisse gering.

(B7) Ankündigen der geplanten medizinischen Handlung1 /1  /2 

A Gut  • • Äähm, Herr Gomes, wir wollen • bei Ihnen zwei 2 /3 

A Untersuchungen noch • durch[führen]. • • Und zwar einmal eine [schwebend

3 A Magenspiegelung und einmal • ein Ultraschall des Herzens durch die 4 /4 

A Speiseröhre. ((2s)) [Hm]  D O tio percebeu? Ou… Ach

/7  /8 

P Percebi. Disse

[fallend-steigend

/5 /6 /7

Ich habe es verstanden. Sie hat

Hast du das verstanden? Oder...

In Äußerung (2) kündigt die Ärztin zwei weitere Untersuchungen an. Sie ver-wendet dabei mit ‚wir‘ einen deiktischen Ausdruck, mit dem sie deutlichmacht, dass die Ärzte dieses Krankenhauses die Untersuchungen durchführenwollen. Es handelt sich nicht um ein hörerinklusives ‚wir‘. Vielmehr wird mit‚wir‘ unterstellt, dass es um eine Handlung von Aktanten geht, die dem Pa-tienten schon bekannt sind.Nachdem die Verdolmetschung dieser Ankündigung einige Minuten in An-spruch genommen hat, kommt es zu einer Beschreibung einer der Untersu-chungen, der Magenspiegelung. Da der Patient über geringe Deutschkennt-nisse verfügt und diese Methode schon kennt, wird die Beschreibung der Me-thode durch die Ärztin nicht gedolmetscht.

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(B8) Beschreiben der geplanten medizinischen Handlung

24 /61  /62 

A Magenspiegelung, genau. Da bekommen Sie hier/ /60 

P Magenspiegelung. 25 /64 

A da müssen Sie einen Schlauch schlucken, • ne? ((1s)) Den/ der wird /63 

P [Hm]  [fallend-steigend

26 /65  /66 

A eingeführt. • Und dann • schlucken Sie einmal. Und dann • geht er 27 /67  /68 

A durch die Speiseröhre bis in den Magen. • • Ne? • Und dann kann

In dieser Beschreibung geht es um den Verlauf der geplanten Handlung ‚Ma-genspiegelung‘. Die grau unterlegte Teilhandlung (Einführen des Schlauchsbis in den Magen) ist eine Kooperation zwischen Arzt und Patient. Trotzdemwird eine explizite sprachliche Bezugnahme auf die ärztlichen Aktanten ver-mieden (Passiv, „der wird eingeführt“ bzw. „er [der Schlauch] geht“). EineTeilhandlung des Patienten wird hingegen explizit erwähnt (Äußerung 65,„Und dann schlucken Sie einmal.“) Im nächsten Abschnitt zeigen wir, dass derUnterschied zwischen Ankündigungen und Beschreibungen in allen Aufklä-rungsgesprächen häufig ist.

3.2 Quantifizierung: Pronominalgebrauch beim ‚Ankündigen‘ und ‚Be-schreiben‘ durch Ärzte

Die Tabellen 1 und 2 zeigen, dass sowohl in gedolmetschten, als auch in mo-nolingualen ärztlichen Ankündigungen der Gebrauch des Personalpronomens‚wir‘ einheitlich, bei nur geringen Abweichungen, überwiegt. Die Angabenerfolgen in absoluten Zahlen.

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man wir Passiv

Tab.1: Ärztlicher Pronominalgebrauch in gedolmetschten ärztlichen Ankündigungen

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man wir Passiv

Tab.2: Ärztlicher Pronominalgebrauch in monolingualen Ankündigungen

In monolingualen und gedolmetschten Beschreibungen der geplanten Hand-lung ändert sich das Bild. Hier verwenden die Ärzte deutlich häufiger das Pro-nomen ‚man‘ oder das Vorgangspassiv. Der Gebrauch des Pronomens ‚wir‘geht zurück.

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man wir Passiv

Tab.3: Ärztlicher Pronominalgebrauch in gedolmetschten Beschreibungen

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man wir Passiv

Tab.4: Ärztlicher Pronominalgebrauch in monolingualen Beschreibungen

3.3 Aktantenbezug beim ‚Ankündigen‘ und ‚Beschreiben‘ ärztlicherHand-lungen

Der Wechsel im Pronominalgebrauch lässt sich unserer Meinung nach durchdie in den Ankündigungen und Beschreibungen jeweils unterschiedlicheAktantenkonstellation erklären. Für Ankündigungen ist typisch, dass zweiAktanten in einem Handlungsprozess stehen und der anzukündigende Sach-verhalt nur von einem der beiden antizipiert wird (vgl. Rehbein 1981). Dieslässt erwarten, dass in der Äußerung, mit der die Ankündigung realisiert wird,eine aktuell handelnde Person benannt wird, die mit dem Hörer in einemHandlungssystem steht. Dies kann durch einen sprecherdeiktischen Ausdruckwie ‚ich‘ oder ‚wir‘ geschehen. Da der aufklärende Arzt nicht allein für diePlanung der aufklärungspflichtigen Handlung verantwortlich ist und sie auchnicht notwendig selber durchführt, ist die Verwendung von ‚wir‘ zu erwarten.Das Beschreiben von Handlungen, wie in Aufklärungsgesprächen, bildet einneues Forschungsfeld. Bislang wurde das Beschreiben in diskursanalytischenUntersuchungen vor allem anhand von Wohnungs- bzw. Wegbeschreibungenuntersucht (vgl. z.B. Wunderlich 1978, Klein 1979, Ullmer-Ehrich 1979, Reh-bein 1984).Der übergreifende Zweck des ‚Beschreibens‘ liegt aus handlungstheoretischerSicht darin, dass ein Sprecher einen Hörer hinsichtlich der äußeren Beschaf-fenheit eines Gegenstands oder eines Sachverhaltes orientiert. Dabei nimmtder Sprecher in der Verbalisierung eine Perspektive ein, aus der er den Ge-genstand von außen betrachtet und einen Vorstellungsraum errichtet, innerhalbdessen er den Hörer schrittweise, anhand einzelner Stationen orientiert (vgl.Rehbein 1984).Werden nun zukünftige oder vergangene Handlungen zum Gegenstand desBeschreibens, nehmen einzelne Stadien des betreffenden Handlungsprozessesund Dimensionen des Handlungsraums den Platz dieser Stationen ein, die sich

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mit Rehbein (1977) entweder der ‚Vorgeschichte‘, der ‚Geschichte‘ oder der‚Nachgeschichte‘ zuordnen lassen.

Vorgeschichte Geschichte Nachgeschichte

Stadien des Handlungsprozesses

Handlung

Motivation Zielsetzung Handlungsverlauf Resultate

Abb. 3: Bestandteile des Handlungsprozesses nach Rehbein (1977)

Je nachdem, welche Stadien einer Handlung aufgegriffen werden, lässt sichdie Gruppe der ‚Handlungsbeschreibungen‘ in ‚Zielbeschreibungen‘ (‚Vorge-schichte‘ einer Handlung) und ‚Verlaufsbeschreibungen‘ (‚Geschichte‘ einerHandlung) untergliedern. Die innere Systematik eines Sachverhaltes wird im‚Beschreiben‘ jedoch nicht entfaltet, dies wäre charakteristisch für das ‚Er-klären‘, einer anderen Großform sprachlichen Handelns (vgl. Rehbein 1984).Bei einer ‚Handlungsbeschreibung‘ werden zwar einzelne Schritte einesHandlungsprozesses verbalisiert, deren Zusammenhang wird jedoch zumeistnur als temporaler bzw. linearer verbalisiert, z.B. durch den Ausdruck ‚dann‘bzw. ‚und‘ oder ‚und dann‘. Es geht bei einer Handlungsbeschreibung alsonicht darum, dass ein Hörer versteht, warum eine Handlung (aufgrund desspezifischen Charakters eines Sachverhalts und seiner geplanten Veränderung)in einer bestimmten Weise und nicht anders ausgeführt wird.

3.4 Der Gebrauch von ‚wir‘ beim Beschreiben des Ziels ärztlicherHandlungen

Der Pronominalgebrauch der Ärzte ändert sich, wenn nicht die ‚Geschichte‘,sondern die ‚Vorgeschichte‘ einer Handlung im Sinn einer ‚Zielbeschreibung‘zum Gegenstand sprachlichen Handelns wird. In der ‚Vorgeschichte‘ einerHandlung werden aus handlungstheoretischer Sicht die Stadien der ‚Motiva-tion‘, der ‚Zielsetzung‘ und der ‚Planbildung‘ durchlaufen. Diese Stadien wer-den im hier untersuchten Fall kooperativ durchlaufen, da mehrere konkreteAktanten, nämlich Ärzte des Krankenhauses, in dem das Aufklärungsgesprächstattfindet, in sie involviert sind. Wenn ein Arzt einem Patienten die Zielset-zung einer geplanten diagnostischen Handlung beschreibt, steigt daher derGebrauch des Pronomens ‚wir‘ erneut an, wie eine Stichprobe in 6 Gesprä-chen ergeben hat. In Tabelle 5 sieht man, dass in den Fällen, wo Ärzte über

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das Ziel der bevorstehenden Handlung sprechen, sehr häufig ‚wir‘ benutztwird. Der Gebrauch von Modalpartikeln und Modalverben verweist dabei aufdie mentalen Anteile der Vorgeschichte (Beispiel B9).

(B9)„Ähm • und dann • • geht der Schlauch • ganz durch die Luftröhre runter. Undwir können • in die rechte Lunge und in die linke Lunge gucken.“

Gespräch ‚Man‘ ‚Wir‘ Passiv11 0 2 012 0 0 014 2 2 016 0 2 022 0 0 027 0 3 0

Total 2 9 0

Tab.5: Pronominalgebrauch in ärztlichen Zielbeschreibungen

Zusammenfassend lässt sich somit zeigen, dass der Pronominalgebrauch derÄrzte eine funktionale Differenzierung aufweist. Die Agensrollen werden je-weils spezifisch besetzt, je nachdem, welche Anforderung die Konstellation anden Arzt stellt. Während ‚wir‘ in ‚Ankündigungen‘ und ‚Zielbeschreibungen‘dominiert, wird ‚man‘ bzw. das Passiv vor allem in Beschreibungen desHandlungsverlaufs verwendet. Im Folgenden kommen wir kurz zum Pronomi-nalgebrauch durch dolmetschende Personen, um uns danach der Funktionalitätdes Ausdrucks ‚man‘ im Deutschen und den Unterschieden zum Portugiesi-schen zuzuwenden.

3.5 Pronominalgebrauch durch dolmetschende PersonenDer Pronominalgebrauch durch dolmetschende Personen in ‚Ankündigungen‘und ‚Beschreibungen‘ zeigt ein deutliches Bild. Anhand der Tabellen 6 und 7läßt sich ablesen, dass in beiden Fällen dolmetschende Personen fast aus-schließlich die dritte Person Plural verwenden.

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'se' (Medial) 1. Person Plural Passiv 3. Person Plural

Tab.6: Pronominalgebrauch in gedolmetschten Ankündigungen

01020304050607080

'se' (Medial) 1. Person Plural Passiv 3. Person Plural 3. PersonSingular

Tab.7: Pronominalgebrauch in gedolmetschten Handlungsbeschreibungen

Die Tabellen zeigen, dass ad-hoc-Dolmetscher bei der Verdolmetschung insPortugiesische die 3. Person Plural präferieren. Worauf lässt sich diese Prä-ferenz zurückführen? Zur Klärung dieser Frage ist es notwendig, die Funktio-nalität des Ausdrucks ‚man‘ in Verlaufsbeschreibungen genauer zu untersu-chen. Eine Erklärung dafür, dass die Dolmetscher das deiktische Pronomen‚wir‘ nicht verwenden, kann darin gesehen werden, dass mit diesem Pronomensie selbst als Autoren der Äußerung in Frage kommen. Dieses Problem bestehtbei ‚man‘ jedoch nicht.

4. Unterschiede zwischen ‚man‘ und der ‚3. Person Plural‘

Wir gehen davon aus, dass ein wichtiger Grund für den unterschiedlichenAktantenbezug in ausgangs- und zielsprachlichen Handlungsbeschreibungender systematische Unterschied zwischen dem Deutschen und dem Portugiesi-schen in diesem Bereich ist. Dies wird in folgenden anhand von Daten ausverschiedenen Diskursen untersucht. Wir beginnen mit einem weiteren Bei-spiel aus einem gedolmetschten Aufklärungsgespräch.

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4.1 Der Aktantenbezug in Ausgangs- und ZielspracheIn dem folgenden Gesprächsausschnitt (B10) beginnt ein deutscher Arzt (A),einem portugiesischen Rentner (P) den Verlauf einer Hüftgelenksoperation zubeschreiben. Die andere der beiden Hüften des Patienten wurde während die-ses Krankenhausaufenthaltes schon operiert. Das Aufklärungsgespräch findetalso zum zweiten Mal statt. Die Dolmetscherin (D) ist eine Krankenschwesterportugiesischer Herkunft, die seit zwanzig Jahren in dem deutschen Kranken-haus arbeitet, in dem das Gespräch stattfindet.

(B10) Beschreiben der geplanten medizinischen Handlung

50 /1 /2

A ((2s)) Und was macht man? Man D mais estragada.

kaputter ist. P está mais comida. ((unverständlich, 1,5s)) 

was kap utter is t. 51 A schneidet durch die Haut • • von/ man macht • ungefähr so n langen 52 /3

A Hautschnitt wie auf der Gegenseite hier. • Schnitt. /4

D ((1s)) Eles fazem um, Sie machen

53 /6 /7

A ((1s)) Gut  • • Arbeitet sich dann D • um corte • do lado direito.

einen, eine n Schnitt auf de r rechten Seite. /5

P Pois  Ja 

((Tür knallt zu))  54 A auf das Hüftgelenk vor—

/8D ((1s)) E depois vão em direcção • • ehm • • •

Und dan ach ge hen sie in Richtun g ähm au f das

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[fall end

55 /10

A Trennt den • • Hüftkopf • D à r/ ehm • à rótula • do, ehm do osso.

G/ ähm auf das Gelenk des, ähm des Knochens. /9

P [Hm] 

56 A am Hals • ab, • so.  /11

D Ehm cortam • a cabeç a • do osso. Ähm sie schneiden den Kopf des Knochens ab.

/ 12P ((unverständlich, 2s))

((Malgeräusche, 4s))

/13

57 /14 /15

A [Hm]  Entnimmt diesen— / 16

D [Hm]. ((3s)) Depois ehm • tiram • Danach ähm ne hme n

((Flüstern, 1,5s))  [fallend-steigend [fallend-steigend

58 /17 /18

A Gut  • • • Dann wird ((1s)) die Pfanne ausgefräst, D a cabeça pra fora.

sie d en Kopf raus.59 /19

A damit/ • schön glattgefräst. Der Knorpel wird rausgefräst. Und es wird 60 A eine, • eine saubere Ebene gemacht.

/20  D Depois será • • limado • a cabe/ eh

Danach wird d er Ko/ äh das Lager

Nach einer Rekapitulation der Befunde (nicht im Transkript) leitet der Arzt dieVerlaufsbeschreibung in Äußerung (1) „Und was macht man?“ ein. Die Stati-onen der Beschreibung sind die Handlungen eines Chirurgen, mit denen dasGelenk freigelegt wird, um die Einsetzung eines künstlichen Hüftgelenks vor-zubereiten. Mit ‚man‘ verwendet der Arzt einen besonderen Subjektsausdruck,dem die einzelnen Schritte der Gesamthandlung in mehreren Äußerungs-schritten als Prädikate zugeordnet werden. Die Äußerungen sind eng mitein-ander verzahnt, weil der Arzt durch eine Anhebung der Grundfrequenz amEnde mehrerer Äußerungen (7, 15) der dolmetschenden Person signalisiert,

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dass ein Turnwechsel nach diesen Äußerungen noch nicht erfolgen kann.8 Aufdiese Weise gelingt es dem Arzt, mehrere rein rhematische Äußerungen zuproduzieren, die alle von einem gemeinsamen Subjektsausdruck (‚man‘ in denÄußerungen 1 und 2) abhängen.9

Die Kombination aus ‚man‘ und analeptischer Prozedur führt zu einer ‚Ge-wichtung‘ des Rhemas (vgl. Hoffmann 1995). Zudem wird mit ‚hier‘ in Äuße-rung (2) die Origo des Sprechzeitraums in die schematisierte Wirklichkeit derGrafik des Aufklärungsbogens versetzt, den die Beteiligten vor sich haben.Der Bogen dient dann vermutlich auch zur Erstellung einer Zeichnung (vgl.Äußerung 10).Mit der Äußerung ‚Und was macht man?‘ wird zunächst ein Bereich genannt,über den nach Einschätzung des Sprechers beim Hörer kein Wissen vorliegt.Dieser Wissensbereich weist jedoch nur eine geringe Anbindung an dieSprechsituation auf, da weder über das Tempus (Präsens), den Numerus (Sin-gular), die Person (3.) oder die lexikalischen Ausdrücke (‚man‘, ‚machen‘)eine Orientierung des Hörers auf die Handlungen spezifischer Aktanten in ei-ner spezifischen Situation ausgedrückt wird. Das Wissen wird vielmehr situa-tionsentbunden präsentiert. Es erscheint als ein kanonisches Wissen darüber,wie in einem bestimmten Fall gehandelt wird.Der Hörer wird damit auf die Stationen der Handlung ausgerichtet. Der Wis-sensbereich, der in den Äußerungen, die auf die Einleitung folgen, entfaltetwird, ist nicht ‚man‘, sondern ‚was man macht‘, also das unspezifische Han-deln unspezifischer Aktanten. Im Kapitel 4.3 zeigen wir, wieso ‚man‘ an sichkeine spezifische Interpretation evoziert und daher den Bezug der Prädikationzu einer Sprechsituation abschwächt.Zuvor wollen wir jedoch noch auf die sprachlichen Handlungen der bilingua-len Krankenschwester (D) eingehen. Die Krankenschwester verzichtet in Äu-ßerung (4) darauf, analog zum Vorgehen des Arztes eine Orientierung auf dieHandlung als Wissensbereich herzustellen. Sie beginnt vielmehr sofort, ohne

8 Selting (2000, 508) spricht in ähnlichen, aber monolingualen Fällen von „prosodic turn-

holding at the end of syntactically, semantically, and pragmatically possible turn comple-tions.“

9 Hoffmann (1999, 69f) nennt solche Konstruktionen „analeptische Prozedur“. Mit diesererfolgt ein thematischer Anschluß an Positionen des vorhergehenden Satzes, „die an derfraglichen Produktions/ Rezeptionsstelle noch präsent und nicht defokussiert sind.“ Wäh-rend der traditionelle Begriff ‚Ellipse‘ unterstellt, dass eine Äußerung wie (14) unvoll-ständig sei, wird mit ‚Analepse‘ zum Ausdruck gebracht, dass eine Kontinuierung desFokus durch sprachliche Mittel in solchen Fällen nicht nötig ist, weil der Hörer noch aufein bestimmtes Wissenselement fokussiert ist.

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Einleitung, mit der Reproduktion der Beschreibung. Die Subjektposition wirdin Äußerung (4) mit einem Pronomen (‚eles‘, 3. Pers. Pl. Mask.) besetzt. DasPronomen (3. Pers. Pl. Mask.) leistet eine Situationsanbindung, da die Ver-wendung von Personalpronomina in der Null-Subjekt-Sprache Portugiesischgenerell eine die Aktanten kontrastierende und hervorhebende Wirkung hat.Trotzdem besteht eine Parallele zwischen den ausgangs- und zielsprachlichenKonstruktionen darin, dass zunächst ein Pronomen verwendet wird.In den folgenden zielsprachlichen Äußerungen wird von der Dolmetscherinkein Subjektspronomen verwendet, sondern, wie in vielen anderen Fällen,über die Person/ Numerus-Morpheme am Verb (3. Person Plural) auf AktantenBezug genommen. Während also der Arzt mit verschiedenen sprachlichenMitteln (‚man‘, Bezug auf die Grafik, Gewichtung des Rhemas) eine Ablö-sung von der Sprechsituation betreibt, gelingt es der dolmetschenden Personnur teilweise, dies zu reproduzieren.In den nächsten Abschnitten werden wir diskutieren, welche Auswirkungendas Vorgehen der Dolmetscher auf die Wissenspräsentation im Diskurs hat.Dazu werden wir zunächst das Ausdruckspotenzial von ‚man‘ genauer erfas-sen und uns in Kapitel 4.3.4 dem Vergleich von ‚man‘ und der 3. Person Plu-ral im Portugiesischen zuwenden.

4.2 Formale Eigenschaften des deutschen Ausdrucks ‚man‘Eine wichtige formale Eigenschaft von ‚man‘ ist das Fehlen von Genusmerk-malen. Im folgenden Beispiel (B11) ist eine koreferente Lesart von ‚man‘ unddem anaphorischen Pronomen ‚ihn‘ trotz Übereinstimmung der Numerus-merkmale nicht möglich, da ‚ihn‘ einen etablierten Fokus auf ein propositio-nales Element voraussetzt, das in seinen Genusmerkmalen mit der Anapherübereinstimmen muss.

(B11)*Mani lebt in München. Ich kenne ihni noch von früher.Eine weitere Besonderheit, die ‚man‘ von anderen Pronomen des Deutschenunterscheidet, ist, dass es von keinem Kasus außer dem Nominativ regiertwerden kann (Beispiele 12-14).

(B12)*Mans wichtigste Eigenschaft: ein Porsche.

(B13)*Ich gebe man das Buch.

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(B14)*Das Geld ist für man.Prädikationen über den thematischen Ausdruck ‚man‘ müssen immer mit ei-nem Aktantenstatus von ‚man‘ kompatibel sein, wobei unter Aktanten immermenschliche Subjekte zu verstehen sind.10 Das Beispiel (B15a) ist zwar nichtungrammatisch, aber kaum zu verstehen, weil das Prädikat („ist schneller als500Mhz“) nicht auf Menschen beziehbar ist. Der Satz (15b) ist hingegen un-problematisch, da er mit der Vorstellung von Menschen in einem Fahrzeugvereinbar ist. Ein Beleg dafür, dass ‚man‘ mit der Vorstellung von Aktantenverbunden ist, ist auch die Inkompatibilität mit ‚Wetterverben‘ (vgl. B16).

(B15a)?Man ist schneller als 500 Mhz.(B15b)Man ist schneller als 100 KM/h.

(B16)*Man regnet heute.Fazit: Der Ausdruck ‚man‘ im Deutschen ermöglicht die Besetzung einersyntaktischen Agens-Rolle bei einer nur geringen Spezifizierung des Agens.‚Man‘ ist jedoch nicht völlig bedeutungslos, sondern erlaubt nur Prädikatio-nen, die ‚menschlichen Aktanten‘ zugeschrieben werden können. Aufgrunddes Mangels an Merkmalen ist ‚man‘ extrem kontextsensitiv. Das heißt, dassdieser Ausdruck eine Spezifikation durch andere Bestandteile der Äußerungoder durch einen Situationsbezug erfahren kann. In Bezug auf die syntakti-schen Eigenschaften nimmt ‚man‘ im deutschen Pronominalsystem eine Son-derstellung ein. Die fehlenden Genusmerkmale machen einen anaphorischenGebrauch von ‚man‘ unmöglich. Im Kapitel 4.3 wird gezeigt, dass die Funk-tion von ‚man‘ nicht in der Anzeige einer Fokuskontinuität liegt (wie bei Ana-phern) oder einer Refokussierung des Rezipienten auf ein Objekt (wie beideiktischen Ausdrücken), sondern in der Hervorhebung der Prädikation selbst,die durch die geringe Spezifizierung des Agens eine Aufwertung erfährt.

10 Auf diese Eigenschaft von ‚man‘ weist auch Braunmüller (1977, 21) hin. Vgl. auch Ade-

lung (1808, Bd. 3, Spalte 42) der feststellt, dass ‚man‘ „weiter nichts“ über das Subjektsage, außer dass es „zum menschlichen Geschlechte gehöre, ohne übrigens die Zahl, dasGeschlecht oder sonst einen anderen Umstand auszudrucken.“

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4.3 Zur funktionalen Bestimmung von ‚man‘Die Betrachtung der syntaktischen und semantischen Eigenschaften des Aus-drucks ‚man‘ zeigt, dass mit diesem Ausdruck die Agens-Rolle eines Verbs inspezifischer Weise besetzt wird. Die Analyse des Auszugs aus einem Aufklä-rungsgespräch vor einer Hüftoperation machte deutlich, dass bestimmte Stati-onen des Vorgangs beschrieben werden, ohne dass konkret versprachlichtwird, welcher Aktant im Zuge des geplanten Eingriffs die Hüfte des Patientenfreilegt. Anhand von Daten aus anderen Diskurstypen soll im Folgenden nochweiter rekonstruiert werden, welche generelle funktionale Leistung ‚man‘ hatund wie diese im Aufklärungsgespräch genutzt wird.

4.3.1 Beobachtungen zu ‚man‘ in empirischen UntersuchungenAnhand von Erzählungen über die sog. ‚Wende‘ (den Sturz der Regierung derDDR im Jahre 1989) stellt Bredel (1999) Beobachtungen zum Ausdruck‚man‘ an, die sich mit den bisher von uns angestellten vergleichen lassen. Ent-gegen der Auffassung, dass mit ‚man‘ ein Verfahren der ‚Depersonalisierung‘vorliege, geht Bredel davon aus, dass vielmehr die Individualität von Personenneutralisiert wird (vgl. Bredel 1999, 126). Des weiteren plädiert Bredel dafür,‚man‘ nicht den Indefinitpronomina (vgl. z.B. Hentschel/ Weydt 1990, 229;Hoffmann/ Strecker/ Zifonun 1997, 43) zuzuschlagen, sondern aufgrund syn-taktischer Evidenzen zu den Personalpronomen zu rechnen (vgl. Bredel 1999,127). Der Ausdruck ‚man‘ kann nur substantivisch verwendet und zudem nurauf Personen bezogen werden.Mit Bezug auf Oomens (1977) Ausführungen zu indefiniten Ausdrücken, diedazu dienen, Teilmengen über Gesamtmengen zu qualifizieren, führt Bredelaus, dass bei dem Ausdruck ‚man‘ ein delimitierender Mechanismus fehlt.Aufgrund des Fehlens einer extensionalen Festlegung von ‚man‘ kann es nichtin Konstruktionen eingesetzt werden, in denen semantische Minimalspezifi-kationen vorausgesetzt werden. Daher kann ‚man‘ nicht rhematisch gebrauchtwerden und auch nicht als Antwort auf eine Frage dienen. Es erscheint inKombination mit Fokuspartikeln agrammatisch und kann nicht im Skopus vonFokuspartikeln wie etwa ‚sogar‘ oder ‚nur‘ stehen (vgl. Oomen 1977, 127) –„Man könnte sagen, man sei noch nicht einmal indefinit.“ (ebd).In Abhängigkeit der Verwendungsbedeutungen unterscheidet Bredel dreiFormen des sprecherinkludierenden man-Gebrauchs, von denen uns im Fol-genden vor allem die Ausführungen zum sog. ‚circumstantiellen man‘ be-schäftigen sollen: Im Gegensatz zu generischen und attributiven ‚man‘-Kon-struktionen ist nach Bredel in dem circumstantiellen Konstruktionen der mit‚man‘ beschriebene Referent aus dem situativen oder sprachlichen Kontext

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rekonstruierbar (vgl. Bredel 1999, 132). Die Funktion dieser Verwendung von‚man‘ sieht Bredel darin, dass eine Ersetzung von ‚ich‘ durch ‚man‘ einenRückzug in die Anonymität bedeute (vgl. auch Marschall 1996). Mit Helbig/Buscha (1993) geht sie davon aus, daß ‚man‘ an Positionen des Diskurses ein-gesetzt werde, an denen der Sprecher für ihn problematische Erfahrungen ak-tiviert, die eine reibungslose Erlebnispräsentation gefährden. Mit ‚man‘ könnedieses Problem zweifach bewältigt werden: a) Durch die neutralisierende Be-deutung von ‚man‘ kann der Sprecher seine persönliche Erfahrung departiku-larisieren; b) über die hörerinkludierende Bedeutung von ‚man‘ wird der Hö-rer als potentieller Perspektivträger der Aussage mitkodiert (vgl. Bredel 1999,132). In dieser Hinsicht versteht Bredel den Einsatz von ‚man‘ im Erzählenauch als ein ‚Entlastungsverfahren‘ (vgl. Bredel 1999, 133; hierzu auch La-berge/ Sankoff 1979, Drescher 1992, Kern 1999). Eine zweite Funktion siehtBredel darin, dass die mit ‚man‘ erreichte Departikularisierung des Erlebenszur Suspendierung des Vorstellens gegenüber dem Wissen beiträgt. Die Pro-positionen der narrativen Teilhandlungen der Erzählung verlieren über dendurchgängigen ‚man‘-Gebrauch ihre Eigenschaft, partikuläres Erlebniswissenzu repräsentieren.“ (vgl. Bredel 1999, 133).

4.3.2 Überlegungen zur Rekonstruktion der prozeduralen Qualität von‚man‘

Lässt sich nun eine derartige, von Bredel für das Erzählen rekonstruierteFunktion von ‚man‘ auch in den ärztlichen Vorgangsbeschreibungen erken-nen? In diesem Zusammenhang ist zu fragen, was der Ausdruck ‚man‘ zurHandlungscharakteristik der im vorliegenden Corpus beobachteten Verlaufs-beschreibungen beiträgt.Wenn die Verwendung von ‚man‘ nicht auf ein individuelles Belieben aufSeiten des Sprechers zurückgeführt werden soll, stellt sich aus handlungstheo-retischer Sicht die Frage, welche Anweisungen die Verwendung von ‚man‘ anden hörerseitigen Rezeptionsprozess stellt. Dieser Frage liegt die Überlegungzugrunde, dass die konkrete sprachliche Form von Ausdrucksmitteln einerSprache jeweils spezifisch zur Bearbeitung einer Konstellation beiträgt, indemsie den Hörer im Rezeptionsprozess zu bestimmten Tätigkeiten anleitet.11

11 In Anlehnung an Ehlich (1979) spricht Rehbein (1995) konsequenterweise vom

Rezeptionsprozess als einer ‚hörerseitigen Mitkonstruktion‘, die nicht nur ‚Äußerungen‘als kommunikativen Einheiten zu einem systematischen Stellenwert verhilft, sondernauch sog. ‚Höreräußerungen‘ begrifflich-systematisch im Kommunikationsablaufberücksichtigt.

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In diesem Sinne wird durch jedes sprachliche Ausdrucksmittel eine ‚Prozedur‘realisiert, die zur Konstitution einer Sprechhandlung beiträgt, z.B. im Zusam-menwirken mit anderen sprachlichen Ausdrucksmitteln, aber häufig auchselbstsuffizient.12 Prozeduren dienen damit im sprachlichen Handeln zweiZwecken, nämlich zum einen so genannten ‚sprachexternen Zwecken‘, indemsie im Rahmen einer sprachlichen Handlung durch den Eingriff auf die men-talen Dimensionen eines Hörers zur Veränderung der Wirklichkeit beitragen.Zum anderen dienen sie ‚sprachinternen Zwecken‘ im Aufbau eines Sprach-systems, das sich mit Ehlich (1994) seinerseits als Produkt eines gesellschaftli-chen Problemlösungsprozesses zur Entwicklung von Kommunikationsmittelnbegreifen lässt (vgl. Ehlich 1994, 70). Im Zuge dieses Entwicklungsprozesseslassen sich für einzelne Formeinheiten Wechsel zu bzw. Bewegungen in ein-zelnen Funktionsbereichen rekonstruieren, die z.T. auch mit einem Wandel inder Formgestalt dieser Einheiten einhergehen.13

Da derartige funktional begründete Wechsel bzw. Bewegungen von Aus-drucksmitteln im Laufe der Sprachgeschichte keine Seltenheit waren, ist, umdie Anweisungen an den Hörer bzw. die prozedurale Qualität eines Aus-drucksmittels zu rekonstruieren, ein Blick auf seine Form- und Verwendungs-geschichte im Sinne einer ‚funktionalen Etymologie‘ (vgl. Ehlich 1994) hilf-reich. Lässt sich ein Wechsel einer Formeinheit von einem Funktionsbereichzu einem anderen im Sinne einer ‚Feldtransposition‘ rekonstruieren, schlägtEhlich den Begriff ‚para-x‘ vor, um zu verdeutlichen, dass die jeweiligeFormeinheit eine funktionale Änderung erfahren hat (vgl. Ehlich 1994, 77).Einen ersten Ansatzpunkt zur Rekonstruktion einer möglichen Feldtransposi-tion bieten etymologische Wörterbücher. Die deskriptiven, in der Regel mitzahlreichen Beispielen versehenen Ausführungen zu einzelnen sprachlichenAusdrucksmitteln können zum einen zur Klärung der Frage beitragen, in wel-chen Konstellationen sprachlichen Handelns ein sprachliches Ausdrucksmittel– in unserem Fall also ‚man‘ – im Laufe der Geschichte zum Einsatz gekom-men ist. Zum anderen wird anhand der Wörterbucheinträge ersichtlich, inwie-fern sich im Laufe der Geschichte die Formgestalt eines Ausdrucks veränderthat und das Verhältnis zwischen seiner Form und seiner Funktion zu bestim-men ist.

12 Ehlich (1977) führt den Begriff der ‚Prozedur‘ ein, um systematisch kleinere Einheiten

des sprachlichen Handelns zu berücksichtigen, die mit Austins (1962/ 1972) Konzeptiondes ‚Aktes‘ nicht zu erfassen waren.

13 Vgl. hierzu auch Bally (1922) (‚transposition‘) und Tesniere (1959) (‚translation‘).

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4.3.3 Zur Form- und Verwendungsgeschichte von ‚man‘In etymologischen Wörterbüchern findet sich übereinstimmend der Hinweis,dass es sich bei dem Ausdruck ‚man‘ im Althochdeutschen um ein Nomen mitder Bedeutung ‚Mensch‘ bzw. ‚Mann‘ handele und der Ausdruck in seinerBedeutung eine Parallele zu dem lateinischen Ausdruck ‚homo‘ zeige (vgl.etwa Paul 1992). Nach Adelung 1808 wird dieses Nomen ‚man‘ erst seit dem16. Jhdt. mit Doppel-n geschrieben.Im Althochdeutschen gibt es darüber hinaus auch ein sog. Indefinitpronomen‚man‘, das sich aus der ‚konkreten‘ Bedeutung des Nomens zu einer abstrak-ten Bedeutung eines nicht näher bestimmten Subjekts entwickelt – ein Vor-gang, der in den romanischen Sprachen ebenfalls zu beobachten ist (vgl. z. B.Freyne 1990).Das heutige ‚man‘ gehörte also, folgt man der Feldertheorie Bühlers (1934),ursprünglich dem ‚Symbolfeld‘ der Sprache an und hatte ‚nennende‘ Qualitä-ten eines Nomens, die ihm allerdings heute, wie die Rekonstruktion der syn-taktischen und semantischen Merkmale zeigt, weit gehend fehlen.14

Allerdings ist ‚man‘ als Nomen bereits im Althochdeutschen nicht irgendeinSymbolfeldausdruck, sondern gehört zur Klasse der ‚Appellativa‘. ‚Apella-tiva‘ dienen, so Hoffmann (1999), der ‚charakterisierenden Benennung‘ vonGattungen oder Klassen. Unserer Ansicht nach bietet diese Qualität des No-mens ‚man‘ einen möglichen Ansatzpunkt für eine funktionale Differenzie-rung der Ausdrucksbedeutung, die sich ab dem 16. Jahrhundert auch orthogra-phisch niederschlägt, ist doch mit ‚Appellativa‘ immer ein generelles, undnicht ein partikulares Wissen angesprochen.15

Im Zuge der sprachlichen Entwicklung hat der heutige, paraoperative Aus-druck ‚man‘ offenbar seine, wiederum mit Bühler gesprochen, ‚feldfremden‘Werte16 zu einem großen Teil verloren, mit dem Ergebnis, dass ‚man‘ im ge-

14 Mit ‚nennend‘ wird in diesem Fall die ursprüngliche prozedurale Qualität des

Symbolfeldausdrucks ‚man‘ bezeichnet. Im Zuge einer Weiterentwicklung Bühlers Ge-danken zu ‚Feldern‘ einer Sprache, denen einzelne Ausdrucksmittel mit Blick auf ihreFunktionalität zugeordnet werden können, erweitert Ehlich (1991) nicht nur die ur-sprünglichen zwei Felder auf fünf (nunmehr das Symbolfeld, das Zeigfeld, das Lenkfeld,das Malfeld und das operative Feld), sondern zeigt, dass auch kommunikative Verfahrenwie z.B. die Wortstellung diesen Feldern zuzuordnen sind.

15 Einen ähnlichen Gedanken verfolgt Bednarski (1999), der in der Untersuchung deutscherund tschechischer Präpositionen zu der Einsicht gelangt, dass diese ursprünglich Ele-mente des Symbolfelds waren, die nennende Leistung der betreffenden Ausdrücke je-doch auf ‚operative‘, speziell relationierende Leistungen übertragen wird.

16 Unter den Begriff ‚feldfremde Werte‘ fasst Bühler (1934) seine Erkenntnis zusammen,dass eine Element des Symbolfelds, z.B. ein Nomen, in das synsemantische Umfeld der

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genwärtigen Sprachgebrauch zu dem Zweck genutzt wird, einen Feldwert desVerbs, nämlich das sprachliche Wissen um Aktanten, anzuheben, ohne denHörer jedoch (im Unterschied zu den üblichen Personalpronomen) zu einemRückschluss auf einen konkreten, in der Kommunikation bereits zuvor odernachfolgend erwähnten Aktanten anzuleiten.Auf diese Weise ermöglicht es der Ausdruck ‚man‘, ein mit Hilfe des Verbs ineiner Äußerung benanntes Wissen zu „departikularisieren“ (Bredel 1999), sodaß die Prädikation einer Äußerung konstellationsübergreifend versprachlichtwird.

4.3.4 Zum Unterschied zwischen dem deutschen ‚man‘ und der ‚3. Per-son Plural‘ im Portugiesischen

Für die konstellationsübergreifende Verbalisierung der Prädikation gibt es imPortugiesischen kein sprachliches Mittel, das dem deutschen Ausdruck ‚man‘entspricht. Es gibt zwei andere Möglichkeiten, die den Konstellationsbezugder Prädikation mindern: die Medialkonstruktion (mit dem Reflexivpronomen‚se‘) und die 3. Person Plural ohne Subjektspronomen. Von beiden Möglich-keiten kommt die Medialkonstruktion dem Effekt des deutschen ‚man‘ amnächsten. In einen Satz wie (B17a) steht die Regelhaftigkeit des Vorgangs(schlechte Behandlung der Kunden) im Vordergrund.

(B17a)Nesta repartição trata-se mal os clientes.In-dieser Abteilung behandeln-3.Pers.Sing-Reflex. schlecht die Kunden„In dieser Abteilung behandelt man die Kunden schlecht.“

Dieser Effekt von ‚se‘-Konstruktionen kann als eine ‚Deagentivierung‘ be-zeichnet werden.17 Die Medialkonstruktion mit ‚se‘ setzt jedoch eine erhebli-che syntaktische Umplanung voraus. Außerdem besteht die Gefahr einer Ver-

jeweiligen Zieläußerung (begriffen als ‚feldeigene Werte‘) praktisch von außen eigeneWerte (im Sinne einer wörtlichen Bedeutung) mitbringt und beide Formen von Wertendann die aktuelle Bedeutung des betreffenden Symbolfeldausdrucks bestimmen (vgl.Bühler 1934, 183ff.).

17 Quesada (1998) versteht spanische Medialkonstruktionen als ein Kontinuum, dessenprototypischer Kern echte Reflexiv-, bzw. reziproke Konstruktionen wie ‚Ellos sebuscan‘ (Sie suchen einander) sind. Medialkonstruktionen präsentieren demnach eineSituation als „self-triggered event“, was sich syntaktisch in einem „decrease of transiti-vity“ und einer Tendenz zur Koreferenz von Subjekt und Objekt, bzw. einem „one-argu-ment pattern“ ausdrücke. Diese Beobachtungen lassen sich unseres Erachtens auf dasPortugiesische übertragen.

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wechslung mit echten oder teilweisen Reflexivkonstruktionen. ‚Man‘ hinge-gen besetzt die Subjektstelle, ohne dass dies mit einem Verlust an Transitivitätoder einer latenten Gleichsetzung von Subjekt und Objekt einhergeht. DieVermeidung von Medialkonstruktionen durch dolmetschende Personen lässtsich also damit erklären, dass solche Konstruktionen einen ganz anderen Kon-struktionstyp repräsentieren. Sie sind darüber hinaus nicht in allen Kontexten,in denen im Deutschen ‚man‘ vorkommt, möglich.18

Die 3. Person Plural, die von dolmetschenden Personen präferiert wird, impli-ziert keine unspezifische Lesart des Subjekts. Vielmehr wird die Existenz ei-ner spezifischen, zählbaren Gruppe von Aktanten unterstellt, einer endlichenMenge: die 3. Person Plural ist immer eine numerische Größe. In einem Satzwie (B17b) handelt eine bestimmte Gruppe gegenüber den Kunden.

(B17b)Nesta repartição tratam mal os clientes.In-dieser Abteilung behandeln-3.Pers.Pl. schlecht die Kunden„In dieser Abteilung behandeln sie die Kunden schlecht.“

Der entscheidende Unterschied zwischen der 3. Person Plural im Portugie-schen und dem deutschen ‚man‘ liegt also im unterschiedlichen Numerus: Die3. Person Plural evoziert auch bei fehlendem Subjektspronomen beim Hörerkeine konstellationsübergreifende Interpretation des Subjekts, sondern immereine zählbare Gruppe diskreter Elemente.19 Der deutsche Ausdruck ‚man‘ isthingegen nicht numerisch markiert, sondern steht im Singular. Die Interpreta-tion dieses Ausdrucks als ‚unspezifischer, menschlicher Aktant‘ ist durch dennoch vorhandenen symbolischen Rest gegeben. In Tab. 8 werden die Eigen-schaften der portugiesischen und deutschen Ausdrucksmittel kontrastiert.

18 Es ist z.B. im Deutschen möglich, ‚man‘ mit reflexiven Verben zu kombinieren (‚Man

erhebt sich‘). Reflexiv-Konstruktionen können im Portugiesischen jedoch nicht doppeltreflexiviert werden ( *‚Se se levanta‘, wörtlich etwa: ‚Sich erhebt sich‘).

19 Der Plural impliziert die Existenz singulärer Gegenstände oder Sachverhalte, der Singu-lar jedoch impliziert nicht die Existenz mehrerer Gegenstände. Für Frege (1950, 62) setztder Plural auch immer eine Klassifizierung der jeweiligen Gegenstände voraus, da nurzählbar ist, was zuvor als Teil einer Menge erkannt wurde: „we only think of things innumber after they have first been reduced to a common genus.“ (zit. nach Reid 1991, 51).Weinrich (1993, 337) sieht daher Nomina im Plural als Benennungen von diskreten„Elementen einer Menge“. Einen Überblick zur Numerusproblematik und speziell zumNominalaspekt im Portugiesischen gibt Meisterfeld (1998). Corbett (2000) diskutiertNumerussysteme aus sprachtypologischer Sicht, ohne jedoch eine funktionale Bestim-mung vorzunehmen.

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‚man‘ Flexionsmorphologie Medialkonstruktion‚Menschlicher

Aktant‘+ Ø Ø

Numerus Singular Plural SingularPerson 3. 3. 3.

Tab.8: Deutsch und Portugiesisch im Vergleich

Das wichtigste Ergebnis der Gegenüberstellung von ‚man‘ und den sprachli-chen Mitteln des Portugiesischen ist, dass sowohl die Verbmorphologie, alsauch die Medialkonstruktion keinen symbolischen Gehalt haben. Nur ‚man‘weist die besondere Kombination aus rudimentärer Semantik und numerischerUnbestimmtheit auf.

5. Gedolmetschte Arzt-Patienten-Kommunikation: der Einfluss desinstitutionellen Zusammenhangs

In Aufklärungsgesprächen müssen Ärzte Patienten über eine geplante medizi-nische Methode informieren. In der Umsetzung des institutionellen Zwecksvon Aufklärungsgesprächen spielen die sprachlichen Handlungen des ‚An-kündigens‘ und des ‚Beschreibens‘ eine wesentliche Rolle. Unsere qualitativeund quantitative Analyse der authentischen Daten hat gezeigt, dass Ärzte indiesen sprachlichen Handlungen mit verschiedenen sprachlichen Mitteln ihreBeteiligung an der Planung und Umsetzung der medizinischen Methode ver-balisieren. Während beim ‚Ankündigen‘ und in ‚Zielbeschreibungen‘ dasdeiktische Pronomen ‚wir‘ dominiert, wird in ‚Verlaufsbeschreibungen‘ dergeplanten Handlung, ihrer ‚Geschichte‘, überwiegend das Passiv oder dasPronomen ‚man‘ verwendet. Die Dolmetscher nehmen nicht in dieser diffe-renzierten Art und Weise auf die institutionellen Agenten Bezug, sondernverwenden generell die 3. Person Plural.In der Analyse haben wir uns auf die Frage konzentriert, wie Ärzte denHandlungsverlauf beschreiben und es zeigte sich, dass mit der Verwendungvon ‚man‘ in der Ausgangssprache und der 3. Person Plural in der ZielspracheWissen über Aktanten jeweils unterschiedlich im Diskurs präsentiert wird.Unter der Berücksichtigung des Zwecks von Verlaufsbeschreibungen zeigtensich Auswirkungen dieser unterschiedlichen Verbalisierung von Wissen:Die Beschreibung des Handlungsverlaufs dient dem Zweck, den Hörer aufeinzelne Stationen einer zukünftigen Handlung zu orientieren. Durch die Ver-balisierung des Aktantenbezugs der betreffenden Handlung mit ‚man‘ in‚Verlaufsbeschreibungen‘ wird der beschriebene Sachverhalt von der konkre-

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ten Konstellation innerhalb des Handlungssystems mit dem Patienten und des-sen Krankengeschichte gelöst. Durch die aus dem Gebrauch von ‚man‘ resul-tierende departikularisierte und konstellationsübergreifende Prädikation vonWissen werden die medizinischen Methoden als Standardverfahren präsen-tiert. Es steht der Vorgang selbst, losgelöst von der konkreten Konstellation,im Vordergrund.Die departikularisierte Prädikation von Wissen hängt mit der institutionellenEinbettung der Handlung zusammen. Die meisten medizinischen Prozedurensind Standardverfahren, für die im Wissen der Agenten der Institution vollausgebildete Pläne bereit liegen. Nur die Entscheidung darüber, ob und warumeine Methode angewandt wird ergibt sich also aus der individuellen Kranken-geschichte eines Patienten. Die Durchführung der Methode selbst muss jedochnicht mehr geplant werden. Die unterschiedliche Verbalisierung des Aktan-tenbezugs in Ziel- und Verlaufsbeschreibungen durch die Ärzte korreliert alsomit der unterschiedlichen Routinisierung der Stadien des Handlungsprozesses.Während in der ‚Vorgeschichte‘ die Ausbildung einer Motivation von denAgenten der Institution stets erneut durchlaufen werden muss, ist die Planungder diagnostischen oder therapeutischen Handlung schon weitgehend abge-schlossen, bevor eine Motivation entwickelt wird.20 Diese institutionellen Cha-rakteristika wirken sich, wie die Analyse zeigte, bis in die sprachliche Ober-fläche der für Aufklärungsgespräche charakteristischen Formen des Beschrei-bens aus: ‚Zielbeschreibungen‘ weisen mit der kombinierten Verwendung derDeixis ‚wir‘ und Modalverben durch ihren Bezug zum institutionellen Hand-lungsraum eine Gemeinsamkeit mit einem ‚Begründen‘ auf (zum ‚Begründen‘vgl. Ehlich/ Rehbein 1986, Redder 1990). Demgegenüber zeigen ‚Verlaufsbe-schreibungen mit der durch den Ausdruck ‚man‘ bewirkten Ablösung des ver-balisierten Wissens von der konkreten Sprechsituation eine Gemeinsamkeitmit dem sprachlichen Handlungsmuster des ‚Erklärens‘ auf. Anders gesagt:Die Ablösung des ‚Beschreibens‘ von der konkreten Sprechsituation führt zueiner Nähe zur sprachlichen Handlung des ‚Erklärens‘ und zum Lehr-Lern-Diskurs.21

20 Ein eher situationsabhängiger Aspekt ist sicherlich, dass dadurch auch eine Entlastung

des Sprechers erreicht wird. Je mehr in die Intimsphäre des Patienten eingegriffen wird,desto mehr treten die Ärzte als Aktanten in der sprachlichen Darstellung in den Hinter-grund.

21 Vgl. Rehbein (1984). Beim ‚Erklären’ wird der Funktionszusammenhang eines Sachver-halts entfaltet. Dabei geht es um Eigenschaften, die unabhängig von bestimmten Situatio-nen oder Erlebnissen bestehen. Das ‚Beschreiben‘ basiert hingegen in der Regel auf ei-

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Das ‚Beschreiben‘ in Aufklärungsgesprächen weist damit insgesamt eine in-stitutionsspezifische Konturierung auf, die in der Zielsprache aufgrund dereinheitlichen Verwendung der Verbmorphologie der 3. Person Plural (mit oderohne das Subjektspronomen ‚eles‘ (‚sie‘)) nicht reproduziert wird. Stattdessenkommt es in den zielsprachlichen Verlaufsbeschreibungen aufgrund der Be-zugnahme auf eine bestimmbare Aktantengruppe und der unterschiedlichensprachlichen Perspektivierung gegenüber dem beschriebenen Vorgang zu ei-ner ‚Repartikularisierung‘ des betreffenden Wissens. Während in der Aus-gangssprache der Vorgang selber und nicht der ausführende Aktant zum Aus-gangspunkt des Beschreibens gerät, wird in der Zielsprache von der Positioneines Beobachters aus beschrieben, wie mehr oder weniger bestimmbareAktanten eine Handlung ausüben werden. Hierfür können drei Gründe ange-führt werden: erstens der Kontrast zwischen dem Portugiesischem und demDeutschen, zweitens die generelle Konstellation sprachlichen Handelns beimkonsekutiven Dolmetschen, die den Dolmetscher zum Überbringer sprachli-cher Handlungen der primären Aktanten macht, und drittens die Tatsache,dass die Dolmetscher als Pflegekräfte oder Angehörige der Patienten eineStellung innerhalb der Institution einnehmen, die nicht der der Ärzte als pri-märer Aktanten entspricht.

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