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danube connects 01I 15 1 connects danube das magazin für die donauländer Sonderausgabe zur Integration von Roma im Donauraum 1 | 2015 Blick nach vorn Eine lebenswerte Zukunft für Roma im Donauraum

danube connects – das magazin für die donauländer, 1/2015

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Sonderausgabe zur Integration von Roma im Donauraum.

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1 | 2015

Blick nach vornEine lebenswerte Zukunft für

Roma im Donauraum

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Inhalt

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KLEIDER DER BEHAUPTUNGDas Budapester Studio Romani Design lässt sich von traditionellen Kleidern der Roma inspirieren..........................4–5

WEGWEISER FÜR EINE BESSERE ZUKUNFT DER ROMAKonferenz in Ulm „Duna Romani Luma”.......................6–7

VON DER IDEE ZUM PROJEKTDie Baden-Württemberg Stiftung engagiert sich in unterschiedlichen Bereichen..............................................8

VIEL MEHR ALS EIN GELUNGENES EXPERIMENTDie erste Open-Space-Tagung der Baden-Württemberg Stiftung..............9

EIN HART ERARBEITETES WUNDERIm ungarischen Cserdi hat der Rom László Bogdán das Amt des Bürger-meisters inne................................10–12

ERST EINMAL TRÄUMEN LERNEN!Wie ein Film für Bildung Jugendliche in Rumänien begeistern kann.......13–15

LEBENDIGE BÜRGERSTRATEGIE FÜR DIE DONAUDas Danubiana-Projekt setzt auf das Engagement der Zivilgesellschaft......16

WEGE IN DIE LEGALITÄT In Sarajevo engagiert sich der Verein Pharos e.V.......................................18–19

DIE SOZIOÖKONOMISCHE SITUATION DER ROMA IM DONAURAUM Zahlen & Fakten...............................20

LITERATUR.....................................12

TERMINE.........................................17

IMPRESSUM....................................17

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Vorbilder

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FÜR KINDER4

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Romani Design

WIRTSCHAFT

Wir bieten täglich mehrsprachige aktuelle Nachrichten aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Tourismus aus den Donauländern. Zudem informieren wir über Projekte der EU-Donauraumstrategie und geben Hinweise auf Veranstaltungen entlang der Donau. Am besten, Sie schauen gleich mal vorbei!

Sie haben interessante Infos über den Donauraum?

Schicken Sie den Link einfach an [email protected].

Editorial

N

das magazin für die donauländer

Tel. +49 (0)731 153 75 05Fax +49 (0)731 153 75 [email protected]

www.danube-connects.euwww.facebook.com/danube.connectstwitter.com/DanubeConnects

Liebe Leserinnen und Leser,

atürlich hätten wir in diesem Heft unser Augenmerk auf die Diskriminierung und soziale Ausgrenzung der Roma richten kön-nen. Darauf, dass die meisten von ihnen unterhalb der Armutsgrenze, in schwierigen sozioökonomischen Bedingungen am Rande der Gesellschaft leben. Es gibt zahllose erschütternde Beispiele dafür.

Wir haben uns anders entschieden. Wir wollen in unserer neuen Ausgabe darauf aufmerksam machen, dass es auch Lichtblicke gibt, erfolgreiche Projekte, die sich für die Integration der Roma einsetzen, ihnen ein neues Selbstbewusstsein ge-ben. Der Verein Pharos in Sarajevo beispielsweise hilft bei der Beschaffung von gültigen Ausweispa-pieren, damit die Roma-Familien von staatlicher

Seite unterstützt werden (S. 18). Mit einem Film will die NGO Impreuna Roma-Kinder in Rumänien für Bildung begeistern (S. 13). Mit unkon-ventionellen Mitteln und seiner unorthodoxen Auffassung hat es László Bogdán, Bürgermeister des ungarischen Ortes Cserdi, geschafft, die Roma mit ins Gemeindeleben zu integrieren (S. 10).

Die Baden-Württemberg Stiftung setzt sich mit ihrem interkulturellen Programm „Perspektive Donau“ dafür ein, Brücken der Toleranz zu bau-en und Grenzen zu überwinden. So hat sie im Mai die erste Roma-Konfe-renz in Ulm organisiert. Über hundert Roma und Nicht-Roma aus zwölf Nationen richteten ihren Blick auf eine bessere Zukunft (S. 6). Die dürfen wir auch bei allen Negativmeldungen nicht aus den Augen verlieren.

Eine informative Lektüre wünschen Ihnen

Andrea Toll & Sabine GellerChefredaktion und Initiatorinnen danube connects

danube connects gibts auch auf Facebook und Twitter!

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Identität und Freiheit, diese auszu-drücken, bilden einen gängigen Topos der Modebranche und ihres Marktes, dem nur selten eine gesellschafts-politische Dimension zukommt. Anders verhielt es sich, als das Label Romani Design 2014 im Museum der Bildenden Künste am Budapester Hel-denplatz seine Kollektion „My Iden-tity – My Freedom“ vorstellte, die von den traditionellen Kleidern der Roma inspiriert ist. An jenem touristischen und historischen Anziehungspunkt der Stadt bleiben kulturelle Anzei-chen der Romani, die sechs Prozent der Stadtbevölkerung ausmachen, üblicherweise unauffindbar. Im All-tagsbild Budapests ist zeitgenössische Roma-Kultur schlicht nicht repräsen-tiert. Unter diesen Vorzeichen wird der Laufsteg von Romani Design zum Ort der Selbstbehauptung einer Eth-nie, die eine neue Sichtbarkeit bean-sprucht.

Tradition jenseits der Kostümierung

Lange, mehrlagige Faltenröcke, leucht-ende Farben, florale Motive, Verzie-rungen aus Spitze und Borten sind die Insignien der Romani-Trachten. Die Zahl der Gemeinschaften, in denen diese ganz selbstverständlich getragen werden, nimmt beständig ab. Unterdes-sen erfahren zeitgenössische Romani, die traditionellen Familien entstammen, häufig aber einen modernen, urbanen Lebensstil pflegen, keine angemessene Repräsentation, ob in der Mode oder andernorts – gerade so, als gäbe es sie nicht. Alte Klischees über Romani hin-gegen halten sich hartnäckig: Alljährlich werden zu Fasching aus vielen Kleider-schränken von „gadjé“ (so heißen Nicht-Romani auf Rromanes) Tamburins, Goldkettchen, Schleier und Blumenrock hervorgeholt. Ein bloßes Kostüm, das weder als Alltagskleid akzeptiert wird noch eine Neuinterpretation kennt.Hier setzt sie an, die Arbeit des bislang einzigen Haute Couture Design Studios,

dessen kreativer Impuls der klassischen Romabekleidung entspringt. Romani Design vernäht traditionelle Muster und Schnitte mit mondäner schwarzer Seide und kühlen, geraden Formen. So stellt das von Erika Varga gegründete Budapester Label das Althergebrachte dem Zeitgenössischen gegenüber. „I would like to show that the traditional has a place in our contemporary life as well and is not outdated“, erklärt Varga. Sie stammt aus der Region Szabolcs; ihre Familiengeschichte reicht jedoch bis ins rumänische Transsilvanien. Ihre Desi-gns greifen die traditionellen Gewänder der Romani in Rumänien und Ungarn auf und deuten sie neu. Inspirations-quelle der aktuellen Kollektion ist etwa die kretinca, eine traditionelle Schürze, die von der Mutter an die Tochter wei-tergereicht wird, wobei die Verzierung und Bestickung von der Erbin erweitert wird. Vargas zeitgenössische Überset-zung der kretinca mündet in elegante Seidenkleider, deren Borten die ur-sprüngliche Form der Schürze umriss-haft und subtil aufgreift. Selbstbewusst beansprucht diese Kollektion das kul-turelle Erbe der Romani und mithin die Präsenz einer Ethnie, deren Stigma und

Das Budapester Studio Romani Design vermittelt ein neues Selbstbewusst-sein der Roma jenseits etablierter Fremdbilder und totaler Assimilation – nonverbal, über die Sprache der Mode.

Kleider der Behauptung

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Stereotypisierung in der Gegenwart we-nig Vergleichspunkte findet.

Schneider des Selbstbewusstseins

Die ausgebildete Schmuckdesignerin Erika Varga lehrte über viele Jahre lang in ungarischen Romagemeinschaften die Kultur der Romani. Zudem grün-dete sie ein Jugendmagazin von und für Romani. Ein Modelabel zu gründen, das von traditioneller Roma-Kleidung inspiriert ist, spiegeln ihr soziales En-gagement und kreatives Schaffen. Als Kopf von Romani Design entwirft sie seit 2010, unter anderem mit Hilfe ih-rer Schwester Helena Varga, Kleider, Schmuck und Taschen. Zudem verfolgt das Label soziale Ziele: 2014 führte es ein einjähriges Bildungsprojekt durch, das jungen, benachteiligten Romni aus Ungarn und der Slowakei die Grundla-gen des Nähens und Schneiderns ver-mittelte. „Our aim was not only to te-ach them a profession,“ so Erika Varga, „but also to help them gain back their self-confidence and be more successful in looking for a job. For many of them, this was a life-changing opportunity, I believe.“

Jenseits negativer Stereotype fehlen jungen Romani häufig positive Rol-lenbilder. Fremdbilder, denen sie sich gegenüber sehen, gibt es dagegen hin-länglich. Viele von ihnen knüpfen sich gerade an die äußerliche Erscheinung der Romani und ihre Gewänder. Der erotisierende Exotismus der lasziven Romni etwa findet sich in Narrativen der westlichen Kultur in mannigfacher Ausführung. Mustergültig hierfür ist Victor Hugos Beschreibung der Es-meralda aus Der Glöckner von Notre-Dame: „Wahrlich, sie war ein überna-türliches Wesen, wie sie sich da beim Surren des Tamburins, das ihre schö-nen, runden Arme über ihrem Kop-fe schwangen, im Tanze drehte, [...]

mit goldnem, faltenlosen Mieder, mit buntem Rock, der sich bauschte und ab und zu die schlanken Beine sehen ließ mit nackten Schultern, mit schwarzen Haaren, mit funkelnden Augen.“ Dass in den meisten Roma-Gemeinschaften das Bedecken der Schultern essentiell ist, übersah der Autor. Gebrochen wird die Szene im Roman als der Tänzerin eine Messingscheibe aus den gefloch-tenen Haaren fällt und dem gebannten Zuschauer Gringoire vor die Füße rollt. Der erkennt enttäuscht: „‘Ach nein‘, [...] ‚es ist eine Zigeunerin!‘ Der Zauber war zerstört.“ Der Schmuck gibt im Aus-kunft über die „wahre“ Identität der Tänzerin und diese ist, darüber lässt der Erzähler keinen Zweifel, unrühmlich.

Kleidung als Politikum

Noch immer ist die Kultur der Roma-ni von solch reduzierenden und diffa-mierenden Darstellungen überformt. So kritisierte die US-amerikanische Autorin Jessica Reidy, selbst Romni, in einem eindringlichen Kommentar eine Fotostrecke der VOGUE mit dem Titel Summer of Love, die im Herbst 2013 erschienen war. Das darin präsentierte erotisierte Bild weiblicher „Gypsies“ unterschied sich kaum von jenem, das schon Hugo beschrieb. Derweil wurden in der Serie keine Kleider von Romani Design vorgestellt, dem bislang ein-zigen Label, das aus der Roma-Gemein-schaft selbst heraus den Stil der Romani neu definiert. „Do you know one of the ways that people can tell that I‘m Roma-ni?“, fragt Reidy die Redaktion der VO-GUE. „Clothing. Traditional clothing is a political issue.“ Viele Romani, die au-ßerhalb traditioneller Gemeinschaften leben, haben ihre Trachten vollständig abgelegt und sich der Mehrheitsgesell-schaft auch äußerlich angepasst. Das

geschieht nicht immer freiwillig – ob der grassierenden Feindlichkeit gegen-über Roma haben viele Angst davor, als solche erkannt werden. Die Sichtbarkeit der Romani ist gerade in Ungarn, wo die antiziganistische rechtsextreme Par-tei Jobbik 15 Prozent der Wählerstim-men versammelt, eine zu erkämpfende. Mithin ist das souveräne Auftreten von Roma in der Öffentlichkeit und Klei-dung, die ein solches ethnisches Selbst-bewusstsein artikuliert, keineswegs bloß Pop und selbstverständlich.Erika Varga verzichtet gleichwohl auf laute politische Parolen und lässt ihre Kollek-tionen für sich sprechen. Diese bieten Romni einen Ausdruck ihrer Identi-tät, der sich weder ganz einem nostal-gischen Traditionalismus hingibt, noch die eigenen Wurzeln verleugnet. "Ich denke auch, dass mein Berufsweg jun-ge Romnija motiviert und ihnen zeigt, dass sie erfolgreich sein und gleichzei-tig stolz ihre Herkunft zeigen können." Ihre Hauptkundenschaft machen je-doch Nicht-Roma in- und außerhalb Ungarns aus, die mit Romani Design ein Stück Roma-Kultur entdecken, das von Klischees unbefangen ist. Romani hingegen ringen weiterhin nicht allein um ihren ökonomischen Stand, sondern zudem um einen Ausdruck zwischen Tradition, Fremdbild und Moderne.

Carolin Krahl, Journalistin, Leipzig

Wirtschaft

„ I would like to show that the traditional has a place in our contemporary life as well and is not outdated."

Erika Varga in ihrem Atelier

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Wer Roma als größter Minderheit in der Donauregion den gleichberech-tigten Zugang zu Bildung, Arbeit und Wohnraum ebnen will, muss mit ihnen zusammenarbeiten, anstatt über ihre Köpfe hinweg Projekte ins Leben ru-fen. Die Veranstaltung „Duna Romani Luma – Wege in die Zukunft“ der Ba-den-Württemberg Stiftung wurde die-sem Anspruch gerecht, brachte Roma mit Nicht-Roma zusammen und lie-ferte eine Fülle konkreter Ergebnisse.

Von den zehn bis zwölf Millionen Roma in Europa leben die meisten in den Do-nauländern, wo sie wie in Bulgarien oder der Slowakei etwa zehn Prozent der Bevölkerung ausmachen. Die Be-zeichnung Roma wird ihrer Vielfalt nur als Überbegriff gerecht: Zu groß sind die Unterschiede in Religion, gelebter Tra-dition oder den Dialekten ihrer Sprache. Mehrheitlich werden Roma als ausge-grenzte und benachteiligte Volksgruppe wahrgenommen, teils folklorisierend, oftmals diskriminierend oder einfach nur als Bettler. Die 2011 verabschiedete Roma-Strategie der EU und die daraus folgenden nationalen Roma-Strategien zeigen, dass die Lage der Roma inzwi-schen ein Thema der Politik geworden ist, auch innerhalb der Donauraumstra-tegie. Projekte gibt es viele, doch zu oft erreicht die Unterstützung die Betrof-fenen nicht. Unter dem Titel „Duna Romani Luma – Wege in die Zukunft“ stellte sich die Baden-Württemberg Stiftung mit einer dreitägigen Veranstaltung in Ulm die-sem Thema und zeigte eine Alternative auf zu herkömmlichen, oft wenig nach-

haltigen Konferenzen unter dem Dach der Europäischen Donauraumstrategie. Die Tagung wurde eröffnet mit einem ökumenischen Gottesdienst im Ulmer Münster und einem Abendgespräch in der Musikschule Ulm, bei dem un-ter anderem Minister Peter Friedrich und János Székely Weihbischof von Esztergom-Budapest gemeinsam die anstehenden Herausforderungen he-rausarbeiteten. Christoph Dahl, Ge-schäftsführer der Baden-Württemberg

Stiftung, formulierte das Ziel der Ta-gung folgendermaßen: „Uns geht es darum, Brücken zu bauen zwischen Roma-Initiativen in Ost und West, vor-handene Partnerschaften und Projekte zu stärken und zu vernetzen und neue Netzwerke aufzubauen – das sind die herausragenden und wichtigen Ziele, die Sie alle sich gemeinsam für die kom-menden beiden Tagen gesteckt haben.“ Für die Veranstaltung wurde ein spe-zifisches Format gewählt: Open Space heißt die Methode, bei der gut hundert Teilnehmer aus kirchlichen und zivilge-sellschaftlichen Gruppen aus zwölf Na-tionen im Mittelpunkt standen: Sie be-stimmten Tagesordnung und Themen, erarbeiteten konkrete Projektideen und nutzten den Freiraum für vertiefende Gespräche. Raum für Statements von Politikern und Verbandsvertretern bot ein Abendempfang.

Open Space zeigt ErfolgWie richtig die Baden-Württemberg Stiftung und ihre Partner, vor allem das Osteuropa-Hilfswerk Renovabis der Katholischen Kirche, mit ihrem Open-

Space-Konzept und der Auswahl der Teilnehmer lagen, zeigen die Worte von Aida Tule aus Bosnien: „Dankeschön, dass Sie die Türe aufgemacht haben.“ In Ulm begegneten sich Roma und Per-sonen, die nicht dieser Volksgruppe angehören , die sich bisher in der Regel nicht kannten oder erstmals an einer Donauraumstrategie-Veranstaltung teil-nahmen.

Intensives Arbeiten, Reden und Nach-denken brachte unterschiedlichste Themen ans Licht. „Wie begegnen wir Bettlern?“ Eine Frage, die den Pas-to-ralreferenten Wolfram Kaier aus Schwä-bisch Hall umtreibt. In seine Stadt kommen regelmäßig Roma aus der slowakischen Gemeinde Kalosa bei Bra-tislava. Kaier will über die Bettler nicht wegsehen, sondern hinsehen und hat sich deshalb im vergangenen Jahr mit ei-ner Haller Delegation selbst ein Bild von den Roma in Kalosa gemacht. Jetzt warb er in Ulm für eine Willkommenskultur, den direkten persönlichen Kontakt zu den Bettlern, den die öffentlichen Insti-tutionen in den Städten und Gemeinden nicht leisten. Damit will er die Grund-lage schaffen für gesellschaftliches und politisches Engagement gegen Frem-denfeindlichkeit und Ablehnung und für eine engere Beziehung zur Her-kunftsgemeinde der bettelnden Roma.

Einige Arbeitsgruppen setzten sich selbstkritisch mit Hilfsprojekten ausei-nander oder wollten allgemein unter-stützend wirken. So wurde offen über das Scheitern gut gemeinter Bildungs-projekte („Was tun, wenn Betroffene die angebotene Hilfe nicht annehmen?“) gesprochen, über den Widerspruch von lokalen Erfolgen und nationalem Versa-gen, über mangelnde Zusammenarbeit zwischen Staat und NGOs sowie deren Konkurrenz untereinander.

Wegweiser für eine bessere Zukunft der Roma

Roma-Konferenz

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Kulturhaus für Roma-SiedlungSoziales, Bildung und eine bessere Wohnsituation machten den großen Teil der Vorschläge aus. Aber auch Vorhaben von Roma für Roma oder Projekte mit wissenschaftlichem Anspruch stießen auf Interesse. So möchte zum Beispiel Behar Heinemann ein Kulturhaus in Sutka aufbauen, einer der größten süd-osteuropäischen Roma-Siedlungen in der mazedonischen Hauptstadt Skopje. Die im Kosovo geborene und in Bayern lebende Romni denkt an eine Vermitt-lerrolle zwischen Roma und Nicht-Roma, Informationsseminare, Bildung und Beratung, nicht zuletzt an eine identitätsstärkende Arbeit. Mit wissen-schaftlichem Anspruch wollen Slad-jana Stojanovic und Aleksandar Gajic vom Danube Area Research Center (DAReC) Novi Sad (Serbien) die Ge- schichte der Roma im Banat während der Nazi-Herrschaft von 1941 bis 1945 aufarbeiten.

Die Ergebnisse sollen in einem Doku-mentarfilm und einer Monografie vor-gestellt werden.Gegen Ende der Veranstaltung hatten sich Aktionsgruppen gebildet, wurden Namen und E-Mails ausgetauscht und die ersten Arbeitsschritte schriftlich fest-gehalten. Jetzt liegt es an jedem Einzel-nen, seinen Teil zur Verwirklichung bei-zutragen: „Wir haben die Vorhaben auf die Schiene gesetzt, damit sie ins Rollen kommen“, sagte Behar Heinemann.Auch die Baden-Württemberg Stiftung wird sich mit den Ergebnissen ausein-andersetzen und die Arbeit der Initia-tiven weiter verfolgen und unterstüt-zen. „Mit unseren Partnern werden wir erörtern, wie wir die Projektgruppen unterstützend begleiten können“, sagte Dr. Andreas Weber, Abteilungsleiter Bildung der Baden-Württemberg Stif-tung. In vielen Anträgen zum Stiftungs-programm „Perspektive Donau“ seien

Roma-Themen enthalten. Durch die Ver- anstaltung in Ulm sind nach seinen Worten NGOs im Donauraum, die sich für Roma engagieren, untereinander und mit Roma besser in Kontakt ge- kommen – eines der wesentlichen Ziele der Konferenz neben wichtigen Hin-weisen, welche Schwerpunkte künftig in der Arbeit für Roma gesetzt werden sollten.Sehr wahrscheinlich wird die Lage der Roma in der Donauregion auch ein The-ma für den Participation Day des Da-nube Civil Society Forums und das Jah-resforum der EU-Donauraumstrategie Ende Oktober in Ulm sein: Ein Vertreter des Staatsministeriums Baden-Würt-temberg als Organisator verfolgte die Roma-Konferenz aufmerksam als teil-nehmender Beobachter.

Thomas Zehender, Journalist, Ulm

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Behar Heinemann engagiert sich als Romni für Roma.

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„Ein Haus voller Ideen“ prangt in großen Lettern an der Fensterscheibe. Danach sieht das schlichte Gebäude in der Kriegsbergstraße 42 in Stuttgart erst einmal nicht aus. Was also steckt dahinter? Es ist Sitz der Baden-Würt-temberg Stiftung, die sich seit ihrer Gründung im Jahr 2000 für die Zu-kunftsfähigkeit Baden-Württembergs einsetzt: mit innovativen Ideen, Pro-jekten und Programmen.

„Wir initiieren und realisieren Pro-gramme, die mehr wirtschaftlichen Wohlstand, ökologische Modernisie-rung, eine lebendige Bürgerschaft so-wie soziale und kulturelle Teilhabe ermöglichen, sodass der Südwesten auch zukünftigen Generationen eine lebenswerte Heimat bietet“, bringt Christoph Dahl, Geschäftsführer der Baden-Württemberg Stiftung, die Ziele der Stiftung auf den Punkt. Um diese zu erreichen, entwickelt die Stiftung eigene Programme in den Bereichen Forschung, Bildung, Gesellschaft und Kultur.

Die Themen sind breit gefächert und reichen von Nachwuchsförderung, Le-benswissenschaften und Gesundheit über die frühkindliche Bildung, in-ternationalen Austausch, Bildung für nachhaltige Entwicklung bis hin zu bür-gerschaftlichem und kulturellem Enga-gement. „Es ist sinnvoll, sich auf we-sentliche Themen zu konzentrieren und nicht wie ein Gemischtwarenladen auf-zutreten“, betont der Geschäftsführer. Um Trends aufzuspüren und zu erfah-ren, was die Menschen aktuell berührt und beschäftigt, steht die Baden-Würt-temberg Stiftung in regem Austausch mit Institutionen und Verbänden.

Breit aufgestellt Die operative Tätigkeit bedeutet auch, dass die Baden-Württemberg Stiftung alle Projekte während ihrer gesamten Laufzeit eng begleitet, beispielsweise durch Berichterstattung, Vor-Ort-Be-suche, Programmtreffen, Evaluationen oder Zwischenbegutachtungen. Er-kenntnisse und Ergebnisse der Projekte werden in Form von Abschlussberich-ten oder Publikationen der Öffentlich-keit zur Verfügung gestellt. „Wir arbei-ten operativ, sind politisch unabhängig, breit aufgestellt und mit hohem Kapital ausgestattet. Es gibt keine andere Stif-tung mit einem Profil wie unserem. Die-ses Alleinstellungsmerkmal verleiht uns mehr Gewicht“, fasst Dahl zusammen.

Die Baden-Württemberg Stiftung zählt zu den größten Stiftungen in Deutsch-land. Wobei sie im eigentlichen Rechts-sinn keine Stiftung, sondern eine ge-meinnützige GmbH ist, die zu hundert Prozent im Besitz des Landes ist. Das rührt daher, dass das Land Privatisie-rungserlöse in eine gGmbH eingebracht hat, als es im Jahr 2000 Anteile an dem Energieunternehmen EnBW verkauft hat. Jährlich investiert die Stiftung rund 30 bis 40 Millionen Euro in Programme und Projekte. „Wir würden uns natür-lich freuen, wenn wir noch mehr Mittel für unsere Projekte einsetzen könnten“, schließt Dahl. Damit könnten noch mehr Ideen in das Haus in der Kriegs-bergstraße einziehen.

Andrea Toll, Journalistin,Ulm

Die Baden-Württemberg Stiftung zählt zu den großen Stiftungen in Deutsch-land. Projekte und Programme in den Bereichen Forschung, Bildung sowie Gesellschaft und Kultur stehen im Mittelpunkt ihrer operativen Tätigkeit – das hebt sie von anderen Stiftungen ab.

ZAHLEN & FAKTEN

Rechtsform: Gemeinnützige GmbHZiel: Sicherung der Zukunftsfähigkeit Baden-WürttembergsAufsichtsratsvorsitzer: Winfried KretschmannGeschäftsführung: Christoph DahlGründungsjahr: 2000 (als Landesstiftung Baden-Württemberg)Stiftungskapital: 2,3 Mrd. EuroFördermittel/Jahr: ca. 30–40 Mio. EuroBisher investiertes Projektvolumen: 737 Mio. EuroLaufende Projekte und Programme: ca. 1500

www.bwstiftung.de

Von der Idee zum Projekt

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Bildung

Viel mehr als ein gelungenes Experiment

Tagungen hat die Baden-Württem-berg Stiftung schon viele organi-siert, eine Open-Space-Konferenz dahingegen noch nie. Wir sprachen mit den Veranstaltern über die Idee und das spezielle Format der Konfe-renz „Duna Romani Luma – Wege in die Zukunft“.

dc: Wie ist die Idee für die Konferenz „Duna Romani Luma – Wege in die Zukunft“ entstanden?

Dahl: Uns fiel auf, dass sich viele der von uns finanzierten Projekte im Pro-gramm „Perspektive Donau“ mit der Verbesserung der Lebenssituation der Roma im Donauraum beschäftigen. So entstand die Idee, dieses Schwerpunkt-thema ausführlicher im Rahmen einer Tagung zu behandeln.

Weber: Dann kam Dr. Monika Kleck von Renovabis auf uns zu. Sie plante schon länger eine Open-Space-Tagung, um Anregungen für Projekte zu finden, die die soziale und wirtschaftliche Si-tuation der Roma im Donauraum ver-bessern helfen. Diese beiden Ideen ha-ben wir zusammengebracht und noch weitere Partner mit ins Boot geholt, zum Beispiel die Europäische Donau-Akademie und die Kirchen in Baden-Württemberg.

dc: Sie haben sich für eine Open-Space-Konferenz entschieden. Was sind in Ihren Augen die Vorteile?

Weber: Das Besondere an Open Space ist, dass es keine Vorträge, Präsen-tationen oder Podiumsdiskussionen gibt. Die Tagesordnung steht nicht im Vorhinein fest. Vielmehr erstellen die Teilnehmenden die Agenda selbst und legen fest, welche Themen besprochen werden sollen. Ziel ist, in kurzer Zeit mit einer großen Zahl von Menschen

zu einem umfassenderen Thema we-sentliche Teilthemen innovativ und lö-sungsorientiert zu bearbeiten und eine Aufbruchstimmung zu erzeugen.

Dahl: Uns geht es vor allem darum, neue Ansätze für positive Verände-rungen der Lebenslagen vieler Roma im Donauraum zu finden.

dc: Die Resonanz war groß und die Beteiligung gut. Wie soll es nach der Konferenz weitergehen?

Dahl: Für die Baden-Württemberg Stiftung wie auch für die Kooperations-partner war diese Form der Tagung ein Experiment. Wir wussten im Vorhinein nicht, ob und welche Initiativen sich bilden, was dabei herauskommt. Inso-fern war die Spannung, aber auch die Erwartungsfreude hoch. Nun werden wir die Ergebnisse in einem Abschluss-resümee zusammenfassen und diese als Beitrag in den Participation Day des Annual Forums der EU-Donauraum-strategie Ende Oktober in Ulm einbrin-gen.

Weber: Insbesondere wünschen wir uns, gemeinsame Initiativen zur Roma-Integration zu entwickeln und damit einen Beitrag zur erfolgreichen Umset-zung der EU-Roma-Integrationsstrate-gie und der EU-Donauraumstrategie zu

leisten. Uns ist klar, dass wir nur punk-tuell dazu beitragen können, wichtige Projekte zu initiieren. Deswegen setzen wir ganz unten an und versuchen, mit unseren Möglichkeiten kleine Erfolge zu erreichen.

Das Interview führte Andrea Toll.

Brücken der Toleranz bauen, Grenzen überwinden – Perspek-tive Donau

Mit dem interkulturellen Programm „Perspektive Donau: Bildung, Kultur und Zivilgesellschaft“ fördert die Ba-den-Württemberg Stiftung nachhaltige Projekte im Donauraum. Eingebettet in die EU-Donauraumstrategie sorgt das Programm für den Austausch von Wissen zwischen den verschiedenen Projekten im Donauraum und trägt zur Völkerverständigung und dem Aufbau einer tragfähigen Zivilgesellschaft bei.

Dr. Andreas Weber, Abteilungsleiter Bildung, Christoph Dahl, Geschäfts-führer Baden-Württemberg Stiftung, Andrea Toll, danube connects

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Die Gemeinde Cserdi liegt im Komitat Baranya, nur 25 Kilometer entfernt von der ehemaligen europäischen Kultur-hauptstadt Pécs. Rund die Hälfte der 430 Einwohner sind Roma. Einer beklei-det das wichtigste Amt: László Bogdán ist seit 2006 amtierender Bürgermeister. Regelmäßige Bürgerforen, auf denen Probleme vor deren Eskalation bespro-chen werden, sinkende Schulschwän-zer-Quoten bei steigendem Noten-durchschnitt, renovierte Häuser und ein eigener Landwirtschaftsbetrieb – all das wird mit seinem Namen und Handeln

verbunden, ihm angerechnet. Denn im Gegensatz zu den in Ungarn landesweit angewendeten, teils sinnlosen öffentli-

chen Beschäftigungsprogrammen wer-den hier in Cserdi die Arbeitslosen nicht ständig sanktioniert, sondern Teil der Gemeindearbeit, deren Früchte sie – im wahrsten Sinne des Wortes – selbst mit ernten.

Der Landwirtschaftsbetrieb erstreckt sich auf insgesamt über 40 Hektar Ge-meindefläche. Hier wachsen zum Bei-spiel Zwiebeln, Kartoffeln, Paprika, Tomaten und 26.000 Platanen. Genug dafür, dass nach der Selbstversorgung der Gemeinde der Verkauf und sogar das Spenden folgte: Hin und wieder fahren das Stadtoberhaupt und einige der öffentlich Beschäftigten nach Buda-pest, um Lebensmittel an Bedürftige zu verteilen. Zumindest einige der Spen-der dürften das Gefühl kennen, auf Ga-ben angewiesen zu sein.Die Straßen sind sauber, viele Häuser, der Friedhof und Fußballplatz reno-viert. „Brücken bauen“ heißt das sinn-bildliche und wörtliche Motto: 2008 ließ Bogdán eine Brücke über einen Graben errichten, der das „Ghetto“, den vor allem von Roma bewohnten ärmeren Ortsteil, mit dem Ortskern verbindet. Auch ein Holocaust-Denkmal und die 160 Quadratmeter große Gemeindehal-le, in der beispielsweise Konzerte gegen

Rassismus stattfinden, wurden von den Anwohnern selbst errichtet. Angesichts dieser Taten begann die ungarische Presse ab 2013 vom „Wunder von Cser-di“ zu sprechen, deutsche Medien wie die FAZ, BR und WDR einige Monate später.

Bürgermeister Bogdán treibt an, lobt und rügt

Dabei erfolgt nicht alles aus eigenem Antrieb: Bogdán führt ein strenges Re-giment. Jeder, der kann, muss mit anpa-cken. Der früher bei einem multinatio-nalen Unternehmen Beschäftigte hatte es dort von der Reinigungskraft bis zum Produktionsleiter mit Auslandserfah-rung geschafft, was ihm im Heimatdorf viel Anerkennung einbrachte. So wur-de Bogdán 2002 gefragt, ob er nicht bei der Lokalwahl antreten will, was er tat – und prompt zum Vize-Bürgermeister gewählt wurde; seit 2006 ist er Cserdis Gemeindeoberhaupt. Bogdán machte aus der oft wenig ef-fektiven „Nationalen Roma-Strategie“

Ungarn und seine Roma – ein meist spannungsgeladenes und problembe-haftetes Verhältnis. Abseits der alltäglichen Vorurteile und Akten der Se-gregation gibt es jedoch auch Beispiele für ungarische Roma, die sich nicht unterkriegen lassen und etwas auf die Beine stellen. Im Land der Magyaren wird aktuell damit vor allem ein Ortsname verbunden: Cserdi.

Bürgermeister László Bogdán bei einem Vortrag.

UNGARN

Budapest

Pécs

Cserdi

Ein hart erarbeitetes WunderWunder

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der Regierung von Viktor Orbán (selbst mütterlicherseits romastämmig) eine „lokale Roma-Strategie“, die auf Fleiß, Disziplin und Selbermachen beruht. Ohne Arbeit gibt es kein Geld, will er klarmachen, statt fürs Nichtstun eine magere Sozialhilfe zu kassieren, soll lieber jeder anpacken und seinen Teil leisten. Ruppig rügt Bogdán diejenigen, die faulenzen oder sich nicht genug an-strengen, lobt aber auch und schafft es, mit den ansehnlichen Ergebnissen fast jeden auf seine Seite zu ziehen. Und das mit scheinbar messbarem Erfolg: 2005 lag die Arbeitslosigkeit unter den Roma von Cserdi noch bei knapp 90 Prozent, stieg sogar auf 98 Prozent. 2014 war sie um ein Drittel gesunken. Früher gab es laut dem stolzen Bürgermeister jährlich rund 170 angezeigte Diebstähle und Einbrüche, die größte Straftat im Vorjahr soll nur noch ein paar geklaute Trauben gewesen sein.

Bogdán ist 41 Jahre alt, hat einen Draht zu den Jungen und Alten, kann auf-grund seiner Erfahrung sowohl mit Roma wie Nicht-Roma. Und er würde laut eigener Aussage keine Sekunde zö-gern, gegen die „eigenen Leute“ vorzu-gehen, falls nötig. Einerseits motiviert er, wenn er mit einigen der Jüngeren in die nahe gelegene Universitätsstadt Pécs fährt, um sie Bildungsluft schnup-pern zu lassen; andererseits schreckt er ab, wenn er mit einigem Problemfällen nach Pécs ins Gefängnis fährt, um ihnen mögliche Konsequenzen ihrer bishe-rigen Laufbahn drastisch zu verdeutli-chen. Nicht ohne Grund nennt er diese Schocktherapie „Teufelsaustreibung“ (auf Ungarisch trägt das Programm eine vulgäre Bezeichnung; Anm.), die Teil-nehmer waren froh, nach dem Besuch wieder an der frischen Luft zu sein. „Ich war früher selbst ein paar Mal im Gefängnis, weil ich aggressiv war“, be-richtete Anwohner Sándor Sárközi ge-genüber dem ungarischen Nachrichten-

portal index.hu, „seit der Bürgermeister im Amt ist, hat sich alles verändert: die Umgebung, die Arbeitsmöglichkeiten. Ich habe seitdem immer Arbeit.“ Wie Sarközi sind die Anwohner gegenüber Bogdán voller Respekt und Dank für die Chance zum gesellschaftlichen An-schluss. Laut dem Bürgermeister ist auf-grund der vielen Arbeit die Atmosphäre aktuell „positiv angespannt“.

Bogdán darf sein „Modell“ bis nach Brüssel tragen

Das sei kein Cserdi spezifisches Phä-nomen, betont Bogdán immer wieder gegenüber der Presse, er möchte sol-che Fortschritte im ganzen Land sehen. „Ungarns Zigeuner sind kein hypersen-sibles Thema, man kann und muss es sehr wohl offen und direkt ansprechen, vom Nichtstun wird es nicht besser“, erklärte er index.hu. Er wolle Ungarns Gesellschaft ein dienlicher Teil sein, mit den „Teufelsaustreibungen“, mit dem Gemüseanpflanzen – selbst wenn ihn Kritiker als primitiv bezeichnen. Es bringe nun einmal die schnellsten Er-gebnisse – auch in Sachen Vorurteile –, wenn ein Rom einem (praktischen) Handwerk nachginge und dort fleißig sei.

Über seine Motivation verrät das Stadt-oberhaupt gegenüber danube connects, dass man selbst anpacken müsse, da sonst niemand einem helfe: „Zudem bin ich das in Ungarn immer noch weit ver-breitete Stereotyp vom faulen, nichts-nutzigen und kinderreichen Zigeuner leid.“ Vermutlich daher auch die Idee für sein nächstes Projekt: ein Roma-Frei-lichtmuseum, das von der Geschichte und den Traditionen seines Volkes be-

Wirtschaft

In der Dorfgemeinschaft Cserdi packt jeder, der kann, mit an: Roma genauso wie Nicht-Roma.

„Ungarns Zigeuner sind kein hypersensibles Thema, man kann und muss es sehr wohl offen und direkt ansprechen, vom Nichtstun wird es nicht besser.“

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richten und so aufklären soll. Für rund 3,3 Millionen Euro sollen Gehöfte mit Landwirtschaft entstehen, am Lagerfeu-er soll es typische Speisen und Getränke geben, Kartenlesen inklusive. So will er Schulklassen und weiteren Interes-sierten die Chance geben, in die Kultur seines Volkes einzutauchen. Zudem ist ein Roma-Festival geplant. „Das ist ein großer Traum, für den wir aktuell leider kein Geld haben“, muss er auf Nachfra-ge nach dem aktuellen Stand zugeben.

Dass Bogdán mit seiner unorthodoxen Auffassung und seiner direkten Art ein weit über seine Gemeinde hinaus bekannt ist und etwas Neues beisteu-ern kann, beweist die Tatsache, dass István Újhelyi, Abgeordneter der Sozi-alistischen Partei Ungarns (MSZP) im Europaparlament, ihn im Februar nach Brüssel einlud, um die EU-Experten in puncto Roma-Strategie zu beraten. Zudem wurde Bogdán zum ständigen Berater Újhelyis auf diesem Gebiet be-rufen. Auch in Brüssel blieb das Ge-meindeoberhaupt, das die Abschaffung von Ungarns Roma-Landesselbstver-waltung fordert, direkt: Auf einer Pres-sekonferenz sagte er, dass das „Wunder von Cserdi“ gar kein Wunder sei. „Sie dürfen sich nicht wundern, dass wir [Roma; Anm.] fähig sind, eine Schaufel und Hacke anzupacken.“

Daniel Hirsch, Journalist,Budapest

Literatur

Als Kind in die zauberhafte Weltder Bücher eingetauchtZu den wichtigsten Roma-Autoren der Gegenwart zählt Jovan Nikoli c, geboren 1955 in Belgrad und aufgewachsen in der Roma-Siedlung bei C�ac�ak. Im Jahr 1999 emigrierte er nach Deutschland, wohnt und arbeitet in Köln. In deutscher Übersetzung liegt unter anderem der Prosaband „Weißer Rabe, schwarzes Lamm“ vor. Die kurzen Texte geben subtile Beobachtungen aus seiner Kindheit wieder. „Zimmer mit Rad“ (2004) enthält Lyrik und Prosa. 2011 folgte der Prosaband „Seelenfänger, lautlos lärmend.“ danube connects sprach mit dem Schriftsteller.

dc: Sie zählen zu den bekanntesten Rom-Schriftstellern. Welche Be-deutung hat Ihre Herkunft für Ihre schriftstellerische Arbeit?Nikolic: Schon in meiner Kindheit hatte ich das Glück, durch meine Eltern die zauberhafte Welt der Bücher kennenzulernen, ebenso die Welt der Musik. Das hat meine Sinne für Klang und Ästhetik geschärft. Schon mit zehn Jahren habe ich Poesie geschrieben. In der Poesie ist alles: Melodie, Rhythmus und Emotionen. Mit größerem zeit-lichem Abstand dazu glaube ich, dass mir dies sehr geholfen hat in meiner schriftstellerischen Arbeit.

dc: Gibt es eine typische Roma-Litera-tur und wodurch zeichnet sie sich aus?Nikolic: Das ist eine Frage für Lite-ratur-Experten. Typisch für Roma sind mündliche Überlieferungen und tradititionelle Lieder mit Themen wie Natur, Armut, Liebe, Angst, Hunger, Traurigheit, Beten und Bitten um Gottes Gnade. Bis heute knüpfen aktuelle Poeten und Poetinnen an diese Stoffe eines lyrischen Naturalismus an. Aber es gibt auch eine gute junge Generation wie Ruzdija Sejdovic, Selam Pato, Istvan Farkasch, Dotschy Reinhardt, Monica Kalanyosch, die einen postmodernen Stil pflegen.

dc: Ihr kommender Roman trägt den Titel „Voyeur mit tränendem Auge“. Worüber handelt er?

Nikolic: Das ist ein Tagebuch, in dem ich über meine Erfahrungen als Exilant in einer neuen Kultur berichte.

dc: Sie engagieren sich in Ihrer Wahl-heimat Köln im Verein Rom e. V. für Roma-Kinder. Was sind die Ziele des Projekts?Nikolic: Ich engagiere mich für das Projekt „Roma Kultur Karawane“, das ich für den Verein Rom e.V. Köln schon im Jahr 2008 initiiert habe. Dort habe ich ein umfassendes Themenangebot zur Kultur und Geschichte der Roma als Minderheit ausgearbeitet. Dazu besuche ich Schulen, Uni-Seminare, Volkshochschulen und andere Bil-dungsträger, um dort Vorträge und Seminare zu halten. Mein Ziel ist ein Engagement gegen Antiziganismus und Rassismus in Schulen. Für ganz junge Schüler habe ich einen Kultur-koffer im Gepäck, der vielfältiges Anschauungsmaterial enthält.

Thomas Zehender, Journalist, Ulm

Eines der Gewächshäuser in Cserdi bekommt eine neue Folie.

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Erst einmal Träumen lernen!Wie die NGO Impreun�a Roma-Kinder in Rumänien für Bildung begeistert

Vor verfallenden Häuserreihen grasen magere Pferde. Am Rand der Lehm-straße warten Frauen mit Plastiktüten voller Pilze: Vielleicht kann man sie an vorbeifahrende Reisende verkau-fen? Durch die Höfe wuseln Kinder wie durcheinandergeratene Orgelpfei-fen, barfuß, nackte Haut, windgegerbt. Saftig grüne Weiden bis zum Hori-zont wogen sanft in der Brise. Doch die wildromantische Dorfidylle trügt: Hier mangelt es schlichtweg an allem. Wenn es regnet, verwandelt sich die Straße in Schlamm, Hoffnungslosig-keit tröpfelt durch notdürftig geflickte Dächer. Arbeit gäbe es genug ... nur

keine Arbeitsplätze. Nicht einmal ei-nen Bus. „Was willst du werden, wenn du groß bist?“, fragen die Mitarbeiter von Impreună die Kinder, wenn sie im Rahmen des gleichnamigen Projekts, Teil der landesweiten Unicef-Kampa-gne „Komm zur Schule“, hier vorbei-kommen.

„Es ist hart, wenn du in Gebiete gelangst, wo selbst das GPS nicht mehr weiß, wo du bist“, seufzt Gelu Duminica. Vor 13 Jahren hatte der Soziologe die NGO Impreuna gegründet, heute eine der beiden größten für Roma in Rumä-nien. Während es anfangs Drohbriefe hagelte, wenn in Dörfern Aufklärung über organisierten Menschenhandel betrieben wurde, hat man sich längst Präsenzrechte erkämpft. Was allerdings nicht bedeutet, dass alle Kampagnen von vornherein gut ankommen: Vor allem, wenn man Menschen, denen es an elementareren Dingen mangelt, von Bildung als nachhaltige Lösung

„ Es ist hart, wenn du in Gebiete gelangst, wo selbst das GPS nicht mehr weiß, wo du bist.“

Zivilgesellschaft

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gegen Armut überzeugen will. „Ent- weder musst du weinen oder du suchst verbissen nach Lösungen“, erzählt der Mann mit den durchdringenden dun-klen Augen weiter. Den Erwachsenen kann man meist nicht helfen, so richten sich fast alle Programme an Kinder und Jugendliche. „Wir sagen jedem von ih-nen: Bildung ist deine einzige Chance. Auch wenn du kein Geld oder Hunger hast, beiß die Zähne zusammen – du schaffst es!“

Alarmzeichen ResignationLetztes Jahr hat Impreuna mit einem Do-kumentarfilm über erfolgreiche Roma in prestigereichen Berufen, den „Internati-onal Achievement Award“ des österrei-chischen Außenministeriums gewon-nen. Der Film soll Kindern zeigen, dass auch ihnen die Welt offensteht, wenn sie nur zu träumen wagen. In über 130 Schulen wurde er gezeigt, begleitet von den Hauptdarstellern, damit die Kinder begreifen, dass es diese Leute wirklich gibt, es keine Schauspieler sind, son-dern echte Lehrer, Ärzte, Anwälte, Sozi-alarbeiter, Polizisten, Pfarrer. Vor allem der Pfarrer war wichtig, denn in Roma-Kreisen gibt es ein geflügeltes Wort: „Lass die Schule sein, du wirst ja so oder so kein Pfarrer!“ Als man die Kin-der vorher nach ihren Berufswünschen fragte, nannten sie meist Tätigkeiten mit niedrigem Niveau. Manche zuck-ten mit den Schultern und murmelten: „Was Gott will.“ Ein Alarmzeichen für den Soziologen, denn ein Kind, das kei-ne Träume mehr hat, ist zerstört. „Wir sagen ihm dann: ‚Du kannst alles wer-den! Schau dir diese Leute an. Sie waren einst wie du.“ Wenn nach dem Film die Frage wiederholt wird, sind die Reak-tionen oft verblüffend: Ein Junge, der Maurer werden wollte, träumte auf ein-

mal vom Arztberuf. Eine Siebtklässlerin entdeckte in der Sozialarbeiterin Oana Nicolae ihr Vorbild. „Als wäre Oana aus meinen Träumen gemacht“, formuliert es Andreea später. Einen Tag, nachdem der Film in ihrer Schule gezeigt wurde, rief ihre Mutter bei Impreuna an: Noch nie habe sie ihr Kind so verändert erlebt. Sie bat die Agentur zu helfen. Diese lud Andreea nach Bukarest ein und ver-mittelte ein Treffen mit Oana. Bewegt berichtet die NGO-Mitarbeiterin Ana-Maria Duminica, wie sich die Mädchen weinend in die Arme fielen.

Das Projekt richtet sich nicht nur an Kin-der aus armem Milieu. Nur etwa acht Prozent aller Roma-Kinder brechen die Pflichtschule ab, klärt Gelu Duminica auf. Doch fast noch wichtiger sei es, die restlichen 92 Prozent zu erreichen. „Fast jeder, der etwas für Roma tun will, denkt nur an die Erfüllung primärer Be-dürfnisse“, kritisiert er. „Aber man kann den Kindern Tonnen von Sandwiches geben, wenn man ihnen kein Selbstbe-wusstsein vermittelt, ist alles umsonst.“

Rebranding dringend nötigVermittelt wird nicht nur die Botschaft „Bildung ist Zukunft“, sondern auch ein Rebranding des Roma-Images. Wie dies gelingen kann, illustriert das Bei-spiel von Andrei aus Macin im Land-kreis Tulcea. Der Roma-Junge hatte dort als erster seiner Ethnie das Gymnasium und später ein Soziologiestudium ab-solviert. Seit neun Jahren arbeitet er nun für Impreuna in Bukarest. Im Rahmen des Projektes „Was willst du werden, wenn du groß bist?“ wurde Andrei wie-der in seine alte Heimat entsandt. Dort staunten ehemalige Schulkollegen, wie respektvoll ihn Bürgermeister und Lo-kalpresse behandelten. In den Schulen hatte man bereits ein Jahr vor seinem Auftritt eine Umfrage

veranlasst: „Wer wärt ihr lieber: Fane Spoitoru (bekannter Roma-Boxer mit Verbindung zur Unterwelt) oder Ghe-orghe Nicolae (einer der größten Roma-Intellektuellen Europas)?“ Kaum eines der Kinder konnte mit dem Namen Nicolae etwas anfangen, während Spoi-toru allgemein Bewunderung genoss. Ein Jahr nach dem Besuch wurde die Umfrage wiederholt. Diesmal stellte man Spoitoru und Andrei als Vorbilder zur Wahl. Eine ganze Reihe Schüler wählte nun Andrei.

VorurteileErst im Kontext des Films erkennen die Schüler den Pfarrer, Arzt oder Schau-spieler überrascht als Angehörige der Roma-Ethnie. „Dabei sind solche Er-

folgsbeispiele keineswegs selten“, klärt Gelu Duminica auf. Er bezeichnet sie als „unsichtbare Roma“, denn äußerlich sind sie von der Mehrheitsbevölkerung nicht unterscheidbar. Unsichtbar aber auch, weil viele aus Angst vor Diskri-minierung ihre ethnische Zugehörigkeit verschweigen. So weiß niemand, wie viele Roma tatsächlich in Rumänien le-ben. Gelu Duminica schätzt sie auf ein-einhalb Millionen. In der letzten Volks-zählung bekannten sich rund 637.000 dazu. Spricht man von Roma, denken viele zuerst an abgeschottete Gemein-schaften, die sich der Integration in die Gesellschaft widersetzen. Der Anteil jener, die an mit der modernen Gesell-schaft unvereinbaren Werten festhalten, ist jedoch äußerst gering. Nur zwei Pro-zent der Roma, verrät Gelu Duminica, befürworten heute noch die Frühehe,

„ Wir sagen jedem von ihnen: Bildung ist deine einzige Chance. Auch wenn du kein Geld oder Hunger hast, beiß die Zähne zusammen – du schaffst es!“

„ Ich denke, wir werden erfolgreich sein, weil auch die rumänischen Kinder fasziniert sind."

Gelu Dominica, Gründer der NGO Impreuna

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nur zehn Prozent aller minderjährig Ge-bärenden in Rumänien seien Roma.

Unterstützung durch die ElternDie Kinder zu motivieren ist wichtig, doch fast noch wichtiger ist es, zu den Eltern vorzudringen. Daher gibt es ei-nen zweiten Teil des Projekts, in dem El-ternabende durchgeführt werden. Darin vermittelt der Film „Ilie“, an Roma-Tra-ditionen und -Werte anknüpfend, wie großartig es sein kann, wenn ein junger Mensch, der für seine Zukunft kämpft, unterstützt wird. „Der Inhalt des Films ist bewegend, viele erkennen sich darin wieder, doch um an die Menschen wirk-lich ranzukommen, ist die Musik fast noch wichtiger“, erklärt Gelu Duminica. „Wenn man jemandem direkt sagt, du machst etwas falsch, schickt er dich zum Teufel. Will man also eine Botschaft ver-mitteln, muss man einen gemeinsamen Kanal finden. Bei uns ist das die Musik“, erläutert der Soziologe und holt in die Geschichte aus, als Roma noch Leibei-gene und Analphabeten waren und von Liebe bis Leid alles mit Musik vermit-telt wurde. Im Vorfeld jeder Kampagne veranstaltet Impreuna daher ein Mu-sikfest mit bekannten Roma-Musikern. „Da kommt jeder im Dorf, Roma oder Nichtroma, und man lernt sich kennen. Nach zwei Wochen kommen wir dann mit dem Film ‚Ilie‘.“Wie wichtig die Unterstützung der Eltern ist, weiß Gelu Duminica aus eigener Erfahrung. Die Mutter An-alphabetin, der Vater zeitweilig zum Betteln gezwungen, ein klassisches Roma-Schicksal. Seinen Werdegang verdankt er beiden. „Meine Mutter ar-beitete als Putzfrau und verkaufte da-nach vor der Marineschule Sonnenblu-menkerne.“ Weil sie dort beobachtete, dass sich Gebildete im Beruf weniger plagen, bestand sie darauf, dass ihre Kinder alle aufs Gymnasium müssten.

„Als ich einmal meinen Mut zusam-mennahm und gestand, ich wolle lieber auf die Berufsschule, hat sie mich zum ersten Mal geschlagen – mitten im Zen-trum von Galatz“, erinnert sich Gelu Duminica. „Dann zerrte sie mich zum Gymnasium und dort habe ich mich buchstäblich unter ihren Tritten in den Hintern eingeschrieben.“ Auch im Stu-dium gab es einen kritischen Moment, dessen Überwindung er seinem Vater verdankt: Dreimal rasselte der Junge durch das Examen und war kurz davor, aufzugeben. „Da kniete sich mein Vater vor die Hausikone und rief theatralisch aus: ‚Herrgott, was hast du mir für ei-nen dummen Jungen gegeben! Zu blöd ist er zum Studieren!‘“ Die Beleidigung hätte nicht schlimmer sein können. Jah-relang hasste er seinen Vater, bis er end-lich verstand: Es war das einzige Mittel gewesen.

Weil nicht alle Eltern die Kraft haben, ihr Kind zu motivieren, gibt es bei Impreuna seit zwei Jahren das Mento-renprogramm, das nun gezielt auf die besuchten Schulen ausgeweitet werden soll. Darin betreut jeder Volontär etwa 50 Kinder, denen er regelmäßig als Ver-trauensperson in allen Lebenslagen zur Seite steht. Eine Art Schneeballeffekt hofft man so zu erzielen, wenn aus den Jugendlichen später ihrerseits Mentoren werden. „Wir versuchen damit, Leute zu schaffen, die die Mentalität langsam ändern“, erklärt Gelu Duminica. „Ich denke, wir werden erfolgreich sein, weil auch die rumänischen Kinder faszi-niert sind. Wenn die Rumänen zu ihren Kindern sagen: ‚Sei brav, sonst geben wir dich den Zigeunern‘, dann mag so manches Kind antworten: ‚Ich hab aber unlängst ganz tolle Zigeuner kennenge-lernt.‘“

Nina May, ADZ, Bukarest

„ Ich denke, wir werden erfolgreich sein, weil auch die rumänischen Kinder fasziniert sind."

Vorbilder und Beteiligte des Impreuna-Projektes „Was willst du werden, wenn du groß bist?"

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Danubiana-Projekt setzt auf das Enga-gement der Zivilgesellschaft und mehr direkte Bürgerbeteiligung. Die Initiati-ve geht mit gutem Beispiel voran und kann schon jetzt beachtliche Ergeb-nisse vorweisen.

Den Bürgern die Idee der EU-Donau-raumstrategie näherzubringen, sie da-für zu begeistern und ihre Meinungen an die Politik weiterzugeben: Das ist das Ziel des von der EU-Kommission un-terstützten Danubiana-Projekts „Buil- ding Bridges of Democracy”. Eine Bi-lanz nach 18 Monaten praktischer Ar-beit.

In ihrem fünften Jahr mangelt es der EU-Donauraumstrategie noch im-mer an einer wirkungsvollen Öffent-lichkeitsarbeit. Während eine „River Show“ etablierte Akteure in Politik, Verwaltung und NGOs anspricht, geht Danubiana direkt auf die Bürger al-ler Generationen zu – auf der Straße, in Schulen oder an Universitäten mit überschaubaren Aktionen, die leichter verwirklicht werden können.

Aktionen in der Schule Zu diesen Aktionen zählen zum Bei-spiel „Danube in the classroom“ und das „Danube School Kit“, das im Febru-ar erstmals an der HTL St. Pölten, einer weiterführenden technischen Schule in Niederösterreich, vorgestellt worden ist. Neben grundlegenden Informatio-nen über die EU-Donauraumstrategie regt das Kit dazu an, dass die Schüler in speziellen Unterrichtseinheiten über ihre persönlichen Beziehungen zur Donau im Hinblick auf Sport, Freizeit, Kultur oder Umwelt diskutieren.

Das „Danube Volunteer Exchange Pro-gram" förderte den Austausch von jun-gen, zivilgesellschaftlich engagierten

Studenten aus verschiedenen Donau-ländern. In Ulm (Baden-Württemberg) war die Rumänin Ana-Maria Apopei zwei Wochen Gast von danube con-nects, Partner des Danubiana-Netz-werks. Die Studentin ist Mitglied der „Romania Asociatia Pro Democratia“. Im Gegenzug besuchte Julia Klimo-witsch aus Ulm die rumänische Haupt-stadt Bukarest und beteiligte sich dort an der Aktion „Anti Corruption Laby-rinth“ von Pro Democratia.Die Aktion „Ihr idealer Kandidat für das Europa-Parlament“ in Städten wie Budapest, Bukarest, Bratislava oder Ulm stieß auf positive Resonanz. Teams der örtlichen Danubiana-Partner be-fragten Passanten und Studenten; aus den Ergebnissen erstellten sie ein An-forderungsprofil für Europa-Abgeord-nete.

Distanz abbauenWichtigste Erkenntnis aus dem Danu-biana-Projekt: Zivilgesellschaftliche Organisationen können wesentlich zur Implementierung der EU-Donauraum-strategie beitragen und sollten deshalb partnerschaftlich eingebunden werden auf nationaler und makro-regionaler

Ebene. Danubiana sieht sich in einer ak-tiven Rolle, will die Distanz zwischen Bürgern und Politik abbauen. „Der Di-alog mit den Bürgern ist die Forderung des Tages“, sagt Miklos Barabas, Präsi-dent des Danubiana-Netzwerkes, „das ist eines der Mittel, um das sinkende Vertrauen in die EU zu bewältigen.“ Beim Participation Day und dem Jah-resforum der EU-Donauraumstrategie Ende Oktober in Ulm will er die Gele-genheit dazu nutzen.

Thomas Zehender, Journalist, Ulm

Das Danubiana-Netzwerk wird koordiniert vom European House in Budapest und seinem Präsidenten Miklos Barabas. Vertreter von NGOs aus neun Donauländern, darunter auch Sabine Geller von danube connects, besuchten in Brüssel die Gene-raldirektion für regionale Politik der EU-Kommission (DG Regio). www.danubiananetwork.eu

Lebendige Bürgerstrategie für die Donau

INFO

Schülerinnen aus Novi Sad und Ulm arbeiten bei „Danube in a classroom“ über alle Grenzen hinweg zusammen: Gemeinsam gestalten sie eine Zeitung.

Zivilgesellschaft

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Termine 2015

Even

ts 2

015

12.06.–12.07. 14 x14 – Survey of the Danube Region, donumenta-Ausstellung, Bukarest

24.–26.06. 3. Donau-Kulturkonferenz, Temeswar, Rumänien

26.–28.06. 32. Donauinselfest Wien

29.06. International Danube Day

09.–12.07. EXIT Festival, Novi Sad

11.–13.07. 18. Jazzfestival Garana (Wolfsberg), Rumänien

20.07. Stadtfeiertag Schwörmontag, Ulm

24.07.–02.08. Int. Chorfestival Europa Cantat XIX in Pécs

10.–17.08. Sziget Festival, Ungarn

29.–31.08. Rowmania Festival Tulcea/Rumänien

03.–7.09. Ars Electronica Festival Linz, Internationales Festival für Medienkunst

10.–13.09. Donaufest in Bratislava / SK

11.–13.09. 5. Balkanik Festival, Bukarest

23 ./24.09. EUSDR Kick-off-Event in Budapest

13.–7.10. Internationales Brucknerfest Linz

13./14.10. MOBI 2015 / International Conference on Mobility Opportunities in Danube Region, Bratislava, Slowakei

17.10–9.11. Ingolstädter Jazztage

28.10. 2nd Participation Day of Danube Civil Society Forum, Ulm 29./30.10. 4. Jahresforum der EU-Donauraumstrategie in Ulm

06.-08.11. 10th BPW Danube Net Businesswomen Forum, Sibiu/Hermannstadt, Rumänien

13.–16.11. Donau Lounge – Literatur und Kultur aus den Donauländern auf der Messe BUCH WIEN

Imprint

danube connectsdas magazin für die donauländerTel. +49 / (0)731 / 153 75 05Fax +49 / (0)731 / 153 75 [email protected]

Herausgeber: European Journalists Association,Sektion Ulm

Verlag: Süddeutsche VerlagsgesellschaftNicolaus-Otto-Str. 14, 89079 Ulm

Konzept und Gestaltung: Sabine [email protected]

Redaktion: Andrea [email protected]

Social Media:Thomas Zehender

Anzeigenleitung: Sabine [email protected]

Bildnachweis: Titelbild: © Pharos e. V.,Nachrichtenagentur MTI,Márton Kállai, László Bogdán,Geraldine Aresteanu, Elvira Eberhardt,Sabine Geller, Thomas Zehender

Übersetzung: Meike Westerhaus

Autoren: Daniel Hirsch, Carolin Krahl, Nina May, Doris Orgonas,Andrea Toll, Thomas Zehender

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Dass aus einem Gespräch mit einer Bettlerin auf der Straße ein so umfang-reiches Projekt entstehen würde, hatte Ingrid Halbritter 2004 nicht geahnt. In diesem Jahr kam die Politologin in Sara-jevo, wo sie seit 17 Jahren lebt, mit einer Romni ins Gespräch. Von ihr erfuhr sie, dass sie weder einen Ausweis noch an-dere Dokumente besaß. „Ohne gültige Ausweispapiere können weder Men-schen- noch Bürgerrechte verwirklicht werden. Es gibt keine Sozialleistungen, keine Krankenversicherung - nichts“, erklärt Halbritter. „Das ist eine Men-schenrechtsverletzung.“ Um Abhilfe zu schaffen, besorgte sie der Frau in ih-rer Freizeit die Papiere, was sich in der Roma-Gemeinde in Sarajevo schnell herumsprach. Halbritter wurde immer häufiger um Hilfe gebeten und ihr wur-de klar, wie groß der Bedarf an gültigen Papieren war.

Halbritter, Initiatorin des gemeinnüt-zigen Vereins Pharos (s. Infokasten), nahm diese Erfahrung als Anstoß für ein humanitäres Projekt von Pharos. „Viele Roma-Kinder sind standesamtlich nicht gemeldet und damit staatenlos. Hinzu-kommt, dass zahlreiche Roma aus dem benachbarten Ausland, insbesondere aus Serbien und Mazedonien, stammen. In Bosnien und Herzegowina haben sie keinen Aufenthaltsstatus und da-mit keinerlei soziale Absicherung. Sie sind illegale Migranten, die vom Staat zwar geduldet werden, aber keinerlei Unterstützung erhalten“, beschreibt die Sozialarbeiterin die Situation. Ge-nau hier setzt die Arbeit des Vereins an. Mit finanzieller Unterstützung der

Baden-Württemberg Stiftung und des Auswärtigen Amts helfen die Pharos-Mitarbeiter den Roma-Familien, sich staatsbürgerlich zu integrieren und ihre soziale Situation vor Ort zu stabilisie-ren. Sie setzen sich beispielsweise dafür ein, dass die Kinder zur Schule gehen und eine Berufsausbildung absolvieren, um später in der Lage zu sein, ihren Le-bensunterhalt zu verdienen. „Nur stabi-le Familien, denen es einigermaßen gut geht, können ihre Kinder unterstützen“, betont Halbritter. „Dieser ganzheitliche Ansatz ist das Besondere an diesem Pro-gramm.“

Gute Kooperation

Bevor es mit den praktischen Hilfelei-stungen losgehen kann, wird eine Be-standsaufnahme durchgeführt: Welche Dokumente fehlen? Was muss in Ord-nung gebracht werden, um die Familie rechtlich zu legalisieren? Eine Vollzeit- und eine Teilzeitkraft sowie eine ehren-amtliche Mitarbeiterin beraten derzeit rund dreißig Familien und unterstützen sie unter anderem bei Behördengängen. Mittlerweile haben sich gut funktionie-rende Kooperationen zwischen Pharos, den Behörden sowie dem Arbeitsamt in Sarajevo entwickelt, was die Arbeit erleichtert und die Legalisierungspro-zesse beschleunigt. Vom Arbeitsamt etwa wurde ein Weg aufgezeigt, wie Roma zu einer Krankenversicherung kommen: Nach einer vierwöchigen Scheinanstellung folgt die Kündigung. Danach muss sich die betreffende Per-son innerhalb eines Monats beim Ar-

beitsamt melden, dann wird sie unbefri-stet beitragsfrei krankenversichert. Für die Scheinanstellung arbeitet Pharos mit einem anderen Verein zusammen. Die Kosten von 400 Euro, die dadurch entstehen, übernimmt Pharos. „Diese Prozedur ist zwar gesetzlich nicht vor-gesehen, aber nur auf diesem Weg kann ein Arbeitsloser ohne Schulabschluss beitragsfrei krankenversichert werden. Da gibt es eine Lücke in der Sozialge-setzgebung“, sagt Halbritter.

Auch die Zusammenarbeit mit der Aus-länderbehörde klappt gut und unbüro-kratisch, denn der zuständige Beamte habe ein Herz für die Roma, so Halbrit-ter. Um eine Aufenthaltsgenehmigung von der Ausländerbehörde zu erhalten, sind gültige Papiere und ein Einkom-mensnachweis notwendig. Jedoch: Nur etwa ein Prozent der Roma haben eine feste Arbeit. Deshalb habe man eine an-dere Lösung finden müssen. „Bislang reichte ein Unterstützerbrief von Pha-ros“, erläutert Halbritter. Nun kann die Behörde diesen Nachweis nicht mehr anerkennen, da er – wen wundert‘s – gesetzlich so nicht vorgesehen ist. Die Behörde will sehen, dass die Familie für sich selbst sorgen kann, auch wenn die Eltern keine feste Arbeitsstelle ha-ben. Die meisten Roma finanzieren ihr Leben, indem sie z. B. Metall und Pa-pier oder Gegenstände, die sie im Ab-fall finden, sammeln und verkaufen. „Mich freut diese Entscheidung, denn jetzt sind die Roma selbst in der Verant-wortung, einen Nachweis über ihre Ver-dienste zu erbringen, wie zum Beispiel durch Quittungen ihrer Verkäufe“, zeigt sich Halbritter mit dieser Entwicklung zufrieden.

Wege in die LegalitätIn Sarajevo kümmert sich der Verein Pharos e.V. mit finanzieller Un-terstützung der Baden-Württemberg Stiftung und des Auswärtigen Amts um die dort illegal lebenden Roma. Die Hilfe setzt ganz unten an: bei der Beschaffung von gültigen Ausweispapieren, damit die Fa-milien Zugang zur staatlichen Unterstützung haben.

Zivilgesellschaft

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Gelassenheit ist notwendig

Nach einer zweijährigen Aufenthaltsge-nehmigung kann dann die Staatsange-hörigkeit beantragt werden. Ein langer, mühsamer Weg. Und zwar nicht nur, weil es bürokratische Hürden zu über-winden gilt, sondern auch, weil die Zusammenarbeit mit den Roma sich oftmals als schwierig erweist. Halbritter bezeichnet das als „schwierigsten Part des Jobs“, da die Roma häufig gegen sie arbeiten würden. „Sie halten sich z. B. oftmals nicht an Verabredungen.“ So mussten Halbritter und ihre Kolle-ginnen eine gehörige Portion Gelassen-heit entwickeln. Dennoch ist ihre Moti-vation ungebrochen: „Menschenrechte hat jeder verdient, egal, wie er sich ver-hält.“

Andrea Toll, Journalistin, Ulm

Ingrid Halbritter arbeitet seit 1998 in Bosnien-Herzegowina und anderen Ländern Südosteuropas. 1999 gründete sie den Verein D@dalos mit Sitz in Sarajevo, der bis 2006 Träger von Bildungsprojekten im Bereich der Demokratieerziehung auf dem Westbalkan war (www.dadalos.org). Im März 2005 initiierte sie die Gründung des deutschen Vereins Pharos e.V. Für die langfristige Entwicklungsarbeit war eine nachhaltige Struktur nötig mit Privatspenden und ehrenamtlicher Mitarbeit. Im kriegsgebeu-telten Bosnien war dies nicht möglich.

Pharos e.V. hat heute 105 Mitglieder und konnte bisher rund 600.000 Euro in Hilfsprojekten einsetzen. Neben der Arbeit mit Roma unterstützt Pharos eine landwirtschaftliche Erzeugergemeinschaft in Ostbosnien und betreut junge Menschen aus Deutschland, die ihr freiwilliges soziales Jahr in Bosnien und Herzegowina leisten.www.pharos-online.org

Diese Roma-Familie Demirovski aus Sarajevo hat durch Unterstützung von Pharos ihre Staatsbürgerschaft erhalten.

Ingrid Halbritter (links) setzt sich seit vielen Jahren für Roma ein.

Zivilgesellschaft

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Zahlen und Fakten

Diskriminierung, Marginalisierung und soziale Ausgrenzung sind Pro-blemfelder, die im Zusammenhang mit der Situation der Roma vielfach benannt werden. Wie stellt sich aller-dings die sozioökonomische Lage die-ser Minderheit in den Donauländern dar?

Eine weitreichende Studie, mit he-rausgegeben von der Europäischen Kommission, geht dieser Frage nach, indem sie die Roma-Bevölkerung in elf EU-Mitgliedstaaten mit der in ihrer unmittelbaren Umgebung lebenden Nicht-Roma-Bevölkerung vergleicht. Die in der Befragung berücksichtigten Donauländer sind Bulgarien, Rumä-nien, die Slowakei und Ungarn mit der Tschechischen Republik (welche kein Donauanrainer ist, sich aber ebenfalls in der Europäischen Donauraumstrategie engagiert).

Obgleich zu betonen ist, dass nicht alle Roma sozial und territorial ausgegrenzt sind, wird deutlich, dass viele als Rand-gruppe unter äußert prekären sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen le-ben. Um dieses Benachteiligungsniveau konkreter fassen zu können, werden fünf Schlüsselbereiche für die Erhebung ausgewählt: Bildung, Beschäftigung, Gesundheit, Wohnraum, Armut, Dis-kriminierung und Kenntnis der eigenen Rechte. Bemerkenswert sind dabei vor allem die Uneinheitlichkeiten einiger Befragungsergebnisse innerhalb der betrachteten Donauländer, die auf die komplexe Zusammensetzung der Po-pulation hinweisen und die Notwen-digkeit einer eingehenden Betrachtung und des genauen Hinsehens fordern, um die Art und Bedeutung dieser Diffe-renzen zu verstehen.

Die Untersuchung und der Vergleich der frühen Bildungsbeteiligung, die die frühkindliche Bildung, Primar- und Se-kundarstufe sowie die Schulabschluss-quote in den Blick nimmt, ergibt, dass Roma in allen betrachteten Ländern zurückliegen, was den Bildungserfolg angeht. Während beispielsweise in Ungarn mindestens sieben von zehn Roma- und Nicht-Roma-Kinder den Angaben zufolge eine Vorschule oder einen Kindergarten besuchen, gehen die Abschlüsse in der Sekundarstufe in allen befragten Donauländern zwischen Roma und Nicht-Roma weit auseinan-der.

Arbeitslosigkeit und Diskriminierung

Die Beschäftigungsquote in den unter-suchten Donauländern (mit Ausnahme Ungarns) zeigt, dass mindestens dop-pelt so viele Roma wie Nicht-Roma arbeitslos sind, was auf ihre unzurei-chende Ausbildung wie auch auf Dis-kriminierung zurückzuführen ist, der sie auf dem Arbeitsmarkt ausgesetzt sind. Zwischen 70 und 90 Prozent der befragten Roma-Minderheit leiden un

ter erheblicher materieller Entbehrung. Dies äußert sich durch unzureichenden Wohnraum und in Teilen fehlender Grundausstattung sowie Mangelernäh-rung und schwerwiegende Ressour-cenunterversorgung. Gesundheitliche Beeinträchtigungen sowie ein ungenü-gendes Wissen um Krankenversiche-rung sind bei der Roma-Minderheit weiter verbreitetet als bei der Mehr-heitsbevölkerung.

Schlüsse, die aus den hier gewonnenen Erkenntnissen zu ziehen sind, müssen der Versuch sein, die Kluft zwischen Roma und Nicht-Roma mit Hilfe nati-onaler sowie transnationaler Strategien, wie der Europäischen Donauraumstra-tegie, zu schließen, welche durch zuver-lässige Beobachtungsinstrumente über-wacht werden. Ein umfassender Ansatz zur Bekämpfung der Armut ist nötig, der die Bedürfnisse der Roma berück-sichtigt. Um diese Ziele zu erreichen, ist es unabdingbar, dass diskriminierendes Verhalten als Verletzung der Grund-rechte erkannt und angezeigt wird.

Doris OrgonasDiplom-Kulturwirtin

Die sozioökonomische Situation der Roma im Donauraum

0 20 40 60 80 100

Bulgarien

Tschechien

Ungarn

Rumänien

Slowakei

Personen in armutsgefährdeten Haushalten (%)

Persons living in households at risk of poverty (%)

RomaNicht-Roma

RomaNicht-Roma

Roma

Roma

Roma

Nicht-Roma

Nicht-Roma

Nicht-Roma

0 20 40 60 80 100

Bulgaria

Czech R.

Hungary

Romania

Slowakia

RomaNon-Roma

RomaNon-Roma

Roma

Roma

Roma

Non-Roma

Non-Roma

Non-Roma

Quelle: Pilotumfrage der FRA zur Situation der Roma, 2011

Source: FRA Roma pilot survey, 2011

FRA – Agentur der Europäischen Union für Grundrechte: Die Situation der Roma in elf EU-Mitgliedstaaten: Umfrageergebnisse auf einen Blick.