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Citizen Science- Wikis: Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchführung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt BürGEr schaffen WISSen – Wissen schafft Bürger (GEWISS) Trainingsbericht Nr. 2 August 2016 www.buergerschaffenwissen.de von David Ziegler, Lisa Pettibone, Daniel Dörler, Florian Heigl, Eva Patzschke und Katrin Vohland

Citizen Science- Wikis · 2017. 11. 21. · 6 Citizen Science-Wikis: Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchführung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt 2 Pettibone,

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Page 1: Citizen Science- Wikis · 2017. 11. 21. · 6 Citizen Science-Wikis: Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchführung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt 2 Pettibone,

Citizen Science-WikisTipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

BuumlrGEr schaffen WISSen ndash Wissen schafft Buumlrger (GEWISS) Trainingsbericht Nr 2

August 2016

wwwbuergerschaffenwissende

von David Ziegler Lisa Pettibone Daniel Doumlrler Florian Heigl Eva Patzschke und Katrin Vohland

2 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

ImpressumZiegler D Pettibone L Doumlrler D Heigl F Patzschke E und Vohland K (2016) Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreib-werkstatt GEWISS-Trainingsbericht Nr 2 Helmholtz-Zentrum fuumlr Umweltforschung ndash UFZ Leipzig Deutsches Zentrum fuumlr Integrative Biodiversitaumltsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig Leipzig Berlin-Brandenburgisches Institut fuumlr Biodiversitaumltsforschung (BBIB) Museum fuumlr Naturkunde (MfN) Leibniz-Institut fuumlr Evolutions- und Biodiversitaumltsforschung Berlin Online verfuumlgbar unter wwwbuergerschaffenwissende

DanksagungDer Citizen Science-Workshop wurde gemeinsam mit Daniel Doumlrler und Florian Heigl von der AG Citizen Science am Institut fuumlr Zoologie der Universitaumlt fuumlr Bodenkultur Wien (BOKU) sowie Dr Clemens Schefels vom Institut fuumlr Informatik der Ludwig-Maximilians-Universitaumlt Muumlnchen (LMU) konzipiert Wir danken Prof Dr Franccedilois Bry ebenfalls vom Institut fuumlr Informatik der LMU fuumlr seine inhaltliche und organisatorische Unterstuumltzung Unser Dank gilt ebenfalls Alvaro Ortiz-Troncoso fuumlr die technische Konzeption des Citizen Science-Wikis Alina Rupp ihre vielfaumlltigen Beitraumlge zum Citizen Science-Wiki und Alma Kolleck und Marie Grimme fuumlr ihre Unterstuumltzung bei der Endredaktion dieses Berichtes Wie immer gilt ein besonderer Dank den Teilnehmenden des Workshops fuumlr ihre diversen fundierten Beitraumlge und ihre offene Kommunikationskultur

Satz amp LayoutMartina Gerber GerberDesign Design-Vorlage von Tobias Tank Burghardt amp Tank GbR

DisclaimerDie in diesem Bericht geaumluszligerten Ansichten und Meinungen muumlssen nicht mit denen der beteilig-ten Organisationen uumlbereinstimmen

Foumlrderung und FachbetreuungDas Projekt sbquoBuumlrGEr schaffen Wissen ndash WISSen schafft Buumlrger (GEWISS)rsquo wird vom Bundesminis-terium fuumlr Bildung und Forschung (BMBF) gefoumlrdert (Fachbetreuung Referat 113 ndash Strategische Vorausschau Wissenschaftskommunikation und DLR PT Buumlro Wissenschaftskommunikation)

GEWISS-KoordinationBuumlrGEr schaffen WISSen ndash Wissen schafft Buumlrger (GEWISS) ist ein Bausteinprogramm zur Entwick-lung von Citizen Science Kapazitaumlten

Als Konsortiumsprojekt wird es von Einrichtungen der Helmholtz- und der Leibniz-Gemeinschaft mit ihren universitaumlren und nichtuniversitaumlren Partnern getragen Beteiligte Partnereinrichtungen sind das Deutsche Zentrum fuumlr integrative Biodiversitaumltsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig mit dem Helmholtz-Zentrum fuumlr Umweltforschung (UFZ) und der Friedrich-Schiller-Universitaumlt Jena sowie das Berlin-Brandenburgische Institut fuumlr Biodiversitaumltsforschung (BBIB) mit den Institutionen Museum fuumlr Naturkunde Berlin (MfN) Leibniz Institut fuumlr Evolutions- und Biodiversitaumltsforschung Leibniz-Institut fuumlr Gewaumlsseroumlkologie und Binnenfischerei (IGB) Leibniz-Institut fuumlr Zoo- und Wild-tierforschung (IZW) und der Freien Universitaumlt Berlin Projektpartner sind auszligerdem der Leibniz-Forschungsverbund Biodiversitaumlt (LVB) und Wissenschaft im Dialog (WiD)

August 2016

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliogra-fie detaillierte bibliografische Daten sind im Internet uumlber wwwdnbdnbde abrufbar

Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung ndash Weitergabe unter gleichen Bedingungen 40 International Lizenz

Helmholtz-Zentrum fuumlr Umweltforschung ndash UFZ Leipzig Deutsches Zentrum fuumlr Integrative Biodi-versitaumltsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig Berlin-Brandenburgisches Institut fuumlr Biodiversitaumltsfor-schung (BBIB) Museum fuumlr Naturkunde Leibniz-Institut fuumlr Evolutions- und Biodiversitaumltsforschung ndash MfN Berlin

Dieser Bericht ist online als Download verfuumlgbar unter wwwbuergerschaffenwissende

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InhaltZiele und Hintergruumlnde Warum dieser Bericht 4

Wiki-Workshop fuumlr Citizen Science Ziele und Zielgruppen 5

Organisation des Workshops 6Im Voraus Workshop-Organisation und Planung 6Kennenlernen und Netzwerken 7Impulsvortraumlge 7Plenums-Diskussion 7Workshop z B bdquoEdit-a-thonldquo 8Zusammenfassung und naumlchste Schritte 9

Erkenntnisse aus unserem Wiki-Workshop 10Wie gewinnt man Citizen Scientists Einsichten aus dem Impulsvortrag von Prof Dr Franccedilois Bry 10Lessons learned vom Wiki-Projekt am Museum fuumlr Naturkunde Einsichten von Alvaro Ortiz und Eva Patzschke 11Diskussion Ziele und Zielgruppen fuumlr das Citizen Science-Wiki 13Wie funktioniert die Arbeit in der offiziellen Wikipedia Erkenntnisse aus der Workshopphase von Daniel Doumlrler und Florian Heigl 14

Fazit 15

Weiterfuumlhrende Ressourcen 16

4 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

Ziele und Hintergruumlnde Warum dieser Bericht

Citizen Science auf Deutsch Buumlrgerforschung oder Buumlrgerwissen-schaft ist ein Forschungsansatz bei dem Personen mit verschiede-nen Ausbildungen Hintergruumlnden und Interessen gemeinsam an einer Forschungsfrage arbeiten Entsprechend wichtig ist ein reger Austausch von Informationen Wissen und Erfahrungen zwischen den verschiedenen Beteiligten eines Projektes Auch dem Transfer von Best-Practice-Beispielen zwischen verschiedenen Citizen Sci-ence-Projekten wird ein groszliges Potential fuumlr die Weiterentwicklung des Ansatzes beigemessen

Wiki-Systeme sind ein hervorragend geeignetes Werkzeug fuumlr die Buumlndelung von Wissen und dessen kooperative oder kollaborative Bearbeitung und Weiterentwicklung1 In einem Wiki koumlnnen die verschiedenen Expertisen von Projektbeteiligten gesammelt werden beispielsweise zu Fragen wie Datenqualitaumlt Projektmanagement oder Einwerbung von Foumlrdermitteln Es besteht ebenfalls die Moumlg-lichkeit haumlufige Fragen zu Schluumlsselthemen uumlbersichtlich zusam-menzustellen und verschiedene Antworten bzw Loumlsungsansaumltze in einer Community zu erarbeiten Dabei unterscheidet sich das Arbei-ten in einem Wiki im organisatorischen Ablauf und des Community-Managements deutlich von der Arbeit in dem bekannten Projekt Wikipedia

Um die Nutzung von Wiki-Systemen speziell dem Citizen Science-Wiki wikibuergerschaffenwissende zu befoumlrdern wurde vom Pro-jekt bdquoBuumlrGEr schaffen WISSenldquo (GEWISS) und der Online-Plattform wwwbuergerschaffenwissende in Kooperation mit dem Institut fuumlr Informatik der Ludwig-Maximilian Universitaumlt Muumlnchen und der AG Citizen Science am Institut fuumlr Zoologie der Universitaumlt fuumlr Boden kultur ein Workshop zu Citizen Science-Wikis konzipiert und am 08 April 2016 in Muumlnchen veranstaltet Uumlbergreifendes Ziel des Workshops war es das Citizen Science-Wiki weiter zu entwickeln und den Teilnehmenden im Sinne eines Trainingsworkshops Faumlhig-keiten und Werkzeuge fuumlr die Nutzung von Wikis zum kollaborati-ven (wissenschaftlichen) Arbeiten an die Hand zu geben Weiterhin sollten wichtige Fragen (z B Zielgruppen Standards) des Wikis of-fen diskutiert werden Den Abschluss bildete ein so genannter bdquoEdit-a-thonldquo bei dem es galt in einer festgelegten Zeitspanne moumlglichst viele neue Inhalte im Citizen Science-Wiki zu erstellen und auch die offizielle deutsche Wikipedia-Seite zu Citizen Science auszubauenDieser Bericht erlaumlutert die Organisation Struktur und Inhalte des Wiki-Workshops und gibt praktische Hinweise wie Interessierte Workshops in aumlhnlicher Form abhalten koumlnnen

1 Voigt S amp Orth R (2016) Wissensmanagement mit Wiki-Systemen In Kohl H Mertins K amp Seidel H (Hrsg) Wissensmanagement im Mittelstand Springer Verlag S 141ndash151

Wiki-Workshop fuumlr Citizen Science Ziele und Zielgruppen 5

Wiki-Workshop fuumlr Citizen Science Ziele und Zielgruppen

Ein Wiki-Workshop in dem von uns vorgeschlagenen Format dient v a dazu Interessierten ein Konzept zu Handhabung und inter-ner Logik von Wiki-Systemen zu geben Ebenfalls bietet sich die Moumlglichkeit Absprachen zu Standards (Stil Umgang mit Quellen Verlinkung etc) Struktur und Arbeitsablaumlufen zu treffen Durch die Arbeit in Kleingruppen koumlnnen auszligerdem in kurzer Zeit Inhalte von hoher Qualitaumlt erstellt werden

Der Workshop eignet sich damit fuumlr alle die Interesse an der Arbeit mit Wikis haben Es empfiehlt sich in Kleingruppen zu arbeiten und die Kleingruppen so zusammenzustellen dass die Teilnehmer uumlber unterschiedlich umfangreiche Erfahrungen mit Wikis verfuumlgen

6 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

2 Pettibone L Grimm M amp Ziegler D (2016) Storytelling fuumlr Citizen Science Tipps zur erfolg-reichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Storytelling-Workshops GEWISS-Trainingsbericht Nr 1 Helmholtz-Zentrum fuumlr Umweltforschung ndash UFZ Leipzig Deutsches Zentrum fuumlr Integrative Biodiversitaumltsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig Leipzig Berlin-Brandenbur-gisches Institut fuumlr Biodiversitaumltsforschung (BBIB) Museum fuumlr Naturkunde Leibniz-Institut fuumlr Evolutions- und Biodiversitaumltsforschung ndash MfN Berlin Online verfuumlgbar unter wwwbuergerschaffenwissende

Organisation des Workshops

Im Voraus Workshop-Organisation und PlanungIm von uns vorgeschlagenen Format ist eine Teilnahme von 20 bis 40 Personen optimal Bei weniger Teilnehmenden kann zwar inten-siver gearbeitet werden wenn diese aber nicht einen sehr hetero-genen Hintergrund haben muumlssen Abstriche beim Erfahrungsaus-tausch gemacht werden Bei mehr als 40 Personen ist ein houmlherer Koordinationsaufwand noumltig Aufgrund des ebenfalls erhoumlhten Zeitbedarfes ist die Durchfuumlhrung des Workshops an einem Tag ggf unrealistisch

Die Raumlumlichkeiten sollten der Anzahl der gewuumlnschten Teilneh-menden entsprechend gewaumlhlt werden Fuumlr die Kleingruppenarbeit sind zwei oder mehr getrennte Raumlume zu empfehlen

Besondere Aufmerksamkeit sollte auf einen funktionierenden In-ternetzugang fuumlr alle Teilnehmenden gelegt werden Ein zur Verfuuml-gung stellen von Rechnern ist im Zeitalter von Laptops und Smart-phones in der Regel nicht noumltig kann aber je nach Hintergrund und Ausstattung der Teilnehmenden von Vorteil sein

Als Dauer fuumlr den Workshop empfehlen wir einen vollen oder zwei halbe Tage Wenn die Teilnehmenden aus sehr unterschiedlichen Or-ten anreisen hat sich das Format Mittag bis Mittag bewaumlhrt Wird diese Zeit unterschritten geht dies oft zu Lasten der Interaktion zwischen den Teilnehmenden die wir jedoch als besonders wichtig einschaumltzen (s u)

Weitere allgemeine Hinweise zur Organisation von Workshops finden sich z B im GEWISS-Trainingsbericht Nr 1 fuumlr Storytelling-Workshops2

Das von uns vorgeschlagene Programm kombiniert verschiedene Aspekte den Austausch von Wissen die Moumlglichkeit zur Bildung neuer Netzwerke das Treffen von Entscheidungen wie z B die Festlegung gemeinsamer Standards und schlieszliglich die Teamarbeit Essentielle Punkte werden im Folgenden aufgefuumlhrt Dabei kann die Reihenfolge der Programmpunkte variiert werden

bull Kennenlernen und Netzwerkebull Impulsvortraumlgebull Plenum und Diskussionbull Workshopbull Zusammenfassung und naumlchste Schritte

Organisation des Workshops 7

Kennenlernen und NetzwerkenWir empfehlen fuumlr das Kennenlernen der Teilnehmenden unterein-ander ausreichend Zeit einzuplanen ndash bei der von uns vorgeschla-genen Workshopgroumlszlige mindestens 30 Minuten Die Moderation sollte versuchen dies in einer entspannten zwanglosen Atmosphaumlre zu ermoumlglichen Unserer Erfahrung nach vereinfacht der persoumlnliche Kontakt zwischen Teilnehmenden spaumltere Diskussions- und Zusam-menarbeitsprozesse

Fuumlr die Bildung von Netzwerken ebenfalls sehr wichtig sind die Mittags- und Kaffeepausen Auch hier gilt Es ist unserer Erfahrung nach nicht zielfuumlhrend Pausenzeit zu Gunsten anderer Programm-punkte einzusparen sondern besser das Programm so anzulegen dass ausreichend Pausenzeiten moumlglich sind Als Faustregel sollten die Mittagspause mindestens 60 Minuten und die Kaffeepausen min-destens 15 Minuten umfassen Soll der Netzwerkaspekt des Work-shops betont werden koumlnnen diese Zeiten auch verdoppelt werden

ImpulsvortraumlgeUm den inhaltlichen Rahmen zu stecken und Anregungen fuumlr die inhaltlichen Diskussionen zu geben empfiehlt es sich ein bis zwei kleine Impulsvortraumlge in das Programm einzubauen Diese sollten nicht zu lang sein (max 15 besser 10 Minuten) und kritische Fra-gen aufwerfen die die Diskussion und den Austausch zwischen den Teilnehmenden unterstuumltzen

Plenums-DiskussionWann immer Menschen in Gruppen zusammenarbeiten muumlssen gewisse Entscheidungen getroffen und geschriebene und unge-schriebene Regeln festgelegt werden Dies gilt auch fuumlr Wikis die klare Regeln fuumlr Prozesse wie Zugang Schreibrechte und Redaktion Inhalte und Kommunikation brauchen Um dies in einer transparen-ten und fuumlr alle Beteiligten nachvollziehbaren Form zu tun eignet sich ein Plenum der Beteiligten in dem diese und andere fuumlr Betei-ligten relevanten Fragen diskutiert und Entscheidungen getroffen werden koumlnnen Nicht immer ist dabei eine Abstimmung oder Kon-sens noumltig ndash es ist durchaus legitim dass gegensaumltzliche Meinun-gen gleichberechtigt nebeneinander stehen falls nicht unmittelbar Entscheidungen getroffen werden muumlssen Ist dies der Fall sollten alle Beteiligten dem Prozess der Entscheidungsfindung zustimmen (z B Mehrheitsentscheid Konsens)

Ein Schluumlsselfaktor fuumlr das Gelingen eines Plenums- und Diskussi-onsprozesses ist die Moderation Wir empfehlen diese auf zwei Per-sonen zu verteilen ndash eine Person legt ihre Aufmerksamkeit staumlrker auf die Beitraumlge der Teilnehmenden (Moderator) die andere staumlrker auf die Dokumentation und Struktur (Protokollant) Wichtige Auf-gaben der Moderation umfassen die Strukturierung der Diskussion und eine Korrektivfunktion so dass alle Teilnehmenden bdquozu Wort

8 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

kommenldquo Dabei gilt es unterschiedliche Perspektiven zusammenzu-fassen und gemeinsam mit den Teilnehmenden auf gemeinsame Louml-sungsansaumltze hinzuarbeiten Falls Entscheidungen getroffen werden muumlssen sollte die Moderation darauf achten dass das Verfahren der Entscheidungsfindung nachvollziehbar durchgefuumlhrt und dokumen-tiert wird

Fuumlr die Moderation empfiehlt sich daher eine gruumlndliche Vorberei-tung

bull Welches sind die entscheidenden Themen (bdquoTagesordnungldquo)bull Muumlssen sofort Entscheidungen getroffen werden Oder gilt es

ein Thema laumlngerfristiger zu diskutieren und weiterzuentwi-ckeln

bull Lassen sich bestimmte Konfliktpunkte bereits in der Vorbe-reitung erkennen Falls ja sollten diese von der Moderation angesprochen werden

bull Wie viel Zeit ist fuumlr die Diskussion eingeplant Wie wird diese dokumentiert

Im Idealfall steht am Ende ein Protokoll mit den wichtigsten Be-schluumlssen und Diskussionspunkten Die Entscheidungen koumlnnen gleich in der naumlchsten Phase umgesetzt werden

Workshop z B bdquoEdit-a-thonldquo Eine Workshop-Phase ermoumlglicht es den Teilnehmenden in direkter Zusammenarbeit Inhalte zu generieren die im Plenum entschiede-nen Punkte direkt umzusetzen und die Bekanntschaft miteinander zu intensivieren Zusaumltzlich gibt es den Vorteil dass eventuell auf-tretende Unklarheiten direkt angesprochen und geklaumlrt werden koumlnnen Grundsaumltzlich sind verschiedene Workshop-Formate moumlg-lich (z B Open Space Barcamp) Wir stellen hier das Wiki-spezifi-sche Format Edit-a-thon also eine Schreibwerkstatt vor

Bei einem Edit-a-thon arbeiten verschiedene Personen allein oder in Kleingruppen an den Inhalten eines Wikis Da Wiki-Systeme in der Regel eine synchrone Bearbeitung von Seiteninhalten nicht unterstuumltzen empfiehlt es sich die Themenfelder im Voraus unter-einander aufzuteilen Die Kleingruppen entscheiden dann selbst ob sie direkt Inhalte einpflegen oder es zuvor die Gliederung der Dar-stellung etc zu diskutieren gilt

Diese Methode ist besonders gut zum Aufbau eines Wikis geeignet da sie den Autorinnen und Autoren Raum gibt die Inhalte und Ziele einzelner Beitraumlge zu diskutieren Diskussionen die langwierig wir-ken koumlnnen in der Umsetzung im Nachgang viel Zeit sparen Statt einzeln uumlber Wochen an einem Text zu arbeiten koumlnnen sich Teams eine Gliederung und Struktur gemeinsam uumlberlegen Dazu kommt eine Rollenverteilung fuumlr die spaumltere Ausfuumlhrung des Beitrages nach dem Workshop

Organisation des Workshops 9

Der Edit-a-thon eignet sich also sehr gut fuumlr die gemeinsame Bearbeitung von Artikeln und Wiki-Strukturen Die Kleingruppen koumlnnen zusammen entscheiden wie bestimmte Artikel benannt und verlinkt werden sollen Beim Edit-a-thon unseres Wiki-Workshops beispielsweise wurden 37 Aumlnderungen am Wiki vorgenommen da-von 21 inhaltliche Aumlnderungen

Daruumlber hinaus bietet ein Edit-a-thon den Teilnehmenden die Moumlglichkeit erste praktische Erfahrungen mit dem Wiki-System zu sammeln bei der offene Fragen schnell geklaumlrt und Beruumlhrungs-aumlngste abgebaut werden Ein Teilnehmer unseres Wiki-Workshops erzaumlhlte beispielsweise dass er urspruumlnglich keine Ahnung von Wikis hatte aber er sich nach dem Edit-a-thon zutraue eigene Bei-traumlge im Wiki zu schreiben

Weitere Informationen zu Edit-a-thons auf httpsenwikipediaorgwikiWikipediaHow_to_run_an_edit-a-thon

Zusammenfassung und naumlchste SchritteZum Abschluss der Veranstaltung sollten alle Teilnehmenden zu ei-nem Abschluss-Plenum zusammenkommen Hier liegt der Fokus we-niger darauf den Teilnehmenden neue Impulse zu geben oder weite-re Entscheidungen zu treffen sondern staumlrker darauf Erfahrungen zu schildern Perspektiven auszutauschen und den Workshops ge-meinsam auszuwerten Fuumlr die Veranstaltenden bietet sich hier eine besondere Moumlglichkeit Feedback zum Workshop und Impulse zur Weiterentwicklung aufzunehmen Besonders kritische Kommentare sollten wertschaumltzend aufgenommen und nicht bdquozerredetldquo werden Nach Bedarf kann sich die Gruppe hier auf weitere Schritte einigenEine Dokumentation empfiehlt sich direkt im jeweiligen Wiki Eine Dokumentation unseres Workshops auf httpwikibuerger schaffenwissendewWiki-Workshop_Dokumentation

10 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

Erkenntnisse aus unserem Wiki-Workshop

Wie gewinnt man Citizen Scientists Einsichten aus dem Impulsvortrag von Prof Dr Franccedilois BryIn seinem Vortrag stellte Franccedilois Bry vier unterschiedliche Theori-en der Motivation vor die fuumlr Citizen Science relevant sein koumlnnen In einer bdquoSchenkoumlkonomieldquo werden Sachen verschenkt ohne eine erkennbare Gegenleistung zu bekommen3 Nach diesem Modell wird die schenkende Person durch Reputation Anerkennung und durch die Freude altruistisch zu handeln und an etwas Groumlszligerem mitzu-wirken honoriert Um dieses Modell erfolgreich umzusetzen muss ein Citizen Science-Projekt diese drei Aspekte erfuumlllen

Im zweiten Modell ndash bdquoGeben und Nehmenldquondash erhalten Beitragende eine Gegenleistung die aus der gemeinsamen Arbeit stammt Bei-spiele hierfuumlr sind Auskuumlnften uumlber den eigenen Gesundheitsstand aufgrund der angegebenen Symptome (z B in der Gesundheitsfor-schung) oder Lernen (durch Peer Corrective Fragen und Antwor-ten gegenseitige Motivation)

Das dritte Modell beschreibt die bdquoUumlberflussgesellschaftldquo in der Leute nicht auf ein bestimmtes Projekt warten um sich zu engagie-ren Stattdessen muss das Projekt eine hohe Qualitaumlt nachweisen ndash hinsichtlich der Software der Inhalte und der sozialen Interak-tionen (beispielsweise zwischen Citizen Scientists und beruflichen Wissenschaftlern) ndash um Interesse zu wecken

Das vierte Modell bdquoSoziales Mediumldquo nutzt kollaborative Anreize um Interessierte zur Teilnahme zu motivieren Beispielsweise kann es Interessierte motivieren (a) sich mit anderen auszutauschen die ein gemeinsames Hobby teilen (b) die Verantwortung fuumlr eine konkrete wissenschaftliche Fragestellung zu uumlbernehmen oder (c) mit professionellen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft-lern des jeweiligen Forschungsfeldes in Austausch zu treten Fuumlr das vierte Modell muss das gewaumlhlte Kommunikationsmedium nicht unbedingt digital sein

Als Fazit betonte Herr Bry dass es bei Citizen Science vor allem darum geht neue Formen des Mitwirkens und der Zusammenarbeit auszuprobieren Citizen Science stellt also ein Experiment der Zu-sammenarbeit oder Mitwirkungsformen dar und ist daher nicht nur fuumlr die konkreten Forschungsgebiete relevant sondern es lassen sich daruumlber hinaus Erkenntnisse fuumlr neue Formen der Zusammen-arbeit unterschiedlicher gesellschaftlicher Akteure gewinnen

3 Mehr dazu von Marcel Mauss in bdquoEssai sur le donldquo (bdquoDie Gabeldquo 1923) oder Eric Raymond zu Open Source in bdquoHomesteading the Noosphereldquo (1997)

Erkenntnisse aus unserem Wiki-Workshop 11

Lessons learned vom Wiki-Projekt am Museum fuumlr Naturkunde Einsichten von Alvaro Ortiz und Eva PatzschkeIm Museum fuumlr Naturkunde wurden im Rahmen des BMBF-Projekts bdquoWiki-Ansatz und kollaboratives Arbeiten in Forschungsmuseenldquo zwischen 2013 und 2016 mehrere Wikis aufgebaut und evaluiert Die Wikis waren darauf ausgelegt nicht nur museumsintern sondern auch extern sichtbar zu sein Die wichtigsten Erfahrungen aus dem Projekt wurden dargestellt

Auf der Grundlage einer Mitarbeiterbefragung im Vorfeld der Wiki-Entwicklung wurden die von den Mitarbeitenden genannten Huumlrden Erwartungen und Wuumlnsche erfasst Daraus lieszligen sich Voraussetzungen herleiten welche die einzurichtenden Wikis am Museum zu erfuumlllen hatten damit ein Erfolg der Wikis und des kolla-borativen Arbeitens bestmoumlglich unterstuumltzt wurde

bull Das Wiki sollte die Arbeit und die Kommunikation innerhalb des Teams erleichtern Das Ziel und der Nutzen des Wikis zur Unterstuumltzung der Arbeit am Naturkundemuseum mussten von den Beteiligten im Team klar wahrgenommen werden

bull Die Motivation und das Interesse am Mitmachen musste von Vornherein groszlig sein Die Bereitstellung von Informationen uumlber ein Wiki und die Abfrage der bereitgestellten Informatio-nen mussten fuumlr die Arbeit wichtig und hilfreich sein

bull Damit eine gute Beteiligung und ein Multiplikationseffekt entstehen konnten musste die Anzahl aktiver Nutzer mittel-fristig mehrere bis viele Personen umfassen

bull Das Wiki musste relevant fuumlr spezifische Zielgruppe(n) sein da es sich perspektivisch nach auszligen (zumindest im Lesemo-dus) oumlffnen sollte Das Wiki sollte der Vermittlung von Inhal-ten und der Wissenskommunikation dienen

Es war beim Aufbau der Wikis am Museum wichtig dass das Team ein Wiki wirklich ausprobieren wollte die Beteiligung jedoch trotz-dem freiwillig blieb

In der Umsetzungsphase blieben die Beteiligungsmotivation der Mitarbeitenden und die Wahrnehmung der Vorteile der Wikis zwar hoch die tatsaumlchliche aktive Beteiligung war dennoch relativ ge-ring Zu den Gruumlnden gehoumlrten beispielsweise Zeitmangel oder die Unsicherheit daruumlber wie viel Zeit in die Arbeit mit Wikis inves-tiert werden darf Das Korrigieren fremder Texte wurde ebenfalls als Huumlrde des kollaborativen Arbeitens wahrgenommen Auch die hohen Anspruumlche an eine zufriedenstellende Qualitaumltssicherung fuumlhrten zunaumlchst dazu dass Regeln und Arbeitsablaumlufe festgelegt werden mussten was sich als Hemmnis fuumlr die Mitarbeit darstellte

12 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

Ein Fazit war dass Wikis technische und soziale Komponenten haben Wikis stellen ein Wissensmanagementsystem zur Verfuumlgung und profitieren nicht nur davon wenn viele Personen sich aktiv be-teiligen sondern auch davon wenn Einzelne sich uumlbergeordnet um die Zusammenarbeit der Teammitglieder kuumlmmern Diese Rolle kann ein sogenannter Community Manager uumlbernehmen Am Museum fuumlr Naturkunde wurde ein Community Manager eingesetzt um die Beteiligung zu stabilisieren und zu verbessern Daruumlber hinaus ist es ein Signal an das Team und das Museum dass das Wiki und die Wissenssammlung so wichtig sind dass Ressourcen in Form eines Community Managers dafuumlr bereitgestellt werden Eine (oder einige) zentrale sich verantwortlich fuumlhlende Person(en) wie der Communi-ty Manager ist daher besonders fuumlr neue Wikis sehr zu empfehlenFolgende Aufgaben uumlbernehmen Community Manager am Museum fuumlr Naturkunde auch nach der Projektlaufzeit

bull Der Community Manager kuumlmmerte sich als Ansprechpartner aktiv um die Wiki-Beteiligten er erlaumlutert dem Team bzw neuen Teammitgliedern die Ziele des Wikis erklaumlrt bereits erstellte Richtlinien fuumlr die Zusammenarbeit und die Relevanz des Wikis fuumlr die ArbeitszusammenhaumlngeDiese Person uumlber-blickt die Inhalte der Wikis und strukturiert diese gegebenen-falls um wenn Inhalte wachsen und neue Artikel eingepflegt werden Sie vernetzt oder ergaumlnzt Informationen im Wiki Sie achtet auf die Einhaltung von Regeln Der Community Mana-ger fordert Mitarbeitende freundlich zur Mitarbeit auf macht Themenvorschlaumlge und liefert Anregungen fuumlr eine Beteili-gung Er gibt Feedback und legt neue Nutzer an

bull Diese Person ist Ansprechpartner bei Fragen und Schwierig-keiten Sie organisiert Treffen der Beteiligten bei denen ein persoumlnlicher Austausch zum Wiki und den Inhalten stattfin-det Dieser Austausch wird auch in Hinblick auf die Zusam-menarbeit im Wiki sehr positiv wahrgenommen

Weitere Maszlignahmen waren am Museum fuumlr Naturkunde dass das Wiki selbst mehrfach an die Beduumlrfnisse angepasst aber auch ansprechender gestaltet wurde Die Startseite wurde attraktiver gemacht Eine Vision fuumlr das Wiki wurde erarbeitet und auf die Startseite gesetzt Eine Vorschau der Inhalte wurde entwickelt beispielsweise ist ein bdquoArtikel des Tagesldquo auf der Startseite sicht-bar Schreibwerkstaumltten und interne Projektvorstellungen haben fuumlr Aufmerksamkeit gesorgt und die Wikis am Museum bekannter gemacht

Fazit Wikis eignen sich gut um viele Beteiligte beim Aufbau eines Wissenssystems an einem Forschungsmuseum einzubinden Doch sind gerade neue Wikis ohne umfangreichen Inhalt fragile Syste-

Erkenntnisse aus unserem Wiki-Workshop 13

me die unterstuumltzt und aufrechterhalten werden muumlssen damit sie nicht wieder einschlafen Ohne besonderen Einsatz Einzelner ist dies nur schwer moumlglich Das Erstellen von Inhalten in Wikis wird oft als zusaumltzliche Arbeit empfunden auch wenn der Nutzen fuumlr das Team plausibel ist Wikis sind keine Selbstlaumlufer Auch wenn sie als Infor-mationsquelle gern genutzt werden ist das Zusammentragen von Inhalten ein laumlngerer Prozess

Weitere Informationen zum Wiki Projekt am Museum fuumlr Natur-kunde Projektabschlussbericht bdquoWiki-Ansatz und kollaboratives Arbeiten in Forschungsmuseenldquo (Patzschke in Vorbereitung)

Diskussion Ziele und Zielgruppen fuumlr das Citizen Science-WikiIn unserem Workshop wurden in der Plenums-Diskussion die Wuumln-sche und Ziele fuumlr das Citizen Science-Wiki diskutiert

WuumlnscheDie Teilnehmenden wuumlnschten sich hauptsaumlchlich zwei Rollen fuumlr das Wiki 1) es bietet eine Plattform fuumlr unterstuumltzende Inhalte wie Best Practice und methodische Hilfe sowie Informationen zu laufen-den fachlichen Debatten in der Buumlrgerforschung und 2) es ermoumlg-licht Kommunikation und Austausch zwischen Praktikerinnen und Praktikern in der Citizen Science-Community Um diese Rollen zu erfuumlllen muss das Citizen Science-Wiki nutzerfreundlich sein klare redaktionelle Regeln folgen (z B zu Quellenangaben) und im gesam-ten deutschsprachigen Raum (also Deutschland Oumlsterreich und der Schweiz) genutzt werden Dazu ist wichtig das Citizen Science-Wiki selbst als Citizen Science-Projekt zu verstehen und das Wiki als wichtige Taumltigkeit fuumlr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anzuerkennen

Anregungen und DiskussionspunkteDie Teilnehmenden haben kurz verschiedene Strukturen wie auch Fragen und Antworte (FAQ) oder Diskussionswebplattforme (z B Diskursorg) diskutiert und beschlossen beim Wiki-Format zu bleiben Hier wurde auch vorgeschlagen dass Wiki Artikel oft mit Fragen beginnen die zur Sammlung von Informationen fuumlhren die danach zusammengestellt werden Das Wiki soll als Diskussi-onsplattform oder lebendes Dokument verstanden werden das die Initiatoren nicht unbedingt kontrollieren koumlnnen

Ein weiterer Diskussionspunkt war die Frage wer Artikel schrei-ben soll und wie das Citizen Science-Wiki fuumlr potenzielle Autorinnen und Autoren attraktiv gemacht werden kann Mentorinnen und Mentoren wurden als Moumlglichkeit gesehen Autoren fuumlr die Redak-tion auszubilden Dazu soll auch uumlberlegt werden wer die Zielgrup-pen sind und wie sie anzusprechen sind

14 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

ZieleDer letzte groszlige Diskussionspunkt war das Hauptziel des Wikis Hier war der Beschluss dass das Wiki nicht als Schreibportal fuumlr die GEWISS-Handreichung noch fuumlr Vorstellung von Citizen Science-Pro-jekten gelten soll sondern als offene Plattform fuumlr laufende Diskussi-onen uumlber Citizen Science im deutschsprachigen Raum sowie als Ort fuumlr praktische Hinweise zu verschiedenen Aspekten von Citizen Sci-ence-Praxis dienen soll Hier sollte Wissen uumlber den State of the Art aus verschiedenen Artikeln und Projektberichten gesammelt werden Die Zielgruppe besteht hauptsaumlchlich aus Citizen Scientists und In-teressierten Angesprochen fuumlhlen sollen nicht nur wissenschaftlich Taumltige sondern auch Akteure auszligerhalb des Wissenschaftsbetriebs

Daruumlber hinaus ist es wichtig das Wiki als Prozess und nicht als Zustand zu verstehen Das Wiki-Team soll klein anfangen indem es realistische Ziele definiert und diese zu erreichbaren Arbeitsschrit-ten zuordnet

Wie funktioniert die Arbeit in der offiziellen Wikipedia Erkenntnisse aus der Workshopphase von Daniel Doumlrler und Florian HeiglWikipedia ist eine gemeinschaftlich erarbeitete Enzyklopaumldie bei der jeder mitschreiben kann Das Ziel ist eine Enzyklopaumldie mit bestmoumlglicher Qualitaumlt (siehe httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGrundprinzipien) zu schreiben Eines der wichtigsten Grundprinzipien ist dabei die Neutralitaumlt der Artikel die in Wikipe-dia verfasst werden dh es sollen alle Standpunkte und Sichtweisen einer Diskussion enthalten sein Ein weiterer wichtiger Faktor sind belegbare Informationen Bei einem neuen Artikel muumlssen Publika-tionen sowie andere Quellen angegeben werden die diese neuen Informationen belegen Wurde ein neuer Artikel verfasst muss dieser zuerst noch einer Qualitaumltskontrolle unterzogen werden Diese Kontrolle fuumlhren andere Nutzende durch welche sich durch zahlreiche Beitraumlge in der Wikipedia entsprechende Editor-Rechte erworben haben Dabei kann der Artikel leicht abgeaumlndert oder sogar komplett geloumlscht werden Diese Kontrolle kann mehrere Tage in Anspruch nehmen Erst wenn sie erfolgt ist ist der Artikel auch oumlffentlich zugaumlnglich

Es ist daher sehr wichtig den Workshopteilnehmenden die sich dazu entschlieszligen einen neuen Artikel in der Wikipedia zu verfas-sen oder einen vorhandenen Artikel zu bearbeiten vorab zu infor-mieren dass es mitunter mehrere Tage dauern kann bis die Aumlnde-rungen bzw Neuerungen in der offiziellen Wikipedia aufscheinen sofern diese gleich akzeptiert werden Dadurch kann etwaigen Ent-taumluschungen vorgebeugt werden Wird der Artikel nicht vollstaumlndig akzeptiert sollte auf die Kritikpunkte der EditorInnen eingegangen werden und der Artikel entsprechend umgeschrieben werden um letztendlich freigeschalten zu werden

Fazit 15

Um diese Prozesse besser zu verstehen empfehlen wir eine Be-arbeitung in der offiziellen Wikipedia nur durchzufuumlhren wenn bereits erfahrene Wikipedia-Nutzende im Team mitarbeiten welche die zugrundeliegenden Mechanismen beherrschen und bei Fragen konkrete Auskunft geben koumlnnen Auf diese Weise kann fokussiert an den Inhalten gearbeitet werden ohne viel Zeit fuumlr die Erlernung von Wikipedia-Regeln aufwenden zu muumlssen

FazitWikis bieten zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr den Austausch von In-formationen und Wissen und sind daher fuumlr die Zusammenarbeit heterogener Gruppen im Kontext von Citizen Science besonders gut geeignet Durch einen Workshop im von uns vorgeschlagenen For-mat kann die Bildung einer entsprechenden Community unterstuumltzt werden Damit wird ein Rahmen geboten in dem wichtige Entschei-dungen zu Zielen Strukturen und organisatorischen Fragen in einer transparenten und nachvollziehbaren Form getroffen und umge-setzt werden koumlnnen

Wikis erfordern in der Pflege Aufwand und sind nicht jedem und jeder gleich zugaumlnglich Daher kann es sinnvoll sein in Workshops die Inhalte zu einem bestimmten Thema von Citizen Science gene-rieren Edit-a-thons zu integrieren die dieses Wissen fuumlr breitere Kreise zugaumlnglich und veraumlnderbar macht

Noch wichtiger als die technische Komponente ist das soziale Netzwerk welches hinter einem Wiki steht Die Vergabe von Rech-ten muss sowohl transparent als auch effektiv und zuumlgig erfolgen und erfordert damit einzuplanende Arbeitszeit

16 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

Weiterfuumlhrende Ressourcenbull Das Citizen Science-Wiki wikibuergerschaffenwissendebull Dokumentation unseres Workshops wikibuergerschaffen

wissendewWiki-Workshop_Dokumentation bull Mehr Informationen zum Edit-a-thon (Englisch) https

enwikipediaorgwikiWikipediaHow_to_run_an_edit-a-thon bull Wiki-Systeme als Beispiel vom Wissenschaftsmanagement

bull Voigt S amp Orth R (2016) Wissensmanagement mit Wiki-Systemen In Kohl H Mertins K amp Seidel H (Hrsg) Wis-sensmanagement im Mittelstand Springer Verlag S 141ndash151

bull Museum fuumlr Naturkunde Berlin (2015) Arbeitstagung Ge-meinsames Erschlieszligen von Wissen in Museumssammlungen am Beispiel von Wikis httpbiowikifarmnetv-mfn arbeitstagung2015Wikis_in_der_Wissenschaftskommu nikation_eines_Museums

Gastgeber und Partner

GEWISS-Konsortium

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2 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

ImpressumZiegler D Pettibone L Doumlrler D Heigl F Patzschke E und Vohland K (2016) Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreib-werkstatt GEWISS-Trainingsbericht Nr 2 Helmholtz-Zentrum fuumlr Umweltforschung ndash UFZ Leipzig Deutsches Zentrum fuumlr Integrative Biodiversitaumltsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig Leipzig Berlin-Brandenburgisches Institut fuumlr Biodiversitaumltsforschung (BBIB) Museum fuumlr Naturkunde (MfN) Leibniz-Institut fuumlr Evolutions- und Biodiversitaumltsforschung Berlin Online verfuumlgbar unter wwwbuergerschaffenwissende

DanksagungDer Citizen Science-Workshop wurde gemeinsam mit Daniel Doumlrler und Florian Heigl von der AG Citizen Science am Institut fuumlr Zoologie der Universitaumlt fuumlr Bodenkultur Wien (BOKU) sowie Dr Clemens Schefels vom Institut fuumlr Informatik der Ludwig-Maximilians-Universitaumlt Muumlnchen (LMU) konzipiert Wir danken Prof Dr Franccedilois Bry ebenfalls vom Institut fuumlr Informatik der LMU fuumlr seine inhaltliche und organisatorische Unterstuumltzung Unser Dank gilt ebenfalls Alvaro Ortiz-Troncoso fuumlr die technische Konzeption des Citizen Science-Wikis Alina Rupp ihre vielfaumlltigen Beitraumlge zum Citizen Science-Wiki und Alma Kolleck und Marie Grimme fuumlr ihre Unterstuumltzung bei der Endredaktion dieses Berichtes Wie immer gilt ein besonderer Dank den Teilnehmenden des Workshops fuumlr ihre diversen fundierten Beitraumlge und ihre offene Kommunikationskultur

Satz amp LayoutMartina Gerber GerberDesign Design-Vorlage von Tobias Tank Burghardt amp Tank GbR

DisclaimerDie in diesem Bericht geaumluszligerten Ansichten und Meinungen muumlssen nicht mit denen der beteilig-ten Organisationen uumlbereinstimmen

Foumlrderung und FachbetreuungDas Projekt sbquoBuumlrGEr schaffen Wissen ndash WISSen schafft Buumlrger (GEWISS)rsquo wird vom Bundesminis-terium fuumlr Bildung und Forschung (BMBF) gefoumlrdert (Fachbetreuung Referat 113 ndash Strategische Vorausschau Wissenschaftskommunikation und DLR PT Buumlro Wissenschaftskommunikation)

GEWISS-KoordinationBuumlrGEr schaffen WISSen ndash Wissen schafft Buumlrger (GEWISS) ist ein Bausteinprogramm zur Entwick-lung von Citizen Science Kapazitaumlten

Als Konsortiumsprojekt wird es von Einrichtungen der Helmholtz- und der Leibniz-Gemeinschaft mit ihren universitaumlren und nichtuniversitaumlren Partnern getragen Beteiligte Partnereinrichtungen sind das Deutsche Zentrum fuumlr integrative Biodiversitaumltsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig mit dem Helmholtz-Zentrum fuumlr Umweltforschung (UFZ) und der Friedrich-Schiller-Universitaumlt Jena sowie das Berlin-Brandenburgische Institut fuumlr Biodiversitaumltsforschung (BBIB) mit den Institutionen Museum fuumlr Naturkunde Berlin (MfN) Leibniz Institut fuumlr Evolutions- und Biodiversitaumltsforschung Leibniz-Institut fuumlr Gewaumlsseroumlkologie und Binnenfischerei (IGB) Leibniz-Institut fuumlr Zoo- und Wild-tierforschung (IZW) und der Freien Universitaumlt Berlin Projektpartner sind auszligerdem der Leibniz-Forschungsverbund Biodiversitaumlt (LVB) und Wissenschaft im Dialog (WiD)

August 2016

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliogra-fie detaillierte bibliografische Daten sind im Internet uumlber wwwdnbdnbde abrufbar

Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung ndash Weitergabe unter gleichen Bedingungen 40 International Lizenz

Helmholtz-Zentrum fuumlr Umweltforschung ndash UFZ Leipzig Deutsches Zentrum fuumlr Integrative Biodi-versitaumltsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig Berlin-Brandenburgisches Institut fuumlr Biodiversitaumltsfor-schung (BBIB) Museum fuumlr Naturkunde Leibniz-Institut fuumlr Evolutions- und Biodiversitaumltsforschung ndash MfN Berlin

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InhaltZiele und Hintergruumlnde Warum dieser Bericht 4

Wiki-Workshop fuumlr Citizen Science Ziele und Zielgruppen 5

Organisation des Workshops 6Im Voraus Workshop-Organisation und Planung 6Kennenlernen und Netzwerken 7Impulsvortraumlge 7Plenums-Diskussion 7Workshop z B bdquoEdit-a-thonldquo 8Zusammenfassung und naumlchste Schritte 9

Erkenntnisse aus unserem Wiki-Workshop 10Wie gewinnt man Citizen Scientists Einsichten aus dem Impulsvortrag von Prof Dr Franccedilois Bry 10Lessons learned vom Wiki-Projekt am Museum fuumlr Naturkunde Einsichten von Alvaro Ortiz und Eva Patzschke 11Diskussion Ziele und Zielgruppen fuumlr das Citizen Science-Wiki 13Wie funktioniert die Arbeit in der offiziellen Wikipedia Erkenntnisse aus der Workshopphase von Daniel Doumlrler und Florian Heigl 14

Fazit 15

Weiterfuumlhrende Ressourcen 16

4 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

Ziele und Hintergruumlnde Warum dieser Bericht

Citizen Science auf Deutsch Buumlrgerforschung oder Buumlrgerwissen-schaft ist ein Forschungsansatz bei dem Personen mit verschiede-nen Ausbildungen Hintergruumlnden und Interessen gemeinsam an einer Forschungsfrage arbeiten Entsprechend wichtig ist ein reger Austausch von Informationen Wissen und Erfahrungen zwischen den verschiedenen Beteiligten eines Projektes Auch dem Transfer von Best-Practice-Beispielen zwischen verschiedenen Citizen Sci-ence-Projekten wird ein groszliges Potential fuumlr die Weiterentwicklung des Ansatzes beigemessen

Wiki-Systeme sind ein hervorragend geeignetes Werkzeug fuumlr die Buumlndelung von Wissen und dessen kooperative oder kollaborative Bearbeitung und Weiterentwicklung1 In einem Wiki koumlnnen die verschiedenen Expertisen von Projektbeteiligten gesammelt werden beispielsweise zu Fragen wie Datenqualitaumlt Projektmanagement oder Einwerbung von Foumlrdermitteln Es besteht ebenfalls die Moumlg-lichkeit haumlufige Fragen zu Schluumlsselthemen uumlbersichtlich zusam-menzustellen und verschiedene Antworten bzw Loumlsungsansaumltze in einer Community zu erarbeiten Dabei unterscheidet sich das Arbei-ten in einem Wiki im organisatorischen Ablauf und des Community-Managements deutlich von der Arbeit in dem bekannten Projekt Wikipedia

Um die Nutzung von Wiki-Systemen speziell dem Citizen Science-Wiki wikibuergerschaffenwissende zu befoumlrdern wurde vom Pro-jekt bdquoBuumlrGEr schaffen WISSenldquo (GEWISS) und der Online-Plattform wwwbuergerschaffenwissende in Kooperation mit dem Institut fuumlr Informatik der Ludwig-Maximilian Universitaumlt Muumlnchen und der AG Citizen Science am Institut fuumlr Zoologie der Universitaumlt fuumlr Boden kultur ein Workshop zu Citizen Science-Wikis konzipiert und am 08 April 2016 in Muumlnchen veranstaltet Uumlbergreifendes Ziel des Workshops war es das Citizen Science-Wiki weiter zu entwickeln und den Teilnehmenden im Sinne eines Trainingsworkshops Faumlhig-keiten und Werkzeuge fuumlr die Nutzung von Wikis zum kollaborati-ven (wissenschaftlichen) Arbeiten an die Hand zu geben Weiterhin sollten wichtige Fragen (z B Zielgruppen Standards) des Wikis of-fen diskutiert werden Den Abschluss bildete ein so genannter bdquoEdit-a-thonldquo bei dem es galt in einer festgelegten Zeitspanne moumlglichst viele neue Inhalte im Citizen Science-Wiki zu erstellen und auch die offizielle deutsche Wikipedia-Seite zu Citizen Science auszubauenDieser Bericht erlaumlutert die Organisation Struktur und Inhalte des Wiki-Workshops und gibt praktische Hinweise wie Interessierte Workshops in aumlhnlicher Form abhalten koumlnnen

1 Voigt S amp Orth R (2016) Wissensmanagement mit Wiki-Systemen In Kohl H Mertins K amp Seidel H (Hrsg) Wissensmanagement im Mittelstand Springer Verlag S 141ndash151

Wiki-Workshop fuumlr Citizen Science Ziele und Zielgruppen 5

Wiki-Workshop fuumlr Citizen Science Ziele und Zielgruppen

Ein Wiki-Workshop in dem von uns vorgeschlagenen Format dient v a dazu Interessierten ein Konzept zu Handhabung und inter-ner Logik von Wiki-Systemen zu geben Ebenfalls bietet sich die Moumlglichkeit Absprachen zu Standards (Stil Umgang mit Quellen Verlinkung etc) Struktur und Arbeitsablaumlufen zu treffen Durch die Arbeit in Kleingruppen koumlnnen auszligerdem in kurzer Zeit Inhalte von hoher Qualitaumlt erstellt werden

Der Workshop eignet sich damit fuumlr alle die Interesse an der Arbeit mit Wikis haben Es empfiehlt sich in Kleingruppen zu arbeiten und die Kleingruppen so zusammenzustellen dass die Teilnehmer uumlber unterschiedlich umfangreiche Erfahrungen mit Wikis verfuumlgen

6 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

2 Pettibone L Grimm M amp Ziegler D (2016) Storytelling fuumlr Citizen Science Tipps zur erfolg-reichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Storytelling-Workshops GEWISS-Trainingsbericht Nr 1 Helmholtz-Zentrum fuumlr Umweltforschung ndash UFZ Leipzig Deutsches Zentrum fuumlr Integrative Biodiversitaumltsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig Leipzig Berlin-Brandenbur-gisches Institut fuumlr Biodiversitaumltsforschung (BBIB) Museum fuumlr Naturkunde Leibniz-Institut fuumlr Evolutions- und Biodiversitaumltsforschung ndash MfN Berlin Online verfuumlgbar unter wwwbuergerschaffenwissende

Organisation des Workshops

Im Voraus Workshop-Organisation und PlanungIm von uns vorgeschlagenen Format ist eine Teilnahme von 20 bis 40 Personen optimal Bei weniger Teilnehmenden kann zwar inten-siver gearbeitet werden wenn diese aber nicht einen sehr hetero-genen Hintergrund haben muumlssen Abstriche beim Erfahrungsaus-tausch gemacht werden Bei mehr als 40 Personen ist ein houmlherer Koordinationsaufwand noumltig Aufgrund des ebenfalls erhoumlhten Zeitbedarfes ist die Durchfuumlhrung des Workshops an einem Tag ggf unrealistisch

Die Raumlumlichkeiten sollten der Anzahl der gewuumlnschten Teilneh-menden entsprechend gewaumlhlt werden Fuumlr die Kleingruppenarbeit sind zwei oder mehr getrennte Raumlume zu empfehlen

Besondere Aufmerksamkeit sollte auf einen funktionierenden In-ternetzugang fuumlr alle Teilnehmenden gelegt werden Ein zur Verfuuml-gung stellen von Rechnern ist im Zeitalter von Laptops und Smart-phones in der Regel nicht noumltig kann aber je nach Hintergrund und Ausstattung der Teilnehmenden von Vorteil sein

Als Dauer fuumlr den Workshop empfehlen wir einen vollen oder zwei halbe Tage Wenn die Teilnehmenden aus sehr unterschiedlichen Or-ten anreisen hat sich das Format Mittag bis Mittag bewaumlhrt Wird diese Zeit unterschritten geht dies oft zu Lasten der Interaktion zwischen den Teilnehmenden die wir jedoch als besonders wichtig einschaumltzen (s u)

Weitere allgemeine Hinweise zur Organisation von Workshops finden sich z B im GEWISS-Trainingsbericht Nr 1 fuumlr Storytelling-Workshops2

Das von uns vorgeschlagene Programm kombiniert verschiedene Aspekte den Austausch von Wissen die Moumlglichkeit zur Bildung neuer Netzwerke das Treffen von Entscheidungen wie z B die Festlegung gemeinsamer Standards und schlieszliglich die Teamarbeit Essentielle Punkte werden im Folgenden aufgefuumlhrt Dabei kann die Reihenfolge der Programmpunkte variiert werden

bull Kennenlernen und Netzwerkebull Impulsvortraumlgebull Plenum und Diskussionbull Workshopbull Zusammenfassung und naumlchste Schritte

Organisation des Workshops 7

Kennenlernen und NetzwerkenWir empfehlen fuumlr das Kennenlernen der Teilnehmenden unterein-ander ausreichend Zeit einzuplanen ndash bei der von uns vorgeschla-genen Workshopgroumlszlige mindestens 30 Minuten Die Moderation sollte versuchen dies in einer entspannten zwanglosen Atmosphaumlre zu ermoumlglichen Unserer Erfahrung nach vereinfacht der persoumlnliche Kontakt zwischen Teilnehmenden spaumltere Diskussions- und Zusam-menarbeitsprozesse

Fuumlr die Bildung von Netzwerken ebenfalls sehr wichtig sind die Mittags- und Kaffeepausen Auch hier gilt Es ist unserer Erfahrung nach nicht zielfuumlhrend Pausenzeit zu Gunsten anderer Programm-punkte einzusparen sondern besser das Programm so anzulegen dass ausreichend Pausenzeiten moumlglich sind Als Faustregel sollten die Mittagspause mindestens 60 Minuten und die Kaffeepausen min-destens 15 Minuten umfassen Soll der Netzwerkaspekt des Work-shops betont werden koumlnnen diese Zeiten auch verdoppelt werden

ImpulsvortraumlgeUm den inhaltlichen Rahmen zu stecken und Anregungen fuumlr die inhaltlichen Diskussionen zu geben empfiehlt es sich ein bis zwei kleine Impulsvortraumlge in das Programm einzubauen Diese sollten nicht zu lang sein (max 15 besser 10 Minuten) und kritische Fra-gen aufwerfen die die Diskussion und den Austausch zwischen den Teilnehmenden unterstuumltzen

Plenums-DiskussionWann immer Menschen in Gruppen zusammenarbeiten muumlssen gewisse Entscheidungen getroffen und geschriebene und unge-schriebene Regeln festgelegt werden Dies gilt auch fuumlr Wikis die klare Regeln fuumlr Prozesse wie Zugang Schreibrechte und Redaktion Inhalte und Kommunikation brauchen Um dies in einer transparen-ten und fuumlr alle Beteiligten nachvollziehbaren Form zu tun eignet sich ein Plenum der Beteiligten in dem diese und andere fuumlr Betei-ligten relevanten Fragen diskutiert und Entscheidungen getroffen werden koumlnnen Nicht immer ist dabei eine Abstimmung oder Kon-sens noumltig ndash es ist durchaus legitim dass gegensaumltzliche Meinun-gen gleichberechtigt nebeneinander stehen falls nicht unmittelbar Entscheidungen getroffen werden muumlssen Ist dies der Fall sollten alle Beteiligten dem Prozess der Entscheidungsfindung zustimmen (z B Mehrheitsentscheid Konsens)

Ein Schluumlsselfaktor fuumlr das Gelingen eines Plenums- und Diskussi-onsprozesses ist die Moderation Wir empfehlen diese auf zwei Per-sonen zu verteilen ndash eine Person legt ihre Aufmerksamkeit staumlrker auf die Beitraumlge der Teilnehmenden (Moderator) die andere staumlrker auf die Dokumentation und Struktur (Protokollant) Wichtige Auf-gaben der Moderation umfassen die Strukturierung der Diskussion und eine Korrektivfunktion so dass alle Teilnehmenden bdquozu Wort

8 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

kommenldquo Dabei gilt es unterschiedliche Perspektiven zusammenzu-fassen und gemeinsam mit den Teilnehmenden auf gemeinsame Louml-sungsansaumltze hinzuarbeiten Falls Entscheidungen getroffen werden muumlssen sollte die Moderation darauf achten dass das Verfahren der Entscheidungsfindung nachvollziehbar durchgefuumlhrt und dokumen-tiert wird

Fuumlr die Moderation empfiehlt sich daher eine gruumlndliche Vorberei-tung

bull Welches sind die entscheidenden Themen (bdquoTagesordnungldquo)bull Muumlssen sofort Entscheidungen getroffen werden Oder gilt es

ein Thema laumlngerfristiger zu diskutieren und weiterzuentwi-ckeln

bull Lassen sich bestimmte Konfliktpunkte bereits in der Vorbe-reitung erkennen Falls ja sollten diese von der Moderation angesprochen werden

bull Wie viel Zeit ist fuumlr die Diskussion eingeplant Wie wird diese dokumentiert

Im Idealfall steht am Ende ein Protokoll mit den wichtigsten Be-schluumlssen und Diskussionspunkten Die Entscheidungen koumlnnen gleich in der naumlchsten Phase umgesetzt werden

Workshop z B bdquoEdit-a-thonldquo Eine Workshop-Phase ermoumlglicht es den Teilnehmenden in direkter Zusammenarbeit Inhalte zu generieren die im Plenum entschiede-nen Punkte direkt umzusetzen und die Bekanntschaft miteinander zu intensivieren Zusaumltzlich gibt es den Vorteil dass eventuell auf-tretende Unklarheiten direkt angesprochen und geklaumlrt werden koumlnnen Grundsaumltzlich sind verschiedene Workshop-Formate moumlg-lich (z B Open Space Barcamp) Wir stellen hier das Wiki-spezifi-sche Format Edit-a-thon also eine Schreibwerkstatt vor

Bei einem Edit-a-thon arbeiten verschiedene Personen allein oder in Kleingruppen an den Inhalten eines Wikis Da Wiki-Systeme in der Regel eine synchrone Bearbeitung von Seiteninhalten nicht unterstuumltzen empfiehlt es sich die Themenfelder im Voraus unter-einander aufzuteilen Die Kleingruppen entscheiden dann selbst ob sie direkt Inhalte einpflegen oder es zuvor die Gliederung der Dar-stellung etc zu diskutieren gilt

Diese Methode ist besonders gut zum Aufbau eines Wikis geeignet da sie den Autorinnen und Autoren Raum gibt die Inhalte und Ziele einzelner Beitraumlge zu diskutieren Diskussionen die langwierig wir-ken koumlnnen in der Umsetzung im Nachgang viel Zeit sparen Statt einzeln uumlber Wochen an einem Text zu arbeiten koumlnnen sich Teams eine Gliederung und Struktur gemeinsam uumlberlegen Dazu kommt eine Rollenverteilung fuumlr die spaumltere Ausfuumlhrung des Beitrages nach dem Workshop

Organisation des Workshops 9

Der Edit-a-thon eignet sich also sehr gut fuumlr die gemeinsame Bearbeitung von Artikeln und Wiki-Strukturen Die Kleingruppen koumlnnen zusammen entscheiden wie bestimmte Artikel benannt und verlinkt werden sollen Beim Edit-a-thon unseres Wiki-Workshops beispielsweise wurden 37 Aumlnderungen am Wiki vorgenommen da-von 21 inhaltliche Aumlnderungen

Daruumlber hinaus bietet ein Edit-a-thon den Teilnehmenden die Moumlglichkeit erste praktische Erfahrungen mit dem Wiki-System zu sammeln bei der offene Fragen schnell geklaumlrt und Beruumlhrungs-aumlngste abgebaut werden Ein Teilnehmer unseres Wiki-Workshops erzaumlhlte beispielsweise dass er urspruumlnglich keine Ahnung von Wikis hatte aber er sich nach dem Edit-a-thon zutraue eigene Bei-traumlge im Wiki zu schreiben

Weitere Informationen zu Edit-a-thons auf httpsenwikipediaorgwikiWikipediaHow_to_run_an_edit-a-thon

Zusammenfassung und naumlchste SchritteZum Abschluss der Veranstaltung sollten alle Teilnehmenden zu ei-nem Abschluss-Plenum zusammenkommen Hier liegt der Fokus we-niger darauf den Teilnehmenden neue Impulse zu geben oder weite-re Entscheidungen zu treffen sondern staumlrker darauf Erfahrungen zu schildern Perspektiven auszutauschen und den Workshops ge-meinsam auszuwerten Fuumlr die Veranstaltenden bietet sich hier eine besondere Moumlglichkeit Feedback zum Workshop und Impulse zur Weiterentwicklung aufzunehmen Besonders kritische Kommentare sollten wertschaumltzend aufgenommen und nicht bdquozerredetldquo werden Nach Bedarf kann sich die Gruppe hier auf weitere Schritte einigenEine Dokumentation empfiehlt sich direkt im jeweiligen Wiki Eine Dokumentation unseres Workshops auf httpwikibuerger schaffenwissendewWiki-Workshop_Dokumentation

10 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

Erkenntnisse aus unserem Wiki-Workshop

Wie gewinnt man Citizen Scientists Einsichten aus dem Impulsvortrag von Prof Dr Franccedilois BryIn seinem Vortrag stellte Franccedilois Bry vier unterschiedliche Theori-en der Motivation vor die fuumlr Citizen Science relevant sein koumlnnen In einer bdquoSchenkoumlkonomieldquo werden Sachen verschenkt ohne eine erkennbare Gegenleistung zu bekommen3 Nach diesem Modell wird die schenkende Person durch Reputation Anerkennung und durch die Freude altruistisch zu handeln und an etwas Groumlszligerem mitzu-wirken honoriert Um dieses Modell erfolgreich umzusetzen muss ein Citizen Science-Projekt diese drei Aspekte erfuumlllen

Im zweiten Modell ndash bdquoGeben und Nehmenldquondash erhalten Beitragende eine Gegenleistung die aus der gemeinsamen Arbeit stammt Bei-spiele hierfuumlr sind Auskuumlnften uumlber den eigenen Gesundheitsstand aufgrund der angegebenen Symptome (z B in der Gesundheitsfor-schung) oder Lernen (durch Peer Corrective Fragen und Antwor-ten gegenseitige Motivation)

Das dritte Modell beschreibt die bdquoUumlberflussgesellschaftldquo in der Leute nicht auf ein bestimmtes Projekt warten um sich zu engagie-ren Stattdessen muss das Projekt eine hohe Qualitaumlt nachweisen ndash hinsichtlich der Software der Inhalte und der sozialen Interak-tionen (beispielsweise zwischen Citizen Scientists und beruflichen Wissenschaftlern) ndash um Interesse zu wecken

Das vierte Modell bdquoSoziales Mediumldquo nutzt kollaborative Anreize um Interessierte zur Teilnahme zu motivieren Beispielsweise kann es Interessierte motivieren (a) sich mit anderen auszutauschen die ein gemeinsames Hobby teilen (b) die Verantwortung fuumlr eine konkrete wissenschaftliche Fragestellung zu uumlbernehmen oder (c) mit professionellen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft-lern des jeweiligen Forschungsfeldes in Austausch zu treten Fuumlr das vierte Modell muss das gewaumlhlte Kommunikationsmedium nicht unbedingt digital sein

Als Fazit betonte Herr Bry dass es bei Citizen Science vor allem darum geht neue Formen des Mitwirkens und der Zusammenarbeit auszuprobieren Citizen Science stellt also ein Experiment der Zu-sammenarbeit oder Mitwirkungsformen dar und ist daher nicht nur fuumlr die konkreten Forschungsgebiete relevant sondern es lassen sich daruumlber hinaus Erkenntnisse fuumlr neue Formen der Zusammen-arbeit unterschiedlicher gesellschaftlicher Akteure gewinnen

3 Mehr dazu von Marcel Mauss in bdquoEssai sur le donldquo (bdquoDie Gabeldquo 1923) oder Eric Raymond zu Open Source in bdquoHomesteading the Noosphereldquo (1997)

Erkenntnisse aus unserem Wiki-Workshop 11

Lessons learned vom Wiki-Projekt am Museum fuumlr Naturkunde Einsichten von Alvaro Ortiz und Eva PatzschkeIm Museum fuumlr Naturkunde wurden im Rahmen des BMBF-Projekts bdquoWiki-Ansatz und kollaboratives Arbeiten in Forschungsmuseenldquo zwischen 2013 und 2016 mehrere Wikis aufgebaut und evaluiert Die Wikis waren darauf ausgelegt nicht nur museumsintern sondern auch extern sichtbar zu sein Die wichtigsten Erfahrungen aus dem Projekt wurden dargestellt

Auf der Grundlage einer Mitarbeiterbefragung im Vorfeld der Wiki-Entwicklung wurden die von den Mitarbeitenden genannten Huumlrden Erwartungen und Wuumlnsche erfasst Daraus lieszligen sich Voraussetzungen herleiten welche die einzurichtenden Wikis am Museum zu erfuumlllen hatten damit ein Erfolg der Wikis und des kolla-borativen Arbeitens bestmoumlglich unterstuumltzt wurde

bull Das Wiki sollte die Arbeit und die Kommunikation innerhalb des Teams erleichtern Das Ziel und der Nutzen des Wikis zur Unterstuumltzung der Arbeit am Naturkundemuseum mussten von den Beteiligten im Team klar wahrgenommen werden

bull Die Motivation und das Interesse am Mitmachen musste von Vornherein groszlig sein Die Bereitstellung von Informationen uumlber ein Wiki und die Abfrage der bereitgestellten Informatio-nen mussten fuumlr die Arbeit wichtig und hilfreich sein

bull Damit eine gute Beteiligung und ein Multiplikationseffekt entstehen konnten musste die Anzahl aktiver Nutzer mittel-fristig mehrere bis viele Personen umfassen

bull Das Wiki musste relevant fuumlr spezifische Zielgruppe(n) sein da es sich perspektivisch nach auszligen (zumindest im Lesemo-dus) oumlffnen sollte Das Wiki sollte der Vermittlung von Inhal-ten und der Wissenskommunikation dienen

Es war beim Aufbau der Wikis am Museum wichtig dass das Team ein Wiki wirklich ausprobieren wollte die Beteiligung jedoch trotz-dem freiwillig blieb

In der Umsetzungsphase blieben die Beteiligungsmotivation der Mitarbeitenden und die Wahrnehmung der Vorteile der Wikis zwar hoch die tatsaumlchliche aktive Beteiligung war dennoch relativ ge-ring Zu den Gruumlnden gehoumlrten beispielsweise Zeitmangel oder die Unsicherheit daruumlber wie viel Zeit in die Arbeit mit Wikis inves-tiert werden darf Das Korrigieren fremder Texte wurde ebenfalls als Huumlrde des kollaborativen Arbeitens wahrgenommen Auch die hohen Anspruumlche an eine zufriedenstellende Qualitaumltssicherung fuumlhrten zunaumlchst dazu dass Regeln und Arbeitsablaumlufe festgelegt werden mussten was sich als Hemmnis fuumlr die Mitarbeit darstellte

12 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

Ein Fazit war dass Wikis technische und soziale Komponenten haben Wikis stellen ein Wissensmanagementsystem zur Verfuumlgung und profitieren nicht nur davon wenn viele Personen sich aktiv be-teiligen sondern auch davon wenn Einzelne sich uumlbergeordnet um die Zusammenarbeit der Teammitglieder kuumlmmern Diese Rolle kann ein sogenannter Community Manager uumlbernehmen Am Museum fuumlr Naturkunde wurde ein Community Manager eingesetzt um die Beteiligung zu stabilisieren und zu verbessern Daruumlber hinaus ist es ein Signal an das Team und das Museum dass das Wiki und die Wissenssammlung so wichtig sind dass Ressourcen in Form eines Community Managers dafuumlr bereitgestellt werden Eine (oder einige) zentrale sich verantwortlich fuumlhlende Person(en) wie der Communi-ty Manager ist daher besonders fuumlr neue Wikis sehr zu empfehlenFolgende Aufgaben uumlbernehmen Community Manager am Museum fuumlr Naturkunde auch nach der Projektlaufzeit

bull Der Community Manager kuumlmmerte sich als Ansprechpartner aktiv um die Wiki-Beteiligten er erlaumlutert dem Team bzw neuen Teammitgliedern die Ziele des Wikis erklaumlrt bereits erstellte Richtlinien fuumlr die Zusammenarbeit und die Relevanz des Wikis fuumlr die ArbeitszusammenhaumlngeDiese Person uumlber-blickt die Inhalte der Wikis und strukturiert diese gegebenen-falls um wenn Inhalte wachsen und neue Artikel eingepflegt werden Sie vernetzt oder ergaumlnzt Informationen im Wiki Sie achtet auf die Einhaltung von Regeln Der Community Mana-ger fordert Mitarbeitende freundlich zur Mitarbeit auf macht Themenvorschlaumlge und liefert Anregungen fuumlr eine Beteili-gung Er gibt Feedback und legt neue Nutzer an

bull Diese Person ist Ansprechpartner bei Fragen und Schwierig-keiten Sie organisiert Treffen der Beteiligten bei denen ein persoumlnlicher Austausch zum Wiki und den Inhalten stattfin-det Dieser Austausch wird auch in Hinblick auf die Zusam-menarbeit im Wiki sehr positiv wahrgenommen

Weitere Maszlignahmen waren am Museum fuumlr Naturkunde dass das Wiki selbst mehrfach an die Beduumlrfnisse angepasst aber auch ansprechender gestaltet wurde Die Startseite wurde attraktiver gemacht Eine Vision fuumlr das Wiki wurde erarbeitet und auf die Startseite gesetzt Eine Vorschau der Inhalte wurde entwickelt beispielsweise ist ein bdquoArtikel des Tagesldquo auf der Startseite sicht-bar Schreibwerkstaumltten und interne Projektvorstellungen haben fuumlr Aufmerksamkeit gesorgt und die Wikis am Museum bekannter gemacht

Fazit Wikis eignen sich gut um viele Beteiligte beim Aufbau eines Wissenssystems an einem Forschungsmuseum einzubinden Doch sind gerade neue Wikis ohne umfangreichen Inhalt fragile Syste-

Erkenntnisse aus unserem Wiki-Workshop 13

me die unterstuumltzt und aufrechterhalten werden muumlssen damit sie nicht wieder einschlafen Ohne besonderen Einsatz Einzelner ist dies nur schwer moumlglich Das Erstellen von Inhalten in Wikis wird oft als zusaumltzliche Arbeit empfunden auch wenn der Nutzen fuumlr das Team plausibel ist Wikis sind keine Selbstlaumlufer Auch wenn sie als Infor-mationsquelle gern genutzt werden ist das Zusammentragen von Inhalten ein laumlngerer Prozess

Weitere Informationen zum Wiki Projekt am Museum fuumlr Natur-kunde Projektabschlussbericht bdquoWiki-Ansatz und kollaboratives Arbeiten in Forschungsmuseenldquo (Patzschke in Vorbereitung)

Diskussion Ziele und Zielgruppen fuumlr das Citizen Science-WikiIn unserem Workshop wurden in der Plenums-Diskussion die Wuumln-sche und Ziele fuumlr das Citizen Science-Wiki diskutiert

WuumlnscheDie Teilnehmenden wuumlnschten sich hauptsaumlchlich zwei Rollen fuumlr das Wiki 1) es bietet eine Plattform fuumlr unterstuumltzende Inhalte wie Best Practice und methodische Hilfe sowie Informationen zu laufen-den fachlichen Debatten in der Buumlrgerforschung und 2) es ermoumlg-licht Kommunikation und Austausch zwischen Praktikerinnen und Praktikern in der Citizen Science-Community Um diese Rollen zu erfuumlllen muss das Citizen Science-Wiki nutzerfreundlich sein klare redaktionelle Regeln folgen (z B zu Quellenangaben) und im gesam-ten deutschsprachigen Raum (also Deutschland Oumlsterreich und der Schweiz) genutzt werden Dazu ist wichtig das Citizen Science-Wiki selbst als Citizen Science-Projekt zu verstehen und das Wiki als wichtige Taumltigkeit fuumlr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anzuerkennen

Anregungen und DiskussionspunkteDie Teilnehmenden haben kurz verschiedene Strukturen wie auch Fragen und Antworte (FAQ) oder Diskussionswebplattforme (z B Diskursorg) diskutiert und beschlossen beim Wiki-Format zu bleiben Hier wurde auch vorgeschlagen dass Wiki Artikel oft mit Fragen beginnen die zur Sammlung von Informationen fuumlhren die danach zusammengestellt werden Das Wiki soll als Diskussi-onsplattform oder lebendes Dokument verstanden werden das die Initiatoren nicht unbedingt kontrollieren koumlnnen

Ein weiterer Diskussionspunkt war die Frage wer Artikel schrei-ben soll und wie das Citizen Science-Wiki fuumlr potenzielle Autorinnen und Autoren attraktiv gemacht werden kann Mentorinnen und Mentoren wurden als Moumlglichkeit gesehen Autoren fuumlr die Redak-tion auszubilden Dazu soll auch uumlberlegt werden wer die Zielgrup-pen sind und wie sie anzusprechen sind

14 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

ZieleDer letzte groszlige Diskussionspunkt war das Hauptziel des Wikis Hier war der Beschluss dass das Wiki nicht als Schreibportal fuumlr die GEWISS-Handreichung noch fuumlr Vorstellung von Citizen Science-Pro-jekten gelten soll sondern als offene Plattform fuumlr laufende Diskussi-onen uumlber Citizen Science im deutschsprachigen Raum sowie als Ort fuumlr praktische Hinweise zu verschiedenen Aspekten von Citizen Sci-ence-Praxis dienen soll Hier sollte Wissen uumlber den State of the Art aus verschiedenen Artikeln und Projektberichten gesammelt werden Die Zielgruppe besteht hauptsaumlchlich aus Citizen Scientists und In-teressierten Angesprochen fuumlhlen sollen nicht nur wissenschaftlich Taumltige sondern auch Akteure auszligerhalb des Wissenschaftsbetriebs

Daruumlber hinaus ist es wichtig das Wiki als Prozess und nicht als Zustand zu verstehen Das Wiki-Team soll klein anfangen indem es realistische Ziele definiert und diese zu erreichbaren Arbeitsschrit-ten zuordnet

Wie funktioniert die Arbeit in der offiziellen Wikipedia Erkenntnisse aus der Workshopphase von Daniel Doumlrler und Florian HeiglWikipedia ist eine gemeinschaftlich erarbeitete Enzyklopaumldie bei der jeder mitschreiben kann Das Ziel ist eine Enzyklopaumldie mit bestmoumlglicher Qualitaumlt (siehe httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGrundprinzipien) zu schreiben Eines der wichtigsten Grundprinzipien ist dabei die Neutralitaumlt der Artikel die in Wikipe-dia verfasst werden dh es sollen alle Standpunkte und Sichtweisen einer Diskussion enthalten sein Ein weiterer wichtiger Faktor sind belegbare Informationen Bei einem neuen Artikel muumlssen Publika-tionen sowie andere Quellen angegeben werden die diese neuen Informationen belegen Wurde ein neuer Artikel verfasst muss dieser zuerst noch einer Qualitaumltskontrolle unterzogen werden Diese Kontrolle fuumlhren andere Nutzende durch welche sich durch zahlreiche Beitraumlge in der Wikipedia entsprechende Editor-Rechte erworben haben Dabei kann der Artikel leicht abgeaumlndert oder sogar komplett geloumlscht werden Diese Kontrolle kann mehrere Tage in Anspruch nehmen Erst wenn sie erfolgt ist ist der Artikel auch oumlffentlich zugaumlnglich

Es ist daher sehr wichtig den Workshopteilnehmenden die sich dazu entschlieszligen einen neuen Artikel in der Wikipedia zu verfas-sen oder einen vorhandenen Artikel zu bearbeiten vorab zu infor-mieren dass es mitunter mehrere Tage dauern kann bis die Aumlnde-rungen bzw Neuerungen in der offiziellen Wikipedia aufscheinen sofern diese gleich akzeptiert werden Dadurch kann etwaigen Ent-taumluschungen vorgebeugt werden Wird der Artikel nicht vollstaumlndig akzeptiert sollte auf die Kritikpunkte der EditorInnen eingegangen werden und der Artikel entsprechend umgeschrieben werden um letztendlich freigeschalten zu werden

Fazit 15

Um diese Prozesse besser zu verstehen empfehlen wir eine Be-arbeitung in der offiziellen Wikipedia nur durchzufuumlhren wenn bereits erfahrene Wikipedia-Nutzende im Team mitarbeiten welche die zugrundeliegenden Mechanismen beherrschen und bei Fragen konkrete Auskunft geben koumlnnen Auf diese Weise kann fokussiert an den Inhalten gearbeitet werden ohne viel Zeit fuumlr die Erlernung von Wikipedia-Regeln aufwenden zu muumlssen

FazitWikis bieten zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr den Austausch von In-formationen und Wissen und sind daher fuumlr die Zusammenarbeit heterogener Gruppen im Kontext von Citizen Science besonders gut geeignet Durch einen Workshop im von uns vorgeschlagenen For-mat kann die Bildung einer entsprechenden Community unterstuumltzt werden Damit wird ein Rahmen geboten in dem wichtige Entschei-dungen zu Zielen Strukturen und organisatorischen Fragen in einer transparenten und nachvollziehbaren Form getroffen und umge-setzt werden koumlnnen

Wikis erfordern in der Pflege Aufwand und sind nicht jedem und jeder gleich zugaumlnglich Daher kann es sinnvoll sein in Workshops die Inhalte zu einem bestimmten Thema von Citizen Science gene-rieren Edit-a-thons zu integrieren die dieses Wissen fuumlr breitere Kreise zugaumlnglich und veraumlnderbar macht

Noch wichtiger als die technische Komponente ist das soziale Netzwerk welches hinter einem Wiki steht Die Vergabe von Rech-ten muss sowohl transparent als auch effektiv und zuumlgig erfolgen und erfordert damit einzuplanende Arbeitszeit

16 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

Weiterfuumlhrende Ressourcenbull Das Citizen Science-Wiki wikibuergerschaffenwissendebull Dokumentation unseres Workshops wikibuergerschaffen

wissendewWiki-Workshop_Dokumentation bull Mehr Informationen zum Edit-a-thon (Englisch) https

enwikipediaorgwikiWikipediaHow_to_run_an_edit-a-thon bull Wiki-Systeme als Beispiel vom Wissenschaftsmanagement

bull Voigt S amp Orth R (2016) Wissensmanagement mit Wiki-Systemen In Kohl H Mertins K amp Seidel H (Hrsg) Wis-sensmanagement im Mittelstand Springer Verlag S 141ndash151

bull Museum fuumlr Naturkunde Berlin (2015) Arbeitstagung Ge-meinsames Erschlieszligen von Wissen in Museumssammlungen am Beispiel von Wikis httpbiowikifarmnetv-mfn arbeitstagung2015Wikis_in_der_Wissenschaftskommu nikation_eines_Museums

Gastgeber und Partner

GEWISS-Konsortium

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InhaltZiele und Hintergruumlnde Warum dieser Bericht 4

Wiki-Workshop fuumlr Citizen Science Ziele und Zielgruppen 5

Organisation des Workshops 6Im Voraus Workshop-Organisation und Planung 6Kennenlernen und Netzwerken 7Impulsvortraumlge 7Plenums-Diskussion 7Workshop z B bdquoEdit-a-thonldquo 8Zusammenfassung und naumlchste Schritte 9

Erkenntnisse aus unserem Wiki-Workshop 10Wie gewinnt man Citizen Scientists Einsichten aus dem Impulsvortrag von Prof Dr Franccedilois Bry 10Lessons learned vom Wiki-Projekt am Museum fuumlr Naturkunde Einsichten von Alvaro Ortiz und Eva Patzschke 11Diskussion Ziele und Zielgruppen fuumlr das Citizen Science-Wiki 13Wie funktioniert die Arbeit in der offiziellen Wikipedia Erkenntnisse aus der Workshopphase von Daniel Doumlrler und Florian Heigl 14

Fazit 15

Weiterfuumlhrende Ressourcen 16

4 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

Ziele und Hintergruumlnde Warum dieser Bericht

Citizen Science auf Deutsch Buumlrgerforschung oder Buumlrgerwissen-schaft ist ein Forschungsansatz bei dem Personen mit verschiede-nen Ausbildungen Hintergruumlnden und Interessen gemeinsam an einer Forschungsfrage arbeiten Entsprechend wichtig ist ein reger Austausch von Informationen Wissen und Erfahrungen zwischen den verschiedenen Beteiligten eines Projektes Auch dem Transfer von Best-Practice-Beispielen zwischen verschiedenen Citizen Sci-ence-Projekten wird ein groszliges Potential fuumlr die Weiterentwicklung des Ansatzes beigemessen

Wiki-Systeme sind ein hervorragend geeignetes Werkzeug fuumlr die Buumlndelung von Wissen und dessen kooperative oder kollaborative Bearbeitung und Weiterentwicklung1 In einem Wiki koumlnnen die verschiedenen Expertisen von Projektbeteiligten gesammelt werden beispielsweise zu Fragen wie Datenqualitaumlt Projektmanagement oder Einwerbung von Foumlrdermitteln Es besteht ebenfalls die Moumlg-lichkeit haumlufige Fragen zu Schluumlsselthemen uumlbersichtlich zusam-menzustellen und verschiedene Antworten bzw Loumlsungsansaumltze in einer Community zu erarbeiten Dabei unterscheidet sich das Arbei-ten in einem Wiki im organisatorischen Ablauf und des Community-Managements deutlich von der Arbeit in dem bekannten Projekt Wikipedia

Um die Nutzung von Wiki-Systemen speziell dem Citizen Science-Wiki wikibuergerschaffenwissende zu befoumlrdern wurde vom Pro-jekt bdquoBuumlrGEr schaffen WISSenldquo (GEWISS) und der Online-Plattform wwwbuergerschaffenwissende in Kooperation mit dem Institut fuumlr Informatik der Ludwig-Maximilian Universitaumlt Muumlnchen und der AG Citizen Science am Institut fuumlr Zoologie der Universitaumlt fuumlr Boden kultur ein Workshop zu Citizen Science-Wikis konzipiert und am 08 April 2016 in Muumlnchen veranstaltet Uumlbergreifendes Ziel des Workshops war es das Citizen Science-Wiki weiter zu entwickeln und den Teilnehmenden im Sinne eines Trainingsworkshops Faumlhig-keiten und Werkzeuge fuumlr die Nutzung von Wikis zum kollaborati-ven (wissenschaftlichen) Arbeiten an die Hand zu geben Weiterhin sollten wichtige Fragen (z B Zielgruppen Standards) des Wikis of-fen diskutiert werden Den Abschluss bildete ein so genannter bdquoEdit-a-thonldquo bei dem es galt in einer festgelegten Zeitspanne moumlglichst viele neue Inhalte im Citizen Science-Wiki zu erstellen und auch die offizielle deutsche Wikipedia-Seite zu Citizen Science auszubauenDieser Bericht erlaumlutert die Organisation Struktur und Inhalte des Wiki-Workshops und gibt praktische Hinweise wie Interessierte Workshops in aumlhnlicher Form abhalten koumlnnen

1 Voigt S amp Orth R (2016) Wissensmanagement mit Wiki-Systemen In Kohl H Mertins K amp Seidel H (Hrsg) Wissensmanagement im Mittelstand Springer Verlag S 141ndash151

Wiki-Workshop fuumlr Citizen Science Ziele und Zielgruppen 5

Wiki-Workshop fuumlr Citizen Science Ziele und Zielgruppen

Ein Wiki-Workshop in dem von uns vorgeschlagenen Format dient v a dazu Interessierten ein Konzept zu Handhabung und inter-ner Logik von Wiki-Systemen zu geben Ebenfalls bietet sich die Moumlglichkeit Absprachen zu Standards (Stil Umgang mit Quellen Verlinkung etc) Struktur und Arbeitsablaumlufen zu treffen Durch die Arbeit in Kleingruppen koumlnnen auszligerdem in kurzer Zeit Inhalte von hoher Qualitaumlt erstellt werden

Der Workshop eignet sich damit fuumlr alle die Interesse an der Arbeit mit Wikis haben Es empfiehlt sich in Kleingruppen zu arbeiten und die Kleingruppen so zusammenzustellen dass die Teilnehmer uumlber unterschiedlich umfangreiche Erfahrungen mit Wikis verfuumlgen

6 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

2 Pettibone L Grimm M amp Ziegler D (2016) Storytelling fuumlr Citizen Science Tipps zur erfolg-reichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Storytelling-Workshops GEWISS-Trainingsbericht Nr 1 Helmholtz-Zentrum fuumlr Umweltforschung ndash UFZ Leipzig Deutsches Zentrum fuumlr Integrative Biodiversitaumltsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig Leipzig Berlin-Brandenbur-gisches Institut fuumlr Biodiversitaumltsforschung (BBIB) Museum fuumlr Naturkunde Leibniz-Institut fuumlr Evolutions- und Biodiversitaumltsforschung ndash MfN Berlin Online verfuumlgbar unter wwwbuergerschaffenwissende

Organisation des Workshops

Im Voraus Workshop-Organisation und PlanungIm von uns vorgeschlagenen Format ist eine Teilnahme von 20 bis 40 Personen optimal Bei weniger Teilnehmenden kann zwar inten-siver gearbeitet werden wenn diese aber nicht einen sehr hetero-genen Hintergrund haben muumlssen Abstriche beim Erfahrungsaus-tausch gemacht werden Bei mehr als 40 Personen ist ein houmlherer Koordinationsaufwand noumltig Aufgrund des ebenfalls erhoumlhten Zeitbedarfes ist die Durchfuumlhrung des Workshops an einem Tag ggf unrealistisch

Die Raumlumlichkeiten sollten der Anzahl der gewuumlnschten Teilneh-menden entsprechend gewaumlhlt werden Fuumlr die Kleingruppenarbeit sind zwei oder mehr getrennte Raumlume zu empfehlen

Besondere Aufmerksamkeit sollte auf einen funktionierenden In-ternetzugang fuumlr alle Teilnehmenden gelegt werden Ein zur Verfuuml-gung stellen von Rechnern ist im Zeitalter von Laptops und Smart-phones in der Regel nicht noumltig kann aber je nach Hintergrund und Ausstattung der Teilnehmenden von Vorteil sein

Als Dauer fuumlr den Workshop empfehlen wir einen vollen oder zwei halbe Tage Wenn die Teilnehmenden aus sehr unterschiedlichen Or-ten anreisen hat sich das Format Mittag bis Mittag bewaumlhrt Wird diese Zeit unterschritten geht dies oft zu Lasten der Interaktion zwischen den Teilnehmenden die wir jedoch als besonders wichtig einschaumltzen (s u)

Weitere allgemeine Hinweise zur Organisation von Workshops finden sich z B im GEWISS-Trainingsbericht Nr 1 fuumlr Storytelling-Workshops2

Das von uns vorgeschlagene Programm kombiniert verschiedene Aspekte den Austausch von Wissen die Moumlglichkeit zur Bildung neuer Netzwerke das Treffen von Entscheidungen wie z B die Festlegung gemeinsamer Standards und schlieszliglich die Teamarbeit Essentielle Punkte werden im Folgenden aufgefuumlhrt Dabei kann die Reihenfolge der Programmpunkte variiert werden

bull Kennenlernen und Netzwerkebull Impulsvortraumlgebull Plenum und Diskussionbull Workshopbull Zusammenfassung und naumlchste Schritte

Organisation des Workshops 7

Kennenlernen und NetzwerkenWir empfehlen fuumlr das Kennenlernen der Teilnehmenden unterein-ander ausreichend Zeit einzuplanen ndash bei der von uns vorgeschla-genen Workshopgroumlszlige mindestens 30 Minuten Die Moderation sollte versuchen dies in einer entspannten zwanglosen Atmosphaumlre zu ermoumlglichen Unserer Erfahrung nach vereinfacht der persoumlnliche Kontakt zwischen Teilnehmenden spaumltere Diskussions- und Zusam-menarbeitsprozesse

Fuumlr die Bildung von Netzwerken ebenfalls sehr wichtig sind die Mittags- und Kaffeepausen Auch hier gilt Es ist unserer Erfahrung nach nicht zielfuumlhrend Pausenzeit zu Gunsten anderer Programm-punkte einzusparen sondern besser das Programm so anzulegen dass ausreichend Pausenzeiten moumlglich sind Als Faustregel sollten die Mittagspause mindestens 60 Minuten und die Kaffeepausen min-destens 15 Minuten umfassen Soll der Netzwerkaspekt des Work-shops betont werden koumlnnen diese Zeiten auch verdoppelt werden

ImpulsvortraumlgeUm den inhaltlichen Rahmen zu stecken und Anregungen fuumlr die inhaltlichen Diskussionen zu geben empfiehlt es sich ein bis zwei kleine Impulsvortraumlge in das Programm einzubauen Diese sollten nicht zu lang sein (max 15 besser 10 Minuten) und kritische Fra-gen aufwerfen die die Diskussion und den Austausch zwischen den Teilnehmenden unterstuumltzen

Plenums-DiskussionWann immer Menschen in Gruppen zusammenarbeiten muumlssen gewisse Entscheidungen getroffen und geschriebene und unge-schriebene Regeln festgelegt werden Dies gilt auch fuumlr Wikis die klare Regeln fuumlr Prozesse wie Zugang Schreibrechte und Redaktion Inhalte und Kommunikation brauchen Um dies in einer transparen-ten und fuumlr alle Beteiligten nachvollziehbaren Form zu tun eignet sich ein Plenum der Beteiligten in dem diese und andere fuumlr Betei-ligten relevanten Fragen diskutiert und Entscheidungen getroffen werden koumlnnen Nicht immer ist dabei eine Abstimmung oder Kon-sens noumltig ndash es ist durchaus legitim dass gegensaumltzliche Meinun-gen gleichberechtigt nebeneinander stehen falls nicht unmittelbar Entscheidungen getroffen werden muumlssen Ist dies der Fall sollten alle Beteiligten dem Prozess der Entscheidungsfindung zustimmen (z B Mehrheitsentscheid Konsens)

Ein Schluumlsselfaktor fuumlr das Gelingen eines Plenums- und Diskussi-onsprozesses ist die Moderation Wir empfehlen diese auf zwei Per-sonen zu verteilen ndash eine Person legt ihre Aufmerksamkeit staumlrker auf die Beitraumlge der Teilnehmenden (Moderator) die andere staumlrker auf die Dokumentation und Struktur (Protokollant) Wichtige Auf-gaben der Moderation umfassen die Strukturierung der Diskussion und eine Korrektivfunktion so dass alle Teilnehmenden bdquozu Wort

8 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

kommenldquo Dabei gilt es unterschiedliche Perspektiven zusammenzu-fassen und gemeinsam mit den Teilnehmenden auf gemeinsame Louml-sungsansaumltze hinzuarbeiten Falls Entscheidungen getroffen werden muumlssen sollte die Moderation darauf achten dass das Verfahren der Entscheidungsfindung nachvollziehbar durchgefuumlhrt und dokumen-tiert wird

Fuumlr die Moderation empfiehlt sich daher eine gruumlndliche Vorberei-tung

bull Welches sind die entscheidenden Themen (bdquoTagesordnungldquo)bull Muumlssen sofort Entscheidungen getroffen werden Oder gilt es

ein Thema laumlngerfristiger zu diskutieren und weiterzuentwi-ckeln

bull Lassen sich bestimmte Konfliktpunkte bereits in der Vorbe-reitung erkennen Falls ja sollten diese von der Moderation angesprochen werden

bull Wie viel Zeit ist fuumlr die Diskussion eingeplant Wie wird diese dokumentiert

Im Idealfall steht am Ende ein Protokoll mit den wichtigsten Be-schluumlssen und Diskussionspunkten Die Entscheidungen koumlnnen gleich in der naumlchsten Phase umgesetzt werden

Workshop z B bdquoEdit-a-thonldquo Eine Workshop-Phase ermoumlglicht es den Teilnehmenden in direkter Zusammenarbeit Inhalte zu generieren die im Plenum entschiede-nen Punkte direkt umzusetzen und die Bekanntschaft miteinander zu intensivieren Zusaumltzlich gibt es den Vorteil dass eventuell auf-tretende Unklarheiten direkt angesprochen und geklaumlrt werden koumlnnen Grundsaumltzlich sind verschiedene Workshop-Formate moumlg-lich (z B Open Space Barcamp) Wir stellen hier das Wiki-spezifi-sche Format Edit-a-thon also eine Schreibwerkstatt vor

Bei einem Edit-a-thon arbeiten verschiedene Personen allein oder in Kleingruppen an den Inhalten eines Wikis Da Wiki-Systeme in der Regel eine synchrone Bearbeitung von Seiteninhalten nicht unterstuumltzen empfiehlt es sich die Themenfelder im Voraus unter-einander aufzuteilen Die Kleingruppen entscheiden dann selbst ob sie direkt Inhalte einpflegen oder es zuvor die Gliederung der Dar-stellung etc zu diskutieren gilt

Diese Methode ist besonders gut zum Aufbau eines Wikis geeignet da sie den Autorinnen und Autoren Raum gibt die Inhalte und Ziele einzelner Beitraumlge zu diskutieren Diskussionen die langwierig wir-ken koumlnnen in der Umsetzung im Nachgang viel Zeit sparen Statt einzeln uumlber Wochen an einem Text zu arbeiten koumlnnen sich Teams eine Gliederung und Struktur gemeinsam uumlberlegen Dazu kommt eine Rollenverteilung fuumlr die spaumltere Ausfuumlhrung des Beitrages nach dem Workshop

Organisation des Workshops 9

Der Edit-a-thon eignet sich also sehr gut fuumlr die gemeinsame Bearbeitung von Artikeln und Wiki-Strukturen Die Kleingruppen koumlnnen zusammen entscheiden wie bestimmte Artikel benannt und verlinkt werden sollen Beim Edit-a-thon unseres Wiki-Workshops beispielsweise wurden 37 Aumlnderungen am Wiki vorgenommen da-von 21 inhaltliche Aumlnderungen

Daruumlber hinaus bietet ein Edit-a-thon den Teilnehmenden die Moumlglichkeit erste praktische Erfahrungen mit dem Wiki-System zu sammeln bei der offene Fragen schnell geklaumlrt und Beruumlhrungs-aumlngste abgebaut werden Ein Teilnehmer unseres Wiki-Workshops erzaumlhlte beispielsweise dass er urspruumlnglich keine Ahnung von Wikis hatte aber er sich nach dem Edit-a-thon zutraue eigene Bei-traumlge im Wiki zu schreiben

Weitere Informationen zu Edit-a-thons auf httpsenwikipediaorgwikiWikipediaHow_to_run_an_edit-a-thon

Zusammenfassung und naumlchste SchritteZum Abschluss der Veranstaltung sollten alle Teilnehmenden zu ei-nem Abschluss-Plenum zusammenkommen Hier liegt der Fokus we-niger darauf den Teilnehmenden neue Impulse zu geben oder weite-re Entscheidungen zu treffen sondern staumlrker darauf Erfahrungen zu schildern Perspektiven auszutauschen und den Workshops ge-meinsam auszuwerten Fuumlr die Veranstaltenden bietet sich hier eine besondere Moumlglichkeit Feedback zum Workshop und Impulse zur Weiterentwicklung aufzunehmen Besonders kritische Kommentare sollten wertschaumltzend aufgenommen und nicht bdquozerredetldquo werden Nach Bedarf kann sich die Gruppe hier auf weitere Schritte einigenEine Dokumentation empfiehlt sich direkt im jeweiligen Wiki Eine Dokumentation unseres Workshops auf httpwikibuerger schaffenwissendewWiki-Workshop_Dokumentation

10 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

Erkenntnisse aus unserem Wiki-Workshop

Wie gewinnt man Citizen Scientists Einsichten aus dem Impulsvortrag von Prof Dr Franccedilois BryIn seinem Vortrag stellte Franccedilois Bry vier unterschiedliche Theori-en der Motivation vor die fuumlr Citizen Science relevant sein koumlnnen In einer bdquoSchenkoumlkonomieldquo werden Sachen verschenkt ohne eine erkennbare Gegenleistung zu bekommen3 Nach diesem Modell wird die schenkende Person durch Reputation Anerkennung und durch die Freude altruistisch zu handeln und an etwas Groumlszligerem mitzu-wirken honoriert Um dieses Modell erfolgreich umzusetzen muss ein Citizen Science-Projekt diese drei Aspekte erfuumlllen

Im zweiten Modell ndash bdquoGeben und Nehmenldquondash erhalten Beitragende eine Gegenleistung die aus der gemeinsamen Arbeit stammt Bei-spiele hierfuumlr sind Auskuumlnften uumlber den eigenen Gesundheitsstand aufgrund der angegebenen Symptome (z B in der Gesundheitsfor-schung) oder Lernen (durch Peer Corrective Fragen und Antwor-ten gegenseitige Motivation)

Das dritte Modell beschreibt die bdquoUumlberflussgesellschaftldquo in der Leute nicht auf ein bestimmtes Projekt warten um sich zu engagie-ren Stattdessen muss das Projekt eine hohe Qualitaumlt nachweisen ndash hinsichtlich der Software der Inhalte und der sozialen Interak-tionen (beispielsweise zwischen Citizen Scientists und beruflichen Wissenschaftlern) ndash um Interesse zu wecken

Das vierte Modell bdquoSoziales Mediumldquo nutzt kollaborative Anreize um Interessierte zur Teilnahme zu motivieren Beispielsweise kann es Interessierte motivieren (a) sich mit anderen auszutauschen die ein gemeinsames Hobby teilen (b) die Verantwortung fuumlr eine konkrete wissenschaftliche Fragestellung zu uumlbernehmen oder (c) mit professionellen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft-lern des jeweiligen Forschungsfeldes in Austausch zu treten Fuumlr das vierte Modell muss das gewaumlhlte Kommunikationsmedium nicht unbedingt digital sein

Als Fazit betonte Herr Bry dass es bei Citizen Science vor allem darum geht neue Formen des Mitwirkens und der Zusammenarbeit auszuprobieren Citizen Science stellt also ein Experiment der Zu-sammenarbeit oder Mitwirkungsformen dar und ist daher nicht nur fuumlr die konkreten Forschungsgebiete relevant sondern es lassen sich daruumlber hinaus Erkenntnisse fuumlr neue Formen der Zusammen-arbeit unterschiedlicher gesellschaftlicher Akteure gewinnen

3 Mehr dazu von Marcel Mauss in bdquoEssai sur le donldquo (bdquoDie Gabeldquo 1923) oder Eric Raymond zu Open Source in bdquoHomesteading the Noosphereldquo (1997)

Erkenntnisse aus unserem Wiki-Workshop 11

Lessons learned vom Wiki-Projekt am Museum fuumlr Naturkunde Einsichten von Alvaro Ortiz und Eva PatzschkeIm Museum fuumlr Naturkunde wurden im Rahmen des BMBF-Projekts bdquoWiki-Ansatz und kollaboratives Arbeiten in Forschungsmuseenldquo zwischen 2013 und 2016 mehrere Wikis aufgebaut und evaluiert Die Wikis waren darauf ausgelegt nicht nur museumsintern sondern auch extern sichtbar zu sein Die wichtigsten Erfahrungen aus dem Projekt wurden dargestellt

Auf der Grundlage einer Mitarbeiterbefragung im Vorfeld der Wiki-Entwicklung wurden die von den Mitarbeitenden genannten Huumlrden Erwartungen und Wuumlnsche erfasst Daraus lieszligen sich Voraussetzungen herleiten welche die einzurichtenden Wikis am Museum zu erfuumlllen hatten damit ein Erfolg der Wikis und des kolla-borativen Arbeitens bestmoumlglich unterstuumltzt wurde

bull Das Wiki sollte die Arbeit und die Kommunikation innerhalb des Teams erleichtern Das Ziel und der Nutzen des Wikis zur Unterstuumltzung der Arbeit am Naturkundemuseum mussten von den Beteiligten im Team klar wahrgenommen werden

bull Die Motivation und das Interesse am Mitmachen musste von Vornherein groszlig sein Die Bereitstellung von Informationen uumlber ein Wiki und die Abfrage der bereitgestellten Informatio-nen mussten fuumlr die Arbeit wichtig und hilfreich sein

bull Damit eine gute Beteiligung und ein Multiplikationseffekt entstehen konnten musste die Anzahl aktiver Nutzer mittel-fristig mehrere bis viele Personen umfassen

bull Das Wiki musste relevant fuumlr spezifische Zielgruppe(n) sein da es sich perspektivisch nach auszligen (zumindest im Lesemo-dus) oumlffnen sollte Das Wiki sollte der Vermittlung von Inhal-ten und der Wissenskommunikation dienen

Es war beim Aufbau der Wikis am Museum wichtig dass das Team ein Wiki wirklich ausprobieren wollte die Beteiligung jedoch trotz-dem freiwillig blieb

In der Umsetzungsphase blieben die Beteiligungsmotivation der Mitarbeitenden und die Wahrnehmung der Vorteile der Wikis zwar hoch die tatsaumlchliche aktive Beteiligung war dennoch relativ ge-ring Zu den Gruumlnden gehoumlrten beispielsweise Zeitmangel oder die Unsicherheit daruumlber wie viel Zeit in die Arbeit mit Wikis inves-tiert werden darf Das Korrigieren fremder Texte wurde ebenfalls als Huumlrde des kollaborativen Arbeitens wahrgenommen Auch die hohen Anspruumlche an eine zufriedenstellende Qualitaumltssicherung fuumlhrten zunaumlchst dazu dass Regeln und Arbeitsablaumlufe festgelegt werden mussten was sich als Hemmnis fuumlr die Mitarbeit darstellte

12 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

Ein Fazit war dass Wikis technische und soziale Komponenten haben Wikis stellen ein Wissensmanagementsystem zur Verfuumlgung und profitieren nicht nur davon wenn viele Personen sich aktiv be-teiligen sondern auch davon wenn Einzelne sich uumlbergeordnet um die Zusammenarbeit der Teammitglieder kuumlmmern Diese Rolle kann ein sogenannter Community Manager uumlbernehmen Am Museum fuumlr Naturkunde wurde ein Community Manager eingesetzt um die Beteiligung zu stabilisieren und zu verbessern Daruumlber hinaus ist es ein Signal an das Team und das Museum dass das Wiki und die Wissenssammlung so wichtig sind dass Ressourcen in Form eines Community Managers dafuumlr bereitgestellt werden Eine (oder einige) zentrale sich verantwortlich fuumlhlende Person(en) wie der Communi-ty Manager ist daher besonders fuumlr neue Wikis sehr zu empfehlenFolgende Aufgaben uumlbernehmen Community Manager am Museum fuumlr Naturkunde auch nach der Projektlaufzeit

bull Der Community Manager kuumlmmerte sich als Ansprechpartner aktiv um die Wiki-Beteiligten er erlaumlutert dem Team bzw neuen Teammitgliedern die Ziele des Wikis erklaumlrt bereits erstellte Richtlinien fuumlr die Zusammenarbeit und die Relevanz des Wikis fuumlr die ArbeitszusammenhaumlngeDiese Person uumlber-blickt die Inhalte der Wikis und strukturiert diese gegebenen-falls um wenn Inhalte wachsen und neue Artikel eingepflegt werden Sie vernetzt oder ergaumlnzt Informationen im Wiki Sie achtet auf die Einhaltung von Regeln Der Community Mana-ger fordert Mitarbeitende freundlich zur Mitarbeit auf macht Themenvorschlaumlge und liefert Anregungen fuumlr eine Beteili-gung Er gibt Feedback und legt neue Nutzer an

bull Diese Person ist Ansprechpartner bei Fragen und Schwierig-keiten Sie organisiert Treffen der Beteiligten bei denen ein persoumlnlicher Austausch zum Wiki und den Inhalten stattfin-det Dieser Austausch wird auch in Hinblick auf die Zusam-menarbeit im Wiki sehr positiv wahrgenommen

Weitere Maszlignahmen waren am Museum fuumlr Naturkunde dass das Wiki selbst mehrfach an die Beduumlrfnisse angepasst aber auch ansprechender gestaltet wurde Die Startseite wurde attraktiver gemacht Eine Vision fuumlr das Wiki wurde erarbeitet und auf die Startseite gesetzt Eine Vorschau der Inhalte wurde entwickelt beispielsweise ist ein bdquoArtikel des Tagesldquo auf der Startseite sicht-bar Schreibwerkstaumltten und interne Projektvorstellungen haben fuumlr Aufmerksamkeit gesorgt und die Wikis am Museum bekannter gemacht

Fazit Wikis eignen sich gut um viele Beteiligte beim Aufbau eines Wissenssystems an einem Forschungsmuseum einzubinden Doch sind gerade neue Wikis ohne umfangreichen Inhalt fragile Syste-

Erkenntnisse aus unserem Wiki-Workshop 13

me die unterstuumltzt und aufrechterhalten werden muumlssen damit sie nicht wieder einschlafen Ohne besonderen Einsatz Einzelner ist dies nur schwer moumlglich Das Erstellen von Inhalten in Wikis wird oft als zusaumltzliche Arbeit empfunden auch wenn der Nutzen fuumlr das Team plausibel ist Wikis sind keine Selbstlaumlufer Auch wenn sie als Infor-mationsquelle gern genutzt werden ist das Zusammentragen von Inhalten ein laumlngerer Prozess

Weitere Informationen zum Wiki Projekt am Museum fuumlr Natur-kunde Projektabschlussbericht bdquoWiki-Ansatz und kollaboratives Arbeiten in Forschungsmuseenldquo (Patzschke in Vorbereitung)

Diskussion Ziele und Zielgruppen fuumlr das Citizen Science-WikiIn unserem Workshop wurden in der Plenums-Diskussion die Wuumln-sche und Ziele fuumlr das Citizen Science-Wiki diskutiert

WuumlnscheDie Teilnehmenden wuumlnschten sich hauptsaumlchlich zwei Rollen fuumlr das Wiki 1) es bietet eine Plattform fuumlr unterstuumltzende Inhalte wie Best Practice und methodische Hilfe sowie Informationen zu laufen-den fachlichen Debatten in der Buumlrgerforschung und 2) es ermoumlg-licht Kommunikation und Austausch zwischen Praktikerinnen und Praktikern in der Citizen Science-Community Um diese Rollen zu erfuumlllen muss das Citizen Science-Wiki nutzerfreundlich sein klare redaktionelle Regeln folgen (z B zu Quellenangaben) und im gesam-ten deutschsprachigen Raum (also Deutschland Oumlsterreich und der Schweiz) genutzt werden Dazu ist wichtig das Citizen Science-Wiki selbst als Citizen Science-Projekt zu verstehen und das Wiki als wichtige Taumltigkeit fuumlr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anzuerkennen

Anregungen und DiskussionspunkteDie Teilnehmenden haben kurz verschiedene Strukturen wie auch Fragen und Antworte (FAQ) oder Diskussionswebplattforme (z B Diskursorg) diskutiert und beschlossen beim Wiki-Format zu bleiben Hier wurde auch vorgeschlagen dass Wiki Artikel oft mit Fragen beginnen die zur Sammlung von Informationen fuumlhren die danach zusammengestellt werden Das Wiki soll als Diskussi-onsplattform oder lebendes Dokument verstanden werden das die Initiatoren nicht unbedingt kontrollieren koumlnnen

Ein weiterer Diskussionspunkt war die Frage wer Artikel schrei-ben soll und wie das Citizen Science-Wiki fuumlr potenzielle Autorinnen und Autoren attraktiv gemacht werden kann Mentorinnen und Mentoren wurden als Moumlglichkeit gesehen Autoren fuumlr die Redak-tion auszubilden Dazu soll auch uumlberlegt werden wer die Zielgrup-pen sind und wie sie anzusprechen sind

14 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

ZieleDer letzte groszlige Diskussionspunkt war das Hauptziel des Wikis Hier war der Beschluss dass das Wiki nicht als Schreibportal fuumlr die GEWISS-Handreichung noch fuumlr Vorstellung von Citizen Science-Pro-jekten gelten soll sondern als offene Plattform fuumlr laufende Diskussi-onen uumlber Citizen Science im deutschsprachigen Raum sowie als Ort fuumlr praktische Hinweise zu verschiedenen Aspekten von Citizen Sci-ence-Praxis dienen soll Hier sollte Wissen uumlber den State of the Art aus verschiedenen Artikeln und Projektberichten gesammelt werden Die Zielgruppe besteht hauptsaumlchlich aus Citizen Scientists und In-teressierten Angesprochen fuumlhlen sollen nicht nur wissenschaftlich Taumltige sondern auch Akteure auszligerhalb des Wissenschaftsbetriebs

Daruumlber hinaus ist es wichtig das Wiki als Prozess und nicht als Zustand zu verstehen Das Wiki-Team soll klein anfangen indem es realistische Ziele definiert und diese zu erreichbaren Arbeitsschrit-ten zuordnet

Wie funktioniert die Arbeit in der offiziellen Wikipedia Erkenntnisse aus der Workshopphase von Daniel Doumlrler und Florian HeiglWikipedia ist eine gemeinschaftlich erarbeitete Enzyklopaumldie bei der jeder mitschreiben kann Das Ziel ist eine Enzyklopaumldie mit bestmoumlglicher Qualitaumlt (siehe httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGrundprinzipien) zu schreiben Eines der wichtigsten Grundprinzipien ist dabei die Neutralitaumlt der Artikel die in Wikipe-dia verfasst werden dh es sollen alle Standpunkte und Sichtweisen einer Diskussion enthalten sein Ein weiterer wichtiger Faktor sind belegbare Informationen Bei einem neuen Artikel muumlssen Publika-tionen sowie andere Quellen angegeben werden die diese neuen Informationen belegen Wurde ein neuer Artikel verfasst muss dieser zuerst noch einer Qualitaumltskontrolle unterzogen werden Diese Kontrolle fuumlhren andere Nutzende durch welche sich durch zahlreiche Beitraumlge in der Wikipedia entsprechende Editor-Rechte erworben haben Dabei kann der Artikel leicht abgeaumlndert oder sogar komplett geloumlscht werden Diese Kontrolle kann mehrere Tage in Anspruch nehmen Erst wenn sie erfolgt ist ist der Artikel auch oumlffentlich zugaumlnglich

Es ist daher sehr wichtig den Workshopteilnehmenden die sich dazu entschlieszligen einen neuen Artikel in der Wikipedia zu verfas-sen oder einen vorhandenen Artikel zu bearbeiten vorab zu infor-mieren dass es mitunter mehrere Tage dauern kann bis die Aumlnde-rungen bzw Neuerungen in der offiziellen Wikipedia aufscheinen sofern diese gleich akzeptiert werden Dadurch kann etwaigen Ent-taumluschungen vorgebeugt werden Wird der Artikel nicht vollstaumlndig akzeptiert sollte auf die Kritikpunkte der EditorInnen eingegangen werden und der Artikel entsprechend umgeschrieben werden um letztendlich freigeschalten zu werden

Fazit 15

Um diese Prozesse besser zu verstehen empfehlen wir eine Be-arbeitung in der offiziellen Wikipedia nur durchzufuumlhren wenn bereits erfahrene Wikipedia-Nutzende im Team mitarbeiten welche die zugrundeliegenden Mechanismen beherrschen und bei Fragen konkrete Auskunft geben koumlnnen Auf diese Weise kann fokussiert an den Inhalten gearbeitet werden ohne viel Zeit fuumlr die Erlernung von Wikipedia-Regeln aufwenden zu muumlssen

FazitWikis bieten zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr den Austausch von In-formationen und Wissen und sind daher fuumlr die Zusammenarbeit heterogener Gruppen im Kontext von Citizen Science besonders gut geeignet Durch einen Workshop im von uns vorgeschlagenen For-mat kann die Bildung einer entsprechenden Community unterstuumltzt werden Damit wird ein Rahmen geboten in dem wichtige Entschei-dungen zu Zielen Strukturen und organisatorischen Fragen in einer transparenten und nachvollziehbaren Form getroffen und umge-setzt werden koumlnnen

Wikis erfordern in der Pflege Aufwand und sind nicht jedem und jeder gleich zugaumlnglich Daher kann es sinnvoll sein in Workshops die Inhalte zu einem bestimmten Thema von Citizen Science gene-rieren Edit-a-thons zu integrieren die dieses Wissen fuumlr breitere Kreise zugaumlnglich und veraumlnderbar macht

Noch wichtiger als die technische Komponente ist das soziale Netzwerk welches hinter einem Wiki steht Die Vergabe von Rech-ten muss sowohl transparent als auch effektiv und zuumlgig erfolgen und erfordert damit einzuplanende Arbeitszeit

16 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

Weiterfuumlhrende Ressourcenbull Das Citizen Science-Wiki wikibuergerschaffenwissendebull Dokumentation unseres Workshops wikibuergerschaffen

wissendewWiki-Workshop_Dokumentation bull Mehr Informationen zum Edit-a-thon (Englisch) https

enwikipediaorgwikiWikipediaHow_to_run_an_edit-a-thon bull Wiki-Systeme als Beispiel vom Wissenschaftsmanagement

bull Voigt S amp Orth R (2016) Wissensmanagement mit Wiki-Systemen In Kohl H Mertins K amp Seidel H (Hrsg) Wis-sensmanagement im Mittelstand Springer Verlag S 141ndash151

bull Museum fuumlr Naturkunde Berlin (2015) Arbeitstagung Ge-meinsames Erschlieszligen von Wissen in Museumssammlungen am Beispiel von Wikis httpbiowikifarmnetv-mfn arbeitstagung2015Wikis_in_der_Wissenschaftskommu nikation_eines_Museums

Gastgeber und Partner

GEWISS-Konsortium

Page 4: Citizen Science- Wikis · 2017. 11. 21. · 6 Citizen Science-Wikis: Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchführung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt 2 Pettibone,

4 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

Ziele und Hintergruumlnde Warum dieser Bericht

Citizen Science auf Deutsch Buumlrgerforschung oder Buumlrgerwissen-schaft ist ein Forschungsansatz bei dem Personen mit verschiede-nen Ausbildungen Hintergruumlnden und Interessen gemeinsam an einer Forschungsfrage arbeiten Entsprechend wichtig ist ein reger Austausch von Informationen Wissen und Erfahrungen zwischen den verschiedenen Beteiligten eines Projektes Auch dem Transfer von Best-Practice-Beispielen zwischen verschiedenen Citizen Sci-ence-Projekten wird ein groszliges Potential fuumlr die Weiterentwicklung des Ansatzes beigemessen

Wiki-Systeme sind ein hervorragend geeignetes Werkzeug fuumlr die Buumlndelung von Wissen und dessen kooperative oder kollaborative Bearbeitung und Weiterentwicklung1 In einem Wiki koumlnnen die verschiedenen Expertisen von Projektbeteiligten gesammelt werden beispielsweise zu Fragen wie Datenqualitaumlt Projektmanagement oder Einwerbung von Foumlrdermitteln Es besteht ebenfalls die Moumlg-lichkeit haumlufige Fragen zu Schluumlsselthemen uumlbersichtlich zusam-menzustellen und verschiedene Antworten bzw Loumlsungsansaumltze in einer Community zu erarbeiten Dabei unterscheidet sich das Arbei-ten in einem Wiki im organisatorischen Ablauf und des Community-Managements deutlich von der Arbeit in dem bekannten Projekt Wikipedia

Um die Nutzung von Wiki-Systemen speziell dem Citizen Science-Wiki wikibuergerschaffenwissende zu befoumlrdern wurde vom Pro-jekt bdquoBuumlrGEr schaffen WISSenldquo (GEWISS) und der Online-Plattform wwwbuergerschaffenwissende in Kooperation mit dem Institut fuumlr Informatik der Ludwig-Maximilian Universitaumlt Muumlnchen und der AG Citizen Science am Institut fuumlr Zoologie der Universitaumlt fuumlr Boden kultur ein Workshop zu Citizen Science-Wikis konzipiert und am 08 April 2016 in Muumlnchen veranstaltet Uumlbergreifendes Ziel des Workshops war es das Citizen Science-Wiki weiter zu entwickeln und den Teilnehmenden im Sinne eines Trainingsworkshops Faumlhig-keiten und Werkzeuge fuumlr die Nutzung von Wikis zum kollaborati-ven (wissenschaftlichen) Arbeiten an die Hand zu geben Weiterhin sollten wichtige Fragen (z B Zielgruppen Standards) des Wikis of-fen diskutiert werden Den Abschluss bildete ein so genannter bdquoEdit-a-thonldquo bei dem es galt in einer festgelegten Zeitspanne moumlglichst viele neue Inhalte im Citizen Science-Wiki zu erstellen und auch die offizielle deutsche Wikipedia-Seite zu Citizen Science auszubauenDieser Bericht erlaumlutert die Organisation Struktur und Inhalte des Wiki-Workshops und gibt praktische Hinweise wie Interessierte Workshops in aumlhnlicher Form abhalten koumlnnen

1 Voigt S amp Orth R (2016) Wissensmanagement mit Wiki-Systemen In Kohl H Mertins K amp Seidel H (Hrsg) Wissensmanagement im Mittelstand Springer Verlag S 141ndash151

Wiki-Workshop fuumlr Citizen Science Ziele und Zielgruppen 5

Wiki-Workshop fuumlr Citizen Science Ziele und Zielgruppen

Ein Wiki-Workshop in dem von uns vorgeschlagenen Format dient v a dazu Interessierten ein Konzept zu Handhabung und inter-ner Logik von Wiki-Systemen zu geben Ebenfalls bietet sich die Moumlglichkeit Absprachen zu Standards (Stil Umgang mit Quellen Verlinkung etc) Struktur und Arbeitsablaumlufen zu treffen Durch die Arbeit in Kleingruppen koumlnnen auszligerdem in kurzer Zeit Inhalte von hoher Qualitaumlt erstellt werden

Der Workshop eignet sich damit fuumlr alle die Interesse an der Arbeit mit Wikis haben Es empfiehlt sich in Kleingruppen zu arbeiten und die Kleingruppen so zusammenzustellen dass die Teilnehmer uumlber unterschiedlich umfangreiche Erfahrungen mit Wikis verfuumlgen

6 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

2 Pettibone L Grimm M amp Ziegler D (2016) Storytelling fuumlr Citizen Science Tipps zur erfolg-reichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Storytelling-Workshops GEWISS-Trainingsbericht Nr 1 Helmholtz-Zentrum fuumlr Umweltforschung ndash UFZ Leipzig Deutsches Zentrum fuumlr Integrative Biodiversitaumltsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig Leipzig Berlin-Brandenbur-gisches Institut fuumlr Biodiversitaumltsforschung (BBIB) Museum fuumlr Naturkunde Leibniz-Institut fuumlr Evolutions- und Biodiversitaumltsforschung ndash MfN Berlin Online verfuumlgbar unter wwwbuergerschaffenwissende

Organisation des Workshops

Im Voraus Workshop-Organisation und PlanungIm von uns vorgeschlagenen Format ist eine Teilnahme von 20 bis 40 Personen optimal Bei weniger Teilnehmenden kann zwar inten-siver gearbeitet werden wenn diese aber nicht einen sehr hetero-genen Hintergrund haben muumlssen Abstriche beim Erfahrungsaus-tausch gemacht werden Bei mehr als 40 Personen ist ein houmlherer Koordinationsaufwand noumltig Aufgrund des ebenfalls erhoumlhten Zeitbedarfes ist die Durchfuumlhrung des Workshops an einem Tag ggf unrealistisch

Die Raumlumlichkeiten sollten der Anzahl der gewuumlnschten Teilneh-menden entsprechend gewaumlhlt werden Fuumlr die Kleingruppenarbeit sind zwei oder mehr getrennte Raumlume zu empfehlen

Besondere Aufmerksamkeit sollte auf einen funktionierenden In-ternetzugang fuumlr alle Teilnehmenden gelegt werden Ein zur Verfuuml-gung stellen von Rechnern ist im Zeitalter von Laptops und Smart-phones in der Regel nicht noumltig kann aber je nach Hintergrund und Ausstattung der Teilnehmenden von Vorteil sein

Als Dauer fuumlr den Workshop empfehlen wir einen vollen oder zwei halbe Tage Wenn die Teilnehmenden aus sehr unterschiedlichen Or-ten anreisen hat sich das Format Mittag bis Mittag bewaumlhrt Wird diese Zeit unterschritten geht dies oft zu Lasten der Interaktion zwischen den Teilnehmenden die wir jedoch als besonders wichtig einschaumltzen (s u)

Weitere allgemeine Hinweise zur Organisation von Workshops finden sich z B im GEWISS-Trainingsbericht Nr 1 fuumlr Storytelling-Workshops2

Das von uns vorgeschlagene Programm kombiniert verschiedene Aspekte den Austausch von Wissen die Moumlglichkeit zur Bildung neuer Netzwerke das Treffen von Entscheidungen wie z B die Festlegung gemeinsamer Standards und schlieszliglich die Teamarbeit Essentielle Punkte werden im Folgenden aufgefuumlhrt Dabei kann die Reihenfolge der Programmpunkte variiert werden

bull Kennenlernen und Netzwerkebull Impulsvortraumlgebull Plenum und Diskussionbull Workshopbull Zusammenfassung und naumlchste Schritte

Organisation des Workshops 7

Kennenlernen und NetzwerkenWir empfehlen fuumlr das Kennenlernen der Teilnehmenden unterein-ander ausreichend Zeit einzuplanen ndash bei der von uns vorgeschla-genen Workshopgroumlszlige mindestens 30 Minuten Die Moderation sollte versuchen dies in einer entspannten zwanglosen Atmosphaumlre zu ermoumlglichen Unserer Erfahrung nach vereinfacht der persoumlnliche Kontakt zwischen Teilnehmenden spaumltere Diskussions- und Zusam-menarbeitsprozesse

Fuumlr die Bildung von Netzwerken ebenfalls sehr wichtig sind die Mittags- und Kaffeepausen Auch hier gilt Es ist unserer Erfahrung nach nicht zielfuumlhrend Pausenzeit zu Gunsten anderer Programm-punkte einzusparen sondern besser das Programm so anzulegen dass ausreichend Pausenzeiten moumlglich sind Als Faustregel sollten die Mittagspause mindestens 60 Minuten und die Kaffeepausen min-destens 15 Minuten umfassen Soll der Netzwerkaspekt des Work-shops betont werden koumlnnen diese Zeiten auch verdoppelt werden

ImpulsvortraumlgeUm den inhaltlichen Rahmen zu stecken und Anregungen fuumlr die inhaltlichen Diskussionen zu geben empfiehlt es sich ein bis zwei kleine Impulsvortraumlge in das Programm einzubauen Diese sollten nicht zu lang sein (max 15 besser 10 Minuten) und kritische Fra-gen aufwerfen die die Diskussion und den Austausch zwischen den Teilnehmenden unterstuumltzen

Plenums-DiskussionWann immer Menschen in Gruppen zusammenarbeiten muumlssen gewisse Entscheidungen getroffen und geschriebene und unge-schriebene Regeln festgelegt werden Dies gilt auch fuumlr Wikis die klare Regeln fuumlr Prozesse wie Zugang Schreibrechte und Redaktion Inhalte und Kommunikation brauchen Um dies in einer transparen-ten und fuumlr alle Beteiligten nachvollziehbaren Form zu tun eignet sich ein Plenum der Beteiligten in dem diese und andere fuumlr Betei-ligten relevanten Fragen diskutiert und Entscheidungen getroffen werden koumlnnen Nicht immer ist dabei eine Abstimmung oder Kon-sens noumltig ndash es ist durchaus legitim dass gegensaumltzliche Meinun-gen gleichberechtigt nebeneinander stehen falls nicht unmittelbar Entscheidungen getroffen werden muumlssen Ist dies der Fall sollten alle Beteiligten dem Prozess der Entscheidungsfindung zustimmen (z B Mehrheitsentscheid Konsens)

Ein Schluumlsselfaktor fuumlr das Gelingen eines Plenums- und Diskussi-onsprozesses ist die Moderation Wir empfehlen diese auf zwei Per-sonen zu verteilen ndash eine Person legt ihre Aufmerksamkeit staumlrker auf die Beitraumlge der Teilnehmenden (Moderator) die andere staumlrker auf die Dokumentation und Struktur (Protokollant) Wichtige Auf-gaben der Moderation umfassen die Strukturierung der Diskussion und eine Korrektivfunktion so dass alle Teilnehmenden bdquozu Wort

8 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

kommenldquo Dabei gilt es unterschiedliche Perspektiven zusammenzu-fassen und gemeinsam mit den Teilnehmenden auf gemeinsame Louml-sungsansaumltze hinzuarbeiten Falls Entscheidungen getroffen werden muumlssen sollte die Moderation darauf achten dass das Verfahren der Entscheidungsfindung nachvollziehbar durchgefuumlhrt und dokumen-tiert wird

Fuumlr die Moderation empfiehlt sich daher eine gruumlndliche Vorberei-tung

bull Welches sind die entscheidenden Themen (bdquoTagesordnungldquo)bull Muumlssen sofort Entscheidungen getroffen werden Oder gilt es

ein Thema laumlngerfristiger zu diskutieren und weiterzuentwi-ckeln

bull Lassen sich bestimmte Konfliktpunkte bereits in der Vorbe-reitung erkennen Falls ja sollten diese von der Moderation angesprochen werden

bull Wie viel Zeit ist fuumlr die Diskussion eingeplant Wie wird diese dokumentiert

Im Idealfall steht am Ende ein Protokoll mit den wichtigsten Be-schluumlssen und Diskussionspunkten Die Entscheidungen koumlnnen gleich in der naumlchsten Phase umgesetzt werden

Workshop z B bdquoEdit-a-thonldquo Eine Workshop-Phase ermoumlglicht es den Teilnehmenden in direkter Zusammenarbeit Inhalte zu generieren die im Plenum entschiede-nen Punkte direkt umzusetzen und die Bekanntschaft miteinander zu intensivieren Zusaumltzlich gibt es den Vorteil dass eventuell auf-tretende Unklarheiten direkt angesprochen und geklaumlrt werden koumlnnen Grundsaumltzlich sind verschiedene Workshop-Formate moumlg-lich (z B Open Space Barcamp) Wir stellen hier das Wiki-spezifi-sche Format Edit-a-thon also eine Schreibwerkstatt vor

Bei einem Edit-a-thon arbeiten verschiedene Personen allein oder in Kleingruppen an den Inhalten eines Wikis Da Wiki-Systeme in der Regel eine synchrone Bearbeitung von Seiteninhalten nicht unterstuumltzen empfiehlt es sich die Themenfelder im Voraus unter-einander aufzuteilen Die Kleingruppen entscheiden dann selbst ob sie direkt Inhalte einpflegen oder es zuvor die Gliederung der Dar-stellung etc zu diskutieren gilt

Diese Methode ist besonders gut zum Aufbau eines Wikis geeignet da sie den Autorinnen und Autoren Raum gibt die Inhalte und Ziele einzelner Beitraumlge zu diskutieren Diskussionen die langwierig wir-ken koumlnnen in der Umsetzung im Nachgang viel Zeit sparen Statt einzeln uumlber Wochen an einem Text zu arbeiten koumlnnen sich Teams eine Gliederung und Struktur gemeinsam uumlberlegen Dazu kommt eine Rollenverteilung fuumlr die spaumltere Ausfuumlhrung des Beitrages nach dem Workshop

Organisation des Workshops 9

Der Edit-a-thon eignet sich also sehr gut fuumlr die gemeinsame Bearbeitung von Artikeln und Wiki-Strukturen Die Kleingruppen koumlnnen zusammen entscheiden wie bestimmte Artikel benannt und verlinkt werden sollen Beim Edit-a-thon unseres Wiki-Workshops beispielsweise wurden 37 Aumlnderungen am Wiki vorgenommen da-von 21 inhaltliche Aumlnderungen

Daruumlber hinaus bietet ein Edit-a-thon den Teilnehmenden die Moumlglichkeit erste praktische Erfahrungen mit dem Wiki-System zu sammeln bei der offene Fragen schnell geklaumlrt und Beruumlhrungs-aumlngste abgebaut werden Ein Teilnehmer unseres Wiki-Workshops erzaumlhlte beispielsweise dass er urspruumlnglich keine Ahnung von Wikis hatte aber er sich nach dem Edit-a-thon zutraue eigene Bei-traumlge im Wiki zu schreiben

Weitere Informationen zu Edit-a-thons auf httpsenwikipediaorgwikiWikipediaHow_to_run_an_edit-a-thon

Zusammenfassung und naumlchste SchritteZum Abschluss der Veranstaltung sollten alle Teilnehmenden zu ei-nem Abschluss-Plenum zusammenkommen Hier liegt der Fokus we-niger darauf den Teilnehmenden neue Impulse zu geben oder weite-re Entscheidungen zu treffen sondern staumlrker darauf Erfahrungen zu schildern Perspektiven auszutauschen und den Workshops ge-meinsam auszuwerten Fuumlr die Veranstaltenden bietet sich hier eine besondere Moumlglichkeit Feedback zum Workshop und Impulse zur Weiterentwicklung aufzunehmen Besonders kritische Kommentare sollten wertschaumltzend aufgenommen und nicht bdquozerredetldquo werden Nach Bedarf kann sich die Gruppe hier auf weitere Schritte einigenEine Dokumentation empfiehlt sich direkt im jeweiligen Wiki Eine Dokumentation unseres Workshops auf httpwikibuerger schaffenwissendewWiki-Workshop_Dokumentation

10 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

Erkenntnisse aus unserem Wiki-Workshop

Wie gewinnt man Citizen Scientists Einsichten aus dem Impulsvortrag von Prof Dr Franccedilois BryIn seinem Vortrag stellte Franccedilois Bry vier unterschiedliche Theori-en der Motivation vor die fuumlr Citizen Science relevant sein koumlnnen In einer bdquoSchenkoumlkonomieldquo werden Sachen verschenkt ohne eine erkennbare Gegenleistung zu bekommen3 Nach diesem Modell wird die schenkende Person durch Reputation Anerkennung und durch die Freude altruistisch zu handeln und an etwas Groumlszligerem mitzu-wirken honoriert Um dieses Modell erfolgreich umzusetzen muss ein Citizen Science-Projekt diese drei Aspekte erfuumlllen

Im zweiten Modell ndash bdquoGeben und Nehmenldquondash erhalten Beitragende eine Gegenleistung die aus der gemeinsamen Arbeit stammt Bei-spiele hierfuumlr sind Auskuumlnften uumlber den eigenen Gesundheitsstand aufgrund der angegebenen Symptome (z B in der Gesundheitsfor-schung) oder Lernen (durch Peer Corrective Fragen und Antwor-ten gegenseitige Motivation)

Das dritte Modell beschreibt die bdquoUumlberflussgesellschaftldquo in der Leute nicht auf ein bestimmtes Projekt warten um sich zu engagie-ren Stattdessen muss das Projekt eine hohe Qualitaumlt nachweisen ndash hinsichtlich der Software der Inhalte und der sozialen Interak-tionen (beispielsweise zwischen Citizen Scientists und beruflichen Wissenschaftlern) ndash um Interesse zu wecken

Das vierte Modell bdquoSoziales Mediumldquo nutzt kollaborative Anreize um Interessierte zur Teilnahme zu motivieren Beispielsweise kann es Interessierte motivieren (a) sich mit anderen auszutauschen die ein gemeinsames Hobby teilen (b) die Verantwortung fuumlr eine konkrete wissenschaftliche Fragestellung zu uumlbernehmen oder (c) mit professionellen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft-lern des jeweiligen Forschungsfeldes in Austausch zu treten Fuumlr das vierte Modell muss das gewaumlhlte Kommunikationsmedium nicht unbedingt digital sein

Als Fazit betonte Herr Bry dass es bei Citizen Science vor allem darum geht neue Formen des Mitwirkens und der Zusammenarbeit auszuprobieren Citizen Science stellt also ein Experiment der Zu-sammenarbeit oder Mitwirkungsformen dar und ist daher nicht nur fuumlr die konkreten Forschungsgebiete relevant sondern es lassen sich daruumlber hinaus Erkenntnisse fuumlr neue Formen der Zusammen-arbeit unterschiedlicher gesellschaftlicher Akteure gewinnen

3 Mehr dazu von Marcel Mauss in bdquoEssai sur le donldquo (bdquoDie Gabeldquo 1923) oder Eric Raymond zu Open Source in bdquoHomesteading the Noosphereldquo (1997)

Erkenntnisse aus unserem Wiki-Workshop 11

Lessons learned vom Wiki-Projekt am Museum fuumlr Naturkunde Einsichten von Alvaro Ortiz und Eva PatzschkeIm Museum fuumlr Naturkunde wurden im Rahmen des BMBF-Projekts bdquoWiki-Ansatz und kollaboratives Arbeiten in Forschungsmuseenldquo zwischen 2013 und 2016 mehrere Wikis aufgebaut und evaluiert Die Wikis waren darauf ausgelegt nicht nur museumsintern sondern auch extern sichtbar zu sein Die wichtigsten Erfahrungen aus dem Projekt wurden dargestellt

Auf der Grundlage einer Mitarbeiterbefragung im Vorfeld der Wiki-Entwicklung wurden die von den Mitarbeitenden genannten Huumlrden Erwartungen und Wuumlnsche erfasst Daraus lieszligen sich Voraussetzungen herleiten welche die einzurichtenden Wikis am Museum zu erfuumlllen hatten damit ein Erfolg der Wikis und des kolla-borativen Arbeitens bestmoumlglich unterstuumltzt wurde

bull Das Wiki sollte die Arbeit und die Kommunikation innerhalb des Teams erleichtern Das Ziel und der Nutzen des Wikis zur Unterstuumltzung der Arbeit am Naturkundemuseum mussten von den Beteiligten im Team klar wahrgenommen werden

bull Die Motivation und das Interesse am Mitmachen musste von Vornherein groszlig sein Die Bereitstellung von Informationen uumlber ein Wiki und die Abfrage der bereitgestellten Informatio-nen mussten fuumlr die Arbeit wichtig und hilfreich sein

bull Damit eine gute Beteiligung und ein Multiplikationseffekt entstehen konnten musste die Anzahl aktiver Nutzer mittel-fristig mehrere bis viele Personen umfassen

bull Das Wiki musste relevant fuumlr spezifische Zielgruppe(n) sein da es sich perspektivisch nach auszligen (zumindest im Lesemo-dus) oumlffnen sollte Das Wiki sollte der Vermittlung von Inhal-ten und der Wissenskommunikation dienen

Es war beim Aufbau der Wikis am Museum wichtig dass das Team ein Wiki wirklich ausprobieren wollte die Beteiligung jedoch trotz-dem freiwillig blieb

In der Umsetzungsphase blieben die Beteiligungsmotivation der Mitarbeitenden und die Wahrnehmung der Vorteile der Wikis zwar hoch die tatsaumlchliche aktive Beteiligung war dennoch relativ ge-ring Zu den Gruumlnden gehoumlrten beispielsweise Zeitmangel oder die Unsicherheit daruumlber wie viel Zeit in die Arbeit mit Wikis inves-tiert werden darf Das Korrigieren fremder Texte wurde ebenfalls als Huumlrde des kollaborativen Arbeitens wahrgenommen Auch die hohen Anspruumlche an eine zufriedenstellende Qualitaumltssicherung fuumlhrten zunaumlchst dazu dass Regeln und Arbeitsablaumlufe festgelegt werden mussten was sich als Hemmnis fuumlr die Mitarbeit darstellte

12 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

Ein Fazit war dass Wikis technische und soziale Komponenten haben Wikis stellen ein Wissensmanagementsystem zur Verfuumlgung und profitieren nicht nur davon wenn viele Personen sich aktiv be-teiligen sondern auch davon wenn Einzelne sich uumlbergeordnet um die Zusammenarbeit der Teammitglieder kuumlmmern Diese Rolle kann ein sogenannter Community Manager uumlbernehmen Am Museum fuumlr Naturkunde wurde ein Community Manager eingesetzt um die Beteiligung zu stabilisieren und zu verbessern Daruumlber hinaus ist es ein Signal an das Team und das Museum dass das Wiki und die Wissenssammlung so wichtig sind dass Ressourcen in Form eines Community Managers dafuumlr bereitgestellt werden Eine (oder einige) zentrale sich verantwortlich fuumlhlende Person(en) wie der Communi-ty Manager ist daher besonders fuumlr neue Wikis sehr zu empfehlenFolgende Aufgaben uumlbernehmen Community Manager am Museum fuumlr Naturkunde auch nach der Projektlaufzeit

bull Der Community Manager kuumlmmerte sich als Ansprechpartner aktiv um die Wiki-Beteiligten er erlaumlutert dem Team bzw neuen Teammitgliedern die Ziele des Wikis erklaumlrt bereits erstellte Richtlinien fuumlr die Zusammenarbeit und die Relevanz des Wikis fuumlr die ArbeitszusammenhaumlngeDiese Person uumlber-blickt die Inhalte der Wikis und strukturiert diese gegebenen-falls um wenn Inhalte wachsen und neue Artikel eingepflegt werden Sie vernetzt oder ergaumlnzt Informationen im Wiki Sie achtet auf die Einhaltung von Regeln Der Community Mana-ger fordert Mitarbeitende freundlich zur Mitarbeit auf macht Themenvorschlaumlge und liefert Anregungen fuumlr eine Beteili-gung Er gibt Feedback und legt neue Nutzer an

bull Diese Person ist Ansprechpartner bei Fragen und Schwierig-keiten Sie organisiert Treffen der Beteiligten bei denen ein persoumlnlicher Austausch zum Wiki und den Inhalten stattfin-det Dieser Austausch wird auch in Hinblick auf die Zusam-menarbeit im Wiki sehr positiv wahrgenommen

Weitere Maszlignahmen waren am Museum fuumlr Naturkunde dass das Wiki selbst mehrfach an die Beduumlrfnisse angepasst aber auch ansprechender gestaltet wurde Die Startseite wurde attraktiver gemacht Eine Vision fuumlr das Wiki wurde erarbeitet und auf die Startseite gesetzt Eine Vorschau der Inhalte wurde entwickelt beispielsweise ist ein bdquoArtikel des Tagesldquo auf der Startseite sicht-bar Schreibwerkstaumltten und interne Projektvorstellungen haben fuumlr Aufmerksamkeit gesorgt und die Wikis am Museum bekannter gemacht

Fazit Wikis eignen sich gut um viele Beteiligte beim Aufbau eines Wissenssystems an einem Forschungsmuseum einzubinden Doch sind gerade neue Wikis ohne umfangreichen Inhalt fragile Syste-

Erkenntnisse aus unserem Wiki-Workshop 13

me die unterstuumltzt und aufrechterhalten werden muumlssen damit sie nicht wieder einschlafen Ohne besonderen Einsatz Einzelner ist dies nur schwer moumlglich Das Erstellen von Inhalten in Wikis wird oft als zusaumltzliche Arbeit empfunden auch wenn der Nutzen fuumlr das Team plausibel ist Wikis sind keine Selbstlaumlufer Auch wenn sie als Infor-mationsquelle gern genutzt werden ist das Zusammentragen von Inhalten ein laumlngerer Prozess

Weitere Informationen zum Wiki Projekt am Museum fuumlr Natur-kunde Projektabschlussbericht bdquoWiki-Ansatz und kollaboratives Arbeiten in Forschungsmuseenldquo (Patzschke in Vorbereitung)

Diskussion Ziele und Zielgruppen fuumlr das Citizen Science-WikiIn unserem Workshop wurden in der Plenums-Diskussion die Wuumln-sche und Ziele fuumlr das Citizen Science-Wiki diskutiert

WuumlnscheDie Teilnehmenden wuumlnschten sich hauptsaumlchlich zwei Rollen fuumlr das Wiki 1) es bietet eine Plattform fuumlr unterstuumltzende Inhalte wie Best Practice und methodische Hilfe sowie Informationen zu laufen-den fachlichen Debatten in der Buumlrgerforschung und 2) es ermoumlg-licht Kommunikation und Austausch zwischen Praktikerinnen und Praktikern in der Citizen Science-Community Um diese Rollen zu erfuumlllen muss das Citizen Science-Wiki nutzerfreundlich sein klare redaktionelle Regeln folgen (z B zu Quellenangaben) und im gesam-ten deutschsprachigen Raum (also Deutschland Oumlsterreich und der Schweiz) genutzt werden Dazu ist wichtig das Citizen Science-Wiki selbst als Citizen Science-Projekt zu verstehen und das Wiki als wichtige Taumltigkeit fuumlr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anzuerkennen

Anregungen und DiskussionspunkteDie Teilnehmenden haben kurz verschiedene Strukturen wie auch Fragen und Antworte (FAQ) oder Diskussionswebplattforme (z B Diskursorg) diskutiert und beschlossen beim Wiki-Format zu bleiben Hier wurde auch vorgeschlagen dass Wiki Artikel oft mit Fragen beginnen die zur Sammlung von Informationen fuumlhren die danach zusammengestellt werden Das Wiki soll als Diskussi-onsplattform oder lebendes Dokument verstanden werden das die Initiatoren nicht unbedingt kontrollieren koumlnnen

Ein weiterer Diskussionspunkt war die Frage wer Artikel schrei-ben soll und wie das Citizen Science-Wiki fuumlr potenzielle Autorinnen und Autoren attraktiv gemacht werden kann Mentorinnen und Mentoren wurden als Moumlglichkeit gesehen Autoren fuumlr die Redak-tion auszubilden Dazu soll auch uumlberlegt werden wer die Zielgrup-pen sind und wie sie anzusprechen sind

14 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

ZieleDer letzte groszlige Diskussionspunkt war das Hauptziel des Wikis Hier war der Beschluss dass das Wiki nicht als Schreibportal fuumlr die GEWISS-Handreichung noch fuumlr Vorstellung von Citizen Science-Pro-jekten gelten soll sondern als offene Plattform fuumlr laufende Diskussi-onen uumlber Citizen Science im deutschsprachigen Raum sowie als Ort fuumlr praktische Hinweise zu verschiedenen Aspekten von Citizen Sci-ence-Praxis dienen soll Hier sollte Wissen uumlber den State of the Art aus verschiedenen Artikeln und Projektberichten gesammelt werden Die Zielgruppe besteht hauptsaumlchlich aus Citizen Scientists und In-teressierten Angesprochen fuumlhlen sollen nicht nur wissenschaftlich Taumltige sondern auch Akteure auszligerhalb des Wissenschaftsbetriebs

Daruumlber hinaus ist es wichtig das Wiki als Prozess und nicht als Zustand zu verstehen Das Wiki-Team soll klein anfangen indem es realistische Ziele definiert und diese zu erreichbaren Arbeitsschrit-ten zuordnet

Wie funktioniert die Arbeit in der offiziellen Wikipedia Erkenntnisse aus der Workshopphase von Daniel Doumlrler und Florian HeiglWikipedia ist eine gemeinschaftlich erarbeitete Enzyklopaumldie bei der jeder mitschreiben kann Das Ziel ist eine Enzyklopaumldie mit bestmoumlglicher Qualitaumlt (siehe httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGrundprinzipien) zu schreiben Eines der wichtigsten Grundprinzipien ist dabei die Neutralitaumlt der Artikel die in Wikipe-dia verfasst werden dh es sollen alle Standpunkte und Sichtweisen einer Diskussion enthalten sein Ein weiterer wichtiger Faktor sind belegbare Informationen Bei einem neuen Artikel muumlssen Publika-tionen sowie andere Quellen angegeben werden die diese neuen Informationen belegen Wurde ein neuer Artikel verfasst muss dieser zuerst noch einer Qualitaumltskontrolle unterzogen werden Diese Kontrolle fuumlhren andere Nutzende durch welche sich durch zahlreiche Beitraumlge in der Wikipedia entsprechende Editor-Rechte erworben haben Dabei kann der Artikel leicht abgeaumlndert oder sogar komplett geloumlscht werden Diese Kontrolle kann mehrere Tage in Anspruch nehmen Erst wenn sie erfolgt ist ist der Artikel auch oumlffentlich zugaumlnglich

Es ist daher sehr wichtig den Workshopteilnehmenden die sich dazu entschlieszligen einen neuen Artikel in der Wikipedia zu verfas-sen oder einen vorhandenen Artikel zu bearbeiten vorab zu infor-mieren dass es mitunter mehrere Tage dauern kann bis die Aumlnde-rungen bzw Neuerungen in der offiziellen Wikipedia aufscheinen sofern diese gleich akzeptiert werden Dadurch kann etwaigen Ent-taumluschungen vorgebeugt werden Wird der Artikel nicht vollstaumlndig akzeptiert sollte auf die Kritikpunkte der EditorInnen eingegangen werden und der Artikel entsprechend umgeschrieben werden um letztendlich freigeschalten zu werden

Fazit 15

Um diese Prozesse besser zu verstehen empfehlen wir eine Be-arbeitung in der offiziellen Wikipedia nur durchzufuumlhren wenn bereits erfahrene Wikipedia-Nutzende im Team mitarbeiten welche die zugrundeliegenden Mechanismen beherrschen und bei Fragen konkrete Auskunft geben koumlnnen Auf diese Weise kann fokussiert an den Inhalten gearbeitet werden ohne viel Zeit fuumlr die Erlernung von Wikipedia-Regeln aufwenden zu muumlssen

FazitWikis bieten zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr den Austausch von In-formationen und Wissen und sind daher fuumlr die Zusammenarbeit heterogener Gruppen im Kontext von Citizen Science besonders gut geeignet Durch einen Workshop im von uns vorgeschlagenen For-mat kann die Bildung einer entsprechenden Community unterstuumltzt werden Damit wird ein Rahmen geboten in dem wichtige Entschei-dungen zu Zielen Strukturen und organisatorischen Fragen in einer transparenten und nachvollziehbaren Form getroffen und umge-setzt werden koumlnnen

Wikis erfordern in der Pflege Aufwand und sind nicht jedem und jeder gleich zugaumlnglich Daher kann es sinnvoll sein in Workshops die Inhalte zu einem bestimmten Thema von Citizen Science gene-rieren Edit-a-thons zu integrieren die dieses Wissen fuumlr breitere Kreise zugaumlnglich und veraumlnderbar macht

Noch wichtiger als die technische Komponente ist das soziale Netzwerk welches hinter einem Wiki steht Die Vergabe von Rech-ten muss sowohl transparent als auch effektiv und zuumlgig erfolgen und erfordert damit einzuplanende Arbeitszeit

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Weiterfuumlhrende Ressourcenbull Das Citizen Science-Wiki wikibuergerschaffenwissendebull Dokumentation unseres Workshops wikibuergerschaffen

wissendewWiki-Workshop_Dokumentation bull Mehr Informationen zum Edit-a-thon (Englisch) https

enwikipediaorgwikiWikipediaHow_to_run_an_edit-a-thon bull Wiki-Systeme als Beispiel vom Wissenschaftsmanagement

bull Voigt S amp Orth R (2016) Wissensmanagement mit Wiki-Systemen In Kohl H Mertins K amp Seidel H (Hrsg) Wis-sensmanagement im Mittelstand Springer Verlag S 141ndash151

bull Museum fuumlr Naturkunde Berlin (2015) Arbeitstagung Ge-meinsames Erschlieszligen von Wissen in Museumssammlungen am Beispiel von Wikis httpbiowikifarmnetv-mfn arbeitstagung2015Wikis_in_der_Wissenschaftskommu nikation_eines_Museums

Gastgeber und Partner

GEWISS-Konsortium

Page 5: Citizen Science- Wikis · 2017. 11. 21. · 6 Citizen Science-Wikis: Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchführung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt 2 Pettibone,

Wiki-Workshop fuumlr Citizen Science Ziele und Zielgruppen 5

Wiki-Workshop fuumlr Citizen Science Ziele und Zielgruppen

Ein Wiki-Workshop in dem von uns vorgeschlagenen Format dient v a dazu Interessierten ein Konzept zu Handhabung und inter-ner Logik von Wiki-Systemen zu geben Ebenfalls bietet sich die Moumlglichkeit Absprachen zu Standards (Stil Umgang mit Quellen Verlinkung etc) Struktur und Arbeitsablaumlufen zu treffen Durch die Arbeit in Kleingruppen koumlnnen auszligerdem in kurzer Zeit Inhalte von hoher Qualitaumlt erstellt werden

Der Workshop eignet sich damit fuumlr alle die Interesse an der Arbeit mit Wikis haben Es empfiehlt sich in Kleingruppen zu arbeiten und die Kleingruppen so zusammenzustellen dass die Teilnehmer uumlber unterschiedlich umfangreiche Erfahrungen mit Wikis verfuumlgen

6 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

2 Pettibone L Grimm M amp Ziegler D (2016) Storytelling fuumlr Citizen Science Tipps zur erfolg-reichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Storytelling-Workshops GEWISS-Trainingsbericht Nr 1 Helmholtz-Zentrum fuumlr Umweltforschung ndash UFZ Leipzig Deutsches Zentrum fuumlr Integrative Biodiversitaumltsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig Leipzig Berlin-Brandenbur-gisches Institut fuumlr Biodiversitaumltsforschung (BBIB) Museum fuumlr Naturkunde Leibniz-Institut fuumlr Evolutions- und Biodiversitaumltsforschung ndash MfN Berlin Online verfuumlgbar unter wwwbuergerschaffenwissende

Organisation des Workshops

Im Voraus Workshop-Organisation und PlanungIm von uns vorgeschlagenen Format ist eine Teilnahme von 20 bis 40 Personen optimal Bei weniger Teilnehmenden kann zwar inten-siver gearbeitet werden wenn diese aber nicht einen sehr hetero-genen Hintergrund haben muumlssen Abstriche beim Erfahrungsaus-tausch gemacht werden Bei mehr als 40 Personen ist ein houmlherer Koordinationsaufwand noumltig Aufgrund des ebenfalls erhoumlhten Zeitbedarfes ist die Durchfuumlhrung des Workshops an einem Tag ggf unrealistisch

Die Raumlumlichkeiten sollten der Anzahl der gewuumlnschten Teilneh-menden entsprechend gewaumlhlt werden Fuumlr die Kleingruppenarbeit sind zwei oder mehr getrennte Raumlume zu empfehlen

Besondere Aufmerksamkeit sollte auf einen funktionierenden In-ternetzugang fuumlr alle Teilnehmenden gelegt werden Ein zur Verfuuml-gung stellen von Rechnern ist im Zeitalter von Laptops und Smart-phones in der Regel nicht noumltig kann aber je nach Hintergrund und Ausstattung der Teilnehmenden von Vorteil sein

Als Dauer fuumlr den Workshop empfehlen wir einen vollen oder zwei halbe Tage Wenn die Teilnehmenden aus sehr unterschiedlichen Or-ten anreisen hat sich das Format Mittag bis Mittag bewaumlhrt Wird diese Zeit unterschritten geht dies oft zu Lasten der Interaktion zwischen den Teilnehmenden die wir jedoch als besonders wichtig einschaumltzen (s u)

Weitere allgemeine Hinweise zur Organisation von Workshops finden sich z B im GEWISS-Trainingsbericht Nr 1 fuumlr Storytelling-Workshops2

Das von uns vorgeschlagene Programm kombiniert verschiedene Aspekte den Austausch von Wissen die Moumlglichkeit zur Bildung neuer Netzwerke das Treffen von Entscheidungen wie z B die Festlegung gemeinsamer Standards und schlieszliglich die Teamarbeit Essentielle Punkte werden im Folgenden aufgefuumlhrt Dabei kann die Reihenfolge der Programmpunkte variiert werden

bull Kennenlernen und Netzwerkebull Impulsvortraumlgebull Plenum und Diskussionbull Workshopbull Zusammenfassung und naumlchste Schritte

Organisation des Workshops 7

Kennenlernen und NetzwerkenWir empfehlen fuumlr das Kennenlernen der Teilnehmenden unterein-ander ausreichend Zeit einzuplanen ndash bei der von uns vorgeschla-genen Workshopgroumlszlige mindestens 30 Minuten Die Moderation sollte versuchen dies in einer entspannten zwanglosen Atmosphaumlre zu ermoumlglichen Unserer Erfahrung nach vereinfacht der persoumlnliche Kontakt zwischen Teilnehmenden spaumltere Diskussions- und Zusam-menarbeitsprozesse

Fuumlr die Bildung von Netzwerken ebenfalls sehr wichtig sind die Mittags- und Kaffeepausen Auch hier gilt Es ist unserer Erfahrung nach nicht zielfuumlhrend Pausenzeit zu Gunsten anderer Programm-punkte einzusparen sondern besser das Programm so anzulegen dass ausreichend Pausenzeiten moumlglich sind Als Faustregel sollten die Mittagspause mindestens 60 Minuten und die Kaffeepausen min-destens 15 Minuten umfassen Soll der Netzwerkaspekt des Work-shops betont werden koumlnnen diese Zeiten auch verdoppelt werden

ImpulsvortraumlgeUm den inhaltlichen Rahmen zu stecken und Anregungen fuumlr die inhaltlichen Diskussionen zu geben empfiehlt es sich ein bis zwei kleine Impulsvortraumlge in das Programm einzubauen Diese sollten nicht zu lang sein (max 15 besser 10 Minuten) und kritische Fra-gen aufwerfen die die Diskussion und den Austausch zwischen den Teilnehmenden unterstuumltzen

Plenums-DiskussionWann immer Menschen in Gruppen zusammenarbeiten muumlssen gewisse Entscheidungen getroffen und geschriebene und unge-schriebene Regeln festgelegt werden Dies gilt auch fuumlr Wikis die klare Regeln fuumlr Prozesse wie Zugang Schreibrechte und Redaktion Inhalte und Kommunikation brauchen Um dies in einer transparen-ten und fuumlr alle Beteiligten nachvollziehbaren Form zu tun eignet sich ein Plenum der Beteiligten in dem diese und andere fuumlr Betei-ligten relevanten Fragen diskutiert und Entscheidungen getroffen werden koumlnnen Nicht immer ist dabei eine Abstimmung oder Kon-sens noumltig ndash es ist durchaus legitim dass gegensaumltzliche Meinun-gen gleichberechtigt nebeneinander stehen falls nicht unmittelbar Entscheidungen getroffen werden muumlssen Ist dies der Fall sollten alle Beteiligten dem Prozess der Entscheidungsfindung zustimmen (z B Mehrheitsentscheid Konsens)

Ein Schluumlsselfaktor fuumlr das Gelingen eines Plenums- und Diskussi-onsprozesses ist die Moderation Wir empfehlen diese auf zwei Per-sonen zu verteilen ndash eine Person legt ihre Aufmerksamkeit staumlrker auf die Beitraumlge der Teilnehmenden (Moderator) die andere staumlrker auf die Dokumentation und Struktur (Protokollant) Wichtige Auf-gaben der Moderation umfassen die Strukturierung der Diskussion und eine Korrektivfunktion so dass alle Teilnehmenden bdquozu Wort

8 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

kommenldquo Dabei gilt es unterschiedliche Perspektiven zusammenzu-fassen und gemeinsam mit den Teilnehmenden auf gemeinsame Louml-sungsansaumltze hinzuarbeiten Falls Entscheidungen getroffen werden muumlssen sollte die Moderation darauf achten dass das Verfahren der Entscheidungsfindung nachvollziehbar durchgefuumlhrt und dokumen-tiert wird

Fuumlr die Moderation empfiehlt sich daher eine gruumlndliche Vorberei-tung

bull Welches sind die entscheidenden Themen (bdquoTagesordnungldquo)bull Muumlssen sofort Entscheidungen getroffen werden Oder gilt es

ein Thema laumlngerfristiger zu diskutieren und weiterzuentwi-ckeln

bull Lassen sich bestimmte Konfliktpunkte bereits in der Vorbe-reitung erkennen Falls ja sollten diese von der Moderation angesprochen werden

bull Wie viel Zeit ist fuumlr die Diskussion eingeplant Wie wird diese dokumentiert

Im Idealfall steht am Ende ein Protokoll mit den wichtigsten Be-schluumlssen und Diskussionspunkten Die Entscheidungen koumlnnen gleich in der naumlchsten Phase umgesetzt werden

Workshop z B bdquoEdit-a-thonldquo Eine Workshop-Phase ermoumlglicht es den Teilnehmenden in direkter Zusammenarbeit Inhalte zu generieren die im Plenum entschiede-nen Punkte direkt umzusetzen und die Bekanntschaft miteinander zu intensivieren Zusaumltzlich gibt es den Vorteil dass eventuell auf-tretende Unklarheiten direkt angesprochen und geklaumlrt werden koumlnnen Grundsaumltzlich sind verschiedene Workshop-Formate moumlg-lich (z B Open Space Barcamp) Wir stellen hier das Wiki-spezifi-sche Format Edit-a-thon also eine Schreibwerkstatt vor

Bei einem Edit-a-thon arbeiten verschiedene Personen allein oder in Kleingruppen an den Inhalten eines Wikis Da Wiki-Systeme in der Regel eine synchrone Bearbeitung von Seiteninhalten nicht unterstuumltzen empfiehlt es sich die Themenfelder im Voraus unter-einander aufzuteilen Die Kleingruppen entscheiden dann selbst ob sie direkt Inhalte einpflegen oder es zuvor die Gliederung der Dar-stellung etc zu diskutieren gilt

Diese Methode ist besonders gut zum Aufbau eines Wikis geeignet da sie den Autorinnen und Autoren Raum gibt die Inhalte und Ziele einzelner Beitraumlge zu diskutieren Diskussionen die langwierig wir-ken koumlnnen in der Umsetzung im Nachgang viel Zeit sparen Statt einzeln uumlber Wochen an einem Text zu arbeiten koumlnnen sich Teams eine Gliederung und Struktur gemeinsam uumlberlegen Dazu kommt eine Rollenverteilung fuumlr die spaumltere Ausfuumlhrung des Beitrages nach dem Workshop

Organisation des Workshops 9

Der Edit-a-thon eignet sich also sehr gut fuumlr die gemeinsame Bearbeitung von Artikeln und Wiki-Strukturen Die Kleingruppen koumlnnen zusammen entscheiden wie bestimmte Artikel benannt und verlinkt werden sollen Beim Edit-a-thon unseres Wiki-Workshops beispielsweise wurden 37 Aumlnderungen am Wiki vorgenommen da-von 21 inhaltliche Aumlnderungen

Daruumlber hinaus bietet ein Edit-a-thon den Teilnehmenden die Moumlglichkeit erste praktische Erfahrungen mit dem Wiki-System zu sammeln bei der offene Fragen schnell geklaumlrt und Beruumlhrungs-aumlngste abgebaut werden Ein Teilnehmer unseres Wiki-Workshops erzaumlhlte beispielsweise dass er urspruumlnglich keine Ahnung von Wikis hatte aber er sich nach dem Edit-a-thon zutraue eigene Bei-traumlge im Wiki zu schreiben

Weitere Informationen zu Edit-a-thons auf httpsenwikipediaorgwikiWikipediaHow_to_run_an_edit-a-thon

Zusammenfassung und naumlchste SchritteZum Abschluss der Veranstaltung sollten alle Teilnehmenden zu ei-nem Abschluss-Plenum zusammenkommen Hier liegt der Fokus we-niger darauf den Teilnehmenden neue Impulse zu geben oder weite-re Entscheidungen zu treffen sondern staumlrker darauf Erfahrungen zu schildern Perspektiven auszutauschen und den Workshops ge-meinsam auszuwerten Fuumlr die Veranstaltenden bietet sich hier eine besondere Moumlglichkeit Feedback zum Workshop und Impulse zur Weiterentwicklung aufzunehmen Besonders kritische Kommentare sollten wertschaumltzend aufgenommen und nicht bdquozerredetldquo werden Nach Bedarf kann sich die Gruppe hier auf weitere Schritte einigenEine Dokumentation empfiehlt sich direkt im jeweiligen Wiki Eine Dokumentation unseres Workshops auf httpwikibuerger schaffenwissendewWiki-Workshop_Dokumentation

10 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

Erkenntnisse aus unserem Wiki-Workshop

Wie gewinnt man Citizen Scientists Einsichten aus dem Impulsvortrag von Prof Dr Franccedilois BryIn seinem Vortrag stellte Franccedilois Bry vier unterschiedliche Theori-en der Motivation vor die fuumlr Citizen Science relevant sein koumlnnen In einer bdquoSchenkoumlkonomieldquo werden Sachen verschenkt ohne eine erkennbare Gegenleistung zu bekommen3 Nach diesem Modell wird die schenkende Person durch Reputation Anerkennung und durch die Freude altruistisch zu handeln und an etwas Groumlszligerem mitzu-wirken honoriert Um dieses Modell erfolgreich umzusetzen muss ein Citizen Science-Projekt diese drei Aspekte erfuumlllen

Im zweiten Modell ndash bdquoGeben und Nehmenldquondash erhalten Beitragende eine Gegenleistung die aus der gemeinsamen Arbeit stammt Bei-spiele hierfuumlr sind Auskuumlnften uumlber den eigenen Gesundheitsstand aufgrund der angegebenen Symptome (z B in der Gesundheitsfor-schung) oder Lernen (durch Peer Corrective Fragen und Antwor-ten gegenseitige Motivation)

Das dritte Modell beschreibt die bdquoUumlberflussgesellschaftldquo in der Leute nicht auf ein bestimmtes Projekt warten um sich zu engagie-ren Stattdessen muss das Projekt eine hohe Qualitaumlt nachweisen ndash hinsichtlich der Software der Inhalte und der sozialen Interak-tionen (beispielsweise zwischen Citizen Scientists und beruflichen Wissenschaftlern) ndash um Interesse zu wecken

Das vierte Modell bdquoSoziales Mediumldquo nutzt kollaborative Anreize um Interessierte zur Teilnahme zu motivieren Beispielsweise kann es Interessierte motivieren (a) sich mit anderen auszutauschen die ein gemeinsames Hobby teilen (b) die Verantwortung fuumlr eine konkrete wissenschaftliche Fragestellung zu uumlbernehmen oder (c) mit professionellen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft-lern des jeweiligen Forschungsfeldes in Austausch zu treten Fuumlr das vierte Modell muss das gewaumlhlte Kommunikationsmedium nicht unbedingt digital sein

Als Fazit betonte Herr Bry dass es bei Citizen Science vor allem darum geht neue Formen des Mitwirkens und der Zusammenarbeit auszuprobieren Citizen Science stellt also ein Experiment der Zu-sammenarbeit oder Mitwirkungsformen dar und ist daher nicht nur fuumlr die konkreten Forschungsgebiete relevant sondern es lassen sich daruumlber hinaus Erkenntnisse fuumlr neue Formen der Zusammen-arbeit unterschiedlicher gesellschaftlicher Akteure gewinnen

3 Mehr dazu von Marcel Mauss in bdquoEssai sur le donldquo (bdquoDie Gabeldquo 1923) oder Eric Raymond zu Open Source in bdquoHomesteading the Noosphereldquo (1997)

Erkenntnisse aus unserem Wiki-Workshop 11

Lessons learned vom Wiki-Projekt am Museum fuumlr Naturkunde Einsichten von Alvaro Ortiz und Eva PatzschkeIm Museum fuumlr Naturkunde wurden im Rahmen des BMBF-Projekts bdquoWiki-Ansatz und kollaboratives Arbeiten in Forschungsmuseenldquo zwischen 2013 und 2016 mehrere Wikis aufgebaut und evaluiert Die Wikis waren darauf ausgelegt nicht nur museumsintern sondern auch extern sichtbar zu sein Die wichtigsten Erfahrungen aus dem Projekt wurden dargestellt

Auf der Grundlage einer Mitarbeiterbefragung im Vorfeld der Wiki-Entwicklung wurden die von den Mitarbeitenden genannten Huumlrden Erwartungen und Wuumlnsche erfasst Daraus lieszligen sich Voraussetzungen herleiten welche die einzurichtenden Wikis am Museum zu erfuumlllen hatten damit ein Erfolg der Wikis und des kolla-borativen Arbeitens bestmoumlglich unterstuumltzt wurde

bull Das Wiki sollte die Arbeit und die Kommunikation innerhalb des Teams erleichtern Das Ziel und der Nutzen des Wikis zur Unterstuumltzung der Arbeit am Naturkundemuseum mussten von den Beteiligten im Team klar wahrgenommen werden

bull Die Motivation und das Interesse am Mitmachen musste von Vornherein groszlig sein Die Bereitstellung von Informationen uumlber ein Wiki und die Abfrage der bereitgestellten Informatio-nen mussten fuumlr die Arbeit wichtig und hilfreich sein

bull Damit eine gute Beteiligung und ein Multiplikationseffekt entstehen konnten musste die Anzahl aktiver Nutzer mittel-fristig mehrere bis viele Personen umfassen

bull Das Wiki musste relevant fuumlr spezifische Zielgruppe(n) sein da es sich perspektivisch nach auszligen (zumindest im Lesemo-dus) oumlffnen sollte Das Wiki sollte der Vermittlung von Inhal-ten und der Wissenskommunikation dienen

Es war beim Aufbau der Wikis am Museum wichtig dass das Team ein Wiki wirklich ausprobieren wollte die Beteiligung jedoch trotz-dem freiwillig blieb

In der Umsetzungsphase blieben die Beteiligungsmotivation der Mitarbeitenden und die Wahrnehmung der Vorteile der Wikis zwar hoch die tatsaumlchliche aktive Beteiligung war dennoch relativ ge-ring Zu den Gruumlnden gehoumlrten beispielsweise Zeitmangel oder die Unsicherheit daruumlber wie viel Zeit in die Arbeit mit Wikis inves-tiert werden darf Das Korrigieren fremder Texte wurde ebenfalls als Huumlrde des kollaborativen Arbeitens wahrgenommen Auch die hohen Anspruumlche an eine zufriedenstellende Qualitaumltssicherung fuumlhrten zunaumlchst dazu dass Regeln und Arbeitsablaumlufe festgelegt werden mussten was sich als Hemmnis fuumlr die Mitarbeit darstellte

12 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

Ein Fazit war dass Wikis technische und soziale Komponenten haben Wikis stellen ein Wissensmanagementsystem zur Verfuumlgung und profitieren nicht nur davon wenn viele Personen sich aktiv be-teiligen sondern auch davon wenn Einzelne sich uumlbergeordnet um die Zusammenarbeit der Teammitglieder kuumlmmern Diese Rolle kann ein sogenannter Community Manager uumlbernehmen Am Museum fuumlr Naturkunde wurde ein Community Manager eingesetzt um die Beteiligung zu stabilisieren und zu verbessern Daruumlber hinaus ist es ein Signal an das Team und das Museum dass das Wiki und die Wissenssammlung so wichtig sind dass Ressourcen in Form eines Community Managers dafuumlr bereitgestellt werden Eine (oder einige) zentrale sich verantwortlich fuumlhlende Person(en) wie der Communi-ty Manager ist daher besonders fuumlr neue Wikis sehr zu empfehlenFolgende Aufgaben uumlbernehmen Community Manager am Museum fuumlr Naturkunde auch nach der Projektlaufzeit

bull Der Community Manager kuumlmmerte sich als Ansprechpartner aktiv um die Wiki-Beteiligten er erlaumlutert dem Team bzw neuen Teammitgliedern die Ziele des Wikis erklaumlrt bereits erstellte Richtlinien fuumlr die Zusammenarbeit und die Relevanz des Wikis fuumlr die ArbeitszusammenhaumlngeDiese Person uumlber-blickt die Inhalte der Wikis und strukturiert diese gegebenen-falls um wenn Inhalte wachsen und neue Artikel eingepflegt werden Sie vernetzt oder ergaumlnzt Informationen im Wiki Sie achtet auf die Einhaltung von Regeln Der Community Mana-ger fordert Mitarbeitende freundlich zur Mitarbeit auf macht Themenvorschlaumlge und liefert Anregungen fuumlr eine Beteili-gung Er gibt Feedback und legt neue Nutzer an

bull Diese Person ist Ansprechpartner bei Fragen und Schwierig-keiten Sie organisiert Treffen der Beteiligten bei denen ein persoumlnlicher Austausch zum Wiki und den Inhalten stattfin-det Dieser Austausch wird auch in Hinblick auf die Zusam-menarbeit im Wiki sehr positiv wahrgenommen

Weitere Maszlignahmen waren am Museum fuumlr Naturkunde dass das Wiki selbst mehrfach an die Beduumlrfnisse angepasst aber auch ansprechender gestaltet wurde Die Startseite wurde attraktiver gemacht Eine Vision fuumlr das Wiki wurde erarbeitet und auf die Startseite gesetzt Eine Vorschau der Inhalte wurde entwickelt beispielsweise ist ein bdquoArtikel des Tagesldquo auf der Startseite sicht-bar Schreibwerkstaumltten und interne Projektvorstellungen haben fuumlr Aufmerksamkeit gesorgt und die Wikis am Museum bekannter gemacht

Fazit Wikis eignen sich gut um viele Beteiligte beim Aufbau eines Wissenssystems an einem Forschungsmuseum einzubinden Doch sind gerade neue Wikis ohne umfangreichen Inhalt fragile Syste-

Erkenntnisse aus unserem Wiki-Workshop 13

me die unterstuumltzt und aufrechterhalten werden muumlssen damit sie nicht wieder einschlafen Ohne besonderen Einsatz Einzelner ist dies nur schwer moumlglich Das Erstellen von Inhalten in Wikis wird oft als zusaumltzliche Arbeit empfunden auch wenn der Nutzen fuumlr das Team plausibel ist Wikis sind keine Selbstlaumlufer Auch wenn sie als Infor-mationsquelle gern genutzt werden ist das Zusammentragen von Inhalten ein laumlngerer Prozess

Weitere Informationen zum Wiki Projekt am Museum fuumlr Natur-kunde Projektabschlussbericht bdquoWiki-Ansatz und kollaboratives Arbeiten in Forschungsmuseenldquo (Patzschke in Vorbereitung)

Diskussion Ziele und Zielgruppen fuumlr das Citizen Science-WikiIn unserem Workshop wurden in der Plenums-Diskussion die Wuumln-sche und Ziele fuumlr das Citizen Science-Wiki diskutiert

WuumlnscheDie Teilnehmenden wuumlnschten sich hauptsaumlchlich zwei Rollen fuumlr das Wiki 1) es bietet eine Plattform fuumlr unterstuumltzende Inhalte wie Best Practice und methodische Hilfe sowie Informationen zu laufen-den fachlichen Debatten in der Buumlrgerforschung und 2) es ermoumlg-licht Kommunikation und Austausch zwischen Praktikerinnen und Praktikern in der Citizen Science-Community Um diese Rollen zu erfuumlllen muss das Citizen Science-Wiki nutzerfreundlich sein klare redaktionelle Regeln folgen (z B zu Quellenangaben) und im gesam-ten deutschsprachigen Raum (also Deutschland Oumlsterreich und der Schweiz) genutzt werden Dazu ist wichtig das Citizen Science-Wiki selbst als Citizen Science-Projekt zu verstehen und das Wiki als wichtige Taumltigkeit fuumlr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anzuerkennen

Anregungen und DiskussionspunkteDie Teilnehmenden haben kurz verschiedene Strukturen wie auch Fragen und Antworte (FAQ) oder Diskussionswebplattforme (z B Diskursorg) diskutiert und beschlossen beim Wiki-Format zu bleiben Hier wurde auch vorgeschlagen dass Wiki Artikel oft mit Fragen beginnen die zur Sammlung von Informationen fuumlhren die danach zusammengestellt werden Das Wiki soll als Diskussi-onsplattform oder lebendes Dokument verstanden werden das die Initiatoren nicht unbedingt kontrollieren koumlnnen

Ein weiterer Diskussionspunkt war die Frage wer Artikel schrei-ben soll und wie das Citizen Science-Wiki fuumlr potenzielle Autorinnen und Autoren attraktiv gemacht werden kann Mentorinnen und Mentoren wurden als Moumlglichkeit gesehen Autoren fuumlr die Redak-tion auszubilden Dazu soll auch uumlberlegt werden wer die Zielgrup-pen sind und wie sie anzusprechen sind

14 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

ZieleDer letzte groszlige Diskussionspunkt war das Hauptziel des Wikis Hier war der Beschluss dass das Wiki nicht als Schreibportal fuumlr die GEWISS-Handreichung noch fuumlr Vorstellung von Citizen Science-Pro-jekten gelten soll sondern als offene Plattform fuumlr laufende Diskussi-onen uumlber Citizen Science im deutschsprachigen Raum sowie als Ort fuumlr praktische Hinweise zu verschiedenen Aspekten von Citizen Sci-ence-Praxis dienen soll Hier sollte Wissen uumlber den State of the Art aus verschiedenen Artikeln und Projektberichten gesammelt werden Die Zielgruppe besteht hauptsaumlchlich aus Citizen Scientists und In-teressierten Angesprochen fuumlhlen sollen nicht nur wissenschaftlich Taumltige sondern auch Akteure auszligerhalb des Wissenschaftsbetriebs

Daruumlber hinaus ist es wichtig das Wiki als Prozess und nicht als Zustand zu verstehen Das Wiki-Team soll klein anfangen indem es realistische Ziele definiert und diese zu erreichbaren Arbeitsschrit-ten zuordnet

Wie funktioniert die Arbeit in der offiziellen Wikipedia Erkenntnisse aus der Workshopphase von Daniel Doumlrler und Florian HeiglWikipedia ist eine gemeinschaftlich erarbeitete Enzyklopaumldie bei der jeder mitschreiben kann Das Ziel ist eine Enzyklopaumldie mit bestmoumlglicher Qualitaumlt (siehe httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGrundprinzipien) zu schreiben Eines der wichtigsten Grundprinzipien ist dabei die Neutralitaumlt der Artikel die in Wikipe-dia verfasst werden dh es sollen alle Standpunkte und Sichtweisen einer Diskussion enthalten sein Ein weiterer wichtiger Faktor sind belegbare Informationen Bei einem neuen Artikel muumlssen Publika-tionen sowie andere Quellen angegeben werden die diese neuen Informationen belegen Wurde ein neuer Artikel verfasst muss dieser zuerst noch einer Qualitaumltskontrolle unterzogen werden Diese Kontrolle fuumlhren andere Nutzende durch welche sich durch zahlreiche Beitraumlge in der Wikipedia entsprechende Editor-Rechte erworben haben Dabei kann der Artikel leicht abgeaumlndert oder sogar komplett geloumlscht werden Diese Kontrolle kann mehrere Tage in Anspruch nehmen Erst wenn sie erfolgt ist ist der Artikel auch oumlffentlich zugaumlnglich

Es ist daher sehr wichtig den Workshopteilnehmenden die sich dazu entschlieszligen einen neuen Artikel in der Wikipedia zu verfas-sen oder einen vorhandenen Artikel zu bearbeiten vorab zu infor-mieren dass es mitunter mehrere Tage dauern kann bis die Aumlnde-rungen bzw Neuerungen in der offiziellen Wikipedia aufscheinen sofern diese gleich akzeptiert werden Dadurch kann etwaigen Ent-taumluschungen vorgebeugt werden Wird der Artikel nicht vollstaumlndig akzeptiert sollte auf die Kritikpunkte der EditorInnen eingegangen werden und der Artikel entsprechend umgeschrieben werden um letztendlich freigeschalten zu werden

Fazit 15

Um diese Prozesse besser zu verstehen empfehlen wir eine Be-arbeitung in der offiziellen Wikipedia nur durchzufuumlhren wenn bereits erfahrene Wikipedia-Nutzende im Team mitarbeiten welche die zugrundeliegenden Mechanismen beherrschen und bei Fragen konkrete Auskunft geben koumlnnen Auf diese Weise kann fokussiert an den Inhalten gearbeitet werden ohne viel Zeit fuumlr die Erlernung von Wikipedia-Regeln aufwenden zu muumlssen

FazitWikis bieten zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr den Austausch von In-formationen und Wissen und sind daher fuumlr die Zusammenarbeit heterogener Gruppen im Kontext von Citizen Science besonders gut geeignet Durch einen Workshop im von uns vorgeschlagenen For-mat kann die Bildung einer entsprechenden Community unterstuumltzt werden Damit wird ein Rahmen geboten in dem wichtige Entschei-dungen zu Zielen Strukturen und organisatorischen Fragen in einer transparenten und nachvollziehbaren Form getroffen und umge-setzt werden koumlnnen

Wikis erfordern in der Pflege Aufwand und sind nicht jedem und jeder gleich zugaumlnglich Daher kann es sinnvoll sein in Workshops die Inhalte zu einem bestimmten Thema von Citizen Science gene-rieren Edit-a-thons zu integrieren die dieses Wissen fuumlr breitere Kreise zugaumlnglich und veraumlnderbar macht

Noch wichtiger als die technische Komponente ist das soziale Netzwerk welches hinter einem Wiki steht Die Vergabe von Rech-ten muss sowohl transparent als auch effektiv und zuumlgig erfolgen und erfordert damit einzuplanende Arbeitszeit

16 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

Weiterfuumlhrende Ressourcenbull Das Citizen Science-Wiki wikibuergerschaffenwissendebull Dokumentation unseres Workshops wikibuergerschaffen

wissendewWiki-Workshop_Dokumentation bull Mehr Informationen zum Edit-a-thon (Englisch) https

enwikipediaorgwikiWikipediaHow_to_run_an_edit-a-thon bull Wiki-Systeme als Beispiel vom Wissenschaftsmanagement

bull Voigt S amp Orth R (2016) Wissensmanagement mit Wiki-Systemen In Kohl H Mertins K amp Seidel H (Hrsg) Wis-sensmanagement im Mittelstand Springer Verlag S 141ndash151

bull Museum fuumlr Naturkunde Berlin (2015) Arbeitstagung Ge-meinsames Erschlieszligen von Wissen in Museumssammlungen am Beispiel von Wikis httpbiowikifarmnetv-mfn arbeitstagung2015Wikis_in_der_Wissenschaftskommu nikation_eines_Museums

Gastgeber und Partner

GEWISS-Konsortium

Page 6: Citizen Science- Wikis · 2017. 11. 21. · 6 Citizen Science-Wikis: Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchführung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt 2 Pettibone,

6 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

2 Pettibone L Grimm M amp Ziegler D (2016) Storytelling fuumlr Citizen Science Tipps zur erfolg-reichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Storytelling-Workshops GEWISS-Trainingsbericht Nr 1 Helmholtz-Zentrum fuumlr Umweltforschung ndash UFZ Leipzig Deutsches Zentrum fuumlr Integrative Biodiversitaumltsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig Leipzig Berlin-Brandenbur-gisches Institut fuumlr Biodiversitaumltsforschung (BBIB) Museum fuumlr Naturkunde Leibniz-Institut fuumlr Evolutions- und Biodiversitaumltsforschung ndash MfN Berlin Online verfuumlgbar unter wwwbuergerschaffenwissende

Organisation des Workshops

Im Voraus Workshop-Organisation und PlanungIm von uns vorgeschlagenen Format ist eine Teilnahme von 20 bis 40 Personen optimal Bei weniger Teilnehmenden kann zwar inten-siver gearbeitet werden wenn diese aber nicht einen sehr hetero-genen Hintergrund haben muumlssen Abstriche beim Erfahrungsaus-tausch gemacht werden Bei mehr als 40 Personen ist ein houmlherer Koordinationsaufwand noumltig Aufgrund des ebenfalls erhoumlhten Zeitbedarfes ist die Durchfuumlhrung des Workshops an einem Tag ggf unrealistisch

Die Raumlumlichkeiten sollten der Anzahl der gewuumlnschten Teilneh-menden entsprechend gewaumlhlt werden Fuumlr die Kleingruppenarbeit sind zwei oder mehr getrennte Raumlume zu empfehlen

Besondere Aufmerksamkeit sollte auf einen funktionierenden In-ternetzugang fuumlr alle Teilnehmenden gelegt werden Ein zur Verfuuml-gung stellen von Rechnern ist im Zeitalter von Laptops und Smart-phones in der Regel nicht noumltig kann aber je nach Hintergrund und Ausstattung der Teilnehmenden von Vorteil sein

Als Dauer fuumlr den Workshop empfehlen wir einen vollen oder zwei halbe Tage Wenn die Teilnehmenden aus sehr unterschiedlichen Or-ten anreisen hat sich das Format Mittag bis Mittag bewaumlhrt Wird diese Zeit unterschritten geht dies oft zu Lasten der Interaktion zwischen den Teilnehmenden die wir jedoch als besonders wichtig einschaumltzen (s u)

Weitere allgemeine Hinweise zur Organisation von Workshops finden sich z B im GEWISS-Trainingsbericht Nr 1 fuumlr Storytelling-Workshops2

Das von uns vorgeschlagene Programm kombiniert verschiedene Aspekte den Austausch von Wissen die Moumlglichkeit zur Bildung neuer Netzwerke das Treffen von Entscheidungen wie z B die Festlegung gemeinsamer Standards und schlieszliglich die Teamarbeit Essentielle Punkte werden im Folgenden aufgefuumlhrt Dabei kann die Reihenfolge der Programmpunkte variiert werden

bull Kennenlernen und Netzwerkebull Impulsvortraumlgebull Plenum und Diskussionbull Workshopbull Zusammenfassung und naumlchste Schritte

Organisation des Workshops 7

Kennenlernen und NetzwerkenWir empfehlen fuumlr das Kennenlernen der Teilnehmenden unterein-ander ausreichend Zeit einzuplanen ndash bei der von uns vorgeschla-genen Workshopgroumlszlige mindestens 30 Minuten Die Moderation sollte versuchen dies in einer entspannten zwanglosen Atmosphaumlre zu ermoumlglichen Unserer Erfahrung nach vereinfacht der persoumlnliche Kontakt zwischen Teilnehmenden spaumltere Diskussions- und Zusam-menarbeitsprozesse

Fuumlr die Bildung von Netzwerken ebenfalls sehr wichtig sind die Mittags- und Kaffeepausen Auch hier gilt Es ist unserer Erfahrung nach nicht zielfuumlhrend Pausenzeit zu Gunsten anderer Programm-punkte einzusparen sondern besser das Programm so anzulegen dass ausreichend Pausenzeiten moumlglich sind Als Faustregel sollten die Mittagspause mindestens 60 Minuten und die Kaffeepausen min-destens 15 Minuten umfassen Soll der Netzwerkaspekt des Work-shops betont werden koumlnnen diese Zeiten auch verdoppelt werden

ImpulsvortraumlgeUm den inhaltlichen Rahmen zu stecken und Anregungen fuumlr die inhaltlichen Diskussionen zu geben empfiehlt es sich ein bis zwei kleine Impulsvortraumlge in das Programm einzubauen Diese sollten nicht zu lang sein (max 15 besser 10 Minuten) und kritische Fra-gen aufwerfen die die Diskussion und den Austausch zwischen den Teilnehmenden unterstuumltzen

Plenums-DiskussionWann immer Menschen in Gruppen zusammenarbeiten muumlssen gewisse Entscheidungen getroffen und geschriebene und unge-schriebene Regeln festgelegt werden Dies gilt auch fuumlr Wikis die klare Regeln fuumlr Prozesse wie Zugang Schreibrechte und Redaktion Inhalte und Kommunikation brauchen Um dies in einer transparen-ten und fuumlr alle Beteiligten nachvollziehbaren Form zu tun eignet sich ein Plenum der Beteiligten in dem diese und andere fuumlr Betei-ligten relevanten Fragen diskutiert und Entscheidungen getroffen werden koumlnnen Nicht immer ist dabei eine Abstimmung oder Kon-sens noumltig ndash es ist durchaus legitim dass gegensaumltzliche Meinun-gen gleichberechtigt nebeneinander stehen falls nicht unmittelbar Entscheidungen getroffen werden muumlssen Ist dies der Fall sollten alle Beteiligten dem Prozess der Entscheidungsfindung zustimmen (z B Mehrheitsentscheid Konsens)

Ein Schluumlsselfaktor fuumlr das Gelingen eines Plenums- und Diskussi-onsprozesses ist die Moderation Wir empfehlen diese auf zwei Per-sonen zu verteilen ndash eine Person legt ihre Aufmerksamkeit staumlrker auf die Beitraumlge der Teilnehmenden (Moderator) die andere staumlrker auf die Dokumentation und Struktur (Protokollant) Wichtige Auf-gaben der Moderation umfassen die Strukturierung der Diskussion und eine Korrektivfunktion so dass alle Teilnehmenden bdquozu Wort

8 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

kommenldquo Dabei gilt es unterschiedliche Perspektiven zusammenzu-fassen und gemeinsam mit den Teilnehmenden auf gemeinsame Louml-sungsansaumltze hinzuarbeiten Falls Entscheidungen getroffen werden muumlssen sollte die Moderation darauf achten dass das Verfahren der Entscheidungsfindung nachvollziehbar durchgefuumlhrt und dokumen-tiert wird

Fuumlr die Moderation empfiehlt sich daher eine gruumlndliche Vorberei-tung

bull Welches sind die entscheidenden Themen (bdquoTagesordnungldquo)bull Muumlssen sofort Entscheidungen getroffen werden Oder gilt es

ein Thema laumlngerfristiger zu diskutieren und weiterzuentwi-ckeln

bull Lassen sich bestimmte Konfliktpunkte bereits in der Vorbe-reitung erkennen Falls ja sollten diese von der Moderation angesprochen werden

bull Wie viel Zeit ist fuumlr die Diskussion eingeplant Wie wird diese dokumentiert

Im Idealfall steht am Ende ein Protokoll mit den wichtigsten Be-schluumlssen und Diskussionspunkten Die Entscheidungen koumlnnen gleich in der naumlchsten Phase umgesetzt werden

Workshop z B bdquoEdit-a-thonldquo Eine Workshop-Phase ermoumlglicht es den Teilnehmenden in direkter Zusammenarbeit Inhalte zu generieren die im Plenum entschiede-nen Punkte direkt umzusetzen und die Bekanntschaft miteinander zu intensivieren Zusaumltzlich gibt es den Vorteil dass eventuell auf-tretende Unklarheiten direkt angesprochen und geklaumlrt werden koumlnnen Grundsaumltzlich sind verschiedene Workshop-Formate moumlg-lich (z B Open Space Barcamp) Wir stellen hier das Wiki-spezifi-sche Format Edit-a-thon also eine Schreibwerkstatt vor

Bei einem Edit-a-thon arbeiten verschiedene Personen allein oder in Kleingruppen an den Inhalten eines Wikis Da Wiki-Systeme in der Regel eine synchrone Bearbeitung von Seiteninhalten nicht unterstuumltzen empfiehlt es sich die Themenfelder im Voraus unter-einander aufzuteilen Die Kleingruppen entscheiden dann selbst ob sie direkt Inhalte einpflegen oder es zuvor die Gliederung der Dar-stellung etc zu diskutieren gilt

Diese Methode ist besonders gut zum Aufbau eines Wikis geeignet da sie den Autorinnen und Autoren Raum gibt die Inhalte und Ziele einzelner Beitraumlge zu diskutieren Diskussionen die langwierig wir-ken koumlnnen in der Umsetzung im Nachgang viel Zeit sparen Statt einzeln uumlber Wochen an einem Text zu arbeiten koumlnnen sich Teams eine Gliederung und Struktur gemeinsam uumlberlegen Dazu kommt eine Rollenverteilung fuumlr die spaumltere Ausfuumlhrung des Beitrages nach dem Workshop

Organisation des Workshops 9

Der Edit-a-thon eignet sich also sehr gut fuumlr die gemeinsame Bearbeitung von Artikeln und Wiki-Strukturen Die Kleingruppen koumlnnen zusammen entscheiden wie bestimmte Artikel benannt und verlinkt werden sollen Beim Edit-a-thon unseres Wiki-Workshops beispielsweise wurden 37 Aumlnderungen am Wiki vorgenommen da-von 21 inhaltliche Aumlnderungen

Daruumlber hinaus bietet ein Edit-a-thon den Teilnehmenden die Moumlglichkeit erste praktische Erfahrungen mit dem Wiki-System zu sammeln bei der offene Fragen schnell geklaumlrt und Beruumlhrungs-aumlngste abgebaut werden Ein Teilnehmer unseres Wiki-Workshops erzaumlhlte beispielsweise dass er urspruumlnglich keine Ahnung von Wikis hatte aber er sich nach dem Edit-a-thon zutraue eigene Bei-traumlge im Wiki zu schreiben

Weitere Informationen zu Edit-a-thons auf httpsenwikipediaorgwikiWikipediaHow_to_run_an_edit-a-thon

Zusammenfassung und naumlchste SchritteZum Abschluss der Veranstaltung sollten alle Teilnehmenden zu ei-nem Abschluss-Plenum zusammenkommen Hier liegt der Fokus we-niger darauf den Teilnehmenden neue Impulse zu geben oder weite-re Entscheidungen zu treffen sondern staumlrker darauf Erfahrungen zu schildern Perspektiven auszutauschen und den Workshops ge-meinsam auszuwerten Fuumlr die Veranstaltenden bietet sich hier eine besondere Moumlglichkeit Feedback zum Workshop und Impulse zur Weiterentwicklung aufzunehmen Besonders kritische Kommentare sollten wertschaumltzend aufgenommen und nicht bdquozerredetldquo werden Nach Bedarf kann sich die Gruppe hier auf weitere Schritte einigenEine Dokumentation empfiehlt sich direkt im jeweiligen Wiki Eine Dokumentation unseres Workshops auf httpwikibuerger schaffenwissendewWiki-Workshop_Dokumentation

10 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

Erkenntnisse aus unserem Wiki-Workshop

Wie gewinnt man Citizen Scientists Einsichten aus dem Impulsvortrag von Prof Dr Franccedilois BryIn seinem Vortrag stellte Franccedilois Bry vier unterschiedliche Theori-en der Motivation vor die fuumlr Citizen Science relevant sein koumlnnen In einer bdquoSchenkoumlkonomieldquo werden Sachen verschenkt ohne eine erkennbare Gegenleistung zu bekommen3 Nach diesem Modell wird die schenkende Person durch Reputation Anerkennung und durch die Freude altruistisch zu handeln und an etwas Groumlszligerem mitzu-wirken honoriert Um dieses Modell erfolgreich umzusetzen muss ein Citizen Science-Projekt diese drei Aspekte erfuumlllen

Im zweiten Modell ndash bdquoGeben und Nehmenldquondash erhalten Beitragende eine Gegenleistung die aus der gemeinsamen Arbeit stammt Bei-spiele hierfuumlr sind Auskuumlnften uumlber den eigenen Gesundheitsstand aufgrund der angegebenen Symptome (z B in der Gesundheitsfor-schung) oder Lernen (durch Peer Corrective Fragen und Antwor-ten gegenseitige Motivation)

Das dritte Modell beschreibt die bdquoUumlberflussgesellschaftldquo in der Leute nicht auf ein bestimmtes Projekt warten um sich zu engagie-ren Stattdessen muss das Projekt eine hohe Qualitaumlt nachweisen ndash hinsichtlich der Software der Inhalte und der sozialen Interak-tionen (beispielsweise zwischen Citizen Scientists und beruflichen Wissenschaftlern) ndash um Interesse zu wecken

Das vierte Modell bdquoSoziales Mediumldquo nutzt kollaborative Anreize um Interessierte zur Teilnahme zu motivieren Beispielsweise kann es Interessierte motivieren (a) sich mit anderen auszutauschen die ein gemeinsames Hobby teilen (b) die Verantwortung fuumlr eine konkrete wissenschaftliche Fragestellung zu uumlbernehmen oder (c) mit professionellen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft-lern des jeweiligen Forschungsfeldes in Austausch zu treten Fuumlr das vierte Modell muss das gewaumlhlte Kommunikationsmedium nicht unbedingt digital sein

Als Fazit betonte Herr Bry dass es bei Citizen Science vor allem darum geht neue Formen des Mitwirkens und der Zusammenarbeit auszuprobieren Citizen Science stellt also ein Experiment der Zu-sammenarbeit oder Mitwirkungsformen dar und ist daher nicht nur fuumlr die konkreten Forschungsgebiete relevant sondern es lassen sich daruumlber hinaus Erkenntnisse fuumlr neue Formen der Zusammen-arbeit unterschiedlicher gesellschaftlicher Akteure gewinnen

3 Mehr dazu von Marcel Mauss in bdquoEssai sur le donldquo (bdquoDie Gabeldquo 1923) oder Eric Raymond zu Open Source in bdquoHomesteading the Noosphereldquo (1997)

Erkenntnisse aus unserem Wiki-Workshop 11

Lessons learned vom Wiki-Projekt am Museum fuumlr Naturkunde Einsichten von Alvaro Ortiz und Eva PatzschkeIm Museum fuumlr Naturkunde wurden im Rahmen des BMBF-Projekts bdquoWiki-Ansatz und kollaboratives Arbeiten in Forschungsmuseenldquo zwischen 2013 und 2016 mehrere Wikis aufgebaut und evaluiert Die Wikis waren darauf ausgelegt nicht nur museumsintern sondern auch extern sichtbar zu sein Die wichtigsten Erfahrungen aus dem Projekt wurden dargestellt

Auf der Grundlage einer Mitarbeiterbefragung im Vorfeld der Wiki-Entwicklung wurden die von den Mitarbeitenden genannten Huumlrden Erwartungen und Wuumlnsche erfasst Daraus lieszligen sich Voraussetzungen herleiten welche die einzurichtenden Wikis am Museum zu erfuumlllen hatten damit ein Erfolg der Wikis und des kolla-borativen Arbeitens bestmoumlglich unterstuumltzt wurde

bull Das Wiki sollte die Arbeit und die Kommunikation innerhalb des Teams erleichtern Das Ziel und der Nutzen des Wikis zur Unterstuumltzung der Arbeit am Naturkundemuseum mussten von den Beteiligten im Team klar wahrgenommen werden

bull Die Motivation und das Interesse am Mitmachen musste von Vornherein groszlig sein Die Bereitstellung von Informationen uumlber ein Wiki und die Abfrage der bereitgestellten Informatio-nen mussten fuumlr die Arbeit wichtig und hilfreich sein

bull Damit eine gute Beteiligung und ein Multiplikationseffekt entstehen konnten musste die Anzahl aktiver Nutzer mittel-fristig mehrere bis viele Personen umfassen

bull Das Wiki musste relevant fuumlr spezifische Zielgruppe(n) sein da es sich perspektivisch nach auszligen (zumindest im Lesemo-dus) oumlffnen sollte Das Wiki sollte der Vermittlung von Inhal-ten und der Wissenskommunikation dienen

Es war beim Aufbau der Wikis am Museum wichtig dass das Team ein Wiki wirklich ausprobieren wollte die Beteiligung jedoch trotz-dem freiwillig blieb

In der Umsetzungsphase blieben die Beteiligungsmotivation der Mitarbeitenden und die Wahrnehmung der Vorteile der Wikis zwar hoch die tatsaumlchliche aktive Beteiligung war dennoch relativ ge-ring Zu den Gruumlnden gehoumlrten beispielsweise Zeitmangel oder die Unsicherheit daruumlber wie viel Zeit in die Arbeit mit Wikis inves-tiert werden darf Das Korrigieren fremder Texte wurde ebenfalls als Huumlrde des kollaborativen Arbeitens wahrgenommen Auch die hohen Anspruumlche an eine zufriedenstellende Qualitaumltssicherung fuumlhrten zunaumlchst dazu dass Regeln und Arbeitsablaumlufe festgelegt werden mussten was sich als Hemmnis fuumlr die Mitarbeit darstellte

12 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

Ein Fazit war dass Wikis technische und soziale Komponenten haben Wikis stellen ein Wissensmanagementsystem zur Verfuumlgung und profitieren nicht nur davon wenn viele Personen sich aktiv be-teiligen sondern auch davon wenn Einzelne sich uumlbergeordnet um die Zusammenarbeit der Teammitglieder kuumlmmern Diese Rolle kann ein sogenannter Community Manager uumlbernehmen Am Museum fuumlr Naturkunde wurde ein Community Manager eingesetzt um die Beteiligung zu stabilisieren und zu verbessern Daruumlber hinaus ist es ein Signal an das Team und das Museum dass das Wiki und die Wissenssammlung so wichtig sind dass Ressourcen in Form eines Community Managers dafuumlr bereitgestellt werden Eine (oder einige) zentrale sich verantwortlich fuumlhlende Person(en) wie der Communi-ty Manager ist daher besonders fuumlr neue Wikis sehr zu empfehlenFolgende Aufgaben uumlbernehmen Community Manager am Museum fuumlr Naturkunde auch nach der Projektlaufzeit

bull Der Community Manager kuumlmmerte sich als Ansprechpartner aktiv um die Wiki-Beteiligten er erlaumlutert dem Team bzw neuen Teammitgliedern die Ziele des Wikis erklaumlrt bereits erstellte Richtlinien fuumlr die Zusammenarbeit und die Relevanz des Wikis fuumlr die ArbeitszusammenhaumlngeDiese Person uumlber-blickt die Inhalte der Wikis und strukturiert diese gegebenen-falls um wenn Inhalte wachsen und neue Artikel eingepflegt werden Sie vernetzt oder ergaumlnzt Informationen im Wiki Sie achtet auf die Einhaltung von Regeln Der Community Mana-ger fordert Mitarbeitende freundlich zur Mitarbeit auf macht Themenvorschlaumlge und liefert Anregungen fuumlr eine Beteili-gung Er gibt Feedback und legt neue Nutzer an

bull Diese Person ist Ansprechpartner bei Fragen und Schwierig-keiten Sie organisiert Treffen der Beteiligten bei denen ein persoumlnlicher Austausch zum Wiki und den Inhalten stattfin-det Dieser Austausch wird auch in Hinblick auf die Zusam-menarbeit im Wiki sehr positiv wahrgenommen

Weitere Maszlignahmen waren am Museum fuumlr Naturkunde dass das Wiki selbst mehrfach an die Beduumlrfnisse angepasst aber auch ansprechender gestaltet wurde Die Startseite wurde attraktiver gemacht Eine Vision fuumlr das Wiki wurde erarbeitet und auf die Startseite gesetzt Eine Vorschau der Inhalte wurde entwickelt beispielsweise ist ein bdquoArtikel des Tagesldquo auf der Startseite sicht-bar Schreibwerkstaumltten und interne Projektvorstellungen haben fuumlr Aufmerksamkeit gesorgt und die Wikis am Museum bekannter gemacht

Fazit Wikis eignen sich gut um viele Beteiligte beim Aufbau eines Wissenssystems an einem Forschungsmuseum einzubinden Doch sind gerade neue Wikis ohne umfangreichen Inhalt fragile Syste-

Erkenntnisse aus unserem Wiki-Workshop 13

me die unterstuumltzt und aufrechterhalten werden muumlssen damit sie nicht wieder einschlafen Ohne besonderen Einsatz Einzelner ist dies nur schwer moumlglich Das Erstellen von Inhalten in Wikis wird oft als zusaumltzliche Arbeit empfunden auch wenn der Nutzen fuumlr das Team plausibel ist Wikis sind keine Selbstlaumlufer Auch wenn sie als Infor-mationsquelle gern genutzt werden ist das Zusammentragen von Inhalten ein laumlngerer Prozess

Weitere Informationen zum Wiki Projekt am Museum fuumlr Natur-kunde Projektabschlussbericht bdquoWiki-Ansatz und kollaboratives Arbeiten in Forschungsmuseenldquo (Patzschke in Vorbereitung)

Diskussion Ziele und Zielgruppen fuumlr das Citizen Science-WikiIn unserem Workshop wurden in der Plenums-Diskussion die Wuumln-sche und Ziele fuumlr das Citizen Science-Wiki diskutiert

WuumlnscheDie Teilnehmenden wuumlnschten sich hauptsaumlchlich zwei Rollen fuumlr das Wiki 1) es bietet eine Plattform fuumlr unterstuumltzende Inhalte wie Best Practice und methodische Hilfe sowie Informationen zu laufen-den fachlichen Debatten in der Buumlrgerforschung und 2) es ermoumlg-licht Kommunikation und Austausch zwischen Praktikerinnen und Praktikern in der Citizen Science-Community Um diese Rollen zu erfuumlllen muss das Citizen Science-Wiki nutzerfreundlich sein klare redaktionelle Regeln folgen (z B zu Quellenangaben) und im gesam-ten deutschsprachigen Raum (also Deutschland Oumlsterreich und der Schweiz) genutzt werden Dazu ist wichtig das Citizen Science-Wiki selbst als Citizen Science-Projekt zu verstehen und das Wiki als wichtige Taumltigkeit fuumlr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anzuerkennen

Anregungen und DiskussionspunkteDie Teilnehmenden haben kurz verschiedene Strukturen wie auch Fragen und Antworte (FAQ) oder Diskussionswebplattforme (z B Diskursorg) diskutiert und beschlossen beim Wiki-Format zu bleiben Hier wurde auch vorgeschlagen dass Wiki Artikel oft mit Fragen beginnen die zur Sammlung von Informationen fuumlhren die danach zusammengestellt werden Das Wiki soll als Diskussi-onsplattform oder lebendes Dokument verstanden werden das die Initiatoren nicht unbedingt kontrollieren koumlnnen

Ein weiterer Diskussionspunkt war die Frage wer Artikel schrei-ben soll und wie das Citizen Science-Wiki fuumlr potenzielle Autorinnen und Autoren attraktiv gemacht werden kann Mentorinnen und Mentoren wurden als Moumlglichkeit gesehen Autoren fuumlr die Redak-tion auszubilden Dazu soll auch uumlberlegt werden wer die Zielgrup-pen sind und wie sie anzusprechen sind

14 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

ZieleDer letzte groszlige Diskussionspunkt war das Hauptziel des Wikis Hier war der Beschluss dass das Wiki nicht als Schreibportal fuumlr die GEWISS-Handreichung noch fuumlr Vorstellung von Citizen Science-Pro-jekten gelten soll sondern als offene Plattform fuumlr laufende Diskussi-onen uumlber Citizen Science im deutschsprachigen Raum sowie als Ort fuumlr praktische Hinweise zu verschiedenen Aspekten von Citizen Sci-ence-Praxis dienen soll Hier sollte Wissen uumlber den State of the Art aus verschiedenen Artikeln und Projektberichten gesammelt werden Die Zielgruppe besteht hauptsaumlchlich aus Citizen Scientists und In-teressierten Angesprochen fuumlhlen sollen nicht nur wissenschaftlich Taumltige sondern auch Akteure auszligerhalb des Wissenschaftsbetriebs

Daruumlber hinaus ist es wichtig das Wiki als Prozess und nicht als Zustand zu verstehen Das Wiki-Team soll klein anfangen indem es realistische Ziele definiert und diese zu erreichbaren Arbeitsschrit-ten zuordnet

Wie funktioniert die Arbeit in der offiziellen Wikipedia Erkenntnisse aus der Workshopphase von Daniel Doumlrler und Florian HeiglWikipedia ist eine gemeinschaftlich erarbeitete Enzyklopaumldie bei der jeder mitschreiben kann Das Ziel ist eine Enzyklopaumldie mit bestmoumlglicher Qualitaumlt (siehe httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGrundprinzipien) zu schreiben Eines der wichtigsten Grundprinzipien ist dabei die Neutralitaumlt der Artikel die in Wikipe-dia verfasst werden dh es sollen alle Standpunkte und Sichtweisen einer Diskussion enthalten sein Ein weiterer wichtiger Faktor sind belegbare Informationen Bei einem neuen Artikel muumlssen Publika-tionen sowie andere Quellen angegeben werden die diese neuen Informationen belegen Wurde ein neuer Artikel verfasst muss dieser zuerst noch einer Qualitaumltskontrolle unterzogen werden Diese Kontrolle fuumlhren andere Nutzende durch welche sich durch zahlreiche Beitraumlge in der Wikipedia entsprechende Editor-Rechte erworben haben Dabei kann der Artikel leicht abgeaumlndert oder sogar komplett geloumlscht werden Diese Kontrolle kann mehrere Tage in Anspruch nehmen Erst wenn sie erfolgt ist ist der Artikel auch oumlffentlich zugaumlnglich

Es ist daher sehr wichtig den Workshopteilnehmenden die sich dazu entschlieszligen einen neuen Artikel in der Wikipedia zu verfas-sen oder einen vorhandenen Artikel zu bearbeiten vorab zu infor-mieren dass es mitunter mehrere Tage dauern kann bis die Aumlnde-rungen bzw Neuerungen in der offiziellen Wikipedia aufscheinen sofern diese gleich akzeptiert werden Dadurch kann etwaigen Ent-taumluschungen vorgebeugt werden Wird der Artikel nicht vollstaumlndig akzeptiert sollte auf die Kritikpunkte der EditorInnen eingegangen werden und der Artikel entsprechend umgeschrieben werden um letztendlich freigeschalten zu werden

Fazit 15

Um diese Prozesse besser zu verstehen empfehlen wir eine Be-arbeitung in der offiziellen Wikipedia nur durchzufuumlhren wenn bereits erfahrene Wikipedia-Nutzende im Team mitarbeiten welche die zugrundeliegenden Mechanismen beherrschen und bei Fragen konkrete Auskunft geben koumlnnen Auf diese Weise kann fokussiert an den Inhalten gearbeitet werden ohne viel Zeit fuumlr die Erlernung von Wikipedia-Regeln aufwenden zu muumlssen

FazitWikis bieten zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr den Austausch von In-formationen und Wissen und sind daher fuumlr die Zusammenarbeit heterogener Gruppen im Kontext von Citizen Science besonders gut geeignet Durch einen Workshop im von uns vorgeschlagenen For-mat kann die Bildung einer entsprechenden Community unterstuumltzt werden Damit wird ein Rahmen geboten in dem wichtige Entschei-dungen zu Zielen Strukturen und organisatorischen Fragen in einer transparenten und nachvollziehbaren Form getroffen und umge-setzt werden koumlnnen

Wikis erfordern in der Pflege Aufwand und sind nicht jedem und jeder gleich zugaumlnglich Daher kann es sinnvoll sein in Workshops die Inhalte zu einem bestimmten Thema von Citizen Science gene-rieren Edit-a-thons zu integrieren die dieses Wissen fuumlr breitere Kreise zugaumlnglich und veraumlnderbar macht

Noch wichtiger als die technische Komponente ist das soziale Netzwerk welches hinter einem Wiki steht Die Vergabe von Rech-ten muss sowohl transparent als auch effektiv und zuumlgig erfolgen und erfordert damit einzuplanende Arbeitszeit

16 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

Weiterfuumlhrende Ressourcenbull Das Citizen Science-Wiki wikibuergerschaffenwissendebull Dokumentation unseres Workshops wikibuergerschaffen

wissendewWiki-Workshop_Dokumentation bull Mehr Informationen zum Edit-a-thon (Englisch) https

enwikipediaorgwikiWikipediaHow_to_run_an_edit-a-thon bull Wiki-Systeme als Beispiel vom Wissenschaftsmanagement

bull Voigt S amp Orth R (2016) Wissensmanagement mit Wiki-Systemen In Kohl H Mertins K amp Seidel H (Hrsg) Wis-sensmanagement im Mittelstand Springer Verlag S 141ndash151

bull Museum fuumlr Naturkunde Berlin (2015) Arbeitstagung Ge-meinsames Erschlieszligen von Wissen in Museumssammlungen am Beispiel von Wikis httpbiowikifarmnetv-mfn arbeitstagung2015Wikis_in_der_Wissenschaftskommu nikation_eines_Museums

Gastgeber und Partner

GEWISS-Konsortium

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Organisation des Workshops 7

Kennenlernen und NetzwerkenWir empfehlen fuumlr das Kennenlernen der Teilnehmenden unterein-ander ausreichend Zeit einzuplanen ndash bei der von uns vorgeschla-genen Workshopgroumlszlige mindestens 30 Minuten Die Moderation sollte versuchen dies in einer entspannten zwanglosen Atmosphaumlre zu ermoumlglichen Unserer Erfahrung nach vereinfacht der persoumlnliche Kontakt zwischen Teilnehmenden spaumltere Diskussions- und Zusam-menarbeitsprozesse

Fuumlr die Bildung von Netzwerken ebenfalls sehr wichtig sind die Mittags- und Kaffeepausen Auch hier gilt Es ist unserer Erfahrung nach nicht zielfuumlhrend Pausenzeit zu Gunsten anderer Programm-punkte einzusparen sondern besser das Programm so anzulegen dass ausreichend Pausenzeiten moumlglich sind Als Faustregel sollten die Mittagspause mindestens 60 Minuten und die Kaffeepausen min-destens 15 Minuten umfassen Soll der Netzwerkaspekt des Work-shops betont werden koumlnnen diese Zeiten auch verdoppelt werden

ImpulsvortraumlgeUm den inhaltlichen Rahmen zu stecken und Anregungen fuumlr die inhaltlichen Diskussionen zu geben empfiehlt es sich ein bis zwei kleine Impulsvortraumlge in das Programm einzubauen Diese sollten nicht zu lang sein (max 15 besser 10 Minuten) und kritische Fra-gen aufwerfen die die Diskussion und den Austausch zwischen den Teilnehmenden unterstuumltzen

Plenums-DiskussionWann immer Menschen in Gruppen zusammenarbeiten muumlssen gewisse Entscheidungen getroffen und geschriebene und unge-schriebene Regeln festgelegt werden Dies gilt auch fuumlr Wikis die klare Regeln fuumlr Prozesse wie Zugang Schreibrechte und Redaktion Inhalte und Kommunikation brauchen Um dies in einer transparen-ten und fuumlr alle Beteiligten nachvollziehbaren Form zu tun eignet sich ein Plenum der Beteiligten in dem diese und andere fuumlr Betei-ligten relevanten Fragen diskutiert und Entscheidungen getroffen werden koumlnnen Nicht immer ist dabei eine Abstimmung oder Kon-sens noumltig ndash es ist durchaus legitim dass gegensaumltzliche Meinun-gen gleichberechtigt nebeneinander stehen falls nicht unmittelbar Entscheidungen getroffen werden muumlssen Ist dies der Fall sollten alle Beteiligten dem Prozess der Entscheidungsfindung zustimmen (z B Mehrheitsentscheid Konsens)

Ein Schluumlsselfaktor fuumlr das Gelingen eines Plenums- und Diskussi-onsprozesses ist die Moderation Wir empfehlen diese auf zwei Per-sonen zu verteilen ndash eine Person legt ihre Aufmerksamkeit staumlrker auf die Beitraumlge der Teilnehmenden (Moderator) die andere staumlrker auf die Dokumentation und Struktur (Protokollant) Wichtige Auf-gaben der Moderation umfassen die Strukturierung der Diskussion und eine Korrektivfunktion so dass alle Teilnehmenden bdquozu Wort

8 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

kommenldquo Dabei gilt es unterschiedliche Perspektiven zusammenzu-fassen und gemeinsam mit den Teilnehmenden auf gemeinsame Louml-sungsansaumltze hinzuarbeiten Falls Entscheidungen getroffen werden muumlssen sollte die Moderation darauf achten dass das Verfahren der Entscheidungsfindung nachvollziehbar durchgefuumlhrt und dokumen-tiert wird

Fuumlr die Moderation empfiehlt sich daher eine gruumlndliche Vorberei-tung

bull Welches sind die entscheidenden Themen (bdquoTagesordnungldquo)bull Muumlssen sofort Entscheidungen getroffen werden Oder gilt es

ein Thema laumlngerfristiger zu diskutieren und weiterzuentwi-ckeln

bull Lassen sich bestimmte Konfliktpunkte bereits in der Vorbe-reitung erkennen Falls ja sollten diese von der Moderation angesprochen werden

bull Wie viel Zeit ist fuumlr die Diskussion eingeplant Wie wird diese dokumentiert

Im Idealfall steht am Ende ein Protokoll mit den wichtigsten Be-schluumlssen und Diskussionspunkten Die Entscheidungen koumlnnen gleich in der naumlchsten Phase umgesetzt werden

Workshop z B bdquoEdit-a-thonldquo Eine Workshop-Phase ermoumlglicht es den Teilnehmenden in direkter Zusammenarbeit Inhalte zu generieren die im Plenum entschiede-nen Punkte direkt umzusetzen und die Bekanntschaft miteinander zu intensivieren Zusaumltzlich gibt es den Vorteil dass eventuell auf-tretende Unklarheiten direkt angesprochen und geklaumlrt werden koumlnnen Grundsaumltzlich sind verschiedene Workshop-Formate moumlg-lich (z B Open Space Barcamp) Wir stellen hier das Wiki-spezifi-sche Format Edit-a-thon also eine Schreibwerkstatt vor

Bei einem Edit-a-thon arbeiten verschiedene Personen allein oder in Kleingruppen an den Inhalten eines Wikis Da Wiki-Systeme in der Regel eine synchrone Bearbeitung von Seiteninhalten nicht unterstuumltzen empfiehlt es sich die Themenfelder im Voraus unter-einander aufzuteilen Die Kleingruppen entscheiden dann selbst ob sie direkt Inhalte einpflegen oder es zuvor die Gliederung der Dar-stellung etc zu diskutieren gilt

Diese Methode ist besonders gut zum Aufbau eines Wikis geeignet da sie den Autorinnen und Autoren Raum gibt die Inhalte und Ziele einzelner Beitraumlge zu diskutieren Diskussionen die langwierig wir-ken koumlnnen in der Umsetzung im Nachgang viel Zeit sparen Statt einzeln uumlber Wochen an einem Text zu arbeiten koumlnnen sich Teams eine Gliederung und Struktur gemeinsam uumlberlegen Dazu kommt eine Rollenverteilung fuumlr die spaumltere Ausfuumlhrung des Beitrages nach dem Workshop

Organisation des Workshops 9

Der Edit-a-thon eignet sich also sehr gut fuumlr die gemeinsame Bearbeitung von Artikeln und Wiki-Strukturen Die Kleingruppen koumlnnen zusammen entscheiden wie bestimmte Artikel benannt und verlinkt werden sollen Beim Edit-a-thon unseres Wiki-Workshops beispielsweise wurden 37 Aumlnderungen am Wiki vorgenommen da-von 21 inhaltliche Aumlnderungen

Daruumlber hinaus bietet ein Edit-a-thon den Teilnehmenden die Moumlglichkeit erste praktische Erfahrungen mit dem Wiki-System zu sammeln bei der offene Fragen schnell geklaumlrt und Beruumlhrungs-aumlngste abgebaut werden Ein Teilnehmer unseres Wiki-Workshops erzaumlhlte beispielsweise dass er urspruumlnglich keine Ahnung von Wikis hatte aber er sich nach dem Edit-a-thon zutraue eigene Bei-traumlge im Wiki zu schreiben

Weitere Informationen zu Edit-a-thons auf httpsenwikipediaorgwikiWikipediaHow_to_run_an_edit-a-thon

Zusammenfassung und naumlchste SchritteZum Abschluss der Veranstaltung sollten alle Teilnehmenden zu ei-nem Abschluss-Plenum zusammenkommen Hier liegt der Fokus we-niger darauf den Teilnehmenden neue Impulse zu geben oder weite-re Entscheidungen zu treffen sondern staumlrker darauf Erfahrungen zu schildern Perspektiven auszutauschen und den Workshops ge-meinsam auszuwerten Fuumlr die Veranstaltenden bietet sich hier eine besondere Moumlglichkeit Feedback zum Workshop und Impulse zur Weiterentwicklung aufzunehmen Besonders kritische Kommentare sollten wertschaumltzend aufgenommen und nicht bdquozerredetldquo werden Nach Bedarf kann sich die Gruppe hier auf weitere Schritte einigenEine Dokumentation empfiehlt sich direkt im jeweiligen Wiki Eine Dokumentation unseres Workshops auf httpwikibuerger schaffenwissendewWiki-Workshop_Dokumentation

10 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

Erkenntnisse aus unserem Wiki-Workshop

Wie gewinnt man Citizen Scientists Einsichten aus dem Impulsvortrag von Prof Dr Franccedilois BryIn seinem Vortrag stellte Franccedilois Bry vier unterschiedliche Theori-en der Motivation vor die fuumlr Citizen Science relevant sein koumlnnen In einer bdquoSchenkoumlkonomieldquo werden Sachen verschenkt ohne eine erkennbare Gegenleistung zu bekommen3 Nach diesem Modell wird die schenkende Person durch Reputation Anerkennung und durch die Freude altruistisch zu handeln und an etwas Groumlszligerem mitzu-wirken honoriert Um dieses Modell erfolgreich umzusetzen muss ein Citizen Science-Projekt diese drei Aspekte erfuumlllen

Im zweiten Modell ndash bdquoGeben und Nehmenldquondash erhalten Beitragende eine Gegenleistung die aus der gemeinsamen Arbeit stammt Bei-spiele hierfuumlr sind Auskuumlnften uumlber den eigenen Gesundheitsstand aufgrund der angegebenen Symptome (z B in der Gesundheitsfor-schung) oder Lernen (durch Peer Corrective Fragen und Antwor-ten gegenseitige Motivation)

Das dritte Modell beschreibt die bdquoUumlberflussgesellschaftldquo in der Leute nicht auf ein bestimmtes Projekt warten um sich zu engagie-ren Stattdessen muss das Projekt eine hohe Qualitaumlt nachweisen ndash hinsichtlich der Software der Inhalte und der sozialen Interak-tionen (beispielsweise zwischen Citizen Scientists und beruflichen Wissenschaftlern) ndash um Interesse zu wecken

Das vierte Modell bdquoSoziales Mediumldquo nutzt kollaborative Anreize um Interessierte zur Teilnahme zu motivieren Beispielsweise kann es Interessierte motivieren (a) sich mit anderen auszutauschen die ein gemeinsames Hobby teilen (b) die Verantwortung fuumlr eine konkrete wissenschaftliche Fragestellung zu uumlbernehmen oder (c) mit professionellen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft-lern des jeweiligen Forschungsfeldes in Austausch zu treten Fuumlr das vierte Modell muss das gewaumlhlte Kommunikationsmedium nicht unbedingt digital sein

Als Fazit betonte Herr Bry dass es bei Citizen Science vor allem darum geht neue Formen des Mitwirkens und der Zusammenarbeit auszuprobieren Citizen Science stellt also ein Experiment der Zu-sammenarbeit oder Mitwirkungsformen dar und ist daher nicht nur fuumlr die konkreten Forschungsgebiete relevant sondern es lassen sich daruumlber hinaus Erkenntnisse fuumlr neue Formen der Zusammen-arbeit unterschiedlicher gesellschaftlicher Akteure gewinnen

3 Mehr dazu von Marcel Mauss in bdquoEssai sur le donldquo (bdquoDie Gabeldquo 1923) oder Eric Raymond zu Open Source in bdquoHomesteading the Noosphereldquo (1997)

Erkenntnisse aus unserem Wiki-Workshop 11

Lessons learned vom Wiki-Projekt am Museum fuumlr Naturkunde Einsichten von Alvaro Ortiz und Eva PatzschkeIm Museum fuumlr Naturkunde wurden im Rahmen des BMBF-Projekts bdquoWiki-Ansatz und kollaboratives Arbeiten in Forschungsmuseenldquo zwischen 2013 und 2016 mehrere Wikis aufgebaut und evaluiert Die Wikis waren darauf ausgelegt nicht nur museumsintern sondern auch extern sichtbar zu sein Die wichtigsten Erfahrungen aus dem Projekt wurden dargestellt

Auf der Grundlage einer Mitarbeiterbefragung im Vorfeld der Wiki-Entwicklung wurden die von den Mitarbeitenden genannten Huumlrden Erwartungen und Wuumlnsche erfasst Daraus lieszligen sich Voraussetzungen herleiten welche die einzurichtenden Wikis am Museum zu erfuumlllen hatten damit ein Erfolg der Wikis und des kolla-borativen Arbeitens bestmoumlglich unterstuumltzt wurde

bull Das Wiki sollte die Arbeit und die Kommunikation innerhalb des Teams erleichtern Das Ziel und der Nutzen des Wikis zur Unterstuumltzung der Arbeit am Naturkundemuseum mussten von den Beteiligten im Team klar wahrgenommen werden

bull Die Motivation und das Interesse am Mitmachen musste von Vornherein groszlig sein Die Bereitstellung von Informationen uumlber ein Wiki und die Abfrage der bereitgestellten Informatio-nen mussten fuumlr die Arbeit wichtig und hilfreich sein

bull Damit eine gute Beteiligung und ein Multiplikationseffekt entstehen konnten musste die Anzahl aktiver Nutzer mittel-fristig mehrere bis viele Personen umfassen

bull Das Wiki musste relevant fuumlr spezifische Zielgruppe(n) sein da es sich perspektivisch nach auszligen (zumindest im Lesemo-dus) oumlffnen sollte Das Wiki sollte der Vermittlung von Inhal-ten und der Wissenskommunikation dienen

Es war beim Aufbau der Wikis am Museum wichtig dass das Team ein Wiki wirklich ausprobieren wollte die Beteiligung jedoch trotz-dem freiwillig blieb

In der Umsetzungsphase blieben die Beteiligungsmotivation der Mitarbeitenden und die Wahrnehmung der Vorteile der Wikis zwar hoch die tatsaumlchliche aktive Beteiligung war dennoch relativ ge-ring Zu den Gruumlnden gehoumlrten beispielsweise Zeitmangel oder die Unsicherheit daruumlber wie viel Zeit in die Arbeit mit Wikis inves-tiert werden darf Das Korrigieren fremder Texte wurde ebenfalls als Huumlrde des kollaborativen Arbeitens wahrgenommen Auch die hohen Anspruumlche an eine zufriedenstellende Qualitaumltssicherung fuumlhrten zunaumlchst dazu dass Regeln und Arbeitsablaumlufe festgelegt werden mussten was sich als Hemmnis fuumlr die Mitarbeit darstellte

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Ein Fazit war dass Wikis technische und soziale Komponenten haben Wikis stellen ein Wissensmanagementsystem zur Verfuumlgung und profitieren nicht nur davon wenn viele Personen sich aktiv be-teiligen sondern auch davon wenn Einzelne sich uumlbergeordnet um die Zusammenarbeit der Teammitglieder kuumlmmern Diese Rolle kann ein sogenannter Community Manager uumlbernehmen Am Museum fuumlr Naturkunde wurde ein Community Manager eingesetzt um die Beteiligung zu stabilisieren und zu verbessern Daruumlber hinaus ist es ein Signal an das Team und das Museum dass das Wiki und die Wissenssammlung so wichtig sind dass Ressourcen in Form eines Community Managers dafuumlr bereitgestellt werden Eine (oder einige) zentrale sich verantwortlich fuumlhlende Person(en) wie der Communi-ty Manager ist daher besonders fuumlr neue Wikis sehr zu empfehlenFolgende Aufgaben uumlbernehmen Community Manager am Museum fuumlr Naturkunde auch nach der Projektlaufzeit

bull Der Community Manager kuumlmmerte sich als Ansprechpartner aktiv um die Wiki-Beteiligten er erlaumlutert dem Team bzw neuen Teammitgliedern die Ziele des Wikis erklaumlrt bereits erstellte Richtlinien fuumlr die Zusammenarbeit und die Relevanz des Wikis fuumlr die ArbeitszusammenhaumlngeDiese Person uumlber-blickt die Inhalte der Wikis und strukturiert diese gegebenen-falls um wenn Inhalte wachsen und neue Artikel eingepflegt werden Sie vernetzt oder ergaumlnzt Informationen im Wiki Sie achtet auf die Einhaltung von Regeln Der Community Mana-ger fordert Mitarbeitende freundlich zur Mitarbeit auf macht Themenvorschlaumlge und liefert Anregungen fuumlr eine Beteili-gung Er gibt Feedback und legt neue Nutzer an

bull Diese Person ist Ansprechpartner bei Fragen und Schwierig-keiten Sie organisiert Treffen der Beteiligten bei denen ein persoumlnlicher Austausch zum Wiki und den Inhalten stattfin-det Dieser Austausch wird auch in Hinblick auf die Zusam-menarbeit im Wiki sehr positiv wahrgenommen

Weitere Maszlignahmen waren am Museum fuumlr Naturkunde dass das Wiki selbst mehrfach an die Beduumlrfnisse angepasst aber auch ansprechender gestaltet wurde Die Startseite wurde attraktiver gemacht Eine Vision fuumlr das Wiki wurde erarbeitet und auf die Startseite gesetzt Eine Vorschau der Inhalte wurde entwickelt beispielsweise ist ein bdquoArtikel des Tagesldquo auf der Startseite sicht-bar Schreibwerkstaumltten und interne Projektvorstellungen haben fuumlr Aufmerksamkeit gesorgt und die Wikis am Museum bekannter gemacht

Fazit Wikis eignen sich gut um viele Beteiligte beim Aufbau eines Wissenssystems an einem Forschungsmuseum einzubinden Doch sind gerade neue Wikis ohne umfangreichen Inhalt fragile Syste-

Erkenntnisse aus unserem Wiki-Workshop 13

me die unterstuumltzt und aufrechterhalten werden muumlssen damit sie nicht wieder einschlafen Ohne besonderen Einsatz Einzelner ist dies nur schwer moumlglich Das Erstellen von Inhalten in Wikis wird oft als zusaumltzliche Arbeit empfunden auch wenn der Nutzen fuumlr das Team plausibel ist Wikis sind keine Selbstlaumlufer Auch wenn sie als Infor-mationsquelle gern genutzt werden ist das Zusammentragen von Inhalten ein laumlngerer Prozess

Weitere Informationen zum Wiki Projekt am Museum fuumlr Natur-kunde Projektabschlussbericht bdquoWiki-Ansatz und kollaboratives Arbeiten in Forschungsmuseenldquo (Patzschke in Vorbereitung)

Diskussion Ziele und Zielgruppen fuumlr das Citizen Science-WikiIn unserem Workshop wurden in der Plenums-Diskussion die Wuumln-sche und Ziele fuumlr das Citizen Science-Wiki diskutiert

WuumlnscheDie Teilnehmenden wuumlnschten sich hauptsaumlchlich zwei Rollen fuumlr das Wiki 1) es bietet eine Plattform fuumlr unterstuumltzende Inhalte wie Best Practice und methodische Hilfe sowie Informationen zu laufen-den fachlichen Debatten in der Buumlrgerforschung und 2) es ermoumlg-licht Kommunikation und Austausch zwischen Praktikerinnen und Praktikern in der Citizen Science-Community Um diese Rollen zu erfuumlllen muss das Citizen Science-Wiki nutzerfreundlich sein klare redaktionelle Regeln folgen (z B zu Quellenangaben) und im gesam-ten deutschsprachigen Raum (also Deutschland Oumlsterreich und der Schweiz) genutzt werden Dazu ist wichtig das Citizen Science-Wiki selbst als Citizen Science-Projekt zu verstehen und das Wiki als wichtige Taumltigkeit fuumlr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anzuerkennen

Anregungen und DiskussionspunkteDie Teilnehmenden haben kurz verschiedene Strukturen wie auch Fragen und Antworte (FAQ) oder Diskussionswebplattforme (z B Diskursorg) diskutiert und beschlossen beim Wiki-Format zu bleiben Hier wurde auch vorgeschlagen dass Wiki Artikel oft mit Fragen beginnen die zur Sammlung von Informationen fuumlhren die danach zusammengestellt werden Das Wiki soll als Diskussi-onsplattform oder lebendes Dokument verstanden werden das die Initiatoren nicht unbedingt kontrollieren koumlnnen

Ein weiterer Diskussionspunkt war die Frage wer Artikel schrei-ben soll und wie das Citizen Science-Wiki fuumlr potenzielle Autorinnen und Autoren attraktiv gemacht werden kann Mentorinnen und Mentoren wurden als Moumlglichkeit gesehen Autoren fuumlr die Redak-tion auszubilden Dazu soll auch uumlberlegt werden wer die Zielgrup-pen sind und wie sie anzusprechen sind

14 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

ZieleDer letzte groszlige Diskussionspunkt war das Hauptziel des Wikis Hier war der Beschluss dass das Wiki nicht als Schreibportal fuumlr die GEWISS-Handreichung noch fuumlr Vorstellung von Citizen Science-Pro-jekten gelten soll sondern als offene Plattform fuumlr laufende Diskussi-onen uumlber Citizen Science im deutschsprachigen Raum sowie als Ort fuumlr praktische Hinweise zu verschiedenen Aspekten von Citizen Sci-ence-Praxis dienen soll Hier sollte Wissen uumlber den State of the Art aus verschiedenen Artikeln und Projektberichten gesammelt werden Die Zielgruppe besteht hauptsaumlchlich aus Citizen Scientists und In-teressierten Angesprochen fuumlhlen sollen nicht nur wissenschaftlich Taumltige sondern auch Akteure auszligerhalb des Wissenschaftsbetriebs

Daruumlber hinaus ist es wichtig das Wiki als Prozess und nicht als Zustand zu verstehen Das Wiki-Team soll klein anfangen indem es realistische Ziele definiert und diese zu erreichbaren Arbeitsschrit-ten zuordnet

Wie funktioniert die Arbeit in der offiziellen Wikipedia Erkenntnisse aus der Workshopphase von Daniel Doumlrler und Florian HeiglWikipedia ist eine gemeinschaftlich erarbeitete Enzyklopaumldie bei der jeder mitschreiben kann Das Ziel ist eine Enzyklopaumldie mit bestmoumlglicher Qualitaumlt (siehe httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGrundprinzipien) zu schreiben Eines der wichtigsten Grundprinzipien ist dabei die Neutralitaumlt der Artikel die in Wikipe-dia verfasst werden dh es sollen alle Standpunkte und Sichtweisen einer Diskussion enthalten sein Ein weiterer wichtiger Faktor sind belegbare Informationen Bei einem neuen Artikel muumlssen Publika-tionen sowie andere Quellen angegeben werden die diese neuen Informationen belegen Wurde ein neuer Artikel verfasst muss dieser zuerst noch einer Qualitaumltskontrolle unterzogen werden Diese Kontrolle fuumlhren andere Nutzende durch welche sich durch zahlreiche Beitraumlge in der Wikipedia entsprechende Editor-Rechte erworben haben Dabei kann der Artikel leicht abgeaumlndert oder sogar komplett geloumlscht werden Diese Kontrolle kann mehrere Tage in Anspruch nehmen Erst wenn sie erfolgt ist ist der Artikel auch oumlffentlich zugaumlnglich

Es ist daher sehr wichtig den Workshopteilnehmenden die sich dazu entschlieszligen einen neuen Artikel in der Wikipedia zu verfas-sen oder einen vorhandenen Artikel zu bearbeiten vorab zu infor-mieren dass es mitunter mehrere Tage dauern kann bis die Aumlnde-rungen bzw Neuerungen in der offiziellen Wikipedia aufscheinen sofern diese gleich akzeptiert werden Dadurch kann etwaigen Ent-taumluschungen vorgebeugt werden Wird der Artikel nicht vollstaumlndig akzeptiert sollte auf die Kritikpunkte der EditorInnen eingegangen werden und der Artikel entsprechend umgeschrieben werden um letztendlich freigeschalten zu werden

Fazit 15

Um diese Prozesse besser zu verstehen empfehlen wir eine Be-arbeitung in der offiziellen Wikipedia nur durchzufuumlhren wenn bereits erfahrene Wikipedia-Nutzende im Team mitarbeiten welche die zugrundeliegenden Mechanismen beherrschen und bei Fragen konkrete Auskunft geben koumlnnen Auf diese Weise kann fokussiert an den Inhalten gearbeitet werden ohne viel Zeit fuumlr die Erlernung von Wikipedia-Regeln aufwenden zu muumlssen

FazitWikis bieten zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr den Austausch von In-formationen und Wissen und sind daher fuumlr die Zusammenarbeit heterogener Gruppen im Kontext von Citizen Science besonders gut geeignet Durch einen Workshop im von uns vorgeschlagenen For-mat kann die Bildung einer entsprechenden Community unterstuumltzt werden Damit wird ein Rahmen geboten in dem wichtige Entschei-dungen zu Zielen Strukturen und organisatorischen Fragen in einer transparenten und nachvollziehbaren Form getroffen und umge-setzt werden koumlnnen

Wikis erfordern in der Pflege Aufwand und sind nicht jedem und jeder gleich zugaumlnglich Daher kann es sinnvoll sein in Workshops die Inhalte zu einem bestimmten Thema von Citizen Science gene-rieren Edit-a-thons zu integrieren die dieses Wissen fuumlr breitere Kreise zugaumlnglich und veraumlnderbar macht

Noch wichtiger als die technische Komponente ist das soziale Netzwerk welches hinter einem Wiki steht Die Vergabe von Rech-ten muss sowohl transparent als auch effektiv und zuumlgig erfolgen und erfordert damit einzuplanende Arbeitszeit

16 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

Weiterfuumlhrende Ressourcenbull Das Citizen Science-Wiki wikibuergerschaffenwissendebull Dokumentation unseres Workshops wikibuergerschaffen

wissendewWiki-Workshop_Dokumentation bull Mehr Informationen zum Edit-a-thon (Englisch) https

enwikipediaorgwikiWikipediaHow_to_run_an_edit-a-thon bull Wiki-Systeme als Beispiel vom Wissenschaftsmanagement

bull Voigt S amp Orth R (2016) Wissensmanagement mit Wiki-Systemen In Kohl H Mertins K amp Seidel H (Hrsg) Wis-sensmanagement im Mittelstand Springer Verlag S 141ndash151

bull Museum fuumlr Naturkunde Berlin (2015) Arbeitstagung Ge-meinsames Erschlieszligen von Wissen in Museumssammlungen am Beispiel von Wikis httpbiowikifarmnetv-mfn arbeitstagung2015Wikis_in_der_Wissenschaftskommu nikation_eines_Museums

Gastgeber und Partner

GEWISS-Konsortium

Page 8: Citizen Science- Wikis · 2017. 11. 21. · 6 Citizen Science-Wikis: Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchführung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt 2 Pettibone,

8 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

kommenldquo Dabei gilt es unterschiedliche Perspektiven zusammenzu-fassen und gemeinsam mit den Teilnehmenden auf gemeinsame Louml-sungsansaumltze hinzuarbeiten Falls Entscheidungen getroffen werden muumlssen sollte die Moderation darauf achten dass das Verfahren der Entscheidungsfindung nachvollziehbar durchgefuumlhrt und dokumen-tiert wird

Fuumlr die Moderation empfiehlt sich daher eine gruumlndliche Vorberei-tung

bull Welches sind die entscheidenden Themen (bdquoTagesordnungldquo)bull Muumlssen sofort Entscheidungen getroffen werden Oder gilt es

ein Thema laumlngerfristiger zu diskutieren und weiterzuentwi-ckeln

bull Lassen sich bestimmte Konfliktpunkte bereits in der Vorbe-reitung erkennen Falls ja sollten diese von der Moderation angesprochen werden

bull Wie viel Zeit ist fuumlr die Diskussion eingeplant Wie wird diese dokumentiert

Im Idealfall steht am Ende ein Protokoll mit den wichtigsten Be-schluumlssen und Diskussionspunkten Die Entscheidungen koumlnnen gleich in der naumlchsten Phase umgesetzt werden

Workshop z B bdquoEdit-a-thonldquo Eine Workshop-Phase ermoumlglicht es den Teilnehmenden in direkter Zusammenarbeit Inhalte zu generieren die im Plenum entschiede-nen Punkte direkt umzusetzen und die Bekanntschaft miteinander zu intensivieren Zusaumltzlich gibt es den Vorteil dass eventuell auf-tretende Unklarheiten direkt angesprochen und geklaumlrt werden koumlnnen Grundsaumltzlich sind verschiedene Workshop-Formate moumlg-lich (z B Open Space Barcamp) Wir stellen hier das Wiki-spezifi-sche Format Edit-a-thon also eine Schreibwerkstatt vor

Bei einem Edit-a-thon arbeiten verschiedene Personen allein oder in Kleingruppen an den Inhalten eines Wikis Da Wiki-Systeme in der Regel eine synchrone Bearbeitung von Seiteninhalten nicht unterstuumltzen empfiehlt es sich die Themenfelder im Voraus unter-einander aufzuteilen Die Kleingruppen entscheiden dann selbst ob sie direkt Inhalte einpflegen oder es zuvor die Gliederung der Dar-stellung etc zu diskutieren gilt

Diese Methode ist besonders gut zum Aufbau eines Wikis geeignet da sie den Autorinnen und Autoren Raum gibt die Inhalte und Ziele einzelner Beitraumlge zu diskutieren Diskussionen die langwierig wir-ken koumlnnen in der Umsetzung im Nachgang viel Zeit sparen Statt einzeln uumlber Wochen an einem Text zu arbeiten koumlnnen sich Teams eine Gliederung und Struktur gemeinsam uumlberlegen Dazu kommt eine Rollenverteilung fuumlr die spaumltere Ausfuumlhrung des Beitrages nach dem Workshop

Organisation des Workshops 9

Der Edit-a-thon eignet sich also sehr gut fuumlr die gemeinsame Bearbeitung von Artikeln und Wiki-Strukturen Die Kleingruppen koumlnnen zusammen entscheiden wie bestimmte Artikel benannt und verlinkt werden sollen Beim Edit-a-thon unseres Wiki-Workshops beispielsweise wurden 37 Aumlnderungen am Wiki vorgenommen da-von 21 inhaltliche Aumlnderungen

Daruumlber hinaus bietet ein Edit-a-thon den Teilnehmenden die Moumlglichkeit erste praktische Erfahrungen mit dem Wiki-System zu sammeln bei der offene Fragen schnell geklaumlrt und Beruumlhrungs-aumlngste abgebaut werden Ein Teilnehmer unseres Wiki-Workshops erzaumlhlte beispielsweise dass er urspruumlnglich keine Ahnung von Wikis hatte aber er sich nach dem Edit-a-thon zutraue eigene Bei-traumlge im Wiki zu schreiben

Weitere Informationen zu Edit-a-thons auf httpsenwikipediaorgwikiWikipediaHow_to_run_an_edit-a-thon

Zusammenfassung und naumlchste SchritteZum Abschluss der Veranstaltung sollten alle Teilnehmenden zu ei-nem Abschluss-Plenum zusammenkommen Hier liegt der Fokus we-niger darauf den Teilnehmenden neue Impulse zu geben oder weite-re Entscheidungen zu treffen sondern staumlrker darauf Erfahrungen zu schildern Perspektiven auszutauschen und den Workshops ge-meinsam auszuwerten Fuumlr die Veranstaltenden bietet sich hier eine besondere Moumlglichkeit Feedback zum Workshop und Impulse zur Weiterentwicklung aufzunehmen Besonders kritische Kommentare sollten wertschaumltzend aufgenommen und nicht bdquozerredetldquo werden Nach Bedarf kann sich die Gruppe hier auf weitere Schritte einigenEine Dokumentation empfiehlt sich direkt im jeweiligen Wiki Eine Dokumentation unseres Workshops auf httpwikibuerger schaffenwissendewWiki-Workshop_Dokumentation

10 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

Erkenntnisse aus unserem Wiki-Workshop

Wie gewinnt man Citizen Scientists Einsichten aus dem Impulsvortrag von Prof Dr Franccedilois BryIn seinem Vortrag stellte Franccedilois Bry vier unterschiedliche Theori-en der Motivation vor die fuumlr Citizen Science relevant sein koumlnnen In einer bdquoSchenkoumlkonomieldquo werden Sachen verschenkt ohne eine erkennbare Gegenleistung zu bekommen3 Nach diesem Modell wird die schenkende Person durch Reputation Anerkennung und durch die Freude altruistisch zu handeln und an etwas Groumlszligerem mitzu-wirken honoriert Um dieses Modell erfolgreich umzusetzen muss ein Citizen Science-Projekt diese drei Aspekte erfuumlllen

Im zweiten Modell ndash bdquoGeben und Nehmenldquondash erhalten Beitragende eine Gegenleistung die aus der gemeinsamen Arbeit stammt Bei-spiele hierfuumlr sind Auskuumlnften uumlber den eigenen Gesundheitsstand aufgrund der angegebenen Symptome (z B in der Gesundheitsfor-schung) oder Lernen (durch Peer Corrective Fragen und Antwor-ten gegenseitige Motivation)

Das dritte Modell beschreibt die bdquoUumlberflussgesellschaftldquo in der Leute nicht auf ein bestimmtes Projekt warten um sich zu engagie-ren Stattdessen muss das Projekt eine hohe Qualitaumlt nachweisen ndash hinsichtlich der Software der Inhalte und der sozialen Interak-tionen (beispielsweise zwischen Citizen Scientists und beruflichen Wissenschaftlern) ndash um Interesse zu wecken

Das vierte Modell bdquoSoziales Mediumldquo nutzt kollaborative Anreize um Interessierte zur Teilnahme zu motivieren Beispielsweise kann es Interessierte motivieren (a) sich mit anderen auszutauschen die ein gemeinsames Hobby teilen (b) die Verantwortung fuumlr eine konkrete wissenschaftliche Fragestellung zu uumlbernehmen oder (c) mit professionellen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft-lern des jeweiligen Forschungsfeldes in Austausch zu treten Fuumlr das vierte Modell muss das gewaumlhlte Kommunikationsmedium nicht unbedingt digital sein

Als Fazit betonte Herr Bry dass es bei Citizen Science vor allem darum geht neue Formen des Mitwirkens und der Zusammenarbeit auszuprobieren Citizen Science stellt also ein Experiment der Zu-sammenarbeit oder Mitwirkungsformen dar und ist daher nicht nur fuumlr die konkreten Forschungsgebiete relevant sondern es lassen sich daruumlber hinaus Erkenntnisse fuumlr neue Formen der Zusammen-arbeit unterschiedlicher gesellschaftlicher Akteure gewinnen

3 Mehr dazu von Marcel Mauss in bdquoEssai sur le donldquo (bdquoDie Gabeldquo 1923) oder Eric Raymond zu Open Source in bdquoHomesteading the Noosphereldquo (1997)

Erkenntnisse aus unserem Wiki-Workshop 11

Lessons learned vom Wiki-Projekt am Museum fuumlr Naturkunde Einsichten von Alvaro Ortiz und Eva PatzschkeIm Museum fuumlr Naturkunde wurden im Rahmen des BMBF-Projekts bdquoWiki-Ansatz und kollaboratives Arbeiten in Forschungsmuseenldquo zwischen 2013 und 2016 mehrere Wikis aufgebaut und evaluiert Die Wikis waren darauf ausgelegt nicht nur museumsintern sondern auch extern sichtbar zu sein Die wichtigsten Erfahrungen aus dem Projekt wurden dargestellt

Auf der Grundlage einer Mitarbeiterbefragung im Vorfeld der Wiki-Entwicklung wurden die von den Mitarbeitenden genannten Huumlrden Erwartungen und Wuumlnsche erfasst Daraus lieszligen sich Voraussetzungen herleiten welche die einzurichtenden Wikis am Museum zu erfuumlllen hatten damit ein Erfolg der Wikis und des kolla-borativen Arbeitens bestmoumlglich unterstuumltzt wurde

bull Das Wiki sollte die Arbeit und die Kommunikation innerhalb des Teams erleichtern Das Ziel und der Nutzen des Wikis zur Unterstuumltzung der Arbeit am Naturkundemuseum mussten von den Beteiligten im Team klar wahrgenommen werden

bull Die Motivation und das Interesse am Mitmachen musste von Vornherein groszlig sein Die Bereitstellung von Informationen uumlber ein Wiki und die Abfrage der bereitgestellten Informatio-nen mussten fuumlr die Arbeit wichtig und hilfreich sein

bull Damit eine gute Beteiligung und ein Multiplikationseffekt entstehen konnten musste die Anzahl aktiver Nutzer mittel-fristig mehrere bis viele Personen umfassen

bull Das Wiki musste relevant fuumlr spezifische Zielgruppe(n) sein da es sich perspektivisch nach auszligen (zumindest im Lesemo-dus) oumlffnen sollte Das Wiki sollte der Vermittlung von Inhal-ten und der Wissenskommunikation dienen

Es war beim Aufbau der Wikis am Museum wichtig dass das Team ein Wiki wirklich ausprobieren wollte die Beteiligung jedoch trotz-dem freiwillig blieb

In der Umsetzungsphase blieben die Beteiligungsmotivation der Mitarbeitenden und die Wahrnehmung der Vorteile der Wikis zwar hoch die tatsaumlchliche aktive Beteiligung war dennoch relativ ge-ring Zu den Gruumlnden gehoumlrten beispielsweise Zeitmangel oder die Unsicherheit daruumlber wie viel Zeit in die Arbeit mit Wikis inves-tiert werden darf Das Korrigieren fremder Texte wurde ebenfalls als Huumlrde des kollaborativen Arbeitens wahrgenommen Auch die hohen Anspruumlche an eine zufriedenstellende Qualitaumltssicherung fuumlhrten zunaumlchst dazu dass Regeln und Arbeitsablaumlufe festgelegt werden mussten was sich als Hemmnis fuumlr die Mitarbeit darstellte

12 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

Ein Fazit war dass Wikis technische und soziale Komponenten haben Wikis stellen ein Wissensmanagementsystem zur Verfuumlgung und profitieren nicht nur davon wenn viele Personen sich aktiv be-teiligen sondern auch davon wenn Einzelne sich uumlbergeordnet um die Zusammenarbeit der Teammitglieder kuumlmmern Diese Rolle kann ein sogenannter Community Manager uumlbernehmen Am Museum fuumlr Naturkunde wurde ein Community Manager eingesetzt um die Beteiligung zu stabilisieren und zu verbessern Daruumlber hinaus ist es ein Signal an das Team und das Museum dass das Wiki und die Wissenssammlung so wichtig sind dass Ressourcen in Form eines Community Managers dafuumlr bereitgestellt werden Eine (oder einige) zentrale sich verantwortlich fuumlhlende Person(en) wie der Communi-ty Manager ist daher besonders fuumlr neue Wikis sehr zu empfehlenFolgende Aufgaben uumlbernehmen Community Manager am Museum fuumlr Naturkunde auch nach der Projektlaufzeit

bull Der Community Manager kuumlmmerte sich als Ansprechpartner aktiv um die Wiki-Beteiligten er erlaumlutert dem Team bzw neuen Teammitgliedern die Ziele des Wikis erklaumlrt bereits erstellte Richtlinien fuumlr die Zusammenarbeit und die Relevanz des Wikis fuumlr die ArbeitszusammenhaumlngeDiese Person uumlber-blickt die Inhalte der Wikis und strukturiert diese gegebenen-falls um wenn Inhalte wachsen und neue Artikel eingepflegt werden Sie vernetzt oder ergaumlnzt Informationen im Wiki Sie achtet auf die Einhaltung von Regeln Der Community Mana-ger fordert Mitarbeitende freundlich zur Mitarbeit auf macht Themenvorschlaumlge und liefert Anregungen fuumlr eine Beteili-gung Er gibt Feedback und legt neue Nutzer an

bull Diese Person ist Ansprechpartner bei Fragen und Schwierig-keiten Sie organisiert Treffen der Beteiligten bei denen ein persoumlnlicher Austausch zum Wiki und den Inhalten stattfin-det Dieser Austausch wird auch in Hinblick auf die Zusam-menarbeit im Wiki sehr positiv wahrgenommen

Weitere Maszlignahmen waren am Museum fuumlr Naturkunde dass das Wiki selbst mehrfach an die Beduumlrfnisse angepasst aber auch ansprechender gestaltet wurde Die Startseite wurde attraktiver gemacht Eine Vision fuumlr das Wiki wurde erarbeitet und auf die Startseite gesetzt Eine Vorschau der Inhalte wurde entwickelt beispielsweise ist ein bdquoArtikel des Tagesldquo auf der Startseite sicht-bar Schreibwerkstaumltten und interne Projektvorstellungen haben fuumlr Aufmerksamkeit gesorgt und die Wikis am Museum bekannter gemacht

Fazit Wikis eignen sich gut um viele Beteiligte beim Aufbau eines Wissenssystems an einem Forschungsmuseum einzubinden Doch sind gerade neue Wikis ohne umfangreichen Inhalt fragile Syste-

Erkenntnisse aus unserem Wiki-Workshop 13

me die unterstuumltzt und aufrechterhalten werden muumlssen damit sie nicht wieder einschlafen Ohne besonderen Einsatz Einzelner ist dies nur schwer moumlglich Das Erstellen von Inhalten in Wikis wird oft als zusaumltzliche Arbeit empfunden auch wenn der Nutzen fuumlr das Team plausibel ist Wikis sind keine Selbstlaumlufer Auch wenn sie als Infor-mationsquelle gern genutzt werden ist das Zusammentragen von Inhalten ein laumlngerer Prozess

Weitere Informationen zum Wiki Projekt am Museum fuumlr Natur-kunde Projektabschlussbericht bdquoWiki-Ansatz und kollaboratives Arbeiten in Forschungsmuseenldquo (Patzschke in Vorbereitung)

Diskussion Ziele und Zielgruppen fuumlr das Citizen Science-WikiIn unserem Workshop wurden in der Plenums-Diskussion die Wuumln-sche und Ziele fuumlr das Citizen Science-Wiki diskutiert

WuumlnscheDie Teilnehmenden wuumlnschten sich hauptsaumlchlich zwei Rollen fuumlr das Wiki 1) es bietet eine Plattform fuumlr unterstuumltzende Inhalte wie Best Practice und methodische Hilfe sowie Informationen zu laufen-den fachlichen Debatten in der Buumlrgerforschung und 2) es ermoumlg-licht Kommunikation und Austausch zwischen Praktikerinnen und Praktikern in der Citizen Science-Community Um diese Rollen zu erfuumlllen muss das Citizen Science-Wiki nutzerfreundlich sein klare redaktionelle Regeln folgen (z B zu Quellenangaben) und im gesam-ten deutschsprachigen Raum (also Deutschland Oumlsterreich und der Schweiz) genutzt werden Dazu ist wichtig das Citizen Science-Wiki selbst als Citizen Science-Projekt zu verstehen und das Wiki als wichtige Taumltigkeit fuumlr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anzuerkennen

Anregungen und DiskussionspunkteDie Teilnehmenden haben kurz verschiedene Strukturen wie auch Fragen und Antworte (FAQ) oder Diskussionswebplattforme (z B Diskursorg) diskutiert und beschlossen beim Wiki-Format zu bleiben Hier wurde auch vorgeschlagen dass Wiki Artikel oft mit Fragen beginnen die zur Sammlung von Informationen fuumlhren die danach zusammengestellt werden Das Wiki soll als Diskussi-onsplattform oder lebendes Dokument verstanden werden das die Initiatoren nicht unbedingt kontrollieren koumlnnen

Ein weiterer Diskussionspunkt war die Frage wer Artikel schrei-ben soll und wie das Citizen Science-Wiki fuumlr potenzielle Autorinnen und Autoren attraktiv gemacht werden kann Mentorinnen und Mentoren wurden als Moumlglichkeit gesehen Autoren fuumlr die Redak-tion auszubilden Dazu soll auch uumlberlegt werden wer die Zielgrup-pen sind und wie sie anzusprechen sind

14 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

ZieleDer letzte groszlige Diskussionspunkt war das Hauptziel des Wikis Hier war der Beschluss dass das Wiki nicht als Schreibportal fuumlr die GEWISS-Handreichung noch fuumlr Vorstellung von Citizen Science-Pro-jekten gelten soll sondern als offene Plattform fuumlr laufende Diskussi-onen uumlber Citizen Science im deutschsprachigen Raum sowie als Ort fuumlr praktische Hinweise zu verschiedenen Aspekten von Citizen Sci-ence-Praxis dienen soll Hier sollte Wissen uumlber den State of the Art aus verschiedenen Artikeln und Projektberichten gesammelt werden Die Zielgruppe besteht hauptsaumlchlich aus Citizen Scientists und In-teressierten Angesprochen fuumlhlen sollen nicht nur wissenschaftlich Taumltige sondern auch Akteure auszligerhalb des Wissenschaftsbetriebs

Daruumlber hinaus ist es wichtig das Wiki als Prozess und nicht als Zustand zu verstehen Das Wiki-Team soll klein anfangen indem es realistische Ziele definiert und diese zu erreichbaren Arbeitsschrit-ten zuordnet

Wie funktioniert die Arbeit in der offiziellen Wikipedia Erkenntnisse aus der Workshopphase von Daniel Doumlrler und Florian HeiglWikipedia ist eine gemeinschaftlich erarbeitete Enzyklopaumldie bei der jeder mitschreiben kann Das Ziel ist eine Enzyklopaumldie mit bestmoumlglicher Qualitaumlt (siehe httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGrundprinzipien) zu schreiben Eines der wichtigsten Grundprinzipien ist dabei die Neutralitaumlt der Artikel die in Wikipe-dia verfasst werden dh es sollen alle Standpunkte und Sichtweisen einer Diskussion enthalten sein Ein weiterer wichtiger Faktor sind belegbare Informationen Bei einem neuen Artikel muumlssen Publika-tionen sowie andere Quellen angegeben werden die diese neuen Informationen belegen Wurde ein neuer Artikel verfasst muss dieser zuerst noch einer Qualitaumltskontrolle unterzogen werden Diese Kontrolle fuumlhren andere Nutzende durch welche sich durch zahlreiche Beitraumlge in der Wikipedia entsprechende Editor-Rechte erworben haben Dabei kann der Artikel leicht abgeaumlndert oder sogar komplett geloumlscht werden Diese Kontrolle kann mehrere Tage in Anspruch nehmen Erst wenn sie erfolgt ist ist der Artikel auch oumlffentlich zugaumlnglich

Es ist daher sehr wichtig den Workshopteilnehmenden die sich dazu entschlieszligen einen neuen Artikel in der Wikipedia zu verfas-sen oder einen vorhandenen Artikel zu bearbeiten vorab zu infor-mieren dass es mitunter mehrere Tage dauern kann bis die Aumlnde-rungen bzw Neuerungen in der offiziellen Wikipedia aufscheinen sofern diese gleich akzeptiert werden Dadurch kann etwaigen Ent-taumluschungen vorgebeugt werden Wird der Artikel nicht vollstaumlndig akzeptiert sollte auf die Kritikpunkte der EditorInnen eingegangen werden und der Artikel entsprechend umgeschrieben werden um letztendlich freigeschalten zu werden

Fazit 15

Um diese Prozesse besser zu verstehen empfehlen wir eine Be-arbeitung in der offiziellen Wikipedia nur durchzufuumlhren wenn bereits erfahrene Wikipedia-Nutzende im Team mitarbeiten welche die zugrundeliegenden Mechanismen beherrschen und bei Fragen konkrete Auskunft geben koumlnnen Auf diese Weise kann fokussiert an den Inhalten gearbeitet werden ohne viel Zeit fuumlr die Erlernung von Wikipedia-Regeln aufwenden zu muumlssen

FazitWikis bieten zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr den Austausch von In-formationen und Wissen und sind daher fuumlr die Zusammenarbeit heterogener Gruppen im Kontext von Citizen Science besonders gut geeignet Durch einen Workshop im von uns vorgeschlagenen For-mat kann die Bildung einer entsprechenden Community unterstuumltzt werden Damit wird ein Rahmen geboten in dem wichtige Entschei-dungen zu Zielen Strukturen und organisatorischen Fragen in einer transparenten und nachvollziehbaren Form getroffen und umge-setzt werden koumlnnen

Wikis erfordern in der Pflege Aufwand und sind nicht jedem und jeder gleich zugaumlnglich Daher kann es sinnvoll sein in Workshops die Inhalte zu einem bestimmten Thema von Citizen Science gene-rieren Edit-a-thons zu integrieren die dieses Wissen fuumlr breitere Kreise zugaumlnglich und veraumlnderbar macht

Noch wichtiger als die technische Komponente ist das soziale Netzwerk welches hinter einem Wiki steht Die Vergabe von Rech-ten muss sowohl transparent als auch effektiv und zuumlgig erfolgen und erfordert damit einzuplanende Arbeitszeit

16 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

Weiterfuumlhrende Ressourcenbull Das Citizen Science-Wiki wikibuergerschaffenwissendebull Dokumentation unseres Workshops wikibuergerschaffen

wissendewWiki-Workshop_Dokumentation bull Mehr Informationen zum Edit-a-thon (Englisch) https

enwikipediaorgwikiWikipediaHow_to_run_an_edit-a-thon bull Wiki-Systeme als Beispiel vom Wissenschaftsmanagement

bull Voigt S amp Orth R (2016) Wissensmanagement mit Wiki-Systemen In Kohl H Mertins K amp Seidel H (Hrsg) Wis-sensmanagement im Mittelstand Springer Verlag S 141ndash151

bull Museum fuumlr Naturkunde Berlin (2015) Arbeitstagung Ge-meinsames Erschlieszligen von Wissen in Museumssammlungen am Beispiel von Wikis httpbiowikifarmnetv-mfn arbeitstagung2015Wikis_in_der_Wissenschaftskommu nikation_eines_Museums

Gastgeber und Partner

GEWISS-Konsortium

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Organisation des Workshops 9

Der Edit-a-thon eignet sich also sehr gut fuumlr die gemeinsame Bearbeitung von Artikeln und Wiki-Strukturen Die Kleingruppen koumlnnen zusammen entscheiden wie bestimmte Artikel benannt und verlinkt werden sollen Beim Edit-a-thon unseres Wiki-Workshops beispielsweise wurden 37 Aumlnderungen am Wiki vorgenommen da-von 21 inhaltliche Aumlnderungen

Daruumlber hinaus bietet ein Edit-a-thon den Teilnehmenden die Moumlglichkeit erste praktische Erfahrungen mit dem Wiki-System zu sammeln bei der offene Fragen schnell geklaumlrt und Beruumlhrungs-aumlngste abgebaut werden Ein Teilnehmer unseres Wiki-Workshops erzaumlhlte beispielsweise dass er urspruumlnglich keine Ahnung von Wikis hatte aber er sich nach dem Edit-a-thon zutraue eigene Bei-traumlge im Wiki zu schreiben

Weitere Informationen zu Edit-a-thons auf httpsenwikipediaorgwikiWikipediaHow_to_run_an_edit-a-thon

Zusammenfassung und naumlchste SchritteZum Abschluss der Veranstaltung sollten alle Teilnehmenden zu ei-nem Abschluss-Plenum zusammenkommen Hier liegt der Fokus we-niger darauf den Teilnehmenden neue Impulse zu geben oder weite-re Entscheidungen zu treffen sondern staumlrker darauf Erfahrungen zu schildern Perspektiven auszutauschen und den Workshops ge-meinsam auszuwerten Fuumlr die Veranstaltenden bietet sich hier eine besondere Moumlglichkeit Feedback zum Workshop und Impulse zur Weiterentwicklung aufzunehmen Besonders kritische Kommentare sollten wertschaumltzend aufgenommen und nicht bdquozerredetldquo werden Nach Bedarf kann sich die Gruppe hier auf weitere Schritte einigenEine Dokumentation empfiehlt sich direkt im jeweiligen Wiki Eine Dokumentation unseres Workshops auf httpwikibuerger schaffenwissendewWiki-Workshop_Dokumentation

10 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

Erkenntnisse aus unserem Wiki-Workshop

Wie gewinnt man Citizen Scientists Einsichten aus dem Impulsvortrag von Prof Dr Franccedilois BryIn seinem Vortrag stellte Franccedilois Bry vier unterschiedliche Theori-en der Motivation vor die fuumlr Citizen Science relevant sein koumlnnen In einer bdquoSchenkoumlkonomieldquo werden Sachen verschenkt ohne eine erkennbare Gegenleistung zu bekommen3 Nach diesem Modell wird die schenkende Person durch Reputation Anerkennung und durch die Freude altruistisch zu handeln und an etwas Groumlszligerem mitzu-wirken honoriert Um dieses Modell erfolgreich umzusetzen muss ein Citizen Science-Projekt diese drei Aspekte erfuumlllen

Im zweiten Modell ndash bdquoGeben und Nehmenldquondash erhalten Beitragende eine Gegenleistung die aus der gemeinsamen Arbeit stammt Bei-spiele hierfuumlr sind Auskuumlnften uumlber den eigenen Gesundheitsstand aufgrund der angegebenen Symptome (z B in der Gesundheitsfor-schung) oder Lernen (durch Peer Corrective Fragen und Antwor-ten gegenseitige Motivation)

Das dritte Modell beschreibt die bdquoUumlberflussgesellschaftldquo in der Leute nicht auf ein bestimmtes Projekt warten um sich zu engagie-ren Stattdessen muss das Projekt eine hohe Qualitaumlt nachweisen ndash hinsichtlich der Software der Inhalte und der sozialen Interak-tionen (beispielsweise zwischen Citizen Scientists und beruflichen Wissenschaftlern) ndash um Interesse zu wecken

Das vierte Modell bdquoSoziales Mediumldquo nutzt kollaborative Anreize um Interessierte zur Teilnahme zu motivieren Beispielsweise kann es Interessierte motivieren (a) sich mit anderen auszutauschen die ein gemeinsames Hobby teilen (b) die Verantwortung fuumlr eine konkrete wissenschaftliche Fragestellung zu uumlbernehmen oder (c) mit professionellen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft-lern des jeweiligen Forschungsfeldes in Austausch zu treten Fuumlr das vierte Modell muss das gewaumlhlte Kommunikationsmedium nicht unbedingt digital sein

Als Fazit betonte Herr Bry dass es bei Citizen Science vor allem darum geht neue Formen des Mitwirkens und der Zusammenarbeit auszuprobieren Citizen Science stellt also ein Experiment der Zu-sammenarbeit oder Mitwirkungsformen dar und ist daher nicht nur fuumlr die konkreten Forschungsgebiete relevant sondern es lassen sich daruumlber hinaus Erkenntnisse fuumlr neue Formen der Zusammen-arbeit unterschiedlicher gesellschaftlicher Akteure gewinnen

3 Mehr dazu von Marcel Mauss in bdquoEssai sur le donldquo (bdquoDie Gabeldquo 1923) oder Eric Raymond zu Open Source in bdquoHomesteading the Noosphereldquo (1997)

Erkenntnisse aus unserem Wiki-Workshop 11

Lessons learned vom Wiki-Projekt am Museum fuumlr Naturkunde Einsichten von Alvaro Ortiz und Eva PatzschkeIm Museum fuumlr Naturkunde wurden im Rahmen des BMBF-Projekts bdquoWiki-Ansatz und kollaboratives Arbeiten in Forschungsmuseenldquo zwischen 2013 und 2016 mehrere Wikis aufgebaut und evaluiert Die Wikis waren darauf ausgelegt nicht nur museumsintern sondern auch extern sichtbar zu sein Die wichtigsten Erfahrungen aus dem Projekt wurden dargestellt

Auf der Grundlage einer Mitarbeiterbefragung im Vorfeld der Wiki-Entwicklung wurden die von den Mitarbeitenden genannten Huumlrden Erwartungen und Wuumlnsche erfasst Daraus lieszligen sich Voraussetzungen herleiten welche die einzurichtenden Wikis am Museum zu erfuumlllen hatten damit ein Erfolg der Wikis und des kolla-borativen Arbeitens bestmoumlglich unterstuumltzt wurde

bull Das Wiki sollte die Arbeit und die Kommunikation innerhalb des Teams erleichtern Das Ziel und der Nutzen des Wikis zur Unterstuumltzung der Arbeit am Naturkundemuseum mussten von den Beteiligten im Team klar wahrgenommen werden

bull Die Motivation und das Interesse am Mitmachen musste von Vornherein groszlig sein Die Bereitstellung von Informationen uumlber ein Wiki und die Abfrage der bereitgestellten Informatio-nen mussten fuumlr die Arbeit wichtig und hilfreich sein

bull Damit eine gute Beteiligung und ein Multiplikationseffekt entstehen konnten musste die Anzahl aktiver Nutzer mittel-fristig mehrere bis viele Personen umfassen

bull Das Wiki musste relevant fuumlr spezifische Zielgruppe(n) sein da es sich perspektivisch nach auszligen (zumindest im Lesemo-dus) oumlffnen sollte Das Wiki sollte der Vermittlung von Inhal-ten und der Wissenskommunikation dienen

Es war beim Aufbau der Wikis am Museum wichtig dass das Team ein Wiki wirklich ausprobieren wollte die Beteiligung jedoch trotz-dem freiwillig blieb

In der Umsetzungsphase blieben die Beteiligungsmotivation der Mitarbeitenden und die Wahrnehmung der Vorteile der Wikis zwar hoch die tatsaumlchliche aktive Beteiligung war dennoch relativ ge-ring Zu den Gruumlnden gehoumlrten beispielsweise Zeitmangel oder die Unsicherheit daruumlber wie viel Zeit in die Arbeit mit Wikis inves-tiert werden darf Das Korrigieren fremder Texte wurde ebenfalls als Huumlrde des kollaborativen Arbeitens wahrgenommen Auch die hohen Anspruumlche an eine zufriedenstellende Qualitaumltssicherung fuumlhrten zunaumlchst dazu dass Regeln und Arbeitsablaumlufe festgelegt werden mussten was sich als Hemmnis fuumlr die Mitarbeit darstellte

12 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

Ein Fazit war dass Wikis technische und soziale Komponenten haben Wikis stellen ein Wissensmanagementsystem zur Verfuumlgung und profitieren nicht nur davon wenn viele Personen sich aktiv be-teiligen sondern auch davon wenn Einzelne sich uumlbergeordnet um die Zusammenarbeit der Teammitglieder kuumlmmern Diese Rolle kann ein sogenannter Community Manager uumlbernehmen Am Museum fuumlr Naturkunde wurde ein Community Manager eingesetzt um die Beteiligung zu stabilisieren und zu verbessern Daruumlber hinaus ist es ein Signal an das Team und das Museum dass das Wiki und die Wissenssammlung so wichtig sind dass Ressourcen in Form eines Community Managers dafuumlr bereitgestellt werden Eine (oder einige) zentrale sich verantwortlich fuumlhlende Person(en) wie der Communi-ty Manager ist daher besonders fuumlr neue Wikis sehr zu empfehlenFolgende Aufgaben uumlbernehmen Community Manager am Museum fuumlr Naturkunde auch nach der Projektlaufzeit

bull Der Community Manager kuumlmmerte sich als Ansprechpartner aktiv um die Wiki-Beteiligten er erlaumlutert dem Team bzw neuen Teammitgliedern die Ziele des Wikis erklaumlrt bereits erstellte Richtlinien fuumlr die Zusammenarbeit und die Relevanz des Wikis fuumlr die ArbeitszusammenhaumlngeDiese Person uumlber-blickt die Inhalte der Wikis und strukturiert diese gegebenen-falls um wenn Inhalte wachsen und neue Artikel eingepflegt werden Sie vernetzt oder ergaumlnzt Informationen im Wiki Sie achtet auf die Einhaltung von Regeln Der Community Mana-ger fordert Mitarbeitende freundlich zur Mitarbeit auf macht Themenvorschlaumlge und liefert Anregungen fuumlr eine Beteili-gung Er gibt Feedback und legt neue Nutzer an

bull Diese Person ist Ansprechpartner bei Fragen und Schwierig-keiten Sie organisiert Treffen der Beteiligten bei denen ein persoumlnlicher Austausch zum Wiki und den Inhalten stattfin-det Dieser Austausch wird auch in Hinblick auf die Zusam-menarbeit im Wiki sehr positiv wahrgenommen

Weitere Maszlignahmen waren am Museum fuumlr Naturkunde dass das Wiki selbst mehrfach an die Beduumlrfnisse angepasst aber auch ansprechender gestaltet wurde Die Startseite wurde attraktiver gemacht Eine Vision fuumlr das Wiki wurde erarbeitet und auf die Startseite gesetzt Eine Vorschau der Inhalte wurde entwickelt beispielsweise ist ein bdquoArtikel des Tagesldquo auf der Startseite sicht-bar Schreibwerkstaumltten und interne Projektvorstellungen haben fuumlr Aufmerksamkeit gesorgt und die Wikis am Museum bekannter gemacht

Fazit Wikis eignen sich gut um viele Beteiligte beim Aufbau eines Wissenssystems an einem Forschungsmuseum einzubinden Doch sind gerade neue Wikis ohne umfangreichen Inhalt fragile Syste-

Erkenntnisse aus unserem Wiki-Workshop 13

me die unterstuumltzt und aufrechterhalten werden muumlssen damit sie nicht wieder einschlafen Ohne besonderen Einsatz Einzelner ist dies nur schwer moumlglich Das Erstellen von Inhalten in Wikis wird oft als zusaumltzliche Arbeit empfunden auch wenn der Nutzen fuumlr das Team plausibel ist Wikis sind keine Selbstlaumlufer Auch wenn sie als Infor-mationsquelle gern genutzt werden ist das Zusammentragen von Inhalten ein laumlngerer Prozess

Weitere Informationen zum Wiki Projekt am Museum fuumlr Natur-kunde Projektabschlussbericht bdquoWiki-Ansatz und kollaboratives Arbeiten in Forschungsmuseenldquo (Patzschke in Vorbereitung)

Diskussion Ziele und Zielgruppen fuumlr das Citizen Science-WikiIn unserem Workshop wurden in der Plenums-Diskussion die Wuumln-sche und Ziele fuumlr das Citizen Science-Wiki diskutiert

WuumlnscheDie Teilnehmenden wuumlnschten sich hauptsaumlchlich zwei Rollen fuumlr das Wiki 1) es bietet eine Plattform fuumlr unterstuumltzende Inhalte wie Best Practice und methodische Hilfe sowie Informationen zu laufen-den fachlichen Debatten in der Buumlrgerforschung und 2) es ermoumlg-licht Kommunikation und Austausch zwischen Praktikerinnen und Praktikern in der Citizen Science-Community Um diese Rollen zu erfuumlllen muss das Citizen Science-Wiki nutzerfreundlich sein klare redaktionelle Regeln folgen (z B zu Quellenangaben) und im gesam-ten deutschsprachigen Raum (also Deutschland Oumlsterreich und der Schweiz) genutzt werden Dazu ist wichtig das Citizen Science-Wiki selbst als Citizen Science-Projekt zu verstehen und das Wiki als wichtige Taumltigkeit fuumlr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anzuerkennen

Anregungen und DiskussionspunkteDie Teilnehmenden haben kurz verschiedene Strukturen wie auch Fragen und Antworte (FAQ) oder Diskussionswebplattforme (z B Diskursorg) diskutiert und beschlossen beim Wiki-Format zu bleiben Hier wurde auch vorgeschlagen dass Wiki Artikel oft mit Fragen beginnen die zur Sammlung von Informationen fuumlhren die danach zusammengestellt werden Das Wiki soll als Diskussi-onsplattform oder lebendes Dokument verstanden werden das die Initiatoren nicht unbedingt kontrollieren koumlnnen

Ein weiterer Diskussionspunkt war die Frage wer Artikel schrei-ben soll und wie das Citizen Science-Wiki fuumlr potenzielle Autorinnen und Autoren attraktiv gemacht werden kann Mentorinnen und Mentoren wurden als Moumlglichkeit gesehen Autoren fuumlr die Redak-tion auszubilden Dazu soll auch uumlberlegt werden wer die Zielgrup-pen sind und wie sie anzusprechen sind

14 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

ZieleDer letzte groszlige Diskussionspunkt war das Hauptziel des Wikis Hier war der Beschluss dass das Wiki nicht als Schreibportal fuumlr die GEWISS-Handreichung noch fuumlr Vorstellung von Citizen Science-Pro-jekten gelten soll sondern als offene Plattform fuumlr laufende Diskussi-onen uumlber Citizen Science im deutschsprachigen Raum sowie als Ort fuumlr praktische Hinweise zu verschiedenen Aspekten von Citizen Sci-ence-Praxis dienen soll Hier sollte Wissen uumlber den State of the Art aus verschiedenen Artikeln und Projektberichten gesammelt werden Die Zielgruppe besteht hauptsaumlchlich aus Citizen Scientists und In-teressierten Angesprochen fuumlhlen sollen nicht nur wissenschaftlich Taumltige sondern auch Akteure auszligerhalb des Wissenschaftsbetriebs

Daruumlber hinaus ist es wichtig das Wiki als Prozess und nicht als Zustand zu verstehen Das Wiki-Team soll klein anfangen indem es realistische Ziele definiert und diese zu erreichbaren Arbeitsschrit-ten zuordnet

Wie funktioniert die Arbeit in der offiziellen Wikipedia Erkenntnisse aus der Workshopphase von Daniel Doumlrler und Florian HeiglWikipedia ist eine gemeinschaftlich erarbeitete Enzyklopaumldie bei der jeder mitschreiben kann Das Ziel ist eine Enzyklopaumldie mit bestmoumlglicher Qualitaumlt (siehe httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGrundprinzipien) zu schreiben Eines der wichtigsten Grundprinzipien ist dabei die Neutralitaumlt der Artikel die in Wikipe-dia verfasst werden dh es sollen alle Standpunkte und Sichtweisen einer Diskussion enthalten sein Ein weiterer wichtiger Faktor sind belegbare Informationen Bei einem neuen Artikel muumlssen Publika-tionen sowie andere Quellen angegeben werden die diese neuen Informationen belegen Wurde ein neuer Artikel verfasst muss dieser zuerst noch einer Qualitaumltskontrolle unterzogen werden Diese Kontrolle fuumlhren andere Nutzende durch welche sich durch zahlreiche Beitraumlge in der Wikipedia entsprechende Editor-Rechte erworben haben Dabei kann der Artikel leicht abgeaumlndert oder sogar komplett geloumlscht werden Diese Kontrolle kann mehrere Tage in Anspruch nehmen Erst wenn sie erfolgt ist ist der Artikel auch oumlffentlich zugaumlnglich

Es ist daher sehr wichtig den Workshopteilnehmenden die sich dazu entschlieszligen einen neuen Artikel in der Wikipedia zu verfas-sen oder einen vorhandenen Artikel zu bearbeiten vorab zu infor-mieren dass es mitunter mehrere Tage dauern kann bis die Aumlnde-rungen bzw Neuerungen in der offiziellen Wikipedia aufscheinen sofern diese gleich akzeptiert werden Dadurch kann etwaigen Ent-taumluschungen vorgebeugt werden Wird der Artikel nicht vollstaumlndig akzeptiert sollte auf die Kritikpunkte der EditorInnen eingegangen werden und der Artikel entsprechend umgeschrieben werden um letztendlich freigeschalten zu werden

Fazit 15

Um diese Prozesse besser zu verstehen empfehlen wir eine Be-arbeitung in der offiziellen Wikipedia nur durchzufuumlhren wenn bereits erfahrene Wikipedia-Nutzende im Team mitarbeiten welche die zugrundeliegenden Mechanismen beherrschen und bei Fragen konkrete Auskunft geben koumlnnen Auf diese Weise kann fokussiert an den Inhalten gearbeitet werden ohne viel Zeit fuumlr die Erlernung von Wikipedia-Regeln aufwenden zu muumlssen

FazitWikis bieten zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr den Austausch von In-formationen und Wissen und sind daher fuumlr die Zusammenarbeit heterogener Gruppen im Kontext von Citizen Science besonders gut geeignet Durch einen Workshop im von uns vorgeschlagenen For-mat kann die Bildung einer entsprechenden Community unterstuumltzt werden Damit wird ein Rahmen geboten in dem wichtige Entschei-dungen zu Zielen Strukturen und organisatorischen Fragen in einer transparenten und nachvollziehbaren Form getroffen und umge-setzt werden koumlnnen

Wikis erfordern in der Pflege Aufwand und sind nicht jedem und jeder gleich zugaumlnglich Daher kann es sinnvoll sein in Workshops die Inhalte zu einem bestimmten Thema von Citizen Science gene-rieren Edit-a-thons zu integrieren die dieses Wissen fuumlr breitere Kreise zugaumlnglich und veraumlnderbar macht

Noch wichtiger als die technische Komponente ist das soziale Netzwerk welches hinter einem Wiki steht Die Vergabe von Rech-ten muss sowohl transparent als auch effektiv und zuumlgig erfolgen und erfordert damit einzuplanende Arbeitszeit

16 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

Weiterfuumlhrende Ressourcenbull Das Citizen Science-Wiki wikibuergerschaffenwissendebull Dokumentation unseres Workshops wikibuergerschaffen

wissendewWiki-Workshop_Dokumentation bull Mehr Informationen zum Edit-a-thon (Englisch) https

enwikipediaorgwikiWikipediaHow_to_run_an_edit-a-thon bull Wiki-Systeme als Beispiel vom Wissenschaftsmanagement

bull Voigt S amp Orth R (2016) Wissensmanagement mit Wiki-Systemen In Kohl H Mertins K amp Seidel H (Hrsg) Wis-sensmanagement im Mittelstand Springer Verlag S 141ndash151

bull Museum fuumlr Naturkunde Berlin (2015) Arbeitstagung Ge-meinsames Erschlieszligen von Wissen in Museumssammlungen am Beispiel von Wikis httpbiowikifarmnetv-mfn arbeitstagung2015Wikis_in_der_Wissenschaftskommu nikation_eines_Museums

Gastgeber und Partner

GEWISS-Konsortium

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10 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

Erkenntnisse aus unserem Wiki-Workshop

Wie gewinnt man Citizen Scientists Einsichten aus dem Impulsvortrag von Prof Dr Franccedilois BryIn seinem Vortrag stellte Franccedilois Bry vier unterschiedliche Theori-en der Motivation vor die fuumlr Citizen Science relevant sein koumlnnen In einer bdquoSchenkoumlkonomieldquo werden Sachen verschenkt ohne eine erkennbare Gegenleistung zu bekommen3 Nach diesem Modell wird die schenkende Person durch Reputation Anerkennung und durch die Freude altruistisch zu handeln und an etwas Groumlszligerem mitzu-wirken honoriert Um dieses Modell erfolgreich umzusetzen muss ein Citizen Science-Projekt diese drei Aspekte erfuumlllen

Im zweiten Modell ndash bdquoGeben und Nehmenldquondash erhalten Beitragende eine Gegenleistung die aus der gemeinsamen Arbeit stammt Bei-spiele hierfuumlr sind Auskuumlnften uumlber den eigenen Gesundheitsstand aufgrund der angegebenen Symptome (z B in der Gesundheitsfor-schung) oder Lernen (durch Peer Corrective Fragen und Antwor-ten gegenseitige Motivation)

Das dritte Modell beschreibt die bdquoUumlberflussgesellschaftldquo in der Leute nicht auf ein bestimmtes Projekt warten um sich zu engagie-ren Stattdessen muss das Projekt eine hohe Qualitaumlt nachweisen ndash hinsichtlich der Software der Inhalte und der sozialen Interak-tionen (beispielsweise zwischen Citizen Scientists und beruflichen Wissenschaftlern) ndash um Interesse zu wecken

Das vierte Modell bdquoSoziales Mediumldquo nutzt kollaborative Anreize um Interessierte zur Teilnahme zu motivieren Beispielsweise kann es Interessierte motivieren (a) sich mit anderen auszutauschen die ein gemeinsames Hobby teilen (b) die Verantwortung fuumlr eine konkrete wissenschaftliche Fragestellung zu uumlbernehmen oder (c) mit professionellen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft-lern des jeweiligen Forschungsfeldes in Austausch zu treten Fuumlr das vierte Modell muss das gewaumlhlte Kommunikationsmedium nicht unbedingt digital sein

Als Fazit betonte Herr Bry dass es bei Citizen Science vor allem darum geht neue Formen des Mitwirkens und der Zusammenarbeit auszuprobieren Citizen Science stellt also ein Experiment der Zu-sammenarbeit oder Mitwirkungsformen dar und ist daher nicht nur fuumlr die konkreten Forschungsgebiete relevant sondern es lassen sich daruumlber hinaus Erkenntnisse fuumlr neue Formen der Zusammen-arbeit unterschiedlicher gesellschaftlicher Akteure gewinnen

3 Mehr dazu von Marcel Mauss in bdquoEssai sur le donldquo (bdquoDie Gabeldquo 1923) oder Eric Raymond zu Open Source in bdquoHomesteading the Noosphereldquo (1997)

Erkenntnisse aus unserem Wiki-Workshop 11

Lessons learned vom Wiki-Projekt am Museum fuumlr Naturkunde Einsichten von Alvaro Ortiz und Eva PatzschkeIm Museum fuumlr Naturkunde wurden im Rahmen des BMBF-Projekts bdquoWiki-Ansatz und kollaboratives Arbeiten in Forschungsmuseenldquo zwischen 2013 und 2016 mehrere Wikis aufgebaut und evaluiert Die Wikis waren darauf ausgelegt nicht nur museumsintern sondern auch extern sichtbar zu sein Die wichtigsten Erfahrungen aus dem Projekt wurden dargestellt

Auf der Grundlage einer Mitarbeiterbefragung im Vorfeld der Wiki-Entwicklung wurden die von den Mitarbeitenden genannten Huumlrden Erwartungen und Wuumlnsche erfasst Daraus lieszligen sich Voraussetzungen herleiten welche die einzurichtenden Wikis am Museum zu erfuumlllen hatten damit ein Erfolg der Wikis und des kolla-borativen Arbeitens bestmoumlglich unterstuumltzt wurde

bull Das Wiki sollte die Arbeit und die Kommunikation innerhalb des Teams erleichtern Das Ziel und der Nutzen des Wikis zur Unterstuumltzung der Arbeit am Naturkundemuseum mussten von den Beteiligten im Team klar wahrgenommen werden

bull Die Motivation und das Interesse am Mitmachen musste von Vornherein groszlig sein Die Bereitstellung von Informationen uumlber ein Wiki und die Abfrage der bereitgestellten Informatio-nen mussten fuumlr die Arbeit wichtig und hilfreich sein

bull Damit eine gute Beteiligung und ein Multiplikationseffekt entstehen konnten musste die Anzahl aktiver Nutzer mittel-fristig mehrere bis viele Personen umfassen

bull Das Wiki musste relevant fuumlr spezifische Zielgruppe(n) sein da es sich perspektivisch nach auszligen (zumindest im Lesemo-dus) oumlffnen sollte Das Wiki sollte der Vermittlung von Inhal-ten und der Wissenskommunikation dienen

Es war beim Aufbau der Wikis am Museum wichtig dass das Team ein Wiki wirklich ausprobieren wollte die Beteiligung jedoch trotz-dem freiwillig blieb

In der Umsetzungsphase blieben die Beteiligungsmotivation der Mitarbeitenden und die Wahrnehmung der Vorteile der Wikis zwar hoch die tatsaumlchliche aktive Beteiligung war dennoch relativ ge-ring Zu den Gruumlnden gehoumlrten beispielsweise Zeitmangel oder die Unsicherheit daruumlber wie viel Zeit in die Arbeit mit Wikis inves-tiert werden darf Das Korrigieren fremder Texte wurde ebenfalls als Huumlrde des kollaborativen Arbeitens wahrgenommen Auch die hohen Anspruumlche an eine zufriedenstellende Qualitaumltssicherung fuumlhrten zunaumlchst dazu dass Regeln und Arbeitsablaumlufe festgelegt werden mussten was sich als Hemmnis fuumlr die Mitarbeit darstellte

12 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

Ein Fazit war dass Wikis technische und soziale Komponenten haben Wikis stellen ein Wissensmanagementsystem zur Verfuumlgung und profitieren nicht nur davon wenn viele Personen sich aktiv be-teiligen sondern auch davon wenn Einzelne sich uumlbergeordnet um die Zusammenarbeit der Teammitglieder kuumlmmern Diese Rolle kann ein sogenannter Community Manager uumlbernehmen Am Museum fuumlr Naturkunde wurde ein Community Manager eingesetzt um die Beteiligung zu stabilisieren und zu verbessern Daruumlber hinaus ist es ein Signal an das Team und das Museum dass das Wiki und die Wissenssammlung so wichtig sind dass Ressourcen in Form eines Community Managers dafuumlr bereitgestellt werden Eine (oder einige) zentrale sich verantwortlich fuumlhlende Person(en) wie der Communi-ty Manager ist daher besonders fuumlr neue Wikis sehr zu empfehlenFolgende Aufgaben uumlbernehmen Community Manager am Museum fuumlr Naturkunde auch nach der Projektlaufzeit

bull Der Community Manager kuumlmmerte sich als Ansprechpartner aktiv um die Wiki-Beteiligten er erlaumlutert dem Team bzw neuen Teammitgliedern die Ziele des Wikis erklaumlrt bereits erstellte Richtlinien fuumlr die Zusammenarbeit und die Relevanz des Wikis fuumlr die ArbeitszusammenhaumlngeDiese Person uumlber-blickt die Inhalte der Wikis und strukturiert diese gegebenen-falls um wenn Inhalte wachsen und neue Artikel eingepflegt werden Sie vernetzt oder ergaumlnzt Informationen im Wiki Sie achtet auf die Einhaltung von Regeln Der Community Mana-ger fordert Mitarbeitende freundlich zur Mitarbeit auf macht Themenvorschlaumlge und liefert Anregungen fuumlr eine Beteili-gung Er gibt Feedback und legt neue Nutzer an

bull Diese Person ist Ansprechpartner bei Fragen und Schwierig-keiten Sie organisiert Treffen der Beteiligten bei denen ein persoumlnlicher Austausch zum Wiki und den Inhalten stattfin-det Dieser Austausch wird auch in Hinblick auf die Zusam-menarbeit im Wiki sehr positiv wahrgenommen

Weitere Maszlignahmen waren am Museum fuumlr Naturkunde dass das Wiki selbst mehrfach an die Beduumlrfnisse angepasst aber auch ansprechender gestaltet wurde Die Startseite wurde attraktiver gemacht Eine Vision fuumlr das Wiki wurde erarbeitet und auf die Startseite gesetzt Eine Vorschau der Inhalte wurde entwickelt beispielsweise ist ein bdquoArtikel des Tagesldquo auf der Startseite sicht-bar Schreibwerkstaumltten und interne Projektvorstellungen haben fuumlr Aufmerksamkeit gesorgt und die Wikis am Museum bekannter gemacht

Fazit Wikis eignen sich gut um viele Beteiligte beim Aufbau eines Wissenssystems an einem Forschungsmuseum einzubinden Doch sind gerade neue Wikis ohne umfangreichen Inhalt fragile Syste-

Erkenntnisse aus unserem Wiki-Workshop 13

me die unterstuumltzt und aufrechterhalten werden muumlssen damit sie nicht wieder einschlafen Ohne besonderen Einsatz Einzelner ist dies nur schwer moumlglich Das Erstellen von Inhalten in Wikis wird oft als zusaumltzliche Arbeit empfunden auch wenn der Nutzen fuumlr das Team plausibel ist Wikis sind keine Selbstlaumlufer Auch wenn sie als Infor-mationsquelle gern genutzt werden ist das Zusammentragen von Inhalten ein laumlngerer Prozess

Weitere Informationen zum Wiki Projekt am Museum fuumlr Natur-kunde Projektabschlussbericht bdquoWiki-Ansatz und kollaboratives Arbeiten in Forschungsmuseenldquo (Patzschke in Vorbereitung)

Diskussion Ziele und Zielgruppen fuumlr das Citizen Science-WikiIn unserem Workshop wurden in der Plenums-Diskussion die Wuumln-sche und Ziele fuumlr das Citizen Science-Wiki diskutiert

WuumlnscheDie Teilnehmenden wuumlnschten sich hauptsaumlchlich zwei Rollen fuumlr das Wiki 1) es bietet eine Plattform fuumlr unterstuumltzende Inhalte wie Best Practice und methodische Hilfe sowie Informationen zu laufen-den fachlichen Debatten in der Buumlrgerforschung und 2) es ermoumlg-licht Kommunikation und Austausch zwischen Praktikerinnen und Praktikern in der Citizen Science-Community Um diese Rollen zu erfuumlllen muss das Citizen Science-Wiki nutzerfreundlich sein klare redaktionelle Regeln folgen (z B zu Quellenangaben) und im gesam-ten deutschsprachigen Raum (also Deutschland Oumlsterreich und der Schweiz) genutzt werden Dazu ist wichtig das Citizen Science-Wiki selbst als Citizen Science-Projekt zu verstehen und das Wiki als wichtige Taumltigkeit fuumlr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anzuerkennen

Anregungen und DiskussionspunkteDie Teilnehmenden haben kurz verschiedene Strukturen wie auch Fragen und Antworte (FAQ) oder Diskussionswebplattforme (z B Diskursorg) diskutiert und beschlossen beim Wiki-Format zu bleiben Hier wurde auch vorgeschlagen dass Wiki Artikel oft mit Fragen beginnen die zur Sammlung von Informationen fuumlhren die danach zusammengestellt werden Das Wiki soll als Diskussi-onsplattform oder lebendes Dokument verstanden werden das die Initiatoren nicht unbedingt kontrollieren koumlnnen

Ein weiterer Diskussionspunkt war die Frage wer Artikel schrei-ben soll und wie das Citizen Science-Wiki fuumlr potenzielle Autorinnen und Autoren attraktiv gemacht werden kann Mentorinnen und Mentoren wurden als Moumlglichkeit gesehen Autoren fuumlr die Redak-tion auszubilden Dazu soll auch uumlberlegt werden wer die Zielgrup-pen sind und wie sie anzusprechen sind

14 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

ZieleDer letzte groszlige Diskussionspunkt war das Hauptziel des Wikis Hier war der Beschluss dass das Wiki nicht als Schreibportal fuumlr die GEWISS-Handreichung noch fuumlr Vorstellung von Citizen Science-Pro-jekten gelten soll sondern als offene Plattform fuumlr laufende Diskussi-onen uumlber Citizen Science im deutschsprachigen Raum sowie als Ort fuumlr praktische Hinweise zu verschiedenen Aspekten von Citizen Sci-ence-Praxis dienen soll Hier sollte Wissen uumlber den State of the Art aus verschiedenen Artikeln und Projektberichten gesammelt werden Die Zielgruppe besteht hauptsaumlchlich aus Citizen Scientists und In-teressierten Angesprochen fuumlhlen sollen nicht nur wissenschaftlich Taumltige sondern auch Akteure auszligerhalb des Wissenschaftsbetriebs

Daruumlber hinaus ist es wichtig das Wiki als Prozess und nicht als Zustand zu verstehen Das Wiki-Team soll klein anfangen indem es realistische Ziele definiert und diese zu erreichbaren Arbeitsschrit-ten zuordnet

Wie funktioniert die Arbeit in der offiziellen Wikipedia Erkenntnisse aus der Workshopphase von Daniel Doumlrler und Florian HeiglWikipedia ist eine gemeinschaftlich erarbeitete Enzyklopaumldie bei der jeder mitschreiben kann Das Ziel ist eine Enzyklopaumldie mit bestmoumlglicher Qualitaumlt (siehe httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGrundprinzipien) zu schreiben Eines der wichtigsten Grundprinzipien ist dabei die Neutralitaumlt der Artikel die in Wikipe-dia verfasst werden dh es sollen alle Standpunkte und Sichtweisen einer Diskussion enthalten sein Ein weiterer wichtiger Faktor sind belegbare Informationen Bei einem neuen Artikel muumlssen Publika-tionen sowie andere Quellen angegeben werden die diese neuen Informationen belegen Wurde ein neuer Artikel verfasst muss dieser zuerst noch einer Qualitaumltskontrolle unterzogen werden Diese Kontrolle fuumlhren andere Nutzende durch welche sich durch zahlreiche Beitraumlge in der Wikipedia entsprechende Editor-Rechte erworben haben Dabei kann der Artikel leicht abgeaumlndert oder sogar komplett geloumlscht werden Diese Kontrolle kann mehrere Tage in Anspruch nehmen Erst wenn sie erfolgt ist ist der Artikel auch oumlffentlich zugaumlnglich

Es ist daher sehr wichtig den Workshopteilnehmenden die sich dazu entschlieszligen einen neuen Artikel in der Wikipedia zu verfas-sen oder einen vorhandenen Artikel zu bearbeiten vorab zu infor-mieren dass es mitunter mehrere Tage dauern kann bis die Aumlnde-rungen bzw Neuerungen in der offiziellen Wikipedia aufscheinen sofern diese gleich akzeptiert werden Dadurch kann etwaigen Ent-taumluschungen vorgebeugt werden Wird der Artikel nicht vollstaumlndig akzeptiert sollte auf die Kritikpunkte der EditorInnen eingegangen werden und der Artikel entsprechend umgeschrieben werden um letztendlich freigeschalten zu werden

Fazit 15

Um diese Prozesse besser zu verstehen empfehlen wir eine Be-arbeitung in der offiziellen Wikipedia nur durchzufuumlhren wenn bereits erfahrene Wikipedia-Nutzende im Team mitarbeiten welche die zugrundeliegenden Mechanismen beherrschen und bei Fragen konkrete Auskunft geben koumlnnen Auf diese Weise kann fokussiert an den Inhalten gearbeitet werden ohne viel Zeit fuumlr die Erlernung von Wikipedia-Regeln aufwenden zu muumlssen

FazitWikis bieten zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr den Austausch von In-formationen und Wissen und sind daher fuumlr die Zusammenarbeit heterogener Gruppen im Kontext von Citizen Science besonders gut geeignet Durch einen Workshop im von uns vorgeschlagenen For-mat kann die Bildung einer entsprechenden Community unterstuumltzt werden Damit wird ein Rahmen geboten in dem wichtige Entschei-dungen zu Zielen Strukturen und organisatorischen Fragen in einer transparenten und nachvollziehbaren Form getroffen und umge-setzt werden koumlnnen

Wikis erfordern in der Pflege Aufwand und sind nicht jedem und jeder gleich zugaumlnglich Daher kann es sinnvoll sein in Workshops die Inhalte zu einem bestimmten Thema von Citizen Science gene-rieren Edit-a-thons zu integrieren die dieses Wissen fuumlr breitere Kreise zugaumlnglich und veraumlnderbar macht

Noch wichtiger als die technische Komponente ist das soziale Netzwerk welches hinter einem Wiki steht Die Vergabe von Rech-ten muss sowohl transparent als auch effektiv und zuumlgig erfolgen und erfordert damit einzuplanende Arbeitszeit

16 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

Weiterfuumlhrende Ressourcenbull Das Citizen Science-Wiki wikibuergerschaffenwissendebull Dokumentation unseres Workshops wikibuergerschaffen

wissendewWiki-Workshop_Dokumentation bull Mehr Informationen zum Edit-a-thon (Englisch) https

enwikipediaorgwikiWikipediaHow_to_run_an_edit-a-thon bull Wiki-Systeme als Beispiel vom Wissenschaftsmanagement

bull Voigt S amp Orth R (2016) Wissensmanagement mit Wiki-Systemen In Kohl H Mertins K amp Seidel H (Hrsg) Wis-sensmanagement im Mittelstand Springer Verlag S 141ndash151

bull Museum fuumlr Naturkunde Berlin (2015) Arbeitstagung Ge-meinsames Erschlieszligen von Wissen in Museumssammlungen am Beispiel von Wikis httpbiowikifarmnetv-mfn arbeitstagung2015Wikis_in_der_Wissenschaftskommu nikation_eines_Museums

Gastgeber und Partner

GEWISS-Konsortium

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Erkenntnisse aus unserem Wiki-Workshop 11

Lessons learned vom Wiki-Projekt am Museum fuumlr Naturkunde Einsichten von Alvaro Ortiz und Eva PatzschkeIm Museum fuumlr Naturkunde wurden im Rahmen des BMBF-Projekts bdquoWiki-Ansatz und kollaboratives Arbeiten in Forschungsmuseenldquo zwischen 2013 und 2016 mehrere Wikis aufgebaut und evaluiert Die Wikis waren darauf ausgelegt nicht nur museumsintern sondern auch extern sichtbar zu sein Die wichtigsten Erfahrungen aus dem Projekt wurden dargestellt

Auf der Grundlage einer Mitarbeiterbefragung im Vorfeld der Wiki-Entwicklung wurden die von den Mitarbeitenden genannten Huumlrden Erwartungen und Wuumlnsche erfasst Daraus lieszligen sich Voraussetzungen herleiten welche die einzurichtenden Wikis am Museum zu erfuumlllen hatten damit ein Erfolg der Wikis und des kolla-borativen Arbeitens bestmoumlglich unterstuumltzt wurde

bull Das Wiki sollte die Arbeit und die Kommunikation innerhalb des Teams erleichtern Das Ziel und der Nutzen des Wikis zur Unterstuumltzung der Arbeit am Naturkundemuseum mussten von den Beteiligten im Team klar wahrgenommen werden

bull Die Motivation und das Interesse am Mitmachen musste von Vornherein groszlig sein Die Bereitstellung von Informationen uumlber ein Wiki und die Abfrage der bereitgestellten Informatio-nen mussten fuumlr die Arbeit wichtig und hilfreich sein

bull Damit eine gute Beteiligung und ein Multiplikationseffekt entstehen konnten musste die Anzahl aktiver Nutzer mittel-fristig mehrere bis viele Personen umfassen

bull Das Wiki musste relevant fuumlr spezifische Zielgruppe(n) sein da es sich perspektivisch nach auszligen (zumindest im Lesemo-dus) oumlffnen sollte Das Wiki sollte der Vermittlung von Inhal-ten und der Wissenskommunikation dienen

Es war beim Aufbau der Wikis am Museum wichtig dass das Team ein Wiki wirklich ausprobieren wollte die Beteiligung jedoch trotz-dem freiwillig blieb

In der Umsetzungsphase blieben die Beteiligungsmotivation der Mitarbeitenden und die Wahrnehmung der Vorteile der Wikis zwar hoch die tatsaumlchliche aktive Beteiligung war dennoch relativ ge-ring Zu den Gruumlnden gehoumlrten beispielsweise Zeitmangel oder die Unsicherheit daruumlber wie viel Zeit in die Arbeit mit Wikis inves-tiert werden darf Das Korrigieren fremder Texte wurde ebenfalls als Huumlrde des kollaborativen Arbeitens wahrgenommen Auch die hohen Anspruumlche an eine zufriedenstellende Qualitaumltssicherung fuumlhrten zunaumlchst dazu dass Regeln und Arbeitsablaumlufe festgelegt werden mussten was sich als Hemmnis fuumlr die Mitarbeit darstellte

12 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

Ein Fazit war dass Wikis technische und soziale Komponenten haben Wikis stellen ein Wissensmanagementsystem zur Verfuumlgung und profitieren nicht nur davon wenn viele Personen sich aktiv be-teiligen sondern auch davon wenn Einzelne sich uumlbergeordnet um die Zusammenarbeit der Teammitglieder kuumlmmern Diese Rolle kann ein sogenannter Community Manager uumlbernehmen Am Museum fuumlr Naturkunde wurde ein Community Manager eingesetzt um die Beteiligung zu stabilisieren und zu verbessern Daruumlber hinaus ist es ein Signal an das Team und das Museum dass das Wiki und die Wissenssammlung so wichtig sind dass Ressourcen in Form eines Community Managers dafuumlr bereitgestellt werden Eine (oder einige) zentrale sich verantwortlich fuumlhlende Person(en) wie der Communi-ty Manager ist daher besonders fuumlr neue Wikis sehr zu empfehlenFolgende Aufgaben uumlbernehmen Community Manager am Museum fuumlr Naturkunde auch nach der Projektlaufzeit

bull Der Community Manager kuumlmmerte sich als Ansprechpartner aktiv um die Wiki-Beteiligten er erlaumlutert dem Team bzw neuen Teammitgliedern die Ziele des Wikis erklaumlrt bereits erstellte Richtlinien fuumlr die Zusammenarbeit und die Relevanz des Wikis fuumlr die ArbeitszusammenhaumlngeDiese Person uumlber-blickt die Inhalte der Wikis und strukturiert diese gegebenen-falls um wenn Inhalte wachsen und neue Artikel eingepflegt werden Sie vernetzt oder ergaumlnzt Informationen im Wiki Sie achtet auf die Einhaltung von Regeln Der Community Mana-ger fordert Mitarbeitende freundlich zur Mitarbeit auf macht Themenvorschlaumlge und liefert Anregungen fuumlr eine Beteili-gung Er gibt Feedback und legt neue Nutzer an

bull Diese Person ist Ansprechpartner bei Fragen und Schwierig-keiten Sie organisiert Treffen der Beteiligten bei denen ein persoumlnlicher Austausch zum Wiki und den Inhalten stattfin-det Dieser Austausch wird auch in Hinblick auf die Zusam-menarbeit im Wiki sehr positiv wahrgenommen

Weitere Maszlignahmen waren am Museum fuumlr Naturkunde dass das Wiki selbst mehrfach an die Beduumlrfnisse angepasst aber auch ansprechender gestaltet wurde Die Startseite wurde attraktiver gemacht Eine Vision fuumlr das Wiki wurde erarbeitet und auf die Startseite gesetzt Eine Vorschau der Inhalte wurde entwickelt beispielsweise ist ein bdquoArtikel des Tagesldquo auf der Startseite sicht-bar Schreibwerkstaumltten und interne Projektvorstellungen haben fuumlr Aufmerksamkeit gesorgt und die Wikis am Museum bekannter gemacht

Fazit Wikis eignen sich gut um viele Beteiligte beim Aufbau eines Wissenssystems an einem Forschungsmuseum einzubinden Doch sind gerade neue Wikis ohne umfangreichen Inhalt fragile Syste-

Erkenntnisse aus unserem Wiki-Workshop 13

me die unterstuumltzt und aufrechterhalten werden muumlssen damit sie nicht wieder einschlafen Ohne besonderen Einsatz Einzelner ist dies nur schwer moumlglich Das Erstellen von Inhalten in Wikis wird oft als zusaumltzliche Arbeit empfunden auch wenn der Nutzen fuumlr das Team plausibel ist Wikis sind keine Selbstlaumlufer Auch wenn sie als Infor-mationsquelle gern genutzt werden ist das Zusammentragen von Inhalten ein laumlngerer Prozess

Weitere Informationen zum Wiki Projekt am Museum fuumlr Natur-kunde Projektabschlussbericht bdquoWiki-Ansatz und kollaboratives Arbeiten in Forschungsmuseenldquo (Patzschke in Vorbereitung)

Diskussion Ziele und Zielgruppen fuumlr das Citizen Science-WikiIn unserem Workshop wurden in der Plenums-Diskussion die Wuumln-sche und Ziele fuumlr das Citizen Science-Wiki diskutiert

WuumlnscheDie Teilnehmenden wuumlnschten sich hauptsaumlchlich zwei Rollen fuumlr das Wiki 1) es bietet eine Plattform fuumlr unterstuumltzende Inhalte wie Best Practice und methodische Hilfe sowie Informationen zu laufen-den fachlichen Debatten in der Buumlrgerforschung und 2) es ermoumlg-licht Kommunikation und Austausch zwischen Praktikerinnen und Praktikern in der Citizen Science-Community Um diese Rollen zu erfuumlllen muss das Citizen Science-Wiki nutzerfreundlich sein klare redaktionelle Regeln folgen (z B zu Quellenangaben) und im gesam-ten deutschsprachigen Raum (also Deutschland Oumlsterreich und der Schweiz) genutzt werden Dazu ist wichtig das Citizen Science-Wiki selbst als Citizen Science-Projekt zu verstehen und das Wiki als wichtige Taumltigkeit fuumlr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anzuerkennen

Anregungen und DiskussionspunkteDie Teilnehmenden haben kurz verschiedene Strukturen wie auch Fragen und Antworte (FAQ) oder Diskussionswebplattforme (z B Diskursorg) diskutiert und beschlossen beim Wiki-Format zu bleiben Hier wurde auch vorgeschlagen dass Wiki Artikel oft mit Fragen beginnen die zur Sammlung von Informationen fuumlhren die danach zusammengestellt werden Das Wiki soll als Diskussi-onsplattform oder lebendes Dokument verstanden werden das die Initiatoren nicht unbedingt kontrollieren koumlnnen

Ein weiterer Diskussionspunkt war die Frage wer Artikel schrei-ben soll und wie das Citizen Science-Wiki fuumlr potenzielle Autorinnen und Autoren attraktiv gemacht werden kann Mentorinnen und Mentoren wurden als Moumlglichkeit gesehen Autoren fuumlr die Redak-tion auszubilden Dazu soll auch uumlberlegt werden wer die Zielgrup-pen sind und wie sie anzusprechen sind

14 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

ZieleDer letzte groszlige Diskussionspunkt war das Hauptziel des Wikis Hier war der Beschluss dass das Wiki nicht als Schreibportal fuumlr die GEWISS-Handreichung noch fuumlr Vorstellung von Citizen Science-Pro-jekten gelten soll sondern als offene Plattform fuumlr laufende Diskussi-onen uumlber Citizen Science im deutschsprachigen Raum sowie als Ort fuumlr praktische Hinweise zu verschiedenen Aspekten von Citizen Sci-ence-Praxis dienen soll Hier sollte Wissen uumlber den State of the Art aus verschiedenen Artikeln und Projektberichten gesammelt werden Die Zielgruppe besteht hauptsaumlchlich aus Citizen Scientists und In-teressierten Angesprochen fuumlhlen sollen nicht nur wissenschaftlich Taumltige sondern auch Akteure auszligerhalb des Wissenschaftsbetriebs

Daruumlber hinaus ist es wichtig das Wiki als Prozess und nicht als Zustand zu verstehen Das Wiki-Team soll klein anfangen indem es realistische Ziele definiert und diese zu erreichbaren Arbeitsschrit-ten zuordnet

Wie funktioniert die Arbeit in der offiziellen Wikipedia Erkenntnisse aus der Workshopphase von Daniel Doumlrler und Florian HeiglWikipedia ist eine gemeinschaftlich erarbeitete Enzyklopaumldie bei der jeder mitschreiben kann Das Ziel ist eine Enzyklopaumldie mit bestmoumlglicher Qualitaumlt (siehe httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGrundprinzipien) zu schreiben Eines der wichtigsten Grundprinzipien ist dabei die Neutralitaumlt der Artikel die in Wikipe-dia verfasst werden dh es sollen alle Standpunkte und Sichtweisen einer Diskussion enthalten sein Ein weiterer wichtiger Faktor sind belegbare Informationen Bei einem neuen Artikel muumlssen Publika-tionen sowie andere Quellen angegeben werden die diese neuen Informationen belegen Wurde ein neuer Artikel verfasst muss dieser zuerst noch einer Qualitaumltskontrolle unterzogen werden Diese Kontrolle fuumlhren andere Nutzende durch welche sich durch zahlreiche Beitraumlge in der Wikipedia entsprechende Editor-Rechte erworben haben Dabei kann der Artikel leicht abgeaumlndert oder sogar komplett geloumlscht werden Diese Kontrolle kann mehrere Tage in Anspruch nehmen Erst wenn sie erfolgt ist ist der Artikel auch oumlffentlich zugaumlnglich

Es ist daher sehr wichtig den Workshopteilnehmenden die sich dazu entschlieszligen einen neuen Artikel in der Wikipedia zu verfas-sen oder einen vorhandenen Artikel zu bearbeiten vorab zu infor-mieren dass es mitunter mehrere Tage dauern kann bis die Aumlnde-rungen bzw Neuerungen in der offiziellen Wikipedia aufscheinen sofern diese gleich akzeptiert werden Dadurch kann etwaigen Ent-taumluschungen vorgebeugt werden Wird der Artikel nicht vollstaumlndig akzeptiert sollte auf die Kritikpunkte der EditorInnen eingegangen werden und der Artikel entsprechend umgeschrieben werden um letztendlich freigeschalten zu werden

Fazit 15

Um diese Prozesse besser zu verstehen empfehlen wir eine Be-arbeitung in der offiziellen Wikipedia nur durchzufuumlhren wenn bereits erfahrene Wikipedia-Nutzende im Team mitarbeiten welche die zugrundeliegenden Mechanismen beherrschen und bei Fragen konkrete Auskunft geben koumlnnen Auf diese Weise kann fokussiert an den Inhalten gearbeitet werden ohne viel Zeit fuumlr die Erlernung von Wikipedia-Regeln aufwenden zu muumlssen

FazitWikis bieten zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr den Austausch von In-formationen und Wissen und sind daher fuumlr die Zusammenarbeit heterogener Gruppen im Kontext von Citizen Science besonders gut geeignet Durch einen Workshop im von uns vorgeschlagenen For-mat kann die Bildung einer entsprechenden Community unterstuumltzt werden Damit wird ein Rahmen geboten in dem wichtige Entschei-dungen zu Zielen Strukturen und organisatorischen Fragen in einer transparenten und nachvollziehbaren Form getroffen und umge-setzt werden koumlnnen

Wikis erfordern in der Pflege Aufwand und sind nicht jedem und jeder gleich zugaumlnglich Daher kann es sinnvoll sein in Workshops die Inhalte zu einem bestimmten Thema von Citizen Science gene-rieren Edit-a-thons zu integrieren die dieses Wissen fuumlr breitere Kreise zugaumlnglich und veraumlnderbar macht

Noch wichtiger als die technische Komponente ist das soziale Netzwerk welches hinter einem Wiki steht Die Vergabe von Rech-ten muss sowohl transparent als auch effektiv und zuumlgig erfolgen und erfordert damit einzuplanende Arbeitszeit

16 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

Weiterfuumlhrende Ressourcenbull Das Citizen Science-Wiki wikibuergerschaffenwissendebull Dokumentation unseres Workshops wikibuergerschaffen

wissendewWiki-Workshop_Dokumentation bull Mehr Informationen zum Edit-a-thon (Englisch) https

enwikipediaorgwikiWikipediaHow_to_run_an_edit-a-thon bull Wiki-Systeme als Beispiel vom Wissenschaftsmanagement

bull Voigt S amp Orth R (2016) Wissensmanagement mit Wiki-Systemen In Kohl H Mertins K amp Seidel H (Hrsg) Wis-sensmanagement im Mittelstand Springer Verlag S 141ndash151

bull Museum fuumlr Naturkunde Berlin (2015) Arbeitstagung Ge-meinsames Erschlieszligen von Wissen in Museumssammlungen am Beispiel von Wikis httpbiowikifarmnetv-mfn arbeitstagung2015Wikis_in_der_Wissenschaftskommu nikation_eines_Museums

Gastgeber und Partner

GEWISS-Konsortium

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12 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

Ein Fazit war dass Wikis technische und soziale Komponenten haben Wikis stellen ein Wissensmanagementsystem zur Verfuumlgung und profitieren nicht nur davon wenn viele Personen sich aktiv be-teiligen sondern auch davon wenn Einzelne sich uumlbergeordnet um die Zusammenarbeit der Teammitglieder kuumlmmern Diese Rolle kann ein sogenannter Community Manager uumlbernehmen Am Museum fuumlr Naturkunde wurde ein Community Manager eingesetzt um die Beteiligung zu stabilisieren und zu verbessern Daruumlber hinaus ist es ein Signal an das Team und das Museum dass das Wiki und die Wissenssammlung so wichtig sind dass Ressourcen in Form eines Community Managers dafuumlr bereitgestellt werden Eine (oder einige) zentrale sich verantwortlich fuumlhlende Person(en) wie der Communi-ty Manager ist daher besonders fuumlr neue Wikis sehr zu empfehlenFolgende Aufgaben uumlbernehmen Community Manager am Museum fuumlr Naturkunde auch nach der Projektlaufzeit

bull Der Community Manager kuumlmmerte sich als Ansprechpartner aktiv um die Wiki-Beteiligten er erlaumlutert dem Team bzw neuen Teammitgliedern die Ziele des Wikis erklaumlrt bereits erstellte Richtlinien fuumlr die Zusammenarbeit und die Relevanz des Wikis fuumlr die ArbeitszusammenhaumlngeDiese Person uumlber-blickt die Inhalte der Wikis und strukturiert diese gegebenen-falls um wenn Inhalte wachsen und neue Artikel eingepflegt werden Sie vernetzt oder ergaumlnzt Informationen im Wiki Sie achtet auf die Einhaltung von Regeln Der Community Mana-ger fordert Mitarbeitende freundlich zur Mitarbeit auf macht Themenvorschlaumlge und liefert Anregungen fuumlr eine Beteili-gung Er gibt Feedback und legt neue Nutzer an

bull Diese Person ist Ansprechpartner bei Fragen und Schwierig-keiten Sie organisiert Treffen der Beteiligten bei denen ein persoumlnlicher Austausch zum Wiki und den Inhalten stattfin-det Dieser Austausch wird auch in Hinblick auf die Zusam-menarbeit im Wiki sehr positiv wahrgenommen

Weitere Maszlignahmen waren am Museum fuumlr Naturkunde dass das Wiki selbst mehrfach an die Beduumlrfnisse angepasst aber auch ansprechender gestaltet wurde Die Startseite wurde attraktiver gemacht Eine Vision fuumlr das Wiki wurde erarbeitet und auf die Startseite gesetzt Eine Vorschau der Inhalte wurde entwickelt beispielsweise ist ein bdquoArtikel des Tagesldquo auf der Startseite sicht-bar Schreibwerkstaumltten und interne Projektvorstellungen haben fuumlr Aufmerksamkeit gesorgt und die Wikis am Museum bekannter gemacht

Fazit Wikis eignen sich gut um viele Beteiligte beim Aufbau eines Wissenssystems an einem Forschungsmuseum einzubinden Doch sind gerade neue Wikis ohne umfangreichen Inhalt fragile Syste-

Erkenntnisse aus unserem Wiki-Workshop 13

me die unterstuumltzt und aufrechterhalten werden muumlssen damit sie nicht wieder einschlafen Ohne besonderen Einsatz Einzelner ist dies nur schwer moumlglich Das Erstellen von Inhalten in Wikis wird oft als zusaumltzliche Arbeit empfunden auch wenn der Nutzen fuumlr das Team plausibel ist Wikis sind keine Selbstlaumlufer Auch wenn sie als Infor-mationsquelle gern genutzt werden ist das Zusammentragen von Inhalten ein laumlngerer Prozess

Weitere Informationen zum Wiki Projekt am Museum fuumlr Natur-kunde Projektabschlussbericht bdquoWiki-Ansatz und kollaboratives Arbeiten in Forschungsmuseenldquo (Patzschke in Vorbereitung)

Diskussion Ziele und Zielgruppen fuumlr das Citizen Science-WikiIn unserem Workshop wurden in der Plenums-Diskussion die Wuumln-sche und Ziele fuumlr das Citizen Science-Wiki diskutiert

WuumlnscheDie Teilnehmenden wuumlnschten sich hauptsaumlchlich zwei Rollen fuumlr das Wiki 1) es bietet eine Plattform fuumlr unterstuumltzende Inhalte wie Best Practice und methodische Hilfe sowie Informationen zu laufen-den fachlichen Debatten in der Buumlrgerforschung und 2) es ermoumlg-licht Kommunikation und Austausch zwischen Praktikerinnen und Praktikern in der Citizen Science-Community Um diese Rollen zu erfuumlllen muss das Citizen Science-Wiki nutzerfreundlich sein klare redaktionelle Regeln folgen (z B zu Quellenangaben) und im gesam-ten deutschsprachigen Raum (also Deutschland Oumlsterreich und der Schweiz) genutzt werden Dazu ist wichtig das Citizen Science-Wiki selbst als Citizen Science-Projekt zu verstehen und das Wiki als wichtige Taumltigkeit fuumlr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anzuerkennen

Anregungen und DiskussionspunkteDie Teilnehmenden haben kurz verschiedene Strukturen wie auch Fragen und Antworte (FAQ) oder Diskussionswebplattforme (z B Diskursorg) diskutiert und beschlossen beim Wiki-Format zu bleiben Hier wurde auch vorgeschlagen dass Wiki Artikel oft mit Fragen beginnen die zur Sammlung von Informationen fuumlhren die danach zusammengestellt werden Das Wiki soll als Diskussi-onsplattform oder lebendes Dokument verstanden werden das die Initiatoren nicht unbedingt kontrollieren koumlnnen

Ein weiterer Diskussionspunkt war die Frage wer Artikel schrei-ben soll und wie das Citizen Science-Wiki fuumlr potenzielle Autorinnen und Autoren attraktiv gemacht werden kann Mentorinnen und Mentoren wurden als Moumlglichkeit gesehen Autoren fuumlr die Redak-tion auszubilden Dazu soll auch uumlberlegt werden wer die Zielgrup-pen sind und wie sie anzusprechen sind

14 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

ZieleDer letzte groszlige Diskussionspunkt war das Hauptziel des Wikis Hier war der Beschluss dass das Wiki nicht als Schreibportal fuumlr die GEWISS-Handreichung noch fuumlr Vorstellung von Citizen Science-Pro-jekten gelten soll sondern als offene Plattform fuumlr laufende Diskussi-onen uumlber Citizen Science im deutschsprachigen Raum sowie als Ort fuumlr praktische Hinweise zu verschiedenen Aspekten von Citizen Sci-ence-Praxis dienen soll Hier sollte Wissen uumlber den State of the Art aus verschiedenen Artikeln und Projektberichten gesammelt werden Die Zielgruppe besteht hauptsaumlchlich aus Citizen Scientists und In-teressierten Angesprochen fuumlhlen sollen nicht nur wissenschaftlich Taumltige sondern auch Akteure auszligerhalb des Wissenschaftsbetriebs

Daruumlber hinaus ist es wichtig das Wiki als Prozess und nicht als Zustand zu verstehen Das Wiki-Team soll klein anfangen indem es realistische Ziele definiert und diese zu erreichbaren Arbeitsschrit-ten zuordnet

Wie funktioniert die Arbeit in der offiziellen Wikipedia Erkenntnisse aus der Workshopphase von Daniel Doumlrler und Florian HeiglWikipedia ist eine gemeinschaftlich erarbeitete Enzyklopaumldie bei der jeder mitschreiben kann Das Ziel ist eine Enzyklopaumldie mit bestmoumlglicher Qualitaumlt (siehe httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGrundprinzipien) zu schreiben Eines der wichtigsten Grundprinzipien ist dabei die Neutralitaumlt der Artikel die in Wikipe-dia verfasst werden dh es sollen alle Standpunkte und Sichtweisen einer Diskussion enthalten sein Ein weiterer wichtiger Faktor sind belegbare Informationen Bei einem neuen Artikel muumlssen Publika-tionen sowie andere Quellen angegeben werden die diese neuen Informationen belegen Wurde ein neuer Artikel verfasst muss dieser zuerst noch einer Qualitaumltskontrolle unterzogen werden Diese Kontrolle fuumlhren andere Nutzende durch welche sich durch zahlreiche Beitraumlge in der Wikipedia entsprechende Editor-Rechte erworben haben Dabei kann der Artikel leicht abgeaumlndert oder sogar komplett geloumlscht werden Diese Kontrolle kann mehrere Tage in Anspruch nehmen Erst wenn sie erfolgt ist ist der Artikel auch oumlffentlich zugaumlnglich

Es ist daher sehr wichtig den Workshopteilnehmenden die sich dazu entschlieszligen einen neuen Artikel in der Wikipedia zu verfas-sen oder einen vorhandenen Artikel zu bearbeiten vorab zu infor-mieren dass es mitunter mehrere Tage dauern kann bis die Aumlnde-rungen bzw Neuerungen in der offiziellen Wikipedia aufscheinen sofern diese gleich akzeptiert werden Dadurch kann etwaigen Ent-taumluschungen vorgebeugt werden Wird der Artikel nicht vollstaumlndig akzeptiert sollte auf die Kritikpunkte der EditorInnen eingegangen werden und der Artikel entsprechend umgeschrieben werden um letztendlich freigeschalten zu werden

Fazit 15

Um diese Prozesse besser zu verstehen empfehlen wir eine Be-arbeitung in der offiziellen Wikipedia nur durchzufuumlhren wenn bereits erfahrene Wikipedia-Nutzende im Team mitarbeiten welche die zugrundeliegenden Mechanismen beherrschen und bei Fragen konkrete Auskunft geben koumlnnen Auf diese Weise kann fokussiert an den Inhalten gearbeitet werden ohne viel Zeit fuumlr die Erlernung von Wikipedia-Regeln aufwenden zu muumlssen

FazitWikis bieten zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr den Austausch von In-formationen und Wissen und sind daher fuumlr die Zusammenarbeit heterogener Gruppen im Kontext von Citizen Science besonders gut geeignet Durch einen Workshop im von uns vorgeschlagenen For-mat kann die Bildung einer entsprechenden Community unterstuumltzt werden Damit wird ein Rahmen geboten in dem wichtige Entschei-dungen zu Zielen Strukturen und organisatorischen Fragen in einer transparenten und nachvollziehbaren Form getroffen und umge-setzt werden koumlnnen

Wikis erfordern in der Pflege Aufwand und sind nicht jedem und jeder gleich zugaumlnglich Daher kann es sinnvoll sein in Workshops die Inhalte zu einem bestimmten Thema von Citizen Science gene-rieren Edit-a-thons zu integrieren die dieses Wissen fuumlr breitere Kreise zugaumlnglich und veraumlnderbar macht

Noch wichtiger als die technische Komponente ist das soziale Netzwerk welches hinter einem Wiki steht Die Vergabe von Rech-ten muss sowohl transparent als auch effektiv und zuumlgig erfolgen und erfordert damit einzuplanende Arbeitszeit

16 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

Weiterfuumlhrende Ressourcenbull Das Citizen Science-Wiki wikibuergerschaffenwissendebull Dokumentation unseres Workshops wikibuergerschaffen

wissendewWiki-Workshop_Dokumentation bull Mehr Informationen zum Edit-a-thon (Englisch) https

enwikipediaorgwikiWikipediaHow_to_run_an_edit-a-thon bull Wiki-Systeme als Beispiel vom Wissenschaftsmanagement

bull Voigt S amp Orth R (2016) Wissensmanagement mit Wiki-Systemen In Kohl H Mertins K amp Seidel H (Hrsg) Wis-sensmanagement im Mittelstand Springer Verlag S 141ndash151

bull Museum fuumlr Naturkunde Berlin (2015) Arbeitstagung Ge-meinsames Erschlieszligen von Wissen in Museumssammlungen am Beispiel von Wikis httpbiowikifarmnetv-mfn arbeitstagung2015Wikis_in_der_Wissenschaftskommu nikation_eines_Museums

Gastgeber und Partner

GEWISS-Konsortium

Page 13: Citizen Science- Wikis · 2017. 11. 21. · 6 Citizen Science-Wikis: Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchführung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt 2 Pettibone,

Erkenntnisse aus unserem Wiki-Workshop 13

me die unterstuumltzt und aufrechterhalten werden muumlssen damit sie nicht wieder einschlafen Ohne besonderen Einsatz Einzelner ist dies nur schwer moumlglich Das Erstellen von Inhalten in Wikis wird oft als zusaumltzliche Arbeit empfunden auch wenn der Nutzen fuumlr das Team plausibel ist Wikis sind keine Selbstlaumlufer Auch wenn sie als Infor-mationsquelle gern genutzt werden ist das Zusammentragen von Inhalten ein laumlngerer Prozess

Weitere Informationen zum Wiki Projekt am Museum fuumlr Natur-kunde Projektabschlussbericht bdquoWiki-Ansatz und kollaboratives Arbeiten in Forschungsmuseenldquo (Patzschke in Vorbereitung)

Diskussion Ziele und Zielgruppen fuumlr das Citizen Science-WikiIn unserem Workshop wurden in der Plenums-Diskussion die Wuumln-sche und Ziele fuumlr das Citizen Science-Wiki diskutiert

WuumlnscheDie Teilnehmenden wuumlnschten sich hauptsaumlchlich zwei Rollen fuumlr das Wiki 1) es bietet eine Plattform fuumlr unterstuumltzende Inhalte wie Best Practice und methodische Hilfe sowie Informationen zu laufen-den fachlichen Debatten in der Buumlrgerforschung und 2) es ermoumlg-licht Kommunikation und Austausch zwischen Praktikerinnen und Praktikern in der Citizen Science-Community Um diese Rollen zu erfuumlllen muss das Citizen Science-Wiki nutzerfreundlich sein klare redaktionelle Regeln folgen (z B zu Quellenangaben) und im gesam-ten deutschsprachigen Raum (also Deutschland Oumlsterreich und der Schweiz) genutzt werden Dazu ist wichtig das Citizen Science-Wiki selbst als Citizen Science-Projekt zu verstehen und das Wiki als wichtige Taumltigkeit fuumlr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anzuerkennen

Anregungen und DiskussionspunkteDie Teilnehmenden haben kurz verschiedene Strukturen wie auch Fragen und Antworte (FAQ) oder Diskussionswebplattforme (z B Diskursorg) diskutiert und beschlossen beim Wiki-Format zu bleiben Hier wurde auch vorgeschlagen dass Wiki Artikel oft mit Fragen beginnen die zur Sammlung von Informationen fuumlhren die danach zusammengestellt werden Das Wiki soll als Diskussi-onsplattform oder lebendes Dokument verstanden werden das die Initiatoren nicht unbedingt kontrollieren koumlnnen

Ein weiterer Diskussionspunkt war die Frage wer Artikel schrei-ben soll und wie das Citizen Science-Wiki fuumlr potenzielle Autorinnen und Autoren attraktiv gemacht werden kann Mentorinnen und Mentoren wurden als Moumlglichkeit gesehen Autoren fuumlr die Redak-tion auszubilden Dazu soll auch uumlberlegt werden wer die Zielgrup-pen sind und wie sie anzusprechen sind

14 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

ZieleDer letzte groszlige Diskussionspunkt war das Hauptziel des Wikis Hier war der Beschluss dass das Wiki nicht als Schreibportal fuumlr die GEWISS-Handreichung noch fuumlr Vorstellung von Citizen Science-Pro-jekten gelten soll sondern als offene Plattform fuumlr laufende Diskussi-onen uumlber Citizen Science im deutschsprachigen Raum sowie als Ort fuumlr praktische Hinweise zu verschiedenen Aspekten von Citizen Sci-ence-Praxis dienen soll Hier sollte Wissen uumlber den State of the Art aus verschiedenen Artikeln und Projektberichten gesammelt werden Die Zielgruppe besteht hauptsaumlchlich aus Citizen Scientists und In-teressierten Angesprochen fuumlhlen sollen nicht nur wissenschaftlich Taumltige sondern auch Akteure auszligerhalb des Wissenschaftsbetriebs

Daruumlber hinaus ist es wichtig das Wiki als Prozess und nicht als Zustand zu verstehen Das Wiki-Team soll klein anfangen indem es realistische Ziele definiert und diese zu erreichbaren Arbeitsschrit-ten zuordnet

Wie funktioniert die Arbeit in der offiziellen Wikipedia Erkenntnisse aus der Workshopphase von Daniel Doumlrler und Florian HeiglWikipedia ist eine gemeinschaftlich erarbeitete Enzyklopaumldie bei der jeder mitschreiben kann Das Ziel ist eine Enzyklopaumldie mit bestmoumlglicher Qualitaumlt (siehe httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGrundprinzipien) zu schreiben Eines der wichtigsten Grundprinzipien ist dabei die Neutralitaumlt der Artikel die in Wikipe-dia verfasst werden dh es sollen alle Standpunkte und Sichtweisen einer Diskussion enthalten sein Ein weiterer wichtiger Faktor sind belegbare Informationen Bei einem neuen Artikel muumlssen Publika-tionen sowie andere Quellen angegeben werden die diese neuen Informationen belegen Wurde ein neuer Artikel verfasst muss dieser zuerst noch einer Qualitaumltskontrolle unterzogen werden Diese Kontrolle fuumlhren andere Nutzende durch welche sich durch zahlreiche Beitraumlge in der Wikipedia entsprechende Editor-Rechte erworben haben Dabei kann der Artikel leicht abgeaumlndert oder sogar komplett geloumlscht werden Diese Kontrolle kann mehrere Tage in Anspruch nehmen Erst wenn sie erfolgt ist ist der Artikel auch oumlffentlich zugaumlnglich

Es ist daher sehr wichtig den Workshopteilnehmenden die sich dazu entschlieszligen einen neuen Artikel in der Wikipedia zu verfas-sen oder einen vorhandenen Artikel zu bearbeiten vorab zu infor-mieren dass es mitunter mehrere Tage dauern kann bis die Aumlnde-rungen bzw Neuerungen in der offiziellen Wikipedia aufscheinen sofern diese gleich akzeptiert werden Dadurch kann etwaigen Ent-taumluschungen vorgebeugt werden Wird der Artikel nicht vollstaumlndig akzeptiert sollte auf die Kritikpunkte der EditorInnen eingegangen werden und der Artikel entsprechend umgeschrieben werden um letztendlich freigeschalten zu werden

Fazit 15

Um diese Prozesse besser zu verstehen empfehlen wir eine Be-arbeitung in der offiziellen Wikipedia nur durchzufuumlhren wenn bereits erfahrene Wikipedia-Nutzende im Team mitarbeiten welche die zugrundeliegenden Mechanismen beherrschen und bei Fragen konkrete Auskunft geben koumlnnen Auf diese Weise kann fokussiert an den Inhalten gearbeitet werden ohne viel Zeit fuumlr die Erlernung von Wikipedia-Regeln aufwenden zu muumlssen

FazitWikis bieten zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr den Austausch von In-formationen und Wissen und sind daher fuumlr die Zusammenarbeit heterogener Gruppen im Kontext von Citizen Science besonders gut geeignet Durch einen Workshop im von uns vorgeschlagenen For-mat kann die Bildung einer entsprechenden Community unterstuumltzt werden Damit wird ein Rahmen geboten in dem wichtige Entschei-dungen zu Zielen Strukturen und organisatorischen Fragen in einer transparenten und nachvollziehbaren Form getroffen und umge-setzt werden koumlnnen

Wikis erfordern in der Pflege Aufwand und sind nicht jedem und jeder gleich zugaumlnglich Daher kann es sinnvoll sein in Workshops die Inhalte zu einem bestimmten Thema von Citizen Science gene-rieren Edit-a-thons zu integrieren die dieses Wissen fuumlr breitere Kreise zugaumlnglich und veraumlnderbar macht

Noch wichtiger als die technische Komponente ist das soziale Netzwerk welches hinter einem Wiki steht Die Vergabe von Rech-ten muss sowohl transparent als auch effektiv und zuumlgig erfolgen und erfordert damit einzuplanende Arbeitszeit

16 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

Weiterfuumlhrende Ressourcenbull Das Citizen Science-Wiki wikibuergerschaffenwissendebull Dokumentation unseres Workshops wikibuergerschaffen

wissendewWiki-Workshop_Dokumentation bull Mehr Informationen zum Edit-a-thon (Englisch) https

enwikipediaorgwikiWikipediaHow_to_run_an_edit-a-thon bull Wiki-Systeme als Beispiel vom Wissenschaftsmanagement

bull Voigt S amp Orth R (2016) Wissensmanagement mit Wiki-Systemen In Kohl H Mertins K amp Seidel H (Hrsg) Wis-sensmanagement im Mittelstand Springer Verlag S 141ndash151

bull Museum fuumlr Naturkunde Berlin (2015) Arbeitstagung Ge-meinsames Erschlieszligen von Wissen in Museumssammlungen am Beispiel von Wikis httpbiowikifarmnetv-mfn arbeitstagung2015Wikis_in_der_Wissenschaftskommu nikation_eines_Museums

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14 Citizen Science-Wikis Tipps zur erfolgreichen Konzeption und Durchfuumlhrung eines Wiki-Workshops und einer Schreibwerkstatt

ZieleDer letzte groszlige Diskussionspunkt war das Hauptziel des Wikis Hier war der Beschluss dass das Wiki nicht als Schreibportal fuumlr die GEWISS-Handreichung noch fuumlr Vorstellung von Citizen Science-Pro-jekten gelten soll sondern als offene Plattform fuumlr laufende Diskussi-onen uumlber Citizen Science im deutschsprachigen Raum sowie als Ort fuumlr praktische Hinweise zu verschiedenen Aspekten von Citizen Sci-ence-Praxis dienen soll Hier sollte Wissen uumlber den State of the Art aus verschiedenen Artikeln und Projektberichten gesammelt werden Die Zielgruppe besteht hauptsaumlchlich aus Citizen Scientists und In-teressierten Angesprochen fuumlhlen sollen nicht nur wissenschaftlich Taumltige sondern auch Akteure auszligerhalb des Wissenschaftsbetriebs

Daruumlber hinaus ist es wichtig das Wiki als Prozess und nicht als Zustand zu verstehen Das Wiki-Team soll klein anfangen indem es realistische Ziele definiert und diese zu erreichbaren Arbeitsschrit-ten zuordnet

Wie funktioniert die Arbeit in der offiziellen Wikipedia Erkenntnisse aus der Workshopphase von Daniel Doumlrler und Florian HeiglWikipedia ist eine gemeinschaftlich erarbeitete Enzyklopaumldie bei der jeder mitschreiben kann Das Ziel ist eine Enzyklopaumldie mit bestmoumlglicher Qualitaumlt (siehe httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGrundprinzipien) zu schreiben Eines der wichtigsten Grundprinzipien ist dabei die Neutralitaumlt der Artikel die in Wikipe-dia verfasst werden dh es sollen alle Standpunkte und Sichtweisen einer Diskussion enthalten sein Ein weiterer wichtiger Faktor sind belegbare Informationen Bei einem neuen Artikel muumlssen Publika-tionen sowie andere Quellen angegeben werden die diese neuen Informationen belegen Wurde ein neuer Artikel verfasst muss dieser zuerst noch einer Qualitaumltskontrolle unterzogen werden Diese Kontrolle fuumlhren andere Nutzende durch welche sich durch zahlreiche Beitraumlge in der Wikipedia entsprechende Editor-Rechte erworben haben Dabei kann der Artikel leicht abgeaumlndert oder sogar komplett geloumlscht werden Diese Kontrolle kann mehrere Tage in Anspruch nehmen Erst wenn sie erfolgt ist ist der Artikel auch oumlffentlich zugaumlnglich

Es ist daher sehr wichtig den Workshopteilnehmenden die sich dazu entschlieszligen einen neuen Artikel in der Wikipedia zu verfas-sen oder einen vorhandenen Artikel zu bearbeiten vorab zu infor-mieren dass es mitunter mehrere Tage dauern kann bis die Aumlnde-rungen bzw Neuerungen in der offiziellen Wikipedia aufscheinen sofern diese gleich akzeptiert werden Dadurch kann etwaigen Ent-taumluschungen vorgebeugt werden Wird der Artikel nicht vollstaumlndig akzeptiert sollte auf die Kritikpunkte der EditorInnen eingegangen werden und der Artikel entsprechend umgeschrieben werden um letztendlich freigeschalten zu werden

Fazit 15

Um diese Prozesse besser zu verstehen empfehlen wir eine Be-arbeitung in der offiziellen Wikipedia nur durchzufuumlhren wenn bereits erfahrene Wikipedia-Nutzende im Team mitarbeiten welche die zugrundeliegenden Mechanismen beherrschen und bei Fragen konkrete Auskunft geben koumlnnen Auf diese Weise kann fokussiert an den Inhalten gearbeitet werden ohne viel Zeit fuumlr die Erlernung von Wikipedia-Regeln aufwenden zu muumlssen

FazitWikis bieten zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr den Austausch von In-formationen und Wissen und sind daher fuumlr die Zusammenarbeit heterogener Gruppen im Kontext von Citizen Science besonders gut geeignet Durch einen Workshop im von uns vorgeschlagenen For-mat kann die Bildung einer entsprechenden Community unterstuumltzt werden Damit wird ein Rahmen geboten in dem wichtige Entschei-dungen zu Zielen Strukturen und organisatorischen Fragen in einer transparenten und nachvollziehbaren Form getroffen und umge-setzt werden koumlnnen

Wikis erfordern in der Pflege Aufwand und sind nicht jedem und jeder gleich zugaumlnglich Daher kann es sinnvoll sein in Workshops die Inhalte zu einem bestimmten Thema von Citizen Science gene-rieren Edit-a-thons zu integrieren die dieses Wissen fuumlr breitere Kreise zugaumlnglich und veraumlnderbar macht

Noch wichtiger als die technische Komponente ist das soziale Netzwerk welches hinter einem Wiki steht Die Vergabe von Rech-ten muss sowohl transparent als auch effektiv und zuumlgig erfolgen und erfordert damit einzuplanende Arbeitszeit

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Weiterfuumlhrende Ressourcenbull Das Citizen Science-Wiki wikibuergerschaffenwissendebull Dokumentation unseres Workshops wikibuergerschaffen

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enwikipediaorgwikiWikipediaHow_to_run_an_edit-a-thon bull Wiki-Systeme als Beispiel vom Wissenschaftsmanagement

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Fazit 15

Um diese Prozesse besser zu verstehen empfehlen wir eine Be-arbeitung in der offiziellen Wikipedia nur durchzufuumlhren wenn bereits erfahrene Wikipedia-Nutzende im Team mitarbeiten welche die zugrundeliegenden Mechanismen beherrschen und bei Fragen konkrete Auskunft geben koumlnnen Auf diese Weise kann fokussiert an den Inhalten gearbeitet werden ohne viel Zeit fuumlr die Erlernung von Wikipedia-Regeln aufwenden zu muumlssen

FazitWikis bieten zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr den Austausch von In-formationen und Wissen und sind daher fuumlr die Zusammenarbeit heterogener Gruppen im Kontext von Citizen Science besonders gut geeignet Durch einen Workshop im von uns vorgeschlagenen For-mat kann die Bildung einer entsprechenden Community unterstuumltzt werden Damit wird ein Rahmen geboten in dem wichtige Entschei-dungen zu Zielen Strukturen und organisatorischen Fragen in einer transparenten und nachvollziehbaren Form getroffen und umge-setzt werden koumlnnen

Wikis erfordern in der Pflege Aufwand und sind nicht jedem und jeder gleich zugaumlnglich Daher kann es sinnvoll sein in Workshops die Inhalte zu einem bestimmten Thema von Citizen Science gene-rieren Edit-a-thons zu integrieren die dieses Wissen fuumlr breitere Kreise zugaumlnglich und veraumlnderbar macht

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