Zu Hieronymus, Porfirius und Alcimus Avitus

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Zu Hieronymus, Porfirius und Alcimus AvitusAuthor(s): Lucian MüllerSource: Rheinisches Museum für Philologie, Neue Folge, 21. Jahrg. (1866), pp. 263-272Published by: J.D. Sauerländers VerlagStable URL: http://www.jstor.org/stable/41251101 .

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Zu Hieronymns, Polfirius und Alcimus Avitns.

Ieder, der langere Zeit mit grohern Massen von Codices fami» liaren Umgang gepstogen hat, weih von einer Gewohnheit der meisten Schreiber, auch bei ubrigens vorwiegend oder ausschliehlich prosaischem Inhalt eines Nuches die erste oder letzte Pagina, resp. beide, mit Vorliebe der Poesie zu widmen, wofur sich in den Klosterbibliotheken immer etwas Passendes sand. - Vornehmlich ward die lateinische Anthologie, die christliche wie die klassische, start in Contribution gesetzt, wie gleich das Veispiel, von welchem ich den Anlah zu diesem Aufsah entlehnt, beweisen kann.

So enthslt die sehr alte Handschrift der grammatischen und rhetorischen Schriften Vedas und Anderer in der didi. pudi. welche die Nummer 122 trHgt, auf der ersten Seite das unzahligemal abge- schriebene Gedicht uber die neun Musen und ihren Patronus Apollo, in der Reihenfolge, wie fie Nr. 618 bei Meyer gibt, der dasselbe kbri- gens noch zweimal reproducirt j^617. 619^. Sehr verwundert hat es mich stets, dah man in diesem Stuck, welches oft, aber, wie ich glaube, ohne Grund dem Ausonius beigelegt wurde - ich spreche uber dasselbe ein andermal ausfuhrlicher - nie bemerkt hat, wie V. 10 nicht fug- lich neben V. 11 bestehen kann. Alle Concinnitat geht zu Grunde, wenn Apollo zwei Zeilen erhalt statt einer und wenn plbtzlich statt der Gottheiten, die kberall sonst, auch in dem griechischen Gedicht 'Khnlichen Inhalts, ein gewohnliches Abstractum, vis, das Sub- ject bildet. Schon dieser Umstand fuhrt zur Ausmerzung der zehn- ten Zeile, die auch sonst verdachtig genug ist. Denn es ist der Musen unwurdig, wenn von ihnen gesagt wird, dah sie, wie ein Stuck Vieh, allein durch die Kraft von Apollos Geist in Bewegung geseht wurden, zumal da ihre in jenem Gedicht beschriebenen Beschafti- gungen ja mehrfach nur mechanisch oder doch korperlich sind, fo das Werk der Polymnia und theilweise der Terpsichore. Auch wird so der Plan des Gedichtes, welches wie das verwandte der griechiscken Antho- logie, gerade die Proprietat jeder einzelnen Muse schildern soll, offenbar zerstort. Zum Schluh mihfallt ^9.8 Nu8g.3' und noch mehr "uuHilirls'. Wie passend dagegen fchlieht sich V. 1 1 an V. 9 an. Phobus, der Musaget umfaht alle Gebiete des Wissens, von denen jede der neun Gottinnen einen Theil behenscht.

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264 3u Hieronymus, Porfirius unb Alcimus Avitus.

Auf berfelben Seite unferes Cobex stehen noch brei Gebichte, beren Schrift aber so erlofchen ist, bah mehreres nur mit chemifchen Reagentien, unb auch fo nicht alles, zu lefen war. - 3undchst bie beiben Epigramme zu Ehren ber h. Paula, mit ber Hieronymus feine ber Gustochia, threr Tochter, gewibmete Lebensbefchreibung ber Ver- storbenen befchlieht. - Ich gebe biefelben mit Ausnahme ber Ab- Mrzungen buchstdblich fo, wie ich ste in ber Hbf. zu lefen glaubte, wobei ich alles Unbeutliche cursiv brucken laffe.

8uper sepulchrum Paule. 8cipio quam genuit, Paule fudere ̂fuder^ par Grecorum sobolis ̂ gamennonis inclita prol . . Oc iacet in tumet^^o ̂o aus um, fcheint es^. Paulam dixere Vustochiae genetrix Romani prime Pauperiem Ohristi, Bethlemi^ica rura ss

In foribus spelunce. Respicig augustum praecisa rupe sepulchrum? Ospicium Paule est celestia regna tenentis Hue fratrum sic cognatos patriamque T'eUng^ens Vivitias sobole Bethleemi con His (s aus c) fruitura locis felix, ubi dona mago^nm Portantur regique hominique deoque deders

Die Lucken am Enbe bes ersten Epigrammes ruhren von einem Defect bes Ranbes her, bem auch bie zweite Hdlfte bes e in secuta zum Opfer gefallen ist. - Auch eine ganz junge Hanbfchrift ber Briefe bes h. Hieronymus M. 1^. V. F. 45^> enthdlt biefe beiben Piecen, bie eine nur mit geringen Abweichungen von ber Vulgata, ndmlich in V. 1 8cio quern, 2 Grecorum, 3 dixisse, wobei ich selbstver- stdnblich alle orthographica ubergangen habe. Anbers steht es bet ber folgenben Infchrift, weshalb ich biefe lieber fo abbrucken lasse wie ste ber Cobex bietet:

Respicis augustum praecisa rupe sepulchrum? Ilospicium Paule est celestia regna tenentis. Fratrum cognatos Romam patriamque relinquens Vivicias sobolem Bethleemitico conditur antro, Hiis fruitura locis felix, ubi dona magorum Hiis praesepe tuum Ohriste atque mistica magi Nunera portantes hominique deoque dederunt.

Ich habe mit Hulfe bes alten 3eugen ben Text moglichst herauszu- stellen gefucht in Fleckeifens Iahrb. Vb. 91(1865) S. 790, 91. - Als ein befonberes Verbienst rechne ich es babei mir ober vielmehr bem Cobex an, bah nun alle Elifionen gefchwunben finb, ausgenommen bas e ber Enclitica im letzten Hexameter, ba bie 3eit bes Hieronymus unb wie sich aus einer Stelle biefes Autors ergibt Hieronymus felbft fur bie Synizefe langer ober mittelzeitiger Enbsilben kein rechtes Ver- stdnbnih hatte. - Schwierig stnb bie beiben 3eilen am Schluh, infofern

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Zu Hieronymus, Porfirius unb Ulcimus Avitus. 265

meine Manufcripte hier fehr abweichen unter einanber unb von ber Vulgata. Ich babe bie Stelle fo gut reftituirt als ich konnte, jeben- falls beffer als sie gewohnlich gelefen wirb, ndmlich f olgenbermahen :

Hie praesepe tuum, Ohriste, atque hie mystiea magi Nunera portantes hominique deoque dedere.

Ieber sicht, bah biefe Verse in ber gemeinen Fassung keinen Zufam- menbang mit bem vorhergehenben haben, ber boch grabe fo wunschens- werth ware urn zu zeigen, warum Paula wie fo viele bes gleichzei- tigen unb ber kommenben Gefchlechter gerabe in Bethlehem sick zu erbaulicher Befchauung nieberlieh. - Auch mihfdllt ber Sponbeus magi, obfchon er keineswegs ganz unmoglich ware [f. prael. earm. de inearnatione v. 8, torn. XIX p. 773 Nign. unb d. r. m. 357]. - Ich glaube aber, bah ber Voffianus uns in seiner allerbings ver- berbten unb abfurben Lesart ben Ursprung ber Vulgata beutlich vorfuhrt. - 6s hat fich hier eben, wie fo oft in ben Kirchenvdtern, eine Gloffe mit bem Text vermifcht, bie urfprunglich zu ^his locis' beigefchrieben etwa gelautet haben burfte ^his ubi in praesepe Ohristi mystica dona tuierunt magi'. - Denn wie uberall in ber grunblich verkommenen Bibelexegefe bes ganzen Mittelalters - leiber trdgt einen grohen Theil ber Schulb unfer Hieronymus - fuchte man bei alien Verichten zundchst nach bem mystifchen, geheimen Sinn, ber benn auch gewohnlich ben meiften Raum am Ranbe ober wo fonft commentirt warb, in Befcklag nahm, erst fpdter, wenn uberhaupt, fah man sich ben eigentlichen Inhalt ber Worte an. - Doch urn auf meinen Vor- fchlag zuruckzukommen, wenn berfelbe auch bem Gebanken, ber Metrik unb Grammatik vollstdnbig Genuge thut, unb sich von ber beften Ueberlieferung nicht fehr entfernt, fo entfteht boch aus Annahme bes« felben eine anbere Schwierigkeit , bie ich bem Lefer nicht verhehlen barf. Ndmlich, es finbet sich uber bie Gefchenke ber Magier eine im Ausbruck ganz dhnliche Stelle in ber historia evangeiiea bes Iu- vencus [I, 284] turn munera trina

Ihus aurum myrrham regique hominique deoque Dona dabant;

unb was bas wichtigfte ift - benn dhnlich gebenken ber Sache auch Amoenus [Diptych. Nr. 27] , Sebulius [Opus ?aschale II, 94 ff.] Florus, ber Zeitgenofse bes Theobulphus [torn. V, 613 ed. Nartene] unb anbere - , Hieronymus selbft bezeugt in feinem Commentar zu Matthdus [cap. 2 v. 11], bah ihm biefe Verse bes Iuvencus aus- nehmenb gut gefallen haben. ^ulcherrime munerum sacramenta Iuvencus presbyter uno versiculo comprehend it: thus aurum myrrham regique hominique deoque dona kerunt'. - Wenn also bie von mir proponirte Lesart richtig ift, fo hat ber Autor sich eben ben beruhmten Spruch seines ehrenwerthen Lehrers Donatus ^pereant qui ante nos nostra dixerunt' in einer etwas eigenthumlichen Weife ftbersetzt, resp. in bie Praxis geleitek

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266 Zu Hieronymus, Porfirius unb Alcimus Avitus.

Ueberhaupt bieten bie christlichen Dichter vom vierten bis zum fechsten Iahrhunbert hdusig in Phrafen, Verfen unb ganzen Stellen eine merkwkrbige, zuweilen verbdchtige Aehnlichkeit - ein anbermal mehr baruber ! - unb fcheint es fast als ob bie Gutergemeinfchaft bes apoftolifchen Zeitalters, von ber anbers bei ben Christen bes ausgehenben Alterthums im ganzen wenig zu fpiiren, fid) wdhrend ber oben genannten Epoche mit Vorliebe in ber Annexion litterarifchen Eigenthums bocu- mentirt hdtte. - Dies fuhrt mich noch einmal in Kurze auf meinen Auffah ̂zu Ennius unb ben christlichen Dichtern' zuruck, zu bem ich einen Nachtrag zu liefern im Stanbe bin. - Ich habe ndmlich feither gefehen, bah von ben Verfen, bie ich bort nicht ohne Probabilitdt ben noch ungebruckten Theilen bes Gebichtes de pentateucho zuwies, einige sich auch bei Sebulius sinben, ndmlich biefe [Seb. 1, 120; 141; 124; 144; 146]

Pervia divisi patuerunt caerula ponti. Et ieiuna novum vomuerunt marmora potum. 8icca peregrinas stupuerunt marmora plantas. Angelicis tremelacta minis an^atur asella. Edidit humanas animal pecuale loquellas.

Danach konnte mancher auch benken, bah ber von Albhelmus cittrte Vers ^linguaque rudenti edidit pecuale loquellas'

bemfelben Dichter entlehnt fei, ber feinem zuletzt angefuhrten Verfe vorausgehen ldht ̂ linguaque rudenti'. - Doch kommt mir biefe An- nahme nicht wahrfcheinlich vor. - Ein Gebdchtnihfehler bes Albhelmus ware hier in wenigen Morten urn fo auffallenber, als er ben Sinn fehr bebeutenb umgestaltete , unb eben fo wenig hat es bie Wahr- fcheinlichkeit fur sich, bah ber Angelfdchstfche Grammatiker bie Quantitdt von edidit nicht gewuht hdtte. - Auch ein absichtliches Auslassen von 'humanas animal' als unwichtig fur den Beweis, bah ̂ rudere' Eigenthum ber Efel fei, muh verneint werben, ba biefer grabe viel beutlicher geworben ware, wenn jene zwei Worte nicht vergeffen wurben unb auherbem Albhelmus nie in ber befagten Manier bie Citate ab- kurzt. Denn bah man jeht auf S. 235 ben Virgilifchen Vers >M, 537 > ^cara mihi ante alias, neque enim novus iste vianae' folgenber Gestalt liest ̂cara mihi ante alios etc. usque vianae', ist eben nur ein Fehler bes Herausgebers, unus e multis. Es muh vielmehr an biefer Stelle urfprunglich in bem metrifchen Tractat bie vollstdnbige Zeile bes Dichters gestanben haben, ba sie als Beifpiel fur Hexameter von 18 bis 20 Silben angefuhrt wirb.

Auch bei ben ubrigen funf Verfen fcheint es mir burchaus nicht unwahrfcheinlich, bah sie boch bem Gebicht de pentateucho angehoren. Darauf fuhrt bei ben zwei ersten eine unbefangene Betrachtung ber auf S. 123 angefuhrten unb befprochenen Stelle bes Albhelmus, wo er fie bicht hinter einem Halbvers aus jenem Epos anfithrt, bei bem britten bie Verwanbtfchaft mtt bem ersten, bei bem vierten unb funften

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Zu Hieronymus, Porfirius unb Alcimus Avitus. 267

ihre Congruenz mit ^linguaque rudenti elidit peouals loqueilan'. Die Annahme aber, bah ber Anonymus hier mit frembem Kalbe ge- pfiugt habe, hat burchaus nichts Unglaubliches, zumal ba er auch fonft mit Sebulius in verbdchtig intimen Beziehungen steht. Hierbei muh zundchst uberhaupt bemerkt werben, bah Iuvencus, Sebulius unb Arator fur bie christlichen Epiker fast in dhnlicher Weife Autoridt unb Vorbilb wurben wie fur bie altromischen bis zur Zeit bes Augu- stus Ennius, fur alle fpdtcrn Virgil unb Ovib, theilweife auch Lu- canus unb Statius. - Dah nun gerabe unfer Freunb specie!! mit Sebulius fehr familiar gewesen ist, ergibt sich aus ber Befchreibung, bie beibe Autoren von ber alternben Sara machen ̂lib. in genes. 506 ff. Sebul. 0. P.I, 107 ff.]

Inter ea steriies iam pridem lessa per annos Perdiderat etiam votum iam 8arra. parentis. Lt quia praegeiida partum non poneret alvo Ad lecunda suum coepit lactare maritum Gaudia. ^

8aucia iam vetulae marcebant viscera 8arae Grandaevo consumpta situ proiemque negabat k'rigidus annoso moriens in corpore sanguis. (!um seniore viro geiidi praecordia ventris In partem tumuere novum tremebundaque mater Aigentes veneratu sinus etc.

Mehr Veispiele bieser Art burften ohne Zweifel gefunben werben, wenn nicht bie Wunber aus bem ersten Vuch Mosis, bie Sebulius anfuhrt, sich auf bie eben angesuhrte Geschichte, sowie bie ganz turz vermelbete von Enoch unb Loth beschrdnkten. Diese zweite von I, 121 bis 126, aber mehr Raisonnement als Geschichte wirb auch , wie ich in ber mehrfach citirten Arbeit uber Ennius unb bie chriftlichen Dichter erwdhnt hatte j^p. 128], von Beba citirt. - Auffallenber noch ist, bah ber Virgilische Vers ̂ carduus et spinis surgat paliurus acutis' sich zugleich bei Sebulius >^I, 279] unb mit Aenberung eines Wortes (multum fur surgat, ba surget schon in ber vorhergehenben Zeile stanb) bei bem Anonymus c. in gen. 121 finbet: furwahr eine fon- berbare Wahlverwanbtschaft bes Geschmackes !

Wenn ick banach meine Vermuthung, bah bie Zeilen vom Durchzug ber Iuben burch's rothe Meer, ber aqua contradictionis unb Bileams Eselin in bem Epos de Pentateucno stehen, auch vor- ldusig nicht zurucknehme, so muh ich anberseits derichtigen bie Behaup- tung, bah Veba bas in Rebe stehenbe Abespoton bem Sebulius vin- bicirt habe. Denn ba bie Zeilm ^pervia - ponti', ̂ sicca - piantas' ^edidit - loquelas' sich auch zweiselsohne bei biesem Autor finben, wie allein bei ihm bie zugleich von Veba angefuhrten Pentameter ^dignatus - toris' ^rubra - nabes' ^praek. c. pascn. 2. 16], fo liegt nicht ber minbeste Grunb vor, anzunehmen, bah ber Gramma-

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268 Zu Hieronymus, Porfirius unb Alcimus Avitus.

tiler jene brei Fragmente wirtlich aus bem carmen Pascnale gezogen hat.' - Auch ift es nunmehr uberhaupt nicht fo ganz ausgemacht, ob Beba bie in meinem toorigen Auffatz befprochenen Epen aus ben gefchichtlichen Buchern bes alten Teftamentes wirklich unter ben Hdn« ben gehabt hat, woruber sich erst, wann mehr toon ihnen bekannt ge- worben, vollftdnbig wirb urtheilen laffen. - Noch barf ich bem Lefer nicht verhehlen, bah Albhelmus zuweilen Verfe bes Sebulius citirt, ohne ben Namen bes Autors zu nennen, ben er ilberhaupt fehr in fein Herz gefchloffen hat. - Zum Veifpiel genugen bie folgenben Citate, bie sich leicht vermehren laffen : S. 20 aurea - corusco m: 0.P. I) 179, 181 Mgne]. - 49 et - leones -I, 219. - 279 Eliam - miniZtri ̂̂ I, 170. - 280 agmen pavit inorme -- 111,264,5. - 310 quern - sperando tepesoit i^ 1,350. - Selbst in feinen Gebichten citirt er cine Zeile bes Sebulius, ndmlich bie fchon eben erwdhnte vom Daniel in ber Lowengrube ̂d. 1. virg. p. 175]. Unb auch ubrigens zeigen bie eigenen Verfe beffelben ein eifriges Stubium jenes Autors, obwohl fich fur biefe auch bie Ve- nutzung bes Epos de pentateuono nachweifen lassen burfte. - Ebenfo befteht keine Urfache, zu zweifeln an ber Nachricht Vebas in feiner Kirchengefchichte Englanbs ̂ 1. V c. XIX], bah Albhelmus fpeciell in Nachahmung bes Sedulius fein Werk de laudidug virginitatis re8p. virginum in boppelter Geftalt habe erfcheinen lassen, um ben Beburs- nissen jebes einzelnen Lefers , fei es bah er sich mehr an poetifcher Prof a ober mehr an profaifcher Poesie ergotzte, nach Krdften zu ge- nugen l).

Doch ich vergesse, bah hier nicht ber Ort ift uber bie chriftlichen Scribenten bes toergehenben Alterthums unb beginnenben Mittelalters sich auszulaffen, zumal ba es auf biefem noch burchweg unbebauten Acker fchier unmoglich ift, nicht jebesmal vom hunbertften auf's tau- fenbste zu kommen. - Nur ber Genauigleit zu Liebe hatte ich biefe Digression unternommen; benn an sich ift es ja fo unbebeutenb wie moglich, ob bie hier biscutirten Verfe wirklich bem Oarmen de Pen- tateucno angehoren ober nicht, was sich fpdter einmal toon felbft ergeben wirb. Niemals wurbe ich auch bie vorige Abhanblung unb was sich in biefer auf jene zuruckbezieht gefchrieben haben, hatte mir nicht bie Aufgabe obgelegen, ein grohes, ben Litterarhiftorikern gdnzlich ent- fchwunbenes Epos, ober toielmehr einen Cyklus toon Epen ber Kenntnih wieberum zuzufuhren. Darum hanbelte es sich, nicht um ein paar ldngst gebruckte Zeilen, bie fur mich um fo weniger Reiz haben konnten, als ich unter meinen Papieren noch genug gdnzlich unbekannte Ge-

1) Auch der Frantenkonig Chilperich, letzter Mehrer des lateinifchen Alphabets, den ich darum in meiner Metrik erwahnt habe, ahmte den Sc- dulius nach, aber ohne eine Ahnung von Profodie ^rsZ. Lur. Higt. l'rauo. V, 25; VI, 46].

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Zu Hieronymus, Porfiriug unb Alcimug Avitus. 2b9

bichte habe. Zum Neweig hierfur, obwohl man eg mir vielleicht fchon aufg Wort glaubt, fuge ich ein Gebicht beg Porsiriug Optatianug bei, bag ich in keiner Auggabe biefeg Vergkunstlerg gefunben unb aug ber vortrefflichen Hanbfchrift beg Panegyrikug auf ber Berner Vibliotbek mir abgefchrieben babe »od. Lern. mscr. litt. 212]. Eg ftanb bort, offenbar richtig, vor Nr. 15 unb ift vielleicht ber Vulgata entfallen, weil bag vochergehenbe Werkchen auch gerabe zehn Verse enchielt:

8

Imperii kacitus gemina vicennia signa. Pagina Aexuosa tramite vota notat.

Oonstantine genis Veliconde italia natis Nunera devotis haustibus ora rigans.

Hos rupes (lirrea sonet videatque coruscos Pontum nobilitas aitera Koma duces.

8ed nunc te victor ultima pictas honorum (lontentum tenui munera Nusa cupit.

<Iuod textu scruposa siet mea pagina simplex, visserat Augusto Oalliopea mea.

Die Vorrebe zu ̂ victor sj.derei8 etc' ift ein wenig verberbt, man fiebt eg, aber nicht unwichtig fur bie Cbronologie beg Porsiriug, roie wir ein anbermal zeigen werben.

Doch ich kebre noch ganz kurz zu bem Epos de Pentateucho unb fetnen, wenn bie Vermuchung nicht tduscht, sieben Gefchwistern zuruck. Meine auf S. 133 ausgesprochene Hoffnung, bah vielleicht fur biefe Piecen Licht kommen konnte aug ben Vibliocheken Englanbg unb Frankreichs, bat sich feitber befestigt burch eine Notiz in ber Auggabe beg Alcimus Avitug von Sirmonb ^8irm. op. var. Parig 1696 torn. II p. 264], bie ich bier abfchreibe, ba jene Nachricht wie fo viele unfchdtzbare in ben voluminofen unb ungeniehbaren alten Aug- gaben ber Kirchenvdter beinabe ebenfo vergraben liegt alg inediw irgenb eineg staubigen Cobex, cuius, um mit einem bekannten Epi- gramm zu reben, sub modio clausa papvrus erat. - Ein Tbeil ber bier folgenben Notizen ftcht ubrigens bei Vdbr, Gefch. b. chr. D. U. Gefch. Romg S. 71. - I)e quibus sermo nobis hoc loco non est, sed de iis tantum libris qui Nosaicam historiam conti» nuantes Exodum et reliquas Heptateuchi partes persequuntur, atque Alcimi Aviti nomine in nonnullis bibliothecis reperiuntur. Huos ego ut ad Avitum pertinere non abnuerim, adeo tamen rudes passim et impolitos ac mendis scatentes in tribus quae vidi exemplaribus animadverti, ut religioni sit opus quod auctor ipse ni tailor hoc habitu premi mallet in lucem evulgare. 8in- gulorum autem librorum initia, si cui animus est cognoscere, sx subiecto indice deprehendet.

Ale. Aviti metrum in Exodum. versus continet NOOOXXVII. Interea varios agitant dum temp ora cursus Et U0V8. succiduo surgit de germins proles.

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270 Zu Hieronymug, Porfirius unb Alcimus Avitus.

In I^eviticum. versus oontinet OOOVIII. Postquam conspicuo longinqua in devia templo Nxtrema est imposta manus, mox cura sacrorum Vatibus incubuit.

In Xumeros. versus continet VOXXOIX. Verterat in terra solitis se cursibus annus, Nensibus explicitis sua per vestigia currens.

In veuteronomium. versus continet OOXXOVII. Hactenus inlormis eremi vexatus arenis lordanem ad nuvium populus promo verat arma.

In librum lesu Nave, versus continet OOOOI^II. Haec inter dominus lesum dignatus adire Promittit validis sublimem conlore donis Admonitum transire vadum lordanis amoeni.

In librum ludicum. versus continet DOXOV. Postquam conspicuo lesus decesserat actu Reddideratque deus lamulum post belia quieti, Oonlestim ludaea tumens sibi poscere regem Incipit et dominum quae sit sententia poscit.

So trdte benn Alcimug Avitug an ©telle beg vorhin befeitigten ©e- buliug alg Canbibat auf fur biefen Cyclug von Epen vom Anfang ber Welt big auf bag babylonifche Exit ber Iuben, aber nicht mit groherm Rechte.^ Denn ohne Zweifel ift er nur beshalb in ben Verbacht ber Urheberfchaft gekommen, weil einerfeitg bie funf erften Nucher feiner Gebichte ihren ©toff bem Pentateuch entlehnen, anberfeitg bag erste Nuch beg Epog de pentateucno stch fruh von ben ubrigen abfonberte (auher bem Corbeiensig, ben Martene benutzte, ift auch ein Sanger- manensig anzumerken bei Montfaucon Vibliotn. mscr. p. 1136), wobei wieber einige Blatter fich aug bem ©taube unb burch bie erften 165 Verfe beg Werkeg viele Auggaben beg Tertullianug unb Cypria- nug unsicher machten. - Unb wenn jene Dichtungen nach ©prache unb Metrik bem carmen in 6enesin glichen, wag nach ber Augfage Sirmonbg kaum zweifelhaft ift, fo finb ste eben fchon baburch mit biefem unwerth beg Avitug, eineg im ganzen fehr regelrechten, kunft- vollen Autorg, ber stch fogar, wie aug einem Brief an ben Rhetor Viventiolug hervorgeht, uber Verldngerung beg i in potitur Gewisseng- fcrupel machte. - Dah wir aber hier wirklich nichtg anbereg alg fechg unter stch eng verbunbene von ben in meinem vorigen Aufsatz zum Theil hypothetifch prognofticirten Epen, alle besselben Poeten, vor ung haben, fcheint auher allem Zweifel. - Die emfige Nachahmung Virgilg, bie genaue Nachfolgung beg Vibeltexteg, felbft bie Aehnlich- keit im ©til mit bem jetzt vorhanbenen erften Buche u. a. m. beftdtigt burchweg alle Vermuthungen jener litterarhistorifchen Unterfuchung big in'g kleinfte Detail. Nur in einem Punkt ift bieg nicht ber Fall. Ich hatte S. 125 bie Verfe beg.Wertes de pentatsuono auf unge-

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Zu Hieronymus, Porfirius unb Alcimus Avitus. 271

fahr 5500 sixirt; hier sinb es nur gute 4000. Entweber alfo ift ber Text jener brei Hbs., in benen Sirmonb bas Werk gefehen hatte, stark mit Lucken verjehen(fo wie auch, beildufig gesagt, bas Buch ber Genesis wenigftens eine grohere enthdlt nach V. 325, wie fchon Martene be- merkt) ober bie Zahlen bei Sirmonb sinb ungenau ober ber Autor hat in ben fpdtern Theilen ber Bearbeitung bes Pentateuchs sich mehr ber Kurze bestissen als fruher, wofur beim Leviticus unb anberweit mancherlei Grunbe existiren konnten. - Wo aber stecken nun bie Cobices, in benen mit ober ohne bes Autors Namen ber Jesuit jene Open gesehen hat? Ich weih es fur ben Augenblick nicht unb hade auch keine Lust vanach zu forfchen. Frankreich ift groh unb hat viele Nibliotheken. - Genug, sie waren im 17. Iahrhunbert bort vorhan- ben unb bQrften, zum grohten Theil wenigftens, noch jetzt irgenbwo latitiren. Die noch fehlenben Bucher Samuelis unb ber Konige wer- ben sich aber wohl auch noch auftreiben laffen.

Nun aber komme ich von bem Pseuboavitus zu bem wirklichen ober vielmehr zu feiner Grabfchrift, bie gleichfalls in bem Manuscript ber hiesigen Vibl. Vublica, von bem biese Dissertation ausging, wie bie Epigramme zu Ehren ber Paula, unb auch dhnlich beschdbigt, am Anfang stehen. - Der Verfasser bes Gebichts ist, wie es scheint, burchaus unbekannt; es ist aber alt, loblich nach bem Inhalt, ebel in Sprache unb Mahen, ein wahres Prachtftuck ber christlichen Anthologie:

(Huisquis, mestificum timuli ') dum cernis nonorem . espiis concludi totum defiedis Avitum, . . sue sollicitas tristi de pectore curas. . a quern plena fides, celse q: gloria mentis, tzuem pietas, quern promta manus, quern lama pernennat, I^il socium cum morte tenet, quin prospice sancti 6esta viri. primum fioresacens indole quanta 8preverit antiquo dimissos stemate laces, Naturum teneris animum dum prestat in annig H?i licitum mundi return virtute relegat. , Aeo mora. pontificis sic digna insig . . . sumpsit, Augeat ut soliti lelicia ce^ta labor is. Oilmen ducidini non obstat, pompa rigori. 3ubicitur magnus, servat mediocria summus. Distribuit pascit ieiunus amando parcus. lerret et austeris indulgentissima miscet. Ounctantem suasu iuvit, solamine Mssi^m, lurgia diremit, certante ledere iunxit. Vissona viridicam iK^?^i docmata legem Ortatu ingenio monitis meritisque subegit. Vnus in arce luit quoquo libet ordine landi,

1) Aus dem ersten i ist mit rother Dinte von zweiter Hand v gemacht.

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372 Zu Hietonymus, Porfirius uttv Alcimus Nvitus.

Orator nullus siwilis nullusque poeta, Olamant quod parsi per crebra volumina lib/i, tzuis vix, vivii perque omnia tempora vivet.

Wichtigere Varianten stnb bier, im Vergleich zur Vulgata, nur fol^ genbe. SB. 5. promta ftatt larga. - Die Wahl erfcheint fchwierig. V. 10 vetum fur votum gegen voti, bas ubel klingt (gleich voraus ging mundi) unb keinen rechten Sinn gewdhrt. V. 11 sumpsit fur sumit. Valb barauf bieten ftatt ber Zeile ̂ culmen dulcidini non obstat, pompa rigori' bie Ausgaben zwei:

Ifec tamen ob suinini culmyn tumelactus nonoris Vrigitur seque ipse aliis plus aestimat, immo.

Ich muh gestehen, bie von mir zuerft bekannt gemachte Lesart wurbe mir febr gefallen, wenn nur ber Cboriambus dulcidini nicht ware. Ein folcher ift zwar in 523, bem Tobesjcchr bes Avitus, fo wie fpdter (zuerft gebenkt biefer Grabschrift fein Lanbsmann, Abo, ber fie wabrschein- lich in Vienne noch fab) keineswegs unmoglich ftgl. d. r. w. 354 ff.l, aber fchon ift er boch nicht. Also lasse ich bas Urtbeil in ber Schwebe. - Die Form dulcido wie gravido bei Catull 44, 13 in ber Ausgabe Doerings. - In V. 15 mochte ich bie Lesart bes Leibener Mfcr. fefthalten, nur mit Umftellung von parcus: ̂distribuit, pascit ieiunos parcus'. Marcus kann man bann nach Belieben als parcus cibi ober pscuniae auffassen. In ber Vulgata ftebt ^distribuit parcus, pascit ieiunus'. V. 17 cunctantem - mestum, bie Vulgata cunctantes - maestos. - V. 18 ftebt in ben Drucken iurgia dissolvit, inbeh ware diremit mit langer erster zur Zeit bes Avitus nicht unbenkbar. Darauf ift unwurbig bes fo zierlichen Anonymus bie gewobnliche Lefung ^dissona veridicam innciunt quae d. 1' es muh heihen ^quae tangunt', wo tangunt eupbemiftisch fur laedunt gefetzt wirb. In ber viertlehten Reihe enblich ift vortrefflich bie Lesart meines Cobex, quoquo libst: Sirmonb unb bie Uebrigen cui quolibet. - Ueber clamo fur loquor ober testor fpreche ich wobl ein andermal. - Enblich am Enbe ftebt richtig 'quis'.

Leiben, Ianuar 1866. Uucian Mllller.

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