Cultural-Hacking meets Service Design - Workshop auf dem WUD 2013 Hamburg

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Workshop zum World Usability Day 2013 in Hamburg - Hochschule für Angewandte Wissenschaften.

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© eparo GmbH, 2013

Workshop beim World Usability Day Hamburg Hamburg, 14.11.13

Cultural Hacking meets Service Design

© eparo GmbH, 2011eparo 2013

Florian Scheppelmann

• UX Consultant eparo GmbHProduct- / Service-Design, User Experience & Usability

• wissenschaftlicher Mitarbeiter Abteilung für Medienpädagogik / Bildungsinformatik an der Christian-Albrechts Universität zu Kiel

• Studium (Magister Artium): Medienpädagogik (Schwerpunkt: Designwissenschaft, Design-Thinking, Wissensgenerierung), Psychologie, Informatik, Sportwissenschaften

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UX Consultant - eparo

meine Tags: #cultural-Hacking ;) , #organisational-change, #service-design

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but.. first some input…

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„Was ist Cultural Hacking?“

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„Was hat Cultural Hacking eigentlich mit Usability / UX / UXD zu tun?“

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Define: Hack

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„Ein Hack (englisch Hieb) ist in der Computersprache eine in der Regel kreative Lösung eines Hackers für ein Hardware- oder Programmierungsproblem bzw. eine Umgehung einer hard- oder softwareseitigen Einschränkung.“ — Wikipedia

http://de.wikipedia.org/wiki/Hack

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Abstraktion aus der IT-Sprachlichkeit• kreativer Prozess / folgt keinem eindeutigen Schema

• Umgehung einer Einschränkung / Umgehung von Regeln

• intentionale Manipulation / Intervention

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Define: Culture

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„Kultur (zu lateinisch cultura „Bearbeitung, Pflege, Ackerbau“, von colere „pflegen, verehren, den Acker bestellen“) ist im weitesten Sinne alles, was der Mensch selbst gestaltend hervorbringt, im Unterschied zu der von ihm nicht geschaffenen und nicht veränderten Natur. Kulturleistungen sind alle formenden Umgestaltungen eines gegebenen Materials, wie in der Technik oder der bildenden Kunst, aber auch geistige Gebilde wie etwa Recht, Moral, Religion, Wirtschaft und Wissenschaft.“ — Wikipedia

http://de.wikipedia.org/wiki/Kultur

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„Im weitesten Sinne meint ‚Kultur‘ daher die vom Menschen durch die Bearbeitung der Natur mithilfe von planmäßigen Techniken selbst geschaffene Welt der geistigen Güter, materiellen Kunstprodukte und sozialen Einrichtungen. Dieser weite Begriff der Kultur umfasst die Gesamtheit der vom Menschen selbst hervorgebrachten und im Zuge der Sozialisation erworbenen Voraussetzungen sozialen Handelns, d.h. die typischen Arbeits- und Lebensformen, Denk- und Handlungsweisen, Wertvorstellungen und geistigen Lebensäußerungen einer Gemeinschaft.“ — Bundeszentrale für Politische Bildung

http://www.bpb.de/gesellschaft/kultur/kulturelle-bildung/59917/kulturbegriffe

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Kriterien einer Kultur• explizite Regeln

• implizite Regeln

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„Durch häufiges und regelmäßiges Miteinandertun bilden sich Handlungsgepflogenheiten heraus, die sich zu Handlungsmustern und Handlungsstilen verdichten und damit bestimmte Handlungszüge sozial erwartbar machen.“ — Hörning (2004, S.19)

Kultur ermöglicht Vorhersehbarkeit.

Hörning, K. (2004). Soziale Praxis zwischen Beharrung und Neuschöpfung. Ein Erkenntnis- und Theorieproblem. In Hörning, K. & Reuter, J. (Hg.), Doing Culture. Neue Positionen zum Verhältnis von Kultur und sozialer Praxis (S. 19-39). Bielefeld: transcript Verlag.

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„Gleichermaßen unauffällig entfalten sich im Zusammenhandeln gemeinsame Kriterien und Maßstäbe ‚richtigen‘, passenden, angemessenen Tuns, die dem Handeln Richtung und Anschluss vermitteln.“ — Hörning (2004, S. 20)

Kultur definiert Anschauung / Werte / Moral.

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„Zwar mag der Alltagsmensch wegen seiner unausweichlichen Verstrickung in die Welt (Bourdieus doxa) mit einer Art ‚Betriebsblindheit‘ geschlagen sein, indem sein Tun stets mehr Sinn umfasst, als er aktiv davon weiß (vgl. Bourdieu 1987: 127). Doch ist dieses Wissen prinzipiell nicht unzugänglich. Es besteht aus latenten, in die Handlungspraxis eingelassenen Vorannahmen und Deutungsrepertoires, die unseren Vorstellungen, von dem was passend, richtig, plausibel ist, zugrunde liegen.“ — Hörning (2004, S. 23)

Kultur bewegt sich in einem blinden Fleck.

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• Schemata des Verstehens und der Interpretation • script-förmige Prozeduren des Sichverhaltens • impliziter Sinn für gewolltes und zu vermeidendes Handeln — nach Reckwitz (2004, S. 44)

Funktionen von Kultur im Sinne Sozialen Handelns unter einer Praktik-Perspektive:

Reckwitz, A. (2004). Die Reproduktion und die Subversion sozialer Praktiken. Zugleich ein Kommentar zur Pierre Bourdieu und Judith Butler. In Hörning, K. & Reuter, J. (Hg.), Doing Culture. Neue Positionen zum Verhältnis von Kultur und sozialer Praxis (S. 40-54). Bielefeld: transcript Verlag.

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„Die relative Kontinuität der Form von Praktiken wird einerseits durch die kognitive Ordnung eines sozialen Wissens, gleichzeitig durch eine Verankerung der Praktiken in der Materialität der Körper und Artefakte hervorgebracht.“ — Reckwitz (2004, S. 44)

Diese persistenten Schemata lassen sich materialisieren.

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„Latour (1991) spricht hier treffend von einer Struktur der ‚Interobjektivität‘. Die Verfügbarkeit und der Gebrauch bestimmter Artefakte - man denke etwa an Kommunikationsmedien - ermöglicht die Entstehung und Reproduktion bestimmter sozialer Praktiken, die es ohne diese Artefakte gar nicht gäbe, freilich ohne dass die Artefakte die Art und Weise ihres Gebrauchs determinieren könnten. Einmal entstandene Netzwerke von Körpern und Artefakten in Praktiken gewinnen damit ihre relative Repetitivität nicht nur über die sozialisierten Körper, sondern auch über die Stabilität der Dinge.“ — Reckwitz (2004, S. 45)

Artefakte kreieren und reproduzieren Kultur.

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…apropos Artefakte

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..das Kreieren „neuer“ Artefakte.

Usability ist…

User Experience Design ist…

..das Verändern von Artefakten mit dem Ziel einer besseren Benutzbarkeit.

Service Design ist…..das Kreieren und Anpassen von produktrelevanten Prozess-Mustern.

Einen Ansatz zu Praktiken im Design erarbeiten Allert & Richter. http://www.av-studio.uni-kiel.de/index.php/publikationen

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aus einer Dienstleister-Perspektive....möglicherweise massive Interventionen in Unternehmenskulturen.

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„Selbst wenn sich soziale Felder und Ressourcenausstattung verändert haben, neigen die Akteure - im Extrem Don-Quichotte-haft - dazu, ihre vertrauten Praktiken immer weiter zu reproduzieren.“ — Reckwitz (2004, S. 47)

Kultur hat eine Massenträgheit.

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Aus dem Nähkästchen…wir (eparo) adressieren diese Gefahr der Intervention (und damit verbundene Möglichkeit der Ablehnung) mit verschiedenen Workshop-Formaten.

das Interventionspotenzial endet nicht bei den Artefakten… ‣neue Gesichter ‣neue Arbeitsweisen ‣neue Denkweisen ‣andere Kenntnisstände ‣andere Werte ‣…

aber…

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so… define: Cultural Hacking

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„Cultural Hacking ist die intentionale Manipulation kultureller Schemata.“

Cultural Hacking: Versuch einer Definition

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„Tell me and I forget, teach me and I remember, involve me and I learn.“ — Benjamin Franklin

noch ein Aspekt.. oder: Was grenzt Cultural Hacking zu Change Management ab.

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„Cultural Hacking ist intentionale Intervention einer Kultur mit der Möglichkeit zur Änderung persistenter Schemata.“

Cultural Hacking: Noch ein Versuch einer Definition

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This is a WORKshop - Let’s Hack… (ツ)

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Die Kultur „öffentlicher Nahverkehr“

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Schaut euch die vorhandenen Bilder und sonstigen Materialien an und sammelt mittels Brainstorming was euch noch zur Kultur „Öffentlicher Nahverkehr“ einfällt.

Exploration (10 Min)

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„Öffentlicher Nahverkehr ist Transfer von Abfahrtsort A nach Zielort B.“

Framing (10 Min)

Auf der Basis der Exploration: Was ist „Öffentlicher Nahverkehr“ noch?

Sammelt 5 Frames, wie öffentlicher Nahverkehr außer als Transfer noch betrachtet werden kann. Vergebt einen eindeutigen Namen für euren Frame. Schreibt jeden Frame (Name + ggf. Beschreibung/Stichworte) auf ein eigenes Blatt!

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Repertory Grid (20 Min)

Repertory Grid ist eine Methode, um implizite Annahmen zu explizieren. Wir wollen jetzt mehr über eure Wahrnehmung des Felds „öffentlicher Nahverkehr“ erfahren

‣ Mischt eure 5 Frames verdeckt durch ‣ deckt 2 Frames auf und sucht nach einer gemeinsamen Dimension dieser beiden

gegenüber einem zufällig ausgewählten dritten. ‣ Notiert die gemeinsame Eigenschaft und sucht den passenden Gegensatz ‣ wiederholt den Prozess, bis ihr das Gefühl habt alle möglichen Kombinationen

gefunden zu haben. !Tipp: Nehmt nicht gerade die offensichtlichste Eigenschaft, da euer Erkenntnisgewinn auf diese Weise gering bleibt!

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Gruppenbildung à 2-3 Personen (max. 2 Min ;)

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Auswählen eines Frames (10 Min)

‣ Stellt euren Gruppenmitgliedern eure Frames und das, was ihr über sie herausgefunden habt, kurz vor. ‣ Entscheidet euch in der Gruppe für einen der Frames, die ihr kennengelernt habt,

an dem ihr gemeinsame weiterarbeiten wollt (Wählt möglichst nicht den offensichtlichsten, da hier der Erkenntnisgewinn gering ist)

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Formuliert eine Challenge / Vision (10 Min)

‣ Formuliert eine Challenge (bei einem Problem) oder eine Vision (bei einem Potenzial), die euren Frame betrifft. ‣ „Wie können wir … (Adressaten) unter der Berücksichtigung von … (mögliche

kritische Ereignisse) dabei unterstützen … (Ziel oder Motiv) zu erreichen?“

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Lösungsansätze (10 Min)

Was sind mögliche Lösungsansätze / Realisationen eurer Vision? Die Optionen dürfen hier sehr kreativ sein!

‣ Entwickelt 5 mögliche Lösungsansätze / Realisationen eurer Challenge / Vision ‣ Verwerft die, die ihr als sehr offensichtlich einschätzt :)

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Prototyping (10 Min)

Wie kann ein konkreter Prototyp / eine Intervention in der Kultur „Öffentlicher Nahverkehr aussehen, um euer Problem zu beheben / eure Vision zu realisieren?

‣ Wählt einen Lösungsansatz / eine Realisation aus, die ihr weiterverfolgen wollt. ‣ Überlegt euch einen Prototypen / eine Intervention für die Umsetzung eurer Idee

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Act-Storming (10 Min)

‣ Sucht euch eine zweite Gruppe ‣ Spielt die Situation in einem Rollenspiel-Szenario nach. ‣ Verfeinert euren Prototypen

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Präsentation (à 5 Min)• Stellt euren Prozess vor

• Habt ihr über die Kultur „Öffentlicher Nahverkehr“ etwas neues erfahren?

• Gab es kritische Ereignisse, an denen sich bezogen auf eure Lösung etwas besonderes gezeigt hat? Welche Auswirkungen hatten diese auf eure Lösung?

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Diskussion

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Diskussion• Wie war der Prozess für euch?

• Was habt ihr neues über die Kultur erfahren?

• Habt ihr ähnliche Erfahrungen in eurem jeweiligen Tätigkeitsfeld sammeln können?

• Habt ihr Ideen, wie sich kulturelle Änderungsprozesse in Unternehmen auf diese Weise unterstützen lassen?

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QuellenBundeszentrale für politische Bildung (2009). Vielfalt der Kulturbegriffe. Online im Internet: http://www.bpb.de/gesellschaft/kultur/kulturelle-bildung/59917/kulturbegriffe (Stand: 13.11.13) !Hörning, K. (2004). Soziale Praxis zwischen Beharrung und Neuschöpfung. Ein Erkenntnis- und Theorieproblem. In Hörning, K. & Reuter, J. (Hg.), Doing Culture. Neue Positionen zum Verhältnis von Kultur und sozialer Praxis (S. 19-39). Bielefeld: transcript Verlag. !Wikipedia (ohne Datum). Kultur. Online im Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Kultur (Stand: 13.11.13) !Wikipedia (ohne Datum). Hack. Online im Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Hack (Stand: 13.11.13) !Reckwitz, A. (2004). Die Reproduktion und die Subversion sozialer Praktiken. Zugleich ein Kommentar zur Pierre Bourdieu und Judith Butler. In Hörning, K. & Reuter, J. (Hg.), Doing Culture. Neue Positionen zum Verhältnis von Kultur und sozialer Praxis (S. 40-54). Bielefeld: transcript Verlag.

CreditsAbteilung Medienpädagogik / Bildungsinformatik Institut für Pädagogik Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.

Mehr zum Practice-Oriented-Approach im Design bei Allert & Richter unter http://www.av-studio.uni-kiel.de/index.php/publikationen Struktur des Designprozesses angelehnt Allert & Richter. !

U-Bahn Scribble angefertigt von Christian Reichel.

eparo GmbH Produkt & Service Design, User Experience & Usability Stahltwiete 22 22761 Hamburg www.eparo.de

Florian Scheppelmann florian.scheppelmann@eparo.de !Twitter: @iam_fs

eparo UX-Insights: www.53nord.de !Twitter: @eparo

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