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Jürgen Dittmann, Christine Zitzke Zur Schreibung fremdsprachlicher Komposita im Wirt- schaftsdeutsch. Sprachgebrauch und neue Regelung Language use in German industry and commerce is characterized by the occurrence of English-English and English-German (mixed) compounds. We were interested in the spelling of these compounds, compared with the rules of the new German orthography. Four categories of compounds were distinguished: (1) X + noun, where X is not an adjective; (2) adjective + noun; (3) X + Y, where Y is not a noun; (4) X + function word + X. We analyzed the tokens of these categories in a corpus of job advertisements in German dailies. Whereas most of the English-English compounds of category (1) are written as two (or more) words like in English – therefore breaking the rules of German orthography – the majority of mixed compounds is written together, in accord with the rules. English-English compounds of category (2) mainly are written as two words, like in English. This spelling is allowed, but not favoured by the new German orthography. Mixed compounds of category (2) mainly are written with an hyphen, which is not in accord with the rules. This category is dominated by two types (High-Tech + X and Direktmarketing). English-English compounds of category (3) mainly are written with an hyphen, too, in accord with English custom and German rules. Mixed compounds of this category are represented by the type X + Know-how only. English-English and mixed compounds of category (4) mainly are written with an hyphen, in accord with the rules, but writers seem to be unsure whether the components should be written in capital or small letters. In sum, there is a clear tendency to spell English-English compounds according to the English custom, the writers obviously do not desire to Germanize the spelling. Concerning the mixed compounds, we found a considerable correspondence with the rules of German orthography, but categories (2) and (3) are not really productive, because they are dominated by few types.

Zur Schreibung fremdsprachlicher Komposita im Wirt- schaftsdeutsch. Sprachgebrauch …diekmann/zfal/zfalarch... · 2005. 8. 23. · Fremdwörtern“ (§§ 20ff.), in dem – entsprechend

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  • Jürgen Dittmann, Christine Zitzke

    Zur Schreibung fremdsprachlicher Komposita im Wirt-schaftsdeutsch. Sprachgebrauch und neue Regelung

    Language use in German industry and commerce is characterized by the occurrenceof English-English and English-German (mixed) compounds. We were interested inthe spelling of these compounds, compared with the rules of the new Germanorthography. Four categories of compounds were distinguished: (1) X + noun, whereX is not an adjective; (2) adjective + noun; (3) X + Y, where Y is not a noun; (4) X+ function word + X. We analyzed the tokens of these categories in a corpus of jobadvertisements in German dailies. Whereas most of the English-English compoundsof category (1) are written as two (or more) words like in English – thereforebreaking the rules of German orthography – the majority of mixed compounds iswritten together, in accord with the rules. English-English compounds of category(2) mainly are written as two words, like in English. This spelling is allowed, but notfavoured by the new German orthography. Mixed compounds of category (2) mainlyare written with an hyphen, which is not in accord with the rules. This category isdominated by two types (High-Tech + X and Direktmarketing). English-Englishcompounds of category (3) mainly are written with an hyphen, too, in accord withEnglish custom and German rules. Mixed compounds of this category arerepresented by the type X + Know-how only. English-English and mixed compoundsof category (4) mainly are written with an hyphen, in accord with the rules, butwriters seem to be unsure whether the components should be written in capital orsmall letters. In sum, there is a clear tendency to spell English-English compoundsaccording to the English custom, the writers obviously do not desire to Germanizethe spelling. Concerning the mixed compounds, we found a considerablecorrespondence with the rules of German orthography, but categories (2) and (3) arenot really productive, because they are dominated by few types.

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    1. Die Regelung der Schreibung fremdsprachlicher Komposita nachder neuen Rechtschreibung

    Im Vorfeld der Neuregelung der deutschen Orthografie hat die Schreibungvon Fremdwörtern1 kontroverse Diskussionen ausgelöst. Dabei ist aber dieFrage, wie mit Komposita zu verfahren ist, die aus Fremdwörtern bestehenoder solche enthalten, zu kurz gekommen. So wird diese Problematik etwa inZabel (Hg.)(1987a) und Zabel (1997) gar nicht erwähnt. Nach der ‚alten‘Rechtschreibung war dieser Bereich nicht geregelt, mit der Folge, dass dieentsprechenden Wörter mal in Analogie zu Regelungen für deutscheKomposita, mal nach dem Usus der Fremdsprache, der sie entlehnt sind,geschrieben wurden.Nach der ‚neuen‘ Rechtschreibung ist dieser Bereich zwar geregelt, doch ist esnicht leicht nachzuvollziehen, welche Schreibungen denn nun vorgeschriebenbzw. empfohlen werden.2 Die Verordnung zur Neuregelung enthält einenAbschnitt mit der Überschrift „Spezielle Laut-Buchstaben-Zuordnungen inFremdwörtern“ (§§ 20ff.), in dem – entsprechend der Thematik „Laut-Buch-staben-Zuordnungen“ – fremdsprachliche Komposita nicht behandelt werden.Einen eigenen Abschnitt aber hat dieser Worttyp nicht erhalten, wasangesichts seiner Relevanz insbesondere für das Wirtschaftsdeutsch einManko ist.So kommt es, dass die Schreibung von fremdsprachlichen Komposita ausmehreren Paragrafen rekonstruiert werden muss. Die Konsequenz isteinigermaßen verwirrend: In § 20 werden zur Illustration der Schreibung vonLauten in Fremdwörtern auch einige Komposita angeführt. Darunter sindMake-up, Airbus, Cocktail, Evergreen, Swimmingpool, Cowboy, Power(play),Lifetime und Pipeline . Während sich diese Schreibungen auch imWörterverzeichnis finden, stellt man für das in § 20 ebenfalls aufgeführteCountdown fest, dass im Wörterverzeichnis als Hauptform (Vorzugsvariante) 1 Wir sprechen im Folgenden von ‚Fremdwörtern‘, ohne die Diskussion um die Definition

    dieses Begriffs aufzugreifen. Insbesondere schließen wir von dieser Untersuchung solcheWörter aus anderen Sprachen nicht aus, die etwa durch die Möglichkeit, sie zu flektieren(vgl. des Managers) eine gewisse Integration in den deutschen Wortschatz erfahren habenund zutreffender als ‚Lehnwörter‘ zu bezeichnen wären (vgl. die Diskussion in Zabel1987b, S. 33ff.).

    2 Unter ‚Kompositum‘ verstehen wir im Folgenden jede Art von Wortzusammensetzung.Da für die Schreibung von Komposita aus anderen Sprachen ausschlaggebend ist, ob Ge-trenntschreibung in der Ausgangssprache überhaupt möglich ist, wird aber z. B. Soft-warehaus im Folgenden als zwei- und nicht als dreigliedriges Kompositum behandelt(*Soft-ware).

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    Count-down festgelegt wurde, Countdown hingegen nur als Nebenvariante.Für Count-down wird man auf § 43, für Countdown auf § 37 (2) des Erlassesverwiesen. § 43 lautet: „Man setzt Bindestriche [1] in substantivischgebrauchten Zusammensetzungen (Aneinanderreihungen), [2] insbesonderebei substantivisch gebrauchten Infinitiven mit mehr als zwei Bestandteilen.“Zwar kann man Count-down als substantivisch gebrauchten Infinitivbezeichnen, doch weil es nur aus zwei Bestandteilen besteht, ist [2] hieroffensichtlich nicht anwendbar. Bleibt also [1], und hier findet sich in derBeispielliste zu § 43 denn auch ein Analogon, nämlich Make-up. Bei Count-d o w n handelt es sich mithin um eine substantivisch gebrauchte„Aneinanderreihung“, und der Schluss, den man als LeserIn ziehen wird, ist,dass aus dem engl./amerik. stammende Komposita aus Nomen und Adverbmit Bindestrich geschrieben werden.Die Beispielliste zu § 43 ist insofern für die Fremdwortschreibungen ergiebig,als sich, erkennbar als weitere Fälle von „Aneinanderreihung“, auch noch derBoogie-Woogie und das Walk ie -Ta lk i e finden, für die mithin dieBindestrichschreibung vorgeschrieben wird. Die Möglichkeit der Zusammen-schreibung von Count-down und Analoga wird in § 43 aber nicht erwähnt.Diese muss also dem Verweis auf § 37 (2) entnommen werden: „Substantive,Adjektive, Verbstämme, Pronomen oder Partikeln können mit SubstantivenZusammensetzungen bilden. Man schreibt sie ebenso wie mehrteiligeSubstantivierungen zusammen. Dies betrifft [...] (2) Substantivisch gebrauchteZusammensetzungen, bei denen der letzte Bestandteil kein Substantiv ist.“ Inder Beispielliste von das Autofahren bis das Vergissmeinnicht findet sich keinfremdsprachliches Kompositum, und ein deutsches Analogon zu Count-downkommt ebenfalls nicht vor. Doch ist wegen down als zweitem Bestandteil, derja eindeutig kein Substantiv ist, dieser Paragraf einschlägig, und die einzigerlaubte Schreibung müsste Countdown sein, was aber ja § 43 widerspricht.Aus der Anwendung beider Paragrafen ergibt sich dann der imWörterverzeichnis für Count-down gezogene Schluss, dass bei Zusammen-setzungen aus „Substantiv + Nichtsubstantiv“ beide Schreibungen möglichsind, und die willkürliche Zusatzregelung, dass die Bindestrichschreibung dieHauptvariante sein soll. Allerdings ist für Make-up Zusammenschreibungnicht zugelassen – vielleicht, weil die Graphemkombination in Makeupirritierend wirkt.Was gibt die Neuregelung für fremdsprachliche Komposita sonst noch her? InFällen wie Airbus haben wir es mit einem Kompositum zu tun, dessen zweiterBestandteil ein Substantiv ist. Hier ist nach § 37 (1) für „Zusammensetzungen,bei denen der letzte Bestandteil ein Substantiv ist“, Zusammenschreibung

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    vorgesehen. Deutsche Beispiele sind Feuerstein, Fünfkampf usw., und hierwerden auch zwei Listen mit Fremdwörtern gegeben. Die erste Liste nenntSubstantiv-Substantiv-Komposita (Airbag, Bandleader, Football usw.), diezweite Komposita aus X plus Substantiv (Background, Bestseller, Bluejeans,Bypassoperation usw.; Bigband, Blackbox, Softdrink). Einen wichtigen Zusatzfindet man in (Erläuterung) E1 zu diesem Paragrafen: „Bei Verbindungen ausAdjektiv und Substantiv wie in Bigband, Blackbox, Softdrink ist in Anlehnungan die Herkunftssprache auch Getrenntschreibung möglich: Big Band, BlackBox, Soft Drink.“ Wie man an den Beispielen sieht, wird dabei das Substantiv,entsprechend der Regelung für deutsche Substantive, obligatorisch groß-geschrieben. Bisher wurden diese Verbindungen uneinheitlich geschrieben. Sosah der ‚alte‘ Rechtschreib-Duden vor: Hot dog und Hot pants, aber Hot Jazz;Blue jeans oder Bluejeans, aber nur Fastback. Ein Problem erwächst daraus,dass die Schreibung von Adjektiv-Substantiv-Verbindungen im Englischenuneinheitlich ist: so z. B. blackbird aber blue jeans, highway aber highfrequency (vgl. Gallmann 1997, S. 226). Werden sie ins Deutsche über-nommen, werden sie bevorzugt als Zusammensetzungen und damit analog zuSchwarzbrot und Hochfrequenz behandelt. Getrenntschreibung ist nach derneuen Regelung nur möglich, wenn sie auch im Engl. realisiert ist: Hot Dog,Fast Food, Free Jazz, aber nicht *High Way oder *Fast Back, weil auch imEngl. nur highway bzw. fastback geschrieben wird. Wer Adjektiv-Substantiv-Verbindungen aus dem Englischen3 getrennt schreiben will, muss also sichersein, dass diese Schreibung auch in der Ausgangssprache zulässig ist.Außerdem ist darauf hingewiesen worden, es erscheine inkonsequent, dass dieSchreibung der Substantive dem deutschen Usus angepasst wird, nicht aberdie Schreibung der Adjektive4: Die Blackbox müsste in Analogie zur

    3 Die Schreibung von zusammengesetzten Wörtern aus dem Französischen ist nicht eigens

    geregelt. Im Erlass findet man in § 55 (3) das Beispiel Cordon bleu zur Erläuterung derRegel, derzufolge auch Substantive aus anderen Sprachen großzuschreiben sind. Im Wörterverzeichnis findet man Grand Prix, Grand ouvert und Pommes frites; dies deutet aufeine implizite Regel hin, Fremdwörter aus dem Frz. seien in Anlehnung an die Ausgangssprache zu schreiben. Das Bertelsmann-Wörterbuch (Bertelsmann 1999) hingegen ver-langt Grandprix, also die ‚eingedeutschte‘ Schreibung, ebenso Grandhotel; beiGrandseigneur allerdings wird auch Bindestrichschreibung zugelassen: Grand-seigneur.Für Grand ouvert und Pommes frites folgt Bertelsmann (1999) dem Erlass. DerRechtschreib-Duden (Duden 1996) fordert in Einklang mit dem Erlass Grand Prix, aberGrandseigneur. Grandhotel wird, wie bei Bertelsmann, ohne Alternative vorgeschrieben.Man sieht an einem Kontrast wie Grandhotel und Grand Prix, dass die fehlendeRegelung im amtlichen Erlass hier Spielräume, aber auch Verunsicherung zur Folge hat.

    4 Vgl. Ickler (1999, S. 148).

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    Schreibung von Wortgruppen aus Adjektiv und Nomen (sog. appelativischenNominationsstereotypen) im Deutschen, wie schwarzes Brett und hoheFrequenz (vgl. amtl. Regelung § 63), also black Box geschrieben werden.Die so weit herausgearbeitete Regelung für Adjektiv-Substantiv-Kompositaengl.-amerik. Herkunft wird in § 55 (3) bestätigt. In diesem Paragrafen wirdzunächst auch für „Substantive aus anderen Sprachen, wenn sie nicht alsZitatwörter gemeint sind“, Großschreibung vorgeschrieben, mit dem Zusatz,bei mehrteiligen Wörtern sei der erste Teil großzuschreiben. Als unsinteressierende Beispiele für Komposita finden sich hier in Übereinstimmungmit § 43 Know-how und Make-up . Ergänzend wird festgelegt, dasssubstantivische Bestandteile auch im Innern mehrteiliger Fügungen, die alsGanzes die Funktion eines Substantivs haben, großzuschreiben sind.Angeführt werden u. a. das Desktop-Publishing, der Full-Time-Job, der SoftDrink, der Sex-Appeal, der Cash-Flow, das Corned Beef, der Chewing-Gum.Die ergänzende Regel E1 zu § 55 (3) besagt, teilweise werde auchzusammengeschrieben; verwiesen wird auf § 37 (1), § 44 und § 45. Beispielesind: der Fulltimejob, der Softdrink, der Sexappeal, das Cornedbeef, derChewinggum. In den §§ 44 und 45, auf die hier verwiesen wird, geht es, wieim schon zitierten § 43, um Bindestrichsetzung. § 44 schreibt die Binde-strichsetzung in mehrteiligen Zusammensetzungen vor, in denen eine Wort-gruppe oder eine Zusammensetzung mit Bindestrich auftritt. Für unseinschlägig sind zum einen die Beispiele Do-it-yourself-Bewegung, Rooming-in-System, Make-up-freie Haut und Abend-Make-up, denen zu entnehmen ist,dass zwischen Substantiven aus fremden Sprachen, die selbst Zusammen-setzungen mit Bindestrich sind, und angefügten deutschen Wörtern derBindestrich steht – eine Regelung, die sicherlich dem Sprachgefühl entspricht.Interessanter ist das Beispiel Go-go-Girl, mit dem diese Regelung aufkomplexe Zusammensetzungen ausgeweitet wird, die nur aus fremd-sprachlichen Wörtern bestehen, in diesem Fall der Zusammensetzung Go-gound dem Substantiv Girl (das nach § 55 (3) großgeschrieben wird). DieseBildung ist kein Unikat mehr, seit es im Wirtschaftsdeutsch das Wort Go-go-Fund gibt.§ 45 schließlich hat die Liberalisierung der Bindestrichsetzung zumGegenstand. Der Bindestrich kann demnach u. a. zur Gliederungunübersichtlicher Zusammensetzungen verwendet werden. Beispiele aus demBereich der fremdsprachlichen Komposita sind Desktop-Publishing – inÜbereinstimmung mit § 55 (3) – und Midlife-Crisis. Hauptvariante für beideWörter ist gemäß § 37 (1) und in Übereinstimmung mit den Einträgen imWörterverzeichnis der amtlichen Regelung die Zusammenschreibung.

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    Insbesondere Desktoppublishing erscheint allerdings recht unübersichtlich,man wird hier also im Interesse der LeserInnen wohl eher den Bindestrichsetzen (vgl. Heller 2000, 26).

    2. Versuch einer Systematisierung

    Wie lassen sich die Regelungen, die hier, verteilt auf unterschiedlicheParagrafen mit unterschiedlicher Thematik – Getrennt- und Zusammen-schreibung, Schreibung mit Bindestrich, Groß- und Kleinschreibung – getrof-fen werden, nachvollziehbar zusammenfassen?Wir unterscheiden folgende Fallgruppen (vgl. Dittmann 1999a, S. 53ff.):

    (1) Zusammensetzungen mit einem Substantiv als letztem Bestandteil(1.1) Der erste Teil ist kein Adjektiv

    Für diese Fallgruppe wird Zusammenschreibung empfohle. Die Schreibungmit Bindestrich ist möglich, wenn die Zusammensetzung zu komplexerscheint oder einzelne Teile hervorgehoben werden sollen:5

    Airbag, Assessmentcenter, Cashflow, Desktoppublishing, Jetset, Jobsharing,Productplacement, Shareholdervalueauch: Assessment-Center , Desktop-Publishing , Product-Placement ,Shareholder-Value

    (1.2) Der erste Teil ist ein Adjektiv

    Für diese Fallgruppe wird ebenfalls Zusammenschreibung empfohlen.Getrenntschreibung – ohne Bindestrich – ist in Anlehnung an das Englischemöglich. Dann muss das Substantiv, entsprechend der für das Deutschegeltenden Regelung, großgeschrieben werden:

    5 Damit keine Missverständnisse auftreten: Die Bindestrich-Verwendung unterliegt sehr

    wohl Beschränkungen. So müssen die mit Bindestrich verbundenen Bestandteile einandergleichgeordnet sein. Oversize-Aluminium-Rahmen oder Welt-Frauen-Konferenz sinddeshalb nicht korrekt, korrekt sind die Schreibungen Oversize-Aluminiumrahmen undWelt-Frauenkonferenz. Auch wenn Fugenelemente stehen, kann der Bindestrich zufalschen Schreibungen führen, so in Ausstellungs-Macher oder Millionen-Scheidung.Korrekt ist er trotz Fugenelement im Zusammenhang mit Reihungen, wie in Preis-Leistungs-Verhältnis, oder bei Bildungen mit Abkürzungen, wie in Grundstücks-GmbH(vgl. den Beitrag von Heller 2000, 27, dem wir auch die Beispiele entnommen haben).

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    Compactdisk, Cooljazz, Cornedbeef, Leanproduction, Softdrinkauch: Compact Disk, Cool Jazz, Corned Beef, Lean Production, Soft Drink

    (2) Die Zusammensetzung enthält Funktionswörter

    Kommen in der Zusammensetzung Präpositionen oder Konjunktionen vor,muss, in Analogie zu deutschen Wörtern, der Bindestrich stehen. Substantiveinnerhalb der Zusammensetzung werden großgeschrieben:

    Business-to-Business, Just-in-time-Produktion (wegen just in time =rechtzeitig), Stop-and-go-Verkehr, Turn-around-Situation

    (3) Zusammensetzungen, deren letzter Bestandteil kein Substantiv ist

    Für diese Fallgruppe wird Schreibung mit Bindestrich empfohlen. In einigenFällen sieht der amtliche Erlass als Nebenvariante auch Zusammenschreibungvor:

    Buy-out, Break-down (auch: Breakdown), Black-out (auch: Blackout), Count-down (auch: Countdown), Déja-vue, Lay-out (auch: Layout), Make-up, Stop-over

    Wie sich zeigen wird, gibt es im Wirtschaftsdeutsch viele Komposita, die ausenglischen und deutschen Bestandteilen zusammengesetzt sind („Hybride“).Diese sind offenbar zu behandeln wie rein englische Komposita: Die BeispieleBypassoperation und Clearingstelle werden in einer Liste u. a. mitBackground, Bestseller und Secondhandshop aufgezählt (§ 37 (1)).

    3. Die Festlegungen für die Nachrichtenagenturen

    Die „Arbeitsguppe der deutschsprachigen Nachrichtenagenturen“ macht inihrem Beschluss zur Umsetzung der neuen Rechtschreibung vom 16.Dezember 1998 Festlegungen, um die Schreibung der Komposita in der Pressezu vereinheitlichen (vgl. Dittmann 1999b). Der Tenor ist eindeutig: Es wirdaus den Vorgaben der amtlichen Regelung jeweils die Nebenvarianteausgewählt. D. h.:Zusammensetzungen, deren letzter Bestandteil ein Substantiv ist, werden ge-trennt und mit Bindestrich geschrieben; also nur: Cash-Flow, Midlife-Crisis,Full-Time-Job, Job-Sharing usw.

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    Zusammensetzungen aus Adjektiv und Substantiv werden getrenntgeschrieben; also nur: Compact Disk, Joint Venture, Common Sense, Hot Dog,Small Talk usw.

    Zusammensetzungen, deren letzter Bestandteil kein Substantiv ist, werdenzusammengeschrieben; also nur Breakdown, Blackout, Countdown, Layoutusw.; Ausnahmen: Go-in, Know-how, Make-up, Turn-around.

    Die letzte Festlegung erscheint nicht unbedingt glücklich: Die in den beidenersten Festlegungen präferierte Bindestrich- bzw. Getrenntschreibung könntevon der Anforderung an die Pressesprache her motiviert werden, möglichstüberschaubare Wörter zu verwenden. Doch kontrastiert dies mit der Bevor-zugung der Zusammenschreibung ausgerechnet bei den sicher nicht immerleicht dekodierbaren Zusammensetzungen des dritten Typs. Man konnte sichdenn ja auch nicht dazu durchringen, etwa Makeup vorzuschreiben.

    4. Der Gebrauch im Wirtschaftsdeutsch

    4.1 Kategorisierung und KorpusIm Folgenden legen wir das Ergebnis einer empirischen Untersuchung zurSchreibung von Komposita aus dem Englischen im Wirtschaftsdeutsch – amBeispiel von Stellenanzeigen – vor. Dabei werden folgende Typen vonKomposita berücksichtigt: „X + N (X ≠ ADJ)“, d. h. ein beliebigerBestandteil, aber kein Adjektiv, plus Substantiv; „ADJ + N“, d. h. einKompositum aus Adjektiv und Substantiv; „X + nicht-N“, d. h. Komposita,deren letzter Bestandteil kein Substantiv ist; „X + FW + X“, d. h., Komposita,die ein Funktionswort enthalten. Berücksichtigt werden Komposita, die nuraus englischen Bestandteilen bestehen, und solche, bei denen englische unddeutsche Bestandteile gemischt sind.Im Einzelfall ist allerdings nicht immer entscheidbar, ob es sich um einengenuin deutschen bzw. eingedeutschten oder einen Bestandteil aus eineranderen Sprache handelt: Während in Project Manager vs. Projekt Managerdie Schreibung des ersten Bestandteils die Entscheidung leicht macht, könntein Turn-around-Situation der letzte Bestandteil auch englisch gelesen werden.Wir haben uns in den Fällen, in denen uns beim Lesen die deutscheAussprache plausibler erschien, für die Klassifikation als deutschen Bestand-teil entschieden, wie z. B. bei Bank- in Bankmanager oder Bankcontrollingund bei Trainer- in Trainerteam, nicht hingegen z. B. bei Problem inProblem-Solving, TV in Pay-TV und Profit in Profit-Center. In Fällen von

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    Genus-Splitting, wie bei List-Broker/in und Team-Assistent/in, wurdenBroker/in und Assistent/in als eingedeutscht und die Komposita als deutsch-engl. gemischt gezählt. Bei Information in Marketing Information Systemhaben wir uns für die englische Lesart entschieden, weil im Deutschen hierdas Fugen-s stünde und in unseren Daten Komposita mit dem BestandteilInformations- auch vorkommen.Datenbasis unserer Untersuchung sind die Stellenanzeigen aus den Ausgabender „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, der „Süddeutschen Zeitung“ und der„Welt“ vom 24. April 1999 sowie der „Neuen Zürcher Zeitung“ vom 5. Mai1999. Nicht berücksichtigt werden Stellenanzeigen, die vollständig inenglischer Sprache formuliert sind. Allein in der „FAZ“ und der„Süddeutschen“ finden sich 4.225 Belege (im Sinne von Vorkommen) fürKomposita aus dem Englischen bzw. mit englischen Bestandteilen. Wirbeschränken deshalb die quantitative Auswertung auf diese beiden Zeitungen.Da wir den Sprachgebrauch untersuchen, gehen in die quantitative Aus-wertung die Vorkommen (‚Tokens‘) ein, gezählt wurden also nicht dielexikalischen ‚Types‘; diese spielen nur bei der qualitativen Auswertung eineRolle.Wir beabsichtigen, im Jahre 2001 eine Follow-up-Untersuchung mit denselbenAuswertungskategorien durchzuführen, um zu überprüfen, ob sich auf Grundder Rechtschreibreform am Usus in der Zwischenzeit etwas geändert hat.

    4.2 Übersicht über die quantitative Verteilung der Vorkommen

    Σ = 4.225

    Nach Fallgruppen:

    X + N (X ≠ ADJ) ADJ + N X + nicht-N X + FW + X3.618 382 145 80

    nur engl. gemischt nur engl. gemischt nur engl. gemischt nur engl. gemischt892 2.726 302 80 124 21 42 38

    Nach Sprachenverteilung:

    alle Fallgruppen - nur engl. alle Fallgruppen - gemischt1.360 2.865

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    4.3 Typ X + N (X ≠ ADJ)

    4.3.1 Nur englische Bestandteile

    Σ = 892

    Zusammenschreibung Bindestrich(e) Getrenntschreibung Sonstige2-gliedrig mehrgliedrig 2-gliedrig mehrgliedrig 2-gliedrig mehrgliedrig 2-gliedrig mehrgliedrig

    144 0 197 16 349 155 7 24

    In unserem Korpus kommt diese Fallgruppe insgesamt 892-mal vor. Die„Sonstigen“ werden aber in den folgenden Berechnungen nicht berücksichtigt,bleiben also 861.Vergleicht man die Kategorien Zusammen-, Bindestrich- und Getrennt-schreibung, so ergibt sich ein Verhältnis von 16,5% zu 25% zu 58,5%. D.h.,bei Komposita aus englischen Bestandteilen wird Getrenntschreibung starkbevorzugt, gefolgt von Bindestrich- und Zusammenschreibung.Einen Einfluss auf die Schreibung hat aber auch die Länge der Wörter,unterschieden nach zweigliedrigen und mehr-als-zweigliedrigen Komposita:Von den 690 Vorkommen von zweigliedrigen Komposita sind 144 –entsprechend 21% – zusammengeschrieben, 197 – entsprechend 28,5% – mitBindestrich und 349 – entsprechend 50,5% – getrennt geschrieben. Von den171 Vorkommen mehrgliedriger Komposita ist keines zusammengeschrieben,16 – entsprechend 9% – mit Bindestrich und 155 – entsprechend 91% –getrennt geschrieben. Hier zeigt sich also, dass der Anteil von Getrennt-schreibungen bei den mehrgliedrigen Komposita ungleich höher ist als bei denzweigliedrigen.Unter den zusammengeschriebenen zweigliedrigen Komposita finden sicheinige, die auch außerhalb des Wirtschaftsdeutsch gängig sind, wie Workshop,Teamwork, Trendsetter und Website. Wir vermuten, dass die Frequenz derKomposita im Deutschen einen Einfluss auf die Neigung, siezusammenzuschreiben, hat, doch konnten wir diesen Faktor nichtkontrollieren, weil Frequenzdaten nicht existieren. Aber auch bei Komposita,die nach unserer Einschätzung außerhalb des Wirtschaftsdeutsch nichtvertraut, innerhalb aber möglicherweise häufig sind, findet sich Zusammen-schreibung, so z. B. Databuilding, Showroom und Eventmarketing. DieseKomposita finden sich aber im Korpus auch in Bindestrich- bzw.Getrenntschreibung. Zusammenschreibung mehrgliedriger Komposita dieserFallgruppe, wie *Keyaccountmanager, kommt in unseren Daten nicht vor.

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    Wir kommen deshalb zu dem Schluss, dass die – von der neuenRechtschreibung präferierte – Zusammenschreibung von fremdsprachlichenKomposita mit nominalem letztem Bestandteil hinsichtlich der rein englischenKomposita nicht dem Usus im Wirtschaftsdeutsch entspricht. Es ist angesichtsder klaren quantitativen Verteilung auch nicht zu erwarten, dass sich diesgravierend ändern wird: Für zweigliedrige Komposita, die an Vertrautheitgewinnen, also möglicherweise z. B. für Web-Server und Call-Center, könnteman sich eine gewisse Zunahme der Zusammenschreibung vorstellen.Allerdings fällt auf, dass sich z. B. für Home-Banking/Home Banking inunseren Daten noch kein Beleg für Zusammenschreibung findet, obwohldurch die massive Werbung der Banken dieses Kompositum als schon vertrautgelten darf. Bei den mehrgliedrigen Komposita kann man weitgehendausschließen, dass es jemals verstärkt zu Zusammenschreibung kommen wird.Bei den Schreibungen mit Bindestrich fällt auf, dass in unserem Korpus dieSchreibung des nominalen Bestandteils bzw. der nominalen Bestandteile bisauf wenige Ausnahmen in Sinne der ‚deutschen‘ Regelung – Großschreibungauch im Inneren – realisiert wird. Schreibungen wie Customer-orientationoder Show-room sind die Ausnahme. Bei den mehrgliedrigen Komposita mitBindestrich wird im Allgemeinen auch, regelgerecht, ‚durchgekoppelt‘, d. h.,der Bindestrich steht zwischen allen Bestandteilen, wie in Service-Level-Agreements, Internet-Access-Provider6. In dieser Hinsicht irreguläre Schrei-bungen wie Controlling-Data Warehouses sind die Ausnahme. Es bleibtabzuwarten, ob die Empfehlung der Arbeitsgruppe der deutschsprachigenNachrichtenagenturen, diesen Komposita-Typ mit Bindestrich zu schreiben,zu einer Zunahme dieser Schreibungen führt.Ein so großes Übergewicht der Getrenntschreibung rein englischer Kompositain unseren Daten hatten wir nicht erwartet. Die zweigliedrigen Komposita sindnoch überschaubar, so Key Accounter, Call Center, Application Consultant,Field Sales, Art Director, Home Banking. Die mehrgliedrigen Kompositahingegen bilden Fügungen, die im Kontext nicht mehr leicht als Einheitenerkennbar und deshalb auch nicht einfach zu dekodieren sind. Man vergleicheKey Account Manager oder User Help Desk. Auch hier bleibt abzuwarten, obdie Empfehlung der Arbeitsgruppe der deutschsprachigen Nachrichten-agenturen im Sinne einer Stärkung der Bindestrichschreibung umgesetztwerden wird. Allerdings steht man hier wieder vor dem Problem der unter

    6 Bei Internet-Access-Provider könnte man allerdings argumentieren, die Bestandteile seien

    nicht gleichberechtigt, es sei also nur ein Bindestrich zulässig: Internetaccess-Provider.

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    Umständen nicht gleichgeordneten Bestandteile. Demnach sind nurKeyaccount-Manager und User-Helpdesk möglich.7

    Hinter den sonstigen Schreibungen, die in der oben gegebenen quantitativenAuswertung nicht berücksichtigt sind, verbergen sich bei den zweigliedrigenKomposita die seltenen Schreibungen mit Binnenmajuskeln, wie PreSales,GroupWare, FrameMaker. Die Zunahme der Binnenmajuskelschreibungen fürProduktnamen, in den vergangenen Jahren in Deutschland vor allem bei derDeutschen Bahn (InterCity) und der Telekom (LocalCall), spiegelt sich inunseren Daten nicht wider.8 Bei den mehrgliedrigen Komposita kommt nureinmal Binnenmajuskelschreibung vor (HelpDeskSystems). Die Mehrheit derunter „Sonstige“ erfassten Fälle sind Schreibungen mit Schrägstrich, wieClient/Server-Compiling, Cost/Profit Center, Risk/Return Management,Schreibungen mit dem &-Zeichen in Tax & Legal Services und gemischteSchreibungen (die oben schon erwähnt wurden) wie Controlling-DataWarehouses.

    4.3.2 Englische und deutsche Bestandteile

    Σ = 2726

    Zusammenschreibung Bindestrich(e) Getrenntschreibung Sonstige2-gliedrig mehrgliedrig 2-gliedrig mehrgliedrig 2-gliedrig mehrgliedrig 2-gliedrig mehrgliedrig

    1704 87 651 127 56 47 0 54

    In unserem Korpus kommt diese Fallgruppe 2726-mal vor. Für diequantitative Auswertung wurden die „Sonstigen“ nicht mitgerechnet. Eshandelt sich hierbei insbesondere um Fälle wie Pay TV-Zugangskontrolle undBeauty Care-Bereich, in denen Getrennt- und Bindestrichschreibungkombiniert vorkommen, und um Binnengroßschreibung, wie in CarAudio-Anlagen und PowerPoint-Präsentationen. In die Berechnungen gehen also2672 Vorkommen ein.Der Vergleich von Zusammen-, Bindestrich- und Getrenntschreibung ergibtein Zahlenverhältnis von 67% zu 29% zu 4%. Gegenüber den Zahlen-verhältnissen bei den rein englischen Komposita – 16,5% zu 25% zu 58,5% –haben wir also eine deutlich gegenläufige Tendenz. Bei den Binde-

    7 Das Problem der Gleichordnung von Komposita-Bestandteilen wird im Folgenden nicht

    mehr aufgegriffen, wir sehen aber durchaus, dass es sich immer wieder stellt.8 Vgl. Stickel 1998.

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    strichschreibungen ist der Unterschied zu vernachlässigen, bei Zusammen-und Getrenntschreibung ist er hoch signifikant.Das Übergewicht der Zusammenschreibung ist bei den englisch-deutsch ge-mischten Komposita beeindruckend, allerdings gibt es hier einen deutlichenLängeneffekt. Von den 1791 zusammengeschriebenen Komposita sind 1704 –entsprechend 95% – zweigliedrig, nur 87 – entsprechend 5% – mehrgliedrig.D.h., es kommen in großer Zahl Komposita des Typs Controllinginstrumenta-rium, Merchandisingagenturen, Produktmanagement, Produktmanager,Teamarbeit etc. vor. Mehrgliedrige Komposita sind hingegen deutlich selte-ner: Profitcenterleiter, Crewplanungssystem, Qualitätsmanagementsystem,Systemmanagementlösungen, Softwareentwicklungsmethoden, Konzerninfor-mationsmanagement. Βei beiden Typen von Komposita fällt auf, dass einzelneBestandteile häufig wiederkehren. Das gilt insbesondere für Management,Team und Software, Wörter, die in allen Stellungen der Komposita immerwieder auftreten. Es liegt also nahe, anzunehmen, dass für die Bildung dieserKomposita ein Frequenz- bzw. Vertrautheitseffekt angesetzte werden kann:Dank jeweils mindestens eines vertrauten Bestandteils sind diese Formen eherzu dekodieren als solche, die keinen ‚Ankerpunkt‘ enthalten, entsprechendwerden sie auch eher verwendet.Der Vergleich der zwei- und mehrgliedrigen Komposita ergibt ebenfalls einenLängeneffekt: Von den 2411 zweigliedrigen Komposita sind 71% zusammen-,27% mit Bindestrich und 2% getrennt geschrieben. Beispiele für Bindestrich-Schreibung sind Online-Tätigkeit, Team-Assistent/in, Support-Techniker,Outsourcing-Partner. Beispiele für Getrenntschreibung sind ProduktManager, Marketing Referent, Management Beratung, Support Bereich. Vonden 261 mehrgliedrigen Komposita sind 33% zusammen-, 49% mitBindestrich und 18% getrennt geschrieben. Beispiele für Bindestrich-Schreibung sind Token-Ring-Netzwerk, Due-Diligence-Prüfungen, Show-Room-Konzepte, Software-Engineering-Werkzeug. Beispiele für Getrennt-schreibung sind Enterprise Computing Umfeld, Asset Management Unter-nehmen, Call Center Technologien, Solution Selling Methode.Mehrere dieser Befunde erscheinen uns wichtig: Dass zweigliedrige englisch-deutsche Komposita in diesem Maße zusammengeschrieben werden, hattenwir nicht erwartet. Wir vermuten, wie gesagt, dass hier ein Effekt derFrequenz/Vertrautheit mindestens eines der Bestandteile eine Rolle spielt.Außerdem drängt sich die Hypothese auf, dass bei diesen kürzeren Formen dieAnlehnung an den deutschen Usus – Komposita, soweit sie nicht zuunübersichtlich sind, zusammenzuschreiben – für die Schreibung leitend ist.Die Zahl der Bindestrichschreibungen, immerhin gut ein Viertel, belegt, dass

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    die Toleranzgrenze für das Kriterium Übersichtlichkeit aber eng gezogen ist.Nach unserem Eindruck wird die Bindestrichschreibung vor allem gewählt,wenn ein Bestandteil oder beide Bestandteile des Kompositums eineniedrigere Frequenz bzw. Vertrautheit aufweisen, wie in Support-Technikerund Compliance-Gruppe. Die Regelung der neuen Rechtschreibung deckt sichinsoweit also relativ gut mit dem Usus, nicht zuletzt wenn man berücksichtigt,dass nur 2% der zweigliedrigen Komposita getrennt geschrieben sind, eineSchreibung, die die neue Rechtschreibung ja nicht zulässt.In dieses Bild passt, dass der Anteil der zusammengeschriebenen mehr-gliedrigen Komposita mit 33% signifikant niedriger ist als der derzusammengeschriebenen zweigliedrigen (71%). Diese Konstruktionen werdenoffensichtlich in erster Linie dann für akzeptabel gehalten und verwendet,wenn mindestens ein Bestandteil auf Grund seiner Vertrautheit einenDekodier-Anhaltspunkt bietet. Ansonsten wird eher der Bindestrich gesetzt(49%). Überraschend hoch ist bei den mehrgliedrigen Komposita der Anteil anGetrenntschreibung mit immerhin 18%. Diese Bildungen lesen sich‚abgehackt‘, als einzige Erklärung für ihre Verwendung haben wir dieHypothese anzubieten, dass die Schreibenden hier einen anglisierenden Moduswählen. Unter dem Aspekt des Dekodieraufwandes ist die Verwendung dieserFormen problematisch.

    4.4 Typ ADJ + N

    4.4.1 Nur englische Bestandteile

    Σ = 302

    Zusammenschreibung Bindestrich(e) Getrenntschreibung Sonstige2-gliedrig mehrgliedrig 2-gliedrig mehrgliedrig 2-gliedrig mehrgliedrig 2-gliedrig mehrgliedrig

    25 0 16 0 180 27 54 0

    Von den 302 Vorkommen dieser Fallgruppe lassen wir bei der quantitativenAuswertung die 54 Vorkommen außer Acht, in denen das Adjektiv electronicabgekürzt ist. Es handelt sich um Komposita des Typs E-Mail9 (in vielfältigerSchreibweise: E-Mail, E-mail, Email, e-mail, eMail, email) und E-Commerce(ebenfalls in mehreren Schreibweisen, E-commerce und eCommerce). Wennman hier die (nach der neuen Rechtschreibung verbindlichen) Bindestrich-Schreibungen von Wörtern mit Einzelbuchstaben mitzählen würde, ergäben 9 E-Mail ist nach der neuen Rechtschreibung die einzige korrekte Form.

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    sich völlig verzerrte Werte. Gerechnet wird deshalb im Folgenden mit 248Vorkommen.Wie man sieht, dominiert die Getrenntschreibung mit insgesamt 207Vorkommen – entsprechend 83,5%. Beispiele sind (zweigliedrig): PrivateBanking, Corporate Identity, Electronic Commerce, (mehrgliedrig:) EuropeanSales Manager, Technical Sales Support Specialist, International FinancialServices, Total Quality Management. Es folgt Zusammenschreibung mit 25Vorkommen – entsprechend 10%. Beispiele sind: Smalltalk, Background,Middleware. Schließlich die Bindestrichschreibung mit 16 Vorkommen –entsprechend 6,5%. Beispiele sind Round-Tables, Global-Player, Electronic-Banking.Der Gebrauch der zweigliedrigen ADJ + N-Komposita in unserem Korpusweicht also quantitativ betrachtet erheblich von der in der neuenRechtschreibung getroffenen Regelung ab, die für den NormalfallZusammenschreibung vorsieht: Von den 221 zweigliedrigen Komposita sindnur 25 – entsprechend 11% – zusammengeschrieben. Übereinstimmungbesteht lediglich in der Tendenz: Bindestrichschreibung, die nach der neuenRechtschreibung nicht zulässig ist, ist im Korpus am schwächsten vertreten.Man kann somit festhalten, dass die Arbeitsgruppe der deutschsprachigenNachrichtenagenturen mit ihrer Favorisierung der Getrenntschreibung indieser Fallgruppe den Usus getroffen hat.

    4.4.2 Englische und deutsche Bestandteile

    Σ = 80

    Zusammenschreibung Bindestrich(e) Getrenntschreibung Sonstige2-gliedrig mehrgliedrig 2-gliedrig mehrgliedrig 2-gliedrig mehrgliedrig 2-gliedrig mehrgliedrig

    11 0 8 42 0 3 0 16

    Diese Fallgruppe weist in unserem Korpus 80 Vorkommen auf. Bei derquantitativen Auswertung werden die „Sonstigen“ nicht berücksichtigt. Eshandelt sich überwiegend um Fälle von gemischter Getrennt- undBindestrichschreibung (High-End Produkte, Electronic Commerce-Lösungen)und um Komposita mit der Abkürzung E- für Electronic- (E-Commerce-Lösungen), die aus demselben Grund ausgeschlossen wurden wie bei den reinenglischen Komposita. Gerechnet wird also mit 64 Vorkommen.Wie man sieht, dominiert die Bindestrichschreibung (50 Vorkommen, 78%)vor Zusammen- (11 Vorkommen, 17%) und Getrenntschreibung (3 Vor-

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    kommen, 5%). Doch ist dieses Resultat mit Vorsicht zu interpretieren, denndie Vorkommen von Zusammenschreibung sind mit einer Ausnahme(Mikrocontroller) alle dem Type Direktmarketing zuzuordnen. Auch bei derBindestrichschreibung gibt es einen lexikalischen „Bias“: 30 der 42 Vor-kommen (71%) der mehrgliedrigen Komposita mit Bindestrich weisen denBestandteil High-Tech(nology)- auf, wie in High-Technology-Sektor oderHigh-Tech-Maschinen. Mit anderen Worten: Die Fallgruppe „Komposita mitenglischen und deutschen Bestandteilen, Adjektiv in Erstposition“ ist starklexikalisch determiniert und wird von einigen wenigen Formen beherrscht. ImUmkehrschluss kann man folgern, dass sie im Wirtschaftsdeutsch bislangwenig produktiv ist.

    4.5 Typ X + nicht-N

    4.5.1 Nur englische Bestandteile

    Σ = 124

    Zusammenschreibung Bindestrich(e) Getrenntschreibung2-gliedrig mehrglied

    rig2-gliedrig mehrglied

    rig2-gliedrig mehrglied

    rig3 0 113 6 2 0

    Diese Fallgruppe mit 124 Vorkommen wird von den Komposita auf Know-how dominiert. Sie stellen von den 113 zweigliedrigen Komposita mitBindestrich 104 Vorkommen (92%), wobei dreimal die Schreibung Know-How auftritt. Es liegt auf der Hand, dass dieser Bias mit der Textsorte„Stellenanzeigen“ zusammenhängt. Die anderen zweigliedrigen Kompositamit Bindestrich sind Follow-up (2x), Follow-Up (1x), Scale-Up (1x), Back-Up(1x), Design-in (1x), Design-Ins (2x), Roll-out (1x), Do-how (1x). Diemehrgliedrigen Konstruktionen mit Bindestrich sind vom Typ Management-Know-how. Zusammenschreibung ist zweimal mit dem Type Layout undeinmal mit dem Type Knowhow vertreten. Die beiden Vorkommen vonGetrenntschreibung zweigliedriger Komposita sind Win Backer und KnowHow.Auch für diese Fallgruppe kann man also konstatieren, dass sie einseitiglexikalisch dominiert und wenig produktiv ist. Die Bindestrichschreibung, diedie neue Rechtschreibung für diese Fallgruppe als Hauptvariante vorsieht, istmit überwältigendem Anteil realisiert. In Bezug auf diese Fallgruppe zeigt

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    sich, dass die Entscheidung der Arbeitsgruppe der deutschsprachigenNachrichtenagenturen, die Zusammenschreibung zu empfehlen, nicht nursystematisch10, sondern auch gemessen am Usus zumindest im Wirtschafts-deutsch falsch war: Zwar sieht auch die Regelung der Arbeitsgruppe fürKnow-how als eine der Ausnahmen Bindestrichschreibung vor, doch kann manden gegenwärtigen Zustand dahingehend extrapolieren, dass jede produktiveNutzung dieser Fallgruppe von einer Präferenz der Bindestrichschreibunggeprägt sein wird.Im Übrigen fällt hinsichtlich der Schreibungen in dieser Fallgruppe einebeachtliche Unsicherheit auf: Sowohl Know-how/Know-How als auch diewenigen Vorkommen anderer Types schwanken in der Schreibung deszweiten Bestandteils zwischen Groß- und Kleinschreibung.

    4.5.2 Englische und deutsche BestandteileEine quantitative Auswertung dieser Fallgruppe ist nicht sinnvoll, da lediglich21 Vorkommen im Korpus enthalten sind, die alle dem Typ „mehrgliedrig, mitBindestrich“ angehören und alle den Bestandteil Know-how enthalten,Beispiele Anwender-Know-how, Banken-Know-how und PC-Know-how.

    4.6 Typ X + FW + X

    4.6.1 Nur englische Bestandteile

    Σ = 42

    Bindestriche Getrenntschreibung Sonstige21 15 6

    In dieser Fallgruppe gibt es, wie auf Grund der Struktur zu erwarten, keinezweigliedrigen Komposita. Man sieht, dass eine klare Tendenz zurBindestrichschreibung besteht (58%). Beispiele sind Training-on-the-job(seltener in der Schreibweise Training-on-the-Job), Learning-by-doing,Business-to-Business, Business-to-Business-Marketing, Pay-per-View.Doch auch Getrenntschreibung ist häufig (42%), wobei gelegentlichAnführungszeichen offenbar den Charakter als Zitate aus dem Englischendeutlich machen sollen, wie in „training on the job“. Weitere Beispiele:

    10 Vgl. Dittmann 1999b.

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    Training on the job, Business to business (auch in der Schreibweise Businessto Business), Face to Face, cost of money, Certificate of Release to Service.Unter die Sonstigen wurden, wie in den übrigen Fallgruppen, gemischteSchreibungen gezählt, z. B. „Business-to-Business“ Marketing, Business-to-Business Direct-Marketing, Training „on-the-job“.Diese Fallgruppe weist also einen hohen Anteil (wenn man die „Sonstigen“nicht mitzählt immerhin 42%) an Getrenntschreibung auf. Das ist erstaunlich,denn die Formen sind ja ohne Bindestriche nicht unbedingt auf den erstenBlick als Komposita zu erkennen. Allerdings muss man hierbei das Type-Token-Verhältnis berücksichtigen: Die häufigsten Types sind Business toBusiness und Training on the Job, zusammen stellen sie 11 der 15Vorkommen (73%) von Getrenntschreibung. Wir haben hier also wieder einenFall von lexikalischem Einfluss vorliegen.

    4.6.2 Englische und deutsche Bestandteile

    Σ = 38

    Bindestrich(e) Getrenntschreibung Sonstige19 6 13

    In dieser Fallgruppe dominiert die Bindestrichschreibung mit 50%, wenn mandie „Sonstigen“ mitrechnet. Beispiele sind state-of-the-art-Technologie,Hands-on-Mentalität, Business-to-Business-Geschäft. Die gemischtenSchreibungen sind mit 34% vertreten, Beispiele sind add-on Produkte, „makeor Buy“-Entscheidung, Business-to-Business Electronic-Commerce-Spezialist.Bei der Getrenntschreibung (16%) fällt auf, dass sogar einige längereBildungen vorkommen: make or buy Entscheidungen, „best in class“Kundensupport, Business to Business Telecom Services, Business to BusinessGeschäft.Insgesamt sind also Komposita mit Funktionswörtern in unserem Korpusselten. Bei den Schreibungen fällt eine beachtliche Variation auf. Es wirdnicht nur getrennt, zusammen- oder gemischt geschrieben, sondern es werdenauch Formen zitiert, also als Lehnformen kenntlich gemacht, und dieSchreibung schwankt hinsichtlich Groß- und Kleinschreibung: Sowohl initialals auch im Inneren der Komposita kommen beide Schreibweisen vor. Hierkönnte die neue Rechtschreibung, wenn man ihr denn folgt, Sicherheit in derSchreibung bieten. Die dort vorgesehene Bindestrichsetzung dominiert

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    ohnehin, und eine einheitliche Großschreibung der Substantive würde dieDekodierbarkeit verbessern.

    5. Zusammenfassung

    Im Wirtschaftsdeutsch, soweit es in unserem Korpus repräsentiert ist, sind reinenglische oder englisch-deutsch gemischte Komposita allgegenwärtig. Überalle Fallgruppen hinweg gezählt, kommen mehr engl.-dt. gemischteKomposita vor (68%) als rein englische (32%). Dadurch entsteht der Eindruckeiner Hybridsprache, die gelegentlich geradezu parodistische Züge aufweist,etwa in einer Bildung wie management by Vormachen oder Business zuBusiness-Geschäft. Die gemischten Komposita dominieren allerdings nur inder Fallgruppe „X + N (X ≠ ADJ)“, also bei Zusammensetzungen mit einemSubstantiv als letztem Bestandteil, bei denen der erste Bestandteil keinAdjektiv ist (z. B. Merchandisingagentur, Teamarbeit). In den anderenFallgruppen überwiegen die rein englischen Komposita.Beim Typ „X + N (X ≠ ADJ)“ – nur englische Bestandteile – istGetrenntschreibung am stärksten vertreten, gefolgt von Bindestrich- undZusammenschreibung. Auffällig ist hier der Einfluss der Länge derKomposita, gemessen in zweigliedrig vs. mehr-(als-zwei-)gliedrig: 50,5% derzweigliedrigen, aber 91% der mehrgliedrigen Komposita werden getrenntgeschrieben. In den Fällen von Zusammenschreibung könnte sich einFrequenz- bzw. Vertrautheitseinfluss geltend machen: VertrautereBestandteile (wie -work- oder -team-) scheinen Zusammenschreibung zubegünstigen, da sie die Dekodierbarkeit erhöhen. Dazu passt, dassZusammenschreibung mehrgliedriger Komposita in dieser Fallgruppe nichtvorkommt (*Keyaccountmanagement).Der Usus im Wirtschaftsdeutsch steht mit der Regelung im Sinne der neuenRechtschreibung – Zusammenschreibung als Regelfall, Bindestrichschreibungerlaubt, Getrenntschreibung nicht statthaft – nicht in Einklang. Vielmehrorientiert man sich hier am englischen Usus. Angesichts derZahlenverhältnisse ist es fraglich, ob sich unter dem Einfluss der neuenRechtschreibung Zusammenschreibung in stärkerem Maße einbürgern wird.Wir werden dieser Frage in einer Follow-up-Untersuchung nachgehen.Beim Typ „X + N (X ≠ ADJ)“ – gemischte Bestandteile – ist Zusammen-schreibung am stärksten vertreten, gefolgt von Bindestrichschreibung und,weit abgeschlagen, Getrenntschreibung. Hier stimmt der Usus, insbesonderedie geringe Zahl von Getrenntschreibungen, mit der Regelung im Sinne derneuen Rechtschreibung – Zusammenschreibung als Regelfall, Bindestrich-

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    schreibung erlaubt, Getrenntschreibung nicht statthaft – gut überein. Offen-sichtlich orientieren sich die Schreibenden bei den gemischten Komposita eheran den deutschen Wortbildungsgepflogenheiten als bei den rein englischen. Esgibt aber einen klaren Längeneffekt: Bei den mehrgliedrigen Kompositakommt Zusammenschreibung selten vor (Qualitätsmanagementsystem).Außerdem scheint es einen Frequenz- bzw. Vertrautheitseffekt zu geben:Einzelne Bestandteile kommen bei allen zusammengeschriebenen Kompositaauffallend häufig vor (Management, Team, Software). Auch hier scheint alsoRücksicht auf die leichtere Dekodierbarkeit im Fall vertrauter Bestandteilegenommen zu werden.In der Fallgruppe „ADJ + N“ – nur englische Bestandteile – dominiert dieGetrenntschreibung ganz eindeutig. Offensichtlich orientieren sich dieSchreibenden hier an der englischen Schreibweise. Die neue Rechtschreibungsieht hingegen Zusammenschreibung als Hauptvariante vor, lässt Getrennt-schreibung aber zu. Der Usus steht aber mit der Regelung der Arbeitsgruppeder deutschsprachigen Nachrichtenagenturen in Einklang, die für dieseFallgruppe Getrenntschreibung vorsieht.In der Fallgruppe „ADJ + N“ – gemischte Bestandteile – dominiert bei denmehrgliedrigen Komposita die Bindestrich-, bei den zweigliedrigen dieZusammenschreibung. Die Vorkommen in dieser Fallgruppe verteilen sichaber auf extrem wenige Typen (Direktmarketing bzw. Komposita mit demBestandteil High-Tech(nology)), so dass hier ein lexikalisches Phänomenvorliegt und von ‚Usus in einer Fallgruppe‘ streng genommen nichtgesprochen werden kann.In der Fallgruppe „X + nicht-N“ – nur englische Bestandteile – kommt fastausschließlich Bindestrichschreibung vor. Allerdings wird diese Fallgruppevom Kompositum bzw. Bestandteil Know-how dominiert (92% der zwei-gliedrigen Komposita), was mit der Textsorte ‚Stellenausschreibung‘zusammenhängt. Zusammenschreibung ist nur mit zwei Vorkommen vonLayout und einem Vorkommen von Knowhow vertreten. Die Regelung derneuen Rechtschreibung – Bindestrich favorisiert, Zusammenschreibungmöglich – trifft hier also den Usus in unserem Korpus. Hingegen zeigt sich,dass die Regelung der Arbeitsgruppe der deutschsprachigen Nachrichten-agenturen – Zusammenschreibung – auch unter dem Gesichtspunkt des Ususnicht zu überzeugen vermag. Allerdings hat sich die Arbeitsgruppe für Know-how als eine der Ausnahmen auf Bindestrichschreibung festgelegt.Die Fallgruppe „X + nicht-N“ – gemischte Bestandteile – spielt mit nur21 Vorkommen im Korpus keine beachtenswerte Rolle, zumal alle denBestandteil Know-how enthalten.

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    In der Fallgruppe „X + FW + X“ – nur englische Bestandteile – dominiertBindestrichschreibung (Training-on-the-job), in Einklang mit der Regelungnach der neuen Rechtschreibung. Der Anteil an Getrenntschreibungen ist zwarrelativ hoch (Business to Business), doch gibt es einen Frequenz- bzw.Vertrautheitseinfluss: Die Types Business to Business und Training on theJob, im Wirtschaftsdeutsch geläufige Begriffe, stellen den größten Anteil beiGetrennt- und Bindestrichschreibung. Man kann davon ausgehen, dass dieVertrautheit dieser lexikalischen Formen die Dekodierung auch beiGetrenntschreibung, in der ja der Zusammenhang der einzelnen Wörtererkannt werden muss, erleichtert.In der Fallgruppe „X + FW + X“ – gemischte Bestandteile –, die mit 38Vorkommen ebenfalls eine Randgruppe darstellt, findet sich am häufigstenBindestrichschreibung, wiederum in Einklang mit der Regelung nach derneuen Rechtschreibung (Business-to-Business-Geschäft). Man findetallerdings eine beachtliche Variation in der Kombination von Groß- undKleinschreibung, was auf eine Verunsicherung hinsichtlich der Schreibungdeutet. Hier könnte die neue Rechtschreibung, die die Großschreibung derSubstantive fordert, vereinheitlichend wirken.

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    (Hrsg.): Zur Neuregelung der deutschen Orthographie. Begründung und Kritik. (= RGL,

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    Adresse der Verfasser:

    Univ.-Prof. Dr. Jürgen DittmanAlbert-Ludwigs UniversitätDeutsches Seminar IInstitut für deutsche Spracheund ältere LiteraturPlatz der Weisen Rose79098 FreiburgTel.: (0761) 203-3231/-3246Fax: (0761) 203-3355

    Dr. Christine ZitzkeAlbert-Ludwigs UniversitätDeutsches Seminar IInstitut für deutsche Spracheund ältere LiteraturPlatz der Weisen Rose79098 Freiburg