Upload
others
View
2
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution4.0 International License.
Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschungin Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung derWissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht:Creative Commons Namensnennung 4.0 Lizenz.
Zur Reaktion zwischen Bortrifluorid und Natrium-diethylphosphit Darstellung und Reaktionen von Tris(diethylphosphitoboran) The Reaction between Borontrifluoride and Sodium Diethylphosphite Synthesis and Reactions of Tris(diethylphosphitoborane)
Herbert Binder* und Jürgen Palmtag Institut für Anorganische Chemie der Universität Stuttgart, Pfaffenwaldring 55, D-7000 Stuttgart 80
Z. Naturforsch. 36b, 45-47 (1981); eingegangen am 22. Juli/9. September 1980
Tris(diethylphosphitoborane), Reactions, Rearrangement
Tris(diethylphosphitoborane) (2) can be synthesized by the reaction of BF3-0(C2H5)2 with sodium diethylphosphite. The chemical behaviour of this new compound and its NMR data are reported.
Einleitung
In einer früheren Mitteilung berichteten wir über das System BF3/P(0R)3 [1]. Es zeigte sich, daß bei Raumtemperatur sowohl Alkoxy- als auch Aroxy-gruppen gegen Fluor ausgetauscht werden. Je nach Mischungsverhältnis und Reaktionsbedingungen können ein, zwei oder alle drei Liganden am P-Atom ausgetauscht werden: Gin. (1-3). Die analogen Um-setzungen bei tiefen Temperaturen ergaben, daß zunächst ein l:l-Addukt entsteht, das beim Er-wärmen auf Raumtemperatur zerfällt [2]. Unter den Zerfallsprodukten wurden im Falle des P(OCH3)3 die gasförmigen Verbindungen PF3 und CH3OPF2 nachgewiesen:
P(OR)3 + BF3
(R0)2PF + 1/3 (BF2OR)3 (1) (R0)2PF + BF3
(RO)PFs + 1/3 (BF2OR)3 (2) (RO)PFa + BF3 PF3 + 1/3 (BF2OR)3 (3)
In der vorliegenden Arbeit berichten wir über die Reaktion zwischen BF3 und Natriumdiethylphos-phit.
Diskussion und Ergebnisse
Die Reaktion zwischen BFz und (C2H5O)iP0Na Aufschluß über den Reaktionsverlauf in diesem
System erbrachte zunächst eine 31P-NMR-Unter-suchung. Es konnte gezeigt werden, daß selbst bei
* Sonderdruckanforderungen an Priv.-Doz. Dr. H. Binder.
0340-5087/81/0100-0045/$ 01.00/0
—78 °C keine Addukte gebildet werden. Ebenso-wenig war eine P-F-Kopplung zu sehen, die auf Ligandenaustausch hätte schließen lassen. Während des gesamten Reaktionsverlaufs findet man neben der Resonanzlinie bei 153,0 ppm, die von 1 herrührt, nur eine neu hinzugekommene Linie bei 127,0 ppm. Die Intensität dieser Linie nimmt mit zunehmender BF3-Einleitungsdauer auf Kosten derjenigen des Ausgangsproduktes ständig zu. Zu dem gleichen Ergebnis gelangt man auch, wenn anstelle von BF3 das BF3-Etherat eingesetzt wird. Führt man die Reaktion zwischen 1 und BF3 • 0(C2Hs)2 in Aceto-nitril durch, so läßt sich das Reaktionsprodukt mit n-Pentan aus dem Reaktionsgemisch extrahieren und isolieren. Das Ergebnis der Elementaranalyse sowie die nB- und 31P-NMR-Daten lassen danach auf eine Umsetzung schließen, bei der ausschließlich NaF abgespalten wird, Gl. (4):
BF3 + 3 (C2H50)2P0Na -> 1
[(C2H50)2P0]3B -f 3 NaF (4) 2
Tris(diethylphosphitoboran) (2) ist ein neuer Ver-treter der Substanzklasse der Tris(diorganylphos-phitoborane), [R2PO]3B, die erstmals von Burg et al. [3] synthetisiert wurde. 2 zeigt im hochaufge-lösten 31P-NMR-Spektrum ein „Septett" mit der Kopplungskonstanten 3«7(31P-1H) = 4 Hz. Es han-delt sich um ein (A2X)3-Spinsystem. Beispiele für dieses Phänomen sind in der Literatur bekannt [4].
Reaktion mit (CzHsjsN bzw. (n-CiH$)zP 2 lieferte weder mit Triethylamin noch mit Tri-n-
butylphosphin ein Addukt. Dieses Verhalten deutet
46 H. Binder-J. Palmtag • Zur Reaktion zwischen Bortrifluorid und Natrium-diethylphosphit
auf einen großen ?r-Bindungsanteil zwischen 02pz-und B2pz-Orbitalen hin, wrobei der +M-Effekt der Diethylphosphitgruppen noch verstärkend hinzu-kommt.
Reaktion von 2 mit BFz Bei der Reaktion von 2 mit BF3 sollte untersucht
werden, ob, ähnlich wie bei tertiären Organylphos-phiten, ein F/OC2H5-Austausch eintritt [1]. Ein solcher Ligandenaustausch konnte nicht beobach-tet werden, vielmehr erfolgt eine Abspaltung der Die thylphosphit-Gruppen unter Bildung von (C2H50)2PF, Gl. (5):
2 + 3 BF3 -> 3 (C2H50)2PF + [B(OBF2)3] (5) 3
Das hypothetische Tris(difluorboryloxoboran) 3 ist nicht beständig und zerfällt offenbar sofort.
Reaktion von 2 mit Schwefel Phosphor (III)-Verbindungen der Koordinations-
zahl drei lassen sich oft mit elementarem Schwefel oxidieren. Bei der Reaktion zwischen 2 und Ss erfolgt die Oxidation in Benzol glatt und quantitativ, Gl. (6):
2 + 3/8 S8 -> [(C2H50)2P(S)0]3B (6) 4
4 ist eine Flüssigkeit, die sich unzersetzt im Vakuum destillieren läßt.
Solvolyse von 2 mit C2HbOH bzw. HCOOH Die Solvolysereaktion sollte Auskunft darüber
geben, wie die P-O-B-Bindung geöffnet wird. Fol-gendes Solvolyseschema war zu erwarten, je nach Angriff des Nucleophils an einem der beiden Zen-tren:
[(C2H50)2P-0-]3B + 0
3 C2H5OH — — • 3 (C2H50)2P-H + (C2H50)3B
(7) — • 3 (C2H50)3P + B(OH)3
Die 31P-NMR-Untersuchung des Ethanolysesy-stems nach schrittweiser Zugabe von C2H5OH er-gab, daß die Spaltung der P-O-B-Bindung nach beiden Reaktionswegen beschritten wird. Die Men-genverhältnisse der Solvolvseprodukte sind unge-fähr gleich groß.
Bei der Hydrolyse mit Ameisensäure kann zwar keine Aussage bezüglich der P-O-B-Bindungs-spaltung erwartet werden, jedoch über die Existenz eventueller Zwischenstufen. Bei der langsamen Zu-gabe von wasserfreier Ameisensäure wurde nach verschiedenen Zeiten das 31P-NMR-Spektrum auf-genommen. Neben der Resonanzlinie des Phospho-rigsäurediet hy lesters, (C2Hs0) 2P( 0) H, [V (3*P-iH) = 701 Hz; <5(31P) = 8,0 ppm] beobachtet man eine wei-tere Resonanzlinie bei 137,2 ppm, deren Intensität im gleichen Maße ansteigt wie Diethylphosphorig-säureester entsteht. Wir nehmen an, daß es sich um das erste Hydrolyseprodukt von 2 handelt, bei dem eine (C2H50)2P-0-Gruppe abgespalten wurde, Gl. (8):
2 + HaO -> [(C2H50)2P0]2B0H + (C2H50)2P(0)H (8)
5
Weitere Hydrolyseprodukte konnten nicht nachge-wiesen werden. Die vollständige Hydrolyse führt schließlich zu H3P03 und B(0H)3.
Arbuzov-Umlagerung von 2 Nach längerem Stehen findet man im 31P-NMR-
Spektrum von 2 eine zweite Resonanzlinie bei —2,1 ppm.
Die Analyse ergab, daß die Zusammensetzung des Produkts gleich geblieben ist. Im UB-NMR-Spek-trum war keine Veränderung der chemischen Ver-schiebung eingetreten. In einer anschließenden Destillation ließ sich keine Trennung erzielen. Wir nehmen daher an, daß eine Arbuzov-Umlagerung nur an einer (C2H50)2P-0-Gruppe eintrat, Gl. (9):
l ° x /0C,H5
B—0—PV /
C,HT
OX 0C2HS
B — 0—P=0 I I 0 C2H5
Eine Umlagerung unter Ausbildung einer B-P-Bindung war nicht zu beobachten.
Experimenteller Teil Die !H-, UB- und 31P-NMR-Spektren wurden mit
dem Spektrometer HFX-90 der Firma Bruker-Physik AG, Karlsruhe, aufgenommen. Nachste-hende Übersicht enthält Einstrahlfrequenzen, Auf-nahmetechnik sowie Standardsubstanzen:
47 H. Binder-J. Palmtag • Zur Reaktion zwischen Bortrifluorid und Natrium-diethylphosphit
Kern MHz Aufnahme-technik
Standard
31p 36,42 FT 85-proz. wäßrige H3P(>4, extern
n B 84,07 FT BF3-0(C2H5)2, extern iH 90 FT TMS, extern
Die Angaben der chemischen Verschiebungen in den 31P-, n B - und iH-NMR-Spektren beziehen sich bei positivem Vorzeichen der <5-Werte in ppm auf eine Verschiebung nach niederer Feldstärke relativ zum jeweiligen Standard.
Darstellung von 1 Zu einer Suspension von 11,5 g (0,5 mol) Natrium
in 300 ml Benzol gibt man unter Rühren 69,0 g (0,5 mol) Phosphorigsäurediethylester, der mit 1 bis 2 ml Ethanol versetzt ist. Durch Außenkühlung sorgt man dafür, daß die Innentemperatur 60 °C nicht übersteigt. Unter diesen Bedingungen ist die Auflösung des Natriums nach 45 min beendet. Von der erhaltenen Lösung wird das Benzol abdestilliert und das getrocknete 1 zur weiteren Reaktion ver-wendet.
Darstellung von 2 In einem 1-1-Dreihalskolben mit KPG-Rührer,
Rückflußkühler mit aufgesetztem P40io-Trocken-rohr und Tropftrichter werden im N2-Strom 80,0 g (0,5 mol) 1 in 250 ml über P40io-destilliertem Aceto-nitril suspendiert. In diese Suspension tropft man unter Rühren langsam 35 ml (0,3 mol) BF3 • 0 ( C 2 H s ) 2 . Die Reaktionstemperatur sollte da-
bei 45 °C nicht übersteigen. Danach wird noch 2 h bei Raumtemperatur gerührt. Die Reaktionsmi-schung wird anschließend viermal mit je 100 ml über Calciumhydrid getrocknetem w-Pent an extra-hiert. Von den vereinigten Extrakten wird im Rotationsverdampfer bei + 7 °C das n-Pentan ent-fernt. Der Rückstand wird einer fraktionierten Destillation unterworfen.
Ausbeute: 57,0 g (27%). Sdp.0,i 52 °C. <5(31P) -127,0 ppm, <5(UB) = 17,0 ppm, (5(iH)CH3 = 1,26 ppm, ä(iH)cH, = 3,87 ppm. C12H30O9P3B (422,09)
Ber. C 34,15 H 7,16 P 22,01 B 2,56, Gef. C 35,00 H 7,13 P 22,90 B 3,00.
Darstellung von 4 In einem 250-ml-Einhalskolben mit Rückflußküh-
ler und aufgesetztem P40io-Trockenrohr gibt man unter Feuchtigkeitsausschluß zu 8,44 g (0,02 mol) 2, gelöst in 100 ml absol. Benzol, 1,92 g (0,06 mol) Schwefel. Nach 3 h Kochen am Rückfluß wird das Benzol am Rotations Verdampfer entfernt. Die Um-setzung ist nach Aussage des 31P-NMR-Spektrums quantitativ. Der Rückstand wird anschließend frak-tioniert. Sdp.0,1 84 °C. <5(31P) = 56,0 ppm, Ö(UB) = 17,0ppm, (5(iH)CH,= 1,4ppm, <5(iH)CH2 = 4,25ppm. C12H30O9P3S3B (518,27)
Ber. C 27,81 H 5,83 P 17,93 S 18,56, Gef. C 28,30 H 5,81 P 18,30 S 18,20.
Wir danken dem Verband der Chemischen In-dustrie - Fonds der Chemischen Industrie - für die Unterstützung dieser Arbeit.
[1] H. Binder u. R. Fischer, Z. Naturforsch. 27 b, 753 (1972).
[2] E. F. Moran, Jr. Dissertation, University of Penn-sylvania 1961; Diss. Abstr. 22, 1004 (1961).
[3] A. B. Burg u. J. S. Basi, J. Am. Chem. Soc. 91, 1937 (1969).
[4] M. M. Crutchfield, C. H. Dungan, J. H. Letcher, Y. Mark u. J. R. Van Wazer, Topics in Phosphorus Chemistry, Vol. 5, Interscience Puhl. New York, London, Sydney 1967.