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Taijiquan & Qigong Journal 3-2013 On the origins of Taijiquan in the art of war Part 4: The stick and staff weapons By Jan Harloff-Puhr After providing an overview of Chinese weapons in previous parts of this series of articles, as well as taking a more detailed look at the bladed weapons sword and sabre, in this fourth part Jan Harloff-Puhr now examines the stick/staff in its various lengths. These range from a palm stick around 14 centimetres in length to long staffs of several metres. Each of the different models has its own special application possibilities. These are also interesting for realistic self- defence because sticks are the weapons that tend to be available most often in emergencies. ABSTRACT TAIJIQUAN 32 D er Stock ist vermutlich, neben dem schlicht vom Boden aufgehobenen Stein, die älteste Waffe der Menschheitsgeschichte. Gleichzeitig ist er eine der wenigen Nahkampfwaffen, die auch in heutiger Zeit noch eine praktische Anwendung finden. Wenn man sich andere Beispiele aus dem klas- sischen Waffenkanon des Taijiquan ansieht, etwa Schwert, Säbel, Hellebarde und Speer, dann fällt auf, dass es sich hierbei zwar um sehr effektive Waffen handelt, die über Jahrhunderte hinweg das militärische Geschehen in China dominierten, dass sie aber allesamt im realistischen Kampf heutzutage nicht mehr eingesetzt werden. Mit dem Stock hingegen verhält es sich völlig anders. Einerseits sind Stockwaffen auch heutzu- tage noch im Gebrauch, andererseits lassen sich die Konzepte der Stockwaffen auf viele Alltags- gegenstände übertragen, die man im Falle einer Selbstverteidigungssituation eventuell zur Hand haben könnte, sei es ein Regenschirm oder ein Billardqueue. Wie im ersten Artikel wird auch hier die Einteilung der Waffen in Kategorien nach Yang Jwing-Ming verwendet. Zunächst werden die verschiedenen Varianten des geraden Stocks vorgestellt, unter- teilt in sehr kurze, kurze, lange und sehr lange Waffen. Zum Abschluss wird noch gesondert der Spazierstock behandelt, bei dem es sich zwar um eine Kurzwaffe handelt, der sich aber aufgrund seiner Form ein wenig von den geraden Stöcken unterscheidet. Die sinnvollerweise zu verwendende Länge eines Stocks richtet sich in den meisten Fällen nach der Körpergröße der Person, die den Stock führt. Im Text wird versucht, solche relativen Angaben zu Nachdem in den bisherigen Teilen der Artikelserie ein Überblick über chinesische Waffen gegeben wurde und die Klingenwaffen Schwert und Säbel eingehender vorgestellt wurden, widmet sich Jan Harloff-Puhr im vierten Teil dem Stock in seinen verschiedenen Längenausprägungen. Diese reichen von etwa 14 Zentimetern beim Taschenstock bis hin zu langen Stangen von mehreren Metern Länge. Die unterschiedlichen Modelle haben jeweils spezielle Anwendungsmöglichkeiten, die auch für die reale Selbstverteidigung interessant sind, da Stöcke diejenigen Waffen sind, die im Ernstfall am ehesten zur Hand sind. Zum Ursprung des Taijiquan in der Kriegskunst Teil 4: Die Stockwaffen Von Jan Harloff-Puhr

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Taijiquan & Qigong Journal 3-2013

On the origins of Taijiquan in the art of warPart 4: The stick and staff weaponsBy Jan Harloff-PuhrAfter providing an overview of Chinese weapons in previous parts of this series of articles, as well as taking a more detailed look at the bladed weapons sword and sabre, in this fourth part Jan Harloff-Puhr now examines the stick/staff in its various lengths. These range from a palm stick around 14 centimetres in length to long staffs of several metres. Each of the different models has its own special application possibilities. These are also interesting for realistic self-defence because sticks are the weapons that tend to be available most often in emergencies.

ABSTRACT

TAIJ

IQU

AN

32

Der Stock ist vermutlich, neben dem schlicht vom Boden aufgehobenen Stein, die älteste

Waffe der Menschheitsgeschichte. Gleichzeitig ist er eine der wenigen Nahkampfwaffen, die auch in heutiger Zeit noch eine praktische Anwendung finden. Wenn man sich andere Beispiele aus dem klas-sischen Waffenkanon des Taijiquan ansieht, etwa Schwert, Säbel, Hellebarde und Speer, dann fällt auf, dass es sich hierbei zwar um sehr effektive Waffen handelt, die über Jahrhunderte hinweg das militärische Geschehen in China dominierten, dass sie aber allesamt im realistischen Kampf heutzutage nicht mehr eingesetzt werden. Mit dem Stock hingegen verhält es sich völlig anders. Einerseits sind Stockwaffen auch heutzu-tage noch im Gebrauch, andererseits lassen sich die Konzepte der Stockwaffen auf viele Alltags-

gegenstände übertragen, die man im Falle einer Selbstverteidigungssituation eventuell zur Hand haben könnte, sei es ein Regenschirm oder ein Billardqueue. Wie im ersten Artikel wird auch hier die Einteilung der Waffen in Kategorien nach Yang Jwing-Ming verwendet. Zunächst werden die verschiedenen Varianten des geraden Stocks vorgestellt, unter-teilt in sehr kurze, kurze, lange und sehr lange Waffen. Zum Abschluss wird noch gesondert der Spazierstock behandelt, bei dem es sich zwar um eine Kurzwaffe handelt, der sich aber aufgrund seiner Form ein wenig von den geraden Stöcken unterscheidet.Die sinnvollerweise zu verwendende Länge eines Stocks richtet sich in den meisten Fällen nach der Körpergröße der Person, die den Stock führt. Im Text wird versucht, solche relativen Angaben zu

Nachdem in den bisherigen Teilen der Artikelserie ein Überblick über chinesische Waffen gegeben wurde und die Klingenwaffen Schwert und Säbel eingehender vorgestellt wurden, widmet sich Jan Harloff-Puhr im vierten Teil dem Stock in seinen verschiedenen Längenausprägungen. Diese reichen von etwa 14 Zentimetern beim Taschenstock bis hin zu langen Stangen von mehreren Metern Länge. Die unterschiedlichen Modelle haben jeweils spezielle Anwendungsmöglichkeiten, die auch für die reale Selbstverteidigung interessant sind, da Stöcke diejenigen Waffen sind, die im Ernstfall am ehesten zur Hand sind.

Zum Ursprung des Taijiquan in der KriegskunstTeil 4: Die StockwaffenVon Jan Harloff-Puhr

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33Taijiquan & Qigong Journal 3-2013

nennen. Wenn konkrete Maße genannt sind, dann wird von einer Person mit einer Größe von etwa 175 Zentimetern ausgegangen.

Der gerade Stock als sehr kurze Waffe

Der Taschenstock Die kürzeste Variante des geraden Stocks, die sinnvoll im Kampf eingesetzt werden kann, ist der Taschenstock. Diese Waffe wird im Englischen meist als »Palm Stick« bezeichnet. Sie ist in einigen Stilrichtungen des Jiu Jitsu recht beliebt, wo sie unter dem japanischen Namen Yawara bekannt ist. Umfangreiche Verwendung findet sie außer-dem im philippinischen Arnis beziehungsweise Escrima, wo sie Dulo Dulo genannt wird.Der Taschenstock hat eine Länge von etwa 14 Zen-timetern, so dass die meist abgerundeten Enden ein Stück nach oben und unten herausschauen, wenn man ihn in der geschlossenen Faust hält. Üblicherweise wird er auf zwei Arten eingesetzt: Zum einen können die herausschauenden Enden für Schläge und Blocks verwendet werden, zum anderen kann die Wirkung von Hebeltechniken deutlich verbessert werden, wenn mit den Enden Druck auf empfindliche Stellen ausgeübt wird. Daher wird die Waffe auch Nervenstock genannt.Im Taijiquan findet diese überaus praktische Waf-fe leider keine Verwendung. Für die Selbstver-teidigung ist sie im Prinzip ideal geeignet, da sie leicht zu transportieren ist und, zumindest nach deutschem Recht, ganz legal getragen und einge-setzt werden darf. Zudem können die Prinzipien dieser Waffe auch mit vielen Alltagsgegenständen, zum Beispiel einem Stift oder einer kleinen Ta-schenlampe, angewandt werden.

Die Neun-Cun-Keule – Jiu Cun BangDie kürzeste Variante des geraden Stocks, die im Taijiquan

eingesetzt wird, ist der Jiu Cun Bang (»Neun-Cun-Keule«). Cun ist eine chinesische Längeneinheit, die mit ca. 3,3 Zentimetern etwa dem deutschen Zoll entspricht. Diese Waffe, die damit etwa eine Länge von 30 Zentimetern hat, wird im Ho-Gar-Stil Taijiquan verwendet, einer südchinesischen Richtung. Dort gibt es für den Jiu Cun Bang eine Form, die allerdings in erster Linie als meditative Übung gedacht ist.Es ist insgesamt auffällig, dass die ganze Katego-rie der sehr kurzen Waffen, die für eine moderne Selbstverteidigung eine große Relevanz hat, im Taijiquan recht wenig Beachtung findet.

Der gerade Stock als Kurzwaffe

Die Keule – Bang Die kleinere Variante des Stocks in der Kategorie Kurzwaffe ist die Keule

bzw. der Knüppel, im Chinesischen Bang genannt. Von der Länge her entspricht die Keule etwa einem Drittel des Langstocks, das sind unge-fähr 60 bis 65 Zentimeter. Als Material eignen sich Rattan oder Hartholz. In früheren Zeiten wurden durchaus Bang aus Vollmetall verwendet, die dadurch ziemlich schwer waren. Es gab auch Varianten, die zusätzlich mit einem Schlagkopf versehen waren, wodurch sie in der Verwendung und Wirkung dem Streitkolben und vergleichbaren stumpfen Hiebwaffen sehr ähnelten, die im mittelalterlichen Europa ver-wendet wurden (s. Abb. 1).Während die Keule nicht zum klassischen Waf-fenkanon des Taijiquan zählt, findet sie durchaus Verwendung. So gibt es, auf jeden Fall im Chen- und im Yang-Stil, Waffenformen für die Dop-pelkeule (Shuangbang). Der Umgang mit dem Shuangbang wird meist eher als lohnend für Fort-geschrittene angesehen, die bereits Erfahrung mit den klassischen Taiji-Waffen gesammelt haben. Im philippinischen Arnis wird diese Waffe allerdings ganz anders eingeschätzt, hier ist sie das »Arbeits-pferd« sowie die Grundlage für die gesamte Waf-fenausbildung, und dafür gibt es gute Gründe:- Der Knüppel ist seiner Natur nach zunächst eine defensive Waffe, die es ermöglicht, einen Angriff abzuwehren, ohne den Angreifer dabei schwer zu verletzen. Das macht die Keule zu einer idealen Waffe für die moderne Selbstverteidigung. Der Knüppel ist, wenn man einmal vom militärischen Bereich absieht, wahrscheinlich die traditionelle Waffe, die in der heutigen Welt mit weitem Ab-stand die größte Bedeutung für den realen Kampf-einsatz hat.- Weltweit gibt es kaum eine Polizeieinheit oder Sicherheitskräfte, die nicht mit einem Schlagstock bewaffnet wären. Als beliebteste Form hat sich hier der MES (Mehrzweck-Einsatz-Stock) durch-gesetzt, bei dem am Hauptstock noch eine kurze Stange in einem Winkel von 90 Grad angebracht ist, und der damit der chinesischen Guai (»Krü-cke«) bzw. dem japanischen Tonfa entspricht. Während dieser Aufbau die Einsatzmöglichkeiten der Waffe noch einmal deutlich erweitert, so ent-sprechen doch die simplen Grundtechniken ge-nau jenen der Keule.- Abgesehen vom oben erwähnten Taschenstock entspricht die Keule noch am ehesten der Grö-ßenordnung von Gegenständen, die man in ei-

TAIJIQUAN

Abb. 1: Polnischer Ritter aus

dem 16. Jahrhundert. Der

Streitkolben in seiner rechten

Hand ähnelt sehr stark dem

chinesischen Bang in der Vari-

ante mit Schlagkopf.

Quelle: Wikimedia Commons

Shuangbang

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ner Selbstverteidigungssituation zur Hand haben könnte, um sie mit erlernten Techniken und Prin-zipien zum Einsatz zu bringen, etwa eine große Taschenlampe oder auch ein aufgerolltes Zeit-schriftenheft.- Aufgrund seiner überschaubaren Länge ist der Bang sehr gut zu transportieren. Er stellt auch re-lativ geringe Ansprüche an die Deckenhöhe der für das Training erforderlichen Räumlichkeiten und erlaubt einer größeren Anzahl an Personen, in einem kleinen Raum zu trainieren.- Gerade bei Anfängern ist das Risiko, sich selbst oder einen Trainingspartner zu verletzen, relativ gering.- Der Knüppel ist eine recht einfach zu erlernende Waffe. Bei Klingenwaffen ist im realistischen Trai-ning die Ausrichtung der Schneide extrem wich-tig. Bereits kleine Missverständnisse und unsau-bere Ausführungen können dazu führen, dass im Prinzip komplett sinnlose Techniken geübt wer-den, die beim realen Einsatz der Waffe gar nicht funktionieren könnten. Die Keule ist da sehr viel »nachsichtiger«. Einen Hieb hinzukriegen, der im Prinzip eine sinnvolle, wenn auch nicht optimale Wirkung entfaltet, ist denkbar simpel.Aus den genannten Gründen ist die als Einzelwaf-fe geführte Keule, der Danbang (s. Abb. 2), auch für das Waffentraining im Taijiquan ein exzellenter Einstieg für Anfänger. Wie im letzten Artikel dieser Reihe erläutert wurde, wird im Taiji der Umgang mit Waffen traditionell gern mit dem Schwert be-gonnen. Solange es nur um Solotraining ohne Part-

nerübungen geht, ist dieser Ansatz sehr sinnvoll. Spätestens wenn mit dem Partnertraining begon-nen wird, ist es aber empfehlenswert, dies nicht mit dem in seiner Handhabung sehr anspruchs-vollen und schwierigen Jian zu tun, sondern zu-nächst die Grundlagen mit dem einfach zu erler-nenden Bang oder dem weiter unten erläuterten Spazierstock zu erarbeiten.Für fortgeschrittene SpielerInnen, die im Umgang mit Einzelwaffen geübt sind, ist dann die Doppel-keule, der Shuangbang, ein idealer Startpunkt für das Erlernen der grundlegenden Konzepte von Doppelwaffen.

Der Wanderstab – Shi San Ba Gun

Die lange Version des geraden Stocks in der Ka-tegorie Kurzwaffe ist der Wanderstab, manchmal auch Kurzstock genannt. Dieser zweite Begriff ist allerdings etwas irreführend, da er im Prinzip auf alle kurzen Stockvarianten zutrifft. Im Chi-nesischen wird er Shi San Ba Gun (»Dreizehn-Faustbreiten-Stock«) genannt, da er ungefähr so lang ist wie dreizehn Fäuste, was etwa 120 bis 130 Zentimetern entspricht. Wie der Bang besteht der Shi San Ba Gun normalerweise aus Rattan oder Hartholz und kam im alten China auch in Varian-ten aus Vollmetall zum Einsatz.Ursprünglich wurde diese Stockvariante von reisenden daoistischen Mönchen tatsächlich als Wanderstab verwendet, der auch zum Tragen von Lasten eingesetzt werden konnte (s. Abb. 3).

TAIJIQUAN

Abb. 2: Marc Mazalairas (links)

und Jan Harloff-Puhr üben

eine Partnerroutine mit der

Einzelkeule (Danbang).

Foto: Archiv M. Mazalairas

Abb. 3: Shennong, ein Kultur-

held der chinesischen Mytho-

logie, gilt als Gründungsvater

der chinesischen Kräuterkun-

de. In der Abbildung ist er als

daoistischer Mönch darge-

stellt, der seinen Wanderstab

dazu verwendet, einen Korb

mit Kräutern zu tragen.

Quelle: Traditional Chinese

Medical Clinic

Die Stockwaffen

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Taijiquan & Qigong Journal 3-2013 35

Genau wie sich das Schwert bei den daoistischen Mönchen von einem rituellen Gegenstand zu ei-ner praktischen Waffe entwickelte, wurde auch aus dem als Gehhilfe gedachten Stock eine über-aus vielseitig einsetzbare Waffe, die zunächst be-sonders für das Verjagen wilder Tiere genutzt wur-de. Von den Einsatzmöglichkeiten her stellt der Shi San Ba Gun im Grunde bereits einen Übergang von den Kurzwaffen zu den Langwaffen dar, da er sowohl mit einer Hand als auch mit zwei Händen geführt werden kann.

Der gerade Stock als Langwaffe

In der Rubrik der Langwaffen nimmt der Stock eine ganz besondere Stellung ein. Nicht nur in der chinesischen Kampfkunst, sondern auch in der europäischen Fechttradition des Mittelalters und der Renaissance gilt der Stock als die Basis aller Stangenwaffen (s. Abb. 4).In beiden Systemen wurde beziehungsweise wird das Training der Stangenwaffen in aller Regel mit dem Stock begonnen. Die damit erlernten Grund-lagen können auf die anderen Stangenwaffen übertragen werden.

Der Affenstock – HougunEine kurze Stockvariante in der Kategorie Langwaffe ist der Affenstock (Hougun).

Während dieser Stock vor allem im Affen-Gongfu (Houquan) eingesetzt wird, findet er durchaus auch im Taijiquan Verwendung (s. Abb. 5).

Im Taiji hat der Hou Gun eine Län-ge, die bis zum Kinn reichen soll, etwa 150 bis 160 Zentimeter. Er ist mit etwa dreieinhalb Zentimetern Durchmesser dicker als ande-re Stockvarianten und ziemlich schwer, meist wird er aus Hart-holz gefertigt. Der Affenstock wird mit der Figur des Sun Wukong in Verbindung gebracht, dem König der Affen aus dem klassischen chinesischen Roman »Die Reise nach Westen«, der in der Ming-Dynastie (1368 – 1644 n. Chr.) ge-schrieben wurde (s. Abb. 6).Obwohl es in dem Roman um die titelgebende Reise des Mönchs Xuanzang geht, ist die Figur des Affenkönigs, der einer seiner Be-gleiter ist, die heimliche Haupt-figur. Vor allem aufgrund seines frechen Verhaltens und seines merkwürdigen Humors ist Sun Wukong bis heute eine sehr po-puläre Figur in China.Im Laufe der Geschichte erhält Sun Wukong einen magischen Kampfstab, der seine Größe beliebig ändern kann. In Abbildungen wird der Affenkönig meist mit seinem Stab in der Hand dargestellt und die Figur ist für den meisterlichen Umgang mit dieser Waffe berühmt. Aufgrund der Nähe zu den Eigenschaften von Sun Wukong wirken Formen mit dem Affenstock im Taijiquan meist etwas ver-spielt und akrobatisch, so gibt es etwa Bilder, in denen der Stock in die Luft geworfen und wieder aufgefangen wird.

TAIJIQUAN

Abb. 4: Die Abbildung aus dem Fechtbuch

»Gründtliche Beschreibung der Kunst des

Fechtens, in allerley gebreuchlichen Wehren

mit Figuren fürgestellet« von Joachim Meyer

aus dem Jahr 1570 zeigt eine historische Trai-

ningsszene mit der halben Stange (Vorder-

grund), der Hellebarde (Mitte) und der langen

Stange (Hintergrund).

Quelle: Freifechter, Gesellschaft für historische

Fechtkunst

Abb. 5: Dietmar Jarosch zeigt

ein Bild aus einer Soloform für

den Affenstock.

Foto: Archiv D. Jarosch

Abb. 6: Der Affenkönig Sun

Wukong ist mit seinem ma-

gischen Kampfstab unterwegs.

Illustration in einer Ausgabe

aus dem 19. Jahrhundert des

chinesischen Romans »Die

Reise nach Westen«.

Quelle: Wikimedia Commons

Die Stockwaffen

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TAIJIQUAN

Der Langstock – Gun Der Langstock ist weltweit in allen Kampfsystemen die am stärksten verbreitete Stockwaffe. In den europä-

ischen historischen Fechttraditionen sprach man in Deutschland von der halben Stange und in Eng-land vom Quarterstaff. Auf Hawaii wird mit dem Ko‘oko‘o Loa gekämpft, auf den Philippinen mit dem Sibat und in Japan mit dem Bo, um nur einige wenige Beispiele zu nennen. In der chinesischen Kampfkunst wird der Langstock Gun genannt. In früheren Zeiten gab es Unterschiede in der präfe-rierten Länge des Gun zwischen Nord- und Süd-china, so wie es auch unterschiedliche Vorlieben für den bevorzugten Typus des Schwerts, Jian, gegeben hat. Im Norden wurde ein langer Gun ver-wendet, der bei über den Kopf gestrecktem Arm bis zum Handgelenk reichte (ca. 200 bis 210 Zenti-meter). Im Süden dagegen kam ein kürzerer Gun zum Einsatz, der bis zu den Augenbrauen ging (et-wa 160 bis 170 Zentimeter). Der heutzutage in den meisten Stilrichtungen des Taijiquan bevorzugte Gun überragt knapp den Scheitel, was etwa einer Länge von 180 bis 190 Zentimetern entspricht.Als Material wird meist Hartholz oder Rattan ver-wendet, früher wurden aber auch Langstöcke aus Metall eingesetzt.Der Gun hat im Taijiquan als Grundlage für die Langwaffen eine besondere Stellung. So war bei-spielsweise Yang Luchan (1799 – 1872 n. Chr.), der Gründervater des Yang-Stils, bekannt für sei-nen meisterlichen Umgang mit dem Langstock und dem Speer. Im Chen-Stil, den Yang Luchan ursprünglich erlernte, sind sich die Prinzipien für den Umgang mit Stock und Speer sehr ähnlich. Heutzutage sind die Formen für Stock und Speer in diesem Stil sogar identisch. Als effektive Stan-genwaffen spielten sie in der Anfangszeit des Taiji-

quan eine große Rolle und die »klebenden Speere« (Zhanqiang) sind die einzigen Partnerübungen für Waffen, die sich ziemlich sicher bis zum Grün-der des Chen-Stils, Chen Wangting (1597 – 1664 n. Chr.), zurückverfolgen lassen.Berühmter für die Verwendung des Gun ist al-lerdings das Shaolinquan, die Kampfkunst der Shaolinmönche. Sowohl die Legende als auch die Geschichte des Shaolinklosters sind eng mit dem Stockfechten verbunden. Tatsächlich war der Stock bereits ein Symbol für den Buddhis-mus, bevor er als Waffe verwendet wurde. Es handelte sich bei ihm um eine der »18 Habselig-keiten«, die ein buddhistischer Mönch zur Erfül-lung seiner Pflichten bei sich tragen sollte. Dieser Stock unterschied sich allerdings noch deutlich von einem Kampfstock, da er an einem Ende mit zwei bis vier Ringen aus Metall dekoriert war, an denen sich weitere sechs bis zwölf Ringe aus Me-tall befanden. Dieser Ringstab, der aufgrund der Geräusche, die die Ringe verursachten, Sheng- zhang (»klingender Stab«) genannt wurde, diente wandernden buddhistischen Mönchen als Wan-derstab. Das Klingeln der Ringe sollte auf der Rei-se Schlangen, Skorpione und andere gefährliche Tiere verscheuchen sowie mögliche Spender auf das Nahen eines Mönchs hinweisen, der um Al-mosen bittet. Mit der Zeit entwickelte sich der Ringstab zu einem Kampfstab, der zur Selbstverteidigung ein-gesetzt werden konnte, ähnlich wie dies für den kürzeren Wanderstab der daoistischen Mönche erläutert wurde. Neben seiner Bedeutung als reli-giöses Symbol hat der Stab in China auch eine lan-ge Tradition als magische Waffe beziehungsweise als Gegenstand mit magischen Eigenschaften. In diesem Zusammenhang sei nur an den magischen Kampfstab des Affenkönigs Sun Wukong erinnert.Insgesamt gibt es auffällige Parallelen zwischen dem Langstock und dem Schwert. Wie im vor-

Abb. 7: Dietmar Jarosch zeigt

mit einem Schüler eine Block-

technik mit dem Langstock

(Gun).

Foto: Archiv D. Jarosch

Abb. 8: Der Langstock ist die

Standardwaffe des Shaolin

Gongfu, hier die Position »den

Ärmel anheben« für den Lang-

stock (Gun), aus dem Hand-

buch »Abhandlung über die

originale Shaolin-Stockkampf-

Methode« aus dem Jahr 1621

von Cheng Zongyou.

Quelle: Wikimedia Commons

Die Stockwaffen

Zhanqiang

Shengzhang

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37Taijiquan & Qigong Journal 3-2013

TAIJIQUAN

letzten Artikel dieser Reihe erläutert wurde, ent-wickelte sich das Jian in den Händen der dao-istischen Mönche von einem rituellen Objekt zu einer praktischen Waffe. Gleichzeitig wurden dem Schwert häufig magische Eigenschaften zugespro-chen. Und ebenso wie beim Schwert finden sich diese Parallelen auch in anderen Kulturen wieder, zum Beispiel in Europa. Der Stab war nicht nur als Zepter ein Zeichen weltlicher Macht, sondern als Hirtenstab auch ein Symbol der christlichen Kir-che, besonders prominent in der Form der Ferula (Kreuzstab) des Papstes.Auch der Symbolcharakter des Stabs als ma-gischer Gegenstand ist in Europa besonders aus-geprägt, man denke nur an den sprichwörtlichen Zauberstab. Ähnlich wie beim Schwert findet sich ein naheliegender Erklärungsansatz für den welt-weit ausgeprägten vielschichtigen Symbolgehalt des Stocks in seiner phallischen Form.In jedem Falle entwickelten sich das Schwert und der Langstock in China zu Symbolen, die gerne als gegensätzliches Paar verwendet werden. Auf der einen Seite steht das Jian als Symbol der Mönche vom Wudang-Gebirge. Dies gilt sowohl für die dort ausgeübte Religion, den Daoismus, als auch für die Gesamtheit der »inneren Kampfkünste«, die gerne auf die Person des Zhang Sanfeng als Gründungsvater zurückgeführt werden. Auf der anderen Seite steht der Gun, der die Mönche des Shaolinklosters symbolisiert. Hier sind wiede-rum sowohl die Religion, also der Buddhismus, als auch umfassend die »äußeren Kampfkünste« gemeint, die sich häufig auf Bodhidharma als Ur-sprung beziehen.

Der gerade Stock als sehr lange Waffe

Da sie aufgrund ihres Ausmaßes recht unhandlich sind, waren die sehr langen Waffen in früheren Zeiten eher im militärischen als im zivilen Bereich relevant. Aber während die Stangenwaffen ihren militärischen Nutzen völlig eingebüßt haben, hat sich der Umgang mit dem schlichten überlangen Stock in einigen zivilen chinesischen Kampfküns-ten bis heute erhalten.

Die lange Stange – GanAls Grundlage für den Umgang mit den sehr langen Stangenwaffen, die

für das Geschehen auf dem Schlachtfeld außer-ordentlich bedeutsam waren, spielte die lange Stange, manchmal auch Pfahl genannt, sowohl in der chinesischen als auch der europäischen mili-tärischen Ausbildung eine große Rolle (s. Abb. 4). Im Chinesischen wird diese Waffe Gan genannt, die Länge liegt über 220 Zentimetern und konnte

in früheren Zeiten sogar bis zu acht Metern ge-hen. Solche extrem langen Stangen wurden neben dem Einsatz als Waffe vor allem im Süden Chi-nas zum Staken von Booten oder Flößen benutzt. Auch in Färbereien wurden sie als Querstangen zum Trocknen gefärbter Stoffe verwendet. In den heutigen chinesischen Kampfkünsten wird in der Regel ein Gan mit einer Länge von »nur« noch 220 bis 380 Zentimetern benutzt. Er besteht norma-lerweise aus Hartholz, Bambus oder Rattan. In früheren Zeiten wurde sogar diese extrem lange Waffe in Varianten aus Vollmetall eingesetzt.Im Chen-Stil Taijiquan wird bevorzugt ein drei Meter langer Gan verwendet. Allerdings wird der Gan hier eher als ein Übungsgerät verstanden, das unter anderem der Ausbildung der Hüftkraft dient. Er wird normalerweise nicht als Teil des Waffen-kanons angesehen. Anders sieht es im späteren Wu-Stil Taijiquan aus. Hier wird bei den Stöcken in der Regel auf den Langstock, Gun, komplett ver-zichtet. Stattdessen wird eine kurze Variante des Gan mit einer Länge von etwa 220 Zentimetern als Grundlage für alle Stangenwaffen trainiert. In dieser Stilrichtung wurden auch Partnerroutinen für die »klebende Stange« (Zhangan) überliefert. Im südchinesischen Ho-Gar-Stil Taijiquan wird der Gan in verschiedenen Längen ebenfalls explizit als Waffe trainiert. Hier existieren sogar mehrere Soloformen für die lange Stange. Damit ist der Ho-Gar-Stil eine Variante des Taijiquan, in der Stock-waffen in allen nur erdenklichen Längen, von der winzig kleinen Jiu Cun Bang bis hin zum überlan-gen Gan, zum Einsatz kommen.

Der Spazierstock – GuaigunDer Spazierstock, auch

Handstock oder Gehstock genannt, fällt hier ein wenig aus dem Rahmen, daher wird er am Schluss der Vorstellung der Waffen gesondert behan-delt. Von der Länge her handelt es sich um eine Kurzwaffe. Mehr noch als bei den anderen Stock-waffen gilt, dass seine Länge individuell passen muss, also angenehm als Spazierstock zu verwen-den sein sollte (ca. 90 bis 100 Zentimeter). Seine Form weicht von einem schlichten geraden Stock ab, da er am oberen Ende einen Handgriff besitzt. Dieser Handgriff kann die Form einer Kugel besit-zen, erweiterte Einsatzmöglichkeiten ergeben sich aber mit einem Rundhakengriff.Der Spazierstock hat naturgemäß viele Ähnlich-keiten mit dem Wanderstab, da es sich in beiden Fällen ursprünglich um Gehhilfen handelt. Der Spazierstock ist kürzer und schlanker und wur-de, zumindest in Europa, vielfach eher in einem städtischen Umfeld als modisches Accessoire getragen.

Die Stockwaffen

Zhangan

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38 Taijiquan & Qigong Journal 3-2013

Der Guaigun ist eine relativ junge Ergänzung zum Waffenrepertoire des Taijiquan. Interessanterwei-se ist es wahrscheinlich, dass es einen gewissen europäischen Einfluss bei der Einführung des Konzepts von der Verwendung des Spazierstocks als Waffe in Asien gab. In Europa hat der Einsatz des Gehstocks zur Verteidigung eine lange Ge-schichte. Ähnlich wie beim Wanderstab war ein früher Zweck die Abwehr von Tieren, besonders von wilden Hunden. Das englische Wort für Spa-zierstock, »cane«, ist abgeleitet vom Lateinischen »canis«: »für den Hund«. Während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war der Gehstock ein üblicher Begleiter für einen Gentleman oder Kavalier. Er diente dabei nicht nur als Gehhilfe und modische Ergänzung der Kleidung, er konnte auch zur Selbstverteidigung verwendet werden, wenn dies Not tat. Daher entstanden eine Vielzahl verschiedener Schulen des Kampfs mit dem Spazierstock, zum Beispiel in Frankreich, Italien, Spanien und Deutschland. Die Techniken des Stockkampfs wurden meist ab-geleitet von älteren europäischen Systemen des Kampfs mit dem Schwert oder dem Säbel. Die ausgefeilteste Variante des europäischen Stock-kampfs bildete sich in Frankreich heraus, wo der »canne de combat« auch heute noch als Wett-kampfsportart betrieben wird. Die Beliebtheit des Spazierstocks als Waffe für den Mann von Stand während der Viktorianischen Ära (1837 – 1901) fiel zeitlich zusammen mit der größten Ausdehnung und Einflussnahme der eu-ropäischen Staaten im Ausland im Zuge des Kolo-nialismus. Einige der europäischen Offiziere und Unternehmer brachten ihre Spazierstöcke und die Methoden, wie sie als Waffe eingesetzt wer-den, mit nach Asien. So hat etwa H. G. Lang, ein britischer Offizier der indischen Polizei, in den 1920er Jahren den Gehstock als Waffe in seiner Polizeieinheit eingeführt. Zur gleichen Zeit, also ebenfalls in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts, hat angeblich in China ein hochrangiger Polizeioffizier die Verwen-dung des Handstocks in das Taijiquan eingeführt. Gemeinsam mit Dozenten des Zentralen Guoshu Instituts in Nanjing erarbeitete er eine Solo- und

eine Partnerform für den Guaigun, die im Yang-Stil überliefert werden. Dabei flossen Techniken und Prinzipien für das Schwert, den Säbel und den Langstock in die Führung des Spazierstocks ein.Da der Handstock im Taijiquan eine recht neue Waffe ist und nicht zum klassischen Kanon gehört, kommt er in vielen Schulen gar nicht zum Einsatz. Nichtsdestotrotz gibt es einige gute Gründe, sich intensiver mit dieser eleganten und effektiven Waf-fe zu beschäftigen:- Die meisten Spazierstöcke sind vom Gewicht her relativ leicht. Das macht sie zu einem idealen Übungsgerät für Anfänger sowie ältere und schwä-chere Menschen. Fortgeschrittenen SpielerInnen ermöglicht das geringe Gewicht eine dynamische Ausführung der Techniken.- Von seinem Ausmaß her ist der Guaigun kurz genug, um mit einer Hand geführt zu werden, aber auch lang genug, um Techniken mit beiden Händen auszuführen. Das Training mit ihm stellt daher die ideale Grundlage dar, von der aus man sich den Umgang mit dem Schwert, dem Säbel sowie allen Stockvarianten erarbeiten kann.- Genau wie bei der Keule sind die einhändigen Grundtechniken des Gehstocks einfach und schnell zu erlernen, was ihn wiederum zu einer idealen Einsteigerwaffe macht. Gleichzeitig sind durch die Möglichkeit der zweihändigen Führung und die zahlreichen Einsatzmöglichkeiten des Rundhakengriffs und des Horns auch sehr kom-plexe und fortgeschrittene Anwendungen mög-lich, durch die der Guaigun auch für erfahrene SpielerInnen niemals langweilig wird.- Der Spazierstock stellt eine der ganz wenigen Waffen dar, die in praktisch allen Ländern der Welt ganz legal mitgeführt werden dürfen. Das liegt natürlich daran, dass es sich primär gar nicht um eine Waffe, sondern um eine Gehhilfe handelt.Gerade der letzte Punkt hat einige Kampfkünst-lerInnen zu der Überzeugung gebracht, dass der Handstock so ziemlich die einzige Waffe darstellt, die ein Zivilist heutzutage sinnvollerweise erler-nen sollte. Im Sinne einer modernen Selbstvertei-digung dienen alle anderen Waffen lediglich dazu, Prinzipien zu erlernen, die auf improvisierte Ge-genstände übertragen werden können, oder aber

TAIJIQUAN

Abb. 9: Form und Benennung

der Teile des Guaigun (Spa-

zierstock). Das abgebildete

Exemplar hat eine Länge von

100 Zentimetern.

Foto: Archiv J. Harloff-Puhr, das Bild basiert auf einer Abbildung von

Octavio Ramos (2006)

Abb. 10: Der Franzose Pierre

Vigny lehrte seine Methode

für das Fechten mit dem

Spazierstock im Rahmen der

eklektizistischen Kampfkunst

»Bartitsu« des Briten Edward

William Barton-Wright um

1900 in London.

Quelle: The Bartitsu Society

Die Stockwaffen

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39Taijiquan & Qigong Journal 3-2013

das Gefahrenpotenzial eines Angreifers mit einer illegalen Waffe einschätzen zu können.

Trainingsmethoden mit dem Stock

Im letzten Artikel dieser Reihe wurden Trainings-methoden mit dem Schwert und dem Säbel be-handelt. Alle dort erläuterten Prinzipien gelten analog auch für das Training mit den Stockwaffen. So sollte auch beim Umgang mit einem Stock Wert auf eine gute Erwärmung und Dehnung gelegt wer-den, besonders bezüglich der Handgelenke.

SolotrainingWie bei Schwert und Säbel sollte auch das Solo-training mit Stöcken mit dem Üben von Grundbe-wegungen und -techniken beginnen, die zuerst im Stand und später mit Schritten ausgeführt werden. Bei den kurzen, einhändig zu führenden Stockva-rianten sollten diese Bewegungen auch mit der schwachen Hand geübt werden. Bei den langen, zweihändig geführten Stöcken ergibt sich das Pro-blem einer Einseitigkeit von vornherein nicht.Gerade die Stockwaffen bieten sich für die Trai-ningsform des Chansigong an, also der »Seiden-übungen« (engl.: »Reeling Silk«). Diese Übungs-form schult grundlegende Bewegungsprinzipien wie einen kontinuierlich gleichmäßigen Bewe-gungsfluss. Sie ist vor allem für das freihändige Training bekannt und wird in einigen Stilrich-tungen des Taijiquan sehr intensiv praktiziert. Aber auch beim Waffentraining ist das Chansigong sehr sinnvoll, um grundsätzliche Bewegungsmu-ster mit der Waffe einzustudieren. Durch ihr Ma-terial, das Holz, liegen Stöcke bei den Seidenü-bungen sehr angenehm in der Hand. Für AnfängerInnen besonders geeignet ist hierbei der Wanderstab. Auf der einen Seite ist er lang genug, dass er mit zwei Händen geführt wird. Dies ist günstig für die Präzision und Kontrolle der Waffe beim Chansigong. Auf der anderen Seite ist der Wanderstab für einen zweihändig geführten Stock recht kurz. Hierdurch ist er nicht übermäßig schwer und die aktive Spitze bewegt sich nicht all-zu weit vom eigenen Körperschwerpunkt entfernt. Dies erleichtert es, die Führung der Waffe aus dem Dantian heraus und das Projizieren des Qi bis in die Spitze hinein wahrzunehmen, ohne bei den Seidenübungen zu schnell zu ermüden.Ein weiteres Konzept, das beim Solotraining mit Stöcken geübt werden kann, ist der Einsatz von Fajin. Der Begriff bedeutet etwa »innere Energie abgeben«. Es handelt sich um eine Methode, bei der Energie auf explosive Art und Weise auf einen Gegner übertragen wird. Der Einsatz von Fajin ist typisch für die inneren Kampfkünste, vor allem

das Chen-Stil Taijiquan. Entscheidend ist dabei, dass die Anwendung von Fajin nicht mit starker Muskelanspannung einhergeht, es gleicht eher einem stoßartigen Loslassen und Absenken des Körperschwerpunkts. In der Regel wird diese Ener- getik besonders im freihändigen Training geübt. Nichtsdestotrotz stellt sie auch in der Waffenpra-xis ein typisches Charakteristikum des Taijiquan dar, das trainiert werden sollte. Von ihrem Wesen her eignen sich die Stockwaffen in den verschie-denen Längenausprägungen hierfür sehr.Wenn die grundsätzlichen Bewegungsmuster si-cher ausgeführt werden können, bietet sich das Erlernen einer Soloform für die jeweilige Stockva-riante an. Wenn auch die Soloform gut beherrscht wird, können fortgeschrittene SpielerInnen zum Freistil übergehen, der höchsten Form des So-lotrainings. Bei dieser Trainingsmethode wird mit dem Stock frei improvisiert, wobei aber die Prinzipien der Waffe ganz natürlich und selbstver-ständlich umgesetzt werden müssen, was diese Spielart sehr anspruchsvoll macht.Die Keule, der Bang, bietet innerhalb der Stock-waffen die Möglichkeit, sich mit dem Konzept der Doppelwaffen zu beschäftigen. Tatsächlich ist der Einsatz von zwei Keulen gleichzeitig in den chinesischen Kampfkünsten so selbstverständ-lich, dass üblicherweise gar keine Formen für die Einzelkeule (Danbang) existieren, sondern nur für die Doppelkeule (Shuangbang). Der oben be-schriebene Ablauf für das Solotraining mit einem einzelnen Stock gilt genauso für den Shuang Bang, also zunächst Grundübungen, dann Soloformen und zuletzt Freistil. PartnertrainingDas Partnertraining sollte erst begonnen werden, wenn die Waffe über ein hinreichendes Solotrai-ning sicher beherrscht wird. Am Anfang sollten festgelegte Routinen stehen, bei denen eine rela-tiv kurze Abfolge von Aktionen der Partner fest vorgegeben ist. Im Rahmen des choreografierten Trainings können die Folgen anspruchsvoller wer-den, bis hin zu ganzen Partnerformen. Solche Part-nerformen sind bezüglich ihrer Komplexität und Länge analog zu Soloformen.Ähnlich wie bei Schwert und Säbel sollte auch bei den Stockwaffen darauf geachtet werden, dass sowohl das »Zufechten« als auch die »klebenden Stöcke« trainiert werden. Beim Zufechten besteht zunächst kein Kontakt zwischen den Waffen, es handelt sich also um den üblichen Ausgangspunkt eines realen Kampfs. Einer der Partner startet ei-nen Angriff und der Verteidiger kontert, indem er den Angriff blockt, ableitet oder ins Leere laufen lässt und mit einer eigenen Angriffsaktion antwor-tet. Diese Trainingsmethode ist die klassische Do-

TAIJIQUANDie Stockwaffen

Chansigong

»Seidenübungen«, der Name

leitet sich ab von der Me-

thode des Abhaspelns eines

Seidenfadens vom Kokon der

Seidenraupe. Um den Faden

erfolgreich herausziehen zu

können, muss die Bewegung

gleichmäßig und sanft durch-

geführt werden. Ist die Bewe-

gung zu schnell oder ruckartig,

dann reißt der Faden, ist sie zu

langsam oder stockend, dann

verklebt er. Mit dieser Qualität

sollen kontinuierliche, zyklische

Bewegungen durchgeführt

werden.

Literatur und DVDs

Andrew Dabioch: »42er-Tai Chi-Waffenformen im Yang-Stil III – Doppel-Keulen«, DVD, Tao Academy 2004

Andrew Dabioch: »Tai Chi-Handstock II – Partner-form«, DVD, Tao Academy 1996

Andrew Dabioch: »Tai Chi-Kurzstockübungen im Yang-Stil I – Grundübungen I und Form 1. Teil«, DVD, Tao Academy 1994

Robert E. Dohrenwend: »The walking stick – the gentleman’s weapon«, in: Journal of Asian Martial Arts 14 (2005), Nr. 4

David J. Knight und Brian Hunt: »Polearms of Paulus Hector Mair«, Paladin Press 2008

Dwight C. McLemore: »The fighting staff«, Paladin Press 2009

Robert L. O’Connell: »Soul of the sword – an illus-trated history of weaponry and warfare from prehistory to the present«, Free Press 2002

Page 9: Zum Ursprung des Taijiquan in der Kriegskunst - Media Galeriemedia.taiji-europa.de/downloads/...des_Taijiquan_in...Druckfassung.pdf · Reihe erläutert wurde, wird im Taiji der Umgang

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TAIJIQUAN

mäne der äußeren Kampfkünste, sollte aber auch im Taijiquan nicht vernachlässigt werden. Bei den klebenden Stöcken ist dagegen das Ziel, den Kontakt zwischen den Waffen ständig zu er-halten und die Intention des Partners über diesen Kontakt zu erspüren. Dies ist ganz analog zum Tuijian, den »schiebenden Schwertern«, und stellt eine typische Methode des Taijiquan dar. Im Grunde genommen handelt es sich um eine Er-weiterung des Tuishou, der »schiebenden Hände«, und alle Konzepte und Prinzipien, die dort gelten, kommen auch mit den Stöcken zum Einsatz. Der Stock sollte als eine Verlängerung der Arme auf-gefasst werden. Gerade mit den langen Stockvari-anten, dem Gun und dem Gan, ist dies allerdings eine äußerst anspruchsvolle Aufgabe.Ist das Ziel des Trainings der Freikampf, dann sollte der nächste Schritt das halbfreie Spiel sein, bei dem die Rollenverteilung festgelegt wird, so dass ein Partner nur als Angreifer, der andere nur als Verteidiger fungiert. Die Aktionen der Partner werden dabei aber frei gewählt. Den Abschluss bildet das freie Sparring, bei dem beide Spiele-rInnen völlig frei agieren. Spätestens beim ganz freien Spiel verliert sich der Unterschied zwischen dem Zufechten und den klebenden Stöcken. Die zwei verschiedenen Ansätze gehen, je nachdem, wie der Kampf verläuft, nahtlos ineinander über.Gerade bei den längeren Stockvarianten ist beim Partnertraining äußerste Vorsicht geboten. Durch die Länge der Waffe ist sie schwer zu kontrollieren und die Wucht, die bei einem Schlag oder Stoß an der Spitze entstehen kann, ist enorm. Mit Holz-waffen sollte möglichst nur im choreografierten Training gearbeitet werden. Werden Stöcke aus Holz im freien Spiel eingesetzt, dann sollte dies un-

ter klar reglementierten Bedingungen geschehen, indem etwa die Bewegungen beider Partner nur stark verlangsamt durchgeführt werden.Eine andere Variante, um das freie Sparring si-cherer zu machen, ist die Verwendung von Soft-waffen und/oder Schutzausrüstung. Was die Schutzausrüstung angeht, so gibt es spezialisierte Angebote für bestimmte Kampfsportarten, zum Beispiel Kendo oder Arnis. Aber auch für Mann-schaftssportarten, die Körperkontakt beinhalten, wie etwa Eishockey oder Football, gibt es Ausrüs-tungsgegenstände, die sich gut für das Waffenspar-ring eignen können. Bezüglich der Waffen selbst wurde bereits im letz-ten Beitrag der Aufbau und Einsatz von Softwaf-fen für das Schwert- und Säbeltraining vorgestellt. Auch für die Stöcke gibt es spezielle Polsterwaf-fen beziehungsweise Safety-Waffen, die sich gut für Partnerübungen und freies Sparring eignen. Es gibt sogar Anbieter, die Langstöcke als Safety-Waffen zum Zusammenschrauben vertreiben. Im auseinandergeschraubten Zustand zerfällt so ein Stock in drei Teile, die sich ideal transportieren lassen. Zusätzlich können die beiden Endstücke einzeln als Danbang und in Kombination als Shuangbang verwendet werden.Eine weitere Trainingsvariante besteht darin, dass einer der Partner bewaffnet ist und der andere unbewaffnet. Hierbei können zwei verschiedene Szenarien geübt werden. Einerseits kann der Ag-gressor die bewaffnete Person sein, gegen die sich der unbewaffnete Partner zur Wehr setzen muss. In dieser Variante können dann unter ande-rem Entwaffnungstechniken sehr schön trainiert werden. Andererseits kann auch der Verteidiger bewaffnet sein und von einer unbewaffneten Per-

Abb. 11: Marc Mazalairas de-

monstriert mit einem Schüler

eine Anwendung für den

Rundhakengriff des Spazier-

stocks (Guaigun).

Fotos: Archiv M. Mazalairas

Die Stockwaffen

Tuijian

Tuishou

Zhangun

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TAIJIQUAN

son angegriffen werden. Ist das Trainingsziel die realistische Selbstverteidigung, dann bieten sich für diese Übungsvarianten vor allem die kurzen Stöcke an, also Keule und Spazierstock. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass man von jemandem mit einer längeren Waffe tatsächlich attackiert wird oder aber selber einen Langstock griffbereit hat, wenn es zu einer Notwehrsituation kommt.Nichtsdestotrotz kann es für das Verständnis für die Waffe hilfreich sein, auch mit längeren Stöcken zwei SpielerInnen mit nur einer Waffe trainieren zu lassen. Es gibt zum Beispiel eine sehr schöne Spielart, für die sich der Wanderstab gut eignet. Während der bewaffnete Partner mit langsamen Bewegungen versucht, den anderen zu treffen, ist es die Aufgabe des unbewaffneten Partners, nah an den Angreifer heranzukommen, ohne getroffen zu werden. Im ganz nahen Kontakt ist das Gefah-renpotential des längeren Stockes deutlich redu-ziert und der Verteidiger kann nun versuchen, den Angreifer zu entwaffnen und den Stock selber einzusetzen. Dazu muss er natürlich wieder Ab-stand gewinnen, während die gerade entwaffnete Person ihren Stock zurückzuerobern versucht, ohne getroffen zu werden. Hierbei wechseln die Rollen des Angreifers und des Verteidigers stän-dig, gleichzeitig gehen Konzepte des waffenlosen Pushhands und des Waffenkampfs nahtlos inein-ander über. Wenn die SpielerInnen sehr langsam und vorsichtig miteinander agieren, können hier-bei auch Stockanwendungen auf extrem kurze Distanz, wie etwa Hebeltechniken, im freien Fluss trainiert werden.Zusätzliche Anwendungsmöglichkeiten, die sich bei den anderen Stockarten nicht ergeben, kön-nen mit dem Spazierstock trainiert werden. Der Rundhakengriff und das Horn erweitern die Ein-satzmöglichkeiten deutlich, und dieses Potential sollte nicht ungenutzt bleiben. Das Horn kann beispielsweise auf kurze Distanz für sehr effek-tive Schläge auf empfindliche Ziele verwendet werden. Der Griff eignet sich für spezielle Ent-waffnungstechniken oder aber auch dazu, einen Gegner zu Fall zu bringen (s. Abb. 11). Die An-wendungen von Horn und Griff sind potenziell sehr gefährlich und sollten daher mit äußerster Umsicht trainiert werden.

Training mit HilfsmittelnIm vorhergehenden Artikel wurde bereits für das Schwert und den Säbel erläutert, dass das Üben mit Hilfsmitteln die Option bietet, Ziele tatsächlich ungebremst zu treffen, was weder beim reinen So-lo- noch beim Partnertraining möglich ist. Hierbei gilt es, die gängigen Angriffsaktionen zu trainieren, die bei Stöcken in größerer Entfernung zum Ein-satz kommen: Schläge und Stöße. Die Schläge ent-

sprechen dabei mehr oder minder den Hieben bei Klingenwaffen, die Stöße den Stichen. Einerseits können Geschwindigkeit, Kontrolle und Präzision der Angriffe trainiert werden. Hierfür eignet sich etwa ein Tennisball, der an einer Schnur hängt. Andererseits gilt es, die Wucht von Schlägen und Stößen zu trainieren und ein Gefühl dafür zu be-kommen, wie sich die Waffe verhält, wenn ein Ziel mit echter Wirkung getroffen wird. Man muss lernen, mit dem Auf- und dem Rückprall umzuge-hen, während man eine Serie von Angriffen mit alternierenden Zielhöhen anbringt.Ein simples Ziel, das hierfür bereits seit Jahrtau-senden zum Einsatz kommt, ist ein Pfahl, der fest in der Erde steht. So war die Arbeit am Pfahl eine bevorzugte Trainingsmethode der römischen Le-gionäre und Gladiatoren. Um den Übungsstock zu schützen und die Lautstärke etwas zu reduzieren, kann der Pfahl zum Beispiel mit einem alten Tep-pich umwickelt werden. Auch schwere Sandsä-cke, wie sie Boxer verwenden, sind grundsätzlich geeignet. Je nachdem, wie widerstandsfähig der Sandsack ist, kann es sinnvoll sein, hierbei mit Softwaffen zu trainieren. Standboxsäcke mit mo-delliertem Torso können gut verwendet werden, um das Training von kräftigen Wirkungstreffern mit präzisem Zielen zu verbinden. Hierbei wer-den dann spezielle Areale auf dem Torso angepeilt und mit Wucht getroffen. Ein sehr nützliches Trai-ningsgerät kann auch aus drei alten Autoreifen improvisiert werden. Die Reifen werden über Seile miteinander verbunden und frei schwingend auf-gehängt, so dass der oberste Reifen etwa auf Kopf-höhe, der zweite auf Rumpfhöhe und der dritte in der Höhe der Beine hängt. Die Reifen ergeben einen realistischen Auf- und Rückprall, während sie elastisch genug sind, um den Trainingsstock nicht zu beschädigen.

FazitDie Stöcke stellen einen wichtigen Teil des Waf-fenrepertoires im Taijiquan dar. Als eine der äl-testen Waffengattungen der Menschheit gehören die Stöcke gleichzeitig zu einer der ganz wenigen Waffentypen, die auch heute noch im zivilen und polizeilichen Bereich zum Einsatz kommen. Die Stöcke in ihren verschiedenen Längenausprä-gungen sind bereits als eigenständige Gattung für das Waffentraining äußerst interessant. Gleichzei-tig sind gerade die kürzeren Varianten wie Keule und Spazierstock eine ideale Vorbereitung für das Training mit Schwert und Säbel, besonders was die Partnerübungen angeht.

Die Stockwaffen

Dr. Jan Harloff-Puhr,Jg. 1969, trainierte seit seiner Kind-heit japanische Kampfkünste (Judo, Karate, Aikido, Kendo und Iaido), später wechselte er zum Taijiquan sowie dem europäischen Schwert- und Rapierfechten. Seine wich-tigsten Lehrer im Taijiquan waren bzw. sind Kong Shenfang, Dietmar Jarosch und Marc Mazalairas. Studi-um der Mineralogie und Werkstoff-wissenschaften, danach Promotion im Fach Chemie und Bibliotheksre-ferendariat. Er arbeitet derzeit als Leiter des Bereichs Fachinformation einer großen Forschungseinrich-tung in Berlin.

Literatur und DVDs

Octavio Ramos:»Raising cane – the unexpected martial art«, Velluminous Press 2006

Meir Shahar: »The Shaolin monastery – history, religion, and the Chinese martial arts«, University of Hawai’i Press 2008

Gunnar Siebert: »Arnis, Escrima, Kali – die Kunst der wirbelnden Stöcke. Lehrbuch für den Stockkampf«, Weinmann 1995

Yang Jwing-Ming: »Ancient Chinese weapons – a martial artist’s guide«, Paul H. Crompton 1999

Zhang Yun: »Taiji sticking staff 8 technique form«, in: T’ai Chi – The International Magazin of T‘ai Chi Ch‘uan, 2003 Nr. 1