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LV 200192 PS Spezifische Schwerpunkte (Sozialpsychologie) Liebe und Partnerschaft / WS 2011/2012 Mag. Dr. Andreas Olbrich-Baumann Universität Wien The Mating Sociometer: A Regulatory Mechanism for Mating Aspirations P.S. Kavangh, S.C. Robins & B.J. Ellis, 2010 Peter Gutmann 0112657 Eva Jarottova 0505968 Thomek Przybyla 0705737

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LV 200192 PS Spezifische Schwerpunkte (Sozialpsychologie)

Liebe und Partnerschaft / WS 2011/2012

Mag. Dr. Andreas Olbrich-Baumann

Universität Wien

The Mating Sociometer: A Regulatory Mechanism for

Mating Aspirations

P.S. Kavangh, S.C. Robins & B.J. Ellis, 2010

Peter Gutmann 0112657

Eva Jarottova 0505968

Thomek Przybyla 0705737

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INHALTSVERZEICHNIS

1 Einleitung 2

2 Theoretischer Hintergrund 3

2.1 Soziometer-Theorie 4

2.2 Soziometer in der Partnerschaft 4

2.3 Evolutionäre Bedeutung des Selbstwertes in der Partnerschaft 5

2.4 Überleitung zur vorliegenden Untersuchung 5

3 Studie 1 7

3.1 Methode 7

3.1.1 Stichprobe 7

3.1.2 Untersuchungsdurchführung 8

3.2 Ergebnisse 9

4 Studie 2 12

4.1 Methode 12

4.1.1 Stichprobe 12

4.1.2 Untersuchungsdurchführung 13

4.2 Ergebnisse 15

5 Zusammenfassung der Ergebnisse 18

6 Diskussion und Ausblick 18

6.1 Weitere Forschungsstudien 19

7 Schlusswort 20

8 Literaturverzeichnis 21

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9 1 Einleitung

Unsere moderne Gesellschaft besteht aus unzähligen Geflechten sozialer Netzwerke in

welchen Individuen in ihren Bestrebungen zum Erfolg zu kommen und über weite

Strecken miteinander interagieren müssen. Es stellt sich daher die Frage nach Strategien,

wie individuelle Ziele gesetzt werden und welchen Einfluss ein solches kollektives

Geflecht auf die einzelnen Erwartungen und Bestrebungen hat. Frühere Untersuchungen

behandelten den Selbstwert als ein durch Erfahrungen im sozialen Umgang

modifizierbaren Faktor, welcher gezielt durch negative oder positive Rückmeldungen

sinken beziehungsweise steigen kann. Der Selbstwert kann daher als Spiegelbild der

sozialen Erfahrung angesehen werden, da die individuelle Bewertung der eigenen Person

durch externe Rückmeldungen korrigiert wird. Die Soziometer-Theorie baut darauf auf,

dass der Selbstwert ein psychologisches Maß ist, welches den Grad der Anpassung an die

soziale Umwelt und Maßnahmen anzeigt und wie die Interaktion auf einem dem eigenen

Wert entsprechenden Niveau verbleiben kann. Der vorliegende Artikel von Kavanagh,

Robins und Ellis (2010) stellt zwei Studien zu der Soziometer-Theorie vor. In der ersten

Studie wurde betrachtet, wie Akzeptanz und Zurückweisung das Partnerschaftsbestreben

beeinflusst und welche Rolle dabei der Selbstwert einnimmt. Die zweite Studie versucht

den Effekt der ersten Studie zu wiederholen und erweitert dies um die zusätzliche

Einschätzung der eigenen Attraktivität. Zusätzlich wird untersucht, ob es sich bei den

Auswirkungen der sozialen Akzeptanz- Zurückweisung um ein allgemeines oder ein

bereichsspezifisches Phänomen handelt. Die Partner- und Freundschaftswahl werden hier

als zwei spezifische Domänen betrachtet und untersucht. Die folgenden theoretischen

Hintergründe sollen aufzeigen, wie die Soziometer-Theorie für die Enwicklung von

Strategien innerhalb Partnerschaftsdomänen genutzt werden kann.

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2 Theoretischer Hintergrund

2.1 Soziometer-Theorie

Zahlreiche Studien belegen, dass ein Grossteil der Menschen bestrebt ist, einen positiven

Selbstwert zu erreichen und zu erhalten. Nicht genau belegt ist es, warum sie dies tun. Leary

et al. (1995) stellten fest, dass es für Selbstwerterkenntnis wichtiger wäre, die Frage zu

stellen, was genau der Selbstwert ist und was genau seine Funktion erfüllt. Leary et al.

schlagen ein funktionales Modell des Selbstwerts vor, in dem sie den Selbstwert als

Instrument für das Ausmaß der wahrgenommenen sozialen Akzeptanz eines Menschen

betrachten. Sie sprechen von einer Soziometer-Theorie, wonach im Selbstwert die soziale

Bedingtheit und Abhängigkeit des Menschen zum Ausdruck kommt. Leary et al. sehen den

Selbstwert als inneres Barometer für soziale Akzeptanz und Erfolg in Beziehungen zu

anderen, d.h. dass die Selbstwertschätzung eines Menschen von seinen Annahmen darüber

abhängig ist, wie andere über ihn denken oder ihn bewerten. Stößt jemand auf Ablehnung und

sinkt der Selbstwert, so sollte das Soziometer das Verhalten einer Person in entsprechender

Weise richten um das positive Selbstwert wiederherzustellen.

Leary et al. (1995) führten fünf Untersuchungen darüber, wie sich das Verhältnis zwischen

der wahrgenommenen sozialen Ablehnung und dem Selbstwert verändert. Die Ergebnisse

zeigten, dass soziale Zurückweisung einen starken negativen Einfluss auf den Selbstwert einer

Person hat. Menschen streben nach sozialen Anerkennung und deshalb steigt der Selbstwert

umso stärker an, je mehr Wertschätzung sie durch andere erfahren.

2.2 Soziometer in der Partnerschaft

Anders als Leary et al. (1995) vermuten Kirkpatrick und Ellis (2001), dass es mehrere Arten

von Soziometers gibt, denn ein einzelnes Soziometer verfügt nicht ausreichend über solche

Informationen, die für die Problemlösung der verschiedenen sozialen Beziehungen wichtig

sind. Kirkpatrick und Ellis (2001) gehen also davon aus, dass verschiede Soziometers

unterschiedliche Funktionen haben, die sozial-psychologische Systeme und Prozesse in Gang

setzen, welche die individuelle Persönlichkeitsentwicklung lenken und alltägliche

Entscheidungen und Verhaltensstrategien steuern. Eine wichtige Domäne stellen die

Partnerschaftsbeziehungen dar. Hier sollten z.B. die Soziometer die Investitionen in eine

angestrebte Partnerschaftsbeziehung regulieren, je nach dem wie erfolgreich die bisherigen

Bestrebungen sind. Für eine Partnersuche bedeutet dies, dass, wenn jemand in der Beziehung

eine Ablehnung erfährt, er seine Bestrebungen für die Partnerschaft reduziert. Erfährt jemand

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anderseits Akzeptanz und Wertschätzung in der Beziehung, wird er seine Bestrebungen

erhöhen.

2.3 Evolutionäre Bedeutung des Selbstwertes in der Partnerschaft

Da der Mensch sich im Laufe der Zeit zu einer sozial stark engagierten Spezies entwickelt

hat, behandeln die meisten Anpassungsprobleme den Umgang im sozialen Umfeld. Es sei zu

erwarten, dass über die menschliche Entwicklung hinweg sich hier spezifische Systeme

entwickelt haben müssen. Diese Systeme müssen sich in ihrer Funktionsweise qualitativ

voneinander unterscheiden, da Problemstellungen und deren Lösungswege weit über eine

Domäne hinweg variieren können. Zu diesen Problematiken gehören in den Bereich der

Partnersuche z.B. Partnerwahl, Attraktivität und die Aufrechterhaltung einer Beziehung, der

Konkurrenzkampf um Ressourcen, Auswahl wie auch Aufrechterhaltung von Freundschaften

und Probleme, die sich aus zwischenmenschlichen Beziehungen ergeben. Das Sozialleben

erfordert eine Vielzahl an Attributen, die den Selbstwert beeinflussen, wie Gesundheit,

physische und psychische Fähigkeiten, Prestige, Status, Attraktivität, soziale Ressourcen etc.

Im Beispiel der Partnerschaftssuche mag die richtige Einschätzung des eigenen Werts im

Vergleich zu Kontrahenten und möglichen Partnern wichtig für den Einsatz beschränkter

Ressourcen sein. Das Selbstwertgefühl ist eines dieser funktionalen Mechanismen, welches

Rückmeldungen zu der eigenen Person im Bezug zu anderen Personen in einem sozial-

kognitiv-psychologischen Kontext gibt (vgl. Kirkpatrick & Ellis, 2004). Es ist kein

einheitliches Konstrukt, sondern eher eine Ansammlung interner Repräsentationen,

Überwachungssysteme, Update-, Feedback- und Motivationsmechanismen, wie auch

Mechanismen zur Generierung eines Verhaltensoutputs, die sich kontinuierlich

weiterentwickeln um den �„Homo Socialis�“ bestmöglich an seinen Lebensraum anzupassen.

2.3 Überleitung zur vorliegenden Untersuchung

Die Überprüfung der aus der Soziometer-Theorie abgeleiteten Hypothesen erfolgte im

Rahmen von zwei experimentellen Studien von Kavanagh et al. (2010). Kavanagh et al.

führten zwei Studien durch, um zu untersuchen, wie sich experimentell manipulierte soziale

Akzeptanz und Zurückweisung durch potentielle Partner auf die Bestrebungen zur

Partnerschaft auswirkt. Die Autoren stellten sich ebenfalls die Frage, ob sich diese

Manipulation auch in der Freundschaftsdomäne bemerkbar machen lässt und ob Selbstwert

als Mediator zwischen sozialen Akzeptanz- Zurückweisung und dem Anspruchsniveau an

potentielle Partner stehe.

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Für die Studien stellten die Autoren drei folgenden Haupthypothesen:

1. Soziale Akzeptanz- Zurückweisung des anderen Geschlechts hat einen Einfluss auf die

eigene Bestrebungen zur Partnerschaft.

2. Effekte der sozialen Manipulation durch Akzeptanz und Zurückweisung auf die

Partnerschaftswahl hängen mit dem Selbstwertgefühl zusammen.

3. Effekte der sozialen Manipulation durch Akzeptanz des anderen Geschlechts sind bei

Partnerschaftsbestrebungen größer als bei Freundschaftsbestrebungen.

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3 Studie 1

Ziel der Studie ist es den Einfluss sozialer Akzeptanz und Zurückweisung des anderen

Geschlechts auf die eigene Partnerschaftssuche zu untersuchen. Des Weiteren soll überprüft

werden, ob die Veränderung des Selbstwertgefühls einen intervenierenden Effekt hierauf hat.

Die Studie unterteilt sich in 4 Phasen:

Phase 1 dient der Erhebung des Selbstwertgefühls.

Phase 2 dient der Gefühlsmanipulation in den Gruppen �„Akzeptiert�“ und �„Zurückgewiesen�“.

Phase 3 führt unmittelbar nach der Manipulation eine erneute Erfassung des

Selbstwertgefühls durch. Des Weiteren soll hier ein globaler Partnerschaftswahlindex erstellt

werden.

Phase 4 gilt der Überprüfung, inwieweit die Probanden manipuliert werden konnten.

3.1 Methode

3.1.1 Stichprobe

Die Stichprobe umfasst 80 Studenten einer Universität in Neuseeland, unterteilt in zwei gleich

große Gruppen aus 40 weiblichen und 40 männlichen Teilnehmern im Alter zwischen 17 und

24 Jahren. Alle Teilnehmer gaben an, heterosexuell und nicht in einer langzeitigen Beziehung

zu sein. Die Teilnahme wurde mit einem Lotterielos im Werte von 5$ vergütet.

Den Studenten wurde die Studie als von einer Dating-Agentur in Auftrag gegebene

Untersuchung zum Verhalten potenzieller Kunden in Dating Situationen vorgestellt.

3.1.2 Untersuchungsdurchführung

Phase 1: Erfassung des Selbstwertgefühls vor der Manipulation

Ungefähr drei Wochen vor der Studie füllten die Probanden eine gekürzte Version der

Resultant Self - Esteem Scale (McFarland & Ross, 1982) aus. Die Teilnehmer schätzten sich

selbst auf einer 7-Punkte-Skala ein, die aus bipolaren Adjektiven, wie zum Beispiel �„gut �–

schlecht�“, �„kompetent �– inkompetent�“, �„nutzlos �– nützlich�“ besteht. Nach einer

Reliabilitätsanalyse konnte für 11 Items eine gute Reliabilität nachgewiesen werden und diese

wurden zur Erstellung des Selbstwertgefühls herangezogen.

Phase 2: Experimentelle Manipulation

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Die Stichprobe wurde nach einer randomisierten Zuteilung auf 2 Versuchsbedingungen, a)

akzeptiert und b) zurückgewiesen, zu Gruppen von 40 Personen aufgeteilt, davon jeweils 20

männlich und 20 weiblich. Die Teilnehmer wurden darüber informiert, dass sie von 3

weiteren Teilnehmern über eine Sprechanlage befragt werden würden. Der Testleiter verließ

den Raum über die Zeit der Interviewdurchführung. Das Interview wurde anhand von 2 aus 5

ausgesuchten Fragen durchgeführt: �„Was sind deine Hobbies, jetzt und früher?�“, �„Wovor hast

du am meisten Angst?�“, �„Was magst du am wenigsten an dir?�“, �„ Was magst du am meisten

an dir?�“, �„Welche Aktivität magst du am wenigsten selbst tun?�“.

Nach dem Interview wurden Rückmeldebögen von Seiten der Interviewer eingesammelt, die

in den Antwortkategorien �„ja�“, �„nein�“, oder �„vielleicht�“ auf folgende vorgegebene Fragen

ausgefüllt wurden:

�„Würdest du gerne länger mit dieser Person reden?�“, �„Würdest du diese Person einem Freund

vorstellen?�“, �„Würdest du gerne mit dieser Person einen Kaffee trinken gehen?�“, �„Würdest du

gerne mit dieser Person ausgehen?�“, �„Ist das eine Person mit der du dir eine Beziehung

vorstellen könntest?�“. Versuchsgruppenabhängig wurden die Rückmeldebögen unter der

Bedingung a) akzeptiert überwiegend mit �„Ja�“ und wenigen �„Vielleicht�“-Antworten der

Testperson zurückgegeben, unter der Bedingung b) zurückgewiesen dominierten die �„Nein�“,

mit wenigen �„Vielleicht�“ Antworten. Die Rückmeldung stellte den letzten Teil der

Manipulation des Selbstwertgefühls dar. Nachdem die Teilnehmer die Möglichkeit erhielten

alleine die Bögen zu betrachten, folgte 2 Minuten später die nächste Phase des Experiments.

Phase 3: Level der Partnerschaftswahl

Unmittelbar nach der Manipulation wurde eine erneute Erfassung des Selbstwertgefühls

durchgeführt. Genau wie in Phase 1 wurde die gleiche Version der Resultant Self - Esteem

Scale verwendet, jedoch wurden zusätzlich vier weitere Items, (�„beliebt- unbeliebt�“, �„populär

- unpopulär�“, �„akzeptiert - abgewiesen�“ und auf sozialer Ebene �„attraktiv �– unattraktiv�“)

hinzugefügt, um das Ausmaß sozialer Akzeptanz und sozialer Zurückweisung erheben zu

können. Aus den gemittelten Ergebnissen für das Ausmaß der sozialen Akzeptanz und

sozialen Zurückweisung und dem ursprünglichen Selbstwertgefühl, welche einen

Korrelationskoeffizienten von 0,8 aufwies, wurde das post-manipulative Ergebnis des

Selbstwertgefühls erstellt.

Der nächste Schritt diente der Erstellung eines globalen Index für die Erfassung der

Ausprägung in der Partnerschaftssuche. Dazu wurden 3 Sets von Persönlichkeitsprofilen von

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Kenrick, Neuberg, Zierk und Krones (1994) übernommen, die hinsichtlich des Fotos und der

Personenbeschreibung gepaart und nach physischen und sozialen Merkmalen in die

Kategorien �„attraktiv�“, �„moderat�“ und �„weniger attraktiv�“ eingeteilt wurden. Anhand von

ausgewählten Fragen sollten die Testpersonen angeben, welche der Profile ihnen am besten

entsprechen und zu ihrem Profil passen. In den drei Merkmalskategorien wurden jeweils drei

Profile des anderen Geschlechts präsentiert. Die Teilnehmer hatte dann die Aufgabe die

Fragen: �„Ehrlich, könntest du dir vorstellen mit dieser Person eine Beziehung zu haben?�“,

�„Passt diese Person zu dir?�“, �„Würde es dir gefallen, mit dieser Person auszugehen?�“, �„Würde

ein Treffen mit dieser Person erfolgreich verlaufen?�“, �„Würde es dir gefallen, wenn diese

Person an dir interessiert wäre?�“, auf einer 7-Punkte-Skala von 1 = �„sicher nicht�“, bis 7 = �„ja,

sicher�“, zu beantworten. Eine Reliabilitätsstudie zeigte einen guten Koeffizienten von .83 für

jedes Profil. Davon ausgehend, dass die 5 Items ein geeignetes Maß zur Messung der

Kompatibilität mit den Profilen darstellen, wurde die Auswahl eines attraktiven Profils bzw.

unattraktiven Profils gleichgesetzt mit hohen Ansprüchen bei der Partnerwahl, bzw. niedrigen

Ansprüchen diesbezüglich. Die durchschnittlich negative Korrelation der Ratings bei der

Kompatibilität mit hochattraktiven und nicht attraktiven Profilen ermöglichte einen globalen

Index von allgemeinen Erwartungen an die Partnerwahl zu erstellen, indem die Werte der

wahrgenommenen Kompatibilität mit wenig attraktiven Profilen von jenen mit sehr

attraktiven Profilen abgezogen wurden.

Phase 4: Manipulationsüberprüfung und Nachbesprechung

Nach dem Experiment wurde überprüft, inwieweit die Probanden manipuliert werden

konnten. Hinweis darauf sollte die Beantwortung der Fragen: �„Wie positiv wurden deine

Information aufgenommen?�“, �„Wie sehr wurdest du von den anderen akzeptiert?�“ in Form

einer 7-Punkte-Skala und die Antwort auf die Frage �„Dachtest du, dass es die anderen

Personen waren, die die Bewertung gemacht haben?�“

Die Teilnehmer wurden mittels eines Trichterinterviews (McFarland & Ross, 1982) daraufhin

untersucht, ob sie vermuteten, manipuliert worden zu sein und im Anschluss aus der Studie

entlassen.

3.2 Ergebnisse

Die Wahrnehmung der positiven und negativen Rückmeldungen aus den unterschiedlichen

Versuchsbedingungen zeigte keine Überlappungen an. Wie erwartet, glaubten die Teilnehmer

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unter den Versuchsbedingungen �„akzeptiert�“ an eine positive Aufnahme ihrer Person und

Aussagen, unter der Bedingung �„zurückgewiesen�“ galt die gegensätzliche Annahme.

Eine Varianzanalyse mit den Variablen Geschlecht und Selbstwertgefühl vor und nach der

Manipulation zeigte einen signifikanten Effekt für die Manipulation des Selbstwertgefühls in

der zurückgewiesen Gruppe und nur einen geringen Anstieg beim Selbstwertgefühl unter den

Bedingungen �„akzeptiert�“. Dass die Manipulation einen weitaus stärkeren Effekt auf das

Selbstwertgefühl beim weiblichen Geschlecht hat, wie aus den Grafiken ersichtlich, konnte

anhand von Nachfolgeuntersuchungen ausgeschlossen werden. Des Weiteren stellte sich

heraus, dass aufgrund einer misslungenen Randomisierung der männlichen Teilnehmer bei

der Zuteilung in die verschiedenen Versuchsbedingungen schon vor der Manipulation ein

signifikanter Unterschied im ursprünglichen Selbstwertgefühl auftrat. Die sind in den

folgenden Grafiken veranschaulicht. Zusammengefasst kann trotzdem gesagt werden, dass die

Manipulation, wie durch die Soziometer-Theorie vorhergesagt, den Selbstwert in die

angenommene Richtung beeinflusst.

Als nächstes wurde der Effekt der sozialen �„Akzeptanz�“ und �„Zurückweisung�“ auf die

Partnerschaftswahl untersucht. Es wurde davon ausgegangen, dass das Erfahren sozialer

Akzeptanz die Ansprüche bei der Partnerwahl steigert und umgelehrt das Erfahren von

sozialer Zurückweisung eine Senkung der Ansprüche nach sich zieht. Die Varianzanalyse mit

den Variablen Manipulation durch Akzeptanz - Zurückweisung, Geschlecht und Ziel-Profil

(hoch - niedrig) ergab eine signifikant größere Kompatibilität mit attraktiven Profilen,

unabhängig von der Manipulationsbedingung. Allerdings ergab der Vergleich der einzelnen

Bedingungen einen signifikant höheren Wert bei der Wahl der attraktiven Profile unter der

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Erfahrung sozialer Akzeptanz und umgekehrt einen signifikant höheren Wert bei der eigenen

Zuteilung zum weniger attraktiven Profil bei �„Zurückweisung�“. Die Grafik zur

Partneranziehungserwartung auf die Attraktivität der Zielprofile zeigt nochmals den

unterschiedlichen Effekt, den die Versuchsbedingungen auf die Partnerwahl haben.

Zuletzt wurde noch mittels einer Bootstrap Mediational Analysis der intervenierende Effekt

des Selbstwertgefühls auf die Erfahrung von Zurückweisung und Akzeptanz und

Partneranziehungserwartungen untersucht. Zur Erhöhung der Macht des Tests wurde der

globale Index für allgemeine Erwartungen an die Partnerschaft als Output Variable gewählt.

Die Ergebnisse wiesen auf ein intervenierendes Modell hin, auch wenn nur eine geringe

Signifikanz zwischen manipuliertem Selbstwertgefühl und dem Grad der Partnerschaftswahl

von p<.05 aufgezeigt werden konnte. Durch eine partielle Korrelation konnten 33% des

gesamten Effekts auf die Partnerschaftswahl auf die Manipulation des Selbstwertes

zurückgeführt werden.

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4 Studie 2

In der zweiten Studie von Kavanagh et al. (2010) wurden die wichtigsten Erkenntnisse aus der

ersten Studie repliziert, mit dem Ziel die Manipulation des Faktors soziale Akzeptanz-

Zurückweisung sorgfältiger zu untersuchen. Die zweite Studie wurde außerdem um eine

Prüfung der Domänenspezifität erweitert, um zu untersuchen, ob die Auswirkungen der

Manipulation des Faktors soziale Akzeptanz- Zurückweisung auf die Partnerbestrebungen

beschränkt sind oder auch für andere Bereiche der sozialen Interaktion galten.

Obwohl die Manipulation in der Studie eins effektiv war, hatte sie trotzdem eine Reihe von

methodischen Einschränkungen, die für die zweite Studie aufzuheben versuchte. Die

Interviews der Versuchsteilnehmer waren unterschiedlich lang, das Verhalten der Interviewer

bei den Versuchsteilnehmer änderte sich, die Versuchsteilnehmer und Interviewer haben sich

nicht gesehen und die Attraktivität der Teilnehmer sowie Attraktivität der Interviewer wurde

ebenfalls nicht gemessen oder kontrolliert. Letztlich wurde in der Studie eins die

Domänenspezifität nur auf die Partnerschaftsbestrebungen ausgerichtet und die globale nicht

in Betracht gezogen. Kavanagh et al. gehen davon aus, dass es sich um ein

domänenspezifisches Phänomen handelt, d.h. dass die Auswirkungen auf die

Partnerschaftsbestrebungen größer sind.

In der zweiten Studie hatten Kavanagh et al. als Ziel die methodischen Einschränkungen zu

beseitigen, in dem sie statt eines persönlichen Interviews ein auf Video aufgezeichnetes

Interview den Versuchsteilnehmern vorgelegt hatten. Dadurch wurde das Verhalten der

Interviewer gegenüber den Versuchsteilnehmern standardisiert, die Interviewlänge besser

kontrolliert, die Attraktivität der Versuchsteilnehmer besser eingeschätzt sowie deren

Einschätzung der Attraktivität der Interviewer beurteilt. Darüber hinaus, um die

Domänenspezifität zu beurteilen, wurden in der zweiten Studie sowohl die Auswirkungen der

Manipulation auf Partner- als auch auf Freundschaftsbestrebungen untersucht.

4.1 Methode

4.1.1 Stichprobe

Für die Studie wurden 108 Studenten (66 männlich und 42 weiblich) an der Universität von

Canterbury mittels Plakaten und Emails rekrutiert. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer war

19,5 Jahre. Von den Teilnehmern waren 93 % europäischer Herkunft und die restlichen 7 %

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asiatischer Herkunft. Wie in der ersten Studie, wurden auch hier nur die Studenten

genommen, die sich in keiner langfristigen Beziehung oder Ehe befanden, um die Relevanz

für die Partnerwahl zu erhöhen. Die Teilnehmer erhielten jeweils einen Gutschein für einen

Kaffe im Wert von 7 Neuseeland Dollar.

Nachdem die ersten 25 Teilnehmer getestet wurden, wurde die Variable

"Freundschaftsbestrebungen" zur Studie hinzugefügt. Danach wurden die restlichen 83

Teilnehmer (41 männlich, 42 weiblich) dem gesamten Test (Partnerschafts- sowie

Freundschaftsbestrebungen) unterzogen. Es gab keine statistisch signifikanten Unterschiede

zwischen den ersten 25 Teilnehmern und den restlichen 83 Teilnehmern.

4.1.2 Untersuchungsdurchführung

Sowohl die Studie eins, auch die Studie zwei wurden in vier verschiedene Phasen eingeteilt:

Rekrutierung und Vortestung, Experimentelle Manipulation, Messung der abhängigen

Variablen, Manipulationsüberprüfung und die Abschlussbesprechung.

Phase 1: Rekrutierung und Vortestung

Vier Wochen vor dem Beginn der Studie wurde den Teilnehmern ein Fragenbogen

vorgegeben, um deren Selbstwert zu erfassen. Es wurde, wie in der Studie eins, mittels 11-

Item-Fragebogens der Selbstwert und mittels 4-Item die soziale Integration gemessen, die

beide über eine hohe Reliabilität aufweisen.

Phase 2: Experimentelle Manipulation

In der zweiten Phase der experimentellen Manipulation wurden die Teilnehmer zufällig in

zwei Gruppen eingeteilt: 54 Teilnehmer (33 männlich, 21 weiblich) befanden sich in der

Gruppe sozial akzeptierten und 54 Teilnehmer (33 männlich, 21 weiblich) in der Gruppe

sozial zurückgewiesenen. Jeder Teilnehmer wurde einzeln befragt. Die Interviews ähnelten

den Interviews aus der ersten Studie, mit dem Unterschied, dass sie auf einem Video

aufgezeichnet waren.

Kurz vor jedem Interview wurde von jedem Teilnehmern ein Foto gemacht und ein

Fragebogen mit demographischen Fragen und Fragen die Persönlichkeit betreffend, zum

Ausfüllen vorgelegt. Die Fotos wurden von 186 Personen, die sich nicht an der Studie

beteiligten, auf einer 10-Punkte Skala (1=unattraktiv, 10=sehr attraktiv) in Bezug auf deren

Attraktivität bewertet. Die durchschnittliche Bewertung der männlichen Teilnehmer lag bei

3,64 und die durchschnittliche Bewertung der weiblichen Teilnehmer lag bei 4,35.

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Nachdem die Teilnehmer den Fragebogen ausfüllten, wurde ihnen vom Versuchsleiter

mitgeteilt, dass ihnen drei Teilnehmer aus der Studie ein paar Fragen stellen werden, die aus

einem Partnervermittlungsprogramm kommen und dass dies über ein Live-Video-Link

passiert.

Für die Befragung wurden zwei DVDs gefertigt, eine mit drei weiblichen und die andere mit

drei männlichen Interviewern. Die DVDs sollten das Gefühl vermitteln, dass es sich um ein

Live-Interview mit drei unterschiedlichen Teilnehmern aus der Studie handelt. Diese drei

Teilnehmer waren aber in Wirklichkeit Mitarbeiter des Versuchsleiters. Die Interviews

dauerten durchschnittlich sechs Minuten, in welchen durchschnittlich 11,5 Fragen vorgegeben

wurden.

Nach der Befragung wurden die Versuchsteilnehmer gebeten, ein Feedbackformular zum

Interview auszufüllen, sowie Fotos der Interviewer nach deren Attraktivität auf einer 7-Punkte

Skala zu beurteilen (1=unattraktiv, 7=attraktiv). Die durchschnittliche Bewertung der

männlichen Interviewer lag bei M=5.07, M=4.71 und M=5.26 und die durchschnittliche

Bewertung der weiblichen Interviewer lag bei M=4.52, M=5.14 und M=5.45. Nach der

Auswertung zeigte sich, dass die Versuchsteilnehmer den gegengeschlechtlichen Interviewer

als durchschnittlich bis überdurchschnittlich attraktiv wahrgenommen haben. Die

Versuchsteilnehmer haben dann ebenfalls drei Partnerfeedbackformulare erhalten, die

angeblich vom einzelnen Interviewer unmittelbar nach der Befragung ausgefüllt worden

waren. Die Partnerfeedbackformulare hatten dasselbe Format wie jene Formulare aus der

Studie eins und dienten der Manipulation der sozialen Akzeptanz- Zurückweisung.

Phase 3: Messung der abhängigen Variablen

Die Versuchsteilnehmer wurden im zweiten Teil der Studie informiert, dass man interessiert

ist, wie Menschen Informationen von anderen nutzen, um Entscheidungen bezüglich der

Partner- und Freundschaftswahl treffen. Daher hat man gleich nachdem die Teilnehmer das

Feedback von Interviewer bekommen haben, wieder denselben Selbstwertfragebogen wie in

der Phase eins vorgegeben.

Die Beurteilung der Partnerschaftsbestrebungen erfolgte wie in der Studie eins, mittels

Reliabilitätsanalysen. Der Reliabilitätskoeffizient war für alle 5 Items höher als .88 und daher

geeignet, die Kompatibilität mit den 12 Profilen (sechs mit hoher Attraktivität und sechs mit

niedriger Attraktivität) zu messen. Die Beurteilungen der Versuchsteilnehmerinnen von

sowohl hoch als auch niedrig bewerteten Männer weisen über eine gute interne Konsistenz

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von =78 auf. Diese Ratings wurden gemeinsam kombiniert um zur Kompatibilität mit den

Profilen der hohen und niedrigen Attraktivität zu gelangen.

Die Beurteilungen der Versuchsteilnehmer der niedrig bewerteten Frauen weisen ebenfalls

über eine gute interne Konsistenz von =78 auf. Bei der Beurteilung der hoch bewerteten

Frauen wurde bis auf einen Versuchsteilnehmer, der danach ausgeschieden worden ist,

ebenfalls eine hohe interne Konsistenz erreicht.

Die Beurteilung der Freundschaftsbestrebungen erfolgte ähnlich wie die Beurteilung der

Partnerschaftsbestrebungen, mit der Ausnahme, dass hier die Profile von

gleichgeschlechtlichen Versuchsteilnehmern bewertet wurden. Es wurden folgende Fragen

gestellt: �„Ist es wirklich die Person, mit der du dich gerne befreunden würdest?�“, �„Ist diese

Person die, mit der du gerne kommunizieren würdest?�“, �„Ist es die Person, mit der du gerne

Zeit verbringen würdest?�“, �„Ist es die Person, mit der du gerne eine Freundschaft aufbauen

würdest?�“. Diese Fragen wurden auf einer 7 Punkte Skala beantwortet, 1 = gar nicht, 7 =

definitiv.

Phase 4: Abschlussbesprechung

Sowohl die Kontrolle der Manipulation der Versuchsteilnehmer als auch deren Aufklärung

erfolgte wie in der Studie eins.

4.2 Ergebnisse

Die Untersuchungen zur physischen Attraktivität der Teilnehmer zeigen einen signifikanten

Zusammenhang (p<.05) zwischen niedrigen Partnerschaftsbestrebungen (r=-0.30), hohen

Freundschaftsbestrebungen (r=0.33) und Manipulation des Selbstwertes vor der Untersuchung

(r=0.28). Die wahrgenommene Attraktivität der Teilnehmer als zusätzliche Kovariate hatte

kaum einen signifikanten Einfluss auf die Ergebnisse.

Die Kontrolle der Selbstwertmanipulation ergab, dass 105 Teilnehmer dem Versuchsleiter

und Interviewer gegenüber nicht kritisch waren und dass sich nur drei Teilnehmer als

skeptisch erwiesen haben. Teilnehmer der sozial akzeptierten Gruppe bewerteten deren Profil

positiver (M=5,72) als Teilnehmer der sozial zurückgewiesenen Gruppe (M=2,89).

Analog zur Studie eins, wurde mittels Varianzanalyse die Hypothese bestätigt, dass der

Selbstwert der sozial zurückgewiesenen Personen nach der Selbstwertemanipulation sinkt im

Vergleich zur den sozial akzeptierten Personen. Der Haupteffekt zeigte, dass die sozial

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akzeptierte Gruppe nach der Studie signifikant höhere Werte beim Selbstwert (M=5,25) hatte

als die zurückgewiesene Gruppe (M=4,60), F(1,103) = 20,23, p<.001. Dieses Ergebnis

bestätigt die Soziometer-Theorie nach Leary und Down (1995) insofern, in dem die

Manipulation den Selbstwert signifikant beeinflusst werden konnte. Der Selbstwert zeigt uns

an, inwieweit man von anderen akzeptiert oder zurückgewiesen wird (Abb. 1).

Abb. 1 Effekte der sozialen Akzeptanz- Zurückweisung Manipulation auf Selbstwert. Pre=Vor der Manipulation,

Post=nach der Manipulation.

Im nächsten Schritt wurde die Hypothese geprüft, ob sich die sozial akzeptierten Teilnehmer

kompatibler mit hoch bewerteten Profilen sehen und/oder ob sich die zurückgewiesene

Teilnehmer kompatibel mit niedrig bewerteten Profilen sehen. Hier zeigte sich, dass der

Faktor der sozialen Akzeptanz eine Auswirkung auf die Partnerschaftsbestrebungen hat. Die

sozial akzeptierten Teilnehmer sahen sich kompatibler nicht nur mit den hoch attraktiv

bewerteten Profilen, sondern auch mit den niedrig bewerteten Attraktivitätsprofilen. Um dies

besser darzustellen dient Abbildung 2.

Abb. 2: Effekte sozialen Akzeptanz- Zurückweisung Manipulation auf Partnerschaftsbestrebungen

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Bezüglich der Domänenspezifität stellten Kavangh et al. fest, dass die soziale Akzeptanz-

Zurückweisung nur die Partnerschaftsbestrebungen beeinflusste. Sozial zurückgewiesene

Teilnehmer verändern zwar deren Partnerschaftserwartungen nachteilig, nicht aber die

Freundschaftsbestrebungen.

Abb. 3: Auswirkungen der sozialen Akzeptanz - Zurückweisung Manipulation auf hohe

Partnerschaftsbestrebungen vs. hohe Freundschaftsbestrebungen.

Bei der Mediationsanalyse untersuchten die Autoren, ob der Zusammenhang zwischen dem

Erlebnis sozialen Akzeptanz- Zurückweisung und Partnerschaftsbestrebungen die

Selbstwertmanipulation bedingt. Zwei Mediationsanalysen wurden durchgeführt, einmal mit

dem globalen Partnerschaftsbestrebungen - Index und einmal nur mit hohen

Partnerschaftsbestrebungen als Kriterium.

Die Ergebnisse der ersten Analyse bestätigen die Hypothese, dass sozial akzeptierte

Teilnehmer über einen höheren Selbstwert nach Manipulation und über höhere

Paarungsbestrebungen verfügen als die sozial zurückgewiesenen Teilnehmer. Darauf

aufbauend wurde gezeigt, dass bei sozial akzeptierten Teilnehmern der höhere Selbstwert

nach der Manipulation (ß=.53, t(107)=6,44, p<.001) mit einer höheren globalen

Partnerschaftsbestrebung (ß=.20, t(107)=2,16, p<.05) einhergeht (Abb. 4). Schlussendlich

wurde festgestellt, dass 100% des gesamten Effekts in Bezug auf die globalen

Paarungsbestrebungen durch Selbstwertmanipulation erklärbar ist.

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.53 Post-SE .38

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Soziale Akzeptanz- Globale Zurückweisung Partnerschaftsbestrebungen 0 (.20) Abb. 4. Effekt der sozialen Akzeptanz- Zurückweisung auf die globale Partnerschaftsbestrebungen mediiert

durch den Manipulationsselbstwert (post-SE).

Die zweite Mediationsanalyse mit dem Kriterium der hohen Partnerschaftsbestrebungen

haben ähnliche Ergebnisse gezeigt. Hier wurde festgestellt, dass 72% des gesamten Effekts in

Bezug auf die hohen Partnerschaftsbestrebungen durch Selbstwertmanipulation erklärbar ist.

5 Zusammenfassung der Ergebnisse

Es wurden zwei Studien durchgeführt, um die Soziometer-Theorie für Partnerschaften und

deren Funktionen zu prüfen. Es wurde Beziehungen zwischen manipulierten sozialen

Akzeptanz- Zurückweisung, dem Selbstwertgefühl und den Erwartungen in Bezug auf

Partnerschaft- und Freundschaftsbeziehungen getestet. In beiden oben beschriebenen Studien

konnten signifikante Ergebnisse erzielt werden. Die zentralen Hypothesen, dass die

Erfahrungen von sozialen Akzeptanz- Zurückweisung in einer Partnerschaft zu

Veränderungen bei der Paarungsbestrebungen führen und dass dies durch den Selbstwert

beeinflusst wird, könnten in beiden Studien unterstützt werden. Entsprechend der Soziometer-

Theorie schätzten sich sozial akzeptierten Personen kompatibler mit attraktiveren Profilen ein

und wiederum die sozial zurückgewiesenen Personen schätzen sich kompatibler mit den

unattraktiveren Profilen. Diese Ergebnisse wurde ebenfalls in der zweiten Studie bestätigt.

Die Effekte der sozialen Manipulation durch Akzeptanz und Zurückweisung auf die

Partnerschaftswahl war partiell auf das Selbstwertgefühl als Mediatorvariable

zurückzuführen. Darüber hinaus könnte in der zweiten Studie bestätigt werden, dass die

Erfahrung von sozialer Akzeptanz- Zurückweisung das Selbstwertgefühl beeinflussen kann

und das dieses Ergebnis nur die Partnerschaftsdomäne betrifft. Sozial zurückgewiesene

Teilnehmer verändern zwar deren Partnerschaftserwartungen nachteilig, nicht aber die

Freundschaftsbestrebungen.

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6 Diskussion und Ausblick

Die Partnerwahl ist ein komplexer Prozess, der eine Vielzahl von Schritten, wie die

Abschätzung spezifischer Hinweise auf den Wert eines potenziellen Partners und das

Auswerten dieser Hinweise auf die Partnerqualität, einschließt und dann unter Verwendung

dieser Entscheidungskriterien die Suche unter den in Frage kommende Partnern entscheidet

(vgl. Todd, 2007, S. 130). Da die Partnerwahl allgemein beidseitig verläuft, ist, nach der

Soziometer-Theorie, die richtige Einschätzung der Wirkungs- und Beziehungsmuster in

diesem Prozess unabdingbar. Dabei hilft es, die Partnerschaftsbestrebungen bei Wahl eines

potentiellen Gefährten nicht zu hoch und nicht zu tief zu suchen. Die Tatsache, dass

Menschen generell Partnerschaften mit ähnlich attraktiven Personen eingehen, mag dies als

Beweis für die Prozesse, die an der Partnersuche beteiligt sind, angesehen werden.

Untersuchungen von Kirkpatrick und Ellis (2001), in denen Studenten in einem Rollenspiel

einen Partner wählen sollten, die schon Zurückweisungen erlebt hatten ergaben, dass die

Erfahrung von Akzeptanz und Zurückweisung dem Menschen bei der Konstruktion einer

Realistischen Einschätzung seines Wertes und Partnerstrebens ermöglicht die richtige Wahl

zu treffen. So stimmten Werteinschätzungen zur eigenen Person bei einem

Korrelationskoeffizienten von 0,65 generell mit der Fremdeinschätzung der anderen

Teilnehmer überein. Entsprechend der vorgestellten Anzahl an Untersuchungen lässt sich

sagen, dass Kalibrationen im Bereich der Selbsteinschätzung und Partnerbewertung über

einen Weg weisen, der zum passenden Partner führt. Zahlreiche Studien belegen, dass

Selbstwert, geformt aus dem Feedback der sozialen Akzeptanz und Zurückweisung, die

eigenen Bestrebungen auf ein realistisches Level korrigiert. Künftig wäre es wichtig, den

Einfluss von sozialer Rückmeldung wie Akzeptanz und Zurückweisung über die

Selbsteinschätzung und das Partnerschaftsstreben hinaus, auf andere Domänen hin zu

untersuchen, als auch verschiedene Typen von Selbstwert und z.B. dem Freundschaftsstreben.

6.1 Weitere Forschungsstudien

Folgeuntersuchungen zu Kavanagh, Robins & Ellis (2010) zeigen auf, wie weitreichend die

Forschung, unter Betrachtung der sozialen Akzeptanz- Zurückweisung, noch Ergebnisse in

Verhaltensstrategien zur Partnerauswahl hervorbringen kann.

Sacco et al. (2011) untersuchten in ihren Experimenten, wie sich hohe soziale Akzeptanz auf

das Verhalten männlicher und weiblicher Versuchsteilnehmer auswirkt. Sie nahmen an, dass

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Personen, deren Zugehörigkeitsbedürfnis ausreichend erfüllt ist, mehr Ressourcen in die

Fortpflanzung investieren würden, und dabei geschlechtsspezfisch unterschiedliche Strategien

verfolgen würden. Sacco et al. fanden in einem Experiment heraus, dass sozial akzeptierten

Männer, deren anhand Big Five Persönlichkeitsfragebogens mitgeteilt worden ist, sie könnten

in Zukunft mit vielen Freundschaften rechnen, eine tendenziell signifikant höhere Akzeptanz

von riskanten Verhaltensweisen aufwiesen.

Back et al. (2011) untersuchten anhand von Daten aus der Berliner Speed-Dating-Studie wie

genau der selbst zugeschriebene Wert als Partner (self-perceived mate value) mit der

Wahrscheinlichkeit, als potentieller Partner ausgewählt zu werden, zusammenhängt. Die

Autoren beziehen sich auf Kavanagh et al. (2010), insofern, dass self-perceived mate value

mit höheren Partnerschaftserwartungen zusammenhänge. In dieser Studie gab zwei Maße:

Einmal das "expected mate value" = wie häufig jemand angekreuzt hat, vermutlich

ausgewählt zu werden, dividiert durch die Anzahl der Interaktionen und einmal das "actual

mate value" = wie häufig jemand ausgewählt wurde, dividiert durch die Anzahl der

Interaktionen. Für Frauen war die Korrelation dieser beiden Werte etwas größer als für

Männer (r = 0.16 vs. r = 0.12), jedoch wurde dieses Ergebnis so interpretiert, dass Personen

nicht sehr erfolgreich darin seien, ihren eigenen Wert als Partner vorherzusagen.

7 Schlusswort

Die Erfahrung von sozialer Akzeptanz und Zurückweisung haben einen beträchtlichen

Einfluss auf die menschliche Psyche und das Verhalten. Die Reaktionen auf solche

Rückmeldung sind meistens organisierte Prozesse, die innerhalb der Soziometer-Theorie

wiedergespiegelt werden können. So ergeben sich besonders bei der untersuchten Partnerwahl

bezüglich der Soziometer-Theorie Richtlinien, die anhand eines

Partnerschaftsbestrebenslevels zur Entwicklung von Strategien für die Partnersuche führen

können.

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8 Literaturverzeichnis

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