2
86 beat 11 | 2011 ONSTAGE Test: Behringer NOX-606 Eckdaten: • DJ-Analog-Mixer • vier Phono-/Line-Kanäle • zwei Mic-Kanäle • Xenyx-Preamps • Asymmetric-4-Band EQs • Corrective-EQs • zwei Stereo-Aux-Wege • Cue-Funktionen • kontaktfreier 45-mm-Cross- fader • zwei analoge Filter mit LFO • Cutoff mit Crossfader steuerbar • synchronisierbare Effekte • USB-Audiointerface Test: Behringer NOX606 Behringers neuer, analoger DJ-Mixer lädt mit sechs Kanälen, zwei Filtersektionen und einem Multieffekt zum Schrauben ein. Weil aber billig selten auch preiswert bedeutet, schaut Beat hier genauer hin. von Henning Schonvogel W ährend professionelle DJ-Software bereits mit umfangreichen Filter- und Effektsektionen daherkommt, bieten sich Hardware- und speziell Vinyllieb- habern oft nur wenige Optionen zur Klangfor- mung. Lediglich einige Edelmixer bringen Spe- zialitäten wie ausgereifte Filterschaltungen mit, flexibel einsetzbare Effektsektionen sind gleichsam selten. Dass sich das ändern kann, zeigt Behringer mit dem NOX606, einem sechs Kanäle umfassenden DJ-Mixer, der eine Fülle an Zusatzfunktionen enthält. Zwei Fil- terschaltungen inklusive LFOs zur Modulation, eine synchronisierbare Effektsektion sowie direkte USB-Anbindung an den Computer las- sen auorchen. Doch wie ist es um Klang und Handling des günstigen Boliden bestellt? Große Größen Der NOX606 steckt in einem soliden, schwar- zen Gehäuse. Dem Funktionsumfang entspre- chend, ist die Oberfläche mit einer großen Anzahl an Bedienelementen ausgestattet. Die Qualität und Griffigkeit der Bedienele- mente und ihre Verarbeitung zeigen sich für einen günstigen DJ-Mixer als durchweg gut. Abgesehen von den 3,5-mm- und 6,3-mm- Kopörerbuchsen sind alle Anschlüsse auf der Rückseite des Gerätes angebracht. Die Kanalauswahl setzt sich aus vier Line-/Phono- sowie zwei Mikrospuren zusammen. Ent- sprechend sind die Eingänge als Cinch- bezie- hungsweise XLR-Buchsen ausgelegt. Weitere Anschlüsse umfassen zwei Summenaus- gänge im XLR- und 6,3-mm-Klinkenformat sowie Booth-, Record- und zwei Aux-Wege nebst Return-Einspeisungen. Die Integration in eine digitale Umgebung erfolgt mittels USB-Schnittstelle. Jeweils ein Stereokanal kann zum Rechner gesendet und von dort empfangen werden, die Auflösung reicht bis 16 Bit und 48 kHz. Durch die zwei- kanalige Auslegung eignet sich der NOX606 zwar nicht als analoger Summierpunkt eines softwaregestützten Systems, für Zuspielun- gen aus DJ-Programmen dennoch eine feine Sache. Die Audioqualität weiß mit relativ glattem Frequenzgang für den aufgerufenen Preis durchaus zu überzeugen. Zum Betrieb ist nicht einmal ein Treiber notwendig, sodass jeder aktuelle Mac- oder Windows-Computer ohne Vorbereitung genutzt werden kann. Dank dedizierter Parameter hat der DJ auch im Masterbereich alle wichtigen Parameter im schnellen Zugriff. Das Effektgerät birgt einige nützliche Algorith- men zur Klangformung. Dank dedizierter Regler ist die Bedienung kinderleicht. Die Filtersektionen bringen nicht nur analogen Charme in die Signale ein. Dank guter Abstim- mung und integrierten LFOs sind sie auch rhyth- mische Anwendungen ideal. Der Crossfader zeigt sich mit flexibler Signalzu- weisung und Filtersteuerung als das vielseitigste Bedienelement. Die vier Phono-/Line-Kanäle sind das Herz des NOX606. Mit vielseitigen Equalizern und Routing- funktionen lässt sich bereits nur mit dieser Sek- tion äußerst kreativ arbeiten. Die Mikro-Kanäle besitzen im Gegensatz zu den Line-Varianten die bewährten Xenyx-Vorverstär- ker und einen analytischen Corrective-Equalizer. NOX606 Hersteller: Behringer Web: www.behringer.de Bezug: Fachhandel Preis: 519 Euro große Kanalzahl musikalische Equalizer Aux-Wege pre-/postfader flexibles Routing analoge Filter modulierbarer Cutoff integrierte Effekte leichtes Grundrauschen Verarbeitung: Technik: Preisleistung: Bewertung: Alternative Allen&Heath XONE:92 1563 Euro www.allen-heath.com Der Funktionsumfang des NOX606 weiß auf dem Papier zu verblüffen. Glänzt der Mixer auch im Klang?

Test: Behringer NOX606 - downloads.music-group.comdownloads.music-group.com/software/behringer/_pdf/Tools4Music... · beat 11 | 2011 87 OnSTAGE Test: Behringer NOX-606 Richtig analog!

Embed Size (px)

Citation preview

86    beat 11 | 2011

OnSTAGETest: Behringer NOX-606

Eckdaten:• DJ-Analog-Mixer• vier Phono-/Line-Kanäle• zwei Mic-Kanäle• Xenyx-Preamps• Asymmetric-4-Band EQs• Corrective-EQs• zwei Stereo-Aux-Wege• Cue-Funktionen• kontaktfreier 45-mm-Cross-fader• zwei analoge Filter mit LFO• Cutoff mit Crossfader steuerbar• synchronisierbare Effekte• USB-Audiointerface

Test: Behringer NOX606Behringers neuer, analoger DJ-Mixer lädt mit sechs Kanälen, zwei Filtersektionen und einem Multieffekt zum Schrauben ein. Weil aber billig selten auch preiswert bedeutet, schaut Beat hier genauer hin.  von Henning Schonvogel

Während professionelle DJ-Software bereits mit umfangreichen Filter- und Effektsektionen daherkommt, 

bieten sich Hardware- und speziell Vinyllieb-habern oft nur wenige Optionen zur Klangfor-mung. Lediglich einige Edelmixer bringen Spe-zialitäten wie ausgereifte Filterschaltungen mit, flexibel einsetzbare Effektsektionen sind gleichsam selten. Dass sich das ändern kann, zeigt Behringer mit dem NOX606, einem sechs Kanäle umfassenden DJ-Mixer, der eine Fülle an Zusatzfunktionen enthält. Zwei Fil-terschaltungen inklusive LFOs zur Modulation, eine synchronisierbare Effektsektion sowie direkte USB-Anbindung an den Computer las-sen aufhorchen. Doch wie ist es um Klang und Handling des günstigen Boliden bestellt?

Große GrößenDer NOX606 steckt in einem soliden, schwar-zen Gehäuse. Dem Funktionsumfang entspre-chend, ist die Oberfläche mit einer großen Anzahl an Bedienelementen ausgestattet. Die Qualität und Griffigkeit der Bedienele-mente und ihre Verarbeitung zeigen sich für einen günstigen DJ-Mixer als durchweg gut. Abgesehen von den 3,5-mm- und 6,3-mm-Kopfhörerbuchsen sind alle Anschlüsse auf der Rückseite des Gerätes angebracht. Die Kanalauswahl setzt sich aus vier Line-/Phono- sowie zwei Mikrospuren zusammen. Ent-sprechend sind die Eingänge als Cinch- bezie-hungsweise XLR-Buchsen ausgelegt. Weitere Anschlüsse umfassen zwei Summenaus-gänge im XLR- und 6,3-mm-Klinkenformat 

sowie Booth-, Record- und zwei Aux-Wege nebst Return-Einspeisungen.

Die Integration in eine digitale Umgebung erfolgt mittels USB-Schnittstelle. Jeweils ein Stereokanal kann zum Rechner gesendet und von dort empfangen werden, die Auflösung reicht bis 16 Bit und 48 kHz. Durch die zwei-kanalige Auslegung eignet sich der NOX606 zwar nicht als analoger Summierpunkt eines softwaregestützten Systems, für Zuspielun-gen aus DJ-Programmen dennoch eine feine Sache. Die Audioqualität weiß mit relativ glattem Frequenzgang für den aufgerufenen Preis durchaus zu überzeugen. Zum Betrieb ist nicht einmal ein Treiber notwendig, sodass jeder aktuelle Mac- oder Windows-Computer ohne Vorbereitung genutzt werden kann.

Dank dedizierter Parameter hat der DJ auch im Masterbereich alle wichtigen Parameter im schnellen Zugriff.

Das Effektgerät birgt einige nützliche Algorith-men zur Klangformung. Dank dedizierter Regler ist die Bedienung kinderleicht.

Die Filtersektionen bringen nicht nur analogen Charme in die Signale ein. Dank guter Abstim-mung und integrierten LFOs sind sie auch rhyth-mische Anwendungen ideal.

Der Crossfader zeigt sich mit flexibler Signalzu-weisung und Filtersteuerung als das vielseitigste Bedienelement.

Die vier Phono-/Line-Kanäle sind das Herz des NOX606. Mit vielseitigen Equalizern und Routing-funktionen lässt sich bereits nur mit dieser Sek-tion äußerst kreativ arbeiten.

Die Mikro-Kanäle besitzen im Gegensatz zu den Line-Varianten die bewährten Xenyx-Vorverstär-ker und einen analytischen Corrective-Equalizer.

NOX606Hersteller: BehringerWeb: www.behringer.deBezug: FachhandelPreis: 519 Euro

große Kanalzahlmusikalische Equalizer Aux-Wege pre-/postfader flexibles Routing analoge Filter modulierbarer Cutoff integrierte Effekteleichtes Grundrauschen

Verarbeitung:Technik:Preisleistung:

Bewertung:

AlternativeAllen&Heath XONE:921563 Eurowww.allen-heath.com

Der Funktionsumfang des NOX606 weiß auf dem Papier zu verblüffen. Glänzt der Mixer auch im Klang?

beat 11 | 2011    87

OnSTAGETest: Behringer NOX-606

Richtig analog!Das Design der Oberfläche erschließt sich trotz der vie-len Bedienelemente bereits nach wenigen Augenbli-cken. Die vier Line-/Phonokanäle sind als wichtigste Werkzeuge in der Mitte angeordnet, darunter fin-det sich ein optischer 45-mm-Crossfader. Dieser ist in Faderkurve und Widerstand einstellbar, einzelne Sig-nale lassen sich einer der Seiten oder direkt der Ste-reosumme zuweisen. Die erste Spur dient alternativ zu analogem Phono- oder Linesignal dem Einscheifen des USB-Anschlusses, die mögliche Verstärkung der Phono-Eingänge beträgt +40dB. Zur Klangregelung ste-hen vierbandige Asymetric-Equalizer bereit. Diese ver-danken ihren Namen der Eigenschaft, dass sie um -26 dB absenken, aber nur um +6dB anheben können. Da – wie bei DJ-Mixern üblich – die Nullstellung in der Mitte erreicht wird, erscheint der Regelbereich bei Anhebun-gen sehr präzise und feinfühlig. Bei Absenkungen greift der EQ hingegen hart zu und kann Signale kompetent unterdrücken. Klanglich zeigt sich ein sehr musikali-sches Bild. Sämtliche Frequenzbänder sind gut gewählt und sauber aufeinander abgestimmt. Damit sind sowohl kleine Nachbearbeitungen als auch harte Blen-den kein Problem, das Konzept der Asymmetrie geht voll auf!

Sing mit!Die Mikrofonkanäle des NOX606 protzen mit den beliebten Xenyx-Preamps. Auch hier beträgt die maxi-male Verstärkung +40dB. Im Gegensatz zu den Line-/Phono-Kanälen arbeiten die Equalizer hier ein wenig analytischer und sind damit eher auf Klangverbesse-rung denn Mixing ausgelegt. Für gelegentliche Ansa-gen lassen sich die Kanäle per federndem Talkover-Reg-ler neben Dauerbetrieb auch nur kurz zuschalten. Die Lautstärke wird bei allen Spuren per leichtgängigen Fadern geregelt, zusätzlich besitzen alle Instanzen zwei Drehregler für die Aux-Wege. Diese können Signale wahlweise vor oder hinter dem Fader abgreifen, womit sie gleichermaßen zur Effektbeschickung wie auch für 

Kopfhörermischungen dienen können. Cue-Funktionen stehen selbstverständlich separat zur Verfügung. Dank der gut sortierten Mastersektion sind weitreichende Routingänderungen möglich, was die Flexibilität weit über gängige Kompaktmixer hinaus anhebt. 

Der Rauschabstand des Pultes ist mit über 88 dB angegeben, der THD-Wert liegt bei 0,04% (bei 1 kHz). Damit ist Behringers Neuling vielleicht nicht flüs-terleise, das Grundrauschen stört im Betrieb aber nicht. Wer mehr Ruhe bei gleichem Funktionsumfang möchte, der sollte sich auf einen sehr tiefen Griff in sei-nen Geldbeutel gefasst machen!

ExtrasZum kreativen Schrauben enthält der NOX606 zwei analoge Filter mit den Modi Tief-, Hoch- und Band-pass. Grenzfrequenz und Resonanz lassen sich über dedizierte Regler bequem verändern, alternativ ist die Steuerung der Frequenz auch mittels Crossfader mög-lich. Für ordentlich Bewegung sorgen zwei LFOs, die in ihrer Intensität stufenlos zugemischt oder auch kom-plett abgeschaltet werden können. Die Geschwindig-keit lässt sich mittels Tap-Taster einfach einklopfen. Bei Bedarf kann die Frequenz mit einem Tastendruck ver-doppelt werden. Beim Aktivieren der Filter erhöht sich aufgrund der analogen Schaltungen das Grundrau-schen des NOX606 ein wenig.

Der Klang der Filter selbst kann nur als vielseitig bezeichnet werden. Die Resonanz ist von „mild“ bis „wild“ einstellbar, eine Beschriftung, die den Nagel auf den Kopf trifft. Während niedrige Resonanzwerte ein weiches Ein- und Ausblenden von Frequenzberei-chen erlauben, liefern hohe Einstellungen schneidende Ergebnisse bis hin zur Selbstoszillation. Diese bleibt glücklicherweise immer gehörfreundlich, sodass man mit einem versehentlichen Rechtsanschlag nicht gleich die Tanzfläche leerräumt. Im Zusammenspiel mit den LFOs sind auch abgefahrene rhythmische Effekte kein Problem, für viele Hardware-DJs eine völlig neue Spiel-wiese um fließende Übergänge zu erzeugen.

WirbelwindUm das Schrauberherz weiter zu erfreuen, ist auch eine Effektsektion im NOX606 implementiert. Diese lässt sich einzelnen Kanälen oder dem Summensig-nal zuweisen, womit ein flexibler Einsatz möglich wird. Insgesamt zwölf Effekte stehen zur Auswahl, die in ihrer Intensität per Mini-Fader schnell zugemischt wer-den können. Neben zwei Echos, Modulationseffek-ten und Hallalgorithmen stehen ein digitales Tief- und Hochpassfilter, eine Autopan-Funktion sowie Vocoder und eine Art Beatslicer zur Auswahl. Letzterer erstellt eine Kopie des Originalsignals und gibt diese in einem bestimmten Zeitabstand erneut wieder, was je nach Eingangsmaterial und Einstellungen für subtile rhyth-mische Nuancen oder heilloses Chaos sorgen kann. Zur Synchronisation steht in der Effektsektion erneut ein Tap-Taster bereit, ein zusätzlicher Drehregler kann wei-teren Einfluss auf den Klang nehmen. Die Klangqualität ist abermals nicht zu beanstanden, lediglich das soge-nannte Tape Echo viel rein subjektiv ab.

FazitDer NOX606 könnte mit seinen reichhaltigen Features ein neuer Standard in der Welt des DJing werden! Die flexiblen Equalizer, gute Routingmöglichkeiten und die sehr gut abgestimmten Analogfilter zeigen, dass hier wirklich mitgedacht wurde, um dem kreativen DJ ein möglichst umfangreiches Klangformungspaket zu schnüren. Die Qualität der Vorverstärker und Signal-wege weiß angesichts der unverbindlichen Preisemp-fehlung von 519 Euro und einem Straßenpreis von 349 Euro ebenfalls zu glänzen. Zwar können Edelmixer in Bereichen wie Rauscharmut mit besseren Werten auf-warten, diese lassen sich die Hersteller aber auch teuer bezahlen. Wer seine Sets mit ein wenig zusätzlicher Würze versehen will, ohne Geldbeträge im vierstelligen Bereich locker zu machen, der sollte sich den NOX606 auf jeden Fall einmal genauer ansehen!