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Systemdynamik & Komplexitätsmanagement Priv.-Doz. Dr. Dr. Dipl.-Psych. Guido Strunk Hidden Features, Making of, and Additional Resources at … http://www.complexity-research.com/ProjekteLehre.htm Priv.-Doz. Dr. Dr. Dipl.-Psych. Guido Strunk www.complexity-research.com [email protected]

Systemdynamik & Komplexitätsmanagement · 2015. 5. 31. · wahrscheinlich von Henri-Louis Jaquet-Droz komponierte – Musikstücke. Das Instrument ist eine Art Orgel mit Flötenklang

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  • Systemdynamik & Komplexitätsmanagement

    Priv.-Doz. Dr. Dr. Dipl.-Psych. Guido Strunk

    Hidden Features, Making of, and Additional Resources at …

    http://www.complexity-research.com/ProjekteLehre.htm

    Priv.-Doz. Dr. Dr. Dipl.-Psych. Guido Strunk www.complexity-research.com

    [email protected]

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 2

    Systemdynamik & Komplexitätsmanagement

    Inhalt

    1. Management ........................................................................................................................ 4 1.1 Einführung ................................................................................................................... 4 1.2 Was ist Management? .................................................................................................. 5 1.3 In der LV erarbeitet ..................................................................................................... 8 1.4 Management-Ansätze in der Literatur ......................................................................... 9

    2. Der Mensch eine Maschine? ............................................................................................. 10 3. Fordismus und Taylorismus (Scientific Management) ..................................................... 19 4. Der Mensch als lineale Maschine in Behaviorismus ........................................................ 22 5. Was ist Komplexität .......................................................................................................... 26

    5.1 Und die Erde war wüst und leer … einmal Ordnung und zurück ............................. 28 5.2 Beispiel: Effiziente Märkte sind zufällig ................................................................... 30 5.3 Sind Märkte wirklich zufällig? .................................................................................. 32 5.4 Ordnung und Chaos – eine Gegenüberstellung ......................................................... 33

    6. Grundlagen Systemischen Denkens .................................................................................. 34 6.1 Was ist ein System? ................................................................................................... 34 6.2 Wie Verhalten sich Systeme ...................................................................................... 36

    7. Von der Kybernetik bis … Chaos ..................................................................................... 37 7.1 Feedbacksysteme ....................................................................................................... 37

    7.1.1 Positives Feedback ............................................................................................. 37 7.1.2 Negatives Feedback ............................................................................................ 43 7.1.3 Verzögerungen ................................................................................................... 47 7.1.4 Nichtlineares Feedback ...................................................................................... 47

    7.2 Zusammenfassung ..................................................................................................... 48 8. Archetypen ....................................................................................................................... 50

    8.1 Archetypus 1: Fehlerkorrekturen ............................................................................... 50 8.2 Archetypus 2: Grenzen des Wachstums .................................................................... 52 8.3 Archetypus 3: Problemverschiebung ......................................................................... 53 8.4 Archetypus 4: „Eskalation“ oder „Widersacher wider Willen“ ................................ 55 8.5 Archetypus 5: Erodierende Ziele ............................................................................... 56 8.6 Archetypus 6: Erfolg den Erfolgreichen .................................................................... 57 8.7 Archetypus 7: Tragödie der Gemeingüter ................................................................. 58 8.8 Schlussfolgerungen .................................................................................................... 59

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 3

    9. Chaosforschung ................................................................................................................ 61 9.1 Phasenübergang ......................................................................................................... 66 9.2 Synergetik und die „anderen“ Systemtheorien .......................................................... 67

    9.2.1 Selbstorganisation in der Synergetik .................................................................. 72 9.2.2 Chaos im Rahmen der Synergetik ...................................................................... 81

    9.3 Rahmen für Systemtheorien ...................................................................................... 82 9.4 Anwendung der Synergetik in der Beratung ............................................................ 83

    10. Die Anderen Systemtheorien ........................................................................................ 85 11. Umgang mit komplexen Systemen ............................................................................. 112 12. Papiercomputer zur Sicherheitskultur ......................................................................... 115

    12.1 Vorgehen ................................................................................................................. 116 12.2 Interpretationshilfen und Beschreibung der vier Schlüsselelemente ....................... 120 12.3 Besondere Konstellationen ...................................................................................... 121

    13. Literatur ....................................................................................................................... 122

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 4

    1. Management 1.1 Einführung

    Einführung – Organisatorisches

    Literatur …

    Pflichtliteratur/prüfungsrelevant vertiefend

    Einführung – Organisatorisches

    Literatur … Strunk, G. & Schiepek, G. (2014) Therapeutisches Chaos. Eine

    Einführung in die Welt der Chaostheorie und der Komplexitätsforschung. Göttingen: Hogrefe Senge, P. M. (2011 (11. Auflage oder neuer)) Die fünfte Disziplin. Kunst

    und Praxis der lernenden Organisation. Stuttgart: Schäffer-Poeschel

    Strunk, G. & Schiepek, G. (2006, bzw. als Taschenbuch 2012) Systemische Psychologie. Eine Einführung in die komplexen Grundlagen menschlichen Verhaltens. München: Spektrum Akademischer Verlag Vester, F. (1999, bzw. als Taschenbuch 2002) Die Kunst vernetzt zu

    denken: Ideen und Werkzeuge für einen neuen Umgang mit Komplexität. Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt

    Prüfungen … Allgemeine Mitarbeit (Voraussetzung für eine positive

    Gesamtbeurteilung der LV) Standortbestimmung(en) (Voraussetzung für die Zulassung zur

    Abschlussprüfung) Mündliche Abschlussprüfung

    Mündliche Abschlussprüfung … Vorbereitung: Fallbeispiel auf Flipchart vorbereitend in Einzelarbeit

    bearbeiten. Vorstellung und Diskussion der Flipchart in der Prüfung. Drei

    Kandidatinnen gemeinsam. Fragen zur Flipchart, dem Fallbeispiel und anderen Inhalten der

    LV/Literatur. Note erst am Abend.

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 5

    1.2 Was ist Management?

    „Schlechtes Management“

    „Schlechtes Management“

    „Schlechtes Management“

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 6

    „Schlechtes Management“

    „Gutes Management“

    „Gutes Management“

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 7

    „Gutes Management“

    „Gutes Management“

    „Gutes Management“

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 8

    1.3 In der LV erarbeitet

    Gutes Management ist …Schlechtes Management ist …

    Gutes Management ist das Steuern einer Organisation, um möglichst hohe Effektivität und Effizienz sicherzustellen. Gutes Management schafft Rahmenbedingungen für

    Selbstorganisation und Selbstregulierung. Gutes Management ist Führen durch Ziele.

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 9

    Gutes Management sorgt für Ziele in einer Organisation indem es Rahmenbedingungen für Selbstregulierung schafft und dadurch die effektive bzw. effiziente Erreichung dieser Ziele ermöglicht.Management ist Ziel-Führung innerhalb des

    Organisationsrahmens durch effiziente Steuerung. Gutes Management steht für die Steuerung und Führung

    einer Organisation mittels der Schaffung von Rahmenbedingungen zur Selbstorganisation zur effektiven und Effizienten Erreichung definierter Ziele.Management sichert den Bestand einer Organisation und

    ermöglicht Wachstum und Fortschritt.

    1.4 Management-Ansätze in der Literatur

    Management in der wissenschaftlichen Literatur

    Man identifiziert gute, d.h. bewährte, Praxis und versucht, diese in Regeln zu fassen, damit andere sie ebenfalls verwirklichen können. (Kieser) Einer zieht den Draht, ein anderer richtet ihn, ein dritter schrotet ihn ab, ein vierter

    spitzt ihn zu, ein fünfter schleift ihn am oberen Ende, damit der Kopf angesetzt werden kann; die Verfertigung des Kopfes erfordert zwei oder drei verschiedene Verrichtungen; das Ansetzen desselben ist ein eigenes Geschäft, das Weißglühen der Nadeln ein anderes; ja sogar das Einstecken der Nadeln in Papier bildet ein Gewerbe für sich. So ist das wichtige Geschäft der Stecknadelfabrikation in ungefähr 18 verschiedene Verrichtungen geteilt, die in manchen Fabriken alle von verschiedenen Händen vollbracht werden, während in anderen ein einziger Mensch zwei oder drei derselben auf sich nimmt (Adam Smith, 1723-1790, 1776).

    Henri Fayol (1841-1925, 1916): 14 »Prinzipien«: (1) Arbeitsteilung, (2) Autorität, (3) Disziplin, (4) Einheit der Auftragserteilung, (5) Einheit der Leitung, (6) Unter-ordnung des Einzelinteresses unter das allgemeine Interesse, (7) gerechte Entlohnung, (8) Zentralisation, (9) hierarchische Organisation, (10) Ordnung, (11) ausgleichende Gerechtigkeit, (12) Firmentreue der Mitarbeiter, (13) Initiative, (14) Gemeinschaftsgeist.

    Management in der wissenschaftlichen Literatur

    „Im Grunde sind alle Managementmoden, wie sie in Bestsellern und Managementzeitschriften propagiert werden, Sammlungen von relativ einfachen Prinzipien. Sie geben den Managern Leitbilder - vereinfachende, bestimmte »Erfolgsfaktoren« in den Vordergrund stellende Beschreibungen guter Praxis - an die Hand, jedoch keine exakten Methoden (Kieser 1996)“ (Kieser, S. 100). Die „heilige Dreifaltigkeit des Managements“ besteht aus

    Planung, Organisation und Kontrolle (Senge, S. 4).Management durch Bewertung von Messgrößen (Senge, S.

    4). Das Management gibt Ziele vor (Senge, S. 4).

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 10

    Versuch einer Definition

    Planung (Zielorientierung, Strategieentwicklung) Organisation (Abläufe, Positionsbesetzungen, Hierarchien) Kontrolle (Prüfung der Zielerreichung, der Organisation …) Kommunikation, um alle drei Aspekte zu verwirklichen.

    2. Der Mensch eine Maschine?

    Der Mensch eine Maschine

    Um die Mitte des 16. Jahr-hunderts kamen Vorstellungen auf, die Lebensvorgänge in Tieren und Menschen und auch die Bewegungen des Universums im Sinne einer Newtonschen Mechanik erklärten...

    Mechanische ArmillarsphäreSüddeutsch, um 1670Kunsthistorisches Museum Wien

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 11

    Gottfried Wilhelm Leibniz

    deutscher Philosoph, Politiker, Forscher auf nahezu allen Wissensgebieten; 1646 – 1716.

    Wollte eine logische Maschine schaffen, die in der Lage wäre, aus dem Universum ein vollständiges mathematisches System abzuleiten. Mit Hilfe der geometrischen Methode wollte er dann den geeigneten Kandidaten für den polnischen Königsthron ermitteln.

    Der Mensch eine Maschine

    Um die Mitte des 16. Jahr-hunderts kamen Vorstellungen auf, die Lebensvorgänge in Tieren und Menschen und auch die Bewegungen des Universums im Sinne einer Newtonschen Mechanik erklärten...

    Mechanische ArmillarsphäreSüddeutsch, um 1670Kunsthistorisches Museum Wien Gomez Pereira

    spanischer Arzt; Mitte des 16. Jahrhunderts. Menschen im Gegensatz zu Tieren

    haben eine Seele. Tiere sind Automaten.

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 12

    William Harvey

    englischer Arzt; 1628. Entdeckung des Blutkreislaufes; Herz

    als Pumpe und Zentralmotor eines peripheren Röhrensystems.

    Schreiber

    Der Androide „der Schreiber“, von Pierre Jaquet-Droz (Vater) konstruiert und gemeinsam mit Jean-Frédéric Leschot und einigen anderen Handwerkern um 1774 gebaut. Die Figur hat die Größe eines dreijährigen Kindes.

    Die Automatenfigur ist ausgestellt im Musée d'Art et d'Histoire, Neuchâtel Schreiber

    Der Androide „der Schreiber“, von Pierre Jaquet-Droz (Vater) konstruiert und gemeinsam mit Jean-Frédéric Leschot und einigen anderen Handwerkern um 1774 gebaut. Die Figur hat die Größe eines dreijährigen Kindes.

    Die Automatenfigur ist ausgestellt im Musée d'Art et d'Histoire, Neuchâtel

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 13

    René Descartes

    französischer Mathematiker, Naturforscher und Philosoph; 1596 – 1650.

    Der Körper von Tieren ist eine komplexe Maschine; Menschen weisen zudem eine durch Gott gegebene Seele auf. Nerven sind hohle Röhren, die Ventile im Kopf betätigen zur Steuerung der Lebensgeister ("spiritus animales"), die vom Kopf zu den Muskeln "fließen". Nach einer Legende hätte Descartes selbst einen Androiden konstruiert, den der Kapitän eines Schiffes ins Wasser geworfen haben soll.

    Thomas Hobbes

    englischer Philosoph; 1588 – 1679. "Die Natur (die Kunstfertigkeit, mit der Gott

    die Welt gemacht hat und lenkt) wird durch die Kunstfertigkeit der Menschen wie in vielen Dingen auch darin nachgeahmt, daß sie ein künstliches Tier herstellen kann. Denn da das Leben nur eine Bewegung der Glieder ist, die innerhalb eines besonders wichtigen Teils beginnt - warum sollten wir dann nicht sagen, alle Automaten (Maschinen, die sich selbst durch Federn und Räder bewegen, wie eine Uhr) hätten ein künstliches Leben...?"

    Benutzt Vergleiche wie: Herz - Uhrfeder; Nerven - Seilstränge; Gelenke - Räder.

    Julien Offroy de la Mettrie

    1709 – 1751. Er ließ die nirgends nachweisbare, die

    überflüssige, die wahrscheinlich aus bloßer Angst vor den Theologen hinzugefügte Seele aus Descartes' System fort: Das Tier ist eine Maschine und der menschliche Organismus die perfekte Form der Tiermaschine.

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 14

    Spieluhr

    Musée d'Art et d'Histoire, Neuchâtel Musikerin

    Gehört zu den schönsten Automaten der Welt. Die Musikerin spielt fünf –wahrscheinlich von Henri-Louis Jaquet-Droz komponierte –Musikstücke. Das Instrument ist eine Art Orgel mit Flötenklang.1774 stellte Pierre Jaquet-Droz den Schreiber, die Musikerin und den Zeichner dem Publikum vor.

    Musée d'Art et d'Histoire, Neuchâtel Zeichner

    Der Zeichner ähnelt äußerlich sehr dem Schreiber, ist aber einfacher konstruiert.Er erstellt vier verschiedene Zeich-nungen mit großem Detailreichtum.Er entstand zwischen 1772 und 1774. Während das Nockensystem stillsteht, um seine Position zu wechseln, bläst der Zeichner auf seine Zeichnung, um sie vom Staub zu befreien.1774 stellte Pierre Jaquet-Droz den Schreiber, die Musikerin und den Zeichner dem Publikum vor.

    Musée d'Art et d'Histoire Neuchâtel

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 15

    Gérard-Grandville

    Die Roboter-Karikaturen, die ihre Pointen vorzugsweise aus der Übertragung menschlicher Eigenschaften, aber auch aus vermeintlichen oder tatsächlichen funktionellen Unzulänglichkeiten solcher künstlichen Gebilde beziehen, sind inzwischen Legion geworden. Als eines der ersten Zeugnisse dieses Genres darf man wohl die 1843 erschienene Illustration „Dampforchester“ des französischen Zeichners und Karikaturisten J.I.I. Gérard-Grandville ansehen.

    Gérard-Grandville

    Die Abbildungen stammen aus einem Zyklus des Karikaturisten Grandville, der Maschinen als Künstler auftreten lässt

    Gérard-Grandville

    Die Abbildungen stammen aus einem Zyklus des Karikaturisten Grandville, der Maschinen als Künstler auftreten lässt

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 16

    Gérard-Grandville

    Die Abbildungen stammen aus einem Zyklus des Karikaturisten Grandville, der Maschinen als Künstler auftreten lässt

    Schachautomat

    „Schachautomat“ des ungarischen Mechanikers Wolfgang von Kempelen in der Gestalt eines Türken. Der Apparat spielte und gewann erstmals im Jahre 1769 und ging später in den Besitz des berühmten Mechanikers Johann Nepomuk Maelzel über.

    Schachautomat

    Das Geheimnis des Schachautomaten beschäftigte von Anfang an zahllose Menschen, darunter den schottischen Physiker David Brewster sowie Edgar Allan Poe.

    Brewster veröffentlichte in „Letters on Natural Magic“ 1833 entlarvende Zeichnungen und Texte.

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 17

    Alan Turing (1950) „Computer Machinery and Intelligence“

    Turing Test Eliza (Joseph Weizenbaum, 1966, link) Chinese Room (John Searl, 1980)

    Johann Heinrich Gottlob Justi

    österreichischer Staatswissenschaftler; 1702 – 1771.

    „Ein wohleingerichteter Staat muss vollkommen einer Maschine ähnlich sein, wo alle Räder und Triebwerke auf das genaueste ineinander passen, und der Regent muss der Werkmeister, die erste Triebfeder oder die Seele sein, wenn man so sagen kann, die alles in Bewegung setzt.“

    Alles eine Maschine?

    Vergangenheit Gegenwart Zukunft

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 18

    Mechanik

    A EB C D

    Lineales System

    Der Dämon des Pierre Simon de Laplace

    Pierre Simon de Laplace (1749 bis 1827)

    Die gegenwärtigen Ereignisse sind mit den vorangehenden durch das evidente Prinzip verknüpft, dass kein Ding ohne erzeugende Ursache entstehen kann. Dieses Axiom, bekannt unter dem Namen des ‚Prinzips vom zureichenden Grunde’, erstreckt sich auch auf die Handlungen, die man für gleichgültig hält. Der freieste Wille kann sie nicht ohne ein bestimmendes Motiv hervorbringen; denn wenn er unter vollkommen ähnlichen Umständen das eine Mal handelte und das andere Mal sich der Handlung enthielte, dann wäre seine Wahl eine Wirkung ohne Ursache: sie wäre dann, wie Leibniz sagt, der blinde Zufall ... Die gegenteilige Meinung ist eine Täuschung des Geistes, der die flüchtigen Gründe, welche die Wahl des Willens bei gleichgültigen Dingen bestimmen, aus dem Auge verliert und sich einredet, dass der Wille sich durch sich selbst und ohne Motive bestimmt hat.Wir müssen also den gegenwärtigen Zustand des Weltalls als die Wirkung eines früheren und als die Ursache des folgenden Zustands betrachten. Eine Intelligenz, welche für den gegebenen Augenblick alle in der Natur wirkenden Kräfte sowie die gegenseitige Lage der sie zusammensetzenden Elemente kennte, und überdies umfassend genug wäre, um diese gegebenen Größen der Analysis zu unterwerfen, würde in derselben Formel die Bewegungen der größten Weltkörper wie des leichtesten Atoms umschließen; nichts würde ihr ungewiss sein und Zukunft wie Vergangenheit würde ihr offen vor Augen liegen. (de Laplace 1996/1814, S. 1f.)

    Eine Intelligenz, welche für den gegebenen Augenblick alle in der Natur wirkenden Kräfte sowie die gegenseitige Lage der sie zusammensetzenden Elemente kennte, und überdies umfassend genug wäre, um diese gegebenen Größen der Analysis zu unterwerfen, würde in derselben Formel die Bewegungen der größten Weltkörper wie des leichtesten Atoms umschließen; nichts würde ihr ungewiss sein und Zukunft wie Vergangenheit würde ihr offen vor Augen liegen. (de Laplace 1996/1814, S. 1f.)

    Das Leib-Seele-Problem

    Wie kann man aus den folgenden zwei Prämissen einen widerspruchslosen Schluss ziehen?

    Mein Körper funktioniert als reiner Mechanismus in Übereinstimmung mit den Naturgesetzen. Doch weiß ich auf Grund unbestreitbarer,

    unmittelbarer Erfahrungen, dass ich seine Bewegungen leite und deren Folgen voraussehe, die entscheidend und höchst bedeutsam sein können; in diesem Falle empfinde und übernehme ich die volle Verantwortung für sie.

    Die einzige mögliche Folgerung aus diesen zwei Tatsachen ist die folgende:

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 19

    Das Leib-Seele-Problem

    Die einzige mögliche Folgerung aus diesen zwei Tatsachen ist die folgende: Ich- Ich im weitesten Sinne des Wortes, d.h. jedes bewusst denkende geistige Wesen, das sich als „Ich“ bezeichnet oder empfunden hat – ist die Person, sofern es überhaupt eine gibt, welche die ‘Bewegung der Atome’ in Übereinstimmung mit den Naturgesetzen leitet...Es klingt gotteslästerlich und wahnsinnig, wenn man sich der christlichen Ausdrucksweise bedient und erklärt: ‘Also bin ich der Liebe Gott.’

    (Schrödinger, 1951/1989; S. 149)

    3. Fordismus und Taylorismus (Scientific Ma-nagement)

    Taylorismus & Fordismus

    Die Organisation entspricht einer Maschine. Der Manager greift wie ein Ingenieur oder Mechaniker von

    außen gestaltend ein. Das Management übernimmt die Gesamtverantwortung.

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 20

    Taylorismus & Fordismus

    Fragmentierung (Unterteilung in kleine Arbeitsschritte).Spezialisierung (jeder Arbeiter arbeitet nur an seinem

    kleinen Arbeitsschritt).Standardisierung (jeder Arbeitsschritt ist genau

    vorgegeben und darf nur so und nicht anders ausgeführt werden).Trennung von Planen, Entscheiden, Kontrollieren

    einerseits (Management) und Ausführen andererseits (Arbeiter). „Der geeignete Mann an den richtigen Platz“. Auswahl

    und Weiterbildung der geeigneten Arbeitskräfte für jeweils isolierte Arbeitsschritte.

    Taylorismus & FordismusVorteile

    In einer vorhersagbaren Umwelt, die sich wenig ändert, bewährt sich diese Strategie am besten. Spezialisierung und Experten-Know-how sind immer wichtige

    Erfolgsfaktoren. Klare und einfache Umsetzung von Planungsergebnissen. Steuerung mit den Kopf.

    Taylorismus & FordismusNachteile I

    In einer turbulenten, chaotischen, nicht vorhersehbaren Umwelt nicht flexibel und anpassungsfähig.Auch in bürokratisch geführten Organisationen gibt es

    informelle Kommunikationswege, die jedoch mangels theoretischer Konzepte ignoriert werden müssen oder bekämpft werden. Das Taylor-Modell ist daher nur ein Idealmodell, welches sich in der Realität nur annähernd verwirklichen lässt.Die Trennung von Entscheiden und Handeln führt zu

    Implementierungsballast. Entscheidungen des Managements wirken falsch, unverständlich, nicht nach-vollziehbar.

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 21

    Taylorismus & FordismusNachteile II

    Rückkopplungsprozesse werden langsam und unflexibel. Die Spezialisten brauchen Schnittstellen zu den Spezialisten anderer Abteilungen (Sitzungen ohne Ende). Sie kämpfen zunehmend gegen einen Ballast von Schnittstellen – sie sprechen verschiedene Sprachen und haben zu unterschiedliche Erfolgsvorstellungen.Wichtige Informationen breiten sich zu langsam aus. Oft

    bleiben sie auf den Weg nach oben oder unten stecken.Die Berührungsflächen zum Markt (zu den Kunden) sind

    gering. Oft trifft nur das Top-Management die Entscheidungen.

    Taylorismus & FordismusNachteile III

    Die Eigendynamik solcher Systeme ist groß. Sie sind häufig in Erlässen und Dienstanweisungen gefangen und beschäftigen sich mehr mit sich als mit den Kunden. In Problemsituationen kommt es häufig zu steigender

    Eigendynamik, bis hin zu Ausbruchversuchen in wilden Aktionismus. Die Folge ist eine Verschärfung der Problemlage.Die Bürokratie neigt dazu, gesetzgeberhaft Regeln für

    alles aufzustellen und lähmt sich damit selbst.Übertriebener Glaube an mathematische

    Optimierungsverfahren.

    Taylorismus & FordismusNachteile IV

    Mangelnde Prognosesicherheit. Nicht adäquate Abbildung von Prozessen. Nichtausnutzung menschlicher Talente in automatisierten

    Abläufen.

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 22

    4. Der Mensch als lineale Maschine in Behavio-rismus

    Behavioristisches Menschenbild

    Gegenstand ist das mit experimentellen Methoden erfassbare äußere Verhalten von Organismen

    Erleben und Bewusstsein sind der Forschung nicht zugänglich

    Voraussetzungen für eine effektive Verhaltensbeeinflussung und Kontrolle sind zu schaffen

    Mechanisch, deterministische Vorstellung vom Menschen

    Themen: Reiz-Reaktions-Verbindungen, Operante Konditionierung

    Begründer des Behaviorismus

    J. P. Watson (1878 – 1958)

    B. F. Skinner(1904 – 1990)

    I. P. Pavlov(1849 -1936)

    E. L. Thorndike(1874 – 1949)

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 23

    „Der Behaviorist stellt fest, dass das menschliche Geschöpf bei der Geburt ein sehr bescheidenes Stück ungeformten Protoplasmas ist, bereit, durch jedwede Familie geformt zu werden, in deren Obhut es zuerst gegeben wird. Dieses Stück Protoplasma atmet, macht mit seinen vokalen Mechanismen plappernde, gurrende und glucksende Laute, schlägt mit seinen Armen und Beinen umher, bewegt seine Arme und Zehen, weint und scheidet durch die Haut und andere Organe die Abfallstoffe seiner Nahrung aus. Kurz: Es reagiert, wenn es die (innere oder äußere) Umgebung stimuliert. Dies ist der solide Fels der Beobachtung, auf dem die Sichtweise des Behavioristen gegründet ist.“

    (Watson JB (1928) The Ways of Behaviorism. Harper & Brothers, New York, S. 28)

    Menschbild des Behaviorismus

    „Bedeutet denn Vererbung überhaupt nichts? Wie absurd! Natürlich bedeutet sie etwas. Wir sind als Menschen geboren und nicht als Känguruhs ... Wir haben zwei Arme, zwei Beine, zehn Finger und zehn Zehen. Aufgrund dieser Struktur gibt es einige Dinge, die wir leichter erlernen können als andere Tiere. Unsere Finger sind beweglicher als unsere Zehen. Aus keinem anderen Grund lernen wir, Dinge mit unseren Fingern anstatt mit unseren Zehen zu tun. Wenn wir das Pech hatten, ohne Finger geboren zu sein, dann lernen wir, mit den Zehen zu schreiben, mit ihnen eine Schreibmaschine zu betätigen und zu malen. ...Wenn wir ohne eine bestimmte Ausstattung des Gehirns geboren sind, dann sind wir möglicherweise nicht in der Lage, selbst die einfachsten Handlungen der Fürsorge für uns selbst zu erlernen. ... Der Behaviorist gesteht das alles zu, aber er sagt: Verglichen mit dem, was das Menschenkind zu lernen hat ..., ist das alles gänzlich unwichtig.“(Watson, 1928, S. 31-32)

    Menschbild des Behaviorismus

    „Gib mir ein Dutzend gesunde wohlgeformte Kinder, um sie in meiner eigenen Welt aufzuziehen, und ich garantiere, dass ich jedes beliebige nehmen kann, und es ganz nach meiner Wahl zu jeder Art von Spezialisten ausbilden kann – Arzt, Rechtsanwalt, Künstler, Lagerverwalter und, ja, sogar zum Bettler und Dieb, und zwar ganz unabhängig von seinen Talenten, Schwächen, Tendenzen, Fähigkeiten, Begabungen und der Rasse seiner Vorfahren.“

    (Watson JB (1930) Behaviorism. W. W. Norton & Company, New York, S. 104)

    Menschbild des Behaviorismus

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 24

    I. P. Pavlov

    Der Pavlov‘sche Hund

    bedingter Reflex

    neutraler Reiz

    Signalreiz

    Kontiguität

    unbedingter Reflex

    Schema des Reiz-Reaktions-Lernens

    S 1Ton

    S 2Futter

    KeineReaktion

    RSpeichelfluss

    S 1Ton

    S 2Futter

    RSpeichelfluss

    S 1Ton

    RSpeichelfluss

    Vor dem Bedingen

    Während des Bedingens

    Nach dem Bedingen

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 25

    Generalisierung einer Phobie: Albert

    J. Watson mit Maske

    Auf-/Abbau der bedingten Reaktion

    Pavlov (1923)

    Grundformel des Verhaltens

    S = externe Ausgangssituation, Auslösereize (Stimulus) O = vermittelnde Organismusvariablen (Organism) C = vermittelnde Kognitionen (Cognition) R = Reaktion (Response) K = verstärkende oder bestrafende Konsequenzen

    Pers

    on

    S O+C R K

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 26

    Feedbacksystem

    Pers

    on 1

    Pers

    on 2

    S1

    S2

    O+C R1

    O+C R2

    K1

    K2

    5. Was ist Komplexität

    Leben wir in einer komplexer werdendenWelt?

    Ungefähr 9.600 Ergebnisse

    Ungefähr 130.000 Ergebnisse

    „we live in an increasingly complex world“

    „wir leben in einer immer komplexer werdenden Welt“

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 27

    Einfach

    Kompliziert

    Komplex

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 28

    5.1 Und die Erde war wüst und leer … einmal Ordnung und zurück

    Landkarte des Wissens

    Tohuwabohu

    Die Landkarte des Wissens ist zu Anfang ein einziger weißer Fleck.

    Landkarte des Wissens

    Sinn

    Antike griechische Philosophenpostulieren, dass die Welt

    prinzipiell verstanden werden kann.

    Landkarte des Wissens

    Einfachheit

    Newton: „Die Natur erfreutsich der Einfachheit“.

    Verhaltens-/Problemlandkarte

    Vorhersage unmöglich

    Vorhersage möglich

    Viele Einflussgrößen

    Wen

    ige

    Einf

    luss

    größ

    en

    Vorhersage unmöglich

    Vorhersage möglich

    Viele EinflussgrößenW

    enig

    e Ei

    nflu

    ssgr

    ößen

    EinfachKompliziert

    Zufällig

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 29

    Vorhersage unmöglich

    Vorhersage möglich

    Zufällig

    Komplex

    Geordnet

    Vorhersage unmöglich

    Vorhersage möglich

    Zufällig

    Komplex

    Übung Was in Ihrem Arbeitsbereich ist „einfach“, „kompliziert“, „komplex“ oder „zufällig“. Bit-te nennen Sie jeweils ein Beispiel. Einfach: … Kompliziert: … Komplex: … Zufällig: …

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 30

    5.2 Beispiel: Effiziente Märkte sind zufällig

    A market in which prices always “fully reflect” available

    information is called “efficient”.Fama 1970

    Zufall

    Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis

    Heute

    12:00 UhrNachricht

    Schweinepest ausgebrochen

    Morgen Übermorgen

    Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis

    Heute

    12:00 UhrNachricht

    Schweinepest ausgebrochen

    Morgen

    ?Übermorgen

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 31

    Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis

    Gestern

    12:00 UhrNachricht

    Schweinepest ausgebrochen

    Heute

    09:15 UhrNachricht

    Wundermedikament

    Morgen

    Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis

    Gestern

    12:00 UhrNachricht

    Schweinepest ausgebrochen

    Heute

    09:15 UhrNachricht

    Wundermedikament

    Morgen

    ?

    Effiziente Märkte sind zufällig

    Preisveränderungen ergeben sich durch Informationen/Nachrichten, die auf Nachfrage oder Angebot Einfluss nehmen.MarktteilnehmerInnen bemühen sich als Erste an die

    Informationen zu kommen (anderenfalls Verluste). Alle heute schon verfügbaren Informationen werden daher

    auch heute schon zum Handeln benutzt, fließen also bereits in die Preisbildung ein. Daher enthält ein aktueller Preis in der Regel alle aktuell

    verfügbaren Informationen. Der Preis hängt dann nur noch von Nachrichten ab, die keiner

    kennt, weil sie auch wirklich erst in der Zukunft passieren. Zukünftige Preise sind daher zufällig. Die bestmögliche Prognose nimmt den Preis von heute an.

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 32

    Random Walk

    -0,4

    -0,3

    -0,2

    -0,1

    0

    0,1

    0,2

    0,3

    0,4

    0,5

    S&P Composite Aktienindex Januar 1871 bis Mai 2013

    Gew

    inne

    5.3 Sind Märkte wirklich zufällig?

    Gibt es hier ein Muster oder sind das Zufallszahlen?3 . 1 4 1 5 9 2 6 5 3 5 8 9 7 9 3 2 3 8 4 6 2 6 4 3 3 8 3 2 7 9 5 0 2 8 8 4 1 9 7 1 6 9 3 9 9 3 7 5 1 0 5 8 2 0 9 7 4 9 4 4 5 9 2 3 0 7 8 1 6 4 0 6 2 8 6 2 0 8 9 9 8 6 2 8 0 3 4 8 2 5 3 4 2 1 1 7 0 6 7 9 8 2 1 4 8 0 8 6 5 1 3 2 8 2 3 0 6 6 4 7 0 9 3 8 4 4 6 0 9 5 5 0 5 8 2 2 3 1 7 2 5 3 5 9 4 0 8 1 2 8 4 8 1 1 1 7 4 5 0 2 8 4 1 0 2 7 0 1 9 3 8 5 2 1 1 0 5 5 5 9 6 4 4 6 2 2 9 4 8 9 5 4 9 3 0 3 8 1 9 6 4 4 2 8 8 1 0 9 7 5 6 6 5 9 3 3 4 4 6 1 2 8 4 7 5 6 4 8 2 3 3 7 8 6 7 8 3 1 6 5 2 7 1 2 0 1 9 0 9 1 4 5 6 4 8 5 6 6 9 2 3 4 6 0 3 4 8 6 1 0 4 5 4 3 2 6 6 4 8 2 1 3 3 9 3 6 0 7 2 6 0 2 4 9 1 4 1 2 7 3 7 2 4 5 8 7 0 0 6 6 0 6 3 1 5 5 8 8 1 7 4 8 8 1 5 2 0 9 2 0 9 6 2 8 2 9 2 5 4 0 9 1 7 1 5 3 6 4 3 6 7 8 9 2 5 9 0 3 6 0 0 1 1 3 3 0 5 3 0 5 4 8 8 2 0 4 6 6 5 2 1 3 8 4 1 4 6 9 5 1 9 4 1 5 1 1 6 0 9 4 3 3 0 5 7 2 7 0 3 6 5 7 5 9 5 9 1 9 5 3 0 9 2 1 8 6 1 1 7 3 8 1 9 3 2 6 1 1 7 9 3 1 0 5 1 1 8 5 4 8 0 7 4 4 6 2 3 7 9 9 6 2 7 4 9 5 6 7 3 5 1 8 8 5 7 5 2 7 2 4 8 9 1 2 2 7 9 3 8 1 8 3 0 1 1 9 4 9 1 2 9 8 3 3 6 7 3 3 6 2 4 4 0 6 5 6 6 4 3 0 8 6 0 2 1 3 9 4 9 4 6 3 9 5 2 2 4 7 3 7 1 9

    Komplexe (chaotische) Systemeimitieren den Zufall beruhen

    aber auf (einfachen) Gesetzmäßigkeiten.

    Was ist Komplexität?

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 33

    5.4 Ordnung und Chaos – eine Gegenüberstellung

    Klassische Mechanik Chaos-Theorie

    Die Natur erfreut sich der Einfachheit. (Isaac Newton, 1687)

    Die Natur bevorzugt Komplexität. (Henri Poincaré, 1904)

    Komplexität verweist auf ungenügendes Wissen, ist ein Scheinproblem.

    Komplexität ist die mathematisch be-weisbare Folge aus einer nichtlinearen Dynamik.

    Nicht korrelierte Ereignisse gelten als zufällig, was mitunter mit Komplexität verwechselt wird.

    Chaos ist geordnet und nicht zufällig, aber dennoch nicht prognostizierbar.

    Uhrwerkuniversum. Schmetterlingseffekt.

    Analyse von Ursache-Wirkungs-Ketten, bei denen isoliert nur zwei Variablen be-trachtet werden.

    Analyse des „Gesamtsystems“, weil sich das Gesamtsystem anders verhält als die Summe der Einzelbeziehungen.

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 34

    6. Grundlagen Systemischen Denkens 6.1 Was ist ein System? Aus einem Fragebogen zum Systembegriff (siehe auch www.complexity-research.com/WasistEinSystem/)

    1. In einem System gleichen sich die Kräfte mit der Zeit gegenseitig aus. 2. Ein System repräsentiert Komplexität. 3. Ein System besitzt eine Grenze zur Umwelt. 4. Ein System ist wie ein Mobile, wenn man an einer Ecke zieht, verändert sich alles. 5. Systeme erzeugen sich permanent selbst. 6. Ein System repräsentiert Ordnung. 7. In einem System geht etwas anderes vor sich als in seiner Umwelt. 8. Eigentlich ist alles ein System, das ganze Universum ist ein großes System. 9. Systeme sind erst dann interessant, wenn sie offen sind. 10. Systemisch ist ein anderes Wort für systematisch. 11. In Systemen haben kleine Ursachen große Wirkungen. 12. Systeme sind auf Grund ihrer Struktur auf einfache Verhaltensweisen beschränkt. 13. Ein gutes Beispiel für ein System ist unser Sonnensystem. 14. Mit einem System ist z.B. ein mathematisches Gleichungssystem gemeint. 15. Der Begriff System macht vor allem bei der Beschreibung von Lebewesen einen

    Sinn. 16. Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. 17. Da quasi alles mit allem vernetzt ist, ist der Systembegriff eigentlich überflüssig. 18. Ein gutes Beispiel für ein System ist ein Uhrwerk. 19. Wenn der Aufbau eines Systems bekannt ist, kann man sein Verhalten genau be-

    stimmen. 20. Ein System wehrt sich gegen äußere Einflüsse. 21. Bei einem System weiß man nie, wie es sich verhalten wird. 22. Das Internet ist ein gutes Beispiel für ein System. 23. Systeme sind offen für Energie. 24. Wenn man in der Wissenschaft von Systemen spricht meint man damit Regel-

    kreissysteme. 25. Systeme sind erst dann interessant, wenn sie geschlossen sind. 26. Ein System ist resistent gegen Veränderungen. 27. Das hat System, sagt man, wenn etwas eine Ordnung hat. 28. Ein System besteht aus sehr vielen Teilen. 29. Fließbandarbeit und maschinelle Fertigungsanlagen sind Systeme, die Druck aus-

    üben. 30. Was ein System ist und was nicht ist eine subjektive Festlegung. 31. Kleine Systeme sind einfacher als große Systeme. 32. Der Begriff System besagt, dass alles mit allem zusammenhängt. 33. Der Aufbau eines Systems bestimmt was es tut.

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 35

    Systeme sind geordnete Strukturen, die trotz ihrer

    Ordnung überraschend komplexes Verhalten

    hervorbringen können.

    Zusammenfassend wird unter einem System eine von der Umwelt abgegrenzte funktional geschlossene Entität verstanden, die aus Elementen besteht, die mit-einander in Wechselwirkungen stehen. Systeme können offen sein für Aus-tauschprozesse mit ihrer Umwelt. Je nach Tiefe der Systemanalyse können ver-schiedene hierarchische Ebenen innerhalb eines Systems und heterarchische Wechselwirkungen zwischen Systemen unterschieden werden. (Strunk & Schiepek, 2006; S. 8)

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 36

    6.2 Wie Verhalten sich Systeme Wie kann ein System auf der einen Seite eine geordnete Struktur besitzen und

    auf der anderen Seite sich doch komplex verhalten? Systeme können sich je nach Struktur (Aufbau) sowie Rand- und Rahmen-

    bedingungen … Einfach Kompliziert Komplex

    … verhalten Zufälliges Verhalten kommt in Systemen (genau betrachtet) nicht (wirklich) vor.

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 37

    7. Von der Kybernetik bis … Chaos

    Mechanik

    A EB C D

    Lineales System

    7.1 Feedbacksysteme

    7.1.1 Positives Feedback

    Positive Rückkopplungsprozesse

    Bei Verstärkungsprozessen wird jede auftretende Bewegung verstärkt und erzeugt eine noch stärkere Bewegung

    in dieselbe Richtung.

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 38

    Positive Rückkopplungsprozesse

    Wirkung und Rückwirkung verstärken einander gegenseitig. Führen zu einer Explosion nach oben oder unten. Beispiele: Zinseszins und Schneeballeffekte, Lohn-Preis-

    Spirale, Bankkräche.

    Beispiel „Bevölkerungswachstum“

    Bevölkerung Geburten

    +

    +

    Wachstum? Positives Feedback?

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 39

    Beispiel „Börseboom“

    Kursniveau Käufe

    Marktoptimismus+

    +

    +

    Josef-Pfennig – Josef-Cent

    Wenn Josef zu Jesu Geburt einen Cent zu 5% Zinsen angelegt hätte, wie hätte sich dieser Geldbetrag bis zum Jahre 2014 entwickelt?

    Berechnung

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 40

    Zeitliche Entwicklung

    Zeit

    Geld

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 41

    Beispiel: „Froschkolonie" Eine Froschkolonie lebt glücklich und zufrieden auf einer Seite eines großen Teichs. Auf der anderen Seite befindet sich ein Seerosenbeet. Eines Tages wird ein chemi-scher Stoff in den Teich eingeleitet, der das Wachstum der Seerosen so stark stimu-liert, dass sich die von ihnen bedeckte Fläche alle 24 Stunden verdoppelt. Das ist ein Problem für die Frösche, denn wenn die Seerosen den gesamten Teich überwu-chern, bedeutet das das Ende der Froschkolonie.

    1. Wenn die Seerosen den ganzen Teich nach 50 Tagen bedecken, an welchem Tag ist dann der Teich halb überwuchert?

    2. Die Frösche haben eine Methode, wie sie das Wachstum der Seerosen auf-halten können, aber es dauert zehn Tage, bis sie die Maßnahme umsetzen können. Wie viel der Wasseroberfläche ist an dem letzten möglichen Tag zu-gewachsen, an dem die Frösche etwas zu ihrer eigenen Rettung unternehmen können?

    Wasseroberfläche

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 42

    Teufelskreis oder Engelskreis?

    Appellierend:Hilf mir, nimm mich an die

    Hand, lass mich nicht allein …

    Verweigert den kleinen Finger:Lass mich in Ruhe, damit

    musst Du alleine fertig werden …

    Elend, allein im Stich gelassen

    Belästigt, ängstlich,

    ausgesaugt zu werden

    Fühlt sich

    Fühlt sich

    Verhält sich daher …

    Verhält sich daher …

    Abhä

    ngig

    er P

    artn

    erSi

    ch d

    istan

    ziere

    nder

    Pa

    rtner

    Teufelskreis oder Engelskreis?

    Appellierend:Hilf mir, nimm mich an die

    Hand, lass mich nicht allein …

    Verweigert den kleinen Finger:Lass mich in Ruhe, damit

    musst Du alleine fertig werden …

    Elend, allein im Stich gelassen

    Belästigt, ängstlich,

    ausgesaugt zu werden

    Fühlt sich

    Fühlt sich

    Verhält sich daher …

    Verhält sich daher …

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    nder

    Pa

    rtner

    Schuld?

    Wichtige Folgerungen und Themen

    Jede Kommunikation bildet Beziehungs- und damit Machtstrukturen ab. Welche Beziehungsstrukturen und Machstrukturen sind dem Management angemessen?

    Kommunikation ist ein kreiskausales Geschehen.Ursachen und Wirkungen sind in Kommunikation und zwischenmenschlicher Interaktion nicht mehr identifizierbar.Macht es dann Sinn nach den Ursachen kommunikativer Störungen zu fragen?

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 43

    7.1.2 Negatives Feedback

    Gleichgewichtsschleifen

    Bei Gleichgewichtsschleifen (negativer Rückkopplung) verlaufen Wirkung und

    Rückwirkung entgegengesetzt und kontrollieren sich so gegenseitig. Die

    Wirkung hemmt also die Ursache!

    Ist-Wert

    Soll-Wert

    vergrößernverkleinern

    Vergleich Ist-Wert zu klein Ist-Wert zu groß

    Kybernetik

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 44

    Verhalten von Regelkreisen

    Soll-Wert(Fixpunkt-Attraktor)

    François Quesnay (1694-1774)

    In der Lehre zur Herrschaft der Natur, dem Physiokratismus, die von François Quesnay (1694-1774) entwickelt wurde, heißt es, dass ein guter Regent am besten gar nicht regiert und alles den Naturgesetzen überlässt, so dass sich das wohlgeordnete Gleichgewicht der Natur am besten entfalten kann.

    Physiokratismus

    Adam Smith (1723-1790)

    Mit dem Verzicht auf alle staatlichen Begünstigungs- und Beschränkungssysteme „stellt sich das klare und einfache System der natürlichen Freiheit von selbst her.“

    Freiheit?

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 45

    Arbeitszufriedenheit

    Wie lässt sich dass Konzept der Arbeitszufriedenheit als Regelkreis darstellen? Bitte zeichnen Sie einen entsprechenden Regelkreis und erläutern kurz seine Funktionsweise.

    Über das Konstrukt „Zufriedenheit“ sind in der Arbeitspsychologie weit mehr Erkenntnisse gesammelt worden als in allen anderen Bereichen der modernen Psychologie. Schon Anfang des 20. Jahrhunderts kam es zu ersten Publikationen, damals im Rahmen der sog. Psychotechnik, der heutigen Arbeitspsy-chologie. Ein wichtiger Aspekt Psychotechnischer Forschung war das Phänomen der Monotonie. Vom Standpunkt heutiger Zufriedenheitsforschung sind die Arbeiten von Hogo Münsterberg (1863-1916) als wegweisend anzusehen. Er schreibt 1912: „Ich habe einige Zeit hindurch in jeder größeren Fabrik, die ich besuchte, mich bemüht, die-jenige Arbeit herauszufinden, die vom Standpunkt des Außenstehenden als die denkbar langweiligste sich darbot, und habe dann die Arbeiter in ausführliche Gespräche gezogen und zu ermitteln gesucht, wieweit die bloße Wiederholung, besonders wo sie sich Jahre hin-durch fortsetzt, als Pein empfunden wird. In einem elektrischen Werk mit über 10 000 Ange-stellten gewann ich den Eindruck, dass die Prämie einer Frau gehörte, welche seit zwölf Jah-ren tagaus, tagein von früh bis spät Glühlampen in einen Reklamezettel einwickelt, und zwar durchschnittlich diesen Wickelprozess 13 000 mal im Tage vollendete. Die Frau hat etwa 50 millionenmal mit der einen Hand nach der Glühbirne und mit der anderen Hand nach dem Zettelhaufen gegriffen und dann kunstgerecht die Verpackung besorgt. Jede einzelne Glüh-lampe verlangte etwa 20 Fingerbewegungen. Solange ich die Frau beobachtete, konnte sie 25 Lampen in 42 Sekunden einpacken, und nur wenige Male stieg die Zeit auf 44 Sekunden. Je 25 Lampen füllten eine Schachtel und durch die Schachtelpackung wurde dann auch wie-der ein kurzer Zeitraum ausgefüllt. Die Frau war aus Deutschland gebürtig, und es machte ihr offenbar Vergnügen, sich mit mir über ihre Tätigkeit auszusprechen. Sie versicherte mir, dass sie die Arbeit wirklich interessant fände und fortwährend in Spannung sei, wieviel Schachteln sie bis zur nächsten Pause fertig stellen könnte. Vor allem gäbe es fortwährend Wechsel, einmal greife sie die Lampe, einmal das Papier nicht in genau gleicher Weise, manchmal liefe die Packung nicht ganz glatt ab, manchmal fühle sie selbst sich frischer, manchmal ginge es langsam vorwärts, aber es sei doch immer etwas zu bedenken. Gerade das war im Wesentlichen die Stimmung, die mir meistens entgegenkam. In den ge-waltigen McCormick-Werken in Chicago suchte ich lange, bis ich die Arbeit fand, die mir am ödesten schien. Auch hier traf ich zufällig auf einen Deutsch-Amerikaner. Er hatte dafür zu sorgen, dass eine automatische Maschine beim Niederdrücken ein Loch in einen Metallstrei-fen schnitt, und zu dem Zweck hatte er immer neue Metallstreifen langsam vorwärts zu schieben. Nur wenn der Streifen nicht ganz die richtige Stellung erreicht hatte, konnte er durch einen Hebel die Bewegung ausschalten. Er machte täglich etwa 34 000 Bewegungen und führte das seit 14 Jahren durch. Auch er fand die Arbeit interessant und anregend. Im Anfang, meinte er, wäre es manchmal ermüdend gewesen, aber dann später wäre die Arbeit ihm immer lieber geworden. Nun habe ich auf der anderen Seite nicht selten auch Arbeiter und Arbeiterinnen gefunden, die, wie es dem Außenstehenden erscheinen musste, eigentlich wirklich interessante und abwechslungsreiche Arbeit hatten und die dennoch über die langweilige monotone Fabrikar-beit klagten.“ (Münsterberg 1912, S 116f.) Literatur Münsterberg H. (1912) Psychologie und Wirtschaftsleben. J.A. Barth, Leipzig

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 46

    hoch

    niedrig

    hoch

    niedrig

    +

    Typischer Aufbau eines Regelkreises

    Beispiel „Nachfrage-/Qualitätszyklus“

    Nachfrage Qualität

    Druck auf Produktion

    +

    -

    +

    Beispiel „Nachfrage-/Qualitätszyklus“

    Qua

    lität

    Zeit

    Beispiel „Wenn die Füchse zu viel fressen“

    Laufgeschwindigkeit Körpergewicht

    Fanghäufigkeit+

    +

    -

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 47

    7.1.3 Verzögerungen

    Verzögerungen

    Sowohl bei verstärkenden als auch bei kompensatorischen Kreisläufen kommt

    es häufig zu Verzögerungen. Verzögerungen zwischen Handlungen

    und Konsequenzen verleiten dazu, über das Ziel hinauszuschießen, so dass

    man mehr tut, als nötig wäre.

    Beispiel „Wassertemperatur bei einem alten Wasserhahn“

    Tem

    pera

    tur

    Zeit

    Gewünschte Temperatur

    Tatsächliche Temperatur

    Beispiel „Angebot-/Nachfragezyklen“

    Angebot Kartoffelpreise Nachfrage

    -

    +

    +

    -

    Beispiel „Angebots-/Nachfragezyklen“

    Prei

    s

    Zeit

    Angebot

    Nachfrage

    7.1.4 Nichtlineares Feedback

    Grenz- und Schwellenwerte

    Unterhalb eines Schwellenwertes verhält sich das System anders, als

    drüber. Es kommt zu diskontinuierlichen Sprüngen im

    Verhalten.

    Beispiel „Pfeil und Bogen“

    Flug

    wei

    te

    Spannkraft

    Schwellenwert

    Grenzwert

    Pfeil nicht abschießbar

    Bogen bricht, Pfeil fliegt überhaupt nicht

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 48

    7.2 Zusammenfassung

    Optimumkurve U-Kurve z.B. Nervosität (A) und Prüfungsleistung (B) z.B. Lebensalter (A) und

    Unselbstständigkeit (B)

    Exponentialfunktion Logarithmusfunktion z.B. Nähe zu einer Spinne (A) und erlebte Spin-

    nenangst (B) z.B. physikalische Reizstärke (A) und empfunde-

    ne Reizstärke (B)

    S-Kurve Sonstige Nichtlineare Funktion z.B. Anreiz (A) und Leistung (B) Linearität ist eine Ausnahme und wer weiß, viel-

    leicht sieht ein Zusammenhang zwischen A und B ja so aus wie in dieser Abbildung.

    Element A

    Elem

    ent B

    Element A

    Elem

    ent B

    Element A

    Elem

    ent B

    Element A

    Elem

    ent B

    Element A

    Elem

    ent B

    Element A

    Elem

    ent B

    Abbildung aus Strunk und Schiepek (2014)

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 49

    Positives Feedback.Problem: Unterschätzung des exponentiellen Wachstums.

    Negatives Feedback.Problem: Unterschätzung der Selbstregulation.

    Verzögerungseffekte.Problem: Neigung zur Übersteuerung.

    Schwellenwerte oder andere nichtlineare Zusammenhänge.Problem: Diskontinuierliche Sprünge oder U-Kurven erschweren die Vorhersage.

    Dennoch...

    Jedes der diskutierten Systeme ist mathematisch optimierbar, plan- und steuerbar. Es erzeugt „einfache“ oder „komplizierte“ Verhaltensweisen, nicht jedoch „komplexe“ Dynamiken.

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 50

    8. Archetypen

    1. Fehlerkorrektur

    2. Grenzen des Wachstums

    3. Problemverschiebung

    4. Eskalation

    5. Erodierende Ziele

    6. Erfolg den Erfolgreichen

    7. Tragödie der Gemeingüter

    Literatur: Senge, P. M. (1996) Die fünfte Disziplin. Stuttgart: Klett-Cotta

    8.1 Archetypus 1: Fehlerkorrekturen

    Ein Problemsymptom verlangt nach einer Lösung. Die angewandte Lösung reduziert das Problem. Die Lösung hat

    jedoch unvorhergesehene Folgen. Diese machen Korrekturen derselben Art erforderlich und auf Dauer wird

    dadurch das Problemsymptom verschlimmert.

    Beispiel: „Downsizing“ FutureTech, eine große Hightech-Organisation in einer Marktnische tätig, ist mit fi-nanziellen Engpässen konfrontiert. Nach längeren Diskussionen im Management wird entschieden, ein Kosteneinsparungsprogramm durch „Downsizing-Maßnahmen“ im Verwaltungs- und Servicebereich einzuleiten. Im ersten Quartal nach den Perso-nalkündigungen steigt tatsächlich die Rentabilität. Im nachfolgenden Quartal zeigen sich jedoch wieder Einsparungsverflachungen, was das Management dazu veran-lasst, weitere Maßnahmen zu ergreifen. Die größte Hebelwirkung scheint darin zu liegen, ältere Mitarbeiter zum Vorruhestand zu bewegen. Die Rentabilität verbessert sich tatsächlich im nachfolgenden Quartal, um einige Quartale später wieder dras-tisch zu sinken. Durch den Personalabbau hat das Unternehmen viele ältere, er-fahrene Mitarbeiter verloren. Die Entlassungen führen zu einer sinkenden Arbeitsmo-ral. Die Produktionskosten steigen, das verbleibende Personal macht mehr Fehler. Die sinkende Produktivität gleicht den Rentabilitätsgewinn wiederum aus.

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 51

    Problemsymptom Erträge gehen zurückSchnelle Lösung Downsizing

    Kurzfristig positive Ergebnisse der schnellen

    Lösung

    Reduktion der Personalkosten

    Unbeabsichtigte Konsequenzen

    Qualitätsreduktion, Umsätze gehen zurück, Reaktionszeit nimmt zu

    Qualitätsreduktion, Reaktionszeit sinkt

    MitarbeiterabbauGewinnprobleme

    +

    +-

    +

    Beispiel „Downsizing“ Beispiel „Downsizing“

    Gew

    innp

    robl

    eme

    Zeit

    Personalkürzungen

    Unbeabsichtigte Konsequenzen

    LösungProblemsymptom

    Schablone „Fehlerkorrekturen

    +

    +-

    +

    Strategien für „Fehlerkorrekturen“ Werden Sie sich der Tatsache bewusst, dass die Korrektur keine grundsätzliche

    Lösung darstellt. Achten Sie verstärkt auf unbeabsichtigte Konsequenzen. Wenden Sie sich dem Grundproblem zu. Wenden Sie die „Lösung“ seltener an und verringern Sie die Anzahl der gleich-

    zeitig angewendeten „Lösungen“ (Achtung: Medikamentenmultiplikation). Gibt es alternative Mittel, bei denen die unerwünschten oder unbeabsichtigten

    Nebenwirkungen nicht so zerstörerisch sind? Müssen Sie das Problem wirklich lindern? Oder wird das System sich langfristig

    selbst heilen?

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 52

    8.2 Archetypus 2: Grenzen des Wachstums

    Ein Prozess verstärkt sich selbst und führt zu einer Phase der

    Wachstumsbeschleunigung.

    Dann verlangsamt sich das Wachstum, es kommt schließlich zu einem

    Stillstand bzw. einem Rückgang.

    Beispiel: „Produktinnovation“ Ein Hightech-Unternehmen wächst rapide, weil es über die Fähigkeit verfügt, neue Produkte einzuführen. Wenn die Zahl der neuen Produkte wächst, wachsen die Ein-nahmen, das F & E-Budget wächst. Auch der Techniker- und Forscherstab nimmt zu. Schließlich ist dieser größer werdende Technikerstab immer schwieriger zu führen. Die Managementlast fällt den älteren Ingenieuren zu, die dann weniger Zeit für ihre technische Arbeit haben. Das verlangsamt die Produktentwicklung, was die Einfüh-rung neuer Produkte verlangsamt.

    Einnahmen Management-komplexität

    Größerer Technikerstab

    Neue Produkte

    F&E-Budgets

    Zeit f. Produktions-entwicklung

    +

    +

    +

    +

    +

    -

    +

    Beispiel „Produktinnovation“ Schablone „Grenzen des Wachstums“

    Zeit

    F & E Budget

    Produktinnovationszeit

    Schablone „Grenzen des Wachstums“

    Wachsende Aktion

    Tatsächliche Leistung

    Korrektive Handlung/

    begrenzendeMechanismen

    +

    + –

    +

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 53

    Strategien für „Grenzen des Wachstums“ Hüten Sie sich davor, mehr von dem zu tun, was in der Vergangenheit funktio-

    niert hat. Investieren Sie also nicht in den Verstärkungsprozess. Auf jeden Ver-stärkungsprozess kommen unzählige Ausgleichsprozesse.

    Man muss den Hebel bei der Gleichgewichtsschleife ansetzen und nicht bei der Verstärkungsschleife.

    Wenn man das Verhalten des Systems ändern will, muss man den begrenzen-den Faktor erkennen und ändern.

    Antizipieren Sie bevorstehende Grenzen, Sie können dann effektiver damit um-gehen.

    8.3 Archetypus 3: Problemverschiebung

    Man wendet eine kurzfristige symptomatische „Lösung“ an, um ein

    Problem zu korrigieren, was anscheinend eine sofortige

    Verbesserung bewirkt.

    Die symptomatische Lösung hat jedoch Nebenwirkungen, welche eine

    grundsätzliche Problemlösung zunächst erschwert und in weiterer Folge

    generell verhindert.

    Beispiel: „Der neue Blueprint-Scanner“ In der Lay-out-Abteilung einer Werbeagentur wird der lang ersehnte neue Scanner geliefert. Martin hat auf der Akademie gelernt, wie der Scanner und die Datenüber-tragung auf den PC funktionieren. Er hat versprochen alle Kollegen einzuschulen. Am nächsten Morgen kommt eine Kollegin, die dringend ein e-mail zu einem Kunden schicken muss, wo der Scanner gebraucht wird. Martin erledigt das für sie, weil die Zeit drängt. Das macht Schule. Nach einigen Wochen stellt Martin sarkastisch fest, dass er wohl der „Scanner-Assistent“ der Abteilung sei. Anfang Dezember droht er, dass er so nur noch bis Weihnachten weitermachen werde. Nach Weihnachten hat sich allerdings nicht geändert.

    Beispiel „Der neue Blueprint-Scanner“

    Anfragen an Martin

    Scanner-Probleme

    (dringend!)

    Scanner-Training für die

    Mannschaft

    Dependenz, Demotivationzum Lernen

    +

    -

    -+

    +

    -

    Zeit

    Anfragen an Martin Scanner

    zu bedienen

    Bereitschaft der Mannschaft,

    Scannertraining zu machen

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 54

    Beispiel „Stressprobleme“

    Alkohol, Nikotin

    Stress

    Verringerung der Arbeit

    Krankheit

    +

    -

    -

    +

    +-

    Zeit

    Stress

    Alkohol-,Nikotinkonsum

    Arbeitsfähigkeit

    Schnelle Abhilfe

    Problemsymptom

    Grundsätzliche Lösung

    Nebenwirkung

    Schablone „Problemverschiebung“

    +

    +

    +–

    Beispiel: „Fischindustrie“ Die internationale Fischereiindustrie weist eine enorme Überkapazität auf. Es gibt zu viele Schiffe für zu wenig Fisch. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) schätzt, dass die Fischereiindustrie jährlich einen Ver-lust von 54 Millairden Dollar (Daten der 90er Jahre) einfährt, den die Eignerländer durch staatliche Subventionen für strukturschwache Küstenregionen auffangen. In-folgedessen werden selbst unrentabel fahrende Schiffe nicht abgewrackt, was einen erhöhten Ausbeutungsdruck auf die natürliche Ressource Fisch bedeutet. Ein Bei-spiel: Allein die spanische Fischfangflotte umfasst 20.000 Schiffe, darunter 1.200 Hochseetrawler mit riesigen Netzen. Weil die Gewässer um die iberische Halbinsel längst leergefischt sind, weichen die Trawlerverbände in immer entlegenere Gewäs-ser der Weltmeere aus (Ernst 1998).

    Problemsymptom ProduktivitätsproblemeSchnelle Abhilfe Staatliche SubventionenNebenwirkungen Unrentable Boote fahren

    weiterWelche grundsätzliche Lösung wird dadurch

    verhindert?

    Ökologisch sinnvolle Fangraten

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 55

    Staatliche Subventionen

    Produktivitätsprobleme

    Ökologisch sinnvolle Fangraten

    Unrentable Boote auf See

    Beispiel „Fischindustrie“

    ++

    +

    --

    -

    Strategien für „Problemverschiebungen“ Fragen Sie sich, was ist das eigentliche Problemsymptom, das sie bekämpfen

    wollen? Welche Lösungen habe ich ausprobiert? Was waren die unerwarteten Folgen?

    Welche alternativen Lösungen hätten Sie anwenden können? Hätte diese Lö-sung zu einer grundsätzlichen Lösung des Problems geführt?

    8.4 Archetypus 4: „Eskalation“ oder „Widersacher wi-

    der Willen“

    Partei A setzt in einer Bedrohungssituation eine Aktion, die von Partei B gleichfalls als Bedrohung

    wahrgenommen wird. Partei B antwortet mit einer Gegenmaßnahme, was die Bedrohungswahrnehmung von

    A erhöht und zu einer Steigerung entsprechender Aktionen führt.

    Beispiel „Preiskämpfe zwischen zwei Unternehmen“

    Preissenkung A

    Marktanteil Preissenkung B

    +

    +

    -

    Verkäufe

    Bedohung

    Verkäufe

    Bedrohung

    A B

    -

    +

    +

    ++

    Marktanteil

    ++

    Zeit

    A‘s Aktivität

    B‘s Aktivität

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 56

    Aktivität von B

    Ergebnisse von B, gemessen an A

    Aktivität von A

    A‘s ErgebnisseB‘s Ergebnisse

    Schablone „Eskalation“

    + +

    -

    ––

    - Ergebnisse von A, gemessen an B

    Strategien bei „Eskalation“ Halten Sie nach einer Möglichkeit Ausschau, durch die beide Seiten „gewinnen“

    oder ihre Ziele erreichen können. Werden Sie sich des Maßstabes bewusst, an dem sich beide Parteien messen. Versuchen Sie zu verstehen, welche grundlegenden Bedürfnisse Ihr Partner hat

    und wie Sie diesen Bedürfnissen ungewollt entgegenwirken. Tit for tat. 8.5 Archetypus 5: Erodierende Ziele

    In einer Situation „erodierender Ziele“ existiert eine Kluft zwischen einem

    Soll-Ziel und der Ist-Situation. Diese Kluft kann reduziert werden durch entsprechende Maßnahmen oder

    dadurch, dass die Zielhöhe allmählich reduziert wird.

    Die Kurzfristige (schnelle) Lösung reduziert die Ziele.

    Schablone „Erodierende Ziele“

    Zielsenkung Zielanpassungs-zwänge

    Soll-Ist-Abweichung

    Zustandverbessert

    sich

    Aktionen um Bedingungen zu verbessern

    +

    +

    -

    +

    +

    -

    Zeit

    Soll-Ist-Kluft

    Zielhöhe

    Neue Zustände

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 57

    Strategien bei „Erodierenden Zielen“ Sinkende Qualität ist ein Zeichen, dass Prozesse erodierender Ziele am Werk

    sind. („Wir werden es schon überleben, wenn wir einmal nicht so genau hin-schauen.“)

    Wehret den Anfängen: An Visionen, Zielen festhalten. Klären Sie die Frage, welche Determinanten bestimmen die Zielhöhe (von au-

    ßen kommende Ziele sind weniger anfällig, als selbst gewählte Ziele). 8.6 Archetypus 6: Erfolg den Erfolgreichen

    Zwei Aktivitäten konkurrieren um begrenzte Unterstützung oder

    Ressourcen. Je erfolgreicher eine wird, umso mehr erhält sie und um so mehr

    wird der anderen entzogen.

    Schablone „Erfolg den Erfolgreichen“

    Erfolg von B Erfolg von A

    Ressourcen für A

    Ressourcen für B

    Verteilung an A (statt an B)

    – +

    +

    +

    +

    Zeit

    Ressourcen für A

    Ressourcen für B

    Erfolg von B

    Erfolg von A

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 58

    Beispiel „Balance zwischen Beruf und Familie“

    Spannungen mit Familie

    Erfolg in der Arbeit

    Zeit für die Arbeit

    Zeit für die Familie

    -

    Wunsch: Mehr Arbeit, weniger

    Familie

    Erfolg in der Familie

    -

    - +

    +

    +

    -

    Strategien für „Erfolg den Erfolgreichen“ Fragen Sie sich, warum das System nur einen „Gewinner“ kreiert hat. Verhindern Sie Null-Summen-Situationen. Verhindern Sie Situationen im Sinne eines „the winner takes it all“. Suchen Sie nach übergeordneten Zielen. 8.7 Archetypus 7: Tragödie der Gemeingüter

    Im Rahmen einer „Tragödie der Gemeingüter“ verfolgt jeder Einzelne (Person oder Gruppe) eine Strategie

    individueller Nutzenmaximierung, was jedoch auf lange Sicht die

    Gesamtsituation für alle verschlechtert und langfristig den individuellen Nutze verkleinert bzw. in Nachteile verkehrt.

    Netto-Gewinn für

    A

    A‘s Einzel-aktivität

    B‘s Einzel-aktivität

    Netto-Gewinn für

    B

    Gewinn per einzelner Aktivität

    Gesamt-aktivität

    +

    ++

    +

    +

    +

    Beschränkung derRessourcen

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 59

    Zeit

    StabilitätAllmählicher Rückgang

    Rapider Rückgang

    Gemeinsame Ressourcen

    Gewinn per Einzel-aktivität

    Gesamt-aktivität

    Fische von A

    gefangen

    A‘s Anstrengungen

    B‘s Anstrengungen

    Fische von B

    gefangen

    Fangrate pro Ausfahrt

    Menge gefangener

    Fische

    Zur Verfügung stehende Fische

    +

    +

    +

    ++

    +

    -

    Strategien bei „Tragödie der Gemeingüter“ Wirksame Lösungen sind niemals auf individueller Ebene zu finden. Beantworten Sie Fragen wie: „Was hat der Einzelne davon, wenn er auf seinem

    Verhalten beharrt? Versuchen Sie durch geeignete Steuerungsmaßnahmen einen Ausgleich zwi-

    schen Einzelinteressen und Allgemeinwohl herzustellen.

    8.8 Schlussfolgerungen

    Probleme der traditionellen Denkweise (Senge, 1990) 1. Die „Lösungen“ von gestern sind die Probleme von heute. 2. Je mehr man sich anstrengt, desto schlimmer wird es. Je stärker du drückst, des-

    to stärker schlägt das System zurück. 3. Die Situation verbessert sich, bevor sie sich verschlechtert. 4. Der bequemste Ausweg erweist sich zumeist als Drehtür. Der leichte Ausweg

    führt gewöhnlich zurück ins Problem. 5. Die Therapie kann schlimmer als die Krankheit sein. 6. Schneller ist langsamer.

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 60

    7. Ursache und Wirkung liegen räumlich und zeitlich nicht nahe beieinander. 8. Kleine Änderungen können große Wirkungen erzielen - aber die sensiblen

    Druckpunkte des Systems sind am schwersten zu erkennen. 9. Man kann den Kuchen haben und ihn essen - nur nicht gleichzeitig. 10. Wer einen Elefanten in zwei Hälften teilt, bekommt nicht zwei kleine Elefanten. 11. Schuldzuweisungen bringen nichts. 12. Handel stets so, dass sich deine Freiheitsgrade vergrößern (von Foerster, 1985) 13. Ein Großteil organisatorischen Verhaltens, Entscheidungen eingeschlossen, be-

    steht mehr aus dem Befolgen von Regeln als dem Abschätzen von Konsequen-zen.

    Vorschläge zum Umgang mit Systemen Berücksichtigung von Feedbackprozessen und ihren Problemen (Teufelskreise,

    Regelkreise, Verzögerungen, Nichtlinearität). Papiercomputer um sich einen Überblick zu verschaffen (keine Dynamik). Archetypen um typische Muster zu identifizieren (beschränkte Auswahl möglicher

    Muster).

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 61

    9. Chaosforschung

    Chaotische Dynamik

    Das Systemverhalten ist nur sehr begrenzt vorhersehbar. Dies hat seinen

    Grund in der sensiblen Abhängigkeit des Systemverhaltens von den Ausgangsbedingungen bzw. von minimalen „Störeinflüssen“ oder

    Interventionen von Seiten der Umwelt (sog. „Schmetterlingseffekt“).

    Neue Filliale – Konstruiertes Fallbeispiel

    x

    x erzählenr anderen weiter

    wie toll der Billa ist.

    +

    +

    x2 erzählenr anderen weiter wie überfüllt der

    Billa ist.

    +

    Kunden:Gemessen als Auslastung:

    x=Kunden/MaximumZahlen zwischen 0 und 1

    x2:Bei geringer Auslastung wird nur wenigen von Überfüllung berichtet.

    Bei hoher Auslastung steigt die Zahl der Warnungen schnell an.

    r:Rate mit der weitererzählt wird.

    Mundpropaganda-Rate

    Wachstumsgleichung mit Grenze(Verhulst-System)

    )1(1 nnn xrxx

    21 nnn rxrxx

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 62

    Mundpropaganda schlecht (LB = 2,8)

    mittelmäßig (LB = 3,2)

    sehr gut (LB = 3,9)

    Startwert 0,60 0,60 0,60 1. Jahr 0,67 0.77 0,94 2. Jahr 0,63 0,57 0,23 3. Jahr 0,66 0,78 0,70 4. Jahr 0,63 0,54 0,82 5. Jahr 0,65 0,80 0,57 6. Jahr 0,64 0,52 0,96 7. Jahr 0,64 0,80 0,17 8. Jahr 0,64 0,52 0,54 9. Jahr 0,64 0,80 0,97

    10. Jahr 0,64 0,51 0,12 11. Jahr 0,64 0,80 0,42 12. Jahr 0,64 0,51 0,95 13. Jahr 0,64 0,80 0,20 14. Jahr 0,64 0,52 0,60 15. Jahr 0,64 0,80 0,93

    ab dem 6. Jahr stabil ab dem 9. Jahr

    alternierend kein Muster erkennbar

    50 100 150 200 250 300 350 400 450 1 500

    0,2

    0,4

    0,6

    0,8

    1,0 1,0

    0

    )1(1 nnn xrxx

    Verhulst-SystemSehr gute Mundpropagandar = 3,9

    Schmetterlingseffekt

    0

    0,2

    0,4

    0,6

    0,8

    1

    0 5 10 15 20 25 30

    x

    n

    Exponentielles (lawinenartiges) Fehlerwachstum

    Trotz Schmetterlingseffekt Der Schmetterlingseffekt macht eine genaue Prognose unmöglich. Aber auch im Chaos ist das Verhalten des Systems durch das System erzeugt. Chaos besitzt also irgendwo doch eine Ordnung (wie die Zahl PI). Bei unterschiedlicher Mundpropaganda verändert sich die Ordnung dramatisch. Die Mundpropaganda ist ein „Kontrollparameter“. Sie beeinflusst das Systemver-

    halten dramatisch. Es ist nicht leicht solche Parameter zu finden. Voraussetzungen für Chaos Feedback (Nichtlinealität) Gemischtes Feedback (positiv und negativ) Mindestens 3 interagierende Variablen (Verhulst ist eine seltene Ausnahmen) Mindestens eine Wechselwirkungsbeziehung ist nichtlinear (Nichtlinearität) Genügend hoher Energiedurchfluss (energetisch geschlossene Systeme zeigen

    immer nur Fixpunktverhalten) (Dissipation) Vorsicht: auch ein chaosfähiges System ist nicht immer und in jedem Fall chao-

    tisch Bedeutung von Chaos

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 63

    Selbstorganisation: Ausbildung komplexer Ordnung Chaos bedeutet die gigantische Verstärkung kleinster Unterschiede (inputsensi-

    bel) Chaos ist flexibel und damit „lernfähig“ Beim Menschen bedeutet Chaotizität häufig körperliche und geistige „Gesund-

    heit“ Bei technischen Geräten stört häufig die fehlende Prognostizierbarkeit Chaotische Systeme sind nicht-triviale Maschinen Chaos verletzt die Kausalität

    Das 3-Körper-Problem

    Julien Henri Poincaré

    3-Körperproblem

    Edward Lorenz und das Wetter

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 64

    Schmetterlingseffekt

    Schwache Kausalität

    Ursa

    che

    Wirk

    ung

    Starke Kausalität

    Ursa

    che

    Wirk

    ung

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 65

    Verletzungen der starken Kausalitätdurch Chaos

    Ursa

    che

    Wirk

    ung

    Der Dämon des Pierre Simon de Laplace

    Pierre Simon de Laplace (1749 bis 1827)

    Die gegenwärtigen Ereignisse sind mit den vorangehenden durch das evidente Prinzip verknüpft, dass kein Ding ohne erzeugende Ursache entstehen kann. Dieses Axiom, bekannt unter dem Namen des ‚Prinzips vom zureichenden Grunde’, erstreckt sich auch auf die Handlungen, die man für gleichgültig hält. Der freieste Wille kann sie nicht ohne ein bestimmendes Motiv hervorbringen; denn wenn er unter vollkommen ähnlichen Umständen das eine Mal handelte und das andere Mal sich der Handlung enthielte, dann wäre seine Wahl eine Wirkung ohne Ursache: sie wäre dann, wie Leibniz sagt, der blinde Zufall ... Die gegenteilige Meinung ist eine Täuschung des Geistes, der die flüchtigen Gründe, welche die Wahl des Willens bei gleichgültigen Dingen bestimmen, aus dem Auge verliert und sich einredet, dass der Wille sich durch sich selbst und ohne Motive bestimmt hat.Wir müssen also den gegenwärtigen Zustand des Weltalls als die Wirkung eines früheren und als die Ursache des folgenden Zustands betrachten. Eine Intelligenz, welche für den gegebenen Augenblick alle in der Natur wirkenden Kräfte sowie die gegenseitige Lage der sie zusammensetzenden Elemente kennte, und überdies umfassend genug wäre, um diese gegebenen Größen der Analysis zu unterwerfen, würde in derselben Formel die Bewegungen der größten Weltkörper wie des leichtesten Atoms umschließen; nichts würde ihr ungewiss sein und Zukunft wie Vergangenheit würde ihr offen vor Augen liegen. (de Laplace 1996/1814, S. 1f.)

    Eine Intelligenz, welche für den gegebenen Augenblick alle in der Natur wirkenden Kräfte sowie die gegenseitige Lage der sie zusammensetzenden Elemente kennte, und überdies umfassend genug wäre, um diese gegebenen Größen der Analysis zu unterwerfen, würde in derselben Formel die Bewegungen der größten Weltkörper wie des leichtesten Atoms umschließen; nichts würde ihr ungewiss sein und Zukunft wie Vergangenheit würde ihr offen vor Augen liegen. (de Laplace 1996/1814, S. 1f.)

    Vergangenheit Gegenwart Zukunft

    Zukunft nach Laplace steht bereits fest

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 66

    Vergangenheit

    Gegenwart

    Zukunft

    Fakten-Dokumente

    Möglichkeiten

    Zukunft aus Sicht der Chaosforschungist offen

    9.1 Phasenübergang Phasen eines Phasenüberganges

    (a) im Attraktor (b) kritisches

    Langsamerwerden (c) Bifurkationspunkt

    Veränderung der Potenziallandschaft bei einer Bifurkation Potenziallandschaften kartieren das Verhalten eines Systems mit der Hilfe von Hü-geln und Tälern. Ein Tal zeigt dabei die „Anziehungskraft“ eines Attraktors und des-sen räumliche Ausdehnung. Dieses Einzugsgebiet wird vielfach auch als Bassin be-zeichnet. Das Systemverhalten wird in Potenziallandschaftsdarstellung abstrahiert dargestellt und bezieht sich allein auf die Stabilität der Dynamik und nicht auf den konkreten Prozess. Die in der Abbildung schwarz dargestellte Kugel kann damit für jedes beliebige stabile Verhalten stehen. Durch die Veränderung von Kontrollpara-metern kommt es in der Nähe von Bifurkationspunkten zu einer starken Veränderung des Einzugsgebietes des Attraktors. Sein Bassin wird zunächst flacher (b) und wan-delt sich im Bifurkationspunkt (c) zu einem Potenzialhügel (Repellor), der das Sys-temverhalten in einen von mehreren möglichen neuen Zuständen zwingt (Abbildung aus Strunk & Schiepek, 2006).

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 67

    Bifurkationspunkt: 1 2 r

    2,8 4,0 r < 1: Aussterben1 < r < 3: Homöostase, Regelkreisverhalten3 < r < 3,449490...: zyklisch mit Periode 23,449490... < r < 3,544090...: zyklisch mit Periode 43,544090... < r < 3,568759...: zyklisch mit Periode 8... zyklisch mit Periode 16... zyklisch mit Periode 32... zyklisch mit Periode 64r > 3,569946... Periode (aperiodisch)

    Feigenbaum-Szenario

    9.2 Synergetik und die „anderen“ Systemtheorien

    Inhalte

    Ein Rahmen zur Einordnung von Systemtheorien und …

    der mathematischen Systemtheorie, die …

    Selbstorganisation und …

    Chaos zum Thema hat und …

    ein Modell für ein Beratungs-konzept nahe legt.

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 68

    Ein Rahmen …

    Versuch einer groben Orientierung

    Verbale, qualitative Beschreibungder Entwicklung eines Familienunternehmens

    Tony und Herr Permaneder

    Lineale Systemstruktur

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 69

    Thomas BuddenbrookFeedback-System mit gemischten Feedback

    kraftvoll

    wagt etwas

    Erfolg

    Angst vor dem Fall

    einsamer, alleiniger Entscheider

    Überlastung

    +

    +

    +

    +

    +

    +–

    –+

    Thomas BuddenbrookKybernetische Simulation

    kraftvoll

    wagt etwas

    Erfolg

    Angst vor dem Fall

    einsamer, alleiniger Entscheider

    Überlastung

    +

    +

    +

    +

    +

    +–

    –+

    Mathematische Formalisierung,quantitative Beschreibung der

    Entwicklung eines Familienunternehmens

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 70

    Qualitativ QuantitativVerbale, qualitative Systembeschreibung

    Die „Geschichte“ eines Systems kann verstanden werden.

    Z.B. Firmengeschichte als Abfolge von Ereignissen.

    Kybernetik

    Systeme sind plan- und steuerbar, wenn ihre Wechselwirkungsbeziehungen

    (mathematisch) vollständig verstanden sind.

    Z.B. Konzeption von Wirtschaftsprozessen durch Regelkreise.

    Erke

    nntn

    isopt

    imist

    isch

    Kom

    plex

    itäts

    orie

    ntie

    rt Kybernetik 2. Ordnung

    Alles was über die Welt gesagt wird, wird von Beobachtern gesagt (Maturana).

    Z.B. Systemische Management- undBeratungspraxis.

    Theorien Nichtlinear Dynamischer Systeme

    Erklärung von Ordnungsbildung und -Veränderung.

    Chaos als Prototyp mathematischer Komplexität.

    Was macht mathematische Komplexität aus?

    Wie entsteht Ordnung?

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 71

    Einfach

    Kompliziert

    Komplexität – Ordnung im Dauer-Nebel

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 72

    9.2.1 Selbstorganisation in der Synergetik

    Wie entsteht Ordnung?

    Wie entsteht Ordnung?

    Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hermann HakenInstitut für Theoretische Physik und Synergetik Universität Stuttgart

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 73

    Synergetik als Modell fürVielteilchen-Systeme

    Synergetik als Modell fürVielteilchen-Systeme

    Rayleigh-Bénard-Instabilität

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 74

    Hexagonales Muster der Rayleigh-Bénard-Instabilität

    Selbstorganisation

    T

    H

    I

    S

    IS

    A

    M

    A

    N

    Selbstorganisation

    T

    H

    I

    S

    IS

    A

    M

    A

    N

    3.628.800 mögliche Reihenfolgen

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 75

    Selbstorganisation

    T

    H

    I

    S

    IS

    A

    M

    A

    N

    0 mögliche Reihenfolgen

    T H I S I S A M A N

    Umw

    elt

    Kontroll-parameter(Anregung) Mikroebene

    Selb

    stor

    ga-

    nisa

    tion

    Versklavungs-prinzip

    Makroebene

    Selbstorganisation bedeutet Immunität gegen Verstörung Afugrnud enier Sduite an enier Elingshcen Unvirestiät ist es

    eagl, in wlehcer Rienhnelfoge die Bcuhtsbaen in eniem Wort sethen, das enizg wcihitge dbai ist, dsas der estre und lzete Bcuhtsabae am rcihgiten Paltz snid. Der Rset kann ttolaer Bölsdinn sein, und du knasnt es torztedm onhe Porbleme lseen. Das ghet dseahlb, weil wir nchit Bcuhtsbae für Bcuhtsbae enizlen lseen, snodren Wröetr als Gnaezs.

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 76

    Selbstorganisation bedeutet Ordnungsbildung

    z.B. Unternehmensgründung führtzum personenzentrierten

    Entscheidungsprinzip

    Selbstorganisation bedeutet Immunität gegen Verstörung

    z.B. Unternehmensgründung führtzum personenzentrierten

    Entscheidungsprinzip

    Phasenübergang

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 77

    Motorischer Ordnungsübergang mit HystereseDas Haken-Kelso-Bunz-Modell

    V 1,00 V 0,75

    -180° -180° 180° 180°

    V 0,50 V 0,250

    -180° -180° 180° 180°

    Motorischer Ordnungsübergang mit HystereseDas Haken-Kelso-Bunz-Modell

    Merkmale von Phasenübergängen

    Kritisches Langsamerwerden. Kritische Fluktuationen. Komplexitätszunahme im Bifurkationspunkt, also im Moment

    des Phasenübergangs. Den Moment der Veränderung zu kennen ist wichtig für die

    Begleitung von Veränderungsprozessen. Durch die Messung der Komplexität von Prozessen kann eine

    bevorstehende Veränderung festgestellt werden (z.B. Frühwarnsystem).

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 78

    Hysterese – Überhangstabilität

    Versuchsaufbau ökonomisches Entscheidungsszenario

    Ökonomische Szenarien zur empirischen Messung Kognitiver Aktivierung

    Angebot

    Nachfrage

    Szenario

    Angebot

    Nachfrage

    Szenario 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.

    6 6 6 5 4 3 2 1

    0 0 0 1 2 3 4 5

    15. 14. 13. 12. 11. 10.

    6 5 4 3 2 1

    0 1 2 3 4 5

    Angebot

    Nachfrage

    Szenario9.

    0

    6

    . . . . . . . .. . . . . . . .

    . . . . . .. . . . . .

    ..

    Symmetrieachse

    Symmetrieachse

    Angebot ist knapp aber Nachfrage geht zurück

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 79

    Ökonomische Szenarien zur empirischen Messung Kognitiver AktivierungWeil sich die Geflügelbestände durch die vergangene Vogelgrippe derart dramatisch reduzierten, will die Bundesregierung vorbeugen: Durch mehr Kontrollen und Mindestgrößen für Käfige soll die Hygienesituation in der Geflügelzucht verbessert werden. Eine differenziertere Herkunftsbezeichnung soll dem Verbraucher helfen, den Kauf von Geflügelfleisch aus Betrieben, in denen die kürzlich verbotene Stopfmast betrieben wird, zu vermeiden. Der Bundesverband der Geflügelzüchter beklagte den ohnehin schon großen Kostendruck.

    AngebotsinformationNachfrageinformation

    Ökonomische Szenarien zur empirischen Messung Kognitiver Aktivierung

    Einer im Zuge des aufkommenden Fitnesswahns in Auftrag gegebenen Studie zufolge sei der Genuss von Geflügelfleisch ungesünder als bisher angenommen. Aus Tierschutzgründen verbot die Bundesregierung kürzlich die Stopfmast. Zudem soll durch Mindestgrößen für Käfige und häufigere Kontrollen die Hygienesituation in der Geflügelzucht verbessert werden. Zuletzt machten Berichte Schlagzeilen, die den Geflügelzüchtern Antibiotikamissbrauch vorwarfen.

    AngebotsinformationNachfrageinformation

    Erhebung biophysischer Messwerte - Herzrate

    200 400 600 800 1000 1200 1 1289 80

    85

    90

    95

    100

    105

    110

    115

    80

    Zeittakt [Messfrequenz: 2 Takte pro Sekunde]

    Her

    zrat

    e [S

    chlä

    ge p

    ro M

    inut

    e]

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 80

    Komplexitätsberechnung der Herzrate eines Probanden

    151 351 551 751 951 1151 3

    3,5

    4

    4,5

    5

    5,5

    6,0

    3

    Zeittakt [Messfrequenz: 2 Takte pro Sekunde]

    PD2

    [Dim

    ensi

    onen

    ]

    Prinzip des Coordinated Reset(ANM Ärzteinformation, P.Tass)

    Zusammenfassung

    Man unterscheidet eine Mikro- (Vielzahl von Elementen des Systems) und eine Makroebene (Ebene auf der Muster sichtbar werden). Ordnung entsteht Kreiskausal im System aus dem

    Wechselspiel von Mikro- und Makroebene. Die Mikroebene bringt die durch Selbstorganisation die Muster

    auf der Makroebene hervor. Das Muster der Makroebene versklavt die Mikroebene. Kontrollparameter (Energie) regen die Selbstorganisation an. Es gibt Unordnungs-Ordnungs-Phasenübergänge … und Ordnungs-Ordnungs-Übergänge. Solche Phasenübergänge führen zum Kritischen

    Langsamerwerden und dann zu Kritischen Fluktuationen.

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 81

    9.2.2 Chaos im Rahmen der Synergetik

    Chaos ist das makroskopische Muster eines Selbstorganisationsprozesses

    Chaos aus der Perspektive der Synergetik

    Die Wachstumsgleichung (Verhulst-System)fasst das Verhalten vieler Elemente zusammen

    )1(1 nnn xrxx

    21 nnn rxrxx

    50 100 150 200 250 300 350 400 450 1 500

    0,2

    0,4

    0,6

    0,8

    1,0 1,0

    0

    )1(1 nnn xrxx

    Verhulst-SystemSehr gute Mundpropagandar = 3,9

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 82

    Schmetterlingseffekt

    0

    0,2

    0,4

    0,6

    0,8

    1

    0 5 10 15 20 25 30

    x

    n

    Exponentielles (lawinenartiges) Fehlerwachstum

    9.3 Rahmen für Systemtheorien

    Qualitativ QuantitativVerbale, qualitative Systembeschreibung

    Die „Geschichte“ eines Systems kann verstanden werden.

    Z.B. Firmengeschichte als Abfolge von Ereignissen.

    Kybernetik

    Systeme sind plan- und steuerbar, wenn ihre Wechselwirkungsbeziehungen

    (mathematisch) vollständig verstanden sind.

    Z.B. Konzeption von Wirtschaftsprozessen durch Regelkreise.

    Erke

    nntn

    isopt

    imist

    isch

    Kom

    plex

    itäts

    orie

    ntie

    rt Kybernetik 2. Ordnung

    Alles was über die Welt gesagt wird, wird von Beobachtern gesagt (Maturana).

    Z.B. Systemische Management- undBeratungspraxis.

    Theorien Nichtlinear Dynamischer Systeme

    Erklärung von Ordnungsbildung und -Veränderung.

    Chaos als Prototyp mathematischer Komplexität.

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 83

    9.4 Anwendung der Synergetik in der Beratung

    Theorien Nichtlinear Dynamischer Systeme

    Erklärung von Ordnungsbildung und -Veränderung.

    Chaos als Prototyp mathematischer Komplexität.

    Anwendung: Begleiten von Phasenübergängen

    Begleitung von Phasenübergängen

    Ein Beratungskonzept …

    Individualisierter täglicher Fragebogen

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 84

    Zeit

    Daten

    Komplexitäts-kennwert

    AnalysefensterAnalysefensterAnalysefenster

    Signifikanz Test nicht signifikant

    Synergetisches Navigationssystem (SNS)Schiepek

    signifikant auf 5% Level

    Signifikant auf 1% Level

    Methoden zur Komplexitätsmessung z.B. …

    Komplexitäts-Resonanz-Diagramm

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 85

    Chronologie der Krise(n) – Analyse des DAXWorldcom

    Schwarzer MontagLehman-Pleite

    Rücktritt J. Stark

    10. Die Anderen Systemtheorien

    Qualitativ Quantitativ

    Erke

    nntn

    isopt

    imist

    isch

    Kom

    plex

    itäts

    orie

    ntie

    rt

    Feedbacksysteme

    Positiv / Negativ Kybernetik

    Heinz von Foerster Piaget (Schematheorie)

    Entwicklungen aus der Kybernetik

    Feedbacksysteme

    Positiv / Negativ Kybernetik

    Heinz von Foerster

    Piaget (Schematheorie)

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 86

    Wurzeln des systemischen Denkens

    Im Umfeld der KybernetikHeinz von Foerster

    Kybernetik – Begriffsbestimmung 1

    „Kybernetik wurde als Begriff geprägt, um einen neuen Wissenschaftsbereich zu definieren. Unter einer einzigen Überschrift vereinigt er die Erforschung dessen, was im Zusammenhang mit dem Menschen manchmal etwas vage als Denken beschrieben wird und was auf technischem Gebiet als Steuerung und Kommunikation bekannt ist. Mit andere Worten unternimmt die Kybernetik den Versuch, gemeinsame Elemente in der Funktionsweise automatischer Maschinen und des menschlichen Nervensystems aufzufinden und eine Theorie zu entwickeln, die den gesamten Bereich von Steuerung und Kommunikation in Maschinen und lebenden Organismen abdeckt.“

    (Wiener N (1948/2002) Kybernetik (engl. Original: Cybernetics). In: Dortzler B (Hrsg) Futurum Exactum. Springer, Wien, S. 15-29)

    Kybernetik – Begriffsbestimmung 2

    „ ‚Kybernetik‘ ist von dem griechischen Ausdruck für Steuermann, kybernetes, abgeleitet. Von demselben Wort rührt, über die lateinische Korumpierung gubenator, der Ausdruck govenor her, welcher lange Zeit zur Bezeichnung für einen bestimmten Regelmechanismus verwendet wurde

    [...].

    Das Grundkonzept, welches [...] die Kybernetiker mit der Wahl des Begriffes zum Ausdruck bringen wollten, besteht in einem rückgekoppelten Regelungssystem.“

    (Wiener N (1948/2002) Kybernetik (engl. Original: Cybernetics). In: Dortzler B (Hrsg) Futurum Exactum. Springer, Wien, S. 15-29)

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 87

    Heinz von Foerster(1911 – 2002)

    Interview

    Triviale Maschine

    ResponseStimulus Black – Box

    Das Grundmodell ...

    ... wird vereinfacht zu:

    ResponseStimulus

    Da Stimulus und Response nach dem Lernen perfekt verknüpft sind, liegt hier tatsächlich ein gesetzmäßiges Verhalten vor. Das Modell der „trivialen Maschine“ funktioniert.

    Triviale Maschine

    • In einer „trivialen Maschine“ sind Input (hier: Stimulus) und Output (hier: Response) gesetzmäßig miteinander verknüpft.

    • Der Output ist also eine gesetzmäßige Folge des Input und damit vollständig vorhersehbar.

    fX Y

  • Guido Strunk Komplexitätsmanagement 88

    Triviale Maschine

    • In einer „trivialen Maschine“ sind Input (hier: Stimulus) und Output (hier: Response) gesetzmäßig miteinander verknüpft.

    • Der Output ist also eine gesetzmäßige Folg