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Radiologe 2012 · 52:607 DOI 10.1007/s00117-011-2273-0 Online publiziert: 16. Juni 2012 © Springer-Verlag 2012 B. Allgayer 2  · F. Berger 1  · M.F. Reiser 1 1  Institut für Klinische Radiologie, Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, München 2  Institut für Radiologie und Nuklearmedizin, Luzerner Kantonsspital, Luzern SPECT/CT: Technische  Innovationen – klinische  Anwendungsmöglichkeiten Einführung zum Thema Liebe Leserinnen und Leser, die multimodale Bildgebung nimmt seit etwa 10 Jahren sowohl in der Präklinik als auch in der Klinik einen zunehmenden Stellenwert ein. Mit der Entwicklung und breiten kli- nischen Etablierung immer spezifische- rer Diagnose- und Therapieverfahren bis hin zu molekular zielgerichteten pharma- kologischen Therapien steigt der Bedarf für eine kombinierte funktionelle und morphologische bildbasierte Diagnostik und Therapieüberwachung. Die PET/CT spielt hierbei eine zentrale Rolle, stößt je- doch nicht zuletzt aufgrund der nötigen Infrastruktur sowie wirtschaftlicher As- pekte auf Limitationen. Die gammakamerabasierte Bildgebung mit integrierter CT-Einheit stellt eine rela- tiv kostengünstige multimodale Alterna- tivmethode dar, für die weder ein Zyklo- tron noch PET-Radiochemie notwendig sind. Das Spektrum reicht von der präkli- nischen „molekularen“ Bildgebung bis zur klinischen Bildgebung. Anwendungen in Onkologie, Endokrinologie, muskuloske- lettaler und kardialer Bildgebung bilden den Schwerpunkt. Neben dem Kosten- vorteil bietet die SPECT/CT auch ideale Diagnose- und Therapieüberwachungs- möglichkeiten bei etablierten Verfahren der konventionellen Nuklearmedizin, wie beispielsweise der Radiojodtherapie des differenzierten Schilddrüsenkarzinoms. Dieses Themenheft von Der Radiologe gibt einen Überblick über aktuelle Ent- wicklungen im Zusammenhang mit die- ser noch relativ jungen multimodalen Bildgebung. Neben einer Zusammenfas- sung jüngster technischer Innovationen werden Anwendungsmöglichkeiten der SPECT/CT im Bereich der muskuloske- lettalen und onkologischen Diagnostik einschließlich bildbasierter Therapiekon- trolle radionuklidvermittelter spezifischer onkologischer Therapien dargestellt. Bei methodischen Innovationen wie der SPECT/CT ist es verständlich, dass sie zunächst mit großem Enthusiasmus eingeführt werden. Damit verbunden ist bisweilen eine besonders positive Bewer- tung der Leistungsfähigkeit dieser Metho- den, wobei die Möglichkeiten vorhande- ner, einfacher Verfahren aus dem Blick- feld zu geraten drohen. Nach einer Phase des Überschwangs setzt dann meist eine kritische Bewertung ein, die sich auf um- fangreiche Studien stützen kann und letzt- lich in eine evidenzbasierte Anwendung dieser Verfahren mündet. Diese Entwick- lung steht der SPECT/CT vermutlich noch bevor. Dies ändert aber nichts da- ran, dass sie ein großes Potenzial besitzt und wir der Ansicht sind, dass sie für die Leser von Der Radiologe von großem In- teresse ist. Den Autoren der äußerst infor- mativen Beiträge möchten wir besonders danken. Prof. Dr. Bernhard Allgayer PD Dr. Frank Berger Prof. Dr. Dr. h.c. Maximilian F. Reiser 607 Der Radiologe 7 · 2012|

SPECT/CT: Technische Innovationen – klinische Anwendungsmöglichkeiten; SPECT/CT: technical innovations – options for clinical use;

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Radiologe 2012 · 52:607DOI 10.1007/s00117-011-2273-0Online publiziert: 16. Juni 2012© Springer-Verlag 2012

B. Allgayer2 · F. Berger1 · M.F. Reiser1

1 Institut für Klinische Radiologie, Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, München2 Institut für Radiologie und Nuklearmedizin, Luzerner Kantonsspital, Luzern

SPECT/CT: Technische Innovationen – klinische Anwendungsmöglichkeiten

Einführung zum Thema

Liebe Leserinnen und Leser,

die multimodale Bildgebung nimmt seit etwa 10 Jahren sowohl in der Präklinik als auch in der Klinik einen zunehmenden Stellenwert ein.

Mit der Entwicklung und breiten kli-nischen Etablierung immer spezifische-rer Diagnose- und Therapieverfahren bis hin zu molekular zielgerichteten pharma-kologischen Therapien steigt der Bedarf für eine kombinierte funktionelle und morphologische bildbasierte Diagnostik und Therapieüberwachung. Die PET/CT spielt hierbei eine zentrale Rolle, stößt je-doch nicht zuletzt aufgrund der nötigen Infrastruktur sowie wirtschaftlicher As-pekte auf Limitationen.

Die gammakamerabasierte Bildgebung mit integrierter CT-Einheit stellt eine rela-tiv kostengünstige multimodale Alterna-tivmethode dar, für die weder ein Zyklo-tron noch PET-Radiochemie notwendig sind. Das Spektrum reicht von der präkli-nischen „molekularen“ Bildgebung bis zur klinischen Bildgebung. Anwendungen in Onkologie, Endokrinologie, muskuloske-lettaler und kardialer Bildgebung bilden den Schwerpunkt. Neben dem Kosten-vorteil bietet die SPECT/CT auch ideale Diagnose- und Therapieüberwachungs-möglichkeiten bei etablierten Verfahren der konventionellen Nuklearmedizin, wie beispielsweise der Radiojodtherapie des differenzierten Schilddrüsenkarzinoms.

Dieses Themenheft von Der Radiologe gibt einen Überblick über aktuelle Ent-wicklungen im Zusammenhang mit die-

ser noch relativ jungen multimodalen Bildgebung. Neben einer Zusammenfas-sung jüngster technischer Innovationen werden Anwendungsmöglichkeiten der SPECT/CT im Bereich der muskuloske-lettalen und onkologischen Diagnostik einschließlich bildbasierter Therapiekon-trolle radionuklidvermittelter spezifischer onkologischer Therapien dargestellt.

Bei methodischen Innovationen wie der SPECT/CT ist es verständlich, dass sie zunächst mit großem Enthusiasmus eingeführt werden. Damit verbunden ist bisweilen eine besonders positive Bewer-tung der Leistungsfähigkeit dieser Metho-den, wobei die Möglichkeiten vorhande-ner, einfacher Verfahren aus dem Blick-feld zu geraten drohen. Nach einer Phase des Überschwangs setzt dann meist eine kritische Bewertung ein, die sich auf um-fangreiche Studien stützen kann und letzt-lich in eine evidenzbasierte Anwendung dieser Verfahren mündet. Diese Entwick-lung steht der SPECT/CT vermutlich noch bevor. Dies ändert aber nichts da-ran, dass sie ein großes Potenzial besitzt und wir der Ansicht sind, dass sie für die Leser von Der Radiologe von großem In-teresse ist. Den Autoren der äußerst infor-mativen Beiträge möchten wir besonders danken.

Prof. Dr. Bernhard Allgayer

PD Dr. Frank Berger

Prof. Dr. Dr. h.c. Maximilian F. Reiser

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