Sahin 1991 Bemerkungen Zu Lykischen Und Pamphylischen Inschriften

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EPIGRAPHICA ANATOLICAZeitschrift fr Epigraphik u n d historische G e o g r a p h i e A n a t o l i e n s

herausgegeben v o n EKREM AKURGAL, R E I N H O L D MERKELBACH SENCER AHN, H E R M A N N VETTERS

HEFT 17 DR. R U D O L F HABELT G M B H B O N N

Iffl

INHALT

S. Cole Dionysiac Mysteries in Phrygia in the Imperial Period Th. Carsten N e u e Denkmler aus Bithynien S. Demougin U n tribun militaire de S6bastopolis du Pont D. H. French Sites and Inscriptions from Phrygia, Pisidia and Pamphylia J.F.Healey and C.S. Lightfoot

41 79 103

51

A Roman Veteran on the TigrisM. Heil Einige Bemerkungen zum Zollgesetz aus Ephesos B.LeGuen-Pollet Liste des errata et coirigenda (Epigr. Anat. 13, 1989, 51ff.) CS. Lightfoot andJ.F. Healey

19 101

A Roman Veteran on the TigrisR. Merkeibach Die Grabsule des Diogenes aus Sinope M.Ricl Nouveaux monuments votifs de Phrygie S. ahin "aus der milichen Lage eines hapax legomenon befreit" ? S. ahin Bemerkungen zu lykischen und pamphylischen Inschriften S. ahin Inschriften aus Seleukeia am Kalykadnos (Silifke) M. . Sayar Equites singulares J. R. Augusti in neuen Inschriften von Anazarbos

150

73

8

113

139 19

Somolinos Le plus ancien oracle d' Apollon Diym^en

69 72

E. Voutiras Zum Grabepigramm des Eutychianos

ISSN 0174-6545

BEMERKUNGEN ZU LYRISCHEN UND PAMPHYLISCHEN INSCHRIFTEN (Tafel 17-19) JALE NANgewidmet

1. Tib. Claudius Dryantianus aus PataraSeit dem Sommer 1989 fhrt eine Gruppe trkischer Archologen unter der Leitung von Professor Fahri Ik Ausgrabungen und Gelndeforschungen auf dem durch Sand und Sumpf schwer zugnglichen Ruinenfeld des antiken Patara durch. Patara war Residenzstadt der rmischen Statthalter der Doppelprovinz Lycia-Pamphylia. Daher ist zu erwarten, da die knftigen Ausgrabungen u.a. wichtiges epigraphisches Material insbesondere zur rmischen Verwaltungsgeschichte zum Vorschein bringen werden. Die Inschriften dieser Stadt sind bereits von E. Kaiinka, TAM 11,2 m-.396-491 zusammengestellt. Eine kurze Gelndebesichtigung im Sommer 1990 zeigte jedoch, da dort noch viele unbekannte Inschriftsteine zu entdecken sind. Die Entdeckung der unten behandelten Inschrift verdanke ich Herrn Necdet Cokun; ihm und anderen Studenten, die unter sehr bescheidenen Mglichkeiten an der Grabung mitarbeiteten und mir bei der Aufsuche und Aufnahme der Inschriften halfen, sei hier herzlich gedankt. Meinen Freunden und Kollegen Fahri Ik und Havva Ylmaz mchte ich fr die Erlaubnis zur vorzeitigen Publikation der Inschrift ebenfalls herzlich danken. Das Oberteil einer profilierten Basis aus Kalkstein, auf der wohl einst die Statue der in der Inschrift geehrten Person des Tib. Claudius Dryantianus stand, liegt heute ca. 250m nordwestlich von dem sogenannten "korinthischen Gebude" entfernt. Das Profil ist links und rechts leicht beschdigt. Die Inschrift scheint unten nicht vollstndig zu sein. Der glatte Erhaltungszustand der unteren Kante deutet darauf hin, da ein weiterer Block mit der Fortsetzung der Inschrift folgte. H.: 0,45m; Br.: 0,71m; T.: 0,27m (sichtbare); Bh.: 0,022m. Besondere Buchstabenform: Q

2 4 6

, , [

114

s.

ahin

"Den Tiberius Claudius Dryantianus aus der Tribus Cyreina, den Sohn des Claudius Agrippinus, der der Erste der Provinz, Vater und Grovater und Schwiegervater und Onkel der Senatoren sowie Sohn und Enkel der Kaiserpriester, Urenkel der Nauarchen und Hipparchen und Strategen ist (ehren) " Dieser Tib. Claudius Dryantianus scheint mit dem Claudius Dryantianus aus Patara (PIR^, C 858) identisch zu sein, der in der genealogischen Inschrift der Licinnia Flavilla und des Diogenes aus Oinoanda als Ehemann einer Mia Lysimache (PIR^, J 677) aus der vornehmen Familie der Licinnii aus Oinoanda^ und als Vater eines Konsuls erwhnt wird. Dort heit es: ICR III 500 Col.II60 62 - . ' , 64 , 72 70 68 66 [ ] [ ][]. [] [][] [][][] [] [] [] [] [ ] -

[ ][].

Der in der Inschrift erwhnte Tib. Claudius Agrippinus (Z.65/6) ist cos. (suff.) vielleicht des Jahres 154^ . Weil der Vater sich in der neuen Inschrift aus Patara noch nicht , sondern nur , nennt, drfte die Ehrung des Tib. Claudius Dryantianus vor dem Konsulat seines Sohnes, also wohl etwa vor 150 abgefasst worden sein. Er drfte damals jedoch Lykiarch gewesen sein, wie es die oben zitierte genealogische Inschrift aus Oinoanda belegt; in der neuen Ehrung steht der dem entsprechende Ausdruck . Zweifelhaft bleibt in der Inschrift aus Oinoanda (ICR III 500) die Ergnzung [, weil an der entsprechenden Stelle in der Inschrift aus Patara steht. Es ist denkbar, da man die Buchstabenreste vom Wort in gelesen hat. Demnach sollte man die Stelle vielleicht in [ ] korrigieren. Bisher blieb die verwandtschaftliche Beziehung des Tib. Claudius Dryantianus und seines Sohnes Tib. Claudius Agrippinus, der vor 154 Konsul war, zu dem in II nr. 422-425 und 495 (= A. Bailand, Fouilles de Xanthos, Paris 1981 S.167f. nr.65)3 geehrten Ritter Tiberius Claudius Agrippinus aus Patara praef. fabrum, trib. mil. leg. III Gallicae, trib. mil. leg. I Italicae, praef. alae Phrygum unklar'^. Die Inschriften in TAM II nr. 422-425 nennen diese Person: ' ' 1 Ausfhrlich s. S. Jameson, Two Lycian Familiy, in: Anat. Stud. 16 (1966), 125ff. (mit Stemma); Halfmann, Senatoren, S. 35f. (mit Stemma auf S. 166). 2 Halfmann, Senatoren, nr. 80; vgl. G. Alfldy, Konsulat und Senatorenstand unter den Antoninen, S. 166; Jameson, op. cit. 3 Vgl. dort auch nr. 437, wo ein gewisser Zosimus als Gutsverwalter des Tib. Claudius Agrippinus genannt wird. Vgl. Halfmann, op. cit. und Jameson, op. cit.; H. Devijver, Prosopographia militiarum equestrium I (Leuven 1976) nr.C 116 S. 239f.

Bemerkungen zu lytischen und pamphylischen Inschriften

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, .... , , ', , . . 5/6 scheint neu zu sein und "Urenkel" zu bedeuten; denn in der Inschrift , 2 nr. 495 . 17f. wird der Vater des Dryantianus ( ) [] genannt. Da nun die vollstndig angegebene Filiation des Dryantianus in der neuen Inschrift aus Patara mit der Person des Tiberius Claudius Agrippinus lasonis f . voll bereinstimmt und die sonstigen verwandtschaftlichen Angaben beider Personen sich im Einklang befinden, drfen wir in Tiberius Claudius Agrippinus den Vater des Dryantianus sehen. Trifft diese Identifizienmg zu, so ist das Stemma der Familie des Tib. Claudius Dryantianus folgendermaen zu ergnzen^:Nauarchen - Hipparchen - Strategen (die neue Inschrift und , 2 iir.495 Z.17f.) [neu]

(Tib.) Claudius lason (Kaiserpriester: nr. 422-424) Tib. Claudius Agrippinus (Kaiserpriester: nr. 422^24)

I

[nai] [neu]

lulia Lysimache ~ Tib. Claudius Dryantianus (Lykiarch: die neue Inschrift aus Patara und ICR 674)

I

Tib. Claud. Agrippinus COS. suff. vor 154

Claudia Helena

2. Lucius Vienus Longus procurator Augusti: Eine neue Inschrift aus Perge und IGR III 690; 729Die Widmungsinschrift des krzlich verffentlichten Ehrenbogens fr Domitian sowie fr seinen Vater Vespasian und den Bruder Titus in Perge^ enthlt den Namen eines bisher unbekaimten procurator Augusti, nmlich Lucius Vienus Longus. Die betreffenden Zeilen des auf beiden Seiten des Bogens identischen Haupttextes lauteten:

^ Stemma der ganzen Familie PIR^, C 776 (S.166); s. auch oben in Anm 1.* * *

1 J. Inan, Der Demetrios- und Apolloniosbogen in Perge, Ist. Mitt. 39 (1989) S. 231-244.

116

s.

ahin

' " [[]! . Das Erscheinen des Namens des flavischen Procurators Lucius Vienus Longus gibt Anla, zwei altbekannte Widmungsinschriften aus den lykischen Stdten Aperlai und Limyra erneut zu berfen, da in ihnen der Name desselben Procurators enthalten zu sein scheint. Eine offenbar schwer lesbare Bauinschrift einer an Titus und Domitian (sein Name ist in der Inschrift eradiert) gewidmeten Thermenanlage aus dem Jahr 80 in Aperlai (Westlykien) ist folgendermaen publiziert (IGR III 690 = 1523)2 : [] 2 4 6 8 [] , [] ', []', ', [ [] [] , . Der Name des Procurators ist von den Reisenden verschieden gelesen worden (nach CIG und Le Bas - Waddington, s. Anm. 2): Bailie Texier Borell LeBas Petersen4 1101000 10000 010 []

Aufgrund der letzten Revision der Inschrift durch Petersen hat zuletzt Benndorf den Namen des flavischen Procuratos als (= ) korrigiert. Es fllt sofort auf, da das nomen gentilicium (Vienus) und das cognomen (Longus) dieses Procurators unter

2 Nach CIG 4300 w (S. 1135); Le Bas - Waddington m nr. 1292 und Petersen - Luschan, Reisen in Lykien S. 49 Anm. 6. ^ "Post in longa rasura scripta fuerant nomina Domitiani, qui illo anno cos. fuit", Cagnat in IGR m S.517 zu nr. 1523 = 690. ^ Petersen, op. cit. schreibt [] . Auch den Namen des Statthalters koimte er aus (Le Bas - Wa^ington) in korrigieren. 5 Wiener Studien 24 (1902) S. 248.

Bemerkungen zu lytischen und pamphylischen Inschriften

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Titus mit den Namen des Procurators unter Domitian in der Inschrift aus Perge bereinstimmen. Die etwaige Gleichzeitigkeit der Amtsttigkeit (s. unten) sowie die prosopographische bereinstimmung beider Personen lassen kaum daran zweifeln, da wir es hier in beiden Fllen mit ein und demselben flavischen Procurator zu tun haben. Zudem sind so viele Unstimmigkeiten in der Lesung der Inschrift aus Aperlai vorhanden, da man dort mit einer korrupten berlieferung in Bezug auf das Prnomen () des Procurators rechnen mu. Gem der Inschrift aus Perge hie er mit seinem Vornamen Lucius. Angesicht dieses Beleges sowie der obigen berlegungen mssen wir also die Lesung an der betreffenden Stelle der Inschrift aus Aperlai im Hinblick auf die Wiedergewinnung des vollen Namens des Mannes berprfen. Man erwartet vor allem auch hier - trotz der geschickten Korrektur BIHNOY - die bliche Form OYEIHNOY, da in dieser Inschrift der lateinische Initialkonsonant V offenbar nicht mit B^, sondern mit Ou wiedergegeben wird, wie dies die Schreibung in Zeile 1 deutlich zeigt. Diese richtige Namensform des Procurators scheint in der korrigierten Abschrift der Inschrift tatschlich erhalten zu sein. Man hat die Buchstaben El in der schwer lesbaren Inschrift offenbar zunchst flschlich als (s. oben) gelesen; dann verwirrt in BI verwandelt. Trifft das zu, so knnte es sich bei dem brig gebliebenen vor OYEIHNOY durchaus um eine Abkrzung des Prnomens des Mannes, also um ein mit Abkrzungszeichen rechts und links dieses Buchstaben gehandelt haben. Auf dem Stein war sehr wahrscheinlich zu lesen:Z. 6 ([ . \^ ] \\ \.\ .

5

10

Peek, Griechische Versinschriften 687 ' [][]8 [][ ] /'// 3 I //, 1 1 // 5 I 1

]

)] Kd[v]TOV [ [ T]iepiou ,[ R Kaicapoc l e a c , [, ceacTiv -

10 15

10 Tac mcTecavToc Tiepiou KaicapocX e a c T o O , KTC f l c TOXCWC -

Xac Tqc cac-

[thc cuvK\tTOu ,] Nach Petersen - MSchan

Die Kibyraten^ ehrten den Statthalter also, weil er sich um die Ausfhrung der kaiserlichen Bauwerke ( ) gekmmert hat; dies geschah gem der Bestimmungen des Kaisers Claudius ( ), des Grnders der Stadt, indem er ihm diese Aufgabe anvertraut hatte (), imd [ - -]. Man hat das Wort zum Schlu der Inschrift bisher allgemein als ein Epitheton des rmischen Senats ( ) verstanden'*. Ein solches Epitheton, das kaum einen Sinn htte^, ist zudem fr den rmischen Senat nie belegt.

1 Nach Petersen-Luschan, Reisen in Lykien S. 189 nr. 252. 2 A.E. Gordon, RE A l Sp. 983ff.; A. Bailand, Fouilles de Xanthos : Inscriptions d ' ^ u e Imperiale du L0t6on (Paris (1981) , S. 79ff.; zuletzt B. R6my, Les carrieres s6natoriales dans les provinces Romaines d' Anatolie au Haut-Empire (Istanbul - Paris 1989) S.279f. nr. 229. ^ Zur Problematik, ob die Stadt Kibyra aufgrund der hier behandelten Inschrift zur Provinz Lykia oder Asia gerechnet werden soll, vgl. zuletzt Balland, S.26 mit Anm. 2 und R6my, S. 279 mit Anm. 2. '' Nach Petersen - Luschan und Cagnat auch z.B. Gordon, RE Al Sp. 942: "der De]mos ehrte Q. Veranius, den Epimeleten der kaiserlichen Werke gem den Auftrgen des Kaisers Claudius und des rmischen Senates ..."; vgl. dort auch Sp. 946; femer E. M. Smallwood, Documents Illustrating the Principates of Gaius Claudius and Nero (Cambridge 1967) nr. 231 b. 5 Diese Annahme ist bereits auf Ablehnung gestoen; so von M. Holleaux, CRAI 1888 S. 314/5; vgl. L. Robert, in: M. Holleaux, tudes VI (Paris 1968) S.14/5; J. und L. Robert, Bull. ep. 1955 nr. 223; G. Fomi, " e [Roma 1953] S. 49f.; ders. Giomale Italiano di Filologla 7 (1954), 188 und zuletzt auch Balland, op. cit. S. 26 Anm. 102. 6 Die Mnzumschriften (SNG Deutschland . Aulock, nr. 2199 aus Smyma) und (BMC Phrygia, S. 421 nr. 1 aus Tiberiopolis in Phrygien) unter Tiberius beziehen sich auf Livia und den Senat, die auf den genannten Mnzen als doppelte Schwestergottheiten () mit einander zugewandten Kpfen abgebildet sind: G. Fomi op. cit. nr. 108

124

s.

ahin

Syntaktisch steht [ sicherlich, wie es bisher auch von anderen Autoren angenommen wurde, im Zusammenhang mit der Wortgruppe - - . Die Anordnimgen ber sind also von zwei Stellen mitbestimmt bzw. mitgestaltet worden: a) vom Kaiser selbst ( ) und b) von einer Person oder Institution, die ebenfalls den Titel (Augusta) trug. Handelt es sich dabei um eine dem Kaiser etwa gleichgewichtige Person (wie die Kaiserin; s. unten), so gilt auch fr diese Person und das Satzschema wrde lauten: [ ]. Handelt es sich aber bei dem Titel Sebaste um die Stadt selbst (s. unten), so ist in der Inschrift sicherlich von zwei unterschiedlichen Handlungen des Statthalters die Rede; die eine bezieht sich auf die Ausfhrung der Anordnungen bzw. Befehle ( = mandata) des Kaisers, die andere aber spiegelt die Reaktion des Statthalters auf ein Vorgehen der Stadt, dessen Bestimmungswort in der Lcke zum Schlu der Inschrift ausgefallen ist. In diesem Fall sollte das Satzschema lauten: () [ -]. Angesichts dieser berlegungen knnen m. E. nur zwei Mglichkeiten in Frage kommen: 1. Eine Mglichkeit wre, da die Kaiserin, also die Frau des Claudius, die Anordnung ber die kaiserlichen Bauwerke in Kibyra mitgetragen hat, so da in der Lcke nur der Name der Kaiserin fehlt, wie dies von Holleaux erwogen und - aufgrund der Datierung der Inschrift (4348 n.Chr.) - mit dem Namen der Kaiserin Valeria Messalina verknpft wurde''. 2. Die andere Mglichkeit wre, da die Stadt, d.h. die Kibyraten sich selbst an den Bestimmungen ber auf irgendeine Art und Weise beteiligt htten. In diesem Fall mu aber angenommen werden, da die Stadt Kibyra den Ehrennamen Sebaste gefragen hat. Da die in Punkt 1 genannte Mglichkeit nicht in Erwgung gezogen werden kaim, geht aus der Tatsache hervor, da diese Kaiserin nie den Augustatitel getragen hat. Sie wurde Mitte Oktober 48 hingerichtet und verfiel der damnatio memoriae. Die einzige Alternative^ ist also die in Punkt 2 geuerte Lsung, d.h. , da wir hier einen Ehrentitel der Stadt Kibyra vor uns haben. Den Beinamen Sebaste haben damals zu Ehren des

(Smyrna) und 525 (Tiberiopolis); D. Kienast, Der heilige Senat, in: Chiron 15 (1985) S. 261. Der rmische Senat im Griechischen wird gewhnlich mit , oder betitelt (vgl. Fomi, S. 83ff.; dazu und fr weiteres auch Kienast 253ff.), in den Inschriften wird er aber sehr oft auch olme Titel genannt; vgl. z. B. die etwa aus der gleichen Zeit stammende Inschrift zu Ehren eines Quintus Veranianus Philagrus aus Kibyra, IGRIV nr. 915 Z.15: t a ; .17: . ^ . Holleaux, CRAI 1888 S.314/5: "Le nem de Messaline, qui se trouvait la demiere ligne, a martele". Nach der Zeichnung von Petersen - Luschan (s. oben) aber scheint der Stein an dieser Stelle eher abgebrochen zu sein. 8 PIRl V 161; G. Herzog-Hauser und F. Wotke, RE Al Sp. 246ff.(nr.403; besonders Sp. 248 unten); D. Kienast, Rmische Kaisertabelle (Darmstadtl990), 91f. ^ Eine andere berlegung wre, [ mit dem in Beziehung zu setzen, also etwa im Sinne [ . . od. usw.]. Ein solches Verstndnis des Satzes ist wohl kaum denkbar, weil die Vokabel und [ weit auseinander stehen, so da eine syntaktische Beziehung nicht mglich scheint.

Bemerkungen zu lytischen und pamphylischen Inschriften

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Augustus oder des regierenden Kaisers viele Stdte getragenio. Eine gute Parallele fr den Fall von Kibyra bietet eine Ehreninschrift fr Tiberius aus Paphos (Zypern): IGR III 941: - - . , ^

Ein hnlicher Ausdruck drfte auch in der Statthalterehrung aus Kibyra gestanden haben. Diese Annahme wird auch dadurch verstrkt, da fr Kibyra bisher aufgrund einer augusteischen Mnzlegende GEB. KIBYPAT(JNI2 bereits mutmalich angenommen wurde, da die Stadt diesen Ehrennamen getragen hat'^. Femer ist auch bekannt, da Kibyra nach einem Erdbeben im Jahr 23 durch Tiberius fr den Wiederaufbau Steuerfreiheit fr einen Zeitraum von 3 Jahren bekommen hat'"*. Demzufolge nannte es sich '^. Angesichts dieser optimalen Voraussetzungen darf man m.E. annehmen, da Kibyra zeitweilig - also wohl vor imd nach Tiberius - den Namen tatschlich getragen hat. Demnach ist die Mnzlegende als () aufzulsen und die Lcke am Anfang und Ende der Inschrift folgendermaen zu ergnzen:

01 2 4 6 8

[ ] [] [] [] [] [] []

10 12 14 16 18

[ - -]

So z.B. Ankyra mit dem Elhnikon Sebastenoi (Cl. Bosch, Quellen zur Geschichte der Stadt Ankara im Altertum, Ankara 1967, nr. 56 und 58); Kabeira (RE X 2 1397); Elaiussa (RE V 2 Sp. 2228f., nr.5; vgl. RE Al Sp.952); Paphos (Dien Cassius 54,23,7 [s. unten Anm. 11] und mehrere Inschriften IGR nr. 939, 940, 941); weitere Beispiele J. und L. Robert, Bull. ep. 1970 nr.407. ' ' Diesen Ehreimamen bekam Paphos nach einem Erdbeben im Jahr 15 v.Chr. und nach dem Wiederaufbau durch Augustus: Dion Cassius 54,23,7 : , was auch durch mehrere Inschriften (IGR nr. 939, 940, 941) besttigt wird; vgl. Oberhummer, RE X V m 3 Sp.941. Imhoof-Blumer, Monnaies grecques (Amsterdam 1883) 397 nr.88. Imhoof-Blumer, Kleinasiat. Mnzen 256 zu nr. 24 a; dagegen W. Kubitschek, Num. Zeitschrift 38 (1906), 247/8; vgl. Rge, RE XI Sp. 376 und Robert, fit. anat. 374 Anm.2. Tac., Ann. 4, 13. Viele Inschriften belegen diesen Namen: IGR IV nr.900, 907-8, 911, BCH 2 (1978) 593; Mnzen BMC, Phrygia, S.139-147; Imhoof-Blumer, Kleinasiat. Mnzen 254f.; SNGD v. Aulock, nr. 3726; 3735ff.(Severer); vgl. Rge, RE XI Sp. 376; L. Robert, fit. anat. 373f.

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s.

ahin

Fr Zeile 17f. kann natrlich, entsprechend der Mnzlegende, eine Ergnzung wie [ ] ebenfalls in Frage kommen. Da in der Inschrift der Kaiser als der Stadt genannt wird, mit dem sicherlich auch direkt im Zusammenhang stehen, ist anzunehmen, da innerhalb der Stadt^ zahlreiche Bauttigkeiten mit Hilfe kaiserlicher Finanzmittel durchgefhrt wurden. Demnach wre in der Lcke zum Schlu der Inschrift ein zweites Bezugswort zu zu erwarten, also etwa [ od. od. e. . Es wre syntaktisch natrlich korrekter, wenn vor dem Artikel in Z. 17 auch der Artikel dieses Bezugswortes (also .) gestanden htte.

5. Meter Oreia von Karain / Antalya: Eine Grottengttin in SdkleinasienCa. 30km nordwestlich von Antalya befindet sich ein paloUthischer, aus mehreren Abteilungen bestehender Hhlenkomplex, der 1919 whrend der Besatzungszeit von dem italienischen Forscher Giuseppe Moretti entdeckt wurdet und seit 1947 von trkischen Prhistorikem zuerst unter der Leitimg von Ismail Kl Kokten und nachfolgend von In Yalnkaya (ab 1985) systematisch ausgegraben wird^. Die Hhle liegt ca. 150m hoch am Sdhang einer Bergkette namens am Da (= "Tshygh-Dagh" bei Moretti, S. 547) am Westrand der breiten, mit ppigem Pflanzenwuchs berdeckten Travertinebene (ca. 300m ber dem Meeresspiegel). Unterhalb der Hhle hegt das Dorf Yaca, welches wohl dem "luvadja" bei Moretti (Anm. 1) entspricht. Ca. 1km nrdlich der Hhle befinden sich zahlreiche Quellen, die den Namen Kirkgz ("vierzig Augen" d.h. vierzig Quellen" (= "Qyrq-gz" bei Moretti) tragen und den Flu Dden Su (Katarraktes) speisen. 1986 machte Frau Yalnkaya mich auf mehrere stark verwitterten, teilweise nicht mehr lesbaren griechischen Inschriften aufmerksam, die an verschiedenen Stellen der Felswand dieser Hhle angebracht worden sind. Alle diese Inschriften (mit Ausnahme nr. 8) sind zwar von Moretti publiziert; eine genauere berfung zeigte jedoch, da ihm bei der Aufiiahme der schwerlesbaren Texte einige Fehler unterlaufen sind. Zudem ist die Hhle Karain heute aufgrund der Grabungen und ihrer archologischen Funde, die dort eine ununterbrochene Siedlungskontinuitt von prhistorischer Zeit bis in die rmische Kaiserzeit nachweisen (vgl. die Grabungsberichte von Yalnkaya hier Anm. 2), erneut ins Zentrum wissenschaftlichenDarber vgl. die Bemerkung v. L. Robert, Et. Anat., S. 89 mit Anm. 2 und 3.* * *

1 Le grotte sacre di luvadja, in: Annuario della Scuola archeologica di Atene e delle missioni italiane in Oriente 6-7 (1923-1924. Erscheinungsjahr: 1926) S. 547-554. 2 Eine bersicht ber die Ausgrabungen findet man bei Yalmkaya, 1985 yih Karain Kazlar (Ausgrabungen 1985 in Karain), in: Vm. Kaz Sonular Toplansi (Ankara 1986) I S. 21ff.; vgl. auch die Grabungsberichte in Ka. Ar. So. Topl. IX (1987) 1 S.15ff; X (1988) I S.lSff.; XI (1989) IS. 39ff.

Bemerkungen zu lytischen und pamphylischen Inschriften

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Interesses gerckt, da eine Revision auch der epigraphischen Funde, die die Hhle als Wohnund Kultsttte der hiesigen Muttergttin ausweisen, an dieser Stelle notwendig scheint. Bei den Funden handelt es sich um einfache Weihungen aus der rmischen Kaiserzeit an die Kybele, die bald als die "Bergmutter" (Eur. Hipp. 143; Diodor III 58,3) bald als oder angeredet wird. Abgesehen von Weihinschriften aus dem Kultbezirk der Meter am Panayr-Da bei Ephesos^, stammen alle anderen bisher bekannten Belege fr Meter Oreia aus dem Taurusgebirge in Sdkleinasien, so aus Nisa'' und Oinoanda^ in Lykien; Karain in Pamphylien (unten); Antiocheia in Pisidien^ und Seleukeia am Kalykadnos in Kilikien"^. Neben dem Kultbezirk von Panayr-Da bei Ephesos ist Karain die zweitgrte Kultsttte Kleinasiens berhaupt, an der - gem der epigraphischen Belege - eine Konzentration der auf Meter Oreia spezifizierten Kulthandlungen nachzuweisen ist. Es handelte sich dabei um einen Mysterienkult, dessen Angehrige einen (s. Inschr. nr.7 a, Z.4/5) bildeten. Der Oberiester des Mysterienvereins hie (nr.7 a, Z.6) oder (nr. 7 b).Die epigraphischen Belege aus Kleinasien sind zusammengestellt von MJ. Vennaseren, Corpus Cultus Cybelae Attidisque (CCCA) I (Leiden 1987) nr. 616/7; 625 (Ephesos); 729 (Oinoanda); 731 (Nisa); 750-754 (Karain unter "Ariassus") und P. Frei, Die Gtterkulte Lykiens in der Kaiserzeit, in: ANRW 18,3 (1990) S. 1814/5. Bei der Zusammenstellung der Inschriften aus Karain habe ich die Nummerierung von Moretti beibehalten.

1. Links unten an der Haupthhle, die die Ausgrber mit "A" bezeichnen. Die Inschrift steht auf einer tabula ansata, die 0,10m hoch; 0,26m breit ist; Bh.: 0,02m.E d . : Moretti, S. 551 nr. 1; SEG VI nr.720; Vermaseren, CCCA I nr.751. Moretti:

2

[?] '

I 1 1 . 1 1 C C

^ ^'^' , ^IY/F-

3 I. . 12 .. Ephesos ) nr. 107; 108; 109. I.K. 14 (I.v.Ephesos IV) nr. 1215-1224; dazu auch D. Knibbe, Die "anderen" ephesischen Gtter, in: Studien zur Religion und Kultur Kleinasiens (Festschr. F.K. Dmer. Leiden 1978) S.490f. Die epigraphischen Belege reichen von klassischer Zeit bis in die rmische Kaiserzeit. Alle Inschriften sind auf "einer steil abfallenden Felswand" angebracht, "die ganz von nischenartigen Lchern durchsetzt ist" (Keil in: I.K.14 S.131). 4 737 (2./3. Jhdt. n.Chr.). ^ R. Heberdey und E. Kaiinka, Bericht ber zwei Reisen im sdwestlichen Kleinasien (Denkschr. Akad. Wien, phil. -hist. Kl. 45. Wien 1896) 54 nr. 79: "auf vorragendem Felsen 2 m ber dem Boden". J.R.S. Sterrett, The Wolfe Expedition to Asia Minor, in: Papers of the American School of Classical Studies at Athens 3 (1884-85 [1888]) 280f.nr.400 ^ MAMA nr. 3 (in Majuskeln): auf der "Felswand am Eingang in eine natrliche Grotte". Als Athena Krisoa Oreia wird die Gttin identifiziert von S. Durugnl, Athena Krisoa Oreia, in: EA 10 (1987), 115/6. Mit derselben Grottengttin ist sicherlich auch die Athena im Tal des Kalykadnos beim kilikischen Seleukeia gleichzusetzen: J. Keil - A. Wilhelm, Vorlufiger Bericht ber eine Reise in Kilikien, in: Jh. 18 (1915), 22; vgl. TIB 5: F. Hild - H. HeUenkemper, KiUkien und Isaurien (Wien 1990) S. 424; vgl. dort auch S. 442, wo die Hhle bei der Wallfahrtsttte der Heiligen Thekla bei Seleukeia mit einem "Athena (Parthenos)-Kult" in Beziehung gesetzt wird.

128

s.

ahin

2. (Von mir nicht gesehen):E d . : Moretti, S.551 nr.2.

FA YPj^

n i c c h i e t t a m - t r i 0 . 1 5 X 0 . 1 5 ; l e t t e r e alte 0.03.

3. Tabula ansata oberhalb der westlichen Wand der Hhle "A"; ca. 0,25m hoch; 0,40m breit; Bh.: 0,03m.E d . : Moretti, S.551 nr. 3; SEG VI nr.721; Vermaseren, CCCAI nr.752. Moretti:

, CyPINACOllCONO

^ 2

,Uiy.ovo-

-ovoijva

2 4

, [], , ,

,'::^,,// /'.

C f C Q

, " , - [], - (SEG).

"conservus" Zingerle (SEG); "Fellow slave" Liddell - Scott, Lex. s.v. zitiert als einziges Beispiel diese Inschrift. 4. Rechts unten am Eingang in die Hhle "A"; die Inschrift auf einem leicht gegltteten Feld. Inschriftflche: H.: 0,26m; Br.: 0,24m; Bh.: 0,03m.Ed.: Moietti, S.551 iir.4. Moretti:

A[ 2 4 6 [ ? [ ]

]]-

TRI

[ ] [ [] ]

^

. 4 ff der Stein.

Bemerkungen zu lytischen und pamphylischen Inschriften

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5. Rechts oben am Eingang in die Hhle "A"; die Inschrift auf einer tabula ansata, deren H.: 0,17m; Br.: 0,25m ist; Bh.: 0,03m.Ed.: Moretti, S.551 nr.5; SEG VI nr.722; Vermaseren, CCCAI nr. 753. Moretti:

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G QK O Y E P M A I O Y

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. 1/2 ] (?) Moretti u.a. . 2 M der Stein. M 6. (von mir nicht gesehen).Ed.: Moretti, S. 551 nr. 6: Su altro pilastro fra la secoiida e la terza grotta, il seguente frammeato di iscrizione, in lettere quasi illeggibili: O Y ANECTHKE ,H-IOT,]YA ovv

Auch bei diesem Text handelte es sich sicherlich um eine Weihimg an die Meter. Das Verbum in der zweiten Zeile ist wohl als zu lesen. 7. Auf dem mittleren natrlichen Pfeiler vor dem Eingang der Hhle befindet sich eine kleine Nische (H.: 0,26m; Br.: 0, 20m). Die Inschrift a) steht rechts von der Nische; b) auf einer tabula ansata unterhalb der Nische (die Zeichnung bei Moretti [s. unten] ist also nicht ganz korrekt), c) links oberhalb der Nische mit sehr schwachen Buchstaben. Tabula ansata: H.: 0,13m; Br.: 0,28m; Bh.: 0,018-0,02m (a); 0,018m (b).E d . : Moretti, S. 551-4 nr. 7; SEG VI nr.718; Chr. Naour, Tyriaion en Cabalide: epigraphie et geographie historique (Studia Amstelodamensia ad epigraphicam, ius antiquum et papyrologicatn pertinentia XX. Zutphen 1980) S. 82 nr. 75; Vermaseren, CCCA I nr.754.

Die Inschriften a) imd b) weisen unterschiedliche Buchstabenformen auf z.B. M. E. C. f i . in der Inschrift a) und M . C. CA), in der Inschrift b). Da die Inschrift a) spter nachgetragen worden ist, erklrt sich daraus, da man bei der Einsetzung dieser Inschrift Rcksicht auf die tabula ansata (ab Z.16) genommen hat, indem man ab hier die Zeilen etwas nach innen gerckt hat. Beide Inschriften gehren wohl an das Ende des 2. Jhdts. Die Inschrift c) ist sehr flchtig geschrieben imd wohl nicht im Zusammenhang mit a) und b) zu verstehen. Tafel 18

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