Recepción de Los Lur en XIX y XX

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Recepción de los Lur en los ss. XIX y XX

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  • SUMMARY

    After the musicologist A. Hammerich had dis-covered, in 1893, how to handle the lures and whatmusically could be achieved with them, they wereincreasingly regarded as testimonies for the exist-ence of a national musical tradition dating back toprehistoric ages. New compositions were writtenfor the instruments and also for ensembles with thelure integrated. Original instruments were blownfor their realization, countless replica were manu-factured. After lure-motives had been used in Den-mark in the 1920s to promote the unity of the coun-try, the NSDAP in Germany recognized a littlelater the symbolic value of the lures for their propa-ganda and used them as central items for theirGermanic cults celebrating first of all the heroicBronze Age and claiming Scandinavia as an im-portant part of the elemental Germanic territory.After World War II, the lures were nearly forgot-ten for a long time. The didactic materials, especial-ly the wall illustrations in schools, which weredeveloped to teach Third Reich philosophy, disap-peared as well as the lure replicas that had beenblown by SS-officers in public.

    Later many of the instruments were found inthe depots of the museums. Possibly due to theBronze Age exhibits of the past few years the inter-est for the lures revived. It is time now to do newresearch on them to show how closely admirationand miscue can be related to each other.

    Als im Frhsommer des Jahres 1797 erstmaligLuren in einem dnischen Moor gefunden wur-den, war nicht abzusehen, welche symbolischeBedeutung diese Blasinstrumente aus der Bronze-zeit einmal haben sollten. Der Bauer Ole Petersenhatte beim Torfstechen in einem kleinen Moornamens Brudevaelte auf der Insel Seeland sechsungewhnliche Bronzehrner ans Licht gefrdert,die in ihrer Art bis dahin vllig unbekannt waren.

    Bis heute stellen sie das zahlenmig grteLurendepot dar.

    ORIGINALFUNDE UNDDNISCHE AUSSENPOLITIK

    Schon wenige Jahrzehnte nach ihrer Entdeckunggerieten die Luren von Brudevaelte ins Visierauenpolitischer Interessen1. Im Sommer desJahres 1843 besuchte der russische StaatsministerF. de Gille, Bibliothekar des russischen Zaren undDirektor der Kaiserlichen Kunstsammlungen derEremitage in St. Petersburg, den dnischen KnigChristian VIII. Gilles Reise nach Kopenhagenstand im Zusammenhang mit Verhandlungenber die dnischen Erbfolge. Da der einzige SohnChristians VIII., Kronprinz Frederik Christian,der sptere Knig Frederik VII., kinderlos blieb,plante der Knig, seinen Neffen Prinz Friedrichvon Hessen mit der Zarentochter Alexandra zuverheiraten. Whrend seines Aufenthaltes besich-tigte Gille auch das seit 1816 von Christian Jr-gensen Thomsen (17881865) geleitete und 1832nach Schlo Christiansborg verlegte KniglicheMuseum Nordischer Altertmer, in welchem sichdie sechs Luren von Brudevaelte befanden. Dabeizeigte er groes Interesse an den Instrumentenund drckte seine Hoffnung aus, da eine der imMuseum aufbewahrten Kriegsluren das Militr-museum des Zaren in Tsarskoe-Seloe bereichernmge. Der Knig registrierte den Wunsch desMinisters aus St. Petersburg, doch erhielt derGast zunchst nur das Mundrohr einer anderen,1803 in rslev auf Fnen gefundenen Lure, derenbrige Bestandteile nicht mehr vorhanden

    1 Die folgenden Ausfhrungen ber die kniglichen Luren-geschenke an den russischen Zaren und an den franzsi-schen Hof basieren auf dem Aufsatz von Jensen (1998).

    Verehrt und mibraucht Zur Rezeptionsgeschichte der bronzezeitlichenLuren im 19. und 20. Jahrhundert

    Joachim Schween

  • waren2. Zwei Jahre spter konnte Zar Nikolaus I.allerdings tatschlich eine der Luren von Brude-vaelte entgegennehmen und der kaiserlichen Waf-fensammlung auf Schlo Tsarskoe-Seloe auer-halb von St. Petersburg hinzufgen. Prinz Frie-drich von Hessen, der 1844 die ZarentochterAlexandra geheiratet hatte, schon bald jedochwieder verwitwet war, brachte dem Zaren dasInstrument (Lure Nr. 6)3 auf der Reise zur erneu-ten Vermhlung, diesmal mit der Tochter desRussischen Grofrsten Michael, im Juli 1845 alsdiplomatisches Geschenk mit. 1853 erschien inSt. Petersburg der monumentale Tafelband Musede Tsarskoe-Selo ou Collection dArmes de SaMajest lEmpereur de toutes les Russies mit 180Lithographien, in dem die Lure publiziert undabgebildet wurde (Abb. 1). Sie befindet sich nochheute in Ruland seit 1917 in der Eremitage inSt. Petersburg und war nur vorbergehendwhrend der groen Europarat-Ausstellung Gt-ter und Helden der Bronzezeit (19982000) mitden brigen fnf in Kopenhagen verbliebenenBrudevaelte-Luren (Nr. 15) vereint.

    Noch ein weiteres Mal mu es im Verlauf des 19.Jahrhunderts zum Transfer einer dnischen Ori-ginallure ins Ausland gekommen sein. Man stelltenmlich 1965 fest, da es sich bei zwei im Musedes Antiquits Nationales in St. Germain-en-Layeaufbewahrten dnischen Luren nicht, wie immergeglaubt, nur um Kopien, sondern um eine Kopieund ein stark repariertes Original handelte.

    Die Kopie war 1860 von dem KlempnermeisterC. L. Pers aus der Lderstrde in Kopenhagennach dem Vorbild der Brudevaelte-Lure Nr. 5gefertigt und 1861 im Auftrag des dnischenKnigs Frederik VII. zusammen mit weiteren dni-schen Altertmern als Geschenk fr Napoleon III.nach Paris geschickt worden. Die ausgewhltenObjekte fanden ihren Platz im Schlo von St. Ger-main-en-Laye, das Napoleon III. 1862 als neuesfranzsisches Nationalmuseum einrichten lie.

    Der Weg der anderen, als Originalinstrumentidentifizierten Lure nach Frankreich ist bishernicht eindeutig geklrt. Bekannt ist lediglich, dasie 1865 von Napoleon III. ebenfalls dem Musedes Antiquits Nationales in St. Germain-en-Layeals Geschenk vermacht wurde. Vermutlich warauch sie eine Gabe des dnischen Knigs FrederikVII. Das Instrument war 1858 gut erhalten undzusammen mit einem spiegelbildlich geformtenGegenstck im Moor von Blidstrup auf Seelandgefunden worden und gelangte in die kniglichePrivatsammlung Frederiks VII. 1859 jedochbrannte das Schlo Frederiksborg nieder und mitihm auch die Altertumssammlung des Knigs. DieLuren galten seitdem mit Ausnahme einiger nochheute im Nationalmuseum in Kopenhagen aufbe-

    wahrter Fragmente als verloren4.Man wei, da Frederik VII. in den letzten Jah-

    ren vor seinem Tod (1863) versuchte, seinerGemahlin Grfin Danner den Weg in hhere Krei-se zu ebnen und sich um ihre Einladung an denfranzsischen Hof bemhte. Hierbei scheinen dieLurengeschenke an Napoleon III. eine wichtigeRolle gespielt zu haben. Tatschlich war die GrfinDanner im Frhling 1865 zu Besuch in Paris undauch in St. Germain, wo man sie durch den soge-nannten Salle de Mars des Museums fhrte und ihrdie ausgestellten dnischen Altertmer zeigte. Aufeinem Stich aus dieser Zeit, der einen Einblick indie Ausstellung gewhrt, ist deutlich zu erkennen,wie zwei Luren in der Mitte des Saales auf einerhohen Schauvitrine liegen (Abb. 2). Die eine ist diein Kopenhagen angefertigte Kopie, die andere dieOriginallure von Blidstrup. Die Grfin war aller-dings nicht besonders berzeugt von der Prsenta-tion der dnischen Exponate, wie einem Brief anChristian Jrgensen Thomsen in Kopenhagen zuentnehmen ist, und bat um weitere Gaben fr dieAusstellung in St. Germain.

    Ob sich das Verschenken von Luren nach Ostund West fr das dnische Knigshaus wirklichausgezahlt hat, soll an dieser Stelle nicht beurteiltwerden. Eine Originallure jedenfalls scheint seit-dem Dnemark als Geschenk nicht mehr verlassenzu haben, was sicherlich auf die zunehmendeWertschtzung der Luren im eigenen Landzurckzufhren ist. Lurennachbildungen wurdenjedoch spter als Hilfsmittel dnischer Politikerneut ins Ausland verschenkt (s. u.).

    DIE WENDE ANGULHAMMERICH UND DIESPIELHALTUNG DER LUREN

    Die Rezeptionsgeschichte der Luren wre gewianders weiterverlaufen, wenn Angul Hammerich(18481931) die Luren am 13. Dezember 1892 beiihrer Vorfhrung in der Sitzung der Kniglich nor-dischen Oldskrift-Selskab zu Kopenhagen zumSpiel nicht nach vorne gedreht und so in ihrem

    2 Das Mundrohr einer zweiten, zugehrigen Lure gelangte1837 in die Privatsammlung des Archologen J. J. A. Wor-saae, der die Museumsarbeit C. J. Thomsens nach dessenTod 1865 in Kopenhagen fortsetzte. Worsaae verkaufteseine Privatsammlung einschlielich des Lurenfragmentesim Jahre 1869 an das British Museum in London, wo sichdas Stck noch heute befindet (Jensen 1998, 3536 Abb. 9);vgl. auch Broholm et. al. 1949, 27, die das Fragment ohnenhere Angaben auffhren.

    3 Die Numerierung der Luren entspricht der fortlaufendenZhlung bei Broholm et al. 1949, 1234.

    4 Hammerich 1893, 143; Broholm et. al. 1949, 16 Nr. 78.

    Joachim Schween194

  • Erscheinungsbild spektakulr aufgewertet htte5.Der dnische Musikologe hatte eine Reihe guterhaltener Luren, allen voran die KopenhagenerLuren von Brudevaelte, auf ihre musikalischenEigenschaften und ihren praktischen Gebrauch hinwissenschaftlich untersucht und festgestellt, dadie Instrumente nicht mit der Schallffnung nachunten, sondern aufrecht gehalten mit der Endschei-be nach vorn gespielt worden sein mssen6 eineErkenntnis, zu der brigens der deutsche Archo-loge O. Olshausen beim Umgang mit der BerlinerNachbildung einer Brudevaelte-Lure Nr. 5 auchgelangt war und dies bereits 1891 in der BerlinerZeitschrift fr Ethnologie mitgeteilt hatte7.

    Bis zu Hammerichs begeistert aufgenommenerund auch in deutschen Fachkreisen aufmerksamregistrierter Demonstration der Luren8 galt jedochallgemein die Vorstellung, das Rohr der Lure seiber Schulter und Rcken des Blsers nach untengefhrt worden und die Schallffnung seitlichneben der Hfte wieder zum Vorschein gekom-men9. Die Luren wurden deshalb in wissenschaft-lichen Tafelwerken wie A. P. Madsens Afbildnin-ger af Danske Oldsager og Mindesmrker aus demJahre 1872 mit der Mndung nach unten abgebil-det (Abb. 3). Beispiele finden sich auch in den Illu-strationen zur nordischen Mythologie und prhi-storischen Lebenswelt. Der dnische KnstlerLorenz Frlich lie den nordischen Gott Heimdalauf einer Zeichnung von etwa 1854 in heroischerPosition eine nach unten gerichtete Lure spielen10.Und das 1888 von Angelo Haase verffentlichteSchulwandbild Steen- og Bronzealderen mit Illu-strationen von Carl F. Schmidt zeigt im rechtenunteren Bildfeld eine bronzezeitliche Bestattungs-zeremonie, die im Hintergrund zwei Lurenblsermit nach unten gerichteten Instrumenten erkennenlt (Abb. 4). Im Zentrum des Bildvordergrundesist zudem eine Trophensammlung zu sehen, dieu. a. drei Luren, ein irisches Bronzehorn sowieeinen Carnyx enthlt.

    Die aufrechte Haltung der Luren mu schon inder Mitte des 19. Jahrhunderts und damit etlicheJahrzehnte vor Hammerich in Erwgung gezogenworden sein. Anders lt sich kaum erklren, dadie 1845 nach St. Petersburg gegebene Lure Bru-devaelte Nr. 6 im erwhnten Tafelband von 1853mit der Schallffnung nach oben dargestellt ist(Abb. 1). Die Verbreitung des Werkes drfte aller-dings nicht sehr gro gewesen sein, so da dieLuren-Abbildung wohl nahezu unbekannt blieb.

    Hammerich war jedoch derjenige, der die auf-rechte Spielhaltung erstmals wissenschaftlichbegrndete und seine Ergebnisse in franzsischer(1892), dnischer (1893) und deutscher Sprache(1894) verffentlichte. Die nach seinen Angabengefertigten Darstellungen von Lurenspielern einesymmetrisch aufgestellte Vierergruppe (Abb. 5)

    sowie das Brustbild eines Einzelblsers wurdenspter in der musikgeschichtlichen und archolo-gischen Fachliteratur immer wieder abgedruckt11.Den Einzelblser whlte man 1910 sogar als Titel-motiv fr einen Bucheinband (Abb. 6)12.

    LURENKLNGE VOM DACHDES NATIONALMUSEUMS INKOPENHAGEN

    Die neue Optik der Luren war es nicht allein, dieden Instrumenten zu ihrer Popularitt verhalf.Hammerich verstand es, die Hrner wirkungsvollzu inszenieren. Mehrere Jahre nacheinander veran-staltete er auf dem Dach des im KopenhagenerPrinzen Palais untergebrachten Nationalmuseums,das 1892 aus dem Ethnographischen Museum,dem Antikenkabinett und den kniglichen Samm-lungen nordischer Altertmer hervorgegangenwar, Lurenkonzerte zur Mittsommerfeier. Derdnische Musikwissenschaftler Godtfred Skjernebrachte den Charakter dieser offenbar aueror-dentlich populren Veranstaltungen 1949 folgen-dermaen zum Ausdruck:

    (...) on these occasions no hesitation was per-ceived in letting the lures join in polyphonously incomplicated movements, also in the only tune outof theatrical and dramatic music that was played,viz. the Hunters Choir from Fr. Kuhlaus Elver-hj, which, it is true, had to be revised in certainplaces, the compass of the lures being insufficient.Admittedly these concerts did not claim to offerBronze Age music, but were rather intended togive the public the best possible impression of thesonorousness of these instruments with no pettyregard to whether this was achieved by presentingthe maximum of what expert blowers of our owntime might get out of these ancient instruments,the more so since in view of his own ideas Ham-merich could have no hesitation in doing so. Theseperformances which were repeated over a number

    5 vgl. Finn 1892; Lund 1986, 41.6 Hammerich 1893, 158162.7 Olshausen 1891, 855; vgl. Hammerich 1893, 160 Anm. 1.8 Finn 1892, 545: Das Interesse an dem fesselnden Vortrage

    wurde noch dadurch gesteigert, dass derselbe von prakti-schen Beweisen begleitet wurde, indem die KniglichenKapellmusiker Petersen sen. und jun. auf den Luren blie-sen. Das Erstaunen und der Beifall der Gesellschaft stieg,als sie von Akkorden und Skalen zu kleinen Mrschen undNationalmelodien auf diesen ber dreitausend Jahre altenInstrumenten bergingen.

    9 Hammerich 1893, 159.10 Hjring 1986, 236 Abb. 1; 247.11 In Deutschland u. a. bei Schmidt 1915, 85; Schuchardt

    1928, 150 Abb. 114; Schwantes 1939, 566 Abb. 890; jngstbei Andersson 2001, 22.

    12 Schoenfeld 1910.

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  • of years became so popular that they have evenclaimed a historian of their own.13

    Der Berliner Historienmaler Friedrich GeorgWilhelm (William) Pape (18591920) hat das Spek-takel auf einer Lithographie mit dem Titel Luren-blser am Johannistage auf dem Dach des ethno-graphischen Museums in Copenhagen bildlich fest-gehalten14.

    THEODOR FONTANESLUREN-KONZERT

    Auch Theodor Fontane (18191898) scheint eineder Instrumentenvorfhrungen in Kopenhagenmiterlebt zu haben und setzte ihnen mit seinem1895 erstmals verffentlichten Gedicht Luren-Konzert ein literarisches Denkmal. Fontane schil-dert zunchst, wie ein Kopenhagener Gastfreundihm auf seine Nachfrage hin die Luren erklrt undbeschreibt anschlieend seine Beobachtungenwhrend des Konzertbesuches. Von den 42 Versendes Gedichts seien folgende 20 herausgegriffen:

    In Kopenhagen, gro und gesperrt,Am Saal-Eingang stand: Luren-Konzert.Und an meinen Gastfreund jener TageRichte voll Neugier ich die Frage:Sage, was meint das? Bis Fausts LemurenReicht es gerade. Doch was sind Luren?

    Luren, in Tagen der Goten und Geten,Hieen unsre Nordland-Trompeten,Hrner warens, von sieben Fu Lnge,Schlachtruf waren ihre Klnge,(...)

    Ein tret ich. Im Saal, an Estrad und Wand,Sitzen schne Frauen, den Fcher in der Hand;(...)So sitzen sie da; Lorgnons und GlserRichten sich auf die Lurenblser,Das sind ihrer drei. Blond-nordisch ihr Haar,Keiner ber dreiig Jahr,An die Brstung sind sie herangetreten,Hoch heben sie langsam ihre Trompeten,Und die Luren, so lang in Tod gebunden,haben aufs neue Leben gefunden.(...)15

    DENKMAL AUF DEMRATHAUSPLATZ UNDMARKENZEICHEN FRDNISCHE BUTTER

    Das Lurenblser-Denkmal auf dem Rathausplatzkonnte Fontane bei seinem Aufenthalt in Kopen-

    hagen noch nicht sehen, es wurde erst 1914 aufge-stellt. Die hohe Steinsule und darauf eine Skulp-tur zweier Blser aus Bronze (Abb. 7) sind einWerk des Knstlers Siegfried Wagner und desArchitekten Anton Rosen (18591928). Es wurdeim Auftrag des Carlsbergfonds zur Erinnerung anden 100. Geburtstag des Brauers J. C. Jacobsen(18111887) geschaffen16. Korrekt sind die beidenathletischen Blser durch die Art der Kleidung,Kopfbedeckung und Waffen als Mnner der Bron-zezeit gekennzeichnet17. Lediglich die aufrechteSpielhaltung der Luren entspricht nicht exakt dem,was man seit Hammerichs Untersuchungen dar-ber wei.

    Das Denkmal neben dem Rathaus drckt aus,welchen Stellenwert die Luren fr das historischeSelbstverstndnis Dnemarks inzwischen erlangthatten. Ihr Abbild war nun im ffentlichen Raumdauerhaft verankert und an zentraler Stelle derStadt zum stndig sichtbaren Zeichen geworden,das an die stolze, ferne Vergangenheit erinnernsollte.

    Bereits einige Zeit zuvor hatte die vom Etiket-tenschwindel bedrohte dnische Milchwirtschaftdie symbolische Kraft der Luren erkannt, entge-gengesetzt angeordnete Lurenpaare zum Qua-littsmarkenzeichen fr dnische Butter gemachtund dieses flschungssicher auf alle Holzfssergebrannt, mit denen die Butter ins Ausland expor-tiert wurde18. Die Wahl des Markenmotivs warsicherlich strker von emotionalen als von histori-schen Assoziationen bestimmt, denkt man nur andie Begeisterung fr die Bronzeluren, die Hamme-rich mit seinen ffentlichen Vorfhrungen aus-gelst hatte.

    GERMANISIERUNG DERLUREN IM WILHELMINI-SCHEN DEUTSCHLAND

    In Deutschland hatte vor dem Ersten Weltkriegbesonders der Philologe und Musikforscher OskarFleischer (18561933) durch seine Experimentemit der Lure Aufmerksamkeit in der Fachwelt

    13 Broholm et. al. 1949, 127.14 Ein Exemplar der Lithographie befindet sich in der Musik-

    instrumenten-Ausstellung des Schlosses in Eutin, Schles-wig-Holstein (Besuch des Verfassers am 3. September2002).

    15 Zitiert nach Keitel/Nrnberger 1978, Abt. I, Bd. 6.16 Nussbaum 1999; Andersson 2001, 38.17 Die Bildunterschrift in Andersson 2001, 38 bezeichnet die

    Figuren flschlicherweise als lurenblasende Wikinger.18 Hjring 1986, 241242. Erst seit kurzem ist die Lurmarke

    auf den gold- und silberfarbenen Verpackungen dnischerButter in Deutschland (vgl. Schween 1999, 90 Abb. 5) nichtmehr vorhanden.

    Joachim Schween196

  • erregt. Fleischer, der seit 1888 Leiter der Samm-lung alter Musikinstrumente in Berlin (heuteMusikinstrumenten-Museum des StaatlichenInstituts fr Musikforschung) war19, hielt imAugust 1911 vor der in Koblenz tagenden, vondem Philologen und Prhistoriker Gustaf Kossin-na (18581931) gefhrten Deutschen Gesellschaftfr Vorgeschichte einen Vortrag zum Thema DieEntwicklung der germanischen Musik. Ebenso,wie Hammerich bereits 1892 vor der Kniglichnordischen Oldskrift-Selskab20 und vielleichtdurch dessen Erfolg inspiriert, gelang es auch Flei-scher, die Zuhrer mit Lurenklngen zu beein-drucken. Der 1912 in der Zeitschrift Mannus, demOrgan der Deutschen Gesellschaft fr Vorgeschich-te, erschienene Bericht ber den Vortrag Fleischersvermerkt: Ein Musiker vom Coblenzer Inf.-Regt.spielte auf einer nachgebildeten Lure einige Wei-sen, die ganz groartig klangen. Der Ton war voll,stark, weittragend und usserst reich. Die Zuhrerliessen es an Beifall nicht fehlen.21

    Einige Zeilen spter heit es dann allerdingsfolgenschwer: Nur Deutsche hatten die Lure.Damit ist der Beweis gebracht, dass die Germanenin der polyphonen Musik ganz selbstndig ohnefremde Anleihen sich zu der Hhe aufschwangen,die sie heute noch vor allen anderen Vlkern vor-aus haben.22 Diese Stze offenbaren jenen chauvi-nistischen Nationalismus, der Teile der wilhelmi-nischen Gesellschaft erfat hatte und wie dasBeispiel von Oskar Fleischer zeigt auch in Wis-senschaftler-Kreisen namhafte Anhnger fand.Kossinnas eigener, in Koblenz gehaltener VortragDie deutsche Vorgeschichte, eine hervorragendnationale Wissenschaft, bald darauf in Buchformerschienen, lag auf derselben Linie. Bereits frh, sowird rckblickend sichtbar, war der Weg zumnationalsozialistischen Mibrauch der Lurenangelegt. Die Germanisierung der Luren jeden-falls war schon mehr als 20 Jahre vor der Macht-bernahme der Nationalsozialisten in Deutsch-land weitgehend vollzogen. Da spielte es keineRolle mehr, da die berwiegende Zahl der Lurenin Dnemark gefunden wurde, nur wenige Exem-plare dagegen im Norden Deutschlands.

    NEUE KOMPOSITIONEN FRALTE INSTRUMENTE

    Whrend sich die Lurenvorfhrung 1911 inKoblenz noch auf die Mitglieder der DeutschenGesellschaft fr Vorgeschichte und damit auf einebegrenzte Zuhrerschaft beschrnkte, ffnetensich die Tore fr das breitere Publikum ein Jahrspter in Berlin. Auf Initiative von Oskar Fleischerund Gustaf Kossinna wurde 1912 in der Deut-schen Staatsoper Berlin der Zyklus Musikalische

    Bilder aus der deutschen Vergangenheit aufge-fhrt. Das erste Bild der Serie hatte die Aufgabe,einen altgermanischen Gottesdienst an die Sonnedarzustellen und dazu erklang ein vierstimmigerSatz fr vier Luren23. Die Musik stammte von demKomponisten Ernstguido Naumann (18901956),der von 1912 bis 1919 an der Sammlung alterMusikinstrumente in Berlin Assistent von O. Flei-scher war. Auch andere Komponisten versuchtensich an den Luren so z. B. Wilhelm Kempff(18951991), der 1917 als 22-jhriger ein Vorspielzu Heinrich von Kleists Drama Die Hermanns-schlacht fr groes Orchester, drei altgermani-sche Luren (eine in C, zwei in Es) und Mnner-chor schrieb24. Die Impulse hierzu gingen mgli-cherweise von Dnemark aus, denn bereits einigeJahre frher entstanden dort erste polyphoneWerke fr Luren und die Komponisten warendamals nicht unbekannt. So schrieb Asger Hame-rik (18431923)25, der Bruder von Angul Hamme-rich, Das Lied der Lure fr vier Luren, in sptererberarbeitung fr zwei Luren26, und Carl Nielsen(18651931) komponierte 1910 fr die Freiluftauf-fhrung der Tragdie Hagbarth og Signe vonA. Oehlenschlaeger eine Musik, deren Ouvertrevier Luren und zwei Waldhrner erforderte27.

    Das Echo auf derartige Veranstaltungen fielnatrlich unter Prhistorikern nicht nur positivaus. Hubert Schmidt, der das 1911/1912 teilweiseeigenhndig ausgegrabene Lurenpaar von Daber-kow in Vorpommern untersucht hatte, bezweifelteeine sachgeme musikalische Bewertung dieserInstrumente nach reklamehaften Konzertauf-fhrungen, bei denen moderne Nachbildungen derLuren von modern geschulten Trompetern ge-

    19 Nachfolger von Oskar Fleischer wurde der renommierteInstrumentenkundler Curt Sachs, der 1919 die Leitung derSammlung bernahm und 1933 in die Emigration ging(Droysen 1978, 10). Sachs bezog in seinen Publikationenimmer wieder Stellung gegen die romantisierende Ver-klrung der Luren (vgl. Sachs 1913).

    20 vgl. Finn 1892.21 Fleischer 1912, 2526.22 Fleischer 1912, 26. Da der Mannus-Artikel nach dem

    Bericht der Coblenzer Zeitung verfat wurde, wie derTextberschrift zu entnehmen ist, lt sich nicht eindeutigfeststellen, ob Fleischer hier wrtlich zitiert, sinngemwiedergegeben oder lediglich interpretiert wurde. DieMannus-Redaktion scheint jedoch an der Authentizitt derAussagen Fleischers nicht gezweifelt zu haben, sonst wreder Zeitungsbericht vermutlich so kaum nachgedrucktworden.

    23 Broholm et. al. 1949, 127.24 Broholm et. al. 1949, 128; vgl. auch Heinitz 1937, 299.25 Asger Hammerich nderte seinen Familiennamen zur Zeit

    des Deutsch-Dnischen Krieges (1864) in Hamerik. Von1871 bis 1898 lebte und arbeitete er in Baltimore/USA,anschlieend kehrte er nach Dnemark zurck(http://cpa.feynsinn.de/hamerikbio/hamerikbio.html).

    26 Broholm et. al. 1949, 127.27 Broholm et. al. 1949, 128 Anm. 1.

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  • blasen werden.28. Bezeichnenderweise wurdeSchmidts Arbeit ber die Luren von Daberkowmit seiner darin angedeuteten Skepsis gegenberLurenkonzerten nicht in der von Gustaf Kossinnaherausgegebenen Zeitschrift Mannus verffent-licht, sondern in der Praehistorischen Zeitschrift,dem von Kossinnas wissenschaftlichem wie per-snlichem Gegenspieler Carl Schuchhardt (18591943) herausgegebenen Organ der Berliner undDeutschen Gesellschaft fr Anthropologie, Ethno-logie und Urgeschichte.

    DIE ERSTEN KOPIEN

    Bislang ist nicht untersucht worden, welche Nach-bildungen bzw. Kopien von Luren bei dengenannten Konzertauffhrungen konkret benutztworden sind. In der Regel hat man dies wohl auchnirgends schriftlich festgehalten. Einige Instru-mente lassen sich allerdings anfhren, die zumin-dest prinzipiell fr entsprechende musikalischeDarbietungen geeignet gewesen sein drften.Angul Hammerich lie bekanntlich seinerzeit aufOriginalen des Nationalmuseums spielen, nach-dem der Kopenhagener InstrumentenbauerJ. K. Gottfried sie z. T. geringfgig restaurierthatte29. Gottfried selbst fertigte auerdem Kopiender Brudevaelte-Luren in Es30 und schuf damitspielbare Alternativen zu den wertvollen Original-instrumenten. O. Olshausen benutzte 1891 eine imKniglichen Museum fr Vlkerkunde Berlin31

    unter der Inv.-Nr. IV.117 verwahrte Nachbildungder Brudevaelte-Lure Nr. 532. Vermutlich ist esdasselbe Instrument, das den Mitgliedern derDeutschen Gesellschaft fr Vorgeschichte 1911 inKoblenz von O. Fleischer zu Gehr gebrachtwurde; Fleischer war schlielich als Universitts-professor und Leiter der Musikinstrumenten-Sammlung in Berlin ttig und wird die Nachbil-dung des Museums gekannt haben. ber den Her-steller lt sich an dieser Stelle nur spekulieren. Dasich das Vorbild jedoch in Dnemark befindet undHammerich das Berliner Stck sogar als en Kopiansprach33, ist nicht auszuschlieen, da die Berli-ner Lure in Kopenhagen angefertigt wurde. InFrage kme als Erbauer beispielsweise C. L. Pers,der ja bereits 1860 eine Kopie der Lure Brudevael-te Nr. 5 hergestellt hatte, die als Geschenk anNapoleon III. ging (s. o.).

    OTTO HGEMANNS GEGOS-SENE NACHBILDUNGENDER LURE VON GARLSTEDT

    Im Niederschsischen Landesmuseum Hannoverund im Landesmuseum fr Vorgeschichte Halle

    befindet sich jeweils ein Paar gegossener Luren, diedurch den hannoverschen Gelbgieer Otto Hge-mann angefertigt wurden34. Die Firma Otto Hge-mann wurde 1874 gegrndet und hatte bis minde-stens 1950/51 ihren Sitz in der Meterstrae 30 inHannover35. Das hannoversche Paar entstandnachweislich vor 191636, bei dem hallensischenPaar ist dies zu vermuten. Auftraggeber der Instru-mente, die als zuverlssige Rekonstruktionen dernur fragmentarisch erhaltenen Lure von Garlstedt(Ldkr. Osterholz, Niedersachsen) angesehen wer-den knnen, war Hans Hahne (18751935), von1907 bis 1912 Direktorialassistent am Provinzial-museum Hannover (heute Niederschsisches Lan-desmuseum) und anschlieend bis zu seinem TodeDirektor des Provinzialmuseums (ab 1921 Landes-anstalt fr Vorgeschichte, heute Landesmuseum frVorgeschichte) in Halle a. d. Saale. Die Lurenwaren und sind eine Besonderheit, denn Hahnehatte mit ihnen erstmals Nachbildungen imGuverfahren herstellen lassen37. In technologi-scher Hinsicht stehen sie damit den Originalennher als alle vor und nach ihnen gefertigten Nach-bildungen, auch wenn Wandstrke und Legierungnicht vllig bereinstimmen.

    Das Spiel der hallensischen Luren wurde nachgegenwrtigem Kenntnisstand des Verfassers erstin den 1930er Jahren einige Male in Publikationenvermerkt (s. u.); ber den Einsatz der Luren ausHannover wurde dagegen bereits Anfang der1920er Jahre ffentlich berichtet. Im Hannover-schen Tageblatt vom 15. Juni 1924 heit es: Am21. 6. findet eine Sonnenwendfeier nach altgerma-nischem Brauch statt. Um 21 Uhr werden vom Bal-kon des Provinzial-Museums herab altgermanischeLuren geblasen, die der Kunstgieer Hgemann,Hannover nach Bruchstcken der GarlstedterLure hergestellt hat. Dr. Werner, Privatdozent frMusikwissenschaft an der Technischen Hochschu-le, hat nach eingehendem Studium der Luren dieMusik fr diesen Abend komponiert. FriedrichPlettkes 1924 im Kapitel Musik seiner Vor- undFrhgeschichte des Regierungsbezirks Stade nieder-

    28 Schmidt 1915, 161.29 Hammerich 1893, 163 Anm. 1; Broholm et. al. 1949, 84.30 Vgl. Nussbaum 1999, 36.31 Seit 1931 Staatliches Museum fr Vor- und Frhgeschichte,

    heute Museum fr Vor- und Frhgeschichte.32 Olshausen 1891, 855; vgl. Schmidt 1915, 107.33 Hammerich 1893, 143 Anm. 4; 165.34 Mischker/Schween 2003.35 Schriftliche Mitteilung von Frau Dr. Birgitta Falk, Weserre-

    naissance-Museum Schlo Brake, am 11. 10. 1999.36 Das Manuskript eines Aufsatzes von Hans Hahne, in dem

    die Luren-Nachbildungen des Provinzialmuseums erstma-lig vorgestellt wurden, war am 12. 4. 1916 abgeschlossen,die Publikation erfolgte allerdings erst 1925; vgl. Hahne1925, 49.

    37 Hahne 1925, 44.

    Joachim Schween198

  • geschriebene Bemerkung Besonders wer demKlang einer Lure voll Bewunderung gelauscht hat,wie es auch mir in Hannover vergnnt war, (...)38

    wird sich wohl auf dieses Ereignis beziehen.

    DIE ZWANZIGER JAHRE:PLATTENAUFNAHMEN,PLAKATE, LEBENSBILDER

    Wirkungsvolle Lurenvorfhrungen wie die desProvinzialmuseums in Hannover zur Sonnen-wendfeier 1924 sorgten also auch in den 1920erJahren weiterhin dafr, da der Bekanntheitsgraddieser Instrumente stieg. Vor allem in Kopenhagenwurden Luren noch mehrmals zu ffentlichenoder reprsentativen Anlssen eingesetzt, u. a. inder Town Hall Intrada fr Luren und Orchestervon Hakon Brresen, die dem Oberbrgermeisterder Stadt London 1930 zum Empfang im Rathausdargeboten wurde39.

    Inzwischen war allerdings ein neues Mediumentwickelt worden, das es im Prinzip unntigmachte, den Ort der Auffhrung persnlich auf-zusuchen, um den Klang der Luren kennenzuler-nen: die Schallplatte. In Dnemark war es wieder-um Angul Hammerich, der diese neue Technikeinsetzte. Am 12. Mai 1925 entstand im Rahmeneiner Kampagne zum Erhalt und Ausbau desNationalmuseums in Kopenhagen eine Phono-graph-Aufnahme mit Lurenklngen sowie Erlu-terungen des mittlerweile 77-jhrigen Forschers40.Grammophonbesitzer hatten nun die Mglichkeit,Lurenmusik zu Hause anzuhren. Eine hnlicheAufnahme von einer (hannoverschen) Lurennach-bildung (Eigentum des Reichssenders Hamburg)erwhnt auch der Hamburger Musikwissenschaft-ler Wilhelm Heinitz41. Da sie vom Verfasser frden vorliegenden Beitrag noch nicht identifiziertwerden konnte, mu hier offen bleiben, ob siebereits in den 1920er Jahren eventuell 1924? oder spter entstanden ist.

    Strker noch als in Deutschland spielte inDnemark whrend der 1920er Jahre die optischeWahrnehmung der Luren eine Rolle. Seitdem dasErscheinungsbild der Luren soweit im Bewutseinder dnischen Bevlkerung verankert war, da eswiedererkannt wurde und nationale Gefhle aus-lste erinnert sei an das Denkmal auf dem Rat-hausplatz in Kopenhagen , lie sich ihre aufflligeGestalt als bermittler von Botschaften effektvollauch auf politischen Plakaten einsetzen.

    Einige Beispiele hat Katrine Hjring vorge-stellt42, darunter ein Plakat mit dem Text Vaagn ogstem for Danmark (Wach auf und stimme frDnemark), das 1920 vor der Volksabstimmungber die Frage erschien, ob Nordschleswig wiederdnisch werden sollte43. Es zeigt einen Lurenspie-

    ler mit wehendem Mantel auf einer Holzbrcke,die ber einen Grenzbach fhrt. Das Instrumentist zum dnischen Ufer gerichtet, der strahlendenSonne entgegen, im Rcken des Blsers ziehen vondeutscher Seite her dunkle Wolken am Himmelauf. Die Lure ist hier, wie Katrine Hjring es aus-drckt, eines der Symbole, die benutzt wurden,um an das nationale Gewissen der Nordschleswi-ger zu appellieren und sie dadurch zu veranlassen,sich selbst heim nach Dnemark zu whlen44.Vermutlich ist nur deshalb ein einzelner Luren-spieler auf dem Plakat abgebildet, weil der fr denWahlruf Wach auf ... passende Signalhorncha-rakter der Lure so strker in den Vordergrund tratals durch ein Lurenblserpaar, das die religiseBedeutung der Instrumente mglicherweise zusehr hervorgehoben htte. Gleiches gilt sicherlichauch fr das folgende Beispiel (Abb. 8), ein Plakataus dem Jahre 1925 (Entwurf Bgelund), das sichmit einem Aufruf an die Bevlkerung richtete, dasNationalmuseum in Kopenhagen zu frdern. Esentstand im Rahmen derselben Kampagne, dieHammerich mit seinen Lurenaufnahmen unter-sttzte (s. o.). Unter der berschrift NationalMuseet skal reddes! (Das Nationalmuseum mugerettet werden!) erkennt man einen Lurenspie-ler, der auf dem Deckstein eines jungsteinzeitli-chen Dolmens steht und die Dnen mit seinen Sig-nalen zusammenruft45.

    Auf den dnischen Schulwandbildern jenerZeit scheinen die Luren dagegen nicht bermighervorgehoben worden zu sein. Ein gutes Beispielhierfr ist die bronzezeitliche Dorfszene aus der1925 von T. Sillasen herausgegebenen sechsteiligenSerie Kulturhistoriske Billeder fra Nordens Oldtid.In der Mitte des vom dnischen Maler Karl Jensen(18511933) sehr detailliert ausgefhrten Bildessieht man eine Gruppe von Mnnern, die zum Teilbewaffnet sind. Einer von ihnen ist ein Lurenspie-ler, der das Instrument jedoch nicht blst, sondernunauffllig an einer Kette ber der linken Schultertrgt (Abb. 9). Nur bei genauem Hinsehen erkenntman seine Funktion, sonst ist er nicht von seinenBegleitern zu unterscheiden. Die Lure wird hieralso nur als ein bronzezeitliches Gert unter vielendargestellt, eine besondere Stellung hat sie nicht.Dies verwundert angesichts der tragenden Rolle,

    38 Plettke 1924, 50.39 Broholm et al. 1949, 128.40 Hjring 1986, 243; Hansen 1998, 85.41 Heinitz 1937, 298.42 Hjring 1986, 242244 Abb. 911.43 Die im Versailler Friedensvertrag von 1919 beschlossene

    Abstimmung fand am 10. 2. 1920 statt und fiel mit einerMehrheit von 75% zugunsten Dnemarks aus; vgl. Loren-zen-Schmidt/Pelc 2000, 519.

    44 Hjring 1986, 241.45 Hjring 1986, 243 Abb. 10.

    Verehrt und mibraucht Zur Rezeptionsgeschichte der bronzezeitlichen Luren im 19. und 20. Jahrhundert 199

  • die die Lure auf dem 1925 gedruckten Plakat desNationalmuseums bernommen hat. Es gibt dafrjedoch eine einfache Erklrung. Die Vorlage frdas Schulwandbild wurde laut Signatur bereits imJahre 1907 von Jensen gemalt, also noch etlicheJahre vor Errichtung des Lurenblser-Denkmals inKopenhagen, und war somit schon 18 Jahre alt, alsT. Sillasen sie 1925 in seine Bilderserie aufnahm.Inzwischen hatte sich aber der Blick auf die Lurenverndert.

    Auch andere von Karl Jensen gezeichnete Illu-strationen zur Vorgeschichte wurden noch Jahr-zehnte nach ihrer Entstehung in neuen Verffent-lichungen wiederverwendet. Man bernahm diealten Bilder und pate die Interpretationen demaktuellen Wissensstand oder einfach dem jeweili-gen Zeitgeist an. Die vermutlich um 1900 entstan-dene Zeichnung einer von zwei Lurenblsernangefhrten Totenprozession (Abb. 10) findet sich1934 in dem deutschsprachigen Bchlein Ausschleswigscher Ur- und Frhzeit von Jes Christen-sen wieder und wird von einem Text erlutert, des-sen Pathos im Bild gar nicht vorhanden ist: (...)Ein prchtiger, wenn auch feierlich-ernster Lei-chenzug ist es, der sich vor der Htte des Hupt-lings aufstellt. An der Spitze marschieren die bei-den Blser mit den herrlichen Luren, an derenKlang der Tote sich so oft erfreut hat. Dumpf hal-len die Tne der Luren durch sommerliche Stille.Hinter den Blsern folgt der Mann mit der Urne,die die Asche des Toten beherbergen soll. Vor derBahre des Huptlings, die von vier benachbartenHuptlingen getragen wird, gehen gesenktenHauptes Mutter und Tochter. (...)46. Obwohl diehier vorgenommene Interpretation fr das Jahr1934 vergleichsweise harmlos ausfllt, ist zubedenken, da der Knstler und seine fachlichenBerater die Darstellung mglicherweise ursprng-lich ganz anders lasen.

    1933 1945: DIE LUREN IMDRITTEN REICH

    ... SIE SCHUFEN NICHTBARBAREN.

    Das Hnengrab auf stiller Heide,der Urnen bronzenes GeschmeideKultur schon offenbaren.Der Trojaburgen Windegang,der Bronzeluren Feierklang,sie schufen nicht Barbaren.

    Die vierte Strophe des im Januar 1932 in der Zeit-schrift Die Dorfkirche verffentlichten GedichtsGermanische Frhzeit von Edmund Weber soll

    verdeutlichen, welchen Nimbus die Luren ein Jahrvor der nationalsozialistischen Machtbernahmein Deutschland bereits bekommen hatten47. DerBerliner Studienrat Weber war Anhnger des vl-kischen Germanenforschers Wilhelm Teudt ausDetmold, der mit seiner 1928 gegrndeten Vereini-gung der Freunde germanischer Vorgeschichte denweltanschaulichen Ideen Gustaf Kossinnas vonder Kulturhhe der Germanen folgte und sptererheblichen Einflu auf die Vorgeschichtsfor-schung im Nationalsozialismus ausbte48. WebersPreisung des Bronzeluren Feierklang erklrt sichmglicherweise durch eigenes Miterleben einerLurenvorfhrung, whrend der Ausruf sie schuf-en nicht Barbaren sich auf die immer wieder inden Schriften Kossinnas geuerte Klage beziehendrfte, da die Vorfahren der Deutschen, die altenGermanen, zu Unrecht als Barbaren bezeichnetwrden49.

    DER SYMBOLWERT DER LUREN

    Trotz der nationalistischen Tendenzen war diearchologische Forschung whrend der Zeit desWilhelminismus und in der Weimarer Republikvon politischen Zielen noch weitgehend freigeblieben. Nach Hitlers Machtbernahme 1933nderte sich das jedoch, und es begann eine syste-matische Instrumentalisierung der Archologie.Die Nationalsozialisten betrachteten die Vorge-schichtsforschung als politisch-ideologisch zu nut-zendes Fach, deren Ergebnisse in den politischenAlltag umgesetzt werden konnten50. Mit dem nachseinem Kopf Alfred Rosenberg (18931946)benannten Amt Rosenberg fr die geistige undweltanschauliche Erziehung in der NSDAP unddem Ahnenerbe, der Wissenschaftsorganisationder SS unter Heinrich Himmler (19001945), ent-standen 1934 und 1935 zwei konkurrierende Insti-tutionen, die fr die Ur- und Frhgeschichte imDeutschen Reich zustndig waren. Die zuknftigeRolle der Archologie klingt in einer Erklrungan, die Hans Reinerth (19001990), Privatdozentfr Vor- und Frhgeschichte an der UniversittTbingen und seit 1934 Berater von Alfred Rosen-berg, im Jahre 1933 formulierte: If we wish toreturn to being a great, united people, we mustmake contact with that time when the core of theNordic race was still pure and uncorrupted, along

    46 Christensen 1934, 48.47 Den freundlichen Hinweis auf das Gedicht von Edmund

    Weber verdanke ich Dr. habil. Uta Halle, Humboldt Uni-versitt Berlin.

    48 vgl. Halle 1998.49 vgl. Eggers 1986, 229.50 Halle 1998, 531.

    Joachim Schween200

  • with a glorious culture that influenced all of Euro-pe. That is the period of Germanic antiquity, theGerman prehistory51. Diejenige vorgeschichtli-che Periode, auf die das hier von Reinerth propa-gierte rassistisch-germanische Leitbild der Natio-nalsozialisten projiziert wurde, war die nordischeBronzezeit. In ihr sah man schon einmal im Laufeder Geschichte erreicht, was das Dritte Reich nunwieder leisten wrde. Die Archologie sollte dabeimit ihren Ergebnissen und Funden die historischeVerbindung zwischen dem vergangenen bronze-zeitlichen Reich und einem neu entstehendenGrogermanischen Reich schaffen. Mit ihrerHilfe wurde nordisch mit germanisch gleichge-setzt, Skandinavien als wesentlicher Teil urgerma-nischen Territoriums angesehen52.

    Vor diesem Hintergrund ist es nur folgerichtig,da die Nationalsozialisten den propagandisti-schen Symbolwert, den die bronzezeitlichenLuren boten, nicht ungenutzt lieen. Dieser Sym-bolwert grndete sich auf drei Eigenschaften.Handwerklich gesehen gehrten die Luren zumanspruchsvollsten, was in der Bronzezeit herge-stellt wurde53. In musikalischer Hinsicht warendie Luren sptestens seit Hammerichs Vor-fhrungen leistungsfhige Musikinstrumenteund galten damit als Beweis fr die Existenz einerbis in prhistorische Zeit zurckreichenden natio-nalen Musiktradition. Auerdem waren die Lurensakrale Gegenstnde und besaen damit eineKomponente, die zunchst sehr willkommengewesen sein drfte, sahen sich doch Rosenbergwie Himmler als Begrnder einer neuen germani-schen Religion, die allmhlich die christliche Reli-gion durch Wiedereinfhrung alter Traditionenersetzen wrde54.

    Hermann Hofmeister, 1932 bis zu seinem Tode1936 Lehrbeauftragter fr deutsche Vor- undFrhgeschichte sowie Germanenkunde an derTechnischen Hochschule Braunschweig undBraunschweigischer Landesarchologe, benanntediese drei Eigenschaften in seinem 1934 erschiene-nen Buch Germanenkunde und Nationale Bildungauf eine Weise, die heute nur als grotesk empfun-den werden kann: Im Jahre 1892 wurde die Weltvon der Nachricht berrascht, in Kopenhagenhabe man eine musikalische Vorfhrung mit Ori-ginalluren veranstaltet. (...) Es waren Musikinstru-mente made in Germany und die sind gut. (...),heute ist die Annahme keineswegs mehr gewagtund der Schlu nur folgerichtig und berechtigt,da auf dem Gebiete der Musik die Kultur derGermanen tausend und zweitausend Jahre frherschon hher entwickelt war als bei den Griechenund Rmern. (...) Die Germanen sind schlechthindie Weltmeister der alten Musik und haben dieseFhrerrolle bis heute nicht abgegeben. Jeder Deut-sche, der dies noch heute unerschtterliche Urteil

    ber die germanischen Luren mit seinen ebensounanfechtbaren Hinweisen auf die Kulturhhe derBronzezeit mit Verstndnis liest, wird erschttertinnehalten und sich schmen! Sich schmen berdie eigene Unkenntnis der Leistung unserer Vor-fahren (...). Gewi haben wir in unserer Kultureinen Bruch, einen Rckgang, auf den wir obenschon hingewiesen haben. Er ist auch in derMusikgeschichte der Germanen nachzuweisenund ist durch jenen Vertilgungsfeldzug hervorge-rufen, den die christliche Kirche zwecks Aufrich-tung ihrer Herrschaft gegen die germanischenKulturgter fhrte. Hier gilt das Urteil des musik-wissenschaftlichen Fachmannes Prof. O. Fleischer,der festgestellt hat: Die Musik, welche das Chri-stentum den Germanen brachte, war hchst ein-frmig, oft traurigen, mrrischen Charakters,meist in Moll dahingehend, whrend die germani-sche Musik, auf dem Dur- und Dreiklange beru-hend, heiteren, sieghaften, hochgemuten Wesenswar. (...)55.

    LURENKLNGE BEI POLITISCHENKUNDGEBUNGEN

    Die Luren genauer ihre Nachbildungen hattengegenber anderen vor- und frhgeschichtlichenFunden, die man auf Plakaten und Wandbildern zupropagandistischen Zwecken verwendete, denVorteil, da sie nicht nur zu sehen, sondern auchzu hren waren, wenn sie der ffentlichkeit vor-fhrt wurden. Einer der Anlsse, bei denen sichdiese Effekte entfalten konnten, war die whrendder zweiten Reichstagung der Nordischen Gesell-schaft56 1935 auf dem Marktplatz in Lbeck abge-haltene Nordische Kundgebung. Photos zeigenvier uniformierte SS-Mnner, die in einer Reihenebeneinander stehen und identisch geformteLurennachbauten blasen, whrend im Hinter-grund Jungen der Hitlerjugend ihre Fanfaren pr-sentieren (Abb. 11)57.

    51 Englische bersetzung des Zitats in Hamann 2000, 76.52 Vgl. Mller-Wille 1994.53 Auf der Ersten Handwerksausstellung in Berlin zeigte man

    1938 in einer Vitrine der Abteilung Der Norden ein Luren-paar (Germanen-Erbe 3. Jg., 1938, 217 Abb. 1).

    54 Hamann 2000, 73.55 Hofmeister 1934, 2728; 33.56 Die Nordische Gesellschaft in Lbeck wurde 1921 gegrn-

    det und 1933/34 gleichgeschaltet. Von 19341939 fandenjhrlich Reichstagungen statt. Die Nordische Gesellschaftsah ihr Ziel darin, den Nordischen Gedanken zu propagie-ren und zu den Nordischen Staaten auf Grundlage dieserIdeologie enge Beziehungen zu knpfen (Mller-Wille1994, 26).

    57 Mller-Wille 1994, 27; Mhrenberg 1998, 27.

    Verehrt und mibraucht Zur Rezeptionsgeschichte der bronzezeitlichen Luren im 19. und 20. Jahrhundert 201

  • Auch im Rahmen vorgeschichtlicher Schulun-gen spielten SS-Offiziere Lurennachbildungenund die dnische Sektion der NSDAP, die DNSAP(= Danmarks National Socialistiske ArbejderParti), fhrte regelrechte Luren-Korps ein, die zuPropagandazwecken rekonstruierte Bronzelurenbenutzten58.

    Die Parteizeitung Fdrelandet (gegrndet1939) teilte mit, da Frits Clausen (18931947),der Fhrer der DNSAP, dem Reichsfhrer SSHeinrich Himmler die Kopien zweier Lurenpaarezum Geschenk machte59. Die Zeitung DasSchwarze Korps, Organ der Reichsfhrung SS,berichtete im Mrz 1941 darber und bildete vieruniformierte Lurenblser der DNSAP mit Luren-kopien ab60. Laut Bildunterschrift befanden sichdie Luren in der Obhut der Polizei. Was mitdiesen Kopien nach dem Krieg geschehen ist,konnte bisher nicht festgestellt werden. Ebensowie die 1935 in Lbeck benutzten Luren sehen sieganz anders aus als eine Reihe getriebener Mes-sing-Nachbildungen der Lure von Garlstedt, dieverschiedene Museen in Deutschland noch heutebesitzen61. Diese Messingluren wurden offenbarin der zweiten Hlfte der 1930er Jahre angefer-tigt62 und zeichnen sich z. T. durch bermiglange Stachel auf der Zierscheibe aus. Es gibt Hin-weise, da derartige Lurennachbildungen wh-rend des Dritten Reiches auch an verdienteParteifunktionre bzw. Privatpersonen verliehenwurden und sich noch nach dem Krieg in Privat-besitz befanden63.

    TOTENEHRUNG FR HANSHAHNE IN HALLE

    Ein Beispiel fr den eher weihevoll-religisenUmgang mit den Luren bildet die Totenfeier frden Direktor der Landesanstalt fr VorgeschichteHalle, Hans Hahne, im Jahre 1935. Die Personal-akte im Universittsarchiv Halle vermerkt: Am 2.Februar 1935 starb Hans Hahne, man bahrte denLeichnam im Lichthof der Landesanstalt fr Vor-geschichte auf. Kerzen wurden angezndet,Gedichte deklamiert und die Lure geblasen. Gau-leiter Jordan legte auf Bitten Heinrich Himmlerseinen Kranz nieder.64 Ein Jahr spter wurde derverstorbene Hahne whrend einer Tagung derMitteldeutschen Arbeitsgemeinschaft des Reichs-bundes fr Deutsche Vorgeschichte in Halle an sei-nem Geburtstag (18. Mai) noch einmal mit Lurengeehrt: Den Geburtstagmorgen leitete das groeFrhlingsspiel auf der landschaftlich wirkungsvol-len Sttte des Galgenberges ein, das Hans Hahnenach der Edda geschaffen hat, und Luren sandtenihren ehernen Gru in den sonnigen Morgen.65

    Hierfr benutzte man sicherlich das hallensische

    Instrumentenpaar, das Hahne zusammen mit denLuren aus Hannover hatte gieen lassen.

    LURENRUF UND ORGELN MITLURENREGISTER

    Orte, an denen man die Luren regelmig zu denSonnenwendfeiern gespielt htte, wren zweifellosdie zahlreichen geplanten Thingpltze geworden.Hier sollte auch der sogenannte Lurenruf zumEinsatz kommen, ein von der Firma E. F. Walcker& Cie entwickeltes spezielles Orgelregister, das alshellklingendes Rohrwerk mit Horncharakter,also nicht schmetternd, eine Nachahmung desalten, germanischen Blasinstrumentes gleichenNamens beschrieben wird66. Der Lurenrufwurde 1935 erstmals fr eine Orgel auf einemThingplatz verwendet, vornehmlich zu Sig-nalzwecken und Fanfaren67. Da die 1933 entstan-dene Thingsttten-Idee, mit der man die Etablie-rung eines arteigenen Kultes betreiben wollte,jedoch bereits 1935/36 wieder verschwand unddadurch lediglich 60 der 400 geplanten Thingstt-ten realisiert wurden68, hat der Lurenruf anschei-nend abgesehen von einem nur kurzzeitigbenutzten Register auf dem Schlo zu Koblenz69 keine weitere Verbreitung gefunden.

    Statt dessen wurden mehrere Orgeln mitLurenregister in Deutschland gebaut70: 1936/37 durch die Firma Walcker eine Riesen-

    orgel mit 220 Registern einschlielich Lure 4fr die Kongrehalle der NSDAP auf demReichsparteitagsgelnde in Nrnberg;

    58 Lund 1986a, 42; Andersson 2001, 39.59 Brnsted 1946, 184; vgl. Lund 1986a, 42; Andersson 2001,

    39.60 Das Schwarze Korps 1941, 6.61 U. a. das Niederschsische Landesmuseum in Hannover

    (ein Exemplar) und das Museum fr Dithmarscher Vorge-schichte in Heide (ein Paar).

    62 Einen Hinweis auf die mgliche Herstellungszeit der Garl-stedt-Nachbildungen aus Messing gibt ein Lurenpaar, dasvor dem Zweiten Weltkrieg im ostpommerschen Lauen-burg existierte. Die Instrumente waren eine Anschaffungder neu gegrndeten Hochschule fr Lehrerbildung undwurden am 29. Mai 1938 zur Einweihung des erstennationalsozialistischen Hochschulneubaus geblasen; vgl.Figur 1938.

    63 Die Mitteilung eines Beispieles verdanke ich einer Teilneh-merin des 3. Symposiums der International Study Groupon Music Archaeology im Kloster Michaelstein im Juni2002, deren Name auf eigenen Wunsch nicht genannt wird.

    64 Eberle 2002, 459 und Anm. 29.65 Germanen-Erbe 1. Jg. Heft 1, Mai 1936, 6162.66 Smets 1948, 153.67 Smets 1948, 153.68 Durth/Nerdinger 1994, 198; Stommer 1985.69 Smets 1948, 153.70 Vgl. Smets 1948, 153; Willis 1938, 68.

    Joachim Schween202

  • 1936/37 durch die Firma B. F. Steinmeyer &Strebel die groe Orgel der Kirche St. Lorenzin Nrnberg mit 153 Registern einschlielichLurenba 471;

    die Orgel in der Jahrhunderthalle zu Breslaumit Lure 8;

    die Orgel der Reformations-Gedchtniskirchezu Speyer mit Lure 4.

    Beim Einbau von Lurenregistern ging es wohlweniger um eine klangliche Bereicherung derInstrumente, als vielmehr um ein Zugestndnis derErbauer an den Zeitgeist jener Jahre. Welche pro-pagandistische Kraft man sich von einem Lurenre-gister whrend des Spieles versprach, ist unklar,eine bewute symbolische Germanisierung derOrgeln ist jedoch nicht vllig auszuschlieen.

    DIE GERMANISCHE SONNEN-WENDFEIER UND ANDERESCHULWANDBILDER

    So wirkungsvoll die ffentlichen Auftritte mitLurennachbildungen auch waren, so klein wardoch letztlich der Kreis derer, die berhaupt dieGelegenheit hatten, die Instrumente einmal inihrem Leben zu hren und von Lurenregisternbei der Orgel wuten sowieso nur wenige Spezia-listen. Wer sich als Vertreter der Zeitzeugengene-ration heute an die Luren erinnert, hatte sie in sei-ner Jugend vor allem auf den Schulwandbilderngesehen, die im Unterricht Verwendung fanden.Die groen farbigen Darstellungen wurden hufigvon guten Malern entworfen und haben sich wahr-scheinlich auch deshalb gut eingeprgt. MancheMotive stammten bereits aus der Zeit vor 1933,andere wurden in der Zeit des Dritten Reichesneu geschaffen. Zur politischen und ideologischenIndoktrination wurden sie allerdings allesamtbenutzt72. Zwei sehr unterschiedliche Beispiele frSchulwandbilder mit Darstellungen von Lurenbl-sern seien nachfolgend vorgestellt.

    Am bekanntesten ist wohl die 1935 herausge-gebene Germanische Sonnenwendfeier (Bronze-zeit) des Malers Fritz Koch-Gotha (18771956)aus Thringen, der sich besonders durch seineIllustrationen der Kinderbcher Die Hschenschu-le und Waldi einen Namen gemacht hatte (Abb.12). Das Bild war in zahlreichen Schulen des Deut-schen Reiches vorhanden und wurde auch in Vor-geschichtsrumen der Museen aufgehngt, wie einhistorisches Photo aus dem Museum fr Dithmar-scher Vorgeschichte in Heide noch gut erkennenlt (Abb. 13).

    Man sieht eine bronzezeitliche Dorfgemein-schaft aus Kriegern und deren Familien, die sichgemeinsam mit zwei Lurenblsern am steil abfal-lenden Hang eines Berges in der Nhe eines aufge-

    richteten Radkreuzes, der sogenannten Questeversammelt haben, um dort den Sonnenaufgang zuerwarten; Menschen aller Altersgruppen sind ver-treten. Die beiden Lurenblser werden schrg vonhinten gezeigt, ihre Statur ist nicht idealisiert unddie vom Spiel der Luren bestimmte Krperhaltungwenig heroisch73. Die wohl schon aus den 1920erJahren stammende Darstellung74 ist zunchst einsehr anschauliches Lebensbild, das fr sich genom-men noch nicht auf eine ganz bestimmte Botschaftfestgelegt ist. Durch die mitgelieferten bzw. ergn-zend verfaten Kommentartexte wurde es jedochscharf gemacht wie eine Waffe. Der folgende fana-tische Text ist ein solcher Kommentar: Seit alterZeit ist das flammende Feuer das Symbol des Auf-bruchs gewesen [...] Immer und immer wiederwird die leuchtende Flamme zum Zeichen desGroen, Gewaltigen, zum Zeichen der Freiheit,zum Zeichen der Kraft, der Strke und Einheit. Alses unserem Fhrer, dem Volkskanzler Adolf Hitler,endlich nach jahrelangem Kampf gelungen war, dasReich wieder zu einen und vor den Gefahren derroten Meute und des Bolschewismus zu befreien,da loderten in allen Gauen, am Rhein, im hohenNorden, im tiefen Sden und im weiten Ostenallberall die Feuer von den Bergen, warfen ihrenLichtschein weit hinein ins deutsche Land.75

    Ein weiteres Schulwandbild, das groe Ver-breitung fand, trgt den Titel Lurenblser der jn-geren Bronzezeit um 1000 v. Chr. und wurde 1936von dem holsteinischen Maler Wilhelm Petersen(19001987) fr die Serie Germanische Trachtender vorgeschichtlichen Zeit geschaffen (Abb. 14).Petersen war sicherlich der profilierteste Vorge-schichtsmaler in der Zeit des Dritten Reiches,seine im Auftrag von Alfred Rosenberg angefertig-ten Darstellungen in Schulbchern, Zeitschriftenetc. trugen mageblich zum heroischen Bild vonder germanischen Vorgeschichte bei. 1938 wurdeer zum Professor an der Kunsthochschule Bremenernannt76. Nach dem Krieg machte Petersen mitden Mecki-Zeichnungen fr die FunkzeitschriftHr zu ein zweites Mal Karriere.

    In den Kommentartexten zu Petersens Trach-ten-Serie betonte man ausdrcklich die wissen-

    71 Den ausgebauten Spieltisch der Hauptorgel konnte ich am22. Mai 2003 in der Kirche St. Lorenz zu Nrnberg inAugenschein nehmen. Den Hinweis auf den Lurenba derOrgel verdanke ich einem mir namentlich nicht bekanntenBesucher der Ausstellungserffnung Gold und Kult derBronzezeit am 21. Mai im Germanischen NationalmuseumNrnberg.

    72 Zu diesem Thema ausfhrlich Hamann 2002.73 Anders die Interpretation des Bildes bei Stach/Mller 1988,

    191192.74 Vgl. Kiehl/Schneider 1995, 136 Abb. 32, Bildunterschrift.75 Deutsches Volkstum o. J. 6; zitiert nach Hamann 2002.76 Mller-Wille 1994, 30.

    Verehrt und mibraucht Zur Rezeptionsgeschichte der bronzezeitlichen Luren im 19. und 20. Jahrhundert 203

  • schaftliche Grundlage, auf der die Bilder entstan-den waren. Im Schulwart heit es 1936: In form-vollendeter Gestaltung wurden von Knstlerhandnach Angaben von Professor Dr. Schulz-Halle zumersten Male Bilder geschaffen, die auf Grund derneuesten Forschungen auf diesem Gebiete unsereAhnen so darstellen, wie sie wirklich waren undsich kleideten. Kunstmaler Petersen hat die ihmvon der Reichsleitung fr Vorgeschichte gestellteAufgabe, lebendige und wissenschaftlich zuverls-sige Darstellungen zu schaffen, bestens gelst. DieBilder werden auch im Unterricht der Schule dazubeitragen, mit alten Vorurteilen und falschen Dar-stellungen unserer Vorfahren aufzurumen.77

    Auf dem vorliegenden Bild sind drei Lurenbl-ser zu sehen, die leicht versetzt und formatfllendvor einem blau-weien Wolken-Himmel-Hinter-grund stehen. Ganz anders als bei der Sonnen-wendfeier von Koch gibt es hier keinen rumli-chen, inhaltlichen oder zeitlichen Kontext, in dendie Lurenspieler gestellt sind. Die Sparsamkeit derDarstellung erreicht, da die Konzentration desBetrachters ganz auf die Kleidung, die Instrumenteund vor allem die Pose der Lurenblser gelenktwird. Die drei Mnner selbstverstndlich idealty-pische nordische Arier mit blonden Haaren undblauen Augen zeigen Entschlossenheit undTatendrang. Diese Haltung, so ist die Botschaft desBildes, wird auch vom Betrachter gefordert.

    Der vorderste der drei Lurenspieler wurde1938 leicht modifiziert in einer Werbeanzeige frdrei neu aufgelegte Bcher Gustaf Kossinnas wie-derverwendet78. Interessanterweise nderte sichvor allem das Aussehen der Lure. Der Blser aufder Anzeige spielt eine der Luren von Daberkow,also ein Instrument, das in Deutschland gefundenwurde. Auf dem Schulwandbild von Petersenhnelten die Luren noch sehr viel strker den dni-schen Funden.

    Auf die zahlreichen kleinformatigen Bilder mitLurenblser-Darstellungen, die in Bchernerschienen oder als Sammelbilder von der Erdalfa-brik (Schuhcreme etc.) herausgegeben wurden79,kann hier im Detail nicht eingegangen werden.Erwhnt werden soll jedoch Jrg Lechlers 1936erstmalig erschienenes Buch 5000 Jahre Deutsch-land. Germanisches Leben in 620 Bildern mitZeichnungen von Wilhelm Petersen, die u. a. einebronzezeitliche Lurenwerkstatt (Abb. 15) sowieverschiedene Szenen mit Lurenblsern zeigen80.

    DIE LUREN IM ZWEITENWELTKRIEG

    Zum Umgang mit den Luren whrend des Zwei-ten Weltkriegs lt sich nach gegenwrtiger Quel-lenkenntnis wenig sagen. Die Lure wird in der SS-

    Zeitung Das Schwarze Korps an einer Stelle alsdas heilige Kriegshorn der Germanen betitelt81,eine Wendung, die im Kriegsjahr 1941 natrlichnicht ohne Absicht gewhlt wurde. Auch dieoffensichtlich nach dem berfall Deutschlands aufDnemark erfolgte Luren-Schenkung der DNSAPan Himmler kann man als Begleiterscheinung desKrieges ansehen. Sonst jedoch ist von den Luren indieser Zeit anscheinend nicht mehr viel die Rede.

    Bevor es in Deutschland fr lngere Zeit wirk-lich ruhig wurde um die Luren, kam es allerdings1941/42 noch zu einer bemerkenswerten Kompo-sition. Der islndische Komponist Jn Leifs(18991968) schrieb von Mrz 1941 bis Juli 1942 inRehbrcke bei Berlin die Saga Symphony (SinfonieNr. 1, op. 26), ein Werk, dessen fnf Stze jeweilseinem anderen islndischen Sagenhelden gewidmetsind. Der letzte Satz basiert auf der FstbrDraSaga, einer Erzhlung vom heroischen Tod desPoeten UormDur Kolbrnarskld in der Schlachtvon Stiklestad in Norwegen, und erfordert amSchlu nicht weniger als sechs (!) Luren. Ange-sichts der Bedeutung, die die Instrumente fr dieNationalsozialisten hatten, erstaunt dies zunchstnicht. Die Verwendung der Luren war in diesemFall jedoch absolut kein Zeichen der Solidarittmehr mit dem System, denn Leifs, 1916 nach Leip-zig gekommen und seitdem in Deutschlandlebend, hatte seit Jahren das Wohlwollen der Nazisverloren, da er mit einer Jdin verheiratet war.Seine wegen ihres bodenstndigen Kompositions-stiles anfnglich auch in nationalsozialistischenKreisen geschtzte Musik hatte man auf dieschwarze Liste gesetzt und mit einem Auf-fhrungsverbot belegt. Jn Leifs begann mit demSchreiben der Saga Symphony unmittelbar nacheiner ffentlichen Demtigung, die er whrend der(ausnahmsweise genehmigten) Auffhrung seinesOrgelkonzertes op. 7 am 10. Mrz 1941 in Berlindurch den Spott der Kritiker und durch die groeZahl der Zuhrer erfahren hatte, die das Konzertvorzeitig verlieen82. In der Musikwissenschaftwird heute angenommen, da die Saga Symphonyder Versuch Jn Leifs war, sich auf musikalischemWege gegen die Zweckentfremdung der Nordi-schen Kultur durch den Nationalsozialismus zurWehr zu setzen83. Dies konnte jedoch in Deutsch-land nicht mehr gelingen, da die Saga Symphony

    77 Schulwart. Berichte ber neue Lehrmittel 33. Jg., Heft 1,1936, 22.

    78 Germanen-Erbe 3. Jg., Heft 2, 1938; vgl. Hjring 1986, 250Abb. 18.

    79 Vgl. Hamann 2002.80 Lechler 1936.81 Das Schwarze Korps vom 20. Mrz 1941, 6.82 Ragnarsson 1995.83 Inglfsson o. J.

    Joachim Schween204

  • erst 1950 in Helsinki uraufgefhrt wurde. Leifsemigrierte 1944 mit seiner Frau und zwei Kindernnach Schweden, 1945 kehrte er allein zurck nachIsland.

    1945 BIS ZUR GEGENWART:LUREN OHNE IDEOLOGIE?

    Wann in Deutschland und Dnemark nach demKrieg erstmals wieder Luren ffentlich gespieltwurden, liee sich vielleicht feststellen. Die bereits1938 vom Nationalmuseum in Kopenhagen ange-dachte, aber durch den Krieg verhinderte transdis-ziplinre Untersuchung der Luren jedenfalls nahmman sofort nach der Befreiung Dnemarks inAngriff und konnte sie 1949 mit der PublikationThe Lures of the Bronze Age abschlieen84. Diepraktischen Tests der spielbaren dnischen undnorwegischen Luren wurden Ende 1947 von denbeiden Posaunisten Palmer Traulsen und GeorgAllin Wilckenschildt durchgefhrt85. Die Wissen-schaft konnte sich nun vielleicht erstmals ber-haupt frei von weltanschaulichen und ideologi-schen Vorgaben der Erforschung der Luren wid-men.

    Es ist jedoch interessant, da auch eine politi-sche Partei bereits 1947 die Luren wieder fr sichentdeckt hatte. Das Wahlplakat der dnischenBauernpartei Venstre zeigt in dramatischer Unter-sicht und schrg in das Bild hineinragend einenLurenblser vor einem Wolkenhimmel86. Wie aufden Plakaten der 1920er Jahre ist es auch hier wie-derum der einzelne Blser, der die Botschaft ver-kndet. Anders dagegen das Titelbild der groenLurenpublikation von 1949. Man sieht darauf einLurenblserpaar nur von hinten, die Instrumenteauf einen stimmungsvollen Sonnenuntergang(oder Aufgang?) am Meer ausgerichtet, und auchein paar bronzezeitliche Grabhgel kann manerkennen. Das Bild lt keine Erinnerung an dienoch nicht lange zurckliegende politische Rolleder Luren aufkommen.

    In Deutschland waren die Luren als Werkzeugder Propaganda in der ffentlichkeit natrlichverschwunden. Die Schulwandbilder mit denLurenblser-Darstellungen von Fritz Koch undWilhelm Petersen drften jedoch noch lngere Zeitaufgerollt in den Kartensammlungen der Schulenerhalten geblieben sein. Auerdem wurden neueSchulwandbilder herausgegeben, z. T. als Wieder-auflage alter Motive. Ein Beispiel ist das schwedi-sche Lebensbild Bronzezeit von N. Asplund, das1956 im Verlag Westermann Braunschweig er-schien (Abb. 16). Ein Leichenzug auf dem Wegzum Scheiterhaufen wird von zwei Lurenspielernbegrt, die seitlich auf einem Felsen stehen undblasen. Die Szene spielt sich in unmittelbarer

    Nachbarschaft bronzezeitlicher Felsbilder ab, undes wird deutlich, wo das Ereignis stattfindet: in derLandschaft Bohusln an der schwedischen West-kste. Anhand eines solchen Motivs konnte manvor Schlern natrlich besser als mit PetersensLurenblsern erklren, in welchen geographischenund inhaltlichen Kontext der berwiegende Teilder Luren in Wirklichkeit gehrte. Bei vielen aller-dings, die bis 1945 mit den Bildern von Koch undPetersen erzogen worden waren, ist das Attributaltgermanisch bis heute fest mit dem Wort Lureverbunden.

    Anders als in Dnemark schwand das wissen-schaftliche Interesse an den Luren in Deutschlandnach dem Krieg. Neue ideologische Grnde, sichmit ihnen zu beschftigen, gab es nicht. Auerdemwaren die gut erhaltenen Luren von Daberkow,die man vor allem htte weiter untersuchen kn-nen, 1945 von der Roten Armee im Berliner Muse-um fr Vor- und Frhgeschichte beschlagnahmtworden und befinden sich seitdem im MoskauerPuschkin-Museum. So erfolgte die wissenschaftli-che Auseinandersetzung mit den bronzezeitlichenLuren lange Zeit hauptschlich durch skandinavi-sche und englische Forscher. Die Ergebnisse wur-den 1984 auf der 2. Konferenz der ICTM StudyGroup on Music Archaeology in Stockholm vorge-stellt und 1986 verffentlicht87.

    Die Bemhungen um grtmgliche Objekti-vitt beim wissenschaftlichen Umgang mit demPhnomen Lure88 forderten auch eine neueSichtweise in den Lebensbildern. Ein 1979 verf-fentlichtes Aquarell des dnischen KnstlersFlemming Bau ist dafr ein gutes Beispiel. Manblickt auf die in mehrere Einzelteile zerlegten undauf der Mooroberflche deponierten Luren vonBrudevaelte89. Von derselben Nchternheit sinddie Lurenaufnahmen, die 1984 auf der SchallplatteFornordiska klanger The Sounds of PrehistoricScandinavia der schwedischen Reihe Musica Sve-ciae erschienen90 und sich bewut von den ver-spielten Lurenstcken der 1966 vom Nationalmu-seum in Kopenhagen herausgegebenen PlatteKlange fra Danmarks bronzealderlurer MusicBlown on Lurs from the Danish Bronze Age abhe-ben91.

    Whrend hinter Museumsmauern im Sinne derBemerkung Godtfred Skjernes We may not knowso very much more than our predecessors, but in

    84 Broholm et. al. 1949, Vorwort.85 Broholm et. al. 1949, 85.86 Andersson 2001, 39 Abb.87 Lund 1986.88 Lund 1986a.89 Hjring 1986, 251 Abb.90 Lund 1984.91 Grammophon Recording 1966.

    Verehrt und mibraucht Zur Rezeptionsgeschichte der bronzezeitlichen Luren im 19. und 20. Jahrhundert 205

  • return we do not take so much for granted92 aneiner objektiven Betrachtung der Luren gearbeitetwurde, hatte die dnische Bevlkerung lngst eineganz andere Rolle fr die Luren vorgesehen. Sieverknpfte zwei nationale Symbole miteinanderund schuf den Lure blasenden Wikinger93. In die-ser Verbindung findet das Lurenspiel seit Jahr-zehnten bei diversen ffentlichen Anlssen seineZuhrer, regelmig jedes Jahr im Sommer bei denWikingerspielen in Frederikssund (Westseeland).Auch am Bronzezeit-Festival in Trundholm, dasim September 2002 zum 100-jhrigen Auffin-dungsjubilum des berhmten Sonnenwagens inder Nhe der Fundstelle gefeiert wurde, nahmenlureblasende Wikinger in weiten roten Umhn-gen selbstverstndlich aktiv teil (Abb. 17). VieleBesucher Kopenhagens werden vermutlich des-halb die beiden Lurenblser auf der Sule am Rat-hausplatz fr Wikinger halten. Ganz neu wrenderartige Assoziationen nicht, denn schon aufbildlichen Darstellungen des 19. und frhen 20.Jahrhunderts hatte man die Lure wiederholt mitdem Mittelalter in Zusammenhang gebracht94.

    An dieser Stelle mte nun ein Kapitel folgen, dassich mit der visuellen und akustischen Vermark-tung der Luren im Tourismus, der Produktwer-bung, dem Museumsmarketing etc. beschftigt; dieim vorliegenden Beitrag vernachlssigten LnderNorwegen und Schweden wren dabei ebenfallszu bercksichtigen. Auch die Behandlung derLure in Karikatur und Comic fehlt noch, zeit-genssische Kompositionen fr Luren wurdennicht besprochen und aktuelle Aufnahmen nichtbewertet. Einzelne Aspekte finden sich zwar imStockholmer Konferenzband The Bronze Lurs95sowie in der Musikgeschichte Nordeuropas96behandelt, die angesprochenen Themen bietenjedoch ausreichend Stoff fr eine separate Bearbei-tung.

    Abschlieend sei doch noch an die in Deutsch-land und einigen Nachbarlndern gezeigten Bron-zezeit-Sonderausstellungen der vergangenen Jahreerinnert. Durch sie und ihre Begleitveranstaltun-gen hat das Interesse an den Luren in Deutschlandsprbar zugenommen. Nun wurden die Lurenallerdings zumeist auch so prsentiert, da esschwer fiel, sich ihrer Faszination zu entziehen.Beleuchtung und Klangkulisse trugen hierzuwesentlich bei. Die konkrete Konfrontation mitder Nazi-Vergangenheit der Luren ist in Ausstel-lungen jedoch bisher ausgeblieben. WelcheSchwierigkeit allein der Umgang mit den Messing-Nachbildungen aus den 1930er Jahren zu bereitenscheint, zeigt sich am Beispiel eines Exemplars desNiederschsischen Landesmuseums in Hannover.Fr die Prsentation in der SonderausstellungTempel im Moor im Jahre 2002 wurden der Lure

    mit Hilfe einer Zange die bermig langen Sta-chel auf der Zierscheibe gekrzt (Abb. 18). Siewaren das augenscheinlichste Merkmal einer Lure,die whrend der Zeit des Nationalsozialismus alsNachbildung angefertigt wurde.

    ZUSAMMENFASSUNG

    Wren sie doch blo stumm geblieben mchteman angesichts dessen, was mit den bronzezeitli-chen Luren und ihren zahlreichen Nachbildungenvor allem in den 1930er Jahren des 20. Jahrhun-derts mibruchlich getrieben worden ist, provo-kativ ausrufen. Sptestens, seit der dnische Musi-kologe Angul Hammerich 1892 ffentlich vor-fhren lie, wie man die Luren handhabte und wassie tatschlich oder vermeintlich musikalischzu leisten im Stande waren, war es um sie gesche-hen. Voller Begeisterung wurden die Luren alsBeleg fr die Existenz einer bis in prhistorischeZeiten zurckreichenden nationalen Musiktraditi-on angesehen. Es kam zu einer Vielzahl von Neu-kompositionen und man zgerte nicht, bei denAuffhrungen auch gut erhaltene Originalinstru-mente einzusetzen. Nachdem bereits in den 1920erJahren in Dnemark mit Lurenmotiven auf Plaka-ten fr die Einheit des Landes geworben wordenwar, erkannten wenig spter auch die Nationalso-zialisten den propagandistischen Symbolwert derLuren. Sie stellten die optisch und akustisch ein-prgsamen Musikinstrumente in den Dienst ihresGermanenkultes, der vor allem die nordischeBronzezeit verherrlichte und Skandinavien alswesentlichen Teil urgermanischen Territoriumssah. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde es ver-stndlicherweise ruhig um die Luren in Deutsch-land. Die fr den weltanschaulichen Unterrichtgeschaffenen Schultafeln mit ihren blauugigenLurenblsern wurden nicht mehr ausgerollt unddie in der ffentlichkeit von SS-Offizierengespielten Luren-Nachbildungen gingen verlorenoder verschwanden in Museumsdepots. Inzwi-schen ist das Interesse an den Luren jedoch wiedersprbar gewachsen, was vermutlich auch auf denErfolg einer Reihe von Sonderausstellungen derletzten Jahre zum Thema Bronzezeit zurckzu-fhren ist. Es ist daher an der Zeit, sich erneut mitder jngeren Geschichte der Luren zu beschfti-gen und zu zeigen, wie eng Verehrung undMibrauch beieinander liegen knnen.

    92 Broholm et. al. 1949, 129.93 Vgl. Hjring 1986, 246248.94 Hjring 1986, 244245 Abb. 1213; 16.95 Lund 1986.96 Andersson 2001.

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  • DANKSAGUNG

    Folgenden Personen, die bei der Informations-,Literatur- und Bildbeschaffung wertvolle Hilfe lei-steten, bin ich zu groem Dank verpflichtet:

    Dr. Volker Arnold (Museum fr DithmarscherVorgeschichte Heide) Dr. Martin Baumeister(Germanisches Nationalmuseum Nrnberg) Dr.Birgitta Falk (Weserrenaissance-Museum SchloBrake, Lemgo) Dr. Uta Halle (Humboldt-Uni-versitt Berlin) Dr. Henning Hamann (Nieder-schsisches Landesamt fr Denkmalpflege, Han-

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    nover) Flemming Kaul M.A. (NationalmuseumKopenhagen) Dr. Roman Mischker (Landesmu-seum fr Vorgeschichte Halle) Dr. Margret Ott(Mnchengladbach) Inge-Mette Petersen (Na-tionalmuseum Kopenhagen) Dr. Regina Rand-hofer (Martin-Luther-Universitt Halle-Witten-berg) Susanna Rhling (Pulheim) Dr. DorotheaSchrder (Universitt Hamburg) Dr. Ina Uphoff(Universitt Wrzburg).

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  • Abb. 1 Darstellung der 1845 dem Zaren Nikolaus I. geschenkten Lure Nr. 6 von Brudevaelte im TafelwerkMuse de Tsarskoe-Selo ou Collection dArmes de Sa Majest lEmpereur de toutes les Russies, das 1853 in

    St. Petersburg erschien (nach Jensen 1998 Abb. 5).

    Joachim Schween210

  • Abb. 2 Darstellung von ca. 1865 mit dem Blick in den sogenannten Salle de Mars des Muse des AntiquitsNationales in St. Germain-en-Laye. In der Mitte des Saales auf einer hohen Vitrine liegen zwei Luren

    (nach Jensen 1998 Abb. 11).

    Verehrt und mibraucht Zur Rezeptionsgeschichte der bronzezeitlichen Luren im 19. und 20. Jahrhundert 211

  • Abb. 3 Mit der Schallffnung nach unten gerichtete Luren in A. P. Madsens Tafelwerk Afbildninger af Danske Old-sager og Mindesmrker aus dem Jahre 1872 (nach Madsen 1872 Taf. 18).

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  • Abb. 5 Darstellung von vier bronzezeitlichen Lurenblsern, die zwei Lurenpaare von Brudevaelte mit nach obengerichteter Schallffnung spielen (nach Hammerich 1893 Abb. 1).

    Abb. 4 Detail aus dem 1888 von Angelo Haase verffentlichten Schulwandbild Steen- og Bronzealderen mit Illustra-tionen von Carl F. Schmidt. Im Bildhintergrund sind zwei Lurenblser mit nach unten gerichteten Instrumenten zu

    erkennen (Reproduktion nach Vorlage im Museum of Danish School History).

    Verehrt und mibraucht Zur Rezeptionsgeschichte der bronzezeitlichen Luren im 19. und 20. Jahrhundert 213

  • Abb. 6 Titelbild des Buches An Nordischen Knigs-hfen zur Vikingerzeit von E. D. Schoenfeld aus demJahre 1910. Die Vorlage fr den Lurenblser stammt ausA. Hammerichs Verffentlichung von 1893 (nach

    Schoenfeld 1910).

    Abb. 7 Lurenblser-Denkmal von SiegfriedWagner und Anton Rosen aus dem Jahre 1914.Die Bronzeskulptur steht auf einer hohen Suleneben dem Rathaus in Kopenhagen (Photo:

    J. Schween 2002).

    Joachim Schween214

  • Abb. 8 Plakat von 1925 mit dem Aufruf an dieBevlkerung National Museet skal reddes! (DasNationalmuseum mu gerettet werden!) (nach Hjring

    1986 Abb. 10).

    Abb. 9 Detail aus dem 1925 in der Serie Kulturhistoriske Billeder fra Nordens Oldtid neu herausgegeben Bildeiner bronzezeitlichen Dorfszene des dnischen Malers Karl Jensen. In der Gruppe von Mnnern befindet sichein Lurenspieler mit umgehngtem Instrument. Gyldendalske Boghandel Nordisk Forlag Copenhagen (Repro-

    duktion nach Vorlage im Museum of Danish School History, Nr. 17.970).

    Verehrt und mibraucht Zur Rezeptionsgeschichte der bronzezeitlichen Luren im 19. und 20. Jahrhundert 215

  • Abb. 11 Vier Lurenblser der SS bei der Nordischen Kundgebung, die whrend der zweiten Reichstagung derNordischen Gesellschaft 1935 auf dem Marktplatz in Lbeck abgehalten wurde (Ausschnitt) (nach Mhrenberg

    1998, 27).

    Abb. 10 Zeichnung einer bronzezeitlichen Totenprozession mit Lurenblsern von Karl Jensen, um 1900 (nachChristensen 1934, 49).

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  • Abb. 13 Photo vom Vorgeschichtsraum im Museum fr DithmarscherVorgeschichte in Heide, vermutlich aus der zweiten Hlfte der 1930erJahre (Ausschnitt). Auf der Vitrine liegen zwei Lurennachbildungen ausMessing, rechts an der Wand hngt die Germanische Sonnenwendfeier

    (Museum fr Dithmarscher Vorgeschichte in Heide).

    Abb. 12 1935 in der Serie Kulturgeschichtliche Bilder fr den Schul-unterricht von Lehmann herausgegebene Germanische Sonnenwend-feier (Bronzezeit) des Malers Fritz Koch-Gotha (Dia-Archiv Lehrstuhl

    fr Schulpdagogik, Universitt Wrzburg).

    Verehrt und mibraucht Zur Rezeptionsgeschichte der bronzezeitlichen Luren im 19. und 20. Jahrhundert 217

  • Abb. 14 Lurenblser der jngeren Bronzezeit um 1000 v. Chr. des Malers Wilhelm Petersen aus der 1936erschienenen Serie Germanische Trachten der vorgeschichtlichen Zeit. Pestalozzi-Frbel-Verlag Leipzig

    (Reproduktion nach Original in Privatbesitz, Photo J. Schween 2003).

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  • Abb. 16 Schwedisches Lebensbild Bronzezeit von N. Asplund, das1956 im Verlag Westermann Braunschweig erschien (Dia-Archiv

    Lehrstuhl fr Schulpdagogik, Universitt Wrzburg).

    Abb. 15 Zeichnung mit dem Titel In der Werkstatt eines germanischen Lurengieers aus dem Jahre 1936von Wilhelm Petersen (nach Lechler 1936).

    Verehrt und mibraucht Zur Rezeptionsgeschichte der bronzezeitlichen Luren im 19. und 20. Jahrhundert 219

  • Abb. 18 In den 1930erJahren angefertigte Mes-sing-Nachbildung derLure von Garlstedt aufder SonderausstellungTempel im Moor desNiederschsischen Lan-desmuseums Hannover.Die ursprnglich ber-mig langen Stachelauf der Zierscheibewurden 2002 fr diePrsentation in der Aus-stellung gekrzt (Photo

    J. Schween 2002).

    Abb. 17 Bronzezeit-Festival in Trundholm zum 100-jhrigen Auffindungsjubilum desberhmten Sonnenwagens im September 2002 mit Lure blasenden Wikingern. (Photo

    J. Schween 2002).

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