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PZ DEUTSCHES APOTHEKENMUSEUM www.pharmazeutische-zeitung.de Ausgabe 2/08; Supplement zur Pharmazeutischen Zeitung 50/08 2008 2 Information zum Deutschen Apotheken-Museum

PZ DEUTSCHES APOTHEKENMUSEUM 2008 2 · al., Handbuch der Pharmakognosie II (1932). Keidel,J.(Hrsg.),DieTübingerRezepte(o.J.). Später jedoch – wie im Württemberger Arzneibuch

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PZ D E U T S C H E S A P O T H E K E N M U S E U Mwww.pharmazeut i s che-ze i tung .de

Ausgabe 2/08; Supplement zur Pharmazeutischen Zeitung 50/08

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dem als Absorbens berühmten Hirsch-horn sowie Perlen, sollte Herz und Magenstärken. Korallen wurden oft auch alsAmulett bei epileptischen Krämpfen ge-tragen.

Aufgrund der auffällig langen Träch-tigkeit der Elefanten galt Elfenbein als hilf-reich bei Schwangeren und gegen Un-fruchtbarkeit. So sollte das Pulvis contraAbortum mit geschabtem Elfenbein dieSchwangere vor einer frühzeitigen Nieder-kunft schützen (Abbildung 2).

Weitere Arzneien mit Ebur gab es beiSchwindsucht, Herzleiden, Schlaganfallund Ohnmacht, beispielsweise vermengtmit herzstärkenden Korallen in der SpeciesCordiales temperatae. Im DispensatoriumPharmacopolarum des Valerius Cordus(1546) wurde vor allem Spodium häufigaufgeführt, zum Beispiel in Trochisci Diar-rhodon und Trochisci de Spodio, und gegen

Heimat als heilig und daher importierteauch Indien für das Kunsthandwerk oftafrikanisches Elfenbein.

Bereits der ägyptische Papyrus Ebersim 2. Jahrtausend vor Christus und Peda-nios Dioskurides im 1. Jahrhundert nachChristus führten Dentes Elephantis als Arz-nei auf. In der Folgezeit stand der Elefantvor allem ikonografisch für Langlebigkeit,Treue und Sanftmut. Seit dem 16. Jahrhun-dert finden wir Elfenbein vermehrt als»Ebur« in den einheimischen Arzneibü-chern. Humoralpathologisch galt Ebur alskühlend und adstringierend. Es wurdegrob geraspelt (E. rasura) oder weiterverar-beitet und gepulvert (E. praeparatum) ein-gesetzt. Eine häufige Form war auch ge-branntes Elfenbein: Ebur ustum bezie-hungsweise Spodium.

In der Pharmacopoea Wirtenbergicades Jahres 1741 ist das »Helffenbein« bei-

mittelhochdeutsche »helfant« oder »helf-fenbein«, wie es sich noch in vielen jünge-ren Quellen findet.

Zähne und Stoßzähne wurden als Arz-nei eher selten benutzt, verglichen mit an-deren tierischen Substanzen wie Knochenoder Hirschhorn. Doch finden sie sich vonder Antike bis ins 18. Jahrhundert regelmä-ßig in den Arzneibüchern.

Die primäre Anwendung des Elfen-beins, eingebunden in die zeitgenössi-schen Lehren und Therapiemöglichkeiten,leitete sich von der Signaturenlehre ab.Die spitz zulaufende Form gebot den Ein-satz gegen alle Arten von stechendenSchmerzen. Auch galt Elfenbein als Hilfebeim Zahnen der Kinder. In der Humoral-pathologie wurden Zähne ebenso wieHorn als kalt und trocken angesehen. Siegalten als wirksam bei Fieber, Krämpfenund Verdauungsbeschwerden, als absor-

ArzneimittelgeschichteElfenbein in der HeilkundeVon Claudia Sachße / Elfenbein ist seit jeher berühmt und begehrt, nicht nurals Werkstoff für Künstler. Mythische Vorstellungen rankten sich um dieTiere oder Fabelwesen mit dem einzigartigen Horn. Diese Ideen übertrugensich auf die Heilkunst. Auch als Arznei genoss Elfenbein hohe Bedeutung.

spielsweise im Pulvis Pannonicus ruberordinarius enthalten, das bei bösartigenFiebern und Eingeweideschmerzen einge-setzt wurde (Abbildung 1). Geraspelt undals Spodium wurde es kombiniert mitHeilerden, Korallen, Perlen, Edelsteinen,Blattgold, Zimt, Nelken, Safran, Sauer-ampfersamen, Sandelholz und Zitronen-schale. Der Name »Ungarisch Gifft-Pul-ver« deutet auf das sogenannte Lagerfie-ber: die gefürchtete Ruhr. Sie wütete im16. Jahrhundert während der Türkenkrie-ge im ungarischen Heer. Auch gegenKrämpfe bei Knaben und Frauen sowie beiFiebern und Zahnen der Kinder sollte eswirken.

Als hilfreich gegen epileptischeKrämpfe und Kopfweh, vor allem bei Kin-dern, sowie gegen Rheuma und Arthritisgalt das »Marggrafenpulver« (Pulvis epi-lepticus Marchionis). Elfenbein, gemischtmit Pfingstrosenwurzel, Mistel, Blattgold,

Elfenbeine sind eine besondere Form derZähne unterschiedlicher Tierarten. Elefant,Narwal, Flusspferd, Walross, Pottwal undWildschwein sowie die fossilen Reste vonWaldelefant und Mammut zählen dazu.Die Stoßzähne und Hauer vor allem männ-licher Tiere unterscheiden sich von ande-ren Zähnen durch Form und innere Struk-tur. Der Begriff »Elfenbein« leitet sich abaus »elephantus/elephas« (lat./griech.)und »bein«, einer ursprünglichen Bezeich-nung für Knochen. Daraus entlehnt ist das

bierend und adstringierend. Die Elfen-beinarten finden sich in zahlreichen Re-zepturen mit Anwendung bei verschiede-nen Krankheitsgebieten.

Elefantenstoßzähne aus AfrikaSeit der Antike ist das bekannteste undmeistgebrauchte Elfenbein das des Ele-fanten. Genutzt wurde vor allem afrikani-sches Material, nicht nur aufgrund derbesseren Verarbeitungseigenschaften.Die indischen Elefanten galten in ihrer

Abbildung 1: Bestandteile des Pulvis Pannonicus ruber ordinarius in derPharmacopoea Wirtenbergica von 1741

Abbildung 2: Bestandteile des Pulvis contra Abortum in der PharmacopoeaWirtenbergica 1741 Fotos: Christian Müler

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LiteraturWinkler, L., Pharmakozoologie. In: Tschirch, A., et

al., Handbuch der Pharmakognosie II (1932).Keidel, J. (Hrsg.), Die Tübinger Rezepte (o. J.).

Später jedoch – wie im WürttembergerArzneibuch – wurde es realistischer alsZahn oder Horn einer ausgestorbenen ele-fantenähnlichen Tierart erkannt. Unicornufossile wurde eingesetzt als Absorbens,Adstringens und Spasmolyticum. Auchgalt es wie Unicornu verum als starkschweißtreibend, doch war Ersteres wegender milderen Wirkung bevorzugt.

Die Beschreibungen des mythischenEinhorns enthielten stets realistische Ele-mente mehrerer Tierarten. Die Bezeich-nung Rhinoceron bezeugt eine Assoziationmit dem Nashorn. Das »unpaarige« Hornverschaffte dem Rhinoceros zweifellos die-se Verwechslung.

Einhorn vom NashornDas mächtige Nashorn war bis ins 16. Jahr-hundert in Europa nur durch Erzählungenbekannt, niemand hatte es seit der Antikegesehen. So mag manches Horn vom Nas-horn als Unicornu nach Europa gelangtsein. Auch hier gilt: Selbst nach Kenntnisdes wahren Tiers blieb das Horn im Arznei-schatz. Es konnte anstelle des Einhornsverwendet werden als schweißtreibendessowie gift- und krampfwidriges Mittel.

Die Trennung von Zahn und Horn alsArzneigattung war dabei nicht stringentund wohl auch aufgrund der vergleichbarzugeschriebenen Wirkungen und Eigen-schaften zweitrangig. So führt JohannSchröder in seiner Pharmacopoea Medico-chymica (1693) das Einhorn wie das Nashornunter den »Hörnern« und nennt auch gleicheinen erschwinglichen Ersatz: »Weil aberdas Hirschhorn uns ein Genügen thut, sokönnen wir desselben füglich entbehren.« /

verschiedene Verdauungs- und Bauchbe-schwerden eingesetzt.

Berühmtes Unicornu verumZu den berühmtesten Arzneien gehörteüber Jahrhunderte Unicornu, das Horn desEinhorns. Die Legende des Fabeltiersstammt aus der Antike. Dargestellt alspferdeähnliches Tier mit gespaltenen Hu-fen und heilkräftigem Horn, gewann dasEinhorn im Christentum große Bedeutung,die aber lange Zeit auf die religiöse Welt be-schränkt blieb.

Seit dem Spätmittelalter kommt Uni-cornu in der medizinischen Fachliteraturvor, auch bezeichnet als Rhinocephalos,Rhinoceron oder Monoceron. Dabei ist eindirekter Zusammenhang mit dem Auftre-ten der Pest im 14. Jahrhundert und der ers-ten arzneilichen Verwendung zu vermu-ten. Unicornu wurde zu einem der ammeisten gerühmten Allheilmittel, war je-doch aufgrund seines hohen Werts an-fangs nicht apothekenüblich.

Im 17. Jahrhundert trat Unicornu in denApothekenverordnungen und -vorrätenhäufiger auf. Nachrichten von Grönlandrei-senden »entlarvten« das Wundertier jedochals den im nördlichen Polarmeer lebendenNarwal. Gleichzeitig stieg das Angebot unddie Preise sanken. Aus Unicornu verum wur-de immer mehr Unicornu marinum.

Doch auch nach der Entmystifizierungblieb Unicornu im Arzneischatz. Es wurdewie andere Zahn- und Hornsubstanzen nachder Säftelehre eingesetzt und galt als hoch-wirksam gegen alle Krankheitsgifte, als säu-remildernd, schweißtreibend, krampflösend,reiz- und schmerzlindernd (Abbildung 3).

Bei den Rezepturen der PharmacopoeaWirtenbergica mit Unicornu marinumsteht das Pulvis Epilepticus Cellarii cumcastoreo. Es wurde verabreicht gegen epi-leptische und andere krampfartige hysteri-sche Bewegungen. Enthalten waren unteranderem Castoreum, Mistel, Korallen, derSignatur entsprechend Cranium huma-num und die bis ins 18. Jahrhundert als ma-gisches Heilmittel bei Schmerzen undKopfleiden geschätzten Lapidum quinquepretiosorum. Darunter versteht man die»fünf kühlenden Edelsteine«: Granat, Kar-neol, Saphir, Smaragd und Hyazinth.

Die praktische Anwendung belegt einRezept der Mayerschen Apotheke in Tübin-gen, das ein Tübinger Arzt 1739 einem starkfiebernden Patienten ausstellte (Abbil-dung 4). Mehrere schweißtreibende Sim-plicia, darunter Antimonium diaphoreti-cum, wurden kombiniert mit den beidenEbur enthaltenden Composita UngarischGifft-Pulver und Marggrafenpulver. Diegerühmten schweißtreibenden Allheilmit-

tel Unicornu und Bezoarstein sollten dieWirkung verstärken.

Einhorn aus FossilienfundenTrotz der Entdeckung des Narwals als Horn-träger hielt man am Namen des »wahren«oder »marinen Einhorns« fest. Zum einen,um nicht von einem lang überlieferten Ter-minus abweichen zu müssen, zum anderenauch, um den Rohstoff vom Unicornu fossi-le, dem als Arznei ebenso geschätzten »ge-grabenen Einhorn« zu unterscheiden.

Das aus Bodenfunden stammende fos-sile Elfenbein wurde anfangs als eine aus-gestorbene Art des Einhorns interpretiert.

Abbildung 3:Gefäße mitUnicornu verumaus dem Arznei-schrank desKarmelitenklostersSchongau;etwa 1720;Inv.-Nr. II A 840, 741

Abbildung 4: Rezept, ausgestellt für BuchdruckerPflick am 17. Juli 1639; Inv.-Nr. VII A 389; Keidel,Tübinger Rezept Nr. 85

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Ins Magazin geschautVerschnupft beim WormserReligionsgesprächVon Elisabeth Huwer, Heidelberg / Im Bestand des Museums befindetsich die Kopie einer Rechnung für Arzneimittel aus dem Jahr 1557. Mitden Arzneimitteln waren erkältungsgeplagte Teilnehmer der WormserReligionsgespräche beliefert worden.

Bisamapfel, mit sich. Der seidenbezogeneKnopf, parfümiert mit ätherischen Ölen, er-füllte wohl einen ähnlichen Zweck.

Im Verlauf der Gespräche gerietSchnepf, wie die Protokolle belegen, immerwieder mit Melanchthon aneinander.Schließlich überwarf er sich sogar mit Teil-nehmern der eigenen Delegation (weswe-gen er Worms vorzeitig verließ), vor allemmit seinen ebenfalls in der Rechnung vonFettich genannten ehemaligen Schülern Jo-hannes Brenz (1499 bis 1570) und dem spä-teren Rektor der Universität Tübingen, Ja-kob Andreae (1528 bis 1590).

Brenz´ Knecht hatte vom Apotheker un-ter anderem Quittenlatwerge, Zuckerkon-fekt, Alaun, Petersiliensamen (»presilien-spreu«), eine schleimlösende Mandelmilch

Nach dem Augsburger Religionsfrieden desJahres 1555, der ein rechtlich geordnetesNebeneinander der konkurrierenden Kon-fessionen etablieren sollte, dienten die inWorms geführten Verhandlungen dem er-neuten Versuch, Einigung zwischen denVertretern der verschiedenen Konfessionenherzustellen. Dabei erschwerten nicht nurunvereinbare Standpunkte, sondern auchKrankheiten die Gespräche. Dies lässt zu-mindest die Liste der gelieferten Arzneimit-tel vermuten.

Die Rechnung wurde im Herbst 1557 vondem Wormser Apotheker Vespasian Fettichausgestellt (um 1523 bis 1587) und war anden Kirchenrat gerichtet. Das Original be-findet sich im Hauptstaatsarchiv in Stutt-gart (Signatur A 282 Nr. 3157); die hier ange-führte Edition erfolgte anhand der Kopie imBesitz des Deutschen Apotheken-Museums(Inv.-Nr. VII A 337).

Das »Verzaignuß der artzneyen undwaß sunst für die wirtembergische herrnund gesantten Ist auffgeholt und geborgetworden« ist ein seltenes Dokument dieserZeit und gibt interessante Aufschlüsse zumdamaligen Arzneimittelgebrauch sowieüber sonstige in der Apotheke erhältlicheMaterialien. Zudem belegt es Lieferungenan einen recht prominenten Kreis von Per-sönlichkeiten lutherischen Bekenntnisses,die sich aus höchst brisantem Anlass in derStadt trafen: dem »Wormser Religionsge-spräch«. Die erste Sitzung fand am 11. Sep-tember 1557 statt.

Philipp Melanchthon (1497 bis 1560)war zu Vorverhandlungen schon im Augustin Worms eingetroffen. Auch eine Würt-temberger Delegation nahm teil. Für einenihrer Vertreter, Dietrich Schnepf (1525 bis1586), den Sohn des berühmten Württem-berger Reformators Erhard Schnepf (1495bis 1558), hatte Fettich Arznei geliefert.Schnepf versuchte gleich mit mehrerenMitteln eine Erkältung zu lindern. Der Apo-theker versorgte ihn mit den »gutten Brust-küchlein«, einer »Latwerg gegen den Hus-ten« und »rosen Zucker«. Rosenzucker wur-de wie »rosenhonig« (Rosenblätter mit Ho-nig eingemacht) als schleimlösendes Mitteleingesetzt. Hinzu kam ein parfümierter

»seiden knopf dran zu richen«. Als Krank-heitsursache wurden damals unter ande-rem unangenehme Gerüche angesehen(»schlechte Luft«, Miasma-Theorie). Zur Ab-wehr trug man gerne starke Duftstoffe inspeziellen Behältnissen, zum Beispiel einem

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Literatur

Bundschuh, B. von, Das Wormser Religionsge-spräch von 1557 unter besonderer Berücksich-tigung der kaiserlichen Religionspolitik.Münster 1999.

Scheible, H., Thüringer, W. (Hrsg.), MelanchthonsBriefwechsel, kritische und kommentierteGesamtausgabe, Regesten 8072 – 9301 (1557-1560), Stuttgart-Bad Cannstatt 1995.

zur Linderung. Daneben bekam er »Krebs-äuglein« gegen Magenbeschwerden. Diesekalkartigen Krusten entstehen im Magenvon Krebstieren.

Für den »Secretarium H. Papst« (Johan-nes Papst) gab es ein Mittel »gegen den bö-sen Halts«. Er war aber nicht nur von Hals-weh geplagt, sondern gleichfalls von Ma-genbeschwerden, und dagegen bekam erzwei Schächtelchen mit »Magenpulver desbesten«. Für ihn wurden außerdem »nege-le« notiert, Gewürznelken, die man beiZahnschmerz und als Gewürz nutzte.

Die kontrovers geführten Disputationender hochrangigen Teilnehmer wurden, sobelegt die Rechnung des Wormser Apothe-kers als interessantes Detail, also zumindestbei einem Teil der Akteure durch lästige Er-kältungssymptome und weitere Malessenbeeinträchtigt. Die Verhandlungen brach-ten letztlich nicht nur kaum Annäherungender unterschiedlichen theologischen Posi-tionen der Teilnehmer, sie machten in ihremVerlauf auch einen Bruch innerhalb des Lu-thertums offenkundig: Schnepf reiste nachdem Zerwürfnis mit seiner Delegation vor-zeitig, am 2. Oktober 1557, ab.

Das Wormser Treffen war das letzte inder Reihe der Reichsreligionsgespräche. Esendete ergebnislos mit dem Abbruch der Ver-handlungen und der Freistellung der Abreisefür die Teilnehmer am 29. November 1557.

Bereits bei den vorangegangenen Tref-fen in anderen Städten, die als Wegbereiterdes Augsburger Religionsfriedens 1555 ange-sehen werden, vor allem aber bei diesem Re-ligionsgespräch in Worms, wird die Viel-schichtigkeit des Konfliktprozesses Reforma-tion deutlich. Einen Eindruck davon vermit-telt auch die Korrespondenz Melanchthonsaus diesen Jahren, deren kritische und kom-mentierte Gesamtausgabe Aufgabe der ander Universität Heidelberg angesiedeltenMelanchthon-Forschungsstelle ist.

Ob sich die württembergische Delegati-on mit oder ohne Schnupfen auf den Heim-weg machte, ist nicht überliefert. Vielleichtlagert das von Fettich gelieferte und wo-möglich unter der Regie von Andreae mitTinte beschriebene Papier noch heute in ei-nem Archiv als reales Zeugnis der konflikt-reichen Auseinandersetzungen in Worms. /

und »Rauchküchlen« (Räucherkegel) erhal-ten. Mit »Hirschzungen« ist Asplenium sco-lopendrium (Hirschzungenfarn) gemeint,der gegen Erkältung eingesetzt wurde.

Auch für den als Notar fungierenden An-dreae stellte Fettich Arzneimittel in Rech-nung: eine Salbe mit Eibischwurzel (Un-guentum Dialtheae), ein Abführmittel (»einpurgatsDranck mit reubarbere«, also Rha-barber) sowie ein »ledlen mit Krafftkuch-len«, das heißt ein Holzkästchen oder eineSpanschachtel mit kräftigenden Küchlein.Daneben ist auch eine stattliche Menge an

Papier und Tinte gelistet. Das »Randsorti-ment« der Apotheke war also ebenfalls ge-fragt. Aufgeführt sind für Andreae »3 Buchgroß Franckf[ur]t[er] pappier . . . 1 Buch ge-main pappier . . . umb Dintten«.

Ebenso war Balthasar Eißlinger (nach-gewiesen 1543 bis 1567), der Balthasar vonGültingen, den Vertreter von Herzog Chris-toph von Württemberg (1515 bis 1568), un-terstützte, sehr erkältet. Er erhielt unter an-derem »veiel sirup« (Veilchensirup, gegenBronchialleiden), ebenfalls eine »Brustlat-werg« und hustenstillenden Rosenhonig

Item auff 3 Septembris für Herrn Doctor TeodricusSchnepfius, ain lattwerg für den Husten, thut 6 batzenIt. ain seiden knopf dran zu richen 2 batzenIt. umb 12 lot der gutten brustküchlen 12 alb.It. umb 6 lot des besten rosen Zucker 6 alb. 2 PfennigeIt. für Herrn D. Jacobo Andreae 3 Buch großfranckft. Pappier, thut 9 batzen alb.It. 1 buch gemain pappier 2 alb.It umb Dintten 1 batzenIt. umb unguent. Dialteä 2 lot 1 alb.It. umb 3 waigung Drenklen 6 batzenIt. umb ain purgatsDranck mit reubarbero 3It. 2 lot rosen Zucker 2 alb.It. umb ain ledlen mit Krafftkuchlen 6 batzen 5 pfg.Item für den Herrn L. Baltasar EyßlingerreIt. umb 12 lot veiel Sirup, thut 6 alb. 1 Pfg.It. ain brust lattwerg 3 batzenIt. umb weiß Krebsäuglein 8 lot, zu zweimalgehabt thut 6 alb.It. 8 lot CandelZucker 3 alb.It. ain Glaß mit Dinten 1 alb.It. 11 lot rosenhonig 5 alb.Für den Secretarium H. Papst It. umb ain Syrupfür den bösen Halts, thut 4 alben 2 Pfg.It. 4 lot Krebsäuglein 3 alb.It. umb mastix und negele 2 alb.It. Zwei Ledlen mitt Magenpulver des besten,wegen zusammen 22 lot, thun 24 alb.It. umb Dinten 2 alb.Item holt des Herrn Johann Brentii Knecht:Item 9 lot der besten Quittenlatwerg, thut 9 alb.It. 1 lot Rauchküchlen 4 alb.It. ain latwergen 7 alb. 2 pfg.It. umb Küchlen 3 alb.It. umb alun 2 pfg.It. Hirschzungen 7 Pfg.It. 3 lott Zucker Candit 1 alb. 1 pfg.It. presilienspreu pfd. 2 alb.It. auff 2 Octobris umb ain safft 4 alb.It. umb 1/2 maß mandelmilch 3 batzenIt. umb 1 lot der rauchküchlen 4 alb.Item umb Reubarbere und meher stück drüber zuDrincken thun 10 alb. 2 pfg.It. umb ettliche Olia Hr. D. Jacob And: 1 alb.

Summa 7 Gulden 9 alb. 4 Pf.

Vespasianus C. T. Fettich bürger und Apodecker zu Wurmß

Verzaignuß derartzneyen undwaß sunst für diewirtembergischeherrn undgesantten Istauffgeholt undgeborget worden.Anno 57.

Abschriftder Rechnung vonVespasian Fettich,Apotheker in Worms,aus dem Jahr 1557

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NeuerwerbungenPrivilegierung und VerkaufVon Claudia Sachße / Zahlreiche Objekte kamen 2007 und 2008 durchSpenden und Ankäufe in den Museumsbestand. Exemplarisch seien hierzwei wertvolle Urkunden näher vorgestellt.

ne. Zwar fehlen Bodenmarken, doch Ver-gleiche zu den etwas unterschiedlich gear-beiteten Gefäßen weisen zum einen in dieWolbeersche Fayencefabrik in Berlin, dieunter anderem für die Berliner Hof-Apothe-ke fertigte; andere Parallelen stammen ausder Manufaktur in Rheinsberg. Aus beidenManufakturen sind bereits ähnliche Gefäßein der Sammlung Walter Dörr im Museums-bestand vorhanden.

Die von Schmeling so benannte Löwen-Apotheke blieb bis ins frühe 20. Jahrhundertim Familienbesitz (Abbildung 2). 1901 er-warb sie der aus Straßburg stammende undin München approbierte Apotheker ErichBuß. Er führte die Apotheke bis 1956. Mit denUmstrukturierungen in der frühen DDRwurde sie enteignet und verstaatlicht. Eini-ge Dokumente und Gegenstände konntenim Familienbesitz erhalten werden.

Apothekenschicksal in NürnbergEin zweites Schriftstück betrifft eine traditi-onsreiche Apotheke in Nürnberg. Der Größe-re Rat der Stadt bestätigt am 26. Mai 1666den Verkauf der Öllingerschen Apotheke anJohann Bernhard Schmid. Die einseitighandschriftlich ausgefertigte und gefaltetePergamenturkunde ist mit vier Anhängesie-geln versehen, die ersten beiden Zeilen sindhervorgehoben (Inv.-Nr. VII A 1238).

Die Apotheke »zum weißen Schwane«am Krebsstock gilt als die älteste öffentli-che Apotheke Nürnbergs. Vormals als Apo-theke »bei den Fleischbänken« war sie seitetwa 1425 am nördlichen Pegnitzufer be-kannt. 1512 heiratete Georg Öllinger (1487bis 1557), bis dahin beschäftigt in der stadt-eigenen Spitalapotheke, in die Apothekeein. Der hoch angesehene Öllinger, der1526 in den Größeren Rat der Stadt ge-wählt wurde, war Sprecher der NürnbergerApotheker in Zeiten wesentlicher Apothe-kengesetzgebung. Enge Kontakte bestan-den zum Stadtarzt Joachim Camerarius, zuBasilius Besler, Valerius Cordus, Hierony-mus Bock, Leonhart Fuchs und Otto Brun-fels. In der Universitätsbibliothek Erlan-gen-Nürnberg ist das »Öllinger-Herbar«von 1553 erhalten (Ms. 2362).

Sein Nachfolger Erasmus Öllinger war1632 Gründungsmitglied des NürnbergerCollegium Pharmaceuticum. Von GeorgErasmus Öllinger d. Ä. existiert aus demJahr 1663 ein im Stil einer Pharmacopöeverfasstes Inventarverzeichnis.

Eine Urkunde dokumentiert die Gründungder Löwen-Apotheke im brandenburgischenHavelberg. Unterzeichnet vom preußischenKönig Friedrich II am 19. April 1756, geneh-migt sie dem Apotheker Heinrich FriderichSchmeling die Errichtung einer weiterenApotheke in Havelberg. Das handschriftlichausgefertigte Privileg besteht aus vier Pa-pierbögen mit dem königlichen Signum so-wie einem Oblatensiegel (Abbildung 1).

Schmeling hatte 1740 die in Havelbergbestehende Ratsapotheke angekauft undplante den Neubau einer zweiten Apothe-ke. Die Erweiterung brachte der Stadt, diein den vergangenen Jahren einen hohen

Einwohnerzuwachs verzeichnet hatte,deutliche Vorteile. Zudem bestand kein»privilegium privatum noch sonst ein ge-gründetes Ius Contradicendi wider Anle-gung der 2ten Apotheque«. Die erteiltenAuflagen richteten sich unter anderemnach der Medicinal-Ordnung und erneuer-ten Apothekertaxe von 1725.

Wohl ebenfalls in die Zeit der Apothe-kengründung gehören ein Fayence-Albarel-lo sowie zwei weithalsige Sirupkannen mitBlaumalerei. Die Aufschriftfelder sind vonteils mit Blüten versehenen, unten gebun-denen Palmenzweigen gerahmt. Darübersteht die fünfzackige preußische Königskro-

Abbildung 1:Privileg und Fayencender Löwen-Apotheke Havelberg,Mitte 18. Jahrhundert;Inv.-Nr. II E 830-832, VII A 1279.Foto: Ch. Müller

Abbildung 2:Die Löwen-Apo-theke in Havelberg,Kirchstraße.

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Literatur

Öllinger, G., Quicchelberg, S., Magnarum Medici-nae partium herbariae et zoographiae ima-gines. Hrsg.: Dressendörfer, W., Müller-Jahn-cke, W.-D., Bartels, K., Mikrofiche-Edition1996.

Gossmann, H., Das Collegium PharmaceuticumNorimbergense und sein Einfluss auf dasNürnbergische Medizinalwesen. Quellen u.Studien zur Geschichte der Pharmazie 9(1966).

1665 beantragt der Nürnberger ApothekerJohann Bernhard Schmid die Übernahmeder Offizin. Die im Museum vorliegende Ur-kunde von 1666 bezeugt den Verkauf anSchmid durch die teils unmündigen undvon Kuratoren vertretenen Erben. Die Grün-de waren wohl finanzieller Art. Die Apothe-kenführung blieb vorerst in der Familie. Jo-hann Michael Öllinger mietete die Apothe-ke und gab sie 1672 an die Witwe des inzwi-schen verstorbenen Schmid zurück.

Konkurs und Ausverkauf1672 heiratete der Lüneburger ApothekerBernhard Hecht die Schmidsche Witwe undwurde Patron der Apotheke. Doch die schonvorher spürbaren Existenzprobleme zeigtenKonsequenz. In großer Schuldenlast gingHecht im Oktober 1689 in Konkurs.

Der Bestand wurde von den Nürnber-ger Apothekern aufgekauft. Grund war einBeschluss des Collegium Pharmaceuticum.Im Bestreben, die Zahl der Apothekenmöglichst gering zu halten, wurde 1551festgelegt, dass in Nürnberg nicht mehr alssieben Apotheken gleichzeitig bestehen

sollten. Die Aufrichtung der Apotheke zurGoldenen Kugel 1654 führte daher zu Kon-flikten. Die nächste zu schließende Apo-theke sollte eingezogen und die Norm wie-der hergestellt werden – dies traf eben dieApotheke zum weißen Schwane aus demÖllingerschen Erbe. Gewissermaßen be-zeugt die Urkunde mit dem Verkauf dieserältesten Nürnberger Apotheke aus lang-jährigem Familienbesitz deren beginnen-den Niedergang.

Herzlicher Dank gilt dem FörderveinDeutsches Apotheken-Museum e. V. für dieUnterstützung beim Erwerb der Objekte. /

Impressum

»Deutsches Apotheken-Museum«ist eine Beilage der Pharmazeuti-schen Zeitung.Redaktions- und Verlagsanschrift:Pharmazeutische Zeitung,Carl-Mannich-Straße 26,65760 Eschborn,Telefon (0 61 96) 9 28-2 72Fax (0 61 96) 9 28-2 75Verantwortlich für den Inhalt:Apotheker Professor Dr. HartmutMorck, Chefredakteur der Pharma-zeutischen ZeitungRedaktion: Apothekerin Brigitte M.GensthalerLayout: Klaus GilbertAbbildungen: Deutsches Apothe-ken-Museum (wenn nicht andersgekennzeichnet)Erscheint zweimal im Jahr.Weitere Angaben im Impressum derPharmazeutischen Zeitung

SammlerdynastienMuseumsschätze in FamilienhandVon Heike Haß / Die jährliche Tagung der Arbeitsgemeinschaft Pharmazie-historische Museen und Sammlungen fand in südlichen Gefilden statt.Innsbruck in Tirol war der Ausgangspunkt des Herbsttreffens, das zu zweiSammlerdynastien führte.

Dr. Andreas Winkler betreut als Historikerfachgerecht die bedeutende Sammlung,während seine Gattin als Apothekerin derWinklerschen Stadtapotheke vorsteht. IhrApotheken-Museum wird in allen Innsbruck-Stadtführern beworben.

Winkler führte die Besucher in das zwei-te Geschoss seines Elternhauses, wo dieSammlung seit 2003, dem Jahr des 425-jäh-rigen Familienjubiläums, präsentiert wird.Der Ausstellung sind vier Räume gewidmet.Die beeindruckende Bibliothek befindetsich in einem separaten Raum. »Sie umfasstalle bedeutenden Pharmacopöen, daruntereine Ausgabe des Dispensatoriums von Va-lerius Cordus in einer seltenen Ausgabe von1566«, erläutert Winkler diesen Samm-lungsschwerpunkt. »Auch heute noch wer-den die Reihen fortgesetzt.«

Ein Zimmer beherbergt den Winkler-schen Stammbaum. Die Ahnengalerie zeigt,dass die Stadtapotheker immer zu den an-gesehensten Kreisen der Stadt gehörten.Ein weiterer Raum beschäftigt sich mit dem19. Jahrhundert. Hier ist die damalige Offi-zin (Baujahr 1812) inklusive Inventar ausge-stellt. Herausragend ist die Barock-Offizinvon 1620. Hier werden die einzigartige Roh-drogensammlung sowie kostbare frühe Fa-yencen präsentiert. Auch manch seltenesEinzelobjekt ist zu finden: Die silberne Mu-mienhand begeistert die Besucher ebensowie die originale Süßholzraspel.

Gastgeber und Organisatoren waren Dr. An-dreas und Dr. Monika Winkler von der Stadt-apotheke Innsbruck. Für die 32 Teilnehmerstanden vom 24. bis 26. Oktober neben derWinklerschen Sammlung auch ein ausgiebi-ger Besuch in Brixen sowie zwei Vorträge auf

dem Programm. In pharmaziehistorischenKreisen sind die herausragenden Sammlun-gen der Familien Winkler in Innsbruck undPeer in Brixen wohlbekannt. Über zwölf so-wie sieben Generationen wurden die Schät-ze der beiden Stadtapotheken gesammelt.

Die Arbeitsgemeinschaft Pharmaziehistorische Museen und Sammlungen in Südtirol Foto: Beesen

Page 8: PZ DEUTSCHES APOTHEKENMUSEUM 2008 2 · al., Handbuch der Pharmakognosie II (1932). Keidel,J.(Hrsg.),DieTübingerRezepte(o.J.). Später jedoch – wie im Württemberger Arzneibuch

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Pharm. Ztg. · 153. Jahrgang · 11. Dezember 20088

Design); professionell gestalteteWerbung; zeitgenössische Fotodoku-mentationen und/oder Auf- undGrundrisse et cetera von Apotheken-neubauten aus den 1930er- bis Endeder 1960er-Jahre.

Wenn Sie vollständig erhaltene Gegen-stände in gutem bis sehr gutem Zu-stand aus ihrer Apotheke abgeben undim Museum dauerhaft bewahrt wissenwollen, nehmen Sie bitte per E-Mail,Brief oder Telefon Kontakt mit demDeutschen Apotheken-Museum auf.

Deutsches Apotheken-Museum, Schlosshof 1,69117 Heidelberg, Tel. 0 62 21 – 2 58 80 (AB),Fax: 0 62 21 – 18 17 62,E-Mail: [email protected]

Dinge, die Alltag, Fortschritte, Neuerun-gen, Modeströmungen, aber auch Notlö-sungen, Fehlentwicklungen und vielesmehr für die Nachwelt sichtbar und be-greifbar machen. Daneben freuen wir unsnatürlich auch über hochwertige Design-objekte, zum Beispiel Mobiliarteile, Stand-gefäße und grafische Materialien aus derHand eines Innenarchitekten oder Künst-lers.Wir suchen▪ aus dem Bereich Alltag: Geräte zur Arz-neiherstellung, zum Beispiel aus Sta-da-Hersteller-Apotheken, sowie Werbe-materialien aller Art und Schaufenster-dekorationen aus den 1930er- bis Ende der1960er-Jahre;▪ aus dem Bereich Design: Mobiliarteileund Standgefäße (hochwertiges

Elisabeth Huwer, Heidelberg / Im Deut-schen Apotheken-Museum spielt derAufgabenbereich »Sammeln« eine ent-scheidende Rolle. Derzeit arbeiten dieVerantwortlichen daran, gezielt Lückenim Bestand zu schließen und bitten dieLeser der Museumsbeilage um Mithilfe.Gesucht werden vor allem Gegenstän-de aus Apotheken, die in der Zeit von1930 bis etwa 1968 neu angeschafftwurden.

Dabei sind für ein kultur- und tech-nikhistorisch ausgerichtetes Museumwie das Deutsche Apotheken-Museumnicht nur Objekte aus der Hand einesberühmten Meisters interessant. Auchweniger spektakuläre Gegenstände desApothekenalltags werden gezielt ge-sammelt. Gespannt sind wir daher auf

Apothekengeräte – »Most Wanted«

wurde das Museum eröffnet. Ansprechendfügen sich Chromregale und Vitrinen in dasRenaissance-Ambiente ein. Einladend wirktauch die Verbindung der alten Arzneimittelmit zeitgenössischer Kunst: Die Fenster-scheiben zieren Ginkgo-Blätter in Sand-strahltechnik der Künstlerin Lies Bielowski.

Mariahilf-Apotheke in Feldbach, ein Infun-dierofen mit Trockenschrank, eine großeKräuterwaage und ein Destillierapparataus der Bären-Apotheke in Graz. Zum Le-ben erweckt werden die Objekte durch den

ehrenamtlich tätigen Apotheker Dr.Mader, der die Geräte in den klas-

sischen drei ArbeitsbereichenOffizin, Kräuterkammer und

Labor vorführt.Rüdiger Specht be-

richtete über dieMuseumspädagogik imRadolfzeller Stadtmu-seum. Kernstück der phar-

maziehistorischen Samm-lungen bildet die historische

Stadtapotheke samt Inventar,die sich in diesem Haus ursprünglich

befand. Specht setzt gezielt handlungsori-entierte Elemente ein. Neben Pillendrehenund Quiz sind es besonders jahreszeitlicheAngebote für das ganze städtische Muse-um, die etwa 3000 Gäste jährlich anlo-cken. »Nicht gerechnet die Besucher derRadolfzeller Kulturnacht; das sind nocheinmal so viele«, sagt Specht (www.radolfzell.de). Erhebliche Unterstützung erfährtdie hauptamtliche Museumstätigkeitdurch den Förderverein, von dem Dr. Tho-mas Schaad und Daniela Braunwarth ander Tagung teilnahmen.

Den Familien Peer und Winkler sei fürdie Gestaltung der Tagung herzlich ge-dankt. Wir freuen uns auf ein Wiedersehenim nächsten Jahr im Sächsischen Apothe-ken-Museum in Leipzig! /

Der nächste Schwerpunkt der Exkursionwar das »Pharmaziemuseum Brixen« derFamilie Peer (www.pharmaziemuseum.it).Wie in Innsbruck sind das Museum imObergeschoss und die Peersche Stadtapo-theke im Erdgeschoss in einem Haus ver-eint. 1787 übernahm der erste Peer – PeterPaul – die Stadtapotheke, die bereits 1683dort ihren neuen Standort gefunden hatte,und zog mit seiner Familie ein. Heute lei-ten die Apotheker Dr. Elisabeth und Dr. Os-wald Peer das Museum.

»Was in der Apotheke nicht mehr ge-braucht wurde, kam über Generationen aufden Dachboden«, erläuterte Peer die Entste-hung der stattlichen Sammlung. Zum 400-jährigen Bestehen der Stadtapotheke 2002

Hüter pharmaziehistorischer Schätze: Dr. OswaldPeer (links) und Dr. Andreas Winkler Foto: Leitgeb

»Das sieht besonders hübsch aus, wenn hierabends Licht entzündet wird«, berichtetPeer. Die Ausstellungsräume werden auchfür Konzerte, Lesungen und Events genutzt.

Die Apotheker haben sich im vergange-nen Jahr in den Ruhestand begebenund widmen sich seither nochintensiver ihrem Museum.Sohn Florian Peer leitet dieStadtapotheke, währenddie Eltern auf dem Dach-boden die nächstenSchätze heben: »Ein Pro-jekt, das erst in einem biszwei Jahren abgeschlossensein dürfte.«

Zum Abschluss erhieltendie Besucher die neuesten Produk-te: einen »rezeptfreien Rundgang«, den2008 erschienenen Museumsführer, sowieeinen Flyer, in dem die Erklärungen in deut-scher, italienischer und englischer Spracheaufeinander aufbauen und sich ergänzen.

Neues aus Graz und RadolfzellWichtiger Bestandteil der Arbeitsgruppen-tagung ist die Vorstellung von Sammlun-gen, die neu in den Kreis treten. Der Leiterdes Grazer Stadtmuseums, Dr. Franz Leit-geb, informierte über die pharmaziehisto-rische Sammlung im historischen PalaisKhuenburg (www.stadtmuseumgraz.at/sammlungen_apothekenmuseum.htm).

Kernstück bildet die Grazer Hirsch-Apotheke, die früher an anderer Stellestand. Bemerkenswerte Großobjekte sinddie schöne Biedermeier-Offizin aus der