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Newsletter Kinderuni Universität Koblenz-Landau, Campus Landau, Sommersemester 2010
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Kinder sind neugierig und haben viele
Fragen. Manchmal – so sagen die Er-
wachsenen – fragen sie einem sogar Lö-
cher in den Bauch! Und weil Kinder so
viel wissen wollen, gab es auch in diesem
Jahr wieder eine Kinder-Uni am Campus
Landau. Trotz teilweise tropischer Hitze
ließen sich die Kinder nicht vom Lern-
spaß in für sie ungewohnter Umgebung
abhalten: Sieben Themen standen von
Juni bis Juli auf dem Programm: Von Um-
weltschutz und alten Schriften über drei-
dimensionales Sehen und Spiegelungen
bis Filmtricks und Rhetorik. Wie richtige
Studierende erhielten auch die Kleinen
einen Studierendenausweis, in den sie
die besuchten Veranstaltungen eintragen
und sich abstempeln lassen konnten. Die
ganz treuen Besucher der Kinder-Uni-
Veranstaltungen wurden traditionsgemäß
wieder mit dem Landauer Kinder-Diplom
geehrt. Und natürlich waren auch wieder
die Landauer Kinderreporter mit Block,
Stift, Mikrofon und Kamera am Ort des
Geschehens, um als Zeitungsartikel, Ra-
diobeitrag oder Filmreportage festzuhal-
ten, was Spannendes passiert ist. Was in
den einzelnen Vorlesungen und Semina-
ren gezeigt und experimentiert wurde, das
gibt es auf den folgenden Seiten zu lesen.
Viel Spaß beim Lesen!Das KinDer-Uni-Team
Landauer Kinder-Uni 2
010
Lektion 1:
Wald und Wasser
„Ist euch auch so warm wie uns?“. Mit
dieser Frage eröffnen Grundwasserökolo-
ge Dr. Hans Jürgen Hahn und Förster Sieg-
fried Weiter vom Forstamt Haardt die erste
Vorlesung der Landauer Kinder-Uni 2010.
Gemeinsam mit über 200 Kinder-Uni-Stu-
denten wünschen sie sich eine kühle Brise
wie im Wald. Da die Vorlesung aber in der
Universität stattfindet, muss mit Siegfried
Weiters mitgebrachtem „Ersatz-Wald“ –
viele Äste mit vielen Blättern – Vorlieb
genommen werden. Aber: „Was hat der
Wald überhaupt mit unserem Wasser zu
tun?“, stellt der Wissenschaftler Hans Jür-
gen Hahn den Titel der Veranstaltung in
Frage. Zahlreiche Kinderhände schnellen
in die Höhe. Die Kinder haben enormes
Vorwissen und zeigen großes Interesse am
Thema. Dozenten und Kinder halten ge-
meinsam fest, dass Bäume Wasser brau-
chen um zu überleben. Der Wald dagegen
ist gleichzeitig Lebensraum für Tiere und
weitere Pflanzen. Außerdem nehmen die
Bäume über ihre Wurzeln mit dem Wasser
auch lebensnotwendige Mineralien auf.
Und auch das Chlorophyll in den Blättern
benötigt Wasser.
„Könnte es denn aber auch sein, dass das
Wasser den Wald braucht?“, regt Biologe
Hahn die jungen Wissenschaftler weiter
zum Nachdenken an. Diese wissen, dass
der Wald das Wasser reinigt und es im
Boden speichert. Der Grundwasseröko-
loge zeigt sich sichtlich beeindruckt vom
Wissensstand der jungen Studenten. In
der Veranstaltung will er gemeinsam mit
Siegfried Weiter und den Kindern wissen-
schaftlich beweisen, ob ihre Thesen auch
wirklich stimmen. Drei Fragen wollen die
Dozenten im Verlauf der Vorlesung mit
den Kindern beantworten: Warum gibt es
im Wald so viel Wasser? Warum ist das
Wasser im Wald so sauber? Warum wirst
du im Wald erst nach dem Regen nass?
Wissenschaftlich Arbeiten bedeutet,
Aussagen durch einen Versuch zu testen
beziehungsweise zu überprüfen. Versuche
machen aber auch immer ein bisschen Ar-
beit. „Dafür brauchen wir Unterstützung“,
motiviert Hans Jürgen Hahn seine jungen
Wissenschaftler und freut sich über die
vielen Kinder, die mithelfen wollen. Da-
mit auch jeder etwas sehen kann, wird der
Versuch mit einer Kamera auf die Lein-
wand des Hörsaals übertragen.
Zuerst soll herausgefunden werden, wa-
rum es im Wald immer soviel Wasser gibt.
Für das Experiment haben Siegfried Wei-
ter und Hans Jürgen Hahn zwei längliche
Kisten vorbereitet. Eine mit Wald- und
eine mit Stadtboden. Beide Kisten haben
am unteren Ende ein Loch. Durch sie soll
Wasser durchlaufen und so getestet wer-
den, wo es schneller durchsickert. Die
jungen Wissenschaftler sind sich schon
im Vorfeld einig: Im Waldboden dauert es
länger, bis das Wasser am Ende ankommt.
Da an der Uni nicht nur gelehrt sondern
auch geforscht wird, muss die Annahme
der Kinder-Studenten natürlich mit einem
Experiment bewiesen werden. Jeweils ein
Liter Wasser wird in den Stadt- und in
den Waldboden geschüttet. Das Resultat
kommt wie erwartet: „Der Waldboden
hat das Wasser einfach weggesaugt“,
so eines der Kinder. Beim Stadtboden
floss es durch. Biologe Hahn erklärt den
Kinder-Uni-Studenten nebenbei, dass auf
diese Weise auch Hochwasser entstehen,
da der Stadtboden das Wasser nicht spei-
chern kann. Ganz anders ist es da beim
Waldboden, hier passen beim Experiment
insgesamt drei Liter Wasser rein, bis lang-
sam ganz wenig durch das Loch am unte-
ren Ende der Kiste in den Auffangbecher
tropft. Waldprofi Siegfried Weiter erklärt:
„Ein Quadratmeter Waldboden, also eine
Fläche von ein mal ein Meter, kann so viel
Wasser speichern wie in zwei randvolle
Badewannen passen.“ Dies war auch für
die jungen Wissenschaftler neu und völlig
erstaunlich.
Um herauszufinden, warum das Wasser
im Wald immer so sauber ist, wird in ei-
nem Eimer ein Waldboden nachgebaut.
Ganz unten befindet sich ein Loch, darü-
ber kommen Sand, Torf, Waldboden und
Moos. Darauf wird schmutziges Wasser,
von Dr. Hahn auch liebevoll „Dreckbrü-
he“ genannt, geschüttet. Dies soll unten
am Eimer wieder sauber heraus kommen?
Die Kinder sind skeptisch. Beim Durch-
laufen braucht das Wasser sehr lange. Wa-
rum ist nun allen klar. Natürlich speichert
der Waldboden einen Teil davon. Und sie-
he da, am Ende ist das Wasser, das heraus
sickert, tatsächlich ein wenig sauberer.
Allerdings möchte noch immer kein Kin-
der-Uni-Student davon trinken. Damit es
richtig sauber wird, hätte der Waldboden
mehr Schichten benötigt.
Um die letzte Frage zu klären, warum
man im Wald unter den Bäumen erst nass
wird, nachdem der Regen aufgehört hat,
wird wieder ein Teil von Siegfried Weiters
„Wald“ benötigt, außerdem ein Plansch-
becken, zwei Leitern, ein Schirm, Wasser-
sprühflaschen und viele Helfer. Zunächst
sprühen die „Regenmacher“, also die auf
den Leitern stehenden Studenten, ohne
Wald das Wasser auf die im Planschbe-
cken stehenden Kinder, das Regenwasser
landet sofort auf dem Boden. Nun wird in
einem Korb ein Blätterdach simuliert, in
dem mehrere Schichten Äste und Blätter
übereinander gelegt werden. So ist es auch
bei einem echten Baum. Die Regentrop-
fen müssen von Blatt zu Blatt fließen. Und
das Experiment beweist: Auch die Blätter
speichern das Wasser. Unter dem Baum
wird man lange Zeit nicht nass. Spätes-
tens wenn ein Wind durch die Blätter geht,
wird der aufgefangene Regen aber durch-
gelassen. Dann wird man auch unter dem
Baum nass.
In der lebendigen und interessanten Vor-
lesung konnten die jungen Wissenschaft-
ler nun also allerhand beweisen: Der Wald
ist wie ein Schwamm. Er speichert das
Wasser lange und wirkt dabei wie ein Fil-
ter, es kommt sauberer wieder heraus.
KaTharina DaUsch
Kinderreporterin sophia habaTh besuchte die Vorlesung zum Thema „Wald und Wasser“. Die Vorlesung wurde gehalten von Dr. Hans Jürgen Hahn und Siegfried Weiter (Forstamt Haardt). Nach der Vorlesung stellte Sophia dem Förster Siegfried Weiter ein paar Fragen. Warum gibt es so viele Quellen in den
Wäldern? Das Wasser wird im Waldboden aufgesaugt wie ein Schwamm, und wenn der Schwamm voll ist, dann läuft das Wasser da heraus, wo der Boden wasserdurchlässig ist. Wenn dies der Fall ist, entsteht eine Quelle.
Wo gibt es mehr Quellen? In Laubwäldern oder in Nadelwäldern? Eigentlich in Laubwäldern. Bei uns gibt es
mehr Laubwälder, deshalb finden wir mehr Quellen in Laubwäldern.
Sind die Quellen durch die Rodung der Wälder von der Austrocknung bedroht? Wenn keine Wälder mehr da sind, kann der Waldboden kein Wasser mehr aufnehmen und speichern. Das hat zur Folge, dass das Wasser schnell in den nahe gelegensten Bach abfließt. Sprudelt das Wasser einer Quelle ewig?
Eher nicht, wenn es weniger regnet, kommt weniger Wasser in den Boden, und die Quel-len werden schwächer.
Welche Temperatur hat das Wasser einer Quelle?Ungefähr 8 bis 10 Grad.
Wie krank ist unser Wald? 30 Prozent sind gesund, alle anderen Bäume sind leicht bis schwer krank.
Kinderreporter
Lektion 2:
Das Geheimnis der Schriftrollen
Um ganz, ganz alte Schriftstücke und wie man diese findet
und entziffert, ging es in der Vorlesung des evangelischen
Theologen Professor Dr. Michael Tilly. Denn damit wir uns
heute vorstellen können, wie die Menschen in der Antike
vor fast 2000 Jahren geschrieben und gelebt haben, müssen
erst einmal schriftliche Überreste gefunden werden. Weil
man die antiken Schriftstücke nicht einfach so auf der Stra-
ße oder im heimischen Garten findet, braucht es eine ganze
Menge Organisation, um sie aufzustöbern.
Professor Tilly nahm die Kinder mit auf eine Bilderreise
in die Bergwüste Israels im Nahen Osten. Zwei nebenein-
ander liegende Berge waren auf der Leinwand im Hörsaal
zu sehen, die ganz schön unterschiedlich aussahen: der eine
war grün und natürlich abfallend, der andere – und das war
das Besondere – hatte steile Wände und rundherum Mau-
erreste aus Stein. In diesem Berg befand sich früher einmal
eine Stadt. Professor Tilly zeigte einen Querschnitt des Ber-
ges; es sah aus, als würde man sich den Berg von innen be-
trachten. Daran konnten die Kinder genau erkennen, dass es
wie bei einem Hamburger auch in dem Berg verschiedene
Schichten gab – „allerdings nicht aus Salat und Frikadelle“,
wie der Wissenschaftler schmunzelnd erklärte, sondern aus
Gestein. Die Schichten entstanden im Laufe der Jahrhun-
derte durch Menschenhand. Denn Städte wurden in Krie-
gen, durch Brände oder Naturkatastrophen häufig zerstört,
aber auch immer wieder auf den Überresten aufgebaut. So
kam auf jede alte Schicht immer wieder eine neue Schicht,
ein Grabungshügel entstand.
Bei Grabungen haben Archäologen diese Schichten aus-
gebuddelt. Um nun herauszufinden, wie alt die Gegenstän-
de sind, die man aus den Tiefen des Bodens ausgräbt, gibt
es einige Hinweise, wie die Kinder lernten. Ganz früher gab
es noch keine Töpferscheiben, mit denen man kreisrunde
Gefäße herstellen konnte, man hatte nur die eigenen Hände
als Werkzeug. Dementsprechend sahen dann auch die Ge-
fäße aus: Je eckiger also die Verarbeitung der Öllämpchen,
desto älter sind sie. Je sorgfältiger die Verarbeitung, desto
jünger.
Vor 2000 Jahren hatten die Menschen keine Schreib-
blöcke zum Schreiben, so wie wir heute. Vielmehr nutz-
ten sie Tonscherben, denn sie waren billiger als Papyrus,
Pergament oder Leder. Der Nachteil solcher Tonscherben
ist, dass sie auseinanderbrechen können. Oftmals müssen
daher die Archäologen wie bei einem Puzzle herausfinden,
welche Stücke zusammengehören, um am Ende ein ganzes
Schriftstück zu erhalten.
Wie schwierig das ist, konnten die kleinen Studierenden
anhand von Beispielen selbst sehen. Neben der gleichen
Schriftart (ist die Schrift eher gezackt oder verschnörkelt?)
muss man nämlich auch darauf achten, wie die Wörter auf-
gebaut sind (fehlen zum Beispiel Selbstlaute?) oder ob sich
beispielsweise immer wieder die gleichen Fehler in der
Grammatik finden. Aber nicht nur die Schrift der kleinen
Puzzleteile muss einheitlich sein, damit es sich um ein iden-
tisches Schriftstück handelt, sondern auch der Schreibstil
und das Thema des Schriftstücks. Beachtet man all diese
Dinge, erkennt man, dass in verschiedenen Zeitaltern unter-
schiedlich geschrieben wurde. So kann man die Tonscher-
ben sogenannten Epochen zuordnen.
Zusammen mit Professor Tilly entzifferten die Kinder
mehrere Hinweise auf verschiedenen Schriftrollen, die sie
zu einem im Hörsaal verborgenen Schatz führten. Darin la-
gen viele mit alter Schrift verzierte Tonscherben, die sich
die Kinder als Andenken mit nach Hause nehmen durften.
Jennifer bacK
Seit vielen tausend Jahren schon schreiben die Menschen Dinge auf. Die
Schriften und Buchstaben haben sich allerdings ganz stark verändert
und sind für viele Menschen heute nicht mehr zu entziffern. Dennoch
gibt es einige Menschen, die Spaß daran haben, alte Schriften zu ent-
schlüsseln. Zu denen gehört Professor Michael Tilly. Er ist Professor am
Institut für Evangelische Theologie an der Universität Koblenz-Landau.
Kinderreporter sebasTian WinD hat mit ihm über das Geheimnis der
Schriftrollen gesprochen.Gehören Sie zu den Geheimniskrämern oder zu den Detektiven?
Ich bin eher Detektiv und mag Sachen herausfinden.Haben Sie selbst schon mal eine Schriftrolle gefunden?
Oh, ja. In Israel 1983. Der Text stammte aus der byzantinischen Zeit
um 500 nach Christus.Warum finden Sie es spannend, eine Schriftrolle zu enträtseln?
Weil man dadurch versteht, wie die Menschen früher gelebt haben.
Heute benutzen wir ganz andere Schriften als damals.
Wie schaffen Sie es trotzdem, die alten Schriften zu lesen?
Ich habe ganz lange üben müssen.Wie sind Sie auf das Thema „Geheimnis der Schriftrolle“
gekommen? Weil es mich selbst interessiert und weil es mit den Büchern, die ich
für Erwachsene schreibe, sehr viel zu tun hat.Wie alt ist die älteste Schriftrolle der Welt? Mindestens 2600 Jahre.
Sind Sie selbst Forscher? Wenn ja, was war Ihr spannendstes
Geheimnis, das Sie gelüftet haben? Als ich eine alte Handschrift übersetzt habe, die noch nie jemand
vorher übersetzt hat.Vielen Dank Professor Tilly für das Interview.
Kinderreporter
Lektion 3:
Die Tricks der Filmemacher
Warum wir bei Filmen lachen, weinen
oder uns gruseln erklärten in dieser Vor-
lesung Medienpsychologin Dr. Ines Vogel
und Diplom-Pädagogin Ina Biederbeck.
Wie in einer echten Vorlesung wurden
die Kinderstudenten gesiezt, das fanden
die Kinder ganz klasse. Damit die Schü-
ler nach jedem gezeigten Filmausschnitt
ausdrücken konnten, wie die Filmchen
auf sie gewirkt haben, wurden ihnen zwei
Kärtchen ausgeteilt: ein gelbes, das sie
hochhalten sollten, wenn ihnen der Film
oder die Filmfigur gefallen hat, und ein
schwarzes, das sie zeigen sollten, wenn
sie sich gegruselt haben oder der Filmheld
böse wirkte.
Filme erzeugen nämlich oft verschiede-
ne Gefühle, die auch Emotionen genannt
werden. Zum Beispiel können uns Filme
zum Grinsen, Lachen oder Weinen brin-
gen, oder gar zum Schwitzen, wenn wir
aufgeregt sind.
Ina Biederbeck stellte die verschiedenen
Filmgenres (das Wort kommt aus dem
Französischen und bedeutet so viel wie
„Filmarten“) vor. Da gibt es beispiels-
weise Zeichentrickfilme, Horrorfilme wie
„Die Geistervilla“, witzige Komödien,
traurige Dramen, ernstere Filme wie Tra-
gödien, Westernfilme wie „Lucky Luke“,
lehrreiche Dokumentarfilme über die Na-
tur oder andere Länder sowie spannende
Krimis und Thriller.
Und dann wurden die kleinen Studenten
auch schon in den ersten Trick eingeweiht,
den die Filmemacher benutzen, um bei
dem Zuschauer Gefühle auszulösen:
Trick 1: Filmmusik und Soundef-
fekte. Filmmusik wird dazu verwendet,
bestimmte Stimmungen zu verstärken.
Schon seit etwa 90 Jahren gibt es Filmmu-
sik, damals begleiteten Musiker Stummfil-
me live am Klavier, um die verschiedenen
Szenen ansprechender zu gestalten. Wie
unterschiedliche Musik die Wirkung ein-
und denselben Filmausschnittes beeinflus-
sen kann, verdeutlichten Ina Biederbeck
und Dr. Ines Vogel mit einem Ausschnitt
aus dem Film „Ice Age“. Die Originalfas-
sung bewerteten fast alle Kinder mit ih-
rer gelben Karte, weil sie den Ausschnitt
witzig fanden. Derselbe Ausschnitt wirkte
mit der Musik eines Horrorfilms im Hin-
tergrund gar nicht mehr so witzig und ei-
nige Kinder zeigten die schwarze Karte,
andere beide Karten.
Trick 2: Farben und Formen. Was
macht einen guten Helden und was ei-
nen Bösewicht aus? Ganz einfach: böse
Figuren sind meistens dunkel gekleidet,
haben einen finsteren Blick und enge, zu-
sammengekniffene Augen, einen großen
Mund, riesige Zähne und ein seltsames
Aussehen (wie zum Beispiel wirre Haare).
Gute Filmhelden erkennt man an den gro-
ßen, offenen Augen, einem freundlichen
Gesicht und der hellen Kleidung.
Trick 3: Die Stimme. Ob eine Filmfi-
gur böse oder lieb ist, kann man auch an
ihrer Stimme hören. Bösewichte haben
meist dunkle, tiefgrollende Stimmen und
fauchen oder zischeln, während witzige
Figuren eher eine piepsige, hohe Stimme
haben. Darth Vader, der Bösewicht aus
Star Wars, mit einer quakigen Stimme
fanden die kleinen Studenten bei Weitem
nicht so gruselig wie seine dunkle Stimme
im Original.
Trick 4: Schnittfrequenz. Einen
Schnitt nennt man den Übergang von ei-
nem Bild zum nächsten. Kinofilme laufen
über Filmstreifen ab, die mit einem Pro-
jektor an die Wand übertragen werden. In
einer Sekunde werden dabei 24 verschie-
dene Bilder gezeigt. Als Frequenz wird
die Häufigkeit bezeichnet, wie schnell die
Bilder wechseln. Eine Schnittfrequenz
bezeichnet also die Häufigkeit, wie oft
eine Bildeinstellung in einer bestimmten
Zeit wechselt. Anhand von zwei Bildaus-
schnitten wurde den Schülern gezeigt, wie
ein Filmausschnitt ohne Schnitt aussieht
und wie ein Filmausschnitt mit ganz vie-
len Schnitten aussieht. Nach dem zweiten
Ausschnitt fühlten die Schüler sich etwas
verwirrt und aufgeregt. Grund dafür ist die
Schnelligkeit, mit der die Bilder wech-
seln: wir sehen nicht genug, können nicht
alles schnell genug erfassen und bekom-
men deshalb Angst.
Zum Schluss wurde den Kindern für
weniger als eine Sekunde ein Bild auf der
Leinwand gezeigt. Dies war ein Test, wie
viel sie von dem Bild gesehen haben. Ei-
nige erkannten ein Boot auf dem Wasser,
niemand allerdings die zwei Möwen auf
dem Boot und die roten Bojen. Ein Be-
weis dafür, dass unser Gehirn bei kurzen
Bildabfolgen nicht in der Lage ist, die Bil-
der ganz zu erfassen.
Nach dieser Vorlesung werden die Kin-
der nun genauer auf die Tricks der Filme-
macher achten und vielleicht nicht mehr
so schnell darauf hereinfallen. Jennifer bacK
Die Tricks der Filmemacher
Warum wir bei Filmen lache
n, weinen oder uns gruseln
Es gibt verschiedene Arten von Filmen:
bei manchen musst du lachen und findest
sie komisch, andere dagegen sind ernst
oder machen dich sogar ein bisschen trau-
rig. Bei dieser Vorlesung konnte man ler-
nen, wie die Regisseure und Produzenten
bestimmte Tricks und Techniken anwen-
den, damit der Film jemanden in eine be-
sondere Stimmung versetzt.
Bei der Vorlesung bekam jedes Kind
eine gelbe und eine schwarze Karte.
Wenn den Kindern die Filmabschnitte
und die Bilder gefielen, konnten sie ihre
Stimmung mit den Karten ausdrücken.
Gelb für fröhlich, Schwarz für traurig oder
gruselig. Viele Kinder wussten Bescheid
über verschiedene Filmgenres. Genre ist
französisch und bedeutet „Art“. Die Film-
musik spielt bei einem Film ebenfalls eine
wichtige Rolle.
Danach wurde der Film „Ice Age“ abge-
spielt. Welche Karte die Kinder hochhiel-
ten? Gelb natürlich (sehr lustiger Film).
Aber mit der Filmmusik konnte man
den lustigen Film „Ice Age“ in einen
„Horrorfilm“ verwandeln. Welche Karte
die Kinder hochhielten? Schwarz.
Zum Schluss wurden Bilder von
Helden und Bösewichten gezeigt wie zum
Beispiel Kim Possible, Spongebob, Mi-
cky Maus (gut), Dr. Facilier, Darth Vader,
Voldemord (böse) und mehr.
VinUsiya siVananThan
saKiThya siVananThan
UnD salomon Jeyarasa
Kinderreporter
Lektion 4:
Warum hat der Mensch zwei Augen
?
„Warum ist es nützlich, zwei Augen zu
haben?“ – „Weil wir damit sehen kön-
nen“, vermuten die jungen Studenten.
„Das ist zwar richtig“, erklärt Profes-
sor Dr. Diethard Herles vom Institut für
Kunstwissenschaft und Bildende Kunst in
seinem Seminar, „aber ich stelle die Frage
genauer – das ist nämlich eine Aufgabe
von Professoren. Sie sind Forscher und
stellen sich dabei manchmal Fragen, über
die andere gar nicht nachdenken, weil sie
die Antwort für selbstverständlich hal-
ten.“ So eine wissenschaftliche Frage ist
es auch, warum der Mensch ausgerechnet
zwei Augen hat und nicht nur eines mitten
auf der Stirn wie ein Zyklop, eine Sagen-
gestalt aus der griechischen Antike. Um
die Antwort herauszufinden, wozu zwei
Augen denn nützlich sind, führt Professor
Herles mit den Kindern zuerst ein Experi-
ment durch: Sie halten sich das linke Auge
zu, den Arm sollen sie weit nach vorne
ausstrecken und den Daumen hochhalten.
Den Punkt an der Wand, auf dem sie den
Daumen sehen, müssen sie sich merken,
dann das rechte Auge schließen und da-
für das linke öffnen. Wundersamerweise
springt der Daumen dabei ein Stück nach
rechts. Jedes Auge sieht also die Welt et-
was anders. Aus dem Unterschied der bei-
den Seheindrücke gewinnt unser Gehirn
Informationen über die Entfernung der
Gegenstände im Raum. Dies gilt es, näher
zu erforschen.
Vor etwa 150 Jahren wurde der Fotoap-
parat erfunden. Schon bald gab es Kame-
ras für sogenannte stereoskopische Bilder,
die heute meist 3-D-Bilder genannt wer-
den. Sie haben zwei Linsen, die gleich-
zeitig zwei etwas voneinander versetzte
Bilder machen. Der Professor verrät den
jungen Zuhörern, dass man dreidimen-
sionale Fotos herstellen kann, ohne eine
Spezialkamera zu haben. Und das hat er
schon selbst ausprobiert, indem er dassel-
be Objekt zweimal fotografiert und dabei
sein Gewicht bei jeder Aufnahme auf ein
anderes Bein verlagert hat. Dadurch ver-
schiebt sich die Position der Kamera mini-
mal nach rechts oder nach links. Damit die
Kinder das Ergebnis auch sehen können,
projiziert er die Fotos mit zwei Projekto-
ren übereinander an eine Leinwand. Und
als alle ihre Spezial-Brillen aufsetzen,
schwebt der fotografierte Gegenstand im
Raum. Die Brillen bewirken, dass jedes
Auge nur das dafür vorgesehene Bild se-
hen kann. Warum das funktioniert, kann
selbst erprobt werden, indem zwei Brillen
mit vertauschten Gläsern übereinander ge-
legt werden. Im Experiment soll nun ein
Student, von den anderen gelenkt, nach
dem schwebenden Objekt greifen. Er wird
an eine Stelle etwa zwei Meter vor der
Leinwand dirigiert, da alle glauben, dass
der Gegenstand sich dort befindet.
In seinem Seminar verspricht Professor
Herles den eifrigen Lernenden, dass sie
selbst ein buntes, dreidimensionales Bild
herstellen werden.
Doch wie macht man das?
Zuerst braucht man Brillen, die mit den
speziellen Filtern beschichtet sind und
zwei Projektoren, vor deren Linsen sich
dieselben Filterfolien befinden. Das 3-D-
Bild soll dann an eine silbrige Leinwand
geworfen werden, die Licht so reflektiert,
wie es durch die Filter projiziert wurde.
Für ihr gemeinsames Bild malen nun
alle Studenten Unterwassertiere, die dann
auf ein Blatt Papier geklebt werden. Um
die Tiere einzeln hervorheben zu können,
fotografiert der Seminarleiter das Blatt ab
und speist das Bild in zwei Laptops ein.
Davon steht eines für das rechte und ei-
nes für das linke Auge. Beide Laptops
werfen das gleiche Bild über die zwei
Projektoren auf die Leinwand. Verschiebt
man in Photoshop – einem Bildbearbei-
tungsprogramm – nun einzelne Fische
auf nur einer der Projektionen, so gleiten
diese nach hinten oder schweben in den
Vordergrund. Schiebt man sie nach links,
treten sie nach vorne in den Raum, nach
rechts verschwinden sie im Hintergrund.
So haben die jungen Studenten selbst ein
Bild erstellt, das man mit Hilfe der Spezi-
albrillen farbig und dreidimensional, also
stereoskopisch sehen kann. simone WürTh
Lektion 4:
Warum hat der Mensch zwei Augen
?
Warum hat der Mensch zwei Augen
?
„Warum hat der Mensch zwei Augen?“. Kinderreporter sebasTian Korz hat sich die Vorlesung von Professor Dr. Diethard Herles
angehört. Der Professor erklärte den Kindern, wie Bilder so gemacht werden können, dass sie dreidimensional aussehen.
Kinderreporter
Bei einem Experiment konnte man eigene Zeichnungen dreidi-
mensional sehen. Dazu benutzte Prof. Dr. Herles zwei Computer,
zwei Projektoren und eine 3-D-Brille. Er kopierte die Zeichnung
auf beide Computer, die jeweils mit einem Projektor verbunden
waren. Vor beide Projektoren stellte er je einen Polarisationsfilter,
die jeweils nur horizontal und vertikal gefiltertes Licht durchlie-
ßen. Danach projizierte er von beiden Computern aus das Bild
auf eine Leinwand. Er schob beide Bilder übereinander. Durch
eine Polarisationsbrille konnte man nun die eigenen Zeichnungen
dreidimensional sehen, nachdem Bildteile in einem der beiden
Rechner nach links oder rechts verschoben wurden. Alle Kinder
staunten, als sie ihre Zeichnungen auf diese Weise räumlich nun
nach hinten und vorne verstellen konnten.
Auf die Nachfrage des Kinderreporters, warum die Kinder in
dieses Seminar gegangen sind, antworteten die meisten: „Ich
wollte nur wissen, warum der Mensch zwei Augen hat.“ Die Fra-
ge nach dem besten Experiment wurde von den meisten Kindern
so beantwortet: „Am besten hat mir das Zeichnen gefallen“.
Auf die Nachfrage des Kinderreporters, ob es schon 3-D-Fern-
seher gibt, antwortete Professor Herles: „Ja, es gibt schon 3-D-
Fernseher, aber es gibt noch nicht so viele Sender, mit denen man
3-D sehen kann.“ Auf die Frage, aus was 3-D-Brillen hergestellt
sind, antwortete er: „Meistens aus Kunststoff, aber manche auch
aus Glas.“sebasTian Korz
QUER spiegeln. Es entstehen neue Figuren und Wör-
ter und die Studenten lernen dabei ganz nebenbei die
verschiedenen Spiegelachsen kennen. Auch Fotos von
sich spiegelt der Professor. Und siehe da: Unser Gesicht
ist nicht symmetrisch, und so entstehen beim Spiegeln
der einzelnen Gesichtshälften jeweils zwei unterschied-
liche Gesichter.
Nachdem die Möglichkeiten eines Spiegels demons-
triert wurden, sind alle darauf gespannt, ob mit zwei
Spiegeln noch mehr möglich ist. Dafür stellt Jürgen
Roth zwei Spiegel parallel zueinander auf. Dazwi-
schen platziert er ein Spielzeug. Schaut man in einen
der Spiegel erkennt man: Das Spielzeug wird ganz oft
gespiegelt. Zur besseren Anschauung hat Jürgen Roth
dafür eine Computersimulation erstellt. Die jungen
Studenten sind erstaunt: So was haben sie noch nie
entdeckt, obwohl es ja gar nicht so schwer ist. Durch
das Verdrehen der Spiegel entstehen sogar Kurven im
Spiegelbild. Zwei Spiegel können auch auf einer Sei-
te beweglich miteinander verbunden werden. Auf die-
se Weise entsteht ein „Spiegelbuch“. Verkleinern des
Winkels zwischen den Spiegeln vergrößert die Anzahl
der Spiegelbilder eines Gegenstands. Dadurch können
sogar geometrische Figuren erzeugt werden, zum Bei-
spiel Sterne.
Jürgen Roth ist selbst ganz begeistert von den zahllo-
sen Möglichkeiten: „Es geht ganz viel mit diesen Spie-
geln. Man kann damit richtig zaubern.“ Und er zeigt
noch weitere spannende Experimente: Er stellt sein
Spiegelbild auf den Kopf und lässt die Reflexion eines
Laserpointers mit einem Tripelspiegel auf sich selbst
zurück werfen.
Damit auch die Kinder-Uni-Studenten selbst diese
Experimente durchführen können, werden Spiegelbü-
cher und Arbeitsblätter an sie ausgeteilt. Aufgeregt und
neugierig machen sie sich ans Experimentieren.
Zu guter Letzt kommt auch der ersehnte Zauberspie-
gel zum Einsatz. Prof. Dr. Roth erklärt seine Eigen-
schaften: „Man kann durch ihn durchschauen, aber er
kann trotzdem auch spiegeln, wenn Licht direkt auf ihn
fällt. Das heißt, ich sehe was hinter dem Spiegel ist und
gleichzeitig auch das Spiegelbild.“ Auch Zauberspiegel
werden ausgeteilt und die Kinder dürfen dieses Phäno-
men selbst erleben. KaTharina DaUsch
Lektion 5:
Spiegelzauber – Z
auberspiegel
Die Nachwuchswissenschaftler sind gespannt, was
sie in der Vorlesung erwartet: In den Spiegel schauen
sie jeden Tag, aber bisher haben sich nur wenige von
ihnen Gedanken darüber gemacht, wie das überhaupt
funktioniert und von einem Zauberspiegel haben sie ja
noch nie gehört.
Prof. Dr. Jürgen Roth möchte seinen jungen Studen-
ten genau dies in seiner Vorlesung erklären. Dafür will
er gemeinsam mit den Kindern herausfinden, wie ein
Spiegel spiegelt, ob zwei Spiegel mehr als einer können
und was ein Zauberspiegel ist und kann.
Um die erste Frage zu klären, hat Professor Roth eine
Tasse mit Henkel mitgebracht. „Wenn die Tasse gespie-
gelt wird, in welche Richtung zeigt dann ihr Henkel?“,
regt der Professor die Kinder zum Nachdenken an. Hier
sind sich die kleinen Wissenschaftler noch nicht ganz
einig, in die gleiche Richtung wie bei der echten Tas-
se oder in die andere? Dies wird direkt erforscht, die
Tasse wird vor einen Spiegel gestellt und siehe da, der
Henkel zeigt in die gleiche Richtung wie auch beim
echten Gegenstand. „Trotzdem gibt es Erwachsene, die
behaupten, Spiegel vertauschen die Seiten. Warum?“,
fragt Jürgen Roth. Noch können sich die Kinder dies
nicht erklären. Aber Mathematik-Professor Roth hat
natürlich auch dafür ein Experiment vorbereitet. Ein
Teddybär, der in der rechten Pranke eine Fahne hält,
wird vor einen Spiegel gestellt. Aus der Perspektive des
Spiegelbild-Bärs heraus, hält dieser die Fahne nun in
der linken Hand. Jürgen Roth erklärt dies: „Neben dem
großen Rechts und Links im Raum, wie bei der Tasse,
gibt es auch ein kleines, persönliches Rechts und Links,
wie bei dem Teddybären. Hier werden die Seiten dann
tatsächlich vertauscht.“ Ein Spiegel kann aber auch
noch mehr. Der Professor hat eine Modelleisenbahn
mitgebracht, die auf Schienen im Kreis fährt. Die jun-
gen Studenten sollen die Bewegung mit ihrem Finger
in der Luft mit verfolgen. Beim Spiegelbild fällt auf:
Der Spiegel „vertauscht“ nicht nur Rechts und Links,
sondern auch Vorne und Hinten. „Mathematiker sagen:
Der Spiegel ändert den Umlaufsinn“, so Jürgen Roth.
Die Kinder-Wissenschaftler dürfen das Gelernte nun
gleich testen und sollen die Wörter OHO, AHA und
Der Zauberspiegeltrick: (Aus-)gedruckt kannst Du diese Seite vor einem
Spiegel lesen. Oder Du suchst in Deinem PDF-Programm am
Computer nach „Ansicht“ und dann die Funktion „Horizontal spiegeln“.
„Um ein guter Redner zu werden,
braucht man Rhetorik!“, erklärt Franziska
Trischler, Dozentin der Vorlesung „Wie
werde ich ein guter Redner / eine gute
Rednerin?“. Was aber ist Rhetorik? Im
alten Rom gab es eine Demokratie, was
bedeutet, dass es keinen Herrscher gab,
der alle Entscheidungen alleine traf. Ideen
wurden im Senat – dem höchsten Rat in
Rom – besprochen. Das war die Zeit, in
der die Rhetorik besonders wichtig war.
Denn kluge Männer diskutierten mitein-
ander, um das Land zu leiten. Die politi-
schen Redner mussten gut argumentieren,
wenn sie ihr Publikum von ihren Ideen
überzeugen wollten. Frauen, Kinder und
Sklaven durften damals allerdings nicht
mitentscheiden.
Ein guter Redner oder eine gute Redne-
rin zu sein, bedeutet auch heute, gut be-
gründen zu können, um das Gegenüber
zu überzeugen. „Geh in die Schule, weil
du dort etwas lernen kannst“, ist eher zu
verstehen als „Du musst in die Schule!“.
Nennt man keine Gründe für eine Ansicht,
wird der Zuhörer nicht unbedingt so leicht
zu überzeugen sein. Heute braucht man
in vielen Berufen rhetorische Fähigkei-
ten. Ein Anwalt muss seinen Mandanten
gut verteidigen können. Politiker müssen
neue Gesetze vorstellen und den Bundes-
tag für sich gewinnen. Lehrer müssen gut
erklären können, aber auch Nachrichten-
sprecher brauchen Rhetorik. Sie müssen
wichtige und unwichtige Informationen
unterscheiden und sie schnell für ihre Zu-
hörer zusammenfassen können, was auch
zur Rhetorik gehört. „Im Alltag gebrau-
chen wir ständig Rhetorik, selbst wenn
wir meinen, gar nicht viel von Rhetorik
zu wissen“, erklärt Franziska Trischler.
Um rhetorische Fähigkeiten zu trainieren,
gibt es an vielen Universitäten sogenannte
Debattier-Clubs, in denen Teams gegen-
einander antreten und ein Thema disku-
tieren. Eine Jury bewertet dann, welche
Gruppe besser argumentiert hat. Es gibt
sogar deutschlandweit Meisterschaften,
bei denen die Hochschulteams gegenein-
ander debattieren.
Aber Argumente sind nicht alles. Ein
Redner braucht ebenso eine angenehme
Stimme, die richtige Atmung, eine deutli-
che Aussprache und er muss sehr gut zu-
hören können. Medien wie Tafel, Präsen-
tationsfolien oder Stichwortzettel sind bei
einer Rede hilfreich, weil sie dem Redner
oder den Zuhörern helfen, sich an das
Wichtigste zu erinnern.
Um das Zuhören zu trainieren, hat die
Dozentin eine Übung vorbereitet. Sie liest
eine Geschichte vor und hat einigen der
jungen Studenten Namen zugeteilt, bei
deren Nennung sie aufstehen sollen. Nur
wenn die Kinder gut aufpassen, hören sie,
wenn ihr Name genannt wird.
Um die anderen Fähigkeiten wie At-
mung und Aussprache zu trainieren, hat
Franziska Trischler Stationen vorbereitet.
Die Studierenden üben, mit den Lippen zu
flattern, was die Gesichtsmuskulatur ent-
spannt und die Stimme schult. Körper und
Arme zu bewegen und einen guten Stand
zu finden, trägt zur besseren Atmung und
Auflockerung des Körpers bei. Damit sich
die Stimmbänder entspannen, summen die
Kinder, und für einen längeren Atem aus
dem Bauch heraus pusten sie Wattebäll-
chen auf einem Tisch entlang.
Zum Abschluss und um das Gelernte
zu erproben, interviewen die Kinder ihre
Nachbarn, notieren sich Stichpunkte und
tragen die Ergebnisse im Plenum – also
in der ganzen Gruppe – vor. Die anderen
beurteilen, ob der Redner eine aufrechte
Körperhaltung hat, ob er deutlich, flüssig
und laut spricht und ob Blickkontakt zu
den Zuhörern hergestellt wird.simone WürTh
Lektion 6:
Wie werde ich ein guter R
edner/
eine gute Rednerin?
Lektion 7:
Umweltschutz gegen U
mweltschmutz
Die Kinder, die den Seminarraum be-
treten, sehen auf einer Leinwand zuerst
einige Bilder des Schreckens von ölver-
schmierten Vögeln, qualmenden Schorn-
steinen, kahlen Wäldern und verseuchten
Stränden. Hier sind sie richtig im Seminar
von Dr. Helge Batt und Sarah Offermanns.
„Umweltschutz gegen Umweltschmutz“
lautet es und hier sollen die jungen Stu-
dierenden lernen, wie man Umweltschutz
diskutiert und Lösungen findet.
Gemeinsam sammeln die Kinder Stich-
punkte zum Thema Umweltverschmut-
zung und es fallen Begriffe wie Ölpest,
giftige Abwässer, Chemiefabriken, Smog
und Luftverschmutzung. „In Amerika“,
erklärt ein Teilnehmer, „gibt es eine Ölka-
tastrophe seit die Ölbohrplattform Deep-
water Horizon untergegangen ist. Seit
Monaten strömt Öl aus dem Bohrloch
und schwemmt an die Strände. Viele Tiere
sterben und die Verantwortlichen finden
keine Lösung, um das Loch zu schlie-
ßen.“ Chemiefabriken verschmutzen die
Umwelt ebenso, da sie – besonders in är-
meren Ländern – viele Flüsse vergiften,
wenn sie ihre Abwässer ungefiltert dort
hineinleiten. Kohlekraftwerke blasen ihre
Abgase in die Luft und erzeugen Smog.
Als Smog bezeichnet man Schadstoffe in
der Luft, die eine schlechte Sicht – ähn-
lich wie Nebel – erzeugen und schädlich
für den Menschen sind.
„Heute sind wir Einwohner von Schaf-
stadt“, verkündet Sarah Offermanns. „Wir
haben ein großes Problem. Die Fabriken
in unserem Industriegebiet – also einem
Stadtteil, in dem viele Firmen ihren Sitz
haben – verschmutzen unsere Umwelt.
Da viele Touristen unsere Stadt besuchen,
müssen wir dafür sorgen, dass die Flüsse
und die Luft sauber bleiben, damit wei-
terhin Besucher kommen und wir gesund
bleiben.“
Daraufhin teilt die Seminarleiterin Teams
zu etwa fünf Studierenden ein. Jedes
davon repräsentiert eine Bevölkerungs-
gruppe in der Stadt, die eigene Interessen
vertreten. So gibt es den „Stadtrat“, der
die Aufgabe hat, zwischen den Gruppen
zu vermitteln und einen Kompromiss zu
suchen. Die „Schuhfabrik“ hat Schwierig-
keiten, genug Geld aufzubringen, um die
Firma zu modernisieren und umweltscho-
nende Maschinen einzusetzen. Dem „Amt
für Umweltschutz“ liegen schlechte Daten
über die Gewässerverschmutzung vor und
sie können deshalb Strafen über die Fabri-
ken verhängen. Eine weitere Gruppe, das
„Autowerk“ hat ebenfalls wenig Geld und
musste schon Mitarbeiter entlassen. Ihre
Aufgabe ist, drei Bedingungen zu nennen,
unter denen sie das Werk modernisieren
könnte. Das Team „Hotel/Restaurant“ hat
natürlich Angst, dass durch die Umwelt-
verschmutzung Touristen ausbleiben und
es soll drei Forderungen an die Industrie
stellen, um das zu verhindern. Um die
Umwelt zu schützen gibt es die „Bürger-
initiative“, die ebenfalls drei Forderungen
an die Industrie stellen soll.
Nun besprechen sich die Teams und ver-
suchen hinterher gemeinsam als Bürger
der Stadt eine Lösung zu finden. So gibt es
Vorschläge wie den Müll zu recyceln und
Wind- und Solarenergie zu nutzen statt
Kohlekraftwerke zu bauen. Wasserkraft
und Sprit sparende Autos sowie gute Klär-
anlagen werden gefordert. Schadstofffilter
und schadstoffarme Produkte schlägt das
Hotelteam vor. Der Stadtrat erwägt, ein
Naturschutzgebiet auszuweisen und Ba-
deseen und Strände für Urlauber zu schaf-
fen. Gemeinsam in der Runde mit Bürger-
meisterin Sarah Offermanns werden die
Vorschläge diskutiert und alle einigen sich
darauf, dass man einige der Forderungen
umsetzen kann.
Der Rat beschließt einstimmig, sich um
die Nutzung von Luft- und Wasserfiltern
zu bemühen. Winderlebnisparks sollen
angelegt werden und der Stadtrat wird die
Projekte fördern.
Am Schluss sind die Studierenden zu-
frieden, weil sie nun verstehen, wie Politik
funktioniert. Sie haben aber auch gesehen,
wie schwer es sein kann, verschiedene In-
teressen zu vereinen. simone WürTh
Umweltschutz gegen UmweltschmutzDie Umwelt muss sauber sein. Darüber redet jeder. Doch was be-
deutet das genau? Kinderreporterin JacqUeline bUrKharT hat mit
Dr. Helge Batt gesprochen. Er ist Politikwissenschaftler an der
Universität Koblenz-Landau und erklärt, was jeder ohne großen
Aufwand für die Umwelt tun kann.Schützen Sie selber die Umwelt?Ja, indem ich viel Biolebensmittel kaufe.Wie schützt man am besten die Umwelt?
Indem man versucht, so wenig Müll wie möglich zu produzieren.Haben Sie Tipps für das Schützen der Umwelt?Fahrrad fahren und wenig mit dem Auto.Was bedroht unsere Umwelt?Müll und die Erderwärmung.
Kinderreporter
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Herausgeber:
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