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RUDOLF-STEINER-SCHULE LANDSCHULHEIM SCHLOSS HAMBORN SCHLOSS HAMBORN Nr. 115 Johanni 2011 Mitteilungen

Mitteilungen - Schloss Hamborn · Internet: Inhalt dieser Ausgabe Johanni-Zeit – Zeit des Lichtes „Es ist mehr, als eine Seele fassen kann“ Pädagogik in Umbruchzeiten Projekttage

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RUDOLF-STEINER-SCHULE

LANDSCHULHEIM

SCHLOSS HAMBORNSCHLOSS HAMBORN

Nr. 115Johanni 2011

Mitteilungen

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���Impressum Nr. 115 Johanni 2011

Herausgeber:Rudolf-Steiner-Schule

Redaktion:Jutta Abraham, CorinnaSchaefer, Ingrid Schlichting,Veronika Volland-Selbach

Erscheinungsweise:4 X im Jahr

Satz u. Layout:musicaRA GbRRainer AbrahamD-33178 [email protected]

Druck:Janus-Druck33178 Borchen

Redaktionsschluss der nächstenAusgabe13. 09. 2011

Namentlich gekennzeichneteArtikel geben nicht unbedingtdie Meinung des Herausgebersoder der Redaktion wieder. Fürihren Inhalt tragen die Autorendie Verantwortung.

Anschrift der Redaktion:Rudolf-Steiner-SchuleSchloss Hamborn 5D-33178 BorchenTel: 05251-389101Fax: 05251-389268

eMail: [email protected]:www.schlosshamborn.de

Inhalt dieser Ausgabe

Johanni-Zeit – Zeit des Lichtes

„Es ist mehr, als eine Seele fassen kann“Pädagogik in Umbruchzeiten

Projekttage der Unter- und Mittelstufe

Politische BrückenschlägeProjekttage in der Oberstufe

Projektgruppe Lehrerbildung

Ganz nah und doch so weit entferntDie Klassenfahrt der 8a

Zu den Biographie-Arbeiten derKlasse 8a

Ein besonderes Geschenkan die Berufsförderung

Persönliche Erfahrungsberichte vomPädagogischen Wochenende, April 2011

Unsere Buchbesprechung

Aus der Deutschepoche der Klasse 12c

Inklusion

Die JVA Büren aus Schülersicht

„Bund der Freien Waldorfschulen“:Bericht von der Mitgliederversammlung

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Einklang von Sonne und Christus(Siehe nachf. Beitrag)

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2 Mitteilungen 115 / Johanni 2011

Johanni-Zeit – Zeit des Lichtes

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Dieses Gebet des ägyptischen PharaoAmenophis IV. ist eine von vielen Hym-nen vorchristlicher Sonnenschau. Esentstand vor mehr als 3000 Jahren.Amenophis IV. nannte sich selber „Ech-naton“: „dem Aton – dem Sonnengott– wohlgefällig“. Ganz und gar nicht poetisch, son-dern nüchtern und abstrakt klingen dieMeldungen aus der Astrophysik überdie Sonne: Maße, Werte, Eigenschaf-ten, die uns fremd, ja unheimlich er-scheinen. – Wenn wir erfahren, dassdie Sonne vor ungefähr 4,5 Mrd. Jah-ren durch den „Kollaps einer interstel-laren Gaswolke“ entstand, indem siesich „unter ihrer eigenen Schwerkraftzusammenzog“, und dass sie 150 Mill.km von der Erde entfernt ist, so be-rührt uns das doch weit weniger alsder Anblick einer lautlos und langsamversinkenden Abendsonne am Hori-zont zwischen Himmel und Erde: einBild, das zu bestaunen wir niemalsmüde werden. Dass in der Sonne unentwegt dra-matische Prozesse ablaufen, die letzt-endlich ihr Verlöschen herbeiführen,ewig langsam, doch unaufhaltsam –was bedeutet es uns? – Dass „Himmelund Erde vergehen werden“, das hat-ten wir schon im Religionsunterrichtgelernt, „...von dem Tag aber und vonder Stunde weiß niemand“, heißt esim Evangelium (Matth. 24). Der Wis-senschaft zufolge ist für die Sonneaber kaum erst „Halbzeit“ angesagt;sie werde noch einmal mehrere Mill-

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iarden Jahre scheinen, lautet die beru-higende Prognose – genug Zeit also, ihrweiterhin super-superlative Geheimnis-se zu entlocken. Sie wird nicht nur vonder Erde aus observiert; seit Jahrzehn-ten sind Satelliten und Raumsonden un-terwegs, um sie zu enträtseln. Schonvor 16 Jahren funkte die SonnensondeSOHO täglich eine Datenmenge von670 Lexikonbänden in die irdischen La-bors (DER SPIEGEL1996). – Näher undimmer noch näher will man der Sonnezu Leibe rücken, obwohl man weiß,dass ihre „Korona“, der Strahlenkranz,ihre „Aura“ mehrere Mill. Grad an Hit-ze verströmt, während auf der eigent-lichen Oberfläche eine geringere Tem-peratur herrscht, ja, und dass „Gas-blasen in der Größe von Deutschland“unablässig auf der Sonne explodieren,die „einen unbeschreiblichen Krach er-zeugen“. So DER SPIEGEL 1996. Johann Wolfgang von Goethe hatdas folgendermaßen beschrieben:

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Es ist das Credo des Erzengels Rapha-el im Prolog zu Goethes FAUST. Undweiter heißt es da:

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Nun, Physiker sind keine Engel. Ihnengeht es um beweisbare Resultate, um

mathematische Ergebnisse, nicht umspirituelle Hintergründe – um Phy-sik, nicht um Metaphysik. Die Kund-schafter dieser Leute sind Roboter,denen Eruptionen, flammende Orka-ne, brüllendes Donnern nichts anha-ben können, weil sie nicht aus Fleischund Blut sind sondern aus dichtesterMaterie. – Auch den Goetheschen„Kundschaftern“ können Feuer undDonner nichts anhaben, weil sie garnicht aus Materie bestehen. Zugegeben: Wir zollen den For-schungsergebnissen der Astrophysikuneingeschränkten Respekt. „Unbe-greiflich“ sind auch ihre „hohenWerke“: die Nachrichten über dieAktivitäten der Sonne, die exorbitan-te Flut von Zahlen, technischen Da-ten, Messergebnissen. Eine einzige, nur eine einzige die-ser sensationellen Größen mag unszu einem Vergleich anregen: DerDurchmesser der Sonnenkugel ent-spricht dem 109-fachen des Erd-durchmessers. Um dieses Größenver-hältnis einigermaßen zu realisieren,bringen wir 11 ganz gewöhnlicheSchulhefte in eine Reihe und legeneine 1-Cent-Münze daneben. – So weit, so gut, so stimmig. Es istaber nur eindimensional: Sonne undErde sind schließlich „Körper“! Dawäre es konsequent, wir besorgtenuns die Spielzeugmurmeln unsererJüngsten und versuchten damit, ei-nen entsprechend großen Ballon zufüllen. Ungeachtet der Größe unse-rer Vergleichsobjekte und angesichtsdes Umstandes, dass sich ein passen-der Ballon wohl nirgends finden

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lässt: Wir benötigen in jedem Fall dieatemberaubende Menge von 1.300.000kleiner Erdkugeln, um den Sonnenballzu füllen... Versuchen wir doch einmal eine ganzandere Art des Vergleichens und neh-men die bekannten Phänomene derSonne zu Hilfe, um damit erst rechtihrer spirituellen Dimension näher zukommen. Folgende Aussagen machendeutlich, dass das Wort „Sonne“ ge-gen den Begriff „Gott“ oder „Gott-heit“ austauschbar ist: Sie, die Sonne, ist (durch ihre Form)

das Abbild der Vollkommenheit; sie istunvergleichlich groß, mächtig, gewal-tig; ihr „Ort“ ist der Himmel, aber siewirkt auf der Erde; sie ist grenzenlosfern und zugleich unbegrenzt nah; sieist über-all: im Oben wie im Unten;sie spendet Licht, Leben, Wärme undauch Freude; sie ist (zu 99%) unma-teriell; sie ist nicht greifbar, nicht be-rührbar, aber sie selbst berührt mitihrer Strahlung; es ist ihr Glanz, dervor allem in Erscheinung tritt; mankann ihr nicht ins „Antlitz“ schauen,doch ihre Lichtbahnen erreichen dieErde (ob durch einen Türspalt, ob zwi-schen Gewitterwolken oder durch dasGeäst der Bäume im Wald oder woauch immer: es ist ein beeindrucken-des Licht-Spiel). Unsere Ururväter bedurften keinerVergleiche, für sie gab es nicht dieTrennung von Sonne und höchsterGottheit. Zeugen und Zeugnisse unterschied-lichster Art der Sonnenverehrung ver-gangener Kulturen finden sich in vie-len Gegenden der Erde: In Skandina-vien wie im afrikanischen Urwald –vom „uramerikanischen“ Westen überEuropa und den Orient hin bis nachIndien, China, Japan. (Japan!... Wehtnicht die weiße Flagge in der Farbeder Unterwerfung mit der blutrotenSonne in ihrer Mitte seit dem 11. März2011 wie ein mahnendes Fanal überder apokalyptischen Szene der Verhee-rung, als wolle sie sagen: die einstgottgleiche Sonne – sie ist für dieAstrophysik doch nur das gleiche wieunser „Todesengel“, nämlich ein„Kernkraftwerk“)?

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Nun, beiden, der Sonne wie der Kern-kraft, ist eines doch gemeinsam: „Nolime tangere!“ = „Rühre mich nichtan!“... Fast immer wird der Grund für dieSonnenverehrung vergangener Epo-chen auf die physische Bedeutungunseres Zentralgestirns reduziert: alsBestimmerin tages-und jahreszeitli-cher Rhythmen, als Lebensspenderinsämtlicher Organismen, als Energie-quelle. – All diese Wirkungen sind un-bestritten und besonders im Hinblickauf die Energiegewinnung der Zu-kunft lebensnotwendig, aber das istnur die eine Seite. Und Worte wie die-se aus der Mitte des vorigen Jahrhun-derts klingen geradezu erschreckend:„Die Sonne... eine von der Naturselbst aufgestellte Maschine zur Aus-

wertung der Atomenergie“ (C. F. vonWeizsäcker – zitiert von der ZeitschriftDIE CHRISTENGEMEINSCHAFT 1947). Stonehenge, die bekannte, grandioserhabene Sonnenkultstätte in Südeng-land (ca. 2000 v. Chr.) wird zum „Com-puter für die Finsternisberechnung“herabgestuft; ähnliche Steinsetzungenbegreift man auch nur als „astronomi-sche Uhren“ etwa zum Nutzen natur-bedingter Vorgänge. – Ein zehntausendJahre alter Turm in Jericho (Westjor-danland), dessen Spitze die Sommer-sonnenwende anzeigte, wird schlicht-weg zum „Nachtwächter“ erklärt. Neben den steinernen Zeugen längstvergangener Sonnen-Kultur sind Texteüberliefert, die den göttlichen Aspektder Sonne offenbaren, in denen Sonneund Gottheit eins sind. Was schon Ech-

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naton erkannte, finden wir in diesemkeltischen Hymnus, der Jahrhundertespäter entstand:

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Eine Fülle von Hinweisen auf die Licht-gestalt Gottes enthält das Alte Testa-ment der Bibel. Ein Vers aus dem 36.Psalm Davids ist dem keltischen Gebetrecht ähnlich:

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Hiob, der „von Gott Verlassene“, mussgestehen:

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Bei alldem geht es wohl nicht um Ver-gleiche, sondern um Gleichsetzungender Sonne mit dem höchsten göttli-chen Wesen, Gleichsetzungen schließ-lich mit dem einst für 33 Jahre mensch-gewordenen Gott: Christus, dem nichtnur von den Propheten des Alten Te-stamentes erwarteten und in der Son-ne geschauten Heiland und Messias:

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Das also ahnte man in Persien.

Und im Alten Testament lesen wir dieprophetischen Worte:

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„Götterdämmerung“ erlebten die Ger-manen beim Tod ihres Lichtgottes Bal-dur, dessen Wiederkunft sie sehnlichsterhofften. Noch heute erwarten fromme Judenim Morgengebet gen Osten gewandtden Messias mit der aufgehenden Son-ne. Viele Hinweise auf die Verbindungvon Sonne bzw. Licht und Christus fin-den sich dann im Neuen Testament derBibel. Erwähnt sei hier nur der Vers auseinem Brief des Apostels Paulus an ei-nen Freund:

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Mit dem Neuen Testament, mit derZeitenwende geschieht auch hier eineArt Wende, eine Umkehrung: Nicht dieSonne als solche wird weiterhin ver-ehrt, sondern die sonnengleiche Er-scheinung Gottes in Christus, der imHimmel und auf Erden wirkt. Diese Erkenntnis hat sich in den christ-lichen Jahrhunderten manifestiert,etwa im Kirchenbau. Fast alle Sakral-

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bauten (wenn dem nicht bautechni-sche Hindernisse entgegenstanden)sind von jeher durch ihre „Ostung“ be-stimmt: der Altar befindet sich in Rich-tung der Morgensonne. – Aber auchdie Sonnenkreuze, hauptsächlich inSchottland und Irland, spiegeln denEinklang von Sonne und Christus, in-dem Kreis und Kreuz miteinander ver-bunden sind.

Im 4. Jht. wurde im sogenanntennicaenischen Glaubensbekenntnis be-siegelt, was nach wie vor an hohen Fei-ertagen in der katholischen Messfeiergesprochen wird:

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Jede große Mess-Vertonung von Pales-trina über Bach und die gesamte Klas-sik bis Bruckner und darüber hinausenthält diese Formel in Latein – biszum heutigen Tag in Kirche und Kon-zertsaal zu hören! Fortgesetzt hatte sich solches Wis-sen dann in den Dichtungen der fol-genden Jahrhunderte. Wir entdeckenes in unseren Liederbüchern, wo bei-spielsweise Paul Gerhardt, Theologeund Dichter während des dreißigjäh-rigen Krieges, „die güldne Sonne“ be-singt oder in einem Adventslied bit-tet: „Ach komm, ach komm, o Son-ne...“ Ergreifend der Vers in seinemWeihnachtslied „Ich steh an deinerKrippen hier“:

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���Der Dichter und Mystiker Friedrichvon Spee (1591 - 1635) hatte eine Ge-neration zuvor in ähnlicher Weise for-muliert:

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„Auferstandener Christus“Sano di Pietro (1406 - 1491)

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Was hätte die Anrufung der Sonnein so vielen Andachtsliedern für einenSinn, wenn sie nicht als Synonym fürChristus stünde! Ein ganzes Osterlied des Friedrichvon Spee beschreibt die Sonnengestaltdes Auferstandenen:

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So muss wohl auch jene Erscheinunggewesen sein, die einst Maria Magda-lena am Ostermorgen geschaut hat:die sonnenhaft „verklärte Leibsgestalt“des vom Tode Wiedererstandenen, derihr verwehrte, ihn zu berühren: „Noli

me tangere!“ – „Rühre mich nichtan!“ – Die Sonne kann nun einmalnicht berührt werden. Groß ist nicht zuletzt auch die Zahlbildlicher Darstellungen, in denen dieSonnen-Natur Christi zur Geltungkommt. – Vor 400 Jahren schuf Mat-thias Grünewald für ein Krankenspitalden bekannten „Isenheimer Altar“ mitvielen Andachtsbildern. Er projiziertedie Sonne in ihrer ganzen Majestät undGröße um die Gestalt des Auferstan-denen, durch dessen Anblick zu jenerZeit Leidende Heilung oder auch nurLinderung erfahren sollten. – Undwenn dies nicht geschehen konnte, soschauten sie wahrscheinlich in ihrer To-desstunde wie auch wir alle – nach denErkenntnissen der Sterbeforschung –das „Licht am Ende des Tunnels“: einstrahlendes Rund, noch heller, nochglänzender, noch schöner als die Son-ne...

Erika Dorothea Zitzmann-Gabriel (eL)

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„Es ist mehr, als eine Seele fassen kann“Pädagogik in Umbruchzeiten

einfach weiter zur Tagesordnungübergehen, so als wäre nichts gesche-hen. Solche aufrüttelnden Ereignissestellen ja plötzlich die Sinnfrage mitgroßer Vehemenz. Was machen wirhier eigentlich? Hat das angesichts derEreignisse irgendeine Bedeutung? Mit den folgenden Projekten ver-suchten wir die Themen aufzugrei-fen, der Betroffenheit Ausdruck zuverleihen, nach hilfreichen Maßnah-men zu suchen und zukunftsorientier-te Handlungsmöglichkeiten zu ent-wickeln. Die Oberstufe traf sich auf dem Ro-ten Platz zu einem Schülerkreis. Ja-kob Illner sprach über die vom Erd-beben betroffenen Kinder und Ju-gendlichen, denen wir in einer an-schließenden Schweigeminute unse-re guten Gedanken und Gebete zu-wendeten.

Am Freitag, d. 18. März wandertedie Schulgemeinschaft (ab 4. Klasse)zu einer Solidaritätskundgebung aufdem Sportplatz am Hessenberg. Esregnete und es war etwas ungemüt-lich und kalt. Ein Nichts gegenüber

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„Es ist wie ein Schock auf Raten“, sokommentierte eine Nachrichtenspre-cherin Mitte Mai die Tatsache, dass derGau in Fukushima schon am zweitenTag nach dem Reaktorunfall eingesetzthatte. Mit jedem Wetterbericht über-legen wir auf’s Neue, wohin die ent-weichende Radioaktivität zieht. Wieviele havarierende Atomkraftwerke undÖlplattformen, wieviel Sonder- undPlastikmüll halten unsere Weltmeeremit ihrer doch so wunderschönen undbewundernswerten Tier- und Pflanzen-welt noch aus? Politisch befindet sich die arabischeWelt im Umbruch und wir hoffen alle,dass es sich um wirkliche Demokratie-bewegungen handelt. Die Völker ste-hen auf und fordern menschenwürdi-ge Lebensbedingungen und Mitgestal-tungsmöglichkeiten im privaten wie imöffentlichen Bereich. Bewundernswert

ist der Mut und zutiefst erschreckendder so hohe Preis, den sie dafür zahlen. Das waren die beiden Hauptthemen,die uns in diesem Frühjahr bewegten.Sowohl die Schüler als auch die Lehrerhatten das Gefühl: man kann gar nicht

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der Tatsache, dass der Regen in Japandie Radioaktivität auf die Felder trägt.In Borchen trafen wir uns mit Schü-lern der Altenauschule, die mit Fak-keln und einer großen bemalten Lein-wand ihrer Sehnsucht nach einer le-benswerten Umwelt Ausdruck verlie-hen. Pfarrerin Christel Weber eröffne-te ihre Ansprache mit den Worten: „Esist mehr, als eine Seele fassen kann.“Im Mittelpunkt stand ihr Gedanke andie vielen tausend namenlosen Betrof-fenen, die von einem Tag auf den an-deren alles verloren hatten und nachder Naturkatastrophe jetzt unter derBedrohung der nicht mehr beherrsch-baren technischen Katastrophe ste-hen. Einen Trost spendete die japani-sche Geschichte von den tausend Kra-nichen. Bringt man die Geduld auf siezu pfalzen, so hat man einen Wunschfrei. Viele Kinder machten sich an dieArbeit. Mitte April, kurz vor den Osterferi-en fanden in der Schule Projekttagestatt. In der Unter- und Mittelstufesuchten sich einige Klassen praktischeAktivitäten. Vieles Schöne und Nütz-liche entstand in diesen Tagen – fürden Einzelnen, für die Schulgemein-schaft und für Notleidende.

Corinna Schaefer (L)

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Projekttage der Unter- und MittelstufeFür die 1. und 2. Klasse standen die Aktivitäten im Zeichenvon Ostern

Für die 1. und 2. Klasse standendie Aktivitäten im Zeichen vonOstern.In sechs gemischten Gruppen besuch-ten die Kinder beider Klassen im Ka-russell kleine Werkstätten, in denen sieabwechselnd filzten, malten, schnit-ten, kneteten und backten. Jedes Kindflocht sich ein kleines Osterkörbchen,in dem die gebastelten Schätze Platzfanden. Erfüllt und stolz trugen so dieKinder die Häschen, Eier, Schmetter-linge, Blumen, Zwerge und Pralinennach Hause.

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14 Mitteilungen 115 / Johanni 2011

Die 3. Klasse nahm sich für je-den Tag eine andere Aktivitätvor.Mit großer Tatkraft haben wir uns amMontag das Bachbett des Ellerbachs –vom Stern bis zur Pferdeweide an derDörenhagener Straße – vorgenommenund es von allem gesäubert, was überden Winter hin angespült wurde. Um es uns im Klassenzimmer für dasweitere Lernen recht gemütlich zu ma-chen, entstanden am Dienstag gefilz-te Stuhlkissen. Und zur Abrundung führte uns eineAusflugsfahrt zum ArchäologischenFreilichtmuseum nach Oerlinghausen,wo wir schon mal ein wenig in die be-vorstehende Hausbauepoche hinein-schnuppern konnten.

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Leder, Leisten und gute Laune– vier Tage werkelten die Schüler der4. Klasse mit Schuhmachermeister In-golf Wirz. 72 lederbespannte Leistenverwandelten den Werkraum in Ham-born im Nu in eine zünftige Schuster-werkstatt. Unter fachkundiger Anleitung lern-ten die jungen Schusterlehrlinge allewichtigen Arbeitsschritte vom Lederbis zum fertigen Schuh kennen. Undam Ende stand vor jedem der 36 Schu-sterlehrlinge ein eigenhändig gefertig-tes Bundschuhpaar!

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Mitteilungen 115 / Johanni 2011 17

Klettergerüst, Labyrinth undWaffeln.Die 6a teilte sich in drei Gruppen undnahm sich drei Arbeiten vor: Die 1.Gruppe verschönerte den Spielplatzneben dem Schulgebäude. Unter derfachmännischen Anleitung von HerrnRohland wurden alte Balancierbalkendurch neue ersetzt und es entstand einKlettergerüst. Das war Schwerstarbeit,besonders am 2. (kalten, nassen) Tag. Die 2. Gruppe malte das Labyrinthvon Chartres auf dem Pausenhof undstrich in der Klasse die Holzverkleidungneu an, die vorher abgeschmirgelt wer-den musste. Die 3. Gruppe backte Waffeln undverkaufte sie. Der Erlös von gut 400Euro ging nach Japan für die Behand-

lung von traumatisierten Kindern. Au-ßerdem deckte sie für alle den Mittags-tisch und verteilte Pizza und Saft andie hungrigen Arbeiter. Allen gefieldiese Art Schule zu machen, besondersgut.

Die Kurzberichte über die Klassen-aktivitäten wurden uns übermitteltvon:

Mathilde Hecq (L)Monika Reker (L)

Martin Heinkelein (E)Veronika Volland-Selbach (L)

(Siehe auch die folgenden 2 Seiten).

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20 Mitteilungen 115 / Johanni 2011

Politische BrückenschlägeProjekttage in der Oberstufe

tung übernehmen können, sagte ersehr ernst: „In Deutschland hat es auch60 Jahre gedauert“. Herr Wolff konnte die Schüler durchseine erfrischende, jugendliche Art inseinen Bann ziehen. Er weckte Emo-tionen und schaffte eine Verbindungmit der doch recht weit entfernten ara-bischen Welt. Herr Soubh beeindruck-

te durch seine persönlichen Erfahrun-gen. Die Schüler nutzten in den ab-schließenden Workshops die Möglich-keit, mit beiden Referenten intensivins Gespräch zu kommen. Am Dienstag drehte sich alles um dasThema Afrika. Der Dortmunder Univer-sitätsprofessor Schmidt-Kallert refe-rierte beeindruckend über „Brückenbauen: Die Stadt vom Land her neuentdecken“. Er beschrieb die Konflik-te, die die Landbevölkerung Afrikasbewegen, ihre Familien zu verlassenund ihr Glück in der Stadt zu suchen.In den Workshops konnten die Schü-ler an praktischen Beispielen die Pro-blematik einer Stadtumplanung nach-vollziehen: Wie kann man in ganzen

Die aktuelle Weltpolitik stand im Mit-telpunkt der diesjährigen Projekttageunserer Schule. Vom 11. bis zum 14.April haben sich die Schüler der Ober-stufe von der 9. bis zur 11. Klasse mitder arabischen Welt, Afrika, der kom-munalen Politik und den ImpulsenRudolf Steiners in Schloss Hambornauseinandergesetzt. Am Montag wurden die Schü-ler von Christian Wolff (Lehrstuhlfür Politik des Nahen Ostens ander Universität Erlangen-Nürn-berg) und Mohammed Soubh(Vorsitzender des palästinensi-schen Vereins Paderborn) überdie Hintergründe und die aktu-ellen Entwicklungen in den ara-bischen Ländern informiert. HerrWolff verwies auf das strenge re-ligiöse Leben, auf die autoritären po-litischen Strukturen und die ökono-mische Aussichtslosigkeit in diesenLändern. Fast die Hälfte der gut aus-gebildeten jungen Menschen bis zu 30Jahren haben keine Chance einen Ar-beitsplatz zu finden, der eine Familieernährt. Damit stehen sie perspekti-visch in jeder Hinsicht vor dem abso-luten Nichts. Wo die Zukunft verbautscheint, wird die Gegenwart zur Höl-le. Man hat nichts mehr zu verlierenund geht auf die Straße, um gemein-sam mit anderen nach neuen Wegenzu suchen. Auf die Frage, wie lange Ägyptenwohl noch brauchen wird, bis wähl-bare Parteien Regierungsverantwor-

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Stadtteilen allein durch die Planungvon Straßen, Geschäften oder Polizei-stationen die Häufigkeit der Gewalt-taten, Überfälle und sogar der Verge-waltigungen drastisch verringern?Weiterhin beschäftigten sich die Schü-ler mit aktuellen Themen wie „nach-wachsende Rohstoffe in Deutschland“oder „Hintergründe und Einhaltungder Milleniumsziele 2ooo“. Der mitAbstand am besten besuchte Work-shop wurde von Jan Winter (11. Klas-se) und Jakob Illner (12. Klasse) gelei-tet. Vor dem Hintergrund drastischsteigender HIV-Infektionen und dendramatischen Folgen in großen TeilenAfrikas klärten sie ihre Mitschüler überdie Gefahren von AIDS auf. Der Höhepunkt war für viele Schü-ler die Podiumsdiskussion am Mitt-woch mit Politikern von der Kommu-nal- bis zur Europapolitik. Eingeladenwaren neben dem Borchener Bürger-meister Rainer Allerdissen (SPD) undHartmut Oster von der Freien Wähler-gemeinschaft Borchen auch SimoneProbst, ehemalige parlamentarischeStaatssekretärin im Bundesumwelt-ministerium (Grüne), Karl-Heinz Wan-ge, Kreisvorsitzender der CDU in Pa-derborn, und Karsten Grabenstroer,zweiter stellvertretender Bürgermei-ster von Paderborn (FDP). Von 9:30 bis11:00 Uhr stellten sich die Politiker imMusiksaal den teilweise doch rechtkritischen Fragen der Schüler und äu-ßerten sich sowohl zu aktuellen The-men als auch zu den Brückenschlägenin der Kommunalpolitik unter der Fra-gestellung „Ethisch handeln in Zeitender Krise“. Manchen Schülern lief die

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Podiumsdiskussion allerdings zu gesit-tet ab. Es gab sehr wenige verbale Aus-einandersetzungen und mögliche Rei-bungspunkte wurden von den Teilneh-mern häufig geschickt vermieden. Inden anschließenden Workshops konn-ten die Schüler dann noch mehr überden Politiker, den sie am sympathisch-sten fanden, erfahren. Man konnte a-ber auch einem Politiker seiner Wahlmal so richtig auf den Zahn fühlen, waseinige Schüler der 9a auch mit beson-derem Engagement taten. Welche Bedeutung die Anthroposo-phie Rudolf Steiners für Schloss Ham-born hat, wurde am Donnerstag deut-lich. Anlässlich seines 150. Geburtstagskonnten die Schüler mit Arbeitsgrup-pen vielfältiger Einrichtungen der Ru-dolf-Steiner-Werkgemeinschaft ins Ge-spräch kommen. Man konnte sich überSteiners Impulse in der Medienarbeit,in der Sterbebegleitung, in der Medi-

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zin und der Berufsförderung sowie inder Waldorfpädagogik in Schloss Ham-born informieren. Die Workshops kamen bei allen Schü-lern sehr gut an und besonders die aus-fürlichen und sehr emotionalen Schil-derungen über die Sterbebegleitung

haben sie doch tief und nachhaltig be-eindruckt. Insgesamt kann man die Projekttageder Oberstufe als sehr gelungen be-zeichnen und auch für das nächste Jahrfreuen wir uns auf spannende Tage.

Katja Mikus (L)

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Projektgruppe Lehrerbildung

Aus der geschäftsführenden Konferenzunserer Schule hat sich in diesem Schul-jahr eine Gruppe aus Eltern und Leh-rern gebildet, die sich mit dem The-ma Lehrerbildung beschäftigt. Die Mo-tivation ergab sich aus zukunftspo-litischen Fragestellungen:

– Wie kann die Qualität unserer Schulegesichert werden?

– Wie können die gewonnenen Erfah-rungen und diese Qualität weiterge-geben werden?

–Wie kann dadurch unser Schulprofilgestärkt werden?

– Wie können dadurch die Attrakti-vität unserer Schule erhöht und künf-tig neue Lehrer gewonnen werden?

Die Projektgruppe hat zunächst diebisherigen, bereits vielfach geführtenAktivitäten gesichtet und in einemneuen konzeptionellen Entwurf reor-ganisiert. Dieser steht auf 3 Säulen: derSelbst- und Weiterbildung unseres Kol-legiums, der praktischen Ausbildungneuer Kollegen und Quereinsteigernund der Einstieg in eine praxisorien-tierte Lehrerausbildung in Kooperati-on mit anderen Ausbildungsstätten.

Im nächsten Schuljahr wird es mitkonkreten Schritten weitergehen.

Dr. Wilfried Gabriel (L)

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Rudolf Steiner- Schule Schloss Hamborn

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Ganz nah und doch so weit entfernt!Die Klassenfahrt der 8aBurg Sternberg – Wo ist das denn?Na, zwischen Linderhofe und Schwe-lentrup! Häh? Welche Stadt liegt da dennin der Nähe? Na, Dörentrup liegt daund natürlich Lemgo! Wie? Das istdoch ganz in der Nähe! Und das solleine Klassenfahrt sein? So oder so ähnlich mögen die Ge-danken der Schüler gewesen sein, alssie zum ersten Mal von den Plänenihrer Eltern und der KlassenlehrerinGabriele Tigges hörten.Wie war sie denn nun, diese Fahrt indie Nähe? Hier ein Bericht aus Sichtder Begleiterin Katja Mikus:

„Es war kein leichter Start. Wirnutzten nämlich nur öffentliche Ver-

kehrsmittel, was bedeutete, dass wiralles, was wir einpackten, auch selbsttragen mussten. Den eigenen Kofferalso selbst in den Zug, im Zug zum Platz,wieder heraus und vom Bahnsteig run-ter auf den Parkplatz neben dem Bahn-hof in Detmold. Und damit nicht ge-nug, wir sollten auch noch sehr eigen-artige Dinge wie z. B. einen warmenSchlafsack, eine Trillerpfeife oder einePlane mit der Größe von 2 x 3 m mit-bringen. Warum blieb zunächst unklar. Glücklicherweise hatte nun die gro-ße Schlepperei aber bereits am Detmol-der Bahnhof ein Ende. Dort erwartetenuns die drei jungen ErlebnispädagogenDenny (26), Simon (26) und Rüdiger (28)von EOS (einem Verein, der sich Erleb-nispädagogik auf die Fahnen geschrie-

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gespielt. Dann kam die erste große Hür-de: Der Abend endete mit einer Nacht-wanderung über ca. 1,5 km, auf derder Weg lediglich im Abstand von 100bis 150 Metern von je einer Kerze be-leuchtet wurde. Dazwischen war ab-solute Dunkelheit. Man musste sichganz auf sein eigenes Gefühl verlas-sen, da jeder den Weg alleine gehensollte. Die Schüler starteten nachein-ander im Abstand von 40 Sekunden,und so wusste jeder, wer direkt vor undwer hinter einem ging. Das anfängli-che Unbehagen konnten viele über-winden und die Schritte wurden nachjedem Meter sicherer. Wer nicht mehralleine gehen wollte, der wartete ein-fach auf seinen „Hintermann“, und sokonnte man ein Stück des Weges auchgemeinsam gehen. Nachdem wir dannerst nach 2.00 Uhr wieder an unsererBurg ankamen, war die Devise für dennächsten Morgen schnell klar: Ausschla-fen!���Nach einem sehr ruhigen Morgenund einem ordentlichen Mittagessenschnallten wir uns die bereits gepack-ten Rucksäcke mit Schlafsack und Iso-matte auf und machten uns auf denWeg, bereit für die Nacht im Wald.Zunächst ging es aber zu einem Sport-platz. Dort konnte man sich entwederausruhen oder durch Fußball oder Fris-bee-Spielen seine Energie loswerden.Nach dem Abendessen ging es dannendlich los. Drei Gruppen zogen fei-erlich aus und bezogen ihr jeweiligesBasislager im Wald. Von dort aus hat-ten wir uns jeder schon im Vorfeld eineigenes Lager gesucht und mit einerHolzbalkenumrandung gekennzeich-

ben hat) mit einem Autoanhänger, dertatsächlich alle riesigen Koffer undTaschen der Schüler aufnahm. Dadurchwar nur noch der kleine Wanderruck-sack dabei, und so konnten wir pro-blemlos die Reise per Bus nach Schwe-lentrup fortsetzen und ganz in Ruhedie einzigartige Landschaft genießen. Auf der kleinen Wanderung zur Burgbegann das Kennenlernen unserer dreiBegleiter. Die erste Aufgabe war: Wirbringen den Dreien unsere 35 Namenmöglichst rasch bei! Es klappte bereitsam nächsten Morgen ohne Probleme. Nach dem Einzug in die Burg undverschiedenen Geschicklichkeits- undStrategiespielen, die das soziale Mit-einander der Schüler stärkten, weih-ten uns dann die Pädagogen in dasgroße Vorhaben ein: Am Mittwoch-abend sollte das „Solo“ stattfinden –eine komplette Nacht allein im Wald.Nach dem ersten Schock und den er-sten Bedenken machte sich unter denSchülern ganz langsam Neugierdebreit, und bei manchen war auchschon Vorfreude dabei. Aber: Wie solldas eigentlich rein praktisch gesche-hen? Mit dieser Frage begann amDienstag die Vorbereitung auf das So-lo. Simon zeigte uns, wie wir eine Pla-ne zum Schutz vor Regen zwischenden Bäumen befestigen konnten undbeantwortete zusammen mit Frau Tig-ges geduldig alle Fragen der Schüler.Abends wurde dann ein Lagerfeuerentzündet, an dem man gemeinsamauf die Dunkelheit wartete. Mit Beglei-tung der Pädagogen ging es dann inkleinen Gruppen in den Wald. Es wur-den Geräusche erraten und Verstecken

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net. Von diesem Basislager zog dannjeder, begleitet von einem Didgeridoo,zu seinem eigenen Solo aus. Nun warman mit seinen Gedanken alleine. Ei-nige machten sich über ihre ZukunftGedanken, andere beobachteten dieBewegungen der Bäume und ihrerUmgebung, andere legten sich in Grup-pen zusammen und wieder anderesind tief und fest eingeschlafen. ZurFreude einiger und zum Frust andererSchüler war es allerdings leider nichtmöglich, wirklich die ganze Nacht al-lein im Wald zu verbringen. Der Re-vierförster kam um 19:00 Uhr vorbeiund berichtete von einer Bache undihren Frischlingen, die nachts durchden Wald zögen. Einzelübernachtun-gen waren somit zu gefährlich. So kam-en wir gegen 23:00 Uhr alle wiederzum Basislager zurück und wir ver-brachten die Nacht im Schein eines Ker-zenkreises gemeinsam. Am Morgendanach konnten einige sogar kleinereWaldtiere wie z. B. Marder oder Wie-sel sehen. Gegen 9:00 Uhr ging es dannzurück zur Burg, wo schon das Früh-stück auf uns wartete. Am Donnerstag war dann Ausschla-fen und Ausruhen angesagt. Schüler,die nicht müde waren, vertrieben sichdie Zeit mit Wikingerschach oder Bad-minton, aber der Großteil war in sei-nen Betten. Am Freitag räumten wir dann unse-re Zimmer, packten ein Lunchpaket einund machten uns, wieder mit öffent-lichen Verkehrsmitteln, auf den Wegzu den Externsteinen in Holzhausen,Horn-Bad Meinberg. Dort konnte dieganze Klasse noch einmal ihre Klas-

sengemeinschaft unter Beweis stellen.Zwischen zwei Bäumen wurden vierSeile in einer Höhe von 1 bis 2 Meterngespannt. Die gesamte Klasse stand aufeiner Seite und musste sich Strategienüberlegen, um auf die andere Seite zugelangen. Man durfte die Seile aller-dings nicht berühren und 10 Schülermussten über das oberste Seil und 10Schüler durch den Zwischenraum vondem obersten und dem mittleren Seiltransportiert werden. Nach anfänglichrecht chaotischen Einzelversuchen undeinigen Fehlschlägen wurde das Pro-blem intensiv bearbeitet und letztend-lich fand die Klasse gemeinsam zurLösung: Alle kamen hinüber! Nun ging es auf zur letzten Wande-rung, zum Bahnhof von Horn, wo Si-mon auch schon mit dem Gepäck war-tete. Gegen 16:45 Uhr trafen die Schü-lerinnen und Schüler wieder am Start-punkt, dem Paderborner Bahnhof, ein. Die Klassenfahrt der 8a war insge-samt eine sehr spannende Zeit und hatauch so manche Schüler an ihre/seineGrenzen geführt. Aber trotz ihres dochrecht jungen Alters konnten viele ihreWillenskraft und ihre Stärke zeigen.In den verschiedenen Spieleinheitenzeigte sich auch immer wieder ein star-ker Zusammenhalt der Klasse. Standein Problem an, wurde es gemeinsambesprochen und gelöst. Die Schülerin-nen und Schüler der 8a harmonierenwunderbar miteinander und es machtsehr viel Spaß mit ihnen Zeit zu ver-bringen.

Katja Mikus (L)

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Jugendliche im Alter von 14 - 15 Jah-ren befinden sich in einer Übergangs-zeit. Sie leben in einem Zustand desNoch-Nicht. Sie haben die Kindheit ver-lassen, aber sie sind noch nicht er-wachsen. Als Waldorf-Schüler einer 8.Klasse befinden sie sich am Ende derKlassenlehrerzeit, aber noch nicht inder Oberstufe. Gilt in der Unter- undMittelstufe, dass sich die pädagogi-schen Bemühungen vorrangig auf dieindividuellen Entwicklungsmöglich-keiten richten sollen („Der Lehrplan istdas Kind“, so heißt es); so fordert inder Oberstufe die Gesellschaft mit ih-ren Aufgaben und Ansprüchen zuneh-mend ihr Recht. Werte und Normenwerden den Jugendlichen bewusst undvon ihnen geprüft. Entwicklungsauf-gaben müssen bewältigt und irgend-wann schließlich Prüfungen absolviertwerden. Es gilt, die verschiedenen Be-reiche der Gesellschaft zu erkundenund eine erste Orientierung für sichzu finden. „Lebenskunde soll aller Unterrichtsein“ – so lautet die pädagogische Ma-xime für die Oberstufe. Aber was istdas Leben? – und wie kann man esmeistern? In dieser Situation stehen die Ju-gendlichen dieses Alters und suchenmit Blick auf die Zukunft Perspektiven,während sich in ihrer Seele Fragennach dem, was wahr und richtig ist,stellen. Die intensive Auseinandersetzungmit der Biographie eines Menschen,

der sich besonderen Lebensaufgabengestellt hat, ist hier ein ebenso genia-ler Griff wie eine konkrete Hilfestel-lung. Wer die Präsentation der Biogra-phie-arbeiten der diesjährigen achtenKlasse mit ihrer Klassenlehrerin Ga-briele Tigges erlebt hat, konnte diesdurch ein beeindruckendes Feuerwerkvon idividuellen Darstellungen wahr-nehmen: hier rangen Jugendliche mitFragen – was gut, was falsch ist, wo-mit man Erfolg hat und woran manscheitern kann, wie man mit Schick-salsschlägen umgeht, wie man großeAufgaben angehen kann – ja mit dem,was letztlich zählt im Leben. Mit einem untrüglichen Gespür fürbiographisch wesentliche Momentewurden dem staunenden PublikumBlitzlichter auf spannende Lebensläu-fe vermittelt, mit einer je eigenen Aus-einandersetzung und emotionaler Be-troffenheit: so begann etwa Joshuaseinen Vortrag mit der Geschichte ei-nes Mannes, den er im Café sitzendseinen eigenen Nachruf lesen ließ,samt einer vernichtenden Kritik übersein Lebenswerk. Betroffen beschlossdieser Mann seinem Leben eine ande-re Richtung zu geben und Gutes zutun. Joshua enthüllte dann den ge-spannt Lauschenden die Identität alsdie von Alfred Nobel, dem Begründerdes Nobelpreises – die Todesnachrichtberuhte auf einer Verwechselung mitseinem unlängst verstorbenen Bruder. Joy beendete ihre Ausführung zuElisabeth Selbert – einer Frauenrecht-

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lerin und einer der Müt-ter unseres Grundgesetzes– mit dem Ausruf, dass ihrdurch die Auseinanderset-zung mit dieser Biogra-phie klar geworden sei,dass sie Rechtsanwältinwerden wolle. Umrahmt und unterbro-chen von musikalischenBeiträgen und kulinari-schen Leckereien bot sichden Anwesenden in dieserArt ein bunter und hoch-interessanter Reigen vonBiographiedarstellungen.An den zwei jeweils vier-stündigen Abenden kam an keinerStelle Langeweile auf, wie es ein El-ternteil zum Abschluss deutlich fest-stellte. Besonders beeindruckend war auchdie Ausstellung der Porträtbilder undZeichnungen im Raum, die die Ju-gendlichen jeweils zu ihrer Biogra-phie erstellt hatten und die vielfachvon der Tiefe der persönlichen Aus-einandersetzungen zeugten. Anrüh-rend und als besondere Stimmungwahrnehmbar war auch die Klarheitdes ethischen Empfindens, welchessich durch alle Darstellungen zog. Sobegann z. B. Jonas seine Darstellungdes vielbe-wunderten Apple-ChefsSteve Jobs damit, dass er erzählte,wie dessen erster großer finanziellerErfolg aus dem egoistischen Vermark-ten einer fremden Idee bestand undließ dieses Motiv mehrfach durch-schimmern. Jonas schloss seinen Vor-trag nüchtern mit dem Hinweis, dass

Steve Jobs zwar Großes entwickelt habe,er ihn aber keinesfalls zum Freund ha-ben wolle. Sicher und überzeugend, wie dieseJugendlichen sich präsentierten, konn-ten die Zuschauer den Eindruck gewin-nen, dass hier eine Generation heran-wächst, die einen viel klareren Blick aufdie Wirklichkeit des Lebens entwickelt,als manche Erwachsene dies zuweilenvermuten. So gerüstet mögen sie ihr ei-genes in die Hand nehmen – ist dochdes Menschen größtes Kunstwerk die ei-gene Biographie.

Dr. Wilfried Gabriel (L)

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Ein besonderes Geschenk an die Berufs-förderung

gende Teil der Hamborner Pferde warin den Ablauf der Spiele eingebunden.Reiter und Tiere wurden in einen mi-nutiösen Ablaufplan eingebunden. Ei-ne anstrengende aber auch eine füralle erfüllte und begeisternde Zeit liegthinter uns, sind sich Frau Knauf, FrauRobitzki und Frau Berheide einig. EinProjekt mit einer solchen Dimensionwar für Tier und Mensch eine ordent-liche Herausforderung gewesen. Aberdie Mühen haben sich gelohnt, wasnicht zuletzt der begeisternde Applausbewies. Die Handlung nahm die Zuschauer

Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 20.Geburtstag der Berufsförderung habendie Beteiligten des Reitstalls mit einemganz besonderen Geschenk den Fest-tag bereichert. Ein von den Mitarbei-tern selbstgeschriebenes Theaterstückkonnte bei herrlichem Sonnenscheinzur Uraufführung gebracht werden. Esversteht sich ja von selbst, dass dieAkteure in den Wochen zuvor inten-siv mit dem Einstudieren der Abläufeund dem Verinnerlichen der Handlungbefasst waren. Darüber hinaus muss-ten auch die reiterlichen Anforderun-gen bewältigt werden. Der überwie-

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mit auf die Suche des Prinzen nach sei-ner geliebten Herzensdame, seinerPrinzessin nebst Gefolge. Um sie zufinden, musste er die unterschiedlich-sten Orte aufsuchen, jeder mit einerganz eigenen Begegnung. Die zahlrei-chen Zuschauer waren die Begleiteram Rande des Geschehens und folg-ten den Spielern von Spielort zu Spiel-ort. Höhepunkte waren der Tanz der Trol-le auf der Schlosswiese, die Begegnun-gen mit den Zwergen und dem Dra-chen an einem versteckten Ort in derNähe des Stalles und der große Ab-

schluss, nachdem der einäugige Pirat-mit seinen einäugigen Freunden auchnoch Anlass zum Schmunzeln bot. DieHofdamen und die Prinzessin konntendem quirligen Treiben vom Balkonihres Schlosses folgen. Ein herzliches Dankeschön an alleBeteiligten. Auf wunderbar unterhalt-same Art konnte neben der amüsan-ten Geschichte auch die Qualität derintegrativen und therapeutischen Ar-beit mit dem Pferd und um das Pferdherum erlebbar gemacht werden.

Hartmut Oster(Er)

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Persönliche Erfahrungsberichte vomPädagogischen Wochende, April 2011Natürlich hat das sehr schöne Wetterkurz den Gedanken „Ich könnte dieZeit auch gut für den Garten nutzen“anklingen lassen, aber dann kam spä-testens beim gemeinsamen Beginn imFoyer der klare Gefühlsgedanke: „Wieschön, dass ich mir dieses so wunder-bar geplante und liebevoll gestalteteWochenende für mich gönne“. Es war rundherum ein Genuss: dieschöne warme Sonne, in der wir allePausen mit Tee, Kaffee und anderenkulinarischen Köstlichkeiten verbrach-ten, die hellen, angenehmen Räum-lichkeiten, die sympathischen Men-schen, das große Angebot an Kursen,das gute Essen von der Berufsförde-rung... Und natürlich „mein Kurs“,den ich mit weiteren acht Teilnehmernmit Kursleiter Peter Vahle in dessenMalraum verbrachte. Zum ersten Malhabe ich mit Acrylfarben auf Leinwandgemalt und es war ein Erlebnis der be-sonderen Art. Welche Farbe wähle ich,wie setze ich die Anweisung um, kannich mich an Vorgaben halten, traue ichmich, einfach zu malen ohne zu be-werten, – aber wann ist ein Bild fer-tig...? Wir haben alle Vieles, zum Teil Neu-es, an uns erleben dürfen. Das stärksteErlebnis bestand in der Umsetzung derzweiten Anweisung: ein Bild, von ei-ner Person begonnen, weiterzumalen,einen eigenen Akzent in das Bild ei-nes anderen Menschen hineinzubrin-gen. Da war nicht nur bei mir eine ho-he Hemmschwelle entstanden, die es

zu überwinden galt. Darf ich in dasKunstwerk eines anderen Menscheneinfach eingreifen?! Das brauchte vielMut und Entschlossenheit, um es zuwagen. Umso größer dann die Erleich-terung, im dritten Schritt wieder andem eigenen, zuerst begonnenen Bildmit dem Akzent eines anderen Men-schen weiter malen zu dürfen. Diese kreative Arbeit hat uns auf sehrbefriedigende Weise müde gemachtund so traten wir, nachdem wir bei derAbschlussrunde unsere „Werke“ ge-zeigt hatten, zufrieden mit unseremBild im Gepäck den Heimweg an. Vielen Dank den Organisatoren undGruppenleitern – und auf ein fröhli-ches Wiedersehen am PädagogischenWochenende 2012. Ich kann auf die-sem Wege nur empfehlen, sich imnächsten Jahr dazuzugesellen. Es lohntsich!

Brigitte Stein-Geldmacher (E)

Meike Strathoff und JohannaHöfler luden in ihrer Arbeitsgruppedazu ein, folgende Fragen zu bewe-gen: Wie können Familie und Schuleso zusammenwirken, dass sich die bei-den elementaren Lebensräume derKinder gegenseitig ergänzen und be-reichern und den Kindern gesundeEntwicklungsmöglichkeiten bieten?Wie können unterschiedliche indivi-duelle Lebensentwürfe der Familien inder Entwicklung der Schule berück-sichtigt werden?

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Die Fragen wurden sehr persönlich undmit großem gegenseitigen Interesse ander Lebensgestaltung der teilnehmen-den Familien bewegt. Dabei kristalli-sierte sich heraus, dass die diese Elternden nachmittäglichen schulfreienRaum (von den Hausaufgaben abgese-hen) für ihre Kinder und das gesamteFamilienleben sehr schätzen. Er bietetausreichend Möglichkeiten für Begeg-nungen in der Familie. Die Kinderkönnen ihren individuellen Interessennachgehen und Fähigkeiten erwerbenund pflegen (Instrumentenunterricht,Sport usw.). Doch auch diese Aktivitä-ten sind von Erwachsenen gestaltet. Alsgenau so wichtig neben Schule undden genannten Freizeitaktivitäten wirdder Freiraum erlebt, den die Kinder al-leine oder mit anderen Kindern aus-füllen können. Dazu gehört, dass sieihre eigene schöpferische Kraft, Neu-gierde und Entdeckungslust ausleben,

erleben und erproben können, alsowirklichen Spielraum haben, und da-bei wie nebenbei lernen. Der Sinn liegtdarin, dass es diesen Raum gibt, wodie Kinder einfach sein können. DasEintauchen in diesen Raum ermöglichtund fördert, dass sie in der Schule of-fen, kraftvoll und mit Freude in dengestalteten Lernraum und sozialenRaum der Klassengemeinschaft hin-einfinden können. Aus diesen Erfah-rungen heraus befürwortete die Ar-beitsgruppe im Nachmittagsbereichder Schule eher offene als verpflich-tende Angebote; und dass eine nach-mittägliche Betreuung sich danach aus-richten sollte, dass die Kinder auch ei-gene innere Motivationen auslebenkönnen, was durch keine noch so gutdurchdachten zusätzliche pädagogi-sche Angebote ersetzt werden kann.Es wurde auch über individuelle Mög-lichkeiten gesprochen, sich als Famili-

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en gegenseitig zu unterstützen, z. B.im Bewahren oder Einrichten freierSpielräume der Kinder. Das Erarbeiten einer pädagogischenSpiegelform aus der Eurythmie er-gänzte das Gespräch wunderbar. Je-der wirkt in voller Verantwortung in-dividuell an seinem Platz und über-nimmt damit zugleich volle Verant-wortung für die Gesamtgestalt undfindet sich auf diese Weise in der Ge-meinschaft auch wieder.

Sabine Alff (E)

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38 Mitteilungen 115 / Johanni 2011

Unsere BuchbesprechungIain Lawrence: „Die Tochter des Leuchtturmwärters“ (ab 14 J.)

Dieses Buch entführt denLeser in die urwüchsigeNatur der pazifischen In-selwelt vor der Küste Ca-nadas im Westen, nichtweit von Vancouver. Es ist die Zeit, in der esnoch den Beruf desLeuchtturmwärters gab,dessen Einsatz wichtigfür die Schiffe war, wennsie nachts die Küste pas-sierten. Lizzie Island ist einewinzige Insel, auf wel-cher der Leuchtturmwär-ter mit seiner Familie ingroßer Abgeschiedenheitlebt. Alle vier Wochenkommt ein Versorgungs-boot von der Küste undbringt alles Lebensnot-wendige für die Men-schen. Murray und Hannah le-ben dort mit ihren Kin-dern Krabbe und Alistair.Zu dem Lebenswichtigengehören viele Bücher, dieMurray mit dem Schiffkommen lässt, weil er ü-ber das Wetter, die Pflan-zen- und Tierwelt dieserRegion, das Meer, die Stürme forschtund weil er seine Kinder, wenn er nichtam Leuchtturm und am Haus arbeitet,selbst unterrichtet. Alistair ist ein be-gieriger Schüler und Naturbeobachter.

Diese paradiesische Insel wird für alleaußer Murray, der das zunächst nichtverstehen kann, zum Gefängnis. Han-nah, die sehr viel jünger ist als ihrMann, leidet an den langen, harten

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Wintern voller Einsamkeit. Alistairfährt auf’s Meer hinaus und ertrinktschließlich – er liebte die Wale und ih-re Musik. Krabbe bricht aus dieser Weltaus, sie haut einfach ab. Als die Kin-der weg sind, geht Hannah für die Win-ter immer nach Vancouver, weil dieDunkelheit, Kälte und Stürme sie inDepressionen stürzen. Doch eines Tages kehrt Krabbe zu-rück mit einem 3jährigen Kind an derHand, Tatjana. Und nun beginnt Krab-be mit ihrer Vergangenheit zu kämp-fen und zwingt ihre Eltern, dies auchzu tun. Die Geheimnisse dieser Vergangen-heit teilen sich dem Leser im Laufe derGeschichte in vielen Rückblicken mit.Während Krabbe mit allem hadert,taucht ihre Tochter ganz in die Weltder Großeltern ein und hängt beson-ders am Großvater, der sie unermüd-lich mit sich herumschleppt und da-bei selbst auflebt. Allmählich nähernsich die drei Erwachsenen einander an,in Ehrlichkeit und Offenheit. Diese Erzählung hat einen gewalti-gen Spannungsbogen und der Autorstellt die Menschen dar, ganz verwo-ben in das ungeheure Naturgeschehen.Man hört beim Lesen sozusagen dieStürme brausen, den Regen klatschen,die Wale singen. Ein unglaublichesBuch!

Almut Blanke (eL)

„Die Tochter des Leuchtturmwärters“2. Auflage 2006

Verlag freies GeisteslebenISBN-13978377 252 2475

235 Seiten, 16,50 Euro

Aus der Deutschepocheder Klasse 12 c

Allein der bloße Vorgang des Schrei-benlernens stellt große Anforderungenan den Menschen. Ist dies geglückt, sokann die Verbindung zwischen den Ge-danken und den Wörtern und Sätzenauf dem Papier hergestellt werden.Wenn dann noch aus der Seele des Ein-zelnen etwas in diese Worte hinein-fließt, dann hat man es mit lauter klei-nen Kostbarkeiten zu tun. Mit Ehr-furcht und Achtung vor den Werkender Schüler der Klasse 12c bin ichdankbar, einige davon vorstellen zudürfen. Diese Gedichte entstanden haupt-sächlich im Laufe einer Deutschepoche.Sie lehnen sich jeweils an Texte vonKurt Marti, Heinrich Heine, MaschaKaléko, Charlie Chaplin und anderean. Aus den freien Assoziationen derSchüler entstanden zu den jeweiligenThemen eigene Werke, zunächst zö-gerlich und dann mit immer mehrSchwung. Beeindruckend war es zu er-leben, wieviel Gefühl jeweils in dieArbeiten geflossen ist und wie erfülltdie Schüler oft selbst von ihrer Tätig-keit waren. Mich haben die Ergebnisse sehr be-rührt und ich wünsche mir von denLesern, dass sie mit Achtung gelesenwerden und mit dem Blick auf dieSchüler selbst und ihren ganz beson-deren und individuellen Lebensgang. Einige Beispiele finden sich umsei-tig und auf den Seiten 11und U3 (vor-letzte Umschlagseite).

Sabine Illner

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Mitteilungen 115 / Johanni 2011 41

Inklusion oder die Umsetzung der UN-Konventionüber die Rechte von Menschen mit Behinderungen,vom 13. Dezember 2006

- ein Diskussionsbeitrag –

„Das Leitprinzip, das diesem Rahmenzugrunde liegt, besagt, dass Schulenalle Kinder, unabhängig von ihrenphysischen, intellektuellen, sozialen,emotionalen, sprachlichen oder ande-ren Fähigkeiten aufnehmen sollen. Dassoll behinderte und begabte Kindereinschließen, Kinder von entlegenenoder nomadischen Völkern, vonsprachlichen, kulturellen oder ethni-schen Minoritäten sowie Kinder vonanders benachteiligten Randgruppenoder -gebieten.“

– Salamanca Erklärung 1994

In 2009 verpflichtete sich die Bun-desrepublik Deutschland, die Salaman-ca - Erklärung in unserem Land umzu-setzen. Der Begriff „Inklusion“ lässtsich aus dem Lateinischen herleitenund bedeutet „Einschluss“. Im Gegen-satz dazu steht der Begriff „Exklusi-on“: „Ausschluss“. Zwischen diesen bei-den Begriffen stehen, wie in einer Rei-henfolge, die Begriffe „Integration“und „Separation“��Schauen wir unszunächst diese Begriffe einmal näheran:

Exklusion: Innerhalb einer Menschen-menge mit variabler Größe bildet sicheine geschlossene Gruppe, die alle an-deren ausschließt. Die Gründe dafürsind vielfältig. Sie können in der Schu-le sein: Klassengröße, räumliche oder

personelle Ressourcen, Entfernungzum Wohnort etc.

Separation: Innerhalb einer Men-schenmenge mit variabler Größe bil-det sich eine Gruppe, die andere aus-schließt unter der Vorgabe, bestimm-te Merkmale der Gruppenzugehörig-keit nicht zu erfüllen. Das kann in derSchule sein: Behinderung, Leistungs-fähigkeit, Weltanschauung, Mutter-sprache etc.

Integration: Innerhalb einer definier-ten Gruppe wird eine zweite Gruppegebildet, die zuvor ausgeschlossenwar, weil ihre Mitglieder den Merk-malen der Gruppenzugehörigkeitnicht entsprechen, aber unter der Maß-gabe sich anzupassen, dazu genom-men wird (Wieder-Eingliederung). Siebleibt eine eigenständige Gruppe inder bestehenden Gruppe. Für die Schu-le kann das heißen: eine Gruppe von4 – 6 Schülern innerhalb einer Klassewird nach anderen Gesichtspunktenunterrichtet und/oder gefördert. Siehaben einen erhöhten Förderbedarfoder brauchen z.B. zusätzlichen Un-terricht in der dem allgemeinen Un-terricht zugrundeliegenden Sprache,um den Unterrichtsstoff zu bewälti-gen.

Inklusion: Lauter verschiedene Men-schen bilden eine Gemeinschaft. Esgeht nicht um gemeinsame Merkma-le, sondern um die Vielfalt innerhalb

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42 Mitteilungen 115 / Johanni 2011

der Gemeinschaft. Jeder Mensch istfür sich genommen einzigartig. DieUN-Konvention zeichnet konsequentdas Bild einer Gesellschaft, in der alleMenschen mit ihren individuellen Ei-genschaften willkommen sind. Fürdie Schule heißt das: es gibt keinezwei Lerngruppen, sondern in einerKlasse einfach Kinder oder Jugendli-che, die die Klassengesamtheit bildenund die unterschiedliche Bedürfnissehaben. Viele dieser Bedürfnisse wer-den von der Mehrheit geteilt und bil-den somit gemeinsame Lernbedürf-nisse. Alle Schüler haben darüber hin-aus aber individuelle Bedürfnisse,darunter eben auch solche, die spe-zielle Mittel oder/und Methoden er-fordern.

Inklusion in der Schule bedeutetdemnach, heterogene Gruppenindividuell zu unterrichten.Inklusion bedeutet, den Menschen inseiner Einzigartigkeit wahrzunehmenund ihm die Möglichkeit zu geben,in der Gemeinschaft zu seinem eige-nen Bildungsziel zu kommen und da-mit ein möglichst selbstbestimmtesund eigenverantwortliches Leben zuführen. Die NRW-Schulministerin,Frau Löhrmann, hat gefordert, dassdie Klassengrößen im Zuge der Um-setzung des Inklusionsgedankensnicht größer als 20 Schüler sein sol-len, die von 2 Lehrkräften im Teamunterrichtet werden. Bei der Inklusionwandeln sich die Bedeutung des Un-terrichts und die Rolle der LehrerIn-nen. Die LehrerInnen begleiten undunterstützen den Lernprozess, stellen

Ressourcen zur Verfügung, arbeiten, re-flektieren und lösen Probleme team-orientiert. Jedes Kind hat dabei seineneigenen individuellen Lehrplan, lerntallein, zu zweit oder in einer heteroge-nen Gruppe, in der die Mitglieder ein-ander unterstützen. Dabei kann (mussaber nicht zwingend) das Unterrichts-thema für alle verbindlich sein.

Was kann Inklusion für Waldorf-schulen, insbesondere aber fürunsere Schule bedeuten? VomGrundgedanken der Waldorfpädagogiksind zunächst einmal Waldorfschulenprädestiniert, den Inklusionsgedankenumzusetzen. Beinhaltet doch die Wal-dorfpädagogik den Entwicklungsge-danken in der Erziehung des Kindes,wonach jedes Kind gemäß seines Al-ters bestimmte Inhalte braucht um sichin der richtigen Weise entwickeln zukönnen. Daher rührt ja auch der Ansatzeine Klasse als „Entwicklungsgemein-schaft“ zu sehen, in der Separation mit-tels „Sitzenbleiben“ keine Möglichkeitdarstellt, um z.B. Lerndefizite bei ein-zelnen SchülerInnen auszugleichen.Deutlich ist aber auch, dass Waldorf-schulen exklusiv sind, weil sie Kinderund Jugendliche ausschließen (müssen)z.B. weil eine Klassengröße erreicht istund nicht überschritten werden kann.

Unsere Schule ist eine „Bündel-schule“. Damit ist ein Ziel der UN-Kon-vention - das Lernen und Leben aufeinem räumlichen Gelände – teilweiseerreicht. Warum meine ich: teilweise?

In unserer Schule gibt es die „Groß-klassen“ und die „Kleinklassen“. �Wel-

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Mitteilungen 115 / Johanni 2011 43

che(r) Schüler zu welcher Klasse ge-hört, ist abhängig davon, ob ein son-derpädagogischer Förderbedarf vor-handen ist. Die Schüler der Großklas-sen kommen (fast) alle aus dem Pader-borner Raum, die Schüler der Klein-klassen leben annähernd alle im Land-schulheim und kommen aus dem gan-zen Bundesgebiet. Schüler mit sonderpädagogischemFörderbedarf aus Paderborn, die nichtim Landschulheim oder in der Tages-gruppe leben, haben es sehr schwer,in unsere Kleinklassen aufgenommenzu werden. In den Oberstufenklassenrealisiert sich Inklusion bereits durchgemeinsame Projekte wie Klassenspie-le, Klassenfahrten und Projekttage –damit tut sich die Mittelstufe noch sehrschwer! (Kleinklassen in der Unterstu-fe gibt es nicht). Allerdings: auch inder Oberstufe gibt es Kleinklassen, diebewusst auf diese Gemeinsamkeitenverzichten, weil die darin befindlichenSchüler damit nicht zurecht kommenwürden.

Inklusion fängt – für mich – in denHerzen und Köpfen der Menschenan.

Solange wir noch einteilen in „Leis-tungsschwache“, in „sozial verträg-lich“ oder „sozial unverträglich“, in„normal“ und „behindert“ und nichtdamit beginnen, die Behinderung inunseren Köpfen und Herzen zu über-winden, kann Inklusion nicht gelin-gen. Ausgrenzungen geschehen aufallen Seiten: der Schüler stört so mas-siv, dass die anderen Schüler nicht ler-

nen können; dieses oder jenes ist „nur“für die Großklasse / Kleinklasse / Land-schulheim / Tagesgruppe; Schüler be-schimpfen sich mit „du bist ja behin-dert“, „Spasti“ oder „Epi“. Das mussaufhören – und da sind wir alle gefor-dert!

Es gibt gute Ansätze: der Projekttagzu Japan, an dem die ganze Schul-gemeinschaft beteiligt war, gemeinsa-me Monatsfeiern, bei denen die Klein-klassen – Mittelstufe ganz vorsichtigbeginnt sich einzubringen. Es gibt a-ber auch Grenzen, die durch einzelneSchüler selbst gesetzt werden: in denKleinklassen gibt es Kinder und Ju-gendliche, die durch ihr So-Sein dasBedürfnis mitbringen eine zunächstganz individuelle Förderung zu erhal-ten, die so speziell ist, dass sie nur inKleinstgruppen oder sogar in einer Ein-zelbetreuung stattfinden kann. Auchdiesen Kindern / Jugendlichen müssenwir gerecht werden.

Nein, ich habe keine „Patentrezep-te“ auf Lager. Mein Ansinnen ist es,mitmöglichst vielen Menschen in einenDialog zu kommen, Ideen zu entwik-keln, wie und was wir in der großenSchul- und Lebensgemeinschaft aus-richten / verwirklichen können bei derUmsetzung dieser UN-Konvention, dieja ein selbstverständliches Menschen-recht sein muss.

Margareta Röwenstrunk (L)

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44 Mitteilungen 115 / Johanni 2011

Die Justizvollzugsanstalt (JVA) Bürenaus SchülersichtIm Januar 2011 besuchte die Klasse 11aim Rahmen des Politikunterrichtes dieJVA in Büren. Vielen Schülern ist vor-her nicht bekannt gewesen, dass im„Stöckerbusch“ bei Büren in der ehe-maligen Kaserne sich seit 1994 einesder größten Abschiebegefängnisse be-findet. In der Epoche „Menschenrech-te zwischen policy und polity“ be-fassten sich die Schüler mit der Ge-schichte der Menschenrechte und ih-rer Verankerung im Grundgesetz. Als inhaltlichen Schwerpunkt gingenwir auf die Würde des Menschen unddie Freiheit als Grundrecht für alleMenschen, die in Deutschland leben,ein und untersuchten die Realität inder JVA Büren.

Angelika Gaußmann (L)

Hinter einer schweren Tür und einerfünf Meter hohen Mauer, abseits vonBüren, verbringen Strafgefangene ih-re Haft und Abschiebehäftlinge wer-den für eine kurzzeitige Verwahrungaufgenommen, damit ihre Abschie-bung im Auftrag der Ausländerbehör-den vollzogen werden kann. In den neunziger Jahren wurde eineehemalige Kaserne in die heutige Ju-stizvollzugsanstalt umgebaut. Die vie-len Stacheldrahtrollen oben auf denGefängnismauern verdeutlichen, dasshier Gefangene leben. Abschiebehaft bedeutet, dass eineAusländerbehörde einem Menschenbis zu seiner Abschiebung monatelangdie Freiheit entziehen kann. Der ein-zige Grund dafür soll sein, dass derBehörde so die Durchführung der Ab-

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Mitteilungen 115 / Johanni 2011 45

schiebung erleichtert werden soll. Eshandelt sich bei der Abschiebehaftalso nicht um eine Strafe, sondern„nur“ um eine Sicherungsmaßnahmedes deutschen Staates. Dennoch wer-den die Betroffenen in einem speziel-len Abschiebegefängnis wie z. B. derJVA Büren hinter Gitter gebracht.

Die Abschiebehäftlinge haben mehrFreiheiten als die Strafgefangenen. Siedürfen jeden Tag außer Sonntag un-begrenzt (solange der Platz reicht) Be-such empfangen. Bei den Strafgefan-genen beschränkt sich die Besuchszeitauf vier Stunden pro Monat und pri-vate Kleidung – außer Sportbeklei-dung – ist hier untersagt. Den Besucherraum nutzen auch Ver-treter des Bundesamtes für Migration,zudem kommen oft Anwälte und Dol-metscher, da der größte Teil der Ge-fangenen die deutsche Sprache nichtbeherrscht.

Den Gefangenen stehen Betreuer zurSeite, außerdem wird ihnen die Mög-lichkeit gegeben, einen deutschen An-walt zu kontaktieren. Am Eingang zum Besucherraum fin-den scharfe Kontrollen statt, die ver-hindern sollen, dass Drogen und son-stige unerlaubte Gegenstände zu den

Gefangenen gelangen. Viele der Inhaftierten sind starkgläubig. Es gibt Baptisten, Muslime,evang. und kath. Christen, für alle wirdjeden Sonntag eine Messfeier gehal-ten. Von Seiten der JVA wird versucht,auf die religiösen Bedürfnisse der In-haftierten einzugehen, ebenso wieversucht wird, die Gefangenen abzu-lenken. Dafür gibt es einen Sportplatzzur freien Benutzung, eine Abteilungfür Kraftsport, einen Aufenthaltsraummit Fernseher, DVD-Player und einerEinbauküche. Hier können die Inhaf-tierten kochen, Kontakte knüpfen und

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46 Mitteilungen 115 / Johanni 2011

trotz der unangenehmen Gefängnis-atmosphäre etwas Privatsphäre genie-ßen. Jede Zelle verfügt über einen Fern-seher, der hauptsächlich ausländischeSender empfängt, damit sich die Ab-schiebehäftlinge über die Situation inihrem Herkunftsland informieren kön-nen. Eine mehrsprachige Bücherei mithistorischen und literarischen Büchernwird von den Gefangenen gut genutzt.Ein Telefon auf dem Flur erlaubt es, freiund zu jeder Zeit zu telefonieren – so-fern sie eine Telefonkarte besitzen. Beiden Strafgefangenen ist auch hier dieFreiheit weiter eingeschränkt. Es gibt einen Arbeitsbereich in einerHalle neben den Zellen. Wer hier arbei-tet, hat einen Arbeitstag von 8 - 16 Uhr.Hier erlernen die Abschiebehäftlingewegen ihres zeitlich beschränkten Auf-enthaltes leichte Arbeiten, wie z. B. denZusammenbau eines Schnellhefters.Während bei den Strafgefangenen dieArbeit strukturierter und auch leiser ab-läuft, haben die Abschiebehäftlinge dieMöglichkeit Radio zu hören. Für dieseArbeit erhalten sie ca. 1 Euro pro Stun-de. Im Durchschnitt verdienen sie 54 Eu-ro pro Woche. Davon werden Ihnen 25Euro abgezogen, die für die Abschiebe-kosten angespart werden. Über den Restkönnen sie frei verfügen. Es gibt auch einen sogenannten Work-shop, der dazu genutzt wird, die Gefan-genen aus ihren Zellen zu holen undeiner kreativen Beschäftigung zuzufüh-ren. Sie arbeiten bspw. an Vogelhäus-chen, malen Bilder oder fertigen Mosa-ike aus Scherben. Die Produkte werdenauf dem Kreativmarkt in Dortmund teu-er verkauft.

Die JVA verfügt über eine eigeneKrankenstation. Die Gefangenen sindanfällig für Krankheiten, da viele vonihnen aus schlechten Lebensverhält-nissen kommen. Immer gibt es Einzelfälle, in deneneine besondere „Therapie“ angewen-det werden muss oder Arrest ange-ordnet wird. Betroffen sind suizid-gefährdete oder gewalttätige Häftlin-ge, die dann ggf. in eine Einzelzelleim Keller gebracht werden. Diese istdurch drei verschiedene Beige-Tönestrukturiert und es können beruhi-gende Farbverläufe an die Wändeprojeziert werden. Die Zelle ist unge-fähr 6 m hoch, oben ist ein vergitter-tes Fenster und im Boden ist als Toi-lette ein Loch. Ich bemerkte, dass die Mitarbeiterein Interesse am Wohlergehen der In-sassen haben. Den Inhaftierten solldie Haftzeit so angenehm wie mög-lich gemacht werden. Sie wissen,dass es für die Abschiebehäftlingeeine große Härte bedeutet, in ihreHeimat, die oft ein Krisengebiet ist,abgeschoben zu werden. Für Viele istdas sehr enttäuschend, da sie sich hierein besseres Leben erhofft hatten undihnen diese Hoffnung von den deut-schen Behörden so radikal genom-men wird.

Philine Dargatz (S)

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Mitteilungen 115 / Johanni 2011 47

Bund der Freien Waldorfschulen: Bericht vonder Mitgliederversammlung

Villingen-Schwenningen. Die Zukunftder Waldorflehrerbildung, das eigeneQualitätsentwicklungsverfahren derWaldorfschulen sowie die Neuwahldes Vorstands und die Verabschiedungdes Haushalts 2011/2012 waren zentraleThemen der Mitgliederversammlungdes Bundes der Freien Waldorfschulen,die am letzten Märzwochenende inder Freien Waldorfschule Villingen-Schwenningen stattfand. Der Mitgliederversammlung vorausging die Delegiertentagung, die miteinem Vortrag von Prof. Walter Kuglerzum 150. Geburtstag von Rudolf Stei-ner eröffnet wurde. Am Freitagmor-gen gaben die Schüler der Waldorf-schule mit einer beeindruckenden Mo-natsfeier Einblicke in ihre Arbeit. Dreineu in den BdFWS aufgenommeneSchulen stellten sich im letzten Ab-schnitt der Delegiertentagung vor: dieFreie Waldorfschule Wolfratshausenund die Waldorfförderschulen ausNeunkirchen-Seelscheid und Oberur-sel. Damit sind aktuell 225 Einrichtun-gen Mitglied im BdFWS. Anschließend begann die Mitglie-derversammlung. Rund 250 Mitgliederhörten die Berichte der Vorstandsmit-glieder zu den einzelnen Bereichen.Birgit Beckers hob dabei in ihren Aus-führungen die Bedeutung der Durch-lässigkeit zwischen dem Bund der Frei-en Waldorfschulen und den einzelnenSchulen hervor. Wichtig sei es, sich dieeigenen Handlungsmotive und ihrenBezug auf die Ziele der Waldorfschul-

bewegung immer wieder bewusst zumachen und so der Gefahr vorzubeu-gen, dass die Ziele im Alltagsgeschäftverloren gingen. Als roter Faden derdreijährigen Vorstandsarbeit wurdedas Bemühen hervorgehoben, innereArbeit und äußere Anforderungen imAlltag in ein gesundes Gleichgewichtzu bringen. Bei der Wahl des Vorstands für dienächsten drei Jahre, die WahlleiterGötz Döring durchführte, wurden allesieben Vorstandsmitglieder mit großerMehrheit in ihren Ämtern bestätigt:Birgit Beckers, Erika Blass-Loss, Dr. Al-brecht Hüttig, Hans Hutzel, HenningKullack-Ublick, Dr. Richard Landl undWalter Riethmüller. Die Mitgliederver-sammlung drückt damit ihr grundsätz-liches Einverständnis mit dem Kurs desamtierenden Vorstands aus und setztauf Kontinuität für die nächsten dreiJahre. Die Vorstandsmitglieder nah-men die Wahl an und bedankten sichfür das ihnen entgegengebrachte Ver-trauen. Begleitet von den guten Wün-schen des Wahlleiters starteten sie indie neue Amtszeit. Auf der Agenda der Waldorfschul-bewegung stehen in der nächsten Zeitvor allem die Lehrergewinnung unddie weitere Zukunft der Waldorflehrer-bildung. In der Versammlung wurdedie Bedeutung der weiteren Debatteum die Zukunft der Lehrerbildung so-wie um das Verhältnis von Wissen-schaft und Anthroposophie unterstri-chen.

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48 Mitteilungen 115 / Johanni 2011

Das von Witten-Annen neu entwickel-te Modell der dualen Lehrerbildungwird nach Aussage von Vorstandsmit-glied Walter Riethmüller in enger Zu-sammenarbeit zwischen Vorstand,Landesarbeitsgemeinschaft und Semi-nar weiter entwickelt. Riethmüller un-terstrich die vertrauensvolle Atmosphä-re dieser Kooperation. Der vorgelegte Haushaltsplan desBundes für das Geschäftsjahr 2011/12wurde von den Etatberatern als schlüs-sig bezeichnet und sie empfahlen ihnder Versammlung zur Zustimmung. Erumfasst ein Volumen von rund 11,3Millionen Euro. 8,61 Millionen Euroder Gelder fließen in die Lehrerbil-dung. Die Versammlung billigte auchden Pro-Kopf-Satz von rund 137,20Euro. Hans Hutzel erläuterte der Versamm-lung den Sachstand bei der Finanzie-rung der Lehrerbildung, zu der auchdie Umstellung der Altersvorsorge derSeminare gehört. Der Vereinbarung über die Zusam-menarbeit im Bund der Freien Wal-dorfschulen, die einen längeren Dis-kussionsprozess innerhalb der Schul-bewegung hinter sich hat, wurde inder Mitgliederversammlung von Schul-trägern und Seminaren mit deutlicherMehrheit zugestimmt, nachdem dieMitgliederversammlung zuvor ein Zu-stimmungsquorum von 75% verab-schiedet hatte, das damit Vorausset-zung für das Inkraft-Treten der neuenVereinbarung wurde. In der Präambelfindet sich jetzt auch ein Verweis aufdas gemeinsame Leitbild der Waldorf-schulen. Vorstandsmitglied Hans Hut-

zel betonte die Bedeutung der Verein-barung für die Schulbewegung: sie seiAusdruck der Fähigkeit zur Zusammen-arbeit einer wachsenden Gemein-schaft. Henning Kullak-Ublick berichtete ü-ber eine Tagung, die sich an junge Wal-dorflehrer (bis 35 Jahre) richtet undzusammen mit ihnen vorbereitet wird.Sie soll vom 15. - 17. 10. 2011 stattfin-den. Stephan Sigler, Geschäftsführer desLehrerseminars Kassel, informierte dieVersammlung von der jüngsten Ent-wicklung beim Kasseler Jugendsym-posion, das sich im Juni dem aktuel-len Thema „Energie“ widmen wird.(www.jugendsymposium.de) Auch die-ses Jahr sei es gelungen, bekannte Per-sönlichkeiten für die Tagung zu gewin-nen, wie z. B. Franz Alt oder auch denklimapolitischen Sprecher von Bünd-nis 90/Die Grünen, Dr. Hermann Ott.Sigler sagte, die beteiligten Waldorf-schüler seien hoch-idealistisch, die prä-sentierten Forschungsansätze geprägtvon großer Offenheit. Jeder Schüler imAlter von mindestens 17 Jahren kön-ne sich bewerben.

Cornelie Unger-Leistner / Klaus Hesse/Henning Kullak-Ublick

(Bund der Freien Waldorfschulen)

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Bildnachweis:Seite 10: daruf

Seite 12 - 15: Mathilde Hecq

Autoren-Kürzel:(L) = Lehrer(E) = Eltern(Er) = Erzieher(S) = Schüler(M) = Mitarbeiter(e) = Ehemalige

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1991 - 2011

6. Mai 2011

22. September 2011

12. November 2011

20 Jahre Berufsförderungschloss hamborn

20 Jahre Berufsförderung Schloss Hamborn

Besuchen Sie die Ausstellung „Berufsförderung im Blick“ im Café Alte Schule!www.cafe-schloss-hamborn.de

Ehemalige der Berufsförderung auf Facebook: http://on.fb.me/hqFija

Beim Hamborner Martinsmarkt am 12.11.2011treffen sich TeilnehmerInnen aus 20 Jahren Berufsförderung im Musiksaal

Weitere Informationen auf unserer Facebookseite „20 Jahre Berufsförderung Schloss Hamborn“ oder unter [email protected]

Studium an Seminar und Schule von Anfang an

Witten/Annen Institut für Waldorf-Pädagogik

Seit fast 40 Jahren engagiert sich das Institut für Waldorf-Pädagogik in Witten erfolgreich und innovativ in der Lehrerbildung. Die aktuellste Entwick-lung ist ein in der Bildungslandschaft bislang einzigartiges Konzept: Duales Pädagogikstudium an den Ausbil-dungsorten Seminar und Schule. Ziel ist die größtmögliche Nähe zum Kind und eine frühe und gute Orien-tierung im Berufsfeld. Besonders ist auch die Kombination des Studiums zum Klassenlehrer, dem Meister von Vielfalt und Wandlung, mit der gleich-zeitigen Qualifizierung zum Fachleh-rer, der sich als Spezialist in einem Weltgebiet ausweisen muss.

Das Studium qualifiziert für die Arbeit an Waldorfschulen und an Waldorf-Förderschulen.

Für das Kunststudium Eurythmietanz gilt die produktive Verbindung mit dem Pädagogikstudium als vorbild-lich.

Neu wird derzeit in Kooperation mit der Hogeschool Helicon (NL) der Studiengang ‚Schulmusik mit waldorfpädagogischem Schwerpunkt‘ (Bachelor of Music in Education) ent-wickelt.

Fortbildungsveranstaltungen,Zusatz- qualifikationen, Tagungen, die Ein-bindung in das lokale bildungs- politische und kulturelle Umfeld und vieles mehr bieten einer engagierten Studentenschaft Vielfalt an Begeg-nung, an eigener Initiative und päd-agogischen Erfahrungen während des Studiums.

Witten/Annen Institut für Waldorf-Pädagogik Annener Berg 15, 58454 Witten, Tel. 02302-96730 [email protected]