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PRESSE-ECHO Museum Biedermann : Museumsweg 1 : 78166 Donaueschingen Telefon +49 (0) 771- 896 689-14 : [email protected] www.museum-biedermann.de Kultur Joker 18.07.14 Viele Schatten und erstaunliche Formen „Lichtspiele“ – eine Ausstellung im Museum Biedermann in Donaueschingen Wie lassen sich Licht und Schatten begreifen und auffas- sen? In der Ausstellung „Licht- spiele“ im Museum Biedermann werden fünf unterschiedliche künstlerische Positionen prä- sentiert, die sich in Form von Installationen, Skulpturen oder Gemälden mit Licht und Dun- kelheit beschäftigen. Am An- fang der Schau befinden sich raumgreifende Lichtobjekte von Annette Sauermann (*1957 in Essen), Skulpturen aus Beton, Papier, transparenten Lichtfil- tern und Plexiglas – sogenannte „Lichtfallen“, „Lichtspeicher“ oder „Lichttrommeln“. Sauer- mann geht es um keine geringe- re Frage als die, wie sich Tages- licht „festhalten“ lässt – langsam gleitet es über ihre Objekte und scheint von ihnen gespeichert zu werden. Ganz anders die groß- formatigen Gemälde des Italie- ners Piero Pizzi Cannella (*1955 in Rom) aus der Serie „Salon de Musique“. In vielen Schichtun- gen bringt er andeutungsweise und schemenhaft, auf tiefschwar- zem Grund, verschiedene Dinge auf die Leinwand, die an hell leuchtende Kronleuchter, Ster- ne oder Blumen erinnern - diese tauchen quasi aus dem Dunkel auf, die Räume ihrer Herkunft bleiben verborgen. Im nächsten Saal ein Bodenob- Spur von L Im nächsten Saal ein Bodenob- jekt aus Wasserstreifen, in denen sich das Neonlicht einer quadra- tischen Wandskulptur von Fran- çois Morellet (*1926) reflektiert; der schalkhafte Franzose gehört zu den klassischen Repräsentan- ten der Lichtkunst und der Kon- kreten Kunst. Seine Werke sind dialogisch angelegt, aber auch von numerischer Systematik ge- prägt; Leuchtstab, Quadrat und Kreis („Lunatiques“) charakteri- sieren seine Bildsprache. Nicht nur das Materialisieren des Lichts, auch seine Absorpti- on treibt die vertretenen Künst- ler auf je eigene Weise um, so etwa Nika Neelova (*1987 Mos- kau) in großformatigen Installa- tionen, die im Obergeschoss des Museums gezeigt werden: da liegt ein von der Decke losge- löster Kronleuchter am Boden, kohlschwarz abgebrannt. Jede Spur von Licht ist auch der In- stallation „An End for an End“ abhanden gekommen: verkohlte Taue, Ruder und ein Gerippe von Schiffswrack, dessen Reste mit Feuer und Wachs behandelt sind. All dies steht wahrlich im Kontrast zu den weißen „Flug- objekten“ („Solipsis VI“) des aus Südafrika stammenden Wim Botha (*1974), einer Ins- zenierung hybrider Wesen und eleganter Gebilde, die an große Vögel aus Märchen erinnern, die mit ausgebreiteten Flügeln in den Raum aufbrechen. Sie sind aus weißem Polyester-Schaum- stoff geschnitzt, getragen von Holzelementen, beschienen von Neonröhren. An den Wänden auch eine Reihe von Tusche- zeichnungen des Künstlers aus der Serie „A Thousand Things“ (2013); sie wirken leicht und mühelos, wie Zen-Malerei. Das Spiel mit dem Licht, diesem unverzichtbaren Lebensmittel, bringt viele Schatten und er- staunliche Formen hervor. Der Ausstellungstitel „Lichtspiele“ bezieht sich im Übrigen auch auf das Museumsgebäude, das vor seiner heutigen Nutzung fünf Jahrzehnte lang Kino war, also Lichtspielhaus. Ein Katalog mit Abbildungen und Essays be- gleitet die Schau (modo Verlag 2014). „Lichtspiele“. Museum Bieder- mann. Museumsweg 1, Donaue- schingen. Di – So 11 – 17 Uhr. www.museum-biedermann.DE. Bis 2. November 2014 Cornelia Frenkel Annette Sauermann: O. T. , Grüner Lichtraum, 2006

Kreative Köpfe THEATER/KUNST Viele Schatten und ... · simultan laufenden Echtzeitwelt verschwindet. Nachdem wir an sieben Tagen etwa 40 Einzelzu-schauer bespielen durften, basteln

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Page 1: Kreative Köpfe THEATER/KUNST Viele Schatten und ... · simultan laufenden Echtzeitwelt verschwindet. Nachdem wir an sieben Tagen etwa 40 Einzelzu-schauer bespielen durften, basteln

Presse-echo

Museum Biedermann : Museumsweg 1 : 78166 Donaueschingen

Telefon +49 (0) 771- 896 689-14 : [email protected]

www.museum-biedermann.de

Kultur Joker18.07.14

8 THEATER/KUNST KULTUR JOKER

Kreative KöpfeAusgefüllt von Thomas Ergenzinger von Off the record Group/ off deluxe

Steckbrief: Thomas Ergenzinger 1980 in Stuttgart geboren, seit 2000 in Freiburg. Magister Arti-um Europäische Ethnologie. Seit 2003 knapp dreißig Produktionen

als Regisseur, Autor, Dramaturg, Produktionsleiter, Performer in der freien Szene und am Theater Freiburg. Mit-Gründer und Mit-glied von off deluxe, dem neuen kreativen Kollektiv aus der off the record group, snap deluxe und der Band Ultra Mare.

Ich bin... Konzeptualisierer, Texthersteller, professioneller Wirr-kopf und Motivationskünstler.Mich inspiriert... meine Fami-lie, meine Freunde, Natur, Mu-sik. Der Alltag. Andere Kunst.Meine Themen- Schwerpunkte sind... Die Produktion von Wissen und Macht. Die Träume, Phantasmen und Räusche. Das Verhältnis von Einzelnem und Chor.Meine aktuelle Produktion ist... „Dickicht“, ein Hörstück für Einzelgänger, das Anfang Juni

Premiere hatte. Das Konzept: Man wird allein in den Wald gelockt und erlebt dort Dinge, begegnet Menschen und ande-rem, hört fremde Stimmen im Kopf und wird real von Zecken bedroht. Dabei nähert man sich immer mehr der Einsamkeit an, allerdings nicht einer problema-tischen Einsamkeit, sondern der Einsamkeit als Modus der zum Menschen gehörenden Existenz. Das Dickicht, in dem der Mensch verschwinden kann, wird dabei zu einer Art begehbaren Metapher für das Dickicht in uns, das in der simultan laufenden Echtzeitwelt verschwindet. Nachdem wir an sieben Tagen etwa 40 Einzelzu-schauer bespielen durften, basteln wir gerade an einer Wiederauf-nahme. - Ach ja, und am 26.Juli spielt Ultra Mare mit Größen wie Auxes und Kurt in der KTS.

Für meine Arbeit brauche ich...Freunde, Partner, Geld. Meine Ruhe. Meinen Ipod. Bücher. Eine Bühne, Stadtraum, Waldgebiet. Besucher. Ganz viele Kabel und viel Licht, eine Nebelmaschine und zwei Beamer. Ein Hasen-kostüm.Visionen/am liebsten möchte ich... ein Haus mit Freunden, Ne-belmaschinen und Beamern plus Hasenkostüme, Lohn und Sozi-alabgaben für alle. Dann würden wir zusammen Projekte entwi-ckeln, die in die Tiefe vorstoßen. In diese Tiefe würden wir dann die Zuschauer auf eine Art Tauchfahrt einladen. Manche würden an der Oberfläche dümpeln, manche bis auf den Grund sinken, und das wäre in Ordnung, denn Oberfläche und Grund sind nur verschiedene Grenzen desselben Raumes. Und wenn die Zuschauer von diesen

Fahrten zurückkehren, dann er-scheint ihnen der Alltag in einem neuen, helleren Licht und sie müssen sogar ein wenig blinzeln, wenn sie das Theater verlassen. Ansonsten würde ich das Phrasen-schwein* zum gesellschaftlichen Grundprinzip machen und aus den Einnahmen ein bedingungs-loses Grundeinkommen für die ganzen arbeitslosen Consultants, Bankberater und sensiblen Phi-losophiedozenten zahlen. - Und dann sofort das gelbe Balisto in Deutschland einführen...

* Eine Besonderheit der Fuss-ball-Sendung „Doppelpass“ ist das sogenannte Phrasenschwein, in das alle Anwesenden pro Phra-se einen symbolischen Geldbe-trag einzahlen müssen.Mehr Infos unter www.hochofen.org/other

Öffentliche Führung sonntags 15 Uhr.

WIE MAN HASEN JAGT

TURBULENTE VERWECHSLUNGSK MÖDIE

NACH GEORGES FEYDEAU

GEWÜRZT MIT EINER ORDENTLICHEN

PORTION DOPPEL-MORAL

Wallgraben Theater · Rathausgasse 5a, 79098 FreiburgTheaterkasse 07 61/2 56 56 · Tickets auf www.wallgraben-theater.com

39. RATHAUSHOFSPIELE

25.07. – 30.08.2014

Viele Schatten und erstaunliche Formen„Lichtspiele“ – eine Ausstellung im Museum Biedermann in Donaueschingen

Wie lassen sich Licht und Schatten begreifen und auffas-sen? In der Ausstellung „Licht-spiele“ im Museum Biedermann werden fünf unterschiedliche künstlerische Positionen prä-

sentiert, die sich in Form von Installationen, Skulpturen oder Gemälden mit Licht und Dun-kelheit beschäftigen. Am An-fang der Schau befinden sich raumgreifende Lichtobjekte von

Annette Sauermann (*1957 in Essen), Skulpturen aus Beton, Papier, transparenten Lichtfil-tern und Plexiglas – sogenannte „Lichtfallen“, „Lichtspeicher“ oder „Lichttrommeln“. Sauer-mann geht es um keine geringe-re Frage als die, wie sich Tages-licht „festhalten“ lässt – langsam gleitet es über ihre Objekte und scheint von ihnen gespeichert zu werden. Ganz anders die groß-formatigen Gemälde des Italie-ners Piero Pizzi Cannella (*1955 in Rom) aus der Serie „Salon de Musique“. In vielen Schichtun-gen bringt er andeutungsweise und schemenhaft, auf tiefschwar-zem Grund, verschiedene Dinge auf die Leinwand, die an hell leuchtende Kronleuchter, Ster-ne oder Blumen erinnern - diese tauchen quasi aus dem Dunkel auf, die Räume ihrer Herkunft bleiben verborgen.

Im nächsten Saal ein Bodenob-jekt aus Wasserstreifen, in denen sich das Neonlicht einer quadra-tischen Wandskulptur von Fran-çois Morellet (*1926) reflektiert; der schalkhafte Franzose gehört zu den klassischen Repräsentan-ten der Lichtkunst und der Kon-kreten Kunst. Seine Werke sind dialogisch angelegt, aber auch von numerischer Systematik ge-prägt; Leuchtstab, Quadrat und Kreis („Lunatiques“) charakteri-sieren seine Bildsprache.

Nicht nur das Materialisieren des Lichts, auch seine Absorpti-on treibt die vertretenen Künst-ler auf je eigene Weise um, so etwa Nika Neelova (*1987 Mos-kau) in großformatigen Installa-

tionen, die im Obergeschoss des Museums gezeigt werden: da liegt ein von der Decke losge-löster Kronleuchter am Boden, kohlschwarz abgebrannt. Jede Spur von Licht ist auch der In-stallation „An End for an End“ abhanden gekommen: verkohlte Taue, Ruder und ein Gerippe von Schiffswrack, dessen Reste mit Feuer und Wachs behandelt sind.

All dies steht wahrlich im Kontrast zu den weißen „Flug-objekten“ („Solipsis VI“) des aus Südafrika stammenden Wim Botha (*1974), einer Ins-zenierung hybrider Wesen und eleganter Gebilde, die an große Vögel aus Märchen erinnern, die mit ausgebreiteten Flügeln in den Raum aufbrechen. Sie sind aus weißem Polyester-Schaum-stoff geschnitzt, getragen von Holzelementen, beschienen von

Neonröhren. An den Wänden auch eine Reihe von Tusche-zeichnungen des Künstlers aus der Serie „A Thousand Things“ (2013); sie wirken leicht und mühelos, wie Zen-Malerei. Das Spiel mit dem Licht, diesem unverzichtbaren Lebensmittel, bringt viele Schatten und er-staunliche Formen hervor. Der Ausstellungstitel „Lichtspiele“ bezieht sich im Übrigen auch auf das Museumsgebäude, das vor seiner heutigen Nutzung fünf Jahrzehnte lang Kino war, also Lichtspielhaus. Ein Katalog mit Abbildungen und Essays be-gleitet die Schau (modo Verlag 2014).

„Lichtspiele“. Museum Bieder-mann. Museumsweg 1, Donaue-schingen. Di – So 11 – 17 Uhr. www.museum-biedermann.DE. Bis 2. November 2014

Cornelia Frenkel

Annette Sauermann: O. T. , Grüner Lichtraum, 2006

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8 THEATER/KUNST KULTUR JOKER

Kreative KöpfeAusgefüllt von Thomas Ergenzinger von Off the record Group/ off deluxe

Steckbrief: Thomas Ergenzinger 1980 in Stuttgart geboren, seit 2000 in Freiburg. Magister Arti-um Europäische Ethnologie. Seit 2003 knapp dreißig Produktionen

als Regisseur, Autor, Dramaturg, Produktionsleiter, Performer in der freien Szene und am Theater Freiburg. Mit-Gründer und Mit-glied von off deluxe, dem neuen kreativen Kollektiv aus der off the record group, snap deluxe und der Band Ultra Mare.

Ich bin... Konzeptualisierer, Texthersteller, professioneller Wirr-kopf und Motivationskünstler.Mich inspiriert... meine Fami-lie, meine Freunde, Natur, Mu-sik. Der Alltag. Andere Kunst.Meine Themen- Schwerpunkte sind... Die Produktion von Wissen und Macht. Die Träume, Phantasmen und Räusche. Das Verhältnis von Einzelnem und Chor.Meine aktuelle Produktion ist... „Dickicht“, ein Hörstück für Einzelgänger, das Anfang Juni

Premiere hatte. Das Konzept: Man wird allein in den Wald gelockt und erlebt dort Dinge, begegnet Menschen und ande-rem, hört fremde Stimmen im Kopf und wird real von Zecken bedroht. Dabei nähert man sich immer mehr der Einsamkeit an, allerdings nicht einer problema-tischen Einsamkeit, sondern der Einsamkeit als Modus der zum Menschen gehörenden Existenz. Das Dickicht, in dem der Mensch verschwinden kann, wird dabei zu einer Art begehbaren Metapher für das Dickicht in uns, das in der simultan laufenden Echtzeitwelt verschwindet. Nachdem wir an sieben Tagen etwa 40 Einzelzu-schauer bespielen durften, basteln wir gerade an einer Wiederauf-nahme. - Ach ja, und am 26.Juli spielt Ultra Mare mit Größen wie Auxes und Kurt in der KTS.

Für meine Arbeit brauche ich...Freunde, Partner, Geld. Meine Ruhe. Meinen Ipod. Bücher. Eine Bühne, Stadtraum, Waldgebiet. Besucher. Ganz viele Kabel und viel Licht, eine Nebelmaschine und zwei Beamer. Ein Hasen-kostüm.Visionen/am liebsten möchte ich... ein Haus mit Freunden, Ne-belmaschinen und Beamern plus Hasenkostüme, Lohn und Sozi-alabgaben für alle. Dann würden wir zusammen Projekte entwi-ckeln, die in die Tiefe vorstoßen. In diese Tiefe würden wir dann die Zuschauer auf eine Art Tauchfahrt einladen. Manche würden an der Oberfläche dümpeln, manche bis auf den Grund sinken, und das wäre in Ordnung, denn Oberfläche und Grund sind nur verschiedene Grenzen desselben Raumes. Und wenn die Zuschauer von diesen

Fahrten zurückkehren, dann er-scheint ihnen der Alltag in einem neuen, helleren Licht und sie müssen sogar ein wenig blinzeln, wenn sie das Theater verlassen. Ansonsten würde ich das Phrasen-schwein* zum gesellschaftlichen Grundprinzip machen und aus den Einnahmen ein bedingungs-loses Grundeinkommen für die ganzen arbeitslosen Consultants, Bankberater und sensiblen Phi-losophiedozenten zahlen. - Und dann sofort das gelbe Balisto in Deutschland einführen...

* Eine Besonderheit der Fuss-ball-Sendung „Doppelpass“ ist das sogenannte Phrasenschwein, in das alle Anwesenden pro Phra-se einen symbolischen Geldbe-trag einzahlen müssen.Mehr Infos unter www.hochofen.org/other

Öffentliche Führung sonntags 15 Uhr.

WIE MAN HASEN JAGT

TURBULENTE VERWECHSLUNGSK MÖDIE

NACH GEORGES FEYDEAU

GEWÜRZT MIT EINER ORDENTLICHEN

PORTION DOPPEL-MORAL

Wallgraben Theater · Rathausgasse 5a, 79098 FreiburgTheaterkasse 07 61/2 56 56 · Tickets auf www.wallgraben-theater.com

39. RATHAUSHOFSPIELE

25.07. – 30.08.2014

Viele Schatten und erstaunliche Formen„Lichtspiele“ – eine Ausstellung im Museum Biedermann in Donaueschingen

Wie lassen sich Licht und Schatten begreifen und auffas-sen? In der Ausstellung „Licht-spiele“ im Museum Biedermann werden fünf unterschiedliche künstlerische Positionen prä-

sentiert, die sich in Form von Installationen, Skulpturen oder Gemälden mit Licht und Dun-kelheit beschäftigen. Am An-fang der Schau befinden sich raumgreifende Lichtobjekte von

Annette Sauermann (*1957 in Essen), Skulpturen aus Beton, Papier, transparenten Lichtfil-tern und Plexiglas – sogenannte „Lichtfallen“, „Lichtspeicher“ oder „Lichttrommeln“. Sauer-mann geht es um keine geringe-re Frage als die, wie sich Tages-licht „festhalten“ lässt – langsam gleitet es über ihre Objekte und scheint von ihnen gespeichert zu werden. Ganz anders die groß-formatigen Gemälde des Italie-ners Piero Pizzi Cannella (*1955 in Rom) aus der Serie „Salon de Musique“. In vielen Schichtun-gen bringt er andeutungsweise und schemenhaft, auf tiefschwar-zem Grund, verschiedene Dinge auf die Leinwand, die an hell leuchtende Kronleuchter, Ster-ne oder Blumen erinnern - diese tauchen quasi aus dem Dunkel auf, die Räume ihrer Herkunft bleiben verborgen.

Im nächsten Saal ein Bodenob-jekt aus Wasserstreifen, in denen sich das Neonlicht einer quadra-tischen Wandskulptur von Fran-çois Morellet (*1926) reflektiert; der schalkhafte Franzose gehört zu den klassischen Repräsentan-ten der Lichtkunst und der Kon-kreten Kunst. Seine Werke sind dialogisch angelegt, aber auch von numerischer Systematik ge-prägt; Leuchtstab, Quadrat und Kreis („Lunatiques“) charakteri-sieren seine Bildsprache.

Nicht nur das Materialisieren des Lichts, auch seine Absorpti-on treibt die vertretenen Künst-ler auf je eigene Weise um, so etwa Nika Neelova (*1987 Mos-kau) in großformatigen Installa-

tionen, die im Obergeschoss des Museums gezeigt werden: da liegt ein von der Decke losge-löster Kronleuchter am Boden, kohlschwarz abgebrannt. Jede Spur von Licht ist auch der In-stallation „An End for an End“ abhanden gekommen: verkohlte Taue, Ruder und ein Gerippe von Schiffswrack, dessen Reste mit Feuer und Wachs behandelt sind.

All dies steht wahrlich im Kontrast zu den weißen „Flug-objekten“ („Solipsis VI“) des aus Südafrika stammenden Wim Botha (*1974), einer Ins-zenierung hybrider Wesen und eleganter Gebilde, die an große Vögel aus Märchen erinnern, die mit ausgebreiteten Flügeln in den Raum aufbrechen. Sie sind aus weißem Polyester-Schaum-stoff geschnitzt, getragen von Holzelementen, beschienen von

Neonröhren. An den Wänden auch eine Reihe von Tusche-zeichnungen des Künstlers aus der Serie „A Thousand Things“ (2013); sie wirken leicht und mühelos, wie Zen-Malerei. Das Spiel mit dem Licht, diesem unverzichtbaren Lebensmittel, bringt viele Schatten und er-staunliche Formen hervor. Der Ausstellungstitel „Lichtspiele“ bezieht sich im Übrigen auch auf das Museumsgebäude, das vor seiner heutigen Nutzung fünf Jahrzehnte lang Kino war, also Lichtspielhaus. Ein Katalog mit Abbildungen und Essays be-gleitet die Schau (modo Verlag 2014).

„Lichtspiele“. Museum Bieder-mann. Museumsweg 1, Donaue-schingen. Di – So 11 – 17 Uhr. www.museum-biedermann.DE. Bis 2. November 2014

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Annette Sauermann: O. T. , Grüner Lichtraum, 2006

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8 THEATER/KUNST KULTUR JOKER

Kreative KöpfeAusgefüllt von Thomas Ergenzinger von Off the record Group/ off deluxe

Steckbrief: Thomas Ergenzinger 1980 in Stuttgart geboren, seit 2000 in Freiburg. Magister Arti-um Europäische Ethnologie. Seit 2003 knapp dreißig Produktionen

als Regisseur, Autor, Dramaturg, Produktionsleiter, Performer in der freien Szene und am Theater Freiburg. Mit-Gründer und Mit-glied von off deluxe, dem neuen kreativen Kollektiv aus der off the record group, snap deluxe und der Band Ultra Mare.

Ich bin... Konzeptualisierer, Texthersteller, professioneller Wirr-kopf und Motivationskünstler.Mich inspiriert... meine Fami-lie, meine Freunde, Natur, Mu-sik. Der Alltag. Andere Kunst.Meine Themen- Schwerpunkte sind... Die Produktion von Wissen und Macht. Die Träume, Phantasmen und Räusche. Das Verhältnis von Einzelnem und Chor.Meine aktuelle Produktion ist... „Dickicht“, ein Hörstück für Einzelgänger, das Anfang Juni

Premiere hatte. Das Konzept: Man wird allein in den Wald gelockt und erlebt dort Dinge, begegnet Menschen und ande-rem, hört fremde Stimmen im Kopf und wird real von Zecken bedroht. Dabei nähert man sich immer mehr der Einsamkeit an, allerdings nicht einer problema-tischen Einsamkeit, sondern der Einsamkeit als Modus der zum Menschen gehörenden Existenz. Das Dickicht, in dem der Mensch verschwinden kann, wird dabei zu einer Art begehbaren Metapher für das Dickicht in uns, das in der simultan laufenden Echtzeitwelt verschwindet. Nachdem wir an sieben Tagen etwa 40 Einzelzu-schauer bespielen durften, basteln wir gerade an einer Wiederauf-nahme. - Ach ja, und am 26.Juli spielt Ultra Mare mit Größen wie Auxes und Kurt in der KTS.

Für meine Arbeit brauche ich...Freunde, Partner, Geld. Meine Ruhe. Meinen Ipod. Bücher. Eine Bühne, Stadtraum, Waldgebiet. Besucher. Ganz viele Kabel und viel Licht, eine Nebelmaschine und zwei Beamer. Ein Hasen-kostüm.Visionen/am liebsten möchte ich... ein Haus mit Freunden, Ne-belmaschinen und Beamern plus Hasenkostüme, Lohn und Sozi-alabgaben für alle. Dann würden wir zusammen Projekte entwi-ckeln, die in die Tiefe vorstoßen. In diese Tiefe würden wir dann die Zuschauer auf eine Art Tauchfahrt einladen. Manche würden an der Oberfläche dümpeln, manche bis auf den Grund sinken, und das wäre in Ordnung, denn Oberfläche und Grund sind nur verschiedene Grenzen desselben Raumes. Und wenn die Zuschauer von diesen

Fahrten zurückkehren, dann er-scheint ihnen der Alltag in einem neuen, helleren Licht und sie müssen sogar ein wenig blinzeln, wenn sie das Theater verlassen. Ansonsten würde ich das Phrasen-schwein* zum gesellschaftlichen Grundprinzip machen und aus den Einnahmen ein bedingungs-loses Grundeinkommen für die ganzen arbeitslosen Consultants, Bankberater und sensiblen Phi-losophiedozenten zahlen. - Und dann sofort das gelbe Balisto in Deutschland einführen...

* Eine Besonderheit der Fuss-ball-Sendung „Doppelpass“ ist das sogenannte Phrasenschwein, in das alle Anwesenden pro Phra-se einen symbolischen Geldbe-trag einzahlen müssen.Mehr Infos unter www.hochofen.org/other

Öffentliche Führung sonntags 15 Uhr.

WIE MAN HASEN JAGT

TURBULENTE VERWECHSLUNGSK MÖDIE

NACH GEORGES FEYDEAU

GEWÜRZT MIT EINER ORDENTLICHEN

PORTION DOPPEL-MORAL

Wallgraben Theater · Rathausgasse 5a, 79098 FreiburgTheaterkasse 07 61/2 56 56 · Tickets auf www.wallgraben-theater.com

39. RATHAUSHOFSPIELE

25.07. – 30.08.2014

Viele Schatten und erstaunliche Formen„Lichtspiele“ – eine Ausstellung im Museum Biedermann in Donaueschingen

Wie lassen sich Licht und Schatten begreifen und auffas-sen? In der Ausstellung „Licht-spiele“ im Museum Biedermann werden fünf unterschiedliche künstlerische Positionen prä-

sentiert, die sich in Form von Installationen, Skulpturen oder Gemälden mit Licht und Dun-kelheit beschäftigen. Am An-fang der Schau befinden sich raumgreifende Lichtobjekte von

Annette Sauermann (*1957 in Essen), Skulpturen aus Beton, Papier, transparenten Lichtfil-tern und Plexiglas – sogenannte „Lichtfallen“, „Lichtspeicher“ oder „Lichttrommeln“. Sauer-mann geht es um keine geringe-re Frage als die, wie sich Tages-licht „festhalten“ lässt – langsam gleitet es über ihre Objekte und scheint von ihnen gespeichert zu werden. Ganz anders die groß-formatigen Gemälde des Italie-ners Piero Pizzi Cannella (*1955 in Rom) aus der Serie „Salon de Musique“. In vielen Schichtun-gen bringt er andeutungsweise und schemenhaft, auf tiefschwar-zem Grund, verschiedene Dinge auf die Leinwand, die an hell leuchtende Kronleuchter, Ster-ne oder Blumen erinnern - diese tauchen quasi aus dem Dunkel auf, die Räume ihrer Herkunft bleiben verborgen.

Im nächsten Saal ein Bodenob-jekt aus Wasserstreifen, in denen sich das Neonlicht einer quadra-tischen Wandskulptur von Fran-çois Morellet (*1926) reflektiert; der schalkhafte Franzose gehört zu den klassischen Repräsentan-ten der Lichtkunst und der Kon-kreten Kunst. Seine Werke sind dialogisch angelegt, aber auch von numerischer Systematik ge-prägt; Leuchtstab, Quadrat und Kreis („Lunatiques“) charakteri-sieren seine Bildsprache.

Nicht nur das Materialisieren des Lichts, auch seine Absorpti-on treibt die vertretenen Künst-ler auf je eigene Weise um, so etwa Nika Neelova (*1987 Mos-kau) in großformatigen Installa-

tionen, die im Obergeschoss des Museums gezeigt werden: da liegt ein von der Decke losge-löster Kronleuchter am Boden, kohlschwarz abgebrannt. Jede Spur von Licht ist auch der In-stallation „An End for an End“ abhanden gekommen: verkohlte Taue, Ruder und ein Gerippe von Schiffswrack, dessen Reste mit Feuer und Wachs behandelt sind.

All dies steht wahrlich im Kontrast zu den weißen „Flug-objekten“ („Solipsis VI“) des aus Südafrika stammenden Wim Botha (*1974), einer Ins-zenierung hybrider Wesen und eleganter Gebilde, die an große Vögel aus Märchen erinnern, die mit ausgebreiteten Flügeln in den Raum aufbrechen. Sie sind aus weißem Polyester-Schaum-stoff geschnitzt, getragen von Holzelementen, beschienen von

Neonröhren. An den Wänden auch eine Reihe von Tusche-zeichnungen des Künstlers aus der Serie „A Thousand Things“ (2013); sie wirken leicht und mühelos, wie Zen-Malerei. Das Spiel mit dem Licht, diesem unverzichtbaren Lebensmittel, bringt viele Schatten und er-staunliche Formen hervor. Der Ausstellungstitel „Lichtspiele“ bezieht sich im Übrigen auch auf das Museumsgebäude, das vor seiner heutigen Nutzung fünf Jahrzehnte lang Kino war, also Lichtspielhaus. Ein Katalog mit Abbildungen und Essays be-gleitet die Schau (modo Verlag 2014).

„Lichtspiele“. Museum Bieder-mann. Museumsweg 1, Donaue-schingen. Di – So 11 – 17 Uhr. www.museum-biedermann.DE. Bis 2. November 2014

Cornelia Frenkel

Annette Sauermann: O. T. , Grüner Lichtraum, 2006

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