24
9. ÖKF FORUM 2017 Kontinuumsunterbrechungen an Fließgewässern DDI Kurt Pinter Universität für Bodenkultur, Wien Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement

Kontinuumsunterbrechungen an Fließgewässern - oekf.at · Hasel (Leuciscus leuciscus) Schneider (A.bipunctatus) ... Kurt Pinter │ Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement

Embed Size (px)

Citation preview

9. ÖKF FORUM 2017

Kontinuumsunterbrechungen an Fließgewässern

DDI Kurt PinterUniversität für Bodenkultur, Wien

Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement

Kurt Pinter │ Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement │ Universität für Bodenkultur Wien

Kontinuum – Vernetzung – Konnektivität

Jahr der Veröffentlichung

Stud

ien

zu K

onne

ktiv

ität

in a

quat

ische

n Ö

kosy

stem

en (aus FULLERTON et al., 2010)

• Wissen über die räumliche und zeitliche Vernetzung von Flusslebensräumen ist ein Schlüssel zur Beantwortung von Fragen auf den verschiedensten biologischen Ebenen…

• …und somit ist es eine zentrale Voraussetzung für das Management von Fließgewässerlandschaften und den Artenschutz.

Kurt Pinter │ Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement │ Universität für Bodenkultur Wien

(aus NIEMEYER-LÜLLWITZ & ZUCCHI, 1985)

Kontinuum – Vernetzung – Konnektivität

longitudinal lateral & vertikal lateral

Die drei räumlichen Dimensionen des Kontinuums für organisches und anorganisches Material, gelöste Stoffe, Energie und Organismen.

Kurt Pinter │ Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement │ Universität für Bodenkultur Wien

Migration und Biologie

(aus Lucas et al., 2001)

Kurt Pinter │ Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement │ Universität für Bodenkultur Wien

Migration und Biologie

Die Artenvielfalt steht im Zusammenhang mit dem Grad der Vernetzung von Fließgewässern.

Reduzierte Konnektivität kann die Fitness und Widerstandsfähigkeit von Metapopulationen gegenüber Katastrophenereignissen deutlich senken.

Die genetische Verwandtschaft spiegelt sich im Grad der Vernetzung von Fließgewässern wider.

Die Wiederbesiedelung aquatischer Ökosysteme ist von der Vernetzung mit flussauf und flussab gelegenen Lebensräumen abhängig.

Die Möglichkeit der Nahrungswanderung als Wachstums- und Überlebensfaktor:

Wanderung zwischen periodisch trocken fallenden Gewässern,

Salmoniden wandern zwischen Habitaten entsprechend der Verfügbarkeit v. Nahrung .

(USA: Ebersole et al., 2006)

(JPN: Kawaguchi et al., 2003)

(USA: e.g. Howell, 2006)

(CAN: Poissant et al., 2005 )

(USA: e.g. Schlosser & Angermeier, 1995)

(AUT: Schmutz et al., 2007)

Kurt Pinter │ Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement │ Universität für Bodenkultur Wien

Diadrome Langstreckenwanderer (mehrere 1.000 km)• vom Meer ins Süßwasser - Laichwanderung (Anadrome)

Bsp: Lachse, Störartige, Meerneunauge, Meerforelle

• vom Süßwasser ins Meer - Laichwanderung (Katadrome) – Bsp: Aal (ursprünglich im Waldviertel – Lainsitz und

Bodensee)

Potamodrome Mittelstreckenwanderer (bis mehrere 100 km im Süßwasser)• Bsp: Nase, Barbe, Seeforelle

Potamodrome Kurzstreckenwanderer (bis mehrere 10 km im Süßwasser)• Bsp: Laube, Brachse, Gründling

Klassifizierung Wanderverhalten

Kurt Pinter │ Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement │ Universität für Bodenkultur Wien

N150 Kilometers0 50 100

NMünchen

Wien

Beograd

Sofija

Bucaresti

Bratislava

Budapest

!!

Langstreckenwanderung

Hausen(Huso huso)

Kurt Pinter │ Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement │ Universität für Bodenkultur Wien

Mittelstreckenwanderung

0 10 20 40 Kilometers

Nase (Chondrostoma nasus)

Barbe (Barbus barbus)

Kurt Pinter │ Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement │ Universität für Bodenkultur Wien

Bachforelle (Salmo trutta)

Äsche (Thymallus thymallus)

0 10 20 40 Kilometers

Kurz – und Mittelstreckenwanderung

Schied (Leuciscus aspius)

Aitel (Squalius cephalus)

Hasel (Leuciscus leuciscus)

Schneider (A.bipunctatus)

Kurt Pinter │ Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement │ Universität für Bodenkultur Wien

Kontinuumsunterbrechungen

Wasserkraftnutzung

Kurt Pinter │ Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement │ Universität für Bodenkultur Wien

Kontinuumsunterbrechungen

Regulierung - Sohlstufen

Kurt Pinter │ Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement │ Universität für Bodenkultur Wien

Kontinuumsunterbrechungen

Regulierung - Sohlstufen

Kurt Pinter │ Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement │ Universität für Bodenkultur Wien

Natürliche Kontinuumsunterbrechungen

Kontinuumsunterbrechungen

Kurt Pinter │ Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement │ Universität für Bodenkultur Wien

Datenquelle: BMLFUW

Querbauwerke (QB) 2015

Querbauwerke in Österreich

63.560 QB im potentiellen Fischlebensraum, davon 3.552 kraftwerksrelevante QB.

Passierbarkeit im potentiellen Fischlebensraum liegt bei 46%. 54% aller QB nicht passierbar; kraftwerksrelevante QB 77% nicht passierbar.

Vergleich zu 2009: Passierbarkeit bei QB von 40% auf 43% gestiegen; bei kraftwerksrelevanten QB Anstieg von 13% auf 20%.

Kurt Pinter │ Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement │ Universität für Bodenkultur Wien

Gängigste Lösungen

(Foto:Jäger)

Sohlrampen

Beckenpass

Naturnahe Umgehungsgerinne

Schlitzpass / Vertical Slot

(Foto:EZB)

Kurt Pinter │ Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement │ Universität für Bodenkultur Wien

Aktuelle ThemenÖffnen und optimieren neuralgischer Punkte

Kurt Pinter │ Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement │ Universität für Bodenkultur Wien

(Ratschan 2017)

Aktuelle ThemenPriorisierung naturnaher Lösungen

Naturnahe Umgehungsgerinne

Schlitzpass / Vertical Slot

(Foto:EZB

Kurt Pinter │ Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement │ Universität für Bodenkultur Wien

Aktuelle Themen

KW Obervogau

Doppelrohrschnecke mit integriertem Fischaufstieg

KW Retznei

Sulm

Mur

Entwicklung neuer Technologien

Innenrohr Fischaufstieg

Außenrohr Fischabstieg

Generator

Kurt Pinter │ Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement │ Universität für Bodenkultur Wien

Aktuelle Themen

Reusenmonitoring:• Von 31 heimischen Arten steigen 28 Arten auf; Juvenilstadien, Adultstadien• Qualitativer Fischaufstieg = „Funktionsfähig“• Quantitativer Fischaufstieg Mittelstreckenwanderer = „eingeschr. funktionsfähig“• Quantitativer Fischaufstieg Kurzstreckenwanderer = „funktionsfähig“• Gesamtbewertung = „funktionsfähig“

Radiotelemetriestudie:• Verhalten von 21 Aitel und 29 Nasen dokumentiert• 5 Aitel steigen über die Doppelrohrschnecke auf• Keine Nase steigt über die Doppelrohrschnecke auf

Schlussfolgerungen:• Umfassendes Monitoring unter Anwendung verschiedener Methoden ist

unumgänglich.• Weiterführende Entwicklung und Optimierung notwendig!

Kurt Pinter │ Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement │ Universität für Bodenkultur Wien

Aktuelle Themen

Forschungsprojekt: Fischschutz und Fischabstieg in Österreich

• Aufarbeitung bestehender Literatur,

• Errichtung einer Abstiegsdatenbank,

• 3 Fallstudien zur flussab gerichteten Wanderung,

• Synthese und Ausblick

Kurt Pinter │ Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement │ Universität für Bodenkultur Wien

Aktuelle Themen - Fischabstieg

Die Ois (Ybbs) bei Lunz am See

2008 2009 2010 2011 20120+ 232 48 119 268 3311+ 50 235 98 187 4112+ 74 128 191 187 3603+ und älter 26 33 41 64 86

Individuenanzahl (pro ha)

Kurt Pinter │ Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement │ Universität für Bodenkultur Wien

Aktuelle Themen - Fischabstieg

1+ und 2+

0+ und 1+3+ und >

Zubringer und Oberlauf produzieren v. a. Nachwuchs

Ois-Hinterleiten ernährt primär 1+ und 2+ Fische

Größere Individuen wandern weiter flussab, um noch größer zu werden…

Kurt Pinter │ Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement │ Universität für Bodenkultur Wien

Aktuelle Themen: Fischabstieg

Kurt Pinter │ Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement │ Universität für Bodenkultur Wien

Dankeschön!Kurt Pinter... und Bernhard Zeiringer, Carina Seliger und Günther UnferInstitut für Hydrobiologie und GewässermanagementUniversität für Bodenkultur, Wien