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National Centre of Competence in Research (NCCR) Challenges to Democracy in the 21 st Century Working Paper No. 41 Komparative Kommunikationswissenschaft Frank Esser Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung Universität Zürich Andreasstrasse 15 8050 Zürich Tel 044 635 20 44 Email [email protected] März 2010

Komparative Kommunikationswissenschaft - NCCR · PDF filenalismus diskutiert werden (Donsbach/Klett 1993; Mancini 2005). 4 Weil die nationalstaatliche Ebene keineswegs die einzige

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National Centre of Competence in Research (NCCR) Challenges to Democracy in the 21st Century

Working Paper No. 41

Komparative Kommunikationswissenschaft

Frank Esser Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung

Universität Zürich Andreasstrasse 15

8050 Zürich Tel 044 635 20 44

Email [email protected]

März 2010

1

Komparative Kommunikationswissenschaft

Abstract

Der Beitrag führt in die Grundlagen der international vergleichenden Kommunikations- und

Medienforschung ein. Da es bislang keine Lehrbücher und kaum Lehrbuchtexte für diesen

jungen Teilbereich der Kommunikationswissenschaft gibt, soll er interessierten Studierenden

den Zugang zum recht unübersichtlichen State of Affairs erleichtern. Zunächst werden Defi-

nition, Logik und Ziele der komparativen Kommunikationsforschung erläutert. Anschliessend

werden ihre theoretischen und methodischen Grundlagen beschrieben. Abschliessend wer-

den am Beispiel der Journalismus-, Mediensystem- und politischen Kommunikationsfor-

schung zentrale Anwendungsfragen diskutiert. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf dem

Erklärungspotential vergleichender Designs.

Key Words

Internationaler Vergleich, komparative Methoden, komparative Theorien, Komparatistik als

kommunikationswissenschaftliche Teildisziplin, Journalismus (im Vergleich), Mediensysteme

(im Vergleich), politische Kommunikation (im Vergleich)

Der Beitrag ist entstanden im Umfeld meiner Arbeiten an zwei ländervergleichenden Projek-

ten im NCCR Democracy in Phase II (IP7 und IP10), gefördert vom Schweizerischen Natio-

nalfonds und der Universität Zürich. Er wurde leicht verändert publiziert als: Esser, Frank

(2010), Komparative Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, in: Heinz Bonfadelli,

Otfried Jarren & Gabriele Siegert (Hg.), Einführung in die Publizistikwissenschaft (3., voll-

ständig überarbeitete Auflage), Bern: Haupt UTB, S. 19-56.“

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Gliederung

1 Entwicklung des Vergleichs

2 Definition des Vergleichs

3 Logik des Vergleichs

4 Fachinteresse am Vergleich

5 Etablierungsprobleme des Vergleichs

6 Ziele des Vergleichs

7 Erklärende Komparatistik: Ihre theoretischen Grundlagen

7.1 Handlungsorientiertes Paradigma

7.2 Kulturalistisches Paradigma

7.3 Strukturalistisches Paradigma

8 Erklärende Komparatistik: Ihre methodischen Grundlagen

8.1 Ein Land: Implizierter Vergleich

8.2 Wenige Länder: Qualitativer Vergleich

8.3 Mittlere Länderzahl: Kontrollierter Vergleich

9 Anwendungsfelder des Vergleichs

9.1 Journalismus im Vergleich

9.2 Mediensysteme im Vergleich

9.3 Politische Kommunikation im Vergleich

10 Fazit

11 Übungs- und Selbstkontrollfragen

12 Literatur

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1 Entwicklung des Vergleichs

Der international vergleichende Ansatz ist in der Publizistik- und Kommunikationswissen-

schaft lange vernachlässigt worden, während er sich in den Nachbardisziplinen Politikwis-

senschaft, Soziologie und Psychologie deutlich früher etablierte. In der Politikwissenschaft

heisst die entsprechende Unterdisziplin Comparative Politics. Dazu gibt es ein Vielzahl von

Lehrbüchern und spezialisierte Fachzeitschriften. Davon ist die Publizistik- und Kommunika-

tionswissenschaft noch weit entfernt. Die Gründe für dieses Defizit liegen zum einen darin,

dass die Publizistik- und Kommunikationswissenschaft eine junge Disziplin ist. Zum anderen

überwog bei vielen Forschern lange die Einstellung, dass Journalisten, Medienorganisatio-

nen, Nachrichteninhalte und Publikumspräferenzen so eng an nationale, kulturelle und

sprachliche Wurzeln geknüpft seien, dass man sie am besten historisch oder gegenstands-

orientiert erklärt.

Erst in jüngerer Zeit zeichnet sich eine stärker international vergleichende Orientie-

rung im Fach ab. Nach den Universitäten Erfurt und Bochum war Zürich 2006 die dritte Uni-

versität im deutschsprachigen Raum, die einen Lehrstuhl für vergleichende Medienforschung

besetzte. Erkenntnisfortschritt und Forscherenthusiasmus nehmen rasch zu; Zweifel über die

Vorteile und das Erkenntnispotential des komparativen Ansatzes sind ausgeräumt. Die

Gründerväter Michael Gurevitch und Jay Blumler, die die Entwicklung seit den Anfängen mit

prägten, sehen Anzeichen für die Herausbildung eines „eigenständigen, reifen Forschungs-

feldes“ (Gurevitch/Blumler 2003: 371). Es könne keine Rede mehr von einer Vernachlässi-

gung der vergleichenden Kommunikationsforschung sein. „Sie ist fast schon in Mode ge-

kommen“ (ebd.: 373).

2 Definition des Vergleichs

Die komparative Analyse arbeitet grundsätzlich mit mindestens zwei Vergleichseinheiten.

Dabei werden auf Makroebene Systeme oder Kulturen bzw. Teilsysteme oder Teilkulturen

verglichen. Es ist zu betonen, dass Systeme oder Kulturen keineswegs zwangsläufig de-

ckungsgleich mit Nationen sind. Auch innerhalb von Nationalstaaten können Medienkulturen

unterschieden werden, wie etwa die sprachlich segmentierten Medienmärkte in der Schweiz

(vgl. hierzu Blum 2003; Hungerbühler 2005) oder in Belgien oder Kanada. Andererseits wird

auch oberhalb von Nationalstaaten die Herausbildung transnationaler Medienkulturen unter-

sucht, z.B. wenn die Europäisierung nationaler Medienöffentlichkeiten

(Pfetsch/Adam/Eschner 2008; Brüggemann/Hepp/Kleinen von Königslöw/Wessler 2009)

oder gar Unterschiede zwischen einem europäischen und einem angloamerikanischen Jour-

nalismus diskutiert werden (Donsbach/Klett 1993; Mancini 2005).

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Weil die nationalstaatliche Ebene keineswegs die einzige Bezugsgröße darstellt, hat

sich neben der Bezeichnung „international vergleichend“ der neutrale Terminus „komparativ“

durchgesetzt. Die vergleichende Kommunikationsforschung ist zwar grundsätzlich grenz-

überschreitend, die Art der Grenzziehung kann jedoch variieren. Wie die Vergleichsfälle

konzeptionalisiert und voneinander abgegrenzt werden, hängt also von Festlegungen des

Forschers ab. Als Definition lässt sich formulieren: Komparative Kommunikationsforschung

liegt immer dann vor, wenn zwischen mindestens zwei Systemen oder Kulturen (oder deren

Teilelementen) Vergleiche auf mindestens einen kommunikationswissenschaftlich relevanten

Untersuchungsgegenstand gezogen werden. Vergleichende Kommunikationsforschung un-

terscheidet sich von nicht-vergleichender Kommunikationsforschung in drei Punkten: Es

handelt sich um eine besondere Strategie zum Erkenntnisgewinn, die (a) grundsätzlich

grenzüberschreitend vorgeht, sich (b) um eine system- und kulturübergreifende Reichweite

ihrer Schlussfolgerungen bemüht, und die (c) Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten zwischen

Untersuchungsobjekten mit den Kontextbedingungen der sie umgebenden Systeme bzw.

Kulturen erklärt (vgl. Pfetsch/Esser 2003; Esser 2003).

Vergleichende Kommunikationsforschung strebt an, das Chaos internationaler Be-

obachtungen mittels Typologien zu ordnen, die Reichweite und Generalisierbarkeit von Er-

kenntnissen zu prüfen, Auswirkungen von Kontexteinflüssen auf Untersuchungseinheiten zu

erklären, die Kontextabhängigkeit von Befunden herauszustreichen sowie zu einem besse-

ren Verständnis unserer kommunikationswissenschaftlichen Konzepte und Gegenstände zu

kommen. Zusätzlich zum räumlichen Vergleich betont die Komparatistik auch den zeitlichen

Vergleich: So sollten Mediensysteme zu mehreren Zeitpunkten verglichen werden, wenn

beispielsweise die Frage nach Angleichungsprozessen im Mittelpunkt des Interesses steht.

3 Logik des Vergleichs

Diesen Festlegungen liegt die Annahme zugrunde, dass unterschiedliche mediale und politi-

sche Kontextbedingungen (z.B. des Medien- und Politiksystems der Schweiz) in einer cha-

rakteristischen Wechselbeziehung mit den Arbeitsweisen und Inhaltsgestaltungen von Me-

dienorganisationen (z.B. der Neuen Zürcher Zeitung) sowie den in diesen Medienorganisati-

onen arbeitenden Journalisten stehen. Die publizistischen Arbeitsweisen werden sich in sys-

tematischer Weise von Journalisten und Zeitungen unterscheiden, die in andere mediale und

politische Kontextbedingungen eingebettet sind. Daher werden komparative Untersuchungen

häufig so angelegt, dass gezielt solche Länder ausgewählt werden, die sich hinsichtlich der

Kontextbedingungen für das interessierende Phänomen unterscheiden. Auf diese Weise

können allgemeine Aussagen über das Phänomen geprüft werden (Was gilt immer, unab-

hängig von den Kontexteinflüssen?) und spezifische Aussagen (Wie verhält sich der Unter-

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suchungsgegenstand unter dem Einfluss unterschiedlicher Kontextbedingungen?) gemacht

werden.

Dieses Beispiel soll deutlich machen, dass die vergleichende Forschung nicht aus

blossem Vergleichen, sondern aus dem Suchen nach Erklärungen besteht (Przeworski

1987). Nun können Erklärungen auf zwei verschiedene Arten gesucht werden: mittels „inten-

siver, fallorientierter Analysen“ für wenige Länder oder mittels „extensiver, variablenorientier-

ter Analysen“ für viele Länder (Ragin 1987). Intensive, fallorientierte Analysen wenden eher

verstehende, qualitative Verfahren an; extensive, variablenorientierte Analysen eher kausal-

logische, quantitative Verfahren. Beim intensiven, fallorientierten Ansatz werden die Ver-

gleichsfälle mittels dichter Beschreibung in ihren historischen Kontext eingeordnet, ganzheit-

lich rekonstruiert und in ihrer eigentümlichen Bedeutung und einmaligen Gestalt erkannt und

verstanden (vgl. Geertz 1973; Ragin 1989). Genau gegen diese Einzelfallorientierung wen-

det sich der extensive variablenorientierte Ansatz. Extensiv heisst, dass verallgemeinerbare,

repräsentative Ergebnisse sowie reichweitenstarke Theorien angestrebt werden. Variablen-

orientiert heisst, dass mit Forschungsfragen und Hypothesen gearbeitet wird, die der Kausal-

logik von unabhängigen und abhängigen Variablen folgen. Länder werden nicht aufgrund ihr

Eigentümlichkeit in die Analyse aufgenommen, sondern weil sie eine interessante Kombina-

tion von Variablen aufweisen (vgl. Jahn 2006; Landman 2008).

Die variablenorientierte Kausallogik baut auf der Logik der ‚quasi-experimentellen‘

Methode auf: Forscherteams wählen ihre Fälle bzw. Länder so aus, dass sie unterschiedli-

che Ausprägungen der unabhängigen, erklärenden Variablen in verschiedenen Systemkon-

texten entsprechen. Dazu wählen sie z.B. zwei Länder mit rein kommerziellem Rundfunksys-

tem, zwei Länder mit rein öffentlich-rechtlichem Rundfunksystem und zwei Länder mit dua-

lem Rundfunksystem aus. Die drei Gruppen in diesem ländervergleichenden Quasi-

Experiment werden dann beispielsweise daraufhin verglichen, in welchen Intensitätsgraden

sich die Systeme hinsichtlich der abhängigen Variablen (z.B. Boulevardisierung der Politikbe-

richterstattung) unterscheiden. Ein solches quasi-experimentelles Forschungsdesign mit nur

sechs Fällen verbietet zwar eine streng kausale Ursachenattribution für die gefundene Va-

rianz der abhängigen Variable. Eine ‚weiche Kontrolle‘ der Varianz kann aber durch systema-

tische Berücksichtigung alternativer Erklärungen für Boulevardisierung erfolgen. Ein solches

Untersuchungsdesign kann zeigen, ob es einen systematischen Zusammenhang zwischen

dem Kommerzialisierungsgrad eines Rundfunksystems und dem Boulevardisierungsgrad der

Politikberichterstattung gibt. Formal gesprochen kann ein solches Untersuchungsdesign zei-

gen, ob es Kovarianz zwischen einer angenommenen unabhängigen Variable und der ge-

messenen abhängigen Variable gibt. Sie ist von entscheidender Bedeutung für die Leitfrage

der Komparatistik – nämlich inwiefern Faktoren des Kommunikationskontextes in charakte-

ristischer Wechselwirkung zu den Untersuchungseinheiten stehen. Der Vergleich bedeutet

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also, die Kontextbedingungen zu variieren und dann in den jeweiligen Settings zu untersu-

chen, inwiefern die Einstellungen und Handlungen der Akteure mit konkreten Strukturbedin-

gungen systematisch korrespondieren (vgl. Pfetsch/Esser 2003; Pfetsch 2003b; Esser 2003).

Soweit die Kausallogik, die in diesem Lehrbuchkapitel durchgehend als ‚die‘ Logik der kom-

parativen Kommunikationsforschung vertreten wird.

Lästigerweise gibt es zwei Probleme in der Praxis. Wie im genannten Beispiel ist

auch sonst in der komparativen Kommunikationsforschung ein ‚harter‘ Kausalnachweis

manchmal nicht möglich, weil zu wenige Länder in der Analyse sind. Wenn man nur wenige

Länder vergleicht, können nicht alle alternativen Kausalkombinationen, die theoretisch eben-

falls zu Boulevardisierung führen können, überprüft werden. Dazu bräuchte es grosse Stich-

proben mit Ländern, in denen vielfältigste Konfigurationen vorherrschen. Weil die komparati-

ve Kommunikationswissenschaft aber oft nur Daten für kleine Ländersamples zur Verfügung

hat, muss sie manchmal auch auf ‚weiche‘ (nicht-statistische) Kausalnachweise zurückgrei-

fen. Kleine Vergleichsstudien vertrauen deshalb stärker auf den verstehend-qualitativen An-

satz. Erklärung im Rahmen des verstehend-qualitativen Ansatzes wird u.a. durch Methoden

wie „pattern matching“ oder „process tracing“ erreicht. Mit process tracing ist beispielsweise

eine systematische „Kausalitätsrekonstruktion“ auf der Basis von sorgfältiger Kontextbe-

schreibung, dem Nachzeichnen von Entwicklungspfaden, der Identifizierung von chronologi-

schen Etappenschritten und Kausalketten sowie dem theoriegeleiteten Aufzeigen von Verur-

sachungsmechanismen und Auswirkungen gemeint (vgl. George/Bennett 2005; Jahn 2006;

Muno 2009; Rohlfing 2009).

Der vergleichenden Forschung geht es also um Erklärung. Das bezieht sich einer-

seits auf den Nachweis von Kausalbeziehungen zwischen Variablen zur Überprüfung von

Theorien bzw. Hypothesen (variablenorientierter Ansatz), andererseits auf das verstehende

Rekonstruieren ganzheitlicher Bedeutungsprozesse (fallorientierter Ansatz). Zusätzlich geht

es natürlich auch um den Erwerb spezifischer Kenntnisse über die jeweiligen Mediensyste-

me und Medienkulturen. Gurevitch/Blumler (2003) betonen daher zu Recht, dass verglei-

chende Forschung immer einen „doppelten Nutzen“ erbringen sollte. Sie soll nicht nur darauf

abzielen, einen bestimmten Untersuchungsgegenstand zu erklären, sondern auch die unter-

schiedlichen Systeme, in denen er untersucht wird.

4 Fachinteresse am Vergleich

Für das gewachsene Interesse lassen sich drei Gründe benennen, die eng zusammenwir-

ken. Erstens hat das Ende des Kalten Krieges die Ost-West-Spaltung beendet, Reisemög-

lichkeiten der Forscher erleichtert und das Interesse an internationalen Zusammenhängen

neu stimuliert. Wissenschaftskongresse sind pluralistischer und Forschungsfördermöglichkei-

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ten grenzüberschreitender geworden; neue Kommunikationstechnologien haben den welt-

weiten Austausch erleichtert; das World Wide Web hat den Zugang zu Daten und Wissens-

beständen anderer Länder begünstigt. Nicht nur das Wissenschaftssystem, auch das Me-

diensystem ist globaler geworden. Dies hat das Bewusstsein für die Relevanz kultureller

Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten erhöht. Die ökonomische und technologische Seite der

Massenkommunikation ist weltweit vernetzt, wie die Transnationalisierung von Medienkon-

zernen und Medienregulierungsfragen zeigt. Zweitens hat die Dynamisierung der internatio-

nalen Entwicklungen und die damit verbundenen Entgrenzungs- und Transformationserfah-

rungen den Operationsmodus des Vergleichens zu einer Dauernotwendigkeit gemacht. Ge-

rade Prozesse gesellschaftlichen Wandels haben das Interesse am Vergleich befördert. Der

Besorgnis über die Möglichkeit der Untergrabung nationaler Medienkulturen durch U.S.-

Einflüsse („Amerikanisierung“), Furcht vor der Aufweichung nationaler Kommunikationstradi-

tionen durch den Einfluss der Europäischen Union („Europäisierung“) oder dem vermeintli-

chen Zwang zur Anpassung an die Erfordernisse der weltweiten Medienökonomie und

Kommunikationstechnologie („Globalisierung“) begegnet die Publizistikwissenschaft mit in-

ternational vergleichenden Studien. Die entscheidende Frage lautet hier, ob es im Zuge die-

ser Strömungen zu einer internationalen Konvergenz der Kommunikationsarrangements

kommt, oder ob nationale Distinktionen und ursprüngliche Identitäten aufgrund von Filter-

und Resistenzreflexen erhalten bleiben. Neben Globalisierung und Transformation spielt drit-

tens die Demokratie eine Rolle. Die positive Rolle der Medien in Demokratisierungsprozes-

sen osteuropäischer und ostasiatischer Transformationsgesellschaften hat die Komparatistik

ebenso beflügelt wie die negative Rolle der Medien in etablierten Demokratien, wo ihnen

bisweilen eine unzuträgliche Intervention in den politischen Prozess vorgeworfen wird. Unter

welchen Bedingungen die Medien eine förderliche oder hinderliche Rolle für die gesellschaft-

liche Entwicklung spielen ist eine Kernfrage der komparativen Kommunikationsforschung.

5 Etablierungsprobleme des Vergleichs

Es gibt eine Reihe von Hemmnissen, die der Herausbildung der komparativen Kommunikati-

onsforschung als eigenständiger wissenschaftlicher Teildisziplin der Publizistikwissenschaft

bislang im Wege standen: schwacher disziplinärer Status, schwache Wissenschaftsstruktu-

ren, schwache Datenbasis und schwach entwickeltes Theorie- und Methodeninventar.

Erstens handelt es sich bei der Komparatistik ‚nur‘ um eine spezifische Strategie zum

Erkenntnisgewinn, nicht um einen inhaltlich bestimmten Bereich wie etwa die Medienökono-

mie, Journalismusforschung oder Politische Kommunikation. Die international vergleichende

Forschungsstrategie ist vor allem durch Verfahrensfragen der Analysenlogik und Fallauswahl

gekennzeichnet, nicht durch die Festlegung auf ein spezifisches Formalobjekt. Vergleichen

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lässt sich prinzipiell alles – egal auf welchen Gegenstand der Lasswell-Formel (Kommunika-

tor, Aussage, Medium, Rezipient, Wirkung) oder welche Analyseebene der Mikro-Meso-

Makro-Logik (Akteure, Organisationen, Systeme) es bezogen ist. Der fehlende Objektbezug

erschwerte bislang die Herausbildung einer eigenen Identität.

Zweitens ist der Kreis der Publizistikwissenschaftler, die sich kontinuierlich und sys-

tematisch mit dem Vergleich beschäftigen, weiterhin klein. Da es innerhalb dieser kleinen,

lose verbundenen Gruppe nur wenig koordinierte Zielvorstellungen und konsentierte Quali-

tätskriterien für die komparative Kommunikationsforschung gibt, konnte sie sich noch nicht

als vollwertige Subdisziplin institutionalisieren. Die Entwicklung einer stärkeren „Personalde-

cke“ sowie die Durchsetzung leistungsfähiger Strukturen, verlässlicher Gütekriterien und Me-

thodenstandards bleiben zentrale Herausforderungen der nächsten Jahre (vgl. Saxer 2008).

Drittens sind die für harte Kausalnachweise notwendigen grossen Länderstichproben

in der komparativen Kommunikationsforschung immer noch Zukunftsmusik. Es fehlen unse-

rem Fach die Kapazitäten zum Aufbau umfassender, wahrhaft globaler Datensätze. Dies ist

in der Politikwissenschaft anders, weil sich dort internationale Organisationen (Freedom

House, World Bank, OECD, Eurostat etc.) oder Forschergruppen (Polity IV, Polyarchy, Party

Policy, World Values Survey etc.) seit Jahrzehnten am Aufbau von systematischen Daten-

sätzen mit 170 Ländern und mehr beteiligen. Ohne eine solche unterstützende Infrastruktur

stossen auf sich allein gestellte Medienforscher rasch an ihre Grenzen. Wo Grossprojekte

ausnahmeweise möglich wurden, hatten sie mit gravierenden Strukturschwächen zu kämp-

fen – insbesondere mit Koordinations- und Integrationsproblemen sowie mit Äquivalenz- und

Validitätsproblemen (vgl. dazu Esser 2004; Stevenson 2003; Wilke 2008).

Viertens sind die für harte Kausalnachweise notwendigen theoretischen Modelle und

methodischen Auswertungskompetenzen noch unterentwickelt. Zur Beantwortung der Kern-

frage, inwiefern verursachende Faktoren des Kommunikationskontextes einen charakteristi-

schen Einfluss auf das Kommunikationsprodukt haben, nimmt die Komparatistik eine klare

Trennung zwischen dem Untersuchungsgenstand und seinen Rahmenbedingungen vor. Der

Komparatist variiert durch den Ländervergleich die makrosozialen Rahmenbedingungen und

zieht dann Schlussfolgerungen darüber, wie sich dies auf den Untersuchungsgegenstand

auswirkt. Solche Schlussfolgerungen von Bedingungen der Makroebene auf die Mikroebene

sind allerdings problematisch, weil sie (durch den Sprung über Analyseebenen hinweg) zu

unzulässigen Kausalbehauptungen führen können. Für dieses Problem, das in der Literatur

als „ökologischer Fehlschluss“ bezeichnet wird, bedarf es anspruchsvoller Lösungen: Sie

betreffen Theorie und Methode. Zum einen müssen Mehrebenenheuristiken entwickelt wer-

den, die solche schichtenübergreifenden Analysen theoretisch rechtfertigen (siehe weiter

unten); zum anderen müssen Mixed Methods Designs, Triangulation und

Mehrebenenanalyse zum Einsatz kommen (vgl. Jahn 2006; Hanitzsch 2010), um die hierar-

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chischen theoretischen Annahmen auch methodisch umzusetzen. Die entsprechenden theo-

retischen Modelle und methodischen Verfahren sind in der komparativen Kommunikations-

forschung erst in der Entwicklung.

6 Ziele des Vergleichs

Warum vergleichen wir? Einleitend wurde bereits festgestellt, dass die Logik des Vergleiches

ultimativ auf Erklärung abzielt. Auf dem Weg zu diesem Endpunkt werden drei weitere vorge-

lagerte Zielsetzungen unterschieden (vgl. Landman 2008; Esser 2003):

Das erste Ziel liegt in der Feststellung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden. Wir

beschreiben publizistikwissenschaftlich relevante Phänomene in unterschiedlichen Medien-

umfeldern, um Gleichartigkeiten von identitätsstiftenden Besonderheiten grob abgrenzen zu

können. Als Methode dient uns dazu die kontextuelle Beschreibung. Sie gilt als Anfangs-

punkt der vergleichenden Analyse, jedoch wird kein geschulter Komparatist hier stehenblei-

ben.

Das zweite Ziel besteht im Erkennen funktionaler Äquivalente. Das Grundproblem der

Komparatistik liegt, so trivial es klingen mag, in der Vergleichbarkeit. Nur Äquivalentes (also

Gleichwertiges), das in unterschiedlichen Kontexten die gleiche Funktion (also Rolle) erfüllt,

kann sinnvoll verglichen werden. Aber was sind funktionale Äquivalente der deutschen Nach-

richtenmagazine Spiegel und Focus in England? Was sind funktionale Äquivalente der aufla-

genstärksten Schweizer Wochenblätter Coopzeitung und Migros-Magazin in Frankreich?

Was ist das funktionale Äquivalent des amerikanischen Berichterstattungsstils Investigative

Reporting in der Schweiz? Als Methode zur Identifizierung funktionaler Äquivalente dienen

Expertenbefragung, Abgleich mit externen Daten und mehrperspektivische Recherche. Ne-

ben dem Länder- und Gegenstandswissen, welches wir aus den zuvor erwähnten Kontext-

beschreibungen erhalten haben, ist hierfür zusätzlich theoretisch geschultes Konzeptwissen

erforderlich, um die Gleichwertigkeit auf einer höheren Abstraktionsebene erkennen und be-

gründen zu können.

Das dritte Ziel der Komparatistik besteht in der Entwicklung von Typologien, welche

die Ordnung der erhobenen empirischen Phänomene erlauben. Typologien sind das Min-

destergebnis einer komparativen Analyse. Hierbei werden die Befunde aus verschiedenen

Ländern (z.B. zu journalistischen Einstellungen, Nachrichteninhaltsmuster oder Mediennut-

zungspräferenzen) nach mehreren Kriterien oder Dimensionen verglichen, so dass ‚Typen‘

erkennbar werden. Von besonderem Interesse ist, welche Kriterien oder Dimensionen der

Forscher identifizieren kann, die zur Entstehung eines Typs beitragen, und wie gut sich die

untersuchten Fälle (‚Realtypen‘) denen im Zuge der Typologiekonstruktion entwickelten ‚Ide-

altypen‘ zuordnen lassen. Erstmalig wurde dieses Vorgehen von Siebert, Peterson und

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Schramm in Four Theories of the Press (1956) gewählt. Auf Basis verschiedener Vergleichs-

dimensionen – Medienfunktion, Medienzugang, Medienkontrolle, Medienzensur und Medien-

besitz – entwickelten sie vier Idealtypen von Mediensystemen: Autoritarismus-, Liberalismus-

, Sozialverantwortungs- und das Kommunismus-Modell. Auch die Nachfolgestudie

Comparing Media Systems von Hallin und Mancini (2004) ging so ähnlich vor. Eine Zuord-

nung von Realtypen zu einem Idealtypus ist immer mit Abstraktion und Detailverlust verbun-

den. Diese Komplexitätsreduktion wird von Komparatisten ausdrücklich begrüsst, weil sie

kriterienorientierte Muster zu erkennen erlaubt. Von Nicht-Komparatisten wird sie jedoch oft

kritisiert, weil sie Länderspezifika, die ausserhalb der gewählten Vergleichskriterien liegen,

ausblendet. In der vergleichenden Kommunikationswissenschaft wurden z.B. Typologien

entwickelt für nationale Medienstrukturen (vgl. Kriesi 2003; Pfetsch/Maurer 2008), Einstel-

lungsmuster von Kommunikatoren (vgl. Donsbach/Patterson 2003; Pfetsch 2003a),

Medienpublika (vgl. Norris 2000; Tenscher 2008) und Berichterstattungsmuster (vgl. Esser

2008; Plasser/Lengauer/Pallaver 2009; Wessler et al. 2009).

Das vierte Ziel liegt in der Erklärung. Die grundlegende Annahme der erklärungsori-

entierten Komparatistik lautet, dass spezifische Konstellationen des medialen und politischen

Kontextes in charakteristischer Weise interagieren mit den Einstellungen der Kommunikato-

ren, ihrem Handeln und den so beeinflussten Ergebnissen der Kommunikation. Unterschied-

liche Kontexte korrespondieren also systematisch mit den Kommunikationsvariablen. Nach

dieser Erklärlogik haben Zhu et al. (1997) den Einfluss politischer, kultureller, organisatori-

scher und individueller Faktoren auf das berufliche Selbstverständnis von Journalisten in drei

Ländern untersucht. Wu (2000) untersuchte für 38 Länder den Einfluss systemischer Fakto-

ren auf die Beachtung dieser Länder in der internationalen Auslandsberichterstattung. In

ähnlicher Weise untersuchten Brüggemann/Kleinen von Königslöw (2009) in fünf europäi-

schen Ländern, inwieweit systemische und organisationale Faktoren einen Einfluss auf die

Intensität der Europaberichterstattung in Zeitungen haben. Dagegen untersuchten

Vliegenhart/Schuck/Boomgarden/de Vreese (2008) den Einfluss des Tenors der EU-

Berichterstattung auf die EU-Unterstützung in der Bevölkerung von sieben Ländern. Wäh-

rend Curran/Iyengar/Lund/Moring (2009) den Einfluss der Qualität der Informationsversor-

gung in einem Mediensystem auf das politische Wissen der Bürger in fünf Ländern analysier-

ten, studierten Norris/Holtz-Bacha (2001), inwieweit personenbezogene Mediennutzungsfak-

toren das politische Wissen der Bürger in 15 EU-Ländern beeinflussen. Alle diese Ver-

gleichsstudien wählten Regressionsanalysen für ihre Kausalnachweise (weitere Beispiele für

regressionsanalytische Vergleichsstudien sind Iyengar/Hahn/Bonfadelli/Marr 2009,

Pfetsch/Adam/Eschner 2008 oder Peter 2003). Im Bereich der quantitativ-statistischen Kom-

paratistik bewegt sich die Forschung von Regressions- zu anspruchsvolleren Mehrebenene-

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nanalysen (Hanitzsch 2010). Im Bereich der qualitativen Vergleichsforschung sind QCA-

Analysen eine interessante Neuerung (Schneider/Wagemann 2007; Nguyen Vu 2010).

7 Erklärende Komparatistik: Ihre theoretischen Grundlagen

Bislang ist die Logik von Kausalität und Erklärung mehrfach im Sinne einer einseitigen „Ver-

ursachung“ bzw. „Einflussnahme“ beschrieben worden. Oft hatten die genannten Studien

dafür auch die entsprechenden theoretischen Annahmen. Andere kommunikationswissen-

schaftliche Theorien machen aber keine Aussagen über einen gerichteten Zusammenhang

zwischen Strukturkontext und Untersuchungsgegenstand. In diesen Fällen sollte man ange-

messener von charakteristischen „Wechselbeziehungen“, „Interaktionen“, „Korrelationen“,

oder „Korrespondenzen“ sprechen. Dieser Warnhinweis zur Kausalitätsrichtung ist wichtig

und sollte immer beachtet werden.

Grundsätzlich führt das aber zu der Frage, woher wir unsere Hypothesen über den

Zusammenhang zwischen Strukturkontext und Untersuchungsgegenstand überhaupt neh-

men. Dazu ist zu sagen, dass man nur solche Hypothesen aufstellt, für die spezifische Grün-

de (Ergebnisse aus Vorgängerstudien oder eigenen Beobachtungen) oder aber theoretische

Annahmen (Theorien) sprechen. Hypothesen sind immer Bestandteile eines theoretischen

Zusammenhangs, und jede erdenkliche komparative Hypothese lässt sich in der Regel ei-

nem übergeordneten Theorieparadigma zuordnen. Deshalb sollte die Einordnung in einen

theoretischen Rahmen auch immer versucht werden. Für die Komparatistik sind dazu die

drei grundlegenden Paradigmen der Sozialwissenschaft relevant: Handlungstheorien, Kultur-

theorien und Strukturtheorien (vgl. Lichbach 1997). Für jede dieser Perspektiven geben wir

im folgenden Beispiele aus der komparativen Kommunkationswissenschaft, die auch als An-

satzpunkte für die eigene Hypothesenentwicklung dienen können.

7.1 Handlungsorientiertes Paradigma

Hier liegt der Fokus auf Akteuren. Komparative Analysen, die das Verhalten von individuellen

oder korporativen Akteuren in verschiedenen Kontexten erklären wollen (z.B. die Nachrich-

tenauswahl von Journalisten bzw. Medienorganisationen in zwei Ländern), können eine

handlungsorientierte Nachrichtentheorie zur Grundlage nehmen. Wie leitet man aus einer

handlungsorientierte Nachrichtentheorie (z.B. Gatekeeping, News Bias, Instrumentelle Ak-

tualisierung, Medienframing) komparative Hypothesen ab? Hierbei werden internationale

Gemeinsamkeiten oder Unterschiede in der Nachrichtengebung zurückgeführt auf die

(gleichwertigen oder abweichenden) organisationalen oder institutionellen Rahmenbedin-

gungen, welche die Handlungsräume, Strategien, Interessen und Spielregeln der einzelnen

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Journalisten bzw. Medienorganisationen bestimmen. Ein Hypothesenbeispiel lautet: Je stär-

ker in einem Medienbetrieb Konzerninteressen Einfluss auf Nachrichtenentscheidungen

nehmen, desto weniger werden Journalisten Beiträge veröffentlichen, die auf kostspieligen

Recherchen beruhen oder dem Ansehen oder der politischen Grundhaltung des Medienbe-

triebes entgegenstehen. Ein anderes Hypothesenbeispiel zum Zusammenhang von Hand-

lungszielen und Rahmenbedingungen lautet: Je stärker Journalisten sich zu einem aktiven

Rollenselbstverständnis (als Interpretierer, Kritiker oder Gegner) bekennen, desto stärker

werden sie Handlungsräume und -strategien zu etablieren versuchen, die ihnen eine durch

Einflussnahme gekennzeichnete Politikberichterstattung erlaubt. Innerhalb der handlungsori-

entierten Nachrichtentheorien verweist das erste Beispiel auf den Einfluss des Management-

stils, das zweite auf den Einfluss professioneller Rollenvorstellungen auf Gatekeepingpro-

zesse (vgl. Shoemaker/Vos 2009).

7.2 Kulturalistisches Paradigma

Hier liegt das Interesse auf der Verdichtung von Einzelaspekten als Ausdruck von Kultur.

Komparative Analysen, die nicht einzelne Akteure, sondern gesellschaftliche Gruppen, Dis-

kurse oder Symbolkomplexe vergleichen, können Theorien zur Grundlage nehmen, die dem

kulturorientierten Paradigma entstammen. Unabhängig von der Theorie, die man wählt, lau-

tet wieder die Frage, wie man aus ihnen komparative Hypothesen ableitet. Solche Hypothe-

sen führen internationale Unterschiede und Gemeinsamkeiten in Journalismuskulturen,

Nachrichtenkulturen oder Medienkulturen auf verschieden herausgebildete Identitäten, Inter-

nalisierungen, Werthaltungen oder Weltbilder zurück. Diese Kulturen sind das Ergebnis his-

torisch-kollektiver Sozialisationsprozesse und können sich in kleinen Milieus, Organisatio-

nen, Nationen oder transnationalen Räumen herausbilden. Sie strukturieren einerseits als

Orientierungs- und Wahrnehmungsschemata die Weltwahrnehmung der Beteiligten, ande-

rerseits strukturieren sie die Produktion, Rezeption, Evaluation und gegebenenfalls Regulati-

on von Medienkulturprodukten. Ergebnisse von Kultur lassen sich in den Vor- und Einstel-

lungen der Kommunikatoren, ihren unmittelbaren Praktiken sowie den daraus resultierenden

schriftlichen und mündlichen Kommunikationsprodukten analysieren (vgl. Brüggemann 2010;

Hanitzsch 2007; Hepp 2006). Es gibt eine geisteswissenschaftliche Kulturforschung (z.B.

Cultural Studies) und eine sozialwissenschaftliche (z.B. Politische Kulturforschung). Letztere

interessiert hier besonders. Aus sozialwissenschaftlicher Perspektive fordern beispielsweise

Semetko und Mandelli (1997) mehr ländervergleichende Untersuchungen zur Hypothese,

inwiefern Medien die politische Kultur beeinflussen, indem eine skandalorientierte Politikbe-

richterstattung die Ansichten der Bevölkerung gegenüber Regierungs- und Parteivertretern

langfristig untergraben kann. Pfetsch (2003a) untersucht in einer Vergleichsstudie die Hypo-

these, inwiefern die institutionellen Strukturen des amerikanischen und deutschen Politik-

13

und Mediensystems mit den Beziehungsmustern der Politiker und Journalisten korrespondie-

ren, welche die Autorin zu Typen von Kommunikationskulturen verdichtet. Blumler und Gure-

vitch (1995) untersuchen eine Hypothese zu den Auswirkungen unterschiedlicher Professi-

onskulturen – „pragmatic“ und „sacerdotal“ – in öffentlich-rechtlichen und privat-

kommerziellen Rundfunksendern auf die Berichterstattung über Wahlkämpfe in Grossbritan-

nien und den USA.

7.3 Strukturalistisches Paradigma

Hierbei stehen Systemaspekte als Erklärungsfaktoren im Vordergrund. Komparative Analy-

sen, die Aspekte der Massenkommunikation durch makro-analytische Charakteristika der

Medienstrukturen oder Medieninstitutionen erklären, basieren oft auf Theorien der struktur-

orientierten Forschungstradition. Hierbei werden oft medienökonomische, medienrechtliche,

medienpolitische oder medienhistorische Konfigurationen (oder sonstige strukturelle Aspekte

des Medien- und Politiksystems) zur Erklärung für unterschiedliche Ausprägungen der politi-

schen oder journalistischen Kommunikation herangezogen. Das Bindeglied zwischen Struk-

tur und Handlung bilden Institutionen, definiert als Regeln und formale Organisationen. Insti-

tutionen prägen Rollen, die wiederum das Verhalten einzelner Akteure prägen. Durch den

meist direkten Bezug zu nationalen Mediensystemen als Analyseeinheit wird hier besonders

deutlich, dass Einflüsse unterschiedlicher Regulierungsordnungen, Institutionalisierungsfor-

men und anderer verfestigter Makroarrangements auf konkrete Kommunikationsverhältnisse

nur durch Ländervergleiche analysiert werden können. Die Mediensystemtypologie von Hal-

lin/Mancini (2004) steht mit ihrem historisch-institutionalistischen Ansatz beispielsweise in

dieser Tradition. Weitere Beispiele: Aus ihrem 10-Ländervergleich leiten Gunther/Mughan

(2000) die Hypothese ab, dass die effektivsten Barrieren gegen eine Verwässerung der In-

formationsqualität in heutigen Mediensystemen zwei Strukturelemente sind – ein stark ver-

ankerter öffentlicher Rundfunk sowie eine effektiv ausgestaltete Medienregulierung, welche

die Einhaltung gemeinwohlorientierter Standards beaufsichtigt. Die 6-Länderstudie von Aarl-

berg/van Aelst/Curran (2010) bestätigt übrigens genau das. Ein anderes Beispiel ist die

Wahlkampfstudie von Swanson und Mancini (1996). Eine ihrer ländervergleichend unter-

suchten Strukturhypothesen lautet, dass Vielparteiensysteme, in denen programmatisch un-

terschiedliche Gruppierungen gegeneinander antreten, zu einer grösseren Themen- und

Perspektivenvielfalt in der Wahlkampfberichterstattung führen als Zweiparteiensysteme, in

denen mit Allerweltsparolen um dieselben unentschlossenen Wähler gekämpft wird.

Bei der theoretischen Herleitung der eigenen Vergleichsstudie spricht nichts dage-

gen, Theoriekonzepte zu verwenden, die Bezüge zu allen drei Paradigmen herstellen. Gene-

rell dürfte die Theoriearbeit in der komparativen Kommunikationswissenschaft davon profitie-

14

ren, Impulse aus allen Paradigmen aufzunehmen, integrative Analysemodelle zu entwerfen,

und daraus originelle Hypothesen abzuleiten (vgl. Lichbach 2009). Dies sollte jedoch infor-

miert und nicht willkürlich geschehen. Ebenfalls dürfte deutlich geworden sein, dass prinzi-

piell jeder Gegenstand verglichen werden kann. Was die vergleichende von der nichtverglei-

chenden Forschung unterscheidet, sind ihre konkreten Ziele, die erklärende Analyselogik

und grosse Bedeutung der Fallauswahl. Die Auswahl der Länder ist das Herz der komparati-

ven Methode, wie die folgende Diskussion der methodischen Grundlagen zeigt.

8 Erklärende Komparatistik: Ihre methodischen Grundlagen

Die vergleichende Kommunikationsforschung greift deduktiv auf eine Vielzahl theore-

tischer Stränge zurück und baut induktiv stark auf Ergebnissen von Vorgängerstudien auf.

Um den Schritt von der Beschreibung (‚alte‘ Komparatistik) zur Erklärung (‚neue‘ Komparatis-

tik) zu vollziehen, müssen in den Hypothesen die Beziehungen zwischen Kontextfaktoren

und den Untersuchungsphänomen klar benannt werden. Die Hypothesen bestimmen dann

die Form der Untersuchung (Medieninhaltsanalyse, Dokumentenanalyse, Fragebogensur-

vey, Intensivinterviews, Beobachtung, Experiment), Art der Datenerhebung (quantitativ oder

qualitativ), die Datenerhebungszeitpunkte (Querschnitt oder Längsschnitt) sowie das For-

schungsdesign, für das die Anzahl und Auswahl der Untersuchungseinheiten (Länder bzw.

Mediensysteme bzw. Elemente von Mediensystemen) festgelegt werden müssen. Die meis-

ten Studien zur komparativen Kommunikationsforschung müssen sich aus Gründen begrenz-

ter Ressourcen oder mangelnder Daten mit kleinen oder mittleren Fallzahlen begnügen. Weil

multi-nationale Large N-Studien ausserhalb der Reichweite von Studierenden liegen, kon-

zentriert sich die weitere Darstellung auf kleinste bis mittelgrosse Versuchsanordnungen.

Während kleine Vergleichsstudien eher „intensive“, qualitativ-verstehende Methoden ver-

wenden, kommen für mittelgrosse Analysen bereits „extensive“, quantitativ-

variablenorientierte Methoden in Frage (vgl. Ragin 1987). In all diesen Vergleichsstudien ist

es ausserordentlich wichtig, dass der Forscher eine klare theoretische Begründung für die

Länderauswahl benennt.

8.1 Ein Land: Impliziter Vergleich

Einzelfallstudien sind in der Komparatistik unter der Bedingung vertretbar, dass sie als impli-

zierter Vergleich angelegt werden (vgl. George/Bennett 2005; Muno 2009). Zum Beispiel

kann ein Mediensystem in Bezug auf einen von der komparativen Literatur entwickelten Ide-

altypus analysiert werden – um z.B. zu untersuchen, ob Grossbritannien wirklich dem von

Hallin/Mancini (2004) entwickelten „liberalen“ Mediensystemtypus zugeordnet werden kann.

Hierbei wird ein Mediensystem, das als repräsentativ für den Idealtypus gelten kann, auf sei-

15

ne prototypischen Charakteristika oder seine gravierenden Abweichungen hin untersucht

(representative case oder deviant case analysis). Bezogen auf das genannte Beispiel stünde

dann allerdings weniger das britische System in seiner Gesamtheit im Erkenntniszentrum als

die Angemessenheit und Verallgemeinerbarkeit des von Hallin/Mancini entworfenen Idealty-

pus. Theoretisch sauber durchgeführt könnte eine solche Einzelfallstudie im besten Fall zur

Überarbeitung der komparativen Typologie führen.

Viele Handbücher bieten eine Zusammenführung von Einzelfallanalysen in Form von

Länderkapiteln – so etwa im Internationalen Handbuch Medien des Hans-Bredow-Instituts

(2009), im Euromedia Handbook (Kelly/Mazzoleni/McQuail 2004) oder im ICA Handbook of

Election News (Strömbäck/Kaid 2008). Sofern die als Länderkapitel präsentierten Fallstudien

nach systematischen Kriterien ausgewählt, nach methodisch einheitlichen Kriterien vergli-

chen, ihre Ergebnisse in einem synthetisierenden Schlusskapitel einer echt komparativen

Analyse zugeführt und in Bezug auf eine einheitliche Theorie als theorieunterstützend oder

theoriewiderlegend interpretiert werden, sind die Anforderungen einer „method of structured,

focused comparison“ (George/Bennett 2005) erfüllt. In den genannten Beispielen, wie auch

bei vielen anderen solcher Handbücher, ist dies allerdings nicht der Fall.

8.2 Wenige Länder: Qualitativer Vergleich

Bei nur zwei oder drei Fällen muss die gerade angesprochene „method of structured, focu-

sed comparison“ angewendet werden (George/Bennett 2005). Es sollten dafür jeweils mög-

lichst repräsentative Fälle ausgewählt werden, die idealerweise Aussagen über den dahin-

terstehenden Idealtypus erlauben. Die Frage, wofür jeder Fall ein Fall ist, muss vom For-

scher also klar angegeben werden. Man muss allerdings realistischerweise auch sagen,

dass die Generalisierbarkeit von Zwei-Land-Vergleichen im Regelfall sehr begrenzt bleibt.

Das Hauptproblem liegt darin, dass bei kleiner Fallzahl eine grosse Menge von Kontextvari-

ablen ins Blickfeld geraten, die vom Forscher kaum unter Kontrolle zu bekommen sind.

Wenn sich die beiden Länder hinsichtlich Geschichte, Kultur, Wirtschaft, Politik, Recht etc.

stark unterscheiden und diese Kontextfaktoren mit dem Untersuchungsgegenstand zudem

eng verflochten sind, können Zusammenhänge nicht mehr zuverlässig identifiziert werden.

Formal gesprochen gilt dann die abhängige Variable als unterdeterminiert. Um dennoch Zu-

sammenhangsmuster aufspüren und erklären zu können, sollten sich Forscher mit qualitati-

ven Strategien wie „pattern matching“, „process tracing“ oder „analytical narratives“ vertraut

machen (George/Bennett 2005; Jahn 2006; Muno 2009; Rohlfing 2009).

16

8.3 Mittlere Länderzahl: Kontrollierter Vergleich

Bei Vergleichsstudien von 4-15 Mediensystemen ist erst recht eine bewusste Fallauswahl

erforderlich. Diese Studien fussen auf sogenannten quasi-experimentellen Designs. Dafür

stehen verschiedene Strategien zur Verfügung: Der erste Weg besteht darin, möglichst ähn-

liche Mediensysteme auszuwählen; der zweite Weg darin, möglichst verschiedenartige Me-

diensysteme zu untersuchen (vgl. Przeworski/Teune 1970; Jahn 2006; Landman 2008). Die

erste Forschungsstrategie wird mit Most Similar Systems, Different Outcome beschrieben.

Hierbei werden Mediensysteme ausgewählt, in denen der Untersuchungsgegenstand (die

abhängige Variable) in sehr ähnlichen Kontexten variiert. Es werden ähnliche Mediensyste-

me zum Ausgangspunkt genommen, um die groben Rahmenbedingungen für den Untersu-

chungsgegenstand konstant gering zu halten. Ziel ist nun die Identifikation jener Ursache, die

in beiden Mediensystemen eben nicht gleich ist und dafür verantwortlich gemacht werden

kann, dass es zu unterschiedlichen Outcomes hinsichtlich des Untersuchungsgegenstandes

kommt. In Schaubild 1 ist die Logik von Most Similar Systems, Different Outcome systema-

tisch dargestellt. Verglichen werden zwei Mediensysteme, die sich in vielen Kontextfaktoren

gleichen, aber in einem unterscheiden. Der Grund, warum sich im zweiten Mediensystem der

Untersuchungsgegenstand X nicht herausgebildet hat liegt im Fehlen des Kontextfaktors ‚b‘.

Das grosse Problem dieser Forschungsstrategie liegt darin, wie man most similar systems

erkennt bzw. bestimmt. Hierbei können Mediensystemtypologien wie die von Hallin/Mancini

(2004) helfen. Beispiele für kommunikationswissenschaftliche Anwendungen des Most

Similar Systems Design sind Adam (2007), Esser (2008) und natürlich Hallin/Mancini (2004).

Schaubild 1: Erklärlogik von „Most Similar Systems, Different Outcome“

Fälle Unabhängige Variablen (a-d) Abhängige Variable

Mediensystem 1 Kontextfaktoren: a, b, c, d Untersuchungsgegenstand zeigt Outcome „X“

Mediensystem 2 Kontextfaktoren: a, c, d Untersuchungsgegenstand zeigt Outcome „X nicht“

Die zweite Forschungsstrategie wird als Most Different Systems, Similar Outcome bezeich-

net. Bei solchen Untersuchungen von extrem heterogenen Mediensystemen besteht das Ziel

darin, in der Fülle von Unterschieden jenen gemeinsamen Faktor zu finden, der dann als

ursächlich (im Sinne einer hinreichenden Bedingung) für einen überall vorgefundenen, ähnli-

chen Outcome gelten kann. In Schaubild 2 ist ‚a‘ der verursachende Faktor, der in den an-

sonsten unterschiedlichen Mediensystemen 3 und 4 dafür sorgt, dass sich Outcome X in

beiden zeigt; Mediensystem 5 dient als Prüffall zur Bestätigung dieser Schlussfolgerung.

Kommunikationswissenschaftliche Beispiele für Most Different Systems Designs legten

Swanson/Mancini (1996), Norris/Inglehart (2009) sowie Hanitzsch/Seethaler (2009) vor.

17

Schaubild 2 : Erklärlogik von „Most Different Systems, Similar Outcome“

Fälle Unabhängige Variablen (a-c) Abhängige Variable

Mediensystem 3 Kontextfaktoren: a, b Untersuchungsgegenstand zeigt Outcome „X“

Mediensystem 4 Kontextfaktoren: a, c Untersuchungsgegenstand zeigt Outcome „X“

Mediensystem 5 Kontextfaktoren: a fehlt Untersuchungsgegenstand zeigt Outcome „X nicht“

Beide Forschungsstrategien, Most Similar und Most Different Systems Design, werden in der

Praxis dadurch verkompliziert, dass es nie nur eine Ursache für ein erklärungsbedürftiges

Phänomen gibt, sondern immer eine Konstellation mehrerer Ursachen. Beide Designs sind

demnach als Idealvorstellungen anzusehen, die sich nur selten in Reinform realisieren las-

sen. Um die Vor- und Nachteile der verschiedenen Forschungsstrategien auszugleichen,

kombinieren viele Studien die Logik von Most Similar und Most Different Systems Design.

Es gibt eine weitere Lösung für das Problem, dass ein erklärungsbedürftiges Phäno-

men meist auf eine Konstellation mehrerer Ursachen zurückgeführt werden kann. Sie nennt

sich Qualitative Comparative Analysis (vgl. Ragin 2008; Schneider/Wagemann 2007) und

basiert auf einem anderen Kausalitätsverständnis und einer anderen Datenanalysestrategie

als die beiden zuvor behandelten Strategien. Das Kausalitätsverständnis der QCA ist weni-

ger deterministisch, indem nicht isolierte verursachende Einzelfaktoren gesucht werden (et-

wa ‚b‘ in Schaubild 1), sondern grössere Konstellationen, die in bestimmten Gruppen und

Kombinationen vorkommen müssen (etwa ‚a-b-c-d‘ in Schaubild 1). Kausalität wird also nicht

auf Einzelvariablen, sondern auf komplexe Konfigurationen von „notwendigen“ und „hinrei-

chenden“ Bedingungen zurückgeführt. Für die komplexere Datenanalyse stehen speziell

entwickelte Computerprogramme zur Verfügung; deren Auswertungslogik basiert auf Men-

gentheorie, logischer Kombinatorik und sogenannten Wahrheitstafeln. Ein kommunikations-

wissenschaftliches Anwendungsbeispiel der QCA ist Nguyen Vu (2010).

9 Anwendungsfelder des Vergleichs

Zur Beantwortung der Kernfrage, inwiefern Faktoren des Kommunikationskontextes in cha-

rakteristischer Weise mit dem Untersuchungsgegenstand interagieren, sind für verschiedene

Bereiche unseres Faches hilfreiche Mehrebenenheuristiken entworfen worden. Hierzu zählt

das an Stephen Reese angelehnte Modell der mehrschichtigen Einflussfaktoren im internati-

onalen Journalismus, die Mediensystemtypologie von Daniel Hallin und Paolo Mancini sowie

18

das Konzept des Politischen Kommunikationssystems von Jay Blumler und Michael Gure-

vitch. Entsprechend wenden wir uns diesen Feldern zu.

9.1 Journalismus im Vergleich

In der komparativen Journalismusforschung geht es u.a. um die Frage, ob es eine einheitli-

che oder ob es unterschiedliche professionelle Einstellungen und Kulturen gibt und welche

Bedeutung dies für die Produktion der Medieninhalte hat. Es spricht viel für die Annahme

verschiedener professioneller Kulturen, wobei ihre Grenzen unterschiedlich bestimmt wer-

den. So unterscheidet beispielsweise Donsbach (vgl. Donsbach/Klett 1993;

Donsbach/Patterson 2003) auf Basis einer 5-Länder-Befragung von Nachrichtenjournalisten

zwischen einer anglo-amerikanischen (USA, GB) und einer kontinental-europäischen (SW,

D, IT) Professionskultur, wohingegen Heinderyckx (1993) auf Basis einer 8-Länder-

Inhaltsanalyse von Fernsehnachrichtensendungen eine nordisch-germanische (GB, D, NL)

von einer romanisch-mediterranen (F, IT, ES) abgrenzt. Gute Überblicke über die zentralen

Einzelstudien und die bisherigen Befunde der vergleichenden Journalismusforschung finden

sich bei Esser (2004), Donsbach (2008) sowie Hanitzsch (2009a).

Eine Fülle von Einzelfaktoren, die sich auf verschiedenen Analyseebenen anordnen

lassen, können für die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Journalismussystemen

oder -kulturen verantwortlich gemacht werden. Beginnen wir mit den Gemeinsamkeiten:

Journalisten westlicher Industrieländer zeigen eine hohe Angleichung hinsichtlich Durch-

schnittsalter, Schichtenrekrutierung, Frauenanteil, Bildungsgrad, Anstellungsverhältnis,

Mediensektorzugehörigkeit und Arbeitszufriedenheit, was auf die Anwendung ähnlicher Krite-

rien bei der Personalrekrutierung, -positionierung und -ausbildung in westlichen Medienorga-

nisationen zurückgeführt werden kann. Unterschiede haben internationale Journalistenbefra-

gungen v.a. hinsichtlich der beruflichen Einstellung und Aufgabenselbstverständnisse aufge-

deckt. Hier zeigen sich in den Journalistenpopulationen westlich-pluralistischer Industrienati-

onen erstens Unterschiede hinsichtlich Investigativgeist und Selbstverständnis der Presse

als demokratiekontrollierende Vierte Gewalt (was u.a. auf Divergenzen der politischen Kultur

und anderer gesamtgesellschaftlicher Kontextfaktoren zurückgeführt werden kann); zweitens

hinsichtlich Recherchebereitschaft und -verhalten (was u.a. auf Divergenzen bei der Heraus-

bildung des Reporter-Berufsbildes und anderer medienorganisationaler Kontextfaktoren zu-

rückgeführt werden kann); drittens hinsichtlich der Trennungsnorm von Nachricht und Mei-

nung (was u.a. ebenfalls auf medienorganisationale Prinzipien – Grad der Arbeitsteilung und

redaktionellen Kontrolle – zurückgeführt werden kann); sowie viertens hinsichtlich Berichters-

tattungsabsichten und Informationsbeschaffungsmethoden (deren Unterschiede sich auf der

Ebene des gesamtgesellschaftlichen Kontextes mit allgemeinen Normen und dem Rechts-

19

system, auf der Ebene der Medienorganisationen mit der Organisation redaktioneller Tätig-

keiten erklären lässt). Es wird deutlich, dass die komparative Journalismusforschung zur Er-

klärung von Unterschieden und Gemeinsamkeiten auf ein mehrschichtiges Modell von Ein-

flussfaktoren zurückgreift, an deren Konzeption Reese (2001), Esser (2004), Donsbach

(2008) und Hanitzsch (2009b) mitgewirkt haben.

Insgesamt kommt die Forschung zum Ergebnis, dass es unterschiedliche professio-

nelle Kulturen gibt, die sich durch Prozesse der Europäisierung, Amerikanisierung oder Glo-

balisierung bislang nicht eingeebnet haben. Unterschiede können vor allem durch Einfluss-

faktoren der nationalgesellschaftlichen Mediensystemebene (mit ihren divergierenden kultu-

rellen, politischen, rechtlichen Bedingungen) erklärt werden; Gemeinsamkeiten durch die

darüber liegende, supranationale Ebene (mit ihrer grenzüberschreitenden Diffusion von Aus-

bildungsstandards, Nachrichtenwerten, Informationsströmen) sowie die darunter liegende

Medienorganisations- und Mediensektorebene (mit ihren konvergierenden technologischen

und ökonomischen Bedingungen). Hebt man die Beschränkung auf die westliche Hemisphä-

re auf und blickt auf den Journalismus verschiedener Kontinente, zeigen sich weltweit fun-

damentale Unterschiede, an deren Erklärung die Forschung noch arbeitet (vgl. Ha-

nitzsch/Seethaler 2009; Weaver 1998).

9.2 Mediensysteme im Vergleich

Einen anderen Blick auf Journalismussysteme bietet Mancini (2005). Er ist weniger an aktu-

ellen Befunden interessiert, sondern macht historische Ursprünge für die Ausprägung von

Mediensystemen verantwortlich. Ihm zufolge haben sich europäische Medien in grösserer

Nähe zur Politik entwickelt – und sich häufig auch stärker mit politischen Interessen identifi-

ziert. Dies habe eine grössere Parteilichkeit der Berichterstattung begünstigt. Dagegen hät-

ten amerikanische Medien seit ihren Anfängen weniger starke Verbindungen zur Politik un-

terhalten und sich eher kommerziell auf ein Massenpublikum ausgerichtet. In den früh entwi-

ckelten angloamerikanischen Massenzeitungen sei Politik – wenn sie überhaupt vorkam –

eher neutral dargestellt worden, um potenzielle Leser nicht vor den Kopf zu stossen. Neben

Politiknähe und Parteilichkeit zeichneten sich die Ursprünge des europäischen Journalismus

ausserdem durch eine Nähe zur Literatur aus, was einen anspruchsvolleren Schreibstil mit

einem Hang zu Interpretation, Analyse, Belehrung, Aufklärung und Kommentierung begüns-

tigt habe – Publizisten hätten sich als Teil der intellektuellen Elite gesehen. Dagegen habe

das angelsächsische Journalismusideal andere Wurzeln: unelitärer, vermittelnder, faktenzen-

trierter, news-orientierter. Für den eher politiknahen, parteilichen, interpretierenden Journa-

lismus in Europa gebe es schliesslich noch einen letzten Grund, nämlich die grössere

Involviertheit des Staates. Der sich in die Presse und Rundfunkordnung einmischende Staat,

20

der entweder wohlfahrtsstaatlich reguliert oder die Medien für eigene Zwecke instrumentali-

siert, hat in Europa lange Tradition. Dies sei in den USA ganz anders verlaufen, wo der

Markt anstatt des Staates herrsche. Daher hätten sich dort ein staatlich geschützter öffentli-

cher Rundfunk, staatliche Pressesubventionen oder eine ausdifferenzierte Mediengesetz-

gebung nicht recht entwickeln können. Mancini anerkennt, dass es sowohl im Kreise der an-

gelsächsischen wie der kontinentaleuropäischen Systeme gravierende Unterschiede zwi-

schen den Einzelländern gibt. Daher ist von der Existenz mehrerer Mediensystemtypen im

Westen auszugehen.

Eine solche theoriegeleitete Unterscheidung westlicher Mediensysteme entwickelte

Mancini mit seinem amerikanischen Kollegen Hallin (Hallin/Mancini 2004). Ihre Typologie

unterscheidet Mediensysteme nach vier Einflussfaktoren: (1) Kommerzialisierung: Gab es

eine starke Entwicklung zur massenorientierten, auflagenstarken Presse oder blieb die Pres-

se eher elitenorientiert und damit auflagenschwächer? (2) Politisierung: Gibt eine starke Pa-

rallelität zwischen dem ideologischen Spektrum der Zeitungen und dem der politischen Par-

teien oder gibt es diese kaum? (3) Professionalisierung: Ist der Berufsstand der Journalisten

autonom, unabhängig und verfügt über eigene, von der Politik klar abgrenzbare Standards

oder ist er nur schwach institutionalisiert und von Politikern leicht instrumentalisierbar? (4)

Staatsinterventionismus: Ist es eher der Staat oder der Markt, welcher als Ermöglicher und

Regler der Medienordnung auftritt? Mittels dieser vier Erklärfaktoren unterscheiden die Auto-

ren drei Mediensysteme im westlichen Raum: das polarisiert-pluralistische, demokratisch-

korporatistische sowie das liberale Modell (vgl. Schaubild 3).

Die drei Modelle – und ihre Bezeichnungen – basieren auf einer Reihe von Variablen

des politischen Systems, welche auf die Ausformung des Mediensystems Einfluss nehmen.

Aufgrund der engen Verschränkung von Politik- und Mediensystem in sämtlichen Gesell-

schaften nennen Hallin/Mancini (2004) ihre Typen auch „models of media and politics“. Ne-

ben den in Schaubild 3 genannten medialen Erklärfaktoren unterscheiden Hallin/Mancini

(2004) weiterhin fünf politische Erklärfaktoren, die gleichermassen bedeutend zur Bestim-

mung der verschiedenen „models of media and politics“ sind, hier aber nur kurz genannt

werden können: (1) frühe oder späte Demokratisierung, (2) Konsens- oder Mehrheitsregie-

rung, (3) individueller oder korporatistisch-organisierter Pluralismus, (4) starker oder schwa-

cher Staatseinfluss, sowie (5) Filz persönlicher Gefälligkeiten oder rational-gesetzliche Auto-

rität (vgl. ausführlich Hallin/Mancini 2004).

21

Schaubild 3: Vier Erklärungsfaktoren zur Bestimmung westlicher Mediensystemmodelle

Polarisiert-

Pluralistisch

Demokratisch-

Korporatistisch

Liberal

Kommerzialisierung der Presse Schwach Stark Stark

Parallelismus: Medien und Politik Stark Stark Schwach

Professionalisierung des Journa-

lismus

Schwach Stark Stark

Interventionismus des Staates Stark Stark Schwach

Hinsichtlich ihrer geolinguistischen Verteilung können die Typen auch als mediterranes

(Frankreich, Griechenland, Italien, Portugal, Spanien), nord-/mitteleuropäisches (Belgien,

Dänemark, Deutschland, Finnland, Niederlande, Norwegen, Österreich, Schweden, Schweiz)

und nordatlantisches Modell (Grossbritannien, Irland, Kanada, USA) gesehen werden. Dass

die Verdichtung der Mediensysteme klare geolinguistische Muster zeigt, erklären Hal-

lin/Mancini (2004: 72f.) mit der Gemeinsamkeit von kontextuellen Wandlungsfaktoren in be-

stimmten Grossregionen; dem intensiven politischen, wirtschaftlichen und soziokulturellen

Austausch in einzelnen Medienlandschaften sowie Diffusions- und Dependenzprozessen.

Innerhalb der drei Mediensystemtypen ist der Journalismus unterschiedlichen Macht-

und Einflusskräften ausgesetzt (vgl. Hallin/Mancini 2004: 84; Hepp 2006: 100). Während im

polarisiert-pluralistischen Modell lange Zeit „instrumentelle“ Machtausübung dominierte (di-

rekte Einflussnahmen einzelner Staatslenker oder Parteien auf den Journalismus), sind die

Machtkräfte in dem demokratisch-körperschaftlichen und liberalen Modell immer eher „struk-

turell“ gewesen (indirekte Formungen z.B. durch Markt- und Besitzverhältnislogiken). Auch

wenn im liberalen Modell die Presse freier von instrumentell-politischen Kräften als im polari-

siert-pluralistischen erscheint, so ist sie durch kommerzielle Strukturen in Machtzusammen-

hänge eingebunden, welche die Journalisten in ihrer Berufspraxis eingrenzen können. Und

im demokratisch körperschaftlichen Modell sind Machtverhältnisse in erheblichem Maße

durch Kontrollstrukturen einzelner Eliten, Verbände und Interessengruppen vermittelt. Dies

verdeutlicht, so Hepp (2006: 101), dass man keines der Modelle als grundsätzlich „freiheitli-

cher“ auffassen kann.

Verschiedene Autoren haben diskutiert, ob die von Hallin und Mancini historisch her-

geleiteten Einflussfaktoren auch heute noch zur Unterscheidung aktueller Massenkommuni-

kationsarrangements in Europa taugen (z.B. Seethaler/Melischek 2007; Tenscher 2008).

Selbstkritisch haben Hallin/Mancini (2004) von Anfang an eingeräumt, dass ihnen die Zuord-

nung einzelner Länder zu den drei Mediensystemtypen schwer fiel und sie diskussionswür-

22

dig bleibt. Norris (2009) hält v.a. die Zuordnung Grossbritanniens für verfehlt und beklagt

zudem das Fehlen zweier wichtiger Unterscheidungsdimensionen für Mediensysteme: Pres-

sefreiheit und Neue Informationstechnologien. Hardy (2008) kritisiert, dass es zu anderen

Systemtypen und Ländergruppen käme, wenn der Fokus nicht auf der historischen Presse-

entwicklung sondern der aktuellen Entwicklung in Rundfunk, Film und Unterhaltung läge.

Puppis (2009) fehlt eine Berücksichtigung der Unterscheidungsdimension Gross-

/Kleinstaaten, was z.B. für eine angemessene Klassifikation der Schweiz wichtig wäre. Trotz

oder gerade wegen der angeregten Diskussion ist davon auszugehen, dass die Hal-

lin/Mancini-Typologie auf absehbare Zeit forschungsleitend bleiben wird. Wie sich in Zeiten

der Inter- und Denationalisierung das Denken in Mediensystemkategorien entwickelt und im

Verhältnis zu Konzepten wie Journalismus- und Kommunikationskulturen entfaltet, gehört zu

spannenden Zukunftsfragen der komparativen Medienforschung.

9.3 Politische Kommunikation im Vergleich

Ländervergleichende Untersuchungen zur politischen Kommunikation zeigen, dass die Mas-

senmedien in östlichen Transformationsgesellschaften die Übernahme demokratischer Nor-

men unterstützen und einen positiven Beitrag zur demokratischen Konsolidierung leisten

können (vgl. Gunther/Mughan 2000). Dagegen wird der Beitrag der Massenmedien zum de-

mokratischen Prozess in den westlichen etablierten Gesellschaften häufiger kritisch hinter-

fragt (vgl. Blumler/Gurevitch 1995).

In der westlichen politischen Kommunikationsforschung werden vier Paradigmen im

Verhältnis von Medien und Politik unterschieden (vgl. Schulz 2008): Das „Symbiose-

Paradigma“ geht von einem wechselseitigen Tausch- und Abhängigkeitsverhältnis zwischen

beiden aus; das „Gewaltenteilungs-Paradigma“ betont die Autonomie, Unabhängigkeit und

Watchdog-Funktion der Medien; das „Medienübermacht-Paradigma“ postuliert, dass sich die

Politik – um Öffentlichkeit zu erreichen – der Eigenlogik der Medien anpassen muss, was

politische Verfahren und Institutionen aus dem Gleichgewicht und die Politiklogik ins Hinter-

treffen geraten lässt; und das „Politikübermacht-Paradigma“ geht davon aus, dass die Politik

mittels gesetzlicher Medienpolitik und strategischer Informationspolitik die eigenen Machtin-

teressen durchsetzen und die Medien für eigene Zwecke instrumentalisiert. Eine wesentliche

Aufgabe der ländervergleichenden Forschung liegt darin, politische Kommunikationssysteme

hinsichtlich dieses Spannungsverhältnisses zu typologisieren (vgl. Pfetsch/Meyerhöfer/Adam

2007). Politische Kommunikationssysteme lassen sich auch nach anderen Kriterien klassifi-

zieren. Als weitere mögliche Klassifikationsmerkmale nennen Gurevitch/Blumler (2003) u.a.

den Grad der Unterordnung der Medien unter Marktmacht, den Grad der Kommunikations-

kontrolle von Politikern bzw. Journalisten, oder den Grad des Wandels von politischen Kom-

23

munikationssystemen. Letzteres verweist darauf, dass politische Kommunikationssysteme

dynamische Gebilde sind, die permanent einem sozial, technisch und kulturell induziertem

Wandel unterworfen sind.

Die Heuristik der politischen Kommunikationssysteme bildet den wesentlichen Rah-

men für komparative Forschung auf diesem Feld (vgl. Blumler/Gurevitch 1995; Pfetsch

2003a). Politische Kommunikation wird in vergleichenden Ansätzen als System begriffen,

welches eine strukturelle und eine kulturelle Dimension besitzt. Hier greifen wir zurück auf

unsere Ausführungen zum strukturalistischen und kulturalistischen Paradigma. Die Struktur

der politischen Kommunikation betrifft Faktoren der Politik- und Mediensysteme (auf Makro-

ebene) bzw. der Politik- und Medienorganisationen (auf Mesoebene), insoweit sie an der

Herstellung von Öffentlichkeit mitwirken. Die kulturelle Dimension zielt auf die Berufseinstel-

lungen, Kommunikationspraktiken und Berichterstattungsprodukte der Akteure – also der

Journalisten und Politiker. Dabei ist zu beachten, dass Journalisten und Politiker in unter-

schiedliche organisationale Zusammenhänge (Redaktionen; Parteien) und institutionelle Zu-

sammenhänge (Medien; Politik) eingebunden sind, die jeweils verschiedene Interessen ver-

folgen (aufmerksamkeitsökonomische Medienlogik; macht- und regelungsorientierte Politik-

logik). Wenn man politische Kommunikationsprozesse als Zusammenspiel von

Akteurshandeln und Strukturbedingungen begreift, bietet der vergleichende Ansatz die Mög-

lichkeit, die Struktur und Kontextbedingungen zu variieren und danach zu fragen, wie sich

die Orientierungen der Akteure im Verhältnis dazu verhalten (s.o., „Logik des Vergleichs“).

Die ländervergleichende Forschung geht davon aus, dass Makrofaktoren des Medi-

en- und Politiksystems Einfluss auf den Input des politischen Kommunikationssystems, den

Output, sowie die Interaktionen der Akteure innerhalb nehmen (vgl. Pfetsch 2003a). Der „In-

put“ des politischen Kommunikationssystems verweist auf die Meinungen, Einstellungen,

Erwartungen und Forderungen des Medienpublikums bzw. der Wählerschaft, welche die

gemeinsame Bezugsgrösse für Journalisten (bei der Gestaltung ihrer Inhalte) und Politiker

(bei ihren Entscheidungen und Selbstdarstellungen) ist. Medienpublikum und Wählerschaft

können international vergleichend (also in Abhängigkeit von Systemeinflüssen) danach klas-

sifiziert werden, wie intensiv ihre Partizipation bei Wahlen oder wie intensiv ihre Nutzung

politscher Informationsangebote ausfällt, wie viel Vertrauen bzw. Zynismus sie Medien und

Politik gegenüber aufbringen, wie volatil oder etabliert bei ihnen demokratische Werte veran-

kert sind, wie postmaterialistisch oder wie populistisch ihre Politische Kultur ist, oder wie

konsensual oder polarisiert ihre aggregierte öffentliche Meinung zu relevanten Themen ist.

All diese Länderunterschiede bei der „Input“-Grösse Medienpublikum/Wählerschaft haben

nachweislich Einfluss auf die politischen Kommunikationsprozesse (vgl. Semetko/Mandelli

1997; Norris 2000; Blumler/Gurevitch 2001; Peter 2003; Tenscher 2008). Ebenfalls zur „In-

put“-Seite gehören international vergleichende Studien zur Frage, welche gesellschaftlichen

24

Gruppen ihre Interessen besonders effektiv artikulieren können und damit die Themen- und

Problemdefinitionsprozesse in ihrem Sinne beeinflussen können – und ob die Medien dabei

stärker als Vermittler, Mobilisierer oder eigenständiger Akteur agieren (vgl. Semetko et al.

1991; Weaver 1998; Kriesi 2003; Adam 2007; Pfetsch/Maurer 2007)

Die „Output“-Seite des politischen Kommunikationssystems verweist auf die Produkti-

on, Verarbeitung und Vermittlung politischer Botschaften durch Journalisten (politische

Kommunikation als Nachrichtengebung) und Politiker (politische Kommunikation als Öffent-

lichkeitsarbeit). Unterschiedliche Makrostrukturen der politischen Kommunikationssysteme

haben einen nachweislichen Einfluss auf die national vorfindlichen Ausprägungen der Aus-

landsberichterstattung (vgl. Wilke 2008), Europaberichterstattung (vgl. Adam 2007;

Pfetsch/Adam/Eschner 2008; Brüggemann/Kleinen von Königslöw 2009), Wahlkampfbe-

richterstattung (vgl. Esser 2008; Strömbäck/Kaid 2008) oder die Berichterstattung über

ethisch schwierige Fragen wie die Abtreibung (vgl. Ferree/Gamson/Gerhards/Rucht 2002).

Makrostrukturen haben ebenfalls nachweisbare Einflüsse auf politische Öffentlichkeitsarbeit,

politische Werbekampagnen, Wahlkampfführung und Newsmanagement der Regierungen in

verschiedenen Ländern (vgl. Swanson/Mancini 1996; Esser/Reinemann/Fan 200; Plas-

ser/Plasser 2003; Kaid/Holtz-Bacha 2006; Pfetsch 2007).

Die „Interaktion“ der Akteure verweist auf die Selbstverständnisbilder, Rollen(zwänge

und -erwartungen) sowie Handlungsorientierungen von Journalisten und Politikern. Das Stu-

dium der Interaktionsbeziehungen beider Gruppen im Ländervergleich hat Pfetsch zu vier

Typen von politischen Kommunikationskulturen verdichtet: Einen medienorientierten Typus

findet man beispielsweise in den USA, einen PR-orientierten in der Schweiz, einen parteipoli-

tischen in Deutschland und einen strategischen in Italien (Pfetsch 2003b).

Das Konzept des politischen Kommunikationssystems ist sowohl für politische Routi-

nephasen wie Wahlkampfphasen anwendbar (vgl. Blumler/Gurevitch 1995, 2001, 2005). Die

speziell in der vergleichenden Wahlkampfforschung zu beachtenden Strukturfaktoren sind in

der Literatur mittlerweile vielfach diskutiert worden (vgl. Swanson/Mancini 1996; Plas-

ser/Plasser 2003; Esser 2008; Strömbäck/Kaid 2008).

10 Fazit

Ziel dieses Beitrages war es, eine Einführung in die Logik und die Analyse von komparativer

Kommunikationsforschung zu geben. Der wesentliche Beitrag der komparatistischen For-

schung liegt in der Erklärung von sozialen Sachverhalten im Bereich von Information, Kom-

munikation und Mediensystemen, deshalb geht sie hypothesengeleitet vor. Wichtig ist es

daher zu verstehen, wie komparative Hypothesen aus dem Handlungs-, Kultur- und Struk-

turparadigma abgeleitet werden können. Der wesentliche theoretische Fortschritt liegt bis-

25

lang in der Entwicklung von Mehrebenenheuristiken, welche die klare Trennung zwischen

Untersuchungsgegenstand und Kontextbedingungen veranschaulichen. Dazu wurden Bei-

spiele aus der vergleichenden Journalismus-, Mediensystem- und Politischen Kommunikati-

onsforschung diskutiert. Der methodische Fortschritt entwickelt sich aufgrund der Struktur-

schwäche der Komparatistik innerhalb unseres Faches erst langsam; Methodenwissen muss

derzeit noch aus der Literatur der Nachbarfächer erlernt werden.

Ein Einlassen auf das Abenteuer des Vergleiches lohnt sich aufgrund des erheblichen

Erkenntnispotentials auf jeden Fall. Nur der Vergleich erlaubt die Generalisierung bzw. Inter-

nationalisierung von Theorien über Grenzen hinweg. Und nur der Vergleich erlaubt die Kon-

textualisierung von Theorien – also die Benennung derjenigen Systemfaktoren, unter denen

eine Theorie vor allem gültig ist. Darüber hinaus ist der Vergleich wesentlicher Schlüssel zur

Entdeckung allgemeiner, im Verhältnis zu besonderen Gesetzmäßigkeiten, wodurch die spe-

zifische Identität von Medien-, Journalismus-, oder Kommunikationssystemen bestimmbar

wird. Der Vergleich bietet damit auch die Chance zum besseren Verständnis der eigenen

Gesellschaft, indem die bekannten Strukturen und Routinen mit denen anderer Systeme

kontrastiert werden können. Aus praktischer Sicht ist der Vergleich zudem eine fruchtbare

Quelle für Handlungsalternativen: Missstände können behoben werden, indem der verglei-

chende Blick im Ausland Vorbilder findet, wo Länder in ähnlichen Problemlagen funktionsfä-

hige Lösungen gefunden hatten, die sich auch in den eigenen Kontext übertragen lassen.

26

11 Übungs- und Selbstkontrollfragen

• Wie kann man komparative Kommunikationswissenschaft definieren?

• Was heisst Erklärung in der komparativen Kommunikationswissenschaft? Erläutern

Sie die prinzipielle Logik zusätzlich an einem frei gewählten Beispiel.

• Erläutern Sie, wie die Erklärlogik innerhalb des Handlungs-, Struktur- und Kulturpara-

digmas aussieht.

• Warum sind Mehrebenenheuristiken in der Komparatistik wichtig?

• Recherchieren Sie, wie die qualitativen Erklärverfahren „pattern matching“, „process

tracing“ oder „analytical narratives“ konkret vorgehen.

• Recherchieren Sie die Probleme, die sich aus der Anwendung des „Most Similar“ und

„Most Different Systems Design“ bei kleinen Fallzahlen ergeben.

• Mit welchen besonderen Etablierungsproblemen hat die Komparatistik innerhalb der

Kommunikationswissenschaft zu kämpfen?

• Stellen Sie sämtliche Motive, Ziele und Vorteile der komparativen Kommunikations-

forschung, die im Beitrag genannt sind, zusammen.

• Diskutieren Sie, inwiefern nationale Distinktionen in der internationalen Forschung zu

Mediensystemen, Nachrichtenjournalismus und politischer Kommunikation weiterhin

eine Rolle spielen, und wie die weitere Entwicklung einzuschätzen ist.

• Ordnen Sie Ihr eigenes Land in die internationale Forschung zu Mediensystemen,

Nachrichtenjournalismus und politischer Kommunikation ein.

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