73
Research Collection Doctoral Thesis Beitrag zur Synthese digitaloider Aglycone Author(s): Heusser, Hans Publication Date: 1945 Permanent Link: https://doi.org/10.3929/ethz-a-000293993 Rights / License: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted This page was generated automatically upon download from the ETH Zurich Research Collection . For more information please consult the Terms of use . ETH Library

In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

  • Upload
    others

  • View
    4

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

Research Collection

Doctoral Thesis

Beitrag zur Synthese digitaloider Aglycone

Author(s): Heusser, Hans

Publication Date: 1945

Permanent Link: https://doi.org/10.3929/ethz-a-000293993

Rights / License: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted

This page was generated automatically upon download from the ETH Zurich Research Collection. For moreinformation please consult the Terms of use.

ETH Library

Page 2: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

Beitrag zur Synthese

digitaloider Aglycone

VON DER

EIDGENOSSISCHEN TECHNISCHEN

HOCHSCHULE IN ZÜRICH

ZUR ERLANGUNG

DER WURDE EINES DOKTORS DER

TECHNISCHEN WISSENSCHAFTEN

GENEHMIGTE

PROMOTIONSARBEIT

VORGELEGT VON

HANS HEUSSER

dipl. Ingenieur-Chemikeraus Gossau (Zürich)

Referent : Herr Prof. Dr. L. Ruzicka

Korreferent: Herr Prof. Dr. PL A. Plattner

ZÜRICH 1945

Dissertationsdruckerei AG. Gebr. Leemann & Co.

- Stockerstr. 64

Page 3: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

Leer - Vide - Empty

Page 4: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

DEM ANDENKEN

MEINES VATERS

Page 5: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

Leer - Vide - Empty

Page 6: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

Meinem verehrten Lehrer,

Herrn Prof. Dr. L. Ruzicka,

unter dessen grosszügiger Leitung die vorliegende Ar¬

beit ausgeführt wurde, möchte ich an dieser Stelle herz¬

lich danken.

Ebenfalls sei

Herrn Prof. Dr. PL A. Plattner

für das fördernde Interesse, das er dieser Arbeit ent¬

gegenbrachte, sowie für seine wertvollen Ratschläge

aufrichtig gedankt.

Page 7: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

Leer - Vide - Empty

Page 8: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

Inhaltsverzeichnis

Seite

Theoretischer Teil 9

Einleitung 9

Die glykosidische Komponente der digitaloiden Herzgifte ...11

Der Steroid-Kern 13

Der Lacton-Ring 18

Physiologische Wirkung und Konstitution 20

Synthesen digitaloider Aglycone 21

Synthese von /S'-[zfe-3/?-Oxy-nor-cholenyl-(23)]-^a'' '"-butenolid und

^'.[zJ5.3^.0xy-nor-cho]enyl-(23)]-Ja',^'-a'-methyl-butenolid . .24

Synthese von ß'-[3a, 7«, 12/î-Trioxy-nor-cholanyl-(23)Ha'' "'-butenolid 28

Synthese von a-Ketol-bromacetaten und deren Umsetzung zu A"' ^-

Butenoliden 32

Beziehungen zwischen Konstitution und optischer Drehung in der

Cholsäure-Reihe und die Überführung von Cholsäure in Cheno-

desoxy-cholsäure 35

Experimenteller Teil 41

Zusammenfassung 69

Page 9: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

Leer - Vide - Empty

Page 10: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

Theoretischer Teil

Einleitung

Im Jahre 1785 hat der schottische Arzt William Withering zum

ersten Male eine Digitalis-Droge therapeutisch verwendet. Seither

hat die Digitalis-Therapie eine ausserordentliche Verbreitung er¬

fahren und ist für den Arzt zu einem unentbehrlichen Hilfsmittel

geworden. Dank der scharf umgrenzten physiologischen Wirkungfanden Präparate aus Fingerhut allgemein Verwendung, bevor die

chemische Natur der wirksamen Bestandteile dieser Drogen auf¬

geklärt war. Die Chemie der Herzglykoside erzielte seit 1930 die

grössten Fortschritte und wurde durch den gleichzeitigen Ausbau

der physiologischen Testmethoden wirksam unterstützt.

Die herzwirksamen Stoffe stimmen nicht nur in ihrer physio¬

logischen Wirkung auf das Herz überein, sondern sind auch durch

eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬

zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest. Letzterer ist an das

Steroid-Gerüst glykosidisch gebunden. Das Steroid-Gerüst selbst

trägt am Kohlenstoff-Atom 17 eine für alle Herzglykoside charak¬

teristische Lacton-Gruppe aus fünf oder sechs Ringgliedern (vgl.Teilformeln I und II).

CO CO

o

Page 11: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 10 —

Ihrer Konstitution entsprechend wurden die in der Natur vor¬

kommenden herzwirksamen Glykoside in zwei Gruppen eingeteilt.

Die digitaloiden Herzgifte (I) bilden die eine, grössere

Klasse. Sie ist charakterisiert durch eine Butenolid-Gruppe, die

in /^-Stellung mit dem Kohlenstoff-Atom 17 des Steroid-Gerüstes

verbunden ist. Die Vertreter dieser Gruppe sind zahlreich. Als

Beispiele seien angeführt: die Glykoside der verschiedenen Di¬

gitalis-, Strophanthus- und Antiaris-Arten, sowie Periplocin, The-

vetin, Uzarin, Oleandrin u. a. m.

Bei der zweiten Gruppe ist der Butenolid-Rest durch einen

Pentadienolid-Rest ersetzt, der mit seinem /-Kohlenstoff-Atomebenfalls in Stellung 17 mit dem Steroid-Kern verbunden ist (Teil¬

formel II). Vertreter dieser Gruppe, deren Konstitution in neuster

Zeit aufgeklärt wurde, sind die Scilla-Glykoside *) und das Helle-

brin2).

Elderfield und Metarbeiter 3) haben für die ungesättigte Lac-

ton-Gruppe vom Typus I die Bezeichnung JK,/i-Butenolid einge¬

führt. Diese Nomenklatur eignet sich besonders für solche Ver¬

bindungen, bei denen der Lacton-Ring mit einem vom Steroid-Kern

abweichenden Gerüst verbunden ist. Da es sich in der vorliegen¬

den Arbeit einerseits um die Synthesen von höheren Homologen

digitaloider Aglycone, anderseits um Modellkörper handelt, soll

die Bezeichnung zl^-Butenolid auch hier verwendet werden. Um

Verwechslungen mit den in der Sterin-Nomenklatur verwendeten

Bezeichnungen a und ß zu vermeiden, werden bei zusammenge¬

setzten Namen die Kohlenstoff-Atome des Lacton-Ringes mit a',

ß' und y' umschrieben.

Bei der Konstitutionsermittlung der digitaloiden Herzgifte

bildeten die glykosidische Komponente, der Steroid-Kern und die

Butenolid-Gruppe meist getrennte Arbeitsgebiete. Sie seien der

Übersicht halber hier ebenfalls gesondert behandelt.

0 A.Stoll, /.Rem und A. Helfenstein, Helv. 26, 648 (1943); A.Stoll

und /. Renz, Helv. 25, 377; 25, 43 (1942); 24, 1380 (1941); A. Stoll, Ev

Suter, W. Kreis, B. B. Bussenmaker und A. Hofmann, Helv. 16, 703 (1933).

s) W. Karrer, Helv. 26, 1353 (1943).

3) M. Rubin, W. D. Paist und R. C. Elderfield, J. org. Chem. 6, 260

(1941); R.Q.Linville und R.C. Elderfield, J. org. Chem. 6, 270 (1941).

Page 12: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 11 —

Die glykosidische Komponente der

digitaloiden Herzgifte

Bei den herzwirksamen Glykosiden, deren Konstitution heute

als gesichert betrachtet wird, ist die Zucker-Komponente aus¬

nahmslos mit dem Kohlenstoff-Atom 3 das Stereoid-Kerns glyko¬sidisch verknüpft.

In einzelnen Glykosiden wurden bis zu vier Zucker-Reste fest¬

gestellt, von denen jedoch nur einer mit dem Aglycon verbunden

ist. Die weiteren Zucker-Moleküle sind nach Art der Di-, Tri- und

Polysaccharide miteinander verbunden. Als Beispiel sei hier das

k-Strophanthosid4) angeführt (Schema I).

Mineralsäure

Strophan-thobiase

a-Oluco-

sidase

Strophan¬thidin

IO

I

Cymarose

/?-Glucose

a-QIucose

Cymarin

^Strophan¬thine

k-Strophanthosid

Schema I

Einzelne Hydroxyle der Zucker können acyliert sein. In den

Digilaniden A, B und C wurde je ein Molekül Essigsäure gefun¬

den; diese ist hier mit einem Hydroxyl des der /?-Glucose benach¬

barten Digitoxose-Moleküls verbunden (Schema II).

Digitoxigenin (Digilanid A),

Gitoxigenin (Digilanid B) oder

Digoxigenin (Digilanid C)

O

IDigitoxose

I

DigitoxoseIDigitoxose-Essigsäure

Iitf-GIucose Schema II

4) A. Stoll, J. Rem und W. Kreis, Helv. 20, ,1484 (1937).

Page 13: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 12 —

Die Reindarstellung dieser genuinen Glykoside hat lange Zeit

besondere Schwierigkeiten bereitet. Sie ergaben sich einerseits aus

der Empfindlichkeit dieser Verbindungen gegenüber Säuren und

Alkalien, anderseits aber vor allem durch die spaltende Wirkungder in den Drogen vorhandenen Enzyme.

Die Isolierung und Kristallisation der genuinen Glykosideaus Digitalis lanata und Strophanthus kombé ist erstmals A. Stoll

und Mitarbeitern5) durch enzymhindernde Extraktionsverfahren

gelungen. In der Folge haben diese Forscher die Zucker-Kompo¬nenten der Digilanide A, B und C, sowie von Strophanthosid in

ihrer Natur vollkommen aufgeklärt.Meist ist die Wirkung der Enzyme ganz spezifisch. Am Bei¬

spiel des Strophanthosids (Schema I) betrachtet, ergibt sich die

Möglichkeit, durch Verwendung der entsprechenden Enzyme die

Zucker-Kette stufenweise abzubauen. Man gelangt so vom Triosid

Strophanthosid über das Diosid k-Strophanthin-/? zum Monosid

Cymarin. Die a-Glucosidase aus Hefe ist befähigt, das endständigeGlucose-Molekül abzuspalten. Dies gilt gleichzeitig als Beweis

dafür, dass die endständige Glucose in a-Bindung mit dem k-Stro-

phanthin-/?-Rest verknüpft ist; denn /?-Glucosidasen zeigen keine

Wirkung am genuinen Glykosid. Die Strophanthobiase ist in der

Lage, die Bindung zwischen Cymarose und dem mittelständigenGlucose-Molekül zu lösen«

Die Spaltung der glykosidischen Bindung zwischen Aglyconund dem ihm nächst liegenden Zucker kann nur durch saure Hydro¬lyse erfolgen. Enzyme vermögen diese Bindung nicht anzugreifen.

Da unter den in den Samen von Strophanthus kombé auftre¬

tenden Enzymen sowohl die Strophanthobiase wie auch Enzymejnit a-Glucosidase-Wirkung zu finden sind, ist es begreiflich, dass

das genuine Glykosid Strophanthosid erst nach Verwendung der

enzymhindernden Extraktionsmethode isoliert werden konnte.

Unter den in den Herzgiften vorkommenden Zuckern sind

einige seltene Vertreter ihrer Art zu erwähnen. Sie sind zum Teil

für die digitaloiden Glykoside charakteristisch und wurden bisher

5) A. Stoll und W. Kreis, Helv. 16, 703, 1049; 16, 1390 (1933); A.

Stoll, The Cardiac Glycosides. London 1937; A. Stoll, J.Renz und W.Kreis,Helv. 20, 1484 (1937).

Page 14: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 13 -

nur aus diesen isoliert. Unter ihnen sind die a-Desoxy-zucker Di-

gitoxose6) (III), Cymarose7) (IV) und Oleandrose8) (V) zu fin¬

den. Weitere interessante Vertreter sind die Methyl-pentosen

Rhamnose9) (VI) und Digitalose9) (VII).

H—C=0 H-C=0 H-C=0 H—C=0 H—C=0

I I ! I ICH, CH, CH, H-C-OH H—C-OH

I I > I '

H—C-OH H-C-OCH, CHOCHs H-C-OH CH5 O—C—H

III I IH—C-OH H-C—OH CHOH HO—C—H HO-C-H

III « IH—C-OH H—C—OH CHOH HO—C-H H-C-OH

III ' ICHS CH, CH, CH3 CH,

III IV V VI VII

Der Steroid-Kern

Den erstmaligen Beweis, dass es sich bei den digitaloiden Ag-lyconen um Steroide handelt, erbrachten Tschesche und Knick10).Bei der Selen-Dehydrierung von Anhydro-uzarigenin erhielten sie

Methyl-cyclopenteno-phenanthren (VIII), ein typisches Dehydrie¬

rungsprodukt der Sterine und Gallensäuren. Die Konstitution

dieses Körpers wurde von Harper, Kon und F.C.J.Ruzicka11)durch Synthese bewiesen.

/\ -CH,

/\/\

%

VIII

6) F. Micheel, B. 63, 347 (1930).7) R. C. Elderfield, Science 81, 440 (1935); J. biol. Chem. 111, 527

(1935).

8) R.Tschesche, B. 70, 1554 (1937); 71, 1927 (1938).9) O. Th. Schmidt, W. Mayer und A. Distelmaier, A. 555, 26 (1944).10) Z. physiol. Chem. 222, 58 (1933).") J. Chem. Soc. 124 (1934).

Page 15: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

Tabelle

Ider

herzwirksamenGlykoside

Lit.

GlykosidS

m

p

.

I«to

Ringe

A:B

Hydroxyle

O

x

o

-

Gruppen

Aglycon

S

m

p

.

[«to

Zucker

LetaleDosis

mg/kg

1mg/kg

Frosch

|Katze

-

a

DigilanidA

2

4

8

»

+31,4°A

eis

3«,

14

Digitoxigenin

2

4

2

»

2

5

0

°

+

19,5°

A

+19,1

»M

3

Digitoxose

/Î-Glucose Essig

säure1,45

0,380

b

Purpureagly-kosid

A

2

7

0

°

+

12,1»A

eis

3a,

14

Digitoxigenin

2

4

2

»

2

5

0

»

+

19,5°

A+

19,1°

M3

Digitoxose^-Glucose

1,45

0,368

c

Digitoxin

2

6

3

»

+

4,8°

Deis

3a,

14

-

Digitoxigenin

2

4

2

»

2

5

0

°

+

19,5»

A+

19,1

»M

3Digitoxose

8,0

0,30

d

Somalin

1

9

8

»

+

9,5»

Aeis

3a,

14

Digitoxigenin

2

4

2

»

2

5

0

»

+

19,5

»A

+

19,1

»M

Cymarose

e

Thevetin

|

H

a

O

1

9

5

°

eis

3ft

14

ThevetigeninAnhydro-Th.

2

2

0

»

+40,0°

C

Digitalose

?2

Glucose

4,5

0,92

1f

Cerberin

1

9

2

»

-77,9°

C?

3ß,

14

Cerberigenin

Anhydro-Cerb.

2

2

2

»

+46,8»

C

Cerberose

1

H-*

4*

g h

Uzarin

Digilanid

B

2

7

0

»

2

4

8

»

-27,0°

P

+36,7»

A

trans

eis

3ß,

14

3a,

14,

16

Uzarigenin a-Anhyd

ro-Uz.Gitoxigenin

2

6

5

°

2

3

5

°

2

2

5

°

-29,5

»C

-53,6»

C

+34,6°

M

2

Glucose

3

Digitoxose

/Î-Glucose

Essigsäure

1500,0

1,85

5,08

0,40

1

'

Purpureagly-kosid

B

2

4

0

»

+20,4»

Aeis

3a,

14,

16

Gitoxigenin

2

3

5

»

2

2

5

»

+34,6»

M3

Digitoxose/Î-Glucose

0,369

k

GitoxinHjO

2

8

5

»

2

6

9

»

+

3,5°

Peis

3a,

14,

16

Gitoxigenin

2

3

5

»

2

2

5

»

+34,6°

M3

Digitoxose

.

1

Oleandrin2

4

9

°

-52,1

°M

eis

3a,

14,

16-Acetoxy

Oleandrigenin

2

2

3

»

-

8,5»M

Oleandrose

m

Digilanid

C

2

4

8

°

+33,5

»A

+24,4°

Deis

3a,

12«,

14

Digoxigenin

2

2

2

»

+25,8

»A

-1

27,0»

M3

Digitoxose

/Î-Glucose Essig

säure1,56

0,28

n

Digoxin

2

6

5

°

+

13,3»

Peis

3a,12a,14

-

Digoxigenin

2

2

2

°

+25,8°

A

+27,0°

M3

Digitoxose

2,50

0,22

Page 16: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

p q

Sarmentocy-marin

•2H,0

1

3

7

»

1

3

0

°

-12,5°

Meis

Periplocin

eis

Periplocyma-

rin

CH3OH

1

4

8

»

+29,0°

Aeis

Ouabain

•3H,0

1

8

8

»

-30,8°W

eis

k-Strophan-thosid

2

0

0

°

+

13,8»

Meis

k-Strophan-thin-/S

1

9

5

°

1

7

8

°

+31,8°M

+32,6»W

eis

Cymarin

1

3

8

°

+39,2°

M

+35,0

°C

eis

Antiarin-a

Antiarin-^

2

2

5

°

3a,

11?,

14

3a,

5,14

3a,

5,14

1,3a,

5,

11?,

14,

18

3a,

5,14

18

3a,

5,14

18

3a,

5,14

18

-

Sarmentogenin

Periplogenin

Periplogenin

Ouabagenin Strophan

thidin•

H

,

0 Strophanthidin•

H

2

0 Strophanthidin•

H

s

O Antiarigenin Dianhydr

o-Ant.Antiarigenin Dianhydr

o-Ant.2

6

6

°

+21,5°A

1

8

5

°

+31,5»

A

1

8

5

°

+31,5°

A

2

5

6

°

+

11,3»W

2

3

5

»

1

7

5

»

+44,3»

M

2

3

5

»

1

7

5

»

+44,3°

M

2

3

5

»

1

7

5

°

+44,3°

M

2

0

5

»

-160°M

2

0

5

°

-160»M

Sarmentose

CymaroseGlucose

Cymarose

Rhamnose

Cymarose

/Î-Glucosea-Glucose

Cymarose

/?-Glucose

Cymarose

Antiarose

Rhamnose

5,45

0,21

0,155

0,417

0,095

0,54

0,126

0,435

0,120

0,666

0,111

0,50

0,13

0,39

0,10

*)

a)1,

3,7,

14,

18,

25

b)25

c)7,

8,3,

25

d)

14

e)7,

8,10,

18

f)23

g)

7,10,

17,

21,

25

h)

1,3,

15,

21,

25

i)25

r)6,

22

Lösungsmittel

:A=

Alkohol

k)3,

15,

21,

25

s)4,

5,6,

18,

21

M=

Methanol

1)26

04,

5,6,

21

D=

Dioxan

m)

1,2,

3,7,

16,

18,

24

u)4,

6,21

C=

Chloroform

n)2,

7,8,

16,

18,

25

v)'18

W=

Wasser

0)

7,13,

18,

24,

25

w)21,

18,

8P=

Pyridin

P)

12,

21,

24

q)

25

*)Zu

erwähnen

s

i

n

d

n

o

c

h

die

z

w

e

i

physiologisch

starkwirksamendigitaloidenGlykosideConvallatoxin27)u

nd

Calotropin28).

I

h

r

e

Konstitutionsaufklärungi

st

n

o

c

h

nichtbeendet.

Sie

wurdendeshalb

in

der

Tabelle

1

nichtangeführt.

Page 17: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 16 —

Anmerkungen 1—28 zu Tabelle I :

*) A. Stoll und E. Rothlin, Schweiz, med. Wschr. 68, 1335—1342

(1938).2) H. L. Mason und W. M. Hoehn, Am. Soc. 60, 2824 (1938); 61,

1614 (1939).3) A. Stoll, Münchn. med. Wschr. 1933, 723.

4) A. Stoll, f. Rem und W. Kreis, Helv. 20, 1484 (1937).

5) A. Stoll, Münchn. med. Wschr. 1939, 761.

6) E. Rothlin, Münchn. med. Wschr. 1939, 762.

') K- K- Chen, A. L. Chen und R. C. Anderson, J. Am. Pharm. Assoc.

25, 579 (1936).8) L. F. Fieser, The Chemistry of Natural Products related to Phen-

anthrene sec. ed. p. 300.

9) A. Stoll, E. Suter, W. Kreis, B. B. Bussenmaker und A. Hofmann,

Helv. 16, 703 (1933).10) R. Tschesche und K. Bohle, B. 69, 2443 (1936); L. Ruzicka, PL A.

Plattner und A. Fürst, Helv. 24, 716 (1941).

11) W. A. Jacobs und M. Heidelberger, J. biol. Chem. 54, 253 (1922);

57, 553 (1923); 67, 609 (1926); 69, 153 (1926).

12) W. A. Jacobs und A. Hoffmann, J. biol. Chem. 79, 519 (1928).

13) W. A. Jacobs und M. Heidelberger, J. biol. Chem. 81, 765 (1929).

14) M. Hartmann und E. Schüttler, Helv. 23, 548 (1940).

15) A. Windaus, K- Westphal und G. Stein, B. 61, 1847 (1928).

16) S. Smith, J. Chem. Soc. 1930, 508, 2478; 1931, 23; 1935, 1305.

") A. Windaus und E. Haack, B. 63, 1377 (1930).

18) R. Tschesche und Mitarbeiter, B. 69, 2368, 2443, 2497, 1377, 793

(1936).

!») A. Stoll und /. Rem, Helv. 24, 1380 (1941).'*>) W. Karrer, Helv. 12, 506 (1929).

21) R. Tschesche, Erg. Physiol. 38, 32.

22) C. Mannich und G. Siewert, B. 75, 737 (1942).

2S) Tamaki Matsubara, Bull. chem. Soc. Jap. 12, 436 (1937) nach C.

1938 I 2887.

24) H.Gilman, Organic Chemistry, Vol. II, 1319, New York 1938.

25) H. Lettré und H. H. Inhoffen, Über Sterine, Oallensäuren und

verwandte Naturstoffe. Stuttgart 1936.

26) R. Tschesche und Mitarbeiter, B. 70, 1547, 1554 (1937); 71, 654,

1927 (1938).«) W. Karrer, Helv. 12, 506 (1929); R. Tschesche, B. 69, 459 (1936);

IV. Voss und G.Vogt, B. 69, 2333 (1936).

28) G. Hesse und Mitarbeiter, A. 526, 252 (1936); 537, 67 (1938);546, 233 (1941).

Page 18: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 17 —

Später kamen Jacobs und Elderfield12) bei der Dehydrierungvon Strophanthidin zu dem gleichen Ergebnis. Ausserdem konnten

sie, ausgehend von Digitoxigenin (XI), durch eine Reihe eindeutigverlaufender Reaktionen zur Aetio-cholansäure (XIII) gelangen13).Die Natur des Grund-Skeletts der digitaloiden Aglycone und ihre

Verwandtschaft mit den natürlichen Gallensäuren und Sterinen wa¬

ren damit bewiesen.

In der Folge ging nun das Bestreben dahin, die strukturellen

Unterschiede der verschiedenen Aglycone aufzuklären. So gelanges den Forscherkreisen um Jacobs, Windaus, Tschesche und Elder-

field Strophanthidin (IX), Periplogenin (X), Digitoxigenin (XI)und Gitoxigenin (XII) durch wohl definierte Reaktionen mitein¬

ander zu verknüpfen (Schema I) und ihre Konstitution einzeln auf¬

zuklären. Die Forschungsergebnisse sind in der Tabelle I zu-

sammengefasst.

Schema I

CH—CH.

HO

I

COOH

CO

\

OH

Strophanthidin IX

HOOH

a-Iso-strophanthidsäure

HO

CO

OH

OH

Periplogenin X

O

HO

•CH-CH2I

COOH

O CO

OH

Iso-periplogensäure

12) W. A. Jacobs und R. C. Elderfield, Science 79, 279 (1934) ; J. biol.

Chem. 107, 143 (1934).13) IV. A. Jacobs und R.C. Elderfield, Science 80, 434 (1934); J. biol.

Chem. 108, 497 (1935).

Page 19: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 18 —

HO

Iso-digitoxigenonsäure

HO

CH-CH2ICOOH

CH—CH2I ICOOH COOH

Oitoxigenin XII Digitoxanoldisäure

COOH

Aetio-cholansäure XIII

Der Lacton-Ring

Mit der Anwesenheit der ungesättigten Lacton-Gruppe sind

einige charakteristische Farbreaktionen der digitaloiden Glykoside

eng verbunden. Die bekannteste derselben ist der Legal-Test1*).Sowohl die digitaloiden Glykoside wie ihre Aglycone geben mit

Nitroprussidnatrium nach Zusatz von Alkali eine intensive Rot¬

färbung, die nach kurzer Zeit verblasst und in gelb umschlägt. Im

Knudson-Dresbach-Test entsteht mit einer alkalischen Pikrinsäure-

u) Hans Meyer, Analyse und Konstitutionsermittlung, 5. Auflage,

p. 447 (1931); W. A. Jacobs und A. Hoffmann, J. biol. Chem. 67, 333

(1926).

Page 20: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 19 —

Lösung eine orange-rote Färbung. Weiter sind die Butenolid-

Gruppen tragenden Herzgifte befähigt, Tollens-Reagens zu redu¬

zieren.

Verantwortlich für den positiven Ausfall dieser Reaktionen

ist die ungesättigte Lacton-Qruppe 16). Wird ihre Doppelbindungdurch Wasserstoff abgesättigt, oder tritt durch Einwirkung von

Alkali Isomerisierung ein (Schema I), so fallen diese Farbreak¬

tionen negativ aus.

OH

. C = CH

| CO

xo/

-i--C CH2I II I -

/ CHOH COOH

OH

Schema I

o-

. CH-CH,

CH— CH2I IHC-OH COOH

In den vergleichenden Reaktionen mit den einfach gebauten

Angelika-Lactonen (I + II) kamen Jacobs und Mitarbeiter15) zu

der Ansicht, dass bei den digitaloiden Glykosiden die Seitenkette

in einer ß, y ungesättigten Lacton-Gruppe (III) bestehe.

CO

HSCO

\

CO

HaCO

c-

CO

o

III IV

o

CO

Erst in neuster Zeit war es möglich, die Lage der Doppel¬bindung im Lacton-Ring eindeutig festzulegen, nachdem es durch

Partialsynthese gelungen war, ein digitaloides Aglycon, dessen

Doppelbindung mit Sicherheit in <x, ß - Stellung zur Carboxyl-

15) W. A. Jacobs, A. Hoffmann und E. L. Qustus, ). biol. Chem. 70, 1

(1926); 64, 383 (1925).

Page 21: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 20 —

Gruppe liegt, herzustellen. Das U. V.-Absorptionsspektrum dieser

Verbindung zeigte eine vollständige Übereinstimmung mit den¬

jenigen von Strophanthidin und Periplogenin16). Den Glykosidender Digitalis-Reihe kommt somit die Formulierung von ^"'^-Bute-

noliden (IV) zu.

Physiologische Wirkung und Konstitution

Die wertvolle physiologische Wirkung der Herzgifte besteht

darin, dass sie in kleinen Dosen die Herzkontraktion verstärken,

ohne die Frequenz zu verändern. Ausserdem vermögen sie krank¬

hafte Anomalien auszugleichen.Die Zusammenhänge zwischen Konstitution und physiolo¬

gischer Wirkung sind noch nicht vollständig aufgeklärt, jedochlassen sich bereits jetzt einige Aussagen in dieser Richtung

machen.

Das Vorhandensein des unveränderten zla,/5-Butenolid-Restes

ist für die Wirksamkeit der digitaloiden Glykoside notwendig.

Wird die Doppelbindung im Lacton-Ring durch Wasserstoff abge¬

sättigt, so sinkt die physiologische Wirkung auf einen Bruchteil

des ursprünglichen Wertes. Das gleiche gilt für die Isomerisierung

durch Alkali (Schema I, Seite 19). So besitzt Dihydrq-cymarin

V23 der Toxizität des Cymarins; das Iso-Cymarin ist physiologischnicht mehr wirksam.

Dass jedoch das Vorhandensein der zf'^-Butenolid-Gruppie-

rung allein nicht genügt, beweist die Unwirksamkeit der Angelika-Lactone.

Es hat sich weiterhin gezeigt, dass die Herzwirkung auch

abhängig ist von der Anzahl der Hydroxyl-Gruppen am Aglyconsowie von deren relativer Lage zum Lacton-Ring. Es ist auffällig,dass alle gut wirksamen Glykoside an C 14 des Steroid-Gerüstes

eine Hydroxyl-Gruppe tragen. Inwieweit diese für die physiolo-

16) L. Ruzicka, PL A. Plattner und A. Fürst, Helv. 24, 716 (1941);W. D. Paist, E. R. Blont, F. C. Uhle und R. C. Elderfield, J. org. Chem. 6,273 (1941); vgl. Diss. A. Fürst, E.T. H. Zürich 1945.

Page 22: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 21 —

gische Wirkung unerlässlich ist, ist noch nicht vollständig abge¬klärt. Durch ihre Abspaltung wird die physiologische Wirkungstark verändert. Anhydro-digitoxigenin ist kein Herzgift mehr,

sondern ein reines Krampfgift; 14-Desoxy-digitoxigenin ist wenigwirksam. Weiter kann mit Sicherheit gesagt werden, dass mit einer

zunehmenden Anzahl von Hydroxyl-Gruppen am Aglycon die Gif¬

tigkeit des entsprechenden Glykosids steigt (vgl. Tab. I, Seite 14).

Auch die sterischen Verhältnisse sind für das Zustandekom¬

men einer Herzwirkung von grosser Wichtigkeit. Alle digitaloiden,

gut wirksamen Glykoside tragen nach Jacobs die Ringe A und B

des Steroid-Kerns in cis-Verknüpfung. Ferner weisen diese Herz¬

gifte eine Hydroxyl-Gruppe in a-Stellung am C-Atom 3 auf; d.h.

es liegen die gleichen sterischen Verhältnisse wie bei den natür¬

lichen Gallensäuren vor. W. A. Jacobs 17) hat ferner gezeigt, dass

durch eine rein sterische Änderung, die durch ein Enzym bewirkt

wird, die physiologische Wirkung des Strophanthidins erlischt.

Mehr Licht in die Beziehung zwischen Konstitution und phy¬

siologischer Wirkung vermag die Synthese herzwirksamer Agly-cone und Glykoside zu bringen; denn dadurch wird es möglich,den in der Natur in beschränkter Zahl vorkommenden herzwirk¬

samen Stoffen weitere gleichartig gebaute Glieder beizufügen.

Synthesen digitaloider Aglycone

Die Synthese eines digitaloiden Aglycons ist erstmals von

L.Ruzicka, T. Reichstein und A. Fürst16) durchgeführt worden.

Bei der Kondensation von d5, 3ß, 21-Diacetoxy-20-keto-pregnen(III) mit Bromessigester und Zink nach Reformatsky wurde über

das yö-Oxy-butanolid (IV) als Zwischenprodukt das gesuchte Lac-

ton (V) der ^5-20-22-3/?-Acetoxy-21-oxy-norcholadiensäure herge¬stellt.

") J. biol. Chem. 88, 519 (1930).18) Helv. 24, 76 (1941).

Page 23: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 22 —

AcO

COOH

\ CO

CHN2

T CO

J CH2

NOAc

III

OH

C—CH2

L COCO

O O

IV

Schema I

Das als Ausgangsmaterial dienende A5-3ß, 21-Diacetoxy-20-

keto-pregnen (III) ist leicht zugänglich und tritt bei der Herstel¬

lung von Desoxy-corticosteron-acetat als Zwischenprodukt auf. Es

wird aus der zl5-3/?-Acetoxy-ätio-cholensäure (I) über deren Säure¬

chlorid und das Diazoketon (II) gewonnen.

Nach dem gleichen Verfahren (vgl. Schema I) wurden später,von den entsprechenden Aetio-säuren ausgehend, die 4 isomeren

3-Oxy-lactone (VI—IX) hergestellt i») 20) 21) 22) 23). sie entspre-

CO

O

HO H

VI

HO

HO H

VIII

1!') L. Ruzicka, PL A. Plattner und A. Fürst, Helv. 25, 79 (1942).20) L. Ruzicka, PL A. Plattner und /. Pataki, Helv. 25, 425 (1942).21) PL A. Plattner, L. Ruzicka und A. Fürst, Helv. 26, 2274 (1943).22) L. Ruzicka, PL A. Plattner und Q. Bulla, Helv. 25, 65 (1942).23) /. Fried, R. G. Linville und R. C. Elderfield, J. org. Chem. 7, 362

(1942).

Page 24: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 23 -

chen konfigurativ dem Cholestanol, epi-Cholestanol, Koprostanolund epi-Koprostanol.

Eine weitere Methode zur Synthese digitaloider Aglycone

wurde von L. Ruzicka, PI. A. Plattner und J. Patakl2Ü) ausgear¬

beitet. Ausgehend von Steroid-Ketonen vom Typus (X), gelangt

man durch deren Kondensation mit Bromessigester nach Refor-

tnatsky über die yS-Oxy-Säuren (XI) zu den a, /^-ungesättigtenSäuren (XII). Diese liefern bei der Oxydation mit Selendioxyd

über die nicht fassbaren zJa,,3-/S-Oxymethyl-Säuren (XIII) die ge¬

suchten Lactone (XIV).

OH

j-CO\

—y

/

i

c—-CH2\

iC=CH

\/ CH3 \/ CHS1COOH \/ CH3 COOH

X XI XII

CO

o

XIV

C=CH

I ICH9 COOH

\OH

XIII

In der vorliegenden Arbeit sind Synthesen homologer digi¬taloider Aglycone beschrieben, bei welchen zwischen das Cyclo-

pentano-perhydro-phenanthren-Qerüst und die ungesättigte Lac-

ton-Gruppe eine aliphatische 'Brücke eingeschoben ist (XV). Als

Ausgangsmaterial für diese Synthesen dienten Steroidsäuren vom

Typus der Gallensäuren mit 24 Kohlenstoff-Atomen (XVI).

| CO

\ /

O

XV

COOH

XVI

Page 25: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 24 —

Synthese von yff'-[/l6-3£-Oxy-nor-cholenyl-(23)]-âa'> ^'-buienolid (V) und ^'-[J6-3^-Oxy-nor-cho-

lenyl-(23)]-Ja'> -« -meihyl-buienolid (XI)

Bei der Übertragung der von L. Ruzicka, T. Reichstein und

A. Fürst durchgeführten Synthese (vgl. Seite 22) auf A 5-3 /?-Ace-

toxy-cholensäure (I) musste das homologe Lacton V entstehen.

<y

iAc

I

COOH

I/\

/CO

CHN2

II

CO

I

CH2—OAc

III

HO-C-CH2

| CO

o

IV

/

/\/\/

.A/vHO

CO\ / /

O HO

VI

ICO

ICHS

O^V

\ /

VII

ICO

ICH.

Page 26: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 25 —

Die zl5-3/?-Acetoxy-cholensäure wird in grösseren Mengen als

Nebenprodukt bei der energischen Oxydation von Cholesterin-ace-

tat (VIII) zu t-Dehydro-androsteron-acetat (IX) gebildet 2i).

In der Hauptsache entsteht durch den Eingriff des Chrom-

trioxyds an verschiedenen Stellen des Cholesterin-Moleküls ein

Gemisch von Säuren, das durch Behandeln mit Alkali leicht von

den Neutralteilen getrennt werden kann. Von den Säuren besitzen

nur jene für die Synthese von Steroiden ein Interesse, bei denen

der Steroid-Kern als solcher noch intakt geblieben ist.

HO

IX VIII

Aus den sauren Oxydationsprodukten wurden neben Säuren,

die durch oxydative Sprengung des Sterin-Kerns entstanden sind,

die A 5-3 yS-Acetoxy-ätio-cholensäure 25), die A 5-3 /?-Acetoxy-bis-nor-

cholensäure26) und die zf5-3/?-Acetoxy-cholensäure (I)27) als

Hauptbestandteil isoliert. Die zI5-3^-Oxy-cholensäure besitzt mit

24 Kohlenstoffatomen das gleiche Skelett wie die natürlichen

Gallensäuren.

Die Isolierung der zl5-3/?-Oxy-cholensäure ist dadurch er¬

schwert, dass sie als freie Säure in Äther nur in geringer Menge,als Alkali-Salz andererseits in Wasser kaum löslich ist. Diesen

Eigenschaften entsprechend sind die in der Literatur angeführten

2i) L. Ruzicka und A. Weitstem, Helv. 18, 986 (1935); A. Butenandt,H. Dannenbaum, Q. Hanisch und H. Kudszus, Z. phisiol. Ch. 237, 57 (1935).

25) Franz. Pat. 845795; Holl. Pat. Anm. 92456 A. 65.

26) Franz. Pat. 845 795; Holl. Pat. Anm. 92456 A. 65.

27) wie 24, ferner E. S. Wallis und E. Fernholz, Am. Soc. 57, 1504,

(1935); Schweiz. Pat. 194755 nach C. 1938, II 1276.

Page 27: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 26 —

Aufarbeitungsmethoden28) mühsam und nur für Ansätze, die 15gnicht überschreiten, passend.

Die Isolierung der J5-3/?-Oxy-cholensäure in grösseren Men¬

gen aus den sauren Fraktionen des Oxydationsgemisches wurde

dadurch erreicht, dass aus einer methanolischen Lösung der rohen

Kaliumsalze das Salz der genannten Säure durch Zusatz von

Wasser gefällt wurde. Der Niederschlag wurde mit Hilfe von

Celite filtriert. Die Extraktion des Celites mit Methanol ergabnun ein weitgehend gereinigtes Kaliumsalz. Die daraus freige¬setzte Säure war nach aufeinanderfolgenden Kristallisationen aus

Aceton und Methanol rein und wies einen Smp. von 236—237°

auf. [<x]D = — 39,4° (in Pyridin). Die Ausbeute betrug 6,9 °/o,

bezogen auf die rohen, sauren Oxydationsprodukte.

Durch Umsetzen der A 5-3 /?-Oxy-cholensäure mit Acetanhy-drid in der Wärme wurde in guter Ausbeute das Acetat I vom

Smp. 190—191°; [oc]D = — 49,3 ° (in Chloroform) gebildet. Durch

Behandeln des Acetats mit Thionylchlorid in Benzol wurde das

Säurechlorid vom Smp. 153,5—154° erhalten, welches beim Um¬

setzen mit einem Überschuss von Diazomethan das der A5-3ß-

Acetoxy-cholensäure entsprechende Diazoketon II vom Smp. 155—

155,5° (Zers.); [oc]D = —52,1° (in Chloroform) lieferte. Dieses

Diazoketon haben bereits früher Hattori29) sowie Kuwada und

Yosiki30) als Zwischenprodukt bei den Synthesen von Nor-chole-

stenon (VI), bzw. eines Homologen des Progesterons VII, isoliert.

Beim Verkochen des Diazoketons II mit wasserfreiem Eis¬

essig bildete sich in guter Ausbeute das A5-3ß, 25-Diacetoxy-24-

keto-25-homo-cholen,(in) vom Smp. 125,5—126°; [a]D = —45,1°

(in Chloroform). Dieses Ketol-acetat wurde nun mit Bromessig¬ester und Zink nach Reformatsky umgesetzt und lieferte über das

/3-Oxy-butanolid IV, das nicht näher untersucht wurde, das Acetat

2S) L. Ruzicka und L. Wettstein, Helv. 18, 986 (1935); E. S.Wallis

und E. Fernholz, Am. Soc. 57, 1504 (1935); A. Butenandt, H. Dannen-

baum, G. Hanisch und H. Kudszus, Z. psysiol. Ch. 237, 57 (1935); Schw.

Pat. 194755 nach C 1938, II 1276.

29) J. pharmac. Soc. Japan 58, 150 (1938), nach C. 1939, I 1182.

30) J. pharmac. Soc. Japan 58, 187 (1938), nach C. 1939, I, 1372.

Page 28: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 27 —

des gesuchten Lactons V vom Smp. 204—205°; [x]D = —40,6°

(in Chloroform).

Die spektroskopische Untersuchung zeigte eine für die digi-

taloiden Aglycone typische U.V. Absorptionskurve mit einem Maxi¬

mum bei 217 m^ (log e = 4,05). Die saure Verseifung des Acetats

mit Salzsäure in Dioxan ergab das freie Oxy-lacton V vom Smp.

229—230°; [oc]D = —42,5° (in Chloroform). Das ß'[A5-3ß-

Oxy-nor-cholenyl-(23)]-zlß''^-butenolid (V), sowie sein Acetat, zei¬

gen positiven Legal- und Knudson-Dresbach-Test.

CO

.

/o

HO O

XI

i

COCHS

Bei der Umsetzung des Ketol-acetats III mit a-Brom-propion-ester und Zink analog der Reaktionsweise, wie sie mit Bromessig¬

ester durchgeführt wurde, bildete sich über das entsprechende

/?-Oxy-butyroIacton das Acetat des a-Methyl-yS-Steroid-lactons XI

vom Smp. 184—185°; [x]D = —41,6° (in Chloroform). Die

saure Verseifung lieferte das freie Oxy-lacton XI vom Smp. 217—

218° (Zers.); [a.]D = —43,8° (in Chloroform). Im Legal-Testverhält sich dieses, wie auch sein Acetat, negativ, während beide

Aglycone eine positive Knudson-Dresbach-Reäktion zeigen. Der¬

artig zweifach substituierte Butenolide sind bis heute unter den

natürlichen herzwirksamen Stoffen nicht gefunden worden.

Einige physikalische und chemische Eigenschaften zeigeninteressante Abweichungen, sowohl von den natürlichen, als auch

von den bisher synthetisch hergestellten Aglyconen. Wie zu er¬

warten war, bewirkt der zusätzliche Substituent in a-Stellung des

Lacton-Ringes eine deutliche Verschiebung des Maximums im U. V.

Absorptionsspektrum nach dem Langwelligen. Die Kurve weist ein

Maximum bei 222 m/u (log s = 4,30) auf. Weiter weist das disub-

stituierte Lacton XI trotz seines grösseren Molekulargewichts eine

grössere spezifische Drehung auf als das Methyl-freie Butenolid V.

Page 29: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 28 —

Dies wirkt weiter nicht überraschend, denn das optische Drehungs¬

vermögen einer Substanz steht in engem Zusammenhang mit der

Lage ihrer Absorptionsbande. Je näher die Wellenbereiche der

Absorptionsbande und jene, in der die Bestimmung des optischenDrehungsvermögens erfolgt, zusammenfallen, umso grösser wird

der Drehungsbeitrag der Absorptionsbande. Im Falle des Lactons

XI ist das grössere optische Drehungsvermögen mit der Verschie¬

bung des U.V. Absorptionsmaximums nach dem Langwelligen (ge¬

gen die D-Linie) leicht zu erklären.

Wie schon erwähnt, verhält sich das Lacton XI im Legal-Test

negativ. Dieser Befund bestätigt die Ansicht, dass für -das Auf¬

treten des Legal-Testes die Anwesenheit eines ot-Wasserstoff-

Atoms im Lacton-Ring notwendig ist31).

Synthese von ß'-V&a, 7a, 12/?-Trioxy-nor-cholanyl-(23)]-J«> -buienolid (IVc)

Der Steroid-Kern der natürlichen herzwirksamen Glykosideist meist mehrfach mit Hydroxylen besetzt. Es hat sich auch ge¬

zeigt, dass mit steigender Anzahl der Hydroxyl-Gruppen die phy¬

siologische Aktivität steigt (vgl. Tabelle I, S. 14). Da die bisher

synthetisch dargestellten digitaloiden Aglycone nur eine je Oxy-

Gruppe in Stellung 3 des Steroid-Kerns tragen, war es von Inter¬

esse, durch Synthese zu einem Vertreter dieser Körper-Klasse zu

gelangen, der mehrere Hydroxyle aufweist.

Als geeignetes und leicht zugängliches Ausgangsmaterial er¬

wies sich die Cholsäure (I), die auch als 3oc, 7<x, 12/?-Trioxy-cholan-säure bezeichnet werden kann. Mit den Indizes a. und ß soll die

relative Lage der Hydroxyl-Gruppen zum Kerngerüst ausgedrücktwerden, so wie es Reichstein und Köchlin 32) vorgeschlagen haben.

Die mit a, indizierten Gruppen befinden sich unter, die mit ß in¬

dizierten über der Projektionsebene.

31) L. F. Fieser, The Chemistry of Natural Products related to

Phenanthrene. New York 1936, S. 266.

32) Helv. 25, 918 (1942).

Page 30: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 29 —

Die Cholsäure ist leicht zugänglich und wird heute technisch

aus Rindergalle gewonnen. Für die Durchführung der Syntheseist ein Schutz der Oxy-Gruppen notwendig. Er lässt sich theore¬

tisch durch Acetylierung der Hydroxyle durchführen, was sich aber

wegen mangelnder Kristallisationsfreudigkeit der Triacetyl-chol-säure als unzweckmäßig erwies. Die Triformyl-cholsäure (Ia) je¬doch ist leicht zugänglich und wurde schon von Cortese und Bau¬

mann 33) beschrieben. Die gleichen Autoren geben eine Vorschrift

zur Darstellung des Triformyl-cholsäure-chlorids (Ib) an, die aber

in verschiedenen Punkten abgeändert werden musste, um in der

Folge zu einem kristallisierten Diazoketon zu gelangen. Das reine

Diazoketon II bildete feine gelbe Nadeln, die bei 128—129° unter

Zersetzung schmolzen; [<x]d = +87,2° (in Chloroform). Da be¬

kanntlich Formyl-Qruppen ausserordentlich leicht verseifbar sind,

wurde angenommen, dass diese für die weiteren Reaktionen keinen

genügenden Schutz für die Oxy-Gruppen bieten würden. Sie wur¬

den deshalb durch Acetyle ersetzt. Das Triformyl-diazoketon II

wurde vorsichtig alkalisch verseift und durch nachfolgendes Ver¬

kochen mit Eisessig in das Trioxy-ketol-acetat III übergeführt. Die

Acetylierung von III lieferte das gut kristallisierte 3a,, 7a, 12/?, 25-

Tetracetoxy-24-keto-25-homo-cholan (lila) vom Smp. 132—133,5«;

[x]d = + 77,1° (in Chloroform). Die Umsetzung des Ketolacetats

lila mit Bromessigester und Zink nach Reformatsky führte zu dem

vollständig acetylierten Lacton IV, das auch nach dreimaliger

chromatographischer Reinigung nicht kristallisiert werden konnte.

Durch Umfallen aus Alkohol-Wasser wurde es als amorphes Pul¬

ver, das zwischen 85—90° schmolz, erhalten; [a]o = +74,0°

(in Chloroform). Die Konstitution dieses Lactons IV wurde durch

die stimmenden Analysenwerte und durch milde saure Versei¬

fung zum kristallisierten /!'-[ 3a.-Oxy-7<x, 12/?-diacetoxy-nor-chol-

anyl-(23)]-J"'-/i,-butenolid (IVa) bewiesen. Das letztere kristalli¬

siert aus Alkohol-Wasser in feinen Nadeln, die 1 Mol Wasser

enthalten und bei 162,5—163,5° schmelzen; [a]D = +63,0° (in

Chloroform). Das U.V.Absorptionsspektrum von IVa weist die

typische Bande der digitaloiden Aglycone mit einer Endabsorption

33) Am. Soc. 57, 13Q3 (1935).

Page 31: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

30

COR!

I :R = H; R, = OH

Ia:R = HCO; Rx = OH

Ib:R = HCO; Ri = Cl

OR1

1 1

'\

J CO

n/X/Xör chn

II : R = HCO

Ha :R = H

OR3

-CH3

III :R = H

Ilia : R = CH3CO

IIIb:R = HCO

r C\/\/\/\/ /

A/^O

1 RoOR2 O

IV : R = R2 = R3 = CH3COIVa:R = H; R2 = R3 =

CH3CO

IVb:R = Rj = R3 = HCO

IVc:R = R» = R3 = H

RiO

V :RX

Va:R,

OR3I

I HO-C

H;

R2 :

OR2

R2 =

R3 =

CH2

CH2 CO

\ /0

R3 = HCO

H

bei 217 mju (log e = 4,10) auf. Sowohl im Legal- wie im Knudson-

Dresbach-Test verhalten sich die beiden Lactone IV und IVa

positiv.Die Acetyl-Qruppen in 7a- und 12/?-Stellung konnten auch

bei energischer Behandlung mit Säure nicht verseift werden. Bei

der milden Behandlung mit Alkali konnte nur das unveränderte

Page 32: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 31 —

3-Oxy-7,12-diacetoxy-butenolid IVa in kristallisierter Form ge-

fasst werden, während ein grosser Teil des Ausgangsmaterialsunter Öffnung des Lacton-Ringes zerstört wurde. Es war somit

nicht möglich, durch Verseifung der vollständig oder teilweise

acetylierten Lactone IV und IVa zum gesuchten Trioxy-lacton IVc

zu gelangen.Trotz der zu erwartenden Schwierigkeiten, die sich aus der

leichten Abspaltbarkeit von Formiat-Oruppen ergaben, wurde doch

noch versucht, über das Triformyl-butenolid IVb zum Trioxy-lac¬

ton IVc zu gelangen. Beim Verkochen des Triformyl-diazoketons II

mit Eisessig wurde in guter Ausbeute das Triformyl-ketol-acetatIllb vom Smp. 118—119°; [<x]u = +77,5° (in Chloroform) ge¬

bildet. Die Umsetzung des letzteren mit Bromessigester und Zink

lieferte ein sehr komplex zusammengesetztes Gemisch, da die For-

mylgruppen während der Umsetzung mit Bromessigester und der

nachfolgenden Aufarbeitung teilweise abgespalten wurden. Je nach

den Reaktionsbedingungen konnten drei kristallisierte Verbindun¬

gen isoliert werden: das /?'[3a-Oxy-7a, 12^-diformoxy-nor-chol-

anyl-(23)]-yö'-oxy-butanolid (V) vom Smp. 232—233 0; [a]D =

+ 69,5° (in Feinsprit), das ß'[3<x, 7a, 12/?-Trioxy-nor-cholanyl-

(23)]-y?'-oxy-butanolid (Va) vom Smp. 233—234»; [a]D = + 34,4°

(in Feinsprit) und schliesslich das ß'- [ 3a., 7a, 12/?-Triformoxy-nor-

cholanyl-(23)]-zl"'''*-butenolid (IVb) vom Smp. 227—228° [a]D =

+ 75,16" (in Chloroform).Das letztere Hess sich nun im Gegensatz zum Triacetyl-lac-

ton IV unter, milden alkalischen Bedingungen zum gesuchten ß'-

[3a, 7a, 12/?-Trioxy-nor-cholanyl-(23) J-zT'^'-butenolid (IVc) vom

Smp. 190—190,5°; [a]D = +23,14° (in Chloroform) verseifen.

Durch Acetylierung des Trioxy-lactons IVc zum Triacetyl-lacton IV und dessen Verseifung zum kristallisierten 3-Oxy-7,12-

diacetoxy-lacton IVa wurden die Formiat-Gruppen tragenden Ver¬

bindungen mit den acetylierten Lactonen IV und IVa verbunden.

Die experimentellen Schwierigkeiten, die bei der Synthesedes Lactons IVc zu überwinden waren, sind hauptsächlich auf die

mangelnde Kristallisationsfreudigkeit mancher Cholsäure-Derivate

zurückzuführen. Bei mehreren Stufen gelang die Kristallisation

erst nach wiederholter chromatographischer Reinigung. Diesem

Page 33: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 32 —

Umstand ist es auch zuzuschreiben, dass W.S.Knowles, J.Fried

und R.C.Elderfield3i), die sich mit der gleichen Synthese be-

fassten, ihre Versuche abbrechen mussten, da sie zu keinen kri¬

stallisierten Produkten gelangen konnten.

Das ungesättigte Lacton IVc, der Diäthyl-amino-essigsäure-

ester35) und der Betainester35) des Diacetyl-lactons IVa wurden

auf ihre physiologische Wirkung untersucht. Alle drei Verbin¬

dungen wiesen eine sehr geringe Wirkung am isolierten Frosch¬

herz und am isolierten Darm auf. Am Organ in situ war bis zu

5mg/kg noch keine Wirkung zu beobachten; es trat jedoch Toni-

sierung des Uterus wie bei gut wirksamen Herzglykosiden auf.

Diese digitaloiden Aglycone besitzen keine typische Haftfestig¬keit an der glatten Muskulatur und sind ausserordentlich leicht

auswaschbar.

Die Synthese von Kexol-bromacetaten und

deren Umsetzung zu &a '-Butenoliden (SchemaI)

Die bequemste Methode, die zur Bildung von «.^-ungesättig¬ten Butenoliden III führt, ist die bereits beschriebene Umsetzung

von Ketol-acetaten I mit Bromessigester und Zink nach Refor-

matsky. Die als Zwischenprodukte auftretenden /?-Oxy-butanolideII können leicht in reiner Form isoliert werden. Die Ausbeuten an

reinen ungesättigten Lactonen III betragen im günstigsten Falle

30—40 o/o der Theorie.

R—CO

I

CH2\ CH2BrO + |

! CO-ORCO

ICH3

I

34) J. org. Chem. 7, 383 (1942), nach B. C. A. 1942, A II, 415.

s») Vgl. Diss. Max Geiger, E. T. H. 1945.

OH

IR-C—CH2

I ICH2 CO

\ /O

II

CH2 CO

\ /O

III

Page 34: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 33 —

Die als Ausgangsmaterial dienenden Ketol-acetate I sind be¬

kanntlich leicht zugänglich durch Umsetzen des der Säure ent¬

sprechenden Diazoketons mit Eisessig (vgl. Schema I, Seite 22).Es schien von Interesse, die Umsetzung von Diazoketonen mit

Bromessigsäure vorzunehmen und eine intramolekulare Reaktion

der entstandenen Bromacetate mit der Keto-Gruppe herbeizu¬

führen (Schema I).

R-CO R—CO BrCH, OH

i —y i i hi

CHN2 CH, CO R-C—CH2\/ IIO CH, CO

\/

Schema I

Die Umsetzung der Diazoketone mit Bromessigsäure wurde

in Benzol durchgeführt und bot keine Schwierigkeiten. So wurde

aus Benzyl-diazomethyl-keton (V) und Bromessigsäure in nahezu

quantitativer Ausbeute das Benzyl-bromacetoxymethyl-keton (VI)vom Smp. 44—45° gebildet. In der Steroid-Reihe wurden aus

den entsprechenden Diazoketonen folgende Ketol-bromacetate

hergestellt: das zl5-3/3-Acetoxy-24-keto-25-bromacetoxy-25-homo-cholen (VII) vom Smp. 128—130«, das z/5-3ß-Acetoxy-20-keto-21-

bromacetoxy-pregnen (VIII) vom Smp. 137—138° und das A°-3ß-

Oxy-20-keto-21-bromacetoxy-pregnen (IX) vom Smp. 112—113°.

Das letztere wurde durch Behandeln mit Acetanhydrid in der

Wärme in das Acetat VIII übergeführt. Allerdings konnte in die¬

sem Falle eine teilweise Umesterung der 21-Bromacetoxy-Gruppein die Acetoxy-Gruppe nicht vermieden werden, so dass aus den

Mutterlaugen von VIII immer kleinere Mengen von A'°-1ß, 21-

Diacetoxy-20-keto-pregnen vom Smp. 166—167° isoliert werden

konnten.

Die intramolekulare Umsetzung der Ketol-bromacetate mit

Zink konnte auch bei Anwendung verschiedenster Reaktionsbe¬

dingungen nicht herbeigeführt werden. Wurde jedoch den Ketol-

bromacetaten wenig Bromessigester zugesetzt, so kam die Reak¬

tion unter Bildung der entsprechenden Butenolide, bzw. /?-Oxy-butanolide, leicht in Gang. Als günstig erwies sich eine Bei¬

mengung von 0,75 Äquiv. Bromessigester, bezogen auf das Ketol-

Page 35: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 34 —

bromacetat. Unter diesen Bedingungen lieferte das Benzyl-brom-

acetoxymethyl-keton (VI) in 55°/oiger Ausbeute /?-Benzyl-/?-oxy-butanolid (X) vom Smp. 99—100°. Aus dem letzteren kann durch

^V CH2COCHN2

V

-CH,

^/

-CO CH2Br

CH2 CO

O

VI

CH3 C=j| CO\ /O

XI

/AOH

i

frCHa-C—CH

II -lCH2 CO

\ /O

AcO

CO CH.Br/ /

I CO

\ /

O

XII

AcO VIII

CO CH2Br

CH2 CO

\/O

CO CH2Br

HO

CO

O

XIII

Kochen mit Acetanhydrid Wasser abgespalten werden. Das A"'ß-

/?-Benzyl-butenolid (XI) ist ein zähflüssiges, farbloses Öl vom Kp.

0,02 mm 126—127°. Es zeigt einen positiven Legal- und Knudson-

Dresbach-Test

Page 36: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 35 —

Mit dem gleichen Erfolg konnten die Bromaectate VII und

VIII nach Zusatz von 0,75 Äquiv. Bromessigester zu den Buteno-

liden XII und XIII, die bereits früher beschrieben wurden, un>

gesetzt werden. (Vgl. Seiten 24 und 22.)Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Diazoketone mit

Bromessigsäure leicht Ketol-bromacetate bilden, die mit Zink nach

Zusatz von wenig Bromessigester in merklich besseren Ausbeuten

als Ketol-acetate die entsprechenden /?-Oxy-butanolide bzw. A",ß-

Butenolide liefern.

Beziehungen zwischen Konstitution und

optischer Drehung in der Cholsäure-Reihe und

die Überführung von Cholsäure in Cheno¬

desoxycholsäure

Zur Abklärung konstitutiver Fragen optisch aktiver Körperwerden in neuster Zeit immer mehr die spezifischen bzw. molaren

Drehungen herangezogen. Bs hat sich dabei gezeigt, dass beim

quantitativen Vergleich des optischen Drehungsvermögens ver¬

schiedener Körper dem Unterschied des Molekulargewichts Rech¬

nung getragen werden muss und deshalb die molaren Drehun¬

gen 36) einander gegenübergestellt werden müssen.

Mit dem optischen Drehungsvermögen von Steroiden haben

sich hauptsächlich Bernstein und seine Mitarbeiter37) befasst.

Sie haben darauf hingewiesen, dass die molaren Drehungswertevon Sterin-Derivaten als Summe von Beiträgen einzelner Molekel¬

bezirke betrachtet werden können. So lassen sich unter bestimmten

Voraussetzungen die molaren Drehungen von Steroiden durch Ad¬

dition der einzelnen Inkremente errechnen. Die gleichen Forscher

haben aber auch darauf hingewiesen, dass die gegenseitige Beein-

SG) [M]d= ifjn— J v£l- "• Landolt, Das optische Drehungsver¬

mögen, Braunschweig 1898, 2. Aufl., S. 6.

") S. Bernstein, W. /. Kauzmann und E. S. Wallis, J. org. Chem. 6,319 (1941); S. Bernstein, /./.Wilson jr. und E.S.Wallis, J. org. Chem. 7,103 (1942) ; S. Bernstein, W. /. Kauzmann und E. S. Wallis, J. org. Chem. 6,329 (1941).

Page 37: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 36 —

flussung einzelner Asymmetrie-Zentren nicht vernachlässigt wer¬

den darf. Diese Beeinflussung muss bei der Berechnung durch

entsprechende Inkremente berücksichtigt werden, die in ihrer

Grösse stark abhängig von der relativen Lage der Asymmetrie-Zentren sind.

Die natürlichen Gallensäuren besitzen alle als Grundskelett

das Gerüst :der Cholansäure (I).

COOH

.

JH

Sie unterscheiden sich voneinander nur durch die Anzahl der

Hydroxylgruppen, deren Stellung am Steroid-Kern und deren re¬

lativer Lage zur 4-Ring-Skelett-Ebene. So besitzen:

Litho-cholsäure 1 Hydroxylgruppe in 3 a,

Urso-desoxy-cholsäure 2 Hydroxylgruppen „3 a und Iß,

Cheno-desoxy-cholsäure 2„ „

3 a„

7 a,

Desoxy-cholsäure 2„ „

3a„ 12/3 und

Cholsäure 3„ „

3 a,, 7a und 12/?.

Durch Substitution eines der beiden Wasserstoffe in den

Stellungen 3, 7 und 12 des Cholansäure-Gerüstes durch Hydro-

xyle entstehen neue Asymmetrie-Zentren. Diese liegen am Steroid-

Kern relativ weit auseinander, und es stellte sich die Frage, ob

eine gegenseitige Beeinflussung dieser Zentren festzustellen ist

und wie gross die Drehungsinkremente dieser Zentren sind.

Die gegenseitige Unabhängigkeit der Asymmetrie-Zentren in

Stellung 3, 7 und 12 des Steroid-Gerüstes zeigt sich, wenn man

durch Einführung von Hydroxyl-Gruppen den Übergang von Litho-

cholsäure zu Cholsäure betrachtet. So errechnet man für diesen

Übergang (Tabelle A, Zeilen 2 und 4) eine Verschiebung von

+ 31°, die mit dem experimentell gefundenen Wert (Tabelle A,

Zeile 5) von -f- 28 ° in guter Übereinstimmung steht.

Page 38: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 37 —

Tabelle A.

Wd 1M]DDiff. gegenLitho-chols.

1 Litho-cholsäure

(3 a - Oxy-cholansäure)

2 Cheno-desoxy-cholsäure(3 a, 7 a - Dioxy-cholansäure)

3 Urso-desoxy-cholsäure(3 a, Iß -Dioxy-cholansäure)

4 Desoxy-cholsäure(3a, 12/S-Dioxy-cholansäure)

5 Cholsäure

(3a, 7a, 12/S-Trioxy-choIansäure)

Alle Drehungen in Alkohol

+ 32,1° 38)

+ 12,5° 39)

+ 57,0° 40)

+ 57,0° 41)

+ 36,9° *2)

+ 121°

+ 49°

+ 224°

+ 224°

+ 149°

- 72° Inkr.

7a-Oxy

+ 103° Inkr.

7/S-Oxy

+ 103° Inkr.

12/S-Oxy

+ 28° Inkr.

7a +12/3-Dioxy

Wintersteine/-43) beobachtete für den Übergang von 3ß, „7a"-

Dioxy-cholestan ([M]D = +214°) in 3ß, „7^'-Dioxy-cholestan

([M]D = +33°) eine molare Verschiebung von —181 °, die, ab¬

solut gemessen, mit dem in der Cholsäure-Reihe gefundenen Wert

von -f-175° beim Übergang von 7a- zu 7/J-Oxyverbindungen (Ta¬belle A, Zeilen 2 und 3) übereinstimmt. Die Bezeichnungen 7a

und Iß sind somit in der Cholestan- und der Cholsäure-Reihe ein¬

ander entgegengesetzt. Dazu ist zu bemerken, dass die relative

Lage der Hydroxyl-Qruppen am Kohlenstoff-Atom 7 in der Chol¬

säure-Reihe sowohl bei der Cheno- wie bei der Urso-desoxy-chol¬säure bewiesen ist40) und daher die Bezeichnungen 7a und Ißin der Cholestan-Reihe einer Revision bedürfen, wenn man mit

den Indizes a und ß die relative Lage der Oxy-Gruppen zur 4-Ring-Skelett-Ebene bezeichnen will (vgl. Seite 28).

Die Hydroxyl-Qruppen der Cholsäure weisen starke Unter¬

schiede in ihrer Reaktionsfähigkeit auf. Sie nimmt ab in der

S8) H. Fischer, Z. physiol. Ch. 73, 235 (1911).39) Vgl. den experimentellen Teil dieser Arbeit.

4°) Takeshi Iwasaki, Z. physiol. Ch. 244, 181 (1936).41) H. Wieland und H. Sorge, Z. physiol. Ch. 97, 16 (1916).42) Vgl. S. Miyazi und T. Kumara, J. Biochem. 26, 337 nach C. 1939 II,

2240.

d3) O. Wintersteiner und M. Moore, Am. Soc. 65, 1503 (1943).

Page 39: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 38 —

Reihenfolge OH an C3-^C7^C12. Durch diese Unterschiede

ist es möglich, die Oxy-Gruppen der Cholsäure partiell zu ver-

estern bzw. ihre Ester partiell zu verseifen. In der Folge wurden

der 3a,-Acetyl-, der 3a, 7a-Diacetyl-, der 7a, 12/?-Diacetyl- und der

3a, 7a, 12/?-Triacetyl-cholsäure-methylester, sowie die 3a, 7a-Di-

acetyl- und die 7a, 12/?-DiacetyI-cholsäure dargestellt und der Be¬

stimmung der spezifischen Drehungen dieser Verbindungen die

besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Die Bestimmungen wurden

meistens mehrfach und mit den zur Analyse gereinigten Präpa¬raten durchgeführt. Es zeigte sich, dass die Abweichungen maxi¬

mal 5 o/o betrugen, wobei die Differenzen, die sich beim Vergleich

von Messungen, die bei verschiedenen Temperaturen und Kon¬

zentrationen durchgeführt wurden, inbegriffen sind.

Grössere Abweichungen ergaben sich bei der Verwendung

verschiedener Lösungsmittel. Grundsätzlich können nur solche

Messungen miteinander verglichen werden, die im gleichen Lö¬

sungsmittel bestimmt wurden. Es hat sich gezeigt, dass die spe¬

zifischen Drehungen in Alkohol durchwegs um 4—10° höher lagenals diejenigen in Chloroform (vgl. dazu Tabelle B).

Tabelle B: Molare Drehungen acetylierter Cholsäure-methylester.

[M]DDiff. gegen Chol¬

säure-methylester

Alkohol Chlorof. Alkohol Chlorof.

Cholsäure-methylester + 154°1+115° — —

3 n-Aeetyl-Cholsäure-methylester + 245° ' +221° + 91° + 106°

3 a, 7a-Diacetyl-Cholsäure-methylester

+ 179° +157° + 25° + 42°

7a, 12jS-Diacetyl-Cholsäuretnethylester

+ 364° ! +322° + 210° + 207°

3a, 7a, 12/8-Triacetyl-Cholsäure-methylester

+ 448° | +421°

1+ 294° + 306°

An den Drehungsverschiebungen, die bei teilweiser bzw. voll¬

ständiger Acetylierung von Cholsäure-methylester auftreten, kann

nun ebenfalls beobachtet werden, dass die Asymmetrie-Zentren

Page 40: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 39 —

in den Stellungen 3, 7 und 12 des Steroid-Gerüstes sich gegen¬

seitig kaum zu beeinflussen vermögen.Aus Tabelle B errechnen sich für die Acetylierung der ein¬

zelnen Oxy-Qruppen an den Asymmetriezentren 3, 7 und 12 fol¬

gende molare Inkremente:

Acetylierung anC 3 = + 91 ° in Alkohol = + 106 ° in Chloroform

Acetylierung an C 7 (25-91) = - 66° in Alkohol (42-106) = - 64 "in Chloroform

Acetylierung an C 12 (210+66) = + 276° in Alkohol (207+ 64) = + 271 ° in Chloroform

Die Summe dieser Inkremente (+301° in Alkohol; +313°

in Chloroform) stimmt innerhalb der Fehlergrenzen der Bestim¬

mungsmethode mit den bei der vollständigen Acetylierung von

Cholsäure-methylester beobachteten Differenzen (+294° in Al¬

kohol; -|- 306 ° in Chloroform) überein.

Über die relative Lage der drei Hydroxyl-Oruppen der Chol-

säure zur 4-Ring-Skelett-Ebene ist noch einiges zu bemerken. Die

Stellung der einen Oxy-Gruppe in 3a. ist allgemein bekannt und

entspricht derjenigen des Hydroxyls in epi-Koprostanol.Die Oxy-Gruppe am Kohlenstoff-Atom 12 stimmt sterisch mit

derjenigen der Desoxy-cholsäure überein, wie unter anderem die

Überführung von Cholsäure in Desoxy-cholsäure zeigt41). Die

/?-Stellung dieses Hydroxyls geht aus röntgenologischen Messun¬

gen von G. Giacomello 45) an Desoxy-cholsäure hervor.

Das dritte Hydroxyl am Kohlenstoff-Atom 7 liegt in a-Stel-

lung und stimmt in seiner Lage zum Kerngerüst mit derjenigenvon Cheno-desoxy-cholsäure überein. Durch Elimination des 12-

ständigen Hydroxyls müsste somit eine Überführung von Chol¬

säure in Cheno-desoxy-cholsäure möglich sein. Bereits im Jahre1933 hat Sin'iti KawaiiG) diese Umwandlung vorgenommen. Aus¬

gehend von Dehydrocholsäure (II), gelangte er durch partielle

Hydrierung zur 3a, 7a-Dioxy-12-keto-cholansäure (III), die bei der

Reduktion der Keto-Gruppe zur Methylen-Gruppe nach Wolff-Kishner die Cheno-desoxy-cholsäure (IV) lieferte.

**) F. Boedecker und H. Volk, B. 55, 2302 (1922); O.A.D.Hasle-

wood, Nature 150, 211 (1942).«) G. Giacomello, O. 69, 799 (1939).

ie) Z. physiol. Ch. 214, 71 (1933).

Page 41: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 40 —

OOH

HO

COOH

HO

COOH

OH

IV

Im Zusammenhang mit der Untersuchung der Drehungsver¬

schiebungen in der Cholsäure-Reihe wurde die Überführung von

Cholsäure in Cheno-desoxy-cholsäure auf einem abgeänderten

Weg, der eine Berührung der 7-Oxy-Gruppe vermeidet, erneut

vorgenommen.

Die weiter oben erwähnte 3a, 7<x-Diacetyl-cholsäure vom Smp.

261—263°; [a]D = +49,8» (in Feinsprit) lieferte bei der Oxy¬dation mit Chromtrioxyd in guter Ausbeute die 3<x, 7a,-Diacetoxy-12-keto-cholansäure vom Smp. 229—230°; [<x]D = +86,5° (in

Chloroform). Der mit Diazomethan bereitete Methylester vom

Smp. 177—178,5°; [a]D = +83,5° (in Chloroform) wurde der

Reduktion nach Wolff-Kishner unterworfen, wobei neben der Re¬

duktion der Keto-Gruppe gleichzeitig die Verseifung der beiden

Acetyl-Oruppen und des Methylesters erfolgte. Die wiederholt

über das Bariumsalz gereinigte Säure erwies sich in allen ihren

Eigenschaften mit der natürlichen Cheno-desoxy-cholsäure als

identisch. Aus wenig Essigester kristallisiert letztere in Drusen von

feinen Nadeln, die beim Trocknen zerfallen. Nach dem Trocknen

im Vakuum bei 100° zeigten diese einen scharfen Schmelzpunktvon 140—141,5°; [a]D = +12,5° (in Feinsprit). Die sterische

Übereinstimmung der 7-Oxy-Gruppe in Cholsäure und Cheno-des¬

oxy-cholsäure steht demnach zweifellos fest.

Page 42: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

Experimenteller Teilx)

Isolierung der A5-3/3-Oxy-cholensäure aus den

sauren Oxydalionsprodukten des Cholesterin-

aceiax-bromids

1 kg der sauren Anteile, die aus der Oxydation des Chole-

sterin-acetat-dibromids mit Chromtrioxyd und nachfolgender Ent-

bromierung mit Zink gewonnen wurden, kochte man zur Verseifung

3 Stunden in 3,75 1 einer 10 o/o methanolischen Kaliumhydroxyd-

Lösung. Nach dem Erkalten wurde unter Rühren mit dem gleichen

Volumen Wasser vermischt und die ausfallenden Salze mit 250 g

Celite filtriert. Die zweimalige Extraktion des Celites mit je 2,5 1

siedendem Methanol ergab nach dem Abdampfen des Lösungs¬

mittels 353 g Kaliumsalz der zf 5-3/?-Oxy-cholensäure in Form einer

schmierigen Seife. Die Lösung der Salze in 1,6 1 siedendem Me¬

thanol wurde unter energischem Rühren mit 3,2 1 Wasser ver¬

mengt, worauf eine Emulsion entstand. Durch Zusetzen einer Lö¬

sung von 800 cm3 conz. Salzsäure in 1,6 1 Wasser wurde die freie

Säure in grossen Flocken ausgefällt. Durch Abnutschen, Waschen

mit Wasser und Trocknen im Vakuum erhielt man 200 g einer

noch dunkel gefärbten rohen Säure. Sie wurde in 10 1 Aceton ge¬

löst, die Lösung filtriert und auf 2 1 eingeengt. Beim Abkühlen

kristallisierten 91,5 g einer noch nicht ganz reinen Säure vom

Smp. 230—231° aus. Zur weiteren Reinigung wurde sie in 6,5 1

Methanol kurz mit Tierkohle gekocht, die Lösung filtriert und

auf 3,2 1 eingeengt. Beim Erkalten kristallisierte die A5-3ß-Oxy-cholensäure in grossen farblosen Platten vom Smp. 236—237 ° aus.

Ausbeute: 68,7 g.

J) Alle Schmelzpunkte sind korrigiert und im evakuierten Röhrchen

bestimmt.

Page 43: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 42 —

Zur Analyse wurde noch zweimal aus Methanol umkristalli¬

siert und 12 Stunden im Hochvakuum bei 80° getrocknet.

[a]Jj8 = — 39,4° (c = 2,980 in Pyridin)

3,676 mg Subst. gaben 10,327 mg C02 und 3,329 mg H20

Cs4H3803 Ber. C 76,96 H 10,25%Qef. C 76,67 H 10,13%

Methylester: Der mit Diazomethan bereitete Methylesterbildete nach zweimaligem Umkristallisieren aus Methanol feine

Blättchen, die bei 143—144° schmolzen.

[a]1* = — 42,2° (c = 0,912 in Chloroform)

Ar'-3ß- Acetoxy-cholensäure

5,0 g J5-3/?-Oxy-cholensäure wurden unter Feuchtigkeitsaus-schluss mit 100 cm3 Acetanhydrid vier Stunden auf dem Wasser¬

bad erhitzt. Nach dem Erkalten wurden 5 cm3 Pyridin und 15 cm3

Eisessig zugegeben und die Lösung unter gutem Umrühren vor¬

sichtig mit 20 cm3 Wasser versetzt. Nach beendeter Hydrolysedes Acetanhydrids wurde auf dem Wasserbad bis zur beginnenden

Trübung mit Wasser versetzt. Beim Erkalten kristallisierte die

Säure in feinen farblosen Blättchen aus. Smp. 190—191°. Aus¬

beute 4,9 g. Zur Bestimmung der spezifischen Drehung wurde

einmal aus Methanol umkristallisiert.

[a]Jj5 = — 49,28° (c = 1,213 in Chloroform)

Methylester: Der mit Diazomethan bereitete Methyl¬ester schmolz nach zweimaligem Umlösen aus Methanol bei

156,5—157,5°. Er kristallisiert in gut ausgebildeten feinen Nadeln.

[a]Jj4 = — 46,2° (c = 0,904 in Chloroform)

zlö-3/?-Acefoxy-cholensäure-chlorid

2,0 g ,d5-3/?-Acetoxy-cholensäure wurden unter Feuchtigkeits-ausschluss in 25 cm3 absolutem Benzol gelöst und mit 5 g Thionyl-chlorid zwei Stunden am Rückfluss gekocht. Anschliessend wurde

Page 44: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 43 —

im Vakuum zur Trockne verdampft und der. Rückstand zweimal

aus Benzol-Petroläther umkristallisiert. Ausbeute: 1,5 g. Das

Säurechlorid kristallisiert in feinen Nadeln vom Smp. 153,5—154°.

Ab-Zß- Aceloxy-24-kelo-25-diazo-25-homo-cholen

8,3 g rohes J5-3/?-Acetoxy-cholensäure-chlorid wurden in

40 cm3 absolutem Benzol gelöst und bei —10° langsam unter

Umschwenken zu 300 cm3 einer ätherischen Lösung zugetropft,die 8,0 g Diazomethan enthielt. Die Reaktion setzte sofort unter

starker Stickstoffentwicklung ein. Die Lösung wurde 16 Stunden

bei 0 ° belassen. Das überschüssige Diazomethan wurde zusammen

mit wenig Äther abdestilliert, die Lösung filtriert und bis auf

150 cm3 eingeengt. Anschliessend Hess man bei 0° 12 Stunden

stehen, wobei das Diazoketon in feinen gelben Blättchen ausfiel.

Sie wurden abgenutscht und mit Äther gewaschen. Ausbeute: 5,0g.

Smp. 155—155,5° (Zers.).Zur Analyse wurde noch zweimal aus Äthanol umkristallisiert

und 40 Stunden bei 40° im Hochvakuum getrocknet. Der Zer¬

setzungspunkt änderte sich nicht mehr.

[a]^8 = — 52,1° (c = 1,040 in Chloroform)

3,680 mg Subst. gaben 9,92 mg C02 und 3,03 mg H20

3,898 mg Subst. gaben 0,218 cm8 N2 (17°, 723 mm)

C27H40O3N, Ber. C 73,60 H 9,15 N 6,36%Gef. C 73,56 H 9,21 N 6,26 °/„

a5-3ß, 25-Diaceloxy-24-kelo-25-homo-cholen 2)

1,2 g J5-3/?-Acetoxy-24-keto-25-diazo-25-homo-cholen wurden

in einem Kolben mit Steigrohr mit 40 cm3 wasserfreiem reinstem

Eisessig versetzt und langsam im Ölbad auf 95 ° erhitzt. Die Stick¬

stoffabspaltung begann bei 70° und war nach 15 Minuten be¬

endet. Die Lösung wurde noch 15 Minuten bei 95° belassen, darauf

abgekühlt und mit 140 cm3 Wasser versetzt. Nach kurzem Stehen

2) L.Ruzicka, PI. A. Plattner und H.Heusser, Helv. 25, 435 (1942).

Page 45: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 44 —

wurden die entstandenen Flocken abgenutscht und mit Wasser

gut gewaschen. Der Niederschlag wurde in 50 cm3 siedendem

Äther aufgenommen, kurz mit Tierkohle gekocht und mit Natrium¬

sulfat getrocknet. Nach Verdampfen der ätherischen Lösung er¬

hielt man 1 g eines Präparates, das aus wenig Alkohol in langenfarblosen Nadeln vom Smp. 125,5—126° kristallisierte.

Zur Analyse wurde dreimal aus Alkohol umkristallisiert, wo¬

bei der Schmelzpunkt jedoch nicht mehr anstieg. Anschliessend

trocknete man 24 Stunden im Hochvakuum bei 50°.

[a]^8 = — 45,1° (c = 2,410 in Chloroform)

3,831 mg Subst. gaben 10,34 mg C02 und 3,19 mg H20

C29H4406 Ber. C 73,69 H 9,38%Oef. C 73,66 H 9,32 %

ß'-W-Zß- Acetoxy-nor-cholenyl-(23)] -A"'- -bulenolid )

5,9 g A5-3ß, 25-Diacetoxy-24-keto-25-homo-cholen wurden mit

9,5 g aktivierten Zinkflittern 16 Stunden im Hochvakuum bei 70°

getrocknet. Darauf wurden 80 cm3 absolutes Benzol zugegeben.Von der Lösung destillierte man zum Trocknen der Apparatur25 cm3 ab. Nun wurden 18 g Bromessigester, gelöst in 20 cm3

absolutem Dioxan3), zugefügt. Nach nochmaligem Abdestillieren

von 5 cm3 Benzol kam die Reaktion heftig in Gang und dauerte

15 Minuten. Nun wurde bei einer Ölbadtemperatur von 100—110°

noch 20 Minuten erhitzt, wobei weitere 10 cm3 Lösungsmittel ab¬

destillierten. Das Reaktionsprodukt wurde darauf in absolutem

Alkohol aufgenommen und vom unverbrauchten Zink abgenutscht.Die alkoholische Lösung wurde mit 40 cm3 konz. Salzsäure ver¬

setzt und während 5 Minuten auf dem Wasserbad gekocht. Nach

dem Erkalten wurde im Scheidetrichter mit Äther versetzt und

fünfmal mit Wasser gewaschen. Aus der Ätherlösung schied sich

in groben, gelben Körnern ein in Äther unlöslicher Anteil (2,22 g)aus. Die Ätherlösung wurde getrocknet, bis zur starken Trübung

eingeengt und dann drei Stunden bei 0° stehen gelassen. In gelben

s) K. Hess und H. Frahm, B. 71, 2629 (1938).

Page 46: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 45 —

Körnern schied sich ein in Äther schwerlöslicher Anteil (1,69 g)

aus, der abgenutscht und mit Äther gewaschen wurde.

Beide Anteile dürften im wesentlichen aus /?'-[zl5-3/?-Oxy-nor-

cholenyl-(23)]-/?'-Oxyy-butanolid bestehen. Sie verhalten sich im

Legal-Test negativ, geben aber bei der Destillation im Hoch¬

vakuum das weiter unten beschriebene /T-[zl5-3/?-Oxy-nor-chole-

nyl-(23)]-zlc"'/3'-butenolid. Zur Weiterverarbeitung wurden beide

Anteile vereinigt und ohne Reinigung verwendet.

Sie wurden in 150 cm3 Acetanhydrid bei einer Ölbadtempe¬ratur von 153° 16 Stunden unter Feuchtigkeitsausschluss am Rück-

fluss gekocht. Dann wurde im Vakuum zur Trockne verdampft,

mit Methanol versetzt und nach kurzem Stehen abermals zur

Trockne verdampft. Die dunkel gefärbte Masse wurde in Benzol

gelöst und an Aluminiumoxyd chromatographiert. Mit Benzol und

Benzol-Äther (1:1) wurden 3,35 g des ^'-[JS-Sß-Acetoxy'-nor-

cholenyl-(23)]-Jre''^'-butenolids eluiert. Die mittleren Fraktionen

wiesen schon nach einmaligem Umkristallisieren einen scharfen

konstanten Schmelzpunkt von 204—205° auf.

Zur Analyse wurde aus Alkohol umkristallisiert und 16 Stun¬

den im Hochvakuum bei 90° getrocknet. Das Produkt kristallisiert

in langen farblosen Nadeln.

[a]^8 = —40,6° (c = 2,533 in Chloroform)

3,923 mg Subst. gaben 11,03 mg C02 und 3,25 mg H20

C29H4204 Ber. C 76,61 H 9,31 %Oef. C 76,73 H 9,27%

Das U.V.-Absorptionsspektrum weist die typische Bande mit

einem Maximum bei 217 m,u (log e = 4,05) auf. Das Produkt

zeigt einen positiven Legal-Test.

/ff'-E/J^SyS-OxY-nor-cholenyl^Sjl-^^^-bulenolid4)

200 mg /3'-[J5-3/S-Acetoxy-nor-cholenyl-(23)]-Ja''/s'-butenolidwurden in 6 cm3 Dioxan warm gelöst und mit 2 cm3 2-n. Salzsäure

1 Vs Stunden auf dem Wasserbad erwärmt. Dann wurde im Vakuum

eingeengt. Der nach kurzem Stehen entstandene Kristallbrei wurde

*) L. Ruzicka, PL A. Plattner und H. Heusser, Helv. 25, 435 (1942).

Page 47: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 46 -

abgenutscht und mit Wasser gut gewaschen. Das rohe Produkt

schmolz bei 222—227°. Es wurde aus Äthanol umkristallisiert,wobei sich farblose Blättchen (180 mg) vom Smp. 229—230 o bil¬

deten. Legal-Test positiv.

[a] = — 42,5° (c = 0,927 in Chloroform)

3,901 mg Subst. gaben 11,22 mg C02 und 3,37 mg H20

C3JH40O3 Ber. C 78,59 H 9,77 %Ûef. C 78,49 H 9,67%

Wird zur Verseifung der Acetylgruppe eine konzentriertere

Salzsäure verwendet, so entstehen chlorhaltige Produkte, die nur

sehr schwer durch Kristallisation zu reinigen sind; mit verdünn-

terer Salzsäure dagegen ist die Verseifung unvollständig.

ß'-W- Zß- Acetoxy-nor-choIenyl-(23) ] -J«'fi'-a'-

melhyl-bulenolid 5)

Analog der oben beschriebenen Umsetzung von A'°-3ß, 25-Di-

acetoxy-24-keto-25-homo-cholen mit Bromessigester und Zink wur¬

den 3,0 g des gleichen Ketol-acetates mit 4,5 g Zinkflittern und

9 g oc-Brom-propionester in Reaktion gebracht. Nach der Wasser¬

abspaltung mit Acetanhydrid wurde das Rohprodukt an Alumi¬

niumoxyd chromatographisch gereinigt. Man erhielt nach Umkri¬

stallisieren aus Alkohol 1,05 g feine Nadeln vom Smp. 184—185°.

Zur Analyse wurde 12 Stunden im Hochvakuum bei 80° über

Phosphorpentoxyd getrocknet.

[a]^ = — 41,6° (c = 1,493 in Chloroform)

3,778 mg Subst. gaben 10,630 mg C02 und 3,222 mg H20

CS0H44O4 Ber. C 76,88 H 9,46%Oef. C 76,78 H 9,54%

Das U.V.-Absorptionsspektrum weist ein Maximum bei 222 m/u.

(log e = 4,3) auf. Das Produkt verhält sich im Legal-Test negativ.

5) L. Ruzicka, PI. A. Plattner und H. Heusser, Helv. 27, 1173 (1944).

Page 48: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 47 —

ß'-[Ab-Zß -OxY-nor-cholenyl-(23) ] - J«'> <"- a'-

melhyl-butenolid 5)

Saure Verseifung von 260 mg /?'-[J5-3/?-Acetoxy-nor-cholenyl-

(23)]-Jet''/?,-a,'-methyl-butenolid mit Dioxan-Salzsäure ergab nach

dem Umkristallisieren aus Äthanol 210 mg feine Blättchen vom

Smp. 217—218°.

Zur Analyse wurde noch dreimal aus Alkohol umkristallisiert

und anschliessend 48 Stunden im Hochvakuum bei 80° über Phos-

phorpentoxyd getrocknet.

[a] = — 43,8° (c = 1,153 in Chloroform)

3,810 mg Subst. gaben 10,Q83 mg C02 und 3,419 mg H20

C28H«Os Ber. C 78,82 H 9,92 °/0Gef. C 78,67 H 10,04%

Das Produkt verhält sich im Legal-Test negativ.

Triformyl-cholsäure 6)

25 g gereinigte Cholsäure vom Smp. 200—201° wurden in

50 cm3 95-proz. Ameisensäure gelöst und 51/2 Stunden auf 50—60°

erhitzt. Bei der gleichen Temperatur wurde die Ameisensäure im

Vakuum abgedampft und der ausfallende Kristallkuchen 1/2 Stunde

im Vakuum bei 95 ° getrocknet. Der Rückstand wurde in 250 cm3

Alkohol gelöst, bei Siedehitze mit 300 cm3 Wasser versetzt und

langsam auf 0° abgekühlt. Beim Auftreten der ersten Trübungwurde geimpft. Die Triformyl-cholsäure schied sich in feinen Na¬

deln aus. Die Ausbeute an Rohprodukt vom Smp. 198—200° be¬

trug 22,0 g.

Zur weiteren Reinigung wurde noch dreimal aus Alkohol

umkristallisiert und dann 24 Stunden bei 80° im Hochvakuum ge¬trocknet. Der Schmelzpunkt stieg dabei auf 210—211°. Ausbeute:

11,0 g.

6) F.Cortese und L. Baumann, Am. Soc. 57, 1393 (1935); L. Ruzicka,PL A. Plaitner und H. Heusser, Helv. 27, 186 (1944).

Page 49: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 48 —

Diese sorgfältige Reinigung ist notwendig, wenn man in den

folgenden Stufen zu kristallisierten Produkten gelangen will. Zur

Analyse wurde bei 80° 16 Stunden im Hochvakuum getrocknet.

[a]£ =+ 83,6° (c = 0,733 in Chloroform)

3,772 mg Subst. gaben 9,099 mg C02 und 2,743 mg H20

Q7H40O8 Ber. C 65,83 H 8,19%Oef. C 65,83 H 8,14%

Triformyl-cholsäure-chlorid 7)

27 g Triformyl-cholsäure wurden in 300 cm3 siedendem, ab¬

solutem Benzol gelöst und unter Feuchtigkeitsausschluss mit 60 g

Thionylchlorid 3 Stunden am Rückfluss gekocht. Das Benzol und

das überschüssige Thionylchlorid wurden im Vakuum abgedampft

und das noch am Rohprodukt haftende Thionylchlorid durch zwei¬

maliges Zusetzen von wenig Benzol und Abdampfen im Vakuum

ausgetrieben. Das Triformyl-cholsäure-chlorid bildet eine leicht

gelbe, zähe Masse und wurde roh weiterverarbeitet8).

3 a, 7a, 12/?-Triformoxy-24-keio-25-diazo-25-homo-cholan 9)

Das rohe Triformyl-cholsäure-chlorid, erhalten aus 27 g Tri¬

formyl-cholsäure, wurde in 150 cm3 absolutem Benzol gelöst und

bei —10° langsam unter Umschwenken zu 800 cm3 einer äthe¬

rischen Lösung zugetropft, die 23,2 g Diazomethan enthielt. Die

Reaktion setzte sofort unter starker Stickstoffentwicklung ein. Das

Reaktionsgemisch wurde 4 Stunden bei —10°, dann 14 Stunden

bei Zimmertemperatur stehen gelassen. Das überschüssige Diazo¬

methan wurde zusammen mit 450 cm3 Äther abdestilliert, die Lö¬

sung dann filtriert und bei 50° Badtemperatur im Vakuum zur

7) L. Ruzicka, PL A, Plattner und H. Heusser, Helv. 27, 186 (1944).

8) Das nach F. Cortese und L. Baumann (Am. Soc. 57, 1393 (1935))

hergestellte Triformyl-cholsäure-chlorid eignet sich nicht zur Darstellung

des Diazoketons.

9) L. Ruzicka, PI. A. Plattner und H. Heusser, Helv. 27, 186 (1944).

Page 50: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 49 -

Trockne verdampft. Das rohe Diazoketon, das eine gelbe honigj-ähnliche Masse bildet, wurde bei 50° in 18 cm3 Methanol gelöst,

geimpft und zur Kristallisation 24 Stunden bei Zimmertemperaturund 12 Stunden bei —10° stehen gelassen. Das Diazoketon kri¬

stallisierte in feinen Nadeln, die am Boden des Gefässes- einen

Kristallkuchen bildeten, der zerdrückt, abgenutscht und mit wenigMethanol gewaschen wurde. Ausbeute: 21,5 g. Smp. 128—129°

(u. Zers.).Zur Analyse wurde noch viermal aus Methanol umkristalli¬

siert, wobei der Zersetzungspunkt sich nicht mehr änderte und

dann 48 Stunden im Hochvakuum bei 50 ° über Phosphorpentoxyd

getrocknet.

[a]£ = + 87,2° (c = 1,333 in Chloroform)

3,824 mg Subst. gaben 9,074 mg C02 und 2,707 mg H20

4,609 mg Subst. gaben 0,226 cm' N2 (18°, 725 mm)

C28H*0O7N2 Ber. C 65,09 H 7,80 N 5,42 %Qef. C 64,76 H 7,92 N 5,49 °/o

3a, 7a, 12/?-Trioxy-24-keJo-25-diazo-25-homo-cholan 10)

7,691 g im Hochvakuum getrocknetes 3a, 7a,, 12/?-Triformoxy-24-keto-25-diazo-25-homo-cholan wurden mit 329 cm3 einer metha¬

nolischen Kalilauge versetzt, deren Gehalt an Kaliumhydroxyd2,7588 g (= 3,30 Äquiv.) betrug. Nach fünfstündigem Stehen bei

20° im Dunkeln wurde bei 0° mit 330 cm3 Wasser versetzt und

die unverbrauchte Kalilauge mit 0,1-n. Salzsäure auf Phenolphtha¬lein zurücktitriert. Die Titration ergab, dass 2,79 Äquiv. Kalium¬

hydroxyd zur Verseifung der Formyl-Gruppen verbraucht worden

waren. Der grösste Teil des Methanols wurde nun im Vakuum

bei Zimmertemperatur abgedampft, das Diazoketon in einem Ge¬

misch von Äther und Essigester aufgenommen, die Lösung dreimal

mit Wasser gewaschen, getrocknet und im Vakuum bei 20° zur

Trockene verdampft. Das 3a,, 7a,, 12/?-Trioxy-24-keto-25-diazo-25-homo-cholan bildete ein gelbes zähflüssiges Öl, das nicht zur Kri¬

stallisation gebracht werden konnte. Ausbeute: 7,20 g.

10) L. Ruzicka, PL A. Plattner und H. Heusser, Helv. 27, 186 (1944).

Page 51: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 50 —

3 a, 7a, 12/?, 25-Telracetoxy-24-kelo-25-homo-cholan 10)

7,20 g rohes 3a, 7a, 12/?-Trioxy-24-keto-25-diazo-25-homo-cholan wurden unter Feuchtigkeitsausschluss mit 80 cm3 wasser¬

freiem Eisessig versetzt, 12 Stunden bei Zimmertemperatur stehen

gelassen, anschliessend langsam auf 95 ° erhitzt und 30 Minuten

bei dieser Temperatur belassen, worauf die Stickstoffentwicklungbeendet war. Der Eisessig wurde nun im Vakuum vollständig ab¬

gedampft. Der Rückstand, das rohe 3a, 7a, 12/?-Trioxy-24-keto-25-

acetoxy-25-homo-cholan, wurde mit 70 cm3 Acetanhydrid und 4 cm3

Pyridin versetzt und bei einer Ölbadtemperatur von 160° iy2 Stun¬

den am Rückfluss gekocht. Nach dem Abdampfen des Acetanhyd-rids im Vakuum wurde das dunkelgefärbte zähflüssige Rohproduktan 110 g mit Salzsäure neutralisiertem Aluminiumoxyd chromato-

graphiert. Die mit Petroläther-Benzol 1:1 und mit Benzol er¬

haltenen Eluate ergaben 4,17 g eines farblosen Harzes, das aus

Essigester-Hexan zur Kristallisation gebracht werden konnte. Es

wurden 2,83 g reines 3a, 7a, 12/?, 25-Tetracetoxy-24-keto-25-homo-cholan vom Smp. 132—132,5° erhalten. Es kristallisiert in langen

Spiessen.Zur Analyse wurde noch viermal umkristallisiert und 48 Stun¬

den im Hochvakuum bei 90° über Phosphorpentoxyd getrocknet.Für die zweite Analyse wurde vor dem Verbrennen kurz im Hoch¬

vakuum geschmolzen.

[<«] jj = + 77,1 ° (c = 1,190 in Chloroform)

3,806; 3,778 mg Subst. gaben 9,280; 9,209 mg C02 und 2,939;

2,949 mg H20

C33H6o09 Ber. C 67,09 H 8,53%Qef. C 66,54; 66,52 H 8,64; 8,73 °/0

Die Petroläther-Benzol-Eluate (8:2) ergaben 3,05 g eines

farblosen Öls, das ein zweites Mal an Aluminiumoxyd chromato¬

graphisch gereinigt wurde. Die mittleren Fraktionen (605 mg)bildeten nach zweimaligem Umkristallisieren aus Methanol-Wasser

grosse Rhomboeder, die bei 90,5—91° scharf schmolzen. Die Sub¬

stanz erwies sich durch Schmelzpunkt, Mischschmelzpunkt, die

Verbrennungswerte und die übrigen Eigenschaften mit Triacetyl-

cholsäure-methylester als identisch.

Page 52: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 51 —

Zur Analyse wurde nach zweimal aus Aceton-Hexan umkri¬

stallisiert und anschliessend 24 Stunden bei 50° im Hochvakuum

getrocknet.

[a]^7 = + 76,8° (c = 1,295 in Chloroform)

4,032 mg Subst. gaben 10,03 mg C02 und 3,10 mg H20

CSIH4803 Ber. C 67,85 H 8,82%Gef. C 67,89 H 8,60%

3a, la, 12/?-Triformoxy-25-aceloxy-24-kelo-25-homo-cholan ll) 12)

25 g im Hochvakuum bei 80° getrocknetes 3<x, 7oc, 12y3-Tri-

formoxy-24-keto-25-diazo-25-homo-cholan wurden mit 250 cm3

wasserfreiem Eisessig auf dem Wasserbad erhitzt. Nach 25 Mi¬

nuten war die Stickstoffentwicklung beendet. Der Eisessig wurde

im Vakuum abgedampft, der Rückstand in Essigester aufgenommenund mit Natrium-hydrogencarbonat-Lösung und Wasser gut ge¬

waschen. Die Essigester-Lösung wurde getrocknet und das Lö¬

sungsmittel vollständig abgedampft. Der Rückstand wurde nun

in 400 cm3 Petroläther-Benzol 1:1 aufgenommen und chromato¬

graphisch gereinigt13). Das Produkt konnte dann aus Äthanol zur

Kristallisation gebracht werden. Das 3ac, 7<x, 12/?-Triformoxy-25-

acetoxy-24-keto-25-homo-cholan kristallisiert in feinen farblosen

Blättchen. Ausbeute: 14,94 g.

Zur Analyse wurde noch viermal aus Äther umkristallisiert,wobei der Schmelzpunkt um ein Grad auf 118—119° stieg, dann

n) Herrn W. Schlegel, unter dessen Mitarbeit die in dieser Weise be¬

zeichneten Präparate entstanden sind, möchte ich an dieser Stelle herzlich

danken.

") L. Ruzicka, PL A. Plattner und H. Heusser, Helv. 27, 186 (1944).13) Zum Chromatographieren sehr leicht verseifbarer Substanzen, wie

z. B. der in dieser Arbeit beschriebenen Formyl-Verbindungen, eignet sich

sehr gut ein Aluminiumoxyd, das mit Essigester vorbehandelt wurde. Man

schlämmt das Aluminiumoxyd mit Essigester auf, läßt 24 Stunden stehen,nutscht ab und wäscht mit frischem Essigester. Zur Reaktivierung wird im

Vakuum 8 Stunden auf 170—180° erhitzt. Die Aktivität des so behandelten

Aluminiumoxyds liegt zwischen Klasse I und II [nach H. Brockmann und

//. Schodder, B. 74, 73 (1941)].

Page 53: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 52 —

im Hochvakuum 10 Stunden bei 80° über Phosphorpentoxyd ge¬

trocknet und vor dem Verbrennen kurz im Vakuum geschmolzen.

[a] = + 77,5° (c = 0,064 in Chloroform)

3,730- mg Subst. gaben 8,989 mg C02 und 2,668 mg H20

CS0H44O9 Ber. C 65,67 H 8,08%Oef C 65,61 H 7,98%

ß'-tia, 7a, 12yff-Triacetoxy-nor-cholanyl-(23)]-A^'-buienolid14)

Aus einem Ansatz von 3,50 g mit Jod aktivierten Zinkflit-

tern, 3,0 g 3a, 7a, 12/?, 25-Tetracetoxy-24-keto-25-homo-cholan und

40 cm3 absolutem Benzol wurden zum Trocknen der Apparatur12 cm3 Benzol abdestilliert. Darauf fügte man 6,8 g Bromessig¬ester in 10 cm3 absolutem Dioxan 15) zu und destillierte weitere

2,5 cm3 Benzol ab, wobei die Reaktion in Gang kam. Nach deren

Abflauen wurde noch 1/2 Stunden bei einer Ölbadtemperatur von

110° am Rückfluss gekocht. Nun wurde mit absolutem Alkohol

verdünnt, vom unverbrauchten Zink abgenutscht und das Reak¬

tionsgemisch nach Zusatz von 10 cm3 konz. Salzsäure 5 Minuten

am Rückfluss auf dem Wasserbad gekocht. Die Lösung wurde dann

im Vakuum eingeengt, das Reaktionsprodukt in Äther aufgenom¬

men, die ätherische Lösung mit Wasser, Hydrogencarbonat-Lösungund nochmals mit Wasser gewaschen und getrocknet. Man erhielt

nach Abdampfen des Äthers 3,50 g Rohprodukt, das man über

Nacht in 100 cm3 Acetanhydrid stehen Hess und anschliessend 2

Stunden am Rückfluss kochte. Nach dem Entfernen des Acetanhyd-rids im Vakuum blieben 3,49 g eines dunkel gefärbten Harzes zu¬

rück, das positiven Legal-Test zeigte.Nach zweimaliger chromatographischer Reinigung wurden

1,56 g einer farblosen Mittelfraktion erhalten, die weiter aus al¬

koholischer Lösung durch Zusatz von Wasser zweimal umgefälltwurde. Das Präparat wurde zur Analyse 36 Stunden im Hoch¬

vakuum über Phosphorpentoxyd bei 50° und weitere 31/2 Stunden

") L. Ruzicka, PL A. Plattner und H. Heusser, Helv. 27, 186 (1944).15) K. Hess und H. Frahm, B. 71, 2629 (1938).

Page 54: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 53 —

bei 55 ° im Luftstrom getrocknet. Die amorphe Substanz schmilzt

bei 85—90 0.

[a]^ = + 74,0° (c = 1,015 in Chloroform)

3,517 mg Subst. gaben 8,908 mg C02 und 2,687 mg H20

Cs3H4808 Ber. C 69,20 H 8,45%

Oef. C 69,12 H 8,55%

ß'-lSa-OxY-7a, 12/ß-diacetoxy-nor-cholanyl-(23)]-A<"• "'-butenolid 16)

345 mg ß'-[3«,,7«., 12^-Triacetoxy-nor-cholanyl-(23)]-zlß'^'.butenolid wurden in 20 cm3 Dioxan gelöst, mit 8 cm3 2-n. Salzsäure

3 Stunden auf dem Wasserbad erhitzt. Nach Zugabe von 10 cm3

Wasser dampfte man im Vakuum zur Trockne ein. Der harzigeRückstand verwandelte sich beim Zerreiben mit Wasser in eine

pulvrige Masse, die abgenutscht und mit Wasser gewaschen wurde.

Beim Umkristallisieren aus Alkohol-Wasser schied sich das Prä¬

parat (260 mg) in feinen Nadeln vom Smp. 156—158,5° aus. Die

Substanz kristallisiert mit 1 Mol Wasser, das auch im Vakuum

bei längerem Erhitzen über 100° nicht abgegeben wird. Zur Ana¬

lyse wurde noch dreimal aus Alkohol-Wasser umkristallisiert und

24 Stunden bei 105° im Hochvakuum über Phosphorpentoxyd ge¬

trocknet. Der Smp. stieg dabei auf 162,5—163,5°.Zur zweiten Analyse wurde das Lacton vor dem Verbrennen

bei 170° im Hochvakuum geschmolzen.

[a]£ = + 63,0° (c = 1,120 in Chloroform)

3,811 mg Subst. gaben 9,498 mg C02 und 2,946 mg H20

CS1H460, • H20 Ber. C 67,85 H 8,82 %Oef. C 68,01 H 8,65%

3,608 mg Subst. gaben 9,262 mg C02 und 2,815 mg H20

C31H4,0, Ber. C 70,16 H 8,74%Gef. C 70,05 H 8,73%

Das U.V.-Absorptionsspektrum weist die typische Bande mit

einer Endabsorption bei 217 m^u (log e = 4,10) auf. Das Produkt

zeigt einen positiven Legal-Test.

»«) L. Ruzicka, PL A. Plattner und H. Heusser, Helv. 27, 186 (1944).

Page 55: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 54 —

ß'-IZa, 7a, 12yS-Triformoxy-nor-cholanyl-(23)]-

A°'^'-buienolid 17)18)

Analog der Reaktion von 3a, 7a, 12/?, 25-Tetracetoxy-24-keto-25-homo-cholan mit Bromessigester und Zink wurden 3,57 g

3a, 7a, 12/?-Triformoxy-24-keto-25-acetoxy-25-homo-cholan umge¬

setzt. Nach beendeter Reaktion kochte man 1 Stunde am Rückfluss,

verdampfte im Vakuum zur Trockne und kochte dann in 100 cm3

absolutem Toluol abermals 2 Stunden. Nach dem Verdampfen des

Toluols im Vakuum wurde der Rückstand in absolutem Alkohol

gelöst und vom unverbrauchten Zink abfiltriert. Der alkoholischen

jLösung fügte man 7 cm3 konz. Salzsäure und 150 cm3 Wasser zu

und kochte 1 Stunde am Rückfluss. Darauf wurde der Alkohol

im Vakuum abgedampft, der Rückstand in Essigester aufgenommenund die Lösung mit Wasser, Hydrogencarbonat-Lösung und noch¬

mals mit Wasser gewaschen, getrocknet und der Essigester ab¬

gedunstet. Der Rückstand, 3,78 g, wurde in 100 cm3 Ameisensäure

14 Stunden auf 55—60° erwärmt. Nach dem Vertreiben der Amei¬

sensäure im Vakuum nahm man den Rückstand in Essigester auf,wusch die Lösung neutral, trocknete sie und dampfte den Essig¬ester ab.

Das Rohprodukt wurde durch zweimaliges Chromatographie¬ren gereinigt, wonach die Mittelfraktionen durch Methanolzusatz

zur Kristallisation gebracht werden konnten. Das erhaltene Kri-

stallisat wurde noch zweimal aus Aceton-Benzin umkristallisiert,wobei 250 mg feine Blättchen vom Smp. 227—228,5« erhalten

wurden. Zur Analyse wurde 24 Stunden im Hochvakuum bei 90 °

getrocknet. Das Produkt gab einen positiven Legal-Test.

[a]^7 = + 75,2" (c = 1,040 in Chloroform)

3,754 mg Subst. gaben 9,291 mg C02 und 2,689 mg H20

CS(>H4208 Ber. C 67,90 H 7,08 °/oGef. C 67,54 H 8,02%

") Vgl. Anm. 11, Seite 51.

!8) L. Ruzicka, PL A. Plattner und H. Heusser, Helv. 27, 186 (1944).

Page 56: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 55 —

ß'-IZa, la, 12iö-Trioxy-nor-cholanyl-(23)]-Afl'^'-butenolid 19)

298 mg y3'-[3a,7<x, 12/ß-Triformoxy-nor-cholanyl-(23)]-Ja'-'i'-butenolid wurden in 40 cm3 Dioxan gelöst und bei 95° tropfen¬

weise mit 0,1-n. Natronlauge versetzt. Man dosierte die Zugabe

der Lauge so, dass die Lösung des Butenolids auf Phenolphthaleinstets nur ganz schwach alkalisch reagierte. Nach 14, 42 bzw. 97.

Minuten waren 5,61, 11,22 bzw. 16,85 cm3 0,1-n. NaOH (1, 2 bzw.

3 Äquiv.) verbraucht.

Die Lösung wurde nun zur Trockne verdampft. Der nicht

kristallisierte Rückstand wurde in wenig Chloroform gelöst und

auf eine mit Benzol bereitete Säule von 12 g Aluminiumoxyd ge¬

geben. Die mit Äther-Aceton 1:1 und Aceton eluierten Anteile

ergaben 120 mg eines farblosen Harzes, das aus Methanol-Wasser

in feinen Nadeln kristallisierte. Ausbeute: 100 mg. Smp. 187,5—

189,5°. Es wurde noch zweimal umkristallisiert, wobei der

Schmelzpunkt auf 190—190,5° stieg.Zur Analyse wurde 12 Stunden bei 80° über Phosphorpent-

oxyd im Hochvakuum getrocknet und vor dem Verbrennen im

Vakuum kurz geschmolzen. Das Produkt zeigt einen positiven

Legal-Test.

[<*]£> = + 23,1° (c = 1,240 in Chloroform)

3,728 mg Subst. gaben 9,935 mg C02 und 3,194 mg H20

C„H42Os Ber. C 72,61 H 9,48%Gef. C 72,73 H 9,58%

Aceîylierung des ß'-V&a, la, 12/J-Trioxy-nor-cholanyl-(23)]-A"'^'-butenolids zum Triacelat und Verseifung des¬

selben zum /?'-[3a-Oxy-7a, 12/tf-diaceioxy-nor-cholanyl-(23)]-A ' -butenolid 19)

50 mg ß'-[3x, 7a, 12^-Trioxy-nor-cholanyl- (23)] -yf'"'-buteno¬

lid wurden in 4 cma Acetanhydrid unter Zusatz von 4 Tropfen

Pyridin bei einer Ölbadtemperatur von 160° 2 Stunden am Rück-

19) L. Ruzicka, PL A. Plattner und H. Heusser, Helv. 27, 186 (1944).

Page 57: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 56 —

fluss gekocht. Nach dem Abdampfen des Acetanhydrids im Va¬

kuum verblieben 55 mg Substanz, die in Benzol gelöst und durch

1,5 g Aluminiumoxyd filtriert wurden. 20 mg einer Mittelfraktion

wurden, wie früher beschrieben, in Dioxan mit Salzsäure verseift.

Das Rohprodukt konnte nicht kristallisiert werden und wurde da¬

her durch Adsorption an 60 mg Aluminiumoxyd gereinigt. Die mit

Äther-Aceton (9:1) eluierte Fraktion (17 mg) konnte aus Alkohol-

Wasser in feinen Nadeln kristallisiert werden. Ausbeute: 10 mg;

Smp. 162—163,5°. Die Substanz erwies sich durch Schmelzpunkt,Mischschmelzpunkt, sowie durch alle übrigen Eigenschaften als

identisch mit dem oben beschriebenen ß'-[3a.-Oxy-7a., 12/?-diacet-

oxy-nor-cholanyl-(23) ] -zT^'-butenolid.

^'-[3 a-Oxy-7a, 12/S-diformoxy-nor-cholanyl-(23)]-yff-oxy-y -buianolid ,J1)22)

Die Rohprodukte aus einer wie oben beschrieben durchge¬führten Umsetzung von 5 g 3a, 7<x, 12/?-Triformoxy-25-acetoxy-24-keto-25-homo-cholan mit Bromessigester und Zink wurden in

150 cm3 Alkohol gelöst, mit 20 cm3 konz. Salzsäure in 200 cm3

Wasser versetzt und 3 Stunden geschüttelt. Anschliessend nahm

man in Äther auf, wusch die Lösung, trocknete sie und dampfteden Äther ab. Als Rückstand blieben 4,7 g eines honiggelbenHarzes.

2,1 g dieses Rohproduktes wurden an 48 g Aluminiumoxydchromatographiert. Die mit Äther-Aceton erhaltenen Eluate

(270 mg) Hessen sich aus Benzol in feinen Blättchen kristalli¬

sieren.

Zur Analyse wurde noch dreimal aus Methanol-Wasser um¬

kristallisiert und 16 Stunden bei 130° im Hochvakuum über Ätz¬

kali getrocknet. Smp. 232—233°. Legal-Test negativ.

[a]jj = + 69,5° (c = 1,060 in Feinsprit)

3,668 mg Subst. gaben 8,982 mg C02 und 2,820 mg H20

CS9Ht408 Ben C 66,90 H 8,52 »/„Oef. C 66,83 H 8,60%

21) Vgl. Anm. 11, Seite 51.

22) L. Ruzicka, PL A. Plattner und H. Heusser, Helv. 27, 186 (1944).

Page 58: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 57 —

ß'-iia, 7 a, 12/ff-Trioxy.nor-cholanyl.(23)].y8'-

oxy-y'-buianolid 21)22)

Bei einer weiteren Umsetzung von 4,66 g 3a,, 7<x, 12/?-Triform-

oxy-25-acetoxy-24-keto-25-homo-cholan mit Bromessigester und

Zink wurde wie oben verfahren. Die Rohprodukte wurden in

200 cm3 Alkohol gelöst, mit 30 cm3 konz. Salzsäure und 1300 cm3

Wasser versetzt und die Lösung 18 Stunden geschüttelt. Darauf

wurde mit Natriumhydrogencarbonat neutralisiert, der Alkohol im

Vakuum ausgetrieben und die wässrigen Lösungen 5 Tage mit

Äther extrahiert. Der Ätherextrakt ergab 3,4 g eines dunklen

Harzes. Dieses wurde mit einer Mischung von 120 cm3 Alkohol

und 600 cm3 Wasser aufgekocht, wobei 1,4 g braune Harze nicht

in Lösung gingen. Man verdampfte nun die wässerig alkoholische

Lösung zur Trockne und erhielt 2,0 g eines Rohproduktes mit

negativem Legal-Test.

1,4 g desselben wurden an 20 g Aluminiumoxyd adsorbiert

und gaben 340 mg einer Fraktion (Aceton), die ein zweites Mal

an 9 g Aluminiumoxyd chromatographiert wurde. Mit Essigesterwurden 120 mg reines ß'-[3x, 7a, 12/?-Trioxy-nor-cholanyl-(23)]-

/?'-oxy-y'-butanolid eluiert. Das Produkt kristallisierte aus Metha¬

nol-Wasser in langen, farblosen Nadeln, die 1 Mol Kristallwasser

enthielten. Bei 175° sinterte die Substanz, gab das Kristallwasser

ab, rekristallisierte und zeigte dann einen scharfen Schmelzpunktbei 233—234 0.

Zur Analyse kristallisierte man noch dreimal aus Aceton-

Hexan um und trocknete 24 Stunden bei 100° im Hochvakuum.

Vor dem Verbrennen wurde die Substanz 1/2 Stunde im Vakuum

auf 186° erhitzt. Legal-Test negativ.

[«]" = + 34,4° (c = 1,026 in Feinsprit)

3,625 mg Subst. gaben 9,252 mg C02 und 3,116 mg H20

C2,H44Oe Ber. C 69,79 H 9,55 °/0Oef. C 69,65 H 9,62%

Page 59: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 58 —

Benzyl-bromaceloxymeihyl-keton

16,2 g Benzyl-diazomethyl-keton wurden in 50 cm3 absolutem

Benzol gelöst und unter Feuchtigkeitsausschluss mit 50 g reiner

Bromessigsäure versetzt. Das Reaktionsgemisch wurde 2 Stunden

sich selbst überlassen und anschliessend während 10 Minuten auf

dem Wasserbad am Rückfluss gekocht. Es wurde in Äther aufge¬

nommen, mit Wasser, Natriumhydrogencarbonat-Lösung und noch¬

mals mit Wasser gut gewaschen. Nach dem Trocknen und Ein¬

engen der Ätherlösung wurde in der Wärme bis zur beginnenden

Trübung mit Petroläther versetzt. Beim Abkühlen der Lösung kri¬

stallisierte das Benzyl-bromacetoxymethyl-keton in langen farb¬

losen Nadeln. Ausbeute: 23,5 g; Smp. 44—45°.

Zur Analyse wurde bei gleich bleibendem Schmelzpunkt noch

dreimal umkristallisiert und anschliessend 36 Stunden bei 20 ° über

Phosphorpentoxyd im Hochvakuum getrocknet.

3,915 mg Subst. gaben 7,027 mg COä und 1,422 mg H20

CuHuOsBr Ber. C 48,73 H 4,09%Gef. C 48,98 H 4,07%

A5-3yS-Aceioxy-24-keto-25-bromaceloxy-25-homo-cholen

Analog der oben beschriebenen Umsetzung wurden 500 mg

J5-3/?-Acetoxy-24-keto-25-diazo-25-homo-cholen, gelöst in 3 cm3

Benzol, mit 5 g Bromessigsäure in Reaktion gebracht. Das Roh¬

produkt wurde aus Äthanol umkristallisiert und ergab 520 mg

feine Nadeln vom Smp. 126,5—128,5°.

Zur Analyse wurde noch fünfmal aus Äthanol umkristallisiert,wobei der Schmelzpunkt auf 128—130° stieg. Anschliessend

wurde 36 Stunden bei 80° über Phosphorpentoxyd im Hochva¬

kuum getrocknet.

3,967 mg Subst. gaben 9,198 mg C02 und 2,772 mg H20

8,889 mg Subst. gaben 3,047 mg AgBr

C29H4305Br Ber. C 63,15 H 7,86 Br 14,49%Gef. C 63,28 H 7,82 Br 14,59%

Page 60: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 59 —

A5-3/S-Oxy-20-keio-21-bromaceioxy-pregnen

Die Umsetzung von 750 mg zl5-3/?-Oxy-20-keto-21-diazo~

pregnen mit 4,5 g Bromessigsäure in 4 cm3 Benzol ergab nach

dem üblichen Aufarbeiten 550 mg eines Rohproduktes vom Smp.105—108°. Die Kristallisation aus Methanol lieferte 490 mg feine

Blättchen vom Smp. 110,5—111,5°, die Kristallösungsmittel ent¬

hielten.

Zur Analyse wurde noch fünfmal aus Methanol umkristalli¬

siert, wobei der Schmelzpunkt auf 112—113° stieg. Das Präparatwurde 48 Stunden bei 85 ° über Phosphorpentoxyd im Hochva¬

kuum getrocknet.

3,726 mg Subst. gabeh 7,918 mg C02 und 2,450 mg H2Ü

8,030 mg Subst. gaben 3,181 mg AgBr

C28Hss04Br • H20 Ber. C 58,57 H 7,43 Br 16,98 °/0Oef. C 57,99 H 7,36 Br 16,86%

A5-3/3-Aceioxy-20-keio-21-bromaceioxy-pregnen

500 mg ^5-3/5-Oxy-20-keto-21-bromacetoxy-pregnen wurden

unter Feuchtigkeitsausschluss in 10 cm3 Acetanhydrid 4 Stunden

auf dem Wasserbad erwärmt. Nach dem Abdampfen des Acet-

anhydrids im Vakuum wurde der kristalline Rückstand heiss in

Methanol gelöst. Beim Abkühlen der Lösung schieden sich zuerst

gut ausgebildete Nadeln, dann feine Blättchen aus. Beim Er¬

scheinen der ersten Blättchen wurde dekantiert. Ausbeute : 380 mg

Nadeln und 100 mg Blättchen. Die Nadeln, das J5-3/?-Acetoxy-

20-keto-21-bromacetoxy-pregnen, wurden dreimal aus Methanol

umkristallisiert und zeigten einen scharfen Schmelzpunkt von

137-^-138°. Zur Analyse wurde bei 80° 36 Stunden im Hoch¬

vakuum über Phosphorpentoxyd getrocknet.

3,846 mg Subst. gaben 8,543 mg C02 und 2,461 mg H20

9,789 mg Subst. gaben 3,742 mg AgBr

C26HS5OsBr Ber. C 60,60 H 7,12 Br 16,13%Qef. C 60,62 H 7,16 Br 16,27%

Page 61: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

- 60 —

Die Blättchen zeigten nach einmaligem Umkristallisieren aus

Methanol einen scharfen Schmelzpunkt bei 165,5—167° und er¬

wiesen sich sowohl durch Mischschmelzpunkt wie durch alle üb¬

rigen Eigenschaften mit A5-3ß, 21-Diacetoxy-20-keto-pregnen als

identisch.

In kaum merklich besseren Ausbeuten wurde das A 5-3 /?-Acet-

oxy-20-keto-21-bromacetoxy-pregnen durch Umsetzen von A5-3ß-

Acetoxy-20-keto-21-diazo-pregnen mit Bromessigsäure in Benzol

erhalten.

/?-Benzyl-/?-oxy-bulanolid

Analog der weiter oben beschriebenen Umsetzungen von

a-Acetoxy-ketonen mit Bromessigester und Zink nach Reformatsky

(vgl. Seiten 44 und 52) wurden 10 g Benzyl-bromacetoxymethyl-keton mit 12 g Zinkflittern und 4,5 g (= 0,75 Äquiv.) Bromessig¬ester umgesetzt. Das Rohprodukt wurde aus Äther umkristallisiert

und ergab 4,9 g grober Prismen vom Smp. 98—100°.

Zur Analyse wurde noch dreimal aus Benzol umkristallisiert

und anschliessend 48 Stunden bei 75 ° im Hochvakuum über Phos-

phorpentoxyd getrocknet. Das Präparat wies einen Schmelzpunktvon 99—100« auf.

3,792 mg Subst. gaben 9,569 mg C02 und 2,143 mg H2Ü

C„H12Os Ber. C 68,73 H 6,30%Oef. C 68,86 H 6,32%

Ohne Zusatz von Bromessigester konnte die Reaktion nicht

in Gang gebracht werden.

A«> i-/?-Benzy1-butenolid

735 mg /?-Benzyl-/S-oxy-butanolid wurden bei einer Ölbad¬

temperatur von 165° mit 50 cm3 Acetanhydrid 48 Stunden am

Rückfluss gekocht. Nach dem Abdampfen des Acetanhydrids im

Vakuum wurde der Rückstand (700 mg) in Benzol gelöst und durch

15 g Aluminiumoxyd filtriert. Das Filtrat ergab 600 mg eines

farblosen Öls, das einen stark positiven Legal-Tat zeigte.

Page 62: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 61 —

Es wurde zur Analyse im Hochvakuum destilliert. Kp.

0,02 mm = 126—127 0. Ausbeute: 450 mg.

3,534 mg Subst. gaben 9,792 mg C02 und 1,803 mg H20

CuHïoO, Ber. C 75,84 H 5,79%Qef. C 75,62 H 5,71%

Umsetzung von AÄ-3/ft-Acetoxy-24-kelo-25-bromaceloxy-25-homo-cholen und A5-3/ff-Aceloxy-20-keto-21-brom-

acetoxy-pregnen mit Zink und Bromessigester nach

Reformatsky

Die Umsetzung dieser a-Bromacetoxy-ketone mit Zink und

je 0,75 Äquiv. Bromessigester wurde in der mehrfach beschrie¬

benen Weise durchgeführt. Nach dem Behandeln der Rohproduktemit Acetanhydrid und nachträglicher Reinigung durch Adsorptionan Aluminiumoxyd wurden das /?'-[zl5-3/?-Acetoxy-nor-cholenyl-

(23) J-zf'^'-butenolid ) vom Smp. 204—205 ° bzw. das ß'-[A5-3ß-

Acetoxy-ätio-cholenyl-(17) ]-zJ"''^'-butenolid 2i) vom Schmelzpunkt173—174° in 45—50 proz. Ausbeute erhalten.

Triacetyl-cholsäure-methylesler25)26)

10 g Cholsäure-methylester27), 10 cm3 Pyridin und 100 cm3

Acetanhydrid wurden bei 165° 2 Stunden am Rückfluss gekocht.Nach Eindampfen zur Trockne im Vakuum wurde der Rückstand

in Benzol aufgenommen und durch 20 g Aluminiumoxyd filtriert.

Nach dem Nachspülen mit Äther und Abdampfen der Lösungs¬mittel wurde der Triacetyl-cholsäure-methylester aus Aceton-

Hexan umkristallisiert. Ausbeute: 9,2 g; Smp. 89—90°.

2S) L. Ruzicka, PL A. Plattner und H. Heusser, Helv. 25, 435 (1942).2i) L. Ruzicka, T. Reichstein und A. Fürst, Helv. 24, 76 (1941).") Vgl. H. Wieland und W. Kapitel, Z. physiol. Ch. 212, 269 (1932).2e) PL A. Plattner und H. Heusser, Helv. 27, 748 (1944).27) Hergestellt nach der Vorschrift von H. Morsmann, M. Steiger

und T. Reichstein, Helv. 20, 3 (1937).

Page 63: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 62 —

Zur Analyse und Bestimmung der spez. Drehung wurde noch

dreimal aus Aceton-Hexan bis zum konstanten Schmelzpunkt von

90,5—91° umkristallisiert und dann 24 Stunden im Hochvakuum

bei 50° über Phosphorpentoxyd getrocknet.

W" = + 81,8°; [M]^4 = + 448° 28) (c = 1,063 in Feinsprit)

Wd = + 76,8°; [M]}4 = + 421 » (c = 1,295 in Chloroform)

4,000 mg Subst. gaben 9,950 mg C02 und 3,200 mg H20

CSIH4S08 Ber. C 67,85 H 8,82%Gef. C 67,88 H 8,95%

Triformyl-cholsäure-melhylester 29)

700 mg Triformyl-cholsäure30) wurden in Äther aufge¬schlämmt und mit ätherischer Diazomethan-Lösung verestert. Nach

dem Abdampfen des Lösungsmittels verblieb ein farbloses Harz,das auf Zusatz von wenig Methanol in feinen Nadeln kristallisierte.

Die Reinigung des Triformyl-cholsäure-methylesters ist sehr ver¬

lustreich, da er sich in reinem Methanol ausserordentlich leicht

löst, bei Verwendung von wässrigem Methanol aber nur als Öl

erhalten wird. Nach dreimaligem Umkristallisieren verblieben

155 mg gut ausgebildete Nadeln vom Smp. 133,5—134,5°. Zur

Analyse wurde 48 Stunden bei 70° im Hochvakuum getrocknet.

[«l^4 = + 90,0°; 89,5°; [MjJ4 = + 455°; 453»

(c = 1,397; 1,398 in Feinsprit)

[«]Jj7;U = + 86,0°; 85,8°; [M]^14 = + 435°; 434°

(c = 0,961; 1,400 in Chloroform)

3,768 mg Subst. gaben 9,169 mg C02 und 2,790 mg H20

C28H4!08 Ber. C 66,38 H 8,36%Gef. C 66,41 H 8,29%

28) [M]d= tL.— ; vgl. H. Landolt, Das optische Drehungsver¬

mögen, 2. Aufl., Seite 6.

29) PL A. Plattner und H. Heusser, Helv. 27, 748 (1944).

30) F. Cortese und L. Baumann, Am. Soc. 57, 1393 (1935) ; L. Ruzicka,

PI. A. Plattner und H. Heusser, Helv. 27, 186 (1944).

Page 64: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 63 —

3a-Oxy-7a, 12/?-diaceioxy-cholansäure 31)

1,700 g Triacetyl-cholsäure-methylester wurden unter leich¬

tem Erwärmen in 25,0 cm3 einer 0,5-n. methanolischen Natron¬

lauge gelöst und anschliessend bei 20° 55 Minuten stehen ge>-

lassen. Nach dieser Zeit waren 1,94 Äquiv. Natronlauge verbraucht

(Titration mit 0,1-n. Salzsäure auf Phenolphthalein). Durch Neu¬

tralisation der überschüssigen Lauge wurde nun die Verseifungunterbrochen und dann der Methylalkohol im Vakuum abgedampft.Auf Zugabe von Salzsäure fiel die rohe Diacetyl-cholsäure aus.

Sie wurde abgenutscht, gut mit Wasser gewaschen und im Vakuum

getrocknet. Ausbeute: 1,40 g. Zur Reinigung wurde das Rohpro¬dukt in Äther aufgenommen und die sauren Anteile mit Barium¬

hydroxyd-Lösung ausgezogen. Die aus der Bariumsalz-Lösung mit

Salzsäure gefällte und mit Wasser gut gewaschene Säure wurde

in Alkohol gelöst und in der Hitze bis zur leichten Trübung mit

Wasser versetzt. Innerhalb 6 Stunden wurde die Lösung langsamauf 20° abgekühlt, wobei die Säure in grossen Rhomboedern kri¬

stallisierte. Ausbeute: 1,33 g; Smp. 202—203». Bei rascherem Ab¬

kühlen fiel die Säure als Öl aus.

Zur Analyse wurde 48 Stunden bei 140° über Phosphorpent-

oxyd im Hochvakuum getrocknet.

[a]<17 = + 71,6°; 70,3°; [M]]4'17 = + 352°; 346°

(c = 0,916; 1,273 in Feinsprit)

3,826 mg Subst. gaben 9,586 mg C02 und 3,072 mg H20

C28H440, Ber. C 68,26 H 9,00 %Oef. C 68,37 H 8,99%

Methylester: 600 mg 3a.-Oxy-7oc, 12/3-diacetoxy-cholan-säure, gelöst in 10 cm3 Dioxan, wurden mit Diazomethan ver-

estert. Das durch Verdampfen zur Trockne erhaltene ölige Roh¬

produkt wurde in Äther gelöst und durch wenig Aluminiumoxydfiltriert. Nach dem Einengen wurde in der Kälte tropfenweise mit

Petroläther versetzt. Der Ester kristallisierte langsam in langen

31) W. S. Knowles, J. Fried und R. C. Elderfield, J. org. Chem. 7, 383

(1942), nach B. C. A. 1942 A II, 415; PL A. Plattner und H. Heusser, Helv.

27, 748 (1944).

Page 65: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 64 —

Spiessen. Ausbeute: 480 mg; Smp. 49—51°. (Aus einer warm ge¬

sättigten Lösung fällt der Ester als Öl aus.) Nach zweimaligemUmkristallisieren stieg der Schmelzpunkt auf 57—59°. Das Pro-,

dukt enthielt Kristallösungsmittel.Zur Analyse wurde 12 Stunden bei Zimmertemperatur im

Hochvakuum getrocknet und vor dem Verbrennen kurz im Vakuum

bei 150° geschmolzen.

[«]" = + 72,0°; 71,0°; [M]}4 = + 364°; 359°

(c = 1,150; 0,739 in Feinsprit)

3,648 mg Subst. gaben 9,174 mg C02 und 2,989 mg H20

[a] = + 63,7°; 63,9°; [MjJ4 = + 322"; 323°

(c = 0,720; 0,729 in Chloroform)

C29H4807 Ber. C 68,74 H 9,15 %

Oef. C 68,63 H 9,17%

3 a, 7 a-Diacetoxy-12 ß-oxy-cholansäure 32)

23,2 g Cholsäure wurden nach Angaben von W. Borsche32)in Eisessig mit Acetylchlorid acetyliert. Die Kristallisation aus

Essigester ergab 8,4 g einer rohen Säure vom Smp. 255—259 °.

Nach zweimaligem Umkristallisieren aus Alkohol-Wasser stieg der

Schmelzpunkt auf 261—263°. Zur Analyse wurde 48 Stunden bei

140° über Phosphorpentoxyd im Hochvakuum getrocknet.

[a] jji u = + 49,8°; 49,4»; [M]^7'u= + 245°; 243°

(c = 0,806; 0,891 in Feinsprit)

3,722 mg Subst. gaben 9,344 mg C02 und 3,025 mg H20

C88H440, Ber. C 68,26 H 9,00%Gef. C 68,51 H 9,09%

Methylester: 300 mg 3<x, 7ac-Diacetoxy-12/?-oxy-cholan-

säure, in Dioxan gelöst, wurden mit Diazomethan in Äther ver-

estert. Nach dem Verdampfen zur Trockne wurde der Rückstand

32) W. Borsche, B. 57, 1620 (1924); H. Wieland und E. Boersch, Z.

physiol. Ch. 110, 143 (1920); vgl. auch H. Wieland und W. Kapitel, Z.

physiol. Ch. 212, 269 (1932); PI. A. Plattner und H. Heusser, Helv. 27,748 (1944).

Page 66: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 65 —

in Methanol gelöst, durch wenig Aluminiumoxyd filtriert und an¬

schliessend aus Methanol-Wasser umkristallisiert. Feine Nadeln

vom Smp. 182—183°. Ausbeute: 290 mg.

Zur Analyse wurde 48 Stunden bei 120° über Phosphor-

pentoxyd im Hochvakuum getrocknet und vor dem Verbrennen

im Vakuum bei 190° geschmolzen.

[a]^ = + 35,3°; [M]Jj4 = + 179° (c = 0,697 in Feinsprit)

[a]1^'11 = + 31,0°; 30,3° = [M]'11 = + 157°; 153°

(c = 1,224; 1,064 in Chloroform)

3,680 mg Subst. gaben 9,263 mg C02 und 2,995 mg H20

C29H4eO, Ber. C 68,74 H 9,15%Oef. C 68,59 H 9,11%

3a-Acetoxy-7a, 12/3-dioxy-cholansäure-methylester 33)

7,3 g Cholsäure-methylesteru) wurden in 30 cm3 absolutem

Benzol gelöst und durch Abdestillieren des Lösungsmittels ge¬

trocknet. Dann wurden weitere 30 cm3 Benzol zugefügt und zur

siedenden Lösung des Esters innert 45 Minuten eine Mischungvon 4,3 g Acetanhydrid und 10 cm3 Benzol zugetropft. Nach 2

Stunden Kochen am Rückfluss wurde das Benzol am Vakuum ab¬

gesaugt, der Rückstand in Äther aufgenommen und mit Wasser und

Natriumhydrogencarbonat-Lösung gewaschen. Nach dem Trocknen

und Abdampfen des Äthers verblieben 7,9 g eines schwach gelb

gefärbten Harzes, das nicht zur Kristallisation gebracht werden

konnte.

Das Rohprodukt wurde in wenig Benzol gelöst und an 100 g

Aluminiumoxyd chromatographisch gereinigt. Die mit Benzol-

Äther und Äther erhaltenen Eluate wurden einmal aus Methanol

33) T. Reichstein, und M. Sorkin, Helv. 25, 797 (1942), haben mit

Acetanhydrid in Benzol Desoxy-cholsäure-methylester partiell in Stellung 3

acetyliert. In analoger Weise wurde versucht, Cholsäure-methylester in Stel¬

lung 3 und 7 zweifach zu acetylieren. Es traten jedoch komplexe Gemische

auf, aus denen nur das oben beschriebene 3-Monoacetat in kristallisierter

Form isoliert werden konnte. PI. A. Plattner und H. Heusser, Helv. 27,748 (1944).

s*) H. Morsmann, M. Steiger und T. Reichstein, Helv. 20, 3 (1937).

Page 67: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 66 —

und anschliessend zweimal aus Methanol-Wasser umkristallisiert

und ergaben 1,04 g feine Nadeln vom scharfen Smp. 149—150°.

Zur Kontrolle der Einheitlichkeit wurde ein zweites Mal an

Aluminiumoxyd chromatographiert und eine mittlere Fraktion

dreimal aus Methanol-Wasser umkristallisiert. Zur Analyse wurde

48 Stunden bei 140° über Phosphorpentoxyd im Hochvakuum ge¬

trocknet. Der Schmelzpunkt dieses Produktes lag bei 149,5—150°.

[a]Jj4 == + 52,8°; 52,5°; [M]J>4 = + 245°; 244°

(c = 0,880; 0,697 in Feinsprit)

[a]^5 = + 47,6°; 48,0°; [M]^ = + 221 °; 223°

(c = 0,729; 0,868 in Chloroform)

3,745 mg Subst. gaben 9,584 mg C02 und 3,192 mg H20

Q,H44Os Ber. C 69,79 H 9,55%Oef. C 69,83 H 9,54%

3 a, 7a-Diaceloxy-12-kelo-cholansäure 3&)

1,50 g 3a, 7a-Diacetoxy-12/?-oxy-cholansäure wurden nach den

Angaben von H. Wieland und W. Kapitel36) mit Chromtrioxyd in

Eisessig oxydiert. Die Kristallisation des Rohproduktes aus Al¬

kohol-Wasser ergab 1,16 g der Säure in Form feiner Platten, die

Kristallösungsmittel enthielten. Sie schmolzen zwischen 103° und

109°; bei 130° erstarrte die Substanz wieder, wobei feine Nadeln

gebildet wurden, die sich bei 227—228 ° erneut verflüssigten. An¬

schliessend wurde noch zweimal aus Alkohol-Wasser und dann

aus Aceton-Hexan umkristallisiert. Das letztere Produkt enthielt

kein Kristallösungsmittel mehr und schmolz bei 229—230°. Zur

Analyse wurde 48 Stunden bei 120° über Phosphorpentoxyd im

Hochvakuum getrocknet.

Wd = + 86,5°; [M]^ = + 424° (c = 0,755 in Chloroform)

3,770 mg Subst. gaben 9,747 mg C02 und 2,959 mg H20

C28H4S07 Ber. C 68,54 H 8,63%Oef. C 68,58 H 8,78%

Methylester: 900 mg 3«, 7a-Diacetoxy-12-keto-cholan-säure wurden in Dioxan gelöst und mit Diazomethan verestert.

35) PL A. Plattner und H. Heusser, Helv. 27, 748 (1944).") H. Wieland und IV. Kapitel, Z. physiol. Ch. 212, 269 (1932).

Page 68: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

- 67 —

Der Ester kristallisierte aus Methanol-Wasser in langen Nadeln

vom Smp. 176,5—178°. Ausbeute: 810 mg. Eine zweite Kristalli¬

sation ergab ein analysenreines Produkt vom Smp. 177—178,5°.

Es wurde 12 Stunden bei 130° über Phosphorpentoxyd im Hoch¬

vakuum getrocknet.

[a]^ = + 83,5°; [M]}7 = + 421 ° (c = 0,879 in Chloroform)

3,792 mg Subst. gaben 9,557 mg C02 und 3,022 mg H20

Q9H140, Ber. C 69,02 H 8,79%Gef. C 68,78 H 8,92 %

Cheno-desoxy-cholsäure (3 a, 7a-Dioxy-cholansäure)S7)

Zu einer Lösung von 1,0 g Natrium in 15 cm3 absolutem Al¬

kohol wurden 2,0 g Hydrazinhydrat und 400 mg 3oc, 7o,-Diacetoxy-

12-keto-cholansäure-methylester gegeben. Der Ansatz wurde 14

-Stunden im Einschlussrohr auf 160° erhitzt, dann mit Wasser ver¬

dünnt und 1 Stunde am Rückfluss gekocht. Der Alkohol wurde

nun im Vakuum abgedampft und der wässrigen Lösung Spuren von

neutralen Anteilen mit Äther entzogen. Dann wurde die Cheno-

desoxy-cholsäure mit verdünnter Schwefelsäure als feiner, flocki¬

ger Niederschlag gefällt. Ausbeute: 340 mg.

Die rohe Säure wurde in verdünnter Ammoniak-Lösung auf¬

genommen, das überschüssige Ammoniak durch Erhitzen auf dem

Wasserbad im Vakuum entfernt und die heisse Lösung mit Barium¬

chlorid versetzt. Schon in der Hitze fiel das Bariumsalz der Cheno-

desoxy-cholsäure als feine Nadeln aus, die nach dem Erkalten ab-

genutscht und mit Wasser gut gewaschen wurden. Durch zwei¬

maliges Umkristallisieren aus Alkohol-Wasser wurde das Barium¬

salz rein erhalten. Zur Analyse wurde 12 Stunden bei 130° über

Phosphorpentoxyd im Hochvakuum getrocknet.

3,327 mg Subst. gaben 0,842 mg BaS04

(C24Hs904)2 Ba Ber. Ba 14,92 °/0Gef. Ba 14,89 °/0

") A. Windaus, A. Bohne und E. Schwarzkopf, Z. physiol Ch. 140, 177

(1924); Sin'iti Kaxvai, Z. physiol. Ch. 214, 71 (1932); Takeshi Iwasaki, Z.

physiol. Ch. 244, 181 (1936), [oc]D = + 12,52 in Alkohol.

Page 69: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 68 —

62 mg Bariumsalz wurden in 4 cm3 3-n. Soda-Lösung 1 Stunde

auf dem Wasserbad erwärmt. Vom ausgeschiedenen Bariumcar-

bonat wurde abfiltriert und die Cheno-desoxy-cholsäure mit ver¬

dünnter Schwefelsäure gefällt. Sie wurde abgenutscht, gut mit

Wasser gewaschen und im Vakuum getrocknet. Aus wenig Essig¬ester kristallisierte sie in Drusen von feinen Nadeln, die beim

Trocknen zerfielen. Ausbeute: 51,5 mg. Nach dem Trocknen im

Vakuum bei 100° zeigte die Cheno-desoxy-cholsäure einen schar¬

fen Schmelzpunkt von 140—141,5°. Zur Analyse wurde 2 Stuny-den bei 110° im Hochvakuum getrocknet und vor dem Verbrennen

im Vakuum geschmolzen.

[a]JJ = + 12,5°; [M]^7 = + 49° (c = 0,582 in Feinsprit) 38) 39) *»)

3,663 mg Subst. gaben 9,843 mg C02 und 3,364 mg HaO

CS4H4()04 Ber. C 73,43 H 10,27%Oef. C 73,33 H 10,28 °/0

3 a, 7a-Diformoxy-cholansäure (Diformyl-cheno-desoxy cholsäure) 41)

200 mg Cheno-desoxy-cholsäure wurden in 5 cm3 95 proz.

Ameisensäure 5 Stunden auf 60° erwärmt. Nach dem Absaugender Ameisensäure im Vakuum wurde fünfmal aus Alkohol-Wasser

umkristallisiert. Ausbeute: 13tf mg feine Nadeln vom Schmelz¬

punkt 181 — 182°. Zur Analyse wurde 12 Stunden bei 130° über

Phosphorpentoxyd im Hochvakuum getrocknet.

[a] = + 31,0°; 31,8°; [M]J>6 = + 139°; 142»

(c = 1,085; 0,845 in Feinsprit)

3,710 mg Subst. gaben 9,520 mg C02 und 3,024 mg H20

C26H40O6 Ber. C 69,61 H 8,99%Gef. C 70,03 H 9,12%

38) Takeshi Iwasaki, Z. physiol. Ch. 244, 181 (1936); [oc]D = +12,52°in Alkohol.

39) A. Windaus, A. Bohne und E. Schwarzkopf, Z. physiol. C. 140,177 (1924).

4°) S. Miyazi und T. Kimura, J. Biochem. 26, 337 (1938); [a]D =

+ 10,6° in Alkohol.

«) H. Wieland und G. Reverey, Z. physiol. Ch. 140, 186 (1924) ; PL A.

Plattner und H. Heusser, Helv. 27, 748 (1944).

Page 70: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

Sämtliche Analysen und Spektra wurden in der mikroanaly¬

tischen Abteilung des Chemischen Institutes der EidgenössischenTechnischen Hochschule ausgeführt.

Ich möchte hier den Leitern des Mikrolaboratoriums, Herrn

H. Gubser und seinem Nachfolger, Herrn W. Manser, sowie deren

Mitarbeitern meinen Dank aussprechen.

Page 71: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

Zusammenfassung

Ausgehend von Steroid-Säuren vom Typus der natürlichen

Gallensäuren mit 24 Kohlenstoffatomen, wurden mit Hilfe der

Reaktionsfolge Carbonsäure —* Säurechlorid —> Diazoketon Ketol-

acetate hergestellt, die bei der Umsetzung mit Bromessigester bzw.

a-Brom-propionester und Zink nach Reformatsky höhere Homo¬

loge digitaloider Aglycone lieferten. Diese Lactone unterscheiden

sich sowohl von den natürlichen wie von den bisher synthetischhergestellten Aglyconen durch eine aliphatische Brücke, die zwi¬

schen das Cyclopentano-perhydro-phenanthren-Gerüst und die Lac-

tongruppe eingeschoben ist. Aus J5-3/J-Oxy-cholensäure, welche

aus den sauren Oxydationsprodukten des Cholesterin-acetats iso¬

liert wurde, entstand so das /S'-[J5-3/?-Oxy-nor-cholenyl-(23)]-zT'^'-butenolid und das ^'-[zJ5-3Jff-Oxy-nor-cholenyl-(23)]^ß'^'-<x'-methyl-butenolid. Das ß'-[3x, 7a, 12/5-Trioxy-nor-cholanyl-(23)]-^"''^'-butenolid, welches aus Cholsäure hergestellt wurde, lieferte

zum Teil auf verschiedenen Wegen die Triacetyl-, die 7,12-Di-

acetyl- und die Triformyl-Verbindung.Im Zusammenhang mit den Synthesen von digitaloiden Agly¬

conen wurden aus Diazoketonen durch Einwirkung von Bromessig¬säure Ketol-bromacetate hergestellt und deren intramolekulare

Umsetzung zu jô-Oxy-butanoliden bzw. zf'^-Butenoliden unter¬

sucht. Dabei stellte es sich heraus, dass die Reaktion nur unter

Zusatz von Bromessigester in Gang zu bringen war, dann jedochin guter Ausbeute die gesuchten Lactone lieferte.

An dem Verhalten der Cholsäure und des Cholsäure-methyl-esters bei teilweiser und vollständiger Acetylierung wurden die

Beziehungen zwischen Konstitution und optischer Drehung in

der Cholsäure-Reihe näher untersucht. Durch die abgestufte Re¬

aktionsfähigkeit der drei Hydroxylgruppen der Cholsäure war es

möglich, die 3, 7-Diacetyl- und die 7,12-Diacetyl-cholsäure sowie

Page 72: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

— 71 —

den 3-Monoacetyl-, den 3, 7-Diacetyl-, den 7,12-Diacetyl- und den

Triacetyl-cholsäure-methylester herzustellen. Vergleichende Mes¬

sungen der spezifischen bzw. molaren Drehungen dieser Verbin¬

dungen ergaben, dass in der Cholsäure-Reihe die Asymmetrie-Zentren 3, 7 und 12 sich gegenseitig kaum zu beeinflussen ver¬

mögen und deshalb für diese Zentren konstante Drehungsinkre¬mente eingesetzt werden können. Im Zusammenhang mit diesen

Arbeiten wurde die bereits früher von Sin'iti Kawai vorgenommene

Überführung von Cholsäure in Cheno-desoxy-cholsäure auf einem

abgeänderten Weg, der eine Berührung der 7-Oxy-Qruppe ver¬

meidet, erneut durchgeführt. Es steht daher ausser Zweifel, dass

die 7-Oxy-Gruppen in diesen beiden Säuren sterisch überein¬

stimmen.

Page 73: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...21964/eth-21964-02.pdf · eine weitgehend übereinstimmende chemische Struktur ausge¬ zeichnet. Sie besitzen alle einen Zucker-Rest

Lebenslauf

Als Sohn des Georg Jakob Heusser, Kaufmann, wurde ich

am 23. Februar 1917 in Shanghai geboren.Die Primarschule besuchte ich im thurgauischen Berg, die

Mittelschule im Landerziehungsheim Glarisegg bei Steckborn. Im

Herbst 1936 bestand ich die Eidgenössische Maturitätsprüfung,

Typus B, und wurde als Student in die Abteilung für Chemie an

der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich aufge¬

nommen. Sie erteilte mir im Sommer 1941 das Diplom als Inge¬

nieur-Chemiker.

Seit Juni 1941 war ich mit der vorliegenden Arbeit, die durch

häufige Einberufungen zum Aktiv-Dienst unterbrochen wurde, be¬

schäftigt. Seit Oktober 1942 bekleidete ich das Amt eines Assi¬

stenten.