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Dt Ztschr f Akup. 55, 3/2012  51 DZA Kongressbericht | Congress Report DOI: 10.1016/j.dza.2012.08.021  51 Dt. Ztschr. f. Akupunktur 55, 3/2012 Romoli (I), Oleson (USA), Zhao (China), Alimi (F), Wojak (D). Alle waren davon überzeugt, dass ihr Kartografieverfahren, also die Einteilung des Ohres in Zonen [s. auch Romoli in DZA 3/2009 und 4/2010] das Beste sei. Der Einzige, der bislang mit seinem Modell klinische Forschungen betrieben hatte, war Romoli. Der round table löste Unruhe und auch Unmut unter den TN aus, weil eine Einigung nicht zu sehen war, vor allem der Franzose Alimi sehr bestimmend auftrat. Dabei ist eine Ei- nigung nötiger denn je. Denn der chinesische Beitrag (in Ab- wesenheit des Referenten Zhao von Oleson verlesen, der ja das erste Kartografiesystem entwickelt hatte und in China dadurch Ansehen errang) machte unmissverständlich klar, dass die VR China die Ohrakupunktur als ihre Angelegenheit betrachtet, nur ihre Sichtweise zu Lokalisation der Punkte und Kartogra- fieverfahren gelten lässt und dieses der WHO gegenüber auch durchzusetzen bereit ist bzw. schon weitgehend erreicht hat. China nutzt dabei den allgemeinen Glauben, dass es das Mut- terland der Akupunktur schlechthin sei (Ohr inklusive), ge- schickt aus. Diskussion Dieses 7. Intern. Symposium zeigte noch mehr als das 6. vor zwei Jahren in Bologna die große Geschlossenheit und auch relative Stärke der französischen Schule. Aber es wurde auch klar, dass sie an einem Punkt der Neubesinnung angekommen ist. Von Bahr wurden gar die drei Phasen der Ohrakupunktur, die Nogier in seinen späteren Jahren entworfen hatte (großer Anhänger: Bryan Frank, USA, former President AAMA), abge- lehnt. Während ein Teil das Heil in Untersuchungen mittels fMRI sucht – hier ist besonders Alimi zu nennen, dessen Mitar- beiterin Sabine Brulé auch einen Preis gewann –, scheint ande- ren klar geworden zu sein, dass Basisannahmen der Ohrkarte neu überprüft gehören. Auch der VAS ist nicht mehr unumstrit- ten, dass man eben einen „goldenen Daumen“ benötige, wie Bahr meinte, fand geteilte Zustimmung (dessen ungeachtet versuchte Bahr den Begriff VAS in einem nicht angekündigten Antrag in SPN umzubenennen: Signal Paul Nogier). Romoli meinte, dass eine neue Phase von schulübergreifender Grundlagenforschung eingeläutet werden müsse. Er beabsichtigt, Diskutant Terry Oleson (vorn) – begeistert; die Zuhörer: v. l.: Raphael Nogier – gedankenvoll, Richard Niemtzow – skeptisch, Marco Romoli (rechts hinten) – erheitert ein Papier über den Status quo der Ohrakupunktur zu verfassen, das die wichtigsten zukünftigen Forschungsschritte definiert. Fazit: Die nächsten Jahre werden das Schisma zwischen der französischen und der chinesischen Schule stärker zeigen als bisher. Die Chinesen setzen in dieser Hinsicht die WFAS und ihre staatspolitischen Beziehungen zur WHO ein und lassen keinen Zweifel aufkommen, dass nur sie in der Akupunktur bestimmen wollen. Das ICMART hat leider bislang keine effektive Gegen- strategie entwickelt. Diese Tendenz ist gefährlich, denn setzt sich China durch, werden andere als die von Chinesen anerkannten Punkte (auf gesundheitspolitischer Ebene) ungültig. Die Journale Medical Acupuncture (USA) und die DZA werden in den nächsten zwei Jahren als Vorbereitung auf das 8. Sym- posium 2014 (Johns Hopkins University, Baltimore) vermehrt Artikel und Berichte zur Ohrakupunktur bringen. Die DZA wur- de in dieser Beziehung vom Kongresspräsidenten Rabischong in seinem Abschlussplädoyer zwei Mal lobend erwähnt. Last not least: Es wurde drei Preise vergeben (alle clinical research): Dr. Sabine Brulé (F): Finger phantom pain, Auriculotherapy and fMRI Dr. Daniel Asis (Arg): Auricular chromotherapy in the treatment of psychological trauma Dr. Alain Marignan (F): Auriculotherapy in dementia of elderly patients Dr. Michaela Bijak Akupunkturambulanz Im neurologischen Zentrum Rosenhügel des Krankenhauses Hietzing Riedelgasse 5 A-1130 Wien Tel. +43/1/88000 [email protected] M. Bijak ICMART – XV World Congress on Medical Acupuncture Vom 25. bis 27. Mai 2012 fand in der Hauptstadt Griechenlands, dem antiken Zentrum und Ursprung der westlichen Heilkunde, der 15. ICMART Kongress statt. „The point where all different ideas meet“, jener geografische Punkt des griechischen Amphi- theaters, an dem der Redner vom gesamten Publikum akustisch optimal wahrgenommen werden konnte, von dem aus neue Ideen verbreitet wurden, dieser zentrale Punkt sollte für die Akupunkteure und Neuraltherapeuten diesmal Athen sein. Die Begrüßungsansprache der Kongresspräsidentin Konstantina Theodoratou wurde als Oscar-verdächtige Filmversion präsen- tiert. Danach ergriffen der ICMART-Präsident Chin Chan sowie der chinesische Botschafter in Athen das Wort. Vorträge Den Reigen der wissenschaftlichen Vorträge eröffnete Dominik Irnich, Deutschland: „Circling the Dragon – does the fire still breath?“ Er stellte seine Methoden der Therapie von akutem Herpes Zoster bzw. der Postzosterneuralgie vor, die er auch eindrucksvoll mit Studien belegen konnte [1, 2]. Zum brandheißen Thema Kinderwunsch stellte sich Miltiades

ICMART – XV World Congress on Medical Acupuncture

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Dt Z tschr f Akup. 55, 3 / 20 1 2   5 1    DZA

Kongressbericht | Congress Report

DOI : 10. 10 16/ j .dza .20 12 .08.02 1   5 1    Dt. Z tschr. f. Akupunktur 55, 3 / 20 1 2

Romoli (I), Oleson (USA), Zhao (China), Alimi (F), Wojak (D). Alle waren davon überzeugt, dass ihr Kartografi everfahren, also die Einteilung des Ohres in Zonen [s. auch Romoli in DZA 3/2009 und 4/2010] das Beste sei. Der Einzige, der bislang mit seinem Modell klinische Forschungen betrieben hatte, war Romoli. Der round table löste Unruhe und auch Unmut unter den TN aus, weil eine Einigung nicht zu sehen war, vor allem der Franzose Alimi sehr bestimmend auftrat. Dabei ist eine Ei-nigung nötiger denn je. Denn der chinesische Beitrag (in Ab-wesenheit des Referenten Zhao von Oleson verlesen, der ja das erste Kartografi esystem entwickelt hatte und in China dadurch Ansehen errang) machte unmissverständlich klar, dass die VR China die Ohrakupunktur als ihre Angelegenheit betrachtet, nur ihre Sichtweise zu Lokalisation der Punkte und Kartogra-fi everfahren gelten lässt und dieses der WHO gegenüber auch durchzusetzen bereit ist bzw. schon weitgehend erreicht hat. China nutzt dabei den allgemeinen Glauben, dass es das Mut-terland der Akupunktur schlechthin sei (Ohr inklusive), ge-schickt aus.

DiskussionDieses 7. Intern. Symposium zeigte noch mehr als das 6. vor zwei Jahren in Bologna die große Geschlossenheit und auch relative Stärke der französischen Schule. Aber es wurde auch klar, dass sie an einem Punkt der Neubesinnung angekommen ist. Von Bahr wurden gar die drei Phasen der Ohrakupunktur, die Nogier in seinen späteren Jahren entworfen hatte (großer Anhänger: Bryan Frank, USA, former President AAMA), abge-lehnt. Während ein Teil das Heil in Untersuchungen mittels fMRI sucht – hier ist besonders Alimi zu nennen, dessen Mitar-beiterin Sabine Brulé auch einen Preis gewann –, scheint ande-ren klar geworden zu sein, dass Basisannahmen der Ohrkarte neu überprüft gehören. Auch der VAS ist nicht mehr unumstrit-ten, dass man eben einen „goldenen Daumen“ benötige, wie Bahr meinte, fand geteilte Zustimmung (dessen ungeachtet versuchte Bahr den Begriff VAS in einem nicht angekündigten Antrag in SPN umzubenennen: Signal Paul Nogier). Romoli meinte, dass eine neue Phase von schulübergreifender Grundlagenforschung eingeläutet werden müsse. Er beabsichtigt,

Diskutant Terry Oleson (vorn) – begeistert; die Zuhörer: v. l.: Raphael Nogier – gedankenvoll, Richard Niemtzow – skeptisch, Marco Romoli (rechts hinten) – erheitert

ein Papier über den Status quo der Ohrakupunktur zu verfassen, das die wichtigsten zukünftigen Forschungsschritte defi niert. Fazit: Die nächsten Jahre werden das Schisma zwischen der französischen und der chinesischen Schule stärker zeigen als bisher. Die Chinesen setzen in dieser Hinsicht die WFAS und ihre staatspolitischen Beziehungen zur WHO ein und lassen keinen Zweifel aufkommen, dass nur sie in der Akupunktur bestimmen wollen. Das ICMART hat leider bislang keine eff ektive Gegen-strategie entwickelt. Diese Tendenz ist gefährlich, denn setzt sich China durch, werden andere als die von Chinesen anerkannten Punkte (auf gesundheitspolitischer Ebene) ungültig.Die Journale Medical Acupuncture (USA) und die DZA werden in den nächsten zwei Jahren als Vorbereitung auf das 8. Sym-posium 2014 (Johns Hopkins University, Baltimore) vermehrt Artikel und Berichte zur Ohrakupunktur bringen. Die DZA wur-de in dieser Beziehung vom Kongresspräsidenten Rabischong in seinem Abschlussplädoyer zwei Mal lobend erwähnt.Last not least: Es wurde drei Preise vergeben (alle clinical research):Dr. Sabine Brulé (F): Finger phantom pain, Auriculotherapy and fMRIDr. Daniel Asis (Arg): Auricular chromotherapy in the treatment of psychological traumaDr. Alain Marignan (F): Auriculotherapy in dementia of elderly patients

Dr. Michaela BijakAkupunkturambulanz Im neurologischen Zentrum Rosenhügel des Krankenhauses HietzingRiedelgasse 5

A-1130 WienTel. +43/1/[email protected]

M. Bijak

ICMART – XV World Congress on Medical Acupuncture

Vom 25. bis 27. Mai 2012 fand in der Hauptstadt Griechenlands, dem antiken Zentrum und Ursprung der westlichen Heilkunde, der 15. ICMART Kongress statt. „The point where all diff erent ideas meet“, jener geografi sche Punkt des griechischen Amphi-theaters, an dem der Redner vom gesamten Publikum akustisch optimal wahrgenommen werden konnte, von dem aus neue Ideen verbreitet wurden, dieser zentrale Punkt sollte für die Akupunkteure und Neuraltherapeuten diesmal Athen sein. Die Begrüßungsansprache der Kongresspräsidentin Konstantina Theodoratou wurde als Oscar-verdächtige Filmversion präsen-

tiert. Danach ergriff en der ICMART-Präsident Chin Chan sowie der chinesische Botschafter in Athen das Wort.

VorträgeDen Reigen der wissenschaftlichen Vorträge eröff nete Dominik Irnich, Deutschland: „Circling the Dragon – does the fi re still breath?“ Er stellte seine Methoden der Therapie von akutem Herpes Zoster bzw. der Postzosterneuralgie vor, die er auch eindrucksvoll mit Studien belegen konnte [1, 2]. Zum brandheißen Thema Kinderwunsch stellte sich Miltiades

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AkupunkturD e u t s c h e Z e i t s c h r i f t f ü r

DZA

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Kongressbericht | Congress Report

Karavis, Griechenland, mit seinem Team die Frage, ob Aku-punktur im sterilen klinischen Setting einer IVF überhaupt Platz fände und an welchem Punkt die Akupunktur ansetzen könnte. Die hormonelle Komponente werde sicherlich medika-mentös überlagert, Studien beweisen allerdings neben der psy-chischen Wirkung auch einen verbesserten intrauterinen Blut-fl uss [3, 4]. Edward Neal, Oregon, USA, stellte eine Wissenschaft der „anderen Art“ vor: Er hat sich ausführlich dem Studium der antiken chinesischen Schriftzeichen gewidmet und brachte dem interessierten Publikum in seinem Vortrag anhand der klassischen Texte des Neijing (Suwen und Lingshu) die Unter-schiede zur heutigen TCM näher. Während die moderne Sicht nach unveränderlichen Parametern sucht, geht die antike Weltanschauung von der Veränderlichkeit aller Dinge aus. An-tonius Pollmann, Deutschland, stellte seine „topographisch-physiologische Akupunktur“ vor und gab sehr konkrete An-weisungen, wie Patienten mit Polyneuropathien bzw. Beschwerden im Bewegungsapparat zu therapieren wären. Ein berührender und erschütternder Bericht aus Japan zum Einsatz der traditionellen Medizin bei Patienten nach der Katastrophe 2011 wurde von S. Takashi vorgetragen. Herr Takashi hatte nach dem Tsunami seine ärztliche Leistung als Freiwilliger in einer Klinik in Sendai zur Verfügung gestellt. Er berichtete, dass jetzt, mehr als ein Jahr nach dem katastrophalen Ereignis, immer noch ca. 344.000 Japaner obdachlos wären. Im Rahmen seiner Tätigkeit erfasste und behandelte er auch die psychoso-matischen Symptome des Pfl egepersonals, etwa 50 Tage nach dem Tsunami. Sieben Männer und 25 Frauen mit einem Durch-schnittsalter von 40 Jahren wurden in diese Beobachtungsstu-die eingeschlossen und nach ihren Symptomen befragt. Einige trauerten um tote oder vermisste Familienangehörige, andere hatten Haus und Besitz verloren. An Symptomen herrschten Schlafstörungen, Erschöpfung, Nacken- und Kopfschmerzen, Ängste, Schuld (warum darf ich noch leben?) und Albträume vor. Bei 72 % wurde eine Qi-Stagnation festgestellt und mit Le 3 und Bl 18 behandelt. Der Rest litt unter Qi-Mangel oder Blutstagnation. Gleichzeitig zur Akupunktur bekamen alle Teilnehmer noch Anleitungen zur Selbstmassage. Ähnliches berichteten auch die Autoren, die in der letzten DZA ihren Bericht aus Japan veröff entlicht hatten [5].Aus Belgien steuerte das „Powerduo“ Vater Jean Pierre und Sohn Ruben Fossion gleich mehrere Vorträge und Workshops bei. Ruben Fossion arbeitete gerade in Mexico, wo er sich mit der Objektivierbarkeit von subjektiven Parametern, wie zum Beispiel der Pulsdiagnose, beschäftigte. Ob mittels Holter EKG und Pulsoxymetrie eine Korrelation zu chinesischen Pulsbil-dern zu fi nden sein wird, werden wir hoff entlich auf dem nächsten ICMART Kongress in Wien erfahren.

Abb. 1: Chin Chan, ICMART Präsident Abb. 2: Konstantina Theodoratou, Kongresspräsidentin

Zu Akupunktur in der Veterinärmedizin, Neuraltherapie, Elektro- und Ohrakupunktur fanden jeweils ebenfalls mehrere Vorträge statt. Zwei Poster aus dem Bereich der Tierbehandlung seien hier noch erwähnt: Eine Schildkröte erholte sich mithilfe von Akupunkturnadeln schnell von ihren Verletzungen, die sie durch einen Autounfall erlitten hatte. Steven Aung, Kanada, kam auf die Idee, einen Elefanten zu akupunktieren und zieht den Schluss, dass Elefanten sehr gut auf Akupunktur ansprechen.

WorkshopsMuster-Identifi zierung und Behandlung von Kindern mit Enu-resis wurde von Nikolay Nickolaev, Lettland, präsentiert. Jeder Faktor, der das Nieren-Yang, das Lungen- bzw. das Milz-Qi schädigt, kann als Ursache der Entstehung einer primären Enu-resis betrachtet werden und erfordert dann entsprechende Kräutermischungen. Auch das Herz mit dem geistigen Aspekt Shen spielt in der Störung des klaren Nieren-Yang eine Rolle. „Ist der Geist ruhig, kann das Herz das Nieren Wasser wärmen.“Weitere Themen umfassten neben vielen anderen die Trigger punkt-akupunktur, präsentiert von Dominik Irnich und Mike Cummings, Facial (Lee mit Team aus Korea) und Cosmetic Acu puncture (Thambirajah, UK), die topografi sch-physiologische Akupunktur von Antonius Pollmann und Mikroakupunktursysteme.

OrganisatorischesBei der Mitgliederversammlung des ICMART gab der bisherige Prä-sident Chin Chan einen Überblick über die Aktivitäten der letzten beiden Jahre. Die Sociedad Argentina de Acupuntura aus Buenos Aires/Argentinien wurde als neue Mitgliedsgesellschaft begrüßt.Es folgten Berichte aus dem Educational Chapter, dem European Chapter, dessen Aktivitäten immer umfangreicher werden, und

Abb. 3: Poster über die Akupunktur eines Elefanten

Abb. 4 und 5: Poster über die Akupunktur einer Schildkröte

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Dt Z tschr f Akup. 55, 3 / 20 1 2   53    DZA

Kongressbericht | Congress Report

DOI : 10. 10 16/ j .dza .20 12 .08.022   53    Dt. Z tschr. f. Akupunktur 55, 3 / 20 1 2

dem noch im Entstehen begriff enen Scientifi c Chapter, dem für die Zukunft eine große Bedeutung zukommen soll.Im Anschluss wurde das Ergebnis der in zweijährigem Abstand stattfi ndenen VS-Wahl vorgestellt. Zur neuen Präsidentin wurde Helena Pinto Ferreira (Portugal) gewählt. Als neue VS-Mitglieder wurden vorgestellt: Mike Cummings (UK), Hedi Luxenburger (Deutschland), Chun-Lee Oei-Tan (Niederlande) und Marshall Sager (USA).Sonja Marić stellte die sehr informativ gestaltete neue Home-page vor. Hier können Detailinformationen zu allen Punkten ab-gerufen werden: Www.icmart.org

SchlussfolgerungWie immer ein informativer, ausgezeichnet organisierter Kongress! Der nächste ICMART Kongress wird vom 29. November bis 1. De-

zember 2013 in Wien stattfi nden, einer Weltstadt, die zu Beginn der Adventzeit sicher ein spezielles Flair zu bieten haben wird.

Literatur

1. Ursini T, Tontodonati M, Manzoli L et al. Acupuncture for the treatment of severe acute pain in Herpes Zoster: results of a nested, open-label, randomized trial in the VZV Pain Study. Complementary and Alternative Medicine, 2011;11:46

2. Hui F, Boyle E, Vayda E et al. A randomized controlled trial of a multifaceted integrated complementary-alternative therapy for chronic herpes zoster-related pain. Altern Med Rev 2012;17:57

3. Stener-Victorin E, Waldenstrom U, Andersson SA et al. Reduction of blood fl ow impedance in the uterine arteries of infertile women with electro-acupuncture. Fertility and Sterility, 2002;77(4):1314–7

4. Paulus WE, Zhang M, Strehler E et al. Infl uence of acupuncture on the pregnancy rate in patients who undergo assisted reproduction therapy. Fertil Steril, 2002;77(4):721–4

5. Takayama S, Okitsu R, Iwasaki K et al. Die Rolle der Traditionellen Ostasia-tischen Medizin bei Opfern der Erdbeben-Tsunami-Katastrophe. Dt Ztschr f Akup, 2012;35(2):15–8

Perspektiven eröffnenDie 26. Bad Nauheimer Akupunktur-Woche der DÄGfA

Untermauert durch die Ergebnisse aus Grundlagen- und klini-scher Forschung, lässt sich die Wirksamkeit der Akupunktur in vielen Bereichen wissenschaftlich belegen. Andere Fra gen sind off en, und es ist an der Zeit, neue Perspektiven zu diskutieren – diesem Ausblick widmete sich die Deutsche Ärztegesellschaft für Akupunktur e. V. (DÄGfA) am 17. Mai 2012 auf ihrer Jahresta-gung mit Mitgliederversammlung. Eingebettet war die äußerst lebendige und praxisnahe Veranstaltung in die 26. Akupunktur -Woche in Bad Nauheim (14. bis 20. Mai 2012) mit den Schwer-punkten Mikrosysteme und spezielle Akupunktur ansätze.

Vielfalt, Austausch, hohes wissenschaftliches NiveauEine wichtige und hierzulande viel zu selten praktizierte Indika-tion ist die Behandlung des Schlaganfalls und seiner Folgen durch Akupunktur. Prof. Yulin Lian, Universität für TCM in Tianjin und einer der führenden Kapazitäten, stellte diese einzig-artige Systematik vor. Die Universität Tianjin besitzt nicht nur das wohl größte Akupunktur-Lehrkrankenhaus Chinas, sondern ist auch Kooperationspartner der DÄGfA im Mutterland der Aku-punktur – die nächste China-Hospitation, anerkannt als Modul V der Ausbildung zum „Meister der Akupunktur DÄGfA“, fi ndet voraussichtlich im September 2013 statt. Ebenfalls hochinteres-sant: DÄGfA-geförderte Studien, Work shops und Fallkonferen-zen mit einer Spann weite vom Philo so phisch-Geistigen bis zum Faktor Kosteneff ektivität. Nach der Mitgliederversammlung und dem gemeinsamen Essen klang der Abend beim Tanzen aus.Die enorme Bandbreite ist ein Qualitätsmerkmal der Akupunk-tur-Woche Bad Nauheim – und zeichnet das hochkarätige Treff en ärztlicher Akupunkturprofi s aus. Neben erfahrenen DÄGfA-Dozenten gaben nationale und internationale Experten ihr Wis sen weiter. Die Teilnehmer waren begeistert von den 80 Kursen für jedes Ausbildungsniveau. Die Spezialkurse umfassten erweiterte Verfahren wie Japanische Akupunktur und Japanische Kinderakupunktur (Shōnishin), Koreanische Handakupunktur, Chinesische Arzneitherapie, Ti-

betische Medizin, Meditation, Qigong und gesundheitsstärkende Maßnahmen, tradiert aus der Chinesischen Medizin in die heu-tige Zeit. Übergreifende Termine waren der 2. DÄGfA-Studen-tentag, die Tagung des Wissenschaftszentrums und das Treff en der Qua litätszirkel-Moderatoren.

Was das Innerste zusammenhältMit seinem Vortrag Das wieder-entdeckte Menschenbild im I Ging (Buch der Wand lungen) er-öff nete DÄGfA-Ehrenpräsident Dr. Jochen Gleditsch eine neue Perspektive in unserem Men-schenbild. Der Blick zurück ins I  Ging birgt tiefes Wissen und kann als Grundlage für ein indivi-duelles Eingehen auf die psycho-somatischen und geistigen Besonderheiten des Patienten dienen.Aufgebaut aus 64 Hexagrammen, zusammengefasst in acht Tri-grammen, spiegelt das I Ging die Wellenbewegungen des Lebens-zyklus wider. Jedes der Symbole steht für eine binäre Sichtweise aus Yin- und Yang-Ein fl üssen im unaufhörlichen Kreislauf von Geburt und Tod – das I  Ging als Orakel, Lebens schule, Analogie zum genetischen Code, Weltformel? Gleditsch ordnete das I Ging ein zwi schen hippokratischem Menschenbild, Paracelsus, Her-mann Hesse, den Erkenntnissen von C. G. Jung, zeitgenössischen Philosophen und des Neuro wissen schaftlers Gerald Hüther. Die Verbindung: eine Weltsicht aus 4 + 1 Dimensionen mit dem fünften Element – in der antiken Vier-Elemente-Lehre die zu-sätzliche Quinta Essentia – im Zentrum.

Vogelpicktechnik gegen Schlaganfall-FolgenProf. Lian Yulin (Universität für TCM in Tianjin, 1. Lehrkran-kenhaus der Universität für TCM Tianjin) führte bei der Jahres-tagung in die Akupunktur bei Schlaganfall und weiteren

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