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Horizont VENABLES KOMMENTAR Stephen Venables, Jahrgang 1954, erhielt 1986 für sein erstes Buch „Painted Moun- tains“ den Boardman-Tasker- Preis für Alpine Literatur, es folgten „Everest – Alone at the Summit“, „Himalaya Alpine- Style“ und „A Slender Thread – Escaping desaster in the Himalaya“. Weltweit bekannt machte ihn das Abstiegsmar- tyrium nach der erfolgreichen Durchsteigung der Kangshung- Wand des Mount Everest auf einer neuen Route im Mai 1988. Venables lebt mit seiner Frau Rosie und den Söhnen Ollie und Edmond in Bath, Südengland. Jules Cartwright beim Abseilen von einem der Türme des horizontalen Gratstücks. Rich Cross am Ende der ein Kilometer lan- gen horizonta- len Gratstrecke. 8 DAV Panorama Nr. 2/2002 Ama Dablam Foto: Rich Cross I n jedem Jahr werden im Himalaya ein paar Bege- hungen durchgeführt, die mich wirklich begeistern. Davon gab es 2001 ganze zwei. Die erste ist Ihnen bestimmt ein Begriff – der großartige Triumph von Thomas Huber, Iwan Wolf und Urs Stöcker am Ogre. Ein weiterer ebenso spektakulärer Erfolg an einem anderen symbolträchtigen Gipfel – tausend Kilometer südöstlich vom Ogre in Nepal – ist Ihnen vielleicht entgangen. Ama Dablam – Mutter Schatzkästchen Der Berg, von dem ich spreche, ist die Ama Dablam – der meistfotografierte Gipfel im Solo Khumbu, das hei- lige Amulett der buddhistischen Sherpa, das lockende Ziel Tausender hoffnungsvoller Himalayahelden. Kein Zweifel, die Ama Dablam bedeutet für den Ort Namche Bazaar dasselbe wie das Matterhorn für Zermatt. Genau wie beim Matterhorn ist der Allerweltsaufstieg mit fixen Sicherungen versehen und mit Seilen drapiert, um den Gipfelstürmern ihren teuer erkauften Sieg zu er- leichtern. Aber die Ama Dablam hat gleich dem Matter- horn auch weniger begangene Routen zu bieten. Einige dieser Führen warten immer noch auf eine zweite Begehung. Und erst im vergangenen November ist es gelungen, nach circa zehn vergeblichen Versuchen das letzte und offensichtlichste Problem an diesem Berg zu lösen: die Begehung des gesamten Nordwestgrats. Es ist eine jener Linien, die geradezu nach einer Durchsteigung schreien: Sie gleicht einem riesigen aus- gestreckten Arm, drei Kilometer lang, zweitausend Meter hoch. Vom 6828 Meter hohen Gipfel zieht eine steile Riffelschneewand hinunter zu einem senkrechten Serakabbruch. Von dessen Fuß erstreckt sich ein hori- zontales, ein Kilometer langes Gratstück zum 6181 Meter hohen Vorgipfel. An dieser Spitze – selbst ein eindrucksvoller Berg – teilt sich der Grat und bildet mit seinen beiden Ästen einen riesigen dreieckigen Dach- giebel. Beide Kanten dieses Giebels sind in den vergange- nen Jahren von mehreren Teams versucht worden. Im November 2001 schauten sich die britischen Führeran- wärter Jules Cartwright (26) und Rich Cross (29) dann die dreieckige Wand dazwischen genauer an. Sie ent- puppte sich jedoch als typisches Bigwallgelände und war damit ungeeignet für eine Begehung im Alpinstil. So entschlossen sie sich, die linke Giebelkante anzuge- hen, den „Gesamten Nordwestgrat“. Alpinstil am Nordwestgrat Wenn Cartwright und Cross von Alpinstil sprechen, meinen sie genau, was sie sagen. Sie wollten in einem Zug durchkommen, total ohne Fixseile. Kein Wunder, dass in den ersten Tagen die Rucksäcke unmenschlich schwer waren. Das Gute dabei ist nach Cartwrights Worten, „dass der Rucksack mit jedem Bissen, den du verzehrst und mit jeder verbrauchten Gaskartusche leichter wird. Wir hofften, die Route in sieben Tagen machen zu können. Tatsächlich brauchten wir fast elf. Am Ende des Unternehmens waren wir recht dünn und ziemlich hungrig. Wir achteten jedoch peinlichst darauf, dass uns das Gas nicht ausging, da wir ohne Flüssigkeit keine Chance gehabt hätten.“ Der linke Grat wartete mit extrem anspruchsvollem Alpingelände auf. Eine Reihe von Granittürmen musste auf der Nordseite umgangen werden, mit einigen Seillängen im sechsten Grad der schottischen Mixed- Bewertung, was den härtesten Kombirouten der Alpen gleichkommt. Alle Seillängen wurden mit Steigeisen geklettert. Der brüchige, überhängende Schlussturm des Grates war nur auf der extrem exponierten Südseite durch eine spektakuläre Querung zu umgehen. Fünfeinhalb Tage waren bereits vergangen, als die beiden Briten den Vorgipfel erreichten. Dachten sie daran umzudrehen? „Nein“, meint Cartwright, „beide waren wir entschlossen, bis zum Hauptgipfel durchzu- halten. Bei den stabilen Wetterverhältnissen im November war uns klar, dass wir es schaffen würden, wenn das Gas nicht ausging. Nach ein paar Tagen am Berg entwickelst du eine derartige Routine, dass du meinst, du könntest ewig weitersteigen.“ So nahmen sie den ein Kilometer langen horizonta- len Abschnitt in Angriff – eine groteske Schneeschnei- de, verziert mit halberodierten Eispilzen. Die Kletterei hier war weniger schwierig als gefährlich, Fehler waren nicht erlaubt. Ich fragte mich, ob ein Rückzug vom Grat möglich wäre. Über die Südflanke kommt er nach Einschätzung von Cartwright auf keinen Fall in Betracht – eine splittrige Wand, an der kein Felsbrocken größer ist als ein Fußball. Dagegen sei es unter Umständen möglich, über die Nordwand abzusteigen, allerdings nur unter größten Schwierigkeiten und nachdem man Foto: Jules Cartwright

Horizont VENABLES KOMMENTAR Ama Dablam · Horizont VENABLES KOMMENTAR Stephen Venables, Jahrgang 1954, erhielt 1986 für sein erstes Buch „Painted Moun-tains“ den Boardman-Tasker-Preis

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Page 1: Horizont VENABLES KOMMENTAR Ama Dablam · Horizont VENABLES KOMMENTAR Stephen Venables, Jahrgang 1954, erhielt 1986 für sein erstes Buch „Painted Moun-tains“ den Boardman-Tasker-Preis

H o r i z o n tV E N A B L E S K O M M E N TA R

Stephen Venables, Jahrgang1954, erhielt 1986 für sein erstes Buch „Painted Moun-tains“ den Boardman-Tasker-Preis für Alpine Literatur, esfolgten „Everest – Alone at theSummit“, „Himalaya Alpine-Style“ und „A Slender Thread –Escaping desaster in theHimalaya“. Weltweit bekanntmachte ihn das Abstiegsmar-tyrium nach der erfolgreichenDurchsteigung der Kangshung-Wand des Mount Everest aufeiner neuen Route im Mai1988. Venables lebt mit seinerFrau Rosie und den SöhnenOllie und Edmond in Bath,Südengland.

Jules Cartwright beimAbseilen von einem derTürme des horizontalenGratstücks.

Rich Cross amEnde der einKilometer lan-gen horizonta-len Gratstrecke.

8 DAV Panorama Nr. 2/2002

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ssIn jedem Jahr werden im Himalaya ein paar Bege-

hungen durchgeführt, die mich wirklich begeistern.Davon gab es 2001 ganze zwei. Die erste ist Ihnen

bestimmt ein Begriff – der großartige Triumph vonThomas Huber, Iwan Wolf und Urs Stöcker am Ogre. Einweiterer ebenso spektakulärer Erfolg an einem anderensymbolträchtigen Gipfel – tausend Kilometer südöstlichvom Ogre in Nepal – ist Ihnen vielleicht entgangen.

Ama Dablam – Mutter SchatzkästchenDer Berg, von dem ich spreche, ist die Ama Dablam –der meistfotografierte Gipfel im Solo Khumbu, das hei-lige Amulett der buddhistischen Sherpa, das lockendeZiel Tausender hoffnungsvoller Himalayahelden. KeinZweifel, die Ama Dablam bedeutet für den Ort NamcheBazaar dasselbe wie das Matterhorn für Zermatt. Genauwie beim Matterhorn ist der Allerweltsaufstieg mit fixen Sicherungen versehen und mit Seilen drapiert, umden Gipfelstürmern ihren teuer erkauften Sieg zu er-leichtern. Aber die Ama Dablam hat gleich dem Matter-horn auch weniger begangene Routen zu bieten. Einigedieser Führen warten immer noch auf eine zweiteBegehung. Und erst im vergangenen November ist esgelungen, nach circa zehn vergeblichen Versuchen dasletzte und offensichtlichste Problem an diesem Berg zulösen: die Begehung des gesamten Nordwestgrats.

Es ist eine jener Linien, die geradezu nach einerDurchsteigung schreien: Sie gleicht einem riesigen aus-gestreckten Arm, drei Kilometer lang, zweitausendMeter hoch. Vom 6828 Meter hohen Gipfel zieht einesteile Riffelschneewand hinunter zu einem senkrechtenSerakabbruch. Von dessen Fuß erstreckt sich ein hori-zontales, ein Kilometer langes Gratstück zum 6181Meter hohen Vorgipfel. An dieser Spitze – selbst eineindrucksvoller Berg – teilt sich der Grat und bildet mitseinen beiden Ästen einen riesigen dreieckigen Dach-giebel.

Beide Kanten dieses Giebels sind in den vergange-nen Jahren von mehreren Teams versucht worden. ImNovember 2001 schauten sich die britischen Führeran-wärter Jules Cartwright (26) und Rich Cross (29) danndie dreieckige Wand dazwischen genauer an. Sie ent-puppte sich jedoch als typisches Bigwallgelände undwar damit ungeeignet für eine Begehung im Alpinstil.So entschlossen sie sich, die linke Giebelkante anzuge-hen, den „Gesamten Nordwestgrat“.

Alpinstil am NordwestgratWenn Cartwright und Cross von Alpinstil sprechen, meinen sie genau, was sie sagen. Sie wollten in einemZug durchkommen, total ohne Fixseile. Kein Wunder,dass in den ersten Tagen die Rucksäcke unmenschlichschwer waren. Das Gute dabei ist nach CartwrightsWorten, „dass der Rucksack mit jedem Bissen, den duverzehrst und mit jeder verbrauchten Gaskartuscheleichter wird. Wir hofften, die Route in sieben Tagen

machen zu können. Tatsächlich brauchten wir fast elf.Am Ende des Unternehmens waren wir recht dünn und ziemlich hungrig. Wir achteten jedoch peinlichstdarauf, dass uns das Gas nicht ausging, da wir ohneFlüssigkeit keine Chance gehabt hätten.“

Der linke Grat wartete mit extrem anspruchsvollemAlpingelände auf. Eine Reihe von Granittürmen mussteauf der Nordseite umgangen werden, mit einigenSeillängen im sechsten Grad der schottischen Mixed-Bewertung, was den härtesten Kombirouten der Alpengleichkommt. Alle Seillängen wurden mit Steigeisengeklettert. Der brüchige, überhängende Schlussturmdes Grates war nur auf der extrem exponierten Südseitedurch eine spektakuläre Querung zu umgehen.

Fünfeinhalb Tage waren bereits vergangen, als diebeiden Briten den Vorgipfel erreichten. Dachten siedaran umzudrehen? „Nein“, meint Cartwright, „beidewaren wir entschlossen, bis zum Hauptgipfel durchzu-halten. Bei den stabilen Wetterverhältnissen imNovember war uns klar, dass wir es schaffen würden,wenn das Gas nicht ausging. Nach ein paar Tagen amBerg entwickelst du eine derartige Routine, dass dumeinst, du könntest ewig weitersteigen.“

So nahmen sie den ein Kilometer langen horizonta-len Abschnitt in Angriff – eine groteske Schneeschnei-de, verziert mit halberodierten Eispilzen. Die Klettereihier war weniger schwierig als gefährlich, Fehler warennicht erlaubt. Ich fragte mich, ob ein Rückzug vomGrat möglich wäre. Über die Südflanke kommt er nachEinschätzung von Cartwright auf keinen Fall in Betracht– eine splittrige Wand, an der kein Felsbrocken größerist als ein Fußball. Dagegen sei es unter Umständenmöglich, über die Nordwand abzusteigen, allerdingsnur unter größten Schwierigkeiten und nachdem man

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Die eindrucksvolle Nord-flanke der Ama Dablam mit ihren gewaltigen nachNordosten und Nordwestenabstürzenden Graten. Vonrechts zieht der Nordwest-grat zum Gipfel.

Jules Cartwright im kombinierten Gelände des unteren Gratteils.

die potenziellen Abseilstellen von einer dicken Schnee-decke befreit hätte. Das Heil der Seilschaft lag also inder Flucht nach oben.

Erfolg nach elf TagenDer Grat war in einem einzigen Tag abgehakt. Dannzwang der riesige Hängegletscher Cartwright und Crosszu einem Quergang von drei Seillängen in sehr steilemEis. Dass sie nur zwei Eisschrauben und einen Firnankermitführten, machte die Sache allerdings etwas span-nend. Zwei weitere Längen führten durch den Serakab-bruch und zum Beginn der geriffelten Gipfelwand.Diese wurde in einem langen Tag bis hundert Meter unter den höchsten Punkt durchstiegen.

Zwei Jahre zuvor hatte Cartwright eine sehrschwierige Neutour am Moonflower Buttress in Alaskaeröffnet, die er „The Knowledge“ taufte. Er meint, ander Ama Dablam habe es keine Passage von vergleich-barer technischer Schwierigkeit gegeben, jedoch seider Nordwestgrat dieses Berges insgesamt ein vielernsthafteres Unternehmen.

Ich war schon immer der Meinung, dass die ältesteDisziplin des klassischen Bergsteigens – nämlich dieBegehung von Graten – das Können eines Alpinistenauf die härteste Probe stellt. Bei diesem Supergrat ander Ama Dablam trifft dies ohne Zweifel zu. Und dasBeste ist, dass diese historische Neutour – genau wieder Weg von 1985 durch die Nordostwand und dieFühre durch die Nordwestwand aus dem Jahr 1996 –durch keinen einzigen Bohrhaken verschandelt wird. Fo

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H o r i z o n tN E W S & N A M E N

DAV-BROSCHÜRE ZUM INTERNATIONALEN JAHR DER BERGE

Neuauflage von „Mit Kindern auf Hütten“

8. FILMFEST ST. ANTON

Amateurfilme über die Berge gesucht

10 DAV Panorama Nr. 2/2002

„Als langjähriger Altdorfer Kommunal-politiker kenne ich natürlich die Arbeitdes Altdorfer Alpenvereins sehr gutund ich freute mich immer, wie seineVerantwortlichen die vielen Spielartendes Alpinismus in unserer Heimat-

stadt angeboten und auch erfolgreich praktiziert haben.Als Hobby-Skifahrer bin ich seit meinem Eintritt in die Sektion1995 gerne bei einigen Gemeinschaftsfahrten und vor allembei der alljährlichen Skisafari aktiv mit dabei. Beim Altstadt-fest ist jedes Jahr auch das „Prominenten-Klettern“ an derKletterwand des Alpenvereins immer ein Anziehungspunkt fürdie Besucher und es ist für mich als Bürgermeister selbstver-ständlich, hier mitzumachen und zur Freude der Zuschauerdie „Wand hoch zu gehen“. Zumal der Erlös dieser Aktion immer einem guten Zweck zugute kommt. Die Großveran-staltungen des Altdorfer Alpenvereins, bei denen auch inFreundschaft verbundene ausländische Vereine und Gruppenauftreten, bereichern das kulturelle Angebot unserer Stadtmit 15.000 Einwohner ungemein.Da mir auch der Umweltschutz in unserer Stadt am Herzenliegt, ist es für mich und meine Frau Renate selbstverständ-lich, dass wir beide am alljährlichen Umweltschutztag desAlpenvereins – dabei werden die über 80 Kilometer langenRundwanderwege gesäubert – teilnehmen. Mit großer Freudedurfte ich dem Alpenverein Altdorf am 18. Dezember 2001 denUmweltpreis der Stadt Altdorf für seine vorbildlichen Ver-dienste um den Umweltschutz überreichen. Als aktiver Senio-rensportler schätze ich auch das sportliche Angebot desAlpenvereins, die Skigymnastik, das Klettern und den Sport-abzeichen-Treff. Leider erlaubt es meine knappe Freizeit nichtimmer, daran teilzunehmen.Ich schätze an meinem Altdorfer Alpenverein sein auf einemhohen Niveau stehendes Programmangebot für alle Alters-gruppen, durch welches das sportliche, kulturelle und gesell-schaftliche Leben in unserer Stadt bereichert wird. Anerken-nenswert ist auch, dass dies alles ehrenamtlich getan wird.Schon deshalb bin ich gerne Mitglied in der Sektion Altdorfdes DAV“.

Rainer PohlBürgermeister der Stadt Altdorf bei Nürnberg

Vip

Bei Bergnot, Suche und Auslandskrankenschutz, bei Bergunfällen (Rückholung)

Tel.: *49/89/62 42 43 93Die Rufnummer des Alpinen Sicherheits-Service des DAV, der Versicherungsschutz des DAV

Auf Nummer sicher

Auch 2002 gibt es eine Neuauf-lage der Broschüre „Mit Kindernauf Hütten“. Mit neuer Titelge-staltung ist die Broschüre recht-zeitig für die Fachtagung Famili-enbergsteigen im DAV und dieITB überarbeitet geworden. Dergemeinsame Ratgeber der Alpen-vereine in Deutschland, Öster-reich und Südtirol wurde wiederunter der bewährten Redaktionvon Klaus Umbach aktualisiert.Alle Angaben, wie Anschriften,Telefon, Hüttenausstattung undHüttenbewirtschafter wurdenüberprüft und auf den neuestenStand gebracht. Ein Großteil derArbeit wurde auch hier ehren-amtlich geleistet.Die Broschüre für den Familien-urlaub im Gebirge enthält 70Alpenvereinshütten, die sich be-sonders für einen Hüttenurlaubmit Familie eignen. Dabei wur-den folgende Kriterien zu Grun-de gelegt:❏ Die Anreise ist einer Familiemit Sack und Pack zuzumuten.❏ Die räumliche Ausstattungder Hütte entspricht den Be-dürfnissen von Familien.

❏ Die Wirtsleute sind familien-und kinderfreundlich einge-stellt.❏ Die Hüttenumgebung weistinteressante und vielfältige Na-turräume auf. Es gibt kindge-rechte Berg- und Erlebniszielesowie Spielmöglichkeiten. us

Erhältlich ist die Broschüre ab März 2002 beim DAV und als Download im Internet unterwww.alpenverein.de/familie.

Für eine große „Super-8-Nacht“sucht das renommierte Berg-filmfest St.Anton,das vom 8.– 14.September 2002 über die Lein-wand geht,Amateurfilme,bei de-nen die Berge eine Rolle spielen.Dabei können Bergtouren imMittelpunkt stehen oder Aus-flugsfahrten über die Alpenpäs-se, die Filme dürfen vom Mittel-gebirge erzählen oder vom Hima-

laya,Hauptsache,es geht um dieBerge und/oder um die Bergstei-gerei.Selbstverständlich gibt es für al-le Teilnehmer auch etwas zu ge-winnen. Eine Jury wird den bes-ten Film auswählen und mit demerstmals zu vergebenden „Super-8-Preis“ prämieren. Der Siegerwird zum einwöchigen Filmfestnach St.Anton am Arlberg einge-

laden. Zugelassen sind aus-schließlich Super-8-Filme. DieFilme müssen bis spätestens 30.April 2002 eingegangen sein.Ge-naue Adresse, Angaben zu Pro-duktionsjahr und Team sowie ei-ne kurze Inhaltsbeschreibungsind dringend erforderlich. DieFilme gehen nach der Voraus-wahl bzw. nach der Aufführungan die Einsender zurück. Jeder

beim FILMFEST ST. ANTON ge-zeigte Film erhält eine Teilneh-merurkunde. redAnfragen und Einsendungen: TVBSt. Anton am Arlberg, z.Hd. SilkeHofer, Kennwort „FILMFEST“, A-6580 St. Anton am Arlberg, Tel.: 0043/5446/22690, Fax: 0043/5446/2532, [email protected],www.filmfest-stanton.at

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H o r i z o n tN E W S & N A M E N

SKIALPINISMUS-WETTKÄMPFE I

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Traudl Maurer (M.),Judith Grassl (l.) undAstrid Renzler (r.):Frauenpower aufdem Treppchen.

Drittes Diamir-Race im Dammkar

Am Samstag, 9. Februar, hatim Dammkar bei Mittenwaldzum dritten Mal das Diamir Racestattgefunden. Neben den Akti-ven, die sensationelle Strecken-rekorde aufstellen konnten, trugauch der Deutsche Alpenvereinzum Gelingen des Wettkampfesbei, indem er erstmals die sport-liche und naturschutzfachlicheLeitung des Bewerbes innehatte.Insgesamt 125 Skialpinistinnenund Skialpinisten starteten ander Talstation der Karwendel-bahn, um sich auf der kleinenRunde (1350 Hm) oder der gro-ßen Runde (1950 Hm) miteinan-der zu messen.Im anspruchsvol-len Gelände des Dammkars muss-ten sie technische Passagen wieeine Laufstrecke zu Beginn, einlanglaufähnliches Flachstück,sehr steiles Spitzkehrengelände,eine Skitragepassage und natür-lich diverse Fellwechsel absol-vieren. Am meisten forderte je-

doch die Abfahrt im verspurtenschweren Tiefschnee und auf derlangen steilen Freeride-Pistenab-fahrt der Kategorie Schwarz.Dank der Beteiligung von Spit-zenläufern aus Deutschland, Ös-terreich,der Schweiz und Italienkonnten erstklassige sportlicheErfolge erzielt werden,aber auchdie zahlreichen Volksläufer er-lebten ein starkes Rennen undgingen an ihre konditionellenGrenzen.Bei der großen Runde der Da-men gewann die LokalmatadorinTraudl Maurer in beeindrucken-

den 2:15:01 Std.vor Judith Grasslaus Ramsau und Astrid Renzleraus Südtirol.Bei den Herren sieg-te in der großen Runde der Süd-tiroler Manfred Reichegger in sa-genhaften 1:46:05 Std. vor Ale-xander Hug (CH) und AlexanderLugger (A). Bester Deutscherwar Franz Grassl auf Platz 5.In einer beispielhaften Koopera-tion zwischen dem Veranstalter,der Bergschule Vivalpin,und denReferaten Spitzenbergsport undNatur- und Umweltschutz desDAV war bereits am Vortag dieStrecke ausgesteckt worden.Ein

erster Entwurf von DAV-Umwelt-standards für Skialpinismus-Wett-kämpfe wurde am Beispiel desdiesjährigen Rennens im Damm-kar auf Praxistauglichkeit über-prüft (siehe hierzu Seite 50).Im Anschluss an das Rennen hat-ten Medienvertreter Gelegen-heit, sich auf einer Pressekonfe-renz unter Anwesenheit des Drit-ten Vorsitzenden des DAV, IngoBuchelt,und von Mitgliedern derDeutschen NationalmannschaftSkialpinismus über das Engage-ment des DAV und den in Deutsch-land jungen Sport zu informieren.Unterstützt wurde das Diamir-Race von den Firmen Fritschi,Karwendelbahn,Dynastar,Gore,Mammut, cerax und sport con-rad. Ein Dankeschön auch derAlpinschule Vivalpin für die Aus-richtung der Veranstaltung unddie gute Zusammenarbeit! Alle Ergebnisse unter www.diamirrace.de. red

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Andreas Bindhammer kam mit der äußerst anspruchsvollenFinalroute am besten zurecht undverwies seinen Bruder Christiansowie Karsten Borowka auf diePlätze.

WETTKAMPFKLETTERN

Marietta Uhden und Andreas Bindhammer gewinnen Auftakt 2002

Die Wettkampfsaison der deut-schen Sportkletterer ist am 3.und 4. Februar an bereits klassi-scher Stelle auf der ispo in Mün-chen eröffnet worden. Insge-samt testeten über 55 Teilneh-mer ihre Frühform 2002.An denStart ging neben den amtieren-den Meistern Marietta Uhdenund Christian Bindhammer fastdie gesamte deutsche Spitze.Das Damenfinale hatte eine un-gewohnte Besetzung, denn eini-ge junge Nachwuchskletterin-nen, Julia Winter (SBB) und SoniaSchade (Sektion Bielefeld),konn-ten sich platzieren und verwie-sen z.B. die erfahrenen Wett-kampffrauen Eva Nieselt (Frei-burg) und Sarah Seeger (Immen-stadt) auf die Zuschauerränge.Die Route wartete gleich zuBeginn mit einem diffizilen Ein-stieg auf, der die Bewegungender Kletterinnen verkrampfenließ. So stürzten vier der sechs

Finalistinnen an fast der gleichenStelle. Die Ranglistenerste undMitfavoritin Damaris Knorr warauch darunter,so dass der schwie-rigen Route außer Marietta Uh-den niemand mehr gewachsenwar.Aber auch Marietta erreich-te nicht das Top der Route.Zweitplatzierte wurde NadineRuh (Sektion Konstanz) mitihrem besten Ergebnis bei denDamen. Den dritten Platz er-reichte Damaris Knorr vor Kat-rin Lau (Sektion Frankenthal).Im Anschluss ruhten die Hoff-nungen auf den Herren.In ihremFinale forderte die Route vor al-lem ein hohes Maß an Technik,Kraft und Körperspannung.Karsten Borowka legte gleich ei-ne gute Höhe vor und wurdeDritter.Wieder waren es schließ-lich die Brüder Bindhammer,diedie Nerven der Zuschauer stra-pazierten: Christian beeindruck-te mit einigen brachialen Kraft-

zügen. Ein taktisch verunglück-ter Einhängefehler kostete ihn je-doch einiges an Kraft. Andreasstand nun im Rampenlicht: Erbestand die Prüfung mit Bravour,löste die ein oder andere Kombi-nation auf geschickte Weise,klippte die Karabiner sehr öko-nomisch und zog relativ lockerweiter als sein Bruder, bevorauch er scheiterte. Die knapp500 Zuschauer tobten und freu-ten sich mit Andreas über seinenSieg nach längerer nationalerDurststrecke.Nach diesem insgesamt sehrhochklassigen Wettkampfauftaktdarf man gespannt sein, welchesportlichen Höhepunkte uns in2002 noch erwarten.Herzlichen Dank an Mammut,Elvia und ispo,die als Sponsorenden Deutschen Sportklettercup2002 unterstützen. wwab

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H o r i z o n tN E W S & N A M E N

Eiskalte WettkämpfeEISKLETTERN

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14 DAV Panorama Nr. 2/2002

Die nationale Wettkampfsaison hat begonnen, nach der Auftakt-veranstaltung auf der ispo vom 2. bis 4. Februar in München werdenfolgende nationale Wettkämpfe stattfinden:

Deutscher Sportklettercup 20021. Juni Münster, Landesverband NRW, Kletterhalle High Hill14. September, Ottobeuren, Sportwelt

Deutsche Meisterschaft2./3. November, Erlangen, Sektion Erlangen

DAV Jugend- und Juniorencup2. Juni, Münster, Landesverband NRW, Kletterhalle High Hill15. September, Ottobeuren, Sportwelt

Deutsche Jugendmeisterschaft23. November, Berlin, Landesverband und Sektion Berlin, Kletterhalle MagicMountain

DAV Bouldercup20. April, Traunstein, Sektion Traunstein Berufsschule IIJuli, Stuttgart, Sektionen Stuttgart und Schwaben10. August, Berchtesgaden, Sektion Berchtesgaden, Chr. Schlesener,Marktplatz

Mindestens eine internationale Veranstaltung wird vom DAV ausge-richtet, der UIAA Boulder Weltcup am 3./4. August im Rahmen derSommer ispo. Wie in den letzten zwei Jahren werden die bestenBoulderer der Welt in München zum Kräftemessen antreten.Die Trainerstruktur wurde zu Beginn 2002 verändert: Demnach wirdder bisherige verantwortliche Bundestrainer Stephan Hilgers (Aachen)Teamchef und Trainerkoordinator. Entsprechend den Sportkletter-Disziplinen wurden zwei neue Bundestrainer ernannt: Peter Naumann(Bad Tölz) wird den A- und B-Kader im Schwierigkeitsklettern betreu-en, Christoph Finkel (Immenstadt) ist für Bouldern verantwortlich. DerDAV erhofft sich damit eine intensivere und spezifischere Betreuungder deutschen Spitzenkletterer. Die Bundestrainer im Jugendbereichbleiben Christoph Driever, Peter Albert und Andi Hofmann.2002 gibt es einen A- und B-Kader im Schwierigkeitsklettern sowieeinen Boulderkader. Wir begrüßen im A- Kader: Christian Bindhammer,Damaris Knorr, Marietta Uhden und Katrin Sedlmayer. Im B-Kader:Andreas Bindhammer, Markus Hoppe, Christian Benk, Timo Preußlerund Sarah Seeger. Im Boulderkader: Karsten Borowka, Eva Nieselt,Nici Haager und Tanja Bauer. Allen Sportlern eine gesunde und er-folgreiche Saison 2002! Wwab

SPITZENBERGSPORT

Neuigkeiten im Wettkampfklettern 2002

Der Wettkampf-kalender 2002steht für spannen-de Kletterer-eignisse, bei denen MariettaUhden ihreTopform wiederunter Beweis stellen wird.

Die 1. Weltmeisterschaft imEisklettern und der „VAUDE Iceon steel“ waren die Highlightsder Eiskletterer in diesem Win-ter.Am 4. und 5. Januar wurde dieSaison der Eiskletter-Wettkämp-fe in der Eisarena Kötschach-Mauthen/Österreich eröffnet –es ging um den 2. Internationa-len Österreichischen Meisterti-tel. Eine Premiere hatten hierBewerbe in der Juniorenklasse.Bei der 1.Weltmeisterschaft imEisklettern in Mandarfen/Pitztalam 11. und 12. Januar kämpftendie Athleten in den Disziplinen„Difficulty“ und „Speed“ um den

Sieg. Die charmante Ines Papertaus Marktschellenberg holtesich den Weltmeistertitel in bei-den Bewerben und bestätigte soihren Erfolg im Gesamtweltcupvom letzten Winter. Die italieni-sche Bergführerin Anna Torrettabelegte Platz zwei vor der Aus-tralierin Abby Watkins. KirstenBuchmann aus Deutschlandwurde Fünfte.Das Finale der Herren entschiedEvgeny Krivosheitsev aus derUkraine für sich, vor dem Fran-zosen Stephane Husson unddem Österreicher ThomasSteinbrug-ger. DenSpeedbewerb gewannAlexandre Matveev aus Russlandvor Weltmeister Evgeny Krivo-sheitsev und dem SchweitzerUrs Odermatt.Hans Lochner ausBerchtesgaden platzierte sich imSchwierigkeitsbewerb als bester

Deutscher auf Rang acht.Kurz darauf versammelte sichdas bunt gemischte Völkchender Eiskletterer wieder in Köt-schach-Mauthen, um den 2.Kärntner und Osttiroler Meister-titel zu erringen.Sogar die Teilnehmer der 1.Welt-meisterschaft im Eisklettern nah-men fünf Stunden mühsameAnreise in Kauf, um am zweitenVAUDE Ice on Steel 1.Alpen-Eisklettercup teilzunehmen. Da-nach mussten die Teilnehmernoch bei den Südtiroler Meister-schaften in Welsberg Punktesammeln, bevor nach den 1.Internationalen Tiroler Meister-

schaften in Fieberbrunn AnfangFebruar die endgültige Wertungund Rangfolge des VAUDE Ice onSteel 1.Alpen-Eisklettercup fest-stand.Die Gesamtwertung holte sichbei den Herren Otmar Baier vorMarkus Pucher und Rudi Purat(alle aus Kärnten), bei den Da-men Birgit Mündel (Berchtes-gaden) vor Claudia Pacher (Wien)und Jasna Pecjak (Slowenien),bei den Junioren Stefan Bauhofervor Lukas Wurm (beide Berch-tesgaden) und David Pöchacker(Österreich).Den Ice on Steel 2.Alpen-Eisklet-tercup werden wir mit Sicher-heit im nächsten Winter erleben.redDie detaillierten Ergebnisse kannman unter www.IceOnSteel.com

Ines Papert im Finale der WM

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H o r i z o n tN E W S & N A M E N

BERGE BEWEGEN MENSCHEN

Stahlblauer Himmel, Pulver-schnee, sichere Verhältnisse undgute Stimmung, das versprichtdie Werbung.So oder ähnlich er-träumen auch wir Bergsteigerdie schönste Zeit im Jahr, denUrlaub in den Bergen. DochWinterurlaub sieht oft vollkom-men anders aus:Seit Stunden ste-hen wir im Stau, entnervt undübermüdet erreichen wir unserUrlaubsziel. Statt Pulverschneegrüne Wiesen und tristes Grau.Die Schneekanonen konntenauch nicht das weiße Gold lie-fern, da die Temperaturen zuhoch waren. Die Stimmung beiden Einheimischen ist bei sin-kenden Gästezahlen am Boden.Irgendwo zwischen diesen Ex-tremen – heile Welt in Weiß undzerbrochener Traum in Grau –bewegte sich von 16. bis 22.Februar 2002 auch das DAV-Winterteam in den winterlichenBergen der Bayerischen Alpen.

DAV-Wintertour – ein Feuerwerk alpiner Umweltthemen

Ingo Buchelt, 3. Vorsitzender des DAV (rechtes Bild,rechts, im Gespräch mit Naturschutzvertretern.

Das Kernteam der Skidurchquerung (unten) und dieprominenten Weggefährten Hans Kammerlander

und Alois Glück (unten rechts).

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Informieren, Diskutieren undzum Nachdenken anregen, daswaren die hochgesteckten Ziele,die sich das DAV-Winterteam imInternationalen Jahr der Berge2002 gesteckt hatte. Mit dabeiwaren drei Panorama-Leser:❏ Michael Blanke, Vater vondrei Kindern und begeisterterBegeher alpiner Skihochtourenaus Hessen,❏ York Golinski, Skiausbilderaus dem hohen Norden,Bremen,❏ und Cornelia Schütz, Biolo-gin und Fachfrau für alpineGewässer, seit vielen Jahren imwinterlichen Tourengelände un-terwegs.Für alle, die nicht dabei waren,haben wir einige Bilder zusam-mengestellt,mit denen die Tages-etappen und Abendveranstal-tungen nochmals erlebt werdenkönnen.Eine ausführliche Doku-mentation erhalten Sie aktuellim Internet unter www.alpen-verein.de oder am Ende desJahres im Sammelband „DAV imInternationalen Jahr der Berge2002“. swy

Sieben Tage über zehn Gipfel auf den Spuren des DAV-Projekts „Skibergsteigen umweltfreundlich“:Ausgangspunkt der Durchquerung war Schleching im Chiemgau, Zielort Lenggries im Isartal. In den Talorten diskutierten Fachleute aus Politik, Wissenschaft und Praxis mit der einheimischen Bevölkerung über die Zukunft des Wintertourismus in den Alpen.

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H o r i z o n tN E W S & N A M E N

SKIALPINISMUS-WETTKÄMPFE II

Erste Weltmeisterschaft im Skibergsteigen

18 DAV Panorama Nr. 2/2002

MOUNTAIN WILDERNESS

Aufruf an Bergsteiger-Expeditionen

Mountain Wilderness International erarbeitet derzeit ein möglichstausführliches Dossier über Leistungen, Nützlichkeit der Anwesenheitund Verhalten von Verbindungsoffizieren (Liaison Officers) in Asien.Alle Teilnehmer und Expeditionen, die in den letzten zwei Jahren inNepal, Pakistan, Indien und China tätig waren, werden deshalb gebeten, ihre offene Meinung mitzuteilen. Wenn beantragt, kannAnonymität zugesichert werden. Mountain Wilderness möchte gerneerfahren, ob der Verbindungsoffizier❏ ein Zivilbeamter war oder dem Militär angehörte❏ bergsteigerische Erfahrung mitgebracht hat❏ vorher andere Gruppen als Verbindungsoffizier begleitet hat❏ bis zum Hauptlager aufgestiegen ist❏ die hoch liegenden Lager besucht hat❏ die ganze Zeit der Besteigung im Hauptlager geblieben ist❏ versucht hat, nicht vorgesehene Geschenke zu erpressen❏ bestechlich war❏ die Gruppe angesichts ihres ökologischen Verhaltens gründlich

überprüft hat.Es wird gebeten, die Mitteilungen bei Angabe des Namens derExpedition, Ziel und Jahr an folgende Mail-Adresse zu senden: [email protected] oder per Post an Mountain WildernessInternational, Via Nepi, 13, I-00191 Rom.

Schauplatz der ersten Skialpi-nismus-Weltmeisterschaften wardas Skigebiet von Serre Cheva-lier in der Dauphiné. 22 Natio-nen kamen nach Frankreich,umvom 23. bis 27. Januar die Welt-meister im Zweierteam- undSinglewettbewerb sowie bei denJunioren zu ermitteln. Nebenvielen europäischen Mannschaf-ten waren auch Teams aus Asien,Süd- und Nordamerika vertreten,darunter Südkorea, Argentinienund Chile.In den West- und Südalpen ha-ben Skibergsteigerwettkämpfeeine lange Tradition,weshalb dieFavoriten hauptsächlich in denReihen der französischen, italie-nischen und Schweizer Mann-schaften zu suchen waren,derenAthleten ihren Sport teilweise(semi-)professionell betreiben.Aufgrund der geringen Schnee-menge bis in die Gipfellagen warbereits vor den Wettbewerbenklar, dass sich die Routen imPisten- und pistennahen Bereichbewegen würden. Glücklicher-

weise hatte Petrus ein Einsehenund schickte unerwartet überNacht 50 Zentimeter Neuschnee,aufgrund dessen das für dennächsten Morgen angesetzteTeamrennen um einen Tag ver-schoben werden musste.So begaben sich am Freitag, 24.Januar, 58 Zweierteams auf die1800 Höhenmeter und 19 Kilo-meter der Teamstrecke, die dieschnellsten in unglaublichen1.58 Std. hinter sich brachten.Unter dem lautstarken Applausbegeisterter Fans und vor dersonnenbeschienenen Kulisse derDauphinè-Gipfel konnte sich beiden Herren das starke italieni-sche Duo Ivan Murada/GrazianoBoscacci durchsetzen.Platz zweibelegten die Franzosen TonySbalbi/Patrick Blanc vor MiroslavLeitner/Peter Svatojansky ausder Slowakei – auch in diesemosteuropäischen Land habenSkibergsteiger-Wettkämpfe lan-ge Tradition. Bei der Damenwer-tung war den französischen

Teams Valérie Ducognon/Del-phine Oggeri,Corinne Favre/Ca-role Toigo und Nathalie Bouril-lon/Veronique Lathuraz der Drei-fachsieg nicht zu nehmen – einErfolg, den die französischenGastgeber ausgiebig zu feiernwussten. Die beiden deutschenHerrenduos Georg Nickaes/Ger-hard Reithmeier und DanielPickl/Stefan Klinger landeten aufden Plätzen 19 und 21, dieDamen Christine Echtler/SilviaTreimer belegten Platz 11 – je-weils eine respektable Leistung.Bei den Junioren waren leiderkeine deutschen Sportler amStart, es siegten bei den DamenSanture Boixade (Andorra) vorLaetitia Currat (CH) und SaraGros Aspiroz (E),bei den Herrensetzte sich Davide Spini (I) vorden Franzosen Fabien Munierund Mathieu Jouty durch.Im Singlelauf, der am Sonntag,26. Januar über 1500 Höhenme-ter und 13 Kilometer führte,wa-ren 138 LäuferInnen am Start.Bei den Herren gewann in derSiegerzeit von 1.29 Std.StéphaneBrosse (F) vor Patrick Blanc (F)und Carlo Battel (I), bei denDamen gingen Valérie Duco-gnon (F, 1.51 Std.) vor GlorianaPellissier (I) und Catherine Ma-billard (CH) als erste durchs Ziel.Auch hier konnten sich die deut-schen TeilnehmerInnen JudithGrassl,Franz Grassl,Toni Steurer,Tim Stachel, Mathias Robl,Jochen Stelzer und die bereits imTeamwettberb gestarteten sechsAthletInnen im vorderen Mittel-feld behaupten.Dass die DAV-Mannschaft in derNationenwertung hinter denAlpenvereinsteams aus Frank-reich, Italien, Schweiz, der Slo-wakei und Spanien den sechstenPlatz belegte,freute nicht nur dieAktiven. Der DAV gratuliert sei-nen Läuferinnen und Läufernherzlich. Die nächste WM findetin zwei Jahren statt, da bleibtnoch viel Zeit zum Trainieren! ghWeitere Informationen und die Ergebnislisten unter www.ski-mountaineering.org.

Nicht zu schlagen waren Ivan Muradaund Graziano Bos-cacci im Teamwett-bewerb (o.l.); dasdeutsche Duo GeorgNickaes/GerhardReithmeier belegteeinen guten 19.Platz (l.); die glück-lichen StarterInnender deutschenNationalmannschaftnach dem Rennen (o.).

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EXPEDITIONSVORBEREITUNG & SPORTKLETTERN

Outdoor-Branche unterstützt DAV Expeditionskader

NEUROUTE AM HÖCHSTEN FELSABBRUCH MEXIKOS

Stefan Glowacz & EL GIGANTE

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Nr. 2/2002

Der Expeditionskader 2002des Deutschen Alpenvereinsfreut sich über die Unterstüt-zung namhafter Sponsoren ausder Outdoor-Branche, die denKader mit Ausrüstungsgegen-ständen und Materialien für ver-schiedene Trainingsfahrten so-wie für die Abschluss-Expeditionin den indischen Himalaya aus-statten.Im Rahmen der winter ispo inMünchen stellte sich der DAV-Expeditionskader mit seinen Be-treuern Jan Mersch und HansHocke dem interessierten Publi-kum vor.

Gemeinsam mit Karl Schrag undStefan Winter,Koordinatoren sei-tens des DAV,wurden Fragen ausdem Publikum beantwortet, dieden Aufnahmekriterien in denKader bzw. der Ausbildungsin-halte während der Trainingspha-se galten.Die Gelegenheit nutzten dieKadermitglieder auch, um ihreoffiziellen Sponsoren vorzustel-len: INVIA SportartikelvertriebsGmbH, bekannt für die Ausstat-tung von Expeditionen mit aus-gewählten Markenartikeln inter-

nationaler High-End-Ausrüster,unterstützt den Kader mit Expe-ditions- und Daunenausrüstungvon Mountain Equipment sowiemit Stirnlampen (LED-Technik)der Fa. Lucido (www.invia.de).Die Firma Krimmer OutdoorSystems GmbH rüstet den Kadermit Hartware der Firmen Kongund Grivel, mit Gurten vonRockteryx,Seilen von Beal sowiemit Brillen von Julbo aus(www.krimmer-outdoor.de/startseite/start.html).Die Firma Lost Arrow Sportarti-kel-Vertriebs GmbH unterstütztden Kader mit verschiedensten

Schuhmodellen der Fa. La Spor-tiva. (www.lost-arrow.de).Für das leibliche Wohl des Ka-ders sorgt die Firma TravellunchGmbH, die den Kader währendder Trainings- und Expeditions-phase mit Nahrung aus ihremumfangreichen Sortiment aus-stattet (www.travellunch.de). al

Weitere Informationen zu denTrainings- und Sichtungscamps für den nächsten Expeditionskadererhalten Sie bei Stefan Winter ([email protected]).

Der Expeditions-kader des DAV und seineSponsoren.

Änderungen bei Alpinen Infonummern

Alpine AuskunftsstellenAVS: 0039/0471/41 38 09

LawinenlageberichteBayern: keine persönliche Beratung mehr, nur noch Tonband

und FaxabrufTirol: Faxabruf: 0043/512/58 09 15Kärnten: Tonband: 0043/463/536 15 88,

Persönliche Beratung: 0043/664/620 22 29

wöhnliche Pflanzenbewuchs inder überhängenden Wand hinzu– aus den kleinsten Löchern undAbsätzen wachsen Pflanzen mitgefährlich scharfen Blättern. Soschaffte das Team nur zwei Seil-längen am Tag und erst nachsechs Tagen erreichten sie dieWandmitte.Bis dahin seilten sichdie Kletterer jeden Abend wie-der zurück ins Basislager ab, umam nächsten Tag mit Steigklem-men wieder aufzusteigen.In wei-teren zwei Tagen durchstiegensie den oberen Teil der Wand,wobei einmal in der Wand undam Gipfel des El Gigante biwa-kiert wurde. Insgesamt kletter-ten sie 22 Seillängen vorwiegendim siebten und achten Schwie-rigkeitsgrad,mit zwei Seillängenim neunten Grad.Die verschwo-rene Klettergemeinschaft tauftedie neue Route auf den Namen„La Cojura de los Necios“,was soviel heißt wie „Die Verschwö-rung der Narren“. red

Wenn eine Felswand 1000Meter steil und überhängend auf-ragt, dann kann man sie durch-aus gigantisch nennen. Diesdachten sicherlich auch dieMexikaner, als sie die abweisen-de Wand zum ersten Mal ausdem Candamenia Canyon aufra-gen sahen und sie ehrfürchtig„El Gigante“ tauften. Der höchs-te Felsabsturz des Landes liegtim Basaseachic National Park beiChihuahua und war das Ziel vonGunda Frühwald, Holger Heu-ber, Hans Martin Götz, KurtAlbert,Mariusz Hoffmann,StefanGlowacz und dem FotografenKlaus Fengler. Sie wollten eineneue Freikletterroute durch dieabweisende Wand des El Gigantelegen.Um an den Fuß von El Gigantezu gelangen,wählte das Team ei-nen recht ungewöhnlichen Zu-stieg. Vom Schluchtrand seiltensie sich mit 250 Kilo Ausrüstungan einem Stück die 480 Meterüberhängende Wand des Wasser-falles „Piedra Volata“ ab, der zuden höchsten Wasserfällen derErde zählt. Anschließend muss-ten die Kletterer mehrere Steil-stufen in einem Canyon absei-len, um endlich nach drei Tagendas Basislager der riesigen Fels-wand zu erreichen.Kurt Albert, Holger Heuber,Stefan Glowacz und Klaus Feng-ler machten sich sofort an dieErstbegehung. Der kompakteFels ließ nur Bohrhaken alsSicherungen zu, die klettertech-nischen Schwierigkeiten lagenim oberen neunten Grad.Erschwerend kam der unge-

Stefan Glowacz am El Gigante

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22 DAV Panorama Nr. 2/2002

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NIZZA-WIEN – AUS EIGENER KRAFT

Stuttgarter Alpen Staffel 2002

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Der DAV Summit Club, weltweit größter Anbieter von alpinenReisen und Kursen, verlost unter den richtigen Einsendungenerneut einen attraktiven Preis: eine Klettersteigwoche über dem Gardasee. Der Preis umfasst sechs Übernachtungen mitFrühstück, die professionelle Betreuung durch einen Bergführerdes DAV Summit Club, Leihausrüstung und entsprechendeVersicherungen. Zusatzkosten für Abendessen ca. Euro 16,– pro Tag.Einsendeschluss ist der 19. April 2002. Die Teilnahme erfolgtunter Ausschluss des Rechtsweges. Nicht teilnahmeberechtigtsind die Angestellten der Bundesgeschäftsstelle des DAV.

Schicken Sie die Antwort an: Deutscher Alpenverein,Redaktion DAV Panorama, Postfach 500280, 80972 München,E-Mail: [email protected]

Die Ziehung des Gewinners zu Heft 6/2001:

Michaela Schmid vom DAV Summit Club zog aus den vielenEinsendungen die E-Mail von Martin Krasser aus Esslingen. Viel Spaß auf der Schneeschuh-Rundtourenwoche in der Pala.

Auflösung des Panorama-Gewinnspiels aus Heft 1/2002:Unsere Abbildung zeigte den 5199 Meter hohen Mount Kenya,dessen Gipfel Batian und Nelion Kletterern vorbehalten sind.Bergsteiger können den dritthöchsten Punkt Point Lenana (4985m) erklimmen.

Das Panorama-Gewinnspielmit dem

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Sie ist die Höchste, die gänzlichauf Trentiner Boden steht.

Beim Projekt der StuttgarterAlpen Staffel (SAS) geht es derSektion Stuttgart darum, aus ei-gener Muskelkraft den Alpenbo-gen in West-Ost-Richtung zudurchqueren (insgesamt 1.400Kilometer), und zwar lückenlosund innerhalb eines Jahres.Wan-dern, Bergsteigen, Hoch- oderSkitouren, Langlaufen, Schnee-schuhwandern, Klettern, Moun-tainbiken, Kajakfahren, Gleit-schirmfliegen, Surfen... sind diedabei zugelassenen Fortbewe-gungsarten.Die Jugendgruppen der SektionStuttgart kamen auf die Idee,doch reifte mit der Idee auch dieErkenntnis, dass die Alpenketteziemlich lang ist und die Jugend-lichen alleine diese Tour nichtbewältigen können. So wurde

das Vorhaben für die ganze Sek-tion geöffnet – jedes Mitgliedkann teilnehmen. Auch Nicht-mitglieder können mitmachen,pro Gruppe sollte aber minde-stens ein Teilnehmer Mitgliedder Sektion Stuttgart sein,damitdie Etappe zählt.Die Durchquerung erfolgt vonNizza nach Wien in Etappen,dieeinzelne Gruppen selbst planenkönnen. Das Organisationsteamkoordiniert die Vorschläge,stimmtnotwendige Veränderungen mitden Tourleitern ab oder schlägtgeeignete Touren für Teilnehmervor, die sich nicht auf eine be-stimmte Etappe festgelegt ha-ben.Alle Etappen sollen in West-Ost-Richtung durchgeführt wer-

den und können als Privat- oderGruppenfahrt stattfinden. Diezeitliche Reihenfolge spielt kei-ne Rolle, auch nicht die Art derDurchführung.Am Ende solltenlediglich alle Etappen aus eige-ner Kraft bewältigt worden seinund eine nahtlose Kette vonNizza nach Wien bilden.Hilfreiche Unterstützung bei derDokumentation der Staffel wirddie Firma GARMIN leisten,die ei-ne spezielle SAS-Tourenkarte zurVerfügung stellt. Diese ist mit

den geplanten und jeweils schondurchgeführten Etappen aktuellauf der Homepage der SektionStuttgart unter www.alpenver-ein-stuttgart.de einzusehen.Diegesammelten Bücher/Dias/Videoswerden zu einem Beitrag zusam-mengestellt, der im Rahmen desAlpintages und Filmfestivals2003 über die Leinwand flim-mern wird. red

Anmeldung und Information: DAV Sektion Stuttgart, SAS Organisationsteam,Rotebühlstr. 59A, 70178 Stuttgart,Tel.: 0711/6 97 95 73 (Uwe Ehret),0172/7 65 06 94 (SAS-Info-Num-mer), E-Mail: [email protected],www.alpenverein-stuttqart.de

Ob zu Fuß über die Gipfel, mit dem Radl durch die Täler oder am Gleitschirm durch die Lüfte: aus eigenerKraft geht es quer durch den Alpenbogen.

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ALPINISMUSTAGUNG IN BAD BOLL

Das Leitbild des DAV auf dem Prüfstand

TOURISMUSBEHÖRDE NEPAL

Hundert weitere Gipfel im Himalya freigegeben

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Hans-Peter Eisendle, Alexander Huber, Damaris Knorr, Bernd Kullmann, Günther Härter, Dr. Gernot Sittner: Kompetente Podiumsgäste garantierten Diskussionen auf hohem Niveau.

Ziel vieler Bergsteiger: die Eisgipfel des Himalaya

DAV Panorama 23Nr. 2/2002

Das Leitbild des DAV kannund soll den Verband stärkenund fit machen für künftigeHerausforderungen.Anhand desin Duisburg verabschiedeten Pa-piers diskutierten hochkarätigbesetzte Gesprächsrunden ein-zelne Passagen vor dem Hinter-grund ihres Praxispotenzials.Der Vorstand des DAV, vertretendurch Josef Klenner, KlausStrittmatter und Ingo Buchelt,sah sich einer gesunden PortionSkepsis seitens der aktiven undvereinserfahrenen Tagungsgästegegenüber. Der Südtiroler Berg-führer Hans-Peter Eisendle be-mängelte die Beliebigkeit desLeitbilds, das nahezu die gesam-te Freizeitgesellschaft abbilde.InZukunft seien dann wohl ver-kappte Juristen im Gebirge un-terwegs, nach dem Motto: „Er-laubt ist, was reglementiert ist“.Der Extremalpinist AlexanderHuber wiederholte ein Grund-problem, das er in der vorjähri-gen Alpinismustagung vorgetra-gen hatte.Alpine Kultur sei nichtnur, was im Museum ausgestelltist, sondern umfasse auch denalpinistischen Text, den dieBergsteiger über Jahrzehnte hin-weg in den Alpenbogen ge-schrieben hätten.Die Schrift derErschließungen und Erstbege-hungen werde durch Sanierun-gen aktuell bis zur Unkenntlich-keit umgeschrieben oder aus-gelöscht.Allgemein wurde kriti-siert, dass keine Konsequenzenaus diesen Diskussionen zu se-hen seien.Dem widersprach Ingo Bucheltmit dem Hinweis auf die jüngs-ten Erfolge der Trainingscampsfür Leistungsalpinisten, die ineben solchen Diskussionen an-geregt worden seien. Auch dieErgebnisse dieser Tagung ver-sprach Buchelt in entsprechen-de Projekte und Arbeitsgruppenumzugießen.An Polemik wurde auch nicht ge-spart. Bernd Kullmann, Extrem-bergsteiger und Geschäftsbe-reichsleiter bei der Firma DeuterSport und Leder, attestierte dem

DAV ein noch immer katastro-phal verstaubtes Bild in der Öf-fentlichkeit, Dr. Heiner Geißler,MdB, vermisste den Mut zur öf-fentlichen Auseinandersetzung.Prof.Dietrich Kurz,Uni Bielefeld,deckte massive Strukturproble-me auf. So würden Fördermittelder öffentlichen Hand zwar nurauf Länderebene verteilt, die da-zu notwenige Kompetenz seiaber beim DAV strukturbedingtvor allem auf Bundesebene zufinden. Mangels Geld seien diemeisten Sektionen von ehren-amtlicher Arbeit abhängig.VieleSektionen allerdings seien zu

groß, um die Aufgaben auf eh-renamtlicher Basis bewältigenzu können.Statt mit zahlreichenSektionsgründungen das Poten-zial besser auszuschöpfen unddie ehrenamtliche Basis zu ver-breitern, verzichte man lieberauf den dringend notwendigenMitgliederzuwachs. Wie Prof.Kurz wies auch Jan Kern vomDeutschen Leichtathletikver-band auf die enorme Diskrepanzzwischen dem Potenzial desDAV und seinen tatsächlichenAnstrengungen hin. Kein ande-rer Verband verfüge über ein der-artiges Stützpunktnetz in freier

Natur wie der DAV mit seinenHütten und Wegen.Während derTurnerbund am liebsten „jedenSandkasten in eine Weitsprung-grube“ umdefinieren würde,umdem Verband mehr Gewicht zuverleihen,sei sich der DAV nichtannähernd der Bedeutung sei-nes Hüttenbesitzes bewusst.Bei aller Kritik war die Auf-bruchsstimmung aufgrund derLeitbilddiskussion spürbar. Dasfruchtbare Ineinandergreifen al-ler Instanzen von der Basis biszum Vorstand scheint plausiblerdenn je. lb

Im Dezember 2001 hat die ne-palesische Regierung 103 weite-re Gipfel für den Bergsport frei-gegeben.Der Erlass wird ab März2002 wirksam. Insgesamt steigtdamit die Zahl der zur Bestei-gung zugelassenen Gipfel auf263. Diese Öffnung findet imRahmen der Feierlichkeiten des„Destination Nepal Year“, desInternationalen Jahres der Bergeund des anstehenden goldenenJubiläums der erfolgreichen Erst-besteigung des Mount Evereststatt. Die Regierung Nepals er-hofft sich von diesem Schrittauch eine touristische Entwick-lung ärmerer, benachteiligterRegionen.Zusätzlich zu dieser Freigabe hatdie Regierung das existierendeSystem der obligatorischen Ver-

bindungsoffizier-Regelung über-arbeitet. Mit dem Ergebnis, dassdie derzeit freigegebenen Gipfel

unter 6500 Metern Höhe abMärz 2002 ohne das Hinzuzie-hen eines solchen Verbindungs-offiziers bestiegen werden dür-fen. Dies gilt für insgesamt 89Gipfel. Dies soll die nepalesi-schen Gebiete für internationaleExpeditionen noch reizvollermachen. red

Für weitere Informationen und eine vollständige Auflistung der entsprechenden Gipfel kannman im Internet unter www.welcomnepal.com nachse-hen oder die Tourismusbehörde di-rekt kontaktieren: Tourism IndustryDivision of Ministry of Culture,Tourism and Civil Aviation, Tel.: 00977/1/24 70 37, -25 62 28,Fax:00997/1/22 72 81, E-Mail: [email protected]