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GUIDE em:Power Engaged Migrants: Pathways Overcoming Worries, Exclusion & Racism Wie sollen die Migranten Empowerment erfahren und wie sollen sie aktiv in unserer Gesellschaft involviert werden? Ein praxisorientierter Leitfaden.

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Ein praxisorientierter Leitfaden zum Empowerment und der aktiven Einbindung in die Gesellschaft von Migrantinnen und Migranten - mit vielen positiven Beispielen.

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GUIDE

em:PowerEngaged Migrants: PathwaysOvercoming Worries, Exclusion & Racism

Wie sollen die Migranten Empowerment erfahren und wie sollen sie aktiv in unserer Gesellschaft involviert werden?

Ein praxisorientierter Leitfaden.

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Inhalt_

Einleitung 3

1 Ziel des Leitfadens 4

2 Das Konzept des Empowerments von Migranten 6

3 Los geht’s – Informationen sammeln 10

4 Einander verstehen 16

5 Wie man ein Projekt ins Rollen bringt 24

6 Wie man den Erfolg des Projekts langfristig sichert 30

7 Kontinuität und Nachhaltigkeit des Projekts 38

8 Schlussfolgerungen 44

9 Über die Autoren 46

ANHANG Sammlung von good practices 48

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__Einleitung

Migranten bringen eine Vielzahl an Erfahrungen, Fertigkeiten, Talenten und Fähigkeiten mit sich. Dennoch werden diese Ressourcen nicht im-mer erkannt oder ermöglicht.

Vor diesem Hintergrund beschlossen wir – drei Organisationen aus Deutschland, Österreich und Finnland – , zusammenzuarbeiten, um un-sere Erfahrungen zum Thema „Wie man den Wert von Migranten für die Aufnahmegesellschaft erkennt und sie aktiv an Vorgängen in ihrem neuen Heimatland teilnehmen lässt“ zu sammeln und auszutauschen.

„Wir“, das sind „Gemeinsam leben & lernen in Europa“, eine grass root NGO aus Deutschland, „Berufliches Bildungs- und Rehabilitationszen-trum“, ein großer Anbieter von Erwachsenenbildung aus Oberösterreich und „KOMPASSI“, ein interkulturelles Zentrum aus der Siedlerbewe-gung „Puijola“ in Kuopio/Finnland. Wir alle arbeiten mit Migranten und fördern sie auf lokaler und regionaler Ebene, und wenden verschiedene Herangehensweisen an, um ihr Empowerment zu fördern. Das Pro-gramm „Grundtvig Learning Partnerships“ der Europäischen Union gab uns die Möglichkeit, einander zu treffen und zu besuchen, Erfahrungen auszutauschen und unsere Ergebnisse zu sammeln und zu teilen.

Im Rahmen unseres Projekts „emPower – Engaged Migrants: Pathways Overcoming Worries, Exclusion & Racism“ suchten wir die best prac-tices heraus, welche in Mitgliedsländern und –organisationen genutzt werden. Diese fördern das Empowerment und die Inklusion von Mi-granten. Wir suchten nach Beispielen, die aktive Beteiligung und Enga-gement von Migranten wirkungsvoll forderten. Auch Beispiele positiver, konstruktiver Methoden mit dem Ziel, interkulturellen Dialog zu fördern und Interaktionen zwischen Migranten und Gastland hervorzurufen, wurden ermittelt.

Den Fokus legten wir von Beginn an auf das Ziel, unsere Ergebnisse mit einer größeren Zielgruppe zu teilen und andere zu beschwichtigen, un-serem Beispiel zu folgen. Um andere Organisationen und Gemeinden zu inspirieren und Strategien zum Empowerment auch bei ihnen umzu-setzen, haben wir diesen praxisbezogenen Leitfaden geschrieben.

Wir alle hoffen, dass unsere Beiträge und Ratschläge motivierend und hilfreich dabei sein werden, bürgerliches Engagement, Beteiligung und Empowerment von Migranten in ganz Europa zu fördern.

Mit besten Grüßen

Perdita Wingerter Gabriele Einsiedler Maarit RönkönharjuGeschäftsführerin Projektmanagerin Koordinatorin„Gemeinsam leben & lernen in Europa” Berufsörderungsinstitut Multikulturelles Zentrum Oberösterreich „Kompassi“

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_1 Ziel diesesLeitfadens

Der Leitfaden “emPower” ist darauf angelegt, die unverzichtbare Arbeit von Menschen und NGOs mit Migranten sowie Gemeinden

und Interessenvertretern und natürlich von Migranten in Europa zu unterstützen und anzuregen.

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Das generelle Ziel des Handbuchs ist es, sowohl Empowerment und Engage-ment von Migranten in der jeweiligen Gastgesellschaft als auch Kommunika-tion und Zusammenarbeit von Migranten, die aus verschiedenen ethnischen Gruppen stammen, mit den Einheimischen der Gastgesellschaft zu verbes-sern.

Mit dem Wissen um die vielfältigen und kreativen Herangehensweisen, mit denen Migranten unterstützt werden können, von ihren Rechten Gebrauch zu machen, ihrer Stimme Gehör zu verschaffen und sowohl innerhalb ihrer Gemeinden als auch über deren Grenzen hinaus aktive Bürger zu werden, sind wir der Meinung, dass dieses Wissen mit anderen in ganz Europa geteilt werden sollte.

Der Schwerpunkt liegt darauf, anwendungsorientierte Vorgehensweisen und Methoden darzustellen, mit Migranten zu arbeiten und damit den Übergang von Theorie zu Praxis zu erleichtern. Deshalb wurden große Anstrengungen unternommen, den Leitfaden nützlich, aktuell und benutzerfreundlich zu ge-stalten.

Sämtliche in diesem Leitfaden enthaltenen Ideen und Methoden, die Beteili-gung fördern und Bedingungen für Empowerment herstellen, basieren auf der Praxis der beteiligten Organisationen. Aus diesem Grund haben wir so wenig Theoriewissen wie nötig und so viel praxisnahe und interaktive Informationen wie möglich aufgenommen.

Der Leitfaden ist in sechs Hauptkapitel unterteilt: › Das Konzept des Empowerments von Migranten› Los geht’s – Informationen sammeln› Einander verstehen› Wie man ein Projekt ins Rollen bringt› Wie man den Erfolg des Projekts langfristig sichern kann.

In jedem Kapitel stellen wir nicht nur wichtige Informationen und Empfehlungen bereit, sondern beziehen auch bewährte Verfahrensweisen sowie Projekte, Initiativen und Methoden mit ein, um anhand von Beispielen darzustellen, wie Theorie in Praxis umgesetzt werden kann. Sämtliche Beispiele sind detail-reich beschrieben; man findet sie am Ende des Leitfadens als zusätzliche Information. Es sind Verfahrensweisen zu finden, mit welchen Migrantena) als aktive Bürger eingebunden sind,b) die Möglichkeit gegeben wird, offen ihre Meinung zu äußern und an Ent-

scheidungsprozessen in ihrem Aufnahmeland teilzunehmen,c) die Gelegenheit haben, ihre Erfahrungen und ihren kulturellen Hintergrund

einzusetzen,d) eine aktive Rolle in ihrer Gemeinde einnehmen,e) Repräsentations- und Führungsrollen einnehmen,f) zu Solidarität, Verantwortlichkeit, Integration und Zusammenhalt in der Ge-

meinschaft (z.B. durch Engagement in und Aufbauen von Initiativen und Projekten) beitragen und

g) wirksam Ethnien übergreifende Beziehungen und interkulturellen Dialog fördern.

Da dieser Leitfaden auch zum Ziel hat, den Stimmen der Migranten Gehör zu verschaffen, haben wir nicht nur Migranten in der Entwicklung und dem Ver-fassen dieses Leitfadens eingesetzt, sondern auch Stimmen von Migranten unserer Gemeinde gesammelt. Deshalb findet man auch in jedem Kapitel Zi-tate und Kommentare.

Ziel dieses Leitfadens

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_2 Das Konzept desEmpowerments vonMigranten

Das Konzept des Empowerments sieht Individuen als in der Lage, Dinge allein und für sich selbst machen zu können. Es versucht das Vertrauen in ihr eigenes Potential, ihre Fähigkeiten und ihre Eigen-

ständigkeit.

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Der Ansatz des Empowerments

Wenn wir über „Empowerment“ von Migranten reden, ist es wichtig, zuerst die Bedeutung des Wortes „Empowerment“ zu verstehen.

Nach dem Konzept des Empowerments (dt.: Befähigung, Ermächti-gung) werden Individuen als eigenständige Personen wahrgenom-men, die in der Lage sind, selbstständig Dinge zu erledigen und zielt darauf ab, das Vertrauen in das eigene Potential und die eige-nen Fähigkeiten zu stärken und dazu beizutragen, dass die Indivi-duen sich für sich selbst verantwortlich fühlen. Aber das Konzept des Empowerments beinhaltet nicht nur den persönlichen Aspekt der Selbstbestimmung und der Selbstwirksamkeit des Individuums, sondern er umfasst auch die Veränderungen im sozialen und poli-tischen Ordnungsrahmen auf allen Ebenen: Damit Individuen in der Lage sind, Einfluss zu erwerben, müssen sie mit Rechten ausge-stattet sein, Ressourcen zur Verfügung haben sowie gleich und fair behandelt werden.

Folglich endet der Prozess des Empowerments, wenn Personen sich frei fühlen und in der Lage sind, ihre eigenen Ideen zu äußern, Entscheidungen zu treffen und generell nicht nur ihr Leben beein-flussen können, sondern auch die sozialen und politischen Verhält-nisse. Dieser Prozess des Empowerments führt dazu, dass Fähig-keiten und Ressourcen aller Beteiligten entdeckt und verwendet werden.

Das Konzept des Empowerments von Migranten

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Als Ergebnis werden ‘emPowered’, also ermächtigte Migranten Einfluss haben:

a) auf individueller EbeneSie wünschen sich die Möglichkeit ihr eigenes Leben zu gestalten und haben diese auch: Wenn sie die Möglichkeiten und den Freiraum haben, ihre Situati-on und Optionen zu identifizieren, die Sprache zu lernen und die Möglichkeit haben, zu handeln, Entscheidungen zu treffen und Probleme zu lösen. Sie ha-ben ein gutes Gefühl gegenüber sich selbst, vertrauen ihren eigenen Fähig-keiten und respektieren sich.

b) als eine GruppeMigranten können in einer Gruppe, Or-ganisation und in Netzwerken zusam-menarbeiten und somit ihren Einfluss vergrößern.

c) auf gesellschaftlicher EbeneErmächtigte Migranten werden nicht dominiert, unterdrückt oder marginali-siert. Sie nehmen an allen gesellschaft-lichen Prozessen auf allen Ebenen teil und haben eine realistische Chance die bestehenden Machtverhältnisse zu ändern. Migranten sind im Allgemeinen sichtbar und präsent im öffentlichen Leben und bestehenden Netzwerken. Außerdem werden sie von anderen Mitgliedern der Gesellschaft respek-tiert.

d) auf rechtlicher EbeneMigranten haben die gleiche formale Rechtssicherheit wie alle anderen und machen Gebrauch von den bestehen-den Gesetzen. Sie können auf die Ge-setzgebung und die Rechte in ihrem neuen Heimatland Einfluss nehmen.

e) auf politischer EbeneMigranten sind aktive Mitglieder in po-litischen Gruppierungen, Organisati-onen und Parteien. Ihre Stimme zählt und sie können politische Prozesse be-einflussen und an ihnen teilnehmen.

f) auf wirtschaftlicher EbeneMigranten haben Zugang zu Berufen und Geschäftsfeldern, ein regelmä-ßiges und angemessenes Einkommen,

gleiche Bezahlung, soziale Sicherheit und Wirtschaftskenntnisse. Wirtschaft-liche Befähigung wird erreicht durch die Macht Entscheidungen zu treffen in Bezug auf Geld, die Reduzierung von Abhängigkeit, Risiken und Stress so-wie durch die Einflussnahme auf wirt-schaftspolitische Entscheidungen.

g) auf kultureller EbeneMigranten spielen eine aktive Rolle im kulturellen Leben, sie haben die Möglichkeit die Kultur ihres neuen Hei-matlandes zu erkunden und an ihr teil-zunehmen. Außerdem haben die sie Möglichkeit, die kulturellen Definitionen zu formen, die symbolische Ordnung zu beeinflussen, und trotzdem ihre ei-gene Kultur und Religion zu bewahren und auszudrücken.

Es ist unsere Vision, dass nicht nur Ent-scheidungsträger, sondern auch ganz normale Menschen begreifen, dass in Migranten Potential steckt, sie voller Fähigkeiten sind und dass sie Stärken und Ressourcen besitzen, von denen ihr neues Heimatland auf allen Ebenen profitieren kann, wenn Migranten in der Gesellschaft integriert sind und aktiv daran teilnehmen können.

Gülin Tunali, aus der Türkei, Präsidentin des Vereins “Sor-optimist International – Club Passau”, Ernährungswissen-

schaftlerin und –beraterin; führt ein Beratungszentrum

für Ernährungsfragen

Wie könnte man andere Mi-granInnen motivieren, sich zu

engagieren? Was motiviert Sie?

Ich denke, dass jeder Mensch eine eigene Persön-lichkeit ist. Man kann nicht

für jeden Menschen den gleichen Vorschlag machen.

Mein Engagement bringt mir Zufriedenheit und Aner-

kennung. Wenn ich meinen Erfolg sehe, fühle ich mich

dadurch motiviert. Ja, ich habe das Gefühl, dass ich

mein Wissen und Können in mein Engagement mit

einbringen kann.

Das Konzept des Empowerments von Migranten

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_3 Los geht’s –Informationensammeln

Bevor Sie ein Projekt mit MigrantInnen ins Leben rufen, sollten Sie sich über die Situation von MigrantInnen in Ihrem Land und be-

sonders in Ihrer Region informieren. Dies soll zum einen dazu bei-tragen, dass Sie ein besseres Verständnis für MigrantInnen in Ihrer Region haben und zum anderen, dass Sie die gesetzlichen Rahmen-bedingungen für Integration, die von der Regierung auf nationaler

und regionaler Ebene aufgestellt wurden, besser verstehen.

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3.1. Immigration von MigrantInnen

Bringen Sie sich auf den neuesten Stand, was die Gründe für Migration angeht und welche Auswirkungen diese sowohl auf lokaler Ebene haben als auch auf die Gemeinschaft der MigrantInnen.

MigrantInnen/EmigrantInnen (aus dem Lateinischen ex, aus und migrare, wandern) wandern aus den verschiedensten Gründen aus. Sie verlassen ihre Heimat entweder freiwillig oder unter Zwang aus wirtschaftlichen, religiösen, politischen oder persönlichen Gründen. Der Emigration aus einem Land folgt die Immigration in ein anderes Land. Normalerweise emigrieren Individuen oder Familien, aber historisch betrachtet gab es auch Migrationen von ganzen Gruppen oder Völkern.

Jede Migration hat also zwei Aspekte:› Die Situation im Auswanderungsland: Bevölkerungs-/Einwohnerverlust und

Talentabwanderung, aber auch Entspannung der Situation bei knappen Ressourcen.

› Die Situation im Einwanderungsland: Probleme der Akklimatisierung (ins-besondere beim Erlernen der neuen Sprache) und Integrationsprobleme, aber auch die Immigration von Arbeitnehmern, Fachwissen und kulturelle Vielfalt.

Migration ist ein Prozess, der nicht natürlich abläuft, sondern der von den Staaten in hohem Maße reguliert wird. Staaten versuchen meist die Immigra-tion von bestimmten Gruppen (z.B. hochqualifiziertes Personal) zu fördern, während andere Gruppen möglichst davon abgehalten werden sollen, das Land zu betreten.

Gründe für Emigration

Emigration findet in fast jedem Land der Welt aus unterschiedlichsten Grün-den statt. Dies sind die Hauptgründe:

› Um bessere Arbeits- und Lebensbedingungen zu erreichen (insbesondere angeworbene Arbeitskräfte wie zum Beispiel die Gastarbeiter in Deutsch-land; hochqualifizierte Arbeitskräfte, die keine Arbeit finden können)

› Aus politischen Gründen (zum Beispiel politisch verfolgte Systemkritiker oder Dissidenten (meist in Diktaturen) oder polizeilich gesuchte Kriminelle)

› Aus religiösen oder sprachlichen/kulturellen Gründen› Um die Lebensqualität durch einen gesicherten Lebensstandard zu verbes-

sern (z.B. Emigration von SeniorInnen aufgrund von besseren klimatischen Bedingungen im „sonnigen Süden“ wie zum Beispiel in der Toskana, Mallor-ca, auf den Kanaren oder im „Sunshine State“ Florida)

› Als Flüchtling aufgrund akuter Bedrohung durch Krieg, Bürgerkrieg, Natur-katastrophen, Hungersnot oder Vertreibung bestimmter Volksgruppen und Ethnien

› In früheren Zeiten aufgrund von Sklavenhandel/ heute Menschenhandel› Aufgrund von bereits emigrierten Familienmitgliedern und Freunden im Ziel-

land› Aufgrund der Aussicht auf eine Ausbildung oder Studium› Aufgrund einer Eheschließung mit einer Person aus einem anderen Land› RückkehrerInnen und SpätaussiedlerInnen, die jahrzehntelang in einem

Land gelebt haben und eine andere Nationalität besitzen.

Jada Keni: aus dem Südsudan, arbeitet beim Ikea Einrich-tungshaus

Warum bist du nach Finnland gekommen?

Aufgrund des Kriegs in meinem Heimatland Sudan. Inzwischen fühle ich mich wohl, da ich einen Beruf habe, davor war es etwas schwierig ohne Arbeit zu leben. […] Ich fühle mich in meinem Leben sehr selbst-bewusst, da ich durch meine Arbeit etwas zu diesem Land beisteuern kann, sei es durch das Zahlen von Steuern oder durch andere Verantwor-tungen in der Gesellschaft. Ich fühle mich sicher in Finnland. Durch die Situa-tion in meinem Heimatland ist mir dies sehr wichtig geworden. Wenn Migranten nach Finnland kommen träumen sie davon, etwas zu erreichen, zu studieren oder einen Job zu finden. Obwohl ich mich sicher fühle denke ich an meine Eltern im Sudan, sie brauchen meine Unterstützung und es ist Teil meiner Kultur, dass ich ih-nen helfe. Obwohl wir nicht im gleichen Land sind fühle ich mich sehr verbunden mit ihnen und auf irgendeine Weise muss ich ihnen helfen. Ohne Arbeit ist dies nicht möglich. So könnte die Situ-ation für viele Immigranten sein. Deshalb müssen sie – nachdem sie Sicherheit erreicht haben – noch etwas anderes im Leben erreichen und Geld verdienen. […]

Los geht’s – Informationen sammeln

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Die unterschiedlichen Anforderungen an die Projektplanung und ihre Umsetzung sind das Resultat der verschiedenen Grün-de für die Immigration. MigrantInnen ver-lassen ihr Heimatland aus einer Vielzahl von Gründen und haben deswegen sehr unterschiedliche Erwartungen, Hoffnungen und Ziele bezüglich ihres neuen Heimat-landes.

3.2. Die rechtliche Situation von MigrantInnen

Informieren sie sich über die rechtliche Si-tuation von MigrantInnen in ihrem Land

EU-BürgerInnen scheint die Welt offen zu stehen. Sie können scheinbar überall hin-reisen. Dem Großteil der Weltbevölkerung erscheint die Welt jedoch sehr beschränkt und bestimmt von Gesetzen und Aufent-haltsgenehmigungen.

Ein entscheidender Faktor für MigrantInnen ist daher ihr rechtlicher Status. Dieser ist im Grunde abhängig von ihrem Herkunfts-land. EU-BürgerInnen haben das Recht, in jedem EU-Land zu wohnen und zu arbei-ten. Nicht-EU-BürgerInnen benötigen dafür eine Berechtigung. Andernfalls gelten sie als illegal. Grob eingeteilt gibt es folgende Arten von Aufenthaltsgenehmigungen:› Visum: für Kurzaufenthalte wie z. B. für

Urlaub oder für Geschäftsreisen

› Befristete Aufenthaltsgenehmigung für Aufenthalte, die einem bestimmten Zweck dienen (z.B.: Studium, befristetes Arbeitsverhältnis)

› Unbefristete Aufenthaltsgenehmigung› Unter bestimmten Bedingungen ist es

möglich die Staatsbürgerschaft zu bean-tragen und somit Zugang zu allen Rech-ten zu bekommen, insbesondere den politischen (zu wählen und gewählt zu werden).

Die Rechtslage bezüglich Immigration und Aufenthaltsgenehmigungen ist in jedem EU-Land unterschiedlich geregelt und eine sehr komplizierte Angelegenheit. Jeder Status ist an bestimmte Voraussetzungen gekoppelt, die erfüllt werden müssen. Sie sollten die verschiedenen Arten von Auf-enthaltsgenehmigungen und deren Mög-lichkeiten kennen, da sie entscheidenden Einfluss auf die Ressourcen haben und die Art und Weise, wie MigrantInnen an Pro-jekten teilnehmen können.

Der rechtliche Status spiegelt die Rechte der ImmigrantInnen in allen Lebenslagen wider:› Zugang zum Arbeitsmarkt› Teilhabe an der Gesellschaft› Zugang zu Bildung› Zugang zur sozialen Grundversorgung

(Sozialwesen und Gesundheitswesen etc.)

› Zugang zu Grundbedürfnissen (z.B.: Wohnung)

› Politische Teilhabe.

Wenn wir uns mit der Situation von Mi-grantInnen beschäftigen wollen, spielt der Status, die Aufenthaltsgenehmigung und überhaupt die rechtliche Situation im Im-migrationsland eine große Rolle. Insbe-sondere die bewilligte Dauer des Aufent-halts ist von entscheidender Bedeutung. Schließlich hängt davon ab, wie intensiv die Integrationsbemühungen sind.

Weitere Informationen über die verschie-denen rechtlichen Bestimmungen in Deutschland, Österreich und Finnland fin-den sie in den Länderberichten.

› http://www.bfi-ooe.at/bfiweb/ empower.html

MigNet ist eine Webseite, auf der alle relevanten Informationen für Migran-tInnen, die erst kürzlich in Deutschland angekommen sind, für eine Region verfügbar gemacht werden. Das Haupt-ziel des Projektes ist es, MigrantInnen grundlegende Informationen über das Leben in Deutschland anzubieten. Fer-ner hat die Webseite auch Einfluss auf Deutsche, die Angebote für Migran-tInnen zur Verfügung stellen. Denn auf der Webseite wird dargestellt, wer was in einer Region anbietet und so wird er-sichtlich, wo es Möglichkeiten zur Zu-sammenarbeit gibt. Das Projekt ist ein gutes Beispiel, weil es MigrantInnen die Möglichkeit gibt, sich eigenständig zu informieren. Somit schafft es Vorausset-zungen für selbstständiges Handeln.

Siehe: www.mignet-passau.de

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3.3. Situation von Migran-tInnen in Ihrer Region

Informieren Sie sich über Migran-tInnen, die in Ihrer Region leben

Wie wir sehen können, ist es sehr schwer von „den“ MigrantInnen im All-gemeinen zu sprechen, da die Werte und Normen im Herkunftsland sehr un-terschiedlich sein können und da die Umstände und Gründe für die Migra-tion so verschieden sind. Ein wichtiger Punkt ist, dass wenn von MigrantInnen die Rede ist, „Menschen mit Migrati-onshintergrund“ gemeint sind.

Bevor Sie also ein Projekt anfangen, sollten Sie Informationen über Migran-tInnen und über Menschen mit Migra-tionshintergrund in ihrer Region sam-meln:› Herkunftsländer – wo kommen Mi-

grantInnen her? Gibt es eine größe-re Gemeinschaft von MigrantInnen in Ihrer Region, die aus einem be-stimmten Land kommt?> Wenn es eine größere Gemein-

schaft gibt, dann gibt es oft Gruppen, in denen sich die Mi-

grantInnen selbst organisieren. Diese Organisationen spielen eine große Rolle bei der Teilha-be und der Integration von Mi-grantInnen dieses Landes. Falls dies der Fall ist, sollten Sie mit diesen Kontakt aufnehmen.

› Gesellschaftlicher und wirtschaft-licher Status – welche Qualifikati-onen haben die MigrantInnen? Es macht einen sehr großen Unter-schied für das Projekt, ob die teil-nehmenden MigrantInnen einen Universitätsabschluss vorweisen können oder ob sie niemals eine Schule besucht haben. Es ist wich-tig zu beachten, dass sich der so-ziale Status von MigrantInnen im Zielland häufig verschlechtert, bei-spielsweise durch die fehlende An-erkennung ihrer Qualifikationen.

3.4. Die Integration von Mi-grantInnen

Die Definition von Integration kann von Land zu Land unterschiedlich sein. Wird Integration gewünscht, ge-fördert oder wird sie abgelehnt? Wird Integration als wechselseitiger Pro-zess verstanden oder wird von Mi-grantInnen verlangt, sich an die neue Kultur anzupassen, sodass kulturelle Unterschiede verschwinden? Vielleicht wird Integration auch als nicht nur als ein Prozess zwischen zwei, sondern zwischen drei Parteien verstanden, so wie in Finnland. Dort findet Integration zwischen MigrantInnen und Gastland, zwischen Gastland und MigrantInnen und zwischen MigrantInnen eines Landes und MigrantInnen eines ande-ren Landes statt. Bei diesem Konzept wird als die Pflicht des Gastlandes angesehen, sich darum zu kümmern, dass verschiedene ethnische Ge-meinschaften einander friedlich und respektvoll begegnen. Im besten Fall ist Integrationspolitik also ein breiter Ansatz, der darauf abzielt die soziale, wirtschaftliche, politische, sprachliche und bildungsbezogene Integration zu stärken. Integration betrifft alle Aspekte des Lebens und der Gesellschaft und ist daher eine wahrlich interdisziplinäre

Das bedeutet, dass auch Immi-grantInnen der zweiten Generati-on, die keine eigene Migrations-geschichte habe, die aber immer noch in der Kultur des Herkunfts-landes der Eltern aufgewachsen sind und die oftmals eine Menge Hindernisse wie zum Beispiel im Bildungssystem begegnen. Folgende Gruppen werden also zu der Gruppe der MigrantInnen gezählt:› Menschen mit eigener Migrati-

onsgeschichte› Menschen, die mindestens

ein Elternteil mit Migrationsge-schichte haben

In beiden Gruppen kann es Menschen geben, die die Staats-bürgerschaft des neuen Landes besitzen und die damit in keiner offiziellen Statistik auftauchen, was es schwierig macht, den wirklichen Anteil von MigrantInnen an der Bevölkerung herauszufinden.

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Mein Name ist Marinel CUR-TEAN (49). Ich komme aus Rumänien (Oradia) und lebe seit über 20 Jahren in Österreich.

Ich habe Mechaniker gelernt, die Ausbildung ist aber in Österreich nicht anerkannt. Ohne Ausbildung ist es sehr schwer einen passenden Job zu finden. Gearbeitet habe ich in Österreich schon in vielen Berufen und in vielen Firmen, z.B. als Tischler, als Lagerarbeiter, als Kraftfahrer und Mechatroniker.

Ich bin hier mehr zufrieden als in Rumänien bei sozi-alen Dingen. Aus meiner Sicht ist die Gesetzeslage hier für Männer und Frauen verschieden.

Durch meine Erfahrungen und Erlebnisse weiß ich, dass man viel Geduld und Kraft braucht um in Bildungsmaß-nahmen zu kommen.

Die „goldenen Zeiten“ sind vorbei, aber wer arbeiten möchte, der hat auch Mög-lichkeiten.

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In Österreich ist Integration ein sehr wichtiges Thema, das sich über die verschiedensten Felder erstreckt: Gesundheit, Wirtschaft, Sozialwesen, Sport, Kultur usw. Bund, Länder, Gemeinden, Städte und Sozialpartner haben gemein-sam einen Nationalen Aktionsplan (NAP) für Integration erarbeitet. Zusätzlich wurde die Stelle eines Staatssekretärs für Integration geschaffen. Die wesentliche He-rausforderung ist es, Chancen und Risiken, die mit Integration ver-bunden sind, aktiv anzugehen. Um Integration zu ermöglichen, werden Anstrengungen sowohl von den eingewanderten EinwohnerInnen als auch von den österreichischen BürgerInnen gefordert.

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„migrare“ bietet verschiedene Leistungen für MigrantInnen in Ös-terreich an, die ihnen dabei helfen sollen, Alltagsschwierigkeiten zu meistern. Dazu gehören Bera-tungen in verschiedenen Sprachen, beispielsweise zum Thema Arbeits-markt, soziale Absicherung und zu rechtlichen Angelegenheiten. Darüber hinaus beschäftigt sich „migrare“ mit allen Fragen, die sich um die Anerkennung von Qualifika-tionen der MigrantInnen in Oberö-sterreich drehen und führt eigene interkulturelle Projekte durch. Das Hauptziel des Projektes ist eine bessere Einbindung von Migran-tInnen auf dem Arbeitsmarkt, im Gesundheitssystem, dem Bil-dungssystem und im Sozialwesen. Das Projekt ist ein gutes Beispiel, da es sich mit einer Vielzahl von Themen bezüglich der Integration von MigrantInnen beschäftigt. Alle MitarbeiterInnen sind interkulturell geschult und können ihr breites Wissen in mehreren Sprachen mit den MigrantInnen teilen.

See: www.migrare.at

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Um Projekte mit MigrantInnen durch-führen zu können, ist es wichtig, sich bewusst zu machen, welche Stim-mung bezüglich des Integrationspro-zesses in Ihrer Region herrscht:› Ist die Politik sich der Bedeutung

der Thematik bewusst? Wenn ja, hat Ihr Projekt gute Vorausset-zungen. Wenn nein, werden Sie in erster Linie um Mittel und Aufmerk-samkeit für ihr Projekt kämpfen müssen.

› Gibt es vielleicht starke Ressen-timents gegenüber MigrantInnen in ihrer Region? Falls dies der Fall ist, müssen diese thematisiert werden.

Aus Sicht der MigrantInnen bedeu-tet Integration, dass sie im gleichen Maße wie die einheimische Bevöl-kerung an wichtigen Bereichen der Gesellschaft teilhaben und dass Ein-flussmöglichkeiten und Mittel gleich verteilt sind. Dies bedeutet, dass MigrantInnen die gleichen Anteile (z.B. hinsichtlich der Arbeitslosenquo-te) haben sollten und nicht strukturell benachteiligt werden sollten. Vier Bereiche werden dabei als essentiell erachtet:

› Bildungssystem

Das HEX-Programm hilft Teena-gern und Erwachsenen mit Mi-grationshintergrund ihren Schul-abschluss zu erreichen. Das Ziel ist es, die Deutschkenntnisse der Teilnehmenden zu verbessern und ihnen einen Job auf dem primären Arbeitsmarkt zu verschaffen. Das Angebot ermöglicht es Migran-tInnen, selbständig zu lernen und unterstützt sie dabei, den immer steigenden Anforderungen der Arbeitswelt gerecht zu werden. Das Projekt ist ein gutes Beispiel, da durch eine bessere Qualifizie-rung von MigrantInnen Integration gefördert wird, ihr Selbstwertgefühl verbessert wird und diese somit zu einer funktionierenden Gesellschaft beiträgt.

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› Arbeitsmarkt

› Politische Teilhabe› Gesellschaftliche Teilhabe

Wir sind der Ansicht, dass Integration ein sehr wichtiges Thema in einer of-fenen Gesellschaft ist. Gesellschaften sehnen sich nach Vielfältigkeit! In diesem Leitfaden liegt der Fokus auf einem dynamischen Integrationsan-satz. Dieser basiert auf den folgenden

Annahmen: Integration passiert nicht einfach von selbst. Es ist vielmehr so, dass an Orten, an denen verschie-dene Lebensstile und Erfahrungen aufeinander treffen, Konflikte, Ängste und Widerstände vermehrt auftreten. Schließlich beinhaltet Integration eine Veränderung für alle beteiligten Par-teien. Wie man konstruktiv mit den Veränderungen und der soziokultu-rellen Vielfalt umgeht, kann man auch Schritt für Schritt erlernen. Integration wird also als kontinuierliche soziale Entwicklung und Lernprozess wahr-genommen, den ImmigrantInnen und die Gesellschaft anstoßen. Eine er-folgreiche Migration im gegenseitigen Einvernehmen ist abhängig von der Persönlichkeit, den Gründen für die Mi-gration und vor allem von den Umstän-den in der Gastgesellschaft ab. Eine starke Persönlichkeit zu besitzen und in der Lage zu sein, Krisen zu bewäl-tigen, ist sicherlich hilfreich. Ebenfalls wichtig sind die Gründe für die Migrati-on und deren Vorbereitung.

Die Beispiele, die wir in diesem Leitfa-den anführen, zeigen, wie der Kontakt mit MigrantInnen und Migrationsorga-nisationen vorbereitet wird und wie In-tegration gelingen kann.

Produktionsschule ist ein Projekt, bei dem Teenager, häufig mit Migrationshintergrund, die Mög-lichkeit erhalten, in verschiedenen Unternehmen als PraktikantInnen zu arbeiten. Darübrt hinaus wird persönliches Coaching und zu-sätzlicher Unterricht (Deutsch als Fremdsprache) angeboten. Die Hauptziele sind Stabilisierung, Mo-tivation, Vermittlung professionellen Kompetenzen und (Re-)Integration in den Arbeits- und Bildungsmarkt. Dieses Projekt ist ein gutes Bei-spiel, weil es den Erwerb von Qua-lifikationen, die wichtig sind für die Arbeitswelt, mit Weiterbildung und dem Sammeln von betrieblichen Erfahrungen verbindet.

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Das Projekt “STEP IN” richtet sich an Teenager im Alter zwischen 15 und 24, die sozial benachteiligt sind, einen Migrationshintergrund haben und die bereits die Schule oder eine Ausbildung abgebrochen haben oder die gefährdet sind, die Schule bzw. die Ausbildung abzu-brechen. „STEP IN“ hilft Teenagern dabei, eine eigene Perspektive zu entwickeln, eigene Berufspläne zu verfolgen und ihre Ausbildung mithilfe von professioneller Unter-stützung zu beginnen. Das Pro-jekt ist ein gutes Beispiel, da es Teenager davor bewahrt, aus dem Arbeitsmarkt komplett auszuschei-den, was sowohl für die Wirtschaft als auch für die Gesellschaft sehr wichtig ist.

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Krisztina Lantos: Freiwillige bei Gemeinsam leben und lernen in Europa, aktiv in einem Basketballverein, hat am Projekt “Kinder erleben Kulturen” und an “MigNet” mitgearbeitet, aus Ungarn, lebt in Deutschland als Stu-dentin seit 6 Jahren

Fühlst du dich in Deutschland integriert?

Ja, ich fühle, dass ich in Deutschland angekommen bin. Ich kann nicht genau sagen, seit wann das so ist. Ich glaube aber, dass es ein langjähriger Prozess mit Höhen und Tiefen war, der mit viel Arbeit und Glück verbunden ist. Dazu kommt die Tatsache, dass ich merk-te, dass mich die Umgebung so akzeptiert, wie ich bin. Ich muss aber auch sagen, dass ich sehr viel dafür getan habe.

Los geht’s – Informationen sammeln

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_4 Einander verstehen

Jedes Projekt, das sich an Migranten richtet, muss sich auch mit dem Thema der interkulturellen Kommunikation beschäftigen.

Damit ein Projekt, in dem Migranten involviert sind, gelingt, müs-sen die Teilnehmer zu zwei Dingen bereit sein: sie müssen erstens

bereit sein, eine gemeinsame Sprache zu lernen und zweitens, einen gewissen Grad an kultureller Kompetenz zu entwickeln.

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4.1 Interkulturelle Kompetenz

Wenn wir es mit anderen Personen des gleichen Kulturkreises zu tun haben, fallen uns Unterschiede selten auf, da wir die gleiche Spra-che sprechen, bis zu einem gewissen Anteil das gleiche Wissen teilen und den gleichen gesellschaftlichen Regeln und Konventionen folgen. Wenn man aber mit einer Person aus einem anderen Land in Kon-takt tritt, wird es offensichtlich, dass die andere Person Dinge auf eine andere Art und Weise wahrnimmt und interpretiert und dass Sachen anders erledigt werden als wir es gewohnt sind. In diesen Situationen, wenn Mitglieder unterschiedlicher Gesellschaften aufeinander treffen, werden die unterschiedlichen kulturellen Prägungen der Menschen nur allzu deutlich wahrgenommen.

Kultur:› wird durch Sozialisation erlernt› wird mit anderen Mitgliedern der gleichen Gruppe oder Gesellschaft

geteilt› legt den Rahmen des individuellen Handelns fest› gibt die Regeln für das soziale Verhalten vor› prägt unsere Gefühle, unsere Wahrnehmung, unsere Meinungen,

unsere Werte und unser Handeln

Wie meistert man also Situationen, in denen man Menschen mit an-derem kulturellen Hintergrund trifft? Das Ziel sollte weder sein, seine eigene Kultur aufzugeben noch wahllos einige Verhaltensweisen der anderen Kultur zu lernen und diese situationsunabhängig anzuwen-den. Vielmehr sollte das Ziel sein, dass beide Seiten interkulturell sen-sibilisiert werden und dass eine Atmosphäre herrscht, in der sich bei-de Seiten aufmerksam, verständnisvoll und wertschätzend begegnen. Diese Atmosphäre kann man als interkulturelle Kompetenz bezeich-nen, eine offene, flexible und selbst-reflektierende Einstellung und die Bereitschaft, voneinander zu lernen. Die drei nachfolgenden Faktoren sind wichtig für das Erreichen dieser Einstellung:

A. Sich des kulturellen Hintergrunds bewusst seinAls erstes geht es darum, sich überhaupt einmal bewusst zu machen, dass Menschen in jeder Gesellschaft in unterschiedlichen Kulturen aufgewachsen sind. Wichtig ist, zu realisieren, dass man unbewusst bestimmte soziale Regeln, Umgangsformen etc. erwartet. Bevor man sich des kulturellen Hintergrundes des Gegenübers bewusst wird, sollte man sich des eigenen Hintergrundes bewusst sein. Seien Sie sich darüber im Klaren, dass ihre ganze Wahrnehmung, ihre Einschät-zung, ihre Gefühle, ihre Ansichten, ihre Werte und ihr Handeln von ihrer Kultur geprägt sind und dass sie diese reflektieren. Menschen aus anderen Kulturen haben andere kulturelle Prägungen bezüglich ihrer Gefühle, ihrer Wahrnehmung, ihrer Einschätzung, ihrer Werte und ihres Handelns.

B. Sich bestehender Vorurteile und Stereotypen bewusst sein. Wenn man mit Menschen anderer Herkunft umgeht, ist es wichtig sich bewusst zu machen, dass verschiedene Kulturen nicht neutral mitei-nander umgehen, sondern dass jede Kultur eine bestimme Vorstellung über Menschen anderer Kulturen hat. Vorurteile sind oftmals negative Vorstellungen über andere Kulturen, die klischeehaftes Wissen ver-wenden, das heißt, das erworbene Wissen ist vereinfacht und verallge-

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sprüche und Situationen, die nicht ein-deutig sind, zu akzeptieren.

Das Gegenteil dieser Einstellung wür-de auf Rassismus hinauslaufen, durch den andere Kulturen abgewertet wer-den und der behauptet, dass die eige-ne Kultur anderen überlegen ist.

meinernd. Vorurteile sind etwas ganz Normales und müssen nicht zwangs-läufig nur schlecht sein, denn sie hel-fen dabei, sich in einer sehr komple-xen sozialen Welt zu orientieren und zurechtzufinden. Oftmals werden reale Gegebenheiten verwendet, aber in ei-ner zu verallgemeinernden und über-spitzten Weise. (Ja, die Menschen in Deutschland essen Sauerkraut, aber nicht immer und auch nicht jeder.)

Versuchen Sie sich bewusst zu ma-chen, dass Sie bestimmte Sachen über Menschen anderer Kulturen an-nehmen und dass sie Vorurteile haben. Und dass im Gegenzug Menschen an-derer Kulturen ebenfalls Stereotypen und Vorurteile gegenüber ihrem Her-kunftsland haben werden. Versuchen Sie über Stereotypen und Vorurteile, die Sie haben, nachzudenken und di-ese kritisch zu überdenken. Sie sollten offen und in der Lage sein, ihr Bild zu korrigieren. Oftmals sind Vorurteile allerdings tief im Denken verwurzelt und es fällt vielen Menschen schwer, Tatsachen, die sie bereits erlebt haben und mit denen sie sich wohlfühlen, neu zu überdenken.

C. Offen sein für interkulturelles LernenSie sollten versuchen, offen gegenü-ber anderen kulturellen Eigenheiten zu sein und lernen, diese wertzuschät-zen. Das sind die Voraussetzungen für interkulturelles Lernen. Andere Kul-turen sind vielleicht anders als ihre, aber nicht weniger wert. Da Kultur anerzogen ist und nicht angeboren, ist sie offen für einen Lernprozess. Seien Sie offen und interessiert daran, die verschiedenen kulturellen Prägungen kennenzulernen, um über die eigenen kulturellen Muster hinauszudenken und voneinander zu lernen. Seien Sie aufgeschlossen, hören Sie zu, fragen Sie nach und lesen sie etwas über die Herkunftsländer der MigrantInnen. Gehen Sie aber nicht davon aus, dass jede/-r Migrant/in ein Experte für sein/ihr Heimatland ist (vielleicht aber für seine/ihre Region). Es geht darum, offen zu sein für andere Sichtweisen und zu einem gewissen Grad Wider-

Das Projekt „Kinder – Erleben - Kulturen“ gibt MigrantInnen die Chance, ihre eigene Kultur mit Kin-dern und Jugendlichen zu teilen, indem sie Workshops in Schulen und Kindergärten halten. Das Ziel der Workshops ist es, Vorurteile gegenüber anderen Kulturen so früh wie möglich abzubauen. Anstatt nur der Gegenstand von Vorurteilen zu sein, bekommen MigrantInnen durch das Projekt die Möglichkeit, aktiv an der interkultu-rellen Bildungsarbeit teilzuhaben. Das Projekt ist ein gutes Beispiel, weil es zwei Hauptziele interkul-tureller Arbeit verbindet: Empo-werment von MigrantInnen und Bekämpfung von Rassismus.

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Fish 4 English ist ein Club, der kreative Aktivitäten für Kinder unter sieben Jahren und ihren Familien anbietet, die verschiedene Spra-chen sprechen, aber möchten, dass ihre Kinder Englisch lernen. Ziele des Projekts sind es, Familie-nabende anzubieten, die Entwick-lung der Kinder zu fördern und sie in englischer Sprache zu unterhal-ten, zur Förderung der Entwicklung zu basteln und finnische Familien einzubinden, um Vorurteile in der Gesellschaft abzubauen. Kinder sollen in dem Wissen aufwachsen, dass viele verschiedene Kulturen existieren, was es ihnen erleichtern wird, sich in Zukunft besser daran anzupassen. Die Kinder profitieren enorm davon, sich in frühen Jahren mit anderen Kulturen zu beschäf-tigen, da es ihnen später dabei helfen wird, die Gefahren des Rassismus zu verstehen.

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Interkulturelle Konflikte

Jedes Projekt, das Menschen ver-schiedener Kulturen zusammenbringt, birgt ein gewisses interkulturelles Kon-fliktpotenzial. Kulturen können nämlich auch Kommunikationsbarrieren sein: Fehlende Sprachkenntnisse, Kom-munikationsprobleme aufgrund von Missverständnissen, Unfähigkeit oder mangelnder Bereitschaft, die andere Kultur zu verstehen. Folgende Miss-verständnisse, was die Kommunikation oder Zusammenarbeit angeht, könnten auftreten:

› Begrüßung: Wie begrüßt man sich? – Händeschütteln, Küssen, Vernei-gen…

› Abstand: Welcher Abstand zwi-schen zwei Personen ist in welcher Situation angemessen?

› Verbale vs. non-verbale Kommuni-kation

› Gestik: Nicken kann z.B. sowohl “ja” als auch “nein” bedeuten

› Pünktlichkeit: Verschiedene In-terpretationen von Pünktlichkeit – Muss man punktgenau da sein oder ist die angegebene Zeit als grobe Zeitangabe gedacht?

› Arbeitsschema: Wird eins nach dem anderen erledigt oder werden mehrere Sachen zur gleichen Zeit erledigt?

› Unterschiedliche Wahrnehmung und unterschiedliche Vorbilder, was Alter und Geschlecht angeht

› Unterschiedliche Werte

Wie löst man also einen interkulturellen Konflikt? In erster Linie soll es Ihnen bewusst sein, dass ein Konflikt nichts mit persönlichen Eigenschaften zu tun haben muss, sondern dass er aus un-terschiedlichen kulturellen Hintergrün-den resultieren kann. (Zusammen mit den Mediations- und Moderationsme-thoden, sollten Sie das Harvard-Prin-zip beachten: fünf einfache Wege, mit Konflikten umzugehen a) das Problem von den Menschen

unterscheiden b) unterscheiden Sie zwischen den

Positionen der Beteiligten und den Interessen/Bedürfnissen

c) ziehen Sie verschiedene Konflikte-benen in Betracht

d) erhalten Sie die Kommunikation oder stellen Sie sie wieder her

e) ziehen Sie neue Konfliktlösungen in Betracht)

› Reden Sie über die Konflikte in der Gruppe. Konflikte vertuschen zu wollen macht die Situation meist noch schlimmer.

› Reagieren Sie umgehend. Konflikte können aus kleinen Missverständ-nissen entstehen, die zu einem größeren Mangel an Verständnis oder sogar zu Abneigung führen können, wenn nichts unternommen wird.

› Versuchen Sie die interkulturelle Situation als solche zu diskutieren. Geben Sie den Leuten die Chan-ce zu sagen, wie sie die Situation wahrgenommen haben und warum. Geben Sie ihnen die Möglichkeit, ihre Perspektive darzulegen.

› Teilnehmer, die beide Kulturen ken-nen (z.B. wegen einer bi-nationalen Ehe oder weil sie in beiden Kulturen aufgewachsen sind) können dabei helfen, den Konflikt zu verstehen.

Seien Sie sich ebenfalls bewusst, dass Konflikte auch zwischen verschie-denen Gruppen von MigrantInnen auf-treten können. Es gibt eine Menge Vor-urteile zwischen den verschiedenen Gruppen. Nur weil man ein Migrant ist, heißt das nicht, dass man ein Experte für Multikulturalismus ist.

Meral Tekin, aus der Türkei, lebt in Deutschland, seit sie 7 Jahre alt ist, Freiwillige bei Gemeinsam leben und lernen in Europa, engagiert sich unter anderem für das Projekt „Kinder – Erleben - Kulturen“

Warum haben Sie an dem Pro-jekt „Kinder – Erleben - Kul-turen“ teilgenommen? Haben Sie von ihrem Engagement profitiert?

Ich halte es für wichtig, sich über andere Länder, Traditi-onen und Gewohnheiten zu informieren. Mir macht so was Spaß. Für mich war es interessant, Informationen über mein Land zu sammeln, dabei habe ich auch mir unbekannte Gewohnheiten entdeckt. Es ist auch schön, die Sachen so zusammen-zustellen, dass es für die anderen interessant und verständlich ist.

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4.2 Wie man Sprachbarrieren überwindet

SprachbarrierenEine gemeinsame Sprache zu spre-chen, ist die Voraussetzung für ein gegenseitiges Verständnis in einem in-terkulturellen Kontext. Darum ist Spra-che einer der wichtigsten Faktoren für die erfolgreiche Integration von Mi-granten.

A. Die Sprache verstehen

Wenn Sie an einem Projekt mit Mi-granten arbeiten, müssen Sie sich be-wusst machen, welche entscheidende Rolle Sprache spielt. Sie sollten Spra-che nicht als gegeben hinnehmen, sondern sich dessen bewusst sein, dass Sprache eine eigene Rolle spielt und dass das Erlernen der Sprache quasi ein Nebenprodukt des ganzen Projekts ist.

Tipps für die Kommunikation:› Benutzen Sie einfache Wörter und

Sätze› Sprechen Sie langsam und deut-

lich› Verwenden Sie keine Redewen-

dungen und Abkürzungen› Versuchen Sie nicht in Ihrem regio-

nalen Dialekt zu sprechen, da die-ser schwer zu verstehen ist

› Wiederholen Sie die wichtigsten Punkte und lassen Sie diese wie-derholen, um sicherzustellen, dass Sie verstanden wurden

› Verwenden Sie komplette Sätze und vereinfachen Sie diese nicht

› Lauter zu sprechen wird Ihnen nicht dabei helfen, dass man Sie besser versteht

› Verwenden Sie keinen herablas-senden Ton, verwenden Sie nicht das persönliche „Du“, wenn Sie es auch nicht verwenden würden, wenn Sie mit einer muttersprach-lichen Personen reden würden

› Seien Sie geduldig: die Verstän-digung ist immer langsamer als zwischen Sprechern der gleichen Sprache

› Versuchen Sie, Ihren Gesprächs-partner nicht zu unterbrechen, ver-suchen Sie nicht die Sätze ihres

Gegenübers zu beenden› Versuchen Sie, Ihr Gegenüber beim

Sprechen zu ermutigen, indem Sie nicken, lächeln und ihn/sie nicht di-rekt berichtigen, sondern nur, wenn Sie danach gefragt werden

Folgendes gilt es zu beachten:› Seien Sie sich des Sprachniveaus

bewusst – Migranten fühlen sich angegriffen, wenn sie die Sprache bereits sprechen und nicht dement-sprechend behandelt werden

› Es ist immer mit einer gewissen Anstrengung verbunden, in einer fremden Sprache zu sprechen und zuzuhören und dies geschieht meist nicht automatisch

› Noch schwieriger ist es, einer Dis-kussion in einer Gruppe zu folgen – wenn es schon schwer ist zuzu-hören, ist es noch schwieriger, vor einer großen Gruppe zu sprechen. Das darf man nicht vergessen. Mi-granten müssen aktiv aufgefordert werden zu sprechen, damit sie ge-hört werden.

Außerdem ist es wichtig, die Sprach-kenntnisse von Migranten nicht als Defizit anzusehen. Migranten sind kompetent in ihrer eigenen Sprache und sprechen meist mehr als nur eine Sprache. Diese Fähigkeit sollte ent-

Sprachtandem ist ein Programm, das zwei Menschen hilft, zwei ver-schiedene Sprachen gleichzeitig zu erlernen. Das Projekt unterstützt es, interkulturelles Verständnis zu fördern. Dadurch, dass man eine Sprache erlernt und miteinander redet, erhält man ein besseres Verständnis für die andere Kultur, das andere Land und die anderen Bräuche. Außerdem hilft das Pro-jekt dem Migranten/der Migrantin dabei, ein Hilfsnetzwerk aufzubau-en. Es ist ein gutes Beispiel, weil es eine Brücke zwischen zwei ver-schiedenen Kulturen baut, dabei hilft, Freundschaften zu schließen und dem Migranten/ der Migrantin dabei zur Seite steht, mehr über das Leben der Einheimischen zu erfahren.

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Gab es eine lustige Situation, die aus einem kulturellen Missver-

ständnis entstanden ist?

Ankie Visschers: Ja, da ging es um eine Verabredung zum Kaffee. Bei uns trinken wir

Kaffee um 11 Uhr morgens, aber in Deutschland essen da die Leute schon Mittag,

da war ich komplett zur falschen Zeit da.

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sprechend gewürdigt werden (z.B. über Sprachtandemprojekte). Außer-dem ist es wichtig zu erkennen, dass das Erlernen einer Sprache keine Ein-bahnstraße ist. Versuchen Sie eben-falls ein paar Wörter in einer anderen Sprache zu lernen, um ein Gefühl für die Sprache zu entwickeln und besser verstehen zu können, wie es ist, eine Sprache nicht zu sprechen.

Wenn Sie trotzdem keine gemeinsame Sprache sprechen, werden Dolmet-scher eine entscheidende Rolle in Ih-rer Kommunikation spielen. Da diese Dolmetscher meist Migranten sein werden, die die Sprache bereits bes-ser sprechen als die Person, mit der Sie kommunizieren möchten, sollten Sie diese Punkte dabei beachten:› Die meisten Dolmetscher haben

keine professionelle Ausbildung und wissen deshalb meist nicht, was genau ihre Rolle ist häufiges Problem: sie verkürzen, fassen den Inhalt zusammen oder verändern das Gesagte

› Vertrauensproblem: gibt der Dol-metscher wirklich das zuvor Ge-sagte wieder?

› Auch wenn andere Migranten die Sprache besser sprechen, bedeu-tet dies nicht, dass sie diese perfekt beherrschen.

› Professionelle freiwillige Dolmet-scher können dazu beitragen, die Kommunikation entscheidend zu verbessern.

Sprachlernprojekte:Denken Sie an die verschiedenen Hin-tergründe der MigrantInnen – manche werden eventuell nicht schreiben und lesen können, haben niemals die Schu-le besucht und sind vielleicht auch nicht an die standardisierten europäischen Klassenräume und den Unterricht ge-wöhnt. Vielleicht existieren auch kultu-relle Gründe, die MigrantInnen davon abhalten, Sprachkurse zu besuchen (z.B. fühlen sich arabische Frauen vielleicht unwohl in der Gegenwart von Männern) oder auch praktische Grün-de (z.B. Schichtarbeit, die die Migran-tInnen davon abhält, Abendkurse zu besuchen). Versuchen Sie einen Weg

zu finden, diese zu erreichen.Seien Sie geduldig mit ihren Schülern

und Schülerinnen: eine Fremdspra-che zu erlernen, ist ein lebenslanger Prozess. Wenn die Voraussetzungen nicht die besten sind, kann es lange dauern. Der beste Weg eine Sprache zu üben, ist, sie zu benutzen – norma-lerweise vermeiden es die Leute eine fremde Sprache zu sprechen, weil sie sich unsicher fühlen, also müssen sie „gezwungen“ werden die neue Spra-che zu benutzen. Schaffen Sie Situa-tionen, in denen die MigrantInnen sich so wohlfühlen, dass sie die neue Spra-che ausprobieren.

Ein Beispiel für die verschiedenen Lernansätze ist das Projekt “Let’s read together” (Lasst uns zusam-men lesen). Ein Netzwerk von finnischen Frauen bietet freiwillig Nachhilfestunden in Finnisch an, in denen Lesen, Schreiben und Spre-chen geübt und außerdem kultu-relle Aspekte der finnischen Gesell-schaft behandelt werden. Dieses Angebot richtet sich an Immigran-tinnen, die wegen ihrer Kinder oder wegen Arbeitslosigkeit zuhause sind. Der Unterricht wird komplett von ehrenamtlichen Frauen abge-halten, was den Immigrantinnen dabei hilft, sich beim Lernen wohler zu fühlen. Jede freiwillige Lehrerin unterrichtet ein oder zwei Schüle-rinnen. Der Unterricht wird auf die Bedürfnisse der Immigrantinnen abgestimmt und richtet sich nach deren Sprachkenntnissen.

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Das Projekt Meso 6 umfasst Sprachkurse für Menschen mit geringen Deutschkenntnissen. Am Ende erhalten die Teilnehmer ein Zertifikat. Das Projekt zielt darauf ab, die TeilnehmerInnen fit für den Arbeitsmarkt zu machen. MESO 6 ist ein gutes Beispiel, weil es Mi-grantInnen dabei hilft, sich auf die österreichische Arbeitswelt vorzu-bereiten, was nicht nur das Leben der MigrantInnen beeinflusst, son-dern die ganze Gesellschaft.

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Jesus Enrique Hernandez Zumaya:

Student des Wirtschaftsinge-nieurswesens – industrielle

Prozesse

Warum hast du Deutsch gelernt?

Ich habe Deutsch gelernt weil ich Philosophie studiert habe. Es ist mir sehr wichtig

Deutsch zu sprechen um die deutschen Philosophien

zu verstehen. In meinem derzeitigen Studienfach ist

Deutsch auch wichtig, da viel wissenschaftliche Literatur

auf Deutsch ist.

Ist es dir schwer gefallen Deutsch zu lernen?

Da meine Muttersprache Spanisch ist, sind mir die

unterschiedlichen Strukturen von Deutsch und Spanisch

schnell aufgefallen. Deshalb habe ich mich vor allem auf

Grammatik und Vokabu-lar konzentriert. Obwohl ich schon sehr lange Zeit Deutsch lerne fällt es mir

immer noch schwer, schnelle Konversationen zu verste-

hen. Vor allem der bayrische Dialekt bereitet mir immer

wieder Probleme.

B. Den Kontext der Kommunikation verstehen

Nicht die gleiche Sprache zu spre-chen, ist die sichtbarste Hürde für eine erfolgreiche Verständigung. Die glei-che Sprache zu sprechen, bedeutet aber nicht, dass man sich automatisch versteht, denn für ein gegenseitiges Verstehen sind mehrere Faktoren von Bedeutung. Selbst wenn die gleichen Wörter verwendet werden, kann die Bedeutung unterschiedlich ausgelegt werden, da diese abhängig ist von der Kultur. Ein Beispiel wäre das Wort „ja“, was im Chinesischen so verwendet werden kann, dass es „nein“ heißt, da die Verwendung von „nein“ zu unhöf-lich wäre. Die Gesprächspartner kön-

nen andere Wege entwickelt haben, um miteinander zu kommunizieren. Unterschiede können in folgenden Be-reichen auftreten:› Kommunikationsmuster (z.B. indi-

rekte vs. direkte Kommunikation)› Non-verbale Kommunikation› gesellschaftliche Konventionen

– wer darf wen anreden, wie re-det man jemanden korrekterweise an (Geschlecht, Alter), wie beginnt man ein Gespräch, wie beendet man es usw.

Eine Sprache zu lernen, bedeutet gleichzeitig also auch immer, die Kul-tur zu erfassen. (siehe erster Absatz)

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Was macht es einfacher Deutsch zu sprechen?Krisztina Lantos: Der Moment, in dem ich merke, dass mein Ge-

sprächspartner mich einfach nur verstehen möchte und sich mit mir unterhalten will, ohne dabei auf die sprachlichen Mängel zu achten.

Wann ist es schwieriger Deutsch zu sprechen?Ankie Visschers: Es bleibt schwierig sich in emotionalen Situationen

zu äußern, man hat dann zu wenige Wörter, um gut erklären zu kön-nen, wie man sich fühlt.

Wann war es schwierig für Sie Deutsch zu sprechen?Gülin Tunali: Am Anfang war es nicht so einfach den Vorlesungen

zu folgen. Um den Sinn zu verstehen, musste ich im Kopf alles ins Türkische übersetzen. Mir fiel es schwer Deutsch zu sprechen, wenn

ich müde war. Auch wenn die Personen mit mir Dialekt sprachen.

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_5 Wie man ein Projekt ins Rollen bringt

Ein Projekt oder eine Gruppe aufzubauen bedarf nicht nur Krea-tivität und Enthusiasmus, sondern auch eine Menge Hingabe von

allen Beteiligten. In anderen Worten: Vergewissern Sie sich dass die verantwortlichen Teilnehmer sich sicher sind. Also, zögern Sie nicht, machen Sie eine Liste und haken Sie sie ab um zu sehen, ob

genug Engagement vorhanden ist.

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Gabriele Einsiedler: Ein neues Projekt aufzubauen ist oft

eine Herausforderung. Man muss sich der Zielgruppe bewusst sein, ihr Bedürf-

nisse und die Ziele die man erreichen möchte kennen.

Meiner Meinung nach ist es immer wichtig, vom Projekt

überzeugt zu sein und sich stark auf die Zielgruppe zu

konzentrieren. Jedes Projekt benötigt eine Weile um desi-gned, organisiert und struk-

turiert zu werden. Passen Sie auf, dass Sie genügend

Personal haben.

5.1. Bevor es losgeht

A. Seien Sie von sich selbst überzeugt

Um ein Projekt zu beginnen oder Gruppentreffen zu initiieren, braucht es nicht nur Kreativität und Enthusiasmus, sondern auch eine Men-ge Engagement aller Beteiligten. Es muss sichergestellt werden, dass jede/-r auch bereit ist, die Aufgabe zu übernehmen, die ihm/ihr übertra-gen wurde. Erstellen Sie also eine Liste und haken sie alle Punkte ab, um zu sehen, ob genug Bereitschaft vorhanden ist.

Checkliste: › Was ist Ihr Interesse an dem Projekt?› Wie sehr wollen Sie sich auf das Projekt einlassen? - Wenn Ihre

Bereitschaft nicht sehr groß ist, können Sie es auch gleich lassen!› Was sind derzeit Ihre Prioritäten und an welcher Stelle steht das

Projekt auf Ihrer Prioritätenliste?› Sind Sie in der Lage, das Projekt zu übernehmen? Haben Sie die

notwendige Expertise dafür?› Was sind Ihre konkreten Ziele, bevor es losgeht? Wie profitieren Sie

von dem Projekt und was können Sie zum Projekt beitragen?

Wenn Sie über die Punkte auf der Liste ausreichend nachgedacht ha-ben, kann es losgehen!

B. Überprüfen Sie, ob Sie ausreichend Zeit und Ressourcen ha-ben

Ressourcen können finanzieller, materieller oder menschlicher Natur sein. Die Ressourcen sind von der Größe ihres Projekts abhängig. Je größer das Projekt, desto mehr Planung, desto mehr Ressourcen und desto mehr Zeit wird benötigt. Der finanzielle Teil wird in einem eigenen Unterkapitel behandelt.

Die Ressourcen können durch folgende Faktoren eingeschränkt werden:› Zeit: Sie haben nun drei Terminpläne, über die Sie sich Gedanken

machen müssen: Ihren eigenen, den Ihrer Kollegen und den der Projektmitglieder bzw. der “Projektkunden”. Stellen Sie sicher, dass alle Terminpläne miteinander vereinbar sind, bevor Sie das Projekt beginnen, um Missverständnisse im Vorhinein zu vermeiden.

› Menschen: Dieser Bereich wird auch Human Resources oder Per-sonalmanagement genannt. Versuchen Sie Personen mit ähnlicher Einstellung und ähnlichen Interessen für Ihr Projekt zu finden.

› Geld: Siehe unter: Wie finanziert man ein Projekt.› Ausstattung: Die Ausstattung bezieht sich auf alle materiellen

Notwendigkeiten wie Computer, Telefon usw. Projekte, die sich mit ethnischen Gruppen beschäftigen, benötigen möglicherweise eine besondere Ausstattung. Versuchen Sie vorher herauszufinden, ob es sich ermöglichen lässt, diese zu beschaffen.

› Einrichtung: Die Büroräume und deren Lage können einen ent-scheidenden Unterschied machen. Sorgen Sie für zweckmäßige, wenn möglich sogar optimale Räumlichkeiten.

Wie man ein Projekt ins Rollen bringt

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Perdita Wingerter, Geschäfts-führerin des gemeinnützigen Vereins „Gemeinsam leben und lernen in Europa e.V.“:

Um ein Projekt aufzubauen und beizubehalten, muss

man sämtliche Ressourcen und verfügbaren Leute

bündeln. Mein Ratschlag ist, stets offen zu sein, nicht nur die „üblichen Verdäch-tigen“ einzuladen, sondern

auch Menschen von anderen Gruppen und Organisati-onen, politischen Parteien

und Hintergründen. Es mag Überraschen, dass Menschen

einen Unterstützen, wenn man nur den Willen zeigt zu

teilen und zu kooperieren. Aber natürlich muss man

auch ihre Herangehenswei-sen respektieren. Merken Sie sich deshalb: „Der Kopf ist

rund, damit wir unsere Den-krichtung ändern können.“

C. Kontakte knüpfen und notwen-dige Partner finden

Als Erstes sollten Sie bestimmte Fra-gen klären, bevor Sie anfangen Partner zu finden und Kontakte zu knüpfen. › Mit welcher Art von Partner wollen

Sie zusammenarbeiten? Mit wel-cher Partnerorganisation wollen Sie nicht zusammenarbeiten? Warum?

› Suchen Sie eine Organisation, die einen ähnlichen Hintergrund hat und die die gleichen Ziele verfolgt? Die versucht die gleichen Heraus-forderungen auf lokaler Ebene an-zugehen?

› Wenn Sie internationale Partner suchen, aus welchem Land sollen diese kommen? Warum?

› Suchen Sie einen internationalen Partner, der die gleiche oder eine ähnliche Sprache spricht?

Wenn Sie Ihre Voraussetzungen ein-geschränkt haben, können Sie ent-scheiden, wie Sie vorgehen wollen. Sie können aus den folgenden Opti-onen wählen: › Persönliche Kontakte: Oftmals

kommt eine Zusammenarbeit auf-grund persönlicher Kontakte zu-stande. Fragen Sie herum, fragen Sie Kollegen, Freunde und Per-sonen, die in ähnlichen Projekten involviert sind.

› Empfehlung: Neben Empfeh-lungen von FreundInnen oder Kolle-gInnen kann es auch hilfreich sein, im Internet nach Informationen zu ähnlichen, passenden Projekten und deren Mitarbeitern zu suchen.

› Nehmen Sie an Treffen teil: Ab-hängig davon, welchen Partner Sie suchen, sollten Sie an so vielen Treffen, Seminaren, Konferenzen etc., die etwas mit dem Thema zu tun haben, wie möglich teilnehmen. Dadurch knüpfen Sie Kontakte auf lokaler Ebene, was Ihnen dabei hel-fen wird, Informationen zu Gruppen oder Organisationen zu sammeln, die in einem ähnlichen Bereich arbeiten und die eventuell daran interessiert sind, mit Ihnen zusam-menzuarbeiten. Auf internationaler

Ebene gibt es einige Seminare zum Aufbau von Partnerschaften, die Ih-nen weiterhelfen können.

5.2. Finanzierungsmöglich-keiten

Hier erhalten Sie einige Tipps, wie Sie Ihr Projekt finanzieren können (einige dieser Punkte sind der „Made Man“ Homepage entnommen. vgl. www.ma-deman.com):

Was Sie überprüfen sollten, bevor Sie nach Geldmitteln suchen: 1. Schätzen Sie die benötigten

Gelder: Schätzen Sie die notwen-digen finanziellen Mittel inklusive der Bewerbung, der Registrierung, Genehmigungen, Betriebskapital etc.

2. Schätzen Sie die laufenden Ko-sten: Strom, Miete, Versicherung, Telefon, Bürobedarf, Transportko-sten, Bankgebühren und Zinsen, Reparaturen und Instandhaltung, Marketing und Werbung etc.

3. Bestimmen Sie die möglichen Einnahmen des Projekts: Wenn Sie ein rentables Projekt leiten, kann die Ertrags- und Gewinnpro-gnose den Geldgebern, egal ob eine Institution oder eine Privatper-son, helfen, die geeignete Finan-zierung zu bestimmen.

Finanzierung:1. Informieren Sie sich über staatli-

che Zuschüsse: Wenn Ihr Projekt förderlich für das Gemeinwohl ist, kann es eventuell durch staatliche Zuschüsse (Bundes- oder Lokale-bene) gefördert werden. Recher-chieren Sie diese Zuschüsse, um zu sehen, ob Ihr Projekt dafür in Frage kommt.

2. Suchen Sie nach alternativen Zu-schüssen: Verschiedene nationale und internationale Organisationen finanzieren kleine und größere Pro-jekte mit einem guten Zweck. Hal-ten Sie nach diesen Ausschau.

3. Private Geldgeber: Es gibt einige Menschen, die ihr privates Vermö-gen für einen guten Zweck investie-

Wie man ein Projekt ins Rollen bringt

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ren. Wenn Ihr Projekt dem Gemein-wohl dient, kann es empfehlenswert sein, an private Geldgeber heran-zutreten.

4. Investieren Sie in Ihr eigenes Pro-jekt: Als ein letztes Mittel können Sie Ihr eigenes Geld investieren, damit Sie ein besonderes Interes-se am Erfolg Ihres Projekts haben. Andere Investoren werden dies ebenfalls sehen und werden Sie so eher unterstützen. Dies funktioniert besser bei kleineren Projekten.

5.3. Praktische Tipps: Wie man Projekte und Aktivitäten mit ImmigrantInnen beginnt

A. Seien Sie sich Ihrer Zielgruppe bewusst und planen Sie entspre-chend

Seien Sie sich immer bewusst, wer Ihre Zielgruppe ist. Wenn Sie mit Immi-grantInnen arbeiten und insbesondere mit Menschen aus nicht-westlichen Ländern, sollten Sie die folgenden Punkte beachten, wenn Sie Aktivitäten planen:› Haben Sie keine vorgefertigten Er-

wartungen und seien Sie geduldig.› Herkunft der Teilnehmenden (Asien,

Afrika, Europa, etc.)› Alter, Geschlecht, Bildungsniveau,

Familienstand, Alter der Kinder, Grad der Vertrautheit mit dem Gast-land und anderen geläufigen Spra-chen (meist Englisch), Fähigkeit lateinische Buchstaben zu lesen, etc.

› Wohnort (weit entfernt oder nah am Treffpunkt), Möglichkeit öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, Fahr-plan und Route der öffentlichen Verkehrsmittel

› Was machen die potenziellen Teil-nehmer tagsüber? Sind sie zu Hau-se, studieren sie, arbeiten sie?

› Jahreszeit der geplanten Aktivitäten (kalt/dunkle Zeit des Jahres)

› Die Dauer des Aufenthalts im Gast-land

› In einigen Fällen ist das Einver-ständnis der Männer notwendig, wenn sich ihre Frauen außerhalb

des Hauses treffen wollen. In dem Fall ist es wichtig, dass sie mit den Männern reden und offen über ihre „Motive“ und die Ziele der Gruppe reden. Falls Frauen der gleichen ethnischen Gruppe teilnehmen, lassen Sie die Männer wissen, dass es nicht ihr Ziel ist, die Frauen gegen die Männer und die Kultur zu richten.

› Religiöse Feste/Ferien (Ramadan, Schulferien, Freitag ist heilig für Muslime, während der Sommerzeit reisen ImmigrantInnen oftmals in ihre Heimatländer oder ihre Kinder sind zu Hause).

› Machen Sie sich bewusst, dass zwischen den verschiedenen eth-nischen Gruppen Vorurteile beste-hen können oder sogar rassistische Gedanken vorherrschen. Dies kann die Dynamik der Gruppe entschei-dend beeinflussen und sogar dazu führen, dass TeilnehmerInnen ab-springen.

› Falls ein Großteil der Teilneh-menden einer bestimmten Kultur angehört, kann es für Teilnehmende einer anderen Kultur schwierig sein, an Treffen teilzunehmen.

Sorgen Sie dafür, dass die Teilneh-menden den Hintergrund der Gruppe verstehen und sie sich während der Gruppentreffen danach richten wollen. Falls es zum Beispiel das Ziel ist, ge-meinsam eine Sprache zu üben, dann sollte man sich darauf konzentrieren, zu lernen und nicht “Smalltalk” zu hal-ten. Wichtig ist, dass jeder das gleiche Verständnis für das Grundkonzept der Gruppe hat.

B. Haben Sie keine vorgefassten Er-wartungen an die TeilnehmerInnen und seien Sie geduldig

Seien Sie jederzeit flexibel, was die zeitliche Planung angeht: manche Personen kommen vielleicht 1 Stunde zu spät, weswegen Sie wahrscheinlich nicht alle zur gleichen Zeit anfangen können, da die Teilnehmenden nicht zur gleichen Zeit ankommen. Wenn Sie also etwas zusammen diskutieren

Maarit Rönkönharju: Halten Sie sich bei der Arbeit an einem Projekt immer vor Augen, für wen Sie das alles machen. Fühlen Sie sich nicht angegriffen, wenn es keine Früchte trägt. Wenn es wirklich einen Sinn macht und nutzbringend ist, wird es ein Erfolg werden.

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wollen, sollten Sie das in der Mitte ma-chen.

Für Sie selbst ist es wichtig, dass Sie die Vorbereitungen rechtzeitig ab-schließen, also bevor Sie die ersten Personen erwarten. Stellen Sie sicher, dass Sie noch Zeit haben zur Ruhe zu kommen, bevor es losgeht. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie alles unter Kontrolle haben und die Situation nicht mehr zu hektisch ist, können Sie auch besser auf Veränderungen reagieren. Wenn Sie alles vollständig vorbereitet haben, können Sie sich auch besser auf die Begrüßung der Teilnehmer konzentrieren. Wenn Sie Freiwillige haben, stellen Sie sicher, dass jede/r weiß, was ihre/seine Rolle ist und dass Sie genug Zeit haben, zusammen noch einmal alles durchzugehen, bevor an-dere ankommen.

Verfolgen Sie ihren ursprünglichen Plan nicht allzu perfekt. Die Bedürf-nisse der Teilnehmenden sind viel wichtiger als die strikte Befolgung eines Plans. Der Plan sollte nur ein Leitfaden sein. Wenn der Originalplan nicht funktioniert, sollten Sie das nicht persönlich nehmen und sich in Erinne-rung rufen, was der Sinn der Gruppe ist. Wenn die Stimmung gut ist und die Teilnehmenden das Gruppentreffen genießen, können Sie zufrieden sein.

Haben Sie außerdem wenigstens zwei zusätzliche Ersatzpläne, falls der erste Plan nicht funktioniert und die Dinge nicht so verlaufen, wie Sie sich das überlegt haben. Bewahren Sie Ruhe und nehmen Sie es nicht persönlich, wenn etwas nicht so läuft oder wenn Personen nicht auftauchen. Wenn Per-sonen nicht erscheinen, sollten Sie da-rüber nachdenken, warum dies der Fall ist und nicht gleich nach dem ersten Versuch aufgeben. Geduld ist eine Tu-gend. Der Grund für das Nichterschei-nen kann ein sehr einfacher sein und muss nichts mit Ihnen persönlich zu tun haben.

Wenn keine Registrierung erforderlich ist, sollten Sie sich bewusst darüber sein, dass die Teilnehmenden beim

nächsten Treffen komplett verschie-dene Leute sein können.

C. In Kontakt treten

ImmigrantInnen haben oftmals nichts gemeinsam, außer der Tatsache, dass die Sprache des Gastlandes für sie eine Fremdsprache ist. Mit ihnen in Kontakt zu treten hängt davon ab, welche Gruppe Sie gerne kontaktie-ren würden. Wenn also Ihre Zielgrup-pe schon sehr spezifisch ist, wie z.B. kürzlich zugezogene Flüchtlingsfrauen mit einer bestimmten Nationalität, dann können Sie sich an offizielle Personen wenden, die mit ihnen Umgang haben (z.B. Sozialarbeiter) und deren Infor-mationen verwenden, um Aktivitäten zu planen, da diese sehr genau über die Situationen und die Bedürfnisse der Zielgruppe Bescheid wissen.

Die Personen zu verpflichten, sich zu registrieren, ist den Aufwand nicht wert, es sei denn, es existiert eine Teil-nahmegebühr, die im Voraus entrichtet werden muss. Wenn dies nicht der Fall ist, können Sie auch Namen und Tele-fonnummern von potentiellen Teilneh-menden sammeln und diese ein paar Tage vor dem ersten Treffen nochmals informieren. Notieren Sie sich auf jeden

Valentina Voronova: “Kompassi’s Irish Dance” Gruppenkoordinator, rus-

sischer Herkunft, lebt seit 4 Jahren in Finnland.

Wie kann man ImmigrantInnen motivieren sich zu engagieren?

„Es sollten klare Vorteile des Engagements erkenn-

bar sein, z.B. sollten Im-migrantInnen wissen, dass

ihr Leben sich durch das Engagement ändert bzw.

verbessert. Als erstes sollten sie also über die posi-

tiven Auswirkungen (neue Freunde finden, soziale

Netzwerke bilden, interes-sante Informationen erhalten

oder neues Hobby finden, etc.) informiert werden. Als nächstes sollte man sie da-

rüber informieren, wie man sich engagieren kann, z.B. konkrete Schritte wie man

aktiv werden kann:

1. Äußerung des Wunsches/des Interesses, mehr über

Menschen, Aktivitäten, Ländern und Möglichkeiten

zu erfahren2. Treffen, Events, Trainings

besuchen3. Eigene Fähigkeiten

vorstellen und mit anderen teilen, anderen Leuten ge-

genüber hilfsbereit sein

Kipeat Jalat ist eine irische Ama-teurtanzgruppe. Die Leute, die an den Tanzstunden teilnehmen, kom-men aus verschiedenen Ländern und haben unterschiedliche kul-turelle Hintergründe. Neben dem Tanzen lernen die Teilnehmenden miteinander zu kommunizieren und als Team zusammenzuarbeiten. Das Tanzen wird dabei als interna-tionale Sprache verwendet, die die Hürden zwischen den Altersgrup-pen und den Geschlechtern abbaut und die von jedem verstanden wird. Dieses Projekt ist eines der besten Beispiele einer multikultu-rellen Gruppe, weil eine in Finnland lebende Russin Finnen und andere ImmigrantInnen in irischem Tanz unterrichtet.

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Fall während des ersten Treffens die Kontaktdaten aller TeilnehmerInnen, so dass Sie diese wieder kontaktieren können. Bitten Sie die Teilnehmenden aber vorher um Erlaubnis und erklären Sie ihnen, wofür ihre Daten benötigt werden.

D. Wie man MigrantInnen in die Pla-nung des Projekts einbezieht – wie man ein offenes Umfeld schafft

Wenn man ein großes Projekt plant, sollte man idealerweise die Zielgruppe in die Planung einbeziehen und den Plan kommentieren lassen. Sie sollten wenigstens Meinungen von offiziellen Vertretern oder NGOs, die mit Migran-tInnen arbeiten, einholen, da diese die Situation und die Bedürfnisse der Ziel-gruppe am besten kennen.

Wenn Sie die Zielgruppe im Planungs-prozess involvieren, erklären Sie so deutlich wie möglich die Ziele, so dass keiner falsche Vorstellungen hat und die Beteiligten keine falschen/unrea-listischen Erwartungen haben. Stellen Sie außerdem klar, dass das Projekt

zeitlich begrenzt ist und an einem ge-wissen Punkt endet.

Wenn das Projekt klein ist, kann wäh-rend des ersten Treffens das weitere Vorgehen besprochen werden. Sind die TeilnehmerInnen erst einmal zu-sammen, kann das erste Treffen dazu genutzt werden, die nächsten Tref-fen zu planen und sich auf die finalen Ziele zu einigen. Dies ist leicht, wenn die Teilnehmenden bei jedem Treffen die gleichen sind. Zu diesem Zeitpunkt sollte natürlich die Grundidee der Gruppe bereits vorhanden sein.

Am besten ist es für ein Projekt, wenn es eine wirkliche Nachfrage bedient. Man kann sogar die Teilnehmenden fragen, Verantwortung für ein Treffen zu übernehmen (das Thema vorbe-reiten und die Vorbereitungen treffen). Dies wird dazu beitragen, dass sich die Teilnehmenden dem Projekt mehr verpflichtet fühlen und es in einem ge-wissen Maße als ihr eigenes ansehen.

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Die Ziele der Roots n’culture African Drums Group sind, dass Migran-tInnen und FinnInnen lernen, wie man auf afrikanischen Trommeln spielt. Es ist ein gutes Beispiel, weil es komplett von einem ehrenamt-lichen Migranten organisiert wird, der als Flüchtling nach Finnland gekommen ist. Er hat von dem Pro-jekt profitiert, weil er im Laufe des Projekts Verantwortung übernom-men, Freunde gefunden und seine Lebenssituation in Finnland verbes-sert hat. Zusätzlich hat er mehrere andere ImmigrantInnen dazu ermu-tigt, entweder teilzunehmen oder ebenfalls eine eigene Gruppe zu gründen. Die finnische Gesellschaft profitiert von seiner Fähigkeit zu trommeln und hat zusätzlich einen Einblick in die alten Traditionen Afri-kas durch seine Lieder bekommen.

Der „Internationale Frauentreff“ ist ein Projekt, bei dem Migrantinnen die Möglichkeit bekommen, sich mit anderen Frauen zu treffen und Erfahrungen auszutauschen. Die Treffen finden einmal pro Monat in einem Café statt und sind als offene Treffen gedacht. Zusätz-lich wird ein kulturelles Programm angeboten, dass den Frauen die Möglichkeit gibt, das neue Land kennenzulernen. Das Hauptziel des Projekts ist es, die Isolation der Frauen, die erst kürzlich nach Deutschland gekommen sind, zu verhindern oder zu beenden. Das Projekt ist ein gutes Beispiel, da es ein sehr offenes Projekt ist, was es einfach macht, daran teilzunehmen und da es Migrantinnen hilft, neue Kontakte in ihrer neuen Heimat zu knüpfen.

Ankie Visschers: Freiwilli-ge bei Gemeinsam leben und lernen in Europa und anderen Organisationen, Koordinatorin des “Frau-entreffs”, ursprünglich aus den Niederlanden. Inwiefern profitieren Sie von Ihrem Engagement?

Ja, ich denke, dass die Wertschätzung von den Deutschen gestiegen ist und ich gesellschaftlich mehr geschätzt werde. Dadurch bin ich ange-kommen in dieser neuen Welt! Auch die persön-lichen Kontakte wurden intensiver und dadurch bekommen wir auch echte Freunde fürs Leben. Ich denke, dass nicht nur das Engagement wichtig ist, sondern auch die eigenen Bemühungen, Kontakte zu pflegen, Leute anzuspre-chen und etwas über sich zu erzählen. Das ermutigt andere, Türen zu öffnen. Andere in dein Haus einzu-laden und gastfreundlich zu sein, etwas von deinem Leben zu zeigen. Ich habe sehr viele Kontakte und ein sehr intensives Leben und das liebe ich! Die Kontakte mit neuen Leuten sind für mich sehr wichtig und ich lerne viel dazu. Ich fühle mich sehr wohl und nicht mehr fremd!

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Wie man ein Projekt ins Rollen bringt

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_6 Wie man den Erfolg des Projekts langfristig sichert

Es ist bekannt, dass es schwieriger ist, ein Projekt am Laufen zu halten als eines zu beginnen. Wenn Sie in einem multikulturellen

Umfeld arbeiten, sollten Sie sich immer bewusst machen, dass Ihre Gedanken, Ihr Arbeitsstil und Ihre Kultur nicht die gleichen sind

wie die der anderen. Dies bedeutet aber nicht, dass Sie Ihre Kultur und Ihren Stil einfach “abschalten” sollen, um sich anzupassen,

obwohl Sie sich dabei unwohl fühlen. Mit den Unterschieden der verschiedenen Kulturen umzugehen und dabei das Beste aus allen

Kulturen hervorzubringen, ist das Ziel eines jeden Projekts und hilft Ihnen dabei, dass Ihr Projekt länger andauert.

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6.1. Wie man ein Verantwortungsgefühl für das Projekt er-zeugt

Der Erfolg eines Projekts und dessen langfristiges Bestehen hängen von der Anzahl der Teilnehmer ab und davon, wie lange sie in diesen Prozess involviert sind.

A. Wie man langfristiges ehrenamtliches Engagement fördert

„Was Du mir sagst, das vergesse ich, was Du mir zeigst, daran erinnere ich mich. Was Du mich tun lässt, das begreife ich“ – Chinesisches Sprichwort

Die Migrantengemeinschaften brauchen insbesondere ein Gefühl der Zu-gehörigkeit, da sie mit ihren eigenen Problemen kämpfen, um in einem fremden Land ansässig zu werden.

Koordinierung:Der Koordinator sollte ein Auftreten und eine Persönlichkeit haben, die die TeilnehmerInnen dazu ermutigt, weiterhin zu kommen und aktiv teilzuneh-men. Die Teilnehmenden sollten außerdem das Gefühl haben, dass die Teil-nahme an diesem Projekt ihre Integration in die Gesellschaft erleichtert.

Hauptaufgaben eines/einer Koordinators/Koordinatorin:

› Neue Ideen und Aktivitäten ausdenken› Aktive TeilnehmerInnen finden und sie ermutigen› Die Rahmenbedingungen organisieren (Ort, Datum, Einladungen, etc.)› Eine positive Atmosphäre schaffen, in der sich alle TeilnehmerInnen will-

kommen fühlen› Über alles Bescheid wissen, was innerhalb des Projekts vorgeht, um die

Bedürfnisse der Teilnehmenden zu verstehen› Die Kommunikation erleichtern: innerhalb der Gruppe, mit anderen Pro-

jekten, PR (falls notwendig)› Auftretende Probleme lösen, damit das Projekt reibungslos verläuft› Die Hauptverantwortung für den Erfolg bzw. das Scheitern des Projekts

tragen

Neben der Koordinierung benötigt der Koordinator/die Koordinatorin eine „rechte Hand“. Das sind diejenigen, die dabei helfen, die Pläne umzuset-zen, mit anderen TeilnehmerInnen kommunizieren und das Mikromanage-ment des Projekts übernehmen.

Weiterführung der Methoden:Während neue Ideen immer gut für ein Projekt sind, sollten die bewährten immer beibehalten werden, um das Projekt reibungslos am Laufen zu hal-ten.› Behalten Sie die Methoden, die sich als erfolgreich dafür erwiesen ha-

ben, um Ziele zu erreichen› Führen Sie diese fort, aber versuchen Sie sie zu verbessern› Untersuchen Sie die Methoden, die nicht funktionieren, um die Gründe

dafür festzustellen› Überprüfen Sie, ob es möglich ist, diese zu verbessern› Falls nicht, stellen Sie die Methode zurück und finden Sie schnell Alter-

nativen

Wie man den Erfolg des Projekts langfristig sichert

Page 32: Grundtvig em:Power Leitfaden [DE]

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Mohammed Benamar: Kompassis Arabisch- und

Französischkurskoordinator algerischer Herkunft, lebt

in Finnland seit zweieinhalb Jahren.

Wann fühlen sich Immigran-tInnen wertgeschätzt und

motiviert?

„Mit Menschen Erlebnisse teilen gibt mir als Freiwilli-

ger Befriedigung, aber nicht materieller Art, sondern

ich sehe es als mein Lohn an, wenn ich wertgeschätzt werde. Ich erwarte keinen

materiellen Gewinn, sondern Wertschätzung von den

Menschen, mit denen ich zu tun habe. Ich glaube, dass

wir mit Hilfe von ehrenamt-licher Arbeit das Monopol

des Materialismus zerstören können, wo alles gegen Geld

aufgewogen wird und dass wir wieder zur Menschlich-

keit zurückfinden können und zu dem, was dazu

gehört, wie zum Beispiel Unterrichten und Lernen

– ganz ohne dabei Geld zu verdienen. So, wie es schon

einmal war, sich mehr um andere, als um sich selbst zu

kümmern und so weniger selbstsüchtig zu sein.“

Aktive und passive Projektmit-glieder: › Aktive Mitglieder: diejenigen, die

aktiv teilnehmen und aktiv Input geben

› Passive Mitglieder: diejenigen, die teilnehmen, aber die nicht aktiv für den problemlosen Ablauf des Pro-jekts verantwortlich sind

› Identifizieren Sie diese und erken-nen Sie ihre Stärken und Schwä-chen

› Um die passiven Mitglieder dazu zu animieren, eine aktivere Rolle zu übernehmen, sollten Sie die aktiven Mitglieder ermutigen und ihre Ideen würdigen. Dies bringt die passiven Mitglieder vielleicht dazu, ihre Art der Teilnahme zu überdenken.

Aufgabenverteilung:Die gleichmäßige und faire Verteilung von Aufgaben unter den Angestellten, Freiwilligen und den Mitgliedern hilft dabei, dass das Gruppengleichgewicht erhalten bleibt und dass der Koordina-tor/die Koordinatorin nicht das ganze Projekt alleine stemmen muss.

Beispiel: In bestimmten ethnischen Gemeinschaften übernimmt der Gruppenleiter/die Gruppenleiterin die Hauptverantwortung und erledigt die meiste Arbeit, während alle anderen Mitglieder nur teilnehmen. In ande-ren Gemeinschaften dagegen ist eine Aufgabenteilung selbstverständlich und die Menschen erwarten, dass sie einbezogen werden. Wenn die Grup-pe aus solch einer Mischung besteht, sollte der Koordinator/die Koordinato-rin sich dieser Vielfalt bewusst sein und die Aufgaben in einer Weise verteilen, dass sie von jedem Gruppenmitglied akzeptiert wird.

› Überlassen Sie bestimmte kleine Aufgaben den Teilnehmenden , um ihnen ein Gefühl der Verantwortung zu verleihen.

› Der erste Schritt: die Projektmit-glieder sind oftmals im Allgemeinen bereit sich um Aufgaben zu küm-mern, doch müssen sie dazu erst einmal motiviert werden. Es sollte

also Aufgaben geben, bei denen viele HelferInnen benötigt werden und wo sich die Verantwortung ver-teilt – auf diese Weise ist es ein-facher für die TeilnehmerInnen zu-zusagen. Wenn diese Grenze erst einmal überschritten ist, ist es viel einfacher beim nächsten Mal etwas mehr Verantwortung zu überneh-men.

› Es ist sehr wichtig, dass die Auf-gaben auch wirklich machbar sind: eine bestimmte Aufgabe, nicht mehrere Ziele gleichzeitig, keine generellen Pflichten

› Für das Gelingen müssen Sie als Koordinator/Koordinatorin in der Lage sein, Verantwortung abzuge-ben. Oftmals sind die Verantwort-lichen nicht dazu in der Lage und so können sich Gruppenmitglieder kaum einbringen. Manchmal ist man der Ansicht, dass es aufwendiger wäre, eine bestimmte Aufgabe zu erklären, als sie einfach selbst zu erledigen, aber auf lange Sicht ge-sehen wird Ihre Gruppe viel mehr von einer Aufgabenteilung profitie-ren, da sich so alle für das Projekt verantwortlich fühlen und nicht nur darauf warten, dass der Koordina-tor/die Koordinatorin handelt.

Kommunikation:Der Koordinator/die Koordinatorin sollte den Mitgliedern neue Ideen und neue Entwicklungen regelmäßig mittei-len. Wenn das Projekt nicht allzu groß ist, ist es besser, persönlich mit den anderen zu kommunizieren, da viele Gemeinschaften besser funktionieren, wenn man persönlich mit anderen in Kontakt tritt.

Beispiel: Asiatische und afrikanische Gemeinschaften empfinden es als wichtiger, jemanden persönlich anzu-rufen oder eine persönliche Nachricht zu schicken als nur eine Gruppennach-richt zu versenden. Natürlich ist es nicht möglich jedes Mal jeden einzeln anzurufen, aber bei wichtigen Ereignis-sen sollte man persönlich miteinander kommunizieren und auf unpersönliche Gruppennachrichten verzichten.

Wie man den Erfolg des Projekts langfristig sichert

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Gruppendiskussion:Von Zeit zu Zeit ist es wichtig, Grup-pendiskussion abzuhalten, um die an-stehenden Aktivitäten zu planen oder eventuell zu überarbeiten. Außerdem helfen diese Diskussionen dabei, die Meinungen der Gruppenmitglieder und deren Erwartungen richtig einzu-schätzen. Feedback: Die Meinung der Teilnehmenden einzuholen ist sehr wichtig, da es ih-nen zeigt, dass Sie ihre Meinungen schätzen und dass sie ebenso wichtig für den Erfolg des Projektes sind wie Sie. Von Zeit zu Zeit sollten Sie also die Meinungen der anderen einholen, um so den Fortschritt des Projekts ein-schätzen zu können und die künftigen Schritte planen zu können.

Auswertung:Wenn Sie erst einmal das Feedback und alle Meinungen eingeholt haben, sollte Sie die Vorschläge auswerten. Als ein Motivationsfaktor sollten die Ergebnisse der Gruppenarbeit fest-gehalten werden. Schießen Sie Fotos von gemeinsamen Aktivitäten, schrei-ben Sie Ergebnisse auf etc., um so etwas zu haben, was Sie anderen Gruppen zeigen können. Der Jahres-bericht sollte auch die Meinungen der Mitglieder wiedergeben und mit Fotos und Statistiken versehen werden.

Vision:Jedes Projekt benötigt eine Vision und diese Vision sollte auf praktischen Faktoren wie dem aktuellen Stand des Projektes, anstehenden Möglich-keiten, dem Potential des Projekts und deren Mitgliedern, dem Engagement der Mitglieder und den Zukunftsaus-sichten des Projekts basieren.

B. Zeigen Sie Ihre Talente – die Fä-higkeiten und das Wissen der Mi-granten wertschätzen und anerken-nen

Motivation und Unterstützung durch die Gruppe: “Wahre Motivation resultiert aus dem Erreichen eines Ziels, persönlicher Entwicklung, Zufriedenheit mit dem Beruf und Anerkennung.” - Frederick Herzberg

Es ist wichtig für jede Gruppe oder für jedes Projekt sicherzustellen, dass jede Person gleich behandelt wird und dass deren Beitrag wertgeschätzt wird. Eine starke Unterstützung unter-einander ist wichtig für die Motivation aller Mitglieder.› Lassen Sie Ihr Projekt ein Ort sein,

Jasmin Sungur,22 Jahre, aus der Türkei

Hast du dich für deine Teilnahme wertgeschätzt gefühlt?

„Es hat noch nie jemand etwas für mich getan. Als ich in das Projekt STEP IN gekommen bin, hat man mich ernst genommen und mein bisher Gelerntes war etwas wert.“

Die Kompetenzwerkstatt bietet MigrantInnen der ersten Gene-ration die Möglichkeit, sich mit ihrer Jobbiographie zu befassen, ihre Stärken zu identifizieren und Schlüsselqualifikationen zu er-werben und sich selbst auf dem Arbeitsmarkt zu beweisen (basie-rend auf einem Fall-Management-Ansatz). Das Projekt ist ein gutes Beispiel, weil sich das Projekt neben dem Erwerb von neuen Fä-higkeiten darauf konzentriert, Jobs zu finden, die den Kompetenzen entsprechen, die die MigrantInnen bereits besitzen.

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Özlem Öztürk, 21 Jahre, aus der Türkei, lebt seit 10

Jahren in Österreich

Was hast du in der Produkti-onsschule gelernt? Was sind die

Vorteile für dich?

Ich habe Servieren und Kochen gelernt. In der

Produktionsschule ist es wie in einer Familie, bei

Problemen helfen wir alle zusammen, wir sind wie Geschwister und es

herrscht großes Vertrauen.

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Projekt „Kulturlotsinnen“Weibliche Immigrantinnen aus Linz leiten Touren durch die Innenstadt und bieten Einheimischen und Touristen Einblicke in ihr tägliches Leben. Damit fördern sie interkultu-relle Kontakte und Verständnis. Im Vorhinein erhalten die Migrantinnen ein a resource- and process-orienta-ted empowerment - training pro-gramme. Das Projekt ist ein gutes Beispiel, weil dadurch Migranten ge-holfen wird Qualifikationen zu ent-wickeln, die persönliche Sichtweise über ihre neue Heimatstadt mitzutei-len und dabei zu helfen, Rassismus und Vorurteile abzubauen.

C. Lassen Sie die Teilneh-merInnen nicht im Stich: Beenden Sie Projekte nicht leichtfertig

Wenn Probleme auftreten, sollten Sie überprüfen, ob Sie sich als Koordi-nator/als Koordinatorin noch für das Projekt engagieren wollen. Fragen Sie sich, ob das Ziel des Projekts erreicht wurde oder ob es immer noch erreich-bar ist und ob es den Aufwand, es zu retten wirklich wert ist. Machen Sie weiter, wenn die Antwort ja ist. Schwie-rige Situationen sind nicht nur normal, sondern man kann sie sogar vorherse-hen und sich darauf vorbereiten.

Dos und Don’ts:

Winston Churchill sagte einmal: “Es ist nicht genug, dass wir unser Bestes geben; manchmal müssen wir das ma-chen, was notwendig ist.”

> Dos:Situationen, in denen eine Überar-beitung notwendig ist, können die fol-genden sein:› Finanzielle Probleme: Finden Sie

lokale, nationale oder internationale Sponsoren, sammeln Sie Spenden, etc.

› Unzufriedene Mitglieder: Dies führt zu einem Verlust von Mitgliedern. Die Methoden und die Vision müs-sen überdacht und überarbeitet werden. Innovative Ideen und öf-fentliche Werbung ziehen mehr Menschen an. Kontaktieren Sie die Schlüsselfiguren, reden Sie mit den TeilnehmerInnen darüber, was schief gelaufen ist. Manchmal stellt sich das Problem als belanglos he-raus, wie beispielsweise zeitliche Überschneidungen, die einfach ge-löst werden können.

› Schwierige Mitglieder: Versuchen Sie, ihnen die Regeln verständlich zu machen, finden Sie heraus, was ihr Problem ist und versuchen Sie, dieses zu lösen. Falls nichts hilft, schließen Sie sie vom Projekt aus, um das problemlose Funktionieren des Projekts zu garantieren.

› Auseinanderbrechen des Projekts:

an dem der Fokus auf den Fähig-keiten der MigrantInnen liegt. Sie sind oftmals schwierigen Situati-onen ausgesetzt, in denen ihnen erklärt wird, dass ihnen bestimmte Fähigkeiten fehlen, wie zum Bei-spiel sprachliche oder berufliche Fähigkeiten

› Interessieren Sie sich für Ihre Teil-nehmerInnen: Versuchen Sie bei-spielsweise herauszufinden, was jemand gut kann und konzentrieren Sie sich auf dessen Fähigkeiten, versuchen Sie die Person zu er-mutigen. Die versteckten Talente: Wie ihre Absichten aufgenommen werden, hat in erster Linie damit zu tun, was für ein Leben die Person in ihrem Herkunftsland geführt hat. Wenn Sie die versteckten Talente finden, sichern Sie damit die Teil-nahme der Person. Zwingen Sie aber niemanden.

› Oftmals ist es ermutigend, wenn sich der/die Hauptverantwortliche oder ein anderer Teilnehmer/eine andere Teilnehmerin für die Her-kunft der jeweiligen Person inte-ressiert. So kann es zum Beispiel hilfreich sein, einige Wörter in der Sprache des Gegenübers zu erler-nen oder sich über Bräuche und Traditionen zu informieren. Auf di-ese Weise nimmt das Gegenüber die Bemühungen wahr, dass man auf jeder Ebene kommunizieren möchte.

Wie man den Erfolg des Projekts langfristig sichert

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Ricardo Patino: Ehemaliger Koordinator von Fish4Eng-lish, kolumbianischer Her-kunft, lebt seit 4 Jahren in Finnland.

Wann fühlen sich Immigranten während ihrer Arbeit/ihres ehrenamtlichen Engagements ermächtigt?

„Die Mehrheit der Immi-grantInnen sind fähige Er-wachsene, die einer großen kulturellen/sprachlichen Hürde gegenüberstehen, wenn sie nach Finnland kommen. Da die Finnen immer besser verstehen, dass viele von uns Immigranten Fähigkeiten besitzen, die zum Fortschritt beitragen können, wird unsere Integra-tion ein einfacherer Prozess werden. ImmigrantInnen fühlen sich wertgeschätzt und motiviert, wenn wir die Chance bekommen, etwas zurückzugeben.

Verändern Sie die Infrastruktur, bringen Sie frisches Blut in das Projekt und nutzen Sie neue Mög-lichkeiten.

> Don’ts:› Selbstzufriedenheit: Seien Sie nie-

mals mit dem zufrieden, was Sie erreicht haben.

› Übersteigertes Selbstbewusstsein: Erachten Sie nichts als selbstver-ständlich.

› Monotonie: Variieren Sie das Pro-jekt, um das Interesse zu erhalten.

› Zu viele Verantwortliche: Dies kann zu einem Konflikt verschiedener Ideen und Visionen führen.

6.2. Wie man die Infrastruktur und andere Mittel langfristig organsiert

Öffentlichkeitsarbeit, Lobbyarbeit

Lobbyarbeit sichert die langfristige Stabilität und die finanzielle Unterstüt-zung der Gruppe, während eine gute Öffentlichkeitsarbeit dem Projekt dabei hilft, Ziele zu verwirklichen und erfolg-reich zu sein.

Seien Sie sich bewusst, dass Öffent-lichkeitsarbeit viel Zeit in Anspruch nimmt! Überprüfen Sie deshalb vorher, ob es sich wirklich für das Projekt lohnt oder ob es nur ein Selbstzweck ist. Kleinere Projekte mit nur wenig Mitteln brauchen eventuell überhaupt keine Öffentlichkeitsarbeit und können auch ohne die öffentliche Aufmerksamkeit gut funktionieren.

Lobbyarbeit:Lobbyarbeit kann auf verschiedene Weise betrieben werden: durch Briefe oder Anrufe bei einflussreichen Per-sonen, Bewerbungen, Berichte, Tref-fen oder indem das Gemeinwohl und die Aufmerksamkeit auf Ihr Projekt projiziert wird.

› Machen Sie Ihr Anliegen, die Fak-ten und Ihre Position deutlich

› Halten Sie Ihre Botschaft einfach und relativ kurz.

› Verwenden Sie so viele Zitate und Bilder wie möglich in Ihrer Pres-semitteilung. Das vergrößert die Chance, dass sie gedruckt wird.

› Betreiben Sie Lobbyarbeit nur bei wichtigen Themen.

› Sprechen Sie nicht für Menschen, die Sie nicht vorher kontaktiert ha-ben.

› Richten Sie ihre Aufmerksamkeit auf die richtigen Personen.

› Bauen Sie eine Lobbygruppe auf.› Machen Sie sich auf Widerstand

gefasst.› Verwenden Sie niemals Beste-

chung, Erpressung oder Ge-schenke, um jemanden zu über-zeugen. Das ist Korruption und keine Lobbyarbeit.

Öffentlichkeitsarbeit (PR):Eine gut aufgebaute PR-Strategie kann einem Wohlwollen von wichtigen Personen einbringen, die im Gegenzug helfen, wenn es Probleme gibt. In die PR sollten alle Geldgeber, Buchprüfer, Angestellten, Angestellte der regio-nalen Regierung und natürlich Journa-listen einbezogen werden. Halten Sie Kontakt zu den richtigen Personen, or-ganisieren Sie Engagements für Vor-träge und antworten Sie auf Anfragen. Journalisten und die Medien sind sehr wichtig für jede Art von Öffentlichkeits-arbeit.

Bauen Sie langsam Beziehungen auf und entwickeln Sie eine gute PR-Stra-tegie, indem Sie Folgendes betonen und darstellen:› die Bedeutung des Projekts für die

Gesellschaft› die Ziele des Projekts, die ange-

wandten Methoden, die zum Errei-chen des Ziels verwendet werden

› dass der Projektplan von Zeit zu Zeit überarbeitet wird, falls notwen-dig, und dass neue Ideen in das Projekt einfließen

› die Unterstützung, die Sie von ver-schiedenen Seiten erfahren

› Ihre Zukunftsvision

Persönliche Kontakte:Ein wichtiger Punkt für kleine oder auch größere Projekte ist das Pflegen

Wie man den Erfolg des Projekts langfristig sichert

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Anna Polewiak, aus Polen

Wie war es für dich, eine Fremdenführerin in Österreich zu

sein? Inwiefern hast du von dem Projekt profitiert? Was hast du

für dich selbst gelernt?

Die Position einer Fremden-führerin in Österreich für

mich? Ein sehr gutes Gefühl! Ich kann den Menschen

etwas erklären - über Polen. Ich kann die Vorurteile nicht

aus dem Weg räumen, aber ich hoffe, dass die Leute, die

bei meiner Führung dabei waren, die Migranten aus Po-len besser verstehen können, und dass sie sich ein anderes

Bild über Polen machen können – eines, das mehr der

Wahrheit entspricht. Polen ist doch ein tolles Land.

Dank der Kulturlotsinnen habe ich vor allem Menschen

in Linz und die Stadt Linz kennengelernt, auch andere Kulturen und Mentalitäten. Ich habe gelernt, dass man manchmal Sachen machen

kann und sich Träume erfüllen kann, auch wenn

sie unrealistisch erscheinen. Man muss nur den Willen

dazu haben. Außerdem habe ich gelernt, mutig zu sein!

von Kontakten zu wichtigen Personen, die eine Schlüsselposition in der Ge-sellschaft einnehmen. Solche Kon-takte helfen dabei, als wichtig angese-hen zu werden und ernst genommen zu werden. Aber seien Sie vorsichtig: Der Grat zwischen politisch korrekter und unkorrekter PR- und Lobbyarbeit ist sehr schmal. Es ist sehr wichtig zu wissen, wie man diese Gratwanderung meistert.

Seien Sie außerdem vorsichtig, dass Ihr Projekt nicht von anderen Akteuren instrumentalisiert wird – z.B. wenn je-mand Ihr Projekt als Beispiel nimmt, um zu zeigen, wie viel bereits für Mi-grantInnen getan wird oder wie inter-kulturell eine Stadt ist.

Epilog:Während zwar alle diese Punkte bis zu einem gewissen Grad wichtig und auch richtig sind, sind diese „Regeln” natürlich nicht in Stein gemeißelt. Je-des Projekt oder jede Gruppe hat eine ganz eigene Dynamik und eine eigene Art mit verschiedenen Situationen um-zugehen. Diese ist abhängig von den Zielen des Projekts, den beteiligten Personen und deren Engagement, dem Ort, der Situation und der Ziel-gruppe des Projekts. Aber mit genug Enthusiasmus, Motivation und harter Arbeit kann ein Projekt zu einem groß-en Erfolg werden und die beteiligten Personen in jeglicher Hinsicht bestär-ken.

Wie man den Erfolg des Projekts langfristig sichert

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37Wie man den Erfolg des Projekts langfristig sichert

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_7 Kontinuität undNachhaltigkeit des Projekts

Jeder Aufwand mit dem Ziel, ein Projekt zu aufzubauen und auf-rechtzuerhalten wird belohnt, wenn dieses weitergeführt wird und

während den Folgejahren erhalten wird. Nachhaltigkeit hat nicht nur generelle oder persönliche Vorteile, sie ist auch wichtig, um

das Vertrauen der Projektmanager zu steigern. Ein erfolgreiches, langfristiges Projekt bietet die essentielle Antriebskraft und Moti-

vation und erzeugt den Wunsch, neue Projekte aufzubauen, welche Wendepunkte für die Teilnehmer darstellen könnten.

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7.1. Generieren Sie Netzwerke zwischen den einzel-nen Projekten

Der Anfang eines Projektes birgt die Herausforderung die Zielgrup-pe gut zu erreichen. Ein gut auf- und ausgebautes Netzwerk kann dabei sehr hilfreich sein. Oft dauert es Jahre, ein auf gegenseitiger Basis funktionierendes Netzwerk einzurichten, da persönliche Kon-takte in verschiedenen Bereichen mit verschiedenen Themenstel-lungen dafür unerlässlich sind.

Wird ein Projekt als „gelungen“ definiert, wie die in diesem Hand-buch dargestellten Beispiele, lohnt es, über den Tellerrand hinaus-zublicken und die genutzten Netzwerke für andere Projekte zur Ver-fügung zu stellen, Ergebnisse zu veröffentlichen und das jeweilige Projekt mit seinen Inhalten einer breiten Öffentlichkeit zu präsen-tieren. Manche Projekte, wie z.B. das BFI-Projekt „Kulturlotsinnen“ schaffen es so, über nationale und internationale Netzwerkkontakte in anderen Regionen und/oder Ländern, in adaptierter Form, weiter-geführt zu werden.

Geografische, kulturelle, soziale und gesellschaftliche Hürden kön-nen so überwunden werden und als Bereicherung erlebt werden.

Gerade im sensiblen Bereich von Zuwanderung und der Teilhabe von MigrantInnen in allen Bereichen sind ein offenes Ohr und eine offene Wahrnehmung für die vielfältigen Anliegen, Ängste, Wün-sche und Herausforderungen von großer Bedeutung. Durch gezielte Netzwerkaktivitäten können Hürden abgebaut und eine Integration erleichtert werden.

Diese Herangehensweise impliziert somit eine wachsame und ak-tive Konzipierung von Projekten im Hinblick darauf, zu recherchie-ren, ob es etwa vergleichbare Angebote bereits gibt, die, abgewan-delt auf die Bedürfnisse der Personen, die das Projekt erreichen soll, genutzt werden können.

Kontinuität und Nachhaltigkeit des Projekts

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Arbeitskreis „GemeinsamLeben-Lernen“ (Netzwerktreffen)

GemeinsamLebenLernen hat das Ziel verschiedene Organisationen und Vereinigungen, die sich mit den Themen Integration, interkultu-rellem Austausch und Multikultura-lismus in einer bestimmten Region beschäftigen, zusammenzubringen. Die jährlichen Treffen bieten den verschiedenen Initiativen Raum, sich selbst, ihre Ziele und ihre Angebote vorzustellen. Dadurch werden gemeinsame Themenfelder für eine zukünftige Zusammenarbeit deutlich. Außerdem dient das Tref-fen auch dazu, neue gemeinsame Projekte zu beginnen. Es ist ein gutes Beispiel, weil mit sehr wenig Aufwand das Thema der Integration in einer bestimmten Region geför-dert wird, es das Kontakteknüpfen erleichtert und die gegenseitige Unterstützung fördert, um gemein-same Ziele zu erreichen.

Der “Ausländerbeirat” oder “Inte-grationsbeirat” ist ein offizielles Beratungsgremium von Auslände-rInnen auf lokaler Ebene, um so die Interessen und die Bedürfnisse von AusländerInnen zu vertreten. Das Ziel ist es, MigrantInnen zu er-möglichen, am politischen Prozess teilzunehmen, aktiv an der Gesell-schaft teilzuhaben, die Interessen der ausländischen Bevölkerung zu vertreten und den interkulturellen Dialog zwischen MigrantInnen und Einheimischen zu fördern. Der Beirat ist ein gutes Beispiel, weil er den Mangel an politischen Teilha-bemöglichkeiten für MigrantInnen aufgrund ihrer ausländischen Staatsbürgerschaft kompensiert und sie so im politischen Prozess integriert werden.

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7.2. Erweitern Sie die Stra-tegien, den Handlungsspiel-raum– Veränderungen inner-halb der Gesellschaft

Wie aus diesen im Handbuch ge-zeigten best-practice-Beispielen deut-lich wird, werden Veränderungen in der Gesellschaft oft dadurch erreicht, dass mit „kleinen“ initiativen Projekten, die den Spielraum für eine individuelle Abwicklung ermöglichen, Akzente ge-setzt und Möglichkeiten der Selbstdar-stellung geboten werden.

Mögliche Strategien, die erfolgreich sein können:› Informationen einholen, regionale

Gegebenheiten beachten› Gespräche mit MultiplikatorInnen,

in Vereinen, Interessensvertretern und Gemeinschaften führen

› Bedürfnisse von „Randgruppen“ und Menschen mit Migrationshin-tergrund erheben

› Netzwerke aufbauen und pflegen› Engagement

Bitte beachten Sie, dass Strategien, die in der einen Situation noch hilfreich waren, nicht notwendigerweise auch in einer anderen Situation nützlich sein müssen.

Sie zeigen den Projektmanagern le-diglich auf, was zu erwarten und zu tun ist und wie man sich für ein Pro-jekt vorzubereiten hat. Wie das Pro-jekt jedoch gestartet und weitergeführt wird, liegt komplett in der Verantwor-tung des Projektmanagers, der lokalen Möglichkeiten und der Verfügbarkeit von Ressourcen, Netzwerken, Unter-stützung und Information. Auch die Zusammenarbeit der Leute, welche an dem Projekt mitarbeiten, ist sehr wich-tig. Ein Beispiel: In der afrikanische Trommelgruppe „Roots and Cultures“ in Finnland hatte der Koordinator auf-grund der Tatsache, dass er Migrant war und kein Finnisch sprach, Kom-munikationsprobleme.

Deshalb übernahmen einige andere Teilnehmer, welche Finnen waren, das Problem und halfen ihm mit seinen anderen Schülern zu kommunizieren, sodass niemand essentielle Informa-tionen verpasst. Außerdem halfen sie ihm bei den Bühnenaufführungen, dem

Mag. Walter Prehofer, Migra-tions- und Integrationsbe-auftragter der Wirtschafts-

kammer Oberösterreich:

Partizipation ist eine Chance.Wir haben zwar alle eine un-

terschiedliche Vergangenheit, doch die Zukunft sollten wir

gemeinsam gestalten.

Kontinuität und Nachhaltigkeit des Projekts

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Kontakt mit Einheimischen und anderen Problemen. Kompassi, ein Multikulturenzentrum, half ihm dabei, die monetären Angele-genheiten der Gruppe abzuwickeln. Diese Hilfestellungen führten dazu, dass er seine Pflichten als Koordinator sehr viel besser erfül-len konnten und sein Selbstbewusstsein so sehr gesteigert wurde, dass er freiwillig noch ein weiteres Projekt/eine weitere Gruppe auf-baute.

7.3. Politische Aspekte

Die Europäische Union spiegelt eine Vielfalt von Geschichte und Kulturen innerhalb der Gesellschaft wider. Positive Aspekte eben-dieser Vielfalt werden einerseits über Projekte im Integrationsbe-reich, andererseits über Medien, die der Politik zur Verfügung ste-hen, sichtbar gemacht.

Integration/Migration ist Chance und Herausforderung zugleich.

Dr. Renate Müller, Leiterin der Integrati-onsstelle des Landes Oberösterreich:

Die Integrationsstelle des Landes Obe-rösterreich fördert Institutionen und

Organisationen, die aktiv Integrations-hilfe leisten.

Zuwanderung und Integration bedeu-ten nicht nur eine Herausforderung,

sondern sind auch eine Chance für die Gesellschaft, sich die Vielfalt zu Nutze zu machen und die Zukunftsfähigkeit unseres Landes vor dem Hintergrund

der soziodemographischen Entwicklung und Notwendigkeiten zu sichern. Umso

wichtiger ist es, dass es eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema Migration gibt. Denn wer Integration nicht lebt, wird früher oder später die Nachteile aus diesem Verhalten erfah-

ren. Dementsprechend hat das Land Oberö-sterreich folgende integrationspolitische

Leitlinien entwickelt:› Vielfalt leben- Anerkennung der Plura-

lität der Bevölkerung› Teilhabe sichern- Sicherung des gleich-

berechtigten Zugangs zu den gesell-schaftlichen Ressourcen

› Zusammenhalt stärken- Förderung eines respektvollen Umgangs miteinan-

der› Gemeinsam Verantwortung tragen-

jede/r Einzelne, alle privaten und öffentlichen Institutionen übernehmen

Verantwortung für den Integrations-prozess und bringen ihre Potenziale

und Fähigkeiten ihren Möglichkeiten entsprechend ein

Kontinuität und Nachhaltigkeit des Projekts

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Menschen haben Potentiale, Fähig-keiten, Kompetenzen, die es nicht nur sichtbar zu machen gilt, sondern die auch als (Arbeits-)Leistung für die (Ar-beits-)Gesellschaft angenommen und vom jeweiligen Einwanderungsland genutzt werden sollen, damit Integra-tion gelingen kann.

Attraktive Angebote für Migranten müssen sichergestellt werden, um sie im Land zu halten und sie ihr Know-How mit möglichst geringen bürokra-tischen Hürden einsetzen zu lassen. Die Frustration, viele bürokratische Prozeduren über sich ergehen las-sen zu müssen, kann viele Migranten abschrecken und durch den damit einhergehenden Verlust an Enthusi-asmus und Motivation, ihr Know-How auch einzusetzen, ihr Vertrauen in ihre Fähigkeiten verringern. Fehlende Pra-xis resultiert eventuell in einem Verlust der Fähigkeiten.

Für Asylwerber mit nicht verarbei-teten Erlebnissen im Herkunftsland wie Flucht, Verfolgung etc., braucht es beispielsweise Ressourcen für die psychologische Unterstützung, damit Integration möglich wird. Menschen haben verschiedene Bedürfnisse, daher werden vielfältige Strategien zum Einsatz kommen müssen, um MigrantInnen damit zu erreichen. Um sich Gehör in politischen Bereichen zu verschaffen und Informationen zu erhalten und zu streuen, ist es wichtig selbst aktiv zu werden. Dafür braucht es einen Rahmen, in dem das ermög-licht wird.

Sprachrohr vieler MigrantInnen sind z.B. in Österreich die verschiedenen kulturellen und ethnischen Vereine. Dadurch werden Anliegen von Perso-nengruppen gut repräsentierbar und zugänglich gemacht.

Ein gelungenes Projekt im politischen Umfeld der eigenen Wirkstätte/Orga-nisation zu verbreiten und publik zu machen dient einerseits der Bewusst-machung von bis dato unbekannten Herausforderungen und öffnet Türen und Sichtweisen auf die Verschie-denheit und Unterschiedlichkeit von Personengruppen und deren Bedürf-nissen und legt ebenso den Fokus auf Gemeinsamkeiten - ein wichtiger Grundstein für gelungene Integration.

In Österreich wurde vom Magistrat Linz ein eigenes Integrationsbüro ge-gründet, ebenso gibt es beim Amt der Oberösterreichischen Landesregie-rung die Integrationsstelle, die eine zentrale Anlaufstelle sowohl für Ein-zelpersonen als auch Vereine und Or-ganisationen ist.

In Finnland spielt der Beratungsaus-schluss für Ethnische Beziehungen (ETNO), welcher aus Stellvertretern von vielen Immigrantenorganisationen besteht, eine wichtige Rolle im von der Zentralregierung initiierten Konsultati-onsprozess. Dieser Ausschluss fördert Interaktion zwischen verschiedenen ethnischen und religiösen Gruppen und steht Ministerien bei Fragestel-lungen, welche mit Migrationspolitik und ethnischer Gleichheit zu tun ha-ben, zur Seite.

Letzten Endes ist alles eine Frage des Wollens. Es erfordert eine Menge Willenskraft und Aufwand von Seiten der Regierung, Lokalbüros, NGOs, sowohl ethnischen als auch lokalen Gemeinden um Vorurteile und Miss-verständnisse hinter sich zu lassen, zusammenzukommen und auf einen gemeinsamen Nutzen hinzuarbeiten.Erst dann werden ihre Projekte das er-reichen, was sie bewirken wollten.

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_8 Schlussfolgerungen

Was haben wir gelernt?Was genau waren unsere Ratschläge?

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Am Ende dieses Leitfadens wollen wir unsere Feststellungen zusam-menfassen und einige Hinweise und Tipps geben, welche wir als die Wichtigsten erachten: › Es ist gut, Erwartungen darüber,

wie Migranten etwas zur Gesell-schaft beitragen könnten, zu ha-ben, aber es ist auch notwendig, ihre Grenzen zu akzeptieren. Denken Sie daran, dass man nur Möglichkeiten zur Integration und zum Empowerment schaf-fen kann, letzten Endes liegt es jedoch an den Migranten, diese auch zu ergreifen.

› Welche Bedürfnisse die Mi-granten auch immer haben, das Wichtigste ist das ökonomische Empowerment: Im Stande sein, seinen Lebensunterhalt selbst zu bestreiten ist der effektivste Weg, das Vertrauen von Migranten in sich selbst zu steigern, aber auch das Vertrauen von Seiten der Ge-sellschaft in die Migranten. Wenn jemand arbeitstätig ist, ändert sich die Einstellung der Leute sehr. Geben Sie ihnen die Möglichkeit zu arbeiten und etwas beizutra-gen.

› Seien Sie Sie selbst: Es ist wich-tig, anderen Kulturen sensibel ge-genüberzustehen, zu versuchen, sie zu verstehen, andere Spra-chen zu lernen etc., aber Sie müs-sen nicht übertreiben. Bleiben Sie authentisch, zeigen Sie echtes Interesse an den Menschen, tei-len Sie Ihre Ideen und Werte. Sie selbst und damit authentisch zu sein ist ein effektiver Weg, ande-ren Ihren Respekt zu zeigen.

› Zu versuchen, „politisch korrekt“ und höflich zu sein, ist wichtig, sollte aber nicht als Vorwand ge-braucht werden, es zu vermeiden, die echten Probleme anzuspre-chen. Nur wenn wir Schwierig-keiten und Probleme offen anspre-chen und ohne Vorurteile offen über sie sprechen, haben wir die Möglichkeit zu helfen und Scha-den zu verhindern.

› Seien Sie offen und tolerant. In-terkultureller Dialog ist mehr als ausländische Musik zu hören und

exotisches Essen zu essen. Andere Kulturen zu verstehen braucht keine besondere Sprache oder interkultu-relles Training. Alles, was benötigt wird, ist der Wille zum Verständnis von beiden Seiten. In einem interkul-turellen Dialog gibt es kein „Falsch“, sondern lediglich andere Perspekti-ven.

› Toleranz startet da, wo man sich in irgendeiner Weise verletzt fühlt. Er-lauben Sie sich, von kulturellen Dif-ferenzen irritiert zu werden, reflektie-ren Sie Ihre Emotionen und denken Sie über die Gründe, warum Sie sich so fühlen wie Sie sich fühlen, nach. Verlassen Sie Ihre Komfortzone und lernen Sie etwas Neues.

› Jedes Individuum wird von seinem oder ihrem kulturellen Hintergrund geformt. Nehmen Sie Ihre kulturellen Prägung und Ihre kulturelle Identität wahr und trainieren Sie Ihre Fähigkeit, mit anderen „Mentalitäten“ zu intera-gieren. Ändern Sie Ihre Perspektive und betrachten Sie die Situation aus der Sicht des Migranten: Behandeln Sie ihn so, wie Sie an seiner Stelle behandelt werden würden wollen.

› Menschen mit Migrationshintergrund sind keine Aliens – also behandeln Sie sie nicht so! Verhalten Sie sich „normal“ und respektieren Sie sie als Ihresgleichen.

› Wir sind alle Individuen, aber wir alle haben mehr gemeinsam als wir denken: wir alle wollen ökonomisch abgesichert sein, uns sicher fühlen, unsere Familie lieben, wir alle wollen lieben und geliebt werden, brauchen Freundschaft, wir lieben gutes Essen, mögen es zu lachen und das Gefühl, irgendwo dazuzugehören.

› Zu versuchen, sein Leben zu ver-bessern und einem entsprechenden Standard gemäß zu leben, macht aus keinem Migranten einen Op-portunisten. Jeder versucht das, da auch jeder ein besseres Leben für sich möchte. Akzeptieren Sie die Tat-sache, dass Menschen dies versu-chen.

› Kommunikation ist der Schlüssel zu Empowerment und Integration: Ver-suchen Sie, einen guten Weg zu finden, um mit Menschen verschie-denen Hintergrunds auf Augenhöhe

zu kommunizieren.› Wir sollten uns auf

das Potential und die Stärken der Migranten konzentrieren anstatt auf deren Defizite und Schwächen. Integra-tion kann ein kompli-zierter und (emotional) schmerzhafter Prozess sein, insbesondere vor dem Hintergrund, dass eine neue Sprache ge-lernt werden muss, ver-schiedene Qualifikati-onen im Aufnahmeland nicht anerkannt werden, die Kultur komplett un-bekannt ist und es ei-nen Mangel an Unter-stützung geben könnte. Auch könnten Stärken nicht bemerkt oder ge-würdigt werden, wie zum Beispiel umfangreiche Erfahrungen, interkultu-relle Wahrnehmungen, andere Sprachen oder Kompetenzen, die die Migranten in das Gast-land mitbringen.

› Natürlich ist es auch wichtig, dass Migranten den Willen aufweisen, aktive Bürger ihres Gastlandes zu werden. Die Migranten selbst müssen aktiv zeigen, dass sie Teil der Gesell-schaft sein wollen und dass sie die „Einheimi-schen“ treffen wollen.

› Als Projektmanager brauchen wir Unterstüt-zung und Ressourcen, um vorbeugend arbei-ten zu können und nicht lediglich existierende Probleme zu beheben.

› Empowerment und Inte-gration sind keine Pro-zesse, die über Nacht passieren. Sie brauchen Zeit und Geduld.

Denken Sie darüber nach!

Schlussfolgerungen

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_9 Über die Autoren

Dieser Leitfaden ist das Ergebnis unserer Grundtvig-Lernpart-nerschaft „emPower – Engaged migrants:Pathways overcoming

Worries, Exclusion & Racism“. Die Partner sind „Gemeinsam leben & lernen in Europa“, eine grass root NGO aus Deutschland,

“Berufliches Bildungs- und Rehabilitationszentrum” aus Oberö-sterreich und „Kompassi“, ein interkulturelles Zentrum der Siedler-

bewegung „Puijola“ aus Kuopio in Finnland. Wir arbeiten alle mit Migranten und unterstützen Sie auf lokaler oder regionaler Ebene

und wenden verschiedene Methoden an, um sie zu bestärken.

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Krisztina Lantos, DeutschlandSie stammt aus Ungarn und lebt schon seit vielen Jahren in Deutsch-land. Als Absolventin des Bachelors in „European Studies“ arbeitete sie als Freiwillige für „Gemeinsam leben & lernen in Europa“ in ver-schiedenen interkulturellen und internationalen Projekten. Ihr Motto: „Wenn sich eine Tür schließt, öffnen sich zwei neue.“

Die Autoren

Perdita Wingerter, Deutschland:Geschäftsführerin von “Gemeinsam leben & lernen in Europa”; 20 Jahre Erfahrung im Umgang mit Migrationen (z. B. Lehrerin für Deutsch als Fremdsprache, Betreuerin von Kursen für arbeitslose Migranten) Leiterin von zahlreichen Projekten mit dem Ziel, Mi-granten zu unterstützen und zu bestärken).Ihr Motto: “Hör auf zu reden und tu einfach was.”

Johanna Niederhofer, DeutschlandSoziologin; arbeitet als Berufsberaterin für die Bundesagentur für Arbeit in Passau, außerde, ist sie seit mehr als drei Jahren eh-renamtlich bei „Gemeinsam leben & lernen in Europa“ tätig.

Maarit Rönkönharju, FinnlandKoordinatorin des multikulturellenZentrums „Kompassi“, sie arbeitet in dieser NGO, die Integration in einer relativ neuen multikure-llen Gesellschaft in Finnland.

Varsha Shurpali, FinnlandIn Indien geboren, ist sie beruflich Anwäl-tin. Sie lebt nun schon seit einigen Jahren in Finnland und arbeitet als Assistentin im multikulturellen Zentrum „Kompassi“, wo sie sich für die Gemeinschaft engagiert.

Gabriele Einsiedler, ÖsterreichErfahrene Projektleiterin für junge Men-schen, die im Wechsel von der Schule in den Beruf benachteiligt sind. Darüber hinaus hat sie mehr als 20 Jahre pädagogische Erfahrung als Beraterin für Kinder, Jugend-liche und Erwachsene, für die sie zusätzlich Workshops anbietet. Viele ihrer Teilnehmer waren Migranten oder hatten einen Migrati-onshintergrund. Für sie ist es wichtig, neue Wege zu beschreiten, Vielfalt in der Gesell-schaft zu leben und Netzwerke zu nutzen, um Menschen zu bestärken.

Über die Autoren

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_ Sammlung von good practices

In diesem Kapitel finden Sie eine große Bandbreite an positiven Beispielen, die vielfältige Möglichkeiten für die Teilhabe von

MigrantInnen am gesellschaftlichen, beruflichen und politischen Leben ihres Gastlandes aufzeigen.

AN

HA

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49Sammlung von good practices

Während dieser Partnerschaft (2011-2013) haben sich die Partner gegen-seitig besucht und ihre Erfahrungen, Projektkonzeptionen und Methoden ausgetauscht. Sie besuchten Projekte von Partnern oder anderen nati-onalen Organisationen. Die abgehaltenen Unterrichtsstunden während dieser Besuche waren für alle involvierten Partner wirklich ertragreich und hilfreich. Aber bereits von Anfang an war es unser Ziel, unser erworbenes Wissen mit so vielen Autoritäten, Gemeinschaften, Gemeinden, Teilha-bern und verantwortlichen Parteien wie möglich zu teilen, um sie dazu zu inspirieren, den guten Beispielen zu folgen und oder mit uns in Zukunft zusammenzuarbeiten. Um diese Absicht umzusetzen, haben wir good practices von unseren Organisationen gesammelt und von Ländern, wo das Empowerment von Migranten praktiziert und gefördert wurde.

Bei der Auswahl der besten und guten Praxisbeispiele, war der Hauptfokus unserer Partnerschaft good practices zu zeigen, die neue Möglichkeiten eröffneten für die soziale, berufliche und politische Teilnahme, genauso wie die aktive Einbeziehung von Migranten in das Gastgeberland. Und wir haben uns auf aktive, praktische Beispiele fokussiert, welche ziemlich einfach angewandt werden können. Jedes gute Beispiel zielt darauf ab, die bestehenden Ressourcen von Migranten zu veranschaulichen. Sie de-monstrieren auch, wie „Integration“ im Alltag und den Lebensumständen umgesetzt werden kann, anstatt „Integration“ nur als Modewort zu benut-zen.

Aber behalten Sie im Hinterkopf, dass unsere good practices nicht gene-rell anwendbare Lösungen für jede Zielgruppe, Organisation oder Land zur Verfügung stellen. Der Erfolg eines Projektes, einer Methode oder ei-ner Aktivität hängt von vielen Umständen ab: Infrastruktur, Ressourcen, Voraussetzungen und natürlich von den Leuten, welche es durchführen.

Um Migranten zu bestärken und sie aktiv in unsere Gesellschaft zu in-tegrieren, ist es wichtig, eine nachhaltige und stabile gesellschaftliche Struktur zu erschaffen und aufrecht zu erhalten. Länder der Europäischen Union, welche das Thema „Empowerment von Migranten“ noch nicht er-forscht haben, sollten davon profitieren. Also werden wir hoffen, dass un-ser Leitfaden, genauso wie unsere good practices-Sammlung ein Nutzen für alle Leser sein wird und sie dazu ermutigen wird, unseren guten Bei-spielen zu folgen.

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Internationaler Frauentreff – Women experience cultures

Partner: Gemeinsam leben und lernen in Europa e.V.Hauptthema: Organisation von Aktivitäten für und mit Migranten

Beschreibung der OrganisationName Gemeinsam leben und lernen in Europa e.V.

Ort PassauOrganisationstyp Gemeinnütziger Verein

Kontakt Perdita Wingerter Leopoldstraße 994032 PassauTel: 0851-2132740info@gemeinsam-in-europa.dewww.gemeinsam-in-europa.de

Beschreibung der Umsetzung/ des ProjektsTitel „Internationaler Frauentreff“ – „Women experience cultures“

Detaillierte Projekts-beschreibung

Der „Internationale Frauentreff“ ist ein interkulturelles Projekt, in wel-chem Migrantinnen die Möglichkeiten bekommen, sich mit anderen Frauen zu treffen und Erfahrungen auszutauschen. Er richtet sich hauptsächlich an Frauen, welche erst vor kurzem nach Deutschland gekommen sind und immer noch Schwierigkeiten mit der Sprache oder dem Kontakt zu Einwohnern haben. Das Treffen findet ein Mal monatlich in einem Café statt und ist ein offenes Treffen ohne ein spezielles Programm oder weitere Verpflichtungen. Außerdem wird ein vielfältiges kulturelles Programm angeboten, um die Möglichkeit zu schaffen, etwas miteinander zu unternehmen und das neue Land kennenzulernen.

Zielgruppe: Wer sollte von dem Projekt erreicht werden?

Welche Maßnahmen sind nötig, um diese zu erreichen?

Die Hauptzielgruppe sind Frauen, die:• aus dem Ausland kommen• nicht sehr gut Deutsch sprechen• Schwierigkeiten haben, Freundschaften aufzubauen oder nur in

Kontakt mit anderen Leuten zu treten• Einfach daran interessiert sind, Erfahrungen mit anderen aus-

zutauschenAuch deutsche Frauen sind zu den Treffen willkommen, die:• vor kurzem in die Stadt gezogen sind• daran interessiert sind, Frauen mit verschiedenen kulturellen Hin-

tergründen zu treffenDas Datum für die Treffen wird immer frühzeitig in lokalen Zeitungen veröffentlicht. Außerdem erhalten alle bekannten Teilnehmer ein Mal monatlich Informationsmails mit aktuellen Veranstaltungsdaten. Des-weiteren dürfen die Teilnehmer gerne noch andere Frauen einladen, die sie kennen.

Kontext des Projekts: Welche Nutzen/Probleme gab es, welche

es notwendig machten, das Projekt einzuführen?

Die Ankunft im Ausland und die Tatsache, dass man noch nicht die neue Sprache spricht, ist für manche Leute sehr schwierig. Sie ha-ben Probleme damit, mit den Einheimischen ihres neuen Zuhauses in Kontakt zu treten und sie zu treffen. Die Migranten werden von neuen Eindrücken überwältigt und suchen jemanden, der sie dabei unterstützt, diese Eindrücke aufzunehmen, jemanden, mit dem sie reden können und der ihre Situation versteht. Vor allem Frauen, die nicht arbeiten, laufen Gefahr, isoliert zu werden und sich verloren zu fühlen.

Sammlung von good practices

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Ziele des Projekts Das Hauptziel des Projekts ist, der Isolation von Frauen, welche erst vor kurzem in Deutschland angekommen sind, vorzubeugen oder diese zu beenden. Frauen sollen die Möglichkeit bekommen:• Mit anderen Migranten in Kontakt zu treten, um ihre Migrationser-

fahrungen zu teilen• Mit deutschen Frauen in Kontakt zu treten• Neue Freundschaften zu bilden• Anderen über ihr Zuhause, ihre Kultur und ihre Familie zu erzäh-

len und andere Kulturen und Länder kennenzulernen• Durch das kulturelle Programm werden Frauen ihr neues Zuhause

kennenlernenDas Hauptziel des Zusammenkommens ist, dass durch die Treffen Frauen in Kontakt miteinander treten, schließlich Freundschaften bilden und miteinander Freizeit verbringen.

Notwendige SchritteErforderliche Zeit um das Projekt

vorzubereiten und einzuführenDas Projekt erfordert nicht viele Ressourcen und ist einfach umzu-setzen. Nur die Daten der Treffen müssen veröffentlicht und ein Café muss ein Mal im Monat reserviert werden. Die Organisation des kulturellen Programms braucht mehr Vorbereitung, besonders die Koordinierung der Teilnehmer.

Ressourcen und Kosten Die Kosten der Treffen (der Konsum im Café) werden von den Frauen selbst bezahlt. Die Teilnahme an den kulturellen Veranstal-tungen wir ebenfalls von den Teilnehmern bezahlt.

Personal (bezahlt, freiwillig) Der Gründer und das zuständige Personal arbeiten auf einer freiwil-ligen Basis. Kein weiteres Personal wird für das Projekt benötigt.

Involvierung von Migranten in Pla-nung und Umsetzung

Migranten wurden in die Planung dieses Projekts gleich von Anfang an einbezogen. Die Idee zu diesem Projekt kam von einer kana-dischen Immigrantin. Sie gründete den Internationalen Frauentreff, welcher vom Verein „Gemeinsam leben und lernen in Europa e.V.“ unterstützt wird.

Mögliche Umsetzungshindernisse und wie sie umgangen werden

können

Wahrscheinlich wird es nicht einfach werden, mit Frauen der Ziel-gruppe in Kontakt zu treten. Nachdem ein Großteil der Werbung für die Gruppe über Mund-zu-Mund-Propaganda geschieht, kann man jedoch auch mit einer kleineren Gruppe beginnen.

Notwendige Partner/ Unterstützung für die Projekte

Alle Organisationsaufgaben werden von den Migranten selbst erle-digt, unterstützt von dem Verein „Gemeinsam leben und lernen in Europa“.

Auswirkungen der Aufgaben/ProjekteQuantitative Ergebnisse des Pro-jekts (wieviele Teilnehmer, wie oft

etc.)

Inzwischen nehmen ungefähr 15 Frauen regelmäßig an den Treffen teil. Das Altersniveau ist breit gestreut von 25 bis 70. Die Teilnehmer kommen aus 21 verschiedenen Ländern. Die Treffen finden jeden ersten Freitag im Monat um 9 Uhr statt. Außerdem werden regelmä-ßig Ausflüge angeboten.

Mehrwert für die Teilnehmer: Wie werden Migranten für das Projekt

bestärkt?

Der Internationale Frauentreff wurde zu einem Ort, an welchem jeder seine Probleme besprechen und von den Erfahrungen von anderen profitieren kann. Probleme werden gemeinsam gelöst und Freund-schaften aufgebaut. Die Frauen fühlen sich nicht mit ihren Proble-men allein gelassen, sondern sie erkennen, dass es noch viele andere gibt, die genauso wie sie fühlen. Indem sie mit dem Verein in Kontakt treten, lernen sie verschiedene Methoden, mit Hilfe von welchen sie sich selbst in der deutschen Gesellschaft engagieren können, kennen.

Mehrwert für die Organisation Manche Frauen arbeiten nun als Ehrenamtliche für verschiedene Projekte von „Gemeinsam Leben und Lernen in Europa“, nachdem sie als Projektberater oder -entwickler Erfahrung gesammelt haben, z.B. arbeiten sie für das Projekt „Kinder erleben Kulturen“.

Sammlung von good practices

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ZusammenfassungWarum ist das Projekt ein gutes

Beispiel?Dieses Projekt ist ein gutes Beispiel, weil es ein Projekt ist, welches einfach auf andere Kontexte übertragen werden kann. Es bedarf keiner großartigen Ressourcen, kann aber große Auswirkungen auf das Leben der Teilnehmer haben. Es ist ein sehr offenes Projekt, welches es einfach macht, daran teilzunehmen, weil es von den Frauen keine Vorbedingungen voraussetzt. Und es zwingt die Teil-nehmer nicht, etwas zu tun, aber ermutigt die Frauen, selbst etwas zu machen.

Was funktioniert gut? Für das Projekt ist es wichtig, dass die Treffen immer zur selben Zeit am selben Ort stattfinden. Die Offenheit der Treffen ist außerdem ein Punkt, welcher von den Teilnehmern geschätzt wird.

Was funktioniert nicht gut? Es gibt keine alleinstehenden, privaten Räumlichkeiten für die Treffen, in welchen man nur in der Gruppe sein oder z.B. Kochtreffen organisieren kann. Die Treffen im Café sind schwierig für Frauen mit finanziellen Problemen oder für Frauen mit kleinen Kindern. Das Verlegen der Treffen von einem Café an einen privaten Ort könnte das Problem reduzieren.

Sammlung von good practices

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„Kinder erleben Kulturen“ – „Children experience cultures“Partner: Gemeinsam leben und lernen in Europa e.V.Hauptthema: Talente zeigen: Wertschätzen und Erkennen von Fähigkeiten und Expertise von Migranten.

OrganisationsdatenName Gemeinsam leben und lernen in Europa e.V.

Ort PassauOrganisationstyp Gemeinnütziger Verein

Kontakt Perdita Wingerter Leopoldstraße 994032 PassauTel: 0851-2132740info@gemeinsam-in-europa.dewww.gemeinsam-in-europa.de

Vorstellung des ProjektsTitel „Kinder erleben Kulturen“ – „Children experience cultures“

Detaillierte Beschreibung des Projekts

Das Projekt “Kinder erleben Kulturen” ist ein interkulturelles Projekt, in welchem Migranten die Möglichkeit erhalten, Kindern und Jugend-lichen ihre Kultur zu zeigen.Inhalt des Projekts sind Workshops, welche Migranten in Schulen und Kindergärten halten. Mögliche Themen sind:• Land • Leute• Kultur• Essen und Trinken• Literatur, Kunst, Musik und Tanz• die Welt der Kinder und JugendlichenWichtiger Bestandteil der Workshops ist, dass die Kinder andere Kulturen mit sämtlichen Sinnen erfahren sollen: durch Zuschauen, Zuhören, Berühren, Riechen, Schmecken.Die Migranten können mit den Kindern kochen, singen, tanzen oder basteln.

Zielgruppe: Wer soll vom Projekt erreicht werden?

Welche Maßnahmen müssen ergriffen werden?

Das Projekt hat zwei Zielgruppen. Die erste sind Migranten, welche Interesse daran haben, über ihre Kultur zu sprechen und mit Kindern und Jugendlichen zusammenzuarbeiten. Die Migranten können jeg-liches Alter haben und aus jeglichem Land sein; wichtig ist jedoch, dass sie ein gewisses Level an Deutschkenntnissen vorweisen kön-nen, um die Workshops überhaupt durchführen zu können.Die zweite Zielgruppe sind die Kinder und Jugendlichen, welche an den Workshops teilnehmen. Migranten können z.B. durch Betroffenenorganisationen von Mi-granten erreicht werden. Kinder und Jugendliche werden durch den Kontakt zu Schulen und Kindergärten erreicht.

Kontext des Projekts: Welche Probleme haben das Aufbauen des

Projekts notwendig gemacht?

Das Projekt nimmt sich zweier Probleme an: einerseits der existie-renden Vorurteile und des Rassismus von Seiten der deutschen Bevölkerung, welche oft Ergebnis von Unwissen bezüglich anderer Kulturen sind. Andererseits die Tatsache, dass es nicht viele Mög-lichkeiten gibt, bei welchen Migranten Deutschen von ihrer Kultur erzählen können.

Ziele des Projekts Das Ziel der Workshops ist es, bereits bestehende Vorurteile in der jugendlichen Bevölkerung Deutschlands frühzeitig zu bekämpfen.Migranten sollen bei dieser erzieherischen, interkulturellen Arbeit die Möglichkeit bekommen, aktiv zu agieren, anstatt Objekt eben dieser Vorurteile zu sein.

Sammlung von good practices

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PlanungsschritteBenötigte Vorbereitungs- und

DurchführungszeitUm das Material vorzubereiten und den Workshop zu planen benötigt der Migrant ungefähr eine Woche in Vollzeit; wenn nötig noch etwas mehr Zeit für den unterstützenden deutschen Freiwilli-gen. Weitere Zeit wird benötigt, um mit Betroffenenorganisationen, Schulen und Kindergärten in Kontakt zu treten, die Workshops und anschließend eine Evaluation durchzuführen.

Mittel und Kosten Es bedarf keines besonderen Equipments für die Workshops; alles kann gemäß den Bedürfnissen und Interessen des Migranten angepasst werden. Normalerweise werden, falls eine Präsentation gezeigt werden soll, Computer, Drucker und eventuell ein Projektor benutzt, sowie weitere Materialien für die Workshops, z.B. Essen oder Werkzeuge zum Kochen, Basteln, Malen, Präsentationsgegen-stände wie Instrumente, Bücher, Kleindung, etc.Wenn eine bestimmte Anzahl an Workshops durchgeführt werden soll, kann es Schwierigkeiten geben, dies ausschließlich mit Freiwil-ligen zu bewältigen. Dann könnte eine Vollzeitkraft notwendig sein, um das Projekt zu koordinieren.

Personal (bezahlt, freiwillig) Die Migranten organisieren den Workshop auf freiwilliger Basis. Ein deutscher Arbeitnehmer oder Freiwilliger organisiert die Workshops in Schulen und Kindergärten und unterstützt die Migranten dabei, die Workshops vorzubereiten und durchzuführen (vor allem Unter-stützung bei Sprachproblemen).

Einbeziehung von Migranten in Planung und Umsetzung

Migranten sind von Beginn an in das Projekt involviert: sie bereiten ihr eigenes Material vor, sie planen den Workshop und führen ihn durch. Deutsche unterstützen sie dabei lediglich; der Großteil wird von den Migranten selbst erledigt.

Mögliche Hindernisse für die Umset-zung und Wege, sie zu umgehen

Ein mögliches Problem ist, dass es eventuell nicht genügend Schulen und Kindergärten gibt, die gerne teilnehmen möchten. Eine Möglichkeit, dieses Problem zu bewältigen ist, die Kooperation mit Schulen zu intensivieren und sie über das Projekt zu informieren. Die Workshops an das Ende des Schuljahres zu legen ist auch eine Möglichkeit, da dann oft die meiste Zeit für außerschulische Projekte ist.

Benötigte Partner/ Unterstützung für das Projekt

Betroffenenorganisationen, über die Migranten erreicht werden, könnten Partnerorganisationen werden. Notwendige Partner sind Schulen und Kindergärten.

Auswirkungen des ProjektsQuantitative Ergebnisse des Projekts (Wie viele Teilnehmer, wie oft, ...)

Wie viele Workshops es gibt und wie oft sie stattfinden, hängt davon ab, wie viele Migranten diese leiten möchten und wie die Nachfrage von Seiten der Schulen und Kindergärten ist.

Zusätzlicher Wert für die Teilneh-mer: wie erfahren die Migranten

Empowerment?

Die Migranten erfahren auf mehrere Weise Empowerment. Der Hauptpunkt ist, dass das Projekt hauptsächlich für Migranten selbst initiiert wurde – sie bereiten die Workshops für Deutsche vor und leiten sie, nicht andersherum. Sie können eine aktive Rolle bei der Verbreitung von Wissen um ihre Kultur in der deutschen Bevölke-rung einnehmen und haben die Möglichkeit, ihr eigenes Wissen und ihre Erfahrungen einzubringen.Zusätzlich geben ihnen die Workshops die Möglichkeit, weitere Qualifikationen zu erwerben: Lehrmaterial vorbereiten, vor Gruppen sprechen, das aktive Anwenden der deutschen Sprache. Diese Qualifikationen werden in einem Zertifikat dargestellt, welches auf dem Arbeitsmarkt genutzt werden kann.

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Diese Qualifikationen werden in einem Zertifikat dargestellt, welches auf dem Arbeitsmarkt genutzt werden kann.Ein weiterer Vorteil ist, dass das Projekt auch den Migranten die Möglichkeit zum interkulturellen Lernen gibt – die Vorbereitung von Informationen über die eigene Kultur kann zu einem erhöhten inter-kulturellen Bewusstsein führen und die Unterstützung durch einen deutschen Freiwilligen/eine deutsche Arbeitskraft führt zu interkultu-rellem Austausch.

Zusätzlicher Wert für die Organisation

Nachdem eine Bedingung des Projekts die Zusammenarbeit mit Betroffenenorganisationen, Schulen und Kindergärten ist, hilft das Projekt dabei, Kontakte und Kooperationen zu und mit anderen Or-ganisationen zu intensivieren.

ZusammenfassungWarum ist das Projekt

ein gutes Beispiel?Das Projekt ist ein gutes Beispiel, da es zwei Ziele interkultureller Arbeit in einem Projekt vereint: das Empowerment von Migranten und der Kampf gegen Rassismus. Zusätzlich dazu ist es ein sehr flexibles Projekt, welches je nach persönlichem Interesse realisiert werden kann. Dadurch ist es auch in anderen Ländern sehr gut umsetzbar.

Was funktioniert? Um das Interesse der Kinder zu wecken, ist es hilfreich, sie etwas alleine machen lassen anstatt viele Informationen einfach zu prä-sentieren. Vor allem jüngere Kinder genießen es, zu singen und zu tanzen, oder aber ein paar Auszählreime zu machen etc. Kochen ist auch eine sehr gute Möglichkeit, da es eine verständliche Grup-penaktivität ist. Eine andere gute Herangehensweise ist es, dem Workshop eine persönliche Note zu geben, zum Beispiel durch das Zeigen von Fotos oder Spielzeugen aus der Kindheit des Migranten. Es ist wichtig, dass die Migranten keinem Schema F folgen, wenn sie die Informationen für den Workshop aufzuarbeiten, sondern ihre eigene Herangehensweise haben und ihren eigenen Erfahrungen und Interessen folgen.

Was funktioniert nicht? Manchmal kann die Sprachkompetenz ein Problem darstellen. Auch wenn jemand seit Jahren in Deutschland lebt, kann es schwierig sein, vor einer Gruppe eine Fremdsprache zu sprechen und sämt-liche Fragen zu verstehen. In dem Fall ist es möglich, den Workshop mit einem deutschen Partner durchzuführen. Dadurch, dass das Projekt auf freiwilliger Grundlage basiert, kann der Wechsel von Migranten und deutschen Freiwilligen/Arbeitskräften insofern zu Pro-blemen führen, als dass die Workshops nicht regelmäßig angeboten werden können.

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MigNetPartner: Gemeinsam leben und lernen in Europa e.V.

Beschreibung der OrganisationName Gemeinsam leben und lernen in Europa e.V.

Ort PassauOrganisationstyp Gemeinnütziger Verein

Kontakt Perdita Wingerter Leopoldstraße 994032 PassauTel: 0851-2132740info@gemeinsam-in-europa.dewww.gemeinsam-in-europa.de

Beschreibung der Aufgaben/des ProjektsTitel MigNet

Detaillierte Projektbeschreibung MigNet ist eine Website, welche alle relevanten Informationen für Migranten in einer bestimmten Region bereitstellt. Sie beinhaltet Informationen über sämtliche Lebensbedingungen in Deutschland: Leben, Arbeit, Erziehung, soziale Sicherung, kulturelle Aktivitäten. Auf der Website werden nur allgemeine Informationen bereitgestellt. Sie dient als Wegweiser zu anderen Internetseiten, die detailliertere Informationen über verschiedene Themen beinhalten. Die Website wurde in die Fremdsprachen übersetzt, welche am häufigsten unter den Migranten einer bestimmten Region gesprochen wird, die ver-linkten Internetseiten jedoch sind auf Deutsch.

Zielgruppe: Wer sollte von dem Projekt erreicht werden?

Welche Maßnahmen müssen ergrif-fen werden, um diese zu erreichen?

Das Projekt richtet sich an Migranten, die erst seit Kurzem in Deutschland leben, um ihnen sozusagen grundlegende Informati-onen über verschiedenen Themen im Alltag zu liefern. Die Website kann durch offizielle Internetseiten (von Städten, Gemeinden, …) verbreitet werden oder kann direkt der Ausländerbehörde oder Selbstorganisationen von Migranten vermittelt werden.

Kontext des Projekts: Welche Nutzen/Probleme existierten welche es notwendig machten, das Projekt

einzuführen?

Das Projekt spricht den Informationsmangel unter Ausländern an, welche erst vor kurzem nach Deutschland kamen. Durch das Sam-meln von Informationen wird es für die Migranten viel einfacher, sich zu informieren.

Ziele des Projekts Das Hauptziel des Projekts ist es, den Migranten grundsätzliche Informationen über das Leben in Deutschland zu vermitteln. Dadurch werden Migranten dazu ermutigt, damit anzufangen, sich gegenseitig zu informieren und damit die Bedingungen für unabhängiges Han-deln zu schaffen. Gleichzeitig werden Migranten aktiv in das Sam-meln von Informationen mit einbezogen, wodurch sie viel über die Lebensbedingungen in Deutschland und über die deutsche Sprache lernen. Außerdem hat das Projekt weitreichenden Einfluss auf die Deutschen, da sie Informationen darüber erhalten, wer in der Region was erledigt und wo eventuell Kooperationen aufgebaut werden könnten. Von diesem Netzwerk werden auch Migranten langfristig profitieren.

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Die nächsten SchritteBenötigte Zeit um das Projekt

vorzubereiten und einzuführenMan braucht Zeit für die folgenden Schritte:• um Kontaktdaten zu finden und die Kontaktperson von allen ver-

knüpften Organisationen zu erreichen• um grundlegende Informationen zu notieren• um Betroffenenorganisationen von Migranten zu kontaktieren und

herauszufinden, welche Informationen benötigt werden• um Migranten zu finden und in die Entwicklung des Projekts

miteinzubeziehenRessourcen und Kosten Verschiedene Teile des Projekts müssen bezahlt werden:

• Kosten für eine professionelle Website• Kosten für das Personal, das das gesamte Projekt koordiniert• eventuell Kosten für professionelle Übersetzungen

Personal (bezahlt, ehrenamtlich) Die Website sollte von einem Fachmann eingerichtet werden. Da das gesamte Projekt der Koordination von vielen Informationen bedarf, ist Personal zu empfehlen, das für die ganze Projektlaufzeit verantwortlich ist. An der Entwicklung der Inhalte sollten Migranten freiwillig teilnehmen.

Einbeziehung der Migranten in Planung und Umsetzung

Migranten sollten so viel wie möglich in das Projekt involviert wer-den, weil Informationen gesammelt werden, die von ihnen verwen-det werden – also sollten sie entscheiden können, welche Informa-tionen gebraucht werden und wie sie präsentiert werden sollten, um möglichst viele Migranten zu erreichen. Auch für Übersetzungen werden Migranten einbezogen. Selbstorganisationen von Migranten sollten einbezogen werden, um die Verbreitung der Website sicher-zustellen.

Mögliche Hindernisse für die Um-setzung und wie sie überwunden

werden können

Ein Problem könnten die Übersetzungen der Internetseiten darstel-len: professionelle Übersetzer zu finden und genügend finanzielle Mittel zu haben, um sie zu bezahlen. Das Hauptproblem aber wird die Instandhaltung der Website sein, die Aktualität der Informationen auf dem Laufenden zu halten. Eine Lösung könnte sein, den Part-nerorganisationen Verantwortung zu übertragen, damit die Informati-onen wirklich stets die Aktuellsten sind und damit es nicht immer nur einen einzigen Verantwortlichen für die Website gibt.Aber es wird immer noch problematisch sein, wenn die Organisati-onen nicht selbst reagieren.

Benötigte Partner/Unterstützung für das Projekt

Eine große Anzahl von Organisationen, die Dienstleistungen für Mi-granten anbieten, muss involviert werden. Die Organisationen müs-sen kontaktiert und über das Projekt informiert werden. Außerdem sollten Betroffenenorganisationen von Migranten kontaktiert werden.

Auswirkungen auf die Aufgaben/auf das ProjektQuantitative Ergebnisse der

Projekts (wieviele Teilnehmer, wie oft etc.)

Ein quantitatives Projektergebnis könnte sein, wie oft eine Website gelesen wird. Außerdem nehmen Migranten für einen gewissen Zeit-raum an der Projektentwicklung teil.

Mehrwert für die Teilnehmer: wie werden Migranten durch das Pro-

jekt bestärkt?

Migranten werden in Planung und Durchführung miteinbezogen – sie helfen dabei, relevante Informationen zu finden, wodurch sie viel über die Lebensbedingungen in Deutschland herausfinden. Außer-dem treten sie in Kontakt mit anderen Organisationen. Migranten, die die Website lesen, werden dazu ermutigt anzufangen, selbst zu recherchieren. Dadurch werden Bedingungen für unabhängiges Handeln erfüllt.

Mehrwert für die Organisation Der hauptsächliche Mehrwert für die Organisation ist der Kontakt zu verschiedenen Organisationen und daher das Knüpfen eines weiten Netzwerks für Organisationen, die mit Migranten arbeiten.

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ZusammenfassungWarum ist das Projekt

ein gutes Beispiel?Das Projekt ist ein gutes Beispiel, weil es Migranten Informationen für unabhängiges Handeln gibt. Durch die Nutzung des Internets sind die Informationen leicht zugänglich. Zur gleichen Zeit stellt sie nicht nur Informationen für Migranten zur Verfügung, sondern bezieht Migranten auch aktiv in den Prozess der Informationssammlung mit ein.

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Social Boys - MulticulturalPartner: Gemeinsam leben und lernen in Europa e.V.Hauptthema: Talente zeigen: Bewertung und Anerkennung von Fähigkeiten und Kompetenzen der Mi-granten

Daten der OrganisationName Paritätisches Bildungswerk Bundesverband e.V.

Ort Frankfurt a.M.Organisationstyp Gemeinnützige Organisation

Kontakt www.bildungswerk.paritaet.org/

Daten des ProjektsTitel Social Boys - Multicultural

Detaillierte Beschreibung des Projekts

Das Projekt „Social Boys – Multicultural“ war ein freiwilliges Ange-bot für Jungen mit Migrationshintergrund im Alter von 14 bis 16. Die Jungen beteiligten sich daran, indem sie in sozialen Organisationen für ein Jahr helfen, und im Allgemeinen einen Abend pro Woche für ein paar Stunden anwesend sind.Mögliche Organisationen waren Kindergärten, Altenheime oder Be-hinderteneinrichtungen. Die Jungen haben mit den Kindern gespielt, älteren Leuten vorgelesen oder für die Patienten im Krankenhaus kleine Aufgaben erledigt. Die Jungen wurden von freiwilligen Men-toren begleitet, die Treffen in Gruppen von etwa 10 Jungen einmal im Monat organisiert haben, um über die Erfahrungen zu reden, die sie bei der Freiwilligenarbeit und weiteren Angelegenheiten wie professioneller Orientierung, bei der Hilfe zur Antragstellung etc. gemacht haben. Die Jungen erhielten nach 200 Stunden Freiwilli-genarbeit ein Teilnahmezertifikat, die Schulen konnten sich über die Freiwilligenarbeit in ihrem Schulbericht äußern.

Zielgruppe: Wer soll von dem Pro-jekt erreicht werden? Welche Maß-nahmen müssen ergriffen werden?

Die Hauptzielgruppe waren Jungen mit Migrationshintergrund zwischen 14 und 16 Jahren, vor allem Schüler der Hauptschule. Nichtsdestotrotz war das Projekt auch offen für deutsche Jungs und Jungen, die von anderen Schultypen kamen. Die Jungen erreicht man vor allem durch den „Boys‘ Day“. Dieser erfolgt im Rahmen eines bundesweiten Projekts, bei dem Jungen die Möglichkeit hat-ten, einen Tag in einer sozialen Einrichtung zu arbeiten. Jungen, die an diesem Tag teilnahmen, wurden gefragt, ob sie in einer sozialen Organisation auf freiwilliger Basis weiterarbeiten würden. Es gab eine Website, wo Jungen sich für das Projekt einschreiben konnten und das Projekt wurde durch Flyer an Schulen und durch lokale Zei-tungen beworben. Die Mentoren erreichte man hauptsächlich über Freiwilligenagenturen und Universitäten.

Kontext des Projekts: Welche Probleme haben das Aufbauen des

Projekts notwendig gemacht?

Das Projekt adressierte zwei Probleme. Einerseits entscheiden sich die Jungen selten für eine soziale Ausbildung, unter anderem wegen der existierenden Geschlechtertrennung auf dem Arbeitsmarkt und Geschlechtervorurteilen. Ihnen mangelt es oft an Erfahrung mit sozi-aler Arbeit und Pflege. Andrerseits haben Jungen mit Migrationshin-tergrund oft mehr Probleme mit dem deutschen Schulsystem und oft verlassen sie die Schule ohne Abschluss, was in Problemen bei der Integration in den Arbeitsmarkt resultiert.Der Freiwilligendienst richtet sich gleichzeitig auch an die bestehen-de Vorurteile von Jungs, welche sie davon abhalten, einen sozialen Beruf zu ergreifen, und hilft ihnen dabei, soziale und persönliche Kompetenzen zu entwickeln, welche ihnen auf ihrem Weg in die Ar-beitswelt helfen und sie dabei unterstützen, ein aktives Mitglied der Gesellschaft zu werden.

Sammlung von good practices

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Weiterhin profitieren die teilnehmenden sozialen Organisationen von dem Engagement der Jungen und diejenigen Leute, die in den Organisationen betreut werden, von dem Dialog zwischen verschie-denen Altersstufen, Geschlechtern und Kulturen.

Ziele des Projekts Der Freiwilligendienst richtet sich gleichzeitig auch an die bestehen-de Vorurteile von Jungs, welche sie davon abhalten, einen sozialen Beruf zu ergreifen, und hilft ihnen dabei, soziale und persönliche Kompetenzen zu entwickeln, welche ihnen auf ihrem Weg in die Arbeitswelt helfen und sie dabei unterstützen, ein aktives Mitglied der Gesellschaft zu werden. Weiterhin profitieren die teilnehmenden sozialen Organisationen von dem Engagement der Jungen und diejenigen Leute, die in den Organisationen betreut werden, von dem Dialog zwischen verschie-denen Altersstufen, Geschlechtern und Kulturen.

PlanungsschritteBenötigte Vorbereitungs- und

DurchführungszeitDas Projekt “Social Boys – Multicultural” war ein Langzeitprojekt, welches eines längeren Engagements von den Beteiligten bedurfte. Zeit wurde für die folgenden Schritte benötigt:• um die Finanzierung sicherzustellen• um Mentoren zu finden und zu kontaktieren• um soziale Einrichtungen zu finden• um interessierte Jungs zu findenDie Anzahl an Jungen, welche an dem Projekt teilnehmen können, sollte sich an der Zahl der Mentoren und an der Zahl der interessier-ten sozialen Einrichtungen orientieren. Es war einfacher, das Pro-jekt in Regionen durchzuführen, in welchen der „Boys Day“ bereits bekannt war, und wo die Kontakte zu Schulen und sozialen Einrich-tungen bereits existierten.

Mittel und Kosten Das Projekt bedurfte einiger finanzieller Mittel. Ein bezahlter Ange-stellter wurde für die Koordination benötigt. Die Jungen erhielten ein Taschengeld von 30 Euro pro Monat, den freiwilligen Mentoren wurden die Ausgaben gedeckt. Außerdem wurde ein Raum für die monatlichen Treffen und die Mittel für gemeinsame Aktivitäten mit den Jungen benötigt.

Personal (bezahlt, freiwillig) Nachdem viele verschiedene Leute und Aktivitäten koordiniert wer-den mussten, war eine bezahlte Arbeitskraft für die komplette Dauer des Projekts notwendig. Für die ungefähr 40 teilnehmenden Jungen war dies eine Vollzeitkraft. Für je 10 Jungen bedarf es zwei freiwilli-ger Mentoren.

Einbeziehung von Migranten in Planung und Umsetzung

Es wäre wünschenswert, dass Personen mit Migrationshintergrund bereits im Planungsprozess eingesetzt würden. Vor allem die Mi-granten sollten auch Migrationshintergrund haben.

Mögliche Hindernisse für die Umsetzung und Wege,

sie zu umschiffen

Der Hauptfaktor, der die Durchführung hätte hindern können, war der Mangel an Finanzierung. Für das Projekt „Social Boys – Multicu-ltural“ wurden öffentliche Fördermittel gefunden. Ohne diese hätten andere Einkommensquellen, wie z.B. Spenden, gefunden werden müssen. Nachdem Mentoren vor allem an Universitäten gefunden wurden, wäre es in ländlichen Gegenden und kleinen Gemeinden schwierig geworden, genug Mentoren zu finden.Möglicherweise würde eine Zusammenarbeit mit der lokalen Jugend-sozialarbeit dieses Problem beseitigen.

Benötigte Partner/ Unterstützung für das Projekt

Benötigt wurden die teilnehmenden sozialen Einrichtungen und eventuell Freiwilligenagenturen oder andere Ehrenamtsorganisati-onen, um genug Mentoren zu finden.

Sammlung von good practices

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Auswirkungen des Projekts Quantitative Ergebnisse des Projekts (Wie viele

Teilnehmer, wie oft, etc.)

Im Projekt “Social Boys – Multicultural” investierten ungefähr 40 Jungen pro Jahr 200 Stunden jährlich in ehrenamtliche Arbeit. 8 Mentoren begleiteten sie dabei in monatlichen Treffen. Der Großteil der Jungen nahm ein ganzes Jahr an dem Projekt teil.

Zusätzlicher Wert für die Teilnehmer: wie erfahren die

Migranten dadurch Empowerment?

Die teilnehmenden Jungen erfuhren auf mehrfache Art Empower-ment: • sie verbesserten ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt durch Kon-

takte zu Organisationen und durch das Zertifikat• sie erweiterten ihre Sozialkompetenzen und erfahren Wertschät-

zung für ihr Handeln• sie lernten, Verantwortung für jemanden zu übernehmen• sie lernten eine andere Rolle des Mannes kennen (nämlich die in

einem sozialen Beruf)• ihr Horizont bezüglich möglicher Berufe erweiterte sich• sie konnten ihr Deutsch in einem anderen Kontext verbessernAuch für die Mentoren hatte das Projekt einige positiv zu bewertende Endergebnisse: • sie lernten, ihn einem Team zu arbeiten und für jemand anderen

verantwortlich zu seinEin weiterer Punkt zeigte sich vor allem für Mentoren mit Migrations-hintergrund: Sie können anderen, die in der gleichen Position sind wie die Mentoren einmal waren, helfen und ihr Erfahrungswissen teilen.

Zusätzlicher Wert für die Organisation

Der zusätzliche Nutzen für die Organisation ist der Kontakt zu ver-schiedenen Organisationen.

ZusammenfassungWarum ist das Projekt ein gutes

Beispiel?Das Projekt ist ein gutes Beispiel, weil es verschiedene Probleme in einem Projekt zusammenfasst: der Mangel von männlichem Perso-nal in sozialen Berufen und die existierenden Vorurteile, die schwie-rige Situation für Jungen mit Migrationshintergrund im Schulsystem und auf dem Arbeitsmarkt, die Förderung von sozialem Engagement und dem „care for others“, die Lücke zwischen Alter, Kulturen und Geschlechtern. Es war ein gutes Projekt, weil es all diese Themen durch eine besonders praxisorientierte Herangehensweise vereinte, von welcher sämtliche Teilnehmer profitierten.

Was funktioniert? Zu Beginn des Projekts “Social Boys – Multicultural” wurden die Jungen über den “Boys‘ Day” erreicht. Auch funktionierte es sehr gut, eine „After Work Party“ in einem Jugendzentrum zu organisie-ren, bei welcher die Jungen über den Freiwilligendienst informiert wurden. Das Taschengeld spielte eine große Rolle. Es ging dabei jedoch nicht um die Geldmenge, sondern eher darum, dies als Rechtfertigung für die ehrenamtliche Arbeit gegenüber den Freunden zu nutzen.

Sammlung von good practices

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Ausländerbeirat - Advisory counsil of foreigners

Partner: Gemeinsam leben und lernen in Europa e.V.Partner: Ausländerbeirat

Daten der OrganisationKontakt Für weitere Informationen: www.agaby.de

(Agaby ist die Vereinigung der Ausländerbeiräte in Bayern)

Daten des ProjektsTitel “Ausländerbeirat”

In Bayern z.B. in München, Ansbach, Ingolstadt, Nürnberg…Detaillierte Beschreibung

des Projekts“Ausländerbeirat“ oder “Integrationsbeirat“ nennt sich ein offizielles, beratendes Komitee, bestehend aus Menschen mit Migrationshin-tergrund. Es agiert auf lokaler Ebene, um sicherzustellen, dass Interessen und Bedürfnisse der Migranten in einer Gemeinschaft Gehör bekommen.Die Mitglieder werden von der ausländischen Bevölkerung für eine bestimmte Dauer gewählt. Der Ausschuss trifft sich regelmäßig. Er arbeitet mit Lokalpolitikern und –verwaltung zusammen und ist stets in Kontakt mit politischen Parteien, Bürgerrechtsorganisationen und Betroffenenorganisati-onen. Gleichzeitig werden eigenen Projekte und Events veranstaltet.

Zielgruppe: Wer soll von dem Projekt erreicht werden?

Welche Maßnahmen müssen ergrif-fen werden?

Der “Ausländerbeirat” wurde für diejenigen ins Leben gerufen, die keine deutsche Staatsangehörigkeit haben, besonders aber für Nicht-EU-Bürger. Manchmal können auch Menschen, die zwar die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, aber einen Migrationshinter-grund haben (wie z.B. Aussiedler), Teil des Gremiums werden. Mitglieder des Ausländerbeirats müssen von der ausländischen Be-völkerung gewählt werden. Dadurch ist er basisdemokratisch.

Kontext des Projekts: Welche Probleme haben das Aufbauen des

Projekts notwendig gemacht?

Der Ausländerbeirat ist notwendig, da Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit nicht wählen gehen dürfen und dadurch auch nicht in der Politik vertreten werden. Die einzige Ausnahme sind EU-Bürger, denen das Wahlrecht auf kommunaler Ebene zugesprochen wurde. Den besonderen Bedürfnissen und Interessen der Bürger mit Migrationshintergrund wird dadurch nicht ausreichend Rechnung getragen.

Ziele des Projekts Die Hauptziele des Ausländerbeirats sind die folgenden:• Migranten die Möglichkeit geben, am politischen Leben teilzuha-

ben und eine aktive Rolle in ihrer Gemeinde einzunehmen• die Interessen der Migrantengruppen einer bestimmten Region

vertreten und die Lokalabgeordneten in jeglichen Fragen zu der Bevölkerung mit Migrationshintergrund beraten

• Themen bzgl. Migration an die Öffentlichkeit bringen• den interkulturellen Dialog zwischen Migranten und Lokalbevölke-

rung durch eigene Projekte antreiben• Diskriminierung und Vorurteile bekämpfen

PlanungsschritteMittel und Kosten Um die verschiedensten Aufgaben bewältigen zu können, sollten die

Ausländerbeiräte mit genügenden Hilfsmitteln von der Gemeinde unterstützt werden. Idealerweise hat der Ausschuss sein eigenes Büro. Mittel für eigene Projekte sollten zur Verfügung stehen. Außerdem muss der Wahlvor-gang von der Gemeinde bezahlt und organisiert werden.

Personal (bezahlt, freiwillig) Mitglieder des Kommittees arbeiten auf freiwilliger Basis, aber es sollte Personal geben, welches sich um die Koordination der ver-schiedenen Aktivitäten des Gremiums kümmert.

Sammlung von good practices

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Benötigte Partner/ Unterstützung für das Projekt

Für die Durchführung eines Ausländerbeirats gibt es kein allge-meines Gesetz in Bayern, sondern es obliegt komplett dem Willen der Gemeinde. Sie entscheidet auch, wie viele Mittel und Unterstüt-zung das Gremium erhält.

Auswirkungen des ProjektsQuantitative Ergebnisse des Projekts (Wie viele

Teilnehmer, wie oft, etc.)

Die Beiräte variieren bezüglich Größe, Zusammensetzung, Struktur und Prozessmanagement in den verschiedenen Städten.

Zusätzlicher Wert für die Teilneh-mer: wie erfahren die Migranten

dadurch Empowerment?

Migranten erfahren durch den Ausschuss Empowerment, da sie Zu-gang zum politischen Umfeld erhalten. Als aktive Bürger können sie je nach ihren Interessen und Bedürfnissen Abgeordnete wählen. Die gewählten Migranten erhalten die Möglichkeit, mit dem politischen Entscheidungsprozess in Kontakt zu treten, Netzwerke in der Ver-waltung und zwischen verschiedenen Organisationen aufzubauen und eigene Projekte aufzubauen.

Zusätzlicher Wert für die Organisation

Gemeinden profitieren vom Beirat, da sie die Chance bekommen, die Bevölkerung mit Migrationshintergrund zu erreichen. Sie bekom-men neue Denkanstöße und Ratschläge für ihre Entscheidungen.

ZusammenfassungWarum ist das Projekt

ein gutes Beispiel?Die Ausländerbeiräte sind gute Beispiele, da sie dabei helfen, eine Lücke bzgl. der politischen Repräsentation von Migranten zu schließen. Sie sind kein Ersatz für das komplette Recht zu wählen, und das Recht, gewählt zu werden, aber zumindest geben sie den Migranten die Möglichkeit, die Gemeinschaft in der sie leben aktiv mitzugestalten.

Sammlung von good practices

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Arbeitskreis „GemeinsamLebenLernen“

Partner: Gemeinsam leben und lernen in Europa e.V.

Hauptthema: Daten des ProjektsTitel Arbeitskreis „GemeinsamLebenLernen” – Netzwerktreffen

Detaillierte Beschreibung des Projekts

Das Netzwerktreffen ist ein kurzer jährlicher Workshop, offen für alle Organisationen in einer bestimmten Region. Es geht um Themen wie Integration, interkultureller Austausch oder Antirassismus. Die Organisationen bekommen die Möglichkeit, einander zu treffen, neue Netzwerke aufzubauen und die Arbeit der anderen kennenzulernen. Außerdem wird der Workshop genutzt, um neue, innovative Ideen für weitere geplante Projekte zu finden. Der Aufbau des Treffens sieht folgendermaßen aus:1. Kurze Präsentation von jeder Organisation2. Ideensammlung zu den folgenden Fragen: Was fehlt der Region,

um eine erfolgreiche Integration zu ermöglichen? Durch welche Projekte kann dies erreicht werden?

Danach wird von den Teilnehmern über die Ideen abgestimmt.3. Diskussion der Ideen: Zwei oder drei Ideen, welche die meisten

Stimmen erhalten haben, werden in kleineren Gruppen diskutiert und ein ungefährer Umsetzungsplan wird entwickelt. Die Ergeb-nisse werden danach der ganzen Gruppe vorgestellt.

Zielgruppe: Wer soll von dem Projekt erreicht werden?

Welche Maßnahmen müssen ergriffen werden?

Die Hauptzielgruppe sind Organisationen wie Regionalverwaltungen, soziale Organisationen und Verbände wie Betroffenenorganisationen von Migranten. Eine große Vielfalt von teilnehmenden Organisati-onen wird begrüßt, da das Meeting auch die Vielfalt von Engage-ment in der Region zeigen soll. Außerdem dürfen auch interessierte Privatpersonen teilnehmen. Die Organisationen werden via E-Mail eingeladen.

Kontext des Projekts: Welche Probleme haben

das Projekt notwendig gemacht?

Oft gibt es in einer Region viele Organisationen, welche sich mit dem Thema des Zusammenwohnens von Menschen verschiedener Nationalitäten und Kulturen beschäftigen. Meist kennen sich diese jedoch nicht.

Ziele des Projekts Das Treffen soll aufzeigen, wer in der Region zu welchem Thema arbeitet. Es gibt Organisationen die Chance, einander kennenzuler-nen. Dies fördert Kooperationen und hilft dabei, Doppelangebote zu verhindern. Dadurch können die oft sehr geringen Mittel effektiver genutzt werden.

PlanungsschritteBenötigte Vorbereitungs- und

DurchführungszeitDer Aufwand ist auch für eine kleine Organisation machbar. Eine List von relevanten Organisationen und Kontaktdaten muss erstellt wer-den. Einladungen müssen versandt werden und die Organisationen müssen vor dem Treffen via Telefon kontaktiert werden. Das Treffen selbst muss geplant und organisiert werden, und nach dem Treffen müssen Protokolle gemacht und verteilt werden. Außerdem sollte das Treffen über Öffentlichkeitsarbeit (Pressemittei-lungen etc.) bekannt gemacht werden.

Mittel und Kosten Sehr wenig. Ein ausreichend großer Raum sollte gestellt werden, außerdem einige Materialien.

Personal (bezahlt, freiwillig) Sämtliche Arbeit wird auf ehrenamtlicher Basis erledigt.Einbeziehung von Migranten in

Planung und UmsetzungBei der Planung des Treffens können Migranten eingesetzt werden, aber es ist noch wichtiger, dass diese an dem Treffen teilnehmen, damit ihre Stimme als Repräsentanten ihrer Organisation gehört werden kann. Deshalb sind vor allem Betroffenenorganisationen von Migranten ein wichtiger Teil des Treffens.

Sammlung von good practices

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Mögliche Hindernisse für die Umsetzung und Wege,

sie zu umschiffen

Die Organisationen nur über E-Mails einzuladen reicht nicht aus, um eine hohe Teilnehmerquote zu erreichen. Zusätzlicher persönlicher Kontakt über das Telefon ist hierfür absolut notwendig.

Benötigte Partner/ Unterstützung für das Projekt

Je mehr Partner das Treffen unterstützen, umso mehr wird die Öffentlichkeit aufmerksam und umso größer wird der Reiz für die Organisationen, zu kommen.Der Raum kann z.B. von der Regionalverwaltung oder der Volks-hochschule gestellt werden, um zu zeigen, dass das Engagement der Organisationen willkommen ist.

Auswirkungen des ProjektsQuantitative Ergebnisse des Projekts (Wie viele

Teilnehmer, wie oft, etc.)

Das Treffen findet einmal jährlich statt. An dem von Gemeinsam leben und lernen in Europa organisierten Treffen nahmen 30 Or-ganisationen teil. Für die neuen Projekte sind noch weitere Treffen derjenigen Organisationen notwendig, welche Interesse an der Wei-terführung gezeigt haben.

Zusätzlicher Wert für die Teilnehmer: Wie erfahren

die Migranten dadurch Empowerment?

Migranten werden als Vertreter von Organisationen eingeladen und dadurch als engagierte Bürger wahrgenommen. Dadurch erhalten sie die Chance, in Kontakt zu anderen Organisationen zu treten. Außerdem ziehen Migranten Nutzen aus den positiven Effekten, da auch die Angebote der einzelnen Organisationen besser koordiniert werden können.

Zusätzlicher Wert für die Organisation

Der Nutzen für die Organisation ist sehr hoch, wenn man ihn in den Vergleich mit dem Aufwand setzt. Man kommt in Kontakt mit sämt-lichen anderen wichtigen Organisationen, welche im gleichen Pro-blemfeld arbeiten, und kann diese neuen Kontakte zur Durchsetzung von weiteren Projekten einsetzen.

ZusammenfassungWarum ist das Projekt ein gutes

Beispiel?Das Projekt ist ein gutes Beispiel, da mit sehr wenigen Ressourcen große Auswirkungen bei den Organisationen, welche sich mit Inte-gration befassen, erreicht werden können. Jeder kann von diesen neuen Netzwerken stark profitieren.

Was funktioniert? Die Treffen sollten eine stark organisierte Tagesordnung haben, da es sonst durch die Größe der Gruppe sehr unproduktiv werden kann. Es sollte von einem kompetenten Moderator geleitet werden, wel-cher sich darum kümmert, dass alles im vorgegebenen Zeitrahmen geschafft wird. Gleichzeitig soll er sich darum kümmern, dass jeder die Möglichkeit erhält, seine Ideen zu äußern, und dass die Ergeb-nisse am Ende klar dargestellt werden.

Was funktioniert nicht? Die Größe der Gruppe ist wichtig für das Ergebnis des Treffens – wenn es zu viele teilnehmende Organisationen gibt, dauert das Treffen zu lang und die Kleingruppen werden zu groß für effektives Arbeiten sein. Andererseits sollte es auch eine gewisse Mindestan-zahl an Organisationen geben, da sonst der Aspekt des Netzwer-kaufbauens nicht gegeben ist. Für eine größere oder kleinere Grup-pe sollte das Projekt deshalb angepasst werden.

Sammlung von good practices

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KulturlotsinnenPartner: BFI OÖHauptthema: Immigranten veranstalten Touren in der Stadt und teilen ihren Alltag mit der Lokalbevölkerung und Touristen und fördern so interkulturellen Kontakt und Verständnis.

Daten der OrganisationName BFI OÖ

Ort LinzOrganisationstyp Berufsbildungseinrichtung

Kontakt [email protected] des Projekts

Titel KulturlotsinnenDetaillierte Beschreibung

des ProjektsDas BFI Oberösterreich entwickelte das Projekt ursprünglich für Linz, als diese Stadt im Jahr 2009 europäische Kulturhauptstadt wurde. Zwölf weibliche Immigranten lernten, Führungen durch die Innen-stadt zu geben und Einheimischen und Touristen einen Einblick in ihr Alltagsleben zu gewähren.Vorher besuchten die Migrantinnen ein ressourcen- und prozessori-entiertes Empowerment-Trainingsprogramm.Die Stadtführungen waren ein großer Erfolg und das Projekt wurde 2009 mit dem Österreichischen Staatspreis für Erwachsenenbildung in der Kategorie „Innovation“ geehrt.Jetzt finden die Führungen erneut statt.

Zielgruppe: Wer soll von dem Projekt erreicht werden?

Welche Maßnahmen müssen ergrif-fen werden?

• Trainer im Bereich des Empowerment bei interkulturellen Kontex-ten

• bereits ausgebildete und sozial kompetente Migrantinnen und/oder Einwohner mit einem anderen kulturellen Hintergrund (können durch Betroffenenorganisationen von Migranten erreicht werden)

• Lokalbewohner und Touristen, welche an den Stadtführungen teilnehmen (z.B. können Informationen über die Stadtführungen in Tourismusbüros verteilt werden)

Kontext des Projekts: Welche Probleme haben das Aufbauen des

Projekts notwendig gemacht?

Kulturlotsen behandelt die schwierige Aufgabe, für viele hochqua-lifizierte Einwanderer in der EU – vor allem für Frauen – passende Arbeitsstellen, entsprechend ihrer Qualifikationen, zu finden. Gleich-zeitig adressiert das Projekt den Bedarf an interkulturellem Dialog, um das Verständnis zu fördern und das Wissen um die Wichtigkeit der sprachlichen und kulturellen Unterschiede in Europa zu unter-streichen.

Ziele des Projekts Interkultureller Kontakt und gegenseitiges Verständnis sind das Hauptziel des Projekts.Das Ziel der Teilnehmer ist es, Selbstbewusstsein zu erlangen und Pläne für ihr festes Leben in Österreich zu entwerfen.

PlanungsschritteBenötigte Vorbereitungs- und

Durchführungszeit8 Monate, jeweils am Abend und an den WochenendenWie schon in 2009 besuchen die Kulturlotsinnen vorher ein Trai-ningsprogramm. Währenddessen leiten sie die „interkulturellen Stadtführungen“ oder bringen ihr Kulturwissen in Museumsführungen ein. Weiterhin wird Zeit benötigt, um mit den potentiellen Führern in Kontakt zu treten, Einheimsche und Touristen zu informieren; mit anderen Worten: um Teilnehmer anzulocken und die Führungen abzuhalten.Informationsmaterial muss vorbereitet werden. Flyer könnten in Tourismusbüros verteilt werden und eine Webseite könnte sämtliche Interessenten online informieren.

„Culture pilots“ Project ist nicht da!!

Sammlung von good practices

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Mittel und Kosten • Kosten für das Training der Migranten• Flyer und Broschüren für die Stadtführungen

Personal (bezahlt, freiwillig) Lehrer für Kommunikation und Persönlichkeitskompetenzen, die die Führer bei den Vorbereitungen unterstützen; einen Reiseführer, der die Grundlagen im Führungen-Geben lehren kann; einen Trainer für die „Kompetenzworkshops“.

Einbeziehung von Migranten in Planung und Umsetzung

Die Migranten werden sehr stark mit einbezogen, sowohl im Pla-nungsprozess als auch in der Umsetzung, da sie ihre eigene Tour selbstständig – jedoch mit Unterstützung – organisieren und sie auch selbst durchführen (evtl. auch mit Hilfe, da dies aufgrund von Sprachproblemen notwendig sein kann).

Mögliche Hindernisse für die Um-setzung und Wege, sie zu umgehen

Ein mögliches Hindernis können die Sprachkenntnisse sein. Deshalb müssen die Kulturlotsinnen sorgfältig ausgewählt werden. Außerdem werden die Migranten auf das Sprechen vor größeren Gruppen vorbereitet und sollten offen und aufmerksam gegenüber anderen Kulturen sein.

Benötigte Partner/ Unterstützung für das Projekt

(Unterstützendes) Personal wird für das Training der Kulturlotsen benötigt, sowie eventuell als Hilfe während den ersten Touren.Museen, die Touren mit den Kulturlotsinnen anbieten.Das Programm wird finanziert vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur (BmUKK), sowie dem Land Oberösterreich.

Auswirkungen des ProjektsQuantitative Ergebnisse des

Projekts (Wie viele Teilnehmer, wie oft, etc.)

Projektdauer: 14.10.2011 – 06.07.2012 (166 Trainingseinheiten, 20 moderierte Bezugsgruppenstunden, 13 Stunden Einzeltraining)Kurs: Teilnehmer: ungefähr 12Führungen: keine Beschränkungen. Im besten Fall jedoch 15 bis 20 Teilnehmer je Tour.

Zusätzlicher Wert für die Teilnehmer: wie erfahren die

Migranten dadurch Empowerment?

Die teilnehmenden Migranten können neue Fähigkeiten entwickeln und von der Kooperation zwischen Berufsausbildung, Training und der Berufswelt profitieren. Außerdem wird interkultureller Kontakt und interkulturelles Verständ-nis ermutigt, da die Führer ihre eigene Version der Stadt zeigen können und dadurch anderen helfen, ihr Leben zu verstehen. Da-durch können sie eine aktive Rolle im Projekt einnehmen und gegen Rassismus kämpfen.Sie erfahren Empowerment dadurch, dass sie in den Workshops weitere Qualifikationen erwerben: • Führungen vorbereiten (Projektmanagement)• Informationen vor Gruppen präsentieren• Sprachfähigkeiten und Rhetorik werden verbessert• interkulturelles Bewusstsein und Schlüsselqualifikationen

Zusätzlicher Wert für die Organisation

Nachdem die Stadtführungen im Jahr 2009 ein großer Erfolg waren und das Projekt mit dem Österreichischen Staatspreis für Erwachse-nenbildung geehrt wurde, könnte dies positive PR für die Organisati-on bedeuten. Auch hilft das Projekt dabei, Kontakte und Kooperationen mit ande-ren Organisationen zu intensivieren.

ZusammenfassungWarum ist das Projekt ein gutes

Beispiel?Das Projekt gilt als gutes Beispiel, da die Migranten viele Kompe-tenzen entwickeln, ihre persönliche Perspektive weitergeben und Rassismus bekämpfen können. Das Projekt ist auch in anderen Ländern gut umsetzbar.

Was funktioniert? Der persönliche Anklang des Projekts und die emotionale Involvie-rung der Teilnehmer. Sie erlangen Selbstbewusstsein, reaktivieren das Wissen und Potential, welches eventuell schon als vergessen galt, bekommen neue Ideen bzgl. ihrer Zukunft in Österreich und können weiterhin im kulturellen Bereich arbeiten.

Sammlung von good practices

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Was funktioniert nicht? Wie bereits erwähnt kann es zu Sprachproblemen kommen. Das Projekt benötigt viel Zeit und es ist sehr schwierig für arbeitende Frauen, alle Seminare und Workshops zu besuchen.

Appendix: More information about this project e.g. website, blogs, audiovisual or printed material: http://www.bfi-ooe.at/bfiweb/culture-pilots-kulturlotsinnen.html

Sammlung von good practices

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HEX. HauptschulexternistenprüfungPartner: BFI OÖHauptthema: Erwerb des Hauptschulabschlusses, um Zugang zum Arbeitsmarkt zu erhalten

Daten der OrganisationName BFI OÖ

Ort BFI OÖ in Wels (Lichteneggerstr. 101, 4600 Wels)BFI OÖ in Steyr (Tomitzstr. 7, 4400 Steyr)BFI OÖ in Linz (Raimundstr. 3-5, 4020 Linz)

Organisationstyp BerufsbildungseinrichtungKontakt Gabrianos Haddad

Tel. +43 732 6922-0 [email protected]

Vorstellung des ProjektsTitel HEX. Hauptschulexternistenprüfung

Detaillierte Beschreibung des Projekt

Das HEX-Programm hilft Jugendlichen und Erwachsenen mit Migra-tionshintergrund, sich für ihre Abschlussprüfung im Rahmen ihrer Sekundarausbildung vorzubereiten.

Bestandteile sind:• Unterricht in den Hauptfächern Deutsch, Mathematik und Englisch• Unterricht in 3 zusätzlichen Modulen:

a) Wissenschaft/Technologieb) Kunst/Kultur/Kreativitätc) Wirtschaft/Gesellschaft/Politik

• Vorbereitung für die Abschlussprüfung ihrer Sekundarausbildung• Kurse für Deutsch als Fremdsprache (für diejenigen, welche Un-

terstützung brauchen), Unterstützung beim LernenDie Mitglieder dieses Projekts waren auch bei der Entwicklung eines neues, kompetenzorientierten Lebenslaufes involviert, genau so wie bei der Entwicklung von Bewertungsalternativen von Seiten des Ministeriums für Bildung, Kunst und Kultur.

Zielgruppe: wer sollte von dem Projekt erreicht werden?

Welche Maßnahmen müssen ge-troffen werden?

Die Zielgruppe sind Jugendliche nach der Pflichtschuldauer und Erwachsene mit Migrationshintergrund mit keinem (oder einem schlechten) Abschlusszeugnis.Mögliche Maßnahmen, um sie zu erreichen: • Orte, an welchen sie ihre Freizeit verbringen (Jugendzentren,

Parks)• Multiplikatoren, die andere informieren• Informationsordner in Arbeitsagenturen• über den Arbeitsmarktservice Österreich

Kontext des Projekts: Welche Probleme haben das Aufbauen des

Projekts notwendig gemacht?

Kein Abschlusszeugnis zu haben erschwert die Arbeitssuche sehr. Dieser Umstand kann ein großes Problem für das Selbstbewusstsein von Migranten und dadurch auch für ihr soziales Umfeld werden. Hohe Arbeitslosenquoten sind ein Problem für die ganze Gesell-schaft.

Ziele des Projekts Leute auf ihren Abschluss einer weiterführenden Schule vorzube-reiten, ihre Kenntnisse der deutschen Sprache verbessern und eine Arbeitsstelle zu bekommen.

Sammlung von good practices

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PlanungsschritteBenötigte Vorbereitungs- und

Durchführungszeit• ein Lehrplan muss entwickelt oder vom Ministerium vorgegeben

werden• Lehrer müssen eingestellt werden• die Zielgruppe muss informiert warden• passende Räumlichkeiten und Lehrmaterialien werden benötigt

Mittel und Kosten Lehrer, Trainer, Miete, LehrmaterialienPersonal (bezahlt, freiwillig) • Lehrer für alle Module

• Trainer für individuelle Hilfestellungen und andere Probleme• Koordination

Einbeziehung von Migranten in Planung und Umsetzung

Ja, in sämtlichen Aktivitäten (Entwicklung eines Bildungsplanes, Training und Koordination)

Mögliche Hindernisse bei der Um-setzung und Wege, sie zu umgehen

Unterstützung durch die Regierung erhalten

Benötigte Partner/ Unterstützung für das Projekt

Die Regierung und die Provinzen haben eine Übereinstimmung darüber, kostenlose Kurse zum Erreichen eines Abschlusses anzu-bieten

Auswirkungen des ProjektsQuantitative Ergebnisse des

Projekts (Wie viele Teilnehmer, wie oft, etc.)

Zwischen 2008 und 2012 wurden 11 Kurse durchgeführt. 130 Teil-nehmer erhielten ihr Abschlusszeugnis.

Zusätzlicher Wert für die Teilneh-mer: wie erfahren die Migranten

dadurch Empowerment?

Ein Abschlusszeugnis zu haben erhöht die Chancen, einen Ausbil-dungs- oder Arbeitsplatz zu finden. Für weiterführende Bildung in Berufsakademien benötigt man ein solches Zertifikat.Teilnehmer haben die Möglichkeit, erneut zu lernen, während ihnen dabei geholfen wird, Arbeit zu finden.

Zusätzlicher Wert für die Organisation

BFI OÖ ist der größte Anbieter für den zweiten Bildungsweg in Obe-rösterreich. Das Projekt HEX gehört dazu.

ZusammenfassungWarum ist das Projekt ein gutes

Beispiel?Abschlusszeugnisse sind eine Notwendigkeit, um auf dem Arbeits-markt konkurrieren zu können. Training anzubieten, damit die Teilnehmer dieses Ziel erreichen können, ändert das Leben von Menschen grundlegend.

Was funktioniert gut? Das professionelle Training und der Beratungsdienst innerhalb des Projekts in Kooperation mit Schulen und unterstützenden Organisa-tionen.

Was funktioniert nicht? In Österreich ist die Anerkennung von ausländischen Diplomen ge-nerell ein großes Problem.

Weitere Informationen:http://www.bfi-ooe.at/bfiweb/hex-lehrgaenge-hauptschulexternistenpruefung.html (Pflichtschulabschluss)

Sammlung von good practices

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Kompetenzwerkstatt

Partner: BFI OÖHauptthema: Das Problem der Nichtanerkennung der Qualifikationen von Immigranten auf dem österrei-chischen Arbeitsmarkt bekämpfen.

OrganisationsdatenName BFI OÖ

Ort BFI OÖ in Linz (Bulgariplatz 13)Organisationstyp Berufsbildungseinrichtung

Kontakt Werner [email protected]

Vorstellung des ProjektsTitel Kompetenzwerkstatt

Detaillierte Beschreibung des Projekts

Immigranten stehen häufig vor der Problem, dass ihre Qualifikati-onen und Kompetenzen, die in den Heimatländern erworben worden sind, in Österreich nicht anerkannt werden. Dies führt zu Diskrimi-nierung im Beruf. Das Projekt nimmt sich dieses ungelösten Pro-blems an. Es bieten Gelegenheiten für Migranten, sich mit ihrer Berufsbiografie auseinanderzusetzen, ihre Stärken und Fähigkeiten zu identifizieren und Schlüsselkompetenzen zu entwickeln (basierend auf dem Fall-management-Vorgehen).Die Aktivitäten des Projekt beinhalten:• Coaching• Entwicklung eines Kompetenzportfolios auf der Basis von Biogra-

fien der Teilnehmer• Workshops • Praktika• Berufsberatung/Joborientierung• Individuelle BeratungDie Auswertung der Ergebnisse und Werkzeuge wird veröffentlicht.

Zielgruppe: Wer soll vom Projekt erreicht werden?

Welche Maßnahmen müssen ergriffen werden?

Migranten (50% männlich / 50% weiblich)Die Teilnehmer werden über den Arbeitsmarktservice Österreich und über Selbstorganisationen von Migranten erreicht.

Kontext des Projekts: Welche Probleme haben das Aufbauen des

Projekts notwendig gemacht?

100.000 Menschen immigrieren jedes Jahr nach Österreich und brin-gen Arbeitspotenzial mit sich. Leider werden die Qualifikationen von Migranten oft komplett missachtet.Sie werden oft unter ihrem Bildungsniveau eingesetzt, obwohl dieses im Durchschnitt oft höher als das von Österreichern ist. Dadurch werden wertvolle Ressourcen für Gesellschaft und Arbeitsmarkt verschwendet.Für die Individuen bedeutet dies eine Missachtung ihrer Fähigkeiten, welche ihr Leben sowohl auf wirtschaftlicher als auch auf psycholo-gischer Ebene beeinflusst. Ein geringes Einkommen hat Langzeiteffekte, wie bspw. der Man-gel an sozialer Sicherheit, ein abnehmender Lebensstandard und Demütigung.Der Grund, weshalb die Qualifikationen missachtet werden, ist oft auf einen Mangel an Glaubwürdigkeit zurückzuführen. Immigranten schaffen es kaum, ihre Kompetenzen gut zu vermarkten.

Ziele des Projekts Das Projekt versucht, die Stellenvermittlung gemäß den Qualifika-tionen des Immigranten zu verbessern. Das Abwerten von Fähig-keiten mitsamt sämtlicher Effekte sollte generell reduziert werden; gleichzeitig soll jedoch auch die Akzeptanz von Migranten auf dem Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft gefördert werden.

Sammlung von good practices

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Zu guter Letzt ist es das Ziel des Projekts, Menschen ihre eigenen Stärken ins Gedächtnis zu rufen und ihnen beizubringen, ihre Fähig-keiten besser zu vermarkten.

PlanungsschritteBenötigte Vorbereitungs- und

DurchführungszeitVorbereitungszeit: 9 MonateDurchführungszeit: 10 Monate

Mittel und Kosten Das Projekt wird sowohl vom europäischen Sozialfonds als auch vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales finanziert.

Personal (bezahlt, freiwillig) Das Personal braucht viel Wissen über die Regelungen zur Anrech-nung von Fähigkeiten und Kompetenzen in Österreich.

Einbeziehung von Migranten in Planung und Umsetzung

Teilnehmer sind am Planungsprozess nicht beteiligt, sind jedoch im Durchführungsprozess stark involviert. In diesem Fall bedeutet Fallbetreuung eine individuelle Herange-hensweise an Entwicklung, Anpassung und Realisierung einer erfolgreichen Integration in den Arbeitsmarkt. Die Herangehensweise der Fallbetreuung konzentriert sich auf Em-powerment, Qualität, Kundenorientierung und Effizienz.

Mögliche Hindernisse für die Um-setzung und Wege, sie zu umgehen

Unzureichende Präsentation von den Qualifikationen einer Person und erdrückende Bürokratie können sich als Hindernisse herausstel-len.

Benötigte Partner/ Unterstützung für das Projekt

Relevante Interessensvertreter werden in den Arbeitsprozess mit involviert. Partner sind:

Soziale Einrichtungen wie die Bundesarbeitskammer, Wirtschafts- und Handelsunionen, regionale Volksschulen und Arbeitsmarkt-service.

Auswirkungen des ProjektsQuantitative Ergebnisse des Projekts (Wie viele Teilnehmer, wie oft, ...)

Das Projekt wurde für 100 Teilnehmer gestaltet.

Zusätzlicher Wert für die Teilneh-mer: wie erfahren die Migranten

Empowerment?

Das Empowerment von Migranten ist immens, da sie einen Job finden, welcher zu ihren Qualifikationen passt. Sie können ihr Po-tential zeigen anstatt die Aberkennung ihrer Fähigkeiten ertragen zu müssen.Außer den finanziellen Nutzen wird auch die soziale Integration der Immigranten verbessert.

Zusätzlicher Wert für die Organisation

Sowohl die Organisation als auch die ganze Gesellschaft profitieren von den hochqualifizierten Immigranten und deren Arbeitskraft.Weiterhin zieht die Organisation zusätzlichen Nutzen aus dem Projekt, da Maßnahmen und Prozesse dokumentiert werden und die Evaluationsergebnisse und –maßnahmen bereitgestellt und später erneut verwendet werden können.

ZusammenfassungWarum ist das Projekt

ein gutes Beispiel?Das Projekt ist ein gutes Beispiel, da die Migranten nicht nur neue Kompetenzen erwerben, sondern das Projekt sich vor allem darauf konzentriert, Arbeitsplätze zu finden, welche vor allem den Kompe-tenzen entsprechen, die die Migranten bereits besitzen.Eine Beschäftigung, welche den Fähigkeiten des Arbeitnehmers ent-spricht, ist wichtig für die persönliche Zufriedenheit. Weiterhin hilft sie dabei, einen gewissen Lebensstandard zu erreichen und verbessert die Sozialintegration von Immigranten.

Was funktioniert nicht? Erdrückende Bürokratie und schlechte Darstellung der Qualifikati-onen der Migranten verhindern eine erfolgreiche Arbeitsvermittlung.

http://www.bfi-ooe.at/bfiweb/kompetenzwerkstatt.html

Sammlung von good practices

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learn@work

Partner: BFI OÖHauptthema: Dieses Projekt bietet vorbereitende Kurse im Einzelhandel und in Heilberufen für Migranten an, damit diese wieder in ihrem Berufsfeld arbeiten können.

Daten der OrganisationName BFI OÖ

Ort BFI OÖ in Wels (Roseggerstraße 14, 4600 Wels)BFI OÖ in Linz (Edlbacherstraße 17, 4020 Linz)

Organisationstyp Gemeinnützige OrganisationKontakt [email protected]

Vorstellung des ProjektsTitel learn@work

Detaillierte Beschreibung des Projekts

learn@work bietet einige vorbereitende Kurse an, entweder im Bereich des Einzelhandels oder in Heilberufen. Beide Programme helfen dabei, die Teilnehmer für eine gute Berufslaufbahn zu qua-lifizieren, da sie Praxiswissen und –erfahrungen in Bezug auf ihre Arbeit sammeln.Zusätzlich angeboten werden Kurse in Informations- und Kommuni-kationstechnologie, interkulturellen Kompetenzen, Bewerbungstrai-ning und Vermittlungshilfe.Sämtliche Kurse beinhalten mindestens 75 Stunden Praxiserfahrung in der zukünftigen Branche des Migranten.

Zielgruppe: Wer soll von dem Pro-jekt erreicht werden?

Welche Maßnahmen müssen ergrif-fen werden?

Zugelassene Flüchtlinge und Personen mit einem einstweilig ange-nommenen Asylantrag mit guten Deutschkenntnissen (A2-Niveau).Die Teilnehmer werden von den Arbeitsagenturen in Linz und Wels geschickt.

Kontext des Projekts: Welche Probleme haben das Aufbauen des

Projekts notwendig gemacht?

Viele Migranten sind gut ausgebildet, aber ihr Studienfach und ihre Ausbildung werden in Österreich nicht anerkannt. Das führt dazu, dass viele Migranten keine Arbeitsstelle bekommen, welche zu ihren Qualifikationen passt. Dieser Umstand hat negative Effekte auf ihr Selbstbewusstsein und das Wirtschaftssystem verpasst fähige Arbeitskräfte.

Ziele des Projekts Das Ziel ist es, eine Basis für nachhaltige Integration im Arbeitsmarkt aufzubauen. Dieses Ziel kann über das Anbieten von Kursen in den o.g. Bereichen erreicht werden. Die Teilnehmer sollen ihre fachlichen Kompetenzen sowie ihre Sprachkenntnisse verbessern. Soziale und interkulturelle Kompe-tenzen sollen entwickelt werden. Individuelles Coaching hilft da-bei, über die nächsten Schritte zu entscheiden. Bis zum Ende des Kurses über Einzelhandel sollten sich die Teilnehmer entschieden haben, in welchem Bereich sie arbeiten wollen. Im besten Fall finden die Migranten dann auch Arbeit in eben diesem Bereich. Im Kurs zu Heilberufen sollen die Migranten auf eine Berufsausbil-dung vorbereitet werden. (Zumindest sollten sie sich für einen Job qualifizieren, welcher die Lebenshaltungskosten deckt.)

PlanungsschritteBenötigte Vorbereitungs- und

DurchführungszeitIm besten Fall 1-2 Monate, um die Gruppe zusammenzustellen6 Monate Kursdauer (3-4 Wochen Praxiserfahrungen)35 Stunden pro Woche (Personal)

Mittel und Kosten Das BFI hat ein Kompetenzzentrum im Bereich der Migration, Inte-gration und von interkulturellen Aktivitäten. Erfahrung und Expertise, welche in früheren Projekten gesammelt wurden, können gut in neu-en Projekten genutzt werden. Um einen hohen Standard zu gewähr-leisten, gibt es auch ein Trainingscenter für das Personal.

Sammlung von good practices

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Personal (bezahlt, freiwillig) Hochqualifizierte und engagierte Trainer werden benötigt. (für Deutsch, ICT; besondere Trainer für z.B. Gabelstaplerfahren und Gesundheitswesen)

Einbeziehung von Migranten in Planung und Umsetzung

Die Migranten planen zwar nicht das Projekt, aber sie nehmen teil und profitieren davon.

Mögliche Hindernisse für die Um-setzung und Wege, sie zu umschif-

fen

Bei diesem Projekt gibt es kaum Risiken. In der Vergangenheit gab es jedoch Probleme, die Anzahl an Teilnehmenden vorauszusagen.Eine weitere Schwierigkeit ist es, genug gutausgebildete Trainer zu finden.

Benötigte Partner/ Unterstützung für das Projekt

Dieses Projekt ist in ein Netzwerk eingebettet.Partner sind:• Arbeitsmarktservice Österreich• Lokale NGOs• Unternehmen (bzgl. Praktika und Exkursionen)

Auswirkungen des ProjektsQuantitative Ergebnisse des

Projekts (Wie viele Teilnehmer, wie oft, etc.)

Das Projekt ist für 38 Teilnehmer in Oberösterreich (Linz, Wels) ausgelegt. Projektbeginn: 01.01.2012Projektende: 31.12.2012

Zusätzlicher Wert für die Teilnehmer: wie erfahren die

Migranten dadurch Empowerment?

Die ergriffenen Maßnahmen basieren auf den Möglichkeiten und Anforderungen des Arbeitsmarktes und berücksichtigen die Qualifi-kationen und Fähigkeiten der Teilnehmer. Zusätzlicher Wert: Teil dieser Gruppe zu sein für 6 Monate verbes-sert Sozialkompetenzen, Teamwork und führt Alltagsroutinen ein (früh aufstehen, pünktlich sein).

Zusätzlicher Wert für die Organisation

Die Organisation kann von den aufkommenden Problemen lernen und dadurch künftige Projekte verbessern.

ZusammenfassungWarum ist das Projekt ein gutes

Beispiel?Dieses Projekt ist ein gutes Beispiel, da es Migranten dabei hilft, Teil des Arbeitsmarktes zu werden, und hebt gleichzeitig die Chance der sozialen Integration.

Was funktioniert? Deutsch verbessern (viele von ihnen sind hochmotiviert, da sie die B1-Prüfung bestehen wollen), Praktika, während man noch von einem Coach betreut wird (für einige ist es das erste Mal in Öster-reich, und sie würden sich all dies allein nicht zutrauen), das Beste-hen von Prüfungen (Gabelstapler, Lizenz, um in einem Lagerhaus arbeiten zu können)

Was funktioniert nicht? Eine Gruppe, welche in diesem Feld arbeiten möchte und gleichzei-tig gute Deutschkenntnisse hat, zu finden

http://www.bfi-ooe.at/bfiweb/fachwerkstatt.html

Sammlung von good practices

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MESO6

Partner: BFI OÖHauptthema: MESO6 bietet anerkannten Flüchtlingen und Menschen mit befristetem Asyl die Möglichkeit, sich für das Arbeitsleben in Österreich vorzubereiten (Sprachkurse, Berufsausbildungen, Bewerbungstraining)

Daten der OrganisationName BFI OÖ

Ort BFI OÖ in Linz (Raimungstraße 3) Organisationstyp VET provider

Kontakt [email protected] des Projekts

Titel MESO6Detaillierte Beschreibung

des ProjektsDas Programm beinhaltet Sprachkurse für Personen mit geringen Deutschkenntnissen, Sprachkurse mit einem zusätzlichen Zertifikat (ÖSD Prüfung, A2- und B1-Niveau), einen Anschub im Bereich der sozialen und interkulturellen Kompetenzen, Unterstützung beim Ler-nen und Coaching für externe Kurse (z.B. Gabelstaplerführerschein), ICT Fähigkeiten, Hilfe bei der Berufsorientierung und Bewerbungs-training, Exkursionen.

Zielgruppe: Wer soll vom Projekt erreicht werden? Welche Maßnah-

men müssen ergriffen werden?

Zugelassene Flüchtlinge und Menschen mit befristetem Asyl können teilnehmen. Kontakt wird über Flüchtlingszentren, Selbstorganisationen von Mi-granten und den Arbeitsmarktservice hergestellt.

Kontext des Projekts: Welche Probleme haben das Aufbauen des

Projekts notwendig gemacht?

Sprachbarrieren und Schwierigkeiten bei der Bewerbung hindern gerade diese Zielgruppe oft daran, eine Arbeit zu finden. Dies wiede-rum hat einen Effekt auf ihr persönliches Leben, da sie kaum einen angemessenen Lebensstandard erreichen können. Weiterhin stellt eine hohe Arbeitslosenquote ein Problem für die ganze Gesellschaft dar und Arbeitskraft geht verloren.

Ziele des Projekts Das Projekt möchte die Teilnehmer für den Arbeitsmarkt vorbereiten.Planungsschritte

Benötigte Vorbereitungs- und Durchführungszeit

Das Projekt muss sorgfältig vorbereitet werden. Lehrpersonal wird benötigt. Das Vorbereiten der Lehrmaterialien benötigt einige Zeit.

Mittel und Kosten Die wichtigste Ressource ist Zeit, um den Kurs entsprechend vor-zubereiten und festzuhalten und um die Migranten zu unterstützen. Natürlich bedeutet dies sehr viel Arbeitskraft, weshalb auch die Personalkosten hoch sind.

Personal (bezahlt, freiwillig) Das Personal wird bezahlt, da es sich um ein Vollzeitprojekt handelt.Einbeziehung von Migranten in

Planung und UmsetzungDie Kurse und Workshops werden von Ausbildern mit Migrationshin-tergrund für Migranten vorbereitet und gehalten.

Mögliche Hindernisse für die Um-setzung und Wege, sie zu umgehen

Sehr unterschiedliche Gruppen von Teilnehmern mit unterschied-lichen Erfahrungen und Bildungshintergründen, außerdem oft traumatische Erfahrungen, da Flüchtlinge hochqualifizierte Ausbilder benötigen.

Benötigte Partner/ Unterstützung für das Projekt

Ethnische Gesellschaften und Verbünde sind wertvolle Partner. Ein gutes Netzwerk von Kontakten ist notwendig.

Auswirkungen des ProjektsQuantitative Ergebnisse des Pro-

jekts (Wie viele Teilnehmer, wie oft, ...)

Ungefähr 650 Stunden Training. Montag bis Donnerstag 5 Stunden pro Tag und Freitag 4 Stunden, für insgesamt 26 Wochen.

Sammlung von good practices

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Zusätzlicher Wert für die Teilneh-mer: wie erfahren die Migranten

Empowerment?

Der Wert für die Teilnehmer ist offensichtlich. Ohne Sprachkenntnis-se und ohne Bewerbungs-Know-How etc. ist es sehr schwer eine passende Arbeitsstelle zu finden. Während des Projekts können die Migranten alle notwendigen Qualifikationen erwerben und die Inte-gration in den Arbeitsmarkt wird erleichtert.

Zusätzlicher Wert für die Organisa-tion

Nur ein Beispiel für den Nutzen für die Organisation ist die Intensivie-rung von Kontakten und Kooperationen mit anderen Organisationen.

ZusammenfassungWarum ist das Projekt ein gutes

Beispiel?MESO 6 ist ein gutes Beispiel da es Migranten dabei hilft, sich auf den österreichischen Arbeitsmarkt vorzubereiten. Dies beeinflusst nicht nur die Migranten, sondern die gesamte Gesellschaft.

Was funktioniert? Teilnehmer zu finden funktioniert sehr gut, da es eine große Nachfra-ge für solche Projekte gibt.

Was funktioniert nicht? Passendes Personal zu finden kann schwierig sein. Natürlich könnten auch sprachliche Probleme auftreten, aber die Kurse sollten dieses Problem lösen.

http://www.bfi-ooe.at/bfiweb/meso-7.html

Sammlung von good practices

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migrare – Zentrum für MigrantInnen OÖ

Daten der OrganisationName migrare – Zentrum für MigrantInnen OÖ

Ort Linz, Wels + 6 weitere Regionen in OÖOrganisationstyp NGO

Kontakt www.migrare.atwww.facebook.com/migrarewww.youtube.com/migrare10043 – 732667363

Vorstellung des ProjektsTitel migrare – Zentrum für MigrantInnen Oberösterreich

Detaillierte Beschreibung des Pro-jekts

migrare bietet mehrere Dienste für die in Oberösterreich lebenden Migranten an. Es gibt 3 Haupthandlungsfelder: • Abteilung Beratungsdienst: mehrsprachiger Beratungsdienst in

einem interkulturellen Kontext für Migranten (bzgl. Arbeitsmarkt, sozialer Sicherheit, Rechtsangelegenheiten)

• Abteilung für Qualifikationen: sämtliche Fragen bzgl. Anerkennung und Anwendung von Qualifikationen von Migranten in OÖ

• Abteilung für interkulturelle Projekte: alle Projekte, welche Inklu-sion von Migranten unterstützen und sich z.B. mit interkultureller Kompetenz beschäftigen

Zielgruppe: Wer soll vom Projekt erreicht werden? Welche Maßnah-

men müssen ergriffen werden?

Migranten, unabhängig von Alter, Geschlecht, Qualifikationen, Reli-gion etc., welche Unterstützung benötigen (einzelne Projekte haben auch einzelne Zielgruppen, z.B. ausschließlich Migrantinnen)Nachdem migrare bereits seit 1985 existiert, ist das Einflussgebiet sehr groß und es gibt generell keine Schwierigkeiten, die Zielgruppe zu erreichen.

Kontext des Projekts: Welche Probleme haben das Aufbauen des

Projekts notwendig gemacht?

Die besonderen Bedürfnisse von Migranten werden bei Regierung, aber auch bei sozialen und erzieherischen Einrichtungen nicht erkannt. Es ist noch ein weiter Weg bis zur kompletten Inklusion. Diskriminierung und Rassismus sind an der Tagesordnung. Deshalb bietet migrare erfolgreich verschiedene Dienste an, um Migranten zu helfen, die Schwierigkeiten des Alltags zu überwinden.

Ziele des Projekts migrare besteht aus mehreren Projekten. Jedes Projekt hat eigene Zielsetzungen. Das Hauptanliegen unserer Arbeit ist jedoch die bes-sere Eingliederung von Migranten in der Arbeitswelt, Gesundheits-wesen, Bildungswesen, sozialer Sicherheit etc.

PlanungsschritteBenötigte Vorbereitungs- und

Durchführungszeitmigrare existiert seit 1985.

Mittel und Kosten von Jahr zu Jahr schwankendPersonal (bezahlt, freiwillig) 33 bezahlte Arbeitskräfte

Einbeziehung von Migranten in Planung und Umsetzung

Neue Projekte entstehen immer aus den Bedürfnissen, die in beste-henden Projekten geäußert werden. Unser Erfolg basiert hauptsäch-lich auf eben dieser Teilnahme. Konzipiere nie ein Projekt, ohne die Bedürfnisse der Zielgruppe zu kennen!

Mögliche Hindernisse für die Umsetzung und Wege,

sie zu umschiffen

Mangel an finanzieller Unterstützung

Sammlung von good practices

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Benötigte Partner/ Unterstützung für das Projekt

Sich in Österreich für bessere Lebensumstände einzusetzen ist nichts, was man alleine schaffen kann. Man benötigt Partner mit ähnlichen Zielen und mit professionellen Standards. Glücklicher-weise gibt es davon recht viele in Österreich. Wir kooperieren mit Gemeinden, NROs, Partnern in Gesundheits- und Bildungswesen und vielen mehr.

Auswirkungen des ProjektsQuantitative Ergebnisse des Pro-

jekts (Wie viele Teilnehmer, wie oft, ...)

2011:• 21.587 Beratungseinheiten und 11.382 Personen, welche beraten

wurden• hunderte von Menschen involviert in unsere erzieherischen Pro-

gramme und InklusionsprojekteZusätzlicher Wert für die Teilneh-mer: wie erfahren die Migranten

Empowerment?

Um als neues Mitglied vollständig in eine Gesellschaft eintreten zu können, ist es wichtig, seine Rechte und Pflichten kennenzulernen. Beratung gibt eben diese wichtigen Informationen weiter.

Zusätzlicher Wert für die Organisa-tion

Als eine wachsende Gesellschaft lernen wir stets von unseren Kunden, neuen Projekten und neuen Diensten. Wir versuchen, diese Lernergebnisse in unsere Organisation einzubringen, sodass wir in Zukunft noch bessere Ziele erreichen können.

ZusammenfassungWarum ist das Projekt ein gutes

Beispiel?Migrare ist ein gutes Beispiel für innovativen Service im Sinne einer besseren Inklusion von Migranten in westeuropäischen Ge-sellschaften. Innovationen sind möglich, da 1000 Migranten zu uns kommen und uns von ihren alltäglichen Problemen erzählen. Des-halb kennen wir die Bedürfnisse unserer Zielgruppe und entwickeln darauf basierend Projekte.

Was funktioniert? Gute Verbindung zu der Zielgruppe, mehrsprachige Dienste, gutes Image bei den Partnern, lange Tradition und Expertise, professio-nelle und engagierte Arbeitnehmer.

Was funktioniert nicht? Mangel an finanzieller Unterstützung, was zu einem Mangel an Res-sourcen (Zeit, Personal,…) führt, langsamer Lernprozess der Politik, obwohl die Gesellschaft viel schneller lernen könnte.

Sammlung von good practices

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Produktionsschule Steyr (production school Steyr)

Partner: Partner: BFI OÖHauptthema: In der Produktionsschule können junge Leute, welche Schwierigkeiten haben, eine Arbeit zu finden, lernen, Erfahrungen im Arbeitsleben sammeln und während der sechs Monate auf den Arbeitsmarkt vorbereitet werden. Es wird auf eine Kombination aus Berufsqualifikationen und Bildung gesetzt.

Daten der OrganisationName BFI OÖ

Ort Steyr (außerdem gibt es Produktionsschulen in Gmunden, Leonding, Mat-tighofen, Ried im Innkreis und Wels)

Organisationstyp BerufsbildungseinrichtungKontakt [email protected]

Vorstellung des ProjektsTitel Produktionsschule Steyr

Detaillierte Beschreibung des Pro-jekts

Das ursprüngliche Konzept der Produktionsschule stammt aus Dä-nemark und wurde für deutschsprachige Regionen angepasst.Die Möglichkeit, Arbeit und Lernen in kleinen Gruppen zusammenzu-fassen, ist von unschätzbarem Wert.Innerhalb des Projekts ist es möglich, für einen Zeitraum von 6 Monaten in der Produktionsschule zu arbeiten. In sämtlichen Work-shops werden Güter produziert oder Dienstleistungen angeboten. Dadurch lernen die Schüler auch einiges über Betriebswirtschaft.Wenn die Teilnehmer nach diesen 6 Monaten keine Arbeitsstelle fin-den, besteht die Möglichkeit, die Teilnahme um weitere 6 Monate zu verlängern – unter bestimmten Umständen kann diese auch bis zu 2 Jahre verlängert werden.

Nach der Analyse des Arbeitsmarktes vor Ort wurden die folgenden als Arbeitsfelder der Produktionsschule in Steyr festgelegt: • Metallproduktion und –verarbeitung, Herstellung von Metallpro-

dukten• Holz• Ingenieurswesen und Fahrzeugbau/ Herstellung von Werkzeugen

und Formen• Gastronomie• Verwaltung• HandelDie Schüler können in unterschiedlichen Firmen als Praktikanten arbeiten. Außerdem werden persönliches Training und Fortbildungen (Deutsch als Fremdsprache) angeboten.Weiterhin erhalten die Teilnehmer Hilfen, um ihre Lebenshaltungsko-sten zu bezahlen.

Zielgruppe: Wer soll vom Projekt erreicht werden? Welche Maßnah-

men müssen ergriffen werden?

Personen zwischen 15 und 25, welche Probleme haben, eine Arbeit zu finden, können teilnehmen. Besonders Menschen, die die Schu-le früh verlassen haben, Jugendliche ohne Ausbildung, arbeitslose Jugendliche und Schulabbrecher.Generell können Teilnehmer über den Arbeitsmarktservice Österrei-ch gefunden werden.

Kontext des Projekts: Welche Probleme haben das Aufbauen des

Projekts notwendig gemacht?

Veränderungen im Arbeitsleben – durch die Entwicklung von neuen Technologien, der Aufrichtung von neuen Organisationsstrukturen, dem Anstieg von hohen Qualifikationen, etc. – wirft Probleme für die Gesellschaft auf.

Ziele des Projekts Die Hauptziele sind Motivation, die Lehre von Fachkompetenzen, (Re-)Integration in den Arbeitsmarkt und Bildung. Im Detail bedeutet dies: • Stabilisierung durch Produktivität

Sammlung von good practices

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• Wissenserwerb durch Arbeit und Produzieren• Erwerb von Schlüsselqualifikationen• Entwicklung einer positiven Einstellung Arbeit gegenüber• Entwicklung von Sozialkompetenzen• Integration auf sozialer und Arbeitsebene

PlanungsschritteBenötigte Vorbereitungs- und

DurchführungszeitBesonders wichtig ist die Analyse der Bedürfnisse des Arbeits-marktes vor Ort und das Organisieren von entsprechenden Work-shops ist wichtig. Lage der Schulen ist wichtig.

Mittel und Kosten Personalkosten und Kosten für Fertigungsanlagen und Maschinen und Workshops treten auf.In Oberösterreich werden die Schulen vom Arbeitsmarktservice und der Regionalregierung finanziert.

Personal (bezahlt, freiwillig) Engagierte, spezialisierte, bezahlte Lehrer und Pädagogen mit hoher Stressresistenz, welche die Teilnehmer während ihren Aktivitäten unterstützen. Das Team besteht aus: Projektmanager, Pädagoge, Sekretär, ein Lehrer pro Handlungsfeld (Metall, Holz, EDV, Gastronomie), zusätzlich Teilzeitpersonal.

Einbeziehung von Migranten in Planung und Umsetzung

Eine der Hauptzielgruppen sind Migranten.

Mögliche Hindernisse für die Um-setzung und Wege, sie zu umgehen

Workshops und Räume sind notwendig. Viel Geld wird benötigt.

Benötigte Partner/ Unterstützung für das Projekt

Benötigt werden Partnerunternehmen, in welchen die Teilnehmer als Praktikanten oder Auszubildende arbeiten können.

Auswirkungen des ProjektsQuantitative Ergebnisse des Pro-

jekts (Wie viele Teilnehmer, wie oft, ...)

Das Projekt wurde für 32 Teilnehmer geplant, welche bis zu 48 Jahre alt sein können. Die durchschnittliche Teilnehmernummer pro Jahr beträgt 120.

Zusätzlicher Wert für die Teilneh-mer: wie erfahren die Migranten

Empowerment?

Migranten und alle anderen Teilnehmer erfahren starkes Empo-werment dadurch, dass das Projekt bei der Arbeitssuche sehr hilft. Integration in den Arbeitsmarkt, aber auch Sozialintegration, wird erleichtert.

Zusätzlicher Wert für die Organisa-tion

Nachdem ein Erfordernis des Projekts die Kooperation mit Betrof-fenenorganisationen von Migranten und anderen Unternehmen ist, hilft das Projekt dabei, diese Kontakte zu intensivieren.

ZusammenfassungWarum ist das Projekt ein gutes

Beispiel?Dieses Projekt ist wegen der Kombination von Berufslehre, Training und Produktion ein gutes Beispiel.

Was funktioniert? Der Transfer in den Arbeitsmarkt fällt den Teilnehmern leichter da sie bereits sehr unabhängig arbeiten und Grundqualifikationen in der Produktionsschule erhalten.

Was funktioniert nicht? Die Wahl der Ausbildung hängt bei Jugendlichen oft von ihrem sozialen Umfeld, von der vorherrschenden Arbeitsaufteilung nach Geschlechtern in ihrer Familie und von Vorurteilen ab. Vor allem die Unterteilung nach Geschlechtern charakterisiert den Arbeitsmarkt in Steyr.Frauen sind immer noch unterrepräsentiert in nicht-traditionellen Arbeitsfeldern und wählen typischerweise „Frauenjobs“.Das macht es sehr schwer für Frauen, sich auf einem von Männern dominierten Arbeitsmarkt zu behaupten.

Anhang: Weitere Informationen zu diesem Projekt:www.produktionsschule-ooe.athttp://www.bfi-ooe.at/bfiweb/produktionsschulen.html

Sammlung von good practices

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STEP IN

Partner: BFI OÖHauptthema: Die Abbrecherrate in Schulen und Ausbildungen in Oberösterreich verringern.

Daten der OrganisationName BFI OÖ mit

Österreichischen Gewerkschaftsbund OÖ, Wirtschaftskammer Öster-reich, Volkshochschule Linz

Ort Oberösterreich (Linz, Linz Land, Urfahr Umgebung, Perg, Wels, Wels Land, Rohrbach, Freistadt)

Organisationstyp BerufsbildungseinrichtungKontakt Berufsförderungsinstitut OÖ

www.bfi-ooe.atVorstellung des Projekts

Titel STEP INDetaillierte Beschreibung des Pro-

jektsDas Projekt “STEP IN” zielt darauf ab, Jugendlichen zwischen 15 und 24 Jahren mit sozialer Benachteiligung und Migrationshinter-grund zu helfen, welche eventuell frühzeitig die Schule abbrechen könnten oder dies bereits getan haben.Die Maßnahmen sind vielfältig und das Projekt ist in 4 Teile aufge-teilt: (1) Berufsförderungsinstitut Oberösterreich:

• Einzelberatungen und Workshops für 90 Schulabbrecher• diskutierte Themen: Potenziale, Fähigkeiten, Ziele, Berufs-

beratung, Verbesserung der Sozialkompetenzen, Bewer-bungstraining und Präsentationsfähigkeiten, Arbeitsmarkt in Österreich, Zukunftspläne …

(2) Gewerkschaft Öffentlicher Dienst OÖ, WKOÖ• Unterstützung von Firmen, bei welchen Auszubildende mit

Migrationshintergrund und sozialen Nachteilen eingestellt werden

• ungefähr 35 Jugendliche werden betreut(3) ÖGB OÖ, WK OÖ

• Unterstützung von ethnischen Klubs bzgl. Arbeit und Bildung• ungefähr 30 Jugendliche werden betreut

(4) Volkshochschule- Stadtbibliothek Linz, BFI OÖ, ÖGB OÖ, WK OÖ• kreatives, offenes Lernen und Medienerziehung

Workshops zum erfolgreichen Bestehen von Tests, mit interaktiven Medien Sprachen erlernen, Radio und Fernsehworkshops, Einzelbe-ratungen, Einführung eines Umfeldes des Onlinelernens.

Zielgruppe: Wer soll vom Projekt erreicht werden? Welche Maßnah-

men müssen ergriffen werden?

SchulabbrecherJugendliche mit Migrationshintergrund/sozialer Benachteiligung nach der allgemeinen Bildungspflicht ohne weiterführende Qualifikationen aus dem sekundären Bildungsbereich.Um die Teenager zu erreichen werden verschiedene Maßnahmen ergriffen: • Informationen werden über face-to-face-Kommunikation verteilt • Einführen eines Unterstützungssystem in Firmen und ethnischen

Klubs• Informationstreffen in JugendzentrenJugendliche werden an den Orten, an denen sie ihre Freizeit verbrin-gen, besucht (z.B. in Parks)

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Kontext des Projekts: Welche Probleme haben das Aufbauen des

Projekts notwendig gemacht?

Die Schulabbrecherrate in Österreich nimmt alarmierende Ausmaße an.Arbeitgeber merken seit Jahren an, dass junge Menschen oft nicht in der Lage sind, mit dem Eintritt in das Arbeitsleben zurechtzukommen und dass die Effekte auf den Arbeitsmarkt äußerst entscheidend sind. Schulabbrecher sollten so schnell wie möglich eine Alternative fin-den. Dafür brauchen sie strukturierte Hilfe. Wichtig hierbei ist die Prävention. Präventive Maßnahmen helfen durch Information und Unterstützung zu vermeiden, teure, zeitfres-sende Projekte für die Reintegration einführen zu müssen.Für diejenigen, die nicht umhin kommen, die Schule abzubrechen, ist es wichtig, das Risiko, ein Teil von „Out of Labourforce“ zu werden, zu minimieren.

Ziele des Projekts Teenager sollen Perspektiven entwickeln, persönlich Berufsplanung betreiben oder ihre Ausbildung mit professioneller Unterstützung beginnen.STEP IN verbessert die Chancen von sozial benachteiligten Jugend-lichen oder Jugendlichen mit Migrationshintergrund auf dem Arbeits-markt. Dies wird dadurch erreicht, dass man Bildung, Motivation und Unterstützung sicherstellt.

PlanungsschritteBenötigte Vorbereitungs- und

DurchführungszeitKonzepte für die Einzelberatung und die Workshops müssen von Teams, welches mehrere Berufe in sich vereint, vorbereitet werden. Auch ist es notwendig, das Vertrauen der Jugendlichen für sich zu gewinnen, damit eine Arbeit an den individuellen Problemen über-haupt möglich ist. Konzepte zur Zusammenarbeit mit Unternehmen und ethnischen Klubs müssen entwickelt werden.

Mittel und Kosten Für die Workshops und die individuelle Beratung ist es notwendig, Experten vor Ort zu haben. Auch wird ein Raum für die Einzelberatungen benötigt. Büromaterial für Bewerbungen. Material und Informationen für die Workshops.

Personal (bezahlt, freiwillig) Personal wird benötigt, um: • die Teilnehmer zu erreichen und Informationsveranstaltungen zu

halten• Einzelberatungen durchzuführen• die Workshops zu leiten• bei den Bewerbungen zu helfen• mit den Eltern zu arbeiten• in Firmen und ethnischen Klubs zu arbeiten

Einbeziehung von Migranten in Planung und Umsetzung

Migranten informieren andere über ihre Erfahrungen mit dem Pro-jekt. Migranten agieren insofern, als dass sie wissen, was sie wollen und was sie tun müssen, um dies zu erreichen. Migranten werden als Einzelberater und Leiter von Workshops ein-gesetzt.

Mögliche Hindernisse für die Um-setzung und Wege, sie zu umschif-

fen

Es könnte ein Problem beim Erreichen von jungen Leuten auftreten. Auch könnte es schwierig werden, sie zur Kooperation zu überzeu-gen.Schulabbrecher können demotiviert sein, wodurch es schwierig wird, ihnen zu zeigen, wie wichtig es für sie ist, mit den Ausbildern zusam-menzuarbeiten und ihre Zukunft in die Hand zu nehmen.Da das Projekt viele Leute und verschiedene Institutionen ein-schließt, muss sowohl Kommunikation als auch Kooperation gut organisiert sein, damit Missverständnissen und anderen Problemen aus dem Weg gegangen werden kann.

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Benötigte Partner/ Unterstützung für das Projekt

Ein Netzwerk, in welchem Schulen, Firmen, Klubs, Unternehmen aus der Sozialwirtschaft, Arbeitsgruppen, Gemeinden, Jugendzentren, Eltern und Landesschulräte zusammenarbeiten, um das gemein-same Ziel zu erreichen.

Auswirkungen des ProjektsQuantitative Ergebnisse des Pro-

jekts (Wie viele Teilnehmer, wie oft, ...)

Projektdauer: 1.10.2011 – 30.6.2013Insgesamt 155 Jugendliche, 3-4 unterstützende Unternehmen, 3-4 unterstützende ethnische Klubs.

Zusätzlicher Wert für die Teilneh-mer: wie erfahren die Migranten

Empowerment?

Die jugendlichen Teilnehmer können Teil des Arbeitsmarktes werden. Dies ist sehr wichtig für ihr Selbstbewusstsein und eine positive Ein-stellung ihrer Zukunft gegenüber. Sie nehmen am Arbeitsmarkt teil und können Vorbilder für andere Migranten werden.

Zusätzlicher Wert für die Organisa-tion

Für ein Projekt in einem Team zu arbeiten, das so viele Berufe ver-eint ist eine große Chance für alle, voneinander zu lernen. Der Kon-takt zu anderen Einrichtungen kann auch in Zukunft nützlich sein.

ZusammenfassungWarum ist das Projekt ein gutes

Beispiel?Das Projekt ist ein gutes Beispiel, weil es Jugendliche davon abhält, die Schule frühzeitig zu verlassen; das Training und die Anstellung später ist sowohl für die Wirtschaft als auch für die Gesellschaft wichtig.

Was funktioniert? Interesse bei den jungen Leuten zu wecken, etwas für sich selbst zu tun. Ihnen dabei helfen, mehr Selbstwertgefühl zu entwickeln.Die Jugendlichen können herausfinden, was sie möchten, ihre Träu-me verwirklichen und haben dadurch die Möglichkeit, einen Beruf zu finden, der ihnen wirklich liegt.

Was funktioniert nicht? Es ist nicht einfach, Gruppen für die Workshops zu finden. Generell bevorzugen es die Jugendlichen mit den Coaches zu sprechen, es dauert eine Weile, bis sie mit den anderen zusammenarbeiten wol-len. Auch kann der Altersunterschied der Teilnehmer die Workshops individueller und schwieriger machen.

www.bfi-ooe.at http://www.bfi-ooe.at/bfiweb/step-in.html

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Haus der Begegnung Haibach

Hauptthema: Voneinander lernen und miteinander etwas aufbauen

Daten der OrganisationName Haus der Begegnung Haibach

Ort Römerstraße 1, 4083 Haibach ob der DonauOrganisationstyp Initiative von 2 Frauen, gegründet im August 2011

Kontakt Mirjami Ledermüller Tel: 0664/73841625 e-mail: [email protected]

Gerlinde Freller-Steindl Tel: 0664/4001378e-mail: [email protected]

Vorstellung des ProjektsTitel Haus der Begegnung Haibach - Kreativität, Ermutigung und Entwick-

lungDetaillierte Beschreibung

des ProjektsDen Traum, ein “Haus der Begegnung” zu gründen, gab es bereits vor ein paar Jahren. Er entwickelte sich aufgrund der immer stärker werdenden Freundschaft zwischen zwei Frauen aus Finnland und Österreich. Beide versuchten, internationale Kontakte zu fördern und Vorurteile gegenüber dem Fremden und Unbekannten mithilfe von gemein-samen Aktivitäten zu reduzieren. Die Idee ist es, Brücken zu bauen, Kulturen zu leben und gegenseitige Anerkennung zu erfahren.Die ersten Aktivitäten wurden zwischen 2003 und 2010 unter dem Namen “ARGE Begegnung” initiiert: - „Haibach meets…“: Finnland und die arabische Welt im Pfarrhaus Haibach- „Kochen ohne Grenzen“ (ägyptisch, armenisch, spanisch, polnisch, japanisch) in der Schulküche Haibach2011 stellte eine Familie in Haibach das Haus in der Römerstraße 1 zur Verfügung. In Zusammenarbeit mit den Bürgern Haibachs und deren Freunden wurde es renoviert und zu einem „Haus der Begeg-nung“ umgestaltet.Gemeinsame Aktivitäten, Workshops zu verschiedenen Themen, Le-sungen, Schreibworkshops und Computerkurse werden veranstaltet.

Zielgruppe: Wer soll vom Projekt erreicht werden? Welche Maßnah-

men müssen ergriffen werden?

BewohnerInnen Haibachs sowie Interessenten aus der Region und über deren Grenzen hinaus. Minderheiten wie Ausländer und Menschen mit körperlichem Handi-cap sollten integriert werden. Im Rahmen unserer Veranstaltungen und Workshops können erste Treffen stattfinden und Ängste abge-baut werden. Ein weiteres Ziel ist es, Projekte in Zusammenarbeit aufzubauen.Offen zu sein, Zusammentreffen aktiv zu suchen, verschiedene Akti-vitäten anbieten und das Bewusstsein steigern.

Kontext des Projekts: Welche Probleme haben das Aufbauen des

Projekts notwendig gemacht?

Treffen ohne die Grenzen, die von politischen Parteien, Religion, Kultur, Sprache und Nationalität eventuell aufgebaut wurden. Talente sollen gezeigt werden. Offene Gespräche über alle möglichen Bereiche und Themen des Lebens. Diverse Optionen für einen positiven Lebensstil. Initiative, um soziale Isolation zu bekämpfen (auch in ländlichen Bezirken).

Sammlung von good practices

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Ziele des Projekts Wir wünschen uns noch mehr Offenheit, Interesse und Mitarbeit der Bewohner. Bestimmte Einrichtungen in ganz Europa sollten mit glücklichen und inspirierenden Treffen gefüllt werden. Das Projekt bewegt Leute und kann dem Leben und der Gemein-schaft im Ort eine gewisse Würze verleihen. Unser Ausstellungsraum soll in einen kleinen Laden und ein Raum im Erdgeschoss soll in eine kleine Fabrik umgebaut werden.Wenn wir mehr Personal hätten, könnten auch die Öffnungszeiten ausgeweitet werden.

PlanungsschritteBenötigte Vorbereitungs- und

DurchführungszeitDer Aufbau einer Begegnungsstätte und Öffentlichkeitsarbeit sind wesentliche Bestandteile des Projektes.Plakate aufhängen in umliegenden Geschäften, Artikel in Regional-zeitungen, Mailingliste an InteressentInnen, persönliche Gespräche, Veranstaltungsinfo auf der Homepage der Gemeinde und des Regio-nalentwicklungsverbands Eferding , eigene Facebook-SeiteEhrenamtliche MitarbeiterInnen und an aktuellen Themen interes-sierte Menschen tragen zum Gelingen des Projektes bei.

Mittel und Kosten Die Renovierung wurde von uns selbst, mit Hilfe unserer Ehemän-ner, finanziert und durchgeführt. Die Gelder für tägliche Ausgaben (Strom, Gemeindeabgaben, Kaminkehrer) müssen bei unseren Veranstaltungen eingenommen werden.Kein festes Personal, bei Veranstaltungen ehrenamtliche Helfer.

Personal (bezahlt, freiwillig) - Zwei ehrenamtliche Manager des ‘Hauses der Begegnung’ (ohne Einkommen)- Hilfe und Unterstützung von Freiwilligen- Kursleiter erwarten eine Teilnahmegebühr und fragen nach Spen-den

Einbeziehung von Migranten in Planung und Umsetzung

Die Einrichtung ist ein Projekt, das aus der Zusammenarbeit einer Finnin und einer Österreicherin entstand. Wir beide denken uns Ideen für Veranstaltungen und Projekte aus und planen sie gemeinsam.Im ‚Haus der Begegnung‘ bekommen Menschen die Chance, Work-shops und Aktivitäten zu organisieren und anderen die Möglichkeit geben, von den eigenen Fähigkeiten zu profitieren.

Mögliche Hindernisse für die Um-setzung und Wege, sie zu umschif-

fen

Instandhaltung des Hauses (eine besondere Herausforderung ist es, das Haus mit einzelnen Öfen zu beheizen)

Benötigte Partner/ Unterstützung für das Projekt

Unterstützung der Gemeinde und des BürgermeistersKeine Miete muss bezahlt werden, internationale Kontakte mit Men-schen mit den gleichen Ideen

Auswirkungen des ProjektsQuantitative Ergebnisse des Pro-

jekts (Wie viele Teilnehmer, wie oft, ...)

- 26 Events (von welchen einige mehrere Tage dauerten) fanden im ersten Jahr statt- jeden Freitag: Tag der offenen TürDie Anzahl der Teilnehmer variiert zwischen 2 und 20.

Zusätzlicher Wert für die Teilneh-mer: wie erfahren die Migranten

Empowerment?

Migranten treffen die Einwohner des Ortes und dadurch können sowohl Freundschaften wie auch gegenseitige Anerkennung entste-hen. Weiterhin werden Migranten dazu ermutigt, ihre Fähigkeiten und Talente zu zeigen und ihr Geburtsland auf positive Art und Wei-se zu präsentieren.Einheimische erleben die Offenheit und das Engagement von Mi-granten und lernen deren Länder, Kulturen und Traditionen kennen.

Zusätzlicher Wert für die Organisa-tion

Ermutigende Begegnungen mit Menschen, die wie wir neue, kreative Wege gehen - in unserer Umgebung oder europaweit. Wir wollen neue Möglichkeiten und Projekte aufzeigen oder selber entwickeln.

Sammlung von good practices

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ZusammenfassungWarum ist das Projekt ein gutes

Beispiel?Wir möchten zeigen, dass Visionen und Träume mit wenig Geld, aber dafür viel Liebe und Hingabe erreicht werden können.Wir haben Möglichkeiten und Chancen! (in einer Zeit, in welcher sich viele Menschen macht- und ausweglos fühlen)Wir brauchen einander – zusammen können wir etwas Neues er-schaffen.

Was funktioniert? Bisher konnten wir immer die Ausgaben unseres Hauses decken. Viele Menschen unterstützen uns mit Ideen, Material und auch in Form von Geld. Es ist nicht schwer, Leute zu finden, die Workshops und Kurse an-bieten wollen. Wir sind in der Lage, einander zu inspirieren.

Was funktioniert nicht? 1. Schwierigkeit, das Haus zu heizen2. Unser Ausstellungsraum und –laden ist nicht bekannt genug

Sammlung von good practices

Gerlinde Freller-Steindl, Mirjami Ledermüller, Gründerinnen des “Hauses der Begeg-nung”:

Wir haben das „Haus der Begegnung“ gegründet als eine Art Treffpunkt für die Einwohner des Ortes Hai-bach in Österreich, sowie jegliche Interessenten (mit Migrationshintergrund), aus der Region und über deren Grenzen hinweg. Minderheiten (Migranten, Menschen mit Handicap, etc.) nehmen als Teilnehmer, aber auch als Coaches für verschiedene Themen teil. Ein Ziel ist es, Zusammentreffen von verschiedenen Zielgruppen zu organisieren – unabhängig von Religion, Kultur, politischem Hintergrund, Nationalität oder Sprache. Wir sind ein Ort, an dem jeder herzlich eingeladen ist, seine Talente zu zeigen und mit anderen zu teilen. Im Rahmen von Veranstaltungen und Workshops können erste Zusammentreffen stattfinden und Ängste und Vorurteile abgebaut werden. Offen sein, aktiv nach Treffen Ausschau halten und das Level an Achtsamkeit zu erhöhen ist ein weiteres Ziel unserer Initiative. Wir sind ein gutes Beispiel für aktive Bürgerschaft und zei-gen, dass sogar kleine Initiativen mit wenig Geld einen Weg aufzeigen können um Sorgen, Rassismus und Vorurteile hinter sich zu lassen.

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“Roots and Cultures” – African drums group

Partner: Gemeinsam leben und lernen in Europa e.V.Hauptthema: Das Erlernen von afrikanischer Trommelmusik

Daten der OrganisationName Multikulturelles Zentrum Kompassi / Siedlerbewegung Puijola, Kuo-

pio.Ort Kuopio, Finnland

Organisationstyp Gemeinnützige OrganisationKontakt Maarit Rönkönharju

Daten des ProjektsTitel “Roots and Cultures” – Afrikanische Trommelgruppe

Detaillierte Beschreibung des Projekts

In dieser Gruppe lernen sowohl Immigranten als auch Finnen, auf afrikanischen Trommeln zu spielen. Die Gruppe wurde gegründet, um die afrikanische Kultur über ihre Musik erfahrbar zu machen. Ein nigerianischer Freiwilliger gründete die Gruppe im Herbst 2008, in-zwischen ist der Koordinator aus Gambia. Die Trommeln, die benutzt werden, sind original afrikanische Trommeln, auch werden Stam-meslieder gelehrt. Die Gruppe tritt bei Kompassis eigenen Festen und an einigen anderen Orten und Events in der Region von Kuopio auf, um die afrikanische Kultur zugänglicher zu machen.

Zielgruppe: wer sollte von dem Projekt erreicht werden? Welche

Maßnahmen müssen getroffen werden?

Die Hauptzielgruppe sind sowohl Immigranten als auch Finnen in Kuopio. Man erreicht sie via Immigrantenverbindungen vor Ort, E-Mail-Kontakt und Gemeindezentren. Weitläufige Werbung über E-Mail, persönliche Kontaktaufnahme und Facebook sind die Maßnah-men, die ergriffen werden müssen, um die Leute zu erreichen.

Kontext des Projekts: Welche Probleme haben das Aufbauen des

Projekts notwendig gemacht?

Es gab keine Gruppen, welche die afrikanische Immigrantengesell-schaft über ihre Musik in Kuopio repräsentierten. Man setzte es sich zum Ziel, unterhaltsame Freizeitaktivitäten finden, die mit Musik zu tun haben. Außerdem gab es eine große Nachfrage, da es sehr schwer ist, wirk-lich eingeborene Afrikaner als Lehrer zu finden.

Ziele des Projekts Die Ziele des Klubs sinda) den Immigranten und Finnen das Spielen von afrikanischen Trom-

meln beizubringen,b) die afrikanische Kultur über Lieder und Musik näherzubringen,c) Immigranten zu ermutigen, an dem Projekt teilzunehmen.

PlanungsschritteBenötigte Vorbereitungs- und

DurchführungszeitDer Koordinator kümmert sich um die Trommeln etc. Es werden nur 15 Minuten Vorbereitungszeit vor jedem Treffen benötigt.

Mittel und Kosten Kompassi stellt den Raum, in dem sich die Gruppe trifft, und unter-stützt die Gruppe, wenn CDs oder Trommeln gekauft werden müs-sen. Außerdem bezahlt die Organisation anstehende Reparaturen. Manchmal kann Kompassi auch Reisekosten decken, wenn die Gruppe bspw. verreist, um Kompassi an anderen Orten zu vertreten. Weiterhin wird die Gruppe für verschiedene Auftritte bezahlt, wo-durch sie auch ihre Ausgaben decken können.

Personal (bezahlt, freiwillig) Der Koordinator selbst ist Migrant und arbeitet auf freiwilliger Basis. Er wird unterstützt durch mehrere finnische Freiwillige, welche mit Übersetzung etc. helfen. Das Personal von Kompassi hilft ihnen bei der Suche von neuen Mitgliedern.

Einbeziehung von Migranten in Planung und Umsetzung

Der Koordinator arbeitet auf ehrenamtlicher Basis. Außerdem neh-men mehrere Migranten an dem Projekt teil.

Sammlung von good practices

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Mögliche Hindernisse für die Um-setzung und Wege, sie zu umschif-

fen

Einen passenden Tag und eine passende Uhrzeit für alle Teilnehmer zu finden. Der Koordinator gibt auch Einzelstunden, wann immer es passend für ihn und den jeweiligen Schüler ist.

Benötigte Partner/ Unterstützung für das Projekt

Multikulturenzentrum Kompassi

Auswirkungen des ProjektsQuantitative Ergebnisse des Projekts (Wie viele

Teilnehmer, wie oft, etc.)

Die Gruppe trifft sich einmal pro Woche für 2 Stunden. Es sind je-weils 10-15 Teilnehmer mit unterschiedlichsten Nationalitäten.

Zusätzlicher Wert für die Teilneh-mer: wie erfahren die Migranten

dadurch Empowerment?

Dieses Projekt ist nicht nur von Nutzen für den Teil der Gesell-schaft mit Migrationshintergrund, auch Finnen nehmen teil. Der Koordinator singt Stammeslieder zu der Trommelmusik und erklärt die alten Bräuche seiner Region. Das hilft ihm, die Kultur, in der er aufgewachsen ist, besser zugänglich zu machen und erfüllt ihn mit Befriedigung, da er die besten Seiten seiner Kultur an die Außenwelt bringen kann. Diese Art von kulturellem Austausch verbessert seine Situation in Finnland ungemein, da er das Gefühl bekommt, dass er und seine Kultur von anderen wertgeschätzt werden.

Zusätzlicher Wert für die Organisa-tion

Die Trommelgruppe ist sehr bekannt in Kuopio und wird von vielen anderen Organisationen in der Region für Auftritte gebucht. Bei ihren Auftritten dankt die Gruppe stets der Organisation für ihre Unterstüt-zung. Dadurch erreicht unsere Arbeit einen gewissen Bekanntheits-grad in der Region und zeigt unsere Bemühungen.

ZusammenfassungWarum ist das Projekt ein gutes

Beispiel?Es handelt sich um ein gutes Beispiel, da es komplett von einem Migranten geführt wird, welcher als Flüchtling nach Finnland kam. Er erfuhr Empowerment dadurch, dass er Kontakt zu Finnen aufbauen konnte, Freunde gefunden hat und dadurch seine Lebenssituation in Finnland um einiges verbessert hat. Gleichzeitig hat er einige andere Immigranten dazu inspiriert, ihre eigene Gruppe aufzumachen oder zumindest teilzunehmen. Die finnische Gemeinschaft zog Nutzen aus seinem Fachwissen und konnte einige der alten Traditionen Afrikas kennenlernen.

Was funktioniert gut? Den Menschen das Trommeln beibringen. Die Auftritte in der ganzen Stadt zu koordinieren und neue Mitglieder finden. Der Koordinator hat Finnen in der Gruppe, welche sich um die Kommunikation küm-mern. Kompassi und die finnischen Teilnehmer helfen dem Koordina-tor dabei, die Auftritte zu koordinieren.

Was funktioniert nicht? Besonders für Einsteiger kann das Erlernen vom Trommeln recht schwierig sein. Man muss viel üben. Manchmal verlassen Leute die Gruppe, weil es zu schwer wird. Außerdem hat der Koordinator teilweise Probleme, mit den Leuten zu kommunizieren.

Anhang: mehr Informationsmaterial über dieses Projekt z.B. auf der Homepage, Blogs, Audiovisuelle- oder Printmaterialien

Sammlung von good practices

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Fish 4 English – Familienklub

Daten der OrganisationName Multicultural Center Kompassi / Kuopion Settlementti Puiola ry

Ort Kuopio, FinlandOrganisationstyp Gemeinnützige Organisation

Kontakt Varsha ShurpaliProjektdaten

Titel Fish 4 English – Familienklub Detaillierte Beschreibung des Pro-

jektsFish 4 English ist ein Klub mit kreativen Aktivitäten für Kinder unter 7 Jahren. Diese sind ausgerichtet aufa. die Entwicklung von Sprachkenntnissen im Bereich des Eng-

lischen unter den Kindernb. Neue Spiele und Geschichtenerzählen kennenlernenc. Singen und Tanzend. das Ausleben von Hobbiese. Freiluftaktivitäten.Der Gruppe geht es um die allgemeine Entwicklung von Kindern sowie das Zusammentreffen von Familien, welche unterschiedliche Sprachen sprechen, aber möchten, dass ihre Kinder Englisch lernen. Die Beteiligung der Eltern an den Aktivitäten ist unabdingbar und die Gruppe bietet einen unterhaltsamen Abend für die Kinder sowie eini-ge Aktivitäten, die sie gemeinsam mit ihren Eltern machen können. So profitieren beide Seiten von den Veranstaltungen.

Zielgruppe: Wer sollte von dem Projekt erreicht werden? Welche

Maßnahmen wurden ergriffen, um sie zu erreichen?

Zur Zielgruppe gehören Migrantenfamilien mit englischsprachigen Eltern, Familien in welchen ein Elternteil Englisch spricht, Familien mit Migrationshintergrund und Finnen, welche möchten, dass ihre Kinder Englisch lernen.Sie werden durch E-Mails, Facebook, persönliche Kontaktaufnahme, Universitäten, sowie Werbung in Schulen und Kindergärten oder mündlich erreicht.

Kontext des Projekts: Welche Probleme ließen es notwendig

erscheinen, das Projekt ins Leben zu rufen?

Finnland ist sehr stolz auf seine Kultur und Sprache. Die Schulspra-che in Kuopio ist Finnisch, obwohl es eine englische Schule und ei-nen englischen Kindergarten gibt. Viele Familien würden ihre Kinder gerne in einem Umfeld aufwachsen sehen welches es ihnen erlaubt, von Kindesbeinen an die englische Sprache und Kultur kennenzuler-nen.Außerdem würde dies ihnen sehr helfen, Menschen mit einem ähnlichen Hintergrund zu treffen und Freundschaften aufzubauen. Seitdem auch finnische Familien beteiligt sind, ist die Gruppe ein angenehmer multikultureller Mix.

Ziele des Projekts Ziele sind das Angebot eines Familienabends für alle, generelle Weiterentwicklung und Unterhaltung für Kinder in der englischen Sprache und Beteiligung von finnischen Familien, um Vorurteile in der Gesellschaft zu eliminieren und Kinder mit dem Wissen um die Existenz mehrerer Kulturen aufwachsen zu lassen.

PlanungsschritteBenötigte Vorbereitungs – und

DurchführungszeitMan braucht nur einen Tag, um sich Aktivitäten für jedes Treffen auszudenken, Materialien zu kaufen, E-Mails zu versenden und das Treffen zu planen.

Ressourcen und Kosten Menschliche Ressourcen sind die Freiwilligen, welche die Treffen or-ganisieren. Die Finnisch-Britische Gesellschaft von Kuopio finanziert Materialien und andere Ausgaben. Das multikulturelle Zentrum Kompassi stellt Raum und Personal zur Verfügung, um das Projekt zu planen und die notwendige Hilfe zu stellen.

Sammlung von good practices

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Personal (bezahlt, freiwillig) Hauptsächlich Freiwillige, aber die Finnisch-Britische Gesellschaft von Kuopio würde – falls notwendig – eine Halbzeitstelle finanzieren.

Beteiligung von Migranten an Pla-nung und Umsetzung

Die Freiwilligen oder das Personal haben selbst einen Migrationshin-tergrund, Englisch ist dabei ihre Muttersprache. Dies kommt daher, da die Mitglieder der Gruppe möchten, dass die Koordinatoren Muttersprachler sind, um gewährleisten zu können, dass die Kinder korrektes Englisch lernen.

Mögliche Hindernisse und wie sie umschifft werden

Leute zu den regulären Meetings zu bekommen, kann ein Problem darstellen. Da Kinder während der Treffen am Abend angeschlagen oder müde sein können, variiert die Zahl der Anwesenden je nach Wetter, Schulzeiten oder den Arbeitsstunden bzw. den Abendpro-grammen der Eltern.Auch ist es schwierig, Freiwillige für den Klub zu finden. Häufiger Koordinatorenwechsel könnte die Kinder oder Familien verschrecken und die Gefahr, dass sie das Interesse am Klub verlieren, heraufbe-schwören.

Benötigte Partner/ Unterstützung für das Projekt

Die Finnisch-Britische Gesellschaft aus Kuopio ist neben Kompassi der Hauptpartner.

Auswirkungen des ProjektsQuantitative Ergebnisse des Pro-

jekts (Wie viele Teilnehmer, wie oft etc.)

Wie bereits erwähnt, variieren die Teilnehmerzahlen, doch die Zahl schwankt um die 15 Familien, circa 20-25 Kinder und ungefähr 30 Erwachsene. Die Treffen finden zweimal monatlich für je 1,5 Stunden statt.

Zusätzlicher Wert für die Teilneh-mer: Wie erfahren die Migranten

das Empowerment?

Der größte Nutzen ist die Unterstützung des Umfelds. Qualitativ hochwertige Zeit mit der Familie bzw. den Kindern zu verbringen und das Lernen der Kinder, während sie gleichzeitig Spaß haben, helfen der Familie sehr.

Zusätzlicher Wert für die Organisa-tion

Wiedererkennung. Von der Zusammenarbeit mit verschiedenen Schulen und Kindergärten, anderen Gesellschaften etc. profitiert die Organisation dadurch, dass sie neue Kunden erreichen und präsent sind.

ZusammenfassungWarum ist das Projekt ein gutes

Beispiel?Kinder sind die Zukunft der Gesellschaft und können auch unse-re Kulturbotschafter sein. Von Kindesbeinen an zu lernen, sich an verschiedene Kulturen anzupassen, ist von großem Nutzen für das Kind, welches in Zukunft lernen wird, wie schlecht Rassismus ist. Die Familien an sich profitieren von der schönen Zeit, die sie mit ihren Kindern verbringen.

Was funktioniert? Der Abend voller Aktivitäten. Kinder sind von Natur aus sehr ener-giegeladen und enthusiastisch. Mehrere Aktivitäten zusammen zu machen, ist sowohl spaßig als auch lehrreich.Es ist interessant zu beobachten, wie schnell Kinder sich an Situati-onen anpassen und dabei Spaß haben.

Was funktioniert nicht? Freiwillige für den Klub zu finden, ist schwierig. Häufiger Wechsel der Koordinatoren könnte Kinder und Familien abschrecken und es besteht auch die Gefahr, dass sie das Interesse am Klub verlieren. Außerdem wachsen die Kinder auf und gehen zur Schule und die Mitglieder wechseln häufig. Neue Mitglieder zu finden kann auch Schwierigkeiten darstellen.

Sammlung von good practices

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91Sammlung von good practices

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Irische Tanzgruppe

Partner: Monikulttuurikeskus KompassiHauptthema: Leuten ohne jeglichen tänzerischen Hintergrund das Tanzen beibringen und in einem multikul-turellen Umfeld zusammenzuarbeiten

Daten der OrganisationName Multikulturelles Zentrum Kompassi

Ort KuopioOrganisationstyp Gemeinnütziger Verein

Kontakt Varsha Shurpali

Daten des ProjektsTitel Irische Tanzgruppe – Kipeät Jalat

Detaillierte Beschreibung des Pro-jekts

Kipeat Jalat ist eine Amateurtanzgruppe des Irischen Tanzes, welche ganzjährig für jeden offen steht. Teilnehmer können sich zwischen zwei Schwierigkeitsgraden entscheiden: Anfänger und Fortgeschrit-tene. Die Klassen finden bis zu drei Mal pro Woche statt.Die Teilnehmer dieses Tanzunterrichts kommen aus den unter-schiedlichsten Ländern und haben verschiedene kulturelle Hinter-gründe. Abgesehen vom Erlernen des Tanzes lernen Teilnehmer auch, mit anderen zu kommunizieren und als Team zu arbeiten.Die Tanzgruppe hat mehrere Hauptaktivitäten: 1. Erlernen des Tanzes2. Teilnahme an Festivals oder Shows3. eigene Events organisierenUnsere Tanzgruppe bietet viele Möglichkeiten zur Entfaltung von Kreativität. Teilnehmer lernen zu tanzen und beginnen so früh wie möglich, anderen das Tanzen beizubringen (z.B. bei öffentlichen Veranstaltungen). Sie geben ihr Wissen an andere Leute weiter und damit auch ihre Freude am Tanzen.Tanz als „internationale Sprache“ wird hier verwendet, um die Barrie-ren zwischen unterschiedlichen Altersgruppen oder den Geschlech-tern zu eliminieren.

Zielgruppe: wer sollte an dem Projekt teilnehmen? Welche Mittel

müssen ergriffen werden um sie zu erreichen?

Die Hauptzielgruppe sind die 18 bis 27-Jährigen, die Teilnehmer in der Realität sind jedoch zwischen 14 und 35 Jahre alt. Die Gruppe steht für jeden, der Lust auf Tanzen hat, offen.Neue Mitglieder werden vor allem über Social Media und gedruckte Werbung gefunden.

Kontext des Projekts: Welche Probleme haben es notwendig erscheinen lassen, das Projekt

aufzubauen?

Kreise, die gleichermaßen Immigranten wie Finnen einschließen, sind relativ selten. Sie sind jedoch notwendig für die Gesellschaft, da sie helfen, ein besseres Verständnis gegenüber anderen Kulturen zu schaffen. Musik und Tanz gehören zu den besten Methoden, in andere Kulturen einzutauchen.Während den Stunden entspannen die Teilnehmer und vergessen ihre Probleme; sie finden neue Freunde und vergrößern ihr Netz-werk. Für Neueinsteiger ist es einfach, ein neues Hobby zu finden, aktiv zu sein und neue Leute kennenzulernen.

Projektziele Das Ziel des Projekts ist es, Leuten irischen Tanz beizubringen, diese durch die Teilnahme an der Gruppe aktiv werden zu lassen und mehrmals im Jahr öffentlich aufzutreten. Ein anderes Ziel ist es, den Teilnehmern zu zeigen, dass jeder tanzen kann und es genießen kann, tanzen zu lernen. Da wir auch Gruppentänze tanzen, ist es leicht zu erleben, was Gruppenzusammenhalt bedeutet und wie nett die Menschen um uns herum sind. Die positive Stimmung während der Tanzstunden motiviert die Teilnehmer wiederzukommen und zu ihrem eigenen Vergnügen weiter an ihren Tanzfähigkeiten zu feilen.

Sammlung von good practices

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PlanungsschritteBenötigte Vorbereitungs – und

DurchführungszeitDie irische Tanzgruppe ist mit der Unterstützung des Kompassi-Zen-trums seit Mai 2008 in Kuopio zu finden. Die Tanzkurse zu erhalten ist ein steter Prozess, doch es besteht die Möglichkeit, kurze Dance Master Kurse zu organisieren, welche je nach Lehrer bzw. Teilnehmern 2 Stunden, 2 Tage, aber auch 2 Wochen (etc.) dauern können.

Ressourcen und Kosten Tanzunterricht (mit einem Spiegel), CDs, ein Lehrer. Weitere mög-liche Kosten: Werbematerial, DVDs, Tanzschuhe, Kostüme.Die Halle, in der der Unterricht stattfindet, wird vom Kulturzentrum in Kuopio gestellt.

Personal (bezahlt, freiwillig) Der Tanzlehrer arbeitet auf freiwilliger Basis. Personal von Kompassi hilft aus, sofern dies benötigt wird.

Beteiligung von Migranten an Pla-nung und Durchführung

Die Teilnehmer dürfen sagen, welche Art von Tanz sie gerne lernen würden (Solo, Gruppe, weiche oder harte Schuhe). Auch können sie sich entscheiden, ob Interesse an öffentlichen Auftritten besteht. Die Trainingszeiten werden so gelegt, dass sie für alle passend sind.

Mögliche Hindernisse und wie sie umschifft werden

Der Tanzunterricht kann nicht ohne Teilnehmer organisiert werden. Das Marketing der Tanzgruppe sollte deshalb genauestens gep-lant werden und Werbung frühzeitig geschaltet werden. Da es eine Altersgrenze gibt, ist es schwierig, in der Öffentlichkeit zu werben, da einige aufgrund dieses Alterslimits nicht teilnehmen und dadurch ent-täuscht sein könnten. Werbung wird hauptsächlich für die Zielgruppe geschaltet.

Benötigte Partner/ Unterstützung für das Projekt

Ein Trainingsraum wird benötigt. Eine Schule oder ein Kulturzentrum kann diesen stellen.

Auswirkungen des ProjektsQuantitative Ergebnisse des Pro-

jekts (Wie viele Teilnehmer, wie oft etc)

Der Tanzunterricht findet 2-3 Mal pro Woche statt. Er dauert jeweils 1,5 Stunden. Die Mindestanzahl pro Gruppe ist 2, die Maximalzahl 15. Dies variiert jedoch je nach Trainingsort.

Zusätzlicher Wert für Teilnehmer: wie erfahren die Migranten dadurch

Empowerment?

Das Empowerment entsteht durch die Teilnahme und die positive Energie von irischer Musik und Tanz. Die Rolle des Lehrers ist sehr wichtig, da er/sie die Teilnehmer motivieren sollte und seine Inhalte auf eine einfache, verständliche Art und Weise weitergeben sollte. Lernende werden sehr oft von ihren eigenen Ergebnissen motiviert und dadurch, dass sie neue Freunde finden. Es macht Spaß, etwas gemeinsam zu unternehmen.Für Migranten ist dies ein einfacher Weg, Finnen kennenzulernen und sich mit ihnen anzufreunden. Das Verhältnis Finnen/Immi-granten ist ungefähr 50/50. Das gleiche gilt auch für die Finnen – sie lernen Migranten kennen und lernen mehr über diese durch das Tan-zen in einer gemeinsamen Gruppe. Der Tanz kreiert ein passendes Umfeld für Kommunikation und Freundschaft.

Zusätzlicher Wert für die Organisa-tion

Die Tanzgruppe vergrößert das Angebotsportfolio des multikultu-rellen Zentrums. Sie vertritt Puijola und Kompassi in einigen Auftrit-ten in Kuopio und Finnland, was die Arbeit für eine größere Menge zugänglich macht.

ZusammenfassungWarum ist das Projekt ein gutes

Beispiel?Die Tanzgruppe existiert bereits seit einigen Jahren - das Konzept hat sich bewährt. Im Laufe dieser Jahre ist die Teilnehmerzahl ge-stiegen und wir nehmen an vielen Aktivitäten teil, d.h. wir als Gruppe sind ein aktives Element im Alltag Kuopios. Die Leistung der Gruppe ist gleichzeitig auch die persönliche Leistung des Einzelnen.Das kontinuierliche Tanzen organisiert das Leben, indem es eine Aktivität mit einbezieht, welche fit macht und motiviert, welche einen zum Schwitzen und zum Lachen bringt und einem die Möglichkeit gibt, sich über den Tanz auszudrücken.

Sammlung von good practices

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Viele Teilnehmer haben ihre Freunde mitgebracht, was als Zeichen gedeutet werden kann, dass es ihnen so sehr gefällt, dass sie auch andere daran teilhaben lassen wollen.Zu guter Letzt ist das Projekt eines der besten Beispiele für eine multikulturelle Gruppe – mit einem Lehrer, der gebürtiger Russe ist, aber in Finnland lebt und hier irischen Tanz Finnen sowie Immi-granten beibringt.

Was funktioniert gut? Es ist wichtig, unterschiedliche Aktivitäten in den Tanzkursen durch-zuführen, z.B. etwas Theorie, ein bisschen Technik, einige leichte Tänze oder Gruppentänze und viel Spaß. Die Menschen kommen, um Spaß zu haben, sie schätzen ihre Zeit und der Aufwand sollte es wert sein.Von Zeit zu Zeit organisieren wir Filmabende und schauen irische Tanzshows an, wir besuchen andere Städte, um andere Tänzer zu treffen und nehmen an Festivals oder Workshops teil. Auch organi-sieren wir Feiern zusammen. Es ist ein schönes Gefühl, an etwas beteiligt zu sein und die Ergebnisse deiner Arbeit und Mitwirkung zu sehen.Die Kurse sind auf Finnisch, Englisch und Russisch. Das erlaubt Im-migranten wie Einheimischen teilzunehmen und sich wohlzufühlen.

Was funktioniert nicht? Irischer Tanz ist nicht einfach. Die Teilnehmer müssen hart arbeiten. Es ist wichtig zu verstehen, dass nicht jeder dafür geeignet ist und dass es normal ist, dass nicht jeder am Ball bleibt. Diejenigen jedoch die bleiben, sind bereit ihr Bestes zu geben. Es ist schwierig, männliche Teilnehmer zu finden. Das könnte daran liegen, dass irischer Tanz sehr speziell ist und recht unbekannt in Finnland. Dies kann sich jedoch in Zukunft noch ändern.

Website: http://kipeatjalat.weebly.com/Fotos: http://kipeatjalat.weebly.com/gallery.html

Sammlung von good practices

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SprachtandemHauptthema: Mit Hilfe von Muttersprachlern in Tandempaaren verschiedene Sprachen lernen.

Daten der OrganisationName Multicultural Center Kompassi, Kuopion Settlement Puijola ry.

Ort Kuopio, FinlandOrganisationstyp Gemeinnützige Organisation

Kontakt Maarit RönkönharjuDaten des Projekts

Titel SprachtandemDetaillierte Beschreibung des

ProjektSprachtandem ist ein Programm, welches zwei Personen hilft, zwei verschiedene Sprachen gleichzeitig zu lernen. Obwohl der Haupt-grund, ein Tandem aufzubauen, ist, zwei Personen die verschiedene Sprachen sprechen und die jeweils andere Sprache lernen möchten, zu finden, erfüllt es mehrere Zwecke. Diese sind vor allem: a. ein Tandem hilft dabei, zwei Personen mit unterschiedlichem Hin-

tergrund zu Freunden zu machenb. das Verständnis gegenüber der Kultur, dem Land und den Sitten

des jeweils anderen wird gefördertc. gibt den Treffen von zwei neuen Freunden einen Rahmen, lässt

sie verschiedene Aktivitäten miteinander ausführend. baut ein soziales Netzwerk aufTandem ist eine Möglichkeit, um ein System der gegenseitigen Un-terstützung zwischen zwei Personen mit komplett unterschiedlichem kulturellem und sprachlichem Hintergrund aufzubauen.Bei einem Tandem: a. zwei Menschen lernen neue Sprachen zusammenb. treffen sie sich zu einer für sie passenden Zeitc. treten sie in Kontakt zueinander d. findet das Treffen an einem Ort statt, der für beide passend ist.

Zielgruppe: wer sollte von dem Projekt erreicht werden? Welche

Maßnahmen müssen getroffen werden?

Die Zielgruppe sind sowohl Immigranten als auch Finnen, nachdem ein Sprachaustausch gefordert wird. Um Teilnehmer zu erreichen wird z.B. Werbung auf Kompassi’s Homepage, aber auch Werbung durch E-Mail-Listen etc. genutzt. Jeder Einsteiger bei Kompassi erfährt von diesem Programm.

Kontext des Projekts: Welche Probleme haben das Aufbauen des

Projekts notwendig gemacht?

Sprachenlernen ist immer lehrreich und erweitert den Horizont in Be-zug auf viele Dinge, u.a. Kulturen. Finnen lernen sehr gerne Fremd-sprachen. Andererseits ist es unabdinglich, dass Ausländer, welche in Finnland leben, die Sprache lernen, um sich anpassen zu können, um mit Finnen Kontakt pflegen und eine Arbeit finden zu können.Natürlich bieten Kompassi und die Stadt Finnischkurse an, aber es gibt nicht genug Plätze. Außerdem treten Probleme für diejenigen auf, die arbeiten oder während der Kurszeiten anderweitig beschäf-tigt sind. Daher funktioniert das Tandemsystem besser und nachdem es nicht in einem Klassenzimmer stattfindet, garantiert es ein Lernen im natürlichen Umfeld.

Ziele des Projekts a. Menschen aus zwei verschiedenen Kulturen und Sprachräumen zusammenbringen

b. den Migranten helfen, Freundschaften zu schließenc. Integration von Immigranten in das Sozialleben in einem fremden

LandPlanungsschritte

Benötigte Vorbereitungs- und Durchführungszeit

Man benötigt einen kompletten Vorbereitungstag um Leute zu der Li-ste hinzuzufügen, passende Partner zu finden und die Kontaktdaten des jeweils Anderen zu versenden etc. Es handelt sich um einen

Sammlung von good practices

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steten Prozess, da diese Daten dauernd aktualisiert werden müssen (Status des Tandems, Probleme, etc.)

Mittel und Kosten Ein Angestellter von Kompassi koordiniert das Projekt. Alle Ausga-ben und Kosten werden von Kompassi selbst gedeckt.

Personal (bezahlt, freiwillig) Kompassis Angestellter ist der Koordinator des Projekts. Es gibt kein weiteres Personal.

Einbeziehung von Migranten in Planung und Umsetzung

Der Koordinator ist selbst Immigrant.

Mögliche Hindernisse bei der Umsetzung und Wege,

sie zu umschiffen

Ein großes Problem des Projekts ist möglicherweise ein Mangel an Kommunikation zum einen zwischen den Tandemteilnehmern selbst und zum anderen zwischen den Teilnehmern und dem Koordinator. Es wird dazu tendiert zu vergessen, den Koordinator zu informieren, wenna. Änderungen an einem existierenden Tandem stattfindenb. der Tandempartner nicht passtc. ein Umzug stattgefunden hatd. eine Teilnahme für einige Zeit nicht möglich ist (aus welchem

Grund auch immer)e. E-Mail-Adresse oder Telefonnummer gewechselt wurdef. die Sprachen, die von Teilnehmern erlernt werden wollen, nicht

passend sind für ein Tandem, d.h. wenn sich kein Paar erstellen lässt.

Diese Situationen zu koordinieren, ist schwierig. Der einzige Weg, diese Hindernisse zu umschiffen ist, stets in Kon-takt mit den Teilnehmern zu sein, regelmäßig nachfragen, die Daten stets zu aktualisieren, Meetings und Gespräche führen und andere Optionen vorschlagen.

Benötigte Partner/ Unterstützung für das Projekt

Der größte Teil der Unterstützung (Personal und monetär) geschieht durch das Multikulturenzentrum Kompassi.

Auswirkungen des ProjektsQuantitative Ergebnisse des Pro-

jekts (Wie viele Teilnehmer, wie oft, etc.)

Es gibt circa 180 Teilnehmer in dem Tandemprojekt und ungefähr 60 aktive Paare davon. Davon treffen sich die meisten mindestens einmal pro Woche für 2-3 Stunden.

Zusätzlicher Wert für die Teilneh-mer: wie erfahren die Migranten

dadurch Empowerment?

Zusätzlich wertvoll ist, dass man durch das Programm einen guten Freund findet, etwas über andere Kulturen lernt. Für Immigranten ist es eine gute Art und Weise, mehr Informationen zu erhalten, die sie auf Finnisch eventuell nicht verstehen würden, finnische Freunde finden und die Gesellschaft von innen kennenzulernen. Für beide Parteien sind diese Nutzen spürbar.

Zusätzlicher Wert für die Organisa-tion

Es generiert Interesse auf der Seite der Finnen, aber auch auf der Seite der Immigranten, nachdem beide von dem Programm profitie-ren. Gleichzeitig werden sie Teilnehmer unserer anderen Aktivitäten und werben mit positiven Worten für einige unserer Programme. Dadurch erreichen wir mehr Freiwillige für uns.

ZusammenfassungWarum ist das Projekt ein gutes

Beispiel?Es ist ein gutes Beispiel, da es Brücken zwischen zwei verschie-denen Kulturen baut; es hilft dabei, Freunde zu finden und auch den Lebensstil vor Ort kennenzulernen.

Was funktioniert gut? Die Tandempaare an sich. Die Teilnehmer zeigen viel Interesse da-ran, Kontakt miteinander aufnehmen und neue Sprachen zu lernen.

Was funktioniert nicht? Das Informations- und Kommunikationssystem. Der Koordinator hat Schwierigkeiten, stets die aktuellsten Daten über das Tandempaar zu bekommen. Außerdem ist es schwierig, die Paare überhaupt zu erstellen. Es gibt weder genug Immigranten noch genug Finnen, welche gerne all die verschiedenen Sprachen entdecken würden.

Sammlung von good practices

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Let’s read together

Hauptthema: Immigranten mit Hilfe von finnischen Freiwilligen Finnisch beibringen; jedoch anders als in einem Klassenzimmer

Daten der OrganisationName Multikulturenzetrum Kompassi / Kuopion Settlementti Puiola ry

Ort Kuopio, FinnlandOrganisationstyp Gemeinnützige Organisation

Kontakt Maarit RönkönharjuVorstellung des Projekts

Titel Let’s read together - ModellDetaillierte Beschreibung

des ProjektsDas Let’s-Read-Together-Programm unterstützt Frauen bei ihrer In-tegration in die finnische Gesellschaft. Ein Netzwerk von finnischen, ehrenamtlich arbeitenden Frauen bietet Unterricht in Bildung und der finnischen Sprache an vielen Orten in ganz Finnland an.Das Vorbild des Projekts fand man in einem ähnlichen Projekt einer UN-Frauenorganisation in Vantaa, in der Region von Helsinki, bei welchem bereits analphabetischen Frauen das Lesen beigebracht wurde. Projekte, welche sich stark an diesem orientieren, sind inzwi-schen in ganz Finnland zu finden. Im Jahr 2011/2012 wurde das Das Let’s-Read-Together-Projekt von der Finnischen Kulturstiftung (Finnish Cultural Foundation) unter-stützt, die Leitung übernahm die Finnish Federation of University Women. UN Frauen in Finnland und Zonta International District 20 bleiben Kooperationspartner in ihrer Funktion als Gründer. Das Projekt hat Preise der YWCA und des finnischen Innenministeri-ums gewonnen.Ende 2011 gründeten sich zwei Gruppen in Kuopio.

Zielgruppe: Wer sollte von dem Projekt erreicht werden?

Welche Maßnahmen müssen ge-troffen werden?

Zu Beginn: Mütter von kleinen Kindern und ältere FrauenInzwischen: Von der Nachfrage in der Region abhängig. In Kuopio kann jeder Migrant, der gerne Finnisch lernen möchte, teilnehmen. Priorität haben jedoch Immigranten, nicht etwa Studenten oder an-dere „Kurzzeitimmigranten.“Maßnahmen: unverzichtbar ist es, einige engagierte Partner zu haben, über welche man die Immigranten kontaktieren kann. Dies sind vor allem Sozial-/Familienarbeiter. Um das Projekt ins Rollen zu bringen, mag es etwas Zeit und Geduld brauchen, obwohl die Nach-frage da ist. Die beste Kommunikation ist die persönliche. Deshalb ist vor allem die Mund-zu-Mund-Propaganda, in diesem Falle also das Werben durch früher oder immer noch Beteiligten, besonders effektiv. Auch ist es besonders am Anfang wichtig, in die Qualität der Treffen zu investieren, damit die Leute motiviert werden, erneut zu kommen.

Kontext des Projekts: Welche Probleme haben das Aufbauen des

Projekts notwendig gemacht?

Zu Beginn des Projekts wurde festgestellt, dass bestimmte Mi-grantengruppen, z.B. Mütter von kleinen Kindern und ältere Frauen oft nicht unterrichtet werden.

Ziele des Projekts Das Ziel ist, die generelle Integration von immigrierten Frauen in die finnische Gesellschaft zu fördern.In Kuopio speziell: die Integration sowohl von Männern als auch von Frauen, nicht nur auf Analphabeten reduziert.

PlanungsschritteBenötigte Vorbereitungs- und

DurchführungszeitUm eine Projekt zu starten, braucht man mindestens zwei bis drei zuverlässige Freiwillige. Die Gruppe soll sich regelmäßig treffen und wenn eine eigene Teilnahme nicht jedes Mal möglich ist, sollte sichergestellt werden, dass immer genug Lehrer vor Ort sind.

Sammlung von good practices

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Während dem ersten Treffen sollte man das Niveau der Schüler herausfinden. Wenn ein Lehrer mehr als einen Schüler betreuen soll, dann sollten auch sie auf dem gleichen Niveau sein. Das Netzwerk stellt die Materialien. Es kann auch die Lernenden unterstützen, wenn diese ein Buch anschaffen wollen, in dem sie weniger Gebühren verlangen (5-10 Euro). Es sollte ausreichend Zeit vorhanden sein, um die Freiwilligen vor-zubereiten, einen Platz für das Treffen zu finden, die Materialien zu finden und zu werben. Der Raum sollte groß genug sein, um meh-rere kleine Lerngruppen unterbringen zu können. Auch sollte man drucken und kopieren können. Notwendig ist auch ein sprachlich sehr vereinfachter Flyer.Wenn notwendig, kann man auch immer Gruppen in den Nachbar-städten besuchen, um deren Konzept zu begutachten. Man wird stets von anderen Gruppen und dem Netzwerk unterstützt.

Ressourcen und Kosten Freiwilligenarbeit. Manche Kosten werden vom Netzwerk unterstützt. Jede lokale Gruppe hat eigene Sponsoren.

Personal (bezahlt, freiwillig) Generell: Kein bezahltes PersonalIn Kuopio: der Koordinator von Kompassi

Einbeziehung von Migranten in Planung und Umsetzung

Es wäre ideal, wenn sich Immigranten am Planungsteil beteiligen würden.

Mögliche Hindernisse für die Um-setzung und Wege, sie zu umschif-

fen

• Freiwillige und Schüler sind eventuell nicht engagiert genug• Schüler kommen eventuell zu spät und es gibt keine genaue Teil-

nehmerliste• Schüler könnten sich sehr verändern und der geplante Fortschritt

nicht erreicht werden• Es geht mehr um soziale Interaktion und Einheimische treffen

denn um Sprachwissen. Deshalb sollte das Projekt nicht allzu ehrgeizig betrachtet werden.

• Wichtig: die Freiwilligen stets auf dem neuesten Stand bzgl. Lehr-methoden etc. halten

• Problem: nach einiger Zeit evtl. Motivationsprobleme der Freiwilli-gen

Benötigte Partner/ Unterstützung für das Projekt

Wichtig: Sozialarbeiter vor Ort, welche Beziehungen zu Immigranten haben

Auswirkungen des ProjektsQuantitative Ergebnisse des Pro-

jekts (Wie viele Teilnehmer, wie oft, etc.)

2011 trafen sich über 60 Gruppen in FinnlandLehrer: über 300; Schüler: ungefähr 800In Kuopio gibt es zwei Gruppen, welche sich zweimal pro Woche treffen. Normalerweise gibt es 10-15 Teilnehmer, die meisten davon Studenten.Im Jahr 2012 wurden die dadurch gewonnenen Daten im kürzlich gegründeten Netzwerk WOMENTO (Womens Mentor Network) genutzt, welches für die Verbesserung der Situation von gebildeten Frauen mit Migrationshintergrund in Finnland eintritt. Außerdem gibt es inzwischen viele Freiwillige, welche die Immi-granten zu Hause besuchen, da viele Frauen nicht die Möglichkeit haben, zum Treffpunkt der Gruppe zu kommen.

Zusätzlicher Wert für die Teilneh-mer: wie erfahren die Migranten

dadurch Empowerment?

Die Sprache im direkten Gegenüber erlernen, auf individuelle Be-dürfnisse zurechtgeschnitten. Finnen kennenlernen und eventuell auch außerhalb der Gruppe neue Freunde finden. Besonders ist, dass man sein Kind mitnehmen kann.

Zusätzlicher Wert für die Organisa-tion

Vor allem Vertrauen von Seiten der teilnehmenden Migranten. Wei-terentwicklung im Verständnis um das Lehren der finnischen Spra-che als Fremdsprache. Ergänzt perfekt das traditionelle Klassenzim-mer-Lernen.

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ZusammenfassungWarum ist das Projekt ein gutes

Beispiel?• Kinder können teilnehmen.• Auch Familien/Paare/Freunde können gemeinsam teilnehmen.• Viele ehemalige Lehrer können sich einbringen• Der Unterstützer im Hintergrund ist das nationale Netzwerk,

welches Seminare organisiert, Materialien vorbereitet und diese bewährten Projekte koordiniert.

• Unterstützung von anderen Städten. Obwohl das landesweite Modell existiert, ist man doch recht frei in der Umsetzung.

• Individuell zugeschnittene Möglichkeit mit einem Muttersprachler zu lernen.

Was funktioniert gut? Da das Konzept recht einfach und konkret ist, ist es nicht schwer, Freiwillige zu finden. Es ist leicht für die Freiwilligen, sich zu enga-gieren. Die etwas Erfahreneren können den Einsteigern helfen.

Was funktioniert nicht? Die Anfangsidee, dass sich Schüler-Lehrer-Paare treffen, ist recht schwer umzusetzen. Feedback von den Schülern zu bekommen, ist sehr schwierig. Die persönliche Weiterentwicklung als Lehrer ist schwer, da der Schüler selten der gleiche ist und es kein Feedback gibt. Der stän-dige Wechsel verlangt den Lehrern viel ab. Weiterhin ist es schwierig, Sprachen gut zu vermitteln, da viele Mut-tersprachler selbst oft Schwierigkeiten mit der Grammatik haben.

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HaftungsausschlussDiese Veröffentlichung wurde mit Unterstützung der Europäischen Union produziert. Die Inhalte dieser Veröffentlichung liegen in der alleinigen Verantwortung von „Gemeinsam leben und lernen in Europa e.V.“ und dessen Partnern im Rahmen der Grundtvig-Lernpartnerschaft „Engaged migrants: Pathways overcoming Worries, Exclusion & Racism” (2011 - 2013) und spiegeln nicht die Ansichten und Meinungen der Europäischen Union wider.

Übersetzt mit Unterstützung von:Marina Guggenthaler, Christina Jürgens,

Stephanie Schrage und Andreas Schrank,

Design & Layout:Katharina Spatz

Mit Unterstützung von Khayrul Hasan und

Andreas Schrank

Kontakt:Gemeinsam leben und lernen in Europa e.V.

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www.bfi-ooe.at

An dieser Stelle möchten wir allen anderen Ehrenamtlichen und MigrantInnen danken, die ihren Beitrag zu unserem Projekt und diesem

Leitfaden geleistet haben. Ohne eure Beteiligung, Hilfe und Zitate hätten wir unsere Ziele niemals erreicht.

VIELEN DANK!

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