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Film und Medien NRW Ausgabe 1/2019 > Berlinale 2019 > Drama Series Days > Interview mit Dieter Kosslick > Academy Awards »Werk ohne Autor« > NRW-Gamesstrategie > Web & VR > Dreharbeiten und News > Kinostarts und Events

Film und Medien - filmstiftung. de · 2019. 2. 20. · Diane Kruger und Martin Freeman – wie war es, mit solchen in ternationalen Stars zu arbeiten? Nachdem wir einige Tage zusammen

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Page 1: Film und Medien - filmstiftung. de · 2019. 2. 20. · Diane Kruger und Martin Freeman – wie war es, mit solchen in ternationalen Stars zu arbeiten? Nachdem wir einige Tage zusammen

Film undMedienNRWAusgabe 1/2019

> Berlinale 2019> Drama Series Days> Interview mit Dieter Kosslick> Academy Awards »Werk ohne Autor« > NRW-Gamesstrategie> Web & VR> Dreharbeiten und News> Kinostarts und Events

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MON, 11 FEBZOO PALAST CINEMA 210.0010.45 am OPENING SESSION & KEYNOTE Drama Series Days 2019 11.0011.45 am PANEL Facing New Challenges and Opportunities: Streaming Services and TV

ZOO PALAST CINEMA 33.003.45 pm PANEL Talent Talk: From Box-Office to Binge Hits

ZOO PALAST CINEMA 412 noon12.45 pm SHOWCASE Made in Germany – what’s next? 1.452.30 pm SHOWCASE Face to Face with German Films – Breaking Boundaries 3.003.45 pm ON STAGE INTERVIEW Variety in Conversation with Esmé Creed-Miles, Mireille Enos and Joel Kinnaman 4.155.00 pm SHOWCASE Upcoming Series from Spain 5.306.15 pm SHOWCASE Danish Series Showcase

HAU3 TOP FLOOR

HAU HEBBEL AM UFER, TEMPELHOFER UFER 10, 10963 BERLIN

2.003.30 pm BERLINALE TALENTS PANEL Neither Wrong Nor Right: Interactive Series5.006.30 pm BERLINALE TALENTS PANEL M – The Making of a Series

TUE, 12 FEBZOO PALAST CINEMA 210.00 am12.30 pm Co-Pro Series Pitches 2019 by invitation only

ZOO PALAST CINEMA 410.0010.45 am PANEL Behind the Curtain: Platforms and their Strategies 11.1512 noon SHOWCASE Upcoming Series from Scandinavia 12.301.15 pm SHOWCASE Turkish Drama 1.452.30 pm PANEL Writer Driven: The Showrunner Entrepreneur 3.003.45 pm PANEL The DNA of Israeli Drama Series 4.155.00 pm PANEL Insights: Think Global – It’s all about Distribution 5.306.15 pm SHOWCASE Norwegian Drama – Staying Ahead of the Game

WED, 13 FEBZOO PALAST CINEMA 311.0011.45 am PRESENTATION Hot Contenders: Presenting European Writing Talent

ZOO PALAST CINEMA 410.0010.45 am SHOWCASE A Different Take 12 noon1 pm ROUNDTABLE From Idea to Screen: Developing European Content for and with Netflix

MON, TUE & WED, 1113 FEBZOO PALAST CINEMA 5 & STUDIO Afrom 10.00 am Market Screenings for details see screening schedule

www.dramaseriesdays.com

1113 FEB 2019

DRAMA SERIES DAYS

Drama Series Days is closely collaborating with Berlinale Series, the festival programme

dedicated to presenting world and international premiers of exceptional serial content

to festival audiences.

BERLINALE SERIES LOUNGE AT SPREEGOLDMON & TUE, 11 & 12 FEB, 9 am – 6 pm

WED, 13 FEB, 9 am – 2 pm

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Film und Medien NRW – Das Magazin | 3/2018 > 3

Berlinale 2019

6 Die Agentin

8 Brecht

10 Weil Du nur einmal lebst – Die Toten Hosen auf Tour

12 Es hätte schlimmer kommen können – Mario Adorf

13 Umbra

14 Monos

15 The Miracle of the Sargasso Sea

16 All my loving

17 O Beautiful Night

18 Searching Eva

19 Talking about Trees

20 Fortschritt im Tal der Ahnungslosen

21 Cleo

22 Armed Lullaby

22 Ringside

23 easy love

24 Oray

25 Die Sieger – Director’s Cut

25 The Look

26 European Shooting Star

27 Lola@Berlinale

28 Drama Series Days

32 Dieter Kosslick

34 Academy Awards

36 Games

40 Web & VR

43 Creative Europe

44 Nachwuchs

46 Dreharbeiten

48 Kinostarts

50 News

53 Events

45

34

36

10

18

6

8

Inhalt

Liebe Leserinnen und Leser,

was für ein Start ins Film- und Medienjahr! 2,5 Millionen Kino -besucher für »Der Junge muss an die frische Luft«, 1,1 Mio. für»Der Vorname«, fast 1 Mio. für »25 km/h«, elf geförderte Filme bei Max Ophüls, fünf Bayerische Filmpreise und 34 filmstiftungs-geförderte Produktionen bei der 69. Berlinale und gleich zwei Oscar-Nominierungen! Herzlichen Glückwunsch an alle Filme -macherInnen und ProduzentInnen, die für diese wunderbaren Erfolge verantwortlich sind. Das Magazin stellt alle Filme undihre MacherInnen vor. Und weil es die letzten Filmfestspiele vonDieter Kosslick sind, haben wir ihn zum Interview gebeten.

»Andere Eltern« der Kölner eitelsonnenschein, »Das Wichtigste imLeben« der Kölner Bantry Bay sowie »Bauhaus – Die neue Zeit«von zero one film: Drei geförderte Serien werden beim erstenShowcase der fünften »Drama Series Days« präsentiert. Die Filmstiftung NRW ist wieder offizieller Hauptpartner dieserinzwischen renommierten Plattform für High-end-Serien, die wir 2015 gemeinsam mit Dieter Kosslick und dem EFM an denStart gebracht haben.

Aber auch in Sachen Games legt NRW vor: mit einer neuen Leitlinie zur Förderung von digitalen Spielen und interaktiven Inhalten und einer deutlichen Mittelerhöhung. Konnten Games-entwickler bislang ausschließlich Förderung für die Entwicklungvon Konzepten und Prototypen beantragen, so ist jetzt auch die finanzielle Unterstützung für die Produktion von Computer- und Videospielen möglich. Damit das auch Sinn macht, hat dasLand die Fördermittel für Games auf drei Millionen Euro verdop-pelt. Das Magazin berichtet über die NRW-Games-Strategie, vom weltweiten Global Game Jam, spricht mit den Machern zum einjährigen Bestehen des Cologne Game Haus, blickt auf das neue Holocafé in Düsseldorf und besucht eine besondere VR-Schmiede in Krefeld. Spannend!

Mit »Werk ohne Autor« von Florian Henckel von Donnersmarckgeht nach »Pina«, »Mustang« und »Toni Erdmann« wieder einNRW-geförderter Film ins Oscar-Rennen – und das in gleich zwei Kategorien: Bester nicht englischsprachiger Kinofilm undBeste Kamera. Gerade weil die Konkurrenz so stark ist, heißt es Daumen drücken für den 24. Februar, wenn der wichtigsteFilmpreis der Welt in Los Angeles vergeben wird.

Bis dahin und darüber hinaus wünsche ich Ihnen eine produktiveund erfolgreiche Zeit im Medienland NRW – und den Berlinale-Teams ganz viel Erfolg für die Internationalen Filmfestspiele!

Ihre

Petra Müller

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NRW@Berlin

Wettbewerb – Außer Konkurrenz»Die Agentin«, Foto: Kolya Brandt / Weltkino

Berlinale Special»Brecht«, Foto: WDR

Berlinale Special»Weil Du nur einmal lebst – Die Toten Hosen auf Tour«, Foto: NFP

Berlinale Special»Es hätte schlimmer kommMario Adorf«, Foto: NFP

Panorama»All my Loving«, Foto: Pandora

Panorama»O Beautiful Night«, Foto: NFP

Panorama»Searching Eva«, Foto: Corso

Panoramai»Talking about Trees«, Foto

Generation 14plus»Ringside«, Foto: Sutor Kolonko

Perspektive Deusches Kino»easy love«, Foto: Lichtblick

Perspektive Deusches Kino»Oray«, Foto: KHM

Berlinale Classics»Die Sieger – Director’s Cut

Lola@Berlinale»draußen«, Foto: RFF

Lola@Berlinale»Meine teuflische gute Freundin«, Foto: Wild Bunch

Lola@Berlinale»Pettersson und Findus – Findus zieht um«, Foto: Wild Bunch

Lola@Berlinale»Shut Up and Play the Piano«, Foto: REM

Lola@Berlinale»Styx«, Foto: Zorro

Lola@Berlinale»Eleanor & Colette«, Foto: NFP

Lola@Berlinale»Glück ist was für Weicheier«, Foto: Concorde

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Nordrhein-Westfalen reist mit großem Gepäck zu den 69. Internationalen Filmfestspielen nach Berlin: 34 geförderte Filme – so viele wie noch nie – sind bei der Berlinale zu sehen, dazu gibt es glanzvolle Premieren, spannende Screenings und die fünfte Ausgabe der »Drama Series Days« in Zusammenarbeit mit dem European Film Market. Ausführliche Infos dazu auf den folgenden Seiten.

Berlinale Shorts»Umbra«, Foto: Rosenpictures

Panorama»Monos«, Fotos: Pandora

Panorama»The Miracle of the Sargasso Sea«, Foto: RFF

Forum»Fortschritt im Tal der Ahnungslosen«, Foto: KHM

Generation Kplus»Cleo«, Foto: Detailfilm

Generation Kplus»Armed Lullaby«, Foto: KHM

Berlinale Hommage»The Look«, Foto: Tag/Traum

Lola@Berlinale»25km/h«, Foto: Warner

Lola@Berlinale»Das schönste Paar«, Foto: Koryphäen Film

Lola@Berlinale»Werk ohne Autor«, Foto: Walt Disney

Lola@Berlinale»Kleine Germanen«, Foto: Little Dream

nale 2019

men können -

o: Made in Germany

t«, Foto: Senator

Lola@Berlinale»Gundermann«, Foto: Pandora

Lola@Berlinale»Der Junge muss an die frische Luft«, Foto: Warner

Lola@Berlinale»In the Middle of the River«, Foto: farbfilm

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6 < Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2019

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Regisseur Yuval Adlerim Interview Ihr neuer Film feiert Premiere auf der Berlinale –was bedeutet das für Sie?Ich bin total aufgeregt, dort zu sein. Der Film wurdeja hauptsächlich in Deutschland gedreht, und mit Diane und einem Großteil der deutschen Crewfühlt sich die Berlinale auch als der perfekte Ort für den Film an. Ich kann es buchstäblich nichtabwarten, dort zu sein.

Diane Kruger und Martin Freeman – wie war es,mit solchen internationalen Stars zu arbeiten?Nachdem wir einige Tage zusammen verbrachthatten, vergisst man, dass sie Stars sind, und fängtan, sich für den Menschen zu interessieren. Jederentwickelte einen ganz eigenen Zugang zu seinerFigur. Diane hat uns tatsächlich zuerst angesprochen:Sie sagte, ich bin wie die Figur im Film – die Agentin –eine Person, die überall und nirgends aufgewachsenist. Eine Person, die schon viel umgezogen ist und für die die Frage nach einem Ort eine fundamentaleist. Davon handelt der Film. Ihre Figur und auch die von Martin sind beide Außenseiter in der Organi-sation. Martin ist ein sehr intensiver und komplexerCharakter, und er hat vieles davon in seine Figureinfließen lassen.

Ihre Hauptfigur ist eine Frau, was leider nochnicht so häufig der Fall ist. Was hat Sie an demBuch überzeugt, daraus einen Film zu machen?Ich glaube nicht, dass das noch so stimmt, dassFrauen keine Hauptrollen bekommen, wenn man

Produzentin ViolaFügen im Interview Ihr Film »Die Agentin« feiert Premiere imWettbewerb der Berlinale. Wie fühlt sich das an?Sehr aufregend. Wir haben ja vor wenigen Monatenerst gedreht, und nun haben wir schon Premiere.

Erwarten Sie viele Verkäufe in andere Länder?Der Film hat sich bereits europaweit auf Drehbuch-basis verkauft, und auf der Berlinale sind wir zuver-sichtlich, den Film erfolgreich am angloamerikani-schen Markt zu platzieren.

Protagonistin im männlichen Genre

Sie hatten mal gesagt, dass Sie das Drehbuchinteressierte, weil die Hauptfigur eine Frau ist.Meinen Sie, dass im Zuge von »Me Too« und auchdem Bechdel-Test solche Filme eine größereAufmerksamkeit genießen?Ich denke, Filme bekommen jetzt eine größereAufmerksamkeit, obwohl eine Frau die Hauptrollespielt. Es hat sich definitiv etwas geändert. Gerade ineinem so männlichen Genre wie dem Agentenfilmwürde ich sagen, funktioniert so eine Geschichte miteiner weiblichen Hautfigur mittlerweile besser. Der

sich die Filme dieses Jahres anguckt - etwa »TheFavourite«, »Roma« etc. Ich glaube, dass der Film inTeilen von einer Frau in einer männlichen Umgebunghandelt, aber das ist nicht das Hauptding für mich. Ihr Charakter ist ungewöhnlich, das hat mich fasziniert,und was es heißt, ein Spion zu sein, das extreme

Leben eines Spions. Das Buch war eine Steilvorlage für mich, auch wenn sich das Buch im Gegensatz zurVorlage nochmal dramatisch verändert hat.

Aufregender Dreh in Köln

Wie waren für Sie die Dreharbeiten in Köln? Washaben Sie am meisten genossen?Ich habe es geliebt, in Köln zu arbeiten. Es warSommer, die Stadt war aufregend und die Locationseinfach toll. Die deutschen Crews sind sehr professio-nell. Sie haben alles für den Film gegeben, der Kameramann Kolja Brandt und seine Crew, dieAusstatter, das Produktions-Team. Ich lerne geradeDeutsch und habe versucht, alle Leute dazu zuzwingen, Deutsch mit mir zu sprechen. Manchmalfanden ganze Meetings in Deutsch statt, und ich habe so getan, als würde ich alle verstehen.

Würden Sie für Ihren nächsten Film nachDeutschland zurückkommen?Wenn ich die Gelegenheit bekomme, ganz bestimmt.

Der einzige Hinweis zu ihrem Verbleib ist eine myste-riöse Nachricht an ihren Kontaktmann Thomas,gespielt von Martin Freeman (»Der Hobbit«, »Sherlock«) in Deutschland, der daraufhin vomMossad einberufen wird. Thomas soll herausfinden,ob Rachel eine Gefahr für die Organisation darstellt,während er zugleich versucht, sie vor ihr zu beschützen. Das Drehbuch der deutsch-israelisch-französischen Koproduktion hat Regisseur YuvalAdler geschrieben nach dem Roman »The EnglishTeacher« von Yiftach Reicher Atir. Weltkino bringtden Film im Herbst 2019 in Deutschland ins Kino.

Der international besetzte Spionagethriller wurdesowohl in Köln als auch in Israel, Bulgarien, Leipzigund Rheinbach gedreht. Ein Hauptmotiv war eineJugendstil-Wohnung in der Nähe des Kölner Ebert-platz, die als deutsches Mossad-Hauptquartierausgestattet wurde.

Das Magazin sprach mit Regisseur Yuval Adler undProduzentin Viola Fügen von der Kölner MatchFactory Productions. Für Adler war es der erste Filmdreh in Deutschland. Viola Fügen reizte besonders der persönliche Blickwinkel, aus dem die Agentengeschichte erzählt wird.

WETTBEWERB – AUSSER KONKURRENZ

»Die Agentin« Für ihre Rolle in »Aus dem Nichts« erhielt Diane Kruger 2017 in Cannesden Preis als beste Darstellerin. Nun spielt sie wieder eine starke Frau ineinem filmstiftungsgeförderten Thriller: In der internationalen Koproduk-tion »Die Agentin« (»The Operative«) verkörpert sie die Mossad-AgentinRachel, die während der Beerdigung ihres Vaters spurlos verschwindet.

»Die Agentin«, Foto: Kolja Brandt/Weltkino

Dreh in Köln: Yuval Adler, Diane Kruger, Martin Freeman, Viola Fügen, Kolja Brandt, Foto: Wolfgang Ennenbach

» Ich habe es geliebt, in Köln zu arbeiten. «

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Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2019 > 7

Berlinale

Film gewinnt einen besonderen Reiz daraus, dass ermit den Versatzstücken des Genres spielt und gleich-zeitig die Geschichte einer Frau erzählt, die sichselbst findet.

Ist das Ihr erster Agentenfilm?Ja, das ist mein erstes Projekt zu diesem Sujet.

Was hat Sie daran gereizt?Grundsätzlich mag ich das Genre sehr gerne. Andem Projekt hat mich gereizt, dass es kein klassi-scher Agentenfilm mit vielen Actionszenen ist,sondern eine persönliche Geschichte, auf eine Figurausgerichtet und aus dem Blickwinkel der Agentinerzählt, den es noch nicht so häufig gab.

War es klar, dass es eine internationaleStarbesetzung geben würde?Ja, das Projekt ist zu uns gekommen, als das Drehbuchschon sehr weit entwickelt war. Es war angedacht,dass es in dieser Form besetzt werden soll, und daraufbasiert auch die Finanzierung des gesamten Projekts.

Wie kam es zu dem Kontakt zu dem israelischenRegisseur Yuval Adler?Der israelische Produzent Eitan Mansuri hat dasProjekt mit Yuval Adler zu uns gebracht. Mit EitansFirma Spiro Films hatten wir bereits »Foxtrott«zusammen produziert.

Der Film wird erst kurz vor der Berlinale fertig.Momentan arbeiten Sie an der Postproduktion.Haben Sie schon einen Eindruck?Es ist Riesengeschenk, so außergewöhnliche Darstel-ler zu haben, die einem in jeder Szene in den Bannziehen und wo man – auch wenn man den Filmschon so oft gesehen – immer wieder neue Detailsentdeckt. Ich denke, das Konzept ist aufgegangen:Man konzentriert sich auf die Kernfigur, und dieErzählebenen in den verschiedenen Zeiten funktio-nieren auch dank der großartigen Bilder unseresKameramanns Kolja Brandt. Der Film musste untergroßem Zeitdruck fertiggestellt werden, und da sindwir froh, so professionelle und erfahrene Partner wieWeFadetoGrey, K13 und Post Republic Halle anunserer Seite zu haben. Marion Meyer

Reiz durch kulturelle Unterschiede

Wie würden Sie die Zusammenarbeit mit deninternationalen Koproduzenten beschreiben? Ichdenke, mit den verschiedenen Hintergründen istes ja auch nicht immer leicht...Die unterschiedlichen Hintergründe sind genau das, was uns daran reizt. Gerade bei diesem Projekthat sich bewahrheitet, dass verschiedene kulturelleAnsätze sich eher befruchten als einschränken. Die verschiedenen Ansätze ergeben zusammenbesondere Projekte. Und mir persönlich macht dassehr viel Spaß.

Wie stellen Sie sich die Auswertung des Films vor?Eher Arthouse-mäßig oder wegen der Starsgrößer?Der Film ist ein klassischer Crossover-Film, dersowohl sein Publikum im gehobenen Arthouse-Segment als auch in den Multiplexen hat. So plant Weltkino auch den deutschen Kinostart. Ich bin nun gespannt, wie der Film auf der Berlinale bei Publikum und Presse ankommt.Dann sind wir sicherlich etwas schlauer, was das Potenzial des Films angeht.

Regie: Yuval Adler Buch: Yuval Adler, Yiftach Reicher AtirProduktion: Match Factory Productions, Spiro Films,Le Pacte, Black Bear Pictures, Archer GrayProductions, Mountain Trail FilmsKoproduktion: KNM, Bord Cadre Films, Neue Bioskop Film, Little Shark Entertainment.Screening: So, 10.02., 18.45 Uhr, Berlinale Palast

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8 < Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2019

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Burghart Klaußner im Interview Wie war es für Sie, in Heinrich BreloersDokudrama die Rolle des Bertolt Brecht zuspielen? Das war eine große Herausforderung. Ich habe michmein Leben lang mit Brecht beschäftigt wie diemeisten Schauspieler, Regisseure, Theaterleutemeiner Generation. Er war mir also nur allzu gutbekannt. Und was man allzu gut zu kennen glaubt,ist meist besonders schwierig darzustellen. Alsomusste ich mich nach unbekannten Feldern beiBrecht aufmachen und habe mir noch mehr, als ich es sonst bei historischen Figuren machen würde, Material angeschaut und vor allen Dingenangehört, denn ganz eindrücklich ist seine Stimme.Seiner Sprache und seiner Stimme, die natürlichauch viel von der seelischen Landschaft erzählt,habe ich versucht, mich anzunähern.

Nun beschreibt eine Zeitzeugin im Film Brecht alsklein, zart, schüchtern und leise, so spielen Sie ihnaber eher nicht und brüllen aus einer Spielszeneheraus in ihr Statement hinein. Die Spielszenezeigt eine Theaterprobe.Leise kann man bei Theaterproben nicht sein. Derzweite Teil des Films, der, in dem ich spiele, hat ja für mich den Charme, dass das ein Theaterfilm ist.Da kommt sehr viel über Theaterarbeit zumAusdruck, die bis heute nach ähnlichen Musternabläuft. Da gibt es leise Töne eher selten, und Brechtwar es auch nicht gegeben, da leise zu sein.

Sie haben schon in mehreren Filmen zuvor mitHeinrich Breloer zusammengearbeitet, von daherwar Ihnen ja seine dokudramatische Methode,Spielszenen mit Zeitzeugenaussagen zuverbinden, vertraut.Die hat ja auf meine Arbeit gar keinen Einfluss. Wirhaben für den Spielteil ein Drehbuch und mit demverfahren wir, wie es beim Spielfilm allgemein üblich

natürlich die Frage »Wie hältst Du es mit der Huma-nität?« eine enorm wichtige Rolle. Wir wissen ja, wieschnell die Menschlichkeit in Gefahr gerät.

Das Ensemble des Films zeigt Brecht inmittenvieler Frauen. Ist das ein zentrales Thema im Film?Das war ein zentrales Thema in Brechts Leben - ineiner prüden Gesellschaft wie der DDR. Und unsereheutige ist in dieser Hinsicht nicht weit davonentfernt. Trotz aller Pornographie, die zum Teil auchin der Öffentlichkeit stattfindet, bleibt die Erkenntnis,dass wir auch heute in einer mit der menschlichenSexualität und dem Eros nicht frei umgehendenGesellschaft leben. Ganz zu schweigen von denJahren, in denen Brecht gelebt hat. Er war immersehr stark auf der Suche nach Zärtlichkeit, nachBerührung, nach dem Sexus und hat über dieBekanntschaft mit verschiedenen Frauen vielendieser Frauen auch den Weg in einen Beruf geebnet,den sie sonst so nicht gefunden hätten. Sie sind zurFotografie gewechselt oder ans Theater gegangen,waren schriftstellerisch tätig, er hat sie auch produktiv gemacht im künstlerischen Sinn.

Das Verhältnis von Brecht zu den Frauen wirdmanchmal auch kritisch gesehen, in der heutigenMeToo-Zeit läge das vielleicht noch einmal nahe.Hat das eine Rolle gespielt bei diesem Film?Das hat wahrscheinlich eine Rolle gespielt. Inzwischen hat sich ja die MeToo-Debatte so weitentwickelt, dass die Beziehung zwischen Mann und Frau generell auf den Prüfstand gestellt wird.Aber selbstverständlich kann ein historischer Filmnicht von einer Debatte handeln, die es damals sonicht gegeben hat.

Was erhoffen Sie sich von dem Film?Ich hoffe, dass auch in diesem Fall das eintritt, was bei Breloers Filmen normalerweise immer eingetreten ist: ein großes Mitgefühl für das Strebender Menschen nach einem vollendeten Leben. DiePersonen, von denen Breloers Filme handeln, lebenja meist nicht mehr, aber die Toten sind nie tot. Es ist unser großes Glück, durch Breloer zu vielen historischen Gestalten eine emotionale Beziehungaufbauen zu können, die über das rein historischeWissen hinausgeht. Das erhoffe ich mir auch beidiesem Film. Peter Kremski

ist. Man ist nur beim Schnitt noch ausgelieferter alssonst, denn wenn der Dokumentarist am Ende dasDokumentarmaterial gegenschneidet, kann dabeialles Mögliche herauskommen. Schon beim reinenSpielfilm ist man als Schauspieler machtlos, was denSchnitt betrifft. Aber ich weiß ja aus den früherenArbeiten Breloers, auch aus denen, bei denen ich nicht mitgespielt habe, wie sehr er das in derMontage zu veredeln weiß. Mich beeindruckt seineArbeit, ich bin ein großer Verehrer seiner Methode.

Wieviel Spielraum ließ Heinrich Breloer Ihnen, dieRolle zu gestalten, wie stark gibt er vor?

Wir haben uns natürlich darüber unterhalten, waszeigen wir von dem Brecht? Aber am Ende muss ichdann doch als Schauspieler dafür gerade stehen. Der erste Drehtag ist da oft entscheidend, er setztPflöcke. Wir hatten einen schönen ersten Drehtagmit einigen großen Szenen, die im Theater spielen,wo der Klaußner diesem Theatermann Brecht nachspüren konnte, was mir einen ungeheuren Spaß gemacht hat, ich bin ja selbst auch Regisseurauf dem Theater. Dadurch habe ich im Spiel BreloerVorschläge gemacht, wie ich glaubte, dass ich die Figur spielen könnte und müsste. Und darüberwaren wir uns dann auch sehr schnell einig.

Und wie glaubten Sie, Brecht spielen zu müssen?Das kann ich Ihnen nicht in einem Satz beantworten,das lässt sich nicht so leicht auf einen Nenner bringen,das wird man dann am Ergebnis ablesen können.

Natürlich war er letztlich ein sehr zarter Mann, gleichzeitig war er aber auch ein außerordentlichmachtbewusster Mensch. Er war ein intelligenterMann mit einem großen Kunstverstand. Und er hattedie Idee von einer besseren Gesellschaft. Wie sovielen seiner Generation, fiel es ihm sehr schwer, dieNiederlagen dieses Kampfes um eine bessere Gesell-schaft zu verkraften, speziell natürlich die konsequen-ten Verirrungen in den Stalinismus, die Brecht nichtohne weiteres wahrhaben wollte, und die falsche Solidarität mit der Regierung der DDR. Zur Tragödievon Bertolt Brecht gehört, dass er zu früh gestorbenist, er war noch unter 60. So hat er die Lehren nichtziehen können, die er hätte ziehen müssen aus demScheitern des sozialistischen Experiments.

Wie steht es mit der Aktualität Brechts heute?Die Aktualität liegt natürlich im humanistischenEthos von Bertolt Brecht jenseits aller ideologischenVerbrämungen. In dem Maß, wie unsere Gesell-schaft auf der Suche ist nach einem gemeinsamenAufbruch weg vom Ewigweitermachen, spielt

» Ich bin ein großer Verehrer seiner Methode. «

BERLINALE SPECIAL

»Brecht«Burghart Klaußner spielt in demZweiteiler den älteren BertoltBrecht. Im Interview mit dem Magazin äußert sich der Schau -spieler über seine Annäherung andie Rolle und die Zusammenarbeitmit Heinrich Breloer.

»Der erste Teil erzählt vom jungen Brecht bis zumBeginn des Exils. Erzählt wird also die Zeit, in derBrecht sich hochkämpft und nach dem Riesenerfolgder »Dreigroschenoper« fast alles wieder verliert,weil er aus politischen Gründen Deutschland verlas-sen muss. Das Exil klammern wir aus. Es kommt nurin kleinen Rückblenden im zweiten Teil vor, der vomspäten Brecht erzählt. Der zweite Teil umfasst BrechtsOstberliner Jahre von 1949 bis 1956, angefangen mitseiner Rückkehr aus dem Exil und seinem großenErfolg mit »Mutter Courage« bis zu seinem Tod.« Heinrich BreloerRegisseur Heinrich Breloer,

Foto: WDR, Bavaria/Stefan Falke

Regie und Buch: Heinrich BreloerProduktion: Bavaria Fiction, Bavaria Film, Satel Film, Mia Film, Sender: WDR, BR, SWR, NDR, Arte DeutschlandScreening: Sa, 09.02., 15.00 Uhr, Haus der Berliner Festspiele

Tom Schilling als der junge »Brecht«, Fotos: Bavaria

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Berlinale

»Brecht«Heinrich Breloer, der Meister des Dokudramas,widmet sich nach seinem gefeierten, filmstif-tungsgeförderten Fernsehepos über ThomasMann (»Die Manns – Ein Jahrhundertroman«)in seinem neuen Werk dem Leben einesanderen Jahrhundert-Autors: Bertolt Brecht.Den jungen Brecht spielt Tom Schilling, denälteren Burghart Klaußner. Breloers zweiteili-ger Film feiert seine Weltpremiere auf derBerlinale und wird anschließend im Februarauch bundesweit in ausgewählten Kinos zusehen sein. Die Fernsehausstrahlung auf Arteund im Ersten ist dann für März geplant.»Brecht« ist eine Produktion der BavariaFiction in Koproduktion mit Satel Film, BavariaFilmproduktion Köln, MIA Film (CZE) unterSenderbeteiligung von WDR, BR, SWR, NDRund Arte. Die Film- und Medienstiftung NRWförderte das Projekt.

»Brecht«, Fotos: Bavaria

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10 < Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2019

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Bei dem einfühlsamen Dokumentarfilm wird deut-lich: Dass die fünf Musiker miteinander befreundetsind, ist keinesfalls von Nachteil. Es gibt da diesetolle Szene: Die Sonne steht tief über dem Rhein, dieletzten warmen Tage des Sommers sind vergangenund der Herbst führt noch einige Zeit fort, was derheiße Sommer vorweg nahm. Schiffe gleiten unauf-geregt vorüber und das Rheinufer in Höhe derMesse ist an diesem Nachmittag menschenbevöl-

kert. Es scheint, als sei an diesem Oktobertag halbDüsseldorf auf den Beinen, nur um in die Arena zupilgern und dort die Band live zu erleben, die nichtnur diese Stadt seit einigen Jahren feiert wie keinezweite im Land. Dann radeln Andreas von Holst undAndreas Meurer ins Bild. Kuddel und Andi, Gitarristund Bassist der Band, die seit Jahren als die erfolg-reichste des Landes gilt: Die Toten Hosen.

BERLINALE SPECIAL

»Weil Du nur einmal lebst –Die Toten Hosen auf Tour«Regisseurin Cordula Kablitz-Post fängt in ihrem Konzertfilm nicht nur die Fans der Punk-Band aus Düsseldorf ein. Sie führt zugleich an ein Musik phänomen heran, das kaum erklärbar ist: Die Toten Hosen sind dieerfolgreichste deutsche Band unserer Zeit.

»Weil Du nur einmal lebst – Die Toten Hosen auf Tour«, Fotos: NFP

Pure Euphorie und irres Lebensgefühl

Und während die Kamera neben ihnen herfährt,scherzen sie ausgelassen und pedalieren unpräten-tiös. Gerade so, als ob sie nicht auf dem Weg zurArbeit, sondern in einen der nahegelegenen Biergär-ten wären. Die Passanten nehmen die beiden Radlerkaum wahr, und sollten sie doch von den Menschenam Rheinufer erkannt werden, so wollen die nichtglauben, wer da an ihnen vorüber fährt. Dennwenige Stunden später werden sie die beidenwieder sehen. Dann auf einer gigantischen Open-Air-Bühne und gemeinsam mit rund 40.000 weiterenFans in der Düsseldorfer Arena, die die Band imvergangenen Herbst gleich zweimal hintereinanderrestlos ausverkaufte.

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Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2019 > 11

Berlinale

Die wichtigsten Songs als roter Faden

»Über die Langzeitgewöhnung hofften wir, möglichstauthentische Momente im Tour-Alltag der Bandeinfangen zu können«, erklärt Kablitz-Post. Deshalbsetzte die Regisseurin die Interviewsituationen mitden Musikern, aber auch etwa mit Tournee -veranstalter Kikki Ressler oder Produktionsleiter Christof Matthiesen von den übrigen Inhalten ab. So erlebt der Zuschauer einen authentischen undmitunter intimen Dialog der Band untereinander. Undwährend sich eine Auswahl der wichtigsten Songs wieein roter Faden durch den Film zieht, schaffen geradedie ausschließlich dokumentarisch beobachtetenDialoge der Musiker etwas Besonderes: die Darstel-lung der intakten Freundschaft der fünf Musiker.

Dass der Film seine Premiere auf der diesjährigenBerlinale feiert, freut Cordula Kablitz-Post besonders:»Wir dürfen den Film im Rahmen der BerlinaleSpecial Gala im Friedrichstadtpalast, einem großenKino mit rund 1600 Plätzen, zeigen. Das ist genaudas richtige Kino für die Premiere dieses Films, dennwir denken, dass insbesondere viele Hosen-Fanskommen werden«, erzählt die Regisseurin. »Mir bedeutet das sehr viel, denn ich besuche die Berlinale schon, seitdem ich Studentin war undfreue mich unglaublich, dass wir den Film dortzeigen dürfen.« Sven-André Dreyer

Szenen wie diese sind es, die den Film »Weil Du nureinmal lebst – Die Toten Hosen auf Tour« von Regisseurin Cordula Kablitz-Post zu einem besonde-ren Werk machen. 2017 kommt Kablitz-Post auf dieIdee, einen Kinofilm über die Toten Hosen zu drehen.Mit rund zehn Jahren Abstand – 2006 und 2009arbeitete sie für eine Arte- sowie eine Produktion fürdie ARD schon einmal mit Toten Hosen-SängerAndreas 'Campino' Frege zusammen – widmete sichdie Regisseurin nun erneut der Band vom Rhein.

»Es war die Neugier, die mich zu der Entwicklung derFilmidee brachte«, erklärt Kablitz-Post. »Mich reiztezu schauen, was aus der Band geworden ist, die mitTiteln wie 'An Tagen wie diesen' zahlreiche weitereAnhänger gewonnen hat und nun mit diesem Erfolgumgehen muss.« Dabei sah es zu Beginn der Bandnicht auf den ersten Blick so aus, als sei den Musi-kern ein großer Erfolg beschienen. Frege ist gerademal 15 Jahre alt, als er erstmalig den Ratinger Hof,eine Künstlerkneipe in der Düsseldorfer Altstadt und gelegen im Schatten der Düsseldorfer Kunst -akademie, besucht. Während sich dort ein illustresPublikum unter anderem mit der auch in Deutsch-land aufkeimenden Punk-Bewegung beschäftigt,zeigt sich Frege begeistert von der dort herrschen-den Dynamik: »Es gab ein paar Monate vollerunglaublicher Stimmung, Offenheit, und Kreativität.Momente purer Euphorie und einem irrenAufbruchsgeist, basierend auf dem Lebensgefühl,mit anderen etwas zu teilen«, erzählt er in einemInterview. Frege gründet 1978 zunächst die Band'ZK', die schließlich als Vorläuferband der 1982gegründeten Gruppe Die Toten Hosen gilt.

Parallel zu der musikalischen Entwicklung der BandZK zerfällt die Düsseldorfer Punk-Szene zunehmendin unterschiedliche Flügel mit unterschiedlich aus -geprägten Ausrichtungen. »Ich habe nach der Auflösung von ZK die Tourneen vermisst«, erklärtFrege. »Bereits nach ein paar Wochen rief ich Kuddel und Trini an, um zu erfragen, ob wir nichtnoch mal etwas aufziehen wollten, aber eben etwas ganz anderes als ZK: Wir würden nur Freundein die Band holen und zwar möglichst viele, um denmaximalen Spaß zu garantieren.«

11 Konzerte, 23 Drehtage, 190 Stunden

Bereits in ihrem Gründungsjahr veröffentlicht diejunge Band kurz nacheinander zwei Singles, umanschließend auf eine erste ausgedehnte Konzert-reise zu gehen. Neben 50 Vorstellungen in Deutsch-land gibt die Band ihr erstes Auslandskonzert in Rom. Ihre dritte Single 'Eisgekühlter Bommerlunder'gilt als erster Achtungserfolg, das Debütalbum Opel-Gang erscheint im Sommer 1983. Die Erfolgs -geschichte nimmt Fahrt und die Band schaut, auchdas wird im Film deutlich, bis heute nach vorne.

Von der Filmstiftung NRW, dem DFFF und der FFAgefördert, begleitete die Regisseurin und Produzen-tin Cordula Kablitz-Post im Jahr 2018 mit einem rund20-köpfigen Team die Band sieben Monate auf allegroßen Konzerte. 23 Drehtage, insgesamt elfKonzerte, darunter auch die argentinischen, undrund 190 Stunden Filmmaterial, die von CutterinMechthild Barth einfühlsam auf Spielfilmlängemontiert und im neuartigen Dolby-Atmos-Verfahrengemischt wurden, führen zu einer Dokumentation,die die Zuschauer nicht nur teilhaben lässt anKonzertsituationen.

Denn während Konzert-Regisseur Paul Dugdale diemusikalischen Sequenzen in den großen Stadien undkleinen Clubs einfängt – das kultische Tanzen umBengalos und das begeisterte Fahnenschwenkenetwa, das ausgelassene Mitsingen und Pogen derFans oder tausende Handylichter bei Stücken wie»Alles passiert« - begleitete Kablitz-Post die Bandauch in den Backstagebereich und weit darüberhinaus. »Ich wollte die Band-Chemie erkunden. Und

wie dieser riesige Apparat des Tour-Tross funktioniert.Ich wollte wissen, wie es die Toten Hosen nach allden Jahren schaffen, noch immer derart viel Energieauf die Bühne zu bringen.«

Und weil der Film über eine klassische Tour-Dokumen-tation hinaus weitererzählt, erleben die Zuschauerauch das Engagement der Band in der #wirsindmehr-Bewegung in Chemnitz, den unerlaubten, später hoheWellen schlagenden Nachtbesuch eines DresdnerSchwimmbads, aber auch die Absage des Konzerts an der Berliner Waldbühne aufgrund des von Frege erlittenen Hörsturzes. Die Bestürzung der Band istdeutlich spürbar, wenn sich die Musiker morgensnahezu sprachlos am Frühstückstisch gegenübersitzen, um ein weiteres Vorgehen zu besprechen. Und

sie wird deutlich, wenn Gitarrist Michael 'Breiti' Breit-kopf in der erzwungenen fünfwöchigen Tour-Unter -brechung alleine durch den Wald läuft oder Andi ineiner kleinen Jolle über den Unterbacher See segelt,den Blick gerichtet auf den Horizont.

Und auch der feine Humor der fünf Musiker wird imFilm vorzüglich herausgearbeitet, denn der lakoni-sche Satz Campinos nach erlittenem Hörsturz bleibtdem Film erhalten: Ohren auf bei der Berufswahl.

»Weil Du nur einmal lebst – Die Toten Hosen auf Tour«, Fotos: NFP

Regie: Cordula Kablitz-Post, Paul Dugdale Buch: Cordula Kablitz-PostProduktion: avanti media fiction, ConstantinScreening: Fr, 15.02., 21.00 Uhr,Friedrichstadtpalast

» Ohren auf bei der Berufswahl «

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Das Gespräch mit dem Schauspieler ist wenigerRetrospektive denn ein Meinungsaustausch überKino, Theater, seine Anschauung sowie die Liebe,das Leben und Altern. Der Film ist auf der Berlinaleals Weltpremiere in der Reihe Special zu sehen.

»Die Finanzierung ging relativ schnell«, berichtetProduzent Herbert Schwering (Coin Film). »Wirwollten zeitnah mit den Dreharbeiten beginnen,deshalb haben wir keinen Sender in der Finanzie-rung, das hätte sonst wahrscheinlich ein Jahr längergedauert. Christoph Ott und Alexander Thies habensich mit dem Verleih NFP erfreulicherweise mit

ersten Films überraschend starb, fragte Mario alleMonate nach, ob der Film denn zu Ende gedrehtwird. Er war persönlich sehr betroffen von dem, waspassiert war«, so Schwering.

Unterhaltsame Zeitgeschichte

»Wenn er in Köln war, haben wir uns häufiger getroffen. Bei einer Lesung seines Buches 'SchauenSie mal böse!' ging es vor allem um seine erstenSchauspielerjahre am Theater. Ich war von denSocken, wie er es locker schafft, 1000 Zuhörer vonder Bühne herab zu begeistern. Beim Abendessenspäter habe ich ihm gesagt: Was Du da alles über dieNachkriegszeit im Theater und im Film erzählst, ist ein Stück Zeitgeschichte und gleichzeitig äußerstunterhaltsam. Das sollten wir in einem Film fest -halten.« Zuerst habe Adorf gezögert und ganzbescheiden gesagt: Ich weiß gar nicht, ob ich so vielzu erzählen habe. Doch dann sagte er zu.

Ab Herbst 2017 begleitete das Team Adorf, der am 8. September 1930 in Zürich geboren wurde und in der Eifelstadt Mayen aufwuchs, zu wichtigenStationen seines Lebens und der über 60-jährigenKarriere. So filmte Kameramann Hajo Schomerusden Schauspieler in Mayen, aber auch in der NS-Ordensburg Vogelsang in der Eifel. »Man merkte, da kommen Erinnerungen hoch, die er so vor derKamera noch nicht erzählt hat«, berichtet Schwering.Das Team reiste mit Adorf auch nach München undSt. Tropez, wo er mit seiner französischen FrauMonique vorwiegend im Sommer wohnt.

Gleich zwei Mal war das Team mit ihm in Rom,schließlich hat der Schauspieler dort 30 Jahre gelebtund in Italien ein Fünftel seiner über 200 Filmegedreht. In Florenz bewundert Adorf in den Uffiziendie Skulpturen Michelangelos und erzählt, warum er als junger Mann nicht Bildhauer geworden ist.Weitere Drehorte waren Köln, Berlin, Frankfurt,Casablanca und München. In München begann dielange Karriere Adorfs, hat er dort doch die Otto-Falckenberg-Schule besucht und erste Lorbeeren inden Kammerspielen gesammelt. In der Bayern-Metropole war Schwering auch dabei, als Adorf imKeller seiner Wohnung die alte Nähmaschine seinerMutter herausholte. »Prompt hat er versucht, siewieder in Betrieb zu nehmen und den Faden einzu -fädeln, wie er es als Kind für seine Mutter machte.Zum Schluss war die Maschine bereit - ein starkeremotionaler Moment.«

Adorf als Erzähler im Mittelpunkt

Schwering und Wessely waren sich schnell einig,dass der Film kein herkömmliches Biopic werdensollte, sondern Mario Adorf als Erzähler in denMittelpunkt setzt. »Viele seiner Filme, in denen ermitgespielt hat, zeigen uns die Zeit, in der er großgeworden ist und die sein Leben geprägt haben, wie zum Beispiel 'Die Blechtrommel', als Erinnerungan seine Jahre in der Hitlerjugend, 'Lola' als Aufbruchin der Nachkriegszeit oder später die bleierne Zeitder 1970er Jahre in 'Die verlorene Ehre der Katharina Blum'.« Deshalb habe man bewusstdarauf verzichtet, herkömmliche Interviewsituatio-nen zu nutzen, in denen Dritte über den KünstlerAdorf erzählen. »Vielmehr haben wir Situationengeschaffen, in denen Mario sich mit Kollegen, Freunden, Bekannten unterhält und ein Gesprächentsteht.« So kommen auch wichtige Zeitzeugen und Kollegen wie Senta Berger und Margarethe vonTrotta zu Wort. Reinhard Kleber

einer größeren Minimumgarantie engagiert und die Finanzierung geschlossen, im Gegenzug habensie aber die deutschsprachigen Fernsehrechte an der Produktion.« Die mit 550.000 Euro budgetierteProduktion der Kölner Coin Film entstand mit Förderung der Film- und Medienstiftung NRW.

Die Idee zu dem dokumentarischen Filmporträtentstand im Zusammenhang mit den Filmen »Die Erfindung der Liebe« und »Libelle undNashorn« von Lola Randl, die Coin Film mit Adorf2011 und 2012 drehte. »Als die HauptdarstellerinMaria Kwiatkowski während der Dreharbeiten des

BERLINALE SPECIAL

»Es hätte schlimmerkommen können – Mario Adorf« Wenn Mario Adorf über sein Leben spricht, werden über 60 Jahre Theater-und Filmgeschichte lebendig. Der Dokumentarfilm »Es hätte schlimmerkommen können – Mario Adorf« von Dominik Wessely porträtiert den Filmstar und seine Leidenschaft für Schauspiel, Bühne, Kino, Gesang undSchreiben und beleuchtet wichtige Stationen von Adorfs Privatleben undseiner internationalen Karriere.

»Es hätte schlimmer kommen können – Mario Adorf«, Foto: NFP

Regie: Dominik Wessely, Buch: Dominik Wessely, Herbert SchweringProduktion: Coin FilmScreening: Di, 12.02., 15.30 Uhr,Friedrichstadtpalast

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Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2019 > 13

Berlinale

BERLINALE SHORTS

»Umbra«Eine unscharfe Lichtquelle inmittenvon Dunkelheit. Lichtpunkte, diedurch ein Laubdach blitzen. UndWolken, die ihre Schatten auf dieErdoberfläche werfen. »Umbra« –auf Deutsch Kernschatten – bietetein überraschendes visuelles Konzept. Der Kurzfilm experimen-tiert mit der Mechanik von Bild undBildentstehung.

Johannes Krell hat Kamera studiert, bevor er seinpostgraduales Studium an der Kunsthochschule fürMedien Köln aufnahm. Florian Fischer war für Fotografie und Bildwissenschaft eingeschrieben.Kennengelernt haben sich die beiden 2013 währendeiner Masterclass für experimentellen und dokumen-tarischen Film in Halle. Dort entstand auch die erstegemeinsame Zusammenarbeit »Still Life«, die sichmit dem Naturfilmgenre spielerisch auseinander-setzt. Es folgte 2016 »Kaltes Tal« (Deutscher Kurz-filmpreis in der Sektion Dokumentarfilm), der dieRohstoffgewinnung in einem Kalktagebau und eineanschließende Überführung des Kalks in den Waldthematisiert. Ihr aktueller Film »Umbra«, produziertvon der KHM und Rosenpictures und unterstützt mit der Abschlussfilmförderung der Film- undMedienstiftung, läuft im Wettbewerb der BerlinaleShorts. »Umbra« ist Krells Abschlussfilm an der KHM und schließt die Trilogie der experimentellenNaturfilme ab.

Reflexion der Mechanismen von Wahrnehmung

Die beiden Filmemacher bezeichnen »Umbra« alsdie logische Konsequenz aus den Vorgängerfilmen,mit dem sie nun »die Mechanik von Bild und Bild -entstehung ganz grundsätzlich befragen«, erklärtFlorian Fischer. Das Bildmaterial des Films ist im Harzund während der Sonnenfinsternis im Jahr 2017 inden USA entstanden. »Uns war klar, dass wir dieSonnenfinsternis nicht klassisch abfilmen möchten«,so Johannes Krell. »Bilder davon gibt es schon zurGenüge! Anstatt dem Blick nach oben legten wir denSchwerpunkt auf das, was sich am Boden abspielte.Die Schatten verändern sich während einer Sonnen-finsternis und im Besonderen die Lichtflecken, dieauch als Sonnentaler bezeichnet werden. Dennochhaben wir auch eine Kamera auf die Sonnenfinster-nis am Himmel gerichtet, diese aber ohne Objektiv,um das Prinzip der Camera Obscura und ihre Ästhe-tik zu adaptieren«.

Bewusst weitwinklig und unscharf

Durch die Auseinandersetzung mit der Vorge-schichte der Fotografie kamen die beiden Filme -macher auf Aristoteles, der angeblich während einerSonnenfinsternis die Funktion des Auges erkannte.»Er stand unter einem Blätterdach und sah die Lichtflecken bzw. Sonnentaler nicht kreisrund,sondern halbmondförmig, wie die Überlappung von Mond und Sonne am Himmel«, erklärt Fischer.»Diese Erkenntnis war grundlegend für das Verständ-nis des Auges, aber auch für die Entwicklung derCamera Obscura und in Folge die Entstehung vontechnischen Bildern.«

Mit »Umbra« fragen die Filmemacher nach demUrsprung der Bilder. Gedreht wurde so weit wie

setzen. Dementsprechend ist ,Umbra’ für uns aucheine Reflexion über die Mechanismen von Wahrneh-mung.« Christian Meyer-Pröpstl

möglich mit einer Lochkamera. Dies erzeugt diebesonders weitwinkligen, unscharfen und farbarmenBilder, die stark rauschen und dem Film archaischeQualitäten geben. Auf der Tonebene finden dieBilder ihr Gegenstück durch analoge Effektgeräusche.»Dies war unsere Entsprechung zu den optischenPhänomen von Abbildung und Spiegelung.«, so Krell.»Licht und Sound sind sich im Grunde genommensehr ähnlich, da sich beide aus Wellen zusammen -

»Umbra«, Fotos: Rosenpictures

Regie und Buch: Johannes Krell, Florian FischerProduktion: Rosenpictures, KHMScreening: Di, 12.2., 21.30 Uhr, CinemaxX

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PANORAMA

»Monos« »Monos«, der neue Film des kolum-bianisch-ecuadorianischen Regis-seurs Alejandro Landes, entführtseine Zuschauer in die Parallelweltvon Kindersoldaten in Kolumbien.Der alltägliche Umgang mit Schuss-waffen beeinflusst das Leben derpubertierenden Heranwachsenden.

Die lateinamerikanische Koproduktion »Monos«entstand auch dank finanzieller Beteiligung einigereuropäischer Länder, darunter der in Köln beheima-teten Pandora Filmproduktion.

Der federführende deutsche Koproduzent von»Monos«, Christoph Friedel, blickt auf ein langjähri-ges Engagement bei lateinamerikanischen Kino -produktionen zurück. Erst im vergangenen Jahr warer mit »Las herederas«, der am Ende u.a. einenSilbernen Bären gewann, im Wettbewerb der Berli-nale vertreten. Mit dem damaligen uruguayischenProduktionspartner Fernando Epstein verbindet ihneine lange Freundschaft. Epstein war es nun auch,der Friedel bei »Monos« mit ins Boot holte und auf

unwegsamem Gelände stattfanden. »Die Orte, die imFilm am tollsten aussehen, sind oft nicht so leicht zuerreichen«, so der deutsche Koproduzent. Hinzu käme,dass es in Kolumbien etliche Orte gäbe, die nach wievor für Besucher aus dem Ausland nicht sicher seien,schließlich blicke das Land auf die längste Historie anBürgerkrieg in Südamerika zurück. Kolumbien weisezudem die höchste Binnenmigration des Kontinentsauf, wodurch zahlreiche Parallelen zu afrikanischenLändern deutlich werden.

Beweggründe der Kindersoldaten

»Monos« nimmt sich dieser Themen über dieGeschichte der Kindersoldaten an, deren Hinter-gründe und Beweggründe aber weitgehend außen vor gelassen werden. Die kolumbianischenProduzenten waren sehr bedacht darauf, die politisch-militärischen Gesichtspunkte der Handlungbei der Vermarktung des Films auszuklammern.

Laut dem deutschen Koproduzenten hängt das mitder Scham zusammen, dass hier ein Tabuthemaaufgegriffen und Kolumbien nach außen hin als ein verrohtes und gefährliches Land dargestellt wird. Für Außenstehende dürften hingegen genau dieseAspekte einen Großteil des Reizes von »Monos«ausmachen. Frank Brenner

das spannende Drehbuch aufmerksam machte, dasAlejandro Landes gemeinsam mit Alexis Dos Santos(»Glue«) geschrieben hatte.

Zum Inhalt: Irgendwo in den Bergen Kolumbiens. Ein halbes Dutzend pubertierender Kinder soll eine gefangen genommene amerikanische Ärztin bewachen, die als Geisel für politische Verhand -lungen dienen soll. Auch eine Milchkuh wird denKindersoldaten anvertraut. Doch nach kurzer Zeiteskaliert die Situation…

Internationale Koproduktion als Chance

Dass der Film als Koproduktion der Länder Kolumbien,Argentinien und Uruguay entstand, ist in Latein -amerika mittlerweile nicht mehr unüblich. »Es gibtdort mit Ibermedia ein Förderprogramm, das mit demeuropäischen Eurimages vergleichbar ist. Außerdemsprechen sie in Südamerika, von Brasilien abgesehen,

alle eine Sprache, was sehr hilfreich ist, gerade imVergleich zu Europa, wo wir ja viel mehr verschiedeneSprachen sprechen«, erläutert Friedel die Situation.Trotzdem wäre auch »Monos« nicht in seiner jetzigenForm realisierbar gewesen, wenn sich mit den Nieder-landen, Deutschland und Dänemark nicht auch nocheuropäische Länder finanziell beteiligt hätten.

Der größte europäische Koproduzent des Films wardie niederländische »Lemming Film«. Sie brachten mitJasper Wolf (»Code Blue«, »Boy 7«) einen erfahrenenKameramann ins Spiel, der in 3000 Meter Höhe oberhalb Bogotás grandiose Motive für die packendeGeschichte fand. Bedauerlicherweise konnte Friedeldie Dreharbeiten selbst nie besuchen, da sie in sehr

»Monos«, Foto: Pandora

Regie: Alejandro LandesBuch: Alejandro Landes, Alexis dos SantosProduktion: Pandora Filmproduktion, No Franja,Campo Cine, Lemming Film, Mutante Cine,SnowglobeScreening: So, 10.2., 20.00 Uhr, International

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Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2019 > 15

Im neuen Film von Regisseur SyllasTzoumerkas (40) geht es, wie schonzuvor in »A Blast – Aufbruch«, umweibliche Selbstbehauptung. Unddie dazu nötige Entschlossenheit, zu tun, was nötig ist.

Gedreht vor den Kulissen der »Heiligen Stadt« Mesolongi im Westen Griechenlands, eröffnet dieHandlung kurz nach Ausbruch der Wirtschaftskrise.»The Miracle of the Sargasso Sea« ist ein wuchtiges,authentisches Stück Kino, das nicht von ungefähr in die prestigeträchtige Programmreihe Panoramader Berlinale 2019 eingeladen wurde.

»Dies ist ein Film über zwei Frauen und eine Gemein-schaft von Träumen. Das sind reale Träume, aberauch solche, in denen es um Erlösung geht, um dasObszöne und die Gewalt«, so Tzoumerkas. Elisabeth(Angeliki Papoulia) war eine selbstbewusste Polizistinin Athen, aber dann wurde sie gegen ihren Willen indiese kleine Küstenstadt versetzt, deren wichtigsterWirtschaftszweig die Aalzucht ist. Zehn Jahre freud -losen Daseins sind bereits vergangen, und immerschneller kreisen ihre Gedanken darum, dass sie vonhier weg muss.

Existenzkrise zweier Frauen

Rita (Youla Boudali) ist die Schwester eines Schlager-sängers, der in der hiesigen Discothek auftritt. Sie ist eine stille, eher in sich gekehrte Frau, aber inihrem Innern reift der Gedanke, dass sich etwasändern muss in ihrem Leben. Dann löst ein Selbst-mord tiefere Erschütterungen in der Stadt aus,brechen längst begraben und vergessen geglaubteGeheimnisse wieder hervor. Auch Elisabeth und Rita, die bisher nichts miteinander zu tun hatten,kommen unvermittelt in Kontakt und es eröffnet sich die Chance, den Traum von einem neuen,anderen Leben zu verwirklichen.

Eine kraftvolle Vision um zwei Frauen, die in ihrenTräumen verloren schienen und sich nun umso ener-gischer gegen eine schwache, intrigante Männerwelterheben – Syllas Tzoumerkas bleibt der Linie seinesvorherigen Films treu und fand in der Kölner unafilmwie schon beim international ausgezeichnetenVorgängerfilm einen starken Produktionspartner.»Wir sind Freunde«, beschreibt unafilm-Chef TitusKreyenberg (57) sein Verhältnis zum Filmemacher.»Der hat eine Energie, die einen für ein Projektmitreißt. Wie er seine Filme erzählt und inszeniert,wie er sich in den Seelenzustand seiner Protagonistenhineinwühlt, das ist ein physisches Kino, das inseinen Bann zieht. Und wieder sind es die Frauen,die die Dinge voranbringen.«

Internationale Koproduktion als Voraussetzungfür unabhängiges Filmerzählen

Wenngleich unafilm als majoritäre Produktionsfirmaauftritt, legt Kreyenberg Wert darauf, dass dieProduktion ein originär griechischer Film ist, dernicht durch wirtschaftliche Partikularinteressenkünstlerisch verwässert wurde. Was früher unter dem Begriff Europudding zum Synonym

beidem findet sich das Schöne und das Hässliche.Auf diesem Widerspruch gründet der Film um zweiFrauen, die ihrer Möglichkeiten beraubt sind undgefangen in Existenzen, aus denen sie unbedingtwieder heraus wollen.« Für die deutsche Kinoaus-wertung des Films arbeitet unafilm auch diesmal mitdem Kölner Verleih Real Fiction zusammen. Film –das ist eben nicht nur eine Frage des Vertrauens; esist eine Herzensangelegenheit. Uwe Mies

eines gesichtslosen Filmerzählens wurde, ist heuteunabdingbare Voraussetzung für ein unabhängigesFilmerzählen geworden. »Natürlich muss dafür ein Vertrauen aufgebaut und in der Folge auchgerechtfertigt werden«, betont Kreyenberg. Das gilt für die Zusammenarbeit mit der Film- undMedienstiftung NRW, die schon »A Blast« förderte,ebenso wie für die Produktionsgemeinschaft mitArte und der griechischen Firma Homemade Films,die für das aktuelle Projekt um Produktionsfirmenaus Holland (PRPL) und Schweden (Kakadua Film produktion) ergänzt wurde. Mit einem Budgetvon fast 1,45 Millionen Euro entstanden die Dreh arbeiten ausschließlich an griechischen Schauplätzen in Mesolongi und Athen.

Dazu Syllas Tzoumerkas: »Die realen Landschaftenspiegeln die Seelenlandschaften der Figuren. In

Berlinale

PANORAMA

»The Miracle ofthe Sargasso Sea«

»The Miracle of Sargasso Sea«, Foto: RFF

Regie: Syllas Tzoumerkas Buch: Youla Boudali, Syllas Tzoumerkas Produktion: unafilm, Homemade Films, PRPL B.V.,Drago FilmsScreening: Sa, 09.02., 21.30 Uhr, Zoopalast

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Der neue Film von Edward Berger feiert bei der Berli-nale seine Weltpremiere im Panorama. »All myLoving« erzählt die Geschichte von drei Geschwis-tern in ihren sehr unterschiedlichen Lebenswelten:Der 41-jährige Stefan (Lars Eidinger) liebt seinen Jobals Pilot, der ihm eine große Wohnung, ein teuresAuto und viele Geliebte sichert. Doch der plötzliche

Stefans Schwester Julia (Nele Mueller-Stöfen)verbringt mir ihrem Mann derweil einen Kurzurlaubin Turin. Als das Paar einen verletzten Straßenhundfindet, kümmert sich Julia nur noch um ihn undseine Genesung. Dadurch brechen in der Beziehungalte Wunden auf und bei einem Abendessen mitFreunden kommt es zu einem folgenschweren Eklat.

Drei Geschwister auf Identitätssuche

Tobias (Hans Löw), der jüngere Bruder der drei, istdreifacher Vater und studiert mit seinen 34 Jahrenimmer noch. Während seine Frau Maren für denUnterhalt sorgt, ist Tobias der Hausmann der Familie.Als sein Vater erkrankt, stellt er fest, dass sein Lebenso nicht weitergehen kann.

Regisseur Edward Berger schrieb das Drehbuchzusammen mit Schauspielerin Nele Mueller-Stöfen,die beide auch schon das Buch zu Bergers letztemKinofilm »Jack« verfasst haben, der mit zahlreichenAuszeichnungen wie dem Deutschen Filmpreis inSilber prämiert wurde. »All my Loving« ist kein lauterFilm, kein radikales Drama, keine Geschichte, die unsschockiert, sondern ein Film über Menschen aus derbürgerlichen Mitte, der Leichtes in der Melancholiesucht und seine Radikalität im Alltag wiederfindet.»Es ist ein Film, der die Figuren mit leisen Tönenbegleitet, bis sie am Ende den ersten Schritt in eineneue Zukunft wagen«, so der Regisseur. Berger siehtseine filmischen Vorbilder dabei im amerikanischenIndependent-Kino, mit dem er aufgewachsen ist, bei den Filmen von Regisseuren wie Todd Haynes,Todd Solondz und Lisa Cholodenko und derenDarstellung einer »‚comédie humaine‘, die sich aneinem Abbild unserer Zeit und Generation versucht.Einen solchen Film möchte ich hier machen.«

Das in Köln und Hamburg gedrehte Drama ist eineProduktion von Port au Prince Film in Kooperationmit der Kölner Pandora Film und dem WDR, die u.a.von der Filmstiftung NRW gefördert wurde. Port auPrince Pictures startet den Film am 2. Mai in dendeutschen Kinos. Werner Busch

Verlust seines Gehörs macht das Arbeiten unmög-lich. Er klammert sich an sein altes Leben und ziehtweiterhin seine Pilotenuniform an, um in Hotelbarsimmer neue Frauen kennenzulernen. Völlig auf derStrecke bleibt bei diesem Ego-Trip seine 13-jährigeTochter Vicky, die gerade jetzt seine Unterstützungdringend braucht. Eines Nachts verschwindet sie.

PANORAMA

»All my Loving«Die vermeintliche Festigkeit ihrer lange gewachsenen, familiären Lebens -welten wird für drei Geschwister durch unvermittelte Ereignisse auf dieProbe gestellt. Zwischen Ängsten, Unzulänglichkeiten und Verlusten suchensie nach einem Weg, auf dem vielleicht das Glück liegt.

»All my Loving«, Fotos: Pandora

Regie: Edward BergerBuch: Edward Berger, Nele Müller StöfenProduktion: Pandora Film, Port au PrinceScreening: Sa, 09.02., 19.00 Uhr, Zoo Palast

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Berlinale

Gar nicht schön beginnt »O Beautiful Night« für denjungen Musiker Juri, der nach Albträumen und eineranschließenden Panikattacke aus seinem finsterenWohnblock in die Großstadt-Nacht flüchtet. SolcheAttacken sind für ihn keine Seltenheit, und auchabseits davon ist er ständig von existenziellenÄngsten erfüllt. Besonders der Angst vor dem Tod.Genau dem wird er nur wenige Filmminuten späterin einer Kneipe begegnen, denn ein wunderlicherHerr mit osteuropäischem Akzent stellt sich ihm als»der Tod« vor und nimmt ihn mit auf eine gefährli-che und womöglich allerletzte Reise durch die Nacht.Die Begegnung mit der jungen Nina, die durch denTod einer Freundin traumatisiert ist, schweißt dieNekronauten zu einer ungewöhnlichen Ménage-à-trois zusammen.

Traumartige Stimmung

Hauptfigur Juri ist das erklärte Alter Ego des Regisseurs Xaver Böhm, der mit »O Beautiful Night«seinen Debütfilm vorlegt. Die Komplizen Film-Produktion (u.a. »Toni Erdmann«) feiert am 12. Februar ihre Premiere im Panorama der

und Dezember 2017 in Berlin statt und forderten dasTeam durch die winterlichen Bedingungen und diezahlreichen Nachtaufnahmen heraus.

Nach seinen Animationsfilmen erprobte Böhm sich mit No-Budget-Kurzfilmen im Realfilm, die ermit Freunden drehte und arbeitete parallel am Drehbuch zu »O Beautiful Night«. Eine Begegnungmit Produzentin Janine Jackowski von KomplizenFilm, die von dem Stoff sofort begeistert war, ermöglichte schließlich das Filmprojekt unter Sender-beteiligung von ZDF und Arte, das u.a. durch dieFilmstiftung NRW gefördert wurde.

Auftritt als »der Tod«

Der 27-jährige Ernst-Busch-Alumnus Noah Saavedraverkörpert den Protagonisten Juri in seiner zweitenKino-Hauptrolle nach »Egon Schiele: Tod undMädchen«, für die der österreichische Schauspielerim Jahr 2017 mit der Romy als bester Nachwuchs -darsteller ausgezeichnet wurde. Der slowenischeTheaterstar Marko Mandić, der sich in seiner Rolle in »O Beautiful Night« als »der Tod« ausgibt, ist hierzum zweiten Mal nach Thomas Arslans »Gold« ineiner tragenden Rolle in einem deutschen Spielfilmzu sehen. »O Beautiful Night« startet am 2. Mai imVerleih von NFP marketing & distribution in dendeutschen Kinos. Die Kölner Match Factory sichertesich die Weltvertriebsrechte. Werner Busch

Berlinale. »Panikattacken und Ängste begleiten michseit meiner Jugend. Diese Erfahrung wollte ich zueinem ehrlichen Film verarbeiten. Damit dieGeschichte trotz des Themas nicht zu schwer wird,haben wir die Realität märchenhaft überzeichnet«,sagt der 33-Jährige, der zusammen mit ArianaBerndl auch das Drehbuch schrieb. Kamerafrau JieunYi taucht den mit viel skurrilem Humor angereicher-ten Filmtrip in kräftige bunte Farben, die wesentlichzur traumartigen Stimmung des Films beitragen.

Regisseur Xaver Böhm begann seine Karriere als freischaffender Zeichner und Animationsfilme -macher. Er studierte u.a. an der KunsthochschuleBerlin Weißensee Visuelle Kommunikation sowieInteractive Media & Moving Image. »Roadtrip«, seinvielfach ausgezeichneter Animations-Abschlussfilm,lief auf über 100 internationalen Festivals. »MeineFilme wurden mit der Zeit immer narrativer undszenischer und so schien mir der Sprung zu einemRealfilm ganz folgerichtig«, so Xaver Böhm, der zu »O Beautiful Night« auch Songs und Grafikenbeisteuerte. Die Dreharbeiten fanden im November

PANORAMA

»O Beautiful Night«Ein gefährlicher Trip durch die Nacht und Begegnungen mit dem Tod erwartendie Protagonisten von Xaver Böhms Debütfilm »O Beautiful Night«. Die Produktion feiert bei der Berlinale ihre Weltpremiere in der Sektion Panorama.

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2019 > 17

»O Beautiful Night«, Fotos: NFP

Regie: Xaver Böhm Buch: Xaver Böhm, Ariana BerndlProduktion: Komplizen Film Sender: ZDF, ArteScreening: Di, 12.02., 20.00 Uhr, Kino International

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Ihre Co-Autorin Giorgia Malatrasi hatte den Blog imNetz entdeckt. »Eva hat mit 14 Jahren begonnen, zuschreiben. Ich habe die Einträge rückwärts verfolgtund alles verschlungen. Ich war sehr angezogen undgleichzeitig abgestoßen von dem, was ich da gesehenhabe«, erklärt Hellenthal. »Eva macht sich völlig nackt,sowohl physisch als auch psychisch. Das hat mich fasziniert und beunruhigt. Es werden Dinge sehr klar angesprochen, die normalerweise tabuisiert sind.Auch wenn wir denken, wir seien alle so liberal.«Hellenthal und Malatrasi treffen Eva in Berlin undlegen los. Das Ergebnis kommt nun ins Kino.

Gerd Ruge Stipendium

Von der ersten Begegnung mit Eva im Internet biszur Berlinale-Premiere vor großem Publikum war esein langer Weg. 2016 hat ihr das Stipendium derFilm- und Medienstiftung NRW überhaupt erstmöglich gemacht, dieses Projekt unabhängig undradikal anzugehen. »Das Stipendium war unglaublichtoll, weil ich niemandem inhaltlich rechtfertigenmusste, woran ich arbeite. Man kann in einer Radikalität denken, ohne immer das finale Produktsehen zu müssen«, sagt Pia Hellenthal.

beispielsweise wenn sie gefragt wird: »Bist du sogeworden, weil deine Eltern so sind? Oder mögendie Männer, dass du so dünn bist?« Was sie im VoiceOver erzählt, ist das, was sie auch in ihrem Blogschreibt. Das sei ein weiterer Grund, warum es keineChronologie gebe, sagt Hellenthal: »Es spielt alles ineiner Online-Welt, in der man auch mal ein Foto ausder Vergangenheit postet oder eine Erinnerung.Diesem Zeitgefühl ist der Film nachempfunden.«

Sexarbeiterin und Feministin

Während des Drehens habe sie einen gewissenAbstand zu Eva gehalten, berichtet KHM-AbsolventinPia Hellenthal. Ein Selbstschutz. Das hat sich inzwi-schen geändert: »Wir sind sehr eng, und sie wirdsicher nicht so schnell wieder aus meinem Lebenverschwinden.« Die Begegnung mit Eva beschreibt sieals einen persönlichen Prozess, Eva habe sie an ihreGrenzen gebracht. »Ich habe zum Beispiel anfänglichdamit gehadert, dass sie sowohl Sexarbeiterin als auchFeministin ist. An solchen Punkten habe ich michgerieben, an eigenen Moralvorstellungen und daran,wie ich aufgewachsen bin. Das hat sich im Laufe desFilms aufgelöst. Ich wurde immer freier im Denken.«

Ist das der Blick, den eine Dokumentarfilmerinbraucht? »Das ist mein erster langer Dokumentar-film, bislang habe ich fiktionale Filme gemacht und werde das wahrscheinlich in der Zukunft auch wieder tun. Ich kann da nicht für andere sprechen. Für mich ist es aber so, dass ich parallelzum Film einen persönlichen Wandel erlebt habe.« Marion Troja

Moralisch verwerflich?

Nach drei Dreh-Tagen hatten sich alle darangewöhnt, dass ihre Protagonistin andauernd nacktist. »Wir sind dann ebenfalls wesentlich unkompli-zierter mit unseren Körpern umgegangen. So war esauch mit ihrem Blog, am Anfang war das alles sehrextrem, und mit der Zeit fühlt es sich immer norma-ler und banaler an.« Sie folgen ihr durch Berlin, nachItalien zu ihrer Familie, in die Badewanne, zum Foto-Shooting und wenn sie sich als Sexarbeiterinmit Freiern in Hotels trifft. Im Film gibt es keine Chronologie, der Wechsel der Zeit lässt sich allenfallsan den Frisuren Evas ablesen. Warum? »Mich hatnie interessiert, eine bestimmte Entwicklung zuerzählen, ich wollte kein Porträt in einer klassischenpsychologischen Weise. Ich wollte zeigen, was siemit mir gemacht hat. Daher waren mir auch dieKommentare der Follower so wichtig. Der Zuschauererkennt sich als Zuschauer und sieht, was er in Evaprojiziert. Was erwarte ich von dieser jungen Frau?Warum finde ich das moralisch verwerflich?«

Die Kommentare prasseln reingeschnitten als Bild-schirm-Buchstaben ins Bild. Ab und zu antwortet Eva,

PANORAMA

»Searching Eva«Am Ende waren es wohl 110 Stunden Filmmaterial: Drei Jahre lang hat PiaHellenthal hat die als Model, Sexarbeiterin sowie Bloggerin umherreisendeEva begleitet. Eine Frau, die im Netz ihre intimsten Seiten präsentiert. Eva hat während dieser Zeit die Existenz von Pia Hellenthal bestimmt – sobeschreibt es die Regisseurin, wenn sie zurückblickt.

»Searching Eva«, Foto: Corso

Regie: Pia Hellenthal Buch: Pia Hellenthal, Giorgia MalatrasiProduktion: Corso Sender: ZDFScreening: Mo, 11.02., 20.00 Uhr, CineStar 7

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Ibrahim, Soliman, Manar andAltayeb sind Cineasten und Freunde– und haben einen gemeinsamenTraum: Sie wollen das Kino im isla-mischen und totalitären Sudan wie-derbeleben.

Nach Jahren des Exils kommen sie nun zusammenund setzen ihr Vorhaben um. Sie möchten Spurenhinterlassen und den Menschen die Lust am Kinoeinhauchen. Ihre eigenen Filme, aber auch all dieverlorengegangen Bilder und die, die für immer nureine Sehnsucht bleiben werden, offenbaren dieschönen, aber auch erschreckenden Seiten ihresLandes. Der Dokumentarfilm »Talking about Trees«von Suhaib Gasmelbari Mustafa ist eine Produktionder Kölner Made in Germany Filmproduktion.

Team und die Protagonisten, weil das Regime dortvor Ort sehr unberechenbar ist. Mal waren die Dreharbeiten akzeptiert, mal wurden sie verboten.Aus diesem Grund war der Schaffensprozess diesesFilmes sehr langwierig.

Ihre Dokumentar- und Spielfilme laufen aufFestivals weltweit. Welche Bedeutung hat hiereine Einladung zur Berlinale?Wir freuen uns sehr darüber, dass die Weltpremiereauf der Berlinale in der Sektion Panorama statt -findet. Das ist eine wunderbare Plattform, um denFilm einem interessierten Publikum, aber auch internationalen Einkäufern zu präsentieren. Wirfreuen uns sehr auf die Premiere, zumal die Protagonisten aus dem Sudan anreisen werden. Das»Arsenal« wird ihnen zu Ehren eine Veranstaltungmachen. Das freut uns besonders, dass unseremutigen Protagonisten endlich ihre (Film-) Bühnebekommen, die sie verdienen.

Interview mitProduzentin MelanieAndernach Die von Ihnen produzierten Dokumentarfilmehaben meist ein internationales Sujet, das einuniverselles Thema aufgreift. »Talking aboutTrees« beleuchtet – wie schon »Nothingwood« –die cineastische Vergangenheit eines Landes. Wasreizt Sie an solchen Sujets?In unseren Filmen geht es uns darum, die Lebens-wirklichkeit von Menschen darzustellen. In den vonIhnen angesprochenen Filmen leben unsere Protago-nisten in Ländern, von denen wir aufgrund der einge-schränkten Berichterstattung ein meist düsteres Bildvon Krieg, Zerstörung und Verletzung von Menschen-rechten haben. Diese Menschen mit ihrer unglaub -lichen Lebensfreude und dem unbedingten Willen

auf Freiheit und Unabhängig-keit zu erleben, ist berührendund lässt uns manchmal auchüber unsere eigenen Verhält-nisse kritisch nachdenken.Gleichzeitig sind diese Filmeauch ein politisches State-ment, bei denen die Filme -macher und Beteiligten mutigfür eine Veränderung derUmstände in ihrem Land

eintreten. In den beiden Dokumentarfilmen ist dasMedium Film Ausdruck dieser Hoffnung.

Welche besonderen Herausforderungen gab esbei den Dreharbeiten zu diesem Film?Das Drehen im Sudan stellte das Team vor großeHerausforderungen. Nicht nur die Hitze, die Sand-stürme, sondern vor allem auch das Risiko für das

Melanie Andernach, Foto: FMS

PANORAMA

»Talking about Trees«

Regie und Buch: Suhaib GasmelbariProduktion: Made in Germany, Agat Films, Goi Goi ProductionsScreening: So, 10.2., 20.00 Uhr, CineStar 7

»Talking about Trees«, Fotos: Made in Germany

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Neustadt in Sachsen: In den »Fortschritt«-Ruinenleben die Erinnerungen an die Werkskultur und diewirtschaftlichen Beziehungen zwischen der DDR undSyrien auf, indem ehemalige Arbeiterinnen undArbeiter auf syrische Geflüchtete treffen. Wo früherMähdrescher hergestellt wurden, hausen jetzt Asyl-bewerber, die sich mit wöchentlichen, rassistischenDemonstrationen in Ostdeutschland konfrontiertsehen. Von ehemaligen Werksarbeitern von »Fortschritt« bekommen syrische Asylbewerber Hilfe bei ihrem Deutsch-Orientierungskurs. Was miteiner humorvoll inszenierten Deutschklasse in der »Fortschritt«-Ruine beginnt, endet mit Schulstundenvon Staatsbürgerkunde und einem Militärlager.

Verlust der nationalen Zugehörigkeit

Der erste Langfilm des KHM-Absolventen FlorianKunert ist der Versuch einer Annäherung, eine sozialis-tische Utopie. Getrieben von der persönlichen Eingebundenheit des Regisseurs werden die Neuinsze-nierungen der geschichtlichen Zusammenhängeimmer wieder dekonstruiert, und die soziale Kondi-tionierung des DDR-Alltags tritt in den Vordergrund.

Warum ist der PEGIDA-Protest in Ostdeutschland soviel größer und gewaltbereiter als im übrigen Land?Kunert begann, diese Frage im Blick auf die Vergan-genheit der DDR zu recherchieren: »Dabei interes-sierte ich mich vor allem für die psychologische

Florian Kunert war bereits mit seinem Dokumentar-film »Oh Brother Octopus« bei den Berlinale Shorts2017 vertreten; der Film gewann außerdem den Deut-schen Kurzfilmpreis. Kunert studierte Dokuentarfilm -regie an der Escuela Internacional de Cine y TV inKuba und schloss das postgraduale Studium an derKunsthochschule für Medien in Köln ab. »Fortschrittim Tal der Ahnungslosen« ist eine Produktion derStoryBay (Stefan Gieren) in Ko-Produktion mit derKHM und Florian Kunert. Die Filmstiftung NRWförderte das Projekt mit ihrer Abschlussfilmförderung.

Bedeutung der Wende 1989. Bei vielen wurde daspersönliche Identitätsgefühl durch den Verlust dernationalen Zugehörigkeit tief erschüttert.« In dieserErinnerungsarbeit geht es vor allem um die Spracheselbst, die Vermutungen zulässt, aber nie bestätigt.

Band zwischen Syrien und der DDR

Archivmaterial knüpft das sozialistische Band derFreundschaft zwischen Syrien und der DDR neu, dasdie Staaten in den 1980er Jahren miteinanderverband. Die »Fortschritt«-Ruine wird zum Symboleiner verlorenen Heimat, das die Grenzen zwischender DDR und Syrien, zwischen damals und heuteverschwimmen lässt. Florian Kunert: »Als Kindzweier Eltern, die in der DDR gelebt haben, möchteich die Komplexität und die tiefen Widersprüchedieses Verlusts erforschen. Dabei konzentriere ichmich auf das so genannte ,Tal der Ahnungslosen‘ –eine Region in Ostdeutschland, die damals kein Fern-sehsignal aus dem Westen als alternative Informati-onsquelle zur DDR-Propaganda empfangen konnte.«In diesem Gebiet habe die fremdenfeindlichePEGIDA-Bewegung ihren Ursprung, so der Regisseurund Autor. Der experimentelle Charakter der Insze-nierung helfe dabei, über die gewohnte, »oft nostalgische Narrative der persönlichen Geschichte«hinaus zu gehen und Raum zu geben für eine instinktive Wortwahl zum Ausdruck von Erinnerungen.

FORUM

»Fortschritt im Tal der Ahnungslosen« 30 Jahre nach dem Mauerfall wird in dem ehemaligen volkseigenen Betrieb »Fortschritt« das Erbe der Deutschen Demokratischen Republik neu verhandelt.

»Fortschritt im Tal der Ahnungslosen«, Fotos: KHM

Regie und Buch: Florian KunertProduktion: KHM, The Story BayScreening: Sa, 09.02., 16.30 Uhr, CineStar 8

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Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2019 > 21

ERÖFFNUNGGENERATION KPLUS

»Cleo« Mit einem Bekenntnis zum Unter-haltungsfilm für die ganze Familielegt der Nachwuchsregisseur ErikSchmitt mit »Cleo« seinen erstenabendfüllenden Spielfilm vor. Dasmit Unterstützung des Wim Wenders Stipendium der Film -stiftung NRW entwickelte Werkeröffnet in diesem Jahr die Programmreihe Generation Kplus.

Die Berlinale ist ein gutes Pflaster für Erik Schmitt.Hier stellte er in der Programmreihe Generation 14+seine Kurzfilme »Nashorn im Galopp« (2013) und»Berlin Metanoia« (2016) vor, die in der Folge zuweltweiten Festivaltouren eingeladen wurden. Aufein ähnlich positives Echo hofft Schmitt nun fürseinen ersten Langfilm. Marleen Lohse spielt dieTitelrolle in »Cleo«, eine schüchterne, junge Frau,die in Berlin nach einer magischen Uhr sucht, mitder sich der Sage nach die Zeit zurückdrehen lässt.

Cleo will so den tragischen Tod ihrer Eltern unge -schehen machen. Dieses Ziel rückt in greifbare Nähe,als sie eines Tages die Bekanntschaft von Paul(Jeremy Mockridge) macht, der eine mysteriöseSchatzkarte besitzt. Das ist der Auftakt für eine

Projekten, das 2014 auf diese Weise unterstütztwurde, gehörte Erik Schmitts »Cleo«, das damalsnoch unter dem Arbeitstitel »Story of Berlin«kursierte. 2016 wurde dann die Produktion des Filmsgefördert. »Die Filmstiftung NRW stieg als erste vonallen ins Projekt ein«, erinnert sich Fabian Gasmia.»Und eines ist klar, ohne diese Unterstützung hättenwir den Film nicht machen können.« Mit demfinalen Budget von 1,5 Millionen Euro wurdenehrgeizige Ziele umgesetzt. 50 Drehtage wurdenbestritten, neun Monate wurde am Schnitt gefeilt,der über 60-minütige Score wurde mit vollemOrchester eingespielt.

Die Innenaufnahmen entstanden mit Hilfe derKölner MMC Studios, für die Postproduktion holteman die Kölner Firma WeFadeToGrey an Bord. ErikSchmitt: »Das ist ohne Frage ein Teamfilm. Hättennicht alle Beteiligten 200 Prozent gegeben, wäre der Film nicht entstanden.« Besonderes Vergnügenbereitete die erneute Zusammenarbeit mit MarleenLohse, die schon beim Kurzfilm »Nashorn imGalopp« für Schmitt vor der Kamera stand und nun für »Cleo« schon von der ersten Idee anmitwirkte. Schmitt: »Sie ist eine ganz besondereSchauspielerin, mit vielen Talenten. Sie hat zumBeispiel zwei Songs unseres Soundtracks eingesungen.Vertrauen und Freundschaft waren wichtige Komponenten bei diesem Film, damit er im Geistedes Stipendiums so anders werden konnte, wie erdann auch geworden ist.« Uwe Mies

aberwitzige Jagd durch die Straßen und den Untergrund der Stadt, bei der Cleo und Paul es mitLeuten zu tun bekommen, von denen manche rechtseltsam erscheinen und andere dunkle Ziele verfolgen. Unbeirrt bleibt Cleo ihrem Schatz auf derSpur, aber als sie ihn endlich in Händen hält, steht sievor einer Entscheidung, die nicht weniger als ihrganzes weiteres Leben in Frage stellt.

Fantasy-Action-Romanze

Eine komödiantische Fantasy-Action-Romanze,bonbonbunt und frech und witzig, das ist die nichtganz alltägliche Ansage für ein deutsches Regiedebüt.»Wir haben hier einen klaren Fall von ArthouseFamily Entertainment«, sagt Fabian Gasmia, der denFilm mit seiner Firma DETAiLFILM mit dem ZDF alsKoproduzenten aufs Gleis hob. »Uns war wichtig,dass dies ein Film wird für Leute, die sich fürs Kinobegeistern. Und da sollte es erst recht so sein, dassdann auch deren Kinder und Großeltern dabei seinkönnen.« Erik Schmitt ergänzt: »Kino ist ein visuellesMedium, also wollten wir es auch mit visuellenMitteln erzählen. Aber in einer Zeit, in der alles soübersättigt ist von digitalen Trickwelten, wollten wirzurück zu Filmtricks, wie sie früher verwendetwurden.«

Auf Wim Wenders Stipendium folgte Förderung

Dabei ging es keineswegs um Nostalgie um ihrerselbst willen. Schmitt: »Natürlich war der Spieltriebgroß, mit Stopptrick, Zeitraffer und Weitwinkel zuexperimentieren. Uns war aber auch klar, dass die Tricks nicht von der Geschichte ablenken dürfen.Denn in erster Linie wollen wir schon das Gefühlansprechen.«

In Zusammenarbeit mit der Wim Wenders Stiftungschreibt die Film- und Medienstiftung NRW einmaljährlich das Wim Wenders Stipendium zur Förderunginnovativer filmischer Erzählkunst aus. Zu den ersten

»Cleo«, Foto: DetailFilm

Regie: Erik Schmitt Buch: Stefanie RenProduktion: Detailfilm, Fink Film, Gasmia Film, ErikSchmitt, Detailfilm Gasmia & Kamm, Till Nowak,Chaussee Soundvision, Sender: ZDFScreening: Fr, 08.02., 15.30 Uhr, Haus der Kulturen der Welt

Berlinale

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GENERATION KPLUS

»Armed Lullaby«»Armed Lullaby« dauert acht Minu-ten. Yana Ugrekhelidze erzählt vomMassaker in Sochumi 1993 und vonvier Kindern auf der Flucht. EigeneErlebnisse, die sie in ihrem Diplom-film an der KHM verarbeitet hat.

Yana Ugrekhelidze hat als Übersetzerin in Georgiengearbeitet, Kommunikationsdesign in Düsseldorfstudiert und an der KHM in Köln 2018 ein Postgradu-iertenstudium begonnen. »Armed Lullaby« ist ihrDiplomfilm. In der achtminütigen Animationsproduk-tion in Cut-out-Technik berichtet sie von persönli-chen Erinnerungen sowie von Erzählungen ihrerFreunde und Verwandten, die beim Massaker vonSochumi 1993 die abchasische Hauptstadt verlassenmussten. Sie zeigt ihren Blick auf das Kriegsverbre-chen an der georgischen Zivilbevölkerung, indem sievier Fluchtwege inszeniert, die Kinder nehmenmussten, um im Kaukasus ihre Leben zu retten.

»Ich war 1992 acht Jahre alt und besuchte die zweiteKlasse«, erinnert sich die Filmemacherin. Gleichnach den tragischen Ereignissen in der abchasischenStadt Gagra sei die beste Freundin der Mutter ausSochumi zu ihnen nach Tiflis gekommen. Man habein einer für das warme Klima typischen lockerenNachbarschaftskommune gelebt, mit offenen Turenund gemeinsam genutztem Hof. Doch an diesem

der Erwachsenen, die sie in unserer Anwesenheitfuhrten, kreisten schon um den Krieg, all die Emotionen, trankten schon die Luft mit Trauer undWut damals, aber keines von uns Kindern hat wirklich realisiert, was das Ganze bedeutete.«

Über die Einladung zur Berlinale hat sich Yana Ugrekhelidze sehr gefreut. »Es ist schön, dass den Filmmehrere Menschen, vor allem junge sehen werdenund sich vielleicht Gedanken machen, dass der Kriegeigentlich nichts lehrt, niemanden starker macht,klüger oder erfahrener, sondern einfach den normalenGang des Lebens zerstort. Ganz viele Menschenschick-sale werden so gewaltsam umgeschrieben. Der Krieghinterlasst Narben, die auch die zukünftigen Genera-tionen noch mit sich tragen. Er ist nutzlos, der Krieg isteinfach nutzlos.« Marion Troja

und den darauffolgenden Tagen sei alles andersgewesen: »Alle haben nur noch geweint. Selbst wir,die Kinder, die wir ansonsten wild umherrannten,waren auf einmal still.«

Bild purer Verzweiflung

Ein Jahr spater gab es eine noch großere Fluchtlings-welle. Und wieder hörte sie Geschichten uber Flucht,Rettung und diejenigen, die es nicht schafften. »Alldie Einzelheiten ließen das Blut gefrieren. Jeder vonuns hatte in Abchasien Verwandten oder Freunde. In jeder Kuche gab es nur ein Gesprachsthema.«Einige ihrer engsten Freunde stammen aus Sochumi.»Die Geschichte einer jeden Flucht unterscheidetsich in kleinen Details, zusammen aber ergeben sieein Gesamtbild der puren Verzweiflung und nacktenAngst um das eigene Leben.«

Sie habe sich entschieden, von denen zu erzählen,die von ihrer Heimat getrennt seien. Sie hat derenSchicksale recherchiert, Video- und Foto-Materialgesichtet und sie in »Armed Lullaby« auf viererdachte Kinder-Figuren projiziert. »Die Gesprache

GENERATION 14PLUS

»Ringside«Über acht Jahre haben RegisseurAndré Hörmann und KameramannThomas Bergmann zwei junge Boxerin der South Side von Chicago beglei-tet. »Ringside« zeigt ihr unsicheres,zuweilen gefährliches Leben.

Während der eine eine vielsprechende Karriere imBoxring startet, sitzt der andere im Gefängnis. NeunJahre hat Ingmar Trost das Projekt als Produzentbegleitet. Jetzt feiert es auf der Berlinale seine Uraufführung. Für den Produzenten ist das ideal:»,Generation‘ ist für unseren Film die beste Sektion:Sie ist überschaubar, klar kuratiert und beim Publikum sehr beliebt. Wir haben eine Weltpremiere am ersten Wochenende im Zoopalast 1 mit über 800 Plätzen – das kann man nicht wiederholen.«

»Ringside« war 2010 das erste Projekt seiner neu -gegründeten Firma Sutor Kolonko in Köln. DieAnschubfinanzierung leistete die Film- und Medien-stiftung NRW. »Das war ausschlaggebend dafür, dasses weitergehen konnte. Es war unsere erste Förder-zusage überhaupt. Und gleichzeitig ist es das Projektmit der mit Abstand längsten Produktionszeit«,erklärt Trost rückblickend. Gerechnet hatte er mitzwei bis drei Jahren. »Es sollte eine längere Beobach-tung werden, weil es darum ging, zu zeigen, was mit

Der Hauptgrund für die Dauer lag darin, dass einerder Protagonisten zu einer langen Gefängnisstrafeverurteilt wurde. 2014 war er in einem Boot-Campfür Erstverurteilte, was ihm eine Entlassung bereitsnach einem halben Jahr ermöglichen sollte. »Wirhaben auch im Camp gedreht. Unter hartem militäri-schem Drill kann man sich bewähren und muss dannnur einen Bruchteil der Freiheitsstrafe verbüßen.«Allerdings gab es ein Problem, erinnert sich Trost:»Zehn Tage bevor das Camp zu Ende gewesen wäre,ist er rausgeflogen und die frühzeitige Haftent lassungwar hin. Das war der erste schwere Rückschlag für uns.Wir wollten ja erzählen, wie er aus dem Gefängnisentlassen wieder in den Ring kommt.«

Parallel sei immer weiter geschnitten, weitergedrehtund nach dem richtigen Ausstiegsmoment gesuchtworden. »Gerade in der dokumentarischen Form hatdas einen besonderen Reiz, wenn man Zeit sokondensiert vor Augen sieht. Bei diesen jungenMenschen ist allein die physische Veränderungeinfach stark. Als wir angefangen haben, waren daseher schmächtige 16-Jährige und am Ende sind dasrein körperlich ganz andere Kerle. Das innerhalb von90 Minuten zu erleben, ist schon besonders.« Nachvier Jahren ist ihr Protagonist aus dem Gefängnisentlassen worden. Und gedreht haben die Filmema-cher bis zu seinem Comeback im Ring. Eine richtigeEntscheidung, findet Ingmar Trost. Marion Troja

diesen Teenagern passiert. Geht ihre Box-Karriereirgendwo hin? Geraten sie auf die schiefe Bahn?«Eine zweite Vater-Sohn-Paarung kam erst spätervdazu, weil die Filmmacher noch einen weiterenLebensweg für ihre Doku wollten. 2013 habe mandaher beschlossen, den Regisseur André Hörmannund Kameramann Thomas Bergmann längere Zeit in die USA überzusiedeln.

Protagonist im Gefängnis

»Es gab Momente, da haben wir uns schon gefragt,wo soll das hingehen?«, sagt Trost. Die Finanzierungder Langzeitdoku sei ein großes Problem gewesen.Irgendwann kam der WDR mit ins Boot, doch auch damit reichte der Atem nicht für die erhoffteGeschichte. US-amerikanische Partner mussten her. »Die habe ich mit Motto Pictures aus New York2013 gefunden.« Das Besondere: In der Zwischen-zeit hat Trost mit ihnen schon drei andere Produk -tionen abgeschlossen.

»Armed Lullaby«, Foto: KHM

»Ringside«, Foto: Sutor Kolonko

Regie und Buch: Yana UgrekhelidzeProduktion: KHMScreening: Mo, 11.02., 13.15 Uhr, CinemaxX3

Regie und Buch: André HörmannProduktion: Sutor Kolonko, Motto Pictures in Zusammenarbeit mit dem WDRScreening: So, 10.02., 15.30 Uhr, Zoo Palast

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Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2019 > 23

Berlinale

»easy love« begleitet sieben Frauen und Männerzwischen 25 und 45 auf ihrer Suche nach emotiona-ler Geborgenheit und sinnlicher Erfüllung. Deseigenen Glückes Schmied zu sein, bedeutet Lust und Last zugleich, denn das Streben nach Individuali-tät und Ungebundenheit kollidieren häufig mitEinsamkeit und Desillusionierung.

Liebesleben der Laiendarsteller

Jandali und der Produzent Lino Rettinger setztendabei ein ambitioniertes Konzept um, wobei sie auf ein konventionelles Drehbuch verzichteten. Im Zentrum stehen sieben Laiendarsteller aus demRaum Köln, ihre persönliche Situation liefert dieBasis für die Filmhandlung. »In ihrem Liebes- und Gefühlsleben schlagen sie sich mit einemParadox herum: Einerseits wollen sie frei sein undein wildes Leben haben, andererseits sehnen sie sich nach Sicherheit und Geborgenheit«, erklärt der Produzent.

Laut Rettinger »versucht der Film, sich den Genreszu entziehen.« Man könne ihn aber eine Docu-Fiction oder einen dokumentarischen Spielfilmnennen. Für ihn handelt es sich in jedem Falle umeinen Ensemblefilm: »Wir erzählen alternierend

haben, sich emotional zu öffnen und authentisch zusein. Zum anderen musste ihre Lebenssituationeinen Konflikt beinhalten, mit dem sie sich befassenwollen und der interessant genug für eine filmischeDarstellung ist.«

Ein wilder Ritt

Das Filmteam hat das Septett über vier Monatedurch das sommerliche Köln begleitet. »Dabei habenwir immer wieder geschaut: Was fühlen sie? Wasbeschäftigt sie? Zudem haben wir Situationen herge-stellt, in denen sie sich ihren Konflikten stellenmussten, statt sie wie im Alltag einfach wegzuschie-ben. Das war sicherlich ein wilder Ritt.«

Tamer hatte sich schon vorher intensiv mit demThemenfeld Liebe und Sexualität befasst. »Für ein

Innovationsprogramm der Online-Sparte des WDRhat er die Interview-Reihe 'Begehren' realisiert. Dieehrliche Offenheit der Interview Partner kam bei derRedaktion so gut an, dass diese vorschlug, dieThematik in einem Kinofilm aufzugreifen.«

Durch die ungewöhnliche Mischung von Realem und Fiktivem waren die Wechselwirkungen zwischenSituationen vor der Kamera und dem »realen«Leben der Protagonisten sehr intensiv. Doch sie eröffnete den Protagonisten immer wieder auch die Möglichkeit, in einer Situation ihr »mutigeresSelbst« zu entdecken, so Rettinger.

Die Kölner Produktionsfirma Lichtblick Film koproduzierte das Projekt mit dem WDR mit einemBudget von 650.000 Euro. Die Filmstiftung NRWsteuerte 250.000 Euro Förderung bei. Der KölnerVerleih Mindjazz wird »easy love« in die deutschenKinos bringen. Reinhard Kleber

vier Kurzgeschichten, die zwar thematisch verbun-den sind, aber erzählerisch nicht ineinandergreifen.«

In dem ersten Handlungsstrang funkt es zwischenLenny und Pia so heftig, dass Lenny nach Köln in Pias Wohnung zieht. Während Pia noch nie mit einerFrau zusammen war, will Lenny nicht schon wiederein »Experiment« nach einer gescheiterten Hetero-Beziehung sein. Im zweiten Strang führen Nic undStella eine offene Beziehung. Doch im Alltag plagensie Eifersucht und Kommunikationsschwierigkeiten.Der Glaube an das Beziehungsideal ist so stark, dasssie dafür gegen ihre Ängste ankämpfen.

Offene Beziehung im Alltagstest

Im Zentrum der dritten Episode steht Sophia, die insHaus ihrer Mutter zurückkehrt und sich gegen ihredrei jüngeren Schwestern behaupten muss. Dortsorgen Sophias bezahlte Dates für reichlich Zünd-stoff. Im vierten Strang geht der HerzensbrecherSören auf die Jagd nach neuen Eroberungen. Ermöchte sich nicht binden, ist aber einsam. Kurz vordem 40. Geburtstag trifft Sören Maria. Kommt er beiihr endlich zur Ruhe? Bei der Figurenauswahl seienzwei Kriterien entscheidend gewesen, so Rettinger.»Zum einen mussten die Protagonisten den Mut

ERÖFFNUNG PERSPEKTIVE DEUSCHES KINO

»easy love«Mit seinem Langfilmdebüt »easy love« ist dem Kölner Regisseur Tamer Jandali der Sprung in die Sektion Perspektive Deutsches Kino gelungen. Der 1976 in Bonn geborene Filmemacher, der 2011 sein Regiestudium ander KHM abgeschlossen hat, setzt sich darin mit einem universellen Thema auseinander: Liebe und Sexualität.

»easy love«, Foto: Lichtblick

Regie und Buch: Tamer JandaliProduktion: Lichtblick Sender: WDRScreening: Fr, 08.02., 19.00 Uhr, CinemaxX 3

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24 < Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2019

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PERSPEKTIVE DEUTSCHES KINO

»Oray« Mit »Oray« taucht Mehmet AkifBüyükatalay in die Welt deutscherMuslime ein. Aber eigentlich geht esdem KHM-Absolventen in seinemAbschluss-Langspielfilm grundsätzlichum Fragen der Identitätssuche.

In einem Wutanfall spricht er gegenüber seiner Fraudas verhängnisvolle Wort aus: »Talaaq«! Oray bereutsofort, doch nach islamischem Recht muss sich dasPaar daraufhin für drei Monate trennen. Oray ziehtvon Hagen nach Köln und baut sich dort in kurzerZeit eine Existenz auf. Doch die Kölner Gemeinde iststrenger als die in seiner alten Heimat. Zunächst ister fasziniert von der engen Gemeinschaft in Köln, diestrengere Auslegung führt aber auch zu Konflikten.Oray möchte, dass seine Frau Burcu nach den dreiMonaten nachkommt. Aber seine neue Gemeindeermahnt ihn: Sollte er die Scheidungsformel gleich dreimal ausgesprochen haben, muss er sichfür immer von seiner Frau trennen.

Zerissen zwischen Religion und Liebe

Von schwindelerregender Höhe sieht man das Silves-ter-Feuerwerk über Köln. Einsam schließt der Protago-nist die Vorhänge vor dem säkularen Spektakel unterdem Balkon des Kölner Uni-Centers. In dieser Szene ist Oray schon hoffnungslos hin- und hergerissenzwischen Religion und Liebe. Für Büyükatalay undseinen Hauptdarsteller Zejhun Demirov war die

Die mediale Fokussierung auf die Extreme hinter-lässt Spuren. »Ich glaube, die Muslime in Deutsch-land haben eine zum Teil berechtigte, zum Teil über-triebene Paranoia bezüglich ihrer Darstellung in denMedien. Das war auch beim Dreh zu spüren, aber ichhabe den Vorteil, dass ich aus dieser Gemeinschaftkomme, und man hat mir sehr vertraut«.

Vor dem Screening auf der Berlinale ist Büyükatalayetwas aufgeregt. Er weiß, dass der Film sehr falschverstanden werden könnte. »Ich will nicht, dass derFilm nur als Film über Muslime gelesen wird. Natürlich geht es an der Oberfläche um Religion,aber im Prinzip um das universelle Prinzip der Selbst-bestimmung. Es ist sehr spannend, wie so ein Film,der keine festgefahrenen Meinungen wiederholtoder bestätigt, als Projektionsfläche dient.« Er weißauch um die Gefahr der biografischen Lesart seinerFilme. »Wenn der Filmemacher als Zugang zu seinenFilmen dient, dann ist es schnell passiert, dass er aufEtiketten wie Migrant oder Muslim reduziert wird.«

Nominiert für einen First Steps-Award

Beim First Steps-Award wurde »Oray« bereits alsBester abendfüllender Spielfilm nominiert, seinHauptdarsteller erhielt eine Auszeichnung. »Oray«ist eine Produktion der KHM und der 2018 von Büyükatalay mit seinem Kommilitonen BastianKlügel und Claus Reichel gegründeten Produktions-firma Filmfaust. Koproduziert hat das ZDF / KleinesFernsehspiel, die Film- und Medienstiftung fördertedie Produktion. Sein nächstes Drehbuch wird wieder von der Filmstiftung gefördert. Der Arbeits -titel lautet »Hysteria« und es geht um die Dynamiköffentlicher Diskurse, in der häufig nur noch hysterisch über bestimmte Themen gesprochenwird. Christian Meyer-Pröpstl

Silvesternacht 2016 allerdings der erste von 30 Dreh -tagen. Büyükatalay drehte mit kleinem Team. DerProduktionsstil hat vor allem ästhetische Gründe.Büyükatalay sieht sich in der Tradition des Sozialrea -lismus und von Regisseuren wie Ken Loach, denDardenne-Brüdern oder dem jungen rumänischenKino. »Ich wollte, auch wenn das beim Film eigentlicheine Unmöglichkeit ist, so weit wie möglich Authen -tizität erlangen«, so Büyükatalay. »Alle Komparsen imFilm sind normale Moscheegänger.«

Auch Mehmet Akif Büyükatalay kennt das Grundge-fühl des Protagonisten. Die Auseinandersetzung mitdem Glauben ist ihm ebenso wie seinen Hauptdar-stellern bekannt. Und wie sein Protagonist ist aucher in Hagen aufgewachsen, wo er als Kind undJugendlicher vor allem türkische Filme gesehen hat:»Film hat in der türkischen Kultur einen sehr hohenStellenwert, höher als Literatur. In den 70er Jahrenwurde extrem viel produziert, und als die Satelliten-schüsseln aufkamen, hat man hier auf den privatenSendern all diese Filme sehen können.« Nach undnach entdeckt er die kanonische Filmgeschichte. Wie seinen Protagonisten verschlägt es ihn nachKöln – allerdings nicht in die Moschee, sondern zumStudium an die KHM.

Film über das Prinzip der Selbstbestimmung

Auch die bislang dort entstandenen Kurzfilmekreisen um das Thema Identitätssuche. »In meinenFilmen findet man häufig den Konflikt, dass dieFiguren nicht das sein können, was sie sein wollen –aus äußeren, aber meist aus inneren Gründen«, sagtMehmet Akif Büyükatalay. »Es geht mir um das vonaußen etikettierte Individuum, dass sich dagegen zuwehren versucht und seine Rolle in der Gesellschaft,aber auch die Harmonie mit sich selbst sucht«. Mit»Oray« wollte er auf gar keinen Fall einen Diskursfilmzu einer aktuellen Debatte über Extremismusmachen. »Ich wollte mich auf die drei MillionenMuslime in Deutschland konzentrieren, so wie ichsie aus meinem Umfeld kenne. Schleier, Burka,Terror – all das kenne ich auch nur aus den Medien.«

»Oray«, Foto: KHM

Regie und Buch: Mehmet Akif BüyükatalayProduktion: KHM, Filmfaust, Sender: ZDFScreening: Mo, 11.02., 19:00 Uhr, CinemaxX 3

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Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2019 > 25

BERLINALE CLASSICS

»Die Sieger - Director’s Cut«Der Action-Thriller »Die Sieger« istein Schlüsselwerk im Schaffen desAutors und Regisseurs Dominik Graf.

Es war nicht nur der bis dahin ambitionierteste,sondern mit angeblichen Kosten von damals zwölfMillionen Mark auch der teuerste Kinofilm desMünchner Filmemachers. Doch im Kino floppte der Film, der unübersehbar auf den Spuren amerika-nischer Action-Krimis wandelte.

25 Jahre nach der Premiere gibt es nun ein Wieder-sehen mit dem Ausnahmewerk. Die Berlinale zeigt inihrer Sektion »Classics« eine restaurierte Fassung alsDirector’s Cut, die neun Minuten länger ist als die134 Minuten lange Kinoversion. Dazu fügte ein Teamder Bavaria Film mehrere Szenen, die nicht mehr auf 35 mm-Material vorlagen, aus der Magnetband-aufzeichnung der Rohschnittfassung in die ursprüng-liche Kinofassung ein. Da diese Szenen bislang nichtgemischt worden waren, erforderte die Tonbearbei-tung eine hohe Sorgfalt von Regisseur und Team.

Fragment eines Traums

«Es ist natürlich ein sehr schönes Gefühl, diesedamals im Ringen um den End-Schnitt verlorenenAbschnitte wieder an ihren Heimatort zurück zu platzieren«, sagt Graf. »25 Jahre flogen diese Schnipsel (…) sozusagen vom Mutterschiff des Drehbuchs getrennt frei im Orbit. Der Film bleibtimmer noch ein Fragment des Traums, den Dreh-buchautor Günter Schütter und ich mal in der frühen Projektphase hatten, aber dieses Fragmentimmerhin ist jetzt vollständig.«

Als »Die Sieger« das Kinopublikum damals weit -gehend kalt ließ, wandte sich Graf verstärkt demFernsehen zu. In vielen Folgen von »Der Fahnder«,»Polizeiruf« oder »Tatort« profilierte sich der 66-Jährige als versierter Spezialist fürs Krimi-Genre.Und die Serie »Im Angesicht des Verbrechens«beweist, wie innovativ Graf im Bereich der High-end-Serie arbeiten kann.

Gleichwohl kehrte er immer wieder auf die große Leinwand zurück, wobei sich eine bewundernswerteBandbreite und Vielfalt manifestierte, vom Mini-DV-Experiment »Der Felsen« über Historienfilm »Die Schwestern« bis zum dokumentarischen Film-essay »Offene Wunde deutscher Film«, eine kritischeReflexion des eigenen Mediums. Reinhard Kleber

Begehren, Tod und Liebe aus. Gedanken, Gespräche,Filme, Orte und Situationen verdichten sich jenseitsaller anekdotischer Rückschau zum vielschichtigen,spannenden, im besten Sinn selbstbewusstenPorträt einer charismatischen Frau und Schauspiele-rin: »The Look« wird zu einem Blick aufs Lebenselbst. Oft als »Objekt der Begierde« inszeniert, istCharlotte Rampling in »The Look« das Subjekt desFilms. Der Blick gehört ihr.

»Es gibt viele starke Gründe, warum ich diesen Filmmachen wollte, aber alle lassen sich in zwei Wortenzusammenfassen: Charlotte Rampling,« so Regisseu-rin Angelina Maccarone, die auch das Buch schrieb.»Wer ist diese Frau, die noch berühmter zu sein scheint für ihre persönliche Aura als für dieSumme ihrer Filme und Fotos?« Für ihren Filmwählte Maccarone einen ganz eigenen Ansatz:»Schon bei unserer ersten Begegnung im Oktober2007 bekräftigte sich meine Vermutung, dass eslohnender sein würde, ihr selbst zuzuhören, als ihr inden üblichen Reflexionen und Reminiszenzen alterWeggefährten nachzuspüren. Meine Einladung ansie, nicht Objekt, sondern – in jedem Sinne desWortes – Subjekt des Films zu sein, hat ihr gefallen.«

Charlotte Ramplings Œuvre umfasst mehr als 100 Film- und TV-Produktionen. Bei der Berlinalewar Charlotte Rampling mehrfach zu Gast, u. a. 2006als Präsidentin der Internationalen Jury, und 2015gewann sie den Silbernen Bären als Beste Darstellerinfür »45 Years« (Regie: Andrew Haigh).

BERLINALE HOMMAGE

»The Look«Die 69. Berlinale verleiht der britischen Film- und Theaterschau-spielerin Charlotte Rampling denGoldenen Ehrenbären für ihrLebenswerk und ehrt sie darüberhinaus mit einer Hommage.

Die deutsche Regisseurin Angelina Maccaronewidmete ihr 2011 mit der filmstiftungsgefördertenDokumentation »Charlotte Rampling - The Look« einausführliches filmisches Porträt. Der Film wurde vonder Kölner Tag/Traum mitproduziert, 2011 in Cannesuraufgeführt und kam im selben Jahr ins Kino.

Charlotte Rampling: Tabubrecherin, Stil-Ikone, Welt-star und mutige Avantgardistin. Sie war das ChelseaGirl im Swinging London der 60er, und Visconti holtesie für »Die Verdammten« nach Italien. Ihre Rolle in Liliana Cavanis »Der Nachtportier« löste eine weltweite Tabudebatte aus. Sie inspirierte HelmutNewton zu seiner ersten Aktfotografie. In New Yorkverkörperte sie für Woody Allen die perfekte Frau, in Hollywood stand sie mit Paul Newman vor derKamera. Erklärtermaßen gern arbeitet sie mit Filme-machern wie Nagisa Oshima und François Ozon.

In neun Kapiteln und Begegnungen mit Weggefähr-ten und Vertrauten wie Peter Lindbergh, Paul Austeroder Juergen Teller lotet Charlotte Rampling in »The Look« Themen wie Alter, Schönheit, Tabu,»Die Sieger«, Foto: Senator

»The Look«, Foto: Tag/Traum

Regie: Dominik Graf, Buch: Dominik Graf, Günter SchütterProduktion: Bavaria Film, Sentana, Sender: ZDF Screening: Mo, 11.02, 21.30 Uhr, Haus der Berliner Festspiele

Regie und Buch: Angelina MaccaroneProduktion: Tag/Traum, Prounenfilm, Les Films d´Ici, Sender: ZDF /3 SATScreening: Mi, 13.2., 19.00 Uhr, Zeughauskino

Berlinale

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Spielfilm

»25km/h« Regie: Markus Goller Buch: Oliver Ziegenbalg Produktion: Sunny Side Up, Deutsche ColumbiaPictures, Pictures in a Frame, Mythos Film,Traumfabrik Babelsberg

»Das schönste Paar« Regie und Buch: Sven Taddicken Produktion: One Two Films, Arsam Int.

»Der Junge muss an die frische Luft« Regie: Caroline Link Buch: Ruth Toma Produktion: UFA Fiction, Gesellschaft für FeineFilme, Warner Bros. Entertainment

»Eleanor & Colette« Regie: Bille August Buch: Mark Bruce Rosin Produktion: elsani film, Potemkino Port, MMC Movies

»Glück ist was für Weicheier« Regie: Anca Miruna Lăzărescu Buch: Silvia Wolkan Produktion: Walker + Worm Film Produktion

»Gundermann« Regie: Andreas Dresen Buch: Laila Stieler Produktion: Pandora Film, Kineo Filmproduktion

»In the Middle of the River« Regie und Buch: Damian John Harper Produktion:Weydemann Bros., Lightburst Pictures

»Styx« Regie: Wolfgang Fischer Buch: Wolfgang Fischer, Ika Künzel Produktion: Schiwago Film, Amour Fou Filmproduktion

»Werk ohne Autor« Regie und Buch: Florian Henckel von Donnersmarck Produktion: Wiedemann & Berg, Pergamon Film

Kinderfilm

»Meine teuflische gute Freundin« Regie: Marco Petry Buch: Hortense Ullrich Produktion: Tempest Film, Senator Film

»Petterson und Findus – Findus zieht um« Regie: Ali Samadi Ahadi Buch: Thomas Springer Produktion: Tradewind Pictures, Senator Film

Dokumentarfilm

»Shut Up and Play the Piano« Regie und Buch: Philipp Jedicke Produktion: Rapid Eye Movies

»draußen« Regie und Buch: Johanna Sunder-Plassmannund Tama Tobias-Macht Produktion: unafilm

»Kleine Germanen« Regie: Frank Geiger und Mohammad Farokh -manesh Buch: Frank Geiger, Mohammad Farokhmanesh,Armin Hofmann Produktion: Little Dream Entertainment

> www.deutsche-filmakademie.de

26 < Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2019

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Sie war im vergangenen Jahr mit dem filmstiftungs-geförderten »Vielmachglas« und »Der Trafikant« imKino zu sehen. Der Emmy-nominierte Fernsehfilm»Toter Winkel« von 2017, in dem Emma Drogunovaeine von Abschiebung in den Kosovo bedrohte 15-Jährige spielt, hat die Shooting-Star-Jury ebensoüberzeugt wie ihre Leistungen auf der Leinwand.»Leidenschaftlich, feurig und energiegeladen« seiendiese Auftritte, heißt es in der Begründung. Schonmit elf Jahren hat die in Russland geborene Künst -lerin ihren ersten Film gedreht und steht seitdemregelmäßig vor der Kamera. Jetzt sei der Momentgekommen, an dem ihre Karriere Fahrt aufnehme,beschreibt sie ihre Gefühle mit Blick auf die Berlinale.

Termin-Marathon

»Das ist mein erster wichtiger Preis, und ich genießedas total.« Sie hat Respekt vor dem Termin-Marathon,den die insgesamt zehn europäischen Shooting Starsvom 8. Februar an vier Tage lang zu absolvierenhaben. Emma Drogunova trifft internationale Produ-zenten, es stehen Foto-Calls, Pressekonferenzen undnatürlich der NRW-Empfang der Film- und Medien-stiftung NRW an. »Ich bin auf jeden Fall aufgeregtund versuche mich zu entspannen, weil ich gar nichtmit so großen Erwartungen darangehen möchte. Ich will es genießen und auch offen sein für das, waspassiert.« So ihr Mantra. Allerdings: Die Kleider sind noch nicht ausgesucht, und was sie bei denWorkshops und Speed-Datings mit Produzenten und Casting-Agenten erwartet, weiß sie bislang nurvom Hörensagen.

»Eigentlich kann man sich nicht wirklich vorbereiten.Ich frische gerade meine Sprachen noch einmal aufund schaue daher viele englische und französischeSerien.« Emma Drogunova ist mit den Mutter -sprachen Russisch und Deutsch aufgewachsen, wasihr in der Filmbranche durchaus Vorteile verschafft.»Klar, wenn in Deutschland jemand gesucht wird,der gut Russisch spricht, gibt es nicht so viele. Es ist schön, sich mit verschiedenen Menschen unter-halten zu können. In jeder Sprache fühlt und spricht man anders. Wenn man das fürs Schauspielbenutzen kann, ist das ein großer Vorteil.«

Deutsch, Russisch und Französisch sind für sie mehrals Sprachen, die sie beherrscht: »Ich habe auf jedenFall diese verschiedenen Seiten in mir. Auch einefranzösische, da ich auf einem französisch-sprachigenGymnasium war. Meine russische Seele zeigt sich,wenn es um die ganz tiefen Gefühle geht, um dasgroße Drama. Meine französische Seite ist diesesFreche und Kokette, das mag ich sehr. Und natürlichmeine deutsche, die größte und stärkste, die sehrzielstrebig und fokussiert ist.«

In der Kinoproduktion »Vielmachglas« zeigt die 1,54 Meter große und zarte Schauspielerin ihr komö -diantisches Talent. Warum erst jetzt? »Angefangenhabe ich mit den dramatischen Rollen, mit 16 in dem

sehr tragischen Studentenfilm ,Nicht den Bodenberühren‘ sowie in dem Dreiteiler ,Das Adlon‘. In mirgab es schon lange den Wunsch, mal eine Komödie zuspielen. Ich hatte nie wirklich die Chance dazu. Wasvielleicht daran lag, dass ich mit der Pubertät zu tunhatte und eher die Sorte nachdenklicher Teenager war.Mit ,Vielmachglas‘ habe ich gemerkt, dass mir das liegtund ich da noch viel viel mehr machen möchte.«

Eine Schauspielschule hat sie nicht besucht. Es seinicht die Bühne, die sie reize, sondern der Film. IhreTanzausbildung helfe ihr sehr. »Ich tanze seitdem ichvier Jahre alt bin und spüre meinen Körper dahersehr gut. Das ist besonders hilfreich, um in eine Rollezu kommen, die vielleicht nicht ganz so nah aneinem selbst ist.« Was ihre nächsten großen Projektesein werden, kann man wohl erst nach dieser Berlinale sagen. Fest steht aber, dass es in diesemJahr in dem Fernsehfilm »Bonnie & Bonnie« einWiedersehen mit Emma Drogunova geben wird:»Ich spiele darin eine junge Albanerin, die aus einersehr konservativen muslimischen Familie kommtund sich in eine Frau verliebt, die das kompletteGegenteil ist. Diese beiden erleben dann ihrenkleinen Bonnie & Clyde-Moment.« Vorher aberkommt: ihr großer Berlinale-Moment. Den gibt esauch beim NRW-Empfang: Hier präsentieren sich alleShooting-Stars auf der Bühne. Marion Troja

European Shooting Star

Emma Drogunova Die 23-jährige Emma Drogunova ist der deutsche Shooting Star 2019. Die zehn von der European Film Promotion (EFP) gekürten Nachwuchs-schauspieler präsentieren sich im Rahmen der European Shooting Stars bei der Berlinale der internationalen Filmwelt. Die Filmstiftung NRW ist seit vielen Jahren Partner der Shooting Stars.

Emma Drogunova, Foto: EFP/Florian Liedel » Meine russische Seele zeigt sich im großen Drama« «

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Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2019 > 27

Berlinale

NRW mit 14 Filmen

Lola@BerlinaleIn der Reihe Lola@Berlinale präsentieren die Filmfestspiele seit 2011 Produktionen, die von den Kommissionen der Deutschen Filmakademie für die Nominierung zum Deutschen Filmpreis voraus gewählt wurden. 14 filmstiftungsgeförderte Produktionen werden im Rahmen der Reihegezeigt. Alle vorausgewählten Filme werden bis März von den knapp 2.000 Mitgliedern der Deutschen Filmakademie gesichtet. DieNominie rungen werden am 20. März bekannt gegeben. Die Vergabe derLolas findet am 3. Mai im Palais am Funkturm in Berlin statt.

»25km/h«, Foto: Warner

»Meine teuflisch gute Freundin«, Foto: Wild Bunch

»Gundermann«, Foto: Pandora

»Das schönste Paar«, Foto: Koryphäen Film

»Eleanor&Colette«, Foto: NFP»Der Junge muss an die frische Luft«, Foto: Warner

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28 < Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2019

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Die Drama Series Days waren 2015 als gemein-same Initiative von EFM, Berlinale Co-Production Market und Berlinale Talents insLeben gerufen worden. Vom 11. bis 13. Februartreffen sich Experten aus aller Welt im ZooPalast. »Damals haben wir mit einer Idee ange-fangen, und wir freuen uns, dass sich die DramaSeries Days heute im fünften Jahr fest etablierthaben. Sie sind ein nicht mehr wegzudenkenderBestandteil des EFM, so wie qualitativ hochwer-tige High-end Dramaserien heute selbstverständ-licher Teil eines Filmmarkts und -Festivals gewor-den sind«, sagt Matthijs Wouter Knol, der Direk-tor des EFM.

Die schrittweise Erweiterung der Drama SeriesDays um ein mittlerweile zweieinhalbtägigesKongressprogramm wertet Knol ebenso als wich-tigen Schritt wie die Etablierung der Veranstal-tung im Zoo Palast, der seit 2017 Schauplatz derDSD ist. Hier ist seit dem vergangenen Jahr auchräumlich eine Verbindung zur Festivalreihe Berli-nale Series hergestellt worden. »Hinzu kommt,was die Drama Series Days in Sachen Serien hierin Deutschland bewegt haben: Es freut uns, dassdie Plattform dazu beitragen konnte, deutscheSerien international bekannt zu machen unddamit auch Deutschland als ernstzunehmendenProduktionsstandort für qualitativ hochwertigeSerien zu stärken«, führt der EFM-Direktor aus.

Hauptpartner Film- und Medienstiftung

Von Beginn an ist die Film- und MedienstiftungNRW als Hauptpartner bei der Serien-Plattformdes EFM mit an Bord. »Die ,Drama Series Days‘haben sich in nur fünf Jahren zu einem weltweitbeachteten Forum für die Präsentation undVermarktung von High-end-Serien entwickelt«,kommentiert Petra Müller, Geschäftsführerinder Film- und Medienstiftung. »Durch die räumliche Zusammenführung der Aktivitäten im Zoo-Palast haben die ‚Drama Series Days‘ anSchubkraft gewonnen, und auch das Konferenz-programm ist in diesem Jahr noch einmal erwei-tert worden.«

Das Auftaktpodium bei der diesjährigen DSD-Konferenz wird wieder in Kooperation mit derFilm- und Medienstiftung gestaltet. »Im weite-ren Programm nimmt der Streaming-AnbieterNetflix zum ersten Mal bei einer Paneldiskussionteil und diskutiert mit Mitstreitern öffentlich-rechtlicher und Pay-TV-Sender über die Verände-rung des TV-Marktes«, kündigt Knol an. Dierasanten Veränderungen durch die neuen Platt-form-Anbieter würden in der Branche mitunter

sehr kritisch gesehen,sorgten aber auch fürfrischen Wind: »Eswerden neue Türen geöffnet, niemals zuvorgab es so viele Heraus -forderungen, aber auchso viele Chancen für Serienschaffende wieheute«, führt der EFM-Direktor aus. »Entspre-

chend werden Positionierungen und Strategienin diesem Jahr ein großes Thema sein: dieAusrichtung digitaler Plattformen, Content-Strategien der Sender, die langfristige Ziel -setzung der Weltvertriebe sowie die Frage wiesich Kreative in der Branche aufstellen.«

Roundtables mit Netflix und Amazon

Nicht zuletzt waren die Drama Series Days in denvergangenen Jahren auch eine Präsentations-Plattform für deutsche Serien. »4 Blocks«,»Babylon Berlin, »Deutschland '83« »Hindafing«,»M – Eine Stadt sucht einen Mörder« und»Parfum« gehörten zu den vorgestellten Projek-ten. Auch unter den 25 Serien, die 2019 für dieMarket Screenings ausgewählt wurden, sindwieder einige aus deutscher Produktion bzw. mit deutscher Beteiligung vertreten. Dazu zähltder ZDF-Dreiteiler »Bella Germania« (Produktion: Bavaria Fiction), der eine deutsch-italienische Familiengeschichte erzählt.

Drei Serien aus NRW

Ebenso dabei ist die in Köln gedrehte und von der Film- und Medienstiftung geförderte Mockumentary »Andere Eltern« (Produktion:eitelsonnenschein) für den Pay-TV-Sender TNTComedy. »Andere Eltern« wird außerdem,zusammen mit den beiden filmstiftungsgeför -derten Serien »Das Wichtigste im Leben« und»Die neue Zeit«, beim Showcase „UpcomingSeries from Germany“ vorgestellt. Auch diefinnisch-belgisch-deutsche Krimiserie »Bullets«,an der der Nordic-Noir-Experte Peter Nader-mann mit seiner Firma Nadcon beteiligt ist, und der schwedisch-deutsche Spionage-Thriller »West of Liberty« (Network Movie/Anagram für ZDF/SVT) stehen auf der Liste fürdie Market Screenings bei den Drama SeriesDays. Als weitere Produktionsländer in derAuswahl vertreten sind Argentinien, Australien, Brasilien, Dänemark, Frankreich,Großbritannien, Israel, Norwegen, Portugal,Spanien und die USA. Jörg Laumann

EUROPEAN FILM MARKET

Drama Series DaysIm fünften Jahr haben sich die Drama Series Days des European Film Market (EFM) als Plattform für die Präsentation und Vermarktung von High-end-Serien etabliert. Die Film- und Medienstiftung ist offizieller Hauptpartner.

Matthijs Wouter Knol,Foto: EFM

»Andere Eltern«, Foto: eitelsonnenschein

»Die neue Zeit« wird im Showcase New German Series vorgestellt, Fo

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Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2019 > 29

Perfekte StartrampeDie »Drama Series Days« sind dieinternationale Plattform für High-end-Serien. Drei Produzentenberichten von ihren Erfahrungen.

Oliver Berben »Für ,Parfum‘ war die Präsentation ein großarti-ger erster Aufschlag. Eine Werkschau auf dergroßen Bühne, im Rahmen des wichtigsten deut-schen Filmfestivals, mit unseren Partnern, deninternationalen Gästen und den spannendstenneuen Projekten weltweit – eine bessere Platt-form hätten wir uns nicht wünschen können.«

Constantin Film und Moovie haben die sechsteiligeThriller-Serie »Parfum«, die auf Motiven vonPatrick Süskinds Bestseller basiert, u. a. inZusammenarbeit mit ZDF/ZDFneo und Netflixproduziert. Im November 2018 wurde sie erstmalsauf ZDFneo ausgestrahlt.

LisaBlumenberg

»Unsere ,Bad Banks‘-Premiere im legendärenZoo Palast war überwältigend und brachte natio-nale und internationale Aufmerksamkeit vonPublikum, Presse und Branche. Die perfekteStartrampe für einen großen Erfolg.«

»Bad Banks«, eine im Bankenmilieu angesiedelteThrillerserie, wurde von Letterbox und derluxemburgischen Iris Productions mit ZDF und Arteproduziert. Die Erstausstrahlung der sechs Folgenumfassenden ersten Staffel erfolgte im März 2018auf Arte.

Rafael Parente »Die ,Drama Series Days‘ waren eine großartigePlattform für eine lokale Serie wie Hindafing,weil sie ohne diese Möglichkeit deutlich schwieri-ger internationales Interesse erlangt hätte. Inter-nationale Einkäufer und Finanzierungspartnersind auf unsere Serie und die Neuesuperaufmerksam geworden und bestärkten uns inunserem inhaltlichen Weg, Serien zu erzählen.«

Ein korrupter Provinzbürgermeister steht imMittelpunkt der satirischen Krimi-Dramaserie»Hindafing«, die Neuesuper für den BayerischenRundfunk produziert. Die sechs Folgen der erstenStaffel waren erstmals im Mai 2017 im DrittenProgramm des BR zu sehen. Mittlerweile ist sieauch beim Streaming-Anbieter Netflix verfügbar.

Berlinale

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30 < Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2019

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Montag, 11. Februar

10.00 – 10.45 Uhr Kick-Off Drama Series Days 2019 Mit Matthijs Wouter Knol (EFM) und Petra Müller (Film- und Medienstiftung NRW)

11.00 – 11.45 Uhr Facing New Challenges and Opportunities: Streaming Services and TV

David Kessler, Director Orange Studio (Frankreich) Sabine de Mardt, Producer (Gaumont Deutschland) Nathalie Biancolli (SVP Acquisitions & Coproduction, FranceTV) Brian Pearson, Netflix (Niederlande) Moderation: John Hopewell, Variety In Kooperation mit der Film- und Medienstiftung NRW

12.00 – 13.45 Uhr Showcase: Upcoming Series from Germany

»Bauhaus – Die neue Zeit« »Das Wichtigste im Leben« »Andere Eltern«

13.45 – 14.30 Uhr Showcase: Breaking Boundaries: German Acting Talent on German TV’s ‘Golden Age’

Dienstag, 12. Februar

10.00 – 10.45 Uhr Panel: »Behind the Curtain: Platforms and their Strategies«13.45 – 14.30 Uhr Panel: »Writer Driven: The Showrunner Entrepreneur« Presentation: CoPro Series16.15 – 17.00 Uhr Panel: »Insights: Think Global - It’s all about Distribution«

Mittwoch, 13. Februar

10.30 – 13.00 Uhr CoPro Series Pitch 2019

Berlinale Series 11. – 13. Februar, Zoo Palast

»Bedrag III« (DK)»False Flag 2« (IL)»Hanna« (GB)»Il était une seconde fois« (F)»M – Eine Stadt sucht einen Mörder« (AUT) »Störst av allt« (S)»8 Tage« (D)

Market Screenings 2019»A Wedding, Funeral and a Christening« (S)»After the Crash« (F/B)»Arde Madrid« (E)»Autonomies« (I)»Baptiste« (Großbritannien)»Bella Germania« (D)»Bloom« (A)»Bullets« (F/D/B)»Cheat« (GB)»Fat« (ARG)»Follow the Money 3« (DK)»Gender Derby« (F)»Harassment« (BR)»Homeground 2« (N)»Homecoming Queens« (AUS)»Hotel Paradise« (DK)»Inside« (F)»Kieler Street« (N) »Mocro Maffia« (NL)»The new Nurses« (DK)»Nisman« (E/D) »Other Parents / Andere Eltern« (D) »South« (P)»Stateless« (TR/D)»West of Liberty« (D/S)

> www.efm-berlinale.de

30 < Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2019

»Die neue Zeit«1963 in New York: In seinem Apartment trifft WalterGropius auf die Journalistin Stina Branderup. Derinternational erfolgreiche und berühmte Gropius,inzwischen 80 Jahre alt und seit 1944 amerikani-scher Staatsbürger, blickt auf ein bewegtes underfolgreiches Leben als Architekt zurück. Doch Branderup beschuldigt ihn, die Frauen am Bauhausunterdrückt zu haben. Gropius wehrt sich gegen denVorwurf und beginnt, ihr von den Anfangsjahren desStaatlichen Bauhaus zu erzählen.

Erster Showcase der Drama Series Days 2019

»Upcoming Series from Germany« made in NRWAm Montag, 11. Februar, werden filmstiftungsgeförderte Serien mit Hintergrundinfos und ersten Szenen präsentiert.

»Andere Eltern«Das Schlimmste am Elternsein sind immer dieanderen Eltern – sie haben nicht nur ungefragteErziehungstipps parat, sondern stellen ihre Spröss-linge in den Mittelpunkt des Universums. In »AndereEltern« trifft eine Truppe hipper Eltern aufeinander.Ihr gemeinsames Projekt: die Eröffnung einer Kinder-tagesstätte. Die werdenden oder frisch gebackenenMütter und Väter berichten in der Serie im Mockumentary-Stil mit improvisierten Dialogen überihre ganz persönlichen Erziehungserfahrungen.

»Das Wichtigste imLeben«Sandra und Kurt durchleben mit ihren drei KindernPhilipp, Luna und Theo eine turbulente Zeit. DerKleinste, Theo, soll bald eingeschult werden, sprichtaber auf einmal nicht mehr. Luna ist zum ersten Malverliebt, und Adoptivsohn Philipp, dem Ältesten derdrei Geschwister, wird eine große Basketballkarrierevorausgesagt. Allerdings ist Philipps Traum ein ganzanderer: Er möchte lieber Balletttänzer werden.

Drama Series Days

»Die neue Zeit«, Foto: zero one film »Das Wichtigste im Leben«, Foto: Bantry Bay »Andere Eltern«, Foto: eitelsonnenschein

Regie: Lars Kraume Buch: Lars Kraume, Judith Angerbauer Produktion: zero one film, Constantin Television ,Nadcon Film Sender: ZDF/ARTE

Regie: Till Franzen, Laura Lackmann, Stefan Bühling Buch: Richard Kropf, Elena Senft, Anneke JanssenProduktion: Bantry Bay ProductionsSender: VOX

Regie: Lutz Heineking Buch: Lutz Heineking, Sebastian Züger, SabineSteyer-Violet Produktion: eitelsonnenschein FilmproduktionSender: TNT Comedy

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Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2019 > 31

Berlinale News

Focus Germany@Berlinale

Filmstiftung NRW bei der BerlinaleWährend der Berlinale informieren Mitarbeiter derFilm- und Medienstiftung NRW, gemeinsam mit denanderen 7 Filmförderungen aus dem VerbundFOCUS Germany, am großen Gemeinschaftsstandmit German Films auf dem European Film Market imGropius Bau über Fördermöglichkeiten in Nordrhein-Westfalen. Zudem findet während des Festivals derNRW-Empfang statt, veranstaltet von Land NRW und der Filmstiftung, in der NRW-Landesvertretung

> www.filmstiftung.de/events/nrw-berlinale-2019/

250 Filmschaffende aus 77 Ländern

Berlinale TalentsGesicht zeigen, Position beziehen: Vom 9. bis 14.Februar kommen 250 aufstrebende Filmschaffendeaus 77 Ländern zu Berlinale Talents, um sich auszutauschen, zu vernetzen und ihre neuenProjekte voranzutreiben. Die diesjährige Gruppe aus141 Frauen und 109 Männern ist sozial, kulturell undkünstlerisch divers und kommt aus den BereichenRegie (108), Produktion (49), Schauspiel (14), Drehbuch (6), Kamera (16), Montage (13), Produktionsdesign (11), Weltvertrieb und Verleih(10), Filmmusik (7) und Sounddesign (8).

> www.berlinale-talents.de

Berlinale Frühstück

Filmbüro NWAm Mittwoch, 13. Februar, lädt das Filmbüro NWzum traditionellen Berlinale-Frühstück ins Restaurant Auster im Haus der Kulturen der Welt.Der Vorstandsvorsitzende Torsten Reglin wird dieGäste begrüßen, die die Gelegenheit zum Austauschund Networking haben.

> www.filmbuero-nw.de

KHM und ifs auf der Berlinale

HochschulempfangStudierende der ifs und der KHM präsentieren sichauch in diesem Jahr wieder beim Berlinale-Empfangder deutschen Filmhochschulen am 12. Februar in der Landesvertretung NRW. Bereits zum zwölftenMal stellen sich hier die Studenten der siebengroßen deutschen Filmhochschulen mit einereigenen Veranstaltung vor. Dabei werden, zusätzlichzu den bewährten Screenings und Panels, 24Projekte aus den Kategorien Szenischer Langfilm,Szenischer Kurz- und Mittellanger Spielfilm, Dokumentarfilm und serielle Formate vorgestellt.

> www.verbund-filmstudenten.de

IFFF & WIFT laden ein

Gender, Genre and Big BudetDas IFFF Dortmund | Köln und WIFT Germany ladengemeinsam zur Veranstaltung »Gender, Genre undBig Budget« während der Berlinale ein. Die Veran-staltung findet am Samstag, 9. Februar, von 10 bis 13 Uhr im Meistersaal statt. Die Veranstaltung wirdvon der Film- und Medienstiftung NRW gefördert.

> www.frauenfilmfestival.eu

Sechs geförderte Filme nominiert

Preis der dt. FilmkritikFür den Preis der deutschen Filmkritik 2018 sindsechs filmstiftungsgeförderte Produktionen insgesamt zwölf Mal nominiert. Die insgesamt 44 Nominierungen verteilen sich auf 29 Filme. Dendiesjährigen Ehrenpreis erhält der FilmemacherRudolf Thome. Die Verleihung findet anlässlich derBerlinale am Montag, 11. Februar, in Anwesenheitder Nominierten statt.

> www.vdfk.de

Bester Spielfilm„In my Room“ (Ulrich Köhler)

Beste DarstellerinLina Beckmann („Fühlen Sie sich manchmal ausgebrannt und leer“)Catrin Striebeck („Das Milan-Protokoll“)Laura Tonke („Zwei im falschen Film“)

Bester DarstellerHans Löw („In my Room“)Marc Hosemann („Zwei im falschen Film“)

Bestes Drehbuch„Das Milan-Protokoll“ (Peter Ott)

Beste Kamera„Styx“ (Benedict Neuenfels)

Beste Musik„Das Milan-Protokoll“ (Ted Gaier)„Fühlen Sie sich manchmal ausgebrannt und leer“(Maciej Sledziecki)

Bester Schnitt„Styx“ (Monika Willi)

Bester Dokumentarfilm„Aggregat“ (Marie Wilke)

Creative EuropeMEDIA @ BerlinaleDas diesjährige European Film Forum der Europäi-schen Kommission auf der Berlinale steht im Zeichender Technologie. Unter dem Titel »Subtitling andDubbing: Using Technology to Help European FilmsTravel« diskutieren Branchenvertreter am Montag,11. Februar, im Ritz Carlton am Potsdamer Platz.Eröffnet wird die Veranstaltung um 14 Uhr mit einerKeynote von EU Kommissarin Mariya Gabriel. DasForum endet mit einem Empfang.

Am MEDIA Stand auf dem European Film Marketberaten die Creative Europe Desks und Vertreter desProgramms aus Brüssel zu Fragen rund um CreativeEurope MEDIA.

Im Producers Hub auf dem EFM gibt es Informations-veranstaltungen zu MEDIA Development (9. Februar,18 bis 19 Uhr) und zur Förderlinie »Promotion of Euro-pean Works Online« (12. Februar, 17 bis 18.30 Uhr).Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Die Neuerungen der automatischen Verleihförde-rung und Weltvertriebsförderung (10. Februar, 10 bis12 Uhr) und der selektiven Verleihförderung (11. Februar, 10 bis 12 Uhr) werden im neuen MEDIAPavillon vor dem Gropius-Bau präsentiert. Anmel-dung unter [email protected].

27 Produktionsfirmen aus 18 Ländern nehmen amKoproduktionstreffen »Share your Slate« der deut-schen Desks teil. Aus NRW sind 2 Pilots Filmpro-duction und Fruitmarket Kultur und Medien dabei.

MEDIA geförderte Produktionen sind auch in diesemJahr beim Festival vertreten, darunter drei mit Betei-ligung aus NRW: »The Miracle of the Sargasso Sea«,»Monos« und »Charlotte Rampling: The Look«.

> www.ced-nrw.eu

Ehrenpreis der unabhängigenFilmverleiher

AG Verleih ehrtMichael WiedemannDer Leiter des Kinofest Lünen Michael Wiedemann,wird am 12. Februar im Rahmen der Berlinale mitdem Ehrenpreis der unabhängigen Filmverleiherausgezeichnet. Diese Auszeichnung vergibt die AGVerleih seit 2017 an Personen, die sich ausdrücklichfür die Interessen der unabhängigen Filmschaffen-den einsetzen und sich dabei besondere Verdiensteerwarben. Im letzten Jahr wurde die Betreiberin derEssener Lichtburg, Marianne Menze, geehrt.

> www.ag-verleih.de

German Films Kampagne

Face to Face bei den DSDSechs Schauspieltalente vertreten in diesem Jahr diedeutsche Film- und Serienindustrie im Rahmen derKampagne »Face to Face with German Films«: MariaDragus, Christian Friedel, Luise Heyer, Jonas Nay,Jördis Triebel und Fahri Yardim. Sie stehen im Mittel-punkt von Marketing- und PR-Maßnahmen, dieihren Anfang bei den »Drama Series Days« nehmenwerden. Ziel der Kampagne ist es, auf aktuelleTrends im deutschen Filmschaffen aufmerksam zumachen, deutsches Kino und Serien beim internatio-nalen Publikum zu promoten und ein Bewusstseinfür modernes deutsches Storytelling zu wecken.

> www.german-films.de

»In My Room«, Foto: Pandora

»Fühlen Sie sich manchmal ausgebrannt und leer?«, Foto: Farbfilm

»Zwei im falschen Film«, Foto: Farbfilm

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Abschied als Berlinale-Direktor

Schön aufdem rotenTeppichbleiben...!

Berlinale-Direktor Dieter Kosslick, Foto: Berlinale/Alexander Janetzko

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Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2019 > 33

Berlinale

Dieter Kosslick im InterviewNach 19 Jahren nimmt Dieter Kosslick Abschied als Berlinale-Direktor. Im Interview spricht er über das aktuelle Festival und die Höhepunkte seiner Tätigkeit als Gastgeber der Filmfestspiele Berlin.

Was sind Ihre Highlights der Berlinale 2019? Auf was freuen Sie sich ganzbesonders? Persönlich freue ich mich, dassCharlotte Rampling wiederzurück ist, nachdem sie voreinigen Jahren hier als Präsi-dentin war, mehrere Filmebeim Festival hatte und auchden Silbernen Bären bekom-

men hat für »45 Years«. Nun erhält sie den Preis fürihr Lebenswerk und den Ehrenbären – ein echtes Highlight. Und dass ich mit Juliette Binoche einewunderbare Präsidentin habe, die in NRW ja nichtganz unbekannt ist. Sie hat ja gerade mit Claire Denisin Köln gedreht. Ich sah sie in meinem LieblingshotelSavoy in Köln vorüberhuschen, und dann haben wireinen schönen Schwatz gehalten – und schon ist siePräsidentin! Schön, dass das alles so zusammenpasst.

Die Berlinale ist auch Schaufenster für dendeutschen Film. Inwieweit haben sich Ihre Pläneim Blick auf die Präsenz und den Stellenwert desdeutschen Films erfüllt?Die Sache mit dem deutschen Film ist ziemlich auf -gegangen. Zum einen werden jedes Jahr sehr vieleFilme in der Reihe »Perspektive Deutsches Kino«gezeigt, die seinerzeit mit Alfred Holighaus begon-nen hat. Da gab es viele Entdeckungen und Regis-seure, die später im Wettbewerb gelandet sind.International viel wichtiger ist es, dass es in denletzten 18 Jahren im Line-Up des Wettbewerbsjeweils zwischen zwei und vier deutsche Filme gab,viele davon auch mit Förderung aus NRW. Außerdemwurden viele Bären von den Internationalen Jurysvergeben – etwa an Nina Hoss, Moritz Bleibtreuoder Fatih Akin. Da wurde der deutsche Film wirklichinternational positioniert – das ist großartig gelaufen.

Ein Fokus Ihrer Arbeit liegt auf der Förderung desfilmischen Nachwuchses, Stichworte sindPerspektive Deutsches Kino, Berlinale Talents undGeneration. Welche Rolle spielt der Nachwuchs imGesamtgefüge der Berlinale?Da muss ich den Bogen schlagen zur FilmstiftungNRW. Dort habe ich gelernt, dass wir in die Breitegehen müssen, um etwas erfolgreich zu machen.Wir haben damals die »ifs - internationale filmschuleköln« gegründet, und das habe ich mit hierüber nachBerlin genommen. Es war ganz wichtig, dass wirimmer den Nachwuchs fördern – auch mit Auszeich-nungen. Während meiner Zeit als Festival-Direktorwaren nun fast 7.000 junge Leute hier in Berlin und haben zum ersten Mal Filmluft in der Realitätgeschnuppert. Rund zehn Prozent unserer etwa 400 Filme stammen inzwischen von einem odereiner Alumni. Es ist enorm wichtig, dass ein Festivalnicht in seinen Strukturen verknöchert.

Fünf Jahre »Drama Series Days«: Die Berlinalewar das erste internationale Filmfestival mit einereigenen Plattform für High-end-Serien, und dieFilm- und Medienstiftung NRW ist Mit-Initiatorund seit dem Start offizieller Partner. Wieviel Mutbrauchte es, um hier Serien zu etablieren?

NRW-Premieren auf einen Blick

WETTBEWERB (außer Konkurrenz)Die Agentin (The Operative)Sonntag, 10.02., 18.45 Uhr, Berlinale Palast

BERLINALE SPECIALBrechtSamstag, 09.02., 15.00 Uhr, Haus der Berliner Festspiele

Es hätte schlimmer kommen können –Mario AdorfDienstag, 12.02., 15.30 Uhr, Friedrichstadtpalast

Weil Du nur einmal lebst –Die Toten Hosen auf TourFreitag, 15.02., 21.00 Uhr, Friedrichstadtpalast

BERLINALE SHORTSUmbraDienstag, 12.02., 21.30 Uhr, CinemaxX

PANORAMAAll my LovingSamstag, 09.02., 19.00 Uhr, Zoo Palast

The Miracle of the Sargasso Sea Samstag, 09.02., 21.30 Uhr, Zoopalast

MonosSonntag, 10.02., 20.00 Uhr, International

O Beautiful NightDienstag, 12.02., 20.00 Uhr, Kino International

Searching EvaMontag, 11.02., 20.00 Uhr, CineStar 7

Talking about TreesSonntag, 10.02., 20.00Uhr, CineStar 7

FORUMFortschritt im Tal der AhnungslosenSamstag, 09.02., 16.30 Uhr, CineStar 8

GENERATION KPLUSArmed LullabyMo, 11.02., 13.15 Uhr, CinemaxX3

CleoFreitag, 08.02., 15.30 Uhr, Haus der Kulturen

GENERATION 14PLUSRingsideSonntag, 10.02., 15.30 Uhr, Zoo Palast

PERSPEKTIVE DT. KINOeasy love Freitag, 08.02., 19.00 Uhr, CinemaxX 3

OrayMontag, 11.02., 19:00 Uhr, CinemaxX 3

BERLINALE CLASSICSDie Sieger – Director’s CutMo, 11.02, 21.30 Uhr, Haus der Berliner Festspiele

HOMMAGE FÜR CHARLOTTE RAMPLINGThe Look – Carlotte RamplingMi, 13.02., 19.00 Uhr, Zeughauskino

Das war nicht so einfach, weil viele beim ThemaFernsehen die Nase rümpfen. Und das, obwohl fast95 Prozent aller Filme vom Fernsehen koproduziertwerden. Das ist so eine historische Delle, die diedeutsche Filmgemeinde hat – die Sache mit demFernsehen. Der Trend zu den Serien ist in Deutsch-land ja nicht durch Netflix oder Amazon gekommen,sondern durch die Cologne Conference. Sie war dieerste Veranstaltung, die das Thema professionellaufgesetzt hat. Bei den »Drama Series Days« hat dieFilmstiftung NRW und ganz besonders Petra Müllerdieses Wissen um die internationale Serien-Szeneeingebracht und in Zusammenarbeit mit dem EFMumgesetzt. Ich bin sehr dankbar, dass die Filmstif-tung sich hier von Beginn an so stark engagiert hat.

Sie haben den Kurzfilmwettbewerb - späterBerlinale Shorts - als eigenständige Sektionetabliert. Was schätzen Sie am Kurzfilm?Der Kurzfilm ist eine eigenständige Kunstform. Aus meiner Erfahrung aus Hamburger Zeiten habenwir seinerzeit Kurzfilme gefördert, die sehr experimentell waren – Helmut Costa, Thomas Struck,Helmut Herbst. Schon damals wurde mir die Bedeutung dieser Kunstform bewusst. Nun hat unsdie Welt in der Zwischenzeit überholt. Kurzfilme gibt es rund um die Uhr im Internet auf YouTube und anderen Plattformen, und die Form des Experi-mentellen ist heute eine konventionelle Form dergestalt, wie man Filme ins Netz stellt. Wir zeigenKurzfilme noch in der klassischen Weise imProgramm vor den Filmen. Cannes-Gewinner RubenÖstlund war bei uns seinerzeit beim BerlinaleCampus und hat auch einen Kurzfilmpreis bekom-men – was zeigt, wie wichtig es ist, diese Kunstformbei einem solchen Festival zu pflegen.

»Brecht«, »Weil Du nur einmal lebst – Die TotenHosen auf Tour« und »Es hätte schlimmerkommen können – Mario Adorf«: 2019 laufengleich drei filmstiftungsgeförderte Filme imBerlinale Special – eine Reihe, die von Ihnenpersönlich kuratiert wird. Wo liegt hier derbesondere Reiz?Das ist eine Schatzkiste, bei der ich mich nicht denZwängen verpflichtet fühle, die es beispielsweise imWettbewerb gibt mit den Weltpremieren und Uraufführungen. Zudem gibt es hier bei vielenFilmen anschließend Diskussionen, wo man nochlange mit den Leuten sprechen kann, die die Filme gemacht haben. So etwas kann man nichtrubrizieren. Das ist eine Wundertüte – und ich tue die Wunder hinein, die die Filmemacher produ-ziert haben!

Berlinale goes Kiez gibt es bereits ebenso wie dasKulinarische Kino. Hätte da angesichts IhrerVorliebe für Rhythmus und Noten eine ReiheMusikalisches Kino nicht viel näher gelegen? Die Reihe gab es ja gewissermaßen in der Berlinaleintegriert. Wir hatten jedes Jahr Musikfilme wie »It might get loud« mit U2, wir hatten die RollingStones, Neil Young, Patti Smith und in diesem Jahr Die Toten Hosen. Und um nochmal auf NRW zu kommen: Bei meiner allerersten Berlinale hießder Eröffnungsfilm »Viel passiert« von WimWenders, und wer hat live gespielt: BAP! Besser geht es nicht, wenn man in der Kölner Südstadtgewohnt hat wie ich.

Wenn Ihre Arbeit als Berlinale-Direktor ein Filmwäre: Welches Genre? Welcher Titel?Es wäre eine grandiose Mischung aus einer ordent lichen Komödie mit dramatischen Anteilen,sehr häufig auch im Science Fiction-Bereich – also ein echter Genre-Mix mit sehr vielen Dimensionen. Der Titel könnte so ähnlich sein wiebei meiner Autobiographie – nur etwas ergänzt:»Schön auf dem Roten Teppich bleiben«. Denn ichwill natürlich in den Wettbewerb der Berlinale!Wolfram Lotze

Dieter Kosslick, Foto: Ali Ghandtschi

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Academy Awards

»Werk ohne Autor«, Fotos: Disney

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Ihren Ausgang nahm die Reise, als Florian Henckel vonDonnersmarck vor etwa zehn Jahren von dem Journalis-ten Jürgen Schreiber, Chefreporter des Tagesspiegel,interviewt wurde und dieser dem Filmemacher, dergerade für sein Debüt, dem ebenfalls von Wiedemann &Berg produzierten »Das Leben der Anderen«, mit demOscar ausgezeichnet worden war, von einer Biographieüber den deutschen Jahrhundertkünstler GerhardRichter erzählte, die er geschrieben hatte. Schreiber wares, der 2004 recherchiert hatte, dass der SchwiegervaterRichters, dessen Tante im Rahmen des Euthanasie -programms der Nazis ermordet wurde, ein überzeugterNationalsozialist und Euthanasie-Täter gewesen war.

Diese außerordentliche Verstrickung des Schicksals ließ von Donnersmarck nicht mehr los. 2014 beschlosser, sie als Grundlage für seinen ersten deutschen Filmseit »Das Leben der Anderen« und erste Filmarbeit seitder Hollywoodproduktion »Der Tourist« zu nehmen,ein auf realen Figuren und Ereignissen beruhendes und doch fiktionalisiertes Fresko über drei JahrzehnteDeutschland, über Osten und Westen und vor allemüber das Wesen künstlerischer Inspiration.

Dreh an der Düsseldorfer Kunstakademie

»Nur nicht wegsehen«, gibt die kunstbegeisterte TanteElisabeth dem kleinen Kurt Barnert mit auf den Weg.»Werk ohne Autor« beherzigt den Ratschlag. Und siehtgenau hin, was seine Figuren ticken lässt, den jungen,nach seiner Identität suchenden Künstler Kurt, gespieltvon Tom Schilling, auf der einen, seinen eiskalten unddominanten Schwiegervater Professor Carl Seebandauf der anderen Seite, den Sebastian Koch als »Mann,wie von Nietzsche erdacht« beschreibt. In der drittenHauptrolle besetzte Florian Henckel von DonnersmarckPaula Beer, weitere eindringliche Parts werden u. a. vonSaskia Rosendahl, Oliver Masucci, Hanno Koffler undIna Weisse gespielt.

Der aufreibende Dreh fand im Sommer 2016 statt, anLocations in Berlin, Dresden und Nordrhein-Westfah-len: Besonders beeindruckend sind die Aufnahmen, die vor Ort in der Düsseldorfer Kunstakademie entstanden, wo in den 50er- bis in die 70er JahreFiguren wie Joseph Beuys, Heinz Mack oder ebenGerhard Richter mit ihren Werken und Aktionen dieKunstwelt nachhaltig beeinflussten und veränderten.

Polarisierendes Mammutwerk

Dass nach dem Dreh fast zwei weitere Jahre vergingen,bis »Werk ohne Autor« endlich im Wettbewerb derMostra in Venedig Weltpremiere feierte und wenige Tagedanach auf dem Toronto International Film Festival erst-mals auf amerikanischem Boden gezeigt werden konnte,war von Donnersmarck penibler Schnittarbeit undkomplexen Visual Effects geschuldet, die zur Wucht des189-minütigen Mammutwerks entscheidend beitragen.

Ein Film, der wie aus der Zeit gefallen wirkt, der polari-siert. Und der einen Nerv trifft. Bei der Academyallemal, die ihn zu einem der fünf besten internationa-len Filme des Jahres gekürt hat. Thomas Schultze

20 deutschen Filmen war es bis zum 22. Januar gelun-gen, sich eine Nominierung im Rennen um den bestenfremdsprachigen Film zu sichern, zuletzt »ToniErdmann« im Jahr 2017, ein ebenfalls maßgeblich vonder Film- und Medienstiftung NRW geförderter Titel.Nachdem im vergangenen Jahr »Aus dem Nichts« vonFatih Akin zwar den Golden Globe als bester ausländi-scher Film sichern konnte, dann aber bei der Oscar-Nominierung übergangen wurde, hat sich nun Nummer21 dazu gesellt: »Werk ohne Autor«, inszeniert vonFlorian Henckel von Donnersmarck und produziert von

Pergamon Film und Wiedemann & Berg, in Koproduk-tion mit der Degeto und Bavaria Film, wird Deutschlandbei den Oscars vertreten und am 24. Februar gegen die starke Konkurrenz aus »Capernaum – Stadt derHoffnung«, »Cold War – Der Breitengrad der Liebe«,»Roma« und »Shopliferts – Familienbande« antreten.

Starke Konkurrrenz

Damit nicht genug: Erstmals wurde eine deutscheProduktion, die für einen Oscar als fremdsprachigerFilm nominiert wurde, auch in einer weiteren Kategorienominiert: Caleb Deschanel als bester Kameramann.Egal, wie das Rennen ausgehen mag, für die – in jederHinsicht – Ausnahmeproduktion ist es ein Happy-Endnach einer überaus bewegten Reise.

Nominiert für den Besten nicht englischsprachiger Film und Beste Kamera

»Werk ohne Autor«»Werk ohne Autor« von Florian Henckel von Donnersmarck hat zwei Oscar-Nominierungen. Damit geht nach »Mustang« und »Toni Erdmann« erneut eine filmstiftungsgeförderte Produktion im Oscar-Rennen.

FMS-Empfang in Venedig: Dirk Schürhoff, Max Wiedemann, Florian Henckel von Donnersmarck, Petra Müller, Sebastian Koch und Quirin Berg, Foto: Kurt Krieger / FMS

Regie und Buch: Florian Henckel von DonnersmarckProduktion: Wiedemann & Berg, Pergamon FilmSender: ARD Degeto, BRSeit 3. Oktober 2018 im Kino

» Gratulation! Ich freuemich, dass der Film ,Werk ohne Autor‘ des KölnersFlorian Henckel vonDonnersmarck in gleichzwei Kategorien für denOscar nominiert wurde. «#OscarNoms: Tweet von MinisterpräsidentArmin Laschet nach der Bekanntgabe derOscar-Nominierungen

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Die neue Leitlinie ermöglicht der Film- und Medien-stiftung NRW – neben der 2011 eingeführtenEntwicklungsförderung – erstmals die Produktionvon Computer- und Videospielen bis zur Marktreife.Dies und die Mittelerhöhung sind die notwendigenVoraussetzungen, um NRW Schritt für Schritt als führenden Games-Standort zu etablieren und in Bezug auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit entscheidend nach vorne zu bringen. Das ist ein weiterer Meilenstein für eine erfolgreiche Entwicklung des GamesstandortesNordrhein-Westfalen.

Förderung in der Film- und Medienstiftung

Die Film- und Medienstiftung NRW übernimmt dieFörderung, Beratung und Begleitung der Antragsstel-ler. Darüber hinaus unterstützt und fördert sie wich-tige Branchenevents wie den Deutschen Entwickler-preis, die Clash of Realities oder den NRW-Auftrittbei der Gamescom u.ä. Folgerichtig wird die Förder-abteilung der Film- und Medienstiftung um einenVollzeit-Games-Förderreferenten verstärkt. Gemein-

Die wichtigsten Neuerungen im Einzelnen:

Die Produktion von Computer- und Videospielenund interaktiven Inhalten kann mit bis zu 50 Prozentder Produktionskosten in maximaler Höhe von bis zu500.000 Euro pro Projekt gefördert werden.

Für die Entwicklung eines Prototyps kann einZuschuss von bis zu 80 Prozent der Entwicklungs -kosten in maximaler Höhe von bis zu 100.000 Eurobeantragt werden.

Für die Konzeptentwicklung kann ein Zuschuss inHöhe von bis zu 80 Prozent der veranschlagtenKosten in maximaler Höhe von bis zu 20.000 Eurobeantragt werden.

Für die Förderung stehen im Jahr 2019 drei Millionen Euro zur Verfügung.

Ein Vergabegremium entscheidet über die Förde-rung anhand eines festgelegten Kriterienkatalogs.

Einrei chungen sind nach einem Beratungsgesprächbei der Film- und Medienstiftung NRW möglich. Der erste Einreichtermin ist der 15. März 2019.

> www.filmstiftung.de

sam mit dem Mediennetzwerk.NRW, dessen Mittelebenfalls substantiell erhöht wurden, soll die NRW-Gamesbranche bestmöglich unterstützt werden.Dazu gehört insbesondere auch die enge Zusammen-arbeit mit den regionalen und nationalen Verbän-den, vor allem auch in Sachen Bundesförderung.

Mehr Veranstaltungsformate und Aktivitäten

Im Medienetzwerk.NRW wurde die Stelle „Netzwerk-referentIn mit dem Schwerpunkt Games“ geschaffen.Dadurch bekommt die Gamesbran-che in NRW eine weitere Kontakt -person, die Ansprechpartner für alleFragen und Anliegen aus demThemenbereich Games ist. Der neueNetzwerkreferent flankiert dieFördertätigkeiten der Film- undMedienstiftung NRW, koordiniertunter anderem die Zusammenarbeitmit games.nrw und intensiviert dieNetzwerkaktivitäten für die Games -szene.

GamesNeue Leitlinie, mehr Förderung, bessere Vernetzung

Games-Strategie NRWBeim Gamesgipfel des Ministerpräsidenten 2018 wurden die Bausteine fürdie Entwicklung des Gamesstandortes NRW diskutiert. Das Land hat Wortgehalten. Die Fördermittel wurden verdoppelt und eine neue Leitlinie zurFörderung von digitalen Spielen beschlossen.

Nathanael Liminski, Foto: Ralph Sondermann

Sandra Winterberg , Foto: Mediennetzwerk.NRW/Anna Kaduk

Petra Müller, Foto: Uwe Schaffmeister

»Fiete Soccer«, Foto: Ahoiii Entertainment

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Berlinale

Positive Zwischenbilanz zumeinjährigen Bestehen

CologneGameHausIm März jährt sich die offizielleGründung des Cologne Game Haus.Das im Juni 2018 eröffnete CGH istCoworking Space, Netzwerkplatt-form und Eventfläche für Firmen aus der Spieleentwicklerbranche inKöln. Im Interview zieht CGH-Projektleiterin Margret von Medemeine positive Zwischenbilanz.

Ein Jahr Cologne GameHaus – haben sich dieVorstellungen undErwartungen erfüllt?Die ursprüngliche Idee derCologne-Game-Haus-Gründer Johannes Brauck-mann und Thomas Rössig,einen Coworking Space für Spieleentwickler zurealisieren und die damit

verbundene Erwartung, einen Anlaufpunkt derGamesbranche für Köln zu schaffen, wurde definitiv erfüllt. Viele Ziele wurden übertroffen.So wurde die zur Verfügung stehende Flächenicht erst im Laufe des Jahres 2018 nach undnach mit Mietern gefüllt, sondern wir warendirekt nach der Gründung des CGH im März 2018und damit noch vor der offiziellen Eröffnung imJuni komplett ausgebucht. Außerdem funktionie-ren die erhofften Vernetzungseffekte extrem gut.So konnten wir neben vielen anderen Veranstaltun-gen in unseren Räumen den Gamemixer, ein Peer-Learning-Programm für internationalen Kulturaus-tausch im Gamesbereich, nach Stationen in Indone-sien, Brasilien und Südafrika, nach Köln zu holen.

Welche Schwerpunkte oder Neuerungen sind fürdas Jahr 2019 geplant?Im Mittelpunkt stehen zuallererst die Bedürfnisseunserer Mieter. Wir möchten weiter gemeinsamenContent schaffen und die Firmen miteinander und inder NRW-Branche vernetzen. Dabei wollen wir nichtnur Herberge sein, sondern Unterstützer werden.Zweitens wollen wir mit unseren Partnern durchhochwertige Events und Kooperationen weiterenMehrwert für die deutsche Gamesbranche schaffen.Gerade politisch gibt es viel zu tun. Unsere Mietersind international gut vernetzt und sehen, wie z. B. in Ländern wie den USA, Kanada oder Frank-reich die Gamesbranche gezielter und mit mehr Geldgefördert wird. Deutschland muss da aufholen. Drittens wollen wir mittelfristig unabhängigerwerden von finanziellen Fördertöpfen. Dazu müssen wir weitere Veranstaltungen akquirieren,mit denen wir für das CGH Geld verdienen können.Das ist natürlich eine der größten Herausforderungen,da Coworking Spaces keine ortsüblichen und somitkeine hohen Mieteinnahmen haben.

Förderung von Frauen in der Games- und Tech -branche gezeigt, dass der Bedarf groß ist und dass es notwendig ist, ein frauenfreundlicheres Umfeld zu schaffen. Ich möchte da jetzt gar nicht so ein Gender-Ding draus machen. Ich sehe aber, dass der Nachwuchs der Universitäten nicht mehr zurMehrzahl aus Männern besteht und ich weiß, dass viele der CGH-Firmen gerne mehr Fraueneinstellen würden. Aber das ist gar nicht so einfachin einer männerdominierten Branche. So wird es 2019 definitiv ein Thema sein, wie wir die Spiel-entwicklungsbranche diverser aufstellen können.Deshalb möchten wir die »Womenize!« in Köln fest etablieren und weitere Veranstaltungen zu diesem Thema realisieren. Im März starten wir auch direkt mit einem Female Developer Game Jam. Frank Brenner

Ist das CGH bereits zu einer festen Größe in derGames-Landschaft in NRW geworden?Wir sehen die Erfolge, die wir erzielen, und sindüberzeugt, dass die Branchenakteure, unsere Förderer und Partner und die Politik diesen großenWert auch erkannt haben. Wir wissen aber auch,dass wir unser Engagement und unsere Aktivitätenhier und da noch besser kommunizieren müssen,damit wir nicht nur als einer unter vielen CoworkingSpaces wahrgenommen werden, sondern als derfunktionierende Leuchtturm, der wir sind.

Mit der Unterstützung der Film- undMedienstiftung fand im vergangenen Jahr dieerste NRW-»Womenize!« im Cologne Game Hausstatt. Wo sehen Sie die Rolle der Frau in derSpieleszene?Mir persönlich liegt besonders am Herzen, dasThema Frauen in der Spieleentwick-lungsbranche umfangreicherund aufklärender in unserPortfolio aufzuneh-men. Die »Wome-nize!« hat alsPlattformzur

Margret von Medem, Foto: CGH

Die offizielle Eröffnung des Cologne Game Haus im Juni 2018, Foto: CGH

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Der Ablauf einer typischen Veranstaltung im Rahmendes Global Game Jam beginnt mit dem ersten Treffenam Freitagnachmittag, auf dem das Thema für die zuentwickelnden Games verkündet wird. Danachwerden Ideen notiert, Konzepte erstellt und schließ-lich die Spiele-Prototypen programmiert und designt.Am Sonntagnachmittag steht die Präsentation derProjekte auf dem Programm, die dann für die globaleCommunity auf einen Server hochgeladen und zumDownload zur Verfügung gestellt werden. Das Konzeptdes Hackathons ist bewusst offen gehalten: Auch derEntwurf eines Brettspiels ist möglich.

Die Ursprünge des Global Game Jam (GGJ) reichenzurück bis in das Jahr 2006, als sich in Kopenhagenrund 40 Teilnehmer zum »Nordic Game Jam« trafenund innerhalb von zwei Tagen acht Games kreierten.

ist nicht orts-, kultur- oder firmengebunden undbringt so kreative Menschen und Ideen aus verschie-denen Bereichen und der ganzen Welt zusammen.«Für die Teilnehmer sei es ein wichtiges Erlebnis, sich als Teil einer großen Game-Entwicklungs-Communityzu fühlen. »Alle wissen, dass irgendwo auf der Welt gerade tausende Menschen ebenfalls eifrigdabei sind, Spiele zu entwickeln«, führt Paltin aus,»und jeder hat die Chance, mit dem eigenen Teamund einem guten Projekt einen Achtungserfolg indieser Community zu erlangen und sich einenNamen zu machen.«

Auch die Kölner School of Games, die drei verschie-dene Games-Ausbildungsgänge in Verbindung mitIHK-Abschlüssen anbietet, ist seit 2017 regelmäßigbeim Global Game Jam mit von der Partie. »DerGlobal Game Jam passt perfekt an die School ofGames«, sagt der zuständige Organisator und Fach-bereichsleiter Game Arts, Martin Linnartz. Bislanghätten sich in jedem Jahr rund 50 Gamer an derVeranstaltung in der School of Games beteiligt und mit Unterstützung der Dozenten kreative Spieleentwickelt. »Hier können unsere Auszubildendendas Gelernte direkt umsetzen«, führt Linnartz aus. »Der Hackathon bietet Studierenden, Profis und Enthusiasten die Gelegenheit, sich auszu -tauschen, Erfahrungen zu sammeln, eine MengeSpaß zu haben und mit ihren Spielen ein weltweitesPublikum zu erreichen.«

Amiram Paltin vom Bochumer SAE Institute hebtebenfalls die besondere Bedeutung des GlobalGame Jam als Gemeinschaftserlebnis hervor. »DerDruck, in kurzer Zeit und unter Stress ein fertigesSpiel erstellen zu müssen, ist für die meisten Teilnehmer eine neue Erfahrung. Da bleibt dann oftauch keine Zeit für Schlaf, damit die Frist eingehaltenwerden kann. Aber im Team motiviert man sichgegenseitig, und das Gefühl, wenn man es am Endegeschafft hat, ist großartig. Vielleicht sehen wir inZukunft auch die ersten Gaming-Firmen hier im Ruhr-gebiet, deren Grundstein auf einem GGJ gelegtwurde.« Jörg Laumann

Bis heute existiert die nordische Variante des Spie-leentwicklungs-Workshops als eigenständige Veran-staltung, die Dänen waren 2009 aber auch Mitwir-kende und Vorbild, als der erste GGJ an den Startgebracht wurde. Am letzten Januar-Wochenende vorzehn Jahren versammelten sich 1.650 Teilnehmer an53 über die Welt verteilten Schauplätzen. Mittler-weile sind weit mehr als 40.000 Teilnehmer in mehrals 800 Locations und über 100 Ländern beteiligt. 39Locations in Deutschland waren für den GGJ 2019gemeldet, ein Fünftel davon in NRW.

Weltweite Community

Gerade auch bei den Ausbildungs-Institutionenerfreut sich der GGJ großer Beliebtheit. Das SAE Institute in Bochum zum Beispiel war 2019 bereitszum dritten Mal beteiligt. »Die Teilnahme am GlobalGame Jam ist extrem praxisnah und vermittelt denStudierenden Erfahrungen, die sie auf die gemein-same und fachübergreifende Arbeit an Game-Projekten vorbereiten, welche später ihr Berufslebendarstellen wird«, erklärt Amiram Paltin, IndustryRelations & Career Coach am Bochumer SAE Institute. Mit von der Partie waren diesmal auchGäste von der Partnerschule Sint Lucas im niederlän-dischen Eindhoven. »So fördern wir auch bereitsdirekt am Campus den globalen Gedanken desEvents«, kommentiert Paltin. »Der Global Game Jam

Game-Entwicklung innerhalb von 48 Stunden

Global Game Jam 2019Von Neuseeland bis Nigeria: Das letzte Januar-Wochenende stand für dieComputer- und Videospiel-Community weltweit wieder im Zeichen des Glo-bal Game Jam. In Deutschland gehörte NRW zu den Schwerpunkten desEvents, bei dem sich spontan Teams zusammenfinden, um binnen 48 Stun-den Games zu einem vorgegeben Thema zu entwickeln. Das Magazinsprach mit zwei teilnehmenden Firmen aus Bochum und Köln.

Amiran Paltin, Foto: SAE

Der Screenshot zeigt einen Ausschnitt der weltweiten Verteilung des Global Game Jam 2019 am Abend des 27. Januar, Foto: GGJ

Martin Linnartz, Foto: Maria Manneck

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Games

150 YouTuber in der Zeche Carl

Youlius AwardAm 26. Januar wurde in der Zeche Carl in Essen derYoulius-Award verliehen. Unter den 13 Gewinnernsind auch drei junge YouTube Creator aus NRW.

Der Youlius-Award ist eine Auszeichnung für auf -strebende Videokünstler mit wachsender Reich-weite. Er soll Zuschauern als Orientierung dienen,neue Kanäle und Künstler zu entdecken. Für Entwick-ler ist der Youlius eine Gelegenheit zur Standortbe-stimmung, eine Herausforderung und Messlatte fürQualität in Inhalt und Form und eine Möglichkeitzum Austausch und voneinander lernen. Die Film-und Medienstiftung NRW fördert die Preisverleihungund das Mediennetzwerk.NRW unterstützt dasEvent als Partner.

> www.youlius-award.de

Am 8. März in Düsseldorf

TINCON in NRWDie TINCON, das Festival für Jugendliche rund umdigitale Themen, findet am 8. März erstmals im FFT Juta in Düsseldorf statt. Die TINCON (kurz für: »teenageinternetworkconvention«) richtet sichausschließlich an Menschen zwischen 13 und 21Jahren und lädt in einem geschützten Rahmen zum Diskutieren, Ausprobieren und Hinterfragen ein. In vielfältigen Formaten wie Talks, Workshopsund einer Gaming Area setzen sich die Teilnehmermit ihrer digitalen Lebenswelt auseinander. Zudiesem Zweck sind auch viele bekannte Gesprächs-partner geladen, unter ihnen Youtuber, Blogger und Aktivisten, wie DeChangeman, maiLab undMädelsabende. Sie diskutieren mit den Jugendlichenüber Roboterethik, Netzpolitik und Gaming.

Veranstaltet wird das kostenlose Event seit 2016durch den gemeinnützigen TINCON e.V.. WeitereInformationen rund um die TINCON in Düsseldorfsowie das genaue Programm unter:

> https://tincon.org

Anfang Februar in Düsseldorf

Digital Demo DayStart-ups und mittelständische Unternehmen ausden Bereichen VR, AR, IoT, Cyber Security, SmartDevices und Robotik bringt der Digital Demo Day am7. Februar im Areal Böhler in Düsseldorf zusammen.Neben Keynotes, Workshops und Pitches werdenInnovationen auf einer großen Ausstellungsflächepräsentiert. Thomas Geisel, Oberbürgermeister derStadt Düsseldorf, und Armin Laschet, Minister -präsident des Landes NRW, werden das Programmdes Digital Demo Day eröffnen. Im Anschluss gebenExpertInnen von Google, IBM Watson und VodafoneEinblicke in die Themen Artificial Intelligence, Internet of Things und Smart Agriculture. Darüberhinaus haben Start-ups die Möglichkeit, in dreiSpeed Dating Slots auf Investoren zu treffen oder anPitches teilzunehmen, um vom Publikum am Endedes Tages zum besten Tech-Start-up gewählt zuwerden. Bereits zum dritten Mal veranstaltet derdigihub Düsseldorf/Rheinland das Event-Format fürdigitale Technologien. Ziel der Veranstaltung ist es,Start-ups, Hochschulen, Mittelstand, Industrie undInvestoren zu vernetzen.

> www.digitaldemo.day

Digitale Medienszene in Düsseldorf

Leaders BreakfastAm 17. Januar folgten rund 25 Akteure aus Unter-nehmen und Institutionen der digitalen Medien-szene der Einladung des Mediennetzwerk.NRW zumzweiten »Leaders Breakfast« ins Düsseldorfer HyattHotel, um sich mit Blick auf den Medienhafen mitanderen hochrangingen Akteuren der NRW Medien-branche auszutauschen. Nathanael Liminski,Medien-Staatssekretär und Chef der Staatskanzlei,begrüßte die Teilnehmer.

> www.medien.nrw.de

Unterstützung bei Messeauftritt

Ludicious 2019Das Mediennetzwerk.NRW und games.nrw e.V.unterstützten drei Unternehmen der NRW-Games-branche in besonderer Weise bei ihrem Messe -auftritt und/oder Besuch auf der Ludicious – ZürichGame Festival 2019 (31.1. - 3.2.2019). Ziel desSpecial Deals war es, den ausgewählten Unterneh-men die Möglichkeit zu geben, sich auf dem Ludicious – Zürich Game Festival zu präsentieren,kulturelle Unterschiede in dem internationalenGamesmarkt besser zu verstehen und diese imAustausch mit potentiellen Businesspartnern ausdem In- und Ausland zum eigenen Nutzen zu adaptieren. Die drei Gewinner des »How-to-go-Ludi-cious-Pakets« waren Giant Door (Köln), GammaMinus (Paderborn) und Massive Miniteam (Köln).

> www.medien.nrw.de

Seit Januar 2019

Neue Webinar-ReiheAm 25. Januar startete die neue Webinar-Reihe desMediennetzwerk.NRW. Qualifizierte Referentinnenund Referenten berichten dann zu Themen der digi-talen Medienbranche. Die Themen reichen vonPräsentation über Gründung bis hin zu Finanzierung.Zum Auftakt stellte Nils Beckmann (Pitch and Grow)seine »Pitch-SLAM«-Methode vor.

> www.medien.nrw.de

Unterstützung für vier Unternehmen

GDC 2019Das Mediennetzwerk.NRW und games.nrw e.V.unterstützen vier Unternehmen aus der NRW-Gamesbranche bei ihrem Messeauftritt auf derGame Developers Conference & Expo 2019. Ziel istes, den ausgewählten Unternehmen die Möglichkeitzu geben, sich auf der GDC dem amerikanischenMarkt zu präsentieren, kulturelle Unterschiede zuverstehen, diese zum eigenen Nutzen zu adaptierenund so einen Markteintritt in den USA zu erwirken.Über eine Aufwandsentschädigung, ein Coaching imVorfeld der Messe über die Besonderheiten desamerikanischen bzw. internationalen Marktes durchgames.nrw e.V. und eine Betreuung vor Ort in San Francisco durch das Mediennetzwerk.NRWkönnen sich freuen: Brainseed Factory (Bonn), Flying Sheep Studios (Köln), Gamma Minus (Pader-born) und Giant Gun Games (Duisburg).

> www.medien.nrw.de

Mediennetzwerk.NRW

Nathanael Liminski (Medien-Staatssekretär und Chef der Staatskanzlei), Sandra Winterberg (Mediennetzwerk.NRW) beim Leaders Breakfast

Tobias Lohf (Outside the Club), Petra Müller (Film- und Medienstiftung NRW), Frauke Gerlach (Grimme Institut)

Daniel Dumont (Gaming Minds Studios), Karsten Lehmann (games.nrw)

Ralf Wirsing (UBISOFT Blue Byte), Linda Kruse (the Good Evil)

Michael Kollatschny (EndemolShine), Ingrid Langheld (BRAINPOOL), Ulf Reichardt (IHK Köln)

Jörn Klocke (Grey Worldwide), Steffen Gentis (BBDO Germany), Fotos: Mediennetzwerk.NRW/Juliane Herrmann Photographie

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Im Raumschiff die Erde vor einer Supernova retten,sich zusammen mit Freunden gegen angreifendeDrohnen und Roboter verteidigen, den ziemlichkomplizierten Weg aus einer schaurigen Pyramidefinden oder doch lieber bunte Schmetterlingefangen und süße Schweinchen füttern? Dem Spiel-trieb der Generation G (= Games) sind im neueröff-neten Holocafé in der Düsseldorfer City fast keineGrenzen gesetzt – ganz egal, ob man es mega-span-nend, extrem actionreich oder familienfreundlichmag. Auf 300 Quadratmetern können sowohl einge-fleischte Gamer als auch Neulinge in insgesamt fünfvirtuelle Welten abtauchen und so die Grenzen dereigenen Existenz sprengen.

Franchise-Stores in Aachen, Troisdorf, Bochum

Brandmanager Anna Appenzeller über das Konzeptder himmlischen Spielhölle: »Wir wollten einen Ortschaffen, an dem sich Freunde und Kollegen, Kidsund Business-People aber auch Pärchen treffenkönnen, um einen leckeren Café oder eine Limo zutrinken und zusammen das zu machen, was ihnenam meisten Spaß macht – spielen.« Dazu benötigtder Normalsterbliche neben der extrem teuren Hard-ware (Computer, VR-Brillen, Controller etc.) vorallem eines: viel Platz. »Mindestens 30 Quadratme-ter«, erklärt Anna, »sonst kommt man sich mitmehreren Spielern beim Ballern, Springen, Duckenund Werfen ständig in die Quere. Und wer hatzuhause schon einen so großen, leeren Raum?«

wenn unten mal was nicht richtig läuft, kann sich derEntwickler des Spiels direkt selbst kümmern«, so dieBrandmanagerin.

Die von den Holocafé-Machern entwickelten VR-Games, die derzeit angeboten werden, heißen »HoloArena«, »Chaos Commando«, »Fun Factory« und»Carpe Lucem«, Letzteres ein Escape Game. Fürihren VR-Game-Prototypen »Dinosaur Discovery«erhielt Holocafé im vergangenen Jahr eine Games-Förderung der Film- und Medienstiftung NRW. DasBesondere bei den Spielen: Alle Gamer können sichauch in der virtuellen Realität gegenseitig als Avataresehen und dadurch miteinander interagieren. DieGestik der realen Menschen wird ebenfalls auf dieAvatare projiziert, Kameras mit Spezial-Sensorenmachen’s möglich.

Die Zeiten, in denen VR-Brillen-Benutzer überSchwindel und Übelkeit klagten, sind längst vorbei.»Alle unsere Spiele sind extra so aufgebaut, dass dieBewegungen der Spieler eins zu eins umgesetztwerden. Dadurch fühlt es sich für die Gruppe nacheinem durch und durch echten Erlebnis an und dasProblem der VR-Übelkeit tritt gar nicht mehr auf«, soGeschäftsführer Oliver Eberlei.

Gaming in der Mittagspause

Das Holocafé ist nicht nur ein Ort für Nerds . »DerRenner sind derzeit Kindergeburtstage«, sagt AnnaAppenzeller. »Wir hatten hier auch schon eine Schul-klasse, die bekam neben dem Spielspaß auch nochinteressante Infos zur Spieleentwicklung. Hinterhersagten uns die Lehrer, es wäre der erste Ausfluggewesen, bei dem sich hinterher keiner beschwerthätte.« Es kommen aber auch Gamer aus den Bürosin der Nachbarschaft, die sich zusammen mit Kolle-gen in der Mittagspause entspannen wollen. »Dersoziale Aspekt ist uns extrem wichtig.«

Das Team des Holocafé ist sich jedenfalls sicher:Virtual Reality wird in Zukunft eine große Rolle imdigitalen Entertainment spielen. Na dann: Lasset dieSpiele beginnen... Dodo Simon

> www.holocafe.de

Alles begann vor drei Jahren mit einem temporärenPop-Up Store in den Düsseldorfer Arkaden. Die dreiFreunde und studierten Game-Designer OliverEberlei, Jessica Karger und Sebastian Kreutz erprob-ten dort ein in NRW völlig neuartiges Konzept desvirtuellen Mehrspieler-Erlebnisses. Mit überra-schend großem Erfolg. Innerhalb kürzester Zeitentstanden Franchise-Stores in Aachen, Troisdorfund Bochum, noch in diesem Jahr wird ein weitererin Köln eröffnet. Seit Dezember hat Holocafé nunseinen Hauptsitz am Düsseldorfer Wehrhahn. Überder Spielewelt im Basement mit dem Café und insge-samt vier großzügigen Holo-Suiten liegen die Bürosdes Start-up-Unternehmens. Der Clou: Die dreiGeschäftsführer entwickeln die angebotenen VR-Spiele selbst – bis auf eine Ausnahme, »Escape TheLost Pyramid« wurde vom Düsseldorfer Branchenpri-mus Ubisoft erdacht. »Das ist extrem praktisch, denn

Web&VREntertainment der Zukunft

HolocaféDeutschlands erstes Virtual Reality Café für Multiplayer hat seinen Flagshipstore in Düsseldorf eröffnet.

»Carpe Lucem«, Foto: Holocafe

Holocafe Geschaftsfuhrer Oliver Eberlei, Jessica Karger, Sebastian Kreutz (v.l.), Foto: Holocafe

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Berlinale

Das Start-up aus Krefeld hat sich auf Bereiche spezia-lisiert, die einen echten gesellschaftlichen Mehrwerthaben. Mit Erfolg: Im letzten Jahr wurden die Jung-unternehmer u.a. ins Stipendiatenprogramm desMediengründerzentrums NRW aufgenommen.

Die Weltenweber, das sind Lukas Kuhlendahl, BeateSucrow, Dominica Wester und Janos Wokrina, allestudierte Game Designer und Absolventen derMD.H, der privaten Mediadesign Hochschule inDüsseldorf. Im Mai 2017 gründeten die vier Freundeihr eigenes Unternehmen. Erster Firmensitz: dasheimische Wohnzimmer. 2018 zogen die Weltenwe-ber dann ins »Basecamp Start-up« im Krefelder K2-Tower, wo sie vor kurzem zusammen mit weiterenStart-ups wie Triclap die Initiative »Silk Valley« initi-ierten – eine Anlaufstelle von Gründern für Gründerin der sogenannten Seidenstadt.

Zu Beginn ihrer Selbstständigkeit konzentrierten sichdie Weltenweber zunächst auf zwei Bereiche: zumeinen die Architektur, wo sie die Ideen von Bauher-ren in der Virtuellen Realität visualisierten und dieProjekte damit lebendig und greifbar machten –darunter Häuser und Wohnungen, aber auch Messe-stände und Eventlocations. Zum anderen realisiertensie industrielle Anwendungen wie virtuelle Trainingsfür die Bedienung von Maschinen. Lukas Kuhlendahl:»Aber das war uns schon bald nicht mehr genug,denn wir wollten etwas schaffen, das eine gesell-schaftliche Relevanz hat.«

Mit VR gegen Demenz

»Wir hatten von Studien gehört, die belegen, dasssich die sogenannte Erinnerungsarbeit stimulierendauf das Gedächtnis auswirkt«, berichtet DominicaWester. Die Weltenweber entwickelten daraufhin die

wo sie die fantasievoll rekonstruierte alte Festungspielerisch gegen Belagerer verteidigen müssen.»Hier konnten wir unsere Game-Expertise miteinbringen«, freut sich Lukas Kuhlendahl, »dennunser kreativer Gestaltungsspielraum war im Gegen-satz zur industriellen Anwendung, wo die absoluteGenauigkeit im Fokus steht, naturgemäß vielgrößer.«

Die Weltenweber sehen im musealen Bereich einriesiges Potenzial, das noch längst nicht ausge-schöpft ist. Beate Sucrow: »Wir stehen erst amAnfang. Museen könnten virtuelle Führungen anbie-ten, VR für die Museumspädagogik nutzen, oder dieAnwender selbst Kunst in der virtuellen Welt schaf-fen.« Die Möglichkeiten sind schier grenzenlos.

Virtuelles Mittelalter im Museum

Das betrifft auch den medizinischen Sektor. DieKrefelder Media-Designer träumen schon von virtu-ellen Trainings für angehende Chirurgen zur Erler-nung von OP-Techniken und vom Einsatz der VR-Technik in der Schmerztherapie oder als wohltuendeAblenkung von der oftmals deprimierenden Kranken-hausrealität. Janos Wokrina: »Letztendlich könnenwir fast alle Lebensbereiche in die Virtual Realityübertragen.«

Und wie sieht die Zukunft aus? Die Weltenweberhoffen, dass der B2C-Markt bald groß genug ist, dassdie Consumer VR-Brillen auch zuhause nutzenkönnen. Dass genügend Anwendungen bzw. Gamesfür den privaten Gebrauch zur Verfügung stehen unddie bislang kostspielige Hardware für die Nutzerbezahlbar ist. Die Vier arbeiten dran... Dodo Simon

> www.weltenweber.com

Idee eines Projektes für Demenz-Kranke. Betroffenesollten mit Hilfe der VR-Technologie auf eine virtu-elle Zeitreise in ihre Vergangenheit geschickt werden.Zu diesem Zweck erweckte das Team eine bekannteKrefelder Straßenkreuzung zu virtuellem Leben,sammelte historische Fotos, isolierte Gebäude als 3-D-Modelle, rekonstruierte sie digital und montiertesie in ein Straßenbild.

Zum Schluss wurde die Szenerie mit Figuren, Autosund Straßenbahnen belebt. Die geriatrische Abtei-lung des Helios Klinikums Krefeld/Hüls war sofortbegeistert vom Ergebnis und mutig genug, diese VR-Anwendung in ihre Demenz-Therapie aufzunehmen.Mit Erfolg: Die visuellen Reize stimulieren dieAufmerksamkeit der Menschen, regen Gesprächemit Therapeuten und Angehörigen an und einigeerinnern sich an die Umgebung. Ein bundesweitbislang einmaliger Einsatz der VR-Technologie in derMedizin.

Noch weiter zurück in die Vergangenheit haben sichdie Weltenweber mit ihrem neuen Projekt gewagt.Im Krefelder Museum Burg Linn können Besuchermit Hilfe von VR-Brillen ins Mittelalter eintauchen,

Weltenweber: Krefelder Start-up seit zwei Jahren am Markt

VR für Medizin und Museen Alte Menschen mit VR-Brille? Nerds, die plötzlich Spaß an Museumsbesuchen haben? Für die »Weltenweber« aus Krefeld ist Virtual Reality schon längst nicht mehr nur Spielfeld technikverrückter High-End-Gamer.

Weltenweber, Foto: WV

Die Weltenweber: Lukas Kuhlendahl, Beate Sucrow, Dominica Wester und Janos Wokrina Foto: Weltenweber

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TIM OLIVERSCHULTZ

DAMIANHARDUNG

LUISEBEFORT

TIMURBARTELS

IVOKORTLANG

NICK JULIUSSCHUCK

UND JÜRGENVOGEL

#clubderrotenbänder

„CLUB DER ROTEN BÄNDER” BASIERT AUF DER TV3 – TELEVISIÓ DE CATALUNYA - SERIE “POLSERES VERMELLES “ VON ALBERT ESPINOSA UND PAU FREIXAS PRODUZIERT VON FILMAX ENTERTAINMENT FÜR TV3.

AB 14. FEBRUAR IM KINO

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Produzenten & Spieleentwickler

Jetzt MEDIA Förderungbeantragen!Die deutsche Förderbilanz des vergangenen Jahreszeigt: Die Beantragung der MEDIA Entwicklungs-förderung lohnt sich! Über 2,8 Millionen EuroEntwicklungsförderung flossen in deutsche Projekte.Davon ging über eine Million Euro an sieben Spiele –ein sensationeller Erfolg! Zehn von 27 Anträgenkonnten sich bei der Einzelprojektförderung durch-setzen – eine Förderquote von 37 Prozent. Ähnlichhoch lag die Quote bei der Förderung von Projekt-paketen (40 %) und Games (41 %).

Unabhängige Produzenten und Spieleentwickler, diedie aktuellen Fördertermine nutzen wollen, solltenjetzt aktiv werden. Neben dem Beratungsangebotder Creative Europe Desks können Interessierte auchdie Informationsveranstaltung der EuropäischenKommission zu MEDIA Development auf der Berli-nale nutzen (Samstag, 9. Februar, 18 bis 19 Uhr imProducers Hub auf dem European Film Market).

Wer die Förderung beantragen will, sollte einigeNeuerungen beachten. Im Bereich Developmenthilft der neue »Guide for Applicants« bei derPrüfung der Antragsberechtigung. Produktions- undVertriebsnachweise zum Referenzprojekt sowie einRechtenachweis zum eingereichten Projekt müssenbereits bei Antragstellung mit eingereicht werden.

Änderungen gibt es ebenso bei der Bewertung:Projektqualität und Marketingstrategien stehennoch stärker im Fokus. Auch die Internationalität der Projekte bleibt wichtig. Fast 80 Prozent allergeförderten Anträge in den Bereichen Einzelprojekte

Fördertipps aus NRWSieben Unternehmen aus NRW konnten sich 2018 über insgesamt 671.370 Euro MEDIA Entwicklungsförderung freuen. Hier einige Tipps zur Antragstellung:

Nicole Ringhut, Belle Epoque Films,zur Einzelprojektförderung: »Einebesondere Herausforderung ist dieSkizzierung der Marketingstrategieund der Relevanz des Stoffes aufinternationaler Ebene. Dies erfor-dert eine gute Kenntnis des europäi-schen Marktes. Man sollte Antrags-voraussetzungen frühzeitig klären

und sich mit Kollegen austauschen, die bereits einenerfolgreichen Antrag gestellt haben.«

Arne Birkenstock, Fruitmarket,über die Paketförderung: »DerUmfang des Antrags darf nichtunterschätzt werden. Allerdings istdie dadurch bedingte früheAuseinandersetzung – z.B. mitMarketing- und Verwertungsstrate-gien – im weiteren Verlauf für dieProjekte sehr bereichernd. Ambesten frühzeitig anfangen und

einen Zeitplan mit dem gesamten Team aufstellen.Die Beratungsangebote des MEDIA Desk nutzen.«

Holger Sprengel, Nurogames, zurEntwicklungsförderung für Games:»Es muss ein belastbares unddetailliertes Marketing- undFinanzierungskonzept erarbeitetwerden, das einen wichtigen Stel-lenwert im Antrag einnimmt. Dafürsollte viel Zeit eingeplant werden.«

Berlinale

Creative Europe zuGast in BerlinAuch in diesem Jahr ist MEDIA mit diversenVeranstaltungen auf der Berlinale vertreten. BeimEuropean Film Forum am 11. Februar geht es umUntertitel, Synchronisation und darum, wie Tech-nologie die Verbreitung europäischer Werke fördernkann. Das Forum der Europäischen Kommissionfindet von 14.00 bis 17.00 Uhr im Ritz Carlton statt.Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Weitere Infor-mationen zu Veranstaltungen und Beratungsange-boten auf Seite 31 in diesem Heft.

und TV Programming sind internationale Koproduk-tionen. Auch im Games-Bereich sind internationalePartner gefragt.

Das Wichtigste in Kürze:

Während die Einzelprojektförderung pauschaleSummen von 25.000 bis 60.000 Euro für ein Projektzur Verfügung stellt, bezuschusst die Slate-FörderungProjektpakete (drei bis fünf Projekte) mit 70.000 bis200.000 Euro. Beide Förderlinien unterstützen dieEntwicklung von fiktionalen, dokumentarischen undAnimationsprojekten – Filme und Serien für Kino, TV und digitale Plattformen. Antragsteller müssenein Referenzprojekt (bei der Paketförderung zweiProjekte) vorweisen, das in den letzten fünf Jahrenproduziert und seit dem 1. Januar 2016 internationalausgewertet wurde.

Spieleentwickler können zwischen 10.000 und150.000 Euro für die Entwicklung von narrativenVideospielen beantragen. Der erste spielbare Prototypdes eingereichten Spiels darf frühestens acht Monatenach Antragstellung fertiggestellt werden. Antrag-steller müssen seit mindestens einem Jahr alsSpieleentwicklungsfirma bestehen und nachweisen,dass sie bereits ein narratives Spiel entwickelt und seitdem 1. Januar 2016 kommerziell ausgewertet haben.

Für europäische Fernsehfilme und -serien stelltMEDIA TV Programming Förderung bereit: Bis zu 500.000 Euro für Fiction und Animation, max.300.000 Euro für dokumentarische Projekte. Koproduzierte fiktionale Serien (erste und zweiteStaffel) mit einem Budget von über zehn MillionenEuro können einen Zuschuss von bis zu einer MillionEuro erhalten. Voraussetzung ist die Beteiligung von mindestens drei Sendern aus drei MEDIAMitgliedsländern.

Einreichtermine Creative Europe MEDIA

> Entwicklung Paketförderung: 20.2.19> European Video Games: 27.2.19> International Coproduction Funds:

6.3.19> Film Education: 7.3.19> Promotion of European Works Online:

5.4.19> Entwicklung Einzelprojekte: 24.4.19> Festivals: 7.5.19> TV Programming: 28.5.19> Selektive Verleihförderung: 4.6.19Weitere Informationen und Einreichtermineunter www.creative-europe-desk.de oder beim Creative Europe Desk NRW unter [email protected].

Creative Europe »Die Sterne über uns«. 2 Pilots Filmproduction aus Köln entwickelte das Drama über eine Mutter-Sohn-Beziehung mithilfe der MEDIA Paketförderung. © 2Pilots Filmproduction/Martin Rottenkolber

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Nicole Ringhut, Foto: privat

Arne Birkenstock,Foto: privat

Holger Sprengel,Foto: privat

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angeboten. Unterstützung erhält man aber auch vonden jeweiligen Betreuern, die selbst aus der Praxiskommen und zum Teil schon Serien geschriebenhaben oder für Serien Regie geführt haben.« GinaWenzels Diplomprojekt »Pandas don‘t cry« war vonAnfang an als Serie geplant. »Ich wollte eine Band-breite der wichtigsten Coming-of-Age-Themenansprechen, gesplittet in verschiedenen Folgen. Miteiner Miniserie wollen wir die Chance nutzen, dieanvisierte Zielgruppe, sprich Jugendliche, wirklich zuerreichen.«

Tabuisierte Themen

Die Serie erzählt von einer Handvoll Jugendlicher, diefernab der Großstadt auf einem Bauernhof eineTherapie machen. »Ich wollte schon immer einenFilm über Drogenentzug bei Jugendlichen undJugendpsychatrie machen, in dem ich meine Erfah-rungen aus der sozialen Arbeit und der Arbeit alsDokumentarfilmerin einfließen lassen kann. Mir waraber auch wichtig, dass die Serie an manchen Stellenzum Lachen anregt, ohne zu überhöhen und zu über-spitzen, denn Authentizität ist mir in all meinenFilmen sehr wichtig.« Ob die Themen der Serie beiProduzenten und Sendern ankommen, muss sicherst noch beweisen. »Aktuelle Erfolgsserien zeigen,dass Jugendliche ein großes Interesse an tabuisier-ten, psychosozialen Themen haben. Das trifft geradeauf Serien zu, die aus der Sicht der Jugendlichenerzählt werden und ihre Themen auf authentischeWeise aufgreifen, ohne die moralische Keule rauszu-holen.«

Über mangelnde mediale Aufmerksamkeit kann siesich nicht beklagen: Gina Wenzels Kurzfilm »Nennmich nicht Bruder«, im vergangenen Jahr uraufge-führt beim Festival Lucas, wird am 23. Februarzusammen mit einem von Arte produzierten Porträtüber die Regisseurin im Fernsehen ausgestrahlt. ImRahmen der Themen-Sendung »Coming of Age«wird auch ein Ausschnitt aus »Pandas don‘t cry« zusehen sein. Christian Meyer-Pröpstl

»Die KHM ist sehr aufgeschlossen, was die Formateangeht. Im Hauptfokus der Projekte liegen die Ideeund die Vision der Studierenden, die sich dann indivi-duell ihre Professorinnen und Professoren suchen,die sie unterstützen.«

Auf Festivaltour

Der Stoff ist autobiografisch. Ein entscheidenderKunstgriff ist die Änderung Figuras eigener Jugendcli-que zu einer Mädchengang. »Meiner Erfahrung nachschrecken Sponsoren nicht vor dem Vandalismusoder den Mädchen zurück, sondern wenn über-haupt, dann vor dem Wort ‚Scheiße‘ im Titel.« Jetztfreut er sich erstmal, auf Festivaltour zu gehen undweiter zu pitchen. Dazu hat er schon im Februarbeim Empfang der Filmhochschulen auf der Berli-nale Gelegenheit.

Auch Gina Wenzel hat ihr postgraduales Studium ander KHM mit einer Serie abgeschlossen. Und auchsie konnte ihr Projekt im Januar beim Max-Ophüls-Preis pitchen. Wenzel studierte zunächst Sozialpäda-gogik und arbeitete dann als freie Dokumentarfilme-rin. Nachdem sie an der FH Dortmund zudem dasStudium »Film und Sound« abgeschlossen hatte,startete sie 2016 ihr Postgraduiertenstudium an derKHM mit Schwerpunkt Drehbuch und Regie. DasFormat Serie war da noch nicht Thema. »Ich habedie KHM aber immer als äußerst aufgeschlossen undexperimentierfreudig erlebt, was neue Formateangeht. Es werden zunehmend mehr Seminare dazu

David Figuras Serienpilot »Scheisse war schonimmer braun« lief bereits im letzten Jahr beim Max-Ophüls-Preis. 2019 hat er dort den filmstiftunggeför-derten zweiten Teil der Serie »Scheiße ist die neuePisse« gepitcht, bei der eine Mädchengang gegendie Welt der Erwachsenen aufbegehrt und zuneh-mend in Konflikt mit den Bewohnern ihrer Kleinstadtgerät – vor allem den örtlichen Nazis. David Figurahat nach seiner Ausbildung zum MediengestalterBild und Ton an der FH Dortmund Bildgestaltung unddokumentarische sowie szenische Kamera studiert.2014 nahm er dann sein postgraduales Studium ander KHM mit Schwerpunkt Spielfilmregie auf. »DieKHM gab mir die nötige Unterstützung sowohl aufder Professorenseite als auch bei Infrastruktur undTechnik, um an meinen eigenen Stoffen zu arbeiten,zu experimentieren und sie dann auf einem profes-sionellen Weg umzusetzen«, sagt Figura.

Radikales Erzählen

Dass er nun mit einem so umfangreichen Projekt wieeiner Serie sein Diplom macht, war allerdings nichtgeplant. »Die Grundidee hatte ich schon sehr lange.Die Entscheidung, seriell zu erzählen, ist im Stoffent-wicklungsprozess entstanden. Im Schreibprozess gabmir das serielle Format die Freiheit, radikaler zu erzäh-len und dramaturgische ‚Regeln‘ zu überdenken.«

Das Studium an der KHM ist nicht konkret auf dieEntwicklung und Produktion von Serien zugeschnit-ten. Trotzdem fühlte sich Figura hier gut aufgehoben.

NachwuchsErstmals haben zwei Studierende der KHM mit Serienpiloten abgeschlossen

Diplome für SerienprojekteIm Januar wurden beim Festival Max-Ophüls-Preis 2019 zwei Serienpiloten,die als Diplomarbeiten an der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) entstanden, präsentiert: die Webserie »Pandas don’t cry« von Gina Wenzelsowie die Serie »Scheiße ist die neue Pisse« von David Figura.

»Scheiße ist die neue Pisse«, Foto: KHM

»Pandas don’t cry«Regie und Buch: Gina WenzelProduktion: KHM

»Scheiße ist die neue Pisse«Regie und Buch: David FiguraProduktion: KHM

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Berlinale

ifsGEECT Twin Conference in Amsterdam und Köln

Unter dem Titel »Embracing Diversity in EuropeanFilm Schools« widmet sich die GEECT-Conference inVorträgen und Workshops der Frage, wie Filmschu-len mit kultureller und religiöser Diversität, Migra-tion, demografischem Wandel und Gendergerechtig-keit in Forschung und Lehre umgehen können. Dererste Teil fand im Januar in der Nederlandse Filmaca-demie in Amsterdam statt, der zweite Teil folgt vom06. bis 08. März an der ifs.

Kameradialog mit Oliver Roetz

Am 21. Februar findet von 19 bis 21 Uhr im Kino derifs zusammen mit dem Fachmagazin »Film & TV« inder Veranstaltungsreihe »Kameradialog« ein Abendmit dem Director of Photography Oliver Roetz(»Terra X«, »ARD Sportschau«) statt. Seit Anfang2019 ist die Veranstaltung um einen Hands-On-Aspekt erweitert, so dass in einem ersten Teil »Film& TV«-Chefredakteur Timo Landsiedel mit Roetzüber seinen Einsatz der Panasonic AU-EVA1 spricht,im zweiten Publikumsfragen beantwortet werden.

Bewerbung für den deutschen Track des MASerial Storytelling

Talentierte Medienschaffende können sich noch biszum 11. März für den deutschen Track des Master-studiengangs Serial Storytelling bewerben. Für deninternationalen Track des vierten Jahrgangs ist dieBewerbungsphase bereits abgeschlossen. In demzweijährigen Programm beschäftigen sich Kreativeintensiv mit Theorie und Praxis des seriellen Erzäh-lens und entwickeln eigene Serien-Formate – mitBlick auf deutschsprachige oder internationaleMärkte, Formate und Plattformen.

Bewerbungsphase MA 3D Animation for Film & Games

Der im vergangenen Herbst gestartete medienüber-greifende Studiengang für 3D-Animation wird vonder ifs und dem Cologne Game Lab der TH Kölnausgerichtet. Am 10. April und am 15. Mai bestehtdie Möglichkeit, bei Online-Infoterminen Fragen zuStudium und Bewerbung zu klären. Bis 31. Mai läuftdie Bewerbungsphase für den zweiten Jahrgang desberufsbegleitenden Masterstudiengangs »3D Anima-tion for Film and Games«, der im September startet.

Semesterstart / Neuer Jahrgang des BA Film

Mit dem Start des Sommersemesters 2019 am 18.März nehmen auch 65 neue Studierende des Bache-lorstudiengangs Film ihr Studium an der ifs auf. ZumAuftakt erwartet die Studierenden u. a. ein Vortragvon Hariharan Krishnan (Filmschaffender und Profes-sor für Filmwissenschaft, Ashoka University, Indien).

Bewerbung für Summerschool Screenwriting

Noch bis zum 24. Mai kann man sich für die Summer-school Screnwriting bewerben. Die dreiwöchigeEinführung in die Kunst des visuellen Erzählens fürFilm und Fernsehen wird von den Dozenten KeithCunningham (Autor von »The Soul of Screenwri-ting«) und Alexander Daus geleitet.

FH DortmundAuszeichnungen für Dortmunder FH-Studenten

Florian Högerle, Michael Nguyen und Paul Große-Schönepauck, Studenten des Master-Studiengangs»Sound« der FH Dortmund, sowie Projektleiter FelixUrban sind beim International Sound Award (ISA) imSeptember für ihr Klangkonzept für die Hörzeitung»Hörmal« mit zwei »Grand Prix«-Varianten derTrophäe »ISAbell« ausgezeichnet worden. DasProjekt »Audio Newspaper Experience Design« derFachhochschule hatte zum Ziel, ein Soundkonzeptund konkrete Klangelemente für die Hörzeitung desBlinden- und Sehbehindertenverbandes Westfalen e.V. mit Sitz in Dortmund zu entwickeln. Mit ihremumfangreichen Konzept sicherte sich das Projekt-Team Preise in den Kategorien »Universal Design«sowie »Social & Culture«. Im Rahmen des MindfieldFestival Los Angeles hat der Dortmunder Film-Studu-dent Joris Bölt für den Kurzfilm »Diamond Award«den Preis für »Best Cinematography« gewonnen.

Fachhochschul-Ausstattung / Full-Dome-Projekt

Mit der Aufrüstung auf einen immersiven Genelec-Soundkäfig mit 7.2+5+2 Bestückung ist das Tonstu-dio 3 der FH-Dortmund im FB-Design nun auch inder Lage, Atmos / Auro 3D oder Ambisonics-Sound-design-Projekte im Projektstudium zu realisieren. DieAufrüstung des Studios von Stereo zu 14. Februarerfolgte im Sommer 2018, so dass seit Start desWintersemesters 2018/19 insbesondere zur Kreationdes neuen Full-Dome-Projekts »Sounds of Changes«in diesem Studio gearbeitet werden kann. DiePremiere dieses Projekts ist als AV-Installation einer-seits für Mitte/Ende April im LWL-IndustriemuseumBocholt angesetzt, andererseits als Full-Dome-Version voraussichtlich für den 20./21. Mai im Plane-tarium Bochum.

»Otto«, Foto: ifs»Nenn mich nicht Bruder«, Foto: KHM

KHMKHM im Fernsehen: Kurzfilm »Nenn mich nichtBruder« inklusive Portrait

Das Kurzfilmmagazin »Kurzschluss« von Arte zeigtam 23. Februar der Kurzspielfilm »Nenn mich nichtBruder« der Regisseurin Gina Wenzel, die sich mitihrem Film dem Thema Transgender nähert. Artesendet außerdem ein Poträt der Regisseurin. DerKurzfilm ist nach der Erstausstrahlung noch 90 Tagein der Mediathek verfügbar.

Förderpreise für junge Künstlerinnen undKünstler des Landes NRW 2018

Die Ministerin für Kultur und Wissenschaft IsabelPfeiffer-Poensgen zeichnete am 26. November dreiAbsolvent/innen der Kunsthochschule für MedienKöln mit dem Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für junge Künstlerinnen und Künstler2018 aus: in der Sparte »Medienkunst« die Absol-ventin Stefani Glauber (Diplom 2017), in der Sparte»Film« die Absolventin Beryl Magoko (Diplom 2017)und den Absolventen Tilman Singer (Diplom 2017).Die Preise sind mit jeweils 7.500 Euro dotiert.

KHM-Abschlussfilme »Okay« und »Without You«Ein Spot, in dem ein alter Mann durch eine Frischhal-tedose Kontakt zu seiner verstorbenen Frau aufneh-men kann, und ein Spot über einen jüngeren Mann,dessen lethargische Lebenseinstellung beim Knei-penbesuch aufgebrochen wird.

2 Werbefilme, jeweils 1 Minute Regie und Buch: Fabian Epe (Diplom) Bildgestaltung: Mahmoud Ben J. Belakhel (Diplom) Darsteller: Erwin Geisler, Laura TotenhagenProduzenten: Fabian Epe, Mahmoud Ben J. BelakhelProduktion: KHM

»Bis zum letzten Tropfen«Ein Infusionsständer bewahrt seinen Patienten miteiner Chemotherapie vor dem Tod. Doch die Thera-pie erweist sich als schmerzhaft und anstrengend.Der verzweifelte Patient verliert den Mut, und derTod erscheint plötzlich als sinnvolle Option. Wäre danicht der pflichtbewusste Infusionsständer, der denSterbenden mit einer Hingabe pflegt, die an Beses-senheit grenzt. Ob es dem Patienten nun passt odernicht, die Therapie endet erst mit dem letztenTropfen.

Storyboard für einen Animationsfilm Konzept und Realisation: Simon Schnellmann (Diplom) Produktion: KHM Die Realisierung des Animationsfilm wurde imNovember 2018 von der Film- und MedienstiftungNRW mit 20.000 Euro gefördert

ifs und KHM auf der Berlinale 2019Studierende der KHM und der ifs präsentierensich auch 2019 wieder auf dem BerlinaleEmpfang der Deutschen Filmhochschulen am 12. Februar in der Landesvertretung Nordrhein-Westfalen. Bereits zum zwölften Mal stellen sichhier die Filmstudenten der großen deutschenFilmhochschulen mit einer eigenen Veranstal-tung vor. Mit Screenings und Pitchings von Spiel-filmen, Dokumentarfilmen und Serien geben dieStudierenden Einblick in aktuelle Projekte.Die Reihe »Perspektive Deutsches Kino« eröff-net der von der Film- und Medienstiftung NRWgeförderte Film »easy love« der ifs-StudentinTamer Jandali, produziert von ifs-Absolvent LinoRettinger. Weitere ifs-Alumni sind an demProjekt beteiligt: Yana Höhnerbach (Schnitt),Jascha Viehl (Sound) und Holger Buff (Dialog -editing, Foleys). Vier von der Film- und Medien-stiftung geförderte Abschlussfilme von Studie-renden der KHM sind auf der Berlinale zu sehen:In der Reihe »Perspektive Deutsches Kino« läuftder Spielfilm »Oray« von KHM-AbsolventMehmet Akif Büyükatalay. Der experimentelleDokumentarfilm »Umbra« von Johannes Krellläuft in der Sektion Wettbewerb Berlinale Shorts,der Animationsfilm »Armed Lullaby« von YanaUgrekhelidze ist in der Sektion Generation und»Fortschritt im Tal der Ahnungslosen« vonFlorian Kunert ist im Forum zu sehen.

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als »aus der hochinteressan-ten Geschichte des Bauhauseine horizontale Serie zubauen«. Man brauche sich»mit dem horizontalen Erzäh-len nur an der Wirklichkeitentlanghangeln«, das ist derdramaturgische Bogen, demdie Serie folgt.

Event-Produktion

Das sei »keine Serienproduk-tion mehr, wie man sie sonstkennt«, führt Frank Zervosaus, Leiter der Hauptredak-tion Fernsehfilm/Serie beimZDF. Das sei »vielmehr eineEvent-Produktion«, mit derman dem Publikum etwasbiete. Da sei man inzwischen»in ganz neuen Zeiten«, umProduktionen solcher Art zubauen. »Das können wir unsauch nur leisten, weil dieFörderer so dick reingehen.«

Es soll ja auch weitergehenmit einer zweiten und einerdritten Staffel. Die zweiteStaffel soll über die sichanschließende Dessauer Zeitdes Bauhaus gehen mit demKampf der Kommunistengegen die Faschisten und die

dritte Staffel über die Zeit des Exils. ZDF-RedakteurinElke Müller zeigt sich »optimistisch, dass wir dashinkriegen«, denn schließlich »haben wir auchstarke Partner, mit denen wir die Finanzierung derersten Staffel hingekriegt haben«. PeterKremski

haben.« Der habe ihn gefragt, ob er sich vorstellenkönne, etwas über das Bauhaus zu schreiben. Dasfand er »superinteressant«, aber wie sollte das alsDrama-Serie funktionieren? Tatsächlich war es dieEntdeckung der Dörte Helm, die das möglich machte.Michael Siebenbrodt, früherer Bauhaus-Direktorund nun historischer Berater bei der Serie, habe siedarauf aufmerksam gemacht. Mit ihr wird das Eman-zipationsthema zu einer zentralen Storyline.

Ein anderer roter Faden sei »der Kampf dieser Visio-näre gegen ein sehr enges, konservatives Weltbild«und drum herum die umwälzenden historischenEreignisse in der völlig unstabilen Weimarer Repu-blik. Es gab Versuche, die Avantgarde-Schule mitGropius zu Fall zu bringen durch die Gerüchte einerAffäre zwischen Schulleiter und Studentin, was »mitGefängnis hätte enden können«, wie Siebenbrodtergänzt. Die mögliche Liebesgeschichte zwischenGropius und Dörte Helm ist der dritte rote Faden,dem die Serie folgt.

Das horizontale Erzählen sei in der Medienwelt vonheute zu einer »neuen Lust« geworden, konstatiertProduzent Thomas Kufus. Was könnte besser passen,

Lyonel Feininger, Wassily Kandinsky, Paul Klee, OskarSchlemmer, Josef Albers - große Namen verbindensich mit dem Bauhaus, der historisch wohl bedeu-tendsten Kunst- und Designhochschule der Welt, vor100 Jahren gegründet. Events zum Jubiläum gibt esin diesem Jahr viele, darunter auch filmische Groß-projekte der Fernsehanstalten.

Eine ZDF-Serie widmet sich der Weimarer Zeit unddamit der Gründungs-Ära dieser avantgardistischenKunstschmiede. In sechs Folgen à 45 Minuten wirddie Zeit zwischen 1919 und 1925 erzählt. Feininger,Schlemmer, Klee, Kandinsky, sie alle treten auf, aberHauptfiguren sind Walter Gropius und Dörte Helm -der autoritätsbewusste Gründungsdirektor und einerebellische Kunststudentin.

Die Dreharbeiten fanden von September bis Dezem-ber 2018 statt. Während der Dreharbeiten in denKölner MMC Studios erläuterten Regisseur LarsKraume, Produzent Thomas Kufus, Berater MichaelSiebenbrodt sowie die ZDF-Redakteure Frank Zervosund Elke Müller das Projekt.

»Die Idee kam von Thomas Kufus«, sagt Lars Kraume,»nachdem wir ,Der Staat gegen Fritz Bauer‘ gemacht

Dreharbeiten»Die neue Zeit«

Für das Fernsehen entsteht zurzeit die sechsteilige Serie »Die neue Zeit«über die Weimarer Zeit des Bauhaus. August Diehl und Anna Maria Mühespielen die Hauptrollen, Regie führt Lars Kraume. Die Dreharbeiten sindinzwischen abgeschlossen, die Erstausstrahlung ist für den Herbst geplant.Bei den Drama Series Days im Rahmen der Berlinale wird die Serie erstmalsmit Ausschnitten präsentiert.

»Die neue Zeit«, Foto: zero one film

Frank Zervos, Foto: ZDF

Thomas Kufus, Foto: zero one

Lars Kraume, Foto: Tom Trambow/ZDF

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Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2019 > 47

Dritte Staffel wird ab Februar inNordrhein-Westfalen gedreht

»Babylon Berlin«Mitte Februar gehen die Dreharbeiten für diedritte Staffel der filmstiftungsgeförderten Erfolgsse-rie »Babylon Berlin« in NRW weiter. 25 Drehtagestehen in Krefeld, Düren, Königswinter, Solingen,Köln und Bonn auf dem Programm.

Diesmal basiert das Drehbuch auf dem zweitenGereon-Rath-Roman von Volker Kutscher: »Derstumme Tod«. Die Handlung setzt wieder im Jahr1929 ein und bringt Rath, den von Köln nach Berlinversetzten Polizeiermittler, einen neuen Fall: Eine Stummfilm-Schauspielerin wird tot am Setaufgefunden. Berlin ist in »Babylon Berlin« eineglitzernde Metropole, die durch die Kluft zwischenArm und Reich und die Konflikte der WeimarerRepublik auf eine Zerreißprobe gestellt wird.

Zwölf neue Folgen

Die drei Regisseure Tom Tykwer, Henk Handloeg-ten und Achim von Borries teilen sich die Drehtagewie schon bei den ersten beiden Staffeln. VonBorries hat seinen Teil bereits im Kasten, Handloeg-ten wird unter anderem alle Aufnahmen in NRWinszenieren und der aus Wuppertal stammendeTykwer übernimmt dann den dritten Drehblock mitweiteren Aufnahmen in Berlin und Brandenburg.Zwölf Teile wird die dritte Staffel haben – »das istinhaltlich begründet«, sagt Produzent Stefan Arndt.»Wir haben wieder so viel zu erzählen.«

Arndt stemmt gemeinsam mit den ProduzentenUwe Schott und Michael Polle, alle von X FilmeCreative Pool, das Serienprojekt, das zu den teuers-ten der deutschen TV-Geschichte zählt. »Die dritteStaffel hat das gleiche Budget pro Folge wie Staffeleins und zwei«, verrät Arndt. Die Film- undMedienstiftung NRW unterstützt das Projekt mit1,25 Millionen Euro. Weitere Geldgeber sind dasMedienboard Berlin-Brandenburg und der GermanMotion Pictures Fund der Staatsministerin fürKultur und Medien. Wiederum produziert X Filmedas TV-Großevent gemeinsam mit Sky, ARDDegeto, WDR und Beta Film. Die dritte Staffel wirdzunächst Ende 2019 auf Sky Deutschland gesendet,bevor die ARD sie ein Jahr später ausstrahlt.

Aufwändiges Casting

Die Krefelder Agentur Eick castete im Januar 500Statisten und 40 Kleindarsteller für den NRW-Drehvon »Babylon Berlin«. Die rund 2500 historischenKostüme, die für »Babylon Berlin« aus Kostüm-fundi in London, Paris, Ungarn, Rom und Barcelonazusammen gesucht wurden, lagern seit zweiJahren in einer 12.000 qm großen Halle in Berlin.

Szenenbildner Uli Hanisch, mit dem Tom Tykwerauch schon u.a. »Cloud Atlas« und »Das Parfum«realisiert hat, bereitet derzeit die historischen Setsin NRW vor. »Wir haben wieder so herausragendeMotive in NRW gefunden«, ist Stefan Arndt begeis-tert. Acht Millionen Menschen verfolgten den Startder Serie in der ARD, ein Marktanteil von 25,5Prozent. Bereits in 120 Länder ist sie verkauft.Marion Meyer

»Die Füchsin –Im goldenen Käfig«Seit Januar laufen in Düsseldorf die Dreharbeitenzum vierten Film der ARD-Krimi-Reihe »Die Füchsin –Spur in die Vergangenheit« mit Lina Wendel undKarim Cherif in den Hauptrollen. In weiteren Rollenspielen Florian Bartholomäi, Robert Dölle und SaraFazilat. Das Drehbuch schrieb erneut Ralf Kinder, dieRegie führt Grimme-Preisträgerin Sabine Derflinger.Eva Testor ist Kamerafrau. Die Dreharbeiten derProduktion von Odeon TV werden noch bis zum 10.April in Köln, Düsseldorf und Umgebung fortgesetzt.

> Odeon Film, [email protected]

»Hello my friend«»Hello my friend« ist die Geschichte von drei Freun-den in Kuba – vor dem Hintergrund eines grassieren-den Sextourismus, der das ungleiche Verhältniszwischen naiven deutschen Touristen und tatsäch-lich armen Kubanern entlarvt. Regisseurin BettinaBlümner wird ab März ihr eigenes Drehbuch aninsgesamt 30 Drehtagen in Kuba und Nordrhein-Westfalen mit Hanna Hilsdorf, Leonard Scheicherund Victoria Schulz verfilmen. »Hello my friend« isteine Produktion von One Two Films (Produzentin:Jamila Wenske) für ZDF/Arte. Neue Visionen Filmver-leih wird den Film ins Kino bringen.

> One Two Films, [email protected]

»Fritzi – eine Wende -wundergeschichte«Leipzig entsteht in Köln! Zum 30. Jahrestag desMauerfalls entsteht im Kölner Trickstudio Lutterbeckder internationale Animationsfilm »Fritzi – EineWendewundergeschichte«. Zusammen mit Kollegenaus Dresden und Stuttgart, Prag, Luxemburg undBrüssel wird die Geschichte der 12- jährigen Fritzizur Zeit des Mauerfalls in Leipzig erzählt. Dabeiwerden weite Teile des Designs, Storyboards,Layouts, der Animation und des Compositings imKölner Studio umgesetzt. Die internationale 80-minütige Co- Produktion von Trickstudio Lutterbeck,Balancefilm, Doghouse Films, Maurfilm und Artemiswird im Oktober durch Weltkino in die Kinoskommen. Regie bei diesem Familienfilm führenMatthias Bruhn und Ralf Kukula, das Drehbuchstammt von Beate Völcker und Co – Autor PéterPalatsik. Die Produktionszeit läuft noch bis Septem-ber 2019.

> Trickstudio Lutterbeck, [email protected]

»Im Feuer –Friendly Fire«Der neue Film von Daphne Charizani erzählt voneiner Frau aus Deutschland mit afghanischerHerkunft, die ihren Platz und ihre Berechtigung inder Gesellschaft sucht und dafür einen ungewöhnli-chen Weg wählt – sie geht zur Bundeswehr. Nacheinem Auslandseinsatz in ihrer alten Heimat musssie ihre Situation neu überdenken. Pallas Film, TheMatch Factory Productions und View Master Films(Produzenten: Thanassis Karathanos, Michael Weber,Viola Fügen) produzieren das Drama zusammen mitZDF – Das kleine Fernsehspiel. Die Dreharbeitensollen im Februar abgeschlossen werden.

> The Match Factory, [email protected]

»Tatort« Münster –»Lakritz«Hannes Wagner ist in Münster eine Institution. Oderbesser gesagt, er war es. Denn am Morgen nachseinem 40. Dienstjubiläum als Marktmeister desweit über die Stadtgrenzen hinaus bekanntenWochenmarktes liegt er tot in seiner Villa. Undbeinahe jeder der Marktbeschicker hätte gutenGrund, Hannes Wagner ins Jenseits zu befördern.Eine der vielen Spuren führt die Kommissare zueiner kleinen Lakritz-Manufaktur, zu Monika,Boernes erster Liebe und zu einem lange zurücklie-genden Fall. Der Münster-Tatort »Lakritz«, eineProduktion der Molina Film für den WDR, wird nacheinem Drehbuch von Thorsten Wettcke vom 12.März bis zum 12. April von Randa Chahoud inMünster und Umgebung sowie Köln und Umgebunginszeniert. Alle 23 Drehtage finden in NRW statt. DieHauptdarsteller sind Axel Prahl, Jan Josef Liefers,ChrisTine Urspruch und Mechthild Großmann. DieKamera führt Kristian Leschner.

> Molina Film, [email protected]

»SOKO Köln«, 18. StaffelBis in den Oktober dieses Jahres finden in Köln dieDreharbeiten für die 18. Staffel von »Soko Köln«statt. In der Produktion von Network Movie Film-und Fernsehproduktion werden unter der Regie vonUlrike Hamacher, Mascha Schilinski, Chris Heininger,Nina Vukovic, Alexander Costea und Sascha Thiel alsDarsteller Diana Staehly, Pierre Besson, TatjanaKästel, Lukas Piloty, Kerstin Landsmann und ThomasClemens zu sehen sein.

> Network Movie Film- und Fernsehproduktion,[email protected]

»Betty's Diagnose«, 6. StaffelDie Krankenhaus-Serie um die resolute Stations-schwester Betty Weiss wird von Februar bis Novem-ber 2019 weiter geführt: In Köln inszenieren unteranderem Klaus Knoesel, Oliver Muth und JurijNeumann für die Network Movie Film- und Fernseh-produktion die neuen Episoden von HeadautorMarkus Böhlke. Als Darsteller sind Annina Hellenthal,Max Alberti, Claudia Hiersche, Marie Zielcke undCarolin Walter bei der ZDF-Serie dabei.

> Network Movie Film- und Fernsehproduktion,[email protected]

»Fritzi – eine Wendewundergeschichte«, Foto: Lutterbeck

Großer Andran beim Babylon Berlin-Casting in Bonn, Foto: X Filme

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»Stiller Kamerad«Kinostart: 7. Februar 2019Verleih: Rushlake

Jedes Jahr leistet die Bundeswehr im Auftrag desDeutschen Parlaments Einsätze in Krisengebieten.Jeder dieser Einsätze lässt verwundete Soldatenheimkehren. Ihre Wunden müssen nicht immeroffen sichtbar sein, häufig zeigen sie sich erst vieleJahre nach dem Einsatz als eine Störung ihres seeli-schen Gleichgewichtes. Eine dieser Störungen ist diesogenannte Postraumatische Belastungsstörung,kurz PTBS. Dort, wo die Schulmedizin an ihreGrenzen kommt, setzt Claudia Swierczek mit ihrenPferden an. Der Dokumentarfilm »Stiller Kamerad«begleitet eine Soldatin und zwei Soldaten derBundeswehr in ihrem Bemühen, mit Hilfe der Pferde-gestützten-Traumatherapie einen Weg zurück in denAlltag zu finden.

Deutschland 2017Regie, Drehbuch: Leonhard Hollmann Darsteller: Claudia Swierczek Produktion: Hollmann Produktion, Rushlake Mediawww.stillerkamerad.de

»Asi mit Niwoh – Die Jürgen ZeltingerGeschichte«Kinostart: 7. Februar 2019Verleih: mindjazz

Jürgen Zeltinger war 30, als er 1979 mit seiner Bandein Live-Album veröffentlichte, das Punk freiSchnauze in Kölscher Mundart einem unvorbereite-ten Publikum entgegen schleuderte und seithereinen festen Platz in der rheinischen Kult-Galerieeinnimmt. Denn De Plaat (die Glatze) motivierte zumSchwarzfahren in der Straßenbahn, coverte LouReed und die Ramones und posaunte im Folgejahrauf seinem ersten Studioalbum prahlerisch: »Ich binein Asi mit Niwoh, lese Lyrik auf dem Klo, ich poliereKritikern die Fresse«. Damit waren Claims abge-steckt, die bis heute nachklingen. Es ist zwar etwasruhiger um ihn geworden, aber Ruhe gibt der Mannaus der Südstadt, als die noch Punkgräben erlaubte,noch lange keine. Er weiß aber auch um ernstereTöne wie etwa 2014 beim Gedenkkonzert an denNSU-Anschlag auf der Keupstraße. Zeltinger kannlaut, er hat aber eben auch Haltung. Der Titel ist gutgewählt – Asi mit Niwoh.

Deutschland 2018Regie, Buch: Oliver Schwabe Produktion: Field Recordings Filmproduktion

48 < Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2018

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Kinostarts

»Weil Du nur einmal lebst – Die Toten Hosen auf Tour«, Foto: NFP

»Asi mit Niwoh – Die Jürgen Zeltinger Geschichte«, Foto: mindjazz

»Club der roten Bänder – Wie alles begann«, Foto: Universum

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»Dark Eden«Kinostart: 11. April 2019Verleih: W-film

Wie hoch ist der Preis für ein besseres Leben? Aufder Suche nach Antworten verschlägt es RegisseurinJasmin Herold nach Fort McMurray im hohenNorden Kanadas. Hier befindet sich eines der letztenÖlvorkommen auf der Welt. Magisch zieht das»schwarze Gold« Menschen aus vielen Ländern an,denn mit der Förderung lässt sich viel Geld machen.Doch ihr Glück hat eine dunkle Kehrseite: Dieaufwändige Gewinnung des Öls aus dem Teersandsetzt Gifte frei, die Natur, Tiere und Menschen krankmachen. Als Jasmin sich bei der Recherche in ihrenspäteren Co-Regisseur Michael Beamish verliebt,wird sie selbst zur Betroffenen. Denn Michael wirdschwer krank und die beiden müssen sich gemein-sam ihrem eigenen Alptraum stellen.

Deutschland 2018Buch, Regie: Jasmin Herold, Michael Beamish;Kamera: Andreas Köhler Produktion: Made in Germany, ZDF/3Sat www.wfilm.de

»Klasse Deutsch – AllerAnfang ist schwer«Kinostart: 16. Mai 2019Verleih: W-film

Was ist der Unterschied zwischen »finden« und»erfinden«? Wie funktioniert ein Wörterbuch? Undwer ist Albert Schweinsteiger? Die B206 ist keinenormale Schulklasse, und Ute Vecchio ist keinenormale Lehrerin. Maximal zwei Jahre hat die reso-lute Kölnerin Zeit, Kinder, die aus dem Ausland neunach Deutschland kommen, mit Härte und Hingabeauf das deutsche Schulsystem vorzubereiten. Dabeisind die Herausforderungen so vielschichtig wie dieLänder und Kulturen, aus denen die Kinder kommen:Die ehrgeizige Pranvera, die im Armdrücken selbstgegen die Jungs gewinnt, muss erleben, wie ihrebeste Freundin abgeschoben wird. Ferdi, der voneinem Job als Automechaniker träumt, bleiben nurvier Monate, um vier Jahre Schulstoff nachzuholen.Ausgezeichnet mit dem Hauptpreis Lüdia auf demKinofest Lünen 2018.

Deutschland 2018Regie, Buch: Florian Heinzen-Ziob Kamera: Enno Endlicher Produktion: Polyphem Film Produktionwww.wfilm.de

»Das schönste Paar«Kinostart: 21. März 2019Verleih: Koryphäen Film

Das junge Lehrerpaar Malte und Liv verbringt einengemeinsamen Sommerurlaub auf einer Mittelmeer-insel. Der Urlaub wird von einem Überfall durch dreiunbekannte Jugendliche gestört, der in der Verge-waltigung Livs sein tragisches Ende findet. ZweiJahre später beweist das Paar im Umgang mit demtraumatischen Erlebnis eine erstaunliche Stärke. AlsMalte zufällig einem der Täter wiederbegegnet,nimmt er, von Rache getrieben, die Verfolgung auf.Es kommt zur Konfrontation und damit auch zu einerZerreißprobe zwischen Malte und Liv. Ein komplexerThriller über Rache, Macht und Intimität beginnt.

Deutschland, Frankreich 2018Buch, Regie: Sven Taddicken Darsteller: Maximilian Brückner, Florian Bartholomäi,Jasna Fritzi Bauer, Luise Heyer, Leonard Kunz Produktion: One Two Films Produktion, ArsamInternationalwww.koryphaeenfilm.de

»Weil Du nur einmallebst – Die TotenHosen auf Tour«Kinostart: 28. März 2019Verleih: NFP

Es war ein weiter Weg vom Bommerlunder zu Tagenwie diesem, und sicher hat es manchmal auch imGebälk geknirscht. Aber die fünf Musiker, von deneneiner Wolfgang heißt, aber vier den Namen Andreastragen, haben seit der Bandgründung 1982 unterdem Markennamen Die Toten Hosen über zwölfMillionen Tonträger verkauft und dabei nicht nurdeutsche Bühnen gerockt, sondern auch in Japan,Australien und Neuseeland. Was als selbsterklärtesKollektiv »Wattenscheid 09 der Musikliga« begann,ist heute die letzte Punk-Institution im Stadionfor-mat. Im Kino gab es das erstmals 1992 im Film »DieToten Hosen – Drei Akkorde für ein Hallelujah« zubewundern. Was jetzt folgt, ist noch lange keinSchlussakkord, eher ein Zwischenresümee für dieFans und solche, die mit Düsseldorf bisher nurDorthe assoziierten und endlich bekehrt gehören.Natürlich nur mit dem Stempel »100% NRW«.

Deutschland 2018Regie: Cordula Kablitz-Post, Paul Dugdale Buch: Cordula Kablitz-Post Produktion: avanti media fiction

»Club der roten Bänder– Wie alles begann« Kinostart: 14. Februar 2019Verleih: Universum

Die Teenager Leo (Tim Oliver Schultz), Jonas (DamianHardung), Emma (Luise Befort), Alex (Timur Bartels),Toni (Ivo Kortlang) und Hugo (Nick Julius Schuck)führen ein unbeschwertes Leben. Leo spielt leiden-schaftlich gerne Fußball oder verbringt seine Freizeitmit seinen Eltern und seiner Schwester. Jonas hinge-gen plagt sich mit seinem Bruder herum und Emmawill es nur ihren Eltern recht machen, doch nichts istgut genug. Alex steht mit seiner Lehrerin auf Kriegs-fuß und Toni sagt immer frei heraus, was ihm auf derSeele liegt. Das Leben von Leo wird komplett auf denKopf gestellt, als er eine folgenschwere Diagnoseerhält. Dass sich die Wege der Teenager einmal imAlbertus-Klinikum kreuzen und sie eines Tages den»Club der roten Bänder« gründen werden, ahnt zudiesem Zeitpunkt noch niemand.

Deutschland 2018Regie: Felix Binder Buch: Arne Nolting, Jan Martin Scharf Darsteller: Tim Oliver Schultz, Luise Befort, Nick JuliusSchuck, Jürgen Vogel Produktion: Bantry Bay, Universum Film und Vox;www.universumfilm.de

»High Life«Kinostart: 14. März 2019Verleih: Pandora Film Verleih

In den Tiefen des Weltalls. Monte (Robert Pattinson)und seine Tochter Willow (Jessie Ross) leben zusam-men an Bord eines Raumschiffs. Sie sind die einzigenÜberlebenden einer Crew aus verurteilten Schwer-verbrechern, die sich mit dieser Mission ohne Rück-kehr von ihren Strafen freikauften und an Bord mitExperimenten der wahnsinnigen Reproduktionswis-senschaftlerin Dibs (Juliette Binoche) gequältwurden. In völliger Isolation nähern sich Vater undTochter ihrem letzten und unausweichlichen Ziel –dem Schwarzen Loch. Für »High Life« holte sichClaire Denis die Expertise des renommiertenKonzeptkünstlers Olafur Eliasson für das visuelleDesign des schwarzen Lochs.

Deutschland, USA, Frankreich 2018Regie: Claire Denis Buch: Claire Denis, Jean-Pol Fargeau Darsteller: Robert Pattinson, Juliette BinocheProduktion: Pandora Film, Alcatraz Films, TheApocalypse Company, Madants, Andrew Lauren Prod.,Arte France Cinema, ZDF/Arte, Canal+ und Ciné+www.pandorafilm.de

»Klasse Deutsch – Aller Anfang ist schwer«, Foto: W-film »Das schönste Paar«, Foto: Korypäen Film »High Life«, Foto: Pandora

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2019 > 49

Berlinale

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50 < Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2019

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Fünf Auszeichnungen für NRW-geförderte Produktionen

Bayerischer FilmpreisAm 25.01. wurde im Münchner Prinzregententhea-ter zum 40. Mal der Bayerische Filmpreis verliehen.Insgesamt fünf filmstiftungsgeförderte Produktionenwurden geehrt. Den Produzentenpreis erhielten MaxWiedemann, Quirin Berg und Jan Mojto für dasOscar-nominierte Drama »Werk ohne Autor«. Caro-line Link wurde als Beste Regisseurin für den Kinoer-folg »Der Junge muss an die frische Luft« ausgezeich-net. Der Nachwuchsregiepreis ging an Kerstin Poltefür »Wer hat eigentlich die Liebe erfunden?«, denFilmpreis für den Besten Darsteller erhielt AlexanderScheer, der mit seiner Verkörperung des DDR-Musi-kers »Gundermann« im gleichnamigen Film beein-druckte. Kameramann Benedict Neuenfels wurde fürdie Beste Bildgestaltung für das vielfach ausgezeich-nete Drama »Styx« geehrt. Seit 1979 verleiht dieBayerische Staatsregierung die begehrten Pierrotsfür hervorragende Leistungen im deutschen Film-schaffen. Die stellvertretende bayerische Minister-präsidentin und Bayerische Staatsministerin für Wirt-schaft und Medien, Energie und Technologie IlseAigner vergab die Auszeichnungen vor 1.000 Gästen.

> www.br.de

Neue Gesellschafterin

Tradewind PicturesNeben Helmut Weber und Thomas Springer gehörtseit dem 1. Januar auch Talin Özbalik zu denGesellschaftern der in Köln und Erfurt ansässigenTradewind Pictures GmbH. Talin Özbalik war bislangals Producerin für Tradewind tätig u.a. bei »Petters-son & Findus - Kleiner Quälgeist, große Freund-schaft«, »Pettersson & Findus - Das schönste Weih-nachten überhaupt«, »Pettersson & Findus - Finduszieht um«. Zu den anstehenden Produktionen zählendas »Pettersson & Findus« SpinOff »Die Mucklas«sowie »Tafiti«, nach der erfolgreichen Kinderbuch-Reihe von Julia Boehme, das als Kinofilm und Anima-tions-Serie realisiert wird.

> www.tradewind-pictures.de

Color Grading in neuer Dimension

MMC StudiosBevor Filme in die Kinos kommen, erhalten sie durcheine detaillierte Farbkorrektur (»Color Grading«) denFeinschliff. Eines der weltweit modernsten undgrößten Color Grading-Studios steht seit Anfang desJahres in den Kölner MMC Studios. Das Besondere:»The Suite« bietet eine zehn Meter breite Leinwand.Gerade wurde hier der filmstiftungsgeförderteSpionagethriller »Die Agentin« mit Diane Kruger undMartin Freeman finalisiert. Für »The Suite« liegenbereits mehrere Buchungen für das erste Halbjahr2019 vor. Anbieter vor Ort ist der Kölner Postproduk-tions-Dienstleister WeFadeToGrey. »In NRW ist einsolches Grading-Theater einzigartig, und auch sonstgibt es nur wenige vergleichbare Angebote«, sagtBastie Griese, Head of Filmproduction in den MMCStudios. Das Studio wurde als Kino konzipiert, dasüber eine 40 Quadratmeter große Leinwand,neueste Projektions- und Tontechnik und eine sepa-rate Lounge verfügt. »Mehr Realität kann man kaumabbilden«, ergänzt Swen Linde, Geschäftsführer vonWeFadeToGrey.

> www.mmc.de

Videos für 21. MuVi-Preis gesucht

65. KurzfilmtageOberhausenDie 65. Kurzfilmtage laden zur Einreichung für den21. MuVi-Preis für das beste deutsche Musikvideoein. Gesucht werden ungewöhnliche Arbeiten, Exper-imentelles und Grenzgänger des Genres. Eine unab-hängige Kommission wählt aus den Einreichungenzehn bis zwölf Videos aus, die am 4. Mai auf demFestival präsentiert und von einer internationalenJury prämiert werden.

> www.kurzfilmtage.de

TV- und SerienformateNeue Referentin derFilmstiftung NRW

Sigrid Strohmann ist die neueReferentin für die Förderungvon TV- und Serienformatenbei der Film- und Medien -stiftung NRW.

> sigridstrohmann@ filmstiftung.de

Sieben Nominierungen für NRW-geförderte Produktionen

55. Grimme-PreisIn der Auswahl für die Nominierungen zum Grimme-Preis befinden sich sieben Produktionen, die mitFörderung der Film- und Medienstiftung NRWentstanden sind: In der Kategorie Fiktion wurdeunter anderem der TV-Zweiteiler »Gladbeck« vonKilian Riedhof nominiert, in der Kategorie Info &Kultur gehen gleich vier filmstiftungsgeförderteFilme ins Rennen, darunter »Als Paul über das Meerkam« von Jakob Preuss, der auf zahlreichen interna-tionalen Festivals gezeigt wurde, und »Furusato –Wunde Heimat« von Thorsten Trimpop. BeideProduktionen erhielten vor ihrer Förderung bereitsein Gerd Ruge Stipendium der Filmstiftung. In derReihe Kinder & Jugend ist die Webserie »Wishlist2.0« von Marc Schießer nominiert. Die Verleihungder 55. Grimme-Preise findet am 5. April im Theaterder Stadt Marl statt.

Die Preisträger der diesjährigen Grimme-Preisewerden am 26. Februar bei einer Pressekonferenz imEssener Grillo-Theater bekannt gegeben. DerGrimme-Preis wird seit 1964 alljährlich in Marlverliehen. Er wurde 1961 auf Initiative BertDonnepps vom Deutschen Volkshochschul-Verbandgestiftet und gilt als eine der bedeutendsten Ausze-ichnungen im Fernsehbereich in Deutschland.

> www.grimme-preis.de

Auszeichnung für Lebenswerk

Carl Laemmle Preis für Stefan ArndtDer mit 40.000 Euro dotierte Carl LaemmleProduzentenpreis geht in diesem Jahr an Filmpro-duzent Stefan Arndt (X Filme). Der 57-Jährige wirdfür sein Lebenswerk gewürdigt, wie die Produzente-nallianz mitteilte. Mit einem »untrüglichen Gespürfür Talent und Qualität« bringe Arndt »höchstkomplexe, deutschsprachige und internationaleProduktionen ins Kino und erschafft ganz besondereFilmereignisse«, erklärte Martin Moszkowicz, Chefvon Constantin Film, Vorstandsmitglied derProduzentenallianz und Juryvorsitzender.

Arndt hatte Filme wie »Lola rennt« und »Good Bye,Lenin!« realisiert, aktuell ist der gebürtige Münchnereiner der Produzenten der filmstiftungsgefördertenErfolgsserie »Babylon Berlin«. Die Auszeichnungerfülle ihn »mit großer Freude, ein wenig Stolz, abervor allem – bei dem Blick auf das Lebenswerk desNamenspaten – mit großer Demut«, teilte Arndt mit.

> www.produzentenallianz.de

NewsMMC Studios, Foto: MMC»Gladbeck«, Foto: Zieglerfilm

Thomas Springer, Talin Özbalik, Helmut Weber, Foto: Tradewind Pictures

Sigrid Strohmann, Foto: Privat

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Film und Medien NRW – Das Magazin | 2/2017 > 51

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Neuer Standort in Köln

RiversideEntertainmentNeben ihrem Standort in Hamburgund ihrer Beteiligung an der B.visionMedia GmbH in Berlin wird RiversideEntertainment im Februar ein Büro inKöln eröffnen. Die Kölner Dependancedes Unterhaltungsproduzenten wirdvon Riverside-Geschäftsführer RolfHellgardt geleitet. Stephan Neumannwird für Riverside Entertainment amStandort Köln als Senior ExecutiveProducer neue Formate entwickelnund produzieren.

> www.riverside-entertainment.de/

Im Februar in Brüssel

Storycon Die Kunst des Geschichtenerzählens –ob in TV-Serien, Filmen oder Games –darum geht es bei der Story Confer-ence am 26. Februar in Brüssel. Inter-nationale Experten aus der Film-,Fernseh- und Gamesbranche sprechenüber technische und philosophischeFragen des Storytellings. Etwa 100Autoren aus Belgien und den Nachbar-ländern können teilnehmen. Organ-isiert wird die Storycon vom FlandersAudiovisual Fund VAF in Kooperationmit dem Creative Europe Desk Flan-dern. Der Creative Europe Desk NRWist ebenfalls Partner der Veranstaltungund steht bei Fragen zur Verfügung:[email protected].

Wieder Kino in Remscheid

Neues CineStarNach fast acht Jahren der Abstinenzging die kinolose Ära in Remscheid imDezember zu Ende. In der Cityeröffnete das neue CineStar. ZumAuftakt gab es prominenten Besuchvon Florian David Fitz, der dort seinenFilm »100 Dinge« vorstellte. AuchCineStar-Geschäftsführer Oliver Fockund Remscheids OberbürgermeisterBurkhard Mast-Weisz ließen sich dieEröffnung nicht entgehen. DasRemscheider CineStar trumpft aufdurch neuste Technik, sechs Säle –davon zwei mit 150 qm großen Lein-wänden – und bietet insgesamt knapp1100 Sitzplätze.

> www.cinestar.de

12 Nachwuchsunternehmen im Stipendienprogramm gestartet

Mediengründerzentrum NRWSeit Januar durchlaufen zwölf Nachwuchsunternehmenaus den Bereichen Film, TV, Games und Neue Medien daseinjährige Stipendienprogramm des Mediengründerzen-trum NRW. Das Gründerstipendium beinhaltet einenBetriebskostenzuschuss in Höhe von 10.000 Euro, der esden Stipendiaten ermöglicht, sich ein Jahr lang voll auf dieUnternehmensgründung zu konzentrieren. Einwöchentliches Seminarprogramm mit interdisziplinärerAusrichtung vermittelt unternehmerisches und branchen-spezifisches Know-how und wird durch eine individuelleund bedarfsspezifische Beratung abgerundet. Ergänzendstehen den jungen Gründern erfahrene Coaches undMentoren zur Seite. Eine breite Vernetzung zu relevantenMedienveranstaltungen in NRW und eine langjähriggewachsene Alumni-Community bieten vieleMöglichkeiten, wertvolle Erfahrungen zu sammeln undsich auszutauschen. Mit dem Gründerprogramm, das

größtenteils aus Landesmitteln finanziert wird, soll derunternehmerische Nachwuchs am Medienstandort NRWgefördert und langfristig etabliert werden. Die Stipendi-aten 2019 sind: aMuse collective GbR (Joanna Broda,Mona Kakanj), cinehype GmbH (Niklas Heisterkamp, JonasHümbs, Till Hannes Hümbs, Trang Vo Thi), CINE-LITTEProduction (Lilia P. Schneider), cocktailfilms GmbH (CagdasYüksel, Fehmi Yüksel), epicsauerkraut studio GbR i.Gr. (PaulKolvenbach, Marcus Horn), FORTIS FEM FILM GbR i. Gr.(Alisa Berger, Anna Kruglova, Yana Ugrekhelidze, VGF-Stipendium), 42 Bits Entertainment (Christoph Schulze),Lost Tape GbR (Felix Maxim Eller, Jan Scharfenberg, VGF-Stipendium), QUOLABO GmbH (Joy Chun, AdrianDraschoff), refutura GmbH (Simon Sturm), Ruhrkomplex(Jan Sebastian Krämer) und TWENTYTWO Film GmbH(Cedric Engels).

> www.mediengruenderzentrum.de

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12 Nachwuchsunternehmen sind im Stipendienprogramm des Mediengründerzentrum NRW gestartet, Foto: MGZ

A N Z E I G E

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News

Bis Ende Februar in NRW

21. Stranger ThanFiction in NRWAm 24. Januar startete das 21. Stranger Than Ficiton.An zehn Spielorten in neun NRW-Städten wirdaktuelles regionales und internationales Dokumen-tarfilmschaffen präsentiert, mit dabei sind Köln,Bochum, Brühl, Dortmund, Duisburg, Düsseldorf,Essen, Mülheim und Münster. Insgesamt läuft dasFestival bis zum 27. Februar. Im diesjährigenProgramm werden u.a. auch fünf filmstiftungsge-förderte Dokumentarfilme gezeigt: In der SektionDokumentarfilm International laufen der Eröffnungs-film des Festivals, »Mamacita« von José PabloEstrada Torrescano, und »Island of the HungryGhosts« von Gabrielle Brady feierte NRW-Premiere.Der Film »Asi mit Niwoh – Die Jürgen ZeltingerGeschichte« von Oliver Schwabe wurde mit LiveAkustik-Gig in Anwesenheit von Jürgen Zeltinger,Dennis Kleimann, Wolfgang Niedecken, Arno Steffenund Christian Kahrmann präsentiert, und »DreamAway« von Johanna Domke und Marouan Omarawird nach internationalen Festivalauftritten nunauch erstmals in NRW gezeigt. An vier Terminenfindet ein Werkstattgespräch mit Gerd Ruge Stipen-diatin Marie Wilke statt. Die Regisseurin gibt jungenFilmemachern und dem interessierten KinopublikumEinblicke in die Entwicklung ihres Projektes »Aggre-gat«, für das sie neben dem Gerd Ruge Stipendiumder Filmstiftung NRW auch Produktionsförderungerhielt. »Stranger Than Fiction« ist eine Veranstal-tung der Kino Gesellschaft Köln, in Kooperation mitdem Endstation Kino Bochum, Zoom Kino Brühl,sweetSixteen Dortmund, Filmforum Duisburg,Atelier in Düsseldorf, Filmstudio Glückauf Essen,Filmforum NRW im Museum Ludwig Köln, Film-palette Köln, RIO in Mülheim, sowie Cinema &Kurbelkiste Münster. Weitere Informationen zumFestival und alle Termine unter

> www.strangerthanfiction-nrw.de

Kölner Kino wird zum Luxuspalast

Umbau des Cinedom Bis Februar sollen die Umbauarbeiten im KölnerCinedom abgeschlossen sein. Neben edler Innen -einrichtung gibt es dann auch ein topmodernes Ticketsystem. Die Tickets können sowohl am Touch-Screen-Automaten als auch online übers Smart-phone gekauft werden. Die traditionellen Tick-etschalter wird es trotzdem weiterhin geben. Dafürspart sich das Cinedom die Kartenabreißer, da dieTicketkontrolle nun über ein Video-Kontrollsystemfunktioniert. Das Cinedom ist Kölns größtes Kino,umfasst insgesamt 14 Säle mit knapp 4000 Sitzenund lockt jährlich bis zu 1,5 Millionen Besucher vordie Leinwände. Vier der 14 Säle sollen mit »Deluxe-Sesseln« ausgestattet werden, die den Zuschauernsogar eine Fußablage bieten. Wer auf der Suchenach einem Kinobesuch mit viel Komfort ist, wirdhier garantiert fündig.

> www.cinedom.de

Vier NRW-Kinos dabei

Lieblingskino 2018Die Publikumsabstimmung zu DeutschlandsLieblingskino 2018 ging mit mehr als 42.000 Votes zuEnde. 61 der Top 100 Kinos bewarben sich daraufhinauf den Gewinnertitel, der von einer Fachjury ermit-telt und Mitte Januar verkündet wurde. Die Jurybestand aus der BundestagsabgeordnetenGrüne/Bündnis 90 Tabea Rößner, AnnetteDombrowski (Filmecho), Film-Marketing-Experte JanOesterlin und Ines Walk (moviepilot). Gemeinsamentschieden die Jurymitglieder auf Grundlage derabgegebenen Votes sowie dem diesjährigen Fokusder Nachhaltigkeit, welche Kinos sich »Top 10 ausDeutschland« nennen dürfen. In den Top 10 sindauch vier Kinos aus NRW vertreten: Der FilmpalastLüdenscheid, das Rex am Ring Köln, das Kino Stein-furt und das Weltspiegel-Kino-Center Mettmann.

> www.deutschlandslieblingskino.de

Auszeichnung für »Label Me«

Max Ophüls PreisAm 19. Januar wurden die Preise des 40. Filmfesti-vals Max Ophüls Preis vergeben. Den Preis als bester Mittellanger Film konnte sich der films-tiftungsgeförderte Abschlussfilm »Label Me« von Kai Kreuser sichern. In der Jurybegründung heißt es:»Beeindruckend nah und bezaubernd genau erzähltdieser Film von Schmerz, Gewalt und Vorurteilen.Und von einer Liebe, die all das überbrückenkönnte.«. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert undwird vom saarländischen Minister für Bildung undKultur Ulrich Commerçon gestiftet. Insgesamt warenbei dem Festival elf filmstiftungsgeförderte Produk-tionen zu sehen.

> www.ffmop.de

Herausgeberin:Tanja Güß

Chefredaktion: Wolfram Lotze

Chefin vom Dienst: Katharina Müller

Redaktion:Johannes Binder, Katharina Blum,Erna Kiefer, Marion Meyer, Jessica Siegel

Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe: Frank Brenner, Werner Busch, Sven-André Dreyer, Günter Jekubzik, Reinhard Kleber, Peter Kremski, Jörg Laumann, Christian Meyer-Pröpstl, Heike Meyer-Döring, Lea Sprenger (Creative Europe MEDIA), Uwe Mies, Thomas Schultze, Dodo Simon, Marion Troja

Redaktionsschluss:29. Januar 2019

Kontakt, Anzeigenbetreuung:Katharina MüllerTel. (0211) 930 50 39

Titel: »Cleo« Foto: DetailFilm

Anzeigenschlussfür die nächste Ausgabe:17. Mai 2019

Die Berücksichtigung von Terminen richtet sich nach dem Erscheinen des Magazins im Internet.

Danke an alle Produzenten, Sender & Verleiher für ihre Unterstützung und die Bilder zu ihren Filmen.

Film- und Medienstiftung NRWGmbH; Kaistraße 14; 40221 Düsseldorf; Tel.: (0211) 930500; magazin@film stif tung.de

Impressum

52 < Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2019

»Dream Away«, Foto: Monokel

»Label Me«, Foto: ifs

#MedienvielfaltRuhr

Barcamp in EssenDie Landesregierung von NRW lädt im Rahmen derRuhr-Konferenz zum Barcamp #MedienvielfaltRuhram 15. Februar in das »Haus der Technik« in Essen.Gemeinsam mit Medienschaffenden und Medien-nutzern, mit App-Entwicklern, IT-Experten, Daten-Spezialisten und Studierenden soll über Medien-vielfalt im Ruhrgebiet, neue Formen der direktenKommunikation und die Perspektiven für den Lokaljournalismus diskutieren werden. Der fürMedien zuständige Staatssekretär und Chef derStaatskanzlei Nathanael Liminski setzt gemeinsammit Andrea Donat, Chefredakteurin von RadioBochum, im Rahmen der Ruhr-Konferenz auf dasgemeinsame Ausloten der Chancen für denLokaljournalismus und die Entwicklung der Medien-vielfalt in der Ruhrmetropole. »Alle Interessiertensind eingeladen, ihre Ideen und Projekte einzu bringen. Die besten werden dann in enger Zusammenarbeit zwischen dem Land und denAkteuren der Region umgesetzt. Das Barcamp istalso eine gute Gelegenheit, direkten Einfluss auf die Politik für das Ruhrgebiet zu nehmen«, betonteNathanael Liminiski.

> www.barcamp.medienvielfalt.ruhr

Einreichfrist 1. März

Grimme OnlineAwardsBis einschließlich 1. März können Websites, Apps,Podcasts, Virtual-Reality-, Social-Media-Angeboteoder besondere Leistungen mit publizistischemCharakter zum Grimme Online Award eingereichtwerden. Sowohl für Anbieter als auch für Internet-nutzer gilt. Mit Eingang der ersten Angebote nimmtauch die siebenköpfige Nominierungs kommissionihre Arbeit auf und wählt die besten Beiträge in denvier Wettbewerbskategorien Information, Wissenund Bildung, Kultur und Unterhaltung sowie Spezialaus. Aus diesen bestimmt die Jury bis zu achtPreisträger, die ihre Trophäen bei der Preisverleihungam 19. Juni in der Kölner Flora erhalten. Der Wettbe-werb und die Preisverleihung zum Grimme OnlineAward werden von verschiedenen Partnern unter-stützt, u.a. vom Land NRW und der Stadt Köln.

> www.grimme-online-award.de

Neue Sendung bei 1LIVE

„RendezWho?“In der neuen Sendung „RendezWho?“ trifft 1Live-Reporter Hubertus Koch Stars in NRW an den Orten,die für ihr Leben wichtig sind. In der ersten Folgesprach er mit Rapper Eko Fresh. Das Format läuft aufdem YouTube-Kanal von 1Live, produziert vonCagdas Yücksel aus Mönchengladbach.

> www.einslive.de

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EventsPremiere von »Der Junge muss an die frische Luft« in der Essener Lichtburg, Fotos: Warner

Deutscher Entwicklerpreis 2019, Fotos: Matthias Kneppeck und Guido Schiefer

DEP 2018: Ralf Wirsing, Hans Ippisch, Nathanael Liminski, Petra Müller, Felix Falk

Premiere »Electric Girl« in Saarbrücken, Fotos: MOP

Bester Mittellanger Film in Saarbrücken: »Label Me«

Premiere »Playland USA« in Saarbrücken

Premiere »Midas oder die schwarze Leinwand« in Saarbrücken

Premiere »Flocke und Proschinski« in Saarbrücken

Gametreff NRW in Düsseldorf, Foto: Medien NRW

Premiere von »Die Geheimnisse des schönen Leo« im Landesmuseum Bonn, Foto: RFF

Eröffnung der Lichtspiele Kalk: Jennifer Schlieper, Elfi Scho-Antwerpes, Christina Bentlage, Felix Seifert

Media & Migration Day Köln, Foto: HMR

»A Woman Captured« bei LaDoc in Köln, Foto: LaDoc

Premiere von »Verlorene« im Düsseldorfer Metropol, Foto: W-film

StreamCon in Oberhau-sen, Foto: Veranstalter

Premiere von »Mia und der weiße Löwe« in Oberhausen, Foto: Studiocanal

»Saf« erhielt eine honorable mention in Palm Springs, Foto: 2pilots Verleihung der1 Live Krone in Bochum, Foto: Thomas von der Heiden

Sondervorführung von »Die Steinkohle« in der LV Berlin, Fotos: Michael Setzpfandt

Kinotour von »Kalte Füße« in Köln, Foto: Sony

Julius Weckauf im Interview

Armin und Susanne Laschet, Hape Kerkeling

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JULIUSWECKAUF

SÖNKEMÖHRING

LUISEHEYER

HEDIKRIEGESKOTTE

URSULAWERNER

JOACHIMKRÓL

EIN FILM VONOSCAR®-PREISTRÄGERIN

CAROLINE LINK

Nach dem Bestseller von

Hape Kerkeling

Liebes Team derFilm- und Medienstiftung NRW,

herzlichen Dank für die Unterstützung bei DER JUNGE MUSS AN DIE FRISCHE LUFT!

Willi Geike

und das gesamte Team von

Warner Bros.

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