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Zweiteilige Dokumentation am 30. November und 7. Dezember 2015
Deutschlands First Ladies
Sendetermine:Montag, 30. November 2015, 23:30 Uhr Montag, 7. Dezember 2015, 23:30 Uhr
Deutschlands First Ladies
Deutschlands First Ladies
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Deutschlands First Ladies
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Die Frauen an der Seite des Bundespräsidenten tauchen in der Verfassung nicht auf, sie werden für ihre Arbeit nicht bezahlt – und doch ist der Anspruch an sie gewaltig. Die First Ladies sind Vorzeigefrauen der Macht, Modeikonen der Politik, sie sollen lächeln und schön aus sehen, sich karitativ engagieren, rund um die Uhr arbeiten, sich für ihren Mann und das Land einsetzen. Es ist ein Leben im Fokus der Öffentlichkeit.
Deutschlands First Ladies. Das Erstaunliche ist: seit 1949 haben sie alle Herausragendes geleistet. Sie haben maßgeblich das Bild der deutschen Familie geprägt. In ihrem
Handeln wurden sie zum Synonym ihrer jeweiligen Dekade und schritten erstaunlich oft der Entwicklung voran, ja brachen sogar manch ein Tabu. Sie veränderten – wenn auch leise – Deutschland. Seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland haben elf Frauen dieses Land im Stillen, aber nachhaltig geprägt. Elf Biografien, die zusammen betrachtet deutsche Geschichte erzählen. Die First Ladies antworteten, jede auf ihre Art und Weise, auf eine sich verändernde politische Kultur und den Lauf der Zeit. So wurden sie zum Spiegel der Gesellschaft und haben geholfen, diese Republik zu beeinflussen.
INHALT
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Die erste Präsidentengattin der Bonner Republik, Elly Heuss-Knapp, wurde zum Vorbild aller Nachfolgerinnen, zu einer Ikone ihrer Zeit. Sie hat vorgemacht, wie man als berufstätige Frau, neben dem Amt des Mannes, ein Lebenswerk aufbauen kann: die Elly HeussKnappStiftung, heute bekannter als Müttergenesungswerk. 1950, in der rauen Nachkriegs zeit, die den alleinstehenden Frauen und Müttern alles abverlangte, eine viel beachtete Großtat.
„Nehmen wir doch die Wilhelmine“, sagte Konrad Adenauer, als ein neuer Bundespräsident gesucht wurde. Charmant und elegant begleitet Wilhelmine Lübke ihren Gatten Heinrich im hohen Amt und hilft ihm durch schwere Zeiten. Und das Wirtschaftswunderland hat nur 20 Jahre nach dem 2. Weltkrieg wieder etwas Glamour.
Hilda Heinemann ist da ganz anders gestrickt. Sie besucht Kinderheime und Gefängnisse – nicht Bälle und Galas. Sie widmet sich den Ausgestoßenen der Republik. „Ich liebe keinen Staat, ich liebe meine Frau“, lautet das berühmte Zitat ihres Gatten Gustav Heinemann.
First Lady war sie nicht gerne, das Repräsentieren hasste sie. 1974 ziehen Mildred Scheel und ihre
Patchworkfamilie in die Villa Hammerschmidt. Kleinkinder, unerzogene Hunde und eine exzentrische First Lady – die Bonner Gesellschaft ist empört. Doch die Ärztin weiß das Amt Walter Scheels zu nutzen. Laut, oft nervend und bewundernswert durchsetzungsstark gründet sie die Deutsche Krebshilfe, sammelt Millionen und hilft so, unzählige Leben zu retten.
Veronica Carstens Tabubruch ist viel stiller, doch im Nachhinein genauso bedeutend. Als weitere Ärztin im Amt führt sie ein „Schichtleben“, wie die First Lady selbst es nennt, zwischen Staatsbankett und der eigenen Arztpraxis. Zurückhaltend, charmant und ausgesprochen beliebt engagiert sie sich für Naturheilkunde und Homöopathie, gegen eine von der Schulmedizin dominierte Ärzteschaft. Mit großem Erfolg.
Niemand ist so lange First Lady wie sie: aristokratisch und bestimmt beeindruckt Marianne von Weizsä-cker. Mitte der 1980er Jahre explodiert Tschernobyl. Glasnost, Perestroika und Gorbatschow läuten den Anfang vom Ende des Ostblocks ein. Während deutsche Unterhaltung, Industrie und Wirtschaft zum Höhenflug ansetzen, bewahrt sie Contenance und Haltung, engagiert sich gegen den Drogenmissbrauch
Elly HeussKnapp
Marianne von WeizsäckerWilhelmine Lübke
Hilda Heinemann
Mildred Scheel
Veronica Carstens
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und für Aidskranke. Die deutsche Wiedervereinigung leitet eine Zeitenwende ein, auch im Amtssitz des Bundespräsidenten.
Die Berliner Republik ist ein verändertes Land. Endgültig selbstständig sucht Deutschland seine Rolle im In und Ausland. Eine veränderte Medienwelt rückt das Wirken des ersten Paares in den Fokus der Aufmerksamkeit. Im Positiven wie im Negativen. Schon vor der Bundesregierung zieht das Präsidialamt nach Berlin.
Die neue Hausherrin auf Schloss Bellevue, Christiane Herzog, wird kochend zum beliebten Fernsehstar. In einer sozial kälter werdenden Ellbogengesellschaft setzt sie auf Mitmenschlichkeit, Güte und Nähe.
Die hoch gebildete Christina Rau kannte das Amt schon von ihren Großeltern Hilda und Gustav Heinemann. Mit ihr ziehen wieder Kinder ins Amt. Keine der First Ladies vor und nach ihr ist durch ihre karitativen Aufgaben und Ehrenämter gesellschaftspolitisch so eingebunden wie sie.
Horst Köhler ist ohne Gattin Eva Luise Köhler gar nicht vorstellbar. In der Zeit nach dem Amoklauf von Winnenden 2007 findet sie gemeinsam mit ihrem Mann
Worte des Trostes. Ihre Beziehung gilt bis zum Tag seines überraschenden Rücktritts als symbiotisch. Aus der Präsidentschaft Christian Wulffs bleiben Glanz und Gloria seiner Frau Bettina Wulff in bester Erinnerung. Kein Präsidentenpaar hat die Medien jemals so dicht heran gelassen – eine in guten Zeiten gewollte Nähe wurde im Abstieg zum Fanal.
Heute residiert – offiziell anerkannt – mit Daniela Schadt die erste unverheiratete First Lady auf Schloss Bellevue. Dabei weiß kaum jemand, dass bereits mit Theodor Heuss – nach dem Tod seiner Frau Elly – eine Lebensgefährtin in die Präsidentenvilla Hammerschmidt in Bonn einzog.
Marianne von Weizsäcker
Christiane Herzog
Christina Rau
Eva Luise Köhler
Bettina Wulff
Daniela Schadt
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MARIANNE VON WEIZSÄCKER ........ First Lady von 1984 bis 1994CHRISTINA RAU ................................ First Lady von 1999 bis 2004EVA LUISE KÖHLER ........................... First Lady von 2004 bis 2010BETTINA WULFF ............................... First Lady von 2010 bis 2012DANIELA SCHADT ............................. First Lady seit 2012
CORNELIA SCHEEL ............................ Tochter von Mildred Scheel DR. MARKUS HERZOG ..................... Sohn von Christiane HerzogPROF. LUDWIG THEODOR HEUSS .... Enkel von Elly HeussKnapp
HORST ARNOLD ............................... ehemaliger Protokollchef seit Heinrich LübkeURSULA SYBILLE REISS .................... ehemalige Referentin seit Heinrich LübkeWOLFGANG TESKE ........................... ehemaliger Pressesprecher seit Heinrich LübkeANNE VON FALLOIS ......................... Referentin von Christiane Herzog
DR. ENRICO BRISSA .......................... amtierender Protokollchef des Bundespräsidialamtes PROF. DR. STEFAN PIEPER ................ Referat Verfassung und zuständig für das ........................................................... historische Erbe der Bundespräsidenten ANTJE SIEBENMORGEN ................... Leitung „Bürgerbüro“
Deutschlands First Ladies
INTERVIEWPARTNER
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Buch ................................ JOBST KNIGGE, FRIEDRICH STEINHARDT
Regie ............................... JOBST KNIGGE
Kamera ........................... JEAN SCHABLIN, JOHANN-ODIN SCHMEJKAL, ROLAND DIETL
Schnitt ............................ MAREK WEINHOLD
Archivrecherche ............. MONIKA SCHUCK, IRIS JILKE
Produktionsleitung ........ STEFANIE SCHIBILLE Caligari , CHRISTIAN WULF WDR
Produzentin ................... GABRIELE WALTHER
Redaktion ....................... CHRISTIANE HINZ und CHRISTIANE MAUSBACH WDR,
......................................... ASTRID HARMS-LIMMER BR
STAB
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„Am Anfang hatte ich die Rolle des Protokolls nicht so ernst genommen. ‚Ich komm' aus gutem Hause, ich bin gut erzogen, so dumm bin ich nun auch nicht, das kann ich schon alleine‘. Und das ist ein ganz großer Irrtum. Das Protokoll hat eine enorm wichtige Rolle. Denn Sie glauben gar nicht, wie hoch die Empfindlichkeiten sind, mit denen man's zu tun hat. Ohne ein gutes Protokoll läuft gar nichts.“
„Also, es gab wirklich kaum ein Land, wo wir nicht waren in den zehn Jahren. Das ist ein unglaublicher Reichtum, der auch eine Riesenherausforderung bedeutete. Es war wirklich ein Hochleistungssport. Da konnte man nicht sagen, heute hab ich keine Lust oder heute bin ich müde, also das gab's überhaupt nicht.“
MARIANNE VON WEIZSÄCKER First Lady von 1984 bis 1994
ZITATE
[Enkelin von Hilda und Gustav Heinemann,als Jugendliche bei den Großeltern]
„Meine Schwester und ich trugen, eben wie man das damals tat, Hotpants. Und das war tatsächlich in der ‚Tagesschau‘. Es wurde so richtig von unten nach oben geschwenkt, wie wir beiden hier vorne auf der Terrasse stehen. Ein Skandal.“
„Man denkt ja immer: Ach, was haben die es gut, die Kinder vom Bundespräsidenten. Aber irgendwann brach es mal aus meiner Tochter heraus: Sag mir einen Vorteil, den ich dadurch habe, dass ich die Tochter eines Bundespräsidenten bin!“
CHRISTINA RAU First Lady von 1999 bis 2004
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LUISE KÖHLER First Lady von 2004 bis 2010
„Als die englische Königin kam [2004], war das unser erster Staatsbesuch – und da war natürlich klar die Frage: Was zieht man da an? Ich trage nicht ungern Hüte, aber ich weiß noch, dass ein junger Mann vom Protokoll mich begleitete, um einen Hut zu kaufen. Im Stillen hab ich gedacht: Naja, wieso geht der jetzt mit mir? Ich kaufe selber meine Hüte. Aber es war ganz nett.“
„Ja, immer Deutschland sein – das geht sogar so weit, dass ich, wenn ich an der Ampel stehe und nirgendwo an einer kleinen Straße ein Auto kommt, dass ich nur bei Grün drüber gehe. Weil ich dachte: Als First Lady kannst du nicht bei Rot über die Ampel gehen, selbst wenn kein Mensch da ist.“
„Ich habe irgendwo mal in einem Interview gesagt: Naja, wenn wir es uns richtig gut gehen lassen, dann trinke ich gerne ein Glas Weißwein und mein Mann den Bananensaft. Die Folge war, dass meinem Mann bei vielen Staatsbesuchen Bananensaft vorgesetzt wurde. Selbst im äußersten Zipfel von Russland standen zwei Flaschen Bananensaft.“
[Über die Gerüchte im Internet über sie]
„Ich habe das abgespalten. Wir haben entschieden, es nicht öffentlich zu thematisieren, weil es einfach dem Amt schadet.“
BETTINA WULFF First Lady von 2010 bis 2012
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Pressekontakt
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