5
o D n o o o k i 1::':-: >:-'-" -:'" ,,., ..... ",;>,:_;;;:,, __ '.' c,-, , .,. ' I , ",','';' .. ... .. .. ,;"",- . ..;..& r..ll ___ > __ ,=,,_," : ' ",':7'''';_ .,1 Liebe Verbandsmitglieder, liebe Freunde der landwirtschaftli- chen Wildhaltung, auch in diesem Jahr können wir wieder hochwertiges Wildfleisch aus der land- wirtschaftlichen Gehegehaltung anbie- ten. Dies ist daher für uns Gehegehalter eine ganz wichtige Zeit; erzielen wir doch über den Verkauf von Wildfleisch die erforderlichen Einnahmen, um diese landwirtschaftliche Marktnische wirt- schaftlich betreiben und damit fortführen zu können. Doch wird für uns Weidetierhalter das Leben nicht unbedingt leichter. Denke ich nur an das Thema "Wolf". Da wun- dert es schon, wie man uns Gehegehal- ter und Weidetierhalter insgesamt ein Stück weit alleine lässt. In einigen Bun- desländern hat man ja seit Jahren ein- schlägige Erfahrungen gesammelt. Doch in noch keinem Bundesland ist leider ei- ne Landesregierung bereit, unsere zu- sätzlichen Aufwendungen zum Schutz unseres Gehegewildes vor dem Wolf zu 100% zu finanzieren. Artenschutz ja, aber bitte nicht auf Kosten einiger weni- ger. Zumal wir mit unserer extensiven Weidenutzung eine Landschaftspflege und gleichzeitige Nahrungsmittelerzeu- gung auf natürlicher Grundlage betrei- ben, wie es Politik und Verbraucher ,wünschen. Erfreulich ist, dass sich nun- mehr die Bundesregierung - konkret das Bundesumwelt - wie auch das Bundes- I • _ I :..J .. _..:!AIlitÄJ \ .1 \. landwirtschaftsministerium - dem Thema und damit auch unserer Sorgen und Forderungen annehmen. Doch ist noch recht viel Überzeugungsarbeit erforder- lich. Nutzen Sie, liebe Verbandskollegen und Gehegehalter, die Wildsaison, nicht nur Ihre Produkte bestmöglich zu vermark- ten, sondern zeigen Sie auch, welchen persönlichen Einsatz Sie über ein Jahr zur fach- und tierartgerechten Haltung und Aufzucht des Gehegewildes aufwen- den. Unsere Gehegehaltung spielt sich draußen und für jedermann sichtbar ab. Dies können wir zeigen. Wir sind stolz auf diese unsere Arbeit und verdienen auch gute Preise und Wertschätzung. Daher ist es wichtig, dass wir weiterhin diese Vorbildlichkeit pflegen. Nicht Mas- se, sondern Klasse ist unsere Motivation. Nutzen Sie auch die Gelegenheit des Einsatzes von Werbemitteln, so bei- spielsweise die BLW-Rezeptflyer, um so eine gute Hilfestellung bei der Zuberei- tung zu geben. Ich wünsche Ihnen für die anstehende Wildsaison viel Erfolg! Ihr K.-H. Funke Bundesvorsitzender Heft 4/2015 Landwirtschaftliche Wild haltung I - , . . -"- - .... --. --' Axel Behrendt I, Jürgen Pickert 1 , An- dreas Fischei2 und Thomas Kaisei2 1 Leibniz-Zentrum für Agrarlandschafts- forschung Müncheberg e. V., For- schungsstation Paulinenaue 2Leibniz-Zentrum für Agrarlandschafts- forschung Müncheberg e. V., Institut für Landnutzungssysteme und Land- schaftsökologie Einleitung Die landwirtschaftliche Wildtierhaltung hat sich in Deutschland fest etabliert und weitet sich besonders im Osten im- mer noch aus. Die traditionellen Grün- 10 ndgebiete Nordostdeutsch 10 nds bie- ten noch viel Raum für Gehegehaltun- gen. Landwirtschaftliche Wildhaltung wird in der Regel als extensive Grün- landnutzung anerkannt, eine Nutzungs- form die zum Beispiel über KULAP ge- fördert wird. Zudem kommen Wildhal- ter, die zuvor keine Fördergelder für ih- re Tiere und Flächen bekamen, jetzt durch die GAP Reform-Entkopplungen in den Genuss von Grünlandflächen- prämien, die in gleicher Höhe wie die Ackerflächenprämien ausgezahlt wer- den Auch eine Ökoumstellung ist in rei- nen Grünlandbetrieben mit Wildhal- tung relativ einfach und einträglich. Inwiefern Niederungsstandorte für die Wildhaltung geeignet sind und welche Aspekte unter den besonderen Stand- ortbedingungen zu beachten sind, wird in Paulinenaue untersucht. Das Paulinenauer Forschungsgehege befindet sich auf einem reliefierten Nie- dermoorstandort. Die bisherige Lehr- meinung lehnte Moorstandorte für die Wildtiergehegehaltung ab. Das Gleiche galt auch jahrzehntelang für die Schaf- haltung. In der Forschungsstation für Landwirtschaft Paulinenaue, konnte in den letzten 25 Jahren diese veraltete Meinung revidiert werden. Standort Das überregionale ZALF- Forschungs- und Demonstrationsgehege für land- wirtschaftliche Wild haltung befindet sich im Havelländischen Luch ca. 4 km nördlich der Ortslage Paulinenaue (Brandenburg) auf einer etwa 30 ha großen Niedermoorgrünlandfläche. Diese Fläche weist ein recht deutliches Relief auf, welches durch nacheiszeitli- che Abflußrinnen und Flugsanddünen geprägt wurde und typisch für den nordostdeutschen Raum ist. Neben tiefgründigen Arealen, mit Moormächtigkeiten von mehreren Me- tern, kommen auch auf 30 % der Flä- che Sanddurchragungen (Flugsand- dünen) vor, dazwischen gibt es anmoo- rige Übergangsbereiche, was ideale 5

c'I,~~,,,,,-.r; -:' -~~,;:: '.' c ...publ.ext.zalf.de/publications/62d8d8bf-5964-4107-a50f-916055f3eca4.pdf · JJr-~~ K.-H. Funke Bundesvorsitzender ... Foto 3 Versuchsernte des Weiderestes

  • Upload
    dobao

  • View
    214

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: c'I,~~,,,,,-.r; -:' -~~,;:: '.' c ...publ.ext.zalf.de/publications/62d8d8bf-5964-4107-a50f-916055f3eca4.pdf · JJr-~~ K.-H. Funke Bundesvorsitzender ... Foto 3 Versuchsernte des Weiderestes

o

D n

o o o

k i 1::':-: >:-'-" .~·I.··'·' -:'" ~ ,,., .....

",;>,:_;;;:,, __ -~~,;:: '.' c,-, , .,. ' • I -",~, , ",','';' .. _.~ ... ~,:,;.';"~.;"~ ,;,;,:,\c'I,~~,,,,,-".r; .. ;~;':":,iJl!,J.:t:~J!·' .. ,;"",-. ..;..& r..ll .~

___ > __ ,=,,_," : ' ",':7'''';_ .,1 ~ Liebe Verbandsmitglieder, liebe Freunde der landwirtschaftli­chen Wildhaltung, auch in diesem Jahr können wir wieder hochwertiges Wildfleisch aus der land­wirtschaftlichen Gehegehaltung anbie­ten. Dies ist daher für uns Gehegehalter eine ganz wichtige Zeit; erzielen wir doch über den Verkauf von Wildfleisch die erforderlichen Einnahmen, um diese landwirtschaftliche Marktnische wirt­schaftlich betreiben und damit fortführen zu können.

Doch wird für uns Weidetierhalter das Leben nicht unbedingt leichter. Denke ich nur an das Thema "Wolf". Da wun­dert es schon, wie man uns Gehegehal­ter und Weidetierhalter insgesamt ein Stück weit alleine lässt. In einigen Bun­desländern hat man ja seit Jahren ein­schlägige Erfahrungen gesammelt. Doch in noch keinem Bundesland ist leider ei­ne Landesregierung bereit, unsere zu­sätzlichen Aufwendungen zum Schutz unseres Gehegewildes vor dem Wolf zu 100% zu finanzieren. Artenschutz ja, aber bitte nicht auf Kosten einiger weni­ger. Zumal wir mit unserer extensiven Weidenutzung eine Landschaftspflege und gleichzeitige Nahrungsmittelerzeu­gung auf natürlicher Grundlage betrei­ben, wie es Politik und Verbraucher

,wünschen. Erfreulich ist, dass sich nun­mehr die Bundesregierung - konkret das Bundesumwelt - wie auch das Bundes-

I • _ I :..J

.. _..:!AIlitÄJ \ .1 \ .

landwirtschaftsministerium - dem Thema und damit auch unserer Sorgen und Forderungen annehmen. Doch ist noch recht viel Überzeugungsarbeit erforder­lich.

Nutzen Sie, liebe Verbandskollegen und Gehegehalter, die Wildsaison, nicht nur Ihre Produkte bestmöglich zu vermark­ten, sondern zeigen Sie auch, welchen persönlichen Einsatz Sie über ein Jahr zur fach- und tierartgerechten Haltung und Aufzucht des Gehegewildes aufwen­den. Unsere Gehegehaltung spielt sich draußen und für jedermann sichtbar ab. Dies können wir zeigen. Wir sind stolz auf diese unsere Arbeit und verdienen auch gute Preise und Wertschätzung. Daher ist es wichtig, dass wir weiterhin diese Vorbildlichkeit pflegen. Nicht Mas­se, sondern Klasse ist unsere Motivation. Nutzen Sie auch die Gelegenheit des Einsatzes von Werbemitteln, so bei­spielsweise die BLW-Rezeptflyer, um so eine gute Hilfestellung bei der Zuberei­tung zu geben.

Ich wünsche Ihnen für die anstehende Wildsaison viel Erfolg!

Ihr

JJr-~~ K.-H. Funke Bundesvorsitzender

Heft 4/2015 Landwirtschaftliche Wild haltung I -, . .

-"- - .... ~ ~ ---~. --. --'

Axel Behrendt I, Jürgen Pickert 1 , An­dreas Fischei2 und Thomas Kaisei2

1 Leibniz-Zentrum für Agrarlandschafts­forschung Müncheberg e. V., For­

schungsstation Paulinenaue 2Leibniz-Zentrum für Agrarlandschafts­forschung Müncheberg e. V., Institut für

Landnutzungssysteme und Land­schaftsökologie

Einleitung Die landwirtschaftliche Wildtierhaltung hat sich in Deutschland fest etabliert und weitet sich besonders im Osten im­mer noch aus. Die traditionellen Grün-10 ndgebiete Nordostdeutsch 10 nds bie­ten noch viel Raum für Gehegehaltun­gen. Landwirtschaftliche Wildhaltung wird in der Regel als extensive Grün­landnutzung anerkannt, eine Nutzungs­form die zum Beispiel über KULAP ge­fördert wird. Zudem kommen Wildhal­ter, die zuvor keine Fördergelder für ih­re Tiere und Flächen bekamen, jetzt durch die GAP Reform-Entkopplungen in den Genuss von Grünlandflächen­prämien, die in gleicher Höhe wie die Ackerflächenprämien ausgezahlt wer­den Auch eine Ökoumstellung ist in rei­nen Grünlandbetrieben mit Wildhal­tung relativ einfach und einträglich. Inwiefern Niederungsstandorte für die Wildhaltung geeignet sind und welche

Aspekte unter den besonderen Stand­ortbedingungen zu beachten sind, wird in Paulinenaue untersucht. Das Paulinenauer Forschungsgehege befindet sich auf einem reliefierten Nie­dermoorstandort. Die bisherige Lehr­meinung lehnte Moorstandorte für die Wildtiergehegehaltung ab. Das Gleiche galt auch jahrzehntelang für die Schaf­haltung. In der Forschungsstation für Landwirtschaft Paulinenaue, konnte in den letzten 25 Jahren diese veraltete Meinung revidiert werden.

Standort Das überregionale ZALF- Forschungs­und Demonstrationsgehege für land­wirtschaftliche Wild haltung befindet sich im Havelländischen Luch ca. 4 km nördlich der Ortslage Paulinenaue (Brandenburg) auf einer etwa 30 ha großen Niedermoorgrünlandfläche. Diese Fläche weist ein recht deutliches Relief auf, welches durch nacheiszeitli­che Abflußrinnen und Flugsanddünen geprägt wurde und typisch für den nordostdeutschen Raum ist.

Neben tiefgründigen Arealen, mit Moormächtigkeiten von mehreren Me­tern, kommen auch auf 30 % der Flä­che Sanddurchragungen (Flugsand­dünen) vor, dazwischen gibt es anmoo­rige Übergangsbereiche, was ideale

5

Page 2: c'I,~~,,,,,-.r; -:' -~~,;:: '.' c ...publ.ext.zalf.de/publications/62d8d8bf-5964-4107-a50f-916055f3eca4.pdf · JJr-~~ K.-H. Funke Bundesvorsitzender ... Foto 3 Versuchsernte des Weiderestes

6 Landwirtschaftliche Wildhaltung Heft 4/2015

ZALF-Forschungsgehege Paulinenaue

~

Karte: Lage des Forschungsgeheges

Rückzugsgebiete für die Tiere in beson­ders nassen Zeiten sind. Die Moorflächen sind als mitteltiefes Verlandungs- /Versumpfungsmoor an­zusprechen, deren Torfe hauptsächlich aus Schilf, Seggen- und Bruchwaldve­getation aufgebaut sind. Unter dem Moorkörper lagert ein sehr wasserzügi­ger fein- bis mittelkörniger Sand. Das Klima ist kontinental geprägt. Im langjährigen Mittel gab es in der Pauli­nenauer Wetterstation 546 mm Jahres­niederschlag, und die durchschnittliche Jahresmitteltemperatur betrug 8,9 °C (langjährige Mittel von 1951 bis 2014 ). In extremen Trockenjahren wer­den keine 400 mm erreicht (1997: 381 mm u. 2003: 344 mm) und in sehr feuchten Jahren fallen über 600 mm Niederschlag. Im Jahr 2007 waren es sogar fast 1000 mm, wovon allein von Mai bis Ende Juli 534 mm Regen fie-

len. Für die Niedermoorweiden sind die trockeneren Jahre immer die besseren, weil die Grundwassernähe in der Regel für ausreichend Futterwachstum sorgt.

Wissenschaftliche Untersuchun­gen im Paulinenauer Gehege Die wissenschaftlichen Untersuchungen, die im Forschungsgehege geplant bzw. bereits durchgeführt werden, sind nach­folgend stichpunktartig aufgelistet.

1. abiotische und vegetationsökologi­sche Untersuchungen

• Parzellenversuche mit unterschiedli­chen Grasarten auf Moor- und Mi­neralboden zur Erfassung der Futter­präferenz

• Bodendrucksondierungen zur Beur­teilung der Trittwirkung der Damtie­re auf den Moorboden

• Bestimmung der Nährstoffdynamik

Heft 4/2015 Landwirtschaftliche Wildhaltung

des Bodens in festgelegten Rastern (Nm;n, Kalium, Phosphor

• Lysimeteruntersuchungen zur Was­ser- und Stoffbilanz

• kontinuierliche Erfassung von Klima­faktoren

• Grundwasserstandsmessungen und Entnahme von Wasserproben

• Vegetationsaufnahme auf Dauer­quadraten

• Bestimmung von Futterertrag und -qualität

2) mikrobiologische Untersuchungen • Bestimmung des Mikrobenbesatzes

auf dem Weidefutter im Jahresver­lauf

• Ermittlung von Endo- und Mykotoxi­nen im Futter

3) Erfassung von allgemeinen und spe-ziellen Leistungsmerkmalen

• Lebendmasseentwicklung • Reproduktionsleistung • Tiergesundheit (Endoparasiten,

Schalen- und Augengesundheit) • stichprobenartige Schlachtkörper­

analyse • Vergleichende Kalkulation der Wei­

deleistung, des Energie- und Nähr­stoffbed a rfs

4) Analyse von Wechselwir-kungen zwi­schen Weidetier, Grünlandvegetation und

standorttypischen Flurgehölzen • Gehölzanpflanzungen als Gestal­

tungselemente in Agrarlandschaften • Formulierung von Kriterien zur Aus­

wahl von Flurgehölzen aus dem Blickwinkel der Weide praxis (u.a. räumliche Strukturierung von Ge-

hölzanpflanzungen, Gehölzhöhe und -bestockung, Widerstandsfähig­keit gegenüber landwirtschaftlichen Nutztieren)

5) populationsabhängige sozioökono­mische Kalkulationen • Kosten-Nutzen-Analyse • marktwirtschaftliche Erhebung hin­

sichtlich der Vermarktungschancen

6) ethologische Studien (14tägiger Rhythmus über das gesamte Jahr) • zeitgleiche Erfassung und Analyse

des vom Menschen nicht beeinfluß­ten Verhaltensinventars (Zeitmuster)

• Bestimmung der Varianzursachen der rassenspezifischen Nahrungs­aufnahme unter Berücksichtigung der Grasensdauer und -rhythmik so­wie Synchronität

• Analyse der Ursachen des tierart­und rassenspezifischen Raum-Zeit­Verhaltens in Abhängigkeit von abi­otischen und biotischen Faktoren

• Bestimmung der ethologischen Wechselwirkungen zwischen ge­meinsam gehaltenen Tiergruppen unterschiedlicher Tierarten

• Ermittlung tierartlicher Interaktionen in der Weidepflege

• Bestimmung der abiotischen Varian­zursachen der Lokomotion

• Charakterisierung des Ruheverhal­tens (tierseitige Auswahlkriterien, Auswirkungen auf die Nährstoffver­teilung und die Vegetation im un­mittelbaren Bereich der Ruheplätze)

Ergebnisse Bei dem hohen Flächenanteil des Grünlandes in Brandenburg und Meck-

7

Page 3: c'I,~~,,,,,-.r; -:' -~~,;:: '.' c ...publ.ext.zalf.de/publications/62d8d8bf-5964-4107-a50f-916055f3eca4.pdf · JJr-~~ K.-H. Funke Bundesvorsitzender ... Foto 3 Versuchsernte des Weiderestes

8 Landwirtschaftliche Wildhaltu ng Heft 4/2015

Foto Jobgeäste Distelblütenstände

Foto 2 Kegeldrucksonde

len burg-Vorpommern

. ....,,!/i!!i' u,nd dem rückläufigen 11 ~ TIerbesatz kommt der

~

alternativen Weidenut­zung bzw. Landschafts­pflege eine besondere Rolle zu . Hier gilt auch das Bestreben, mit we­nigen Tieren einen möglichst hohen Pfle­geeffekt zu erreichen. Das Domwild scheint sich hierfür besonders gut zu eignen. Die Tie­re zeigen eine sehr ho­he Aktivität auf der Fläche, und es gibt kaum Areale, d ie ge-

Heft 4/2015 Landwirtschaftliche Wildhaltung

Kegeleindringwiderstände (KEW) 1999,2005 und 2015

2000

1800

1600

1400 ra

1200 Q. ..IC C 1000

~ 800

600

400

200

0 2,5-7,01999 2,5 - 7,0 2005 2.5- 7,02015

Bodentiefe cm

- Sukzession - Damtiergehege - Rinderkoppel

Abb. J Meßergebnisse zur Bodenverdichtung

mieden werden. Das hot den Vorteil, dass ein relativ gleichmäßiges Abwei­den des Bestandes gewährleistet ist. Im Paulinenauer Forschungsgehege konn­te beobachtet werden, dass selbst bei geringen Besatzdichten (unter 0,5 GV / ha) noch ein erstaunlicher Pflegeeffekt zu verzeichnen war. Neben den Grün­landflächen mit einer Dauergrasnarbe aus Wiesenschwingel, Rohrglanzgras, Lieschgras, Rohrschwingel, Weidelgrä­sern, Rispenarten, Trespen, Honiggras, Weißklee und verschiedenen Wildkräu­tern stand den Tieren auch eine soge­nannte Sukzessionsfläche (mehrjährige Stillegung) zur Verfügung . Hier wurden vom Damwild schon mit 5 Damtieren/ ha fast 100% aller Blüten- und Samen­stände, selbst von Großer Brennessei und verschiedenen Distelarten, abgeäst (Konzentrat-selektion) . Somit wird zu-

mindest d ie generative Vermehrung un­erwünschter Arten wirkungsvoll einge­schränkt. Mit höheren Tierbesatzdichten verstärkt sich dieser Effekt. Selbst Krau­ser Ampfer, der auf vielen Grünlandflä­chen, insbesondere Rinderweiden, als Problemart gilt, lässt sich mit einem ge­schickten Damwildweidemanagement (zeitweise und wiederholt viele Tiere auf verunkrauteten Flächen) wirkungsvoll bekämpfen. In unseren Versuchen ha­ben wir die verampferten Flächen mehrmals im Jahr sehr kurz abweiden lassen, so dass die Ampferpflanzen jetzt fast vollständig verschwunden sind und eine sehr vitale, dichte Grasnarbe ent­stand, Die hohe Aktivität der Damtiere in Kombination mit ihrem sehr festen Tritt kommt auch der moorschonenden Bo­denverdichtung zugute (Abb . 1) . Durch

9

Page 4: c'I,~~,,,,,-.r; -:' -~~,;:: '.' c ...publ.ext.zalf.de/publications/62d8d8bf-5964-4107-a50f-916055f3eca4.pdf · JJr-~~ K.-H. Funke Bundesvorsitzender ... Foto 3 Versuchsernte des Weiderestes

Foto 3 Versuchsernte des Weiderestes

Verdichtung der Moorböden wird die mikrobielle Zersetzung der organischen Bodensubstanz vermindert. Das lässt ei­ne längere Lebensdauer des Moorbo­dens erwarten und vermindert dessen Beitrag zum Treibhauseffekt. Verglei­chende Untersuchungen zwischen Suk­zession, Rinder- und Damtierweiden mittels Kegeleindringwiderstandsmes­sungen belegen die Verdichtungswir­kung.

In Parzellenbeweidungsversuchen auf Niedermoor und Sandhumusgley wur­den die wichtigsten Futtergräser und Weißklee auf ihre Beliebtheit (Futterpräferenz) getestet. Die Beweidungen ergaben im Mittel über alle Parzellen und Bodenformen folgendes Bild: Mit Abstand höchster Beliebtheit erfreute sich der Weißklee.

- Er wurde in allen Beweidungen jeweils am ersten Tag vollständig abgeäst.

Von den getesteten Gräsern wurden Wiesenschweidel (Wsei), Weißstrauß­gras (WstG) und Wiesenfuchsschwanz (WFS) am stärksten verbissen, dicht ge­folgt vom Wiesenschwingel (WS) und Rohrschwingel (RS). Im Mittelfeld der Präferenz des Damwildes lagen die Wiesen rispe (WR) und der Rotschwingel (RotS) etwa gleichauf, nur wenig hinter dem Wiesenlieschgras (WLG). Völlig unerwartet landete das Deutsche Wei­delgras (Dwg) als Schlußlicht in der Beliebtheitsskala. In den ersten Auf­wüchsen wurde es noch recht gut abge­äst, so dass sich das Deutsche WeideI­gras noch in der ersten Hälfte des Mit­telfeldes befand. In den Folgeaufwüch­sen neigte es im Vergleich zu den an­deren Arten zur verstärkten HaImbil­dung und wurde wahrscheinlich des­halb weniger verbissen als andere Grä­ser. Aus der Futterqualitätsanalyse konnte jedoch nicht abgeleitet werden, warum

Heft 4/2015 Landwirtschaftliche Wildhaltung 11

das Deutsche Weidelgras so schlecht beim Damwild abschnitt, es lag mit sei­nen Werten der umsetzbaren Energie (MJ ME) immer an vorderer Position.

In Lysimetern wurde untersucht, ob ver­stärkte Kotablagerungen in Gehegen zur Grundwasserbelastung führen kön­nen. Von Kritikern der Gehegehaltung wird nicht selten die Vermutung geäu­ßert, dass Damwild, wenn es sich in großen Rudeln bevorzugt an bestimm­ten Plätzen aufhält, zur Grundwasserge­fahr wird. Der Versuch wurde so ange­legt, dass normale Kotablagerungen mit der zehnfach überhöhten Menge verglichen wurden. Zudem wurde als Versuchsstandort eine gut durchlässige Sauerbraunerde ausgewählt, bei der

die Auswaschungsgefahr in der Regel besonders hoch ist. Die hoch belastete Variante bekam jähr­lich, auf Hektar umgerechnet, zwischen 750 - 1200 kgN/ha, 240 - 380 kgPI ha und 237 - 415 kgK/ha. Das sind Mengen, die eine enorme Grundwas­serbelastung vermuten lassen. Doch selbst nach 9 Versuchsjahren halten sich die Grundwassereinträge in Gren­zen. Insbesondere die befürchteten Nit­rateinträge blieben aus. Hier lagen die Maximalwerte des Jahreseintrags im 9. Versuchsjahr bei 0,03 und 0,04 gN03 -N/m 2 .

Der Phosphoreintrag war fast nicht messbar, er betrug maximal 0,01 gPI m2 . Nur das leicht lösliche Kalium war mit 2-3 gK/m2 verstärkt im Grundwas­ser zu finden. Die Ergebnisse aus den

Foto 4 dichtes Gedränge an schmackhaften Arten

Page 5: c'I,~~,,,,,-.r; -:' -~~,;:: '.' c ...publ.ext.zalf.de/publications/62d8d8bf-5964-4107-a50f-916055f3eca4.pdf · JJr-~~ K.-H. Funke Bundesvorsitzender ... Foto 3 Versuchsernte des Weiderestes

12 Landwirtschaftliche Wildhaltung Heft 4/2015

Stickstoffbilanz _,_ .80; Brache; Lys. 81; Weide; Lys. 82; Brache; Lys. 83; Weide;

15,00 "'-:1~00:-g-=TS:-:L-os-u"";ng~1-=-00::-g-=TS:-:L-os-u-':ng:""-:-:10~0-=-Og~TS"""L"-os-u-.:ng----,-,10~0-=-Og-::T~S ,-Lo-su~ng

10,00 +-1 -------------,

5,00 r-I - --------

0,00

." I ! -5,00 " QD I .5 -10,00 z

• N-Eintrag

• N-Abfluss

• N-Ernte

• Bilanz

-15,00 jl----------

-20,00 +1-----------

-25,00 +1-----------

-30,00 -'--- ---- ---- --------

Abb. 4 Stickstoffbilanz bei "normaler" und bei 1 Ofacher Kotmenge im Mittel von 9 Jahren

Lysimeteruntersuchungen decken sich auch mit den Analysewerten des hoch anstehenden Grundwasser aus den Gehegebeprobungen.

Betrachtet man die mit der Losung aus­gebrachten Stickstoffmengen in den je­weiligen Varianten, ist zu erkennen, dass die hochgedüngten Lysimeter durch eine positive Pflanzenentwicklung und eine daraus resultierende geringere Auswaschung gekennzeichnet sind . Hingegen zeigen die weniger gedüng­ten Lysimeter eine verminderte Entwick­lung der Vegetation und eine demzufol­ge höhere Auswaschung. Eine Verun­reinigung des Grundwassers unter den

Bedingungen, wie sie in diesem Ver­such simuliert wurden, konnte nicht festgestellt werden . Ebenso zeigten sich keine wesentlichen Unterschiede bei der Betrachtung der Nährstoffbilanzen auf den verschiedenen Standorten (Brache und Weide), weil sich die Bra­chevarianten sehr schnell selbst be­grünten. Eine von Praktikern und Genehmi­gungsbehörden immer wieder gestellte Frage lautet: "Wie viele Tiere kann ich auf einem Hektar halten? In den ver­schiedenen Leitlinien stehen Zahlen, die sich meist um die 10 DW/ha oder 3 RW/ha bewegen. Es gibt umfangreiche GV - Schlüssel zur Orientierung was

Heft 4/2015 Landwirtschaftliche Wildhaltung 13

Flächenbedarf und Futtermenge anbe­langt. In unseren Versuchen mussten wir feststellen, dass 10 Damtiere mehr fressen als eine 500 kg Kuh . Es muss auch deshalb bedacht werden, dass jeder Gehegehalter den Tierbe­stand der Futterwüchsigkeit seiner Flä­che durch eigene Beobachtungen und Ertragsbestimmungen anpassen muss. Fast jeder Gehegehalter, der mit gerin­gen Besatzstä rken anfing und nach ei­nigen Jahren seinen Zielbestand er­reichte, musste feststellen, dass seine Spießer früher mehr gewogen haben, selbst dann, wenn die Weideflächen nach menschlichem Ermessen immer noch ausreichend Futterbestand bieten. Auch die Paulinenauer Spießer wogen im Durchschnitt in den ersten Versuch­johren, in denen weniger als 0,5 GV auf einem Hektar standen, einige Kilo mehr als in den letzten Jahren, in de­nen wir mitunter auch mit mehr als ei­ner GV/ha beweidet haben . Dabei herrschte nie Futterknappheit, auch in extrem trockenen Sommern wie 2003 nicht, wo in Paulinenaue nicht einmal 350 mm Jahresniederschlag fielen, weil hier der hohe Grundwasserstand immer für saftig grüne Weidebestände sorgte. Die Tiere müssen das ganze Jahr von der Gehegefläche ernährt werden kön­nen, einschließlich Winterfutter (Heu o­der Grassilage). Danach ist der Be­stand auszurichten. Selbst hohe Boden­wertzahlen nutzen wenig, wenn regel­mäßig im Sommer die Grasnarbe aus­trocknet und von außerhalb Futter in die Gehege gefahren werden muss. Dabei wird Gehegehaltung schnell un­rentabel, und auf Dauer droht eine Eu­trophierung von Boden und Wasser.

Entscheidend ist am Ende die tierische Leistung pro Flächeneinheit, die nach­haltig erreichbar ist.

Zusammenfassung Die landwirtschaftliche Wildtierhaltung, vor allem mit Damwild, ist ein erfolgrei­cher Wachstumszweig in der deutschen Landwirtschaft. Aus dem überregiona­len Forschungs- und Demonstrations­gehege des ZALF in Paulinenaue wer­den ausgewählte Ergebnisse dargestellt. Bodenschonende Effekte durch den fes­ten Tritt der Damtiere und ihr relativ gleichmäßiges Belaufen der Flächen werden deutlich. Futterpräferenzen zei­gen, dass gute Futtergräser für Kühe nicht die Favoriten beim Damwild sein müssen, was bedeutend für Wildweide­mischungen ist. In mehrjährigen Lysimeteruntersuchun­gen konnte ermittelt werden, dass Grundwasserbelastung z.B. mit Nitrat in Damwildgehegen auf vergleichbaren Standorten recht unwahrscheinlich ist. Lediglich Kalium wird, wegen der feh­lenden Tonkomponente, ähnlich wie auf Moorböden verstärkt ausgetragen, wenn es nicht vollständig vom Pflanzen­bewuchs aufgenommen wird . Mit zunehmendem Tierbesatz gehen die Einzeltierleistungen zurück (geringere Schlachtgewichte). Für jedes Gehege muss der Optimalbesatz der jeweili­gen Futterwüchsigkeit angepasst wer­den.