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Birds Online - alles über Wellensittiche · 2018. 7. 13. · Created Date: 10/9/2012 10:38:20 AM

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MMeeiisstt ssiinndd WWeelllleennssiittttiicchhee ffrreeuunnddlliicchh uunndd vveerr--ttrraaggeenn ssiicchh gguutt mmiitt iihhrreenn AArrttggeennoosssseenn.. KKlleeii--nneerree hhaarrmmlloossee ZZaannkkeerreeiieenn ggeehhöörreenn bbeeii iihhnneennzzuumm AAllllttaagg.. MMiittuunntteerr ssiinndd ddiiee VVööggeell jjeeddoocchhaalllleess aannddeerree aallss nneetttt uunndd eess kkoommmmtt zzuu hhaanndd--ffeesstteenn KKoonnfflliikktteenn ooddeerr ggaarr zzuu hhaarrttnnääcckkiiggeemm,,llaanngg aannddaauueerrnnddeemm MMoobbbbiinngg,, ddaass ffüürr ddiieebbeettrrooffffeenneenn TTiieerree eexxttrreemm bbeellaasstteenndd sseeiinnkkaannnn.. VVooggeellhhaalltteerr ssoolllltteenn ddeesshhaallbb wwiisssseenn,,wwiiee ssiicchh uunnnnööttiiggee KKoonnfflliikkttssiittuuaattiioonneenn vveerr--mmeeiiddeenn llaasssseenn,, wwaannnn ssiiee eeiinnggrreeiiffeenn ssoolllltteennuunndd wwiiee ssiiee ggeezziieelltt ffüürr AAbbhhiillffee ssoorrggeenn kköönn--nneenn.. GGaabbyy SScchhuulleemmaannnn--MMaaiieerr eerrllääuutteerrtt IIhhnneennddiiee rrüüppeellhhaaffttee SSeeiittee ddeerr kklleeiinneenn AAuussttrraalliieerr..

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Als Schwarmtiere sind Wellen-sittiche gern mit ihresglei-chen zusammen. Je mehr

Artgenossen sie um sich haben,desto besser – wobei selbstverständ-lich immer auf genügend Platz zuachten ist. Doch sogar in einer har-monisch zusammenlebenden Grup-pe kann es Momente geben, in de-nen sich die Vögel streiten, dennWellensittiche gehen nicht immersanft miteinander um. Am Futter-napf wird gerempelt, es wird um denbeliebtesten Sitzplatz gerungen undAbend für Abend wird neu ausge-fochten, wer auf welcher Schaukeloder auf welchem Ast schlafen darf.Dabei wird lautstark gekeckert, mitgeöffnetem Schnabel gedroht odersogar ein wenig gebissen. Blut fließtfür gewöhnlich nicht, und die klei-nen Auseinandersetzungen sind nachwenigen Sekunden oder allenfallsMinuten vorüber. Für den Halterbesteht kein Grund zur Sorge, wennsich die Vögel vorübergehend wiekleine Rüpel aufführen, ansonstenaber ein gutes Miteinander pflegen.Sich einzumischen, hätte keinenSinn, denn es ist für die Vögel wich-tig, auch diesen auf uns Menschenoft etwas unfreundlich wirkendenTeil ihres Sozialverhaltens auslebenzu können.

Es gibt jedoch durchaus Situationen,die weit über das normale und harm-lose Gerangel hinausgehen: Ein Vo-gel ist zur Zielscheibe wiederholter

Angriffe geworden und findet keineRuhe mehr. Eine solche prekäre La-ge rechtzeitig wahrzunehmen, istwichtig, um Verletzungen oder einZuviel an Stress für das Mobbing-opfer zu vermeiden.

Mobbing erkennen

Dauern Streitigkeiten länger als einpaar Sekunden oder Minuten an undwiederholen sie sich mehrmals amTag, können dies Alarmzeichen sein.Häufig ist bei echtem Mobbing zubeobachten, dass das Opfer sogardann attackiert wird, wenn es sichunauffällig verhält oder an einen ru-higen Ort zurückgezogen hat. Las-sen sich entsprechende Szenen be-obachten, spricht dies für gezielteAngriffe und zielgerichtetes Mob-bing. Ein typisches Beispiel hierfürist, dass ein häufig attackierter Wel-lensittich abseits vom Schwarm sitztund schläft und sogar dann von sei-nem Kontrahenten gegängelt wird.

Ebenfalls typisch für echtes Mob-bing ist es, wenn nicht nur mitgeöffnetem Schnabel gedroht odermit geschlossenem Schnabel kräftiggeklopft, sondern immer wieder ge-bissen wird. Opfer mobbender Wel-lensittiche haben häufig blutendeFußwunden oder Blessuren amKopf, weil die Angreifer wieder undwieder diese Körperteile anvisierenund kräftig zubeißen.

Auch das übersteigerte Werbeneines Männchens um ein Weibchenkann in Mobbing ausarten – zumin-dest aus Sicht der Vogeldame. Inter-essiert sie sich nicht für den gefie-derten Herrn oder überschüttet er siezu sehr mit seiner Zuneigung, hat siemöglicherweise keine Zeit mehrzum Fressen oder auch keine Gele-genheit mehr, Ruhe zu finden. Diesstellt eine Stresssituation dar, die aufdie Dauer krank machen kann. Alsweitere Folge kann das Weibchenzunehmend aggressiver gegenüberdem allzu aufdringlichen Männchenwerden – oder sich ein schwächeresSchwarmmitglied suchen, an dem esseine Wut gefahrlos auslassen kann.Damit wird das Mobbingopfer dannselbst gewissermaßen zum „Täter“.

Männchen können unterlegenenmännlichen Artgenossen gegenüberein sehr unangenehmes Verhalten anden Tag legen: Um ihre Dominanzzu zeigen, steigen sie bei jeder sichbietenden Gelegenheit auf den Rü-cken des Unterlegenen, als würdensie sich mit ihm paaren wollen. Die-se Art des Mobbings ist zwar unblu-tig, für das Opfer aber mit psychi-schem Stress verbunden.

Im Einzelfall kann Mobbing jedochganz anders aussehen, so dass derHalter sehr genau beobachten sollte,ob das Opfer ständig unter Drucksteht und wer für die Übergriffe ver-antwortlich ist.

Mobbing gezieltunterbinden

In allen beschriebenen Fällen istein Eingreifen des Halters sinn-voll, um dauerhafte psychische

Belastungen sowie körperliche Ver-letzungen zu vermeiden. Durch Be-strafen der „Täter“ erreicht man al-lerdings nur, dass diese ebenfallsLeid empfinden. Von jedweder Stra-fe ist somit unbedingt abzusehen.Gut gemeinte Ratschläge wie dasvorübergehende Einsperren des „Tä-ters“ bringen nichts. Der Vogel ver-steht nicht, dass er seiner Freiheitberaubt wird, weil er etwas Unrech-tes getan hat. Ihm fehlt jeglicheWahrnehmung für Recht und Un-recht, er handelt allein instinktiv.Außerdem kann er seine „Haft“ sehrwahrscheinlich nicht mit dem Ereig- Fo

tos:

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Kleine Ran-geleien ...

... mit ange-spannter Kör-

perhaltunggehören unter

Wellensittichenzum „guten

Ton“. Meist sindsie nach kurzerZeit wieder vor-

über und siesollten nicht mit

echtem Mob-bing verwech-

selt werden.

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nis in Zusammenhang bringen, dasden Halter so sehr erzürnt und einenSchwarmgefährten in Bedrängnisgebracht hat.

Die richtige Strategie zum Un-terbinden von Mobbing ist esdeshalb, zuerst einmal den

Auslöser für die Übergriffe zu er-kennen und basierend darauf zu han-deln, sprich die Situation individuellzu analysieren, die Lage zu ent-schärfen und für Abhilfe zu sorgen.

Krankheiten alsMobbing-Auslöser

Traktiert ein Wellensittich immerwieder dasselbe Mitglied seinesSchwarms oder gar seinen Partnerund lässt ihm keine Ruhe, ist diesfür das Opfer über alle Maßen belas-tend. Das gilt umso mehr, wenngleich mehrere Schwarmmit-glieder dasselbe Tier mobben.Dieses kann dann häufignicht mehr in Ruhe fressenund magert mit der Zeitab oder aber es findetkeinen ungestörten Platzzum Ausruhen. Da-durch kann es mit derZeit enorm geschwächtwerden, zumal es oft soist, dass vor allem alte,kränkelnde oder aus an-deren Gründen ohnehinbereits schwache Indivi-duen die Zielscheibe ihrerArtgenossen sind. Sie lei-den sehr unter den Nachstel-lungen ihrer Gefährten, da siesich auch ohne die Übergriffeschon nicht wohlfühlen.

Beobachtet ein Halter plötzlich sol-che vermehrten Übergriffe auf einbestimmtes Tier, das zuvor nieOpfer von Angriffen war, sollte erüberprüfen, ob der Vogel eventuellkrank ist. Vor uns Menschen ver-stecken Wellensittiche ihre Gebre-chen oft sehr lange, doch ihre Artge-nossen nehmen die Schwäche wahrund versuchen nicht selten, denkränkelnden Vogel durch ihr aggres-sives Verhalten aus dem Schwarmzu vertreiben. Da in der Heimvogel-haltung eine Flucht unmöglich ist,ist das Mobbingopfer den in ihrerIntensität häufig zunehmenden An-griffen hilflos ausgeliefert.

Dieses Verhalten der Wellensittichemutet auf den ersten Blick unfreund-lich und unsozial an, doch ihre Re-aktion auf einen gebrechlichen Art-genossen wird verständlich, wennman sich vor Augen führt, wie wildeWellensittiche in ihrer australischenHeimat leben. Dort fliegen sie in rie-sigen Schwärmen umher, was ihnenSchutz vor Fressfeinden bietet. Die-se konzentrieren ihre Angriffe fürgewöhnlich auf alte und von Krank-heiten geschwächte Vögel, weshalbWellensittiche instinktiv die Gegen-wart solcher Artgenossen meidenoder sie zu verjagen versuchen.Denn ist kein „Schwächling“ in derNähe, schaut ein Fressfeind viel-leicht nicht so genau hin und ziehtseines Weges.

Glücklicherweise sind die in Men-schenobhut lebenden Wellensitticheinsgesamt aber deutlich friedfertigerals viele Wildvögel, so dass sie nichtgleich jeden betagten oder schwa-chen Artgenossen mobben. Dennochsollten Halter Vorsicht walten lassenund zum Beispiel in einen Schwarm,der aus jungen, aktiven Vögeln be-steht, nicht unbedingt einen gehan-dicapten oder sehr ruhebedürftigenalten Wellensittich integrieren wol-len. Probleme wären nicht auszu-schließen, weil dieser schwache Art-genosse den erwähnten Instinkt beiden anderen Vögeln wecken könnte.

Geschieht es dennoch,sollte das Opfer vomSchwarm getrennt unddauerhaft mit einemruhigen, freundlichenPartnervogel separatuntergebracht werden.Die Trennung von den

Gefährten bedeutet zwarin gewisser Weise Stress

für das Tier, doch die stän-digen Angriffe stellen eine

noch viel größere Belastungdar, weshalb sich Vogelhalter

nicht scheuen sollten, dieSchwarmzusammensetzung so zuändern, dass das Mobbingopfer end-lich wieder Ruhe findet.

Stressfaktor Platzmangel

In ihrem Bestreben, den Wellen-sittichen möglichst optimaleBedingungen zu bieten, schießen

manche Halter ungewollt über dasZiel hinaus. Sie möchten ihren Tie-ren viel Abwechslung bieten undstopfen deren Behausung mit so vielSpielzeug voll, dass die Vögel sichnicht mehr richtig bewegen können.Die beengten Verhältnisse führendazu, dass bestimmte Plätze, andenen ein wenig mehr Raum zur

Blutige Füße

Sie treten beiMobbingopfernhäufig auf (Bildoben). Sie sindfür den Halterein Alarmsignal.

Verletzungenam Kopf oderwie in dem Fallauf dem Bildlinks an derNase (Wachs-haut) sind eben-falls typischfür gefiederteMobbingopfer.

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Verfügung steht, heiß um-kämpft sind. Bei solchen Kon-flikten haben die Kontrahen-ten kaum Möglichkeiten, sichauszuweichen. Der Streitspitzt sich zu, und vor allemschwache Vögel oder solchemit wenig Selbstbewusstseinwerden von dominanten Art-genossen wieder und wiederattackiert. Platz zum Auswei-chen haben sie nicht, so dasssie permanent in die Schuss-linie geraten.

Dieser Auslöser fürMobbing lässt sichdenkbar einfach umge-

hen, indem eine Einrichtunggewählt wird, die auf die Be-dürfnisse der Vögel abge-stimmt ist. Ein Zuviel ist folg-lich zu vermeiden, damit dieTiere genügend Bewegungs-freiraum haben und im Ideal-fall kleine Strecken fliegenkönnen. Selbstverständlich soll-te auch das Freiflugzimmer sogestaltet werden, dass dieVögel nicht regelrecht von Spiel-zeug „erschlagen“ werden, sondernausreichend Platz zum Fliegen undKlettern haben. Und natürlich Rück-zugsmöglichkeiten, um Streitigkei-ten aus dem Weg gehen zu können.

Überbesatz fördertAggressionen

Ein weiterer möglicher Stressfaktor,der mit dem zur Verfügung stehen-den Platz in engem Zusammenhang

steht, ist Übersatz. Werden Käfigoder Voliere mit zu vielen Wellensit-tichen besetzt, kommt es unter denVögeln zwangsläufig häufig zuStreitigkeiten. Sie fühlen sich vonden aus ihrer Perspektive argzudringlichen Artgenossen bedrängtund wehren sich oder lassen ihrenUnmut an einem schwachenSchwarmgefährten aus, weil sieselbst von einem stärkeren Tiergemobbt werden. Mit der Zeit kannes in Volieren mit Überbesatz zuregelrechten Mobbing-Kettenreak-

tionen kommen, unter denen einigeTiere ganz besonders leiden.

Damit die Vögel immer genü-gend Platz haben, sollten ineinem Käfig mit einer Größe

von 1,2 Meter Breite, einem MeterHöhe und 60 Zentimeter Tiefe nichtmehr als zwei Pärchen Wellensitti-che untergebracht werden – mit min-destens vier Stunden Freiflug proTag, versteht sich. Für jedes weiterePärchen ist der Platz entsprechendhochzurechnen, und grundsätzlich

gilt: Je geräumiger dieUnterbringung der Vögel,desto besser.

Für jeden eineSchaukel

Die meisten Wellensittichelieben es, nachts auf einerSchaukel zu schlafen. Da-her sollte für jedes Tiereines Schwarms mindes-tens eine Schaukel vor-handen sein. Im Idealfallwerden sie alle auf dersel-ben Höhe angebracht, daandernfalls um die amhöchsten gelegene Schau-kel permanent gestrittenwird. Das Gleiche gilt fürSitzäste, auf denen dieTiere schlafen oder sichtagsüber aufhalten – auchim Freiflugzimmer. Jehöher diese Sitzgelegen-heiten angebracht sind,desto begehrter sind sieund desto mehr Konflikt-potenzial bieten sie auch.Mobbing muss erst garnicht aufkommen, wenneine ausreichende Mengeattraktiver Sitzplätze vor-handen ist.

Um die besten Positionen anFressnäpfen entbrennt unterden Wellensittichen ebenfalls

häufig Streit, der in systematischemMobbing gipfeln kann. Ausreichendgroße Näpfe oder mehrere Futter-plätze bereitzuhalten, ist folglicheine sinnvolle Überlegung. Das giltsogar für die Paarhaltung, dennobwohl manche Vögel eine rechtharmonische Beziehung mit ihremPartner führen, verjagen sie ihntrotzdem ständig vom Napf. Fo

tos:

G. S

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„Torben“schleicht

sich an

Wieder einmalversucht der

männliche Wel-lensittich, dasWeibchen „Hi-malia“ zu schi-

kanieren. Diesehat schon eineFluchtrichtungins Auge fasst,weil sie perma-

nent von ihmbedrängt wird.

Torbens undHimalias Ge-

schichte findenSie detailliert

als Fallbeispielauf Seite 12.

Auch der Vogelauf dem Bild

rechts ist Opfereiner Mobbing-Attacke gewor-

den. Deutlich zusehen ist die

blutende Wun-de am Schnabel.

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Wenn die Hormoneverrückt spielen

Das gesamte Jahr über können Wel-lensittiche in Brutstimmung geraten.Die Männchen umwerben ihre Part-nerin sehr stark und verteidigen siegegen andere Männchen. Dies kanneine Menge Konfliktpotenzial ber-gen, da eifersüchtige Männchen aus-gesprochen ruppig werden können.Es kommt durchaus vor, dass ein(vermeintlicher) Rivale immer wie-der traktiert wird. Handelt es sichzum Beispiel um einen älteren Wel-lensittich, der im Grunde gar keineEinmischung im Sinn hat, sonderneinfach nur auf seinem Lieblings-platz sitzen möchte, welcher sichwiederum zufälligerweise in derNähe des Weibchens befindet, kanndessen Partner hartnäckig beißen unddem älteren Vogel schwer zusetzen.

Noch heftiger geht es zur Sache,wenn ein Weibchen, das sich inBrutstimmung befindet, einen Art-genossen mobbt. Weil das Weibcheninstinktiv auf die Verteidigung desNistplatzes und des Nachwuchseseingestellt ist, verhält es sich extremaggressiv. Aus dem ansonsten fürden betroffenen Vogel lediglichunangenehmen Mobbing kann dannschnell eine gefährliche Situationwerden. Mitunter sind die Attackendermaßen stark, dass das Opferschwere Verletzungen davonträgtoder gar tödlich verletzt wird.

Daher ist allergrößte Vorsicht gebo-ten, wenn sich im Schwarm gehalte-ne Wellensittiche in Brutstimmungbefinden. WerZuchtambitio-nen hat, sollteseine Brutpaareabtrennen. Fallsein Halter kei-nen Vogelnach-wuchs wünscht,die Wellensitti-che aber trotzdemin Brutstimmunggeraten sind unde n t s p r e c h e n daggressiv reagie-ren, sollte für einekonsequente Ver-kürzung der Tages-länge auf maximalzehn bis elf Stundengesorgt werden. Die

restliche Zeit sollten die Tiere dun-kel gehalten werden und schlafen.Durch diese Maßnahme lassen sichdie Hormone der Vögel häufig rela-tiv schnell wieder auf ein normalesNiveau bringen; die Brutstimmungsollte nach kurzer Zeit nachlassenund die Wellensittiche wieder fried-licher werden.

Abgeben kann eineLösung sein

Für viele Vogelbesitzer ist esundenkbar, sich von einem ge-liebten Tier zu trennen.

Kommt es jedoch wiederholt zuÜbergriffen auf einen Wellensittich,muss er wie bereits weiter obenerwähnt separat untergebracht wer-den. Manchmal lassen die räumli-chen Gegebenheiten das allerdingsnicht zu, und dem Halter bleibt dannnichts anderes übrig, als das Mob-bingopfer oder den Angreifer (gege-benenfalls inklusive des jeweiligenfesten Partners, sofern vorhanden) inein anderes Zuhause zu vermitteln.Das Abgeben eines Vogels kann fürdiesen unter Umständen der einzigeAusweg aus einer außerordentlichbelastenden Situation sein. Es istwichtig, dem betroffenen Vogel zuhelfen, auch wenn dies bedeutet,dass man sich von ihm trennenmuss. Das Fallbeispiel auf Seite 12schildert eine entsprechende Situati-on, in der es keine andere sinnvolleLösung für den entstandenen Mob-bing-Konflikt gegeben hat.

Lösung nach Plan

Eine Pauschallösung gibt es fürMobbingfälle unter Wellensittichennicht. Der Halter muss jeden Einzel-fall genau analysieren und die dar-auf abgestimmte ideale Lösung fin-den. Oft ist dies sehr schwierig, sodass es sinnvoll sein kann, sich Ratbei einem auf die Behandlung vonVögeln spezialisierten Tierarzt odereinem Experten für das Verhaltender kleinen Papageien zu holen. Dasmag seltsam klingen, aber solcheAußenstehenden können oft Denk-

anstöße geben, mit de-ren Hilfe sich die Hal-tungsbedingungen soändern lassen, dassdas Leben für alleSchwarmmitgliederwieder lebenswertwird. Mobbing istdann häufig schnellkein Thema mehr.

(Gaby Schu-lemann-Maier)

Zierlich,aber nichtharmlos!

Wellensittich-weibchen„Himalia“ hatdas aufdring-liche Männchen„Torben“ beina-he tot gebissen.

Verschreckt undin geduckterHaltung behältdieses Wellen-sitichweibcheneinen Artgenos-sen im Blick,der sie regel-mäßig ärgert(Bild links).

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Das Wellensittichmännchen„Torben“ hatte keinen gutenStart ins Leben. Sein erster

Besitzer konnte nicht viel mit ihmanfangen und wollte dem flugbe-hinderten Vogel wohl auch nicht ge-recht werden. So landete der türkisgefärbte Sittich im Tierheim. Vondort aus wurde er in einen Vogel-schwarm vermittelt, der in einemVogelzimmer lebte, das wiederumauf die Bedürfnisse gehandicapterVögel zugeschnitten war. Doch waszunächst nach einem Glücksfallaussah, hat dem jungen Männ-chen trotzdem nicht geholfen,denn Torben hatte großeSchwierigkeiten, sowohl indem Vogelzimmer als auchmit den Artgenossen zurecht-zukommen; er wurde mit derZeit immer schreckhafter. Sei-ne Besitzerin erkannte dieNotsituation und vermittelteihn schon bald in ein anderesbehindertengerechtes Zuhau-se, in dem weniger Wellensit-tiche als bei ihr lebten.

Dort angekommen, wendetesich das Blatt für Torben zu-nächst. Die kleinere und ansich sehr freundliche Wellen-sittichgruppe nahm ihn quasi„mit offenen Flügeln“ in ihreGemeinschaft auf. SeinemSelbstbewusstsein tat dies gut,und mit der Zeit wurde ausihm ein agiler, selbstsichererVogelmann. Auch seine Flug-fähigkeit erlangte er erstaunli-cherweise zurück. Nach einerWeile verliebte er sich in einWeibchen namens „Himalia“,das jedoch zu diesem Zeit-punkt bereits einen festenPartner hatte, „Speedy“. An-fangs attackierte Torben sei-nen Kontrahenten immer wieder.Speedy, der einen ganzen Kopfgrößer war als Torben und sich die-ser Tatsache offenbar auch bewusst,wehrte sich zu Beginn nur sehrhalbherzig, weil er ausgesprochenfriedfertig war. Zweimal riss Torbendem besonnenen Speedy im KampfFedern aus, und erst dann platzte

dem Angegriffenen der Kragen; erverletzte den mobbenden Torben nunmit gezielten Bissen in die Füße.

Als Torben nach einigen Tagen imKrankenkäfig ins Vogelzimmer zu-rückkehrte, ging er sofort wiederdazu über, Himalia zu umwerben –natürlich sehr zum Missfallen vonSpeedy. Die beiden Männchen la-gen sich daraufhin ständig in denHaaren. Blut floss zwar nicht mehr,weil Torben gelernt hatte, Speedynicht übermäßig zu reizen, doch die

Situation war alles andere als ent-spannt.

Bereits zu diesem Zeitpunkt über-legte die Halterin, wie sie die Lageentschärfen könnte, als urplötzlichder umworbenen Himalia der Ge-duldsfaden riss. Obwohl sie sehrviel zierlicher war als Torben, ver-

letzte sie ihn bei einem gezielten,sehr brutalen Angriff innerhalb vonSekunden lebensgefährlich. Torbenwäre beinahe verblutet, und einTierarzt musste seine gravierendenVerletzungen behandeln.

Wieder war Torben in einem Kran-kenkäfig untergebracht, der sichaußerhalb des Vogelzimmers be-fand. Einmal gelang es Speedy je-doch, in jenes Nachbarzimmer zuentwischen. Vom Dach des Kran-kenkäfigs aus hackte er in Richtung

Torben, derweil Himaliaebenfalls versuchte, insNachbarzimmer zu gelangen.Seit ihrem Übergriff schie-nen alle Hemmungen von ihrund ihrem Partner abgefallenzu sein, beide wollten Tor-ben permanent angreifen.

In dieser festgefahrenenSituation gab es nachTorbens Genesung nur

eine Möglichkeit: Er brauch-te ein neues Zuhause, dennwäre er erneut in das Vogel-zimmer gebracht worden,hätten vermutlich sowohlSpeedy als auch Himalia so-fort neue Mobbing-Attackengestartet, die dann sehrwahrscheinlich tödlich aus-gegangen wären. Für Torbengab es in seinem neuen Zu-hause – er zog übrigens zu-rück in das erste behinder-tengerechte Vogelheim – einHappy End. Es dauerte nurein paar Tage, bis er dasHerz einer flugbehindertenVogeldame erobern konnte,mit der er dann lange Zeitglücklich und harmonischzusammenlebte.

Dieses Fallbeispiel zeigt, wie einmobbender Vogel, der sich in eineBeziehung einmischt, schnell zumOpfer werden und in tödlicheGefahr geraten kann – nämlichdann, wenn er zwei eifersüchtige,durch vorherige Angriffe sehr starkgereizte Vögel zum Gegner hat.

(Gaby Schulemann-Maier)

Torben – vom Täter zum Opfer und dann ins Happy End.Ein Fallbeispiel zum Thema Mobbing bei Wellensittichen

Ärger imWellen-sittich-

paradies

Weil „Torben“andere Wellen-sittiche zu sehr

gemobbt hat,haben sich

diese gewehrt –der „Täter“ istletztlich selbstzum Mobbing-

opfer gewor-den, wie man

an seiner Kopf-verletzung sieht.

Foto

: G. S

chul

eman

n-M

aier