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This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution 4.0 International License. Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschung in Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht: Creative Commons Namensnennung 4.0 Lizenz. Synthese, Kristallstrukturen und thermisches Verhalten von (trienH2)[Mn(H20)3X3]X • H20 (X=Cl,Br)* Synthesis, Crystal Structures and Thermal Behavior of (trienH2 )[Mn(H2 0) 3X3]X • H20 (X=Cl,Br) Michael Feista, Sergej Trojanov3, Anja Stiewe3, Erhard Kemnitz3’**, Ralf Kunzeb aInstitut für Chemie der Humboldt-Universität zu Berlin, Hessische Straße 1-2, D - 10115 Berlin bBundesanstalt für Materialforschung und -prüfung. Unter den Eichen 87, D-12205 Berlin Z. Naturforsch. 52 b, 1094-1102 (1997); eingegangen am 12. Mai 1997 Triethylenediammonium Triaquatrichloromanganate(II) Chloride Monohydrate, Triethylene- diammonium Triaquatribromomanganate(II) Bromide Monohydrate, Crystal Structures, Hy drogen Bonding, Thermal Analysis, DTA-TG, TG-MS The compounds (trienH2)[Mn(H20 )3X3]X • H20 (X = Cl,Br) crystallize at room tempera ture from equimolar solutions of triethylenediamine and MnX2 • 4 H20 in 3M HX in the orthorhombic space group P2,2,2, with a =6.828( 1), b =12.128(2), c =18.367(4) A, Z=4 for the chloride, and a =7.001 (1), b = 12.651 (3), c = 18.885(4) A, Z=4 for the bromide, respectively. Both structures contain cations (trienH2)~+, complex octahedral anions [Mn(H20 )3X3]_, isolated halide ions and water molecules. The thermal behavior has been investigated on the basis of conventional thermoanalytical as well as TG-MS techniques. The thermal decomposition proceeeds in three stages, i.e. the dehydration forming (trienH2)[MnX4], a phase transition of the tetrahalomanganates(II), and, finally, their decomposition which is influenced by the nature of the atmosphere. The dehydration step is reversible. Einleitung In der Substanzklasse der Chlorometallate mit Triethylendiammonium-Kationen weisen Verbin dungen des Typs (trienH2 )[CoCl4] die einfachsten Kristallstrukturen auf. In ihnen liegen tetraedrische [CoCl4]~-Anionen und (trienH2)2+-Kationen vor, deren Zusammenhalt durch Wasserstoffbrückenbin- dungen verstärkt wird. Dem einfachen strukturellen Aufbau entspricht auch ein einfacher Verlauf der thermischen Zersetzung, welcher bei völligem Aus schluß von Sauerstoff erwartungsgemäß nur durch die Freisetzung des flüchtigen Base-Hydrochlorids unter Bildung von zunächst amorphem CoCl2 be schrieben werden kann [ 1 ], Dagegen weist (trienH2 ) 2 [(FeCl4 ) 2(^-C 2 04)] • 2 H20 , dessen Struktur nicht wesentlich komplizier ter ist, weil ebenfalls ein diskreter Anionenkomplex vorliegt [2], einen anderen Zersetzungsverlauf auf. * 6. Mitt. über Halogenometallate von Übergangsele menten mit Kationen stickstoffhaltiger heterocyclischer Basen, 5. Mitt.: [ 1]. ** Sonderdruckanforderungen an Prof. Dr. E. Kemnitz. Er wird - nach der Dehydratation - vom Zerfall des komplexen Anions selbst bestimmt, was zu simul taner Freisetzung von CO, C 0 2 und HCl führt, ohne daß es bereits zum Angriff des organischen Kations kommt. Dieser setzt erst im nachfolgenden dritten Zersetzungsschritt ein, welcher u.a. auch zu erneu ter Wasserbildung aus den Intermediaten führt, was mit simultanen TG-MS-Messungen gut zu verfol gen war [3], Wir wollten nun den Anioneneinfluß auf die ther mische Zersetzung am Beispiel eines Aquachlo- rometallats und/oder eines Chlorometallat-Hydrats untersuchen und fanden bei der Strukturaufklärung unserer zunächst als (trienH2 )[MnX4] • 4 H20 (X = Cl,Br) angesehenen Syntheseprodukte, daß diese in Wirklichkeit als (trienH2 )[Mn(H2 0) 3 X 3]X • H20 vorliegen und damit beide Funktionen glei chermaßen enthalten. Entgegen unserer Erwar tung wird aber auch hier ein relativ einfacher Zersetzungsverlauf gefunden, der trotz Sauerstoff- Koordination des Metalls nicht zur Pyrohydrolyse führt und auch keine Unterscheidung der strukturell ganz unterschiedlichen Wassermoleküle erlaubt. Im folgenden beschreiben wir beide Kristallstrukturen 0939-5075/97/0900-1094 5 06.00 (c) 1997 Verlag der Zeitschrift für Naturforschung. All rights reserved. K

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This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution4.0 International License.

Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschungin Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung derWissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht:Creative Commons Namensnennung 4.0 Lizenz.

Synthese, Kristallstrukturen und thermisches Verhalten von (trienH2)[Mn(H20)3X3]X • H20 (X=Cl,Br)*Synthesis, Crystal Structures and Thermal Behavior of (trienH2)[Mn(H20 ) 3X 3]X • H20 (X=Cl,Br)Michael Feista, Sergej Trojanov3, Anja Stiewe3, Erhard Kemnitz3’**, Ralf KunzebaInstitut für Chemie der Humboldt-Universität zu Berlin,Hessische Straße 1-2, D - 10115 Berlin

bBundesanstalt für Materialforschung und -prüfung. Unter den Eichen 87, D -12205 Berlin

Z. Naturforsch. 52 b, 1094-1102 (1997); eingegangen am 12. Mai 1997Triethylenediammonium Triaquatrichloromanganate(II) Chloride Monohydrate, Triethylene- diammonium Triaquatribromomanganate(II) Bromide Monohydrate, Crystal Structures, Hy­drogen Bonding, Thermal Analysis, DTA-TG, TG-MS

The compounds (trienH2)[Mn(H20 ) 3X3]X • H20 (X = Cl,Br) crystallize at room tempera­ture from equimolar solutions of triethylenediamine and MnX2 • 4 H20 in 3M HX in the orthorhombic space group P 2 ,2,2, with a =6.828( 1), b =12.128(2), c =18.367(4) A, Z=4 for the chloride, and a =7.001 (1), b = 12.651 (3), c = 18.885(4) A, Z=4 for the bromide, respectively. Both structures contain cations (trienH2)~+, complex octahedral anions [Mn(H20 ) 3X3]_ , isolated halide ions and water molecules. The thermal behavior has been investigated on the basis of conventional thermoanalytical as well as TG-MS techniques. The thermal decomposition proceeeds in three stages, i.e. the dehydration forming (trienH2)[MnX4], a phase transition of the tetrahalomanganates(II), and, finally, their decomposition which is influenced by the nature of the atmosphere. The dehydration step is reversible.

E in le itu n g

In der Substanzklasse der Chlorometallate mit Triethylendiammonium-Kationen weisen Verbin­dungen des Typs (trienH2)[CoCl4] die einfachsten Kristallstrukturen auf. In ihnen liegen tetraedrische [CoCl4]~-Anionen und (trienH2)2+-Kationen vor, deren Zusammenhalt durch Wasserstoffbrückenbin- dungen verstärkt wird. Dem einfachen strukturellen Aufbau entspricht auch ein einfacher Verlauf der thermischen Zersetzung, welcher bei völligem Aus­schluß von Sauerstoff erwartungsgemäß nur durch die Freisetzung des flüchtigen Base-Hydrochlorids unter Bildung von zunächst amorphem CoCl2 be­schrieben werden kann [ 1 ],

Dagegen weist (trienH2)2 [(FeCl4 )2(^-C20 4)] • 2 H20 , dessen Struktur nicht wesentlich komplizier­ter ist, weil ebenfalls ein diskreter Anionenkomplex vorliegt [2], einen anderen Zersetzungsverlauf auf.

* 6. Mitt. über Halogenometallate von Übergangsele­menten mit Kationen stickstoffhaltiger heterocyclischer Basen, 5. Mitt.: [ 1 ].** Sonderdruckanforderungen an Prof. Dr. E. Kemnitz.

Er wird - nach der Dehydratation - vom Zerfall des komplexen Anions selbst bestimmt, was zu simul­taner Freisetzung von CO, C 0 2 und HCl führt, ohne daß es bereits zum Angriff des organischen Kations kommt. Dieser setzt erst im nachfolgenden dritten Zersetzungsschritt ein, welcher u.a. auch zu erneu­ter Wasserbildung aus den Intermediaten führt, was mit simultanen TG-MS-Messungen gut zu verfol­gen war [3],

Wir wollten nun den Anioneneinfluß auf die ther­mische Zersetzung am Beispiel eines Aquachlo- rometallats und/oder eines Chlorometallat-Hydrats untersuchen und fanden bei der Strukturaufklärung unserer zunächst als (trienH2 )[MnX4] • 4 H20 (X = Cl,Br) angesehenen Syntheseprodukte, daß diese in Wirklichkeit als (trienH2)[Mn(H20 ) 3X 3]X• H20 vorliegen und damit beide Funktionen glei­chermaßen enthalten. Entgegen unserer Erwar­tung wird aber auch hier ein relativ einfacher Zersetzungsverlauf gefunden, der trotz Sauerstoff- Koordination des Metalls nicht zur Pyrohydrolyse führt und auch keine Unterscheidung der strukturell ganz unterschiedlichen Wassermoleküle erlaubt. Im folgenden beschreiben wir beide Kristallstrukturen

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Tab. I Kristallographische Daten für (trienH2)[Mn(H20)3Cl3]Cl • H20 (I) und (trienH2)[Mn(H20 ) 3Br3]Br • H20 (II).

Verbindung I II

Summenformel C6H ,2N,Cl40 4Mn C6Hi-)N9Br40 4MnM [gm ol-1 ] 383,00 560,84Kristallsystem orthorhombisch orthorhombischRaumgruppe P2, 2, 2, P2] 2, 2,* [Al 6,828(1) 7,001(1)M A] 12,128(2) 12,651(3)c [A l 18,367(4) 18,885(4)V [A3] 1521,0(5) 1672,6(4)Z 4 4P b er [ g C m - 3 ] 1,673 2,227Kristallabmessungen [mm] 0,3 x 0,4 x 0,1 0,4 x 0,4 x 0,5 (Kapillare)Meßtemperatur [K] ß [mm- ]

188 2981,574 10,35

Maximale 2 0 -Werte [°] 54 60Anzahl gemessener Reflexe 1949 3864davon symmetrieunabhängig 1926 3560Anzahl der Reflexe mit I > 2cr(I) 1731 3086Parameterzahl 226 165wR-, 0,077 0,143/?, (I > 2cr(I)) 0,033 0,068^ P m i n l -A P m a x [C-A ] -0,687 / 0,439 -1,100/ 1,377Absolutstrukturparameter 0,03(3) 0,04(3)

und diskutieren anschließend die Ergebnisse simul- tanthermoanalytischer Untersuchungen.

Experimentelles

Synthese. 40 mmol (4,487 g) Triethylendiamin (Merck-Schuchhardt, Nr. 803456) werden in 40 ml 3 M HX (X = Cl,Br) gelöst, auf dem Wasserbad auf etwa 70°C erwärmt und mit einer ebenso heißen Lösung der äqui- molaren Menge MnX2 • 4 H20 (Aldrich) in 20-40 ml 3 M HX versetzt. Die Reaktionslösung wird einige Minuten gerührt und dann heiß filtriert. Anschließend läßt man bei R. T. abkühlen und kristallisieren. Die Produkte können aus 3 M HX umkristallisiert werden. Die abgetrennten, an der Luft getrockneten blass-rosa Kristalle sind nadel- oder blockförmig und verwittern bei R. T. nicht; geringfügiges Erwärmen führt aber sogleich zum Wasserverlust. Die chemische Analytik erfolgte wie in [4] beschrieben. C6H22N2MnCl40 4 , M = 383,00 g • m o l '1 Ber. C 18,81 H 5,80 N 7.32 Cl 37,02 H ,0 18,81 %, Gef. C 18,7 H 5,7 N 7,3 Cl 36,1 H20 18,8 %.

C6H22N2MnBr40 4 , M = 560,84 g • m ol-1Ber. C 12,85 H 3,96 N 5.00 Br 56,98 H20 12,84%,Gef. C 12,9 H 3,9 N 5,2 Br 56,1 H20 11,3%.

Strukturbestimmung. Zur Strukturbestimmung wurden geeignete Kristalle unter dem Mikroskop ausgewählt und im polarisierten Licht geprüft. Die Bestimmung der

Gitterkonstanten und die Intensitätsmessungen zur Kri­stallstrukturanalyse erfolgten in Glaskapillaren bei 188 bzw. 298 K (Tab. I) mit dem Vierkreisdiffraktometer STADI-4 (STOE & Cie. GmbH, Darmstadt) unter Ver­wendung eines Graphit-Monochromators und M oK a- Strahlung (A=0,7107 A). Die Gitterkonstanten wurden aus den Winkellagen von je 20 auf dem Diffraktome­ter zentrierten Reflexen ermittelt und nach der Methode der kleinsten Quadrate verfeinert. Die Reflexe wurden nach der u;/26>-Scan-Methode vermessen. Die empiri­sche Absorptionskorrektur für die Bromverbindung er­folgte mittels Psi-Scan für vier Reflexe. Weitere Angaben zur Strukturanalyse sowie die Kristalldaten sind in Tab. I zusammengefaßt. Die Strukturen wurden unter Verwen­dung des Programms SHELXS-86 [5] mittels direkter Methoden gelöst und mit dem Programm SHELXL-93[6] verfeinert. Alle Nicht-Wasserstoffatome wurden an­isotrop verfeinert. Die Wasserstoffpositionen wurden für die Chlorverbindung durch Differenz-Fourier-Synthese gefunden; für das Bromid gelang das nur bei 3 der 8 Wasserstoffatome von H20 . Für die C-gebundenen Was­serstoffatome des Kations wurden sie geometrisch be­rechnet. Nur für die Chlorverbindung konnten alle Lage­parameter der Wasserstoffatome frei verfeinert werden. Bei der Verfeinerung der thermischen Parameter wurden für beide Strukturen außer den frei verfeinerbaren N- gebundenen drei weitere verschiedene Arten von Wasser-

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Tab. II. Ausgewählte Bindungsabstände (Ä) und Bin­dungswinkel (°) für die Strukturen von (trienH2)[Mn(H20 ) 3Cl3]Cl • H20 (I) und (trienH2)[Mn(H20 ) 3Br3]Br • H20 (II).

I II

M n-O(l) 2,172(3) M n-O(l) 2,18(1)M n-0(2) 2,184(3) M n-0(2) 2,18(1)M n-0(3) 2,194(3) M n-0(3) 2,18(1)M n-Cl(l) 2,550(1) M n-Br(l) 2,688(3)Mn-Cl(2) 2,527(1) Mn-Br(2) 2,681(3)Mn-Cl(3) 2,550(1) Mn-Br(3) 2,697(2)0(1)-H(15) 0,73(6)0(1)-H(16) 0,86(7)0(2)-H(17) 0,95(6)0(2)-H(18) 0,59(6)0(3)-H(19) 0,94(6)0(3)-H(20) 0,76(7)0(4)-H(21) 0,96(7)0(4)-H(22) 0,72(7)0 (l)-M n -0 (2 ) 87,4(1) 0 (l)-M n -0 (2 ) 87,5(4)0 (l)-M n -0 (3 ) 87,6(1) 0 (l)-M n -0 (3 ) 89,9(4)0(2)-M n-0(3) 174,7(1) 0(2)-M n-0(3) 176,5(4)0(1)-M n-C l(l) 86,7(1) 0(1)-M n-B r(l) 86,7(3)0(1)-M n-Cl(2) 87,8(1) 0(1)-M n-Br(2) 87,2(3)0(1)-M n-Cl(3) 174,0(1) 0(1)-M n-Br(3) 174,5(3)0(2)-M n-Cl(2) 90,6(1) 0(2)-M n-Br(2) 91,0(3)0(2)-M n-Cl(3) 86,6(9) 0(2)-M n-Br(3) 87,0(3)0(3)-M n-Cl(2) 91,0(1) 0(3)-M n-Br(2) 91,2(3)Cl(2)-Mn-Cl(3) 92,1(4) Br(2)-Mn-Br(3) 92,55(8)0(2)-M n-C l(l) 92,3(1) 0(2)-M n-B r(l) 91,6(3)0(3)-M n-C l(l) 85,6(1) 0(3)-M n-B r(l) 86,0(3)0(3)-M n-Cl(3) 98,4(1) 0(3)-M n-Br(3) 95,6(3)Cl(2)-M n-Cl(l) 173,66(4) Br(2)-M n-Br(l) 173,31(9)Cl(3)-M n-Cl(l) 93,66(4) Br(3)-M n-Br(l) 93,77(8)

Stoffatomen zugrundegelegt (C-H. 0 -H koord, 0 -H hydr) und innerhalb der jeweiligen Kategorie als gleich angenom­men. Die Koordinaten für das Chlorid und das isotype Bromid sind nicht identisch, weil zwei zueinander enan- tiomorphe Kristalle von Chlorid und Bromid zur Mes­sung entnommen worden waren. Ausgewählte Bindungs­abstände und Bindungswinkel sind in Tab. II zusammen­gefaßt. Weitere Einzelheiten zu den Kristallstrukturana­lysen können beim Fachinformationszentrum Karlsruhe, D-76344 Eggenstein-Leopoldshafen, unter Angabe der Hinterlegungsnummern CSD-406889 (X=C1) und CSD- 406890 (X=Br) angefordert werden.

Thermische Analyse. Die Verbindungen wurden zunächst mit einem herkömmlichen Simultanthermoana- lysator (T, DTA, TG, DTG) vermessen. Diesen Über­sichtsaufnahmen (Auswertung und Bezeichnung der Meßwerte Ton, Tone\ Tp, _Am nach [7]) wurden geeig­nete, charakteristische Temperaturen für separate Tem­perversuche entnommen, welche im Strömungsrohr in

Abb. 1. Projektion der Struktur von (trienH2)[Mn(H20 ) 3Cl3]Cl • H20 in jr-Richtung [Was- serstoffbrückenbindungen gestrichelt; gegabelte Brücke punktiert (siehe Diskussion im Text)].

getrocknetem Argon oder in Luft durchgeführt wurden. Mit diesen Proben wurden die chemisch-analytischen, röntgenographischen und spektroskopischen Untersu­chungen vorgenommen, um die Natur der thermischen Effekte in den STA-Kurven aufzuklären. Die gegenseitige Übertragbarkeit quantitativer Daten aus STA-Messungen (m ~ 10 mg) und aus quasi-präparativen Versuchen im Strömungsrohr (m ~ 500 mg) ist wegen des Einflus­ses der oft unterschiedlichen intergranularen Verhältnisse auf die Diffusionsvorgänge in und an der festen Pha­se nicht a priori gegeben und bedarf zusätzlicher ana­lytischer Kontrolle. Zur sicheren chemischen Interpre­tation wurden parallel dazu TG-MS-Messungen durch­geführt, wobei die unterschiedlichen thermoanalytischen Meßsysteme gut übereinstimmende Daten ergaben.

Apparatives. NETZSCH STA 429, Mini-Probenträger- system mit Thermoelementen Pt/PtRhl0, Referenzsub­stanz q -A120 3. Pt-Tiegel, Spülgase Argon oder Luft 100 ml/min, ß = 5K/min, Probenmasse 6-15 mg; SEIKO TG-DTA-220 gekoppelt mit QMG 421 C (Balzers) über geheizte Kieselglaskapillare (100°C), Spülgase Helium, Stickstoff oder Luft 200 ml/min. ß = 10 K/min, Pro­benmasse 5-10 mg; Messung der Intensitäten des Ionen­stroms (IC) für bestimmte charakteristische Fragmente im multiple ion detection mode(MID) nach vorheriger Messung im bargraph mode, in welchem ein vorgegebe­nes Intervall von Massenzahlen (z.B. m/e 8 . . . 120) verfolgt worden war; Röntgenpulverdiffraktometer HZG 4 (Frei­berger Präzisionsmechanik).

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Ergebnisse und Diskussion

(trienH2)[Mn(H20 ) 3Cl3]C l ■ H2Ö

Die Struktur, deren Projektion in x-Richtung Abb. 1 zeigt, besteht aus den Kationen (trienH2)2+, komplexen Anionen [Mn(H20 ) 3Cl3]~, isolierten Chloridionen und Hydratwasser. Alle Atomabstände innerhalb des Kations liegen im nor­malen Bereich, der für diese Bindungen erwar­tet wird: C-C 1,52... 1,53; N-C 1,49... 1,51; C-H0,91... 1,01; N-H 0,76...0,78 Ä; Gleiches gilt für die Bindungswinkel. Das als m er-Isomer vorliegende Anion (Abb. 2) weist nur eine geringfügige Diffe­renzierung der Atomabstände auf (Tab. II).

Abb. 2. Struktur des komplexen Anions [Mn(H20 ) 3Cl3] .

Das Anion [Mn(H20 ) 3Cl3]~ stellt für sich ge­nommen keine Besonderheit dar (vgl. z.B. das ho­mologe Ruthenat(II) [8 ]), es ist aber untypisch für die Strukturchemie der Aquachloromangana- te(II) [9]. Hier treten vorwiegend Diaquakomple- xe auf, und je nach Chloridangebot kommt es entweder zur Ausbildung diskreter Anionenkom- plexe, z.B. [Mn(H20 ) 2Cl4]2- in M!2MnCl4 • 2 H20 (M=K,Rb,Cs) [10], oder zu der bekannten Vielfalt von Verknüpfungsvarianten bei Ketten­oder Schichtenbildung, die zudem vom Substitu­tionsort der Wassermoleküle und vom Kationen­typ beeinflußt werden. In einigen Fällen werden die verschiedenen Typen als Modifikationen ein und derselben Verbindung realisiert, so im Falle von RbMnCl3 • 2 H20 , dessen a-Modifikation über Cl-Spitzen verknüpfte Zickzack-Ketten von ds-[M n(H 20 ) 2Cl4] enthält, während in der ß - Modifikation durch die rra«s-Stellung der Wasser­moleküle die Kantenverknüpfung erleichtert und damit die Bildung zweikemiger Anionenkomplexe [Mn2Cl6(H7 0 ) 4]2~ möglich wird. Beide Modifika­tionen sind reversibel ineinander umwandelbar [ 1 1 ].

Tab. III. Atomabstände (Ä) und Bindungswinkel (°) für das System von Wasserstoffbrückenbindungen in (trienH2)[Mn(H20 ) 3Cl3]Cl • H20 .

X-H • Y d(X- • -Y) d(H---Y) w (X-H- • Y)

N (l)-H (l)- • •Cl(2) 3,144 2,457 148N(2)-H(2)-- •Cl(l) 3,072 2,395 1480(1)-H(16)- • -Cl(4) 3,162 2,326 1630(1)-H(15)- • 0 (4) 2,830 2,108 1720(2)-H(17)- • -CI(4) 3,067 2,137 1670(2)-H(18)- • Cl(3) 3,124 2,538 1730(3)-H(19)- • -Cl(4) 3,074 2,150 1680(3)-H(20)- • Cl(3) 3,280 2,531 1680(4)-H(21). • 0 (2) 2,888 2,060 1440(4)-H(22)- •C l( l) 3,535 2,976 1360(4)-H(22)- • 0 ( 3 ) 3,139 2,527 144

In unserem Falle überrascht, daß ein noch was­serreicherer Komplex bevorzugt wird, denn wie in den zuvor zitierten Fällen, in denen zwei Wasser­moleküle an der Metallkoordination teilhaben, wird auch hier aus wässerigem oder verdünnt mineral­saurem Milieu isoliert. Auch die Wahl des Kations scheint zunächst für die Ausbildung wasserärmerer Komplexe zu sprechen, denn es gelingt z.B. sowohl mit dem verwandten 1,4-Dimethylpiperazinium- Kation [12] als auch mit (trienH2)2+, die wasser­freien, an Luft nicht hydrolisierenden Tetrahaloge- nocobaltate(II) zu isolieren [1]. Offensichtlich über­wiegt für Mn2+ der Anioneneinfluß, und es lassen sich unter sonst gleichen Synthesebedingungen nur Aquachloromanganate(II) isolieren. Damit erschei­nen Literaturangaben zweifelhaft, die über grün gefärbtes (trienH2)MnCl4 berichten [13], welches in gleicher Weise synthetisiert worden und ana­log zu den wenigen bekannten, wasserfreien Te- trabromomanganaten(II) [9] isolierte Tetraeder ent­halten soll. Außerdem wird dort auf der Basis IR- spektroskopischer Befunde besonders auf die Ab­wesenheit von N-H- • -Y-Wasserstoffbrücken hinge­wiesen. Im Unterschied dazu finden wir in den hier vorgestellten Strukturen gerade relativ starke Was­serstoffbrückenbindungen.

Von den zehn O- oder N-gebundenen Wasser­stoffatomen, die in der Struktur vorliegen, sind auch tatsächlich alle in das System der Wasser­stoffbrückenbindungen einbezogen (Tab. III). D ie­se Wechselwirkungen sind an den Atomabständen d(X- • -Y) klar zu erkennen, denn sie liegen z.T. deutlich unterhalb des Wertes, den man für ei­nen minimalen Van-der-Waals-Abstand zwischen

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Abb. 3. TG-MS-Kurven von (trienH2)[Mn(H20)3Cl3]Cl • H20 in Stickstoff für verschiedene Ionenstromempfindlich- keiten (einige IC-Kurven sind mit um den angegebenen Faktor geringerer Empfindlichkeit dargestellt).

Donor X und Akzeptor Y ohne Vorliegen einer Wasserstoffbrücke erwartet (N- • CI 3,30; O • -CI 3,20; O • O 2,80 Ä [14]). Die Atome Cl(4) und 0 (4 ), die beide nicht an der Mangan-Koordination teilhaben, sind auch im Wasserstoffbrückensystem herausgehoben: Cl(4) ist das einzige Atom, das dreifach Akzeptorfunktionen ausübt, darunter den kürzesten O • Cl-Abstand überhaupt ausbildet, und das Atom 0 (4 ) des Hydrat-Wassermoleküls ist das einzige Sauerstoffatom, das neben den beiden Do­norfunktionen auch eine Akzeptorfunktion betätigt. Schließlich läßt sich mit der Beteiligung von 0 (4 ) eine gegabelte Wasserstoffbrücke zu 0 (3 ) und Cl( 1) erkennen; die Wechselwirkungskräfte sind aller­dings gering, denn die relevanten Atomabstände lie­gen an der äußersten Grenze des Erwartungsberei­ches, und die resultierende Geometrie der Brücke ist stark verzerrt. Schließlich finden sich in der Struk­tur einige verkürzte Atomabstände C • CI, die für C-H • Cl-Brücken sprechen könnten.

(tr ienH 2)[M n(H 20 ) 3iBrTi]Br- H ^O

Alle für die Chlorverbindung diskutierten struk­turellen Details gelten qualitativ ebenso für die Bromverbindung, auch wenn die Präzision der

Abstandsbestimmung für Mn-O und Mn-Br et­wa dreifach schlechter ist. Das gilt auch für das Wasserstoffbrückensystem, das dieselben verkürz­ten Abstände d(X- • Y) aufweist, nur sind sie dem Radienunterschied Chlorid/Bromid entsprechend größer. Ein detaillierter Vergleich mit dem Chlo­rid mußte aber unterbleiben, da die Wasserstoff­positionen nur berechnet worden waren. Im okta­edrischen Anion [Mn(H20 ) 3Br3]~ sind die Mn- O-Abstände innerhalb der Standardabweichungen gleich, während das in trans -Position zu O befindli­che Br(3) relativ zum Chlorid einen etwas längeren als die anderen Mn-Br-Abstände aufweist. Insge­samt entspricht der Unterschied zwischen den mitt­leren Abständen Mn-Br (2,689 A) und den mittleren Abständen Mn-Cl (2,542 Ä) mit Z\ « 0,15 Ä gut der Differenz der Ionenradien für Chlorid und Bromid. Die annähernde Identität der Bindungswinkel im Anionenkomplex zeugt davon, daß keine verstärkte gegenseitige Abstoßung der Bromid-Liganden auf- tritt.Thermisches Verhalten

Für die thermische Zersetzung der Verbindungen (trienH2)[Mn(H20 ) 3X 3]X • H20 (X=Cl,Br) lassen

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Tab. IV. Chemische und röntgenographische Charakterisierung von (trienH2)[Mn(H20)3Cl3]Cl • H20 (I), (trienH2)[MnCl4l (II) und weiteren Temperprodukten in Argon.

% ber.I II 25 °C 170°C

% gef.4d rehydr. 230°C 420°C

c 18,81 23,17 18,7 23,0 18,9 22,8 16,3H,,] 5,80 4,55 5,7 4,6 5,7 4,7 2,5N 7,32 9,01 7,3 9,0 7,5 9,0 2,1Mn 14,34 17,67 13,5 17,5 13,8 17,6 37,2CI 37,02 45,60 36,1 44,7 37,3 44,5 40,3(H20 ) 4 18,81 - 18,8 19,2 18,4[2] - -

Mn : CI XRD

1 : 4 1 : 4 1 : 4,15 I

1 : 3,96 II

1 : 4,19 I

1 : 3,92 II

1 : 1,7[3]

111 Inclusive Protonen des Hydratwassers;[21 gemessen als Massezunahme (vgl. Experimentelles);[3) kein MnCl2, kein Mn, keine Mn-O-Verbindung, schlecht kristallin.

(trienH2)[Mn(H20 )3Cl3]CI -H20

30...70°C ■ 4 H20(ber: 18,81; gef: 18,8%)

ÖC-(trienH2)[MnCl4]

220 °C |

Jb -(trienH2)[MnCl4]

300°C HCl(ber: 9,52; gef: 9,5%)

[trien -HCl -MnClJ

320°C- x(trien - HCl)

(ber: 38,81%, x=l; gef: 29..34%, x~0,7..0,9)

[MnCl2 + (l-x)CcHhN„]

400-600°C '(in Luft) j

V&-Mn20 3

Schema 1.

sich drei Teilschritte separieren, wie dies Schema 1 am Beispiel des Chlorids zeigt: die Entwässerungs­phase, eine nicht näher charakterisierte, irreversible Phasenumwandlung des im ersten Schritt entstande­nen Tetrachloromanganats(II) und schließlich des­sen Zerfall. Nur der letzte Schritt wird von der Gas­atmosphäre beeinflußt; er ist in Inertgas endotherm und in Luft exotherm.

Die Ausgangsphase ist thermisch sehr la­bil; die Dehydratation beginnt unmittelbar nach Heizbeginn1). Sie verläuft auch unter isother­

1 'DTA in Ar für X = CI (hier nicht abgebildet) - Dehydratation: Ton 28°C, Tonex 48°C, Tp 78°C; Phasentransformation: Tonex218°C, Tp 225°C; Zersetzung: Tonex 296°C, Tp 318°C.

men Bedingungen bei 25°C, wenn eine gepulver­te Probe einem getrockneten Inertgasstrom aus­gesetzt wird2). Bei der Entwässerung wird kri­stallines (trienH2)[MnCl4] gebildet, dessen Pulver­diagramm sehr ähnlich dem des (trienH2)lCoCl4] ist [1]. Dieser erste Reaktionsschritt stellt ins­gesamt ein vergleichsweise kompliziertes Reakti­onsgeschehen dar, denn hier verlaufen simultan die Abgabe von Hydratwasser und die Komplex­zersetzung unter Änderung der Metallkoordinati­on. Zwei Beobachtungen sind deshalb hervorzu­heben: Erstens erlaubt der kontinuierliche Verlauf sowohl des DTA-Signals als auch der IC-Kurve für m/e 18 (Abb. 3) entgegen unserer Erwartung keine Differenzierung der strukturell unterschied­lichen Wassermoleküle. Zweitens überrascht, daß Entwässerung und Komplexzersetzung reversibel sind; nach mehreren Tagen der Exposition an der Raumluft zeigen thermisch entwässerte Proben w ie­der das Pulverdiffraktogramm der Ausgangspha­se. Die leichte Umkehrbarkeit solcher Mehrstu­fenreaktionen ist nicht die Regel, dennoch ist sie nicht gänzlich ungewöhnlich. In früheren Unter­suchungen an Cs3 [Fe(H20 )C l5]Cl waren ähnliche

^Üblicherweise wird zum Ausschluß von Sauerstoffspuren der Probenraum des STA-Gerätes vor Meßbeginn entweder evakuiert oder mehrere Stunden mit Inertgas gespült. Deshalb sind STA-Kurven der Titelverbindungen in Inertgas ggf. „un­vollständig“ und zeigen wie Abb. 4 die Dehydratationsstufe ab­geschnitten oder, wie Abb. 5 für das noch empfindlichere Bro­mid, nur die thermischen Phänomene nach der Dehydratation, also die des Tetrabromometallats. Das Vorspülen entfällt bei Auf­nahmen in Luft, und die STA-Messung kann unmittelbar nach Einbringen der Probe gestartet werden, so daß auch die erste Zersetzungsstufe vollständig registriert wird.

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Abb. 4. TG-MS-Kurven von (trienH2)[Mn(H20)3Cl3]Cl • H20 in Luft für verschiedene Ionenstromempfindlichkeiten (vgl. Hinweis zu Abb. 3).

Reaktionszyklen unter Rückbildung der Ausgangs­phase gefunden worden, wobei für einen Teilschritt infolge topotaktischer Edukt-Produkt-Beziehungen besonders günstige Bedingungen Vorlagen [15]. Bis etwa 250°C tritt weder ein weiterer Masseverlust auf, noch ist die schwach endotherme Phasentrans­formation des (trienH2)[MnCl4] pulverdiffraktome- trisch zu interpretieren (nur geringe Änderungen re­lativer Intensitäten).

Das im ersten Schritt gebildete (trienH2)[MnCl4] ist offensichtlich isotyp mit der Cobaltverbindung und weist ein ähnliches, jedoch nicht völlig iden­tisches thermisches Verhalten auf. Auch hier er­folgt stufenweise Deprotonierung des Kations, so daß zwei deutlich getrennte IC-Maxima (bei 310 und 325°C) für die Massenzahlen von HCl (36, 37, 38) registriert werden (Abb. 3). Dem entsprechen auch Teilstufen in den TG-Kurven, wobei aber nur deren erste sinnvoll zu interpretieren ist, denn sie zeigt exakt die Abgabe von 1 Mol HCl an. Die stu­fenweise Deprotonierung des (trienH-,)2+-Kations und die HCl-Abgabe implizieren die Bildung eines Intermediats mit monoprotoniertem Kation, das in

Schema 1 aber nur als Bruttoformel formuliert ist3). Die folgenden Teilschritte sind quantitativ nicht mehr interpretierbar, da sie einander zu stark über­lagern und ein komplexes Reaktionsgeschehen dar­stellen. So sind z.B. die IC-Maxima für die koh­lenstoffhaltigen Fragmente (hier nur 42 gezeigt) zu noch etwas höheren Temperaturen verschoben, als dem zweiten HCl-Peak entspräche. Dies ist nicht unmittelbar erklärbar, denn weder die Base trien noch das Base-Monohydrochlorid sollten ei­ne geringere Flüchtigkeit aufweisen. Offenbar sind es nicht nur einfache Verdampfungsprozesse, die bei der thermischen Zersetzung in nichtoxidieren- der (!) Atmosphäre vorherrschen. Anders als im Fal­le der homologen Cobaltverbindungen [1] gelingt es bei den Halogenomanganaten selbst bei weit­gehendem Ausschluß von Sauerstoffspuren nicht, die maximal möglichen Masseverluste zu erreichen,

3)Tatsächlich sind seit langem ähnliche Komplexe der For­mel [MnCl3(trienH)T]Cl bekannt [ 16], in denen allerdings zwei Kationen vorliegen, welche die Pentakoordination des Metalls über das nichtprotonierte Stickstoffatom ausbilden. Dennoch stützt dies die Annahme monoprotonierter Spezies; sie können natürlich bei anderer Stöchiometrie auch veränderte Stabilität

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100 200 300 400 500 T /°C

10

mmg

200 400 J rc 600

Abb. 5. TG-MS-Kurven von (trienH2)[MnBr4] in Stickstoff, gebildet durch Dehydratation von (trienH2)[Mn(H20)3Br3]Br • H20 (vgl. Erläuterungen in 2) und den Hinweis zu Abb. 3; die IC-Kurven für 42 und 55 sind der besseren Übersichtlichkeit wegen geglättet).

die summarisch der Abgabe von 1 Mol Base- Dihydrochlorid, trien-2HCl, und damit der Bildung von MnCl2 entsprächen. Stets verbleiben im fe­sten Rückstand infolge Pyrolyse gewisse Mengen C- und N-haltiger Produkte. Mit den Ergebnissen sowohl der dynamisch-thermischen Messungen, als auch der separaten Temperversuche (Tab. IV) läßt sich als Zersetzungsprodukt in Inertgas nur ei­ne Mangan(II)-chloridhaltige Mischphase [MnCl2

• (l-jt)CcHhN J (x rü 0,75...0,87) formulieren, wie es Schema 1 zusammenfaßt.

Eine solche Phase ist offensichtlich auch für oxi­dierende Atmosphäre im Niedertemperaturbereich bis 400°C als Intermediat zu formulieren, nur nimmt x noch kleinere Werte an. Dies war auch bei den Co­baltverbindungen so beobachtet worden, und erst bei deutlich höheren Temperaturen kommt es zum vollständigen Herausbrennen der C,H,N-haltigen Komponente (z.B. m/e 44, Abb. 4), was im Fal­le des Chlorids auch bis 600°C noch nicht been­det ist. Der Gesamtmasseverlust geht nun aber über das MnX-,-Niveau hinaus, denn erwartungsgemäß wird Q-M*n90 3 gebildet (für X = Cl ber.: 79,39%, gef.: > 6 8 %; für X = Br ber.: 85,93%, gef.: 84,7%).

In Abb. 4 fällt auf, daß Wasser auch in der zw ei­ten TG-Stufe auftritt, und zudem mit besonders ho­her Ionenstromintensität. Dies erklärt sich zum ei­nen über die Wasserfreisetzung „aus der Tiefe des Korns“ , die oft bei thermischen Zersetzungen von Verbindungen beobachtet wird, die aus wässriger Lösung präpariert worden waren [1, 17]. Außerdem ist die Ionisierungswahrscheinlichkeit der Wasser­molekel im MS besonders hoch, was ebenfalls die IC-Intensitäten erhöht. Hier kommt aber hinzu, daß Wasser in geringem Maße auch sekundär gebil­det wird, und zwar vor allem bei der Oxidation eines Teils des freigesetzten HX zu X 2. Die IC- Intensitäten für molekulares Halogen sind sehr ge­ring, aber ihre Zuordnung ist eindeutig. Sie gelingt durch Analyse des durch die Isotopenhäufigkeit bestimmten Intensitätsverhältnisses entsprechender Massenzahlen (theoretisch für 35C1/37C1 70:72:74 « 10:6:1; für 79Br/81Br 158:160:162 « 1:2:1). Der Intensitätsvergleich für m/e 18 in der zweiten TG- Stufe (Abb. 3 und 4) spricht dafür, daß die oxidie­rende Atmosphäre die Hauptursache für die Bildung von H20 und X 2 ist. Dennoch tritt molekulares Ha­logen bei beiden Verbindungen auch in Stickstoff

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auf (ni/e 70, 72, 74 und 160, 162; Abb. 3, 5), so daß weitere, kompliziertere Redoxreaktionen beim Zerfall des organischen Kations als Quelle zu dis­kutieren sind.

Dank

Frau Margit Baumbach ist für präparative und ana­lytische Assistenz und Herrn Dietmar Neubert für die Durchführung einiger thermoanalytischer Messungen herzlich zu danken. Für finanzielle Unterstützung danken wir der Deutschen Forschungsgemeinschaft sowie dem Fonds der Chemischen Industrie.

[1] M. Feist, R. Kunze, D. Neubert, K. Witke, E. Kem­nitz, J. Therm. Anal. 49. 635 (1997).

[2] M. Feist, S. Troyanov, E. Kemnitz, Inorg. Chem. 35, 3067 (1996).

[3] M. Feist, R. Kunze, E. Kemnitz, 1 Ith Intern. Conf. on Therm. Anal, and Calorim., Philadelphia, USA, (12.-16.8.1996).

[4] M. Feist, S. Trojanov, E. Kemnitz, Z. Naturforsch. 50b, 1 (1995).

[5] G. M. Sheldrick, SHELXS-86, Program for Solution of Crystal Structures from Diffraction Data, Univer­sität Göttingen (1986).

[6] G. M. Sheldrick, SHELXL-93, Program for Crystal Structure Refinement, Universität Göttingen (1993).

[7] G. Lombardi: For Better Thermal Analysis, Special Edn. of the Intern. Confederation for Thermal Ana­lysis, University of Rome (1980).

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